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Die Zukunft, 19. Februar, Jahrg. XXIV, Bd. 94, Nr 20.

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XX1V.Zahrgs Juliusden19.cIfelmmr1916. It.20.

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Maximilian Hardm

TheaterimKrieg ......................... 97

Nachdruck verboten.

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ErscheintjedenSonnabend.

Preis vierteljährlich5 Mark, die einzelne Nummer 50 Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wirhermstraßesa.

1916.

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Berlin, den 19.Februar 19l6.

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Theater im Krieg.

Draußen.

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inenVlick ausdenZustanddesTheatersinden·unsverfein-

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detenLändern. JnEnglandnoch heute, nacheinem Halb- jahrhundert, dieVretterwüste,sdurchdieTaine seufzendschritt.

»DieenglischeKomoedie istverglimmt; nurdiePosseleuchtetnoch hell.DieKatikatur überlebtdie Malerei: dieZeit derReynolds undGainsborough ist dahin,aber wirlachennochüber den Punch.

EnglandsBühneistleerer alsdieirgendeines anderen europäis schenLandes und diegute GesellschafträumtihreSchauspielhäuser demgroßenHausen.Warum? Weil dieGesellschaftsormund die Geistesatt,vonderen Gnade dieBühnegelebthatte,verschwun- densind.DerstrotzendeUeberreichthum blitzschnellauffassender undassoziirenderHirnefandseinennatürlichenAusdruckin einer von redenden MenschendargestelltenHandlungund schufdrum das Vritentheater derRenaissance. DieKomoedie dessieben- zehntenJahrhunderts wurdevon demVedürfnißeinerpolirten Gesellschaft gefördektpdiean höfischeRepräsentationundSchau- stellungihrer Künstegewöhntwar undaufderVühne garzu gern ihreLuxuszimmerundihr zierliches Geschwätzwiederfindenwoll- te. DieHofpracht verbleicht,diemimische Erfindung stockt:mit demwahrenDrama undderwahrenKomoedie istsseitdem aus;

nichtdieBühne istnunihre Stätte, sonderndasBuch.Denn heute lebtman nicht mehr,wieimgesticktenKleiddieHerzogeLudwigs

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desBierzehntenundKarls desZweiten,vorAllerBlicken,sondern inderFamilie oder voreinemArbeitstisch; undinderZeit,wodie bürgerlicheLebensweise diehöfischeabgelösthat,mußderRoman dasTheater ersetzen.«Daßersmüsse,klingtunstollkühn:weilwir wissen,daßersnie können werde; Aber Englandhat sich auchin- diesenAberglauben beschieden.Breit protztdas Theater aufden Märkten;nur seltenfesselt es,füreineWeile,dieernsten Geister.

Shakespeare wirdaufgeführt;in einemStil,der deutschenKindern kindischeWeihnachtstückeschmackhaftmacht. SchöneMenschenin schönemGewand. Ritter,die eineRüstungtragenkönnen,und- Frauen, um die zufechten lohnt.DieAusdrucksfähigkeit gering.

ArchitektursundMalerei prächtig,doch altmodisch;schondie Mei- ningerverstandenesbesser, hatteninderSpielzeugheimath nur dasAuge nichtsoinFreudean zartem Farbenton erzogen wie dieKüstenmenschendesNordwestensDer unsterbliche Textwird verstümmelt,bisinUnverständlichkeitentstelltzMotivirung und PsychologienachWillkür durchbrochen,inFetzen gerissen.Aus demGedichtnur dasMelodrama herausgeschältundinsGräuels licht derFußrampe gerückt.VordasKönigsdramaRichards des Zweitendrängen sichfürlangeMinuten viergepanzerte Gäule.

DieNilschlangeKleopatra muß sichzumKlümpchen ringeln,das Rildrama zumKitzelkrampsschrumpfen:dennderHerr Regisseur braucht fürdasSchiffunddasZechgelageMarcAntons undfür einelangwierigeNauschpantomimeseinesHetärengefolgesPlatz.

Malvolio spreiztsich(in »Was Jhr wollt«)so unverschämt,stolzirt mitso widrigalberner Trabantschaft,daßOlivia ihn nichtdrei Tageinihrem Schloßdulden würde.SonstsinddieKomiker gut;

Männlein undWeiblein von echter, gesunder,unverschiichterter Lustigkeit,diemitallen Vierenüber dieStränge schlägt.Dasleistet derBrite mühelos.Tragoediegeht, trotzJrving,VeerbohmTree, Forbes Robertson(desFeinftenderDrei),überihrVermögen; wie dermeisten Nordländer. Diescheuen auch aufosfenerStraße dasGeräusch derbstenSpaßesnichtundrüipseninderTrunken- heitmunter ;schämensichaberheftigen Wehs,zügelninSchmerz Muskeln undNerv undtaugen, vonRassewegen,nicht fürdie Gefühlsprostitution,ohnedieaufdenBrettern nichtzuhausen ist.Derenglische Spieler hat nichtsRechtes gelernt;erdeutetdie Leidenschaftnuran,bietet stattdesWirbelwindes eineungefähr-

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TheaterimKrieg. 99

licheVrise(kanndrum einJahr langanjedemAbend Romeo, Lear,Mabethscheinen)unddieSprache seines Antlitzes, seiner Geberde ist dürftigwieaus bespülterDünederHalmwuchsLite- ratur? Das AngebotgenügtderNachfrage. Sauberes Geräth vonChambersundPhilipps; derber gezimmertesvon Grundy, Jones,Pinero. Herr Shaw ist Jre, nichtEngländer.Könnteim keltischenAmerika geborenseinundmöchtedenEuropäermimen.

VielleichtdergeistreichsteMensch,derheutesichtbar lebt,der witzigste,dernachHeinegelebthat.Nur: seineFeuerwerkereiermüs detdasAuge schnell.Wie,nachHegelsWort,dieFranzösischeRes volution,stellt auch dieserKelte AllesaufdieBernunst,also aufden Kopf;unddasVergnügen,dievonAngstschweißfeuchten Socken derHeldenzuriechenunddasZappelnverkehrterGedanken zu sehen,w«ährtnicht lange.Einspitzer,kalterGeist,an demman sich wundreißen,inWintersnothsichnichtwärmenkann.DenPhilister zuverblüssem Dasscheint seines EhrgeizeshöchstesZieLSozials demokrat,Vritenverhöhner,Shakespearehasser;auchinderKriegs- zeitneue Vermummung EinfachenSeelen bieteternichts.Und derGeistreichsteüberlebtseinen letztenTagniemals lange,wenn Einfaltihnnicht imHerzenhegt,dieMutter zum Kindnichtspricht:

Derwar mireinTröster. Unbestreiibar istdemJren, daßerim Jnselreichnoch heutederEinzigeist (wieersseitWildesSeelen- todwar),-dervonderBühne auf Europäerwirkt. Hinter ihm ist nirgends beträchtlichNeues. SalonstückeundNührijomoediety PossenundMädchenparaden.DiegriechischenTragiker,dieder Christenheit,von Caideron bisaufHebbeLlebennicht aufbriti- schemSchaugerüst,DerZulauf warimerstenKriegsjahrnichtge- ringeralsinstillerZeit.DerSwell und derClerk zeigte sich,ehe erinsFeld zog,Bekannte-nund Kunden gerninKhaki.Den Da- men wurde dieFlirtgelegenheit schmal; smalltalk mitAlten sättigt nichtlange.Wieesjetztaussieht,istdeutlichnochnichtzuerkennen.

FinstereStraßenundBombengesahr:aussolchemBeet sproßnie- mals Theaterlust.Furchtsamistder Engländernichtzaberbequem.

DreiMertel desHochadelssind inTrauer. Ob dieGentky Schau- spielundOper,als tonjcs,braucht,kanneistmerlbar werden,wenn derSommer dieHauptspielzeit bringt.AufMasscnbesuchaus Amerika istimentzaubertenEdkndiesmal nichtzurechnen.

Frankreichs ehrwürdigholdeTheaterkunstwar längstduft-

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losgeworden.DieGroßeRevolution, deren Robespierre nun sola,derenCarnot,inverengter Welt,Antoine hieß,hatte nicht indieTiefe fortgewirkt. NachdemWillen derSchreckensmänner solltegraueSatzungnichtmehrgelten;Ererbtes,ohneTrauerprunk, in dieMüllgrube geschüttetwerden. Nur derTragikomiker,der dieTypendesHeuchlersund desMenschenfeindes, des Geiz- halsesunddesEmporkömmlings,Orgon undArgan, DonJuan und Dandin geschaffenhatte,bliebaufseinemThron; alles An- dereschien höchstensalsDüngstoffnochnutzbar. SchlaueSchwinds lerhaben,vonHugobis zu Sardous halbflüggerVrut,die Bretter geschändet.Nach ihnen? VoxendeHundeundnacktes Mädel- fleischzoderdieSintfluth,die denKehrichtderMache,den Krimss krams einer Bindfaden spannendenHandlung ,wegschwemmt.

Dann wirddasO vonhoiz zurArche,ausderdasLebenkribbelt- aufderenBord dasMenschengethier sichenpleinajrpaart, ge- biertundverreckt.Dann erblickenwirMenschenausunsererLuft, könnenihrReden undThunanunsererLebenserfahrungmessen; und istdieganze grasseAlltagswirklichkeitaufdieSchaubühne geschleppt,dann sindwiramZiel:aus demZuschauer weichtdas Bewußtsein,imTheaterzusitzen.Sogröhlte, aussolas Kritiken in Le BjenPublic,dasFeldgeschreizundschaarte allgemacheine Rotte. DasGelärm derArtistenundKryptoromantiker,diesich fürNaturalistenausgaben,schmälertedenSardou undPailleron nichtdenSäckel. Aus dunkler TiefeaberklettertenachtsEiner herauf,dereiner neuen Kunsteinneues Reicherobern wollte;

fernvon demGlanzbezirkderAnerkannnten, derMächlerund Massenfütterer.DerUnterbeamteAntoine gründetedas Thååtre Libre. Spielt seine jungeTruppe,diesichaus denSchichtender Amtsschreiberund Kaufmannsgehilfen, derLadenfräuleinund Pförtnerstöchter rekrutirt, nichtebenso gutwiejede durchscon- servatoire gesiebte?Vielbesser. (Alles wiederholt sichnur im Le- ben. Ungefähreben so hatten, auf ihre kleindeutsche Weise,die Leipziger gemimt,über dieGoethe,imMai 1800, grimmigan Schillerschrieb:»Jndem Theater wünschte ichSie nur bei einer Repräsentation.Der Naturalism und einloses,unüber- dachtesBetragen,imGanzenwie imEinzelnen, kann nicht weiter gehen. VonKunstundAnstandkeineSpur. Einewiener Dame sagte sehr treffend,dieSchauspielerthäten auch nichtim

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TheaterimKrieg-— 101 Geringsten,als wennZuschauer gegenwärtigwären.Vei der Re- zitationderMeistenbemerkt man nichtdiegeringsteAbsicht,ver- standenzu werden« DesRückenwendens,nachdem Grund Spre- chens istkeinEnde.SogehtsmitdersogenanntenAaturfort,bis siebeibedeutenden Stellen gleichindieübertriebensteManier fallen.«) Endlich Dramen, diedasLebenüberstinken,dochfrei vom Moderruch vetjährter Regeln sind. Zwischen Gräuelstücke klemmte sich manchmaleinSymbolistenwagniß.EinHäuflein, ErnsteundSnobs, ließsichPeitschen,insGesicht speien,mitUn-s flath bewirthen,von SpaßmachernimMystagogenwald anpfeis fen. Nicht lange. JndengroßenTheaternkam Alles raschwieder infeineOrdnung. DerFranzos, derfester nochalsdieEhinesen von gesternin alterGewöhnung wurzelt,schaudertevor dersVots schaft,das Schauspielhaus sollenun Markt, Spital,Raubthier- käfig,RichtstattundSektentempelsein.Das HäufleinderGe- treuen fing frühzuschmelzenan. HerrAntoine wandte sichvon denAncey,Goncourt, Hennique, Jullien, denSpendern »blu- tender Lebensschnitten«,zurichtigen,tüchtigenTheaterstückenz ließdasselbstgezimmerteHausdann einemSchülerund wurde DirektordesOdåomderRebellLeiter desStaatstheaters fürdie reifereJugend(demauch dieses ungemeineDrillmeistertalentnicht dieParisergunst zuwerben vermochte).DieVrieux, Lavedan, Wolff,diesichein«-Weilchenabsurdgeberdethatten,lernten einsehen, daßimDramenbezirkdieGes etze stärkersindalsalleMenschenwill- kür. AusdenleidlichenStückenderDonnay, Hervieu,Mirbeau, aus demrosigen PutzkrämchendesHerrn Eapus (dernun, als ehrsamerPolitikus,von derFigarokanzelzuseinem Volkespricht) klangderTonneuer Gesellschaftmode,nichtneuer Welterkennt- niß. RostandsEyranokam ausdemLande desRuy Blas,er- innerte anScarron, an dieMusketiere desPapaDumas: und erfuchteltemitseinemRaufdegen dochdengrößtenErfolg langer Jahrzehnte.DasTheater hatte aufderganzenLiniegesiegt;dem Sturm Derer,dieesentheatralisirenund dann fürsichbelegen wollten, widerstanden und, nach kurzer Wirkung,diezinsende Liebe derKundschaft, ohnederen Geldesnichtgedeihenkönnte, zurückgewonnen.KeinstarkerDramatiker schobsich,anRostands entfärbtemGefieder vorbei,insLicht.DenSaintesVeuve und Saint-Bictor erstandkeinErbe;nichteinmal dieMontagsges

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102 i DieZukunft.

meinde derLemaitre undSarceywar zuhalten. SogardiePosse versandete.Was kräftig schien,Curel,Courteline,Lavedan,Por-s tosRiche, erlahmte nach Anläufen,dieHoffnunggewecktundge- nährt halten. AchtbaresKunstgewerbe,auchinderMimenzunft (derenHäupter, Fåraudy, Guitty,Lebargy, Max,dieFrauen Vartet, Lavalliere, schon seitJahrzehntenvomGerüst herab glän- zen);nirgendseinSchöpferwille.DieAusfuhr brachte nochan- sehnlicheRente.Europäeraber fuhren nicht mehr nachParis,um inTheaterkunstzuschweigen.DieTruppenderProvinzstädte, dergrößten,humpelnderhauptstädtischenGarde nachundwaren fürdenUrtheilerdeshalbniemals gewichtig. NachdemKriegs- ausbruchwurden dieSpielhäuser geschlossenzsacht dann,seitNe-s girungundParlament aus Vordeaux heimkehrten,wieder ge- öffnet:weilallerleiKleinleute,Choristen,Vühnenarbeiter,Schank- wirthe,garzu lautüber dieSperre klagten.Paris sehntesichwohl auchindenScheinderVergnügungsucht zurück.Gutgehtsden Theatern noch heute nicht.JnderOperwerden nur manchmal Vruchstücke,einzelneAkte, gezeigt;inanderen HäuserndieLieb- lingevon vorgestern: »FreundFritz«und »Der Freund der Frauen«, »Die Halbwelt«und»Die Welt,woman sichlangweilt«,

»GeschäftistGeschäst«und»MadameSans-Gäne«,»Manon«und

»Lakme«,»Cyrano«und»L’Aiglon «,-,,AnnaKarenina« und»L’As- sommojrsszCorneille undRacinez Moliåre undBeaumarchais;

«

alteOperettenundPossen.Neuistein(inMusikgetunkter)D’An- nunzio: »cabjria«; der, dürfenwirhoffen,denRuhmromanischer Dichtung fürZeitundEwigkeitrettenwird.Nurim»Tempssi fand ichAnzeigen;danachwirdindreiundzwanzigHäusern (anMon- tagennur inzwölf)gespielt.Da,imFebruar,darbenden Künstlern eineVorstellung achtzigtausendFrancs eintrug,kanndas Geld nicht knapp sein«GewißaberfehltdieLust,immerwiederAltes im altenGewand zuschauen-Urlauber(dieFrontistnurachtzigKilo- meter weitvonParis) und Verwundete füllendieSäle.Ausflüge sindversuchtwordenz doch fruchtlosgeblieben.NachdemKriegvon 1870konntediecomedie-Franc;aise,mitderVernhardt,derFavart, derCroizetie,mit Bressant,Coquelin,Got,Mounet-Sully, London

«erobern.Jetzt?Während HerrReinhardt (ohneeinsseinerdrei berliner Häuserzuschließen)mitWerken vonShakespeare,Goethe, Schiller,Lessing, Strindberg zwei Skandinaoenreiche entzückte,

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TheaterimKrieg, 103

schlichMolieres Landsturmmannschaft müdedurchdieSchweiz.

HerrAntoine, derüberPetrograd aus der Türkei (rvoereine Schauspielschuleleiten sollte)indieHeimath zurückgekehrtist, glaubtinbrünstigan naheAuferstehung französischerTheater- kunst.EinpaarTage nach feinekAUkunft wurdendieLeinwände, dieerfür Caesar, Coriolan, Esther, Faust, Romeo, Psychevon Meistern malenließ,im0dåonversteigert,weildie Speicherkosten zulästig seien.Fastso lästigwie dieAusländer,derenDunstdie Tempel Galliens verpestete.Täglichliest mans;aufdemHolz- papiereinesLandes,dasShakespeareundGoethekaum,Schiller, Kleist,Hebbelgarnichtkennt,c’bsennur unter derHerrschaftein- schüchterndenSchreckens zuließ; dasohne Mozart, ohneFidelio lebenkann,ohneWagnerleben will(der SymphonikerBeethoven,

»derBelgier«,magbleiben):unddennoch wimmesrt,derEinbruch fremdembarbarischenWesenshabe seineKunstgefilde zertrampelt.

UmdieMitte derneunzigerJahre wars,im LenzdesThea- terumsturzes, auchauf NußlandsBrettern lebendig geworden.

Hostheaterund pariser Truppeninbeiden Hauptstädtemganz schön.NureinVischenlangweilig,Dramen undSpieler stetsaus Frankreichzubeziehen. »UnsereMenschenundunsere Konflikte sindanders-Gribojedows ,Unglück,zuvielGeistzuhaben«,Go- gols ,««Revisor«,Pisemskijs,Leibeigener«,Ostrowskijs Kleinbürs gerkomoedien,manchmal sogar Tolstois ,MachtderFinsternis«

und-FrüchtederBildung«werden ja aufgeführt; gebenuns aber auch nichtvielvonnochmodernem Erleben.UnserenJungen,Al- len,die nach Garschin kamen,undderJeune Europe,dersoGroßes gelungensein soll, istdieGnadenpforte gesperrt. Dazudasalte WehundAch offiziellen Bühnenbetriebes.GroßfürstlicheLau- nen. Weiberwirthschaft. Keine Jntimität,keinZusammenhang zwischenLiteratur undTheater.Antoine hatinParis gezeigt,wie mans machen muß.5atAutorenundSpieltalente gefundenund allmählichselbstdiestolzeKundichaftdekcomedie inseinNebel- lenheimgelockLAlexejSuworinmachtsinPetersburgnach.Spielt alles Neue, Alles,was inEuropa Marktwerth hat.Jmmerdie PetersdurgeriDie bilden sichinihremRieselsumpftängst ein,die Kultur gepachtetzuhaben,und belächelndasträge,aus derMode gekommene MütterchenMoskau. Denen müssenwirendlich zei- gen,daßwirnichtdierückständigenAsiaten sind, fürdiesieuns

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halten.«KonstantinAlexejew,einJndustrieller, hattemitHerren undDamenausdermoskauerGesellschaftTheatergespielt.Leichte Sachen: Baudevilles, Schwänke,OPeretten.JnNußland,wodie Frauenwohlhabender KaufleuteundangesehenerTshinowniks imOpernchormitsingen(derdrumauch besser klingtalsbeiuns), wundert sichNiemand,wenn aus derErstenGilde plötzlichEiner oderEineaufdieBretter springt.Als derErfolgdenVersuch krönte,wurde aus derSpielerei baldheiliger Ernst.DerMillio- närMorosow gab Geld,derDramatiker Nemirowitsch-Dant- schenkoliterarischen Rath:derWettkampfmitdemKaiserlichen Theaterwar möglich.Moskau jubelte.Petersburg fandAlles weitübertroffen,wasdieFranzosenihmje geboten hatten· Durste man sichhinaus wagen? DerRussehatdieOptikdesEpikers;

hat sie auch,wenn ersichum theatralischeWirkungbemüht.Jn derHeimathkannihm solche Wirkung gelingen:derZeigerrückt imZarenreichlangsamvorunddasPublikum hatMuße,bedäch- tigdieDinge,dieihmvors Auge gestelltwerden,zubetrachten.

DerEuropäer möchteimEilzugstempoansZiel,möchteindem aufgeblättertenVuch,dasnachdesTagesLastüberkurzeAbends stunden hinweghelfensoll, raschdieletzteSeite lesen; derRusse freut sichderReise,dieseines DaseinstraurigeMonotonie an- genehmunterbricht,undist zufrieden,wenn dasBuch rechtviele Blätterhat,aufdenenbunte,blutrünstigeoderinFröhlichkeitstim- mende Geschichten verzeichnet sind.Unserzählendieslawischen Bühnenpräteudentenzuviel;derNeugierihrerLandsleute kön- nensienie genugerzählen.Dazukommt, daßderrussischenMassems psychedereigentlichdramatischeNerv fehlt; daß siezurücksichts loshitzigerParteinahme sichschwernur entschließenkann. Der Russeist,selbstderMushik,vomRassengeniezureichlichmitpsycho- logischem Spürsinnbedacht,als daßderklndlicheVersuch,die MenschheitinEngelundTeufel,inGanzguteundGanzschlimme zuscheiden, ihnbefriedigenkönnte zerhatimLeidseines Erlebens alles menschliche Geschehenvon beiden Seiten,derhellenund dersonnenlosen,kennen gelernt, ahnt dieKomplizirtheitaller Triebe undHemmungeninder bäte humaine undsiehtindemVer- brechersogar,indem von derStaatsgewalt mitdem Kainszeichen Bemakelten,nur denUnglücklichen,dem diegeschäftigePhantasie tausendmildernde,erklärende,entschuldigende Umstände sucht-

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Theater imKrieg. 105

undfindet. JnderslawischenZone zärtlichenMitleidenskultes wuchsderWeltnochkeingroßer Dramatiker. Katharinawollte mitderbem deutschen Herrnwort ihrerneuenHeimath schnelleine Dramatik schaffen;bald abermußte auch sieeinsehen,daßausun-

fruchtbaremBoden nicht aufKommandozu ernten istunddaßihr, Dershawin (dessenOdennoch heuteinRußland Bewunderer ha- ben) auf eigenem Grundnur nachahmende Handwerkerarbeitzu liefern vermochte.DiedramatischeDichtungderAussen,deren EpikseitGogolsTagenmächtigaufdieWeltliteratur gewirkthat, istbisheuteunter fremdemEinfluß geblieben:dieTragikerha- bensichan Viktor Hugo, Delavigneund derenErben gehalten, die Komiker Moliåres TechnikundTypenkunst nachzustrebenvers suchtAuchStanislawskijsKünstlerischesTheaterbrachtekeinneues starkesDramaz unddochwar jederAbend einSieg.Wir sahen, was nochniewar. EinTheater,das keinkapitalistischesUnter- nehmen ist; gesichert, nicht auf»volleHäufer«angewiesen.Das die modernsteTechnikverwerthet(schondasGrammophon,das heute Kindergequarr, morgen denhellen Klangmoskauer Glockenvor- täuscht)undsichnie zuPrunksuchtverleiten läßt.EinTheaterges nieundeintüchtigerDramatikertheilen sichindieHerrschaft.Ein Stück,das nichtganzfertig,im winzigsten Theilerwogenundnach Menschenermessengegen alleschlimmenZufällegefeit ist, darf nicht aufdieBretter. Fünfzig,sechzig Proben;istsnöthig,noch mehr.Die feinste,fruchtbarsteArbeitbeginnterst,wenn bei uns der HeerirektorschondasRampenlichtanzündenheißt.DemSchau- spieler,dersichunter kundiger Führung durchaus nichtinseine Rollefinden kann,wirdsie abgenommen.Undexperimentirt,bis dasErreichbare erreicht ist.Mit Alledem istdieLeistungnoch nichterklärt.Diesen Menschenwar dasTheaternichtGeschäft, nicht Vergnügen.SiefühltensichalsTrägereiner nationalen Mission·»Das Vaterland blicktauf uns; dasarme Rußland, demssoschlechtgehtundüber dasJeder draußendieNaserümpft.

DemmüssenwirEhremachen.Veweisen,daß auchbei unsernst- haftgearbeitetwird,kluge Organisationundstraffe Zuchtmöglich ist.JederAbendwirdzurSchlacht. Mages denletztenBluts- tropfen kosten:wirmüssensiegen!«WohinschmolzderSchnee ausdemJahrrussischenTriumphzuges?Vesserals vondenMoss kauernistnirgendsjegespieltworden« Undihr Musterwecktein

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Petersburg (fogarimBallet)undWarschauNacheiferungNeue LyrikundErzählerkunstkeimte. DemDrama erwachtekeinLenz (wederausTfchechowsblassenDämmerskizzennochgarausAn- drejews hitzigem MühenkonnteeinFrühling werden).Szenen- künstlerundSpieler langtenaus heimischerDürre nachdeutscher Kunst. Nußlandsenger Theatermarktnahm -noch mehrfremde

Waare aufals unser breiter. JndenHauptstädtenbliebauch währenddesKriegesGeldundStimmungzujeglicherKurzweil.

Wie langesolcheLust währenkann? Wenn die Dwina von Eis freiundderErsatzausgebildet ist,werden wirs wissen.

Drinnen.

JnBerlin wird,anjedem Abend,indreißig Theaternge- spielt.Diemeisten sind voll;indenbeliebtesten nicht leichtPlätze zu erlangen. Wintergarten, Apollo-,Palast-Theater. Circus Schumann (miteinem »patriotischenSchaustück«)undCircus Busch (miteinem »Mysterienspiel«).EinDutzend großerKinosz unzähligekleine.JnallenStadttheilen, um FünfundumNeun, in Sälen undSchankwinkelnSingfpiel.AnjedemAbend ein Paar ernsteKonzerte;wenn HerrNickischoderHerr Strauß dirigirt, Heer’Albert spielt,HerrJadlowker singt, drängtdieMengesich

andieKassenschalterwievor Butterläden. Wenn veröffentlicht undbeglaubigtwürde,was,nurin Berlin,im neunzehntenKriegs- monatfür Schau-sundHörspielausgegebenwordenist:derFeind müßtestutzen.Daß Possen, Schwänke,OperettendenSchwarm anlocken,istbegreiflich;erfreulicher,daßSophokles, Shakespeare, Goethe, Schiller,Hebbel,Naimund, Jbsen,Strindbe1-gZulauf ha- ben. Der,,Vetrieb «istkaum anders als inFriedens zeit.Der Spiel- plan (derDonizetti, Rossini, Verdi, Bizet, Thomas,Moliere, Gogol,Tolstoinicht vehmt) reicheralsirgendwoimAusland. Ob aus GeschäftigkeitundGeschäftsertragaufneue Kunstbiüthezu schließenist? Dasstarke, durchdieZeitendauernde Drama istein Wunder, das man nichtvon jedemKalenderheiligentaghoffen darf.Beweis: diewinzige ZahlderDramen,dieseitdenTagen derAischylosundKalidasa reiftenund noch nichtwelk wurden.

WereinTheater habenwill,mußstetsbitten, daßihm fein täg- lichesBrot gewährtwerde. UnsfehltdieeßbareHausmannskost --(diedenFranzosennieausging).Diegestern vornanstanden,sind

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