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Ergänzungsblätter zur Kenntnis der Gegenwart, 1870 Bd. 6 H. 7

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Academic year: 2022

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Ö r r $ r i n p u t g 0 M i i t t e r . — 6 . P a n ) . 7 .

$ f f d )

S.öonSöltingcr mtb bictibcrnle fatljoltfdie SSchiegung in Seutfrfjtanb. I . Utn eine groß«

artige Düation für bag fßapfttpum in ©eene gu fepen, würbe auf ben 8. Secember nötigen Sapreg eilt Sßatifanifcpeg Soncit berufen. Sie

■gefuiten unb Surialiften fegten niept ben min»

beften 3®eifet barüber, baß fie ihre Papin gie*

ienben Biinfdfe rafd) unb opne Sarnpf — Biet«

leiept burep gnfcenefepnng einer Stfftamation — te a lifirt fepen werben; wenn and; ber anfänglid^c Verlauf ber fonctliarifcpen SBerpaubtungen noep Wenig biefen Sünfcpen gerecht würbe. Sie

©rengen jener Siacpgiebigfeit unb Stnhängtidf*

teit, wetepe in ben testen Q'a^rgeiinten Bon ©eite beg Efngfopatg für ben römifepen @tut)t, na«

nientlidj in feinen Sonflitten m it ben Weltlichen

©taatggewatten, gepflegt würben, tiberfai) man, ober Berpeptte fie ft<p, unb unterfepäpte barum bie lebenbige SSraft beg Dppofitionggeifteg wiber fßeränberungen im pierarepifepen Drgantgmug

— Bon folcfjer Sragweite, wie fie bag Sogma ber papfttiepen Unfeptbarfeit inüotüiren würbe.

SJian unterfdC;ä^t aber nie opne eignen Siacptpeit ben ©egner. Sticpt lange waren bie Dberpirten ber fatpolifepen Sircpe in 9iom Berfamntelt, als W fdpon biefer ©ab bewahrheitete. (Sine mach*

tige opponirenbe SJiinberijeit Bon ifoncitgüätern tra t bem Uebermutpe ber jefuitifcp «furiatiftifcp organifirten ©ruppe entgegen unb tieß big grtr

©Bibeng ertennen, bag noep immer innerhalb ber fatpolifepen Sirene gmei große ©egenfäpe beftepen auf bem (gebiete ber theotogifepeu Biffenfcpaft fo gut wie im fircptidien Seprförper überhaupt.

©iefe man barf beute fepon fagen — un«

üerfopnticpen ©egenfäbe grünben Bor Stttem in ben fßeftrebungen ber römifepen Sircpe einerfeitg wnb tu bem Biberftreben anberer itirepen anber»

feitg, ben Bon Ülnfang an Pi out gugeftanbenen Vorrang in eine imperiale SDiadEitfietlung gu Berfepren, bie tßötfer ¡lim ©tauben gu bringen,

StflönjunaSMiitter. Sl>. VI. i>eft 7.

t d ) t t .

ber fßapft fei nidft nur oberfter, fonbent im

©rnnbe einziger ©efepgeber ber gangen fiircpe, er trage alte Siechte in bem Schreine feiner S ru ft unb aug biefem ©epreine gtepe er Bon 3 ^ 3U Seit herBor, mag er ben tßebttrfniffeit ber B e tt unb ber Kirche angemeffen erad^tet; eg fiepe bem f|3apfte im bucpftäblicpen Sinne bag götttidfe

^Regiment auf Erben gu.

S ie treneften §elfergpetfer biefer furia ti*

ftifepen Stbfiipten waren unb finb bie jjefuiten, fo lange ih r Drben beftept. B e r ipre g n ftitu * tionen fennt, wirb feinen Stugenbticf baran gmei«

fein, baß fie fdjon um ihrer Statur unb ipreg gortbeftanbeg Witten überhaupt nur in biefem

©eifte arbeiten föntten. S ie ©efettfepaft Qefu wurgett in ben fybeeit ber mitteiattertiepen Äircpe, fie ift bag möglid; getreuefte Slbbitb cineg geift«

tiepen Segpotigmug Bon oben naep unten unb eineg entfpreepenben unbebingten ©eporfamg Bon unten naep oben; innerhalb ihrer ©ppäre ift um beg ©angen Witten ad ma.jorem Dei glo- riam et inerementum Societatis ber fJSerfon alte wapre greipeit genommen unb fo reept eparafte*

riftifcp bnrd) bie Katio studiorum geforbert:

„Stile fotten Saffetbe benfett unb fagen. Stb*

weicpenbe SReinungen fotten niept gugetaffen Werben". Unb wie ber Drben im ©eifte beg fßapigmug atpmet, fo näprt er ftd; au ber freu*

bigen Unterwerfung ber cpriftfatpolifcpeu B e tt naep B itte n unb Urtpeit unter bag römifepe fiird;enregiment, unb förbert er biefe Unter»

Werfung bnrd; Slugbitbung eineg retigiöfen ga»

uatigmug, ber einer anbern Settanfd;auung gegenüber feine Sutbung fennt. Stber bag gange

©ein unb Streben nuferer Sage (in bem ibeaten

©inne erfaßt, metepem jeber unbefangen ben*

feube Satpolif feine Suftimmung ertpeiien ntuß) ift bem ©ein unb Streben biefer Drbengmänner unb iprer Partei ein burepaug biametrat ent«

gegengefepteg. S arum gept benn auep wiber bie bnrd; alte SBerfaffuugen fiep pinburep giepeu*

25

(2)

386 ® efcpidjte: 3. ton SDöUiitger unb bie liSevale iaif)ü(ifct)t' äSeioegmtg in ®eutfc£)taui>. I.

ben fjbeen unb ißrincipien, bie fid; als Freiheit beS reltgiöfen BefenntniffeS ititb SotteSbienfteS, Freiheit ber SbieinnngSäußerung, ©leicpheit Bor bem ©efepe, ©leicpheit wie ber politifcpen Vflich' ten fo ber Recpte tc. repräfentireu, baS ©innen biefer StTiilig im Sienfte beS VapalfbftemS auf bie Behauptung beS StbfolutiSmuS in ber Sirene unb auf eine Steigerung beffelben §u einem

©taaten unb fjnbioibuen, Seiber unb ©eifter untfpannenben. Sie Fefititen paben niept ber«

geffen, baß noep in ber erften Hälfte beS Borigen fjaprhunbertS Ipr I ’ . ©eneral bom if3aIaj§o at

©efit ju Rom aus ber tatpolifcpen (Sßriftenßett in weniger oftenfibler S eife als ein iJ3apft $n>

nocenä U I-, aber fidjerlicp niept m it minber großem Erfolge apobiftifepe ©efepe auf bem po=

litifepen, religiöfen unb päbagogifcpeu ©ebnete Borgefiprieben bat. ©icß biefe S tellung mieber ju erringen, fann uatürlid; niept bie ietjte Auf»

gäbe beS OrbenS fein. $War paben fiep feit einem Faprhunbert §inberniffe auf SMnberniffe gehäuft, fo baß eS eines Bollftänbigen UmfturzeS ber m it bem Herzblut ber B öller erfauften rno»

bernen ©taatSeinrid)tungen bebarf, wenn bie Fefuiten ipi- 3 iel erreichen feiten; aber was w ill ba§ jagen! S ie ©efepiepte ijat bewiefen, baß, Wenn bas Incrementum Societatis atS ffiei Bor»

liegt, ßerglofe Berechnung fein unüerWerflicpeS äRittel ift.

A ls erfolgreiche ifjionniere fü r biefe DrbenS»

teitbenjen unter bem @cpuß unb ©epirm ber lurialiftijcpen SSeltbeperridtungSgelüfte ftnb Bor Allem bie fionforbate biefeS SaprpunberiS zu bezeichnen. SBeldw S tellung © taat unb Sircpe in biefen ©taatSoerträgeu erhielten, in welchem

©eifte fie Berfafit würben, beweift Wohl fcf?on ber eine Umftaitb zur ©eniige, baß es manche ber 2itonard)en für abfolut nothwenbig fanben, beiberißublifationgefeheSfräftige, aus bem Seift ber Seit unb ber ftaatlicpen ©ouoeränetät ge»

fepöpfte Erläuterungen anzufügen, fo Rapo»

leon I. bie organifchen S Irtiiel, Sönig SRay I.

Bon Bapern baS ReligionSebiit. Surcp biefe itonforbate mad)te — unb baS ift ein weiteres gewichtiges Rioment — innerhalb ber lircplicpen Hierarchie baS 'fiapalfpftem enorme fjortfehritte über bie EpiStopalrecpte hinweg. Um fleinlicher non Rom erhanbelter SSorttjeile willen gaben bie Staatsgewalten ben EpiSfopat mehr ober minber an Rom 9ßreis. $ n bie Freiheiten ber apoftoüfepen Sircpe ¡peilten fich bie beiben Son»

trahenteu, bei welcher Sheilung ber römifepe

© tu h l zweifelsohne immer ben Söwenaittpeil baBontntg. S ie Regierungen ließen ohne Sin*

ftanb bie Umwanbelung wahrer, oermöge gött»

lieper fjn ftitu tio n felbftänöig waltenber Bifcpöfe in Untergebene unb Bitarien ober Officialett be§

BapfteS, bie fich einer ^ nen auf R u f unb 2Bi»

berruf geliehenen ©ewalt bebienen, gef drehen.

S ie Ritntiaturen würben in ben Säubern ftänbig unb ber Seift berfelbett alSbalb in ber episio»

palen Sphäre bemerfbar. Sind) bie Erziehung beS flieruS wttrbe wieber energifcher, bem ©eifte beS irib e n tin e r ©eminarbefretS entfprecpenb, in»

tenbirt. S ie im C o lle g iu m germ anicum bem

©eifte ber Encpftifen unb beS ©ptlabuS gemäß woplgefcpulten „A rbeiter im SBeinberge beS Herrn" ollupirten nach unb nach einflußreiche

©teilen an ben BifcpofSfipen, bewucherten bie epiSfopale Sphäre m it bem ©eifte beS fogenann*

ten UltramontaniSmuS,wirften bapin, baß fo Biet wie möglich bie foriefter in ben ©eminarien biefen ©eift als ben eigentlich fathotifchen ein»

faugten, baß fo Biel wie möglich in fatpelifcpett SafittoS bie geiftig reaftionären Elemente ge»

fammelt unb organifirt würben, baß fo Biet wie möglich bttrd) ©eprift unb SBort(ißreffe, Sfanjel je.) ber humane ©eift ber 3 eit, ber gprtfchritt auf bem ©ebiete ber Rabagogif, bie F rethe't ber SÜBiffenfchaft, bie beutfihe Speotogie benunciirt, ber ©egen ber abgefcploffenen flerifalen Er»

Ziehung, ber jefuitifeften Seprntetpobe je. inS Ueberfd)Wäuglicpe gerühmt wttrbe.

Ser elfte bireite @d;ritt BorwärtSzur gegen»

Wärtigeu © ituation gelang ber jefuiti[ch--papifti»

fepen Partei innerhalb ber fathotifchen Sircpe unter bem gegenwärtigen Rontifilate baburep, baß eS ip r gelang, ben © tu h l Retri in bie fepon fynnocenj HI. beherrfchenbe fybee, eS fei „ber ißapft ber S tatthalter ©otteS auf Erben, ber m it einer ber göttlichen ißroBibenä analogen SBach»

famfeit ttnb SSoranSficpt über bie Rienfcpheit in ihren focialen unb politifcpen wie in ihren religiöfen Beziehungen als oberfter Üluffeher unb Herrfcper gefept fei unb jeben SBiberftanb fofort brecpeit müffe" — wie in eine SBeihrattcpwolfe einjuhütlen unb bie barauf fipettbe f 3erfönticp»

feit in ahnenbe nnb poffettbe © tim m ung ju Ber»

fetten. Unb biefe Stpnnng unb Hoffnung mochte ip r nidjt als „au f ©attb gebaut" erfepeinen;

wenn fie fiep bie © ituation ber S3ifd;öfe unb Steriler überhaupt unb bie Ausbreitung unb bie unermitblidje Rüprigfeit beS bienftbarften aller Drben §ur Verbreitung, Befeftigutig unb Ver»

meprnng beS VapalfpftemS oergegenwärtigte, fonnte fie boep nimmer im Qweifel fein, baß eine mäeptige geiftige unb politifcpe Ström ung fü r bie © lorificirung beS $apfttpumS unb wiber bie

(3)

@ e f cf) i d) t e: 3» bon SDöflittger unb bie liberale fatljoiifcfje SBetoeßung in 2>eutfdjlanb. I. 387

mobernen ©taatSibeen unb wtber bie hiftorifcf)»

frttifd^e SBiffenfchaft in ber SSelt rege fei.

V o r Slllem lebte in golge bon organtftrten

®ennnciationeit unter ben fpänben ber fyefniten bas beraltete fynftitut ker Snbepfongregation gegen Steuerer in ber theologifcpen aßiffenfdjaft Wieber auf. ©elbftoerftänblich tra f Sann unb Snterbitt atn meiften bie fatpoiif(h = theoiogif<be Literatur ffieutfcpianbS, tco bie ür^Iid^e ¿peo»

togie — niept opne ©inflnß proteftantifeper SBif»

fenfepaft — in einem neuen Seifte unb in einer erfreulichen SRcgfamfeit unb SSielfeitigfcit beS Schaffens unb ©trebenS aufölüljte. UeberbieS brganifirten bie ffefuiten fü r ihre 3 ^ eine bieitftbare tre ffe in ber „ C iv iltä c a tto lic a “ ju 8io m , in ber „ünitb, cattolica“ 31t ® u rin , int

„Univers“ ju «Paris, im „S a th o tite n “ 31t SOiatug tc ., worin fie m it ber ganaen Qibilifa»

tion ber Segentbart auf allen ihren Sebieten einen erbitterten Srieg begannen unb ihn ge»

Wohnlich in roher unb böltig unttiffenfchaftticher SBeife führten. Um ®eutfipianb int Stuge ju behatten — }o begeid^net ber „Statholi!" alle beutfepen Uniberfüllten m it aU ihren älnftalten, S aiultäten, «profefforen unb ©tubenten als im großen Sanaen, wefentlid) unb fpecififd) untatpo»

lifch unb unchrifttich; er begegnet bie ®urcp»

füljrung beS S ribentiner ©eminarbeiretS als conditio sine qua non beS griebenS gtr>ifchen Jiirche unb S ta a t; er fiept nur in ber 5Rücifetjr gur ©cpolaftif baS epeil ber fatholifchen SSSiffen»

fchaft unb in ber Stneriennnng ber fynfalltbi»

titä t beS ex cathedra fpred^enbeu ipapfteS baS

$ e il ber Sircpe überhaupt. Stber nicht bloß 3U fpreepen, fonbern auch 8U panbeüt wußte biefe rührige P artei; namentlich fottten bie Uniber»

fitäten nach tprem Seifte möglidhft moberirt ober befdEjäbigt werben. © 0 ermöglichte man baS iehtere in Veaug auf bie Uniberfität Sießen abnreh, baß man (1851) baS theologifche ©tu»

tum an bas SUiainger ©eminar 3U berlegen m r e r e ! 6' T un^ M änner bon einer fo hohen

tffenfchaftlichfeit wie ©chmib unb Sutterbecf

f f ”.

f ^ ne SBeitereS ihrer tijcotogifd^en Sehrwtrffamien beraubt, bie Theologen aber fidh

° U" . ' C » fontontan gefärbten Sehren eines petnnch, A n f a n g , fjaffuer hingewiefen. ©tmaS 96 a!’ 9 ! ? ' ble theologifche fja fu ltä t 31t S u r 3burg tm ©tnne ber »efuiten 3u refornti»

reu. ©S gelang, bie «Profefforen ®eppifd> unb

©cl;Wab 3u entfernen unb ihnen «¡Rannet wie Sensinger unb §ergenröther folgen 31t (affen.

§trfcher Würbe berfepert, ©taubenmaier entging nur hnreh ben ®ob ber perfimlicpen Verfolgung.

2tm 8. J an ua r 1857 cenfurirte bie Qmbepiongre»

gation bie «ppilofoppie SüntherS, ber nach langer ßeü unter bent öfterrachifcpen Klerus wieber ein wiffenfchaftlicheS Sehen angefacht, ja auf beit»

felben gerabegu geiftig regenerirenb gewirft hatte;

unb 311m ©rfap piefür begannen in S ie it unb fynnSbrucE $efuiten fcholaftifche ^ßtjtlofop^ie 3a bociren. SDiit ber ©enfitrirung ber Süntherfchen Sehre hangt auch bie bomgürfibifepof bonVreStau 1860 berfügte In h ib itio n ber Vortefungen beS

®ogmati(=«profefforS Valßer gufatnmeu. ®er Seprjlupl würbe fofort m it einem ^efuitengögling befept. ® ie theologifchen gafultäten 3U ®übin»

gen unb «¡Rüncpen blieben bor gleich ärgerlichen Singriffen nicht berfchont. Slud; auf baS gläubige V o lt felbft behüten bie fjefuiten wieber im um»

fangreiipften SJiaßftabe itjre SBirtfamleit auS;

fie brachten nicht bloß mitteiß häufigerer äßif»

fionen, fonbern — unb baS ift namentlich ju beachten — burep Verbreitung bon VoltSfate»

d;iSmen, welche fpecififcp jefuitifch rebigirt Wor»

ben waren, ben VoltSgeift bom SatholiciSmuS in einen religiöfen ifJapiSmuS hinüber; fie wirtten cnbltdj auch auf einen engeren 3 ufammenfchtuß ber Satl)olifd;en gegenüber ben Sehern unb Sltheiften hin — in SefeHfchaften, @d)nlen unb felbft noch auf beit f?riebt(öfen. ©S entftanben bie jä prlid; fid) wieberholenben Satpolileitber»

fammlungen; es tauchten wieber religiöfe Vereine in «Wenge auf. Unb in biefen Vemfihungen, ben itatholidSmuS in ben fyefuitiSmuS 3U ber»

(ehren, ber ftirepe foWopl nad) innen als nach außen hin bie ganae mittelalterliche Derrlicpteit ihrer hterardßfdjen „gottgegebcueu'' Verfaffung jurüctsueriämpfen, ftaitben bem Orben unb ber Äurie an Siora bie meiften Vifd;öfe m it einer faßt an ©chwärmerei grenaenbett (Ergebenheit unb Vegeifterung bet, — bott bem Sefühl be«

feelt, eS beruhe auf einem folcp bemüthigen unb einmütl)tgen Stnfd;luffe an 9?om hnupt»

fachlich ihre iDtacpt unb Sröße. ®en erften entfdjeibenben ©ieg errang baS ©hftem tn ber gebulbigett Einnahme beS ®ogma ber unbe»

ßedten ©mpfängniß SKarienS; benn biefe ®ogma»

tiftntng war bod; nur bie Ufurpation eines bisher ben öiumenifdjen Sonctliett autontmenben

«Rechtes, bie 3>wttiprttd)nahme ber päpftlidjen Uufehlbarieit — borlättßg freilich nur ber»

fud;Sweife.

S aS unter, biefen Verhättniffen oor SCttern bebropt würbe unb fiep bebropt fepen mußte, baS war bie beutfepe SBiffenfcpaft unb bte beutfepe

®hcologie inSbefonbere. ®ie ©chmähungen auf bie neue Seprmethobe unb auf bie geifttgen ©r*

25

*

(4)

388 @ef dj cdj t e: 3 . tura ©öUittcier unb Sie liberale latrjolifdje Sewegung in Seutfctjlcmb. I.

rungenfcpaften beS 18. unb 19. Qa^r^unbertS überpaupt, bie Sobpubeieien »ergangener btircp intb burcp fauler guftänbe, bte ®enunciationen unb ißroffriptionen beutfd^er ©eifteSprobuIte ließen bte 2tbfid)t nicpt berfemten, forberten aber gugteicp gu einem energifcpett Sßiberftanbe auf. SBemt bie fatpolifdje Sirene unb in iijr bie SSiffenfdjaft nid)t ipreit nniberfetten ©pa»

rafter üerlieren unb in bie Uniform beS jfefui*

tifcp»romaniftifipen ©eifteS erniebrigt toerben füllte, war eS geboten, baß bie SDMnner beutfepen

©eifteS ft cp gufammenfepaarten. ®S würbe immer mepr ein öiel unb tief empfunbeneS ©e»

bürfniß, bie fatpolifcßen ©ertreter ber ©Siffett»

fepaft unb ber Siteratur, geiftlicfjen unb weit»

liefert StanbeS, gu freier ©efpredjung unb perfönlicpem iKeinungSauStaufdje in periobifdjen gufammentünften gu bereinigen. ®abei berftept eS fid) Wopl bon felbft, baß eS bie fatf)oIifcf)eu

©eleprten ®eutfcplanbs ebenfo fepr gu einem bereinten Stampfe wiber bie altem pofüiben ©lau»

ben unb ÜBiffen femblicpen Senbengen in Site»

ra tu r, 2Biffenfd)aft unb Seben brängte, ja baß biefe teuere Stbfidjt bei einem allenfatlfigen ffior»

gepen in ben ©orbergrnnb geftellt werben tönnte.

StiftSpropft bon ® öllinger, 216t §aneberg aus SÄüncpen unb iJSrofeffor 2Clgog auS greiburg unternahmen eS enblicp, burcp öffentlicpeS 21 US»

fdjreiben »om 4. unb 12. Sluguft 1863 git einer Serfatnmluitg fatpolifcper ©elefcvten in iDiiutcpen auf ben 28. September eingutaben.

Slbgefepen bon bem 3 ® ^ darüber Dlatp gu galten, wie ber fircpenfeinblicpen Diicptung innerhalb beS ©ebieteS ber Stöiffenfcpaften am erfolgreidjften entgegengetreten werben lönne, füllte in ber ©erfammlttng »or StKem eine groß»

artige ©erwaprung gegen jebe ©ebormunbung ber beutfepen Sßiffenfcpaft bon Seite ber 31o=

manifien intenbirt werben. ®iefe Senbeng fpraep fepon baS eben angegogene öffentliche 21uSfipvei»

bett auS: „ g u einer 3 e't — P<nßt barin — Weldje fiep in jeber §inficpt als UebergangS»

periobe gu eriennen gibt unb überall neue

©apteen gu brechen genötpigt ift, finb Heinere unb größere Sifferettgen in ben eingelnen Die»

fultaten ber »erfepiebenen wiffenfcpaftlicpen gor»

fcpungeit unb felbft SJlißberftänbniffe in ben all»

gemeinfteu 'fSrincipien auep bei gleicher 2lbficpt beS wiffenfcpaftlicpen StrebenS nicht gang gu bermeiben- ®erlei DJiißberftänbniffe geben bei bem Srnfte, m it welchem geber naep ber eingig richtigen ©Japrpeit gu ftreben fiep bewußt, ober biefe S ap rpe it bereits gu befipen übergeugt ift, nur allgu leicht gu ißarteiungen ©eranlaffuttg,

welcpe über ben ®ifferengen im Singetnen bie allgemeine ©runblage gu bergeffen geneigt ftnb—

©erabegu berberblicp müßte eine folcpe ©olemif ittSbefonbere bann wirfett, wenn fte als aus»

fcpließlicpe Sßarteibeftrebung aufträte, ober m it engpergiger, argmöpnifcper ©enfur bie greipeit ber wiffenfcpaftlicpen ©emegmtg unb bamit bie unerläßliche ©orbebingitng eitteS gebeiptiepen gortfcpritteS ber iatpolifepen SBiffeufcpaft auf»

pöbe. gnbeffen ift bie ©efapr eines grrtpum S in eingelnen gragen, weil leichter in iprer Diüi»

w irfung auf bie Dtllgemeinpeit gu befeitigen, auch weniger gu fürchten, ató bie Stagnation in

§inficpt auf baS wiffenfdjaftlicpe Sebett".

3 u einem SöteinungSauStaufcp aber war eS eigentlich fepon ein paar gapre früher gelommen unb bie innere ®iffonang ber beutfepen unb römifepen 2tnfcpauintgen über bie ©ebeutung beS ißapfttpumS in ber iatpolifepen Stirdje ebibent gu Sage getreten. ® er perborragenbfte wopl unter beit brei borgenannten ©eleprten, g . bo n

® ö t lin g e r , war eS gewefen, ber iit jenenSageit, als in golge ber bon ben «Parteigängern beS eben neu entftanbenen SönigreicpS gtalien perbei»

gefiiprten mißliepen Sage be§ SiripenftaateS ein

©angen fü r bie latpolifcpe Sinpe felbft bie grommgtäubigen ergriff, m it ber gangen Straft feines ülitfepenS unb feines ÜBiffenS bie ©wig»

feit ber ipapftibee bertrat. 2J£an füllte nun meinen, ®öltinger patte ftep burep folcp eine Dbation fü r bie fßapftibee ben bollen ® anf atter fireptiep ©efinuten erworben; bem aber war nicht fo. ©erabe boit Dlom uttb feinen ©enblingcn auS würbe ber beutfepe ©eleprte entfepieben an»

gegriffen, nicht w e il er fü r bie fßapftibee ein»

trat, foitbern w ie er biefelbe bepanbette. 2J!att patte nämlicp niemals unb auep gtt jener 3 eit nicht, wo jeber Sag bem ©apfttpum ben ©erluft feiner weltlichen herrfepaft bringen fonnte, bon Seite ber römifepen Surie 2Inftaitb genommen, ben Sirdjenftaat fü r wefentlicp unb unentbeprücp gum ©eftanb ber fiircpe gn erflären (Gmcpdica bom 18. trab S tiofution bom 20- g u n i 185S);

unb gapireidje gleicplautenbe bifepöftiepe Äunb»

gebungen (bergl. ©ncpdica bom 19. gam tar 1860) berbreiteten biefe ©epauptung burd) bie gefammte latpolifcpe ©priftenpeit unb beuttrupig»

ten in gerabegu unberantwortlicper SBeife bie

§ergen ber ©laubigen. ®amatS nämlicp war eS mepr als waprfcpeiitlid), baß eine Unter»

breepung beS weltlicpen ©efipftanbeS in ©älbe eintreten Werbe, unb in ber Spat fepr geit»

gemäß, baß ein iDianu, wie ®ötlinger, auftrat unb gum Scprecfett ®erer, welcpe aus ber Welt»

(5)

© e f d j i d i t e : 3. txm SöHinfler uni) bie liberale lattjolifctje Setseaung in Seutfcfitanb. •889

liefen §errf<haft beS Zapfte? ihren Kuweit be»

Sogen, denjenigen Oberflädjlichfeit in Segug auf firchenhiftorifcheS S iffe n oorwarf, Welche baS

©cbicffal ber Sirene m it betn ©chidfal beS Sir«

dienftaateS üerquideit wollten. @r faßte ben (Begriff ber Sird^e ^ö^er; Ufr gortbeftanb er«

fcijiert ifjm als burd) bie politifchen Sonfietfa«

tionen ungefährbet.

21nt 5. unb 9. S p rii 1861 t|icit er swei öffentliche ißorträge, in benen er feinen Slnftanb nai;nt, bieS offen auSsufprechen. (Beruhigen wollte er baS (ßnblifum, Oerbereiten auf bie fontmenben Singe, bie bereits ihren ©chatten in bie ®egemoart hereinwarfen, unb fo bem äterger«

niffe, ben Bweifeln unb Slitftögen wehren, welche unBermeiblich fic^ ergeben mitgten, wenn ber Sirdjenftaat in anbere §änbe überging, (Köge Kiemanb an ber Sirche irre werben — tröftete ber ©eiehrte —, wenn bie weltlichegürftengewatt beS (ßapfteS, fei eS seitlich, fei eS fü r immer berfchwinbet. @ie ift nid;! S eien, fonbern (Bei«

gäbe, nicht 3 wecE, fonbern (K ittet, fte hat erft fpät begonnen, fte War früher etwas gans Sttnbe«

reS, als fie heute ift. S ie §eroen ber fird)iid;en SBiffenfdhaft hoben in ber (Berbinbttng ber höchften firchlichen ©ewalt unb S ürb e m it einem Weltlichen Sönigthnme nicht etwa einen ffiorjug ober eine SBottfommeuheit gefehen, fonbern nur etwas burch bie Kott; ber 3 e' t en ©eboteneS.

@S gibt auch hentsntage — bemerfte ber (Rebner Weiter — ga^lreid^e, m itunter fogar theologifd;

gewichtige S tim m en, welche ben Beitpunft ber (Trennung ber beiben bisher oerbunbenen ®e«

Walten gefommen wähnen, bie © ä fu la rifiru n g beS ganjen &’ird;enftaateS fü r ein ebenfo seit»

gemägeS als unOernteiblicheS ©reignig auSgeben.

Schon feit hunbert Bahren geh1 3 ug ^er

© äfitiarifa tiott burch gans ©nropa; unb eS ift biefer S iberw itte gegen bie 5Bermifd;ung beS

©eiftlicben unb beS Seitlichen ober gegen bie

©anbhabnng ber politifchen unb poliseilidjen

©ewalt burch ©eiftlidje nicht bie S ir fu n g eines gefdjwadjten religiöfen ©efühleS, fonbern golge einer öeränberten älnfchauung unb Sage. Ser Sirchenfiaat felber wirb baburch S« einem 93eteg fü r bte «Rrdhtigieit folgen SiberwitlenS, bag er nach feiner weltlich politifchen ©eite h'U ben traurigen Slnblid: ber fchwächhen, hülflofeften (Regierung Bon gans ®uropa biete, bie nur auf bie hoppelte Ärücfe frember (Kad)t unb ihrer Soajonnette geftüfst [ich su behaupten oermöge.

Siefe S o rte waren wohl bie erfte Sanse, Welche Söttinger wiber ben UitramontaniSmuS Sefchleubert hatte, bemt hiS baf)in Waroonbem«

felbert Kietnatibent irgeub eine ängere (Beranlaf«

fung gegeben worben, ih« unter bie befannt freifinnigen iDiänner ber Seit 51t rechnen; eS er«

regte barmn aber and) obiger fbersenSergng bie ungeteilte ffreube beS aufgeflärten St;eils ber fat'holtfchen unb nidjtfatholifdjen Beitgenoffeu nicht minber, als er auf ©eite ber jefuitifch«

furialiftifdjen (ßartei einen S eh ruf über fold;

eine Stpoftafie heroorrief. Söttinger hat ¿war auf ber Satholifenüerfammlung 51t (Künchen fetben 3aI)reS eine bie itlerifaten wieber fehr berubigenbe © rflärung gegeben (bag ber ißapft in Sertheibigung feiner weltlichen §errfcE)aft für bie geredjtefte ©ache fämpfe, bag biefe auch bie

©adje aller legitimen (Konarcfien fei, unb bag ber (ßapft foitberän fein unb ein gewiffeS ©e=

biet behalten muffe); aber beShalb l;at er fein S o r t feiner Verträge Born 5. unb 9. Stpril Snrücfgenommen. B ft biefe ©efinnungSwanbe«

lutig, wenn fie überhaupt eine foldEje je war, wirf«

lieh ein (Borwurf fü r ben Sirchenhiflorifer? ober oollsog fiep biefelbe naturgemag? ©itte genfigenbe Söfung biefer Soppelfrage bürfte nicht attsu fchwer Su geben fein.

S ie bisherige (Richtung ber theoiogifd;»

wiffenfchaftliihen S fjätigfeit SöttingerS war Bor (ttllem auf ©id;erftettung unb SSertljeibigung beS SathoIiciSmnS gegen benißroteftautiSmuS gerichtet gewefen, wie bieS fetbft noch auS bem halb nach ben genannten Vorträgen erfdjienenen S e rie

„fiirche unb Kirchen" herauSleudjtet. Sarüber aber, bag er immer beit ©d;arfbli<f auf bie Sirchen richtete, hatte er Oergeffen, benfelben fritifchett SBlicf and; in baS Buttere ber oon ihm fo fehr oertheibigten Kirche 31t menben. @r Ber»

bedfte fich gleidjfam bie ©djabett feiner Kirche, um fich i a nicht in feiner firchlichen StbBofatie beengt su fühlen. @r bernadjläffigte gerabesu baS fritifdje © tubium beS (KittelalterS, jener Beit unb jener Sofitmente, welche in bie fatljo«

lifche Kirche ©anotten unb Bnftitntionen gebracht haben, bie Bor einer einigermagen hiftorifch«

fritifcheu Unterfud;ung unmöglich hätten (Beftanb behalten fönnen. Sabei aber War fein ©eift immer itod; beutfeh genug burdjgebilbet, um ein etwas aufmerffamerer (Beobachter ber intterfird)«

liehen Sorgänge Oon jenem (Kontente an su werben, in Welchem er unmöglid; mehr fich Ber«

bergen fonnte, bag ber KatboliciSmuS m it Kie»

fenfdjritten sum BefuitiSmuS auSWächft, unb bag ber UitramontaniSmuS nicht mehr btog ein © tü d ber fatho!ifd;en Sirche ift, fonbern bie Sirche felbft werben fott.

S ie Sieberfehr beS BefuitiSmuS innerhalb

(6)

390 @efc^icf(te; 3. ton ®öUmger unb bie liberale iatljotifcfje ¡Betoegmig in ®eutf^lanb. I.

ber Sirene begann feit bet Slerbannung S3iuS’ ix . ju ©acta (1849) in adelt papftlidpen ©ttcpclifen unb Stttofutionen immer en tliehener perBor- gnieuepten. S er Sßapfi geriet!) immer mepr in eht ©cpmärmen fü r bie ©tedung ber Äirdje jutn

©taate unb gitr SBiffenftpaft, mie fie im SRittel- alter gang unb gebe mar, — in ein fcproffeS

©iipabfepren Bon ber ® enf- unb fjanblungS- meife, mie fte ber moberne ©eift ber Äultur*

»älter m it fategorifcf)em fymperatio feftgeftedt pat. ©in ®enfer, mie ®ödinger, tonnte fiep unmöglich bie bamit äufantmenpängenbe ©cpä»

bigung ber „fatpolifdpen" Äirdpe Berpeplen, melcpe barauS Verborgenen mußte, baß bie fanatifepe

©ncpclica ©regorS x v i. „ M ir a r i vos“ »om 15.

Stuguft 1882, — morin bie greipeit ber äBiffeit»

fdjaft »ermorfen, bie ©emiffenSfreipeit ein SBapn- ftnn genannt, bie $reßfreißeit fü r fcpäblicp unb niept genug »erabfdpeuungSmertp erftärt mirb,

— fpftematifcp ju r SRicptfcpnur ader päpftlidfen Ämtbgebungen an bie SBifcpöfe unb ©laubigen g e m a lt mürbe, mie bie Slflofutionen »om 27.

©eptember 1852, bom 18. SRärä 1861 tc. ebibent bemeifen. SBenn in biefen Stnfpracpen nid)t bloß leere SBorte flehen, menn fte ben ©eift ber päpft»

lidtjen ^Regierung felbft betunben: mußte niept ein SRann, mie Södinger, bei feinem eminenten SSSiffert nnb feiner Äenntniß ber potitifdpen 3«=

ftänbe ber ©egenmart, namenttiep Seutfd)fanbS ftep bie fjrage fteden, mo eS pinfüpren müffe, menn bie Zapfte als ißäpfte niept nur gegen bie 8lbfd)affuug beS 3epcntS, fonbern auep gegen bie freie «ReligionSübung, gegen bie Slbfcpaffnng beS geiftiiepen ©ericptSftanbeS, gegen bie ©lau»

benS = unb ©emiffenSfreipeit, gegen bie moberne ß ib ilifa tio n überpanpt in ber unBerföpnliipften SBeife ft dp auSfpredpett? ©epon bie Sldotution

»om 10. ffu n i 1851 entpält ben mepr als tüpnen SluSfprucp, baß Äönige nnb ffürflen meber »on ber ^u riS b iftio n ber Äircpe ausgenommen feien, nodp baß fte bei Sntfdpeibuug »on ^uriSbiftionS- fragen pöper als bie Äircpe ftepen. S ie römi»

fepen ißäpfte unb bie adgemeinen Äoncilien patten bie ©renäett iprer ©emalt nie überfepritten, bie fRecpte ber gürften nie u fu rp irt — alfo auep SSoitifas v m . nie. Unb mie erläutern! bepauptet bie Sldotution »om 22. Sluguft beffelben 3apreS, im Äortflifte ber ©efepe beiber ©ematten gepe niept baS meltlicpe IRecpt »or. S ie Äirdje pabe bie SRacpt, äußeren 3 t»ang anjutoenben, fie pabe auep eine birette unb inbirefte jeiliicpe ©emalt;

benn niept bloß bie ©eifter ftnb ber ©emalt ber Äirdje untermorfen. SkrgKcp enbliep Södinger ben ©eift beS 3efuitenorbenS U11^ *>ie Bor Slugen

liegenben »erberbtiepen SBirfungen innerpalb ber beutfdpen Äircpe m it bem ©eifte biefer Stdofn- tionen, fo tonnte er fiep boep niept mepr bie fperrfepaft beS DrbenS über ben Siapft unb bie barin liegenbe ©efapr fü r bie fatpolifdpe Äirdje öerbergen; »erpeplten boep felbft bie piftorifcp- politifepett SSlätter fiep niept, baß bie ganje

©tedung ber fjefuiten gnr europäifd)en ©egen­

mart in Jpinfidjt ber ©taatSorbnung unb bet ßeitbebürfniffe eine burcpauS falfcpe fei.

3 ft eS natp biefen SluSeinanberfepungen ein SBunber, menn fold)e nnoerpüdten fRontaniftrungS-

»erfuepe an ber tatpolifepen Äirdpe ben tritifepen

©eift SödingerS meetten unb fdpärften unb ipm offene Slugen fü r bie Seftrebnngen fRomS gaben?

3 ft e§ ein SBunber, menn berfelbe, naepbem einmal fein Strgmopn in SSeäug auf bie diein- peit ber Slbficpteit DtomS gemeeft m ar, immer tiefer in ben ©eprein feines SBiffenS greifenb, gleicpfam wie ein »ergleicpenber Stnatom, ein Slntagonift ber jefuitifcß-furialiftifcßett Partei mttrbe? SBie nod; bamalS bie Slnfcpauungen SödingerS befepaffen m aren, erfiept man leicpt aitS fotgenben 33emerfungen, mettn matt fte nur in bie redfte 33eäießung ju ber »orpin fepon be- fprotpenen Senbenj ber beiben SSorträge bringt,

©inm al rebet Södinger in ber entfepiebenften SBeife ber beftepenben tircplicpen D rganifation baS SBort: „Unter aden Srümmern mirb ein 3 nftitut aufretpt bleiben, ans aden gtutpen ber Ummäläuttg mirb eS ftets mieber nnöerfeprt emportauepen, benn es ift unoermüftlicp — ber

© tu p l ißetri". Slber er betont mopl ebenfo fdparf ben ttniBerfeden ©paratter ber itirepe:

„Unfer Spriftentpum barf unb fod feinen natio­

nalen SeigeftpmacE paben, es fod fein fpecißfcp beutfcpeS, a b e r auep t e in ita lie n ifc p e s , fein franjöfifd;eS, engliftpeS ober ruffifcpeS ©pri=

ftentpum fein; eS fod niept gteiep jenen tünftliep gebrannten ©etränfen ben ©aumeit biefeS ober jenes SSolfeS fipe ln ; unfere Sepre unb religiöfe Uebung fod feitt unb ift reines, flareS SBaffer, farblos unb gerutploS, baS adgemeine gefnnbe

©etränf fü r fjeberntann, peute mie geftern, mor­

gen m ie » o r ta u fe n b 3 <tpren". ©tpmerer als ber SluSfprmp bejüglid) beS SircpenftaateS mußte fü r bie fjolge biefeS SBort miegen; beim eS mußte jenen SRann, ber ipm in aden firipen«

politifepen SSerpältniffen treu bleiben roodte, fonfequent unb unanfpaltfam bis ju jenem Äon- flifte füpren, in metepem fiep peute bie fatpo»

lifcpe Äird)e befiubet unb an melcpem ®ödinger einen fo großen unb ebenfo rupmreiepen Slntpeil paben fodte. D b Södinger liefen Äonßift ba=

(7)

@efcf)t(i)te: 3. öon SDöIIittget unb bic liberale latöolifc^e SBetoegmia in SDeutftbXanb. I. 391

m als fchon afyitte? geh glaube eS. Stber er»

toartet batte er ihn (ebenfalls in fo turger g e il Ttidjt. S ie hätte er fonft bamals nod) (preßen fömten: „geh Bin übergeugt, baß tein «Stoff, ieine ® ispofttion gu einer Spaltung gegenwärtig

•im ganzen Umfange ber tatholifdjen Strebe Bor»

panben ift. K u r eine gang außerorbentlicbe Ver»

toidlnng unb ein S tre it um ¡ßrincipien, um gbeen tonnte wieber einmal eine folcpe peibei»

führen".

®iefe gbeen waren natürlich nicht im Sinne

¡Roms, baS jebenfalls bamals ¡(hon bie heute ftch Berwirtlidfen fottenben ißiäne in unabänber»

iiä)e SCuSficht genommen hatte. SenigftenS ge»

fiept fpäterhitt bie Schrift „ß ifle s s io n i d ’un teo- logo sopra la rispo sta d i M sgr. D upa nlou p a M sgr. A rcivescovo d i M alines, T o rin o 1870“ bieS SU. „S ollte benn ber 93ifchof Bon O rleans" — heißt eS barin — „nicht wiffen, baß ifiiuS ix . fte ts bie ¡¡Definition biefeS ®ogma’S (ber Un=

fehlbarfeit) unb bie Verbammung beS ©allifa»

niSmuS beabfichtigte? S tile S itte fe in e s ¡ßoit»

t i f i t a t s f in b a u f b ie f e S g ie l g e ric h te t— "

— Vorerft freilich würbe ber beutfepe ©eleprte nur in Vegug auf feine Gcrlläruug beS Verpaß»

niffeS Bon iEircbe unb ®ird)enftaat angegriffen,

— angegriffen in einer S e ife , bie ihn nur in ber ^Richtung feiner lirchenbiftorifcben Stubien xsiepr unb mepr beftimmen tonnte unb ißn ma=

terielt unb formell gu einem entfdjeibenben S t r i t t trieb. g n ein unb bemfet6en gapre (1863) er»

fchienen feine „ißapftfabeln beS ÜRittelatterS", unb war er SKiturpeber ber bentfcpen ©eleprten»

Berfamralung- S en n man bebenft, baß eS ber bon ben gefuiten bis in bie neuefte geit herein»

getragene ScpotafticiSmuS gewefen, welken er als feinen unermüblid)en ©egner überall ftnben mußte

— nicht bloß iit Vegug auf feine ©nbgebauten, fonberu auch in Vegug auf bie Strt feiner (ja w ir biirfen fagen: ber eigentlich beutfepen) pifto»

vifch»fritifchen S tubien: fo tann man in biefen f apftfabeln neben bem finhenpiftorifeben S ertpe ben Gontrooersdfaralter nicht überfeheit; — niept itberfehen in ißnen SötlingerS erfteS ¡Dlanifeft wiber ben neueften Singriff ber Körner auf ben uniocrfelten Sparafter ber Kirche burdf eine un=

■gemeffene Betonung ber Weltlichen Seite unb eine ebenfo ungemeffene Vefcpränfnng beS tirdi»

üdfen ©eifteS; — nicht ü&erfeheu in ihnen ben Spiegel Bon SRomS Vergangenheit unb Bon bem faulen ©runbe fü r manches feiner fo ungeftüm feftgepaltenen Vorred)te. ffiaß bie „unfehlbar"

i« n wollenben ip p fte für bie Vergrößerung i ^ e r geiftücpen unb weltlichen ÜRacbtfteiinng

m it gabeln wie m it piftorifeben $ 0fumenten manöberirten, — baS fefst Bor aller S e it, unb gwar burep bie gebet eines anerlannten iatpo»

hießen SircpenpiftoriferS offen bargeiegt gu ¡epen:

mußte ben gegenwärtigen SttteurS fü r eine er»

nente Bollenbete © loriftcirung ber ißapftmaebt fepr unangenehm fein. ® apin gehört beifpiels»

weife bie ©efchiihte ber gäbe!, weldfe „® ie Scpenfung SonftantinS" betitelt ift. S ie be»

beutungSooll ift biefe gabel fü r ben weltlichen Veftpftanb ber römifdhen itirebe unb in Vegug auf baS mittelalterliche SSerhältniß ber Sirdje gum S ta a t, refp. gu ben beutfepen ibaifern geworben?

S aS um bie SJiitte beS 8. gaprpunbertS ein römifcher §iftoriettfcbreiber an Schenlungeu ifonftantinS erfunben, welche in ber auSgefpro»

ebenen Slbfuht gefd)epen fein follten, um ben S tu p l ißetri über baS ¡Retd) unb beffert irbifchen S iß burep Verleihung laiferlicher ©ewalten unb

@pren gu erheben, nahm ¡ßfeubo=gfibor in feine

„®etretalen"» Sam m lung auf, biente in Korn feit Snbe beS 11. gaprpunbertS gur ©runblage hoher unb ftetS Wachfenber Stnfprüche, fanb nach

© ratian ©ingang in allen S p u le n beS tanoni»

fchen giedftS; unb gerabe bie guriften würben bie wirtfamften Vertpeibiger unb Verbreiter ber g iftio n , WaS nur bie guBerficpt ber Ißäpfte ftei»

gern tonnte. Selch eine weltgefchichtllche Ve»

beutung aber felbft eine gäbe! erlangen tann, gept unwtberleglich aus ©regorS ix . S o rte n an Saifer griebrid; I I . herBor: Sonftantin Babe m it ben faiferlichen gnftgnien ¡Rout m it feinem

®ucatuS unb baS g m p e r iu m ber Sorge ber Späpfte fü r immer überläffen. ® arauf haben biefe, ohne Bon ber Subftang ihrer g u riS b iftio n etwas gu oerminbent, baS ® ribunal beS itaifer»

tpumS errichtet, eS auf bie ®eutfcpen übertragen, unb pflegen bie ©ewalt beS Schwertes ben Saifern bei ber Krönung gu bewilligen. — ® er

©eift biefer gäbet ift m it ber mittelalterlichen ißapftgewalt eng oerbunben; aus bem ® ittu n t einer gäbet fepöpfte unb forberte ¡Rom Weitere

¡Rechte fü r fiep, unb für baS annepionSgierige

¡Rom würbe bie einer inbuttinen ¡Mctpobe fern»

ftepenbe S dfolaftif bie trenefte ©epülftn. „ S ie abfccptlicp ober unahftchtlich — fagt ®öttinger

— alle biefe gabeln unb Schichtungen entftan»

ben fein mögen, fie haben einen großen, gu»

weilen einen entfeheibenben Gciufluß auf bie gange StufchauungSWeife beS URittelalterS, auf bie ba*

malige ©efebieptfepretbung unb ¡ßoefie, auf Zljeo- togie unb ¡Rechtslehre geübt." S e n n ¡Rom über»

paupt frembett ¡Rathieblägen gugängig wäre,

(8)

392 © e f d j t d j t e j 3. Hon SDSHinäer unb Me Itbevale fatljoliictje SBetooguttg in $eutfcf)t<mb. I.

eS patte aus bem V u p ber ipapftfabeiu fip manche weife Sepre im BorattS wegnepnten fönnen.

® ie Verfatnntlung fatpotifper ©eteprten

® eittfplanbS , Welpe am 28. September bis 1. Dftober 1863 in SRünpen S ta tt fanb unb gtt wetper Bon fünf V ifpö fen unb einem @rg»

bifpofe Schreiben m it bem SlitSbrucf tebpaftefter

©peilnapme einiiefen, gab ©öttinger eine neue

©elegenpeit, Bon feinem Unwillen über ein attgu bienftgefälligeS ©enuncitren unb Senfuriren beut»

fcfjer ©eifteSprobufte 3eugnig abgulegen. ®ag bie fatpolifpe SBiffenfpaft in buntem, ben ®on»

traft nicht Berfpmäpeitbem ©ewattbe erfpienen war, baBon gettgt fpo n eine Meine StuSwapl Bon fRameit ihrer Vertreter: SClgog, Sbeutinger, SDöl=

linger, g rie b rip , §aneberg, fjergenröther, fpet»

ting er, (gop. fpuber, fhütSiamp, (Jörg, Sllops 2Rapr attS S ü rg b u rg , fWoufang, D ifp in g e r, V PtllipS, Richter, fReufp, IRingSeiS, Schutte, VJerner k. @S lieg fidf BorauSfepen, bag bie Veratpmtgen optte ©eifterfampf nicht gu @nbe fotnmen werben. $ n ber ©pat rief fpon ©öl»

lingerS V ortrag „Ueber Vergangenheit unb @e=

genwart fatpolifper ©peologen" im V erlauf beS VeifammenfeinS eine Oppofttion unb eine baran fip fnüpfenbe tangere ©ebatte pernor, an welcher ftp außer ©öüinger bie fjerren Sttoufang, §ein»

ricp, SRipeliS, B. S p ä p le r, fjergenrötper, ißpil»

tipS, §ettinger, S p u lte unb ©berparb betpei»

tigten. ®en greunben ber (Jefuiten unb beS IRomaniSmuS überhaupt inopte freiliep ©ölltn»

gerS feparfe S r itit niept bepagen. ®ie Siebe weift entfpieben bie Bon Seite ber fRomaniften fo fepr gepflegte ©prannei wiber jebe unliebfame gor»

fpttttg gurüd unb bringt bie romaniftifepe unb germanifpe fRiptm tg in ber S iffe n fp a ft in eine- fü r erftere feineSfaüS rupm reipe ©egenüberftel»

lung. @r ftetlt ber beutfipen ©peotogie gerabegu eine bem fRomattiSmttS unbetannte, für ben 3{o=

maniSntuS überhaupt niept lösbare Slufgabe.

®ie beittfpe ©peologte, fagte er, pat ben S cntf, bie getrennten ffonfefftonen einmal wieber in pöperer ©inpeit gu Berföpneu. ffienn ip r aber einmal biefer 3 tBecf gefegt fei, fo fönne fie un»

möglich bie fcpolaftifcpe äRetpobe pflegen; benn gerabe bie abenblänbifpe SpolaftiE pabe, in iprem u n g e fp ip tlip e tt Sinne unb m it ber ip r eigenen felbftgenügfamen Unfenntnig ber gangen anatotifepen © rabition unb Sircpe, ben oerpang»

nigooilett Vrucp m it biefer S irp e mäeptig ge»

förbert unb bie Teilung beffelbeu erfepwert.

S ie Sette ber W tffenfpaftlipen © rabition, an welcper Qaprpunberte tpeologifper ©pätigfeit ftep gepalten unb orien tirt paben, fei gebrochen.

ÜRan fei in ein S tabium beS UebergangS (Bon ber Separation gur UniBerfalität ber tpeologi»

fepen Sßiffenfpaft) eingetreten. ®aS alte, Bon ber Scpolaftif gegimmerte, baufällig geworbene üBopnpanS forbere inftänbig einen SRenban, benn m it ^Reparaturen an einem ipaufe, bas in feinem feiner ©peile mepr ben ülnforbernngen ber Sebenben genügen w ill, fei ntptS ge»

bient. „2BaS uns aber — meint ®öHinger — Bor älttem in ber ©laubenStepre Sfotp tput, baS ift, bag w ir ben bogmatifepen S to ff m it e p te r , fritifcp geläuterter ©efepiepte unb ppitofoppifeper Spefutation Berbinben unb Bon beiben ipn burp»

bringen laffen, bag w ir ferner einer fpntpetifcpen SonftruftionSweife uns bebienen, Welcpe, beffer als bie ältere anatptifpe, ben gangen ©epatt ber geoffenbarteii Sepre naep allen ipren Seiten gu iprem SRepte fommen lägt unb jebeS in ben S p rifta itS fp rü p e n enthaltene SRoment peran»

giept nnb gewiffenpaft benfipt. ®er Slnerfennung unb folgerechten © u rp fü p n tn g beS ©efepeS ber piftorifepen ©ntwicflung in ber Sepre barf fortan fein roiffenfpaftliper ©peologe ftp entfplagen.

ffm Slllgemeinen ift es aup Bon ber alten S po»

la ftif erfannt, Bott bem heiligen ©pontaS aus»

gefpropen worben, aber bie älnwenbung beS iprittcips im ©ingetnen war bamalS b e i bem äR angel p i f t o r i f p e r g o r f p u n g n n b r ip » t i g e r © i n f i p t i n b ie ® o g n te n b i£ b u n g ttop unm öglip. Qept ift fie m ög tip unb gu»

gleich) unabweisbar— ® ie repte ©peologte mug nniBerfett fein wie bie S irp e , unb gleip biefer bie brei ßeiten, baS Vergangene, baS

©egenmärtige unb baS Qufünftige umfaffen.

S ie forgt fü r bie 3 u fu n ft, inbent fie bie nop Borpanbenen Sücfen beS SpftemS n ip t etwa, wie eS oft gefpepen, Berbirgt unb fü n ftlip gnbeeft, fonbevn ip r ®afein fonftatirt, unb gugteip (eben Beteiligen, eigenmäptigen V e rfu p gnrücfmeig, ÜReinungen einer S p u le m it ber A utorität f'irp»

lip e r ® o ftrin gu befleiben unb als einen ber allgemeinen Sirpentepre gleipartigett unb eben»

bürtigen S to ff beim tpeologifpen V au gn Ber»

wetiben. ® a m it f p ü g t f ie baS IR e p t b e r

© e g e n w a r t, w e tp e r S R einnngen nnb § p » p o tp e fe n n i p t a ls ® o g m e n a u fg e b ru n » gen w e rb e n f e i l e n . . . . " ®öHinger bapte bei biefem Sape Wopt gunäpg an baS unbuib»

fante ©ebaprett ber Sfomaniften, wenn bei 2Rei»

nungSBerfpiebenpeiten n ip t bie iprige wie etn

„® ogm a" refpeftirt würbe; benn gleip fupr er in feiner fRebe fo r t: „S e n n gegenwärtig in

® eutfptanb gwei tpeologifpe IRiptitngen be=

fiepen, fo ift bieS a n f i p fein Uebef, Bielntept

(9)

393

© e f cf) i á| 11: 3. 6cm ©Bffittfl« unb bie tiöerale tatI)oUfct)e SBetoegutta ¡n SDeutfdjtanb. I.

in mancher Beziehung atg ©ewinn ju achten, Borauggefept n u r, bag betbe waprpaft wiffen»

fepafttiep finb , unb bag ge fiep Weepfelfeitig fjreitjett ber Bewegung geftatten. S er SHffen»

fd^aft ift biefe ffreipcit fo unentbeprliep atg bern Sörper bie Suft zum Sttpmen, unb Wenn eg S p e o to g e n g i b t , »elege ip r e n ff a<p»

g e n o ffe n b ie fe geben g l u f t u n t e r betn B o r w a n b e b e r © e fa p r f ü r bag S o g tn a e n tz te p e n m o tte n , fo t f t b ie g e in fu rz » fic tjtig e g u n b fe tb ftm ö r b e r ife g e g Be»

g i n n e n . . . . S im ilia s im ilib its cu rantu r. (Segen

»tffenfdjaftiiege g e lte r nnb Serirrungeu bürfen nur gleichartige SRittet angewenbet »erben.

SBer anberg »erfährt, fegäbigt bie Speotogie unb bie fin g e , »elcpe nun einmat eine tebengfräf»

tige unb ftep fortbitbenbe Speotogie nicht ent»

bepren fann. Sag aber in tiefer nur burd;

Q trtpüm er pinbureg ber SBeg ju r äSaprpeit führe, ift ein @efep, welepeg in ber 3 ufunft ebenfo gelten » irb , wie eg in ber Sergangenpeit fiep bewäprt hat". — Sag biefe SBorte nicht auf tpeoretifeper Betrachtung atteiit ruhten, foitbern burep ben ©epmerz einer btutenben SBunbe er­

preßt »urben, bcweifen bie Stbfepiebgworte beg SRanneg an bie Serfammelten, in benen er wie*

berpolt auf eben benfelben ©ebanfen zurüd*

lehrte: „S in früher Borpanbener ©eift ber ©in»

trac^t, ber brüberticpen ©emcinfamfeit beg

©trebeng taffe ftd) fett einigen ffapren toielfach Bermiffen unb b ro p e naep ntanepen b e b e n f- lic p en St nzeicpen noep ntep r git ent»

fc p w in b e n . ®g fei auffattenb, bag ingbefon»

bere wenn eg fid) um Stufftettung b»hriDfophii<her Speorien, ©rfenntnißprincipien unb beren @e»

brattd) in tpeotogijepen Singen panbte, ein bitterer, friebpäffiger Son, ein p ru ritu s beg Se»

nuncitreng unb Genfurireng unt gd) greife, ttetcber ben ntpigen, nur bag 2Bopt ber Strcpe unb ber SBiffenfepaft Perüdfieptigenben Beob»

achter m it Sratter nnb 3Bibex»itten erfüllen muffe--- iütart möchte fiep nicht trennen, opne beit ernften Sorfap gefaßt ju paben, bag man tünftig in tpeotogijepen nnb ppilofoppifd)en ffra»

gen nur m it Wiffenfepafttiepen Sffiaffen fämpfen, aüeg Senunciiren unb Serbäcptigen atg unbeutfep unb urttatholifch aug ber Siteratur Derbannen unb ftd; bietmebr jene WürbeBotte unb echt eBan»

getifche 3Jiitbe ju nt SRttger nepnten rootte, m it W etter erleud;tete ?eprer ber alten Sirene, B . ein Wuguftinug, bie abwetepenbe SCnficht eineg

§ieronpntug beftritten paben". 2Saprf<peinltcp baebte S btlinger bamatg noep nid;t baran, bag

£t gar batb bie ganze S raft feineg miffenfehaft»

lieben Stnfepeng nicht mehr bloß gegen bie Ser»

feperunggfuept ber Sioraantgen, fonbern noep ntepr gegen ein unerfätttidjeg Berlangen nach neuen Sogmen — in einem Umfange, ber in ber Stnpengefcpidjte ohne Bcifpiet ift — »erbe einfegen müffen. Sein Sorganger fepwelgte je wie ißiug ix . in bem ©tauben, eg tonnten bie

©ebreepen ber 3 ett burep bogmatifepe ©etränte gepeilt werben.

Siocp entfepiebener atg bei ber Sebatte be=

Zügtid) Söttingerg eben berührten Sortrageg, wet^e in ber gebeuten © igm tg burd) eine @r=

ttärung ber Opponenten, „bag ge nicht im ®*tt»

fernteften bie ¿rtpobopie beg §e rrn Borggenben burd; ipre G rfiärm tg patten bezweifeln, fonbern nur oerpinbent wollen, bag etwa bie Siebe beg»

fetben im (gubtifum atg Programm ber Ser»

famratung angefepen werbe, unb etwa ip r Schweigen atg 3 uftinttnung ju atteit in ber Siebe enthaltenen Behauptungen erachtet »erben tonne", — ju m Stbfcptug getaugte, beefte unter ben Serfammetten bie ätieinnnggoerfepiebenpeit im S tittcip e ber Stntrag Dr. 2)ücpelig’ auf: „S ie Serfammtung möge eg atg ipre näcpfte §aupt»

aufgabe betrachten, eine fü r bie Deffentticpfeit beftimmte ©rttärung über bie gegenwärtige Stuf»

gäbe ber ffiiffenfcpaft, fpeciett ber beutfepen SBif»

fenfd;aft in ber tatpolifepen Sircpe gu form utiren".

3 n ffotge beffetbeu nämtid; entfpann fiep eine tebpafte Sebatte über b a g S e r p ä t t n ig be r f f r e i p e i t b e r f f i i f f enf epaft j u r tire p tie p e n S e p r a u f t o r it ä t . @d;on bie fiep ju m Bweeie ber SSorberatpung gebitbete ©ettion (§ettinger,

©epeeben, Sncobt, §affner, ©epäpter, ÜJiapr, h e in rid ;, Seutinger, ©epneiber, B ad ;, © trobt, SRiepetig, Steinieng) gelangte nur baburep zu einem ©nbrefuttat, bag ge burep eine einjeitige Betraeptung ber ffrage einem grünbtid;en ©in»

gehen in bie ©aepe augwiep- 2Kan reiJdte nur feftfteüen, wag bie tatpolifepe Sird;e tu iprer Unfeplbarteit unb m it ipretn bogmatifcp feft»

gefepten Bnpatte Bon ber Spitofoppie erwartet unb nur erwarten tann, gerabe atg ob bie Spi»

tofoppie fowopt iprent SBäefen atg iprem 3 « ! naep nieptg Bon ber Singe erwarten bürfte, atg ob ber Singe» refp. ben Sertretern ipreg Sepr»

amteg nur Sieepte, ber igpitofoppie nur ipftiepten äuftünben. Ueber bie ©epwierigteit follte Ober»

ftächtttpfeit pinwegpetfen. 9iid;t ing Setait ber

¡fragen, wetepe fiep über biefeit ©egenftanb er»

peben taffen, fottte eingegangen werben. ^ Süept mepr unb niept weniger, atg bag, folie bie Ser»

fammtung erttären, wag auf bem ©tanbpunft beg tatpolifepen ©taubeng unbeftritten unb notp»

(10)

394 @ ef cfj i cfj te: 3. Bon SDöUittger trab bie liberale latljoiiidje SBewearntj in Seutfcfjtcmb. I.

wenbig fidf ergebe. Slu§ biefen gewiß itnwiffen»

fdjaftitcfyett ©cfihtSpunften Berftänbigte man fich enblich — freilich tro (3 aKebetn nicht ohne Siber»

fp ru h — p folgenben ißropofitionen: „1) Ser innige Slnfhluß an bie geoffenbarte S ahrheit, welche in ber fati)oIi)c^en Sircße gelehrt wirb, ift eine wichtige unb unerläßliche Sebingung fü r bie fortfhreitenbe Gcntwicflung einer mähren unb umfaffenben ©pefulatiou überhaupt unb für bie tteberminbung ber gegenwärtig herrfchenben g rr*

thümer ingbefonbere. 2) g ü r .geben, ber auf bem ©tanbpunfte be§ fatholifhen ©laubeng fleht, ift es ©ewiffengpflicfit, in alten feinen wiffenfcbaftticpen Unterfuchungen fich ben bogma*

tifchen Slugfprühen ber unfehlbaren Stutorität ber iiirctie p unterwerfen. ®iefe Unterwerfung unter bie A utorität fteht m it ber ber S iffe n fh a ft naturgemäßen unb nothwenbigen greiheit in feinem S ib e rfp ru h ". S ei Segrünbnng biefer

©äfce bemerfte unter Slnberm Dr. Seutinger:

„® e r Shtlofoph »ft nicht bloß bem Senf» unb Katurgefehe, er ift auch jeber fittlih e n ?ebeng»

gemeinfhaft unb Bor Slllem ber ijöchfteit, ber

¿irche, Oerantwortlih- @3 ift eine m oralifhe S erpflihtung fü r ißn, fo lange er ber Kirche an»

gehört, bie Sogmen berfeibeit als maßgebenb fü r feine gorfcpung anperiennen, unb wo er eg nicht mehr fann, auch bie ©emeinfhaft p fün»

bigen, oor Slllem aber in ber Slugbreitung feiner Uebcrpugung bem U rte ile ber fiirche fich P unterwerfen— S ie Freiheit ber SBiffenfchaft fcheint allerbingg befdhränft, wenn nicht geber feine Uebezeugung unbefcfiränft auSfprechen barf.

®ag StuSfprechen einer Ueberjeugung ift aber offenbar nicht m it ber Wiffenfhaftlichen Ueber»

pn gu ng felbft ibentifh- SBenn bag @ine be»

f c h r ä n f t w ir b bu rch e in a n f t o r it a t io e S U r t h e i l ü b e r bie O p p o r t u n i t ä t be r S er»

ö f f e n tü cfinng, fo w i r b b a m it b ie W if»

fe n fc h a f tiic h e g o r fc h u n g a ls fotche n ic h t b e fc h r a u ft" . — Siefer fü r einen Sßbit°i°bhm

¿ebenfalls auffälligen Sebuftion fej3te iprofeffor Dr- K a p r aus S ü r p u r g m it Boiler innerlichen Berechtigung als K inoritätS gutahten entgegen:

„ 1) $ ie SBiffenfchaft ift f e lb f t ä n b ig innerhalb ber ©renjen ißreS ©ebieteS, nur fich Berant»

wörtlich, unb fie hat bie K itte t in fich, ihre grrthünter p eliminiren. Siefe ©elbftänbigfeit bezieht fih auf alle theoretifhen gragen. 2) S enn Su p ra ftifh tn 3 ® e(trn m it Senbenj gegen bie Äirche, als auh 9e9en bie Seftimmung ber SKenfhheit, w iffe n fh a ftlih e ©äße m ißbrauht werben, bamt ift e§ fRecht unb Pflicht, baß p ra ftifh e Stbwehr erfolge". Unb ißrofeffor §uber,

ber fih felber als ben K a n n ber Sinfen in ber Serfammlung begeicljnete, hinter bem jeboh noh Biele ©leihgeßnnte ftünben, forbert bireft bie Serfammelten auf, bie greiheit ber S iffen»

fh a ft gegenüber ber Stutorität p fonftatiren.

K i t ißropofitioneu, wie fte Borlägen, fei n ih ts gethan.

Siele ©etehrte waren n ih t erfhienen, weil fie bei biefer ©elegenheit ©rflärungeit gegen bie neuerbingS in ber fatijolifcfjen fiir h e m ähtig werbenbe fho laftifhe ^Richtung befürchtet hatten.

S o h fie hätten alle fommen fönnen. Senn wenn auh &ei biefem Sf)ema bie ßerfhiebenen theologifhen Parteien ber Künchener, K a is e r , Sübinger unb Sleutralen wieber, wie fhon nah ber Siebe SöHiitgerS, heftig auf einanber fließen, fo Bereinigte man fih ja öoep fh lie ß tih — felbft ein Seutinger unb K o u fa n g , S öllinger unb

§ergenröther. K i t StuSnahnte Bon brei biffen»

tirenben ©timmen (fßrof. fpuber, iprof. K a p r, Dr. g rie b rih ) würben bie Borftehenben Shefen ber ©eftion Bon ber Serfammlung p m S efhluß erhoben. Unb felbft Bon biefen Sreien erflärten am folgenben Sage bie lebten beibeit ß h im ffSrincip m it ben Shefen einBerftanben unb nur in S e p g auf bie O pportunität bifferirenb, fo baß fh lie ß ü h in biefer Serfammlung bie grei»

heit ber S iffe n fh a ft fih nur mehr bu rh S3rof.

got). §uber Bertreten faß. Unb boh waren bie Serfammelten lauter „gelehrte" K ä n n e r! Stuh S öttinger, ber in feinem Sortrage fo fehr bie unbeläftigte g o rfh u n g auf bem ©ebiete ber hiftorifhen i i r i t i t forberte, war eS n ih t möglich, ber Shilofophie, auf weihe fih ja boh oor Slllem bie Shefen begieljen, in gleihem Kaße gerecht p Werben, gebenfallS hat berfelbe feitbem bei feinen philofophifhen Stefleyionen über baS Sl;ema „SBie man Sogmeu oerfertigt" bie Weit»

tragenbe ©rfahrung machen fönnen, baß ber ißhtlofophie neben ber Slufgabe, ben bogmatifhen

© toff p oerflären, jene Biel höhere, baS Ken»

fhengefhleht erphettbe Slufgabe p fo m m t, ber S iffe n fh a ft überhaupt unb ber hiftorifhen Ä r itit inSöefoubere eine freie Sahn p brehen. S a r baS SRefnttat biefer Sebatteu bentnah and; wenig ruhm reih fü r eine Serfammlung Bon „©eiehr*

teil", eine gute golge berfeibeit in Serbiubuitg m it einem gleichfalls Bielbefproheiten Slntrag,

„S ie ©rüubttng eines ©entralorganS fü r fatho»

lifh e S iffe n fh a ft betreffenb", ift trop atlebem p Bezeichnen; feit Sieujahr lööG n ä m lih er»

heint bas Sonner „Speolcgifche Siteraturblatt"

in Serbinbung m it ber theologifhen ga fu ltä t git Sonn unb unter K itw irfu n g Bieter ©eiehr»

(11)

®ef<i)t<f| te : 3. Bon æbffinaei nui) ¡>ie liBetalc tatljoïif^c Sewegung !n Seutfdjranb. I. 395

ten, herauggegeben bon 5ßrof. D r . Seufclj. Sag»

felbe nahm ïeitper m it anerEennengrocrtEier ge»

ftigieit reibet romaniftifchen Sogmaticigmug mtb un'bulbfame ftnbepfongregation bie fÿreitjeit tï)co»

logifdher llnterfuchungen in ©djutj.

¿on bem im S3atifan fcpon bamalg ^err»

fdhenb gereorbeuen ©eifte gibt Wohl nidhtg un»

Oerfälfcptere Stuffd^Iüffe, als bie tufnahm e, reeldje bafetbft biefe SSerljanblungen beutfcher ©eletfrten gefunben. S ie SSerfammlung tagte offenbar unter bem Gtinbrude ber P rofessio fid e i T rid e n - tina, fie boiumentirte bieg fogar in einer Gsr»

gebenheitSabreffe an ifSiuS IX ., in bem SBefcpluß bon ber Unterorbnung ber SBiffenfchaft unter bie ïirdjliclje Slutorität unb in bem energifchen'hroteft gegen ben In h a lt nnb bie wiffenfdjaftliche gorrn bon Senang „Seben Qiefu". Unb reag tt?at Sont?

3 w a r erfolgte auf ein Selegramm SBÏÏingerg nnb Hanebergg nom 3. Oftober „S ie große grage über bag Sßerßäitniß ber 'fibitofopbie 3ur litte n Slutorität fei im ©inné einer oottlom»

menen Unterwerfung unter bie Slutorität getöft reorben" — bie Stntwort: „S e r Ijeilige SSater fenbet gatten Sitten feinen ©egen u n b er m utt»

t e r t fie g u r g o r t f e p u n g iß r e g S S e rleS ";

aber biefe günftiye © tim m m tg bauerte nicht lange an. geugniß tjieroon legt fdfon ein unterm 21. Secember bom '$apft an ben ©rgbifdfof non Slüncben gerichtetes ©Treiben über bie ange»

gogene SSerfammtung ab. eg ift bieg © ^reiben eine „autoriftrte" trefflicfte ^ttuftra tion barüber, toie bie Slutorität fidE) bie Unterorbnung ber SBiffenfchaft benft. S er lßapft nämlich brüdt barin feilt fjeftigeg Sefremben aug, baß gu ber fraglichen ©elehrtenoerfammlung nur bon ißriöat»

perfonen bie einlabnng ergangen unb berbreitet iborben fei — ohne gm pulg unb Slutorität ber iircljlictjen ©erealt. Slucß hai>c er fernere S3e=

forgniß wegen ber fatholifchen Seßre gehabt, benn gerabe in Seutfdflanb gebe eg biete ©dfrift»

ftetter, bie f f ^ bei g rtla ru n g bon Urdtlichen Sehrfäpen mepr auf bie eigne 2öiffenfcf/aft ftfipten, alg fie bie Seirete beg heiligen ©tut)IeS unb ber päpftlidlien •Kongregationen gum Sicptmaß näh»

men; gerabe in Sentfipianb fei bie a lte ©chule angefeinbet. Socp habe ber SBeridft über bie ißerhanblungett ber SSerfammlung ©rwünfchteg gebracht, ba alle Speilnehmer berfetben bie Kirche alg höchfte Slutorität aneriannt hätten, Wenn bag auch noch m iü genüge, (ffiag bem Zapfte genügen reürbe, Wäre tnohl nur eine unbebingte Obebieng im ©eifte bcg C olleg iu m R om anum ober G erm anicum . ) Schließlich wirb ber ©rgbifchof heftig ermahnt (vehementer excita m us), baß er

m it ben übrigen Sifcfiöfen ftreng in Seutfchtanb reacße unb allen eiitfc^ärfe, fidf profaner Seue»

rungen gu enthalten. Unb fo folgte ber erflen Slerfammlung beutfdjer fatholifchen ©eiehrten leine greeite mehr, benn bamalg beugte ßd; noch ohne alle Iritiftrenben ©ebanlen Hoch unb Siebrig bor bem © p r ü fe t „K o m a loeuta est, causa f in it a ! “ (Srflärte hoch beifpielgreeife noch 1865 bei ©etegenheit ber äSerurttieilung beg f|3i<hler»

fchen SBerfeg „©efdßchte ber firdhlidhen Srett«

nung gwifcpen bem O rien t unb Occibent tc."

burcp bie ^ubepfongrcgation ber ©rgbif^of oon SÄttn(hen»greifing bem auf Slegeichnung feiner

^rrih ü m e r bringenben Stntor, er hd&c m e*tler foldhen SSerurtheilung ben „Stugfpruch ber ^ödttfteri tirchlidhen Slutorität" gu refpeftiren.

© e it fpiug’ ix . S ü d fe ljr oon ©aeta rear nämlich im SSatifan fold) eine romanifch»mittel»

alterliche Sichtung fü r Slugbreitung unb Seu»

belebung beg Katholicigmug unb Koncentration ber Kirchenregierung maßgebenb geworben, fotch eine Seal'tion auf ppitofophifcbem ©ebiete unter ber fcftolaflifcEtert SeOife „p h ilo s o p h ia m esse theo- logiae a n c illa m “ eingetreten unb folch eine — felbft ben hiftorifch=politiichen SBtättern unbehag»

liehe S igorofitat oon ©eiten ber ^nbeplongre»

gation namentlich reiber beutfehe ©eiftegprobufte unb m it befonberer Südßchtnahme auf

©chriftfteller ber Unioerfitat SRüttchen (greif»

fchammer, Huber, Oifdßnger, ißiehier, SSaaber, Saffaulp; © üntheric.) auggeübt reorben, — baß Som in bem heiligen Grrnfte, m it welchem bie beutfhen ©eleprten bie tatpolifhe ©ahe erfaßten, unm öglth eine Sunbeggenofftn feiner realtio»

ttaren 33eftrebungen fetjen lonnte. Sieg reieber je fu itifh geworbene Som tonnte fidh unmöglich oerbergen, baß für bie Slugbreitung feiner mit»

telaltevlihen Senbengen beutfhe ©elehrfamteit, felbft oßue unb nod) bietmehr m it forporatioem SSewußtfein, nur ein §ctnm fhnh f e*n mußte, baß feinen Qielen Hirtenbriefe förbetlicE)er Waren, wie einen ber ffirgbifhof »on Srient gur igubel»

feiet beg 1563 beenbigten Sribentiner Koncilg erließ, unb in wethem unter Slnberm ber f|ko»

teftantigmug eine ©pnagoge beg ©atang, ein S3elialbienft unb iutß er ein ©mpörer gegen bie Kird;e ^efu © ^rifti aug unm oralifheu ©rünben genannt würbe, um ben fidh oerreor»

fenften SÄenfdhen Oon gang @uropa fhaarten.

SKan h ie^ eä fogar in Som für geboten, m it ecE)t mittelalterlichen Slorfidjtgmaßregetn wiber bett ©eift ber Qeit antämpfen gu folten. S er Ißräfcft ber Qnbcytongregation, Karbinal Slltieri, richtete im papftüdfen Sluftrage an alle ©ifcErefe

(12)

396 Oefcbictjtc: 3- Bon ®öUittger uttb bic UBcrate latgoltfcije Setoeguttg in EeutfäTanb. I.

beS ©rbfreifeS ein iRunbfcpreiben, worin er fie ermächtigt unb aufforbert, t r a f t e in e s M a n * bateS Seo’S X. Born 26. M ä r z 1 5 2 5 alle Berberbticpen SBücper, wetepe in ipren ©prengetn erfcpehten ober toerbreitet werben, zu proifribireit xtnb ja unterbrücfen — fRüftzeug aus Sogen unb Pfeilen beftepenb im Qeitatter ber auSgebit*

betften Feuerwaffen!

iRocp mepr aber, als SttteS bieS, bewies bie am 8. Secember 1864 an alte Sifcpöfe ber Sircpe ertaffene ©ncpclica, baß ipiuS IX. eiet zu jepr Bon ben mittelalterlichen Fbeen beS fßapfttpumS erfüllt unb burepbrungen ift, als baß er baS rechte SSerftänbniß fü r bie Sebürfniffe ber $ept*

geit paben unb auf irgenb eine SranSaftion m it bem neuen ©taatSrecpt unb ben neuen iirdptibpen Seftrebungen freiw ittig eingepen fann. @r geigt fiep als ebenfo feproff unb feinbfelig bem nto*

bernen ©taatSleben überhaupt wie ber SReßotu*

tion unb bem wirftiepen Ungtauben. tßiuS ix . erpebt fidp in biefem fRunbfcpretbeu, wetcpeS niept bloß eine approbirte fRefapitulation atter feiner früperen Ülltofutionen feit 1846 ift, WetcpeS Zu gteieper Feit auep als eine aus unfehlbarer Feber geftoffene © anttion ber jefuitifepen Um*

triebe in atter sperren Säubern betrachtet werben muß, junäipft gegen jene F rrtpüm er, wetepe bar*

auf auSgepen, bie ©inroirfung ber Sircpe auf bie FnbiBibuen unb bie Stationen zu befepränfen unb ben notpwenbigen ©inttang ^wifepen ber reitgiöfen unb wettlicpen Macpt p ftören. Siefer

©inttang gipfelt fiep natürlich barin, baß niepts ben Fünften unb Sönigen p größerem fRupen unb fRuprne gereichten tönne, als wenn fte bie iatpolifepe Sircpe Bon ipren ©efepen ©ebrauep maepen taffen unb SRiemanbem ertauben, iprer Freiheit entgegenptreten; baß fte fetber auep, wenn es ftcb um bie ©aepe ©otteS panbele, naep feiner Stnorbnung fiep bcutüpen, ben tönigtiepen S itte n ben fßrieftern © prifti unterporbnen, niept Borpgiepen. $ n ben ätugen ber Sircpe tönne überhaupt nur berjenige © taat Botte ©nabe ftnben, in Wetcpem unter StuSfcptuß alter anbern Suite bie fatpoitfepe Sircpe ©taatSretigion fei unb ip r baS tRccpt eingeräumt werbe, gegen bie Serteper iprer ©efepe m it geitlicpeir ©trafen einpfepreiten, in wetcpem bie Im m u n itä t ber Sircpe unb ber fircplicpeu ißerfoneu anertannt, baS Placetum regium ager nerworfen fe i, in , wetcpem ip r namentlich bie oberfie Seitung ber öffentlichen ©cputen, in benen bie Fugenb eines eprifttiepen Staates erzogen wirb, pfom m e tc.;

benn bie Unabpängigfeit ber wettlicpen Macpt Bon ber geifttiepen müffe als BerabfcpeuungS*

Würbiger, Berberbticper F rrtp u m bezeichnet Wer*

ben. Srenttuttg Bon ©taat unb Sircpe — ton*

fefjtonStofer © taat unb bie notpwenbigen Folgen beffetben, Freiheit ber ©ewiffen unb ber Suite, feien unzweifelhaft gotttofe Sepren. Stile Sin*

fiepten, Seprfäpe, SBepanptuttgen, bie in neuerer Feit Bon fatpolifcpen ißpitofoppen, Speotogen, tRecptäleprern, Staatsmännern auSgefprocpen worben ftnb, um ber ißpitofoppie unb Speotogie eine getriffe Unabpängigfeit Bon ber in fRont jept perrfepenbett ©epotaftif zn wapren unb bem

©taate bie ipm gebüprenben fRecpte in ©aepen ber Berfcpiebenen Sonfeffionen, ber ©cpute unb Sinbererziepung, ber ©pefeptießung jc. zu ftepern, werben pier als Berberbticpe Frrtpüm er bofu*

m entirt, als z- »nenn ©inige fagen: „S ie Sefrete beS heiligen ©tuptS unb ber römifepen Songregationen pemmen ben freien Fortfcpritt ber Siffenfcpaft" — „S ie Mctpobe unb bie fßrtncipien, m ittelft beren bie alten fepotaftifepen

©eteprten bie Speotogie fn ttiB irt paben, paffen niept mepr z« ben Stnforberungen unferer Feit, noep zu bem F °rtfcpritt ber Siffenfcpaft“ . $ n 3tom erfennt man überhaupt nur jene Feiten als zu 9fecpt beftepenb an, in Wetcpen noep biefe Stufenleiter ga lt: S ie Söffer in ben fjänben ber F’ürften, bie Fürften unter ber A utorität be§

'PapfteS. Siiemanb w irb eS enbtiep S n n b e r nehmen, wenn ber ©eßtußartifet beS ©pttabuS, einer SSeitage ber ©nepetka, — in wetcpem bie in festerer auSgefprocpenen allgemeinen ©runb*

fäpe in beftimmt form ntirte @äpe auSeinanber*

gelegt ftnb, — wörttiep naep ber Bon iß. ©epra*

ber gegebenen Umftettung, atfo in pofitiBer Faf*

fung, lautet: ,,S e r römifepe ißapft fann unb barf fiep m it bem F ortfcpritt, bem SiberatiSmuS unb ber mobernen © toitifation niept Berföpnen unb ßergteiepen“ .

©S fann feoep wopt fein Ftnetfet mepr bar*

über fein, baß bie Sepren, wetepe bie Fefuiten in iprer „ C iv ilt ä c a tto lic a “ unter ben Satpotifen ZU berbreiten fuepen, unb bie Sepren, wetcpen fpiuS IX. in unb naep feiner ©ncpctica Born 8.

Secember 1864 putbigt, wie ein @i bem anbern gleichen. S ie Sepren fetbft aber finb pinter ber gefammteu mobernen Settanfcpauung weit zu*

rücfgebtieben, fte mußten beSpatb awp Bon 9tn=

fang an biejentgen unter ben Satpotifen, wetepe .neben ber Srtme fü r ipre Sircpe auep noep ein Serftänbniß ber gegenwärtigen unb Bergangenen F eit fiep bemaprt patten, tief betrüben; bemt eS gepörte bie ganze 33tinbpeit eines überßipten Fanatism us bazu, nm bie ungepeure ©efapr zu überfepett, bie bamit für bie Slutorität ber fatpo»

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S aS blieb ber erniebrigten greffe übrig ats fuh gu Sengen unter ein 3o&lt;h, gegen baS fie SJiicftS Bermod;te! Seifungett unb ben mehr ober minber brutalen

B ie lle ih t baut baS gegenwärtige SCtinifierium barauf, baß baS EpaoS, in welches ber Sampf fü r unb gegen bie Berfaffung baS öffentliche Siecht OefterreichS mehr

rung oft fchort im Verlauf Bon jw ei unb brei Saprppnten ein abweipenbeS Stnfepen. ®agegen erhalten fich einzelne ©epölp, unb wenn fie noch fo lange in ber K

inngen gefponnen »erben, fie füpren im »eiteren SSerlauf boep gu bem Bodfommett gleichen jRefnltate, ju epeltcper Untreue ber §elbin ans peißer SiebeSglntp jn

Da über die Verbreitung der einzelnen Formen innerhalb des Spiriferensandsteines damals so gut wie gar nichts bekannt war, und K ayser den Spiriferensandstein demgemäss als

plattung auf der Oberseite, und in deren Mitte eine glatte, nicht unbedeutend eingesenkte Längsfurche tragen, und auf beiden Seiten je etwa 6 hohe, durch

profil. Als tiefste Schicht desselben bezw. des, aus helleren und dunkleren Kohlensanden, etwas Letten und einem Braunkohlenflötz bestehenden Tertiärs wird ein

eises am Rande desselben durch Gletscherbäche abgelagert sein mögen... An einer Stelle, ungefähr in der Mitte zwischen Lostau und Hohenwarthe, legt sich direct