RAA AAAS
Band X[IX.
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—
Mit be onderer Berück ichtigung der Anthropologie und Ethnologie.
Begründet von Karl Andree.
Jn Verbindung mit Fa<hmännern herausgegeben von
Dr. Richard Kiepert.
Braun chweig Juhrlih 2 Bände à 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Po tanu talten zum Prei e von 12 Mark pro Band zu beziehen. 1886.
Ein Jahr am Kap Horn.
(Nach dem Franzö i chen des Dr. Hyades.) L.
(Sämmiliche Abbildungen na<h Photographien.)
Ko. Die üdliche Spitze von Südamerika hat in neuerer Zeit mehr als in früheren Jahren die allgemeineAufmerk-
amkeit gefe elt. Die von den Segel chiffen ogefürchteten Gewä der er Magalhäes traße mit ihren engen Fel en-
traßen und ihren fa tunberechenbaren Strömungen haben im Zeitalter des Dampfes ihre Schre>en verloren und werden immer häu iger zur Durch ahrt benutt, elb Segel- t
chiffe la en ich lieber dur die Straße {hleppen, als daß fie den Kampf mit den verrufenen Stürmen üdlih vom Kap Horn aufnehmen, und nah und nah faßt die Civili ation auh in die en unwirthbaren Breiten fe ten Fuß. Dex „Globus“ hat bereits (in Bd. 47, Nr. 21)
einen eingehendenAuszug aus dem Berichte des engli chen Mi ions uperintendenten Bridge von Do hooia oder U chuaja gebracht, der fünfzehn Jahre lang dem unfruchtbaren Ge chäfte obgelegen hat, den Pe cherähs die Dogmen des Chri tenthums ver tändlih zu machen; heute hat er den Bericht eines wi en chaftlichen For chers vorzulegen,welcher
ein ganzes Jahr hindur<h dort eine Beobachtungen an- ge tellt hat.
Unter den vierzehn Polar tationen, welcheauf die An- regung des ver torbenen Weyprecht hin zu gleichzeitiger Beobachtung unter möglich hohen t Breiten be timmt
wurden, kamen auch zwei auf die üdliche Erdhalbkugel ;
die eine auf Südgeorgien wurde Deut chland zugewie en,
die* andere am Kap Horn Frankreih. Die \ranzö i che
Globus XLIX. Nr. 1.
Expedition be tand aus fünf Mitgliedern, welche einige
Monate hindur< im Pari erOb ervatorium, am Collège
de France und am Mu eum für ihre Aufgabeneinge chult
wurden. Den Bericht, welchem die folgenden Angaben und Abbildungen entnommen ind, verdanken wir dem Dr. H yades, während der Hauptbericht mit den genauen
Beobachtungen, herausgegeben von Kapitän Martial, päter als elb t tändiges Werk er cheinen wird.
Die Regierung tellte der Expedition die von Martial
kommandirte Fregatte „Romanche
“zur Verfügung, deren
Officiere be onders für die en Zwe> ausgewählt, die Zeit
des Aufenthaltes am Feuerlande zu genauen Verme ungen
und Sondirungen benugen ollten. Das Schiff verließ
den Hafen von Cherbourg am 17. Juli 1882 und lief am
5. September bei herrlih tem Wetter in die Lemaire
-raße cin; am folgenden Nachmittage warf es Anker an
dem für die Station gewählten Punkte in der Drang ebai.
Die elbe liegt an der O tkü der te Halbin Hardy, el welche
von der In elHote vor pringt und deren Süd pitze das
ogenannte fal che Kap Horn bildet, während das ete, die
äußer Süd te pitze Amerikas, von einer kleinen Infel üd- ö tlich davon gebildet wird. Die genaue Lage der Station
|
wurde zu 550 31' 24" üdl. Br. und 70925" 12" öftl. L.
be timmt. Die Bai, deren Au icht un ere er te Abbildung zeigt, war gewählt worden auf die Angaben von Fitzroy
und Wilkes hin, welche ie 1830 re p. 1839 be ucht
1
2 Ein Jahr am Kap Horn.
hatten ; ollten die Terrainverhältni ich zu e ungün tig erwei en,o war in zweiter Linie die üdö davon tlich dicht hinter Kap Horn gelegene In elHermitte in Vor chlag
gebracht.
ZDie Mitglieder der Expedition begaben ih alsbald
ans Land, um einen möglich gün t tigen Punkt auszu uchen,
der wenig tens die allernothwendig Bedingungen ten darböte:
ein genügend ebenes Terrain für die au zu chlagenden
Häu er, Trinkwa in der er Nähe und einen ge icherten Landungsplatz zu leichter Verbindung mit dem Schiffe.
Die er te Bedingung fand leider keine Erfüllung, es waren freilich o ebene Stellen da, aber die waren e ohne Ausnahme
umpfig, daß man kaum hindurch kommen konnte, und E Wohnungen nicht zu denken war.
Man mußte al o darauf verzichten und ich ent chließen, die Häuschen am Abhange an geeigneten Stellen, die nöthigen- falls dur<h Unterlegen von Baum tämmen horizontal ge-
macht wurden , zer treut anzulegen und {wankte nur noch für einige Zeit zwi chen einer päterPointe Lephay
genannten Stelle und einem niederen Hügel etwas nördlich davon. Schließlich ent chied die unmittelbare Nähe des Wa ers für letzteren Plag und früh am 8. September begann mit aller Energie die Aus chiffung der Vorräthe
und die Arbeit
am Lande. Es war feine Kleinigkeit, denn
das ganze Terrain war mit einem dichten niederen Urwalde
von tmmergrünen Buchen(Fagus betuloides) und baum- artigem Sauerdorn (Berberis 1licifolia) bewach en, und
an vielen Stellen mußte der Fel en miih am “mit dem
Pi>el abge prengt werden, um den nöthigen Raum zu
gewinnen. Dann mußten die in Paris angefertigten
zerlegbaren Holzhäu aufge er chlagen werden
,ie wurden innen mit Filz be chlagen und der Boden mit Linoleum
belegt, um ihn einigermaßen gegen die Nä zu e \hügen
die in die en Breiten lä tiger i t als die Kälte. Er t am
26. September konnten die Beobachtungen eröffnet werden, vier Wochen päter als im Programme vorge ehen war:
die Einhaltung war freilich chon durch die ver pätete An-
kun unmöglich t geworden. Die naturwi en chaftlichen
Die Orangebai.
Beobachtungen begannen dagegen unmittelbar nah der Landung. Auch mit dem Studium der Eingeborenen kounte
baldig angefangen t werden. Schon bei der Ankunft des Schi fes ah man an ver chiedenen Kü tenpunkten Rauch auf teigen und am folgendenMorgen kamen ein pagr aus Ninde erbaute Piroguen, jede eine Familie
lang eit, um Lebensmittel und be onders Schiffszwieba>
gegen die geringen Erzeugni ihrer Indu e trie, Halsbänder
aus Knochen oder aus kleinen Mu chel Harpunen- chalen,
pizen und dergleichen einzutau chen. Sie er chienen nicht
im gering ten er hre>t oder beunruhigt; Tabak und Brannt-
wein waren ihnen noh unbekannt, alte Kleider nahmen
ie wohl, aber in er ter Linie tand ihr Sinn nah Eßbarem.
„Es i nicht gerade leiht, den Eindru> genau in Worte zu fa en, welchen die er te Begegnung mit die en
onderbaren Ge chöpfen auf uns machte. Wohl hatten
wir während der langen Ueberfahrt alles zu ammengele en, was frühere Be ucher, wie Weddell, Fißroy, Darwin,
Wilkes über die Feuerländer ge chrieben, und nah der überein timmenden Aus age Aller hielten wir ie für die enthaltend,
erbärmlich am ten niedrig ten tehenden Bewohner un eres Erdballes. Nun kamen ie an Bord ohne das gering te Mißtrauen, Männer, Weiber und Kinder, nat vom Scheitel bis zur Sohle oder höch tens mit einer erbärm- lichen Otterhaut oder Robbenhaut über den Schultern, und wir mühten uns ab, an ihnen die carakteri ti Züge hen
zu finden, welche wir nach den Be chreibungen erwarteten.
Was uns am mei ten wunderte, war, daß wir kein Wort
von ihrer Sprachever tanden, obwohl wir die Vokabularien der Alikhoolyp (Alaculoof bei Bridge) und der Tekinika
bei Fißroy ehr eifrig tudirthatten. Nicht einmal, zu
welchem der beiden Stämme die Be ucher gehörten, konnten
wir herausbringen
,das einzige ver tändliche Wort war
biskit (Biscuit).“
:Er t am anderen Tage erkannte man allmählich,daß
man mit Tekinika
—einer Abtheilung der Yahgans
bei Bridge
—zu thun hatte. Einer von ihnen ver tand
ein paar Worte engli h und nannte ich Jad; er chien
durch eine Kenntni eine e gewi Superiorität e über die
anderen auszuüben, hüllte ih aber, als er in einer elenden
Cin Jahr am Kap Horn.
:D
Hütte be ucht wurde, ehr bald in ein mißtraui ches Schweigen. Auch eine Landsleute erwie en ih in ihren
Wohnungen viel wenigerliebenswürdig und lebendig, als
in ihren Piroguen und chienen nicht reht zu wi en, wie
“
ie die dauernde An iedelung der Fremden in ihrem Lande auffa enollten.
__Am 1. Oktober lief ein amerikani cher Robbenjäger
in der Bat ein; er hatte in Puntas Arenas von der Expedition gehört und kam nun, um ärztliche Hilfe und Arznei für einen {wer erkrankten Matro en zu uchen;
honfrüher hatte ex in der Bai Holz und Wa er ein-
genommen. Auf einer Fahrt hatte er in fünf Tagen auf
den In elnDiego Ramirez und Ildefon o ungefähr
300 Stü> Robben erlegt, an einem Tage einmal 70.
Man ucht die Robben am Ufer zu überra chen, um tellt ie und exlegt ie dann mit der Kugel; nur die ganz
A
20| kleinen gleihmäßig werden ge ge chlachtet. chont, Man on tödtet Männchen ie nur und um Weibchen der
Haut willen, die man mögli<hra h ab treift und im Salz fon ervirt, die Körper wirft man ins Meer. Bei die er Verfolgung nimmt die Zahl der Robben mit reißender Ge chwindigkeit ab; auh der Kapitän des „Thomas Hunt“, der nun die iebente Nei e mitmachte, gab das zu.
Daß dadurch den armen Eingeborenen das Hauptmittel für ihren Lebensunterhalt entzogen wird, kümmert die Ameri-
faner wenig.
Es ift übrigens ein rauhes und \{hweres Handwerk, die Robbenjagd in die en türmi chen Gewä ern. Die Verproviantirung der Schi i e mei t eine ungenügende und die Mann chaft i we entlih auf das Flei ch der Pinguine angewie en. Skorbut i t darum nicht elten; der Kapitän rühmte dagegen Tomatenkon erven, welche ra che
Land pitze Lephay.
Heilung bewirkt hatten, wo Citronen wirkungslos aft blieb.
Häufig een die Schiffe auh einige Leute an gün tig gelegenen Punkten aus und holen ie päter wieder ab;
verzögert ich die Rückkehr, o kommen olche Leute oft in die größte Noth und manche olche Jagdge ell chaft i t
chon elend zu Grunde gegangen. Auch der Kapitän
-des
„Thomas Hunt“ hatte auf Diego Ramirez ein paar
arme Teufel angetroffen, die, nur auf drei Monate ver-
proviantirt, hon vier Monate ohne Nachricht von ihrem
Schiffe und dem Hungertode nahe waren; er hatte ie nah dex Mi ions tation Do hooia am Beagle Kanal gebracht.
Die franzö i Expedition che ollte mit den Bewohnern die erMi ion auh bald Bekannt chaft machen. Am
11. November Morgens lief ein Schiff unter engli cher Flagge in die Orangebai ein und ankerte der franzö i chen
Station gegenüber. Zwei Herren kamen an Land, der
eine ein alter verwetterter Seemann, der andere der Typus eines „respectable clergyman“. Es war der Super- intendent Bridge, aus de Bericht en un er früher ge-
brachter Artikel entnommen war, und der Kapitän des Mi ions\chiffes „Allen Gardiner“, Willis. Auch
ie wurden nicht nur durch die Neugierde und das aA
nah Verkehr mit civili irten Men chen herbeigeführt, e Es
ihr Be uch galt in er ter Linie dem Arzte N
eia 8
war nämlich in der Mi ion, der es an As icher Hilfe
ganz fehlte, eine eigenthümliche fieberhafte Krankheit aus-
|gebrochen, welche unter den Eingeborenen arge Verheerungen anrichtete und auh die Familiender Mi ionare bedrohte.
Von Herrn Bridge erfuhren die Mitglieder der Expedition
auch, daß der elt ame Name der Mi ions Oo tation ho
-oia, der den franzö i Zungen große chen Schwierigkeiten
bereitete, richtig Ouchou-ouaya (franzö i al ch), o
U chuuaja (deut ch) ausge prochen werde, oder einfacher
1%
4
___
Ein Jahr am Kap Horn.
U chuaja, eine Schreibwei deren e, Annahme i ent-
ieden emp iehlt.
Y
Da E . Be chreibung des Mi ionars ih die Natur
der Krankheit durchaus nicht erkennen ließ, war Dr. Hyades
natürlich gern bereit, ihn auf dem „Allen Gardiner“ nah
der Station zu begleiten und chi ich no< te an dem elben
Abend mit ihm ein. Die Station liegt nur ungefähr
100 Kilometer nördlich, aber Wind tilleverhinderte das Schiff, ienoh am folgendenTage zu erreichen und zwang
es in einer kleinen Bucht des Beagle-Kanals die Nacht über
vor Anker zu gehen. Eine zwei tündige Fahrt brachte den Rei enden am anderen Morgen an ein Ziel. Es macht
einen ret melancholi chen Eindru>, wenn man zum er ten Male die ein e amen engli chen Häu er, deren Baumaterial
ganz aus Europa herübergebraht worden i t, hier am Ende
der Welt in die ertraurigen tro tlo Umgebung en tehen ieht. Wie das bei tehende Bild zeigt, liegt die An iedelung auf einer kahlen Fläche am Meere, ohne Bäume in der Umgebung, mit dem Blicke auf eine kahle, lange Zeit im Jahre chneebede>te Bergkette. Auch die Eingeborenen tragen gerade nicht dazu bei, den melancholi hen Eindruck zu zer treuen. Zwei el8ohneind ie im Vergleiche mit
denen an der Orangebai civili irter; ietragen Kleider, haben be Hütten, ere einzelne davon ogar von ganz gut gepflegtenGärtchenumgeben, aber ie chen keineswegs glülicher aus als ihre wilden Stammesgeno en.
Was Hyades über die Ge chichte der Mi ions tationen
im Feuerlande agt, timmt im We entlichen mit den An-
Eingeborene hei dex Ankunft der Expedition.
gaben von Bridge überein und i wohl auh der Haupt- ache nah von die em mitgetheilt. Der eigentliche Be- gründer i t der Kapitän Allen Gardiner, welcher mit
dem Mi ionar Williams und vier Fi chern aus Corn-
wallis 1850 nah dem Feuerlande ging, um zu ehen,
welchen Einfluß die von Figroy 1830 nah England ge-
brachten und dort erzogenen jungen Feuerländer auf ihre
Landsleute ausgeübt hätten. Sein trauxiges Schick i al t
bekannt. Sie ver uchten mit zwei Booten an der Na- var Se zu laude, wurden aber von den Ein- geborenen zurügetrieben und litten dann Schiffbruch an
einer unbewohnten Stelle des üdlichen Feuerlandes, wo
ie dem Hunger und der Kälte erlagen; ein org ge- am führtesTagebuch, das man bei den Leichen fand, gab Auf-
\{luß über ihr Loos.
Drei Jahre päter andte die engli che Mi ionsge ell- ha t das nah dèm Namen des ungliü>lichen Kapitäns getaufteSchiff aus, konnte aber auf Feuerland elb keinen t fe ten Fuß fa und en begnügte ih, auf der Falklandin el Keppel eine Station zu begründen, wo vorläufig einzelne Feuerländer an die Civili ation gewöhnt werden ollten.
Begleitet von einem olchen wagten die Mi ionare 1859
die Niederla zu ung Wolly a auf der In el Navarin, aber
am er ten Sonntage während des Gottesdien tes wurden
ie von den Eingeborenen überfallen und ämmtlich er- {hlagen. Für längereZeit begnügte man ih nun mit
der Station auf Keppel -Island; er t 1868 wurde ein
neuer, diesmal erfolgreicher Ver uch auf Navaringemacht.
Ueber die weiteren Schick ale giebt un er obiger Artikel
Auskunft. Hyades be tätigt im Allgemeinen die Angaben
Ein Jahr am Kap Horn.
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uoul12(6 o p1ybuo
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6
iEin Jahr am Kap Horn.
von Bridge über den gegenwärtigen Zu tand der Mi ion,
aber er ieht weniger ro ig in die Zukunft. Nur ein kleiner
Bruchtheil der Eingeborenen hat dur 15 jährige Arbeit
gewonnen werden können; diegroße Majorität nimmt zwar
die Hilfe der Mi ionare zeitwei in An e pruch, aber ie
zeigt nicht die gering Lu te t, ich dauernd dort niederzula en.
Selb Mancher, der völlig für das civili irte Leben ge-
wonnen chien, wir auf t einmal die Kleider wieder ab, läßt
Haus und Garten im Stiche und kehrt zur alten Lebens- wei e zurüd>. Aber auch dieVleibenden verlieren {nell
die Fähigkeit
,ich mit den Hilfsmitteln des Landes elb t-
tändig zu ernähren;ihre auf der Mi ion erzogenen Kinder
Karte
des Archipels am Kap Horn, aufgenommen 1882 —83
vonden Officieren
der „Romanche“ unter Befehl des Fregatten- kapitäns Martial.
Maassstab:
20 30
verlernen den Piroguenbau und die Seehundsjagd, und da
der Gartenbau und die Viehzucht im rauhen Klima nicht ausreichen, ie zu unterhalten, \ind ie völlig von den Mi ionaren abhängig und auf deren Unter tützung ange-
wie en.Auch leiden ie von Krankheiten viel mehr, als im wilden Zu tande. Eine officielle Kolonie, welche die chile- ni che Regierung im Jahre 1884 nah U chuaja andte, brachte die Ma ern mit und gegen 500 Eingeborene, reich- lih die Häl te des Yahgan -Stammes, ielen die er bei uns
o harmlo Krankheit en zum Opfer.
Da die franzö i Expedition che ihauh während des Venusdurchganges am 6. December 1882 im Feuerlande
Gravé
par Erhard.Geographi Lage che der Station in der Orangebai: 559 31’ 24” üdl. Br., 70%25’ 12’ we tl. L. Paris.
befand, war ie mit ämmtlichen für de genaue en Beob-
achtung nöthigen Jnu trumenten ausgerü tet, ob chon man
in die em Lande tändigen Nebels und bewölkten Himmels faum auf einen gün tigen Erfolg hoffte. Dev Tag begann
rihtig mit Regen; troßdem war zur ange agten Stunde
uE en Po ten, und iche da, der Himmel klärte
ich, die Sonne er chien und der Durchgang des Planeten
konnte in befriedigend Wei ter beobachtet e werden.
Der Sommer dex üdlichen Hemi phäre wurde zu Anbauver uchen mit ver chiedenen Kulturgewäch ver- en
wandt. Freilich von einem Sommer in“ un erem Sinne konnte man niht \pre<hen. Die Mitteltemperatux des December, des wärm ten Monates, über tieg niht + 7,99 C,
währendallerdings die des Juni, des kälte ten, niht unter
+ 2,2%C. fiel. Das ver prach keine onderlich gün tigen Re ultate. Außerdem war der Boden ehr ungün tig, theils Sumpf, theils mit Pflanzenre
,ten die aber keinen Humus bildeten, bede>t. Klärung und Entwä erung erwie en ich gleich chwierig. Troßdem wurden zwei Ver uchsgärten angelegt, der eine im Walde, der andere in andigem Boden
am Meeres trande; Bohnen, Erb en, Kohl, Salat, Rettig, Peter ilie wurden in ver chiedenen Varietäten angepflanzt,
im Strandgarten auch Kartoffeln. Leßtere allein gaben
einen kleinen Ertrag, Salat, Kohl und Rettig wuch en kümmerlich, die anderen Sorten gar nicht. Auf dem Ter-
rain der Mi ions tation hat man erheblich gün tigere
Mons oder Bergen in Belgien. ‘ Re ultate erzielt; der Boden i tfreilich dort be und er die
Lage
-
ge chüßter, auh der Sommer, da das offene Meer weiter abliegt, wärmer, wie der Winter kälter.
Im Uebrigen war der Sommer, ob chon regneri ch,
nicht ohne Reiz, die langen Tage, die nur durch eine kurze
Dämmerung unterbrochen wurden, für Exkur ionen vorzüg- lich geeignet, und die verhältnißmäßig reiche Flora, von welcher einzelne Glieder, wie Berberis ilicifolia, fich ogar durh chöne Blüthen auszeichneten,trug dazu bei, den Auf- enthalt ganz erträglih er cheinen zu la en.
Mons oder Bergen in Belgien.
(Die Abbildungen nah Photographien.)
Berläßt man den Bahnhof von Mons, o ieht man
vor ich eine breite Straße, welche bald enger wird, ich in charfen Winkeln umbiegt, öfters keinen Bürger teig be itt
und zuleßtauf einem großenPlate endet, an welchem ich
das Rathhaus erhebt. Sie i t trot ihrer Unregelmäßigkeit, ihrer Enge und ihrem \<le<ten Pfla ter die Hauptarterie
VE Stadt Svo de Fremde am be ten das Treiben der zu
Lu tbarkeiten o geneigten Bewohner beobachten kann; hier
treiben ich die Mü iggänger umher und hier herr cht der größte Handelsvekfkehr, es i t die Straße der elegante ten Kaufläden und der bunte ten Schaufen ter.Hier trömt
an Markt- und Kirmestagen aus der ganzen Land chaft Borinage die ungehobelte Ma von e Fabrikarbeitern und
Kohlenbergleuten zu ammen und taut ich vor den farben- prächtigen Auslagen der Händler. Mons i t gleich am die Haupt tadt die er Leute, welche nur ein- oder zweimal im
Jahre dorthin kommen,
umi einen Feiertag zu machen.
Die Dreifaltigkeitskirmeß und die vierzehntägige Me um e
den Tag der H. Barbara (4. December)
—die e i t die
Schußpatronin Aller, die von einem unbußfertigen Tode
bedroht ind, o be onders der Bergleute in den Schachten
—ind die Hauptfe ttage in Mons, nach welchenfich dort ogar
die Zeitrehnung des niederen Volkes richtet, und die nicht
nur von den Arbeitern tief drunten im Schooße der Erde, ondern auch von den unteren Schichten der tädti Ein- chen wohner mit chaft Sehn ucht erwartet werden. Jn den Buden,
die überall
anStraßenecen und auf dem Marktplate er- richtet eine werden, macht man alsdann, wie in Deut chland auch,
Einkäufe und ergänzt die Geräthe der Wirth chaft
bewundert die Seiltänzer und Somnambulen E. Den
Anfang des Fe tes macht eine, jedem Montois (Einwohner
von Mons) theure Maskerade
,der Kampf zwi chen dem
H. Georg und dem „Dudu“ oder Drachen, der innerhalb
einer Einzäunungauf dem Großen Plate vor i geht
und dur einen Aufzug mit Begleitung von lu tigen Masken eingeleitet wird. Der H. Georg wird gewöhnlih von
einem Kavallerieunterofficier, der fe im Sattel t igt dar- ge tellt; der Drache i eine von einem Men chen getragene Hülle mit huppigem Leibe, langem Schweife und gut- müthig-dummem Men chenge unter ichte, welcher unten die
Beine des Trägers hervor chauen. Aber das Volk hängt
an die em eit Jahrhunderten betriebenen Masken cherze mit
|einer Zähigkeit, die fa t einer be eren Sache würdig wäre.
Kurze Zeit vor dem elben findet alljährlih ein anderer
Umzug tatt, eine Proce mit ion dem „car d’or“, in
welchem die ruhmreichen Reliquien der Heiligen Waudru (Walrade) ruhen, dur deren wunderbare Kraft der Tradi-
tion zufolge im Jahre 1349 die Stadt Mons von einer furchtbaren Pe tbefreit worden ein oll. Daun er cheint
in einer Wolke von Weihrauch der „GoldeneWagen“, von
etwas weltlichen Amoretten ringsum be eßt und auf hohen
Rädern ruhend; ex hat mit einem weißgoldenen Nachen ganz die Ge talt der früheren Hoffut chen, in denen JInfanten
und Herzoginnen ihre Spazierfahrten machten. Oben thront der von Gold trahlende Reliquien chrein und zwölf prächtige Schimmel ziehen ihn. Das nöthige Beiwerk von Meßgewändern, Bannern, weißgekleidetenMädchen u. \. w.
fehlt natürlih nicht. An dem elben Tage tellt auch die Kathedrale alle ihre Schäße aus, und um dem Fe tenoch höheren Glanz zu verleihen, enden die benachbarten Sprengel
von Saint
-Denis, Havré, Nimy, Ghlin und Hyon ihre chön Mädchen ten in reichemSilber hmu>e herüber; leßz-
terer i t mei Ge t chenk der in der ganzen Gegendzahlreich vorhandenen Ball pielge ell chaften. Der ganze gewaltige Aufzug mit einer zahllo en Gei tlichkeit, den Baldachinen, Tabernakeln, dem Golde, Edelge teine und prachtvollen Sto en i twohl dazu angethan, in den Gemüthern der Zu chauer einen Eindruck von jener Allmacht zurü>zula en, welchen ich der Katholicismus eben owohl im walloni chen Lande, als in Flandern zu bewahren ver tanden hat.
Sind aber die großenFe e ttage vorüber, o ver inkt
das Leben der Bewohner von Mons wieder in eine frühere Eintönigkeit; aber ihr Charakter, in welchem Wiß, Munter- feit, tarke Einbildungskraft und Spott ucht eine Hauptrolle
pielen, hilft ihnen leiht über die langweiligen Stunden,
deren es in einer Provinzial tadt nur allzu viele giebt, hin-
weg und läßt die Gei ter niht, wie anderswo, unter der
La t der Be chäftigungslo und igkeit Muße ein hlummern
und erliegen. In allen Ständen und be onders unter dem
niederen Volke gedeiht hier der Spaßmacher von Beruf, de Witze en und Eulen piegeleien kein Ende nehmen und bei den Geno dankbar en ter Aufnahme gewiß find. Die e Eigen chaft, die lu tigen Fe te und Bälle, welche die Jugend
von Mons bei Kirme und en Jahrmärkten zu veran talten ver teht, üben eine große Anziehungskraft auf die Bewohner:
der näch ten franzö i Städte chen aus, mit denen ohnehin
hon ein reger Handelsverkehr be teht. Und daraus ind zahlreiche Familienverbindungen ent tanden,welche bei allem Nationalitätsgefühl, das den Bewohnern von Mons eigen
i t,doh das Andenken an die Uebel, welche Frankreich Zu
Zeit Louis? XIV. und Turenne's die em Lande zufügken,
allmählich verwi cht haben.
;Mons i t O Stadt von Me Aeußeren,
wohnlich, ohne äußere Prahlerei und hält ihre y eS
Parks und Häu er gut in Ordnung; E auber und
fri ch ge trichen, aber man findet darunter € aaa alte
Wohngebäude, wie in der Stadt eine alte Ari tokratie.
Aber die Männer halten etwas auf eine gute Tafel und
ganz be onders auf einen wohlgefüllten Weinkeller, und die Frauen auf Put, Kleider, Koncerte undTheater. Jeder
echte Montois ieht drei- oder viermal im Jahre eine lu tige
Ge ell chaft an einem Ti che, der dann tets mit be onders
8
gewähltenSpei en und Weinen beladen i ; Niemand ver-
tehtbe als er, der Monto1s, über die Vorzüge der Traube
zu reden und kennt die ver chiedenen Vor ichtsmaßregeln
beim Lagern der Fla che genauer. Der walloni che Fein-
chme>ter i im t Uebrigen raffinirter, als der viel ver chlingende
Bürger von Flandern ; leßtererhält es mehr mit den Bor- deauxweinen, gegen welche der Wallone eine gewi Gering- e
chäzung nicht unterdrü>en kann; denn ihn befriedigen nux
Mons oder Bergen in Belgien.
die ari tofrati cheren Gewäch Burgunds. e Ja, bö Zungen e wollen ogar behaupten, daß in vielen Familien die Kirmes
das ganze Jahr hindurch dauert, und daß in olchen weder
Mann no<h Frau als Mu ter guter Haushälter dienen
könnte;eben o verbreitet i t in den unteren Kla die en Lu t
an Tanzvergnügungen und am langen Sitzen im Ka ffee- hau e. Kurzum, das heutige Mons gewährt einen ganz anderen Anbli> als das frühere, als jene kleine Stadt, wo
Das Schloß in Mons.
die Pari er Diligence um pannte, und welche mehr einem
großen Fle>en auf einem Hügelglich.
Die er Hügel mit den alten rothen Dächern, die ich an einen Abhängen über einander aufbauen und mit einem Belfried i tnoch heutigenTages vorhanden, eine Art Ober-
tadt, an deren Fuße ich eitdem eine neue, regelmäßige, ymmetri Stadt che mit prächtigen Façaden, großartigen Kollegiengebäuden und Spitälern, die im Verhältni zur e
| Bevölkerung viel zu ausgedehnt er cheinen, gebildet hat.
Aber trozdem zögert Handel und Verkehr, in die Neu e tadt hinabzu teigen und fühlt ih in den krummen engen Ga en in der Nähe des Marktplagzes der Ober tadt mehr zu Hau e.
Auch für das Auge des Rei enden giebt es dort oben mehr
zu chauen als in den chnurgeraden, langweiligenStraßen
des neuen Stadttheiles, obwohl von wirklich alten Gebäuden
oben wenigerhalten i t; aber das Durcheinander von Dächern
Mons oder Bergen in Belgien. 9
in allen möglichen Ab tufungen der rothen Farbe und die krummen, winkeligen Straßen, welche man von den Terra en
des Schlo aus es über ieht, lenken den Blik auf ih und
ergögen gerade durchihre Unregelmäßigkeit. Die es Schloß i tneb t Sairte-Waudru der höch Punkt te in Mons, darum weithin ichtbar elb t in die em Lande des Fabrikrauches
und eines der wenigen Bauwerke, welche ich in dex Alt tadt crhalten haben. Freilich datirt der Thurm nur etwa zwei
| Jahrhunderte zurü> und i darum wohl der jüng te unter
allen den Belfrieden, die in flandri chen Landen zum Himmel
emporragen. Von der eigentlichenBurg ind nur noch einige di>de Mauerre te eines der ur prünglichen Thore vor- handen. Den alten Thurmhat ein Brand vernichtet; dann errichtete Architekt Ledoulx den jetzigen, der auh chon vor
etwa drei Jahrzehnten der Ausbe erung bedurfte. Er zeigt
drei Stockwerke kla i Stils, chen von einander getrennt
i
Rathhaus von Mons.
dur italieni che Kon olen und Balu traden, und läuft in | verloxen haben und chr gewöhnlich und nüchtern aus ehen,
cinen zwiebelförmigen Glo>enthurm aus, den an den vier Eten eben viele o kleine zwiebelförmige Thürmchen umgeben.
Drinnen ind die 36 Glo>en des Glo>en picles von Mons untergebracht.
Das Rathhaus der Stadt tammt etwa aus jener Zeit,
wo Alba, das unmen chliche Scheu al, in Mons wiithete;
aber wie die an toßenden Häu er, welche alles Alterthümliche
Globus XLIX, Nr. 1,
at auch die es o viel Veränderungen erlitten
,daß es
14 Bürge L LA E Zeit chwerlich erkennen wiirde. Zu
der, im zierlich ten Flamboyant -Stile gehaltenen BVorder-
eite paßt das einfache Dach mit einen vier Luken eben o wenig, als der törende Balkon über dem Hauptthore. Das prächtig Gebäude te von Mons i jedoch t die der H. Waudru
geweihte Kathedrale, deren Inneres von ergreifender Größe
2
10
und Feierlichkeit i t, und die zu den edel ten Kirchenbauten |
des ganzen Landes zählt. Im charfen Gegen age zu den fländri chen Heiligthümern entbehrt ie fa tgänzlich des
reichen Shmu>es von Statuen und Bildern, niht zum
Afrikani ches Klima und
Emil Jung: A rikani hes Klima und europäi che Koloni ation.
Nachtheile für die großartigeArchitektur, deren Schöpfer niht mehr zu ermitteln i t. Denn Jean de Thuin, welchen
man früher für den Erbauer gehalten hat, hat den ange-
fangenen Bau uur zu Ende geführt.
europäi che Koloni ation.
Von Emil Fung.
Est autem optimus aër, qui unicuique
est nativus.
Jett, nachdem ich die Hochfluth kolonialer Begei terung
zu kühlererAuffa ung nnd Erwägung der realen That- achen beruhigt hat, darf man wohl darauf hoffen, daß demjenigen, welcher die Kehr eite des bisher in o anziehen-
den Farben gemalten Bildes zu zeigen unternimmt, der Vorwurf er part bleibe, als wolle er den nah o vielen Richtungen hin wün chenswerthen und werthvollen Be ib un erer in Afrika und Au tralien erworbenen Territorien mäkelnd herunter eßen. Auch i t es vielleicht jezt am leich- te ten möglich, über die dort herr chenden Verhältni e, namentlich die klimati chen
,uns ein ab chließendes Urtheil
zu bilden, nachdem gerade in allerjüng Zeit ter o viele Kundgebungen bewährter For cher in un ere Hände gelangt
ind. Aber da die Mehrzahl der elben theils in mei nur t Fachkrei en zugänglichen Zeit chriften ver treut, theils in umfangreichen Werken unter anderem Materiale verborgen liegen, odürfte eine Zu ammen a und Nebeneinander- ung tellung der That achen manchem Le er die er Blätter wohl erwün cht er cheinen. Der Schreiber die er Zeilen glaubt dabei, daß ein langjähriger Aufenthalt auf außereuropäi cher Erde, ein viel eitiger Meinungsaustau mit h Männern, welche dauernd auf den betre enden oder ähnlich veranlagten _liber eei Gebieten hen thätig waren, endlich eine genaue Ein icht der ein chlägigen Litteratur ihm das Gehör aller
derer icher werden, denen eine naturgemäße, dem deut chen
Volke er prießliche Entwickelungun eres neuen Kolonial-
|be ives gleichihm am Herzen liegt.
Nichts dürfte der elben aber chädlicher
|ein als über-
hwänglihe Illu ionen, nichts aber auh in un erer Zeit weniger ent chuldbar.Haben wir doh die Erfahrungen ver chiedener europäi cher Völker, welche ie im Laufe der legten vier Jahrhunderte ammelten, fertig vor uns liegen mit allen ihren vielfahen Ver uchen und Fehl chlägen, Ver- lu ten an Kapital und Men chenkraft und endlichem glii>- lichem Erfolge. Und giebt uns doch heute die mächtig vor- ge chrittene Wi en chaft, die hoh entwi>elte Technik, die Vervollkommnung des Handelsverkehrs in allen einen Zweigen, endlih und niht am wenig ten un ere hervor- ragende Stellung unter den Völkern der Erde, mehr wie
es je einer Nation zu Theil wurde, die Macht, das Un ere o zu ge talten, daß es am chnell und ten am be ten für
uns nußbringend werde.
:Als vor mehrerenJahren die Frage: „BedarfDeut ch-
land der Kolonien?“ dem deut chen Volke zugerufen wurde, da fand die elbe, auch in ihrer zur Zeit noh unvollkommenen
und mangelhaften Begründung, ofort in weite ten Krei en lebhafte Bejahung. Aber woran man damals und auch
päter be tändig dachte,ja was allein treibend für die ganze, ogleich ent tandene Bewegung wurde, das war der Gedanke
an Gebiete, in welche der mächtige deut che Auswanderer-
trom, der gegenwärlig fa t aus\cließli<h den Vereinigten
Staaten von Nordamerika zugute kommt, gelenkt werden könnte, an Länder, welcheun eren Auswanderern nicht eine Verzichtlei tung auf ihre nationale Sitte und Sprache auf-
erlegten, welcheauh eine Fortdauer wirth chaftlicher Inter- e engemein zwi chaft chen ihnen und uns ermöglichten.
„Los von Nordamerika!“ Das war die Parole, welche man ausgab, indem man auf das üdliche Bra ilien und die Laplata-Staaten hinwies.
:Als aber die deut che Flagge an den Kü ten We t- und O tafrikas, auf großen In elgruppen Veeaniens gehißt wurde, da glaubte man {nell eine befriedigende Lö ung der Auswandererfrage gefunden zu haben, denn nun chien es möglich, gleih den Portugie en, Spaniern und Briten, die über chü Bevölkerung ige des Mutterlandes de Kolonial- en be izungen ohne weiteres zuzuführen. Die Freude über un ere über eei Erwerbungen chen hatte in die er Erwartung allermei ihren t Grund und elb ton t be onnene Männer
timmten in das verwerfende Urtheil mit ein, welches über
die gefällt wurde, deren kühleresTemperament einem über-
hwänglichen Enthu iasmus nicht folgen wollte und tropi che
Gebiete nur für Tropennaturen pa end erklärte.
Es i zu t verwundern, daß man ih da nicht an die
von anderen Nationen in ihren tropi chen Gebieten gemachten Erfahrungen hielt. Wir be itzen darüber ja bereits eine ganze Litteratur. Wir erinnern hier nux an die älteren Schriften von Boudin und Clemens, an das jüng er t chie-
nène fleine Werk von Falken tein, der vielen, in die ver- chieden Rei ten eberichte einge treuten Bemerkungen gar
nicht zu gedenken. Am deutlich ten, weil am verläßlich ten, prechen aber die Zi fern,welche man den Beobachtungen
bei franzö i chen, engli chen und niederländi chen Kolonial-
armecn verdankt. Jn den briti chen Kolonien handelte
man früher, wie anderwärts, nach dem Grund atze, daß der men chliche Körper durch längeres Verweilen in ge undheits-
chädlichen Lokalitäten gegen die verderblichenEinflii cines e Tropenklimas abgehärtet und wider tandsfähig gemacht
werde. Aber die Praxis erwies die Lehre e von einem allmählichen Afflimati iren als eine gefährliche Täu chung.
Von den in England geborenen Soldaten der Garni on auf Ceylon tarbenauf 1000 im ex ten Jahre 44, im zweiten 48,7, im dritten 49,2. In Jamaika tieg in dem- elben Verhältni und e dem elben Zeitraume die Sterblich- keit von 77 auf 93, in Guiana in 11 Jahren von 77 auf 140.
Er t als man den verhängnißvollen Zrrthum erkannte und einen völligen Wech des el Sy tems eintreten ließ, machte ih eine Be erung bemerkbar. Es war die Aende- e
rung ein Verdien des t engli chen Ober ten Tulloch und des
franzö i chen Militärarztes Boudin, welche unwiderleglih
nachwie en, daß der Men chde to hinfälliger werde, je
länger er in einem unge unden Klima verbleibe, und daß
Emil Jung: Afrikani ches Klima und europäi che Koloni ation. 11
eine periodi che Regeneration in flimati ihm be h zu- er agenden Gegenden zu einer Erhaltung unbedingt nöthig ei. Tulloch berechnete die Zahl der Soldaten, welche in O tindien eit Anfang des Jahrhunderts dem Klima erlagen, auf minde tens 150 000, der Be ig von Algerien hat, nah
den Angaben Picard's im ge eßgebenden Körper 1864,
Granfreih niht nur drei Milliarden Francs geko tet, on- dern auch das Leben von 150 000 braven Soldaten. Von
die en ind bloß 4000 vor dem Feinde gefallen ; alle übrigen
wurden durch mörderi che Krankheitendahingeraf t.
Mit der Einführung des neuen Sy tems ank die
er chre>ende Sterblichkeitsziffer, welche für die Garni onen
aller engli chen Kolonien im Durch chnitt 48,6 pro 1000
betragen hatte, nell auf 24 und nah dem Annual Report
of the Registrar General für 1872 ogar auf 15,4 pro 1000, immer noch eine ehr hohe Ziffer, wenn wir bedenken, daß chnitte bei der dex preußi chen Armee die Sterblichkeit im Durch-
Jahre nur auf 8,9 pro 1000 berechnet wird
und daß die der Armee ich zuwendenden Individuen im fräftig ten und wider tandsfähig Mannesalter ten tehen.
Darum hat man an der gefährlichen we tafrikani Kü chen te auch gänzlich von Verwendung engli cher Soldaten abge ehen;
man verwendet tatt der elben heute nur noh mohammedani- heHau In a. Afra, der Haupt tadt der Goldkü ten- folonie, und in Lagos tehen nur ein paar engli che Officiere, welchedie eingeborenen e Truppen kommandiren.
Die Ba eler Mi ionsge ell i chaft eit 1828 an der Goldkü thätig te und heute liegen von 65 insge ammt her-
ausgekommenen Mi ionaren und von 38 Frauen nicht weniger als 35 Männer und 16 Frauen auf afrikani cher Erde begraben. Dabei chi>en die Mi ionen nur olche
Leute nah Afrika, welche erprobte Aerzte für kräftig genug erklärt haben, den Gefahren des Klimas zu trotzen.
Dbller, der doch elber öfters vom Fieber befallen wurde, und, als nach der Abrei vom e Congo die er ten Anzeichen
des perniciö en Fiebers auftraten, ich der Ueberzeugung niht ver chließen konnte, daß er nah men chlicher Voraus-
icht bei einem nur ehrwenig verlängertenAufenthalte
verloren die ein würde, behauptet, daß im Großen und Ganzen oft zu findende Ang vor t We tafrika und einem Klima theils übertrieben, theils gänzlich unbegründet ei. Als ein
Bei pieldafür, daß bei vernünftiger Lebenswei die Fieber- e
keime
das Leben nicht abzukürzen brauchen, führt er den chon eit 33 Jahren in We tafrika lebenden Bi chof von
abun an. Leider i} ein olches Bei piel doh gar zu elten. Wie viele ließen ich dagegenanführen, die „bei vernünftiger Lebenswei in e“ den kleinen tillen Friedhöfen begrabenliegen, deren zahlreiche Grabhügel eine ¡traurige Beredt amkeit haben!
Stanley hat uns in einem jüng ten Werke das Klima der Uferland chaften des Congo als gar nicht o gefährlich ge childert. Erkrankungen und Todesfälle unter den Euro-
päern chreibt ex
ebenswei an e die veränderten Um tände zu und er i mit
biere Tadel durchaus nicht zurü>haltend. Nach Pechuel-
vö 8, che zuer n t Auszügen in der Gartenlaube, jeßt auh
in Bro chürenform veröffentlichten „Offenen Briefen an
Herrn Stanley“, deren gereizter Ton freilich hier und da einen Zweifel an ruhiger Objektivität aufkommen läßt,
wären die Beamten gar nicht in der Lage gewe en, ich gegen die verderblichén Einwirkungen des Congoklimas zu chützen.
Jedenfalls i t einen Ausführungen nach das Klima in der
That verderblih für Europäer. Er beruft ich da auf
einen Bericht der politi chen Agenten der nordamerikani chen
Regierung bei dem Congo taate, welcher vor Kurzem in
den ehrwerthvollen United States Consular Reports zumei der t mangelhaften Anpa der ung
-er chienen i t. Die erBericht liegt vor uns und be tätigt nicht nur voll und ganz Pechuel-Lö che's Angaben, er ver- voll tändigt die elben noh in einer für den Congo taat keineswegsvortheilhaften Wei e.
Tisdel, das i der Name die es Agenten, behauptet, daß
von 600 weißenMännern, welche der Prä ident der Inter-
nationalen A ociation für die elbe in den lezten ehs Jahren
anwarb, um in Afrika drei Jahre lang zu dienen, bisher
nur fünf es ermöglicht haben, während ihrer vollen fontraft-
lich vereinbarten Zeit auf ihrem Po ten auszuharren. Die
Li te der Todten, o chreibt er, war auf meiner Mar ch-
route (d. h. von der Kü te bis Stanley Pool)wahrhaft chreenerregend und die Internationale Af ociation kann
heute in Afrika höch tens 50 ge unde Männer aufwei en, überhaupt aber höch tens 120. Es war eine eltene Aus- nahme, einmal einen ge unden Mann zu treffen. Auch das
dem Kü tenklima weit vorzuziehende Klima am Stanley
Pool cheint ihm die es Lob kaum zu verdienen ; nach einer Erfahrung i t zwi chen dem einen und dem anderen nicht viel Unter chied.
Lieutenant Kund bezeichnet in den Mittheilungen der Afrikani chen Ge ell chaft in Deut chland Stanley'sBe-
hauptung, die hohe Sterblichkeit eiwe entlich unrichtiger
Lebenswei zuzu e chreiben, nameutlih der Unmäßigkeit im Genu an e Alkoholika, als durchaus unzutreffend. -In den
Stationen der amerikani chen Bapti ten
-Mi ion, wo alle
Mi ionare Teatotaller, al o die treng ten Müäßigkeits-
apo tel,ind, und in denen der engli chen Bapti ten-Mi ion,
wo es die mei ten ind, i die Sterblichkeit gerade o groß wie in den Stationen der A ociation. Von den zehn eng-
li chen Mi ionaren, o{reibt er, tarben in den [eten
ehs Monaten vier; die amerikani chen hatten im legten halben Jahre nur einen Todten, jedo<h vorher eine große Zahl. Unter den Mitgliedern der A ociation beträgt nach
Kund die Sterblichkeit 25 Proc. im Jahre. Sehr treffend hebt er hervor, daß dies alles Leute im kräftig Mannes- ten
alter und von durchaus ge under Kon titution ind, denen
nah men hli<her Voraus icht in Europa noh eine lange Lebensdauer be chieden gewe en wäre. Wir haben chon her-
vorgehoben, daß nur ein bedingungslofes gün tiges ärztliches
Atte t einen Inhaber zur Annahme eines Mi ionspo tens
in Afrika berechtigt.
yStauley pricht ihdahin aus, daß das Innere weit ge under ei als die Kü ten triche, daß ein großerTheil des Congobeckens mit einer Temperatur ge egnet ei, unter der jeder Europäer gedeihen und ich vermehren könne, in wel-
er An iedler jahrelang zu leben vermöchten. Lieutenant
Kund tritt dem ganz ent chieden entgegen. Wenn in den
Mi ionen und bei der A ociation noch die Mittel vor- handen ind, die Leute gut zu ernähren, ie mit Arzneien
zu ver orgen und ihnen manchen Comfort zu gewähren, #0
fann dies bei etwaigen An iedlern nicht o der Fall 1E
die mü e daher en dem Fieber noh zahlreicher zum Opfer
fallen Bürgern als des andere Congo Kla taates den en. Stanley Rath, nach giebt o: den RO
lichem Aufenthalte eine dreimonatliche Erholung Li La i
lichen Euxopa zu uchen. Wie viele An iedler wür ea
die Mittel dazu
EHRE A [9 für fo lange Zeit von
ihren Ge chä fernen können?!
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