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Geisteskultur. Monatshefte der Comenius-Gesellschaft für Kultur und Geistesleben, 1926, 35. Band, Heft 6

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Geisteskultur

MonatsheftederComenjusgefellfchaft für Geisteskulturund Volksbildung

Begründet von Ludwig Keller herausgegebenvon Nrtur Buchenau

85. Jahrgang - Sechstes Heft

Juni 1926

Berlin und Leipzig1926

Verlag von Walter de Gruhter 82 Co.

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Comenius-Gesellschastsiir Geisteskulturund Volksbildung

Begründet1892 oonGeh. RrchioratDt.Ludwig Keller Vorsitzenden OberstudiendirettorDr.Vuchenau, Charlottenburg s, Schlossstkasse46

DieMitgliedschastwird durch Einzahlungvon 20Goldmark erworben. (Jn-und Ausland.) DieBeitragszahlung kannerfolgen:

1.aufdasKonto derComeniiis-GesellschastbeidemPostscheckamt Berlin Nr.21295 2.direkt an dieGeschäftsstellederC.-G. inBerlin W10, Genthinerstr.38i.H.

Walter de GruyterFrEo.

DieMitglieder erhaltendieZeitschriftkostenlos. Sie erscheint jährlichetwa in 12Hesten.DieHefte sind auch einzeln käuflichund inBuchhandlungen inForm des Zeitschrift-Abonnements zubeziehen.

Is.Jahrgang Inhalt: Heft 6

Seite Artur Buchenau, DieVolksschulbildung nachdenPrinzipien Pestalozzis 209

Alexander Elster, ZurLebendig-ErhaltungRichardWagners............... 222

F.Köhler, Gleichheit..........··.».......-.......·.............·.·......... 225

Hans David, ProblemederFilm-Asthetikl................................. 232

Theaterbericht ............................................................. 243

Lebede:VolksbühnenarbeitzTribiinezKleinesTheater; Theateri. d.KöniggrätzerStr.; StaatlicheSchauspielbühnen.S.243—249. -Erlesenes: .............................................................. 249

Danteö Moralphilosophie ausDante »Die Göttliche Komödie«, Deutschvon August Vezin. . Bücherbesprechungen ............. .................·.................... 253 Pf1)cholvgie:

Buchenau: Jodl,LehrbuchderPsychologie,2Bde.S.253 Geschichte und Geschichtsphilosophie:

Reimann: H. Oncken,DieRheinpolitik Kaiser NapoleonsIll·von 1863—70 und derUrsprungdesKriegesvon 1870J71S.254.

Buchenau: GrafHerni.Keyserling,DieneuentstehendeWeltS.255·

Dörge: H.v.Gerlach, Erinnerungen einesJunkers S.256·

Literatur:

E. L.Schmidt: HansDahnien,LehrenüberKunstundWeltanschauungimKreise um StesanGeorgeS.256.

AdressenderMitarbeiter diesesHeftes:

OberstudiendirektorDr.ArturBuche n a u,Charlottenburgb,Schloßstraße46.

Dr. Ale xa nde rE lste r,Friedenau,Stierstr.21. Prof·Dr.med.Dr.phil· F. Köhle r, Köln, Kaiser-Wilhelm-Ring 24. HansDavi d,Berlin,Wichmannstr.21. Dr.Ha ns Lebede,Steglitz, Karl-Stieler-Str. 21.

Manuskripte werden erbeten andie Redaktion: E. Wernick Berlin W.10, Genthinerstrasze38.

Die Manuskriptesollenpaginiert,nureinseitig beschrieben seinundeinenRandfreilassen.

RuckportoistbeizufiigenNachdruckganzerAufs ätzeist ohne besondere Erlaubnis nicht gestattet.

Einzelne Abschnittekönnen bei genauer Ouellenangabe wörtlich übernommen werden.

Jährlich erscheinen10bis 12Hefte. Preis desJahrgangs M.20.—.

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WieVolksschulbilduug nachden sprinzipien Pestalozzia

Von Artur Buchenau.

JmKampfumdasBildungsidealderGegenwart hatman seiteinigenJahr- zehnten begonnen, sich intensiveralsfrühermit denPestalozzischenIdeen zubeschäftigen,diegegenüberseinerSchul-Methode zeitweisefastganz zu- rückgetretenwaren. Besonders Paul Natorpundihm folgendKerschensteiner, Heubaum,Muthesius, Spranger und andere haben gezeigt, welche gewaltigen SchätzedesGeistes hier nochderErschließungharren,dieja freilich vollan erst möglich seinwird aufGrund derneuen Pestalozzi-Ausgabe,die, aufden Quellen aufgebaut,zum erstenMale seiteinemJahrhundert das Gesamt- werkdesgroßenSchweizersderNachwelt darlegenwird.

FürPestalozzigiltes,Sozialismus,dasheißt:dasDenkenundWollen derGemeinschaftundIdealismus d.h.VerinnerlichungderKulturaufGrund desimGeistegeschautenWesensdesMenschen,miteinanderzu verbinden.

Unddasgleiche Ideal mußderheutigenVolksschuleundVolksschulbildung vorschweben,wenn siees zu einemgesundenundharmonischenAusbaubringen will. Freilich nicht lebensferneundabstrakte«Jdeen«allein undhaupt- sächlichkönnen uns helfen,keineHeranbildungeineraristokratischen Kaste, sonderndieIdeemußalsgestaltendesPrinzipimAlltagslebenheimischwerden.

Esgilt,mitFriedrichAlbertLanges schönemWort,,mitderForderungdes UnmöglichendieWirklichkeitaus denAngelnzureißen«.

Dasbedeutet, daßan die Stelle deszentralistischenPrinzips,dasIman injeder Formlinksundrechts rühmtundpreist(Monarchie,Rätesystem, Diktatur)dasgenossenschaftlichetreten muß,denn nur sokanndietiefere, innere Not überwunden werden, die unsjetztinParteien, Konfessiouen, Kasten,Klassen auseinanderreißtundeinenAufbaueines Volkstums undda- miteiner nationalen Schulehoffnungslos unmöglichmacht.Hölderlinsbit- teres Wortistnur allzuwahr: »Vielarbeitendie WildenmitgewaltigemArm, dochimmer und immerunfruchtbarwiedieFurienbleibt dieMüheder Armen-(

WelcheHoffnungenhatten Wohlmeinende aufdieUmwälzungvon 1918X19 gesetztUndwas hatsichdavon,abgesehenvon einigen brauchbarenEinzel- Ansätzen,erfüllt?UnfruchtbarkeitdernunmehrsiebenjährigenArbeit,dasist das Eudukteilx Soll, mußesnicht dahin kommen, daßdasdeutscheKindzseine Schulelieben lernt? Daß ihm seineArbeitalslebensnotwendigerscheint?

AufderReichsschul-Konferenz(1920),wodieGeisterhartaufeinanderprallten,

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210 Artur Buchenuu

fielbei derFragederEhrfurchtdasspöttisch-abfälliggemeinteWort»Ehr- furchtvor demEmbryo«!Natorp(GenossenschaftlicheErziehungS. Io) nimmt esin vollemErnsteaufundsagt: Iawohl, EhrfurchtvordemEmbryo, selbstvordemChaos,alsdem,aus demheraussichetwas gestalten Jkann Und will.Erst rechtvordem,,Embryo«,in demja schondie oolleKeimkraft steckt,derzumLebendrängt. Diese Auffassung istweitentferntVon allem Revolutionären,denn sie istfest überzeugt,daßdaswas leer undhaltlos ist, dochvon selbst zusammenbricht, ja, sie istimGrunde ,,konseroatio«;denn siewillalles,was Werthat, erhalten, jeden Keim, jeden AnsatzzurEnt- faltung bringen.

Aufder Reichsschulkonferenzerklärte A.v.Harnack, Bildung seider ,,WegzurNaioetät«. Andieses schöneBekenntnis, wonachalles ankommt aufdieUnbefangenheit freien, eigensten Wachstums,können wir nun an-

knüpfen.Pestalozziundauchschon Rousseausprachenhiervonder,,Natur«, zu derman zurückkehrenmüsse1),abersiemeinten nichtdieäußere, sondern die»Natur«alsdasWesendesMenschen,undman kanndiesenGedankengar nichtoftgenug wiederholen, daß solangekeineRettunguns erblüht,bis wir diese Heerstraßeder Wahrheit, Reinheitund Menschlichkeitwieder entdeckt undbetreten haben.Alles andere isteine Kuram Menschen,dies eineHeilung

des Menschen. k

Sogelangenwirzu demersten PrinzipdesAufbaus,demder,,Anschau- ung«,ummitPestalozzizu reden. IndemBriefüber denAufenthaltin Stans schreibt dieser (S.6) »Ich hattekeinen... GegenstandderAnschauung, andemichmeineIdeeundmeinen Gang hätte oersinnlichenkönnen.Obich alsowollte odernicht, ich mußte ersteineTatsache durch mich selbst auf- stellenum durch das,wasich tat,dasWesenmeinerAnsichtenklarzumachen«.

DieIdee,nichtetwaalsfertige,sondernim Denkenerst,,,aufzustellende«,zu setzendeTatsache gehtvoran, alsodie,,Anschauung«dientdazu,die»Idee«, denrichtunggebendenGedanken,indieTatüberzusetzen.Im geistigenTun gestaltet sich,bildetsichderGegenstand;esist alsodieAnschauungein »san- schauendes Entwerfenundso ist sie das, nichtnur eins,wesentlicheMittel aller Lehre.EsgiltdieZurückführungalles Unterrichts aufdieeinfachen Urgrundlagen, nachdenen dann auchdieUrfiigungen jedes Unterrichtsfaches sich bestimmen müssen.DieIdeeder Elementarbildungist alsomitdiesem PrinzipderAnschauungaufsengste verbunden,wenn man unter Anschauung genau nichtsanderes Versteht,alsdieBetätigungebender Elementarkräfte desErkennens,Vondenen Kantsagt, sie seiendasABC, wonachwir die Er- scheinungenbuchstabierenmüssen,um siealsErfahrung lesenzukönnen.

Darin liegteinscheinbaresRätsel verborgen;denn jedeAnschauungist doch ihremWesennacheinzeln,der Begriff aber enthältein Allge- meines,unddennoch sollin derAnschauungdasAllgemeine sich entfalten, darstellen. Es muß also in dem (scheinbar) Einzelnenschon das

I)S.meineSchrift:Pestalozzis Sozialphilosophie.Leipzig, F. Meiner-,1919.

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DieVolksichulbiidung nachdenPrinzipienPestalozzig 211

Allgemeine»zum Grunde liegen«(Kattt),dasheißt,daßz. B.in dereinzelnen ZahloderGestaltoderselbstFarbeoderLichtempfindungdasAllgemeinezwar noch nicht(extensive)liegt,aber(intensive)aus ihrentwickelt werden kann.

Das istdasletzte Geheimnisalles Verstehens,Denkens, Erkennens,oder welchenAusdruckman hieranwenden mag. EsistdasGrund-Charakteristikum

desBewußtseins,daßesaufGesetzlichkeitin demdoppeltenSinne der Ein- heitundderMannigfaltigkeit hinstrebt.Undwenn nun einer weiterfragt, warum denn dasBewußtseinwohl sobeschaffenist, sokannauf diese falsch gestellte FragekeinPhilosophundkeinErzieher, höchstensder Metaphysikus antworten,wobei essoviel Antworten wieMetaphysikigibt!

Die,,Anschaulichkeit«desUnterrichtsbedeutetalso nichtdieBanalität, daßesohne sinnlichen Stoff nicht geht,aus demdann allesweitere zuabstra- hierenwäre(wie?dasweißman freilichnicht), sondernesmuß darnachdie Ursprüngliche,denGegenstand gestaltende KraftdesErkennens im- Zöglinge Wachgerufenwerden,um durchUbungam gegebenen Stoff sich selbstzu Be- griff, GesetzundErkenntnis zufinden,einWeg,denniemand, auch nichtder beste Lehrer, für mich,denLernenden zugehenvermag. In völliger Klarheit stehtdasinPestalozzisbekannter Denkschriftüber dieMethode (vom Jahre 1800), »Wenn ichdann demallgemeinenUrsprungallerdieserElemente ;der menschlichenKunst (gemeint sind: Sprache,Zeichenkunst,Schreibkunst,Rechen- undMeßkunst)nachspüre,sofinde ich ihnin derallgemeinenGrundlage unseresGeistes,vermöge welcher unser VerstanddieEindrücke,welchedie SinnlichkeitvonderNatur empfangenhat-inseinerVorstellungzurEinheit, dasistzu einemBegriff,auffaßt«.AusdersinnlichenUnbestimmtheit«und Mannigfaltigkeiterarbeitet sich also danachderVerstand seine Begriffeals

»shnthetischeEinheiten«imSinne Kants,unddabeispieltder,,Stoff«gar keineRolle,denndieses Gesetz giltbeimeinfachsten Zeichnen, Rechnenwie beim höchstenwissenschaftlichenSpezialgebiet.DieForderungder,,Anschau- Ung« istindiesemSinne fast identischmitderjenigenvon derSelbsttäti«g- keit,wozu dieSchulezwardieAnregunggeben,diesieaberniemals ersetzen kann.

Esgilt also,dieFormenallesUnterrichtsdenewigenGesetzenzu unter- werfen,nach welchendermenschlicheGeistvon sinnlichen Anschauungen sich zudeutlichen Begriffen erhebt. »Jedes Wort, jede Zahl, jedesMa«, so lautet Pestalozzis klassischeFormulierung, ist»einResultatdesVerstandes,das vongereiften Anschauungen erzeugtwird«. Das ursprüngliche(alsounmittel- bare!)ErzeugendesGegenstandes, seiner Zahl, seinen Maßen,Linienund Flächennach, eben das istdieAnschauungunddasnachfolgende·(mittel- bare!)Bewußtwerdenunseres eigenen Tuns,dasnatürlichnur ganzlangsam, injahrelangerÜbung,gelerntwerden kann,beider GestaltungdesGegen- standes,dasistdieeigentümlicheLeistungdesbegrifflichen Denkens.

NocheinPunktbleibtdabeiaufzuklären,nämlichdasVerhältnisvon ,,empirischer«und ,,reiner«Anschauungim Sinne-Kants. Wirklichvorhan- denist stetsnur dasempirischeAnschaueninseinerganzenKompliziertheit

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212 ArturBuchenau

des,,Erlebens«,aberinihmundbei seinerGelegenheitentfaltet sichdas

»reine«AnschauenunddasDenken. Beide sindnur Formen,Weisendes Ordnens desfür sichunsagbarensinnlichen Stoffs, von demwir, abgesehen Von dieser Ordnungund Gesetzlichkeit,immer nur das eineVersichernund konstatierenkönnen,nämlich,daßdaetwas =xist,was derBestimmung,der OrdnungundErkenntnis harrt.DieseBestimmungaber desxzum a, zumb, zumcusw. müssenwir selber Vollziehen.Reines Anschauen ist alsooder besser,bedeutet: gesetzlichesGestaltenundunterscheidetsichVomrein-sen Denken nur durchdenCharakterderUnmittelbarkeit undEinzigkeit,denn die Raum- undZeit-Ordnungist jaeinesolche einzige, währendderBegriff erstmittel- bareGestaltung istund diegeordneteMannigfaltigkeit schon Voraussetzt.So ,,entwickeltesichin denKindern schnelleinBewußtseinVon Kräften,diesie nicht kannten1)undbesonderseinallgemeinesSchönheits-und Ordnungsge- fühl.Siefühlten sich selbst,unddieMühseligkeitdergewöhnlichenSchul- stimmungVerschwandwie einGespenstaus meinen Stuben; siewollten konnten harrten aus, Vollendeten,und lachten; ihre Stimmungwar nichtdieStimmungderLernenden,eswar dieStimmungaus demSchlaf erweckter,unbekannter Kräfte,undeingeist-undherzerhebendesGefühl,wo- hin diese Kräfte sie führenkönnten undführenwürden.«

In diesen schönenWorten zeigt Pestalozzi,wieseinganzer Unterricht Kraftbildung bezweckteunderreichteund wie dabeidiejugendlicheSeele ihres Tuns frohwurde. Wennesdann weiterheißt(S. 75) daß unsereErkenntnis- Von Verwirrung (wirwürden sagen: VerworrenheitoderMannigfaltigkeit) zurBestimmtheit,VonBestimmtheitzurKlarheit,undVonKlarheitzurDeut- lichkeit hinübergeht,so liegtdem einedurchausrichtige psychologischeEin-- sicht zugrunde,wiesieganzähnlichLeibnizinseinen ,,Meditationes«(Haupt- schriften I)2)dargelegthatte.DieSelbständigkeitderErkenntnisaberwird vonPestalozzigenausowieVonKantbetont:,,Alleswasichbin,alleswas ich will,undalles,was ich soll, gehtVonmirselbstaus. Sollte nicht auch meine Erkenntnis Vonmirselbstausgehen?«(ebendaS.69). DieseStellen ließensich Vermehren, doch genüge hierderHinweis,daßdieHauptschriften Pestalozzis,wie diegenannte,dieidealistischenundsozialpädagogischenEin- sichteninVölligerKlarheit enthalten.Eswirdnun endlich Zeit, dieseWerke Vom Bordherunterzunehmen und-nachdenLehrendesGenieszuhandeln, statt- immerwiederneue Dilettantismen zuVersuchen. AuchdiePädagogikisteben einegeschichtlicheDisziplin,undesrächt sich,wenn man aus derTradition nichtslerntunddie beiPlato,Aristoteles,Comenius,Pestalozzi Verborgenen Schätzeängstlichin dunklerKammer behütet,statt sieans Tageslichtzuziehen.

Wir hoben schonobenhervor, daßalleAnschauung aufsengsteVer- bunden istmit Selbsttätigkeit. Spontaneität istinder Tatderzweite GrundgesichtspunktallesUnterrichts. Nicht MitteilungoderAufprägungeiner

1) Pestalozzi, WieGertrud ihreKinderlehrt (1801)WerkeIX, S.22.

2) Leibniz, Hauptschristenzur Grundlegung derPhilosophieed«Cassim Und«

Buchenau,2.Ausl»1925.

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DieVolksschulbildungnachdenPrinzipienPeftalozzis 213

bestimmten Formvon außendarfesgelten, sondernSelbstentfaltungder KräftedesKindes,wobei dieUnterstützungdurchEltern undLehrernur als

»HilfezurSelbsthilfe-«(Pestalvzzk)zUWEMIIists,Gehtsiedarüberhinaus, versucht sieimJntellektuellen, Sittlichen, Asthetischen, erstgar imReli- giösen,ihre MeinungdemJugendlicheneinzupflanzemaufzuoktroyieren,so istdiefast unvermeidlicheWirkungdie,daßbeiihmeine Reaktion eintritt

undergeradedasUmgekehrtesich erwählt,um dannöftershaltlos hinund herzuschwanken.DieErzieherlieben esalsdann,vonihrer,,schwerenVer- antwortung«gegenüberderheranwachsendenGenerationzusprechen,aberdas

istim Grundenur ein verdeckterAusdruckfürGewalt undesmuß ersteinmal

völligklareingesehenwerden, daßGewalt kein dauernd wirksamesHeilmittel ist-nichtimPolitischen, nichtimWittfchaftiichem erst recht nichtimErzieh- Iichem Solche Eingriffe sind höchstenszu duldenalseinÜbergangszustand,der abermöglichstbalddurchdieVerständigung, durcheinengenossenschaftlichen Aufbauersetztwerden muß.DerMenschwillundsoll sich nachdeneigenen Gesetzenseines Wesens (= Natur) bilden,dabeimußesbleibenund erwird auchnur demjenigen aufdieDauer dankbar sein,derdiese seine geistige»Na- tur«verstehtundinihrem Werden, ihrerEntwicklungachtet.NurdieWahr- heit,die reinaus demInnersten unseresWesensgeschöpftist,wirdallge- meine Menschenwahrheitsein.

SoistallemenschlicheBildung allgemein in demdoppeltenSinne, daß dieeigentlichundwesentlich menschlicheBildungunsalleninhaltlichgemein- sam sein mußunddaß zweitenszufordern isteineallgemeineAusbreitiung derwahren Menschenbildung aufalleMenschenklassenund-schichten.Alle besondereBildungzueinemBeruf,zu einembestimmtenStande odereiner Sonderleistungsetzt dieseAllgemeinbildungnachder Seite desInhalts wie desUmfangsbereits voraus. DieseyAuffassungderAllgemeinbildungalsersten ZwecksdesUnterrichtsbleibtdurchdie bekanntenAngriffegegendie,,allgemeine Bildung«völligunerschüttert.DennwasGoethe(,,Narrenspossensindeureall- gemeineBildung«)undandere angreifen, istderWahnvonderstofflichen Allgemeinbildung,alsob esmöglichwäre,in derSchule sämtlicheGebiete derGeistes-undNaturwissenschaften,,abzuhandeln«.HierwirddagegenAllge- meinbildung, abgesehenvon demsozialen GrundgedankenderVerbreitungder Bildungin allen Volksschichten! funktional verstanden,das heißtin demSinne, daß gewisseallgemeine,allenMenschen gemeinsameunddochin jedem Einzelnen eigenartigzurWirksamkeitkommende Grundbestandteileder Bildungniemand fehlen dürfen,weilesgilt,dielebendigenKräfte desMen- schen harmonisch nachallenSeiten: Geist, Wille, Gefühl, Phantasie usw.zu entfaltenund keinFeldderBetätigung brach liegenzulassen.Allgemeinbil- dung, so verstanden, ist völlig identischmitFundamentalbildungoderElemen- tarbildung,dasheißteinem RückgangaufdiegestaltendenGrundlagen,die schöpferischenElemente allesgegenständlichenErfassens.Darinliegtauchdie BedeutungderArbeit, daß siedasSelbertun entfaltet, nicht dagegenihrEr- trag ist hier,vom StandpunktdesErziehers,dasWesentliche.

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214 ArturBuchenau

Dasunterscheidetdennationalökonomischvon dempädagogischDenken- den, daßjenerimnationalenInteressevom Arbeitsertrag ausgehen muß, dieser dagegendieArbeit vornehmlichalsdieGelegenheitzurKraftentfaltungschätzt.

WiederMenschso durchdieArbeitvom Werk der Natur über das Werk der Gesellschaftzum Werkseiner selbst wird,daszeigeninklassisch-schönerWeise Pestalozzis,,Nachforschungen«(s. hierzumeine Inhalts-Darstellung dieser Schriftinmeinem obenschonzitiertenWerkeüberP.s Sozialphilosophie).

Essei hiernur aufdie eine bekannte Stelle in,,Lienhardund Gertrud«hinge- wiesen,woesVondenKindern derGertrud heißt: »Sie ergriffen alles,was sie ihnen zeigte,wiewenn sie nichtslernten. Eswar aberauch so: ihr Lehren legte eigentlich nichtsinsie hinein,esentfaltetenur dieKräfte,die inihnen selbst lagenunddurch welchesie das,was sie äußerlicherkannten,insichselbst aufnahmenundalseinenreinenErwerb ihrerselbstundihrer eigenen Kraft, undnichtalsetwas fremdartiginsieHineingelegtes,insich selbst liegender- kannten«. Sowerden die KinderzumEnthusiasmus,zurreinenFreude ,im Gefühle ihrer selbstundihrersie selbstbeglückendenKraftgebracht.Das Kind lerntdenUnterrichtverstehenalsdasMittel seinerErhebungzurSelb- ständigkeitundzwarim Sinne einerallseitigen Kraftentfaltung.

DernächsteGesichtspunkt fürdenUnterrichtist derjenigederOrdnung undzwarals kontinuierlicher, einheitlicher Ordnung,gewöhnlichdasPrinzip derMethode genannt. Spontaneität, Selbsttätigkeitbesagtnur, daß Gesetz- lichkeitimmenschlichenGeiste herrschenund zwarEigengesetzlichkeitauchin dem desJugendlichen,aberwie sollsichnun dasFortschreiten vollziehen?

,,Jede Linie, jedes Maß, jedes Wort«, so heißteswiederum beiPestalozzi (WieGertrud usw.,WerkeIX,74),,,isteinResultatdesVerstandes,dasvon

gereiftenAnschauungen erzeugtwirdundalsMittel zurprogressivenVerdeut- lichungunsererBegriffemuß angesehenwerden. Auch istallerUnterrichtin seinemWesennichts anderes,alsdies es; seineGrundsätzemüssen deshalb von derunwandelbaren UrformdermenschlichenGeistesentwicklungabstra- hiertwerden.-« Vom Verworrenen zum KlarenzumDeutlichen,so lehrte schon Leibniz,dasistderWeg,alsdessenEndedieBegriffesichergeben,diefreilich, sowieeinerseits Resultate, andererseitsstetsneue Probleme darstellen. Auszu- gehen istvon demsinnlich sichDarbietenden,wobeidasEinfachste, Nächst- licgende auszuwählen ist,und von daistdann ganzallmählichundlückenlos sortzuschreitem

Keinprunkhaftes Unterrichten,wieesbeiallzugroßer,,Freiheit«,das heißtWillkür,derSchülergemeindeunvermeidlich ist. Freilich mußdasKind unmittelbar merken, daßdieklareFührungdesLehrendenum dergemeinsamen Sacheundum seiner selbst,desKindes, willen, nichtaberetwaaus Bequem- lichkeitdesLehrers(Abhängigkeitvom ,,Pensum«,vom Buche!) erfolgt, sonst wirdesbaldnicht mehrfolgenwollen. Wenn esdasabermerkt, daß hier einesorgfältigbedachte Ordnung herrschtunddaß sodasDunkelseinesBe- wußtseinsvonTagzuTag,von Stunde zu Stunde sichzulichten beginnt,wie sollteesdanicht freudig sichdem,,Gang«,der,,Methode«(= Wegleitung)

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DieVolksschulbildungnachdenPrinzipienPestalozöiz 215

anvertrauen,diedochUmleinetwllleneingeschlagenundbeobachtetwird!Jede solcheMethode(um welchen Gegenstandessich auch handeln mag)arbeitet nacheinemDreischrittwie die Erkenntnis (s.oben das über denDreischritt Gesagte!).SiegehtdabeiVonbestimmtenVoraussetzungen,Elementenaus schreitetdann stetig fortunderreichtdrittens einbestimmtesResultat,das

dannfreilichwiederübersich selbsthinausweistundsoeinneues ,,Element«

oder,,Fundament«,nur aufanderer Höhenlage,darstellt.Keine andere Me- thodekannderUnterricht kennen,undwoersich dahervon dieser Grundform entfernt,ist irgendetwas nichtinOrdnung. Pestalozzihat daher durchaus recht,wenn er(IX, 129) erklärt,daßesnichtzweiguteUnterrichts-Methoden gibtundgeben kann, sondernnur einegute »und diese istdiejenige,die voll- kommen aufdenewigenGesetzenderNatur beruht,aberschlechtegibtesun- endlich viele,unddieSchlechtheiteinerjedenderselben steigtin demMaße,als sievondenGesetzenderNatur abweicht«.

Pestalozziinseiner Bescheidenheitverwahrt sichbei derFortsetzung dieser Stellegegen dieAnnahme, daßeretwa diegute Methodebesäße,erklärt aber dann, unentwegt nach ihrzustreben.EinMehr ist auch füruns nichtmöglich, dochkönnen wir alsdann überzeugtsein, aufderrechten Fährtezusein,wenn wir»Natur«imobigenSinne alsdiegeistige Natur,d.h.alsdasinneriste WesendesMenschen fassen, für dessen geistigeEntfaltung jain der Tatnur einGrundsatzmaßgebendseinkann.Denn dieNatur,dasWesendesMenschen istdasallenGemeinsame,Eineund Einzige.Nur sokönnen wir Vertrausesn aufdieSicherheitderGrundsätze,die vollendeteAusgestaltungaberruhigder Zukunft überlassen.DieseDkelstUfigkeit:ErfassendesEinzelnen,dannFort- setzung,Abwandlung durcheineReihe, alsoZählen, Messen usw. schließlich Zusammenfassenzu einemGanzen,Einheit, Vielheit,Allheitoder(qualitativ):

Jdentitäts-Ekfassung,AufreihungdesVerschiedenen,JdentitätdeszugleichVer- schiedenen,das istdas gemeinsameGrundgesetzalles wissenschaftlichenEr- kennens undzugleichallesUnterrichtsganges.Und dasist auchgar keinWunder, denn was kannderUnterrichtanderes, Besserestun, alsdiesachlicheGrund- gesetzlichkeitderErkenntnisimreisenden GeistedesKindesundZöglings nach- zubilden.

Wenn irgendein Umstand, so zeigt dieser, daßwirsodierichtige »Me- thode«desUnterrichts erfaßt haben.Esbrauchtnur noch kurz erwähntzu werden,daßdieoielfachenVersuche,diesenGrundgedankenPestalozzis durch Einführung sogenannter ,,Formalstufen«zuerweitern,zudiesem nichtsnen- nenswert Neueshaben hinzufügenkönnen.AufdeneinenPunkt sei noch hin- gewiesen,da dasWort,,Methode«vielfacheinen etwas geringschätzigenKlang angenommen hat,daßein,,methodischer«Gang nichtszu tun hatmiteinem fertigenSchemadesUnterrichts.Dieechte Methode ist vielmehrweitvon jedem Schematismus entfernt durch ihrederIndividualität angepaßteEnt- wicklungsfähigkeit.DenneinjederMensch,dasgilt fürdenLehrerwiefürden Schüler,wirdan diesichihmdarbietenden Problemeanders herangehen,und soläßt sicheineSchablone,einUnterrichts-Klischee,sozusagen,nicht feststellen.

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