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Geisteskultur. Monatshefte der Comenius-Gesellschaft für Kultur und Geistesleben, 1926, 35. Band, Heft 9

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Gei teskultur

MonatsheftederComeniusgefellfchaft für Geisteskultur und Volksbildung

Begründet von Ludwig Keller Herausgegebenvon Nrtur Buchenau

85. Jahrgang - Neunies Heft

September1926

Berlin und Leipzig1926 Verlag von Walter de Gruöier82 Co.

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Comenius-GesellschastsiirGeisteskulturund Volksbildung

Begründet1892von Geh. NrchivratDr.LudwigKeller Vorsitzenden Oberstudiendirektor Dr.Vuchenau, Charlottenburg S, Schlosjstrasse46

DieMitgliedschaftwird durch Einzahlungvon 20Goldmark erworben. (Jn-und Ausland.) DieBeitragszahlung kannerfolgen:

1.aus dasKonto derComenius-Gesellschaft beidemPostscheckamtBerlin Nr.21295 2.«direkt andieGeschäftsstellederC.-G. inBerlin W10,GenthinerStr.38i.H.

Walter deGruyterFxCo.

DieMitglieder erhaltendieZeitschriftkostenlos Sie erscheint jährlich etwain 12"Heften. DieHeste sind auch einzeln käuflichund inBuchhandlungen inForm des

.Zeitschrift-Abonnementszubeziehen.

Zö.Jahrgang Inhalt: Heft9

Seite Diedrich Bischofs, Vom GeistderFreimaurerei...·..............·.......... 345 Otto Heinichen·,Das GeheimnisderFreimaurerei.......................... 363 Artur Buchenau, Diesozialen VoraussetzungenderErziehung».........·.... 366 Stephan Kekule von Stradonitz, Zur Kenntnis derWesensartBlüchers 372 ErnstDiestel, Derfreimaurerische Gedanke ................·..·.............. 379 -s-Ludwig Keller-, FichteunddieGroßloge RoyalYorkinBerlin umdieWende

des18.Jahrhunderts ..............................................·.... 385 Erlesenes .....................................··.............. ........... 393

»

»Die Pietätvor11nsselbst;«aus:Peter Wust»NaivitätundPietiit«, Tübingen1925 Bücherbesprechungen. ..............·.............·..................... 397

AdressenderMitarbeiter dieses Hestes:

Prof.Dr.jur. Diedrich Bischofs, Leipzig,Schlegelstr.2; Dr.Otto Heinichen, Ludwigshafen(Rhein),Wöhlerstr.9. Oberstudiendirektor Dr.Artur Buchenau, Charlotten- burg5,Schloß-Str.46; Dr. Stephan Kekule von Stradonisz, Berlin-Lichterselde, Marienstr.IS; Hosgerichtöpredigera.D. Ernst Diestel, Berlin-Grunewald, Lynar-Str. 10.

Mannskripte werden erbeten andie Reduktion: E. Wernick,Berlin W10, GenthinerStraße38.

DieManuskriptesollen paginiert,nureinseitigbeschrieben seinundeinenRandfreilassen.

Rückportoist beizufügen.NachdruckganzerAufs ätzeist ohne besondere Erlaubnis nicht gestattet.

EinzelneAbschnittekönnenbeigenauer Ouellenangabewörtlich übernommenwerden.

Jährlicherscheinen10bis 12Hefte. Preis desJahrgangs M. 20.—.

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Vom Geistder Äreimaurerei.

VonProf.Dr. D.Bischoff(Leipzig).

DerBund derFreimaurer bestehtnun seit mehrals200 Jahren. Er hatsichin allen,,Kulturländern«verbreitet. Gegenwärtigdürfteer inseiner Gesamtheitetwa4Millionen Mitglieder umfassen. Und zwarsind dies,was immerhinzubeachten ist,MänneringereiftenJahren, dieihrer wirtschaftlichen Lageund ihrer allgemeinen Bildung nach zumeist über dem GesamtdurchschnittderBevölkerungstehen.Andere Millionen haben sichinVereinigungenzusammengefunden,die demFreimaurerbunde nachge- bildet sind. Schonnach Alter,ZusammensetzungundUmfang stellenalso die unter demEinflußderfreimaurerischenIdeeentstandenenGemeinschaften Gebildedar,diedem,deraufdiewissenschaftlicheErforschungderallgemeinen gesellschaftlichenErscheinungswelt ausgeht, zudenken geben sollten. Nicht mindermöchtehierzudieTatsacheveranlassen, daßeineWeltmachtwie die römisch-kathoslischeKirche seitbaldzwei Jahrhunderten dieFreimaurereimit einerNach-drücklichkeitverfolgt,dieVonihringleichemMaßegegenüberkaum eineranderen geistigenBewegungbetätigtworden ist.Undschließlichkönnte diegerade heuteinweitenKreisen hervorgetretene Behauptungeinerstarkins Gewicht fallendenBeeinflussungder Völker-undWeltgeschickedurchdasFrei- maurerwesendieWissenschaftzueiner ernsten Beschäftigungmitdieserge- schichtlichenGemeinschaftserscheinunganregen.

TatsächlichaberistidieGeschichtswissenschaftimallgemeinen ohneweitere Berücksichtigungan derFreimaurerei vorübergegangen,währen-dsiezumTeil Viel unbedeutensderen Erscheinungeneineeifrige Forschung zugewendet hat.

Großenteilsmagsichdasdaraus erklären,daßdieTräger dieser Wissenschaft jenemder OffentlichkeitentrücktenBunde nicht angehörtenund sich daher nicht getrauten,überdessenWesenund BedeutungeinUrteilabzugeben.—- Einederartige VorsichtundZurückhaltungwirddenn auch durch mancherlei Erfahrungengerechtfertigt.Wosich außenstehendeWissenschaftler bisherin derBeurteilungundDarstellungdesFreimaurertumsversucht haben, istdas ErgebnisinderRegeleinrecht unzulängliches,vielfach sogareindurchaus irriges gewesen. Auch da,wo nichtvon vornherein wiez. B.bei Ver- tretern desKatholizismus einefeindlicheTendenzdieAuffassungentrübte.

SchonderUmstand, daßderName,,Freimaurerbund«infastallenLändern ohneweiteres von jeder beliebigen Vereinigungangenommen werden kann, 23

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346 D.Bischoff

bringt fürdenAußenstehendeneinewesentlicheGefahr verfehlterUrteilsbil- bungmit sich,indem erirgendetwas Abwegiges füreinemaßgeblicheEr- scheinungsformdesFreimaurertums hält.UndebensobereitetihmdieTat- sache Schwierigkeiten, daß auchdiewurzelechteFreimaurerlehrekeinfestste- hendes,von einergemeinsamen Oberinstanz beherrschtesdogmatischesGefüge besitzt,Vielmehr außerordentlichfreiheitlichund evolutionär veranlagt ist, so daß sie,unter anderem zeitlichundnational,imeinzelneneinesehr mannig- faltige Prägung zeigt.

DieVerkennung dieser Sachlage gibtbei derBeurteilung unseres heu- tigen deutschen Freimaurertums vielfachzu ganz falschen SchlüssenAn- laß. Jrrigerweisewerden dessen BestrebungenmitVorstellungenin Verbin- dunggebracht,dieirgendwoundirgendwannim Namen derFreimaurereiver- treten worden sind,imvorliegendenFalle jedochgarnichtinFragekommen.

Mangehtz. B.durchausfehl,wenn man, wie esnicht selten geschieht,diezin jenenBestrebungensichbekundendeGeistesartimHinblickauf dergleichenun-

maßgeblicheAuffassungen früherer ZeitenundfremderHerkunftkurzer Hand alsdeistischesSektentum,alsnaturalistische Gottesverleugnung,alsüberlebte Aufklärungsidee,alslichtscheuenMystizismus,alsvolksvergesseneWeltbür- gerei,alspolitischenMachtwillenodersonstwie glaubt kennzeichnenzu können.

EinesolcheMethode verfälschtdieWahrheit.Dem Beteiligten,derdas,was in denfraglichen Bestrebungen wirklich vorgeht, selbstmit erlebt, stellt sich derGeist unserer heimischen Gegenwartsfreimaurereisehrviel anders dar.

Dasindieser heutigen Auffassungbeiuns wesentliche in demmirdas geistigeKerngutdesFreimaurertumsüberhauptgegebenzusein.scheint möchteich hiernun einmalanHand langjährigerundumfafsender persönlicher Erfahrungeninknappen Zügen herausheben.Dennichbin derAnsicht,daßdie rechteErkenntnis undWürdigungdieses freimaurerischen Gedankensgerade unsererZeitmancheszu bietenhat.Einewirklich verständnisvolleUnterrich- tungüberjene Ideenwelt ist,wieichmeine,inunserenTagennotwendiger- alsje.

Zusolcher Orientierung mögenimfolgen-deneinige Betrachtungenbei- tragen,dieuns die leitendenGesichtspunktederheutigen deutschen Auffassung vomWesenundUrgrundder demBunde angestammten »KöniglichenKunst«

erkenntlich machen.

Il- sc

q-

DerGeistderFreimaurerei hat nach dieser Auffassungin derWeltge- waltet, längstbevor es einenFreimaurerbund gab. Lessing weist darauf hin, solche Geistesart sei soalt wie diebürgerlicheGesellschaft, ja,garwohlälter als sie,dadas staatlicheLebensich ohne Freimaurerei nicht habe gestalten- können.Ahnliche Überzeugunghatvon Anfangan indemBunde mitge- sprochen. Dessen Begründer,zuBeginndes18.Jahrhunderts,waren keines- wegsderAnsicht,von sichaus einneues Geistesgebildezuschaffen.Sie er- blicktenimFreimaurertum ein uraltes Erbe. Diebesondere Auffassung,die

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VomGeistderFreimaurerec 347

sievon dessengeistigemWesen hegtenundinihren Außerungenbekundet-m-

bedeutet also nebenbeibemerkt keinemaßgeblichedogmatischeGrund- legung.Siestelltlediglicheinepersönlich,zeitlichundörtlichbedingteSpiege- lungdesseit UrzeitenimMenschengeschlechtwirksamen freimaurerischenGe- dankens dar. Dieserselbst ist demnach nichtandiebetreffendenaltenglischen Vorstellungen gebunden.Eristimeinzelnen auch andersartiger Ausprägung zugänglich»Wiedas feineGeschichtemannigfach bezeugthat. Nur ein be- stimmter geistigerKern,der aussichselbstimmer von neuem dieihmzuge- hörigeVorstellungs-undStrebenswelt lebendiggestaltet,erweistsichalsdas wirklichWesentlicheundBezeichnendedesFreimaurertums.

Beidieser kernhaften geistigenEinstellungnun, die imwahren Wollen und WirkendesBundes den Ausschlag gibtundin derheutigendeutschen Freimaurerei sich auswirkt, handeltessichum folgende Grundanschauungen-:

Das,was dieMenscheneinander entfremdetundvoneinander trennt, muß durcheineGesinnungüberwundenwerden,aus derförderlicheGemein- schaft hervorgeht. Freundschaft, familienhaftes Einheitsbewußtsein,Brüder- lichkeit istdasGrunderfordernis dermenschlichenGesellschaft. In diesemge- schichtlichenErfordernisaberwird, so sagtdieFreimaurerlehre,dashöchste und heiligsteGesetzunseresStrebens undVerhaltens offenbar. Hier haben wirdiezielweisendeBekundungjenesunvergänglichenGeistes vor uns,in dem wirleben,weben undsind.Dieserallwaltende Urwilleverlangt, daßwir in der MenschenweltdasReich seinervon LiebebeherrschtenGemeinschaftverbreiten helfen. In solchemWollenerfüllt sichdieBestimmungunseresErdendaseins, inihmbegründetsich unser seelischesHeil.Esgibt fürdenMenschennichts notwendigeresundnichts,was seinem wahren,imEwigen wurzelndenSein dienlicherwäre,alsdie volleHingabean diesen sittlichen Beruf,insich und in der Mitwelt dasReichderLiebe zumehren.

Dieser KerngedankederFreimaurerei ist offensichtlichdemdesChristen- tum sverwandt. Erhat sich,wie dennauchnicht bezweifeltwerdenkann,unter demEinfluß christlicherGeistesgemeinschaftentwickelt. Ausderen Kreisensind die Gründer desFreimaurerbundes hervorgegangen.Unddasfreimaurerische Erbeentnahmen sieunmittelbar ausderÜberlieferungältererGenossenschaften, dieaufdemBoden christlichenKirchentums erwachsenund indiesemver- wurzeltwaren. SokommtinjenemfreimaurerischenGedanken dieAuffassung desEvangeliumszumAusdruck: daßdieLiebe denwahrenGehaltdesLebens ausmacht;daßGottdie Liebeist;und daßdasTrachten nach seinem Reich dasUrgebotmenschlichenStrebens bezeichnet.DieIdee auchdermenschlichen Gotteskiudschaftunddie derimPlanedesewigen Schöpfergeistesliegenden akkumfassendenVerschwisterungderMenschensindvon christlicherAuffassung aus injene AnschauungderFreimaurerbrüderschafthineingewachsen. Die erwähntesittlich-religiöseVorstellungdesFreimaurerwesens hat also,magauch inihruralte GeistesregungUndErfahrung walten,aus Erkenntnissenund Überzeugungengeschöpft,wiesiein derBotschaft Iesu offenbart sind. Ihre besondere Bewußtheit,wieichsie darstellte, ist christlichenUrsprungs.

23«·

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348 D.Bischoss

Die auf diesemBoden gedieheneAnschauungvom Menschenleben,seiner Gemeinschaft,seiner Bestimmungundseinem Heil jedoch hat, dasistVon maßgeblichemBelangl—- in derGeistesweltderFreimaurereieineeigenartige Ausgestaltung durchdenBaugedanken erfahren,derhieralles von Grund aus beherrscht.Der dasReichderLiebemehrendeGottesdienstkennzeichnet sichdaalsein dasganzeLebenumfassenderSchaffenswille. Allesmensch- Sinnen undTrachten sollMitarbeit amWerkedes,,Weltmeisters«darstellen, dessenVatergeist,GebotundVerehrung sichimSchöpferseinbewahrheiten.

Undzwarineinem ganz bestimmten, fest umrissenenSinne. Nämlichals- tätige Hingabean denAufbau des gegenwärtigen und zukünftigen menschlichenGemeinlebens. Hierin liegt nachfreimaurerischerAuffassung derKerngehaltallerWeisheitundreligiösenBewährung unseres Erdendaseins.

JeglichesStreben muß sich darauf richten,die imbeständigenWerden be- griffenesozialeLebensverfassunggestaltenzuhelfen. ,,Arbeitam Menschheits- bau«!Sorge für wahreMenschenheimatl

Dieses,dieBundeslehre allerwegen erfüllendeVerlangen ist nicht aus- demBoden derherkömmlichenapostolisch-kirchlichenEhristenlehre erwachsen.

Diestandeinerderartigen Sittlichkeitsauffassung eherimWege.Derin Rede stehende Baugedanke entstammteinerLebenserkenntnis,diesichin derWerk- weltderaltenSteinmetzbrüderschaftenundihrerLehreVon derheiligen ,,Geometrie«angebahnt hatte.Vondorthaterseine besondere ethischeAn- schauungsweise übernommen,die keineWeltflucht kennt, vielmehr entscheiden- desGewicht aufdierechte, erfahrungsmäßigerprobte Stellungnahmezu allen Werten undErfordernissendesErdendaseinsund seiner Lebenswirklichkeitlegt.

Einrealistischer Grundzug,derimfreimaurerischenGedanken mehrundmehr zuBedeutunggelangt istundzumalinunserer Zeitimmer stärkerenEinfluß gewinnt.

Jene Forderungsittlichen,,Maurertums«rechnetmitderTatsache,daß reichentwickelteäußere Errungenschaften bei derGestaltungderhöheren Menschheitund ihrerliebevollenGemeinschaftunerläßlichsind.DieWeltder Steinzeitmenschenmitihrer RückständigkeitdesWissens,derTechnikundder Organisationz. B.erscheint ihrweitentferntvom sozialen Gottesreich.Die Sorge füreineallseitige fortschreitende Diesseitskulturwird hier demgemäß alseinkategorischesGebotderErfüllungdesmenschlichenDaseinsberufsge- achtet.Wobeijedoch—- dasgiltalsdasentscheidendeMerkmal wahren Fort- schritts alles,wasbeidiesem äußerenGedeihenanTüchtigkeitundLebens- ordnunginFragekommt,nur in demMaße gewertet sein soll,wieeszum WachsenundWirkendesSeelischen, desGeistigen, des Göttlichenin dermenschlichenGesellschaftbeiträgt.Der vollendete Menschheitsbau stellt nachdieserGeschichtsauffassungeinenTempeloderDom dar,eineHeimstatt desEwigenundseiner Gemeinde,einsanum corpus, dasnuralsdierechte, injeder Weise förderlicheBehausungdersana mens WahrheitundWertge- winnt. EinZiel,dasman andererseits auchalseine das ganzeMenschenge- schlechtumspannende ,,Bruderkette«versinnbildlicht,deren Glieder alleAnteil

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VomGeistderFrecmaureret 349

habenan,,Wahrheit,LichtundRecht«. Dasechte- feinerBestimmungYe- nügendeMenschenlebenerweistsich hiernachalseinSchaffen,dasderVer- wirklichungeinessolchenäußerlichundinnerlichzusamtnenstlmmmdenGottes- reiches aufErdendient.

Dabeiaberhandeltessich dasistweiterbesonderszubeachten um einSchaffen dieser Art,dasausLiebe, nichtaus HoffnunganLohn oderaus Furchtvor Strafe,vor sich geht.DieIdee einesSchöpfertuims leuchtethier auf,dasin allemvoneinem dem,,Sittengesetz«selbstloserge- benen künstlerischenDrangebeseeltist,demalshöchstesMeisterwerkdie gottgewekhteschöneUndharmonischeMenschheitvor Augensteht.INdiesem idealistifchgerichtetenWollenundWirkenerblickt dieLehredesBruderbundes dasfürWesenundWahrheitdermenschlichenSittlichkeit Bestimmende.

DieserköniglichenKunst soll sobesagtdie immer wiederbetonte Forderung freimaurerischerEthik dasBestrebenjedes Einzelnen gewidmet sein.SoinsbesonderedieSelbstzucht, mit dererdieeigene Persönlichkeit bildet. Nichtminderaberjegliches Verhalten,mit demer, denWerdegang,ge- sellschaftlicherKultur- undLebensverfassungbeeinflussend,auf Mitmenschen- naheund ferne,irgendwieeinwirkt. DieganzeAlltagsarbeit,daheimundim Geschäft,imWirtschaftslebenwie in derWerkstattderWissenschaft,gewinnt daeinen»maurerischen«Sinn,derandie StellederbloßenVorteilssuchtden Schöpferwillentreten läßt.DesgleichendieMitwirkunganstaatlichenundson- stigen öffentlichenAngelegenheiten.DerBesitzvonKapital,MachtundEin- flußschließtnach solcherAuffassungdieVerpflichtunginsich,dieseMittel wahrhaftzumSegenderAllgemeinheitzu verwenden.

Allessittlich geboteneTunundLassenwirdhier,dieser Anschauungge- mäß, sinnbildlichalsein denheiligenGeboten derStatik undderÄsthetikge- horchendes Dombauen gekennzeichnet.AnjederStelle undzujederZeit soll sichimLichte diesesreligiösenKunstgedankensderTeilhaber menschlicherGe- meinschaftals einfürderen wahrenFortschrittund Wertbestandmitverant- wortlicherWerkgenossefühlen.Seine Liebedarf sich demnachz. B.inihrem sozialenWirkungsbereichkeineswegsbeisogenannter Wohltätigkeitbescheiden.

Siehat,wieLessinginseinen Freimaurergesprächenhervorhebt, dahinzu wir- ken,großenteilsalles das,was man gemeiniglich»guteTaten nennt,in dem von ihrerbautenGemeinleben entbehrlichzumachen. JenesMitschaffenam

domhaften menschlichenGesellschaftszustandebedeutet eineÜbungordnender Gerechtigkeit,die dasAuskommendesUnrechtsunddaraus folgenderBe- dürftigkeitmehrundmehrzuverhütenweiß.Maurerkunst, nicht bloßesSama- ritertum solldemsozialenWirkenseinGeprägegeben.

AlsdaswichtigsteAnliegen dieser Kunstabergiltin allem dierechte Mitarbeit am geistigenGehaltdeswerdenden Gemeinlebens. Einjeder soll insichundin derMitweltfürdasWachstumdes,,Lichtes«sorgen,fürdie Erkenntnis undHerrschaftewigenSchöpfekgeistessDurchForschung-durch Beispiel, durch Lehre. Diese Beseelung dessozialenLebensgefügeserweist sichin denAugenderFreimaurereialsdiehöchsteMissiondertempelbauenden

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350 D.Bischofs

Kunstbetätigung.Wobeiwiederum ganzbesondersdas stete BemühenUm religiöse ErleuchtungzumGrundgebotderMaurerpflichtwird.

Allesdasfaßteinbekanntes Bundeslied in denWorten zusammen:

LichtundRechtundTugend schaffen durchderWahrheit heil’gcWaffen- seiuns göttlicherBerqu

So stellt sichderBundeslehrederkünstlerischeWilledar,derdiemenschliche Gesellschaftzudem gestaltet,was sie nachdemGebot des,,GroßenBau- meistersaller Welten«werden soll.

Ebendiese sittlich-religiöseWillensweisheitabererscheintderfreimaure-«

rischen LebensausfassungalsBlüte wahrermenschlicherNatur. Sie keimt undtreibtnach dieser ÜberzeugungimseelischenUrgrundedesMenschen-und BolkswesensalseineangestammteRegungundBegabung.EineVorstellung, diesichmitderdesalten Kirchenvaters berührt,daß »die menschlicheSeele- schonVonNatur eineEhristin«sei.TempelbauendesLiebengilt hieralsAus- flußund Errungenschaft echter,,.Humanität«.

DieserGedanke bildetrechteigentlichdieGrundlageder speziellenAr- beit,die dieFreimaurerbrüderschaftalssolchein derWelt zuleisten trachtet.

Weshalbwirihmeinebesondere Aufmerksamkeitwidmen müssen.Ausseiner Eigenart ergibt sichdiefolgende, fürdieEinstellungdesBundes zu denall- gemeinen geschichtlichen Vorgängenund Aufgaben entscheidende Auffassung desKulturproblems:

DasMenschentum muß sich,damitinihm·dieechte,die,,maurerische"

SittlichkeitzurHerrschaft gelangt,imKampfewider blindeUnnatur zum Bewußtseinseines ihm erblich eigenen Kunstwillensdurchringen.

Zum Menschenwirstdunichtgeboren;

erstwenn die nied’re Kreatur sichan eingroßesZiel verloren, erlebstdumenschlicheNatur.

Der Sinn dafür, daßder sozialeTempelbaudasallbestimmende Zieldes Menschenlebensausmacht,undderDrangzurHingabean diese höchstesitt- liche Forderung schlummertimSeelenerbe unseres Geschlechts. Mag auch bei denEinzelnenund bei denNationen dergleichentriebhaftes Begehren nach LichtundRecht, nach BrüderlichkeitundFreiheitundnachsonstigerVollendung verschiedenstarkentwickelt sein.Aberechte, nach ihrerBestimmung sichaus- lebendeMenschlichkeitist erst Vorhanden,wenn sich dieser Instinktund sein, demGeistdes,,Weltenmeisters«entstammenderschöpferischerEros zudeut- licher Bewußtheit und entsprechender Willenswahrheit undWillens- machterhebt.Eskommt alsoimletztenGrunde allesdaraufan, ebendiese, dertiefsten Selbsterkenntnis sich offenbarende QuelleVollengeistigenMensch- werdens imWegederBewußtseins-undWillensschulung wirksamzumachen.

Sowirdimeinzelnenundin derGesamtheitdasUbernatürlichezumwahr-

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VomGeistderFretmaureret 351

haft NatürlichenunddasMenschentuminEinklanggebrachtmitseinemimm- sten, eigenstenBedürfnis.

Demwill dieFreimaurergemeinschaftdienen.Die Erweckung,Entfaltung

undBildungjenesinopferfreudigerLiebezumgesellschaftlichenDDIJIHTUilfh

auswirkenden KunsttriebesderMenschennatur,der imLichtederReligionsein Gedeihen sucht,bildetdieGrundaufgabederinihr betriebenenGeistespflege.

Sie bestrebt sich,beiihrenMitgliederndiesesSchöpferifchedeseigenenjen- feitigenWesenserbes,dieses,,Maurergeheimnis«derMenschenbrustzu er- fchließen.DerJüngerihrerköniglichenKunstderArbeitamirdischenGottes- reich soll dieseOffenbarungdeseigenen Gewissensimmerernsterundinniger beachten,Verstehenundbefolgenlernen,um derwahrenMenschenwürdeinne undzu derenVerbreitungin deräußerenundinnerenGesellschaftsweltfähig zuwerden. Man lenkt seine Aufmerksamkeitmit Fleiß auf sein,,besferes Jch«,damiterdessenGehaltundHeilundBegehr mehrundmehrmit ganzer Seele erfasse.

Dabei aberhandeltessich wiegegenübergegnerischenAusstreuungen hervorgehobenwerden mag keineswegsum eineAufzuchtverblendeteu Selbstüberfchätzungund Selbstherrlichkeit. Immer wiederwirdvielmehrdem KunstjüngerdieBegrenztheitdeseigenenUrteilsvermögensunddieÜberlegen- heit erprobter fremderMeisterschaftzumBewußtseingebracht.Vonanderen übernommeneWeisheit soll ihminreichemMaßeseine Selbsterkenntnisund Selbstveredelungfördernund dieAnforderungensozialen Rechttuns Verständ- lich machen helfen.Ersollbei dengroßenLichtbringernderMenschheitin die Lehre gehen.Deren Autorität undNachfolgewirdinihrergewaltigenBe- deutung fürdasallgemeine Wahrheits-undKulturwerden Vonseitendesfrei- maurerifchen Aufbaustrebens vollan gewertet.DasVorbringenderGegner,es betreibe diesehumanitätsgläubigeGemeinschafteinegrundsätzlicheBekämp- fungallerautoritären Mächtein derWeltderVolks- undMenschheitserzie- hungundVerwerfe hier haßvoll jegliches Dogma, widerstreitet durchausden Tatsachen.

DasVerhältnisderFreimaurereizumDogma istansich keineswegsein feindseliges.Nur liegt ihmdie«Anschauung zugrunde,keineAutoritätsvers ehrung dürfedieunduldsameAlleinherrschaftin dersittlich-religiösenGeistes- weltbeanspruchen,esmüsse Vielmehr aufdem BauplatzdesVolks- und Menschheitswesens,der,auchimTiefstenundHöchsten,nacheinemfreien, edlenWettbewerbderforschendenund gestaltenden Kräfte verlange,Raum bleibenfürdieunbehinderte Pflegederin dereigenen, persönlichenJnnerlich- keitsichoffenbarendenschöpferischenWahrheitderLebens-undderGottes-, derRechts-und derPflichterkenntnis.DieFreimaurervereinigungselbstwill, wieschon angedeutet,bei denIhrigensolcheEigenerkenntnisanregen undent- wickeln. Sieenthältsichdemnach ihrerseits jederautoritativen LehreundBin- dung,diedieserSelbständigkeitdesGewissensinihrerBrudergemeinde Schrankensetzteunddemhier gepflegtenDombauwillen Vorschriftenaufer- legte.Sie beanspruchtalseinedogmenloseGesinnungs-undStrebensge-

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352 D.Bischofs

nossenschaftimGesellschaftslebenihrenPlatznebendenMächtenderMei- nungsparteien,ohnediesen jedoch, solange sie nicht jedeAndersgläubigkeitzu verunglimpfenundzu unterdrückentrachten, unverträglichgegenüberzustehen.

IhreMitglieder sind außerhalbdesVundeskreiseszumeistselbstam Autori- tätsglaubendereinen oder der anderen Artbeteiligt.Sovorallemim Willen zurNachfolge Christi. Sehrvielevonihnen erweisen sichalstreue Anhänger christlicherKirchengemeinschaft.Aberwenn sie auch wieich »derAuf- fassung sind, daß recht eigentlichdasGottes- undLiebesevangeliumIesuuns diefreimaurerische Urwahrheit offenbart, sowirdihnendieLoge doch nicht zueinerKultstättederChristusautoritätund zueinerDisziplingemeinschaft entsprechenderDogmatik.Sie bleibtfür sie Vielmehreine Gemeinde sittlich- religiösenWerkwillens,dieaufeinekirchlicheEinstellungdieserundähnlicher Artgrundsätzlichverzichtetundlediglichim unmittelbaren Erleben derWerk- genossengottbewußteundgottesdienstlicheMenschlichkeitzuerwecken,zuent- faltenundzumwahrenKönnenheranzubildenstrebt.

Dasallesmußman sich rechtklarmachen,um vom wirklichenPlander freimaurerischen Erziehungsabsicht,imGegensatzzu denvon feindlicherSeite entworfenen Zerrbildern,einetreffende Vorstellungzugewinnen. ImLichte dieserTatsachenwill diebesondereWesenheitdesBundes,die ArtseinerArbeit und dieAnforderung,dieeran dieWürdigkeitseiner Mitglieder stellt,ver- standen sein.

DerFreimaurerbund ist so mögenwiruns immer wiedervor Augen halten—- eineKunstbrüderschaft, die derschöpferischenfreien Persönlich- keitSchutzund Pflege angedeihen läßt.EbendamitaberhängtdieEigen- tümlichkeitseinesdieGeistereinenden Gefügesund seiner Erziehungsweise zusammen.AlsGemeinschaft,in derechte Künstlernaturgedeihen soll, findet erseineGeschlossenheitundbetätigterseineBildungsarbeitstattimRahmen eines Dogmentumsin demeinerlediglichsymbolischumschriebenenAn- schauungs-undLehrwelt. InderenkultischemBereich bestrebensichseineGe- meinden denangestammten sozialenSchaffenstriebdesMenschenwesensmit seinerMachtdesGlaubens unddesHoffens,desVertrauens undderFreude auszulösenund fürdenDienst aufbauendenLebenszuertüchtigenund zu rüsten. In dieserWeltdesSinnbildlichen,die da eint unddochdemGewissen Freiheit läßt, entfaltet sichhierdieFülleeinerBelehrung,die insolchemSinne

»den Verstand erleuchtetunddasHerz fürdieTugenderwärmt«. Daauch erschließtdas MaurergebetdieSeele inAndachtdem inewiger Wahrheit waltenden Gottesgeist, daßerkommeundWillen undWerkmitderOffen- barungseinerLiebeerhelle.

So wirdeineVersenkungin dieTiefeninneren Erlebens betrieben,die denKunstgenossenHerrwerden läßtüber dieOberflächlichkeitundSeichtheit derin der,,profanen«Umwelt herrschenden AnschauungenundUrteile. Die symbolischenDarbietungensollenaneinWahrheitsschauen gewöhnen,dasdem Einzelnenin denZeitenverworrener Hast vorenthaltenbleibt.In einer Samm- lung gewährendenvertrauten UmgebunggleichgestimmtenWerk-und Bruder-

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