• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 26. Januar, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 9.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 26. Januar, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 9."

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

W. Remu, den 26.Januax1918. Elt.9.

A

nlmuft

Herausgehen

Maximilian Hart-m

vieHälmtnbrvnk.........................229

Uachdruck verboten.

s

Erscheint jedenSonnabend.

Krei-vkettecjähkkich6;50·Mars, dieeinzekne Jammer 60If.

Op«

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Großbeerenstraße67.

1918.

(2)

stleitsige

sazcigctsssnnahmc

lIIaxIII-stein-

Berlin

sw;

68.

Markgra'ens«r.,

59.

Fern-Sprecher

Amt

Zendrnsn

108 09 n.

10810.

det-Wochenschssifl

»Die

Zukunft-«

nur

klatsch

bezogen,

Deutschland

und

cesterreioh

M.

7.25,

pro Jahr

M.

28.60;

Ausland

M.

7.80.

pro lahr

M.

31.20.

Isl- IJC III

IIIICUNIEIZ

BERLIN

sw-

47,

Grobbeerknstkake

67,

Fernspr.

Lützow

7724.

shonnemeatssnseis

svferkeljäkklicb

IZKommen-)

W.

list-.

pro lah-

M.

26.—:

unter

Krouzbaml

Bestellung-In

nehmen

alleSuchkanklungen

uncl

Possanssalsen

entgegen

sowie

klet-

ZEKUII II

«-««-««««--««-

Yv"q- ..,,." «i(s-q««Mi(-« .-q-(i-iisqqqqqqsqq

H «- «.-«:·:«----. ..--« «« ««« « « » « ««

H

?IürstenboiDssVOUSIIJSISYOSMSS·carlton-KojeModernes-l Hotels. U=7Mss!«sp«Gegenüberbahnh()f. li11l(cr-«Xusk.:an(.:.dems—M-—Haupt-

DW»»k.W»»)I»W»»» »

NEW»»I»P»»»»»»»»»»»»»»»U

---

»« 0··----.-.·.«-·-..·--.-·...-·«·.-..·«·..--.-.-·.-.·.-.-«.·.-.---

.----·-.·--.·....--...·-.-...-i.«-«..--.·-.-.----.·.---·--.-·-«--.---.--.-----·..«.-..« ·.« .,»»·« « « » ·««««««·««««.·.···«.··»«.«..·..«·...·..

.-

Grossartigste sehenswürdigkeit der Welt!

.0r655te u. Schönste Restaurationsanlage derWelt!

Täglich gross-es Konzert-

AQUARIUM

Weinstuben

-

,

vorzüglicheKüche

, Krebse- Fkanzösjschestrasse 18

VItlihelcsssmtcs vorsieht-Ist Haus mitallen selig-müssen Neues-unget-

««

» · :;.I««»,

f» ..-»»Hui.

«

:,v.«.»-,«v...—-—I:sjq;.»"·i-4·-:THE,.««o.-.

Wiener Schloss-Restaurant

Dorotheenstr. 77-78 (imHause schloB-Hotel) N- srstlclassige Wiener Küche W

lesnek Urquell,siechen-Bräu 5:::::E XVejnevon Paul«Eggeb1-ecl1t

(3)

Berlin, den 26.Januar 1918.

Die Palmenkrone

. Bismarck und Brest-Litowsk.

Christianvon Bunsen, PreußensGesandter, hatteimApril

-

1854ausLondon andenMinisterpräsidenteneineDenkschrist geschickt,dieseinem König empfahl,dieAusdehnungOesterreichs bisindie Krimund dieWiederherstellung Polens zufördern.

DiePartei desPreußischen Wochenblattes (Vethmann-Holltveg, Robert Goltz,Albert Pourtalås undGenossen)schienähnliche Wünschezuhegen. Höret Vismarck: »Icherinnere michderum-

sangreichenDenkschristen,welchedieserrenuntersichaustauschten unddurch derenMittheilung siemitunterauch mich für ihre Sache zugewinnen suchten.Darin war alseinZiel ausgestellt,nachdem PreußenalseinVorkämpser Europas zustrebenhätte,dieZer- stückelungRußlands,derVerlustderOstseeprovinzenmitEin- schlußvonPetersburgan PreußenundSchweden,desGesammt- gebietesderNepublik PoleninihrergrößtenAusdehnungund dieZersetzungdesUeberrestesdurch Theilung zwischen Groß- xmdKlein-Aussen, abgesehendavon,daßsastdieMehrheitder Klein-AussenschondemMaximalgebiet der Republik Polenge- hört hatte. ZurRechtfertigungdiesesProgrammes wurde mit Vorliebe dieTheoriedesFreiherrnvonHaxthausensAbbenburg (,Studien über dieinnerenZustände,dasVolkslebenund insbe- sonderedieländlichenEinrichtungenRußlandsJbenutzt, daßdie dreiZonenmitihren einander ergänzendenProduktendenhundert

17

(4)

230 DieZukunft.

Millionen Rassen,wenn sie vereinigt blieben,dasUebergewicht überEurrpa sichernmüßten-Aus dieserTheoriewurde dieNoths wendigkeitderPflegedesnatürlichenBündnissesmitEngland entwickelt,mitdunklenAndeutungen,daßEngland,wennPreußen ihmmitseinerArrnee gegenRußland diene,diepreußischePolitik indemSinn,denmandamals den,gothaer«nannte,fördernwürde.

DieFrage,obPalmerstonoder einanderer englischerMinisterge- neigt sein würde,ArminArmmitdemgothaisirendenLiberalis- musundmit derFrondeam preußischenHof Europazu einem Un-

heilvollenKampfherauszufordernund englische Interessen auf demAltar der deutschenElnheitbestrebungenzu opfern,die weitere Frage,obEngland dazuohneanderen kontinentalen Beistandals deneinerinkoburgische Wegegeleitetenpreußi- schen PolitikimStande sein würde: dieseFragenbisans Ende durchzudenken, fühlte Niemand denBeruf,am Alierwenigsten dieFürfprecher derartiger Experimente. DiePhrase unddie Bereitwilligkeit, imParteiinteresse jedeDummheit hinzuneh- men, decktenalleLücken in demwindigenBau der damaligen westmächtlichenHofnebenpolitik.Mit diesenkindlichen Utopien spielten fichdiezweifellosklugen KöpfederVethmannshollweg- schen Parteials Staatsmänner auf;(höretl)hieltenesfürmög- lich,denKörpervon sechzigMillionen Groß-Rossenin dereure- päischenZukunftaks eincaputmortuum zubehandeln,dasman nachBelieben mißhandeln könne,ohnedaraus einensicheren Bun- desgenossenjedes zukünstigenFeindes vonPreußenzumachen und ohne Preußeninjedem französischenKriegzur Rückendccks unggegenPolenzunöthigen,daeinePolen befriedigendeAuss einandersetzungindenProvinzenPreußenundPosenundselbst nochinSchlesienunmöglichist, ohne den«-BestandPreußens auf- zulösen.DiesePolitikerhielten sichdamals nichtnur für weise, sondernwurdenin derliberalen PressealsWeiseverehrt.«Der nachJuchtenund BlutriechendeJunker warnt denPrinzenvon Preußenvorden»PlänenzurAusschlachtung Ruszlands«.Zu dem vonderPrinzessin AugustaundvondenBethmännernbe- hutsamZugerichteten sprichterfreivon derLeber:»Jedersieg- reicheKrieg gegenRußlandunterunserernachbarlichen Betheili- gungbelastetunsnichtnur mitdem dauernden Revanchegesühl Rußlands, sondern zugleichmiteinersehr bedenklichen Aufgabe,

(5)

DiePalmcnkronex 231 nämlich:diePolnischeFragein einer fürPreußen erträglichen Formzulösen.«DieSchätzungrussischerFreundschaftsinktinder Hochmuthszeit Gortschakowsundsteigtdann wiederbisindie klareErkenntnißdesWert hes,denRußlands Wohlwolleninden Schicksalsjahren 1813,1866,1870für Preußen hatte. (,,Jndiesen dreiKriegen hättenwirohneRußlands Beistandund wohlwollen- deNeutralität unserenSiegwohlkaumauszunutzenvermocht.«)

Ukraina.

FriedemitderUkrainerrepublik:dieerste (inVerbreitung zugelassene)BotschaftderWoche klängeUngewarntenwohltrös· Isch-auchwenn dieEvangelistennichtdenSatzangeflickt hätten:

»Hier-mitistzumerstenMal indiesemdie Welt erschü«ternden Kriege gelungen,dieGrundlagen zurHerstellungdesFriedens- zustandeszufinden.«Gelungen? Nochschwebtdas Schicksal dieser«SonderrepublikindemLuftreich,wodieGedanken leicht beieinander wohnen;wiewird esdasich gestalten,wohartim Raume dieDinge sich stoßen?Niemand weiß,obdieseRepublih derenWillensslußmorgen einkräftigerGeneral deichen,einKorn- muniftenaufruhr aus denUferntreiben kann,lebensfähig sein werde. Jhr VerhältnisszuGroßrußland, Nordrußland ist noch in keinemHauptpunkt geordnet.Die Constiiuante inPetrograd ist, vordem Endeihrer erstenSitzung, aufgelöstworden,weilsiedie FriedensverhandlungderBolschewikigetadeltundzuihremPräs stdenten Herrn Tschernow gewählthatte,denLandwirthschafts minister KerenslijsundGegnerLenins. Einen derstärkstenKöpfe dergevehmten Sozialrevolution ärenPartei,derseit zehn Jahren dieEthisirungdesMarxismus, dieEinungdervonMarx-Engels und der von Mach-Avenarius beherrfchtenVorstellungwelten versucht hat.DerFordererneuer Ethik(»dynamischer«)fürden EinzelnenunddieMenschheitwürdesichmit demSozialethiker WilsonleichteralsHerr Trotzkijverständigen.Dochneben dem sittlichen Maximalismus« der,mitTolstois Zunge,mahnt,der Gewalt nichtzuwiderstreben,steht ihmder Minimalism us,der, weildasJdealerst nachderDurchmessungvonTheilstrecken,nicht inwildem Sprung, zuerreichenist,Gewalt,sogarTotschlagund Terror erlaubt. DurchdieWahl diesesMannes hattedie zum Be- schlußdesReichsgtundgesetzes birufene Versammlung erwiesen,

70

(6)

23 2 DieZukunft.

daß ihre tiefüberwiegendeMehrheit (244von395Stimmen)sich aufdenLeninistenwegnichtbequemenwolle:drumwurde sievon denMänUetU- diefürdiebesetztenTheileRußlandsundfüran- dereReichedasungeschmälertfreieSelbstbestimmungrechtder Völkerfordern,mitroher Gewalt aufgelöst.Wann diesesChaos Klarheitgebärenwird? DieStraße,die indie(hier oftangeküns deten) Vereinigten Staaten von Rußlandführt,kann noch sehr langsein. JndiesenStaaten magdieUkraina,fürderenrussische.

Seele Gogols, desUkrainers,unsterbiicheDichtung durchdie Jahrhundertezeugt, ihreJnneneinrichtung,frei,demVedürfniß anpassen. Daßsie ihrenWillen vondemAllrußlands, auchnur von demGroßrußiandstrennt,ist fürdieDauerundenlbarzweils jedemRussenreich unerträglichwäre. Jedes reizbarsteStelle müßte,immer wieder,dieUkraina werden. UnddieVerkennung dieser Thatsache hatschonzwischendemOesterreichisUngarndes GrafenBerchtold unddemZarenreichdieVerständigungebenso erschwertwiederSerbenhader. Diplomatischer,rechtlicher,wirth- schastlicherVerkehrmitder werdenden Republik: willkommen.

DerWerth unddieHaltbarkeitsolchen Verkehreswirdzuschätzen sein,wenn dieseRepublik fest gewordenistundsichinsneueRusz- land eingeordnethat« Ukraina, Don, Polen,Litauen, Kurland, Esth-, Liv-,Finland,alle»seibständig«,fastalle inewigemStreit um Gebietsumfang undGrenzen:vor solcherVaikanisirungdes unsnächstenOstens habe ich seit Kriegsausbruch mehralsein- mal gewarnt.Siemüßte Europa ausdenGipfel derUnvernunft schleppenundnichtnur derWirthschaft Deutschlands gefährlich werden« ,Einigung über dieGrundlagen eines abzuschließenden Vertrages«:schön.FürdieGrundlagenzurHerstellungdesFrie- denszustandes istdamit,ieider,nochnichtdasAllerwinzigstege- than. Und diegrelle Jlluminirung desbilligenEifolges,dessen Dauerbarkeit sichersterproben muß,wohlnur demWunschzu- zuschreiben,den Massen, geradejetzt,eineHoffnungzuwimpeln.

Westevangelium.

DieHoffnung,die wir ausWest aufleuchten sahen, scheint die imDeutschenReichMächtigenkeine zudünken. Die Reden derHerren Lloyd GeorgeundWilsonsind fastohneEcho,nach demerstenScheltregen,verhallt.Derbedachtsam Gewissenhafte

(7)

DiePialm-enkr-one,- 233 muß,rvhkgUndohne blendendes Borurtheil,denWortlaut die- fet Reden-denWitklkchevslesen. DerPremierministerGroßbri- tanievs sptachamfünftenJanuar vorden Vertretern der Gewerk- schaftevzsPMckJTübersie hin,zuFreundenundFeinden.

»Amdiegewichtigsten, edelsten, reinstenGründe können rechtfertigen- daßdieUnsäglicheSelbstvernichtungderVölkersort- gesetzt wird.Mitendgiltiger Deutlichkeit müssenwirdeshalbnicht nur dieGrundsätze,für diewirkämpfen,sondernauchihrebis ins Einzelne greifbare AnwendungausdieErdkarte klären.Wir find in dieverhängnißvollsteStunde desfurchtbarenStreites gelangt; und vordemBeschlußderBedingungen,diedenKriegenden VdelsWeUUsie abgelehntwerden,verlängernkönnten,muß die Negirung sichersein, daßdieseBedingungenvom Gewissender Nation gebilligtwerden;dennnur diese StützekanndenKraft- aufwand tragen, derzugerechtem AbschlußdesgroßenStreites nöthigseinwird. Mitgedoppeltem Eifer habe ichdeshalbindiesen Tagenmich bemüht,Gedanken undStandpunkt derMänner zu erforschen,die inunsererseimath alleBezirke OeffentlicherMeis nung vertreten. (Des Liberalenführers Asquith, desViscount Grey,desJrenRedmond,manchesHauptesderDominions.) Für dieWorte,dieich hier wählen werde, istnurdieRegirungverant- wortlich.Nachall meinen Gesprächenaber kannichsagen, daß überdasWesen unsererKriegszieleundFriedensbedingungen die ganzeNation,zu meiner Freude,einigist. Jch darf alsobe- haupten, daß dieWo-rte,dieichquhnen sprechenwerdeund die derErdkreis hören wird, denWillen derNation, desbritischen Gesammtreichesausdrücken.Mißverständnißmußweichen.Wo- für kämpfenwir?WirführennichteinenAngriffskrieg gegen das deutscheVolk. Das istvonseinerRegirung indenGlauben über- redetworden,esmüsse seine gerechte Sachegegen einenBund neidischer Nebenbuhler vertheidigen, dieDeutschlandzertrüm- mern wollen«Das ist nicht wahr. Niemals plante Britaniens Regirung, dieEinheitderdeutschen Stämme aufzulösen,ihren Staat, ihreLänderzuzerstücken.DeutschlandhatsichinderWelt einegroßeStellung erworben,die wir wederbestreiten nochver- nichtenwollen.WiderunserenWillen,unbereitetzuso gewaltigem Ringen, sindwirgezwungenworden,unserRecht,das öffentliche RechtEuropas Undfeierlichbeschworene Vertragspflicht, die

(8)

234 DieZukunft

Deutschlands FußbeimEinbruch inVelgienzertrat,zuverthei- digen.Wir standenvor derWahl,indenKrieg einzugreifenoder alsZuschauerdieNiederlage Europas, denTriumph roherGe- waltüberöffentlichesRechtundinternationale Gerechtigkeitzu sehen.NurdieErkenntnißdieser ungeheurenVerantwortlichkeit hatdenEntschlußdesBritenvolkes bestimmt. Wirwollen,daß Deutschlandaufden Plan militärifcherErdbeherrschungverzichte undallfeine Kräftedengroßen Aufgabenweihe,ausdenen der WeltWohlthat werden kann. Eben so wenig kämpfen wir,um.

Oefterreich-Ungarn zuzerftücken,um demOsmanenreich die Hauptstadt, thrakifchesoderkleinafiatifchesLandzuentreißen,die reichenund weithinberühmtenGebiete,derenVolksmehrheit ausTürken besteht. AuchdieVerfassungdesdeutschen Kaiser- reiches wollenwirnichtändern nochumftürzenzmilitärifchge- ftützteSelbstherrfchaft scheint uns,freilich,imzwanzigsten Jahr- hundertzeitwidrigund gefahrvolLs Wenn Deufchland sicheine aufrichtigdemokratischeVerfaffunggäbe,wäreunsdiefeThatfache derftärifteVeweisfürdenVerzichtauf militariftifcheHerrfchsucht; undderAbschlußeines imweitesten Wortsinn demokratischen Friedensmitdiesem Reichwürdedadurch fehr erleichtert.Doch dieEntscheidungdieserSache stehtnur demdeutschenVolkzu.

JmNamen OefterreichssUngarnsundfeinerVerbündeten hat,am fünfundzwanzigften Dezember,GrafCzerninin einer bedauerlichunklaren Verkündung gesagt,dieAbsichtder Central- reiche sei nicht aufdie gewaltsame AneignungdervonihrenTrups penbesetztenLänder gerichtet; auch nicht darauf, diepolitische SelbständigkeitderLänder zuvernichten,diesiein derKriegszeit verloren haben. NachdemVuchftabenfinndiesesVersprechens wärejedesTrachtennachGebietseroberungirgendwelcherArtals Wortbruchzubetrachten. Jstdamit nun abergefagt,daßBelgien, Serbien, Montenegro, Rumänien künftigebenfounabhängig, zuSchicksalsgeftaitungeben fo frei feinwerden wieDeutschland odereinanderer Staat? Oder foll,inPolitikundWirthfchaft, diesenLändern EingriffundHemmungzugemuthet werden,die dasSelbftachtungbedürfnißunabhängigerVölkernicht dulden kann? Dann gäbeesfür unsereFeindediefchrankenloseUnab- hängigkeitgroßer,dieeingefchtänktekleinerRattonemWirmüffen genau wissen,wasderFeindzusagen will;denn dieRechtsgleichs

(9)

DiePalmenkrone. 235

heit für alle Völker,großeundkleine,stehtvornan inder Reihe derGrundsätze, fürdie wirVerbündete fechten.Der Gedanke, dieStädte, Dörfer,Bürger Belgiensvondemdurchdendeutschen- Rechtsbrucherlittenen Verlustzuentschädigen,wirdschroffab- gelehnt.JmUebrigen besteht dieses angebliche Friedensangebot derEentralmächtefastnur aus Weigerungen. DerVorschlag, unterworfenen Völkern Autonomie zugewähren,wirdzurückge- wtesen. Was aus Arabern, Syrern,Armenen werde, hat,heißt es,nur dieHohePfortezubestimmen.EinevageAndeutungdes Minoritätenschutzes,,soweiterpraktischdurchführbarist«:Das istAlles,was dieStaatsmänner Germaniens an Freiheitzu bieten wagen.Nuran einer Stelle sprechensiemitvollkommener Klarheit: Deutschlands Anspruch aufdieRückgabefeiner (unge- schmälerten)Kolonien seiunwandelbar. HierbrichtdasSelbst- bestimmungrecht derVölker(oder,wiewirfrühersagten,desNe- girensinEintrachtmit denRegirten)zusammen. Auf soschwankem Grund kanndasGebäudehaltbarenFriedens nichtruhen.Die formaleZustimmungzu demSatz ,Weder Annexion noch Kriegs- kostenersatz«und zu dem Gedanken nationalen Selbstbestimmung- rechteskannnicI nützen.Die Eentralmächte müssenderLage,der wichtigsten Thatsachen bewußt werden, ehewirinVerhandlung eintreten. Weit hinteruns liegendieTagedesWiener Kon- gresses.DerWillkür eines Verhändlerhäufleins,dasmitBe- redsamkeitundJntrigue einemHerrscherhausoderVolkVortheil zuerlisten sucht,darfdieZukunft europärscherEiviiisationnicht mehrüberlasfmwerden. DieOrdnungdesneuen Europa muß aufvernünftigeGerechtskeit gegründet werden-nur dann ist ihr Dauer verbürgt.DasReg-ireninEintrachtmitdenNegirten muß drumdieRichlchnurfüralleGebietsordnung sein,die ausdem Krieghervoth JederVertrag muß heiligundjedeAatiomwie schweresihr auchwerde,bereitsein,für ihreUnterschrifteinzutre- ten.Sonstsind VerträgenichtdasPapierwerth, aufdem siestehen.

Velgien(Daswar undbleibt stetsunsereersteForderung) mußinseinemganzen Umfang, Politischundwirthschaftlich,wie- derhergestelltund von allemtilgbarenVerlust entschädigtwer- den. Das ist nichtdieForderung eines Tributes,wieDeutschland ihn1871vonFrankreich erzwang; nichtdieSucht,dieKosteneiner Kriegsparteider anderen aufzubürden.Diegrobe Verletzungdes

(10)

236 DieZukunft.

öffentlichenEuropäerrechtes mußgesühntund,woesirgend noch möglichist, unschädlichgemachtwerden :sonst istaufFriedennicht zuhoffen.WiederherstellungschließtAnerkennungdesdazu zwin- gendenRechtesinsich. Wenn dieMißachtunginternationalen Rechtes undderdadurch bewirkte Schadenicht-durch Geldstrafe gesühntwird,kanndieses Rechtüberhauptniemals wirksamwers den. Auch Serbien und Montenegro,dieverheertenGebiete Frankreichs, Italiens,Rumäniens müssenwiederhergestelltwer- den ; dieZurückziehungallerfremdenTruppenund dieEntschä- digungvonrechtwidrig erlittenemBerlustsind dieVorbedingun- genjedenhaltbarenFriedens.Treu, bisin denTodtreuwollen wirauchzuderfranzösischenDemokratie stehen,wekmsiedie-Wie- dererwägungdesgroßenUnrechtes fordert,das geschah,als1871 zweiProvinzen ausFrankreichsFlankegerissen und,ohneeinen BlickaufdieWünsche ihrer Bewohner,demDeutschen Reichein- verleibtwurden. EinHalbjahrhundertlang hat dieses Geschwür denFriedenEuropas vergiftetzund eheesvölligverheilt ist,kann derErdtheil nichtwieder gesundemMit grellerer Deutlichkeitals durch dieses Beispielkannnicht bewiesenwerden,wieschlimm sich derböse Wahnsinn rächt,der dieGunst militärtschenZufallser- folgeszuVerletzung internationalen Rechtes mißbraucht.Das SchicksaldervondeutschenTruppenbesetztenRussengebietewerde ich nichterörtern.Dierussische Poltik hat seitder Revolution so oftundso hastig sichgewandelt, daßNiemand voraussehen kann, wasdortsein wird,wenn dieStunde zuendgiltigerBerathung deseuropäischenFriedens schlägt.Rußland hatallenGraus des Kriegesauf sichgenommen, weil es,demererbten Amtdes SchützersschwächererStammverwandten getreu,SerbiensFrei- heitgegen hinterlistlgenAnschlag vertheidigen wollte. Dieser ehrenwertheOpferwillezogauchFrankreichindenKrieg;denn es warverpflichtet,demBundesgenossenindemvonihm nichtge- wollten Krieg beizustehen. Frankreichsritterliche Achtung der Vertragspflicht hattedieFolge, daß Belgien,ohneirgendeinen Grund dazu gegebenzuhaben,überfallenwurde.Und daGroß- britanien diesem kleinen Lande durchVertrag zuHilfeverpfiichtet war,mußtenauchwirindenKrieg schreiten.DiejetztinRußland Regirenden habennun, ohnedieVölker,dieRuszlandswegen dasSchwertzogen, zuvorzufragen,Sonderverhandlung mitden

(11)

DiePalmenkroner 237 gemeinsamen Feinden begonnen. Jchmeide jeden Vorwurfund schränkemichin dieAufzählung derThatsachen,die erweisen,dasz Großbriianiennicht sürBeschlüsseverantwortlichgemachtwerden kann,denen esfernistundüberdieseine Meinung nichtetfragt wurde. WerPreußenunddessen russischePlänekennt,kanndurchs keinenTrugschleierüber diewirklicheAbsicht getäuschtwerden.

Preußendenktnichtdaran,einederheutevon seinen Truppen besetztenProvinzen undStädtedenNussenalsfreiesEigenthum zurückzugeben.Unter irgendeinem Namen, aufden esnichtan- kommt,werden dieseProvinzenlünstigeinwesentlicherTheilpteus ßkscheUVesstzesfeknzimJnteressepreußischerSelbstherrschaftwird PreußensSchwert sie regiren.WasvomRussenvolkübrigbleibt, wirddurchklangvolleWortformelnverführt oder,mitohnmächs tkgem Heer-durchangedrohteKriegsfortsetzung zuerstinwirths schaftliche,dann auchinpolitische Hörigkeiteingeschüchtertund Deutschlandleibeigenwerden.DieserAus blickbetrübtuns,Alle, tief.An derSeiteFrankreichs,8taliens und deranderen-verbün- deten Demokratien willunserebis ansEn dekämpfen;siewäre,wie Amerikas,Frankreichs,Jtaliens,stolzdarauf,imVund mit derjun- genDemokratieRußlandzufechten.WenndieheuteinRußland Regirenden aberauf eigene Faust, ohne Einverständnißmitden Perbündeten,handeln,habenwirkeinerleiMöglichkeit,dasihrem LandunvermeidlichdrohendeUnheilabzuwendenNurdieRussen selbstkönnenRuszlandretten. Immerhin müssenwirdem Glau- benAusdruck geben,daßeinfreiesPolen,dem alledazuwilligen echtpolnischenPolkstheile einzufügensind,auchfürdieSicherung unddieRuhe Westeuropas nothwendig ist.

Mit demPräsidenten Wilson stimmenwirdarin überein, daßdieZerstückungOesterreichsUngarns nichtzuunserenKriegs- zielen gehört.Wir empfindenaber,daßnur dieredliche Gewähr freier,denGrundsätzenderDemokratie genügenderSelbstver- waltung die Böker Oesterreicthngarns, dieso lange schonda- nachlechzen,aus denGefahren derUmtriebe lösen kann,die den allgemeinen Frieden bedrohen.Derselbe Grund sprichtfürdies BefriedigungderAnsprüche Italiens, dasalleseinem Stamm und seiner Sprache Zugehörigeninseinem Reichvereint sehen will.AuchderberechtigteWunsch derRumänen musz erfülltwer- den.Wenn OesterreichsUngatnsichdiesenBedingungen sügt,kann

(12)

238 DieZukunft.

seine Kraftquahrun g vonFriedenundFreiheitin Europamit- wirkenzbrauchtes nicht mehrdasschädlicheWerkzeugpreußischer Militärautokratie zusein,dieihrenfinsterenPlänenalleKräfte und Mittelder Bundesgenossen dienstbar macht.JnanderenErd- theilen bleibendieselbenGrundsätzegiltig.WodieVolksmehr- heit türkischist,mag dasOsmanenreieh fortbestehenund,wenn dieMeerengen, diedasSchwarzeund dasMittelländischeMeer verbinden, internationalisirt sind,seineHauptstadt behalten.Am- bien, Armenien, Mesopotamien, Syrien,Palästan dürfendie Anerkennungihresnationalen Sonderlebens fordern.Ohneer- örtern zuwollen,in welcheFormdieseSonderheitsürjedes dieser Völker zubringen wäre,sageichnur-Die RückgabedieserLänder anihre früheren Herren ist undenkbar. Ueber diedeutschenKolos lonien hat,wie ich oftgesagthabe,dieKonferenzzuverfügen,de- renBeschlüsseimWesentlichenvondenWünschenundInteressen derUrelnwohner zubestimmen sei-nwerden. Siewirdauch für dieEntschädigungvonrechtwidrigerlittenem Verlustzusorgen haben;undunserer Seemannschaft gedenkenmüssen,diefür die gemeinsameSachederFreiheit sovielthatundduldete.

Jn denVorschlägenderCentralmächteisteinehöchstbedauer- licheLücke.Wirmüssenwünschen,müssensogarfordern,daßdienach KriegsschlußzustiftendeOrdnungnichtdenKeimneuen Krieges enthalte,DieGebietsfragenund alle anderen mögennochsoweise beantwortet werden: Stoffzu internationalem Streit bliebenoch immer. NachdemKriegwirddieWirthschaftlagesehrunbequem sein. Ueberall wirdes, nachdemungeheuren Kraftaufwand,an Rohstoffenfehlen. Je längerderKrieg, destogrößerdiese Noth;

unddieLänder-,diethflvffe hervorbringen,werden,natürlich, zuerstfürsichundfürihre Freundesorgen. Auchwirddieneue Ordnung nichtdleUmständeüberdauern,denensieangepaßtwird.

Undso langeneuer Bölkerstreitnochmöglichist,müssenalle Völ- kersichdazu rüsten.DiedrückendeNüstungbürde,derWeh rpflicht- zwang,diewahnwitzigeVergeudungvonKraftundVermögenan

Kriegsbereitung: sohäßlicherFleckemuß unsereEivilisation sich schämen.Deshalb muß,nachunsererUeberzeugung,alles Erdenk- lichezurSchaffung eines internationalen Organismus versucht werden,derVölkerstreltschlichtet.

Demalso,der unsfragt,wofürwirkämpfen,antworten wir

(13)

DieP-alm-enkrone. 239

heute,wieso oft schon: Fürgerechtenunddauernden Frieden.

Ehe dieserFriedeinSichtkommt,müssen,wie unsscheint, drei Bedingungen erfüllt sein.Erste:AnerkennungderHeiligkeitje- desVertrages Zweite:DieGrundlagederGebietsordnung muß überall dasSelbstbestimmungrechtderVölker,dieEintrachtvon Regirern undRegirten sein. Dritte: Eininternationaler Orga- nismus, derdieAüstunglastunddieKriegsmöglichkeitmindert, mußgeschaffen werden.Unterdiesen BedingungenwirddasBri- UscheReichFrieden schließen.UmdieAnnahme dieserBedin- gungen zusichern,sinddiePöiker dieses Reicheszunochgrößerem Opfer bereit,alssie bis heute schonbrachten.«

AusderBotschaft,die,am achtenJanuar, PräsidentWil- sonan denKongreßrichtete, müssendiewichtigsten Sätzeange- führtwerden«»Wieder haben,wieschonmehrfach,dieWortführer derEentralreicheden«-Wunschausgesprochen,denGegenstanddes KriegesunddieMöglichkeitenallgemeinenFriedensschlusseszu erörtern. Alle in denKrieggezogenen Mächtewerden zu derPrüf- ungaufgerufen,ob dieVerhandlungen, derenSchauplatz Prests Litowsk ist,ineineallgemeine KonserenzüberFriedenundNeu- ordnung ausgedehntwerden könne.Nußlands Vertreter haben dieGrundsätze, die, nach ihrer Meinung, haltbaren Friedener-

möglichen,inunzweideutige Worte gefaßt und,bis insEinzelne klar,dieAnwendungdieserGrundsätzeaufallezubeantworten- denFragen vorgezeichnet.Nichtsodeutlichwaren dieVorschläge derEentralmächtezsie schienenabereinerDeutungindemSinn freierEntwickelung zugänglich,bisihnendasProgramm greif- barer Einzelbedingungen folgte.DasbotnichtdaskleinsteZu- geständniß,wederfürdassoheitrechtRußlands noch fürdiean- derenPölker,um derenSchicksalder Streit geht, sondern zeigte nur denEntschluß,jedesLandstück,jedeProvinzundStadt, je- denStützpunkt,allesvon denTrupven derEentralreichebesetzte Gebiet zu dauernder MehrungderTerrltorialmachtdieser Reiche nutzbarzumachen.Pernunft zwingtuns in denGlauben, daßdie ersten,noch nichtinsEinzelne gehenden Porschlägeaus demGeist der etwas liberaleren Staatsmänner kamen,die,inDeutschland undOesterreich,diewahreKraft,das WollenundSehnenihrerPöl- ker zufühlen beginnen; daßderUrsprungderEinzelbedingungen aberin denKöpfenderArmeeführerzusuchen ist,diekeinande-

Cytaty

Powiązane dokumenty

Krieg bilden wird, bleiben die einzelnen Stände bestehen. Aber die Grenzen, die sie sich bisher selbst zogen, müssen sich bald verschieben- Die Stellung des Einzelnen darf nur

Nicht nur Belgiens Freiheit und Wirthschaft, sondern auch sein Recht auf die Wahl künftiger Genossen muß wieder hergestellt werden« Fest überzeugt, daß mit diesem Bekenntniß ein

- des rusfischenMarxismus und der Kreuzlinie Bakunins habe ich im dritten Dezemberheft (,Das fahle Pferd «) zu zeigen versucht, Dem weiträumigenGedankenzeughaus Bakunins entnahm

gegen. Und wenn alle Juden in corporc, wenn der ganze Kahal wie eine Berschwörung widerNußland steht unddenBauer aus- saugt: wir sagen kein Wort. Sonst könnten wir ja den

ner Zeiten?« Ein viertes Zeugniß liefert der Brief, in dem, nach- der ersten berlinerAuf ührung,derDichtersagt:»DieSzene(Posas Audienz bei Philipp) soll gut gespielt und Seiner

Mit der Zerstörung belgischer und französischerFreiheit, mit impetialistis scherVergiftung des deutschen Proletariats wollen wir Rußlands Freiheit nicht erkaufen.«Gregorij

FlanktekQ das Gefilde des Jdeals, hat sür alles dei Menschen- seele Zugehökkge gelitten« Jn derZuversicht seines aus dem Qiell keinstek Menschlichkeit geschöpsten Hoffens nimmt es,

Die wird aber gehindert, die Völker werden einander immer noch mehr entfremdet, wenn die Eigenart jedes Volkes mit stolzer Abwehr alles Fremden gepflegtund erhalten wird.Will das