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Die Zukunft, 2. März, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 14.

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xxv1.z«yrg. Vernu,den 2.ganz 1918. NM gri.14.

Zukunka

Herausgehen

Maximilian Hart-en.

Dergross Irrtlxum ...................----

7Uachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend.

Kreisvierteljährkich6,50RathdieeinzekneKummer 60ff-

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

Großbeerenstraße67.

1918.

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Berlin, den 2.März 1918. .I

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Der großeJrrthum.

Entelechie.

! le Familie HolsteinsGottotp,dienochimmer imNamens- gewandeder(seit den Tagendeszweiten Peters undder ElisawetaPetrowna imMannes-s undWeibesstamm ausge-

«storben"en)Romanowsprunkt, soll,alsEntgelt fürdieEntkerkes rung ihresHauptesAikolai, denVerzicht ausalleDynastenrechte angeht-ten haben.Das stehtinderZeitung.Jsts wahr-?Dann spie- geltdiedemHaus untergehendeSonne sichinähnlichenLachen wie,vordreihundert Jahren, ihres AusgangesNosenschimmer.

Der schöne,hinter dichtverhängterSelbstsucht schlaurechnende BorisGodunowhatausdemScheinknechtischerhingebunganden

·schwachsinnigenZaerodoeranowitsch sichausgebäumtunddie Machtan sichgerissen.MitbehutsamererTatzealsShakespeares fblutigerRichard. Neben seinerSchwester Jkina,die,alsFio- .dorsWitwe,lieberNonne alsKaiserinsein will,beteterimNo- wodjewitschijsKlosterz istganzinAndacht versunken.Dermos- .kaue-rPatriarch sleht: »WerdeinGnaden unsGroßsürst,Zar, Gossudar, Schirmherr desorthodoxen Glaubens und allerihm treuen Ehristenl«Niemals. Das LebenfürdieHeiligeKirche, jedenBlutstropsenfürdesReiches Bestand;bisaufdenThron aber hat-Vorisnieeinen BlickseinesWünschensgeschickt.Der klugbearbeitete SeinskijSobor wählt ihn,ganzMoskau,vonden Bosaren biszum Gesindel, bestürmtihnmitdrängender Bitte,

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372 Die Zukunft.

derPatriarchbedrohtdenWeigerermitdemBann. Sieh,spricht er,»einweinendesVolk,das ausdemAuferstehungsKlosterdas- Wunder wirkende Vildder Mutter Gottes hierher geleitete,es in Deine Händezulegenund nocheinmal Dichzubeschwören:.

Sei unsZar!BleibstDubei derWeigerung,sowird Gottim- Himmelvon DirRechenschaftdafürfordern,daßDuinherrn- loserZeitdenGlauben inElendsfluth sinken,dierechtgläubige Christenheitvon Feindschaftvernichten ließest.«Daersthebt Boris das nasse Auge. »DeinKnechtbin ich,Herr:alsogeschehe DeinWille!« NachderKrönung gelobter, denletztenKittelund- BissenmitdemVolkzutheilen,Armuth undBettlersleid mitder Wurzel ausRusziandsErde zujäten.EinJahr lang seider Bauer von Steuerpflichtfreiund jedesFremdvolkvonTribut- zahlungentbürdetzdieBranntweinschänkenwerden geschlossen, Witwen undWaisen beschenkt, Todesstrafennicht mehrvoll- streckt.DasVolksoll rascherkennen,welchesGlückihmaus deur Aufstiegdesneuen HerrschergeschlechteswardDeutschen,Schwe- den, Liven,FranzosenwirddasReichsthor breitgeöffnet.Alle sollenzuAufklärungundErziehungder Moskowiter mitwirken..

Deren Gewimmel aberwird von schönenWorten und Gesten nicht satt, nichtfroh,inseinerSeelenichthell.Undderfrühvon WortschwulstundSchaugrimassemüde,von demGespenst,dem Thronanspruch desFalschenDmitrij geschreckteGossudarent- schleiertbald seines Wesens wahresAntlitz.ZweiMißernteni zermorschenGroßrusziandsWirthschast. Aingsum istKorn in.

Fülle;kommt abernicht aufdenMarkt. Vielleicht·würde es unterwegsvonHungernden geraubt. VielleichtsteigtderPreis- nochhöher.DerBauer vergräbt,wasergeerntethat.DerHänd- lerspeichertRiesenmengeninversteckte Lagerscheunenundkaust denTshinownik,dernach Vorräthenschnüfselt.Jn Moskau wird-- Heuund Stroh, dasFleischvon Hunden, Katzen, Mäusenge- gessen.Jn Vuden gekochtes Menschenfleisch feilgeboten.Aus-·- dunklenHerbergendringtdieKunde insLicht, jungesMächtiger- volkseigeschlachtet,seinFleischgekocht,von Gierverschlungen- worden. Hundertzwanzigtausend Menschenrafftindereinen Stadt dieHungersnothhin. UndVor-is, derWohlthäter,thront..

· Morgendessiebenzehnten Jahrhunderts. AmberlinerHof desKurfürstenJohann Sigismundwird Französischgesprochen

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Dergroße Jrrthum. 373

undnachParisersittegespeist;läsztdieKurfürstinihre Kinderim schlichtenKleid gehen,weil»GottesfurchtundTugend höhere Zieristals einbuntes Gewand.« DemGewissen,demGlauben desAermsten istschrankenlose Freiheitverbürgt. Lockere Sitte wird von frommem Eifermitderbem Griff gezügelt.Jndem köllnischenTheaterander Spree siehtderBürgereine»comoe- cis-,darinnen,dengottvergessenen DoppelspielernzuewigerAb- scheuunddengewissenhaften KurzweilernzudenkwürdigerGr- üMeUMgisowohl WürfelalsKarten sammtderenFarbenund Kreiden ausHeiligerGöttlicherSchrift aufdasGründlichsteer- kläret,mitnamhaftenExempelnausetlichen ansehnlichenSkris bentenbestätigtunddaneben derWeltlausinallendreien.Siän- den.inLehr-, Wehr-und Nimmt-, nach jetzoüber desZeit schwebendenLasternundihnenentgegengesetztenTugendendurch Schimpfund Ernst, lustigund lehrhaft,mitAuslegung in ein geistlichLied, aufviele Melodien zusingen,richtig begriferist-«

Mit kurfürstlicherGenehmigungeinStück,dasvorKartenspiel undSchlemmerei warnt: daistderWille,dem Volk dasVorbild desAnstandes vzu.zeigen.AnTeufelundGespenster wird, nicht unten nur, stramm noch geglaubt; doch für feinere Fruchtvon schüchternenHänden schon mancherAckerbestellt (ausdetndie FluthdesDreißigjährigen KriegesdanndieedelstenKeimeweg- schwemmt).London erlebt das HochzeitfestderPrinzessinEli- sabeth,die dersechzehnjährigeKurfürst Friedrich indiePfalz heimführt.SiehtdieMilchstraßedesTrauungzuges:die Braut, mitgelöstemHaarunter derfunkelnden Krone,inSilberbrokat, der mitEdelsteinendichtbesticktistunddessenSchleppezwölfindie selbeFarbe,dieselbePracht gekleidete-Lordstöchtertragen.Das Festschauspiel heißt»DerSturm«,feinDichter Shakespeareund aus ihm leuchten nochheuteuns dieSymbolebewußterMensch- heitunddumpferThierheit, Prosperos undCalibans unver- gänglicheBilder. Eben habendieersten Engländersichan die BesiedelungAmericas gewagt.Ausneuer Welt wehtLenzwind durchden ehrwürdigen Plünder,der sich auchinElisabeths Reichstolzer Bürgermählichgestapelt hat.DerhöchsteFlug,den einesDichtersGenius je nahm, führt nichtüber dasSehfeldder betrachtendenGeister hinaus. »Undwiedieschwangere Phan- tasieGebilde vonunbekannten Dingen ausgebiert, gestaltetsie

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3 7 4 DieZukunft.

desDichters Kies,benennt das luftigeNichtsund giebt ihm festenWohnsitz.«Daswirdvonder Seele verstanden.JnVerlin,

um dieselbeZeit,»ein sehr anmuthiges Spielvon derblinden Liebe oder,wiemans deutsch nennt,von derLösfelei«befubelt.

Und derMoskowit sättigt sichanMenschenfleisch;beugt sichnach demMahl aber vor demHeiligen. Dürfen wir,wieUnbegreifs liches,dasGeknäuel anstaunen, dasjetzt,da wieder das Reich Ruriks zerfällt,derSpiegelrussischenLebens demAugezeigt?

Boris istruhlos gewordenund späht nachFeinden,nach Handlangern aus«Wie istsmitdenRomanows? Bestes Vo- jarengewächs;aber verdächtigeGesellen.Ihr Russenthum ist nicht echterals das Thronrechtdes Schelms,dersichDmitrij heißtundJwans Kronreif begehrt.DennihrAhn,Andrej Iwa- nowitsch Kobyia (Siute), istaus Preußeneingewandert. Seine Brut hat sich hier so schnellwieeinerKaninchenmuttergemehrt.

Oder einer Katze. Koichka(Kätzchen):sohießja auch Andrejs Fünfter,von dessenältestem Sohn, Sacharij(Zacharias), die SacharijnsJurijn abstammen.Zaeran hatAnastasia,dieToch- terNomans Sacharijn, zusichaufdenThronerhobenundihrem Bruder Nikita dann erlaubt,seinen Söhnenden Geschlechts-

namen Romanow zugeben«DarfderBruder derletztenZaritza

denNeffenderersten trauen, die inihmgewißnur denEm- porkömmling,denfrechenBrecherdesErbrechtes sehen?Schon isteinihnenLeibeigeneran denHof geschlichenund hataus- gesagt, daßdie fünfBrüder Berschwörung besinnen, den Zarvergiftenund sichdieErbfolgesichernwollen. Voris läßt. sieverhaften-ihteUndihrer Sippe Güter einziehenund derKrone zinsen. AlexanderRomanow wirdamUferdesWeißenMeeres

·

erwürgt,Wassilijvon denWärtern zuTodgequält, Michaelin einemunterirdischenVerließ inKettengelegt,FfodorinsMön ch- kleidgezwungen. Aus besonderer Bosheit: weilerderschönste undelegantesteEdelmann,derbesteReiter undTänzer derHaupt- stadtgewesenwar; weiljederSchneider,demKunden zuschmei- cheln,bei derAnprobegetuschelthatte: «AufsHaargleichst Du, Herr, jetztdemFsodor NikititschRomanow.« Jus Kloster;und überwachetjedenSchrittdes gefährlichenBurschen,der aller Listenmächtigistundsogar Lateinischkann ; alsVruderPhilaret fristeerhinterMauern sein Lebenundläuteresich,wieihmder

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DergrvsßseJrrthum,- 375 Name befiehlt,indenDrangnachreinsterTugend. Bestichter dasKlostergesindeundstehtmit demSamoswanez(demTrüger Dmitris,dersichinZarswürdebrüstet)inheimlichem Verkehr?

Sein Wächter betkchtet:»Philaretlebtnicht mehrwie die ande- renMönche.Erlachtplötzlichlautauf,erzähltaus seinethelt- leben,von JagdenundHunden,bedrohtdie Brüder mitSchlä- genund ruftdenGekränktenzu,aus ihmwerdebald Großes, über Ermatten Gewaltigeswerden« WahnoderWeissagung2 DerdurchdenToddesZarsVefreitewirdMetropotit vonRo- stdwz Zeigtsichaberals Schuiskiss,nichtalsDimitrijs Vertrau- ensmann. Weil ersichderMachtdesvondenmeistenStädten Anerkannten nichtbeugenwill, reißt ihmderwüthende Pöbel das Priesterkleid vomLeibe,zwängtihnineines Bauers Kittel, stülpt ihmeineTatarenkappeaufundführt ihnin einenWagen, woerneben sich-ein johlendes Frauenzimmer dulden muß,nach Tuschino,vorDmitrijserlogene Majestät. Auch dieserFährniß istderGeschmeidigeunversehrtentronnen. JnMoskau dann das HauptderAdelspartei geworden, die,um das Reichvor völligerZerbröckelungzubewahren,demPolenkönigSigismund, für seinen Sohn Wladislaw, RußlandsKrone anbot. VonSmo- lensk,dessenThorerdemPolenheer nichtvorfeierlicherVerbürg- ungallerRussenrechte öffnen will,wird er, alsGefangener, auf demDnjepr ins Innere des Königreiches gebracht:undhört, nach zwei Jahren, dort, daßseinsechzehnjährigerSohnMichael zumGossudarerwähltworden ist.ErempfängtdieVoxschasiwie Pein.Wird man ihn nichtfalschenSpieleszeihen,da vonseinem Stamm nun dleKroneleuchtet,dieerdemWladislaw antrug?

Derwirbt einKosakenheer,dringtbisnachMoskau vor,muß nachdenerstenSchneestürmenaberdieBelagerung aufgeben.

Philaret ist, endlich,ganz frei, siehtdenSohnwieder und hilft, alsPatriarchderHauptstadtundMitträgerdes Titels Gossus dar,dem sanftenJünglingauf die steileHöhederSelbstherrscher- pflicht. NichtdieKirchenur wirdihm,dessenHirtenstabsichüber alleBezirke,außerdenen vonNowgorod undKafamstreckt-Un- terthan: auchdas weltlicheStaatsgeschästleitetseininNöthen festgewordenerWille. DessenPeitschescheuchtdieträgeBeam- tenschaarandieArbeit;dessenbaldbehende,baldsachteZunge antwortet denWünschen, Beschwerden,Mahnungen derVer-

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376 DieZukunft.

treterfremder Mächte. OhnedenBeistanddieses Vaters hätte ZarMichaelsichnichtzuhalten vermocht. Daß sichdasdünne, kraftloseReislein desRomanowstammes derRussenerde,ein SchöszlingausPreußen,einwurzelte,warPhilarets Verdienst·

Der hatdieBojaren,dieMichael,wieeinpolirtesBrettspiels figürchen,hinund herschieben wollten,vordemThronwieder zitterngelehrt.Rasch:weilsein Wort vomAltar her hallte.

Ruriks Reichwar gerettet. Weitete sichzu denJmperien Peters,Katharinas, deserstenNikolai unddesdritten Alexan- ders.»Weil ihmderSeibstherrscher fehlte,konntedieSelbstherrs schaftnicht dauern.« Weht aufdenTrümmerndesHausesNo- manow für langeZeitnun, fürimmer gardierotheFahne?

RußlandsWeggingvonKiewüberMoskau nach Peters- burg;vomSchwarzenMeer an dieOstsee; von örtlichbegrenzter Tyrannis, diedenBauer freileben ließund neben Sklaven Halbfreie,Miethlingeduldete,über dieausgeforsteteDemokratie derBezirlsversammlungen(Sobor), durchdieSchluchtenund Stollen derBojarenherrschaft inAutolratie, diesichaus un-

sauberem StoffdenlenksamenKörpereinerBeamtenkaste formt, undindennordischen Sslam,dernachdemErbe Ostroms,By- zantionslangt, dieväterlicheGewalt desSlawenkhans der apostolischenAllmachtdesorthodoxen Kirchenhauptes vermählen will. Jwan,dergrausamste,häktesteSelbstherrscher, geselltder Duma denSemskijSobor. Boris Godunow sorgt, früh schon, als Jwans GünstlingundstärksterBojar, fürdieMehrung der Adelsmacht, fürdieBereicherungderKirche,derKlöster;und sichert,als Zar,durch GesetzdieHörigkeit des«Bauers,derseß- haft bleiben,demHerrn,demStaat, derGriechenkirche,dem Gossudarda,wo erjust gebraucht wird, fronen soll. Nachden Polenkriegen,demReichszerfall inderZeitderDmitrijsWirren erwachtinKircheundStaat dieSehnsucht nach fester bindendeny beideGewalten kräftigerschützendemPakt. Michael Find-ow- witschNomanow wird von demAdel,dersichnochVolknennt, mit der Stimme desSobor unddemBeistanddernachNeuerung lüsternen Kosaken gewählt.Neben ihm,überihn hinaus aber recktsich,als-Mauer derKirche,seinBateerodorsPhilaret auf:

undvierzehn Jahrelang thronen zweiZaren.Nocheinmal soll Theokratiewerden; derCaesarsBasileus zugleichdesOstens

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I der großeFrrthunr 377 Papst sein. AufdemFelsPetri ruhtdasneue, noch nichtvom Gerüst befreite,imErdgeschoßnoch nichttrockeneHerrscherhaus.

UndbieRomanows schaaren ihremHeiligen-RusslanddenTshim Idie Vureaukratie. Hat ihrGeschöpf,derTroßderauchimkalten Orient faulenund feilenStaatsdiener undKirchenknechte, hat allzulangesWeilen in verwitterndem Gemäuer ihnendenAthem erwürgt? Fielensienur, weilSelbstherrschaftohne Willensfest- heit pfeilerloswird? WirsehendenAnfang; nicht sodeutlich schondieGewißheitdesEndes. Platon erinnert an dieSage von demMannd,er,weil er,ahnunglos,einStückchenMenschen- eknsewekdesgegessenhatte,ineinenWolf verwandelt wardzund sprichtdanach: »WenneinVolksführeruneingeschränkteMacht übeleinefügsameMengegewinnt und, unbequemerHerrschaft- störer ledigzuwerden,Verwandte,Bolksgenossenanltagen,ver-

«leumden,richten,tötenläßt(also schonrechtwölfischhandelt),ins- geheimaber,umfeinGefolgezubreiten,dieAuftheiiungdes Lan- ldes«und dieEntbürdungvonSchuldpflichtverheißt,wirdihndas Schicksalbald vordieWahl stellen,von derhand seinerFeinde zufallenodersichvölligindas Wolfsweseneines Tyrannen zu

«verwandeln. Willerleben, so hebterdieFahnedesAufruhrs gegen die imBesitzrechtherrschende Klasse; wirdvielleicht verjagt, kehrtaberals gerüfteterTyrannzurück,wenn seineFeinde ihm -an Kraft noch nicht gleichen,und giebt sich zunächstals einen wohlwollend mildenHerrn, dessenGnade allenGerechten lächeln und geradedenAermsten schnellaus allerNoth helfenwerde.

DaerdasVersprechen nicht erfüllen,nurdieschlimmstenFeinde versöhnenodervernichtenund seinePerson durchimmergrößere Leibgarbeschützenkann,fängterKriegan,macht sich,alsden .Feldherrn,unentbehrlich,beschattetdasLebenderBürgermit

rneuer Sorge,um Blut undHabe,mitderAngstvor schwererent

Steuerdruck und darfinderKriegszeitmit unruhigen Köpfen schalten,wieihmbeliebt. HaterGlück, soerntet erLob,Ehre, Lohnund oarfdasTempecgutfür seineZweckeverwenden. Jn jedem Fall wirdersammtseinem Anhangvon demVo«k,das ihngezeugt hat, erhalten. Wie aber,wenn diesesVolknun zu

murren anfängt,denerwachsenen Sohn nicht längetMitfeiner

VaterhändeArbeit ernähren,demGesinde solchen Sohnesnicht dienen will? Wenn esihnundseinganzes Geschmeiß,wie ein

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3 7 8 Die Zukunfti

Vater denSohn unddessen lüderlicheZechbrüder,aus demi Haustreibt?«HeidenweisheiterhelltdasWerden undVerge- hendesHeiligen Rußland.DerJrrthum, aus dem Verhängniß wird: daßkeinElnzelner,DemagogeoderTyranniPhilaret oder Pugatschew,keineKaste,Bojaren oderMushiks, dieGesundheit desReichskörpers, seineAnpassungan dasrastlos sichwan- delnde Zeitbedürfniß,garseineEinordnungindenMenschheit- zweckerstrebt; daß Jedernur ansich, seinen Bortheil denktund lästige Gedanken derdiesem Bortheil WiderstrebendenmitBe- täubungmittelnausschaltenzukönnen wähnt.Jetzt,nachneuer Verwüstung,Zerstampfungalles inJahrhunderten vomSchweiß- derhundertMillionen Geschaffenen, solldasHeilvonder Dik.

tatur desProletariates kommen,dieAlarxundEngelsselbstda nur fürnützlichhielten,woeinwachsamstarkes,inEnge auch für- Amtsarbett vorgebildetesProletariat erstandenist.Jetztsollder Christglaube,der,allein, Rußlands VölkergemengimJnners stenzusammenhielt,nur alsSpielzeug fürKinder noch gelten.

Niewar so ungeheure,so tiefindenSchoßderBollheitwir- kende Revolution. Wiederkehr gesänftigter,vonVerfassungzäw

nen umschränkterMonarchie oder repubtikanisch Bereinigte Staaten, Romanows GottorpoderPlechanows Tschertstow: die LystsderrusfifchenKrankheitnaht erst,wenn inRußlands Seele dieGlaubensgluth aufgeladertoder inAsche verglüht ist.

»Schreck.ichistRuszlandsGott«l Den unechteanitkij und SchwedenszwölftenKarlhatergeschlagen.Auch Vonaparte,den, nach Steins Wort, »vollkommenBösen«,der im Kremlsichzum KaiserdesAbendlandes krönen wollte. Aus seinesMundes Posaune dröhntederAuf: »VerhängnißreißtNußlandfort;

seinSchicksalmußsichschnell jetzt ersüllen.«Nun liest erlächelnd AlexanversArmeebefehl,der mit demSatzschließt:vWiderden Angrelfer streitet Gott«. JmmerderHerrimHimmel.Denläßt Jederreden undhandeln,wie esdemAugenblicksnutzentaugt.

Valaschowals Bote des Zars? »Der Herr Bruder Alexander ist also schonzahmundsuchtVerständigung Jnzwei Monaten, spätestens,liegt Nußlandvor mir imStaub.« Am erstenJuli- morgen läßter, inWilna,Balaschotvrufen.JndasZimmer,wo, nocheineWoche zuvor-,derAdjutantvor demZarenstand.Vo- naparteistTalmas Schüler; undallerRegiekünste Meister. Er

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Dergroße Jrrthuni. 379 läßtdenRuchseinesFrühstücks durchdieoffeneThürdemWar- tenden indieRüstern steigen; zeigt sichdann alssatten,sorglos behaglichenHausherrn undgiebtderRede sofortdenTonintis men Geplauders, das listigen Hinterhaltverschmäht.»Dieser;

Bruchwarunnöthig. JchhabeJhrenKaiser stets hochgeschätzt.·

Meinen Kaffeei Sein Sinnen istedel. Erwill der Ritter auf demThron sein. Warum aberhaterdieseEmigrantenbandeum sich?Wie kannerGauner,Verschwörer,elende Halunkenvom SchlagderStein,Armfeldt,Bennigsen,Wintzingerodeinseiner Rähe dulden? Der tückischeRath dieser Kerle,dieEuropas Krätze sind,hatuns auseinandergebracht.--Unduntr? Einklarer Kopfkannsichdoch nichtdarüber täuschen, daß ichalleTrümpfe ZU derHandhabe. Mehr Geld,bessereTruppen, unerschöpfliche Kraftquellen SchonderAnfang ist für Euchsehrübel.Ichkenne EuerHeerbis insKleinste; jeder Kasernenunrath, alle Vureau- schandeliegt ohne Schleiervormeinem Blick.Jchweißauch-daß Ihrem Kaiserdie Revolution droht; daßdieersteUnheilspost von einem Schlachtfeld denHofadelinMordpläne aufjagen wird. DieLumpen,andie derKaiserseine Huldvergeudet,wer- dendann dieSchlinge zuziehen. Und daß solcheKunde nahen muß, ist mathematischerweisbar. Melden Sie nur, daß ich fünf- hundertfünfzigtausendMann diesseits von derWeichsel habe; auf Ehrenworti(Glaubters ?MitdenwaffenlosenHandlangern sindsvierhundertzwanzigtausend.) Was vermagderZarda- gegen?Ueber denjämmerlichen,einesFürsten unwürdigenVer- such,diePreußenzumAbfallvonmir zutreiben,lacheich. Rußs land ist nichtzuretten,wenn derZar sichnichtinVernunft be- quemt.JnMoskau habtJhr,fürdreihunderttausend Einwohner-, dreihundertvierzig Kirchen? Wozu?DieVölkersindheutzutage doch nicht mehr so frommt« »Nicht alle, Sire;aberSpanier und Russen.« (Mit denen, stichelts,werden Siedrum auchLichtset-.

tig.)DerRückstoßistgrob. »WelcherWegführt nachMoskau?«

Vause. Vetthier,Bessiåres,Caulaincourt, Duroc horchen auf.

SuchtspitztderRussedenPfeil. »DieFrageEurer Majestätist nichtganzleichtzubeantworten. AuchwirRussen sagen- daßAlle Wege nachRomführen. Auf mancher Straßekannman nach- Moslau kommen. KarlderZwötstehatdie überPultawa ge- wählt.« Jstnach soblutigemGeplänkel nochFriede möglich?

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380 DieZukunft-

BeideKaiserwollenihn nicht mehr.Bonaparte bereitet den Vor- stoßinsLand der DünaunddesDnjepr. »Ehe zweiMonde ge- gangen sind,zwingtder AdeldenZaren, Friedenzu erbetteln.«

Täglich hörtdas GefolgedenSatz«Derarme Alexander hatdie letzteGelegenheitverzaudert. »ErstinMoskau unterzeichneich denFriedensvertrag, derEuropadenAussen sperrt.«

AusMoskau, von derBrandstatt des Kreml, hatersehr sanftdanndem HerrnBruder geschrieben.UmdemZarenge- fälligzufeinundUnmenschiichkeitzuhindern,habeerdievom

Russenheerverlassene Krönungstadtbesetzt.Daß Rostoptschin drei Viertel allerHäuseranzünden hieß,toardummer Frevel;daß derfremdeSoldat alles ihm Vrauchbare denFlammenzungen entraffte,verdient keinenTadel. »Meine Leute fanden nichteine 'Löschspritze,aber sechzigtausendGewehre,hundertfünfzigFeld- geschützezPulver undPatronen, Salpeter undSchwefelinun- geheuren Mengen.«Ahnterhinter sosinnloserWirrnißdas Gr- tvachen rusfischer Urkraftund tastetdrum nachderMöglichkeit rascherVerständigung?Die Armeen Vagrations und Barcloys seTollh,mitderenendgittigerTrennungergerechnethat,sind vereintund demBefehlKutusowsunterstellt,derRußlandsttam nochbesserkenntalsden derMusulmanemFeine Schlachtptäne zuschmieden, ist nicht seine Sache; damit mögendieBennigsen, VIolzogenundandere deutsche Pedanten sichdieLangeweilever- treiben.Michaei JlarionotvitschKutusow weiß,daßnurderälteste, tiefste Wesenitrieb desrusfischenMenschendas Vaterland retten kann.Gingesnach ihm,dann kamNavoleon ohne Schlachtvom Njemenan dieMoskwm Von den Wällen erstürmterStädte ist RuhmzuPflückenzdoch wichtiger, nichtnur Gepräng,istdie ge- räuschioseZermorschungdesFeindes. ZwischenTatarinowo und Borodino hatderfette, greise Riesevordem(aus Smolenskge- borgenen)BildederschwarzhäutigenGotttesmutter gekniet,auf nackterErde,nebenLandwehrmännern,derGeneralissimus,und tnttschlürfenderLippedenGoldbeschlag,denFirniß berührt.»Du allein, Gottesgebärerin, bistuns HortundSchirmt«Bonaparte will dasSchicksal barschmeistern,KususowducktsichinjedesVer- hängmßzderKampf dieserFeldherren istdesWestenswider denOsten.ErneigtinEntscheidung, alsdieKanonen derPeter- vStzaulsFestungdenRückzugAapoleonsausMoskau ankünden.

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