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Die Zukunft, 16. Februar, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 12.

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XXVLJahrg. Berlin,den16.Februar1918. gr. IS«

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Herausgehen

Maximilian Bart-en.

Inhalt:

Fette pi-krpudlose will .........................ZU

Nachdruckverboten.

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Erscheint jedenSonnasbend.

Frei- vierteljährkich6,50Wars,dieeinsekne Flimmer 00ff.

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Berlin, den 16.Februar- 1918.

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Die freudlose Welt.

Genesis.

mJahr1760,dasparisetHitzköpsefür undwiderRousseaus NeueheloisesichinVrand röthensieht,wird in Saint: Quentin demKleinbürgerpaarBadeuseinKnabe geboren.DerSechzehn- sährigekommtzu einem FeldmesserindieLehre,wirdspäterin derPicardie Grundbuchkommlssarundklettert langsamdieAmtss leitethinaus. Zu langsam sürdasVedürfniß seinesEhrgeizes.

ErsiehtdieVoiksmasseleiden, hörtsieungeduldigimJoch stöhnen, liestRousseau, Mably, Morellyundandere Sozialmoralisten, beschließt,dieBewegung,die denUmsturzdesBestehendenvor- bereitet,mttzumachen,undnennt sichzuerst,weils christlichklingt, FraneoissNoöLdanmweils rebellischklingtund die Römerwie- der in der Mode sind,GracchusBabeuf. Ergeht nach Paris, preist,in Sätzen,dievonRousseaubilligzuhabensind,denNatur- zustand, dessenHerrlichkeit durchdieMenschengesellschastver- hunzt ward, istunter denEtstürmernderBastilleundgründet,als dieVolkswuthdieTyrannenweggewehthat,eineZeitung,der er, nachschwierigenAnfängen,denTitelLe tribun dupeuple giebt.

Jm Schreckensjahr1793gehts ihmschlecht.Erwird,alsDistriktss hauptmann von Montdidier, derUrkundenfälschungangeklagt und zuzwanzigjähriger Zuchthausstrase verurtheilt. Dochdie höhereGerichtsinstanz hebtdasUrtheilaus. Babeus istwieder frei,bleibt inMancherAugen aberbemakelt und kannkaumnoch

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312 DieZukunft.

hoffen,inderPolitikdieHauptrollezuspielen,nachderseine Eitel- keitgelangt hat. Bleibt in derunbehaglichen LagedesCatilina, der von derAnklage,alsHaupt derProvinzverwaltunginAfrika denEinwohnernGeld abgepreßtzuhaben, freigesprochenwor- denist,mitbesudeltemKleidabernicht fürdieKonsulatswürde taugt. Solche Menschensind,weilsievondemSturzdergelten- denRechtsordnungnichtszufürchtenundAlles zuhoffenhaben, gern zuVerschwörunggegen dasStaatsgefügebereit.DerJa- kobiner VabeufsiehtindemFallRobespierres denTriumph- niederträchtigerTücke und schmähtdieThermidorsiegerso laut, daßer, alsVerächterdergroßenGrundsätzederRevolutiomins Gefängnißgesperrtwird. Dafindeteranderehungrige,dienicht ansZielihres Wunsches gekommen sindund deshalbmeinen, dasVaterland müssejetzt erstausLebensgefahrerrettet werden.

JmKerkerentsteht einNebenkonvent. Jst(wirddortgefragt)das Vosk,dassichsouverain dünkt,nun wirklichfrei?Nein, heißtdie Antportz werRousseaus Lehrebisans Ende durchdachihat, muß erkennen, daßdieformale Rechtsgleichheit einTruggebild bleibt, solangederVermögensunterschieddenReichenzumHerrn desArmen macht;daßvon Gleichheiternst ernsthaft gesprochen werden kann,wenn allenBürgernderRepublikdieselbeEigen- thumsgrenzevorgeschriebenist. Undwas istFreiheit,wasBrü- derlichkeit ohne wahrhaftige Gleichheit? Robespierre rächen:

Das genügtnichtmehrzweit überNobespierres Zielhinaus führt derWeg, auf dessen letzterStrecke das Heilkraut wächst.Eigen- thumsgrenze?Unsinn.Nur derKommunismuskannhelfenz nur diesozialeRevolution dieseWohlthatdem Lande sichern.Alsder begnadigie VabeufinsLebenzurückkehrt,istdieVerschwörung der»Gleichen« fertigundharrtnur nochdergünstigen Stunde.

JmFxühjahrhörtBarras, eins derfünf Alitgiieder des Directoire Executjf,von seinem schlauen Polizeiagenten Vacon, daßVabeufingeheimgehaltenenVersammlungen,derenSchau- pkatz meist irgendeine Vorstadt sei,dieMenge aufhetze,denSturz des Direktoriums vorbereite undnichtnurbeträchtlichenMassen- anhang, sondern auch bestimmteZusagenvomGeneral Vonaparte habe.Dadas Volkunter derTheuerungleide und mit der ver- söhnlichenAbsichtderDirektorialpolitikebenso unzufrieden sei wie mitdemneuen Wahlrecht,dürfeman dieSache nicht leicht

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DiefreudloseWelt, 313 nehmen«DieGeheimorganisation habe schon fastsiebenzehntaus sendNamen inihrenListen, predige inNachtklubsdiePflichtzu Nevolution undplaneeineUeberrumpelungdesLandes; auchdas neueDirektorium sei schongewählt.Vonaparte2Dem wäresolcher Streich zuzutrauen.Auch Einer-,dernichtszu verlieren hat: also derrichtigeMann fürdieGleichmacher.Derhättesicham drei- zehntenVendåmiatre gegenden Konvent wohlin denDienstder rebellischen pariser Sektionen gestellt,wenn ernicht schnell noch zumDivisivnär befördertworden wäre. Varras kenntseinenGes hilfenz Verspricht ihm denRangeinesKommandirenden Gene- rals,denOberbefehl ithaiiem undweißnun,daßderKorse sich von Vabeuftrennen undinden SüdendieHoffnungmitnehmen wird,dieSektenverschwörungmögedemschwachenDirektorium dasLeben soschwermachen, daßesbaldwieder einenbewährten Degenbraucht.DochdieFünfwollennichtwarten. General Blon- deau erhältdenBefehl,dasHauptquartier derVerschwöterzu umzingeln,bis derFriedensrichter Delorme diezwölfKommu- nistenführer verhaftetunddasNest gründlichausgenommenhat.

DiekonfiszirtenKlubakten beweisen, daßVarras gutbedient·war.

AmzweiundzwanzigstenFloröaldesJahresIV(Mai 1796) sollte das Direktorium abgesetzt und,sammtdenMännern desGene- ralstabes,ineinProvinzgefängnißgeschlepptwerden.Dannsichek- tendieVerschworenensichdieHerrschaftüber denStaatsschatz, stelltendieVerfassungvomJahr1793wiederher, ließeneinen neuenNationalkonventundeinenneuenWohlfahrtausschußwäh- len,jedenWiderstrebendenköpfenund demVolkankünden, je- desVesitzrechtseiverwirkt,jedesPrivateigenthum abgeschafftund derTagdes»allgemeinen Glückes«beginne.Aus demGefäng- nißschreibtVabeufandasDirektorium,nun erst,nachdemEin- blick in dasNetzderVerschwörung,könne eserkennen,welche

’Gewalt undVertrauensstellung erimHerzenderNation erwor- benhabe.»GlaubenSieetwa,JhreWürde verbiete Ihnen,mit mirwie vonMachtzuMachtzuverhandeln? ZetgenSiesichin edlerGröße:unddas Vaterland ist gerettet. Mitihren Leibern werden dieRepublikanerSie decken.Sorgt,JhrfünfRegenten, fürdasVolk.wenn Jht Euch ihmzugehörigfühlt.Dann willich gernmeineTribunengewalt, dieJhr jetzt ja kennt,benutzen,um EuchdasVolk zuversöhnen.Eures LebensdürftJhrdannsicher

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314 DieZukunft-«

sein.«DerhoheTonderEpistelwecktnurHeiterkeitzundalsBar- ras und Rewbell mildes Handeln empfehlenunddrängendra- then,nur diegefährlichstenHäupterzutreffenundsichnichtvom erstenSchreckinEifererwuth jagenzulassen,werden sievon den Machtgenossenüberstimmt.KeineschwächlicheSchonung,mahnt Earnot;",,den TodAllen,diesich verschworen haben,uns zu tö- ten:sowillsdas GesetzderVergeltung,ohnedessen Strengeder Jakobinergeistnichtzubesiegen ist« Carnot will dieErinnerung tilgen,daßereinstselbstdemWohlfahrtausschußangehörte.Fühlt sichauchalsdenStaatsretter, demderFehlschlagderVerschwö- rung zu danken ist.AlsBarras, nach Bacons Meldung, noch schwankte, hatGrizel,derEinlaßindieKommunistensektegefun- denhatte, demDirektorCarnot gezeigt,wienahdieGefahr schon sei;understdieserBerichtdesagent provocateur hatdenHaftbes fehlerwirkt. Soll dasVerdienstsolcher Retterthat nun etwa ge- schmälertwerden? WoRauch aufsteigt,brennts. Wer Verdach- tigeschirmt,darfnichtklagen,wenn erselbstverdächtigtwird.Bar- rashatlvmehralseinmaldenJägerlieutenantGermain empfangen.

Derist;mitBabeuf,inderRue Bleue verhaftetworden. AmEnde warBarras demUmsturzplangarnicht so fern,wieman bisher glaubte?Jnseinen(von Duruy herausgege benen)Memoiren hat ererzählt,mttwelchem AufwandvonTheatereffektdas Geraun imDirekiorium bestattetwurde. »Wagetnur, mich anzuklagent JchfürchtedieAnklage nicht: ich fordere sie.Vor demRathder Fünfhundertwerde ich sprechenrnd zeigen,wer unter uns die WürdedesAmtesvergessenundmißbrauchthat.«JnseinerStim- mefühlter»die Machtdesreinen Gewissens«.Und dieGegrer erwägen,obsieeinen Mann,dersovielmitansah,inVerzweif- lung treiben dürfen.Das Land, heißtesdann,willRuhe;nur

Royalistenund Anarchisienwollen unsdurchZwietrachttren- nen. Varras lächeltwieder. »Wir versicherteneinander wohl- wollender HochachtungundschlossendieSitzung«

JnVendöme wirdgegenVabeufundGenossen verhandelt.

Siewehren sichwieLöwen,schreistarraszerkläremdaß siefürs Vaterland, fürdie ganzeMenschheitdenTagderFreiheitberei- ten wollten,nennen ihreAnklägerdieSchandeder Nation und singenamSchlußjederSitzungdieMarseillerhymne.DieFünf, dieder»einenunduntheilbaren Republik«vorsitzen,sehenmit

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Die freudlose Welt. 315

ungleichenGefühlen auf diesesGerichtsschauspieLLetourneur

-meint,dasTridunal dürfedieFrechheitderAngeklagten nichtdul- den; Barrasfindetdie Richtervoreingenommenund denBrauch, AngeschuldigtewieVerdammte zubehandeln,unwürdigund mit demstaatlichanerkannten Menschenrechtunverein bar. Carnot hat etfnhkens daßeinGeschworenerausVendöme nach Parisgekom- men seiz diePolizeikenne ihnalsTerroristen, wisse,daßzwischen denAngeklagtenundihrerhauptstädtischenGemeinde Bricfege- wechseltworden seienundam zehntenFlorealdesJahresV ein Ausstand Vethchtwerden solle.Von allenSeiten strömedieun- ruhige Jugend nach Paris. Man müssedasGerichtsverfahren deschlennkgenpdnshoffentlichmiteinerharten Massenverurtheiis lungendenwerde. JmPrairial werden BabeufundDarth6zUM TODisiebenGefährtenzurDeportation verurtheilt,dreiundfünfzig aberfreigesprochen.Carnot nennt das UrtheileinDokument der Schande undsagt voraus, daßdiefreigelassenen Kommunisten sichzu neuerVerschwözungschaarenwerden. Amachtundzwanzig- stenMaiwird Vabeuf guillotinirt.Deraus Frankreichverbannte Fiiippo Vuonarottischreibtdie GeschichtederVerschwörungNoch imJahr1797wirdCarnot alsNoyalist verdächtigtund,wiedie Sieben von Vendöme,.zurDeportation verurtheilt.Erfliehtnach Deutschland;enthülltineinerRechtfertigungschriftdasschimpf- liche TreibenderGenossenvomDi"rectoire.VondenKommunisten hört mannichtsmehr. EinAktder Staatskomoedieistausgespielt.

Babeuf hat muthiggelebtundistmuthiggestorben.Hinter demübersrömischerrmalmasznochhinauslangendenGrößens wahndesVolkstribunen bargdieses Hirn einen festen Glauben.

DerferneBetrachter darfden Gracchus ausSaintsQuentin nicht sehen,wie einum seinenDirektorensitzbangender Barras ihn sah.

AlleMenschen, hießes,sindfrei, haben gleicheRechteundüber ihnen waltet,alseinzige Gottheit,dieAllvernunft.Wer mitern- stemSinndieser hell klingenden, froh stimmenden Botschaft nach- grübelte,mußtebaldmerken, daßsiehübscheWorthülsenbot, doch nur derKurzstchtdenZustand,densieverhieß,vorgaukelnkonnte.

JstderMensch frei,denArmuthzwingt,vom NächstendieMög- lichkeitdesBroterwerbes zuerbittenIJstdieserNächste,derihm dieArbeitmittel gewährenoderweigern,auskömmlichenoder elen- denLohnbewillignkann,indergemeinenWirklichkeitsein Bru-

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der? Nein. WoderBesitzverschiedenist,darfder zuVernunft- AusblickendenichtvonFreiheit,Gleichheit,Vrüderlichkeitreden;

bleibtjedesGesetz,das dieGleichheitderRechte vorschreibt,ein WerkzeugderBolksbetrüger. Wenn demReichendasGrerbte oderErworbene genommen ist, privates Vesitzrechtnichtmehr gilt, Allen Alles gehörtunddieGesellschaftdieGelegenheitenund Mittel zur Arbeit ohne Ansehen der Person vertheilt:dann erst kehrtdieGleichheitdesUrzustandeswieder,den entartete Sitten verdorbenhaben.DerGeheimbundderEgauxwollteSchlagwörter inwirksame Staatsmächtewandeln undhätte,wenn ernichtvon

geldgierigen Schnüsslernverrathenworden wäre,zunächstschon ausdemGewimmelderUntüchtigeneinstarkesheerrekrutirt.Denn derUntüchtige,derhöchstensinsMittelmaßPassendekannnureine Herrschastformwünschen,diedembesser VegabtendenAufstieg wehrt;erfühlt,daßdieRechtsgleichheit,dieimGrundgesetzsteht, ihn nichtvorderGefahrschützt,demkrästigerenKonkurrenten wei- chenzumüssen,undisterstzusrieden,wenndieVerschiedenheitder Wesensanlage undLebensleistungnichtmehrdenRangbestimmt.

AlleMenschen,sprichter,sindgleich begabtzdaßDurand weiter kam alsDupont, istdieFolgeeinesRechtszustandes, der demlistigen Räuber mehrnütztalsargloserAedlichkeit.Verbietet ihn,besehlt, daß jedem BürgerArbeit undLohnvon derGesellschaft(alsovon derMajoritätderUntüchtigen)zugemessenwerde:undschnellwird sich zeigen, daßDurand ebenso wenig leistetwieDupontJn dem Discours surl’originedePius-gale parmiles hommes hat Rousseau jagesagt,daßderMenschim»Naturzustand«gesund, gut, glücklich war underst krank, schlechtund elendwurde, seiterEigenthum erwerbenkonnte. »Ihrseid verloren,wenn Jhr nichtbedenkt, daß dieFruchtAllen,derBoden Keinem gehört.«VorGott, lehrten schondieHeiligenBücherderJudenundChristen,sindalleMen- schengleich;setztman ausGottes PlatzdieVernunft, somußtie Gleichung nochimmer stimmen.Und sinddieMenschengleich, danngebührtdasBestimmungrechtderMehrheit.Die beschließt, was geschehen muß,was nichtgeschehen dars,und bestelltdem Staate dieHüter.Jhrsagt, siekenne dasStaats geschästnichtund könne drumnicht ahnen, welcheErfahrungundFähigkeitzur Lei- tung solchenGeschäfteseignen?Wenn sieherrsche,müssees im Staat zugehenwie in einemvon Schotnsteinsegerngeleiteten

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Die freudlosse Welt. 317 Handels haus?Kindergeschwätz.AlleMenschen sind gleich;alles Unheil stammtaus demBrauch, Einzelne Besitzund damit Uebermacht erwerben zulassen.Jrland wärenoch heutedieHei- maih freierund g’ücklicherMenschen,wenn dasdemHäuptling verlieheneRecht,seinenViehbestandzuerweiiern,nichtdasGe- hegedesStammeskommunismus durchlöcherthätte.Einehr- licherJakobineristdesrechtenWegesimmer bewußtundläßt keinenZweifelinsHirnkriechen.LazareEarnot war,seitervon denGirondisten nichts mehr hoffte,injederEntscheidungstunde mit denJakobinerngegangen, als eins derzwölf Häupterdes

Wohlfahrtausschusfes,trotz manchemZankmitNobespierre,der Trägerihres Bertrauens gewesen,stets aberbereit geblieben, mitjedemStarken bande åpartzumachen. Guizotnennt ihn »so ehrlich-WieeinschwatzfüchtigerFanatikerfein kann«.SolchesUss theil überdenOrganisatordesHeeres,desSiegesklingtFernen allzuhart.DerMann,der aus derbescheidenenWürde desPio- nierhauptmannes überNacht aufdenSitzdesReichsdirektors geklettert ist,willMacht, für sichselbstundsürdieHeimath:und mußdrum früh wittern, daßdieAnerkennungderBabeuviftens lehre seinFrankreichinhilflose Ohnmachtzerrenwürde.Aber auch Robespierre hätte,wennerimThemidorkampf nicht erlahmt wäre, dieKommunisten nichtgeschont, sondern,alsPatriot undMacht- erstreber,miteisernerHackeste,wiegiftigesSchlinggewächs,aus- gejätct.Hättein demTribunen VabeufdenmehrbietendenNe- benbuhlerumMassengunftgehaßt, der, stopfteman ihm nicht heutedasMaul, morgen aus offenem Markt denBürgernzu- brüllen würde: »Der Vernunftanbeter mitdemPuderkopfund dengestreiftenStrümpfen,dersteifeTugendprotz,derEuchmit brüderlicher Umarmungbrgnadet, stilltEurenHunger nicht, be- trügtmitGaukletkünstenEuchumdasMenschenrecht.«

Derneue Gracchus verhießjedemNepublikaner,jederVür- gerinNahrungundObdach. HeimlosemußderWohnungbesitzer aufnehmen, Hungernde, DürstendederVäcker,Metzger-,Schanks wirih sättigen.DerStaat bezahlts.Wer zweifeltodersichwider dieEkvåhketkpflichtsträubtzmagam nächstenLaternen pfahibau- meln. »Jeder WiderstandmußmitGewalt überwunden, jeder Widerspänstigeausgerodet werden«Privateigenthum istdie schlimmsteMenschheitgeißel,BesitzeinVerbrechen.Wirwollen

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wahrhaftige,nichterlogeneGleichheit. Werunshindern wtll,die- senGlückszustandzusichern, muß sterben.«EhedieletzteWurzel desBesitzrechtes,allen ausihmaufgewuchertenVorrechtesdurch- schnitten ist,sindWahlen Unsinn, ist jedeconstituante schnöder Volksbetrug.8n eineVersammlung,dieGesetzebeschließt,dürfen nur Männer zugelassenwerden,indenen derGlaube andieNoth- wendigkeitderGemeinwirthschafiselsfestgeworden ist.Adelige Schurken,diedemVaterland,demSegenderRevolution ent- flohen,VerschwörerundFeindedesVolkes sollen auf unserer Erde nochGut undGeldhaben? Was ihrerFrechheitgestern Eigenthum schien,werdeflinkunter dieDarbenden,dieSchützer derHeimath vertheilt.Undmußman, woallesBesitzsechtent;

kräftet wird, nicht jeden Besitzer füreinen VolksfeindundVer- schwörerhalten? Auf solchemWegpflücketIhr,wiereife Kirschen vonniedrighängendemeeig, die Antwort aufalleFragenleib- licher Aoth.Der Tribun hatte,n·atürlich,auchden»Vonzu E mi- gemFrieden«vondem AbbådeSaintsPierre, demfrühstenFrie- densapostelinWesteuropa, undVorsseaus »Au-Jzug« gelesen, der über das1713grschieneneWerk sagt: »ObwohldieMenschen ja durchaus nichtsind,wiesie sein müßten,gütig, edel,felbst«os, ausWenschenliebe demGemeinwohlergeben,fondernungerecht undhabsüchtig:Bernunstmüßtesie zurAusführungdieses Ph- nesbestimmen.Siebrauchennur zuerkennen,wasihnenNutzen verheißt,nur denMuth zuSicherung ihres eigenenGlückes auf- zubringen.Wird, dennoch,derPlan nicht verwirklicht, so istda- mitnichtetwa erwiesen, daßsichsumUtopie han delt, sondernnur, daßdieMenschenvernunftlos sindund daßunter Tollen der- Weisestetsin denVerdachtderTollheitkommt.«Vabeufwill den Planausführen.DieWaffender vereinten Monarchien bedro- hendiejungeRepublik? DieVrüderschaftderGleichenwendet- sich,wievonanderem Werkzeug derAutokraten undKapitalisten, verächtlichvom Krieg ab.JhrGeist,die Seele derWeltrevolu-- tionwird dieFeindeschlagen, ihreHeerezerstreuen. Wer aus denRegimentern insLagerderVabeuvistenübertritt, darfdie- Montur und dieWaffen behaltenoderverkaufen,obendrein einen Zehrpfennigeinsäckelnund,wenn seineTaschewiederleerist, sie aus dem Beutel derBerschwörer undVolksfeindefüllen.Kann auch,umnichtganzausKriegersgewohnheitzuscheiden,sichder

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Diefreudlose Welt. 319

Garde eingliedern,dieFrankreichs neue Gebieter schützt.Denn desVolkesärgster,nein: einzigerFeindistdieEigenthumsbestie.

Wenn Vabeuf seine VisioninWirklichkeitzugestaltenver-- Mvcht hätte-sähedieWelt heuteanders aus« ObGeneralBonas partedasOrdnethimdes neuen, gottlos-nChristenkommunismus geworden,-oberalsFeldherr Englands(dassein-Haßinhöchster Wuth noch bewunderte)vomNilbisandenOranjesluß,vielleicht- nachMesopotamienundandenPerfergolf marschirtwärexFranks reich hättedenFederbuschTurennes nichtmitfrischemLorber umwunden, nicht, nocheinmal, Europain denhellerJahrhun- derteunwürdigenBrauchgewöhnt,aufEroberergewaltRechtzu

«gründen,fremdes Landundwiderstrebendes Volk,wie einen ge- raubten MeierhosundeinehirtenloseHeerde,dervom Schwert geschaffenenMacht anzueignen. DerPlanwurdefrüh erwürgt;

undjederVersuchderWiederaufnahme ist,inOstundWest,bis- her mißlungen.JmGeburtjahr des erstenGeheimbundes,der

-dieseitdemnieverklungeneLosung,,Land undeeiheit« ausgab, lasendiePetersburger und die von neuen Gedanken trunkenen BewohnerältererMoskowiterstädtedenAufrufandas»Junge Nußland«.DerfordertdieUmwandlung desZarenreichesin freie Vereinigte Staaten; nichtnur vonFürstengewalt, auchvon Geldmacht,von jeglichem angeborenenodererworbenen Vorrecht- freie.DZeEinziehungallenBefitzes,magerderDynastieoderKirche, Klöstern, Grundherren, Händlern»gehören«.Gleiches Rechtfür MännerundFrauen,um derenehelicheBerbindungwederKirche- nochStaat sichfortankümmerndürfen.DasVolkwählt Parla- mente,derenWillensmehrheit dieGubernatorien undden Staa- tenbund zuregiren hat;wähltalleRichteruudLandpfleger,denen dieLeitungderGemeinwirthschaft inAckerbau,Jndustrie,Hand- werk undHandel,dieErziehungderKinder,dieBersorgung der- Altenund Kranken anzuvertrauenist.AllePrivatrechte sollenents- kräftet,alleFamilienbande gelöstwerden. NurdieGesammtheit darf produziren und Handeltreiben undihrallein derErtrag derArbeit zufließen.Daßeinso fernesZielerst nach hartem Kampf, nachZermalmungder altenMächtezuerreichenwäre, istdenAusrufernbewußt.»DasSchicksalwill,daß»unsere5eimath

vorallen anderen LänderndieGrundgedankendesSozialismus verwirkliche. DrohtdemJungen RußlandGewalt,dannwird

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3 20 DieZukunft.

es,infestemVertrauen auf seine KraftundaufdiegroßeZukunft seinesReiches,das seiner Sache anhangendeVolkaufrusen,m«t denAextendiezarischePartei, ohne Erbarmen dieerbarmungs lose Rotte,niederzuschlagen,woessiesindetrausbreitemMarkt undin derWinkelgasse,inihrenWohnungenundaufderDorf- straße.Wernichtmitunsist,Deristwideruns,ist unserTodfeind, gegendenalleVernichtungmittel gelten. Injedem Kampfund nachjedemSieg sei aufEurer LippederSchrei:Eslebe die de- mokratischssozialistischeNepublikNußlandi«Diesoll sich.wie allesGebilde des russischenSozialismus, ausden»Mir«,die -Dorfgemeinde, stützenundallmählichein Bündel freierGemein- den(deren jededenVeitritt allerBewohnerfordern muß),eine Mir-Genossenschaftwerden.inderauchdieVölkerdesWestran- des,Polen,Litauer,Letten, sichnach ihremBedürfniß,ohnedem Stammeswesen fremdenZwang,einrichtenkönnen. Nichtganz soweitzielte,umdieselbeZeit,ein andererAufrufandieJugend;

auch durch ihnaberwehtderAthemderRevolution. »Daßwir Aussen aufdemWegderCivilisationzurückgebliebensind,kann undmuß unsere Rettungwerden. MüssenwirdenndieStraße Englands oderFrankreichsgehenundjede Stufe europäischer Entwickelung behutsam ersteigen, stattein paarzuüberspringen?

Aus denKöpfenderStaatsrechtslehrer undOekonomenkommen ganze Misthausen;deutscheLehrbüchermöchtenden Moder be- grabener Jahrhunderte zumGesetzderZukunftweihen.Wenn Anderen solches Gesetz taugt:wirverwerfenesundwerden uns ein neues Gesetzschasfen,dasunseremLebensinhalt, unseremden Europäernunbegreiflichen Idealgenügt«Mai 1862.Noch ists zufrüh.Das Ende derLeibeigenschaft,allerlei unbestimmteRe- formzusagemmehr ist nichtzuerlangen.DochBakunin zaustden vonZweifeln geplagten Herzen,derihm räth,seine revolutior ären Gedanken nichtlängeran dienoch unreifeMassezuvergeuden, und ruftihmzu:»DerGrundtrieb desrussischenVolkes weistes inunserenSozialismus,nichtindieVerfassungmächlereiderLi- beralen nochindenRepublikanismus Mazzinis Deshalb ge- hörtmeiner LehredieZukunft.«Dieses Ahnen schieneinHalbjahrs hundert langTrugvorstellung. NußlandhatZeit. Jetzt erstwird diegroßeProbegewagt.Lenin,aus demKleinadelshaus der Uljanow,hatdasBanner desJungenRußland gehobenundist entschlossen,zuthun,was Gracchus Babeufnur malte.

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Die freudlolse Welt« 3 21 Dei-Blick aufdeuvhnesemmungverwegenen Schüler-Kons- seaus lehrt dessenkräftigstenWillensvollstrecker verstehen.»Wer nichtmitmirist,Deristwidermich«·:noch einmal wirddasJe- suswortschrille Losung.Eine constituante, dienichtdemVolsches wistenzielzustrebt,nichtdenKopfsprunginKommunismus will, istdem Volkfeindlich, darfalso nichtgeduldetwerden.Millionen habendieGeburtstundedieserVersammlung,die eindemAus- senreich tauglichesGrundgesetzfindensoll,ersehnt-Tausende-ihr insLebenzuhelfen, geblutet.Nun stirbt sie,eheihre ersteSitzung geendethat.Mitfrecher,nachWodka stinkenderRede treibenMas trosendieAbgeordnetenaus demHaus. Bisauszuverlässigen LeuteneinNationaikonventgebildetist,genügtderRathderVolks- kommissare.LeninläßtdasLand,dierussischeErdeveriheilen, der KirchedenHort,den«-Bautenjedengreifbaren Vermögenswerth, auchdenihneninGewahrsam anvertrauten, nehmen,Zinszahl- ung,Schuldtilgung,Anerkennung irgendeines Besitzrechtesver- bietenzundahndetdenWiderstandsversuch,schondteleisesteNeg- sung einesKetzerwillensmitTododer Kerker. Erist seltenzusehen, zuhören; thront, hinterdem Wall derNothen Garde,derHecke aus Maschinengewehren, imabgelegenen Smolnstnstitut und gönntAnderendasGered-z Gefuchtel auf hellemSchauplatz.Ve- herrschtaberinderHauptstadtnochdiefürRußlandsWehenzeit wichtigsten Geister. Völlig auch,wiedieletztenWochen bewiesen, denGenossenTrotzkij.DerwarimerstenKriegsjahrnichtLeninist.

DieSchrift»DerKriegund dieJnternationale«zeigt,daßer,frei- lichausdemAugedesstrenggläubigenMarxisten,aufdieWest- mächtevielfreundlicherals aufdieKaiserreichederErdtheils- mitteblickte. »DasösterreichischeUltimatumanSerbien warnach allen Angabenvon demherrschendenDeutschlandgenau inspi- rirt. AberdasdemokratischeDeutschlandistnichtan demFort- bestand, sondernandemZerfallOesterreich-Ungarnsinteres- sirt,derihmzwölfMillionen kultivirter Menschenzugebracht und daneben Jtaliensnationale Ergänzungermöglichthätte. Ein selbständigesPolen,Ungarn, BöhmenundeinValkanbund mit einem Numänienvon zehnMillionen Einwohnern wären ein mächtiger Schutzwallgegen denZarismus. UnddasWichtigste:

eindemokratisches DeutschlandmitfünfundsiebenzigMillionen deutschenStammes könnte,ohnedieHohenzollernunddieherr- schendenJunker,leicht sichmitFrankreichundEnglandver-

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Mit endgiltiger Deutlichkeit müssenwirdeshalb nicht nur die Grundsätze, für die wir kämpfen,sondern auchihre bis ins Einzelne greifbare Anwendung ausdie Erdkarte klären.Wir find in

- des rusfischenMarxismus und der Kreuzlinie Bakunins habe ich im dritten Dezemberheft (,Das fahle Pferd «) zu zeigen versucht, Dem weiträumigenGedankenzeughaus Bakunins entnahm

gegen. Und wenn alle Juden in corporc, wenn der ganze Kahal wie eine Berschwörung widerNußland steht unddenBauer aus- saugt: wir sagen kein Wort. Sonst könnten wir ja den

ner Zeiten?« Ein viertes Zeugniß liefert der Brief, in dem, nach- der ersten berlinerAuf ührung,derDichtersagt:»DieSzene(Posas Audienz bei Philipp) soll gut gespielt und Seiner

Vergesset nicht, daß der zu KriegAufrusende irgendein Scheusal zeigen, also, wenn er das zu bekriegende Volk ehrt, dessen Re- girer an den unentbehrlichen Pranger schnüren muß;

Mit der Zerstörung belgischer und französischerFreiheit, mit impetialistis scherVergiftung des deutschen Proletariats wollen wir Rußlands Freiheit nicht erkaufen.«Gregorij

FlanktekQ das Gefilde des Jdeals, hat sür alles dei Menschen- seele Zugehökkge gelitten« Jn derZuversicht seines aus dem Qiell keinstek Menschlichkeit geschöpsten Hoffens nimmt es,

Die wird aber gehindert, die Völker werden einander immer noch mehr entfremdet, wenn die Eigenart jedes Volkes mit stolzer Abwehr alles Fremden gepflegtund erhalten wird.Will das