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Die Zukunft, 16. März, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 16.

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Acva Jahrg. Stettin,den 16.Mrz 1918. It. 16.

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Herausgehen

Maximilian Hardew

Inhalt:

Seite Vi·mslt Stein- ........ ................ .399

Unchdruck verboten.

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Erscheint jeden Sonnabend.

Preis viertecjåprkich6,50Wars, dieeinzekueImmer60If.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

Großbeerenstraße67.

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Russische und Bank-m- werte, Oesterreicliischc 9Anleihen,AnIer1kanische

Errichtet 1853.

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VerliuZden16.März 1918.

7 M

Die zwölfSteine.

Vergangenheit.

«

mneunten März1888drängt sich, schonimMorgengrau,

«

derVerlinerschwarmumRauchs FritzendenkmaLWie von aufgescheuchtemHühnervolkeinruhloses Gestatten zweckloses««

Getrlppeb Noch wehtdiePurpurstandarte von derSpitzedes

«Dachmastes.Nochlebt der alteKaiser. Vielleicht erholtersich.

Mit einundneunzig Jahren? Unmöglichists nicht.Einleichter Anfallzund.Wilhelm ist zäh. Durchdas Glas desEckfensters dortsah ihnJederost.Langeschonuralt. Jnmüderunddennoch straffer Haltung,mitdemvorsichtig prüfendenBlickund einem Hauchmattenergebener Wehmuthüber demdeutschenGreis- -antlltz.Wenn er, dieaufziehende Lindenwachezugrüßen,vom Schrtidtischaufstandund dichtan dasFensterdes einfachen Haus(strat, schienderfreundlicheErnstseines Augesder win- kenden, rufenden Mengezusagen: »Sach,t,Kinderl Bedenket, hübschstili,wieschweruns dieEinung,dieReichsgründung wurde,undvergesset niemals, wieallzuoft schonein lachender Erbe, welche Opferdiese,Gtöße«(sonenntJhrs jawohl)gekostet hat«Alt undweise: Grauköpsekannten ihnkaum anders. Der kannnoch halten. Sein Sohnsitzt,einvon denAerzten ausge- gegebenerMann, inItalien. Was würde ?Nichtmalsicher-,daß Vismarck bliebe.StehtmitderKronprinzessinnicht rechtundhat starke Feinde. Mit dem alten Herrn schwändeeineganzeZeit,

«

IV

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400 DieZukunft.

zerrönneunsdieRuhedes lange Gewohntenund dasUnbe- kanntekämeherauf.FünfunddreißigMinuten nach Acht sinktdie Standarte. Stille,die denAthemdesErlebnisseshörbar macht.

Langedannnur verhaltenerStimmen Geflüster.WilhelmsZeit war. Pier Stunden danach sprichtimReichstagderKanzler:

»Dieheldenmüthige Tapferkeit, das nationale hochgespannte Ehrgesühlund vor allenDingendietreue, arbeitsame Pflicht- erfüllungimDienstdes Paterlandes und dieLiebezumPater- land, dieindem dahingeschiedenenHerrn verkörpert waren,.

mögensieeinunzerstörbaresErbtheil unserer Nation seinlDas Vertrauen, das dieDynastieerworben hat,wird sich aufdie- Nation übertragen, trotz Allem,was dagegenversuchtwird.«

ZehnTagespäter: »Gut-asinderGeschichte schwerlichDage- wesenes istdieTheilnahme an demTod eines Monarchenin dieser Ausdehnung. Als Rapoleom Peter, LudwigderPier- zehnteausdiesemLebenschieden, hatDas gewißin weiten Kreisen einen Wellenschlaggemacht; daßaber von denAntipoden und vondenbenachbarten Völkern KränzeundPalmenaufdas Grab des verstorbenenMonarchen gebrachtworden sind, isteinein derGeschichteniedageweseneThatsache.Sohochgefürstetwar- nochkeinMonarch,daßalle Pölker derErde, ohneAusnahme, ihmbeimHintritt ihre Sympathie,ihreTheilnahme, ihre Trauer am Sarg zu erkennen gegeben haben.Jchbin demReichstag dankbar fürdieErmächtigung,seinenDank undden derKaiser-- lichen RegirungdenunsbefreundetenNationen kundzugeben,.

aufderenSympathien derFriede derZukunft fester ruhtalsauf geschriebenenVerträgen.«DasReich istimachtzehntenLebens- jahr, auchinseinerWirthschaftschonstark,hatgesternneueheeress mehrungbeschlossen:undderAlte,derseineKrone trug,warb ringsum ihm Liebe. Draußenunddaheim. DerRechtslehrer Jhering hat,nachdemTode desKaisers,anVismarck geschrieben:

»Als Student inGöttingen habe ichdenUmsturzdes Staats- grundgesetzesunddiePerireibungdersieben Professorendurch- KönigErnst Augustmiterlebt,imMannesalter-, alsgebotener Hannoveraner,denfünftenKönigGeorg,alsProfessorinGießen dieMißwirthschastin dembenachbarten KurhessemKein Wun- der, daßich,derichdieMonarchievon dieserSeite hattekennen lernen, ihr nichtergebenwarzundniehätte ichdamals geglaubt,

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DiezwölfSteine-—- 401 daß ich nocheinmal dietiefsteVerehrung undinnigsteLiebefürein gekröntesHauptempfindenundderbegeistertste Anhängerder Monarchie werdenwürde.DiesenUmschwungin meiner ganzen Anschauungweiseund meiner Gesinnung,den gewaltigstenmeines ganzenLebens,verdanke ichKaiser Wilhelm. Seine historische BedeutungragtinmeinenAugenüberDas,waserDeutschland gewordenist,weithinaus;erhatin einerZeit,wosichder Sinn derBölkermehrundmehrvonderMonarchieabwandte,diesewie- der zuEhrengebrachtundihreinen neuen moralischenhaltund eineKläftigung gewährt,welche nichtnur dieTrägervonKro- nen,sondernauchdieVölkerweitüberDeutschlands Grenzen hinauszuseinen Schuldnern macht.«Erhat gezeigt,daßMan starkfeinunddochstillbleiben,bewußtundfeftinErerbtem be- harre-rund dem Anspruchdes Zeitwcmdelssich doch anpassen kann;daßeinHerrscher,ohnezum Schatten sichzuentkörpemp niemals hervorzutreten,nie fürUnbeträchilichessein Ansehen einzusetzenbraucht. JnderhartenSchuledesUnglücks,sogarin derEngesoldatischerZuchthatergelernt,daßnochvon dem Höchstender Volkswille Achtung heischtund daßVertrauen nichtdurchlockendeWorte,wie einverliebtes Mädchenvomhitzi- genKnaben,erworben wird.JndreiKriegen hatergesiegt;wäre aber, seitdasVolkihnkannte, auch alsHeimführereines geschla- genen Heeres nichtvon Wuthumheultworden«

Wir sehendenKnaben,denJüngling,der nichtfürdie Thronfolgeerzogen wird,denEinsiurzund Wiederaufbaudes Preußenhaufes,SchmachundRuhm, KnechtschaftundBefrei- ungerlebt,inzärtlicherEhrfurchtan dem Vater hängtundvor einerStiefmutter dasHaupt beugenmuß.EinPrinzwieandere Prinzen.KeinAederchenvonFriedrich,demeinzigen Genie,dem unbegreiflichenWunder derZollernfamilie,dergerade,wound weilerUnmöglichesbegehrt, liebenswerthist,inKleinstemnochdie Kanten derPersönlichkeitfühlenläßtundfosichvonallenimRang Gleichen scheidet.DerschreibtandenVruder Heinrich: »Wir ha- benunsnichts vorzuwerfen.WirsindBeidegleichkaltgegeneinan- der; undda Du esso willst,binichzufrieden.Die Unfreundlichkeit, die Du mir bei allenGelegenheitenbeweisest,reizt michnichtzu

neuen Anstrengungen,dieLiebe eines Bruders zuerringen,der

so wenig für michübrighat. Dasist Alles,was ich fürdiesmal 29.

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402 DieZukunft.

zusagen habe.«Jm selben Jahr andenBruder AugustWil- helm:»Ichwundere michgarnichtdarüber,daß Du,in Deinen Jahren,denwirklichen KriegderThätigkeitimKabinet vorziehst.

Dieaberzieheichvor. Der Krieg kostetuns zu viele Freunde und zu viel Blut. Aufdie Dauer wirderdemSiegerselbstzum Perhängniß. Lassenwir Anderen denRuhm,denStoff fürdie LobhudeleienderZeitungschreiberherzugeben,undgenießenwir das GlückdesFriedens,dassie nichtkennen.«NiehättePrinz Wilhelm,König Wilhelmsogesprochen—Detbestelltsichzumsie- benzehntenGeburtstag Band fürdasEiserneKreuzund den Nothen Adler. Der schreibtaus dem eroberten Paris andie Schwester"Charlotte: »Hurra:Paris ist unser(dreizehnAus- rufszeichen).Morgen ziehenwir inParade ein.Jch berufemich aufdenglücklichenNachrichtenüberbringerGras Schwekinzwir

.haben ihn schon instruirt,wieermitPostillonsinVerlin einziehen muß.Das wirdeinJubelseini Unser Verlust ist bedeutend.Wir sind nichtbesondersexponirtgewesen.DengroßenSündenpfuhl habenwirschoninseinerganzen LängeundBreite gesehen.Es kommtuns wie einTraum vor. UnbeschreiblicheFreude (zwölf Ausrufszeichen).DasGefechtbeiLaFereChampenoisewar außerordentlichbrillant,wurde aberverleidet durchdasunge- heureExponirenderbeidenSouverains. Eswar keineSchlacht, sonderneinSchlachtenzu nennen; undwirmitten drin! Heute gar nichts gegessen, außer eben,neun Uhr abends, dinirt. Auf allenPunkten habendieUnserenmitentsetzlicherVravour ge- fochten.Aus Paris darf nichts fortgebrachtwerden. Nöppel (Napoleon)wirdtoben?lMit DemhabenwirnocheineNußzu knackeniKann einsolcherMensch wohl infamerenden? Man sagt,erergiebt sichdemKaiser Alexander undgeht nachAuß- land. Dreißigmalschösseich mich tot, ehe ichDies thäte.JnKur- zem,hoffe ich,sindwirbeiEuch.WelcheineWonne (elsAus- rufszeichen).DenKönigLouis denAchtzehntenwerden wirwohl nochabwarten ...GesternhabenwirdenmerkwürdigstenTag erlebt,·derwohl langeodervielleichtniemals vorgekommen ist, wowirGott allgemein fürdasglorreicheEnde unserer Anstren- gung dankten. EinVolkvoneinerunerduldlichenTyranneibe- freitzuhaben undihm seinenrechtmäßigenHerrnwiederzuzufüh- ren,ist wohleinFall,dernicht oft vorkommt. Ein ewiges Hurra

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Diezwölf Steine-— 403 begleiteteuns, sowohlvondenTruppenalsvondenZuschauern.

Eswar russischerGottesdienst.Alles mitentblößtemHaupt.Ge- sternwar auchdieEinholungdesKaisersvonOesterreich.Die selbe AufstellungderTruppenwiebeimTedeum,längsdenBoule- vards. Abends erschienAlles,diezwei Kaiser,derKönigundGras Artois,inderOper.Einrasender SpektakelGanzhimmlischwurde getanzt.DieSängerundSängerinnenschreien nicht so,wieman uns erzählthatte.DieKostümesehr reichund die Dekorationen herrlich.Etwas Pollkommeneres als dieVallets giebteswohl nicht.DieTragoedieim Theätre FrangajsmaginihrerArtrecht schön seinund istesauch;aberfür michentsetzlichlangweilig.

AufdemBallbei Stuart lernteich Wellingtonkennen. Wiein- teressant istderMann! Pon denhiesigen Schönheiten sindwir bisjetztkeineswegs bezaubert.Die Damen ziehen sichsehrhübsch an;ich finde aberkeinensogroßenUnterschied vonBerlin,außer, daßdas Piedestalsehr soignirtwird.Unsere Garden sehenrecht schön aus ;nur die dünnen Büscheunddiezugehakten Kragen!

Por einpaarWochenwaren wirinMalmaisom Josephineund Hortense machtenwirunsereAufwartung und sie führtenuns

’rum.Die russischeRevue war gewißdas schönstemilitärische Schauspiel,dasbisjetzt gesehenwurde. Pon derGosselin sind Alleentzückt.Wenn siedochinBerlin einmal tanzenwolltel«

AusLondon: »DieStadt istimmenst DieMenschen habenuns beinahedieHände ausgerissen. Alles,dieschönenDamensowohl ais derPleds, greiftdanach,um siezu drücken.DasSchreien hätteichmirnochgefallen lassen;aberalswirüberdieWest- minsterbrückekommen, fälltdem Polk dieLieblingideeein,die Pferdeauszuspannem was dennauchgeschah.Je mehrman London kennen lernt, jekleinerkommtEinem Paris vor. Die PferdeundEquipagenlNein,da hatman keineIdee von,wenn man es nichtgesehenhat; himmlich, göttlich(siebenAusrufss zeichen). Jn welchemSaus undVraus wirhierleben,hatkein MenscheineJdeevon.8n Oxford wurdenKönig,Kaiser,Vlüchet-, Wetter-nichundLievenDoktorundtrugeneinenrothenTalar.Das ganzeLandistwiederschönsteGarten. Unvergleichlich. Neulich wurdegeboxt.Essieht einzigaus. Jch hoffe, daßAllesrecht englischriechen wird,wenn esankommt,wasichschicke.Das großeFestimCloup (Klub) hatalleErwartungen übertroffen.«

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404 DieZukunft.

EinPrinzwieandere Prinzen. Mit der ganzen Kastenlust

an Schlachtund Parade, Festund Ballet; mitdemseltsamen (vielleichtaus LuisensBlut kommenden) Pathos derspätenZol- lernund derPreußenkunst,sichindasAmt desMenschheiters ziehers,desWelterlöserszu träumen. (Die Berbündeten haben gekämpft,um dieFranzosenvon demTyrannen Bonaparte zu befreienundihremrechtmäßigenHerrenzuzuführen; demdicken Louis. KlingtderTonuns nicht nah ?)AlsPrinz Wilhelmwie- dernachLondon kommt, hat ihn,der alsdasHaupt derReaktion giltund derKartätschenprinzheißt,derVolkszorngezwungen, vermummt, bei NachtundNebel,insAusland zufliehen.Da

«

erstentdeckterBritaniens Seele;und lernterkennen,was in EuropavonjedemFürstendieStunde fordert.EnglandsKöni- gin istderklügsteKopf,dereineKrone trägt.Nachdemersten Märzsturmhatsiean John Russellgeschrieben:»An Deutsch- lands UnglückistzurHälfteFürstMetternichschuldig.Sein Rath wurdevonallen Landesherren eingeholt:underhat sie gehin- dert,zurrechtenZeitDas zuthun.was ihnenietztabgerungen wird. Damals wärsohne die Opferungder vielenKronrechtemög- lichgewesen,dienun nichtmehrhaltbarwaren.« Andiese ·aller- gnädigsteCousine«schreibt,ausBrüssel,amdreißigftenMai1848 derPrinz vonPreußen:»IchfolgedemTriebmeines Herzens undergreife, ohnelangedamitzuwarten, dieFeder,um Jhnen meinen tiefgefühlten,wärmstenDankfürdieso unendlich huld- volleundundliebevolleWeise auszudrücken,inwelcherSieund derPrinz(Albert) währendmeines Aufenthaltes inLondon mir .entgegenkamen.Eswar einetraurigeZeit. DurchdenAntheil aber,denSie anmeinerLagenahmen,wurde sie nichtnurerträg- lich, sondernineineehrenvolleundmir wertheumgewandelt.

Jhre Huld hatzweifelloszu demMeinungwandel beigetragen, derzu meinen Gunsten eingetreten ist,und somitverdanke ich Ihnen,demPrinzenundIhrer RegirungdenglücklichenAus- gang meines Mißgeschickes.So istesgekommen,daßich jetzt EnglandmitschweremHerzenverlassenhabe, ohnezuahnen, was mirdieZukunft bringenwird. Jch weißnur, daß ichdie kräftigendefriedliche Ruhenöthighatte,diemirwährendmeines Aufenthaltes inEnglandund durchdenEinblick inseineJusti- tutionen invollemMaß gebotenwurde.« DieseErkenntnißhat

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Diezwölf Steine-— 405 ihmbisan seines LebensEndegezinst.Erist nichtenglisch,weder liberal nochein Mucker geworden;bliebimmer stramm konser- vativ undausdiebesondere,garnichtgaliläischePreußenweise fromm (stets, freilich, auchzuemsigerWerbungumschlankeSchön- heit munter).Aber Englands vernünftigesStaatswesen und glanzloskräftigesKönigthumlehrte seininneres AugedenMon- archenthpus schauen,den dasvomJrrlichteliren FriedrichWil- helms müde,verärgerteLandersehnteunddengerade Wilhelm inVollkommenheit ausbilden konnte. NachderHeimkehraus demJnselexilhater,dessenEhrgeizzuvorkaumüber dasZeugniß guterJnsanteriesührunghinaus gelangthatte,vonDeutschlands Elnungals vonhistorischerRothwendigkeitgesprochen,voraus- gelagk- Preußenwerde»an dieSpitze kommen«,und,als Sech- ziger,danndenEintritt indieNeueAera gewagt.

DerMann, in dem deralte,derältesteVrandenburgergeist soerkörpertschienunddemFritz,derFrankeundFeldherr, noch fremdergewesenwärealsBruder Fritz Wilhelm, dessenblin- zelndeLichtscheuPhantasieerkünstelnzu könnenwähnte.JnWil-s·

helms Statur warManches vomVater, der,woesirgend ging, ,kalmiren«, schwichtigen,vermitteln mochte; Manches auchvon demersten FriedrichWilhelm, demDrillsundSparmeister, der, um seinGewand zuschonen,inderLelnenschürzemit Ueberärmeln sichans Schreibpult setzte,inseinenStuben nur einfachesHolz- geräth,nicht Teppiche,Tapeten, Polster, duldete, stattmodischer

»Flatterien«vonJedemlautere Wahrheitforderteundinseinem Land ,nur gute Christen,fleißigeBürgerundtapfereSoldaten brauchen«konnte.Nieaber hatWilhelm sichindenwüstenFäh- zorn des ersten,nie inden kümmerlichenUndank des dritten Friedrich Wilhelmverirrt. Sein Babelsberg warnichtvielüp- pigerals das Paretzder Eltern underbenutztenoch taugliche Briesumschlägegern zumzweitenMal. Doch hatersich,woer

Königseinmußte,königlichimmerbewährt.EineFrau, dieihmviel zuverzeihen hatteunddieihngerndieUeberlegenheit ihres Ver- standesundihrerBildungfühlen ließ.Ein von UmweltundLaune leichtbestimmbareninAbneigungvon derväterlichenPolitikge- stachelterSohn.Einunbequem großer,seinemDämontieserals irgendeinem erlschen unterthaner Minister.EinLand,dasunter seinemSzepter sichwestwärts strecktundausdessenBauerscholle

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408 Dieser-mit

und1918. Jmmerhinkonnte dasLügengewerbesichmitfeiner Leistungschon sehenlassen.EinBeispiel. Gesternnoch hätten wir, auch Leute,dienichtinsBlaureden,beschworen,deram

KriegsausbruchHauptschuldige seiEmileOllivier, Louis Napo- leonsErsterMinister, gewesen,d"erja, »bekanntlich«,selbstin der Kammer gesagthat,daßerdieVerantwortlichkeitfürdenKrieg

«mit leichtemHerzen«aufsich nehme. JnhundertArtikeln und invielenVüchern hattenwirs so gelesen.NunhatderPhilosoph HenriVergsonbeiseinemEintritt indie FranzösischeAkademle überOllivier, dessen Platz ihmzugefallenist, geredet und, nach denAktendesStaatsarchives unddesHauptbetheiligtemden Vorgang ganzanders dargestellt.Amzwölften Juli, nacheiner höfifchenVerathung, dervon denMinistern nur, zufällig,der HerzogvonGramont beiwohnte,hatte Aapoieon der Dritte aus SaintsCloud anVenedetti, seinenVertreter amberlinerHof,te- legraphirt,derKönigvonPreußen müssedenVerzichtdesHohew zollernprinzen Leopold aufdensp anischenThron bestätigenund versprechen, daßerdieErneuungdieserKandidatur niemals ge- stattenwerde. Ollivier weiß nichts davon, hörts erstinderNacht, wittert dieGefahrundschickteine Depeschemilderen Jnhaltes nach,diedenGesandtenaber zuspät erreicht.AufOlliviers drän- gendenAntragbeschließtamnächstenMorgendasKabinet mit achtgegen vierStimmen, nicht daraufzubestehen, daß König Wilhelm sich fürdieZukunftverpflichte.Zuspät.DieFolgeder Depescheaus Saint- Cloud istdieDepescheaus Ems, die,in Bismarcks Fassung,denKriegbewirkt. Ollivier hatdas zur Ver- hütungfolcherFolgeihmMögliche gethan. Dann,weilerseinen Kaiser nicht schutzlos lassen wollte,dieVerantwortung auf sich genommen undamfünfzehntenJuliinderKammer dieUnver- meidlichkeitdesKrieges gezeigt. Erster Satz: »Mit tieftrauerns derSeele (i’äme däsolächentschließenwiruns zudiesemKrieg.«

Letzter: »Von heuteanbeginnt fürmeine Kollegenundmicheine großeVerantwortungpflichtzmit ruhigem Herzen (d’uncoeur iåger) nehmenwirsie aufuns.«Zwischenrufevon links.»Ja,mitruhi- gemHerzen.Deuteln Sie nichtan diesemWort,entstellenSie seinenSinn nicht so,als folleesausdrücken: mit Freudet Ich sagte Jhnen schon, daß ich tiefen Schmerz empfinde.Jetztaber

wollte ich sagen, daßwirkeinen Gewissensbißfühlen unddaß

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Diezwölf Steine; , 409 unser Herz voll ruhigen Vertrauens ist.« Wer liestalteParla- mentstenogramme?Vonder äme dåsolåe war niemehrdieRede;

Ollivier,der dreiWochennach seinerRede gestürztwurde,blieb dasScheusal,das leichtenHerzenssein Vaterland inKriegund Niederlage riß.Das scheintDenen nicht schlimm,diegewöhnt wurden, erwiesene,von Anstandund Vernunft unbestreitbare Thatsachen(etwa: dieVerletzungder vonVelgiengewahrten Neutralität) vonRarren oderGewissenlosenleugnen,dasKlarste selbstinGenebel verlügenzuhörenund,Vhilosophen«denSaft derKriegskonjunktur schmatzenzusehen. AlsAnfang einerMm de,die bis in dietiefsten FaserndieWurzelderSittlichkeitaus- laugt, ists, dennoch,einesBlickes wohl werth. HerrBergson schätztdenCharakterund das Talent Olliviers ungemein hoch Undführtaus Rede undSchrift Sätzean, diedenlangeGe- vehmtenalseineernsteSeele zeigen.Preußen, schrieber,»hat demdrittenNapoleondenKriegausgezwungenzwer weiß,ob esihn nichteines Tages auchderRepublikauszwingenwird?

JndenEbenen derChampagneliegtirgendwoeinDörfchen,an dessenNamen sichein Sedan überleuchtender Sieg knüpfen wird.« DreißigJahrevorderMarneschlacht, sagtderFestreds ner,hatOllivier siegeahnt. Menschlicher klingtuns derSatz:

»Unserem Ministerium, das 1870 das VolkzuKrieg aufrufen mußte, gingeswie denMusikanten in,RomeoundJulius die zuHochzeitjubelberufenwaren unddann dieLeichenklagean- stimmen mußten.« Emils Vater trugdieLastdesVornamens DemosthenesundwareinwilderRebell.DaßderSohndenFrie- dengeliebt,denKriegintrauerndem Gemüth beschlossen hat, hebt ihnausdemSchlundderVerdammniß.Undlehrt,wieder, ahnen,was derMenschheitals»Geschichte«zugemuthetwird.

AuchalsGeschichtevongestern.GrasHertlinghatlmNeichss tageineRede desLordMilner als »versöhnlich«gerühmt.Den mußten wir, nach seinem HandelninSüdafrikaund imKriegss- ausschußderVritenregirung,füreinenhartenMann halten.Dem Vazifizismus istervielferner als sein KollegeLloyd George.

JndergerühmtenRedesagter,auchinDeutschlandsei wohldie ZahlszDerernicht klein,die derGedanke,der Raums undMacht- gierneue Menschenopferlzu häufen,ekle und dieaus tiefster SeeleVerständigung,nichtEroberung,ersehnen;doch dürfeman

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410 DieZukunft.

sichnichtüber dieThatsachetäuschen,daßdieMenschen dieses Empfindensnochohnmächtigseien. »WirBriten kämpfen nicht, umDeutschlandseinerFreiheitzuberauben oder vom Weltvers kehrauszuschließen.Wirwollennur, daßdieunabhängigeFreis heit,das Rechtzwangloser Selbstbestimmung,der Platzim Sonnenlicht allenVölkern gegönnt werde, auchdenschwachen undkleinen,diebisherstetsdieOpferdeutschenAngriffeswaren.

DerKaiserhatneulichgesagt,erwollemitdenNachbarninFrie- denleben,müssezuvoraberfordern, daß sieDeutschlands Sieg anerkennen. Auf solcheHerausforderung istnur eineAntwort möglich.Wiegroß,wiebewundernswerth auchdieLeistung,die Ausdauer desBritenvolkes in derKriegszeitbis heutewar: nahe ZukunftwirdunsinnochhärterePflichtundEntbehrungzwin- gen. Doch jewilder das Gewitter tobt, desto höherwirdunsere Stimmung sich heben, desto fester unserWille zumWiderstand werden.«VersöhnlicheralsLlodeeorge?DeralteHerrmußeinen seltsamzugerichteten »Auszug«derNedesgel esenund darüber ver- gessen haben,daßLothilner vornan indemversailler Kriegs- rathsaß, dessen BeschlüsseinBerlin so zorniggetadeltwurden.

Nochvor demFriedensschlußDeutschlands und Oesters reich-Ungarnsmit demZufallsgebildederUkrainerrepublik ha- ben die vierGruppen volnischerzSozialistenund Demokraten aus Warschauan alle Völker der ErdeeineBotschaftgesandt-«

dieausspricht,wasPolensBolksmassevondemkünftigenFrie- denskongreß fordern werde,und derenHauptsätze deshalb der Politikerins Gedächtnißausnehmen muß. »Das Ideal, zu dem wir unsmitunbeugsamemWillen bekennen, istdieEinungaller- von Polenbewohnten Gebiete ineinen unabhängigenStaat.

DieBewohner derjetztdenCentralreichen zugehörigen Polen- länderhabendasRecht,zurVeantwortung aller fürdiepolnische ZukunftwichtigenFragenmitzuwirken.Mit allerKraft,mitder- ganzen Willenswucht von Menschen,diekeineSklavenketten tragen wollen, wehrenwir unsgegen den«-VersuchsPolen inden Rahmeneines fremden Staates einzuzwängen.Wirverwerfen, heuteundfüralleZeit,denPlan, nur aus den vom Wiener Kongreß dazuausersehenen Landstücken,diedurchden Willen derjetztnachdemVesatzungrechtdrinschaltendenMächteviel- leichtgarnoch verkleinert würden,einen Polenstaatzuschaffen;

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Krieg bilden wird, bleiben die einzelnen Stände bestehen. Aber die Grenzen, die sie sich bisher selbst zogen, müssen sich bald verschieben- Die Stellung des Einzelnen darf nur

Nicht nur Belgiens Freiheit und Wirthschaft, sondern auch sein Recht auf die Wahl künftiger Genossen muß wieder hergestellt werden« Fest überzeugt, daß mit diesem Bekenntniß ein

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