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Die Zukunft, 8. Dezember, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 2.

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Pettin, den8.Dezember1917.. Ye.2.

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Nachdruck verboten.

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Frei-.vierteljährkich6,50Waru, dieeinzekneKummer If.

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Berlin.

Verlag der Zuk"unft.

Großbeerenstraße67.

1917.

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Berlin, den 8.Dezmber 1917.

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Hahnenschrek

TraumspieL

Imeiiktachbartischein einem schweizer SpeisesaaL Anjedem einMann slawischenBlutes.Herren?Nurder Eine hatdie H altungdes inVesehlsrecht Gewöhnten. DurchdasAsiatenantlitz desAnderen zucktderscheueTrotzdesvonGewalt schändlichEr- niedertem Beiden war inder dunklen Heimath nicht wohl;war- dieLust,mitrüttelndem, Funkenweckendenr Wort ausdie Volk- heitundmitderenSeeleninbrunst dann aufdieMenschheitzu wirken,vonBüttelwillkürverleidet worden«Jm Bezirkder über dieWuthProtzigenNationaldünkelsgehobenen Eidgenossenschaft IabtsiestarkeVerglustderFreiheit;begegnetin-jeder Gasseund sSchänkeihneneinähnlichGestimmter. Hier ist nicht Krieg.Nur VereitschastzuAbwehrallenEindrängerwillenv» Hierhat nicht GroßundKlein,AltundJung irgendeinGlied,FingeroderZehe mindestens,imGeräder, GezähnderfürKriegsbedarfgebauten, alltäglich geöltenNiesenmaschine. DieSorgesürMann,Sohn, Vater, Bruder-,dieAngst, trotzderUnzulänglichkeitdesLeibes alszuHaus Lästigerfernangeschirrt,in einenStaatsbetrieb,einen Graben oderHinterfrontdienstgeworfenzuwerden,surcht hier nicht jede Stirn, lähmt nicht,inRede undSchrift, den«-Bekennen muthzumenschenwürdigerDeutungdesLebenssinnes.Kräftige Jünglingeregensich, ohneHast,hier nochimBürgerrock. Brot, aus demFarbe undRuchderKornseldwelleunverschmutztlächelt und dustet-. MusikwinktfröhlichePaare inReigen. Ungehemmt rinnt derFlußgesunder,nicht versälschterAährmittelund Keiner

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4 2 DieZukunft-

braucht,um draus zuschöpfen,inlistige Schliche,inschlaueVors schristumgehungsichzu erniedern. Auch hier istGlücksbesitzoft aus Anderer Qualerstanden. DochderAthemderNatur,des Menschenallsistunter demFirmament desFriedensrein wie- desmurmelnden Gebirgsbachesund verpestetnicht jedenaus Zufallsfreude steigendenFrühlingssasttropfen.Nur Blinden- glück?DasdesVeneideten,der seineLandhäuser,Gärten,Seen,.

Wälder, Vögel,Wildpret, Fische,denSonnenaufgang ausseinen Buchten,dassonnenhemdgelbeGoldseinerSchatzkammerselbst nichtschauen,dernur hören kann,wiedierostige Ankerkette des Schiffes aufklirtt-das ihmdaseinzigeKindübersweiteMeer wegträgt? Nochaus diesemFriedenseiland müßteJndrasToch- ter denunverwehbaren Seufzerüber dieSchweredesMensch- seinsvordenThronihresVaters tragen;nochvonhierzu dem inEwigkeit,durch Ewigkeit Mitleidlosen empor rufen:»Höresiel Esistschadeum dieMenschen.« Kehrt sieinneuer Mumme auf unsere Erde zurück,nocheinmal denPferchderThoren und Tollenzusehen?VonihrerMitleidensbrnnst glimmteinScheit imAugedes Serbenxnädchens,das in derwinterlich rauhen VergwildnißAibaniens den grausenRückzug seines Heeres, seines Männervolkes erblickt,inLumpen,miterfrorenen,zer- schundenen,blutenden Gliedern, mitgemachthat:undseitdemvon demRufderHelisicht, prophetischerErkenntnißdes Künftigen umwittertist VonTischzuTischschreitetdiehochstämmigSchmäch- tige,bietetCigarettenfeil,die derverkrüppelte, stolz nochinPe- ters UniformsteckendeVater in einerDunsthöhle fertigt, undspen- detvomZins ihresAhnungvermögensdemGastnur, indessen Atmosphäre sie heimischwird. Nun steht sie.Tauchtden Blickso- tiefin das Auge,dieWangenschluchtenundSchädelbuchtendes KalmykenkopfeswieOstasiensFischerdieAngelins Küstenwasser desGelbenMeeres; Undspricht dann,inbuntem Gemischser- bischer Bauermundart mitrussischenundkirchenslawischen Satz- brockem ,,Steil recktauswüstemDunkel sichderPfad Deines Schicksals.Himmelan?HöhernochalsdesFeinen,der nebenan schmaust und,weilichsihm nicht weissagte, nicht weiß,daßer, ehedas Jahr, dessen blutiger Morgenunsleuchtet,verglüht ist, derersteStaats dienerdesKönigreichesPolen,einesbeideStücke Galiziens umfassenden,sein wird. Nach demAblaufderselben

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Hahnenschreix 43 FristwirstDu(demich,weilergelitten hatunddrumdas Elend derArmuthundKnechtschast empfindet,nicht stummhip)dekHekk undGebieter Ruszlandssein, derMeisterüberdenWillen von hundertsechzigMillionen Menschen,ihrHirnundihrArm. Jn dempetrograderWinterpalast,den dieZaritzaElisaweta Bett-zw- nanichtsürUnsereinsschuf,wirstDu,wie einGekrönter,dieSend- UngegroßerReicheempfangen«ZwischendieweißenMarmor- wändedesdemHeiligen Georgijgeweihten Saales Deine Ge- hiler zuRath schAlten« JnderFeldherrengaleriedieVildnisse Suworows undKutusowsvomAagelhakenunddurchdieDeiner FreundeundHeiligen ersetzenlassen,wenn Dirs sobeliebt.Ro- sensarbigesKunstlichtwird,übereinGebirg gelberMarmorstu- senhin,·denWeginDeinSchlasgemacherhellen. Jn schlummer- loserNachtwirstDuamGlitzernderKrondiamantenDichweiden, spielendKatharinasOrlowwägenoderinVettkittel undSchuhen nachderMillionajasrontwandern und, einsam,indenKunstwun- dernderEremitage schweigen. ZumEntsetzensteil istDeinPsad.

DochDüträgstnichtschweranGewissenundwirstnichtausSchwin- delansallvordemZielstraucheln,Duarmes,armesGlückskind ..««

DieimMorgengraudes Jahres 1917noch heimlose Gäste derSchweizwaren, thronennun ausderZinne irdischer Macht.

HerrJanvonKucharzewski ist Ministerpräsidentdes auferstehen·

denKönigreichesPolen.WladimirJlitschUljanow, dersich,ein Reis von kleinemAdelsstamm, alsPolitiker undPublizisten Leninnennt,ist,als dasHauptallerSowjets,Diktator inNuß- land. UndanderSängerbrücke,in demReichskanzlerhausUnd Auswärtigen Amt,wodieNesselrode, Gortschakow, Witte,Js- wolskij einstdemSturm, selbstderSonne geboten,herrscht allge- waltigein kaumindieDreißig Erwachsener,derzugleichmiiden Zweidas SchweizerbrotderVerbanntheit asz:dervondeutschem WissensstossgenährteJude Braunstein, der sichLew Nikola- jewitsch Trotzkijheißt.Mit ihm,demBolkskommissar fürAus- wärtigeAngelegenheiten,verhandelndieMarschalle, Generale, Ministerder wider Rußlandverbündeten dreiKaiser-,zweiKö- nigreiche.Kennen sie ihn,nebendem der desHochverrathes schul- dig gesprocheneKarlLiebknechtein inSanftmulhruhigerBürger, einnützlicher Wahrer alles ehrwürdig Gewordenen scheinen müßte?,,DerKriegvon 1914bringtvorAllem dieZettrümmerung

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44 DieZukunft.

desnationalen Staates als eines selbständigenWirthschaftges bietes. Alles Gerede,erdiene zumWerknationaler Vertheidi- gung, kommtvonBlinden oder vonHeuchlerwAusderWirrniß, in die derJmperialismus die VölkerkapitalistischerLänderver- leitet hat-zwingtderKriegdasProletariat aufdenWegder Re- volution.Er zertrümmertdieNationalstaatemund derenZusam- menbruchbegräbtauchdiesozialistischen Parteien dernun ent- schwundenenZeit,diemit denStaaten zusammengewachsem alsonational gewordenwaren undsich,gegen diefeierlicheVe- theuerungallihrerKongresse, zurVertheidigung derstarren staat- lichenGebilde erhoben,als der ausnationalem Boden aufge- schosseneJmpetialismus dieschonmorschenSchlagbäumederNa- tionengrenzen mitdem Schwert abzuhauen begann.Wie die Na- tionaistaatendie Entwickelung derErzeugerkräfte,so hemmten die altensozialistischenParteien die revolutionäre Bewegungder Arbeiterklasse.Aus derWelterschütterungwirddie neue, die dritteJnternationale hervorgehen, diederletzten Kämpfeund endgiltigenSieges.JnderHöllenmusikdesTodes bleibtunser Kopfklar. Wir Revolutionäre empfindenunsals dieeinzige Kraft,dieZukunftzuschaffenvermag. Schonist unsereSchaar größer,alssichtbarwird. Uebermorgenwerden unter unserem Banner Millionen stehen, dienochjetzt,siebenzigJahrenachdem ErscheinendesKommunistischen Manifestes vonMarxund En- gels, nichtsAnderes alsihreKettenzu verlieren haben. Aufder

,ganzenFront müssendemrasendenJmpetialismus dieKräftedes revolutionären Sozialismusnocheinmal entgegentreten.Schnell:

AbbruchdesKriegeslDieBedingungendesFriedens(der Völ- ker,nichtetwasversöhnterDiplomaten) müssensürdieganzeInter- nationale gelten. KeineTributzahlungzdasRecht jedesVolkes aufSelbstbestimmung seines Schicksals;VereinigteStaaten Eu- ropas ohneStehende Heere,ohne Monarchien, ohne Feudal- kastenherrschaft,ohne Geheimdiplomatie.«Diese Sätzeundwilder drohendebietetdie(nochinZürich verfaßte) Schrift »DerKrieg unddieJuternationale« demLeser.Das ist Trotzkij.Dersitztnun aufdemPlatz,woGrafNesselrodeseinemNikolai dasEhren- zeugnißausstellte, sein,desGossudars,Wille habe überall den Wirbel der Nevolution geschwichtigtunddieschwellende Fluth zerrüttender Demokratie durchunzerstörbareDeiche beschworen.

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Hahinenfchzreh 45

Morgenroth.

·,,JchmußEntschuldigungdavon erbitten, daßich auch Ihre Zeit,meine Herren,wiezuvor schondie mancherinStaat und Parlament miternster,verantwortungvoller Arbeit behäuften Männer,8hregerade jetztzurFührung großerGeschäftesum-th- wendige Zeit fürReden inAnspruch nehme. Entschuldigtkann ichnur dadurch werden,daßichJhnenwichtige,tiefindiePraxis hineinreichendeGedanken vortrage,dienichtnur fürdieZukunft Jhres und meines Baterlandes,sondern für-das Schicksalder Weltvon hoherBedeutung sind.Wenn ichüber denKriegrede, sohabeicheinen Vortheil:in allen vom Krieg ergriffenen Län- dernbinichfastdereinzige Minister,der vonderersten Stunde an mitzuwirkenhatte.Jch darfalsoglauben,zuwissen,was ges- schehenistundauswelchen verborgenen UrsachendasGeschehen kam.Herr Painleve,mein FreundundKampfgenosse,hatJhnen denwichtigenBeschlußFrankreichs,Italiens undEnglandser- klärt,einen OberstenKriegsrathfürdieWestfrontzuschaffen,der dortdieEinheitderFührung sichernundaus Staatsmännern undbesondersbewährten Generalenbestehensoll. Uns blieb,lei- der, nichtdieZeit, auchAmerika undRußlandum Rathzufra- gen; dieschlimme EntwickelunginJtalienunddiePflicht, siezu hemmen,erzwang zunächstdieBeschränkungindenKreis der Mächte, derenTruppen sofortaufderitalischen Frontverwend- barsind.Sollaber diesergroßeVersuch durchgreifenden Erfolg haben(undmirscheintandiesem ErfolgderSiegunserer Sache zuhängen),dannmüssenalleunseremächtigenVerbündeten im Rathvertreten sein.Zwei Fragen kannman uns nun stellen.

Warum faßtetIhr jetztdiesenBeschluß2Unerarum nichtfrüher?

DieersteFrage ist leicht,diezweite schwererzu beantworten.

DemmißtrauischstenPartikularisten unter uns müßteder KriegsgangdieAothwendigkeitstrafferer Einheitin derKriegs- führungerwiesen haben.Wir Berbündete besaßen (undDas gilt,trotzallemGefchehenen,noch heute)Alles,was den Siegver- bürgenkann. WirhabendieSeeherrschaft,diestets,ohneAus- nahme, ihremBesitzer,wenn erdienöthige Ausdauer hatte,den Endsiegverbürgte.Auf demFestland habenwirdieUeberlegens heitanMenschen,Kriegsgeräth,Wirthschaft-undFinan zkraftund obendrein, obenan das guteRecht unsererSache. Jn langem

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46 DieZukunft.

Krieg ist nichts AnderessowichtigwiedasBewußtsein,dasRecht für sichzuhaben.DieSumme dieser Vortheile müßtedenSieg schon gesichert, müßteuns mindestens ermöglichthaben, aufdem WegzumSiegviel weiter vorzuschreiten.Werundwas istda- für verantwortlich, daßwirnoch nicht soweitsind? DieserFkage wüssenwirdieAntwort suchen zfurchtlosundohneallzuzärtliche SchonungpersönlicherEmpfindlichkeit.EsgehtumdasSchicksal derWelt;undwirhabennichtdasRecht,anAnderes zudenken als an dieSache.DieHeereund Flottensind freivonSchuld.

Wirbewundern,Alle,dasKönnender zu Land undzuWasser führendenMänner und schauenbegeistertaufdieLeistung unse- rerSeeleute undSoldaten.DieBertheidigungVerduns wird ein Gegenstandstolzen Staunens bleiben,bisdie Erde erkaltet. Und dieErzählungvon derunermüdbarenZäheit,die, nachMonaten fastbeispielloswilderKämpfe,dieHöhenvonPasschendaelenahm, wird in alleEwigkeitmit einem Strahl ihres RuhmesdieNebel meinerHeimath durchleuchten.LassenSieauch für Italiens Heer, dasjetzt durchschwerePrüfungschreitet, micheinWort sprechen.

WeranJtaliens GrenzedasGebirgsieht, mußsichvorderTapfers teitderMänneribeugemdie demfestverschanztenOesterreicherheer dieseHöhenzunehmendermochtemAuch diesenArmeenmüssenwir gerechte-Richter sein. RußlandleidetanhitzigemFieber,dasaus den Lasterneines abscheulichen Regirungsystems stammt.Nuß- iand wehrtsichgegen dieKrankheitundsucht, auf Höhenundin Tiefen,einenWegin festeresund reineres Leben,alsihmbisher je beschiedenwar. Heute,woes, ohne seine Schuld,niedergeschlagen it, dürfenwirnicht vergessen,wases in derersten Kriegszeitge- leistethat,alsseineTapferkeitundopferfrohe HingabezumSchutz desWestensvorgrausamerPreußenherrschaftbeitrug.Auchder kleinen Heldenvölker,dieihrLand verloren haben, ihrer Kraft undihrerOpferwerden wirimmer eingedenkbleiben. Aberin unsererKriegsführunghatdiewirklicheinnere Einheit stetsge- fehlt.Wirhabenesempfunden, habendarüber geredetundin immer neuen Resolutionen Heilmitteldagegen gesucht.Nur: Ein- heitistniedraus geworden; niesindwirvon RhetorikinHand- lung,von Worten inStrategie gelangt.Wir habenweiter von Ostfront,Westsront,itali-scher,egyptischer,mesopotamischer,Sa- lonikiisFront geredet:undganzvergessen, daßesnur eineFront

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Hahnenschrei. 47

mitmehrerenFlügelngiebtunddasSchlachtfelddieserRiesems heereeinErdtheil ist.AnVersuchen (diehieranwesendenKol- legensindmeineZeugen)zurVerwirklichung strategischerEin- heit hats nichtgefehlt;injedem Jahr haben Konferenzen sie für das nächsteJahr zusichern getrachtet. Große Generale sind,mit sorgsamdurchgearbeitetenPlänen,mitgründlicherKenntnißihrer besonderenFrontbedürfnisse,nach Paris gekommen.Das war keinrichtigerKriegsrathderVerbündeten. Dermüßteausver- antwortlichen,derVorgängeauf allen Fronten kündigen Män- nern bestehen. Jndiesen Versammlungenwar man schonimVes zitk bloßerMeinungausspracheschüchternundempfindlich;und man wars zehnfach,wenn sichsdarum handelte,einemNachbar aufeinem FrontstückHilfezubringen,mitdessen Pflichtenkeiner deranwesenden Generale belastetwar.Weil man aberwenigstens denScheineines gemeinsamen Strategenplanes wahren wollte, setztensich,sozusagen,AlleaufdenselbenTisch,nahmenFaden undNadel indieHand,nähtenihrePläneaneinander undzeig- ten derCivilkonferenz,diesie ablöste, stolzdas Ganzeals ein großesStückgemeinsamer Strategie. AmnächstenMorgenwurde feierlichdann derWelt angekündet,nun seidievöllige Einheit derVerbündeten erreicht· AufdemGebiet derStrategie wenig- stenswars:Sand indieAugen. Mitsolchen Kunststückenläßtsich inFriedenszeiteinMenschenalterlangauskommen;inKriegs- zeit überdauertihreWiI ksamkeitnichteineWoche.Was wirhat- ten,war eineSammlung selbständiger,nur zusammengenähter Pläne. Aähwerk istaber nicht Strategie: deshalblockertensich, wenn diePläne sichindergrausenWirklichkeitdesKriegesbe- währen sollten,dieFädenunddieFlickereifielauseinander.

Jchweiß,wasman denForderern einheitlicherFührungzu antworten pflegt. DeutschlandundOesterreich,sagtman,bewe- gensichaus inneren Linien, währendwirauf perip herischeLinien angewiesensind.Das istkeine Antwort. Das isteineThatsachez und geradesie befiehltmitunüberhörbarlauter Stimme die Einung unseres Mü-hens,weilnur Einheituns denSiegüber dienatürlichen VortheilederFeinde schaffenkann.

BetrachtenSiedieEreignissederletztenvierFeldzüge:und Sie werden erkennen,wieengunsereSchloppenandenGrund- mangelunserer Organiscton geknüpft sind. Wir habengroße

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Siegeerrungen; manchmal,wenn ichdieListe entsetzlicherBer- lustewieder durchblättere,wünscheich,ses wärenichtnöthigge- wesen, so oftzusiegen. AufeinemHaupttheil unsererLandsront istdieLeistungweitüberzäheAbwehrhinausgegangen: haben wirdenFeindinRückzug gezwungen. AufderSeefront haben wirihn,trotzderJnfamtedesUnterseekrieges,besiegt. Wir ha- ben vielgethan.Wirhätten,glaubeich,schonAlles gethan,wenn unsereEinheitzurechterZeitverwirklichtworden wäre.

DerKennzug,derdiesenKriegvondenunzähligenaus der Geschichtebekannten unterscheidet, ist:dieBelagerung ganzer Völker. WirVerbündete blockirenzweigroßeReiche.Wenn uns der Sinn dieserThatsacheimmer ganzbewußtgewesenwäre,hät·

tenwirmehr erreicht.Beieiner Belagerunggenügtesnicht,daß.

jeder TheilderEinsperrlinien starkgenug sei,um demstärksten AusfalldesBelagertenzu widekstehen; dieBelagerermüssenauch- inBereitschaft sein,überall zuschlagen,woderFeind geradeanr

Schwächstenist.Waren wirs? BlickenSieaufdieThatsachen.

All diereichen Ueberseeländer,aus denen erzuvorgroße Men- gen vonLebensmitteln undRohstofsen bezogen hatte,waren dem- Feind durch unsere Flottengesperrt.JmOstenwar erdurchNuß- land,imWesten durchdieHeereFrankreichs, Englands, Jtas liensblockirt. DerSüden aber,derso wichtigeSüden mitderof- fenenThür nachdemOrient,war·derObhuteines kleinen Landes- überlassen,dessen Boikszahlvon derBelgiens ums Doppelte überstiegenwird,dessen Heervon dreiFeldzügen erschöpftwar- und hinterdemzwei treuloseKönigeder Stunde harrten,wosie- demkleinen,inVertheidigunggegen Uebermachtgezwungenen BolkdenDolchinden-Rückenstoßenkonnten.Waswardie Folge diesesunfaßbakenFehlers? Was mußteJedervoraussehen, dermitgesammelterGeisteskraftdas ganze Schlachtfeld, nicht.

nur einen Sektor,umfaßte?Erhättevorausgesehen,was dann Ereigniß wurde.WährendwirimWestenmitallerKraft aufun- brechbar scheinendeHindernisseeinhämmerten, warfendievon derUnbrechbarkeit überzeugten Mittelmächte sichmitihrerganzen Wucht ausdaskleineLand, brachen seinenWiderstand,über- schrittendieOrientschwelleund holtenausdengewaltigenBor- rathskammern Korn, Meh, Metall, Alles,was Deutschlandzur WeiterführungdesKrieges brauchte. Ohne diesenZuwachshätie

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Hahnenfehreig 49

Deutschland dieKraft seinerArmeen nichtungeschwächtzuer- halten vermocht. Hunderttausende kräftigerMänner ausdem bestenKämpferstoffreihtensichunter seinen Oberbefehl;waren- ihm gewonnen unduns verloren. DiedurchdieAbsperrungvon ihrereinzigenAährquellefasterschöpfteTürkei erholtesichwieder undwurde Uvcheinmal EinegelährlicheMiltärmacht,dieunsnö- thigte,zurWahrung unsererAnsehensresteimOrientHundert- tausende unserer bestenKrieger dorthin abzuzweigen.Durchun- sereSchuldwar demgräßlichenKriegneues Lebeneingeblasen worden.Undwodurchwurdedieser unglaublicheFehlermöglich?

Dadurch, daßNiemand fürdieSonderpflicht desValkanthorss wächters bestelltwar. DieFronteinheitwar nicht verwirklicht- FrankreichundEnglandwaren inanderem Geländemit anderen Aufgaben beschäftigt.Jtaliendachtenur andenCatso. cRuszlands hatteeinesechzehnhundertKilometer lange Grenzezuschützen-:

konnteauch,selbstwenn esgewollt hätte,Serbiennichtbeistehen, weilRumänien noch neutral, demDurchmarsch alsogeschlossen war. Wir schicktenTruppennachSaloniki. Richtig;nur gings wie immer bei uns: siekamenzuspät,umSerbienzuhelfen.Als das Unglück geschehenwar, schickteman fie.DieHälfte,zurechs terZeit,nur dieHälftederMänner-,die imSeptember 1915be- demfruchtlosenBersuch,dasWestthoraufzubrechen,fielen: und- Serbien war, mitSerbien zugleichwar der ganzeBalkan ge- rettetund die BlockadeDeutschlandswurdeerstdadurchlückenlos.

Mancherwirdsagen: ,Das isteinealteGeschichte.«Wär-s doch soiAberesistdasersteStückeinerSerie,diebis inunseren Tag hinein währt.1915: dasJahr der serbischenTragoedie.

1916: das derrumänischen.DieistinJhrem Gedächtnißnoch so frisch, daß ichdieEinzelheitennichtzuwiederholenbrauche.Was könnteichdarüber sagen?Eswar jafastinjedemZugdieWie- derholungderserbischenSache.Das klingtDem unglaublich,der bedenkt, welcheFolgenRumäniens Niederlage füruns hatte.

DieüppigenGetreidefelder,diemächtigenOelquellenRumänlens fielendemFeindzu.Deutschlandkonnte uns bisin die Ernte 1917 entschlüpfen.Abermals war dieBelagerungderMittel- mächte aufgehoben, abermals dergräßlicheKriegin dieLänge gezogen worden. Das wärenichtgeschehen,wenns irgendeine Eentralgewalt gegeben hätte,derenAufgabedieUeberwachung

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DO DieZukunft.

desGesammtkriegsschauplatzeswar. Dochwieder hattenFranks reichund Englandallihre Kräfte fürdiefurchtbarenSomme- Stürme aufgeboten, Italien focht aufdemCarso für sein Leben, Nußland kämpfteindenKarpathemundnirgendswar eine Au- torität,inderen Pflichtenkreis dieAusarbeitung vonPänen ge- hörte,die demZusammenbruchRumäniens vorbeugen konnten.

Statteines Krieges habenwirvierKriegegeführt.1916hat- ten wirdieselbe Konseren3,hier,inParis, mitdemselbenSchein derVorbereitung einesstrategischen Gesammtplanes.Wis aber geschah,alsimMärz dannRußlands Militärcnachtzerschmolz?

Wenn Europaals eineinzigesRiesenschlachtfeld behandeltwors denwäre, hätteman,sobald sichzeigte, daßeinegroßeArmeeda, wosieeingesetztwerden sollte,garnichtodernichtzurechterZeit eingreifen konnte,natürlichdenStrategenplan geändert.Wir dachennichtdaran. Wirwirthschaftetenweiter,alsob inNuß- land Alles nochbeim Alten wäre. Weshalb? Weiljeder Plan snur inundfür sichselbstlebte,nichtinnerlich mitanderenPlänen zusammenhing GestaltenSiemir,ohneUmschweiszureden. Zu VersteckspieloderzuTüncherkünstentaugtdieStunde wahrlich nicht.DerKrieg isteinSpiel, indemnur realeWerthegelten.

Nun ist1917: undwas erleben wir? GäbeeswenigstensAb- wechselungindieserTragoediei Nein: genau derselbe Zusam- smenbruchund genau dieselbe Ursache. Rußland ist lahmund Italien bedroht. Außlandkümmertsichnurum seineFrontund Italien führt seinen Krieg für sich.,Soll ichmeines Bruders Hü- ter sein?«Unseliger, verhängnißvoller Jrrthumi Die italische FrontistfürFrankreich,ist fürEnglandgenau so wichtigwiefür Deutschland.Die Deutschenhabenseingesehen. Wir,leider, nicht. Es nütztunsnicht,wenn wir vorderGrößedesUnglücks das Augeschließen.Wersienichtsehen will,wirdniesichzu den Entschlüssenaufschwingen, dienöthigsind,umdasnoch Nettbare zu retten. Wenn wirinderFeindeslinie einenKilometer Raum gewinnen, wennwirdemrauhen Griffdes Einbrechers ein von derArtillerie inStaub zerschossenes DorfentreißenundeinPaar HundertGefangener haben, jubelnwir;und unsereFreudeist aufrichtig.Jstauchberechtigt;denndasErreichte isteinSymbol derUeberlegenheitüber einen Feind,der gernprahlt,und eine

«Bürgfchaft,daßwirdenSiegschließlicherringen können und

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Nicht nur Belgiens Freiheit und Wirthschaft, sondern auch sein Recht auf die Wahl künftiger Genossen muß wieder hergestellt werden« Fest überzeugt, daß mit diesem Bekenntniß ein

Mit endgiltiger Deutlichkeit müssenwirdeshalb nicht nur die Grundsätze, für die wir kämpfen,sondern auchihre bis ins Einzelne greifbare Anwendung ausdie Erdkarte klären.Wir find in

- des rusfischenMarxismus und der Kreuzlinie Bakunins habe ich im dritten Dezemberheft (,Das fahle Pferd «) zu zeigen versucht, Dem weiträumigenGedankenzeughaus Bakunins entnahm

gegen. Und wenn alle Juden in corporc, wenn der ganze Kahal wie eine Berschwörung widerNußland steht unddenBauer aus- saugt: wir sagen kein Wort. Sonst könnten wir ja den

ner Zeiten?« Ein viertes Zeugniß liefert der Brief, in dem, nach- der ersten berlinerAuf ührung,derDichtersagt:»DieSzene(Posas Audienz bei Philipp) soll gut gespielt und Seiner

Vergesset nicht, daß der zu KriegAufrusende irgendein Scheusal zeigen, also, wenn er das zu bekriegende Volk ehrt, dessen Re- girer an den unentbehrlichen Pranger schnüren muß;

Mit der Zerstörung belgischer und französischerFreiheit, mit impetialistis scherVergiftung des deutschen Proletariats wollen wir Rußlands Freiheit nicht erkaufen.«Gregorij

Die wird aber gehindert, die Völker werden einander immer noch mehr entfremdet, wenn die Eigenart jedes Volkes mit stolzer Abwehr alles Fremden gepflegtund erhalten wird.Will das