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Die Zukunft, 15. Dezember, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 3.

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Fllhkll.gemin,deii1·s.Dezemdee1917. gee.s.

Jahrgang 25

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Herausgehen

Maximilians Kardew

Inhalt:

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Nachdruckverboten.

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Erscheint jedenSonnabend- gsreisviertekjährcich6,50Waru,dieeinzekne Kummer 60

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Großbeerenstraße67.

1917.

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Markgrafenstr.

59.

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rigenEinkauszrmen desIn- UndAuslandes regelmäBigbelucht. FürdieIndultrie ist fclion wegen derAnwelenheit ihrerKundfdiafi die BelehidcungderLeipzigerMelle unerlälzlidi Frühjahrs-Muliermelle 3.-9. März 1918

Iede AuskunliüberBeteiligung, Belucky Vergünliigungenusw« erteiltdas

MeBamt für dieMusiermellen inLeipzig

Dresden - llotel Bellevae

Weltheksnntes vor-nehmet Haus rnltallen selig-mästen Neue-sangen

Wiener schloss—7lestauranl

Dorotheenstr. 77-78 (imHause schloB-Hotel) srstltlasslge Wetter Küche U

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Fernspr.

Lützow

7724.

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Berlin-, den 15.Dezember 1917.

Das fahle Pferd.

Die Troika.

reutnichtjederRussesich anvorwärtsrasenderFahrt2Jedes

». Seele sehntsichinWirbel, inTaumel; möchteamLiebsten oft aufheulen: HolederTeufeldenganzen Kram!«Und diese Seele sollte nicht in rasende Fahrgeschwindigkeit verliebt sein, nichtalle Wunder derSeligkeitdrinfinden? Einunsichtbares,ge- waltiges Ding hebt Dich aufseine Flügel:undimFlugegehts inunbekannte Fernen.Etwas blitztaufundverschwindet wieder;

waswars? Nichtsscheint feste Formzuhaben;Alleslocktund schrecktzugleich. Fest istnur das Himmelsgewölb,derdünne WolkenschleierundderMond, dessen aufsteigender Glanzdiesen Schleierzerreißt.Versuchedoch,von Deinem Dreigespann aus, dessen Rasereikeinem Gegenstand ZeitzuFormfesiung läßt,die MeilensteinezuzähleanorDeinemAugewirdsflimmern.Dich, Troika,liebesDreiflügelgespann,das einflinkerVaueraus Ja- roslawfügte,lenktnichteinPostillonindeutschenStulpstiefean lenkteinBärtigermitHandschuhemdemderTeufelirgendeine Sitzgelegenheit angewiesenhat.Undwenn derKerl aufsteht,die Peitsche schwingtundselnLied anstimmt,dasins Unendlichefort- tönt,dannstürmendiePferdchen inWindeseile überdieendlose Ebene hin,zu einerglatten RunbflächefließendieRadspeichen zusammen,derWegdonnert und derüberholteFußgänger,der, erschreckt, aufschrieundnun wieeingewurzeltsteht,erblicktnur

nocheinedichteStaubwolke undvorihrwirbelndeLuft. Gleichst Du,meingeliebtesRußland,nicht solcherTroika? Jagst nicht

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70 DieZukunft.

auchDudahinwie einkühnes,uneinholbaresDreigespann?Die Erdedampft,jeder Steg donnert, dröhnendlässestDuAllesweit hinterDir zurückundderüberholteZuschauersteht,gebanntund betäubt,undglaubt, Himmelswunder geschautzuhaben. Zuckte diese Eilkraftalsein«-BlitzausdemGewölk?WelcheMachtathmet, ringsum Graus weckend,indiesenniezuvorgesehenenPferden, in deren MähnenStürme zunisten,in derenAdern uns Ohren zuwachen scheinen?Wohin- aufflüchtigenHufen,neuesten-,von Gottheitbegeistert,meinRußland? Stumm bleibstDu.Nuraus denGlöckchenderTroikaschallthndergesang.Der SturmDeiner Mähnendurchbraust,zerfetzt, erstarrtdieLüfte;washienieden lebt und webt, fließt vorüber: undalleVölker weichenvorDir, alle Staaten gewährenDir breiten Raum-« Mit diesen Sätzen hatAlkolaiWassiljewitschGogol,derKosakensproßundUkrainer, dessenLebenswerk für Rußlands Seelenrecht aufdieUkraina zeugt,denerstenTheilseinesunsterblichenRomans»ToteSeelen«

geschlossen.Alseinfromm lonservativGewokdener,der aber der DichterdesAktenkopistenAkakij Akakijewitsch(,,Der Mantel«:

ausdemalleWirklichkeitdichtungderRussenhetvorging)unddes Revisors Chlestakowgebliebenwarund alleWunden undSchwä- ren am Leib desBaterlandes nun erstwieeigene-Leidensmale fühlte. MancheLiteraturgeschichtezählt ihnzu denHumoristenz undverdient keineRüge,wenn sieals Vormann dieser Reihe Cervantes nennt. Gogolselbst,denallerlei Anfechtungausder Heimath gescheucht,der in Rom sichdemasketisch frommunter KapuzinernlebendenChristusmalerJwanowbefreundetundden Weg(aller großenAussendichter)indieSchluchtenderMystik beschrittenhatte,zeichnetindenBriefenmitbewundernswerth sichererHanddenGrundriß seinesKunstbaues. »Die Niedrig- keit allmeiner GeschöpfeempörtdenLeser; ihm istam Schluß meiner Bücher,als steigeeraus derSticklufteiner Höhleins Tageslichtempor. DieDarstellungmalerischbunterVerbrechen welthättemanmirverziehenzdiegleichtönigeNiedrigkeitverdroß.

Aus entsetztemAuge schautederrussischeMensch seine Richtig- keit. Nur Puschkin(Rußlands stärksterundfeinsterRomantiker) hatdenWesensngmeiner Natur klar erkannt;keinAnderer, pflegteetzusagen,könnesowieichdieTrivialität desAntagd lebens, diePlattheitderMenschenvonMittelwuchs malen,so

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Das fahilePferd- 71 helldieunendlichKleinen belichten,die dasDurchschnittsauge kaumwahrnimmt. Als ichPuschkindieerstenKapitelmeiner sTvteUSeelen«vorgelesenhatte,wurde er, dersogernübermeine Sachenlächelte,ernst- düstetsogarundriefdann: ,Wietraurig ist unserRußlandl« Traurig;aberauchgütig.DasMitleid mit allergefallenen Kreatur ist echteNussenart.DemBerurtheilten giebtJederEtwas auidieReisenachSibikienmit: Geld,Lebens- mittel- Mindest-inseinenchristlichenSegensspruch. Weder Ver- dMUMUUgnoch-NachwesteuropäischemMuster, romanhafteVer- herrlichungdesVerbrechersznur derChristenwunsch,denge- stMUcheltenBruder zutrösten.UndvernehmtJhr ringsum nicht dasSchluchzeneiner Menschheit,deren Seelenleid von allen ListenderVernunft vergebens Heilungerhofft hat?Jhr Gestöhn wirdbisindenTag anschwellen,dervomhärtestenHerzendie Krustewegschmelztundaus denWehen nochungeahnterMit- gefühlskraftebenso ungeahnte Allgewaltder Liebe entbindet.

Dann wirdfür MenschheitderMenschin einerGluthentbrenn en, wie die Welt keineje sah.« Noch rast,mitklingendenGlöckchen, die Troika. Noch erscholl nichtAntwort derFrage:Wohin?

EinEnkelderflinkenWagensundSchollenbauer aus Ja- roslaw,Nikolai AlexejewiischNekrassow,stimmt früh sein Lied indenKlangderTroikaschelleein: unddennochblicktseinNuß- land ausnochtraurigerem AugeunsanalsGogols.Ersieht, daß alltäglichvonaufrechtenWesenmitMenschenantlitzThiere,daßso- garMenschen mißhandeltwerden ;fragt,woimHeiligen Rußland FreiheitundGlück zufinden sei;undtönt, seitdieSuchermühe unbelohnt blieb, seineWeise,dieMelodie seines Dichtens dunk- ler.Lauschet auf GrischasLied.Arm undreich,starkundschwach bist Du,Mülterchen RußlandlDasHerzdesdurch Knechtschaft erlöstenLandes bliebfrei; ausGoldist,auslauterem Golde das HerzDeines Volkes. VolkskraftistAllmacht;KraftundLüge, die zuOpferniewilligist, taugen nichtzueinander; dürftensich niemals Paaren. Starr, wieeinLeichnam, liegtRußland:glimmt imSchoßdesMütterchensaber einverbot-generFunkeauf,dann regensichvonselbst, ohne Aufruf, allseineSöhne, strömenher- bei undhäufenaus Silber undGoldihmeinSchatzgebirg.Un- zählbareHeere schaaren sichund unzähmbareKräftetreten aus Wolkenschleiern.Armundreich,starkundschwachbist Du, Mütter-

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72 DieZukunft-

chenRußlandi« Virgstabernirgends nochFreiheitundGlück.

DerBauer (Mulhkk:»DasMännchen«infarblostrübem Ge- wimmel),derFlößer, Grundherr,Pope, Kaufmann, Beamte, Stadtadelssproß:nichtEinerstrahltvon innerem Licht.Jede Kaste istder anderen feind.DerJaroslawerneigtsichtiefzu demVorn, der aus demGrimm geschändeterEuropäervernunftquill-;stillt aus ihmseinen Durst:und stehtalsRebell auf.Nun kannder Kränklichemitmanchmal fasthomerischerLungenkcaftdieEis- majestätdesrothnasigen Frostgottes Morozsingen ; mitfeinem Lied dieUnseligeninSibiriens ewigen Winter geleiten,woauf derHauthungernder, durstender, von derPeitsche zerstriemter Leiber dervon harter Fronvorgetriebene Schweißgefriertund aus Verbrecherbrüsten dennochderChor schallt:»3u weisem ZweckfchwängertGottmitGold denSchoßunsererMutterErdez zuweisemZweckschleppteeruns hierher-.Jammert nicht noch sinketjemals in Trägheit.Arbeitsei, fo langedieArme rüstig sind,Eure Losung.JmreichenRußlandwerdens dieEnkelEuch danken. Hunger, Durst, Frost:wasgilts? Jedertagauf geför- derteStein mehrtdenBesitzunseresRußland.«Odernur eines Russen,der,alsReichendannschwerernoch durchdas Gnaden- thorinsHimmelreichschlüperkann als das Kamel durchein Aadelohr? AusdemumdüstertenTraumgesichtNekrassowsformt sichdieGestalt Kudejars,desjeglicher Totsünde schuldigenRaub- mörders, dem, nachderBeichte,einfrommerEinsiedler aufgab, mitseinem MordmessereineuralteRieseneichezufällen. »Sinkt sie,dann istDiralleSünde verziehen.«Jahre lang schabtdes alternden Räubers KlingeandemStamm. EhesieeinDrittel durchsägthat, fragteinReicher,der desWegeskommt, nachdem Sinn desmühsäligenWerkeszundlacht gelldesThorenwahnes, derseinHoffenandenSpruchdesEinsiedlersgehängt hat.Da wallt, noch einmal, dasin Reue gekühlteNäuberblut auf:Kudes jars MessererstichtdenSpötter.Undsiehe:dieEiche beugt sich undsinkt.DemjeglicherTotsündeSchuldigenward verziehen:

denn erhatdieErdevoneinemReichen,einerVesitzbestie,Ei- genthumswanze befreit;und kein anderes WerksätindenHei- landshimmelso edle, soköstlicheFrucht verheißendeFreude.

AuchkUdenHimmeldes Mörders Raskolnikow, eheeraus NihilismusinbewußtesRussenchristenthum aufsteigt,dem Lei-

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Das fah-le Pferd-i 73 densgemeinschaft dieWeihegiebt.Aichtmehrin denHimmeldes reifUnd imJUNetsteU-auf demWeg durchdasHausderToten, freigewordenenDostvjewikkj—SehtvorderLeichedesjungen,in Ketten vertrockneten Sträflings MichailowdenUnterofsiziervom Dienst jäheingewurzelt,wie von Vlitzschlagerstarrt; saustedem BlickseinerSeele inGraus schaffender Hastdie vonmageren PfetdchenWie VUUAdleksfittkchgezogene Troika vorüber?Lehrt detdükkepnur mitKettennochbekleidete LeiddenhartenKrieger dasZittern?Erenthakt dasKnieband nimmt den-Heim anbe- kreuztsichundläßtkeinen Lautaus derKehle,als derweißköpfige StkäflingTschekunow,mitbebender Unterlippe, aufden Toten weistspundmurmelt: »Und auchihn hatdocheineMutter geborent«

Höret,inDostojewskijs weltwe"itestem,lustigstem,menschlichstem und drum derUnsterblichkeitsichersten Werk, JwanKaramasow seufzen: »Ueberall,nochindemvonSpeisendunststinkigenWinkel, erörtert derrussischeMenschdieewigenFragen, dienachdem Sein Gottes oder,wenn eran Gott nichtglaubt,dienachdem WerthvonSozialismus undAnarchismus,nach demStaat,der einstdie ganzeMenschheit umfassen soll, alsodieselben,nur vom anderen Endeaus gesehenen Fragen. Was denGuropäer mög- lich dünkt,wird demrussischenKnaben sogleichGewißheit-·und sein Professor istimWesen sehr oft auchnur einKnäbchen.Jst denndas Gebot,denNächstenzulieben,nichtvon einemGott nur fürGöttererdacht? EinMenschkannihm nicht langegehor- chen;kannwohldenFernstenlieben,doch nichtdanächstemder ihn durchHäßlichkeit,schlechtenGeruchoder tiefersitzendesUebel abstößt.Kinder magerlieben; geradeingrausamen, sinnlichen, salso karamasowischenNaturen findestDu oft solcheLiede.Jchfand

siein einenMörder-,derbeiseinen EinbrüchenvieleKinder ge- schlachtet hatteundimKerkernun einvordemGitter desZellen- fensters fpielendesKindmitso inniger Zärtlichkeitliebte,daßer dasganze HerzdesKleinen gewann. Dennoch sindumuns Un- zählige,dieKinderschlagenodermitanderer Marter peinigen.

JstderAnblicknichtnochentsetzlicheralsderdesFuhrmannes, denRekrassow dasschwachey schutzlosePferdcheryweilsden über- ladenen Wagen nichtaus Morastziehenkann,mit derPeitsche, immer wieder, ,andiefrommenAugen«schlagensah2Nichtnoch unwürdigerallerMenschheitsAber echt russischUndeben sodas

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74 DieZukunft.

Schwurgericht,dasdenMißhandler seiner eigenen kleinenToch- ter,nachdemderVeitheidiger,,dasgemietheteGewissensgeschrien hat,dasStrafrecht müssedemVater bleiben,unter demVeifallss gegröhlderZuhörer freispricht.DieMeisten liebendas Kind nur, weilmans leicht quälenkann. DieGroßen,die vomBaum der Erkenntnißgegessenhaben,magderTeufel holen; aber dieKins deriUndgeradesiewerden rundum ärgermißhandeltalsjeein Lieblinghund.WoistdaWeltotdnung?AufUnsinnberuhtdie Welt;undunsere Erde istvomserzkernbis zurkrustigenSchale vonThränen durchtränkt.Was nütztmirda dieErklärung, daß es keinenSchuldigen giebt,Eins natürlichausdem Anderen ent- steht? Jchwill hier, auf dieserErde, Vergeltungsehen: oder ich muß mich vernichten.Mein Verbrechen,meineQual sollnicht für ferne, künftigeHarmonienden Ackerdüngen.Mein irdisches Auge willsehen,wiedasReh friedlich nebendemTigerruhtundder Gemordete aufsteht, seinen Mörder zuumarmen.· Jchwillver-

zeihenundwillnicht,daßnoch länger gelittenwerde.Ob ichdenn garnichtdesSündenlosen gedenke,derfür Allesein unschuldiges Blutvergoß?DessenThat istvondenMeistern derRömerkirche ,verbessert«worden.Strebte sienichtseitdemMittelalter nurnach Macht, nachschmutzigem Erdengut alsMittel zuMachtund müßte sie nichtdemwiederkehrendenHeiland,wiederGroßinqui- sitormeines Studenten gedichtes, zuherrschen,niesolleer, niemals aufihreErdezurückkehren?«HöretdenStaatsanwalt wider die Sonderheitdes russischenVerbrecherswettern.,,SolcheNaturen, karamasowische,wollen sichimselbenAthemzugedelunderbärms lich fühlen;sie sindfähig,alleWidersprücheinsichzuvereinen, undnur befriedigt,wenn sieaus demPfuhldesLastersbisan dieSterne,insJdealreichzuragen glauben.Weiträumig sindun- sere Seelen,wieunserMütterchenRußlandzAllesumfangensie undlebenmitAllem sichein«Soll,mitsolchenLenkern,solchenJn- sassen,dieTroikaunseres Russenschicksalsweiterrasen? Bissie sichüberschlägtund inVerderben stürzt? Nochsinddie anderen VölkervorihrausgewichemTriebsieEhrfurcht,ihrRaum zu ge- währen?Wars nichtEntsetzenodergar Ekel?Undwennsie,alle, sichzusammenrotten und,dasWerkderAufklärungund Civilis sationzuretten,als unbrechbareMauersichderzügellostollenRa- serei entgegenstemmen:waswird uns dann?«Horchetauchaufden

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Das fah-lePferd-

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großeuVettheidiget-detspricht- ,,Das BildeinerrasendenTroika, vonder alleBölkerinAbscheuseitab weichen,sollunsschrecken.Jn ruhigerMajestätfährtRußlandsTriumphwagenbisanseinZiel.«

Denbesonderen,nurindieser Empfindenszone wahrnehm- baren Spalt,derdurch dieruf sischeSeele klafft,denDoppel- abgrund,ausdemHöllenfeuerbisindieSphäredesEngelchores qUakmt-hatDOstDjeWikijoftentschleiertzmitderunbegreiflichhohen KunsteinesHirndurchleuchters,der,überJahrhunderte hin,zu denGlpfelwundern Shakespearessichaufreckendarf.DerDichter des»Jüngling«(eines·Romanes,indem der Genius manchmal zUtUIJSMMitdenköstlichenVleibselnvomMahl derHochzeitzu schaitenscheint) läßteinenBalten murren, dieRussen seienein VolkzweitenRanges,nur Stoff,aus dem eineedlereRasseent- stehenkötmteiUkchtselbstfüreineHauptrolleimDramaderMenschs heitgeschichtevorbestimmt;seit dieseErkenntnißihnentage,hinke ihre Thatkraftund allen sinken schlasfdieHände herab.Wir ahnendaszornige Lächeln desDichters,dersolcheMajestätbeleis digunginsOhrderMenge ließ; undhörendenheftigenWiders spruch seiner russischenMenschen.Auch sieaberfragenunruhvoll dasSchicksal,obsie,diedasTatarenjoch trugen,diezweihundert Jahrelang leibeigenwaren, ingesunder Kraftnun dieFreiheit ertragen könnten. ZähwieeinHofhund, sprichtEiner,binich;

»unzerstö·rbar,verträglich,bereit,wiejederRusse,mitAllem mich abzufinden, und,wiejeder,fähig,zweiGefühle zugleichin mir zuhegen.«EinAzew Dostojewskijswärenichtder ausPechschwarz und Schwefelgelb gepinselte VerrätherausplumpenMassen-

·bücherngewordenzeherwohldemJudas ähnlich,derseinen Hei- land insschwersteErlebnißschleudert,damites inalleEwigkeit dieLehredesMeisters weihe. Einer,derRevolutionär undzu- gleich Lockspitzelsein kann,dieErmordung von Großfürsten und Ministern,aberauchdieStrafe,Pein,Hinrichtung ihrer Mörder will: weilnur aus Martyrlen Heiligungder(Sacheundihrer Erwirker)wird. DerGendarmerieoberst Miassojedow,einEck- pfeilerder Reaktion undbesondersinFinland verrufenerHäupts lingderPolltischenPolizei,der imMorgengraudesJahres1915 alsSpiongehenktwurde,dieGeneraleRennenkampfundSuchom- linow(über dessenProzeßnur urtheilensollte,werdenInbegriff derHauptverhandlungkennt,nichtaufzugerichteteVruchstückean-

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76 DieZukunft.

gewiesen ist),dieverkappten SpürsundFanghunde derOchrana (Geheimpolizei),die imMärz1915vomAbgeordnetenKerenslif öffentlichangeschuldigtenhohen Beamten derMinisterien für JnneresundJustiz, Kerle,die,unter demSchalldeckelüberlauter SchädlingverfolgungundAengstlerausrodung,mitten imKrieg einGetechtelmitBerkinern einfädeiten,der immer zwischenzwei Willensgewichten pendelnde Zar: Allebindet irgendwo ein Zwitnstden UUdieWefeuheitder Karamasow.Alle kennenswers then VollmenschenTschernyschewskijs,Pissemskijs,Turgenjews, Tolstois,Gontscharows, Garschins, Tschechows, schondesalten Komoedienspinners Ostrowskijsogar.UnterArzybaschews»Sa- nin«,dem(inderPausezwischenGaponpuischundRevolution«

allerrusfischenSprudeljugend liebsten) Buchvondem ausEnt- täuschunginWüstlingorgiasmus gestoßenenRebellem dampft aus derselben KluftdickerBrodemUnd indenum letzteFragen kreisendenErzählungenSawinkows (toohldesselben,derunter KerenskijeineWeile Kriegsministerwar),derals Schriftsteller sichRoptschin nennt, lebt die Seele JwansKaramasow,der bei Dostojewskcjnoch unbewußte Versucheiner Synthese von Don Juan undHamletFaust, nocheinmal auf.Deanüdern Sardin- kowmißt,als Studenten inPetersburg, sieben Jahrevordem Japanerkrieg der Strudel desnachStaatsformerneuunglüster- nen Jugenddranges nur leisedenFuß:undschonwerden siein Untersuchung verstrickt,nach·Sibirien verschleppt,wirdihrVa- ter,einR-.chter,inNoth undWahnsinn getrieben, das enge Heim stillenFamilienglückeszerstört.Derältere Bruder tötetsich, det-jüngere entläuftdemStrang, reiht sichins Nebellenheer, wirktZu Attentaten (unterAzewsOberleitungsmit,wird gefan- gen undentschlüpft,abermals,derTodesstrafe; ansParis schickt erRovellen undRomane, unterdem Decknamen Roptichimindie Heimath,dielererftnachderEntthronungNikolais wiedersieht.

DarfGewalt herrschen undkann ausihr jeHeilwerden? Sofragt erzundgrübeltsichtiefinDostojewskjjsAntwort ein:Riemalsznur ausLiebe undfrommem Glauben sprießtGlück,reistguteFrucht.

Roptschin läßtGlauben mitUnglauben,frommeLiebemitem-

pörterVernunftkaufen.»Gott«und»Ehristus«,spricht sein Re- bell,stndmireben soleereWorte wie»Freiheit«und,Land«.Er hat,imDienst der Revolution, getötet,verwürfemitdemRecht

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lDasfahlePferd- 77 aus Gewalt sichselbst,kann vonseinemKreuzwegnichtins Denken Unschuidigerkriechenundmuß,weilihnkeinAndererschützt,selbst seinSchützer,weilerkeinenGotthat, selbstsein Gottwerden. Aber lohntsichdenn dieMühe,einen Gubernator zutöten?DerKerl ist ekelhast,grüßtausderStraßeimmer so freundlich; dennoch:

lohnts?GineWanzemehr oderwenigerlUndderParteizwang,- sichinAusspäherlistzu erniedern. Rein: eslohnt nicht.DasLe- benist, nochWMU MCMfasttäglichsichmitfrischemWeibersleisch sütiert,dielangweiligsteJahrmarktsbudeEine KugelindieSchlä- fe:ausists. Ichbinich-stehe, einsam,ausspitzer Vernunft, also ausdemKopsz undwenn dieGleichungich= nichtsrichtig ist, lohnts nichtlänger.WieRoptschins Schreckensmann,sohaben inWirklichkeitvieleseelischseineRevolutionäre empfundenund geendet.Jn seinembreitestenRoman hatderFlüchtlingseinen Traum vonderAuswitkungder Revolution dargestellt.Wieder einTerrorist, der,noch ausderBarrikade, andas Schicksaldie Frage stellt: Darfman töten? Ja,imKrieg, aus-Befehl,derviel- leichtaus Gewinngier,ausnochschmutzigeremTriebquoll. Ja, wenn dieSachederFreiheit,des Volkes,dieguteSache,das Parteiprogramm eswill.Sonst nicht«Unsinnl Jmmeroder nie- mals. Wer entscheidet denn, welches Programm dieguteSache führt?Kant,Marx,Gngels?Keinervonihnen hat jeeinenMen- schen getötet.Diewissennichts.Ich,dergetötethat, weiß: auch derPolizeibesehis habetkannausUeberzeugang,in festemGlau- benanseine gute Sachegehandelt habenUnddurftedrumnicht von unsgetötetwerden.Undweshalbwurde ergeiötet?We-ildas"

Parteihaupt als Lockspitzelenthülltundvon einem rebellischen Matrosen vordieWahl gestelltworden war,denPolizeioberst zu töten oderselbstzusterben.BlicketaufdenJdealisten,der alle StaatskassenfürdieSachederRevolution leertundsichimJn- nerstendann dem Räuber nah sühlt,derüberihnMacht gewon- nen hat. AufdensürRietzscheunddessen(ausDostojewskijåtWelt gewachsenen)Uebermenschenschwärmen·der8üngling,dernachder Wonne lechzt,TerroristundzugleichPolizeihund(nurimInter- esse derPartei,versteht sich)zusein.UeberallderDoppelabgrund, diegefährliche Sucht,indiegesundenSeelen unvereinbaren Reize des Doppellebens sichhinauszuschwingen,hinabzustürzenzdas Gelüsten nach unerschautem Erlebniß,das derMonadeein Welt-

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78 DieZukunft.

gefühl vortäuscht,undwärsdasErlebnisz gräßlichsterQuaLDer Zwielichtwunsch,durch zerfließendeWelten inderTroika hinzu- rasenund zugleichvomBlitz ausihrerFahrbahn geweht zuwerden.

AnwelchesZielruftdas Gewink derGlöckchen?Nochnicht in dieGewißheiteines neuen Bundes. Nochimmer aufMenzi- gungstättenund indieGräuelweltderOffenbarung Johannis.

Alles Geseufz aber,dasimErdwesten längstzuSturmgebraus angeschwollenwäre, überdtöhntimOstreichderDreieinheit Ta- tartschina, Oblomowtschina, OtschajanjederPilgerjubel der Masse,die inLeid,wienach allzu langer Sommers gluthin Eis- -wasser,bisandenScheitel sich baden,durchLeidensmeere in dieferneSeligkeitderErlösungschwimmenwill. Ausglühendem Dampfbadgings, nachwildem Kopfsprung,indenSchnee; aus .demPelz,vonderBritschkainreißendeshochwasser,dassichder Mannheit des Meeres vermählen,von seinem Salzsamen trächtig fein möchte.DanachwirdErlösung; leuchtet, hinter dicht umnebeltenM öglichkeiten,derGlücksmorgemderdievonSchmach undvonstolzerHoffnungTaumelnden fastnoch betäubt. Wann grauterundkleidet inGoldgelb sich,inScharlach,in dasStrah- lengewanddesMittages? »Die Zeitdessittlichen Minimums mußerfülltsein, ehedasMaximumderSittlichkeitErreichniß werden kann.« Das sprach Tschernows SozialethikzAlcxander JwanowitschHerzen hatsbestritten,derMoskauer, der unter demNamen Jskanderschrieb,wiebeinahealle inFreiheit stre- benden Geister Rußlands nachSibirien verschicktwurde,sichselbst

·

aus derHeimathbannte undvomsicherenWestaus denRussen dieGlockeschwang.Wieder nur Worte, denkendieTerroristen vomungeborstenenStammRoptschins. Erfülltistdieseit,wenns unser Willegebietet.DieStunde schlug.JnderVlutröthedes Kriegsmittages mußdieMaximalforderung eingelöstwerden.

Der Kreuzweg.

Jmvierten Kriegsmonat wurden inPetrograd fünfzur Reichsdumaabgeordnete Sozialdemokraten(Badajew, Chagow, Muranow, Petrowskij, Samuilow)verhaftetundmitsechsGe- nossenunterdieDoppelanklagegestellt:alsMitgliedereines vom CentralausschußderSozialdemokratischenPartei geleitetenGe- heimbundesdengewaltsamenUmsturzdesStaatsgebäudesund

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Das fahle Pferd-. 79

dieEinrichtungeiner demokratischen Nepublikerstrebtundver- suchtzuhaben,mitrechtwidrigenMitteln aufdemKriegsschaus piatzimHeerAusschüsseundGruppenzubilden,die,unterAus- nützungderKriegsnoth,dieSacheder Nevolution fördern sollten.

AlsBeweisstückekonntederStaatsanwaltnur denEntwurfeines fürdieWerberarbeit imHeergeplantenBeschlussesund dieArs tikelvorlegen,dieHerrLenininseiner genferZeitung »DerSo- zialdemokrat«veröffentlichthatte.JndererstenNeichsdumasitzung nachdemKriegsausbruch (die sonst fastgenau wieunsere und diepariserverlief:zubesonderemNationalstolz giebtdieservierte August alsokeinenGrund),hattendiezweiFraktionenderäußer- sten Linken,SozialdemokratenundTrudowiki(Bauerdemokratie, Partei hartarbeitender Menschen)vor derAbstimmungdenSaal verlassen.DieErklärungderSozialdemokraten sagte:»Dasuns Theuerstewerden wir gegen diefeindlichenRegirungenunbeugs samvertheidigenBedenketaber, russischeVürger,daßdieArbeiters kiasseder gegen unsKrieg führendenLänder Euch nichtfeindlich gesinnt istunddaßdieferKriegnichtausgebrochenwäre,wennüber- all,auch inRußland,die RegirungvondengroßenGrundsätzender Demokratie,dieFreiheit, Gleichheit, Vrüderlichkeit fordern, sich leitenließe. Nochindieser furchtbarstenStunde aber entschließt unsere Regirung sich nicht,dieeingekerkerten Kämpfer fürdie Freiheit,dasGlück desReicheszubegnadigen,mitdenFremds völkern,dieAllesverziehen habenundbegeistertnebendenecht- russischenKriegern fürdasgemeinsameJVaterlandkämpfen,Frie-s denzumachenund dieLagederArbeiterkiassezuerleichtern.Nein- geradeaufdieseKlassewälztsie,durchdieErhöhungder indirekten Steuern, denHaupttheilderKriegskostenab.GegenjedenAn- griffwerdenwir denSchatzder vomVolkerworbenen Civilisation vertheidigen.«AlsFührerderTrudowiki hattederAbgeordnete Kerenskij,einkaumindie Mitte derDreißiggelangterRechts- anwalt,gesagt:»Wirhoffen,daßaus denSchlachtfeldern,imGe- häufdesLeides,dieVruderschaftallerRussenvöikererwachsen undeineWillenseinheit sprießenwird,dieauchimInnerendas Reichaus Ketten löst.«Nur diedamals kleineGruppe,deren Willen,von Genf aus,Leninlenkte,wünschteschon,daßAuß- landgeschlagenwerde.FürdieJnternationaledesProletariates, schriebLenin,»magfraglichsein,obderSiegdereinenoder der

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