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©ag Selbenepog wud)g auf bem Srftarten beg germanifchen Olnteilg im beutfchen Kultur trieb. ©ie ®efd)id)ten aug ber eigenen Sergangenbeif würben bem allju 'Solfgmäfiigen ber Spielleute endogen, »on Männern ber fü^renben Schichten eingeorbnet in ben Sefitj ber Nation, foweit il>n biefe gübrenben ju iiberfeben vermochten. 3ugleid> aber war biefeś Sabrbunbert ffart genug, bie Srjeugniffe fremben <Sobeng, bag Sagengut ber wefttidjen Nachbarn vor allem, berüber- junebtnen, unb jwar nicht nur äußerlich burd) Übertragen unb Q3erbeutfcben,fon­ bern burd) Ńeufd)affen aug beutfchen Q3orausfebungen. ©ag frembe ©uf würbe, inbem eg in bie neue beutfdje Raf­ fung einging, ju eigenem 'Seftfj unb wirt­

lichem Sigentum, jwar nićt>t beg ganjen ßanbeg, aber feiner Silbunggfd)id)t.

Neben bag Äelbenlieb tritt im erften N?enfd)enalter beg breijebnten 3abrbun=

bertg bag böfifcbe€pog,-unb wteberwirb bag Scbidfal ber Nation, bie Trennung begSolfgganjen in Q3olt unb 'Stlbungg-fcbicbt, beutlicb ftcbtbar. Äelbenlieb unb Äelbenfage wurzelten von alterg her fo tief im 'Soben ber Nation, baf noch fpäte 3abrbunberte ben Äürnenen Siegfrieb jur Seftalt eineg Q3oltgbud)eg machen tonnten, weil bag Q3olf ibn tannfe, weil fein 23ilb in Sage unb Ntär lebenbig geblieben war. ©ie ©eftalten berSagen unb ®efd)id)ten, bie botübergenommen bag Stoffgebiet beg fogenannten föfifdjen Sache ber ©efeUfchaft, beg Nittertumg, ber Silbung. ©ubrutt/bag Nibelungen­ lieb waren mit bem Soben verbunben unb blieben eg; Slrtug unb Berlin, ^ar-jival, ^lorig unb Slandjeflur unb ©iturel - fie fmb big beute Silbunggbeftanb- teile geblieben, bem eigentlichen Soll, ber Nation froh allem fremb. ©ie einzige Qlugnapme ift bejeidjnenberweife Äartmanng„Slrmer Seinrid)", ber wabrfdjeinlid)

W»3niti<xle mit bemSlnfang beż (£poż ęjlore u. <Bland>eflur. Sanbfchrift auź ber OBertftatt beś ®iebolt Eauber in Ä a genau 1430-1440

Würben aug bem Q3efitj ber Nachbarn, _ - ... ..._

epoś, bać nicht ben beutfchen Sejirfen entflammte, blieb ^öftfdb), bag befjt allein Sacłje ber ©efellfchaft, beg Nittertumg, ber Silbung. ©ubrun, bag Nibelungen­ lieb waren mit bem 'S o ben verbunben unb blieben eg; Slrtug unb Nferlin, ^ar-ji»al, ^lorig unb Slandjeflur unb ©iturel - fie fmb big beufe <Silbunggbeftanb-teile geblieben, bem eigentlichen Q3olf, ber Nation trot) altem fremb. ©ie einzige burd) ben biblifd)en 2lnteil Soben im £anbe gefunben bat.

®aß ł>i5fifćt>e Gpoß 75 'Jloriß unb OMandjeflur, bie

®efd)id)te »on benbeiben Ambern, bie gemeinfam aufwadjfen, ber eine ein Äönigßfo^n, bie anbere

©od)ter einer Iriegßgefangenen (S^riftin, bie einanber lieben, ge=

trennt werben unb ant ©nbe, weil fie in allen 9^öten treu jueinanber galten, bod) jufammenfommen - biefer inffranfreid) in ber jwetfen Äälffe beß zwölften Safjrfunbertß entftanbene 9?omanwirb unt 1170 von einem nieberrpeinifcpen <3bic£>=

ter inß ©eutfcfc übertragen unb bamit jum Vorläuferbeß öfifcbjen ßpoß. Um biefelbe 3ett bringt töeinrid) ber £öwe von einemOluf»

enthalt in granfreid) bie ®efc£>icb>te von ©riftan unb Sfolbe mit, unb Silbarb von öberge, ein

^Ritterauß bem Äilbeßheintifdjen, überträgt ben Vornan alß erfter inß

©eutfdje. ©er ©ritte im'Śunbe ift heinrid) von Q3elbefe,berinber ®egenb von 9Raaßtrid)t baf>eim war; er überfeine QSirgilß ©efangvonQleneaß unb ©ibo au£ einer franjöftfd)en Umbid)tung unb löfte bei biefer ©elegenfeit alß erfter eine

„ba ftürment ft> aber ntontalbane" (oben),

„ba tjanbe pr n>irtfcf>aft uf ber t>ocf)jeit" (unten), gjlintafuren jur ßnetbe. SQationalbibliotbet QDten

„ba ftcbt ft) tnt naä>". Miniatur jur Gneibe.

Sbanbfcbrift ber SQationalbibliotbef löten

Qlufgabe ber literarifcfyen 'Jorm mit ftrenger ÄWnfequen j; er begnügte ftd) beim 9?eim nid)t mefr mit ‘ölfmlid^feif unb 2lttflang, fonbern führte folgerichtig ben reinen beutfd)en Snbreim burd). €r wirb bamit £ef>rer feiner ganzen 3eit, ber eigentliche Q3ater beß Ijöftfcfjen €poß, baß vom 91ieberrl>ein herfam, in beffen Umgebung ju jener 3eit bie vornef>mften Schichten beß beutfcfjen 'ZRittertumß faften. Qöaß heinrid) von Q3elbefe alß

®piter begonnen fyattc, fetjte harfmattn von 2lue fort; zugleich ging von bem cfRaaßtrichter bitter eine ganje grofje Uberfetjungßliferatur auß, bie vor allem ber £anbgraf Hermann von ©(Wringen pflegte, herborb von ^ri^lar, ein Ws ftfd)er ©eiftlicfyer, übertrug baß £ieb von ©roją nad) Q3enoit be Qt.rDZore;

SJllbrecfjt von halberftabf überfeine,

76 Qlufftieg unb erfte Qälüte

4 Ser nam im eine cam__

Likö eiiicm wrtKPi __

ebenfall« für ben ßanbgrafen Sermann, ben 0vib - mit ber gleichen Frei­

heit aud) im Stofflichen mie Äeinrid) von QSelbefe bei feiner „€neit". Sdjerer jitiert ©oethe« 'Sßortvon ben parobiftifchen Überfetjern, um bie Freiheitber Seit gegenüber ben Vorlagen ju fennjeichnen. Sieht man, mie etma Äartmann von 21ue in feinem ©rec - ©olther jitiert ba« Q3eifpiel - au« einem Q3er« feine« Ur-bilb«, be« ©rec von ©hreffien von ©rope«, vterunbjmanjig beutfche Q3erfe macht, fo begreiftman, mie bei bem 21enea«--lieb bie ©pifobe ber ßavinia au« fed>«

3eilen in ber Urform auf etma 1400 in ber beutfchen Übertragung anmad)fen tonnte.

Äartmann vonßlue, ber ©ichter be«Firmen Heinrich,begannfeine ßauf- bafm ebenfall« mit einer Überfettung au« bem Franjöftfchen, nämlich mit ber ßegenbe vom heiligen ©regoriu«.

©« ift bie öbipu«fage in mittelalter* licfjer©eftalt, bie ©rjählung vom ^apft

©regoriu«, ber, Sohneine«fürftlicfjen Sefchmifterpaare«,frohaller QSerfuche, feinem ju entgehen, ftch »ie öbipu« unmiffentlich mit ber burch ihn befreiten SDZutter vermählt, bann aber feineSünbe büftt,inbemerfid) an einer Klippe am SJZeer anfchmieben läfjtunb a«fetifd) feinßeben fomeitreinigt, baf?

man ihn julept fogar jum ^apft er-mählt. Sind) hier ift bie Vorlage an Umfang faft verboppelt: au« einer geiftlicfjen ©ichtung ift eine fmfifche ßegenbe gemorben. ©er ©ichter mar ein ©ienftmann ber fdjmäbifchen Frei­

herren von2lue;um 1170 geboren, mar er forgfältig in einer ^lofterfdjule er-jogen. 2lud) ber ßlrme Heinrich, in bem er 03 or fahr en feiner Herren ver­

herrlicht, geht auf ein lateinifche« ^rebigtejempel jurüd, ba« ihm mohl juerftin feiner gelehrten ßaufbahn begegnet ift, unb ba« er fpäter auf ba« ©efchled)t berer von 2lue übertrug, ©ie ßegenbe erjählt bon einembitter, ber ein glanjvoH fröh­

©er Qlrme Seinrid). 2lnfangöjeilen ber Äeibelberger Sanbfd>rtff. IDlitte be« 14. 3b«.

®a« l)öftfd>e Gpo« 77

Äartmann von 21ue

Qßeingartner £ieberbanbfd>rift. Um 1280

bort in pflege nimmt, fyat eine Tochter, jmölfjährig, bie ben Oranten liebevoll betreut, bi« fiel) in ihr, al« fte erfährt, mie er genefen fann, ber 6ntfd)lufj feftfe^t, ftd) für ihn ju opfern. Seinrid) hat fie oft fpielenb fein Heine« ®emaf>l genannt, nun forbert fie von ihm bie Srlaubni« ju biefem Opfer. 2llle Q3erfud)e, fie von ihrem €ntfd)luf abjubringen, alle« 3ureben ber ©tern unb Seinrid)« finb ver­

geblich. 3ulet$t macht er fid) mit ifjr auf unb fährt nad) Salerno. © bringt fte jum Ślrjt; ber trifft alle

Q3orbereitungen jur Opera-- tion; ba mirft Seittrid), ber alle« mit angefehen bat,ftd) bajmifdfen unb erllärt, er fönne ben ^ob be« 'Stäb­ chen« nid)t ertragen. Sie meint unb tlagt, baff er fie um iftren pimmlifd)en £opn bringe; er bleibt bei feiner Qöeigerung unb führt fte mieber heim. Schon unter- meg« aber meidjt feine Trautheit: er mirb mieber rein unb he»l burd) bie

©nabebe« Simmel«. Seim--gefehrt nimmt erbie Selfe- rin, bie er fd)on im Sdferj fein flein ©etnahl genannt hatte, nun mirflid) jur<Jrau.

®a«le^te QBort ber ®icf)--tung ift„Ślmen": fteift eine Cegenbe, ernft, gehalten,fehr fcE>ön erzählt, im lebten

©runbe faft urtperfönlid).

Sartmann von 2lue ver- fcbminbet hinter feinem Stoff;h ö cpften«feine'jr öm-migteit, feinfaft etma« tüh=

ler ©laube unb fein Q3ebürf-ni« nach Klarheit merben fühlbar. Uhlanb hat

Sart-mann ben milbeften unb innigften unter ben altbeutfchen ©icptern genannt. ®a«

trifft im mefentlidjen auf bie ‘jührung feiner ®efd>i<hte ju. €« iftfehr fdjön, mie er ben Stoff ganj rein im Oleligiöfen beläfjt, ber 93erfud)ung, bie ‘SRotive be«

Stäbchen« irbifd) ju unterbauen, mit ®efd)tnact unb ^57a?t entgeht. ®er Sftenfd) felbft aber, fein <2öefen, bleibt hinter bem Qöerf mie ba« be« 3libelungenbichter«

hinter bem £ieb; nur bah man bort hoch eine ungeheure menfd)lid)e Äraft emp-finbet, mährenb man hier bei aller ©efchloffenheit unb Schönheit be« Qöerte« von

78 Qlufftieg unb erfte ‘Blüte

©jene auS einer 1880 erfcpienenen, tutf 3etd)«

nungen von 3ofepp von 'Jühtidj) iltuftrierten SluSgabe beS Slrnten Setnricp

bem, ber eS fd)uf, nur einen blaffen Sßiberfchein empfängt; biefe Bläffe ift julept wohl auf ben Slutor jurücfjuführen.

'Jür bie (Segenmart ift ber Sinne Seinrid) baS befanntefte unb wefentlichfte SSerl SartmannS. Sie Śeitgenoffen ftellten feine beiben SlrfuSromane, ben Srec unb ben 3wein vor allem, weit über bie beutfdfe fiegenbe. QSielfetd^t fprach babei ber 9teij beS neuen «Stoffel mit: Sarfmann fyat als einer ber erften in biefen

^Romanen fernen auS bem SlrfuStreiS inS ©eutfdje herübergenommen. ®er ge-- fcE>ic£>tlic£>e SlrtuS war um500 ein Bor«

fämpfer in ben Kriegen ber feltifcfyen Briten mit ben einbringenben Singel«

fadjfengewefen. Sd>on baS jefmte 3ahr«

ijmnbert fennt ben in allen Schlachten Siegreichen, unb bie Chronił beS ®aü=

friebs, berSlrd)ibiafonuS juSIRonmouth war, enthältbereits einenreidjen Sagen«

freis, ber ftcf> um feine ©effalt bewegt.

SlrtuS als Sachfentöter, SlrtuS als baS Slrbilb aller ritterlichen ^ugenben, ber felbft ben römifdjen Äaifer in ©allien befiegte, SlrtuS ber Serr, an beffen Sof fid) bie tapferen ^Ritter jufammenftnben, ber ftegreidjeSelb, ben am Schlußfeines ßebenS ein geheimnisvolles Schiff nach Slvalun entführt, von wo er nidjt mehr jurücflehrt,baS alles iftbereits in biefer (Shrontf enthalten. SiewürbebeS öfteren überfetjt, aus bretonifchen BolfSfagen ergänzt;um 1155- ©allfriebS Sh^vnif ftammt von 1136-finbet ftd) ber erfte

SinweiS bei bemNormannen Söace auf La ronde table, aufbie (Jafelrunbe,an berber Sünig feine Selben verfammelte, unb bamit auf biefeSelben.Oie Sagen von X’önig SlrtuS trennen fid) langfam von ben Berichten über feine ^Ritter: bie

xRomane von ihnen erzählen ihre Selbentaten; barüber thront mit ©inevra, ber Königin, felbft Slrbilb aller Sugenben, berÄönig, an beffen Sof bie 3rrfahrt beS jeweiligen Selben ihren Slbfchlufj finbet.

Shrefüen von $ropeS ift eS, ber um 1160 juerft SlrtuSromanevon Srec, von ber ßiebe ßanjelots unb ©inevraS, von ^arjival unb ^riftan ju fchreiben beginnt.

3h« nimmt Sartmannjum Borbilb. Sluf welche Söeife er an feine Slrbilber fam, ift nicht feftjuftellen. 3tnmerhin war er auch h«r nichtnur Überfeiner,fonbern Be­

arbeiter. Sein 3wein fyat nod) 1358 Berfe mehrals ber BerSroman beS 'Jran-- jofen. 3nhaltlid> ift er eine wilbe Slbenteuergefd)ichte, bie am Sofe beS ÄönigS SlrtuS erjählt wirb. 3wein, ber 9?itter mit bem Eöwen, tämpft mit einem fchwar^en ^Ritter, verliebt ftćh in beffen SOifwe, wirb ihr ©emahl. Sie gibt ihm,

®a« l>i5fifc£>e ßpo« 79 bamit er ftch nicht „»erliege", b. fy. in ber Nlinne feine ritterliche Kraft verliere, Urlaub, mit Qlrfu« ju gehen. €r »erfäumt bie Nüdtehr ju rechten 3eif, wirb vor Schmersüber ihren 3orn wahnftnnig, reffet im<S?albe einen £öwen, ber mit einer Schlange fämpft. Ser £öwe folgt ihmfeitbem tvie ein Äünbcben, unb jule^t gibt e« nach allen möglichen weiteren 2lbenteuern Äeimtehr unb Q3erföhnung.

Schon in biefer grühseit beginnt im ©runbe ba«, wa« wir heute ßiteratur ju nennen pflegen. S« wirb nod) getragen »on bem fehr viel ftärferenunb unmittel--bareren Qlnteil ber Sörer am Stofflichen. Qlber fd>on Sarfmannvon Slue hat bei allem Neig ber ‘Jrühe, bie über ihm liegt, beutliche 3üge »on Konvention, faft von Slfabemifchem. Siu« lauter <5reube an feinen Selben unb ihrer ritterlichen Qßelt enthebt er fte ber Nealität ebenfo wie ber flnmittelbarfeit feiner ©eftaltung.

(Er reinigt fie ebenfo wie feinen Q3er«, fäubert fie wie biefen von Serbheit unb Nauheit; erliefert getviffermafjen fchon Q3ilbung«bi<hfung, Sichtung, bie gebilbet ift im Stofflichen wie in ber formenben Sätigfeit be« Qlutor« an biefem Nlaterial.

Qßenn ©ottfrieb von Sfrafcburg im achten ©efang feine« Sriftan be­ ginnen will, bie Schwertleite Sriftan« unb feiner breifig ©efährten ju befingen, vernichtet er baraufunb preift ftatt beffen junächft einmal feine brei Vorgänger, Heinrich »on QSelbefe, bie Nachtigall von Sagenau, Startmann von Qlue:

Hartmann der Ouwaere, ahi wie der diu maere beid’ uzen und innen mit Worten und mit sinnen durchvärwet und durchzieret!

wie er mit rede figieret der äventiure meine!

wie luter und wie reine sin kristalliniu wortelin

beidiu sint und iemer müezen sin!

Nlan fpürt burd) ba«Nlittelhochbeutfche hinburch bie naheQ3ejiehung,bie ©ott­

frieb felbft ju bem Sichter be« Firmen Äeinrid) empfunben haben muh, unb be­ greift, bah er ihn in vielem ftch jum QSorbilb genommen hat, bah viele«,wa« ftch gegen ben Sichter Äarfmann einwenben läfjt, auch gegen ben Sichter von Sfrah-burg ©eltung hat.

©« ift für un« heute nicht leicht, ju ©ottfrieb« grofjem ©ebicht von Srift an unb 3folbe ein ganj unvoreingenommene«, unmittelbare« Qßerhältni« ju be-fommen. Nluftl unb Sichtung Nicharb Qßagner« haben bie ©eftalten Sriftan«

unb Sfolbe« in eine fo fefte, beftimmfe Q3orftellung«welt mit einem fo ftarlen ©e-fühl«gehalt hineingeftellf, bah e« fehr fchwerfällt, fie barau« §u löfen unb au« ber 2ltmofphäre ber alten Q3er«erjählung ©ottfrieb« unbefangen enfgegenjunehmen.

Qßa« ©ottfrieb gibt, ift nicht£prit, fonbern €po«, ift Bericht, nicht©efühl. €r ift in ber Q3ejiehung vielleicht nochwehr bewuhter Künftler al« Äartmann,fofehr,

8o Shtfftieg unb erfte Q3lüte

©ottfrieb von Strasburg, ©rofje Seibelberger £iebert)anbf<f>rift (SOlaneffe).

Slniverfitätßbibliotbet Äeibelberg

baf) er zuweilen mit leidster Überlegenheit felbft bie ©efühlßfituation zwifd)en ©ri-ftanunb Sfolbe burd) faft ironifcEje, sunt wenigften im Vergleich zu ber Sröfje beß

©efühlß fpielerifche (Situationenunterbricht unb eigentlich ftört. <3o zum Stempel bei ber Sdjilberung ber erften Stacht Sftarfeß unb Sfolbenß, in berQ3rangäne hilf* reich im ©unfel bie«Stelle ihrer Äerrin aufbem Sager beß Königs einnehmen mufj.

©ottfrieb will gewifj baß Äohelieb ber Spinne, ber Siebe zwifeben ©riftan unb Sfolbe, fingen. 2luf ber anbern «Seite f>at er baß außgefproebene Sbeal, höfiftf), ele-gant, man möchte faft fagen, franjöfifch ju fein. Sli^t umfonft braucht er für

©eutfdjlanb zuweilen bie franjßftf«he Formel Sllemanje. Sticht ohne ©ntnb fpielt er in feinen Sßerfen, wo eß geht, gern unb elegant mit franzöjtfcbengloßfeln. ©er Qkrßfünftler ©ottfrieb brängt zuweilen ben©ichter in benÄintergrunb an Stellen, an benen ihn feine franjöftfche Vorlage fi<herlicf> nichtbehinbert hat.

SJtan hat biefe ftarfe Stücfftcht auf baß 55öfifcE>e unb (Elegante barauf jurüdge--führt, bah ©ottfrieb nichtabligen Stam-meß war. ©ß wirb ihnt vielfach ber ©itel SJteifter gegeben, nicht ber eineß Äerrn, womit gemeinhineinbürgerlicher ober ge­ lehrter Stanb bezeichnet werbenfollte. Q3on feinem Sehen unb feinen Sebenßumftänben wiffen wirfefw wenig, ©ottfriebvon Strafe bürg fann ebenfowohl einen Strafjburger Bürgeralßeinen Singehörigeneiner burg­

gräflichenfamilie von Strasburg bebeutet haben, ©en 93eginn feineß Stomanß macht ein ©ebicht inQ3ierjeilern, beren Slnfangß-buchftaben ben Stamen ©ietrief) ergeben.

Qßer biefer ©raf ©ietrich war, weihman nicht, ©er Schluh beß ©riftan, in bem

©ottfrieb wahrscheinlich, wie eß ber Q3rau«h war, von ft«h felbft gefprodjen hätte, fehlt, ©er SJieifterift um 1210,vor berQ3oHenbung feineß QSerfeß geftorben.

©aßiftungefähr alleß,maß manüber ihnweih.®r hinterliehfein ©ebicht, unb auß biefem©ebichtmag man wohl ein gut ©eil wenigftenß feiner bidjterifcben, aberauch feinermenfchlichen Slrt heraußlefen, felbft wenn man hinjunimmt, bah bie Vorlage, nach ber erarbeitete, nurin SSruchffücten erhaltenift unbnur auß anberen SBearbei-tungen retonftruiert werben fann. ©ottfrieb hielt ftd)an ben in ben achtzigerSahren beß zwölften Sahrhunbertß verfaßen ©rtftan beß ©rouväre ©hornaß, ber feiner-- feitß bereit# bie alte, ursprüngliche ©riftanfage ftarf bereinigt unb in ähnlichem Sinne behanbelt hatte, wie ©ottfrieb fpäter bie Slrbeit beß ©homaß umformte.

©ie ©pifobe zum 93eifpiel, in ber Sfolbe ben Qlußfätjigen überantwortet wirb -Srnft Sarbt bat fie fpäter in feinem ©anfrißbrama wieberaufgenommen -, hat fd>on

©aß böfifdc ßpoß 81

©b^maß auß ber alten SSftäre befcitigt, unb ©ottfrieb ift ibm in ber ‘Sejiefung nocf) viel weiter gefolgt. (Sr ift fictjertićE) ber lateinifd) formalen, ber cfjriftlidjen

©enbenj beß beutfdjen Kultur-- unb S?unftwtllenß ftart untertan. 2luf ber anbern Seite ift fein ©efübl, fein unmittelbarer bic£>terifct>er 3nftinft ftart genug, biefe

©enbenj jur‘Jorm fo weit außjugleicfen, baf baß Eebenbige, baß Unmittelbare nur feiten von ifr überwuchert wirb. Sein ©riftan ift ein ^öftfcEjeö Spoß; in biefem böftfcfen Spoß aber blüft baß beutfcbe Eeben ber 3eit immer wieber in wunber-- fd>önen ‘Silbern auf. sieben bie ritterliche <2ßelt tritt bie 'SBelt beß ©raufen, vor allem ber ‘Jöalb, wenn ©riftan mit Sfolbe einfam in ber 'Söilbniß fauft: bie See-- luft, bie in ber Urform ber alten Sage ift, fat ©ottfrieb, ber 'Sinnenlänber, burd)

©Jütte: OUtvalin in ben Q3anben von 93land)eflur. Einfß: Ä’önig 9)larfeß Sdjtvefter 9te<f>tß: ©erdnahe ©riftan ftngf vor ÄönigSKarte. ©riffanbant>fd>rift SOtüncpen

bie ‘Silber beß feimatlid)en SQaturbafeinß erfeff. ©er ©riftan ift überhaupt jum grofjen ©eil ‘Silb; alß ob bie Miniaturen alter Äanbfcfriften Eeben befommen, wad)fen bie ‘Sorftellungen im Eefer auf. Sie werbenimmer wieber burchglüft von bem Eeitgefüfl, baß ben ©icfter von Qlnbeginn erfüllt, unb baß er auf bie be=

rübmte 'Jormel brachte:

„ein man, ein wip; ein wip, ein man;

Tristan, Isolt; Isolt, Tristan."

Sin grofeß ©efüfl unb bie Siebe ju biefem grofjen ©efüblerfüllen feine©id)tung jufammen mit einem grofen Qßillen jur Älarfeif ber 'Jorm, jur Orbnung beß Stoffß unb ber ‘Silber, ju mübelofer Überfd)tlid)feit für ben Eefer ober Äörer.

6

82 Qlufftieg unb erfte QSIiitc

Oben: 9tiroalinführt Q3lancbeflur beim. 3bre 55oc£>geit Unten: 3br Qlbfcbieb »or 9titvalinS lentem Äampf

$riffanbanbf<i>rift. ©taatöbibliotbef <3Rün<f>en

9?omantit unb ^laffif, germanifcher unb romanifcher Qlnteil galten ftcf) in ©oft«

friebS Qöerl miein biefer gangenGpodje fo fdjön bie <2Baage, baf? man baritber baS 3eitgebunbene, allju Söfifche, bie gelegentlichen literarifdjenNeigungen nach grant-reidl> hinüber,biefeS allju©eittfcfye, baS fchon bamalS fichtbarmirb, gerne überftefjt.

©ottfriebS Stiffan beginnt, menn auch nid^t ganj fo ausführlich mie bie ©u-- brun, mit ber QJorgefcbncbjfe beS Selben. 3tad) bem langen Eingang, in bem er feine 2lbfid)t bartut, erjählt ber

©ichter junächft bie ©efchichte

»on 9?imalin, bem jungen dürften »on 'Parmenien, unb ber fd)önen QSlancheflur, ber Schmefter Stönig SCQarfeS. 9?i-malin lommtals ©aff jurDtarte, fleht'Slamheflur unb »erfüllt in

»on 9?imalin, bem jungen dürften »on 'Parmenien, unb ber fd)önen QSlancheflur, ber Schmefter Stönig SCQarfeS. 9?i-malin lommtals ©aff jurDtarte, fleht'Slamheflur unb »erfüllt in