• Nie Znaleziono Wyników

jongtroye Oie groß ®nnf> medptigQtat Croya serfłótt trmbt.iöurcb bie tiert Äon igln JelenaaußÄriedjenlant 3« beöÄegtnßogen langen tljorr.

Stiel eineö SJteiftergefangeS

©tuet aus bem Qlnfattg beö 16.3bS.

®ct Qlufftieg bcö Q3ürgerlict>cn 137 unb jung gefangen roerben, ofate baf) jetnanb roeifa »ober fte fommen, »on roetn er fte gelernt hat. Srgenbetn fafaenber Spielmann, irgenbetnfifalettb begabterEJlarm auS bent Eßolte hat bie E3erfe.juerft gefangen; anbere ^aben fte aufgenommen;fte ftnb geroanbert, »eränbert, ergänzt, umgebifatet; fie ftnb, »errooben mit älterem, ererbtem ©ut, lebenbige 3eugen für bie jähe ^raftberÜberlieferung ofate Schrift unb ©rud. Sie haben eS fogar überftanben, baff man fte faäter gefammelt, aufge-ffaricben, gebrudt hat. Sie roerbennod) heuteimroefentlifaennifatüberbaS Rapier roeitergereifat, fonbern lebenbig »on ERenffa ju ‘żDłenffa, im Singen unbWfmgen.

€S ift fehr eigen, roie in biefen Eiebern, gemilbertburfa eine roeifaer geworbene 3eit, bie gebrätigte, abtürjenbe, nur baS roefentlifae E3ilb-- unb SefüfaSmoment gebenbe ’Jormfraft beS Elltgermaniffaen fortlebt. ©aS EfalfSlieb fennt auch teme Übergänge unb Q3erbinbungen. SS fennt nur baS 9M>eneinanber ber bei fam im roefentlifaen fariffaen ober bramatiffaen EßirfungSmomente. SS entbedt aufa bie Eßirtlifateit - auf feine Eßeife, ftellt baS eine E3ejcifanenbe neben baS anbere, faft regellos, faft roillfürlifa, aber gerabe in biefer Eßillfür bie lebenbigen fünfte tref--fenb, an benen baS©efühl unbbie E3iftonSfraftberührtroerben. ©aS uralte geheime

©efeh aller ©ichtung, baS auS bem ©runbroefen ber Sprache felber fteigtunb ba»

mit auS bem ©runbroefen ber ERenffaen, bie biefe Sprache fprefaen unb fte auf faretn Oßeg burchbie 3afa=

hunberte geleitet haben, rotrb in biefen »on berE3e=

roufffaeitutn baSeigeneSun nifat »erftörten ©ebilben

»on neuem lebenbig unb roirffam unb läfa biefeflei=

neu Eßerte beS ffaaffenben Q3olfeS gerabeinfolfaenun»

frufatbaren3eiten jum tief»

ften unb roefentlifaften EluS»

brud ber Nation roerben.

©aS EBefen beS EfaltS»

liebes, feine mannigfachen Shemen, feineEltmofphäre unb feine Schichtung hat Eubroig Elfaanb fehr ffaön umffarteben unb aufgejeigt.

Srift bemEiebeSlieb nafa»

gegangen bis in bie Sage SfarlS beS ©rofan, ba ben

Tonnen »erboten rourbe, Eßinelieber ju ffaretben ober auSjuffatden, Eßtne aber heifa $reunb, ©efelle. Sr hat gezeigt, roie in biefen Eiebern baS beutffae Etotur»

gefühl unmittelbar auffteigt unb Sintergrunb unb Sfao ber menffaltfaen ©efufae unb Sfaidfale wirb, »on benen baS Sieb fünbet. Srift ben 9Jlofi»en nafagegangen unb ber ESefonberheit beS E3olfSliebeS, beffen Eßefen ©oefae in feiner berühmten Einzige »on ElrnimS unb ESrentanoS Eßunbertrorn in bie Formel gefafa hat:

Same im Eiofenbag mit hier Ciebpabern

„Das nymät liebe erzeygen künde es quem den us herzen gründe und us gantzer stedykayt so wyrde nymät bedro- gen, noch que in hertzen leyt.“ (Spätgotifcfar Q3ilt>tcppic£).

Q3afel um 1450. StäbtifcpeS Scblofjmufeum gjlamfaeim

138 ‘ilufftieg unb erfte Blüte

wafyre bicfyterifcfye ©enie, wo eg auftritt, iftin fic£> »ollenbet; mag ifym Un-voUfommenfyeit ber Spracfye, ber äußeren ©ecfynit ober fonft wag will, entgegen-ftefyen, eg befitjt bie fyöfyere innere ^orm, ber bocfy am Snbe atleg ju ©ebote ftefyt."

Siefer inneren gorm verbanft bag Solfglieb feine Eebengfraft, fein gortwanbern über bie Safyrfyunberte: eg ift in ifym etwag »on ber innerften, allgemeinften Seele ber Nation, bag über alle &unft fyinauggefyt unb biefe einfacfyen ©ebilbe un-- gefcfyrieben länger leben läfit alg manche einft berüfymte gebrudte ©icfytung. €g ift fefyr eigen, wenn man in Qlrnimg unb Srentanog Sammlung bei einjelnen Eie-- bern, bie fcfyon aug biefer 3eit ftammen, von ber fyier bie 9łebe ift, ben Sermerf, finbet „Münblicfy", baf; alfo bie Sammler fie nicfy>t irgenbeinem ©rud, irgenb--' einem fliegenben Statt ober einer Eieberfammlung verbanfen. „Scfy fyört ein Sicfy-- lein raufcfyen" - münblicfy; ,,©a broben auf jenem 'Serge, ba ftefyt ein golbneg Äaug" - münblicfy; fo gefyt eg burcfy eine ganje Oteifye ber fcfyönften unb befannte-ften Eieber, tvelcfye Solfglteberim ecfyten Sinne, lebenbige Seftanbteile beg Solfg--lebeng geblieben Waren. Unb fefyr viele biefer Eieber leben fyeute nocfy in unver-- minberter grifcfye fort, von bem allbetannten Sieb aug bem ^aberbornifcfyen: „St Waffen twe Äunnigegfinner" big ju bem armen Srüberlein, bag nicfyt weif;, wo eg ftcfy fyinfefyren foll, von „Snngbrucf, icfy muf; bid) laffen" big ju biefem, bag alg eineg ber jarteften unb feinften fyier ^lafy finben mag:

Sg ift ein Scfynee gefallen, Unb ift eg bocfy nit 3eit;

Sian wirft mid) mit bem Sailen,

©er QBeg ift mir verfcfyneit.

SEQein Äaug fyat leinen ®iebel, Sg iftmir worben alt,

3erbrocfyen ftnb bie Siegel, Siein Stüblein iftmirfalt.

ElcfySieb, lafj bicfyg erbarmen,

©af; icfy fo elenb bin,

Unb fcfyleuf?rnicfy in bein Elrtnen, So fäfyrt ber Qßinter fyin.

2luö einer Sanbfdjrtft von 1461-67

©cv Olufftieg beź ‘Bürgerlichen 139 Sauptgebietbe« Q3ol!«liebe«ift, wie gefagt, ber allgemeinfte menfd)lid)e ^Bereich be« ©afein«. ©lücflic^e unb unglücflidje £iebe, Scheiben unb QBieberfehen, Soffen unb ©rauem, Sterben unb Qßanbern burd) Gommer unb Qßinter, Frühling unb Serbft, bie ewigen fernen ber ewigen menfchlichen Q3ejiehungen erfüllen biefe ßieber, weil fie ihr ©afein wohl imwefentlid)enirgenbeinemgefüf>l«erfüllten Vor­

gang, wie er fid) in ihnen fpiegelt, vcrbanten. (Sin Sftenfd) liebte - unb fang;

ein 9J}enfd) trauerte unb tat be«gleid)en. Unb anbere nahmen, wa« er gefungen hatte, auf unb fangen e« weiter, bi« nicntanb mcfjr wufjte, woher ba« £ieb tarn, unb wer e« juerft gefungen batte. - ©aneben fteht al« jweite ©attung bie ber ge=

wiffermafjen hiftorifchen Q3olt«lieber, in benen irgenbein grofje« (Sreigni« ber all­

gemeinen ©efd)id)te,irgenbein befonbere« Sd)icffa[ eine« befonberen T?enfd)en be-fungen würbe.2luf ber einen Seite fmb ba bie Schlad)tberid)te, bie nachher in ber

£anb«fned)t«jeit ihren Söhcpunff erleben, wenn bie Schlacht vor ^avia, ber 3ug wiber <5rantreid) unb ba« Verbrennen ber Stabt 9łambeviUe befungen werben, auf ber anbern bie £ieber von ber fd)önen Qlgne« Q3ernauerin, vom ^rinjenraub, von berühmten QBegelagerern wie £inbenfd)mitt ober Qleppel von ©ailingen. 21ud>

bie ©eftalten ber ‘EUtinnefängcr taud)en wieber auf; ba« £ieb von ©annbäufer fchilbert bie ©efd)icf)te vom Q3enu«berg unb bem grünenben Stab be« reuigen Sünber«; wa« fpäter Q3äntelfang wirb unb al« Moritat auf unfern 3ahrmärften verebbte, war hier noch Qlllgemeingut,

wirtliche«Q3olt«lieb. ©ine britte ©at-tungftnb bieebenfo uralten3ecf>lieber, bie klänge, bie fdjonbeim Qlrd)ipoeta auftauchen unb in ben Stubenten-unb ^ommer«liebem lange lebenbig weiterlebten, „©er liebfte Q3uhle, ben ich han", flammt ebenfo au« biefer frühen 3eit wie ba« etwa« fpätere

£ieb vom armen Q3rüberlein.

£luch eine SQeihe beutfeher geift-lidjer £ieber entfielt in biefen 3ahr=

hunberten; wichtiger aber, weil be- jeichnenb für bie volt«tümlid)e 9leli«

giofität biefer 3eit, ftnb bie S e il i g e n -legenben, bie teil« im 21nfcf)lufj an bie Legenda aurea be« Sacobu« be Q3oragine, teil« an anbere Quellen immer wieber gefammclt, aufgejeid)-net, fpäter, im fünfjehnten Sabr- hunbert, in ben fogenannten ^af- fionalen gebrudt werben. 1349 ver­

faßt Sermann von 'Jriblar fein

£egenbenbud), 1471 erfcheint ba«

©ßinterteil ber erften Sammlung Sl. etifabett)

von ber Seifigen £eben unb £eiben 03001 (Slifabetfj-Gcbrein gjlatburg. 1235bis 50

140 ‘■Jlufftieg unb erfte 93tütc

in Qluggburg, im Safjre barauf bag Sommerteil. Sie volfgtümliche Sorin, bie

^ier bie 93ejiehungen jwiflhen 5^ird)e unb Nation bekommen, bie ßlnpaffung ber

®efcf)id)te beg ©laubeng an bie ©efüßl^bebürfniffe wie an bie Neugier ber ßefer Wirb inbiefen ©cfcbitfjten, bienod) heutemit unoerminberter griffe unb ßebenbig--feit wirten, beutlich fufjtbar. Man fpürt bie bichte, bag ganje ßeben erfüllenbe, bürgerlich) geworbene Srömmigfeit, bie unmittelbaren 93ejtehungeit jwifchen ben

©läubigen unb ben ©eftalten ber legenbären ©rjählungen unb ßebengbefchreibun- gen. Sn ber neuen Sonn ber beginnenben Strofa, bie recht eigentlich bie Sonn

„3Wei Schwerter fyat Soft ber QBelf jum Schul) ber Shriftenheit verliehen: bag geiftliche bem 'yjapft; bag weltliche bem Ä’aifer. 3u beftimmter Selegentjeit fteht eg bem Zapfte ju, auf einem weiten fpferbe ju retten, unb ber Äaifer mup ibm babei ben Steigbügel halten bamit ftd) ber Sattel nicht verfchiebe. Sieg bebeutet: fo wie ber Staifer ben Sßiberftanb gegen ben ^apff, ben biefer mit geiftlicfjem Seridjt nicht ju bezwingen vermag, mit weltlichem 9?ecbt jum Sehorfam jwingt, fo muß bie geiftliche Sewalt bem weltlichen Sericht ju Silfe

fommen, Wenn eg ihrer bebarf." Slug ber Q3ilberhanbfchrift beg Sachfenfpiegelg Gifeg von Ofepgow. 14.3h- Staaigbibliotpet ©regben

ber neuen ßefer- unb <S)id)terfcE)icE)fen wirb, fommt bag ©rfülltfein biefer QSürger-welt mit noch ganj gebrängter geiftig-feelifcher Subftanj aufg ftärffte jum 2lug- bruef. 'Manfühlt, wie bie eprofa,bie ungebunbene ^Rebe bie natürliche iJlugbrucfg-form biefer neuen 3eit werben mufcte. $ür bag frühe Mittelalter ift ©ichtung gleichbebeutenb mit Q3erg unb gorm. <£rofa ift Sache ber Qöiffenfchaft, ber ®e- fchichte unb ber ^hilefephie, 9le<^tgfammlungen wie ber Sadjfenfpiegel beg ©ife

»on Mepfow werbenin ^rofa »erfaßt; Sichtung aberalg etwag Slbligeg ift <23erg, ift5?unft. Sür bie je^t auffteigenbe Seit febiebt ftch mehr unb mehr bie ^rofa auch in ber ßiteratur in ben Q3orbergrunb. Selbftverftänblich leben bie alten formen

Ser Qlitffttcg beź <23ürgcrltd)en 141

SSitfcbjagb. 21uź Äontab von SDlegenberg:

©aź 'Bud) ber SQatur. £ltn 1450

fort, unt> tnand)eź 'Jeine entfielt, lote beifpielźmeife bie fetjr bid)terifd>e fRoveüe, bie Sgenolf von Staufenberg vom ^Ritter 'pefertnann ©iemringer unb feiner fcbönenßiebften, bie eine “źRije ift, erjäJjtt. Sź ift baź alte ©l)enta von ber QBaffer--jungfrau, bie fid) bem ^Ritter verbinbet. 3mmer, menn er fie berbeimünfcbf, ift fie bei iljm, aber fein anberer ftef)f fie: er allein barf feine 'Sreube an iljrfiaben. “źRur barf er fid) niemals verebelid)en, bann fyat er fein £eben vermirft. 2llź er eź, gebrängt von feiner familie,

bennod) tut, erfd)eint fte ilmt nod) einmal unb verfünbet ifmt fein ßttbe. Qöenn er bei feiner 55od)jeif ihren

<Jufj erblide, foller fid) jum

©obe bereiten. 'Seim 55od)--jeitźmafil fief>t man auf einmal einen 9Jlenfd)enfufi biź anź S^nie burd)bie©ede ragen;ber Sräufigatn bricht bie (5eftlid)teit ab, nimmt 2lbfd)iebvon ber ‘Sraut unb ftirbf. ©ie Srani aber geht inźSdofter unb betet fürihn.

©a Hingt noch etmaź von ber bid)tcrifd)en &raft ber früheren Seif nad), ebenfo mie in bem j?loftermärd)en vom 'Sruber^Raufet), ber fd)önen <$efd)id)te, in ber ber ©eufel fid) alź Äned)t in einem fittlid) verfallenen Ädo fter verbingt,alź 5^üd)ctt-- meiffer anben Safttagenbie fcbönften Speifen f)erftellt, bie fd)önften <2Räbchen f>er=

anfchlepptunb fcf)liefflid) bie Srüber gegeneinanber auf* fyefyt, fie mit Sföden ver--fteljt unb eine näd)flid)e prügelet unter ihnen am gefielt.

9(nd) in Gfmonifen mie ber verfiftgierten cPreufend)ronit beź ‘źRilolauź von Serofd)in leben bie alten formen nod) fort; ihren mirflid>en Sluźbrud aber finbet bie 3eit mehr unb mehr in ber ^rofa. 6ź beginnt eine neue Sprache, ein neueź, je^t bürgerlich^ ©eutfd) ju entfielen, baź ftd) fd)on ganj erheblich von bem 9Rittelhod)beutfd) ber Slütejeit unterfd)eibef. (3Ran fpürt in biefer neuen

^rofa bie Snge ber Qßelt, in ber fte entfielt, bie (grfüllt^eit ber Seelen unb bie

142 Sluffticg unb crftc Q3liitc

bod) fd?on aud biefer (Erfülltheit pinaudbrängenbe Äraft 2lud ben ^rebigten fpracpgewaltiger gOl&nripe, wie ed ber T>aterBertpolboonOłegendburg war, berfeit 1350 in Sübbeutfcplanb unb Öfterreich bić ju feinem ©obe 1372 geprebigt pat, aud Scpwänleit unb £egenben erwucpd fo ein neued Spracpmittel, eben bie

‘profa, bie nun vom Bürgertum aud n>efentlicĘ>er Sludbrud bed beutfchen ®eifted bei ber ^weiten Etappe feined QBeged ju fid? felber wirb.

deutlich fichtbar wirb ber Qöanbel aud) an bem Übergang ber alten ererbten Stoffe bed popen ‘EKittelalterd aud ber einen form in bie anbere. f ranfreicp ging hier voran: fcpon im breijepnten Saprpunbert beginnt bort bie 'brofaerjäplung an bie Stelle bed gereimten (Sebichfed ju treten.©ie ®ef<hid)te von ber fcbönen SUle- lufme iftaud einem franjöftfcpen Vornan fiervorgegangen; ein £anjelot-9?oman enf-ffanb, florid unb Blancpeflur gingen in ^rofa ein; bie ©efcpicpten von ©riftan unb 3folbe, vom Herzog ©rnft, ber ©rojanerfrieg, bad £eben Sllejanberd bed

©rohen - all bie alten Stoffe ber Äelbenlieber unb ©pen werben in ber neuen 'Jorm ber lefepungrigen Seit vorgefept. 2lud biefen urfprünglicp pöftfcpen, panb-fcpriftlicpen, fpäter gebrudten unb aud)in ben erften©rüden noch foftbaren ^rofa-ersäplungen ftnb bann bie fogenannten 030Ifdbücher entftanben, bie vor allem burd) ©uftav Scpwabd fpätere Bearbeitung bad Stoffliche mancher biefer ©e- fchichten bid auf bie ©egenwart lebenbig erhalten paben. SQiit ber urfprünglicpen

^rofa ber Originale fyat bie fpäte 9ła^erjaplung wenig mepr gemein: bie alten f affungen ftnb bei aller Breiteunb ©emächlichteit viel fefter gefügtald bie form, bie Schwab ben alten ©efchichten gab. 3m 3apre 1484 würbe in Slugdburg bie Äiftorie von ©riftan unb 3falbegebrudt. Sie erjäplt im wefentlichen ben3npalt von ©ottfriebd ©ebicpt in einer ffarten unb in aller (Einfachheit ben £efer niemald aud iprem Bann laffcnben °Profa. 21ber wieweit bie Bklt, in bie bie alte £iebcd- gefchichte jctjt übertragen ift, von ber Qltmofppäre ihred Urfprungd entfernt ift, jcigt bad ©ebet 3falbed nach bem £iebedfrant, in bem fte ©upibo anruft unb ipr

©efühl «n Iprifdje Ovpetorif umfetft.

©ad befanntefte, populärfte ber Boltdbücper ift bad vom ©ottor fauft geworben, über bem in ber 3eit um 1800 bie ©ichtung erwuchd, in ber bie beutfehe SDlenfcppeit bid in unfere Tage hinein ihr fombolpafted Spiegelbilb gcfchen fyat, ber f auft ©oethed. 3n ben erften 3aprjcpnten ber neuen 3eit, in benen bad OCRittclalter audtlingt, in ber 3eit bed ^aracelfud unb ber Hurna-niften, wanbert burd) bie erregte QBelt bie ©eftalt bed 'SRanned, auf ben ber ganje, langfam werbenbe ©eift biefer3eit fiep fpäter fonjentrieren, anbeffen Scpid-fal unb ©eftalt er feiner felbft unb feined Sinned, feiner 9?olle in bet menfep- lichen QBelt fid) bewufjt werben follte - bie ©eftalt bed 3opanned fauft. 3opann von Trittenheim, ber 2lbt von Sponheim, fepreibt in einem Brief an ben 2lftro-logen 3opann Qöirbung: „3ener £O?enfd), von bem ©u mir gefeprieben haft, ber ftch unterftanben hat,ftch 'Jürftber Schwarjfünftlerju nennen, ift ein Herumtreiber, ein Quatfcpfopf, ein Betrüger unb verbient prügel, bamit er fürberpin niept mehr fo gottlofe, firepenfeinblicpe Behauptungen aufftelle. Sr pat fiep folgenben Titel jurecptgemacpt: Magister georgius sabellicus, faustus junior, Urquell ber Scpwarjtunft, Stembeuter, jweiter Bfrcgud, ©piromant, Scpapgräber, feuer­

werter unb jweitgröhter Quellforfeper. Slber icp weih, baj er ein QBinbbeutel ift.

©et Qlufftieg beß Q3ütgerlid)en 143

gilejanber-gtoman. &ampf mit bem breipörnigen Sier. 54'önigl. <23ibtiott>et Q3 rüffel

21U icf> int Qkrjahre auß ber SJlart SSranbenburg jurüeffam, habe ich eben biefen

^erl ju ®elnhaufen getroffen. 3ch hörte ba int Söirtßhauß Sßinbbeuteleten von ibm bie er mit größter ©reiftigfeit »erfprochen fjabe. Sobalb er »on meiner San«

mefenbeit hörte, flot) er auß bem Söirtßhauß unb liefe ftch nic^f baju bewegen, ftch »or meinen Singen fefeen ju taffen. & berichteten mir einige ©eiftliche in ber Stabt, er fcabe »or jafelreichen 3eugen geäußert, er befitje fotebje Äenntmfte unb ein berartigeß ®ebäcf)tniß, bafe er fämttidje S3änbe Sölatoß unb Slriftoteleß , wenn fie mit ihrer ganjen ^hMophie auß bem ©ebächtniß ber SJienfchhett»erfchwunben mären, burch fein ®enie wieber perftellen tönne. Später tarn er nach Sßürjburg;

bort foll er »orgebracht haben, er tönne auch alle« machen, waß Stwiftuß getan habe, wann unb fo oft er nur wolle. Sn ber gaffen biefeß 3afereß tarn er nach

^reujnach unb renommierte, er überrage in Sllchimie bei weitem alle, bie je ba--gewefen. €ß war nur gerabe eine Schullehrerftelle frei, bie ihm auf QSerwenben granjenß »on Sicfingen übertragenwürbe, ber fehr jum Sftpftifchen neigte.Qllletn halb barauf begann er mit Knaben bie fchänblichfte Hn jucht ju treiben; bie Sache fam anß Eicht, unb er entjog ftch ber

be»orftehenben Strafe burch gtucht."

©aß fchrieb ber Slbt ju Sponheim, ber felber im ®erucf) ftanb, ein großer 3auberer ju fein, im Sluguft beß 3ahreß 1507. ®in halbeß 3ahrhunbert fpäter ift gauft fchön ber 3auberer, ber baß S3ünb-niß mit bem Teufel gefcfjloffen hat, ber in ben Äimmet fliegen will, ber einS3uch

»on ber SSergeblichteit ber fünfte ge«

fchrieben hat, ben ber fefjwarje Äunb be-- ©aß fpferb. 2luß ^onrab »on ęDlegenberg:

gleitet, unb ben am Snbeber Teufel holt, ®aß <33urf> ber Statur. Um 1450

144 2luffticg unt> erfte <23liite

inbem er iłjm bać ®enid umbrebt. Qöieber zwanzig 3abre fpäter ift ber Vagant unb Äejenmeifter bereit# Äelb be# '23olf#bu<b# geworben, ©räger be# geiftigen Selbftbilbe#, ba# bie Nation fid) unbewußt gefcfjaffen bat. ©a# verfttdenbe 9Jlit* telalter bringt nod) in ber OBirfticfjfeit bie ©eftalt hervor, bie ber tjerauffteigenben neuen Qöelt Spiegel, ©ppu# unb beinahe geiftige# 3iclbilb werben foli. ©ie ent* ftefjenbe bürgerliche Qöelt fchafftfcltfam finnvoll anihren Qlnfängen in ber rauben 'Jßirllicfdeit bie flüchtigauftaudjenbe unb wieber verftnfenbe ©rfdjeinung be# <5Kan=

ne#, ber, inbetn er fich Faustus junior nennt, über bie 3af)rf>unberte hinweg bei ber ©nofi#, bem frühen (Hjriftentum unb ben Gegenben um ben Simon SSJlagu#, ben QSater be# ’Jauftu# unb 'Jauftinu#, anfnüpft unb zugleich wieber über 3abr=

bunberte nad) vorwärt# Glrbilb ber ©eftalt wirb, bie bem Bürgertum bann auf feiner Äöf»e Sinnbilb feine# beffen geiftigen Qßollen# unb eigentlich auch feine#

Sd)icffal# wirb.

€# bleibt noch ein 9?üdblid auf bie bramatifcfye Sntwidlung, bie €nt* widlung von Spiel unb Szene in biefen 3al)rfninberten. Qöieber werbenaud) tjier bie zwei Komponenten fichtbar, bie heibnifche, urfprünglid) germanifebe, unb bie chriftlich=romanifche, geiftlidje. ©ramatifche Vorgänge, Spiele - Q3erfud)e, ba#

Geben entweber zu fteigern ober in feiner Konti! berabzufe^en, finb uralt. QJebeut* fame Äanblungen be# ©afein# werben immer in feierlichen rituellen formen gleid)bleibenber 2lrt, gewiffermafjen in bratnaftfd)en Keimzellen, vorgenommen worben fein; ©änze ftnb bmjugelommen, bie fclbftverftänblid)e, natürliche ©rama* fit von ®erid)t#fsenen, unb auf ber anbern Seite wirb ber ebenfo felbftverftänb* liehe Gilt, ber Spott, bie ^offe nicht gefehlt haben. 2htd) in 3eiten nicht, in benen ber SOlimu#, ber Sdjaufpieler ber Qlntife, nod) ntd)f feine QBanberfalwten über bie germanifd)en Gänberangefretenbatte.

©ie beibnifd)e Komponente bat fomit etwa# urfprünglid) ©ramatifd)e#, ©ar* ftellenbe# unb ©arftellerifche# gehabt; bie d)riftlid)e, zunächft bie ftegreid)e, fängt bie ©ntmidlung nod) etnmal von vorne an. 3n St. ©allen finb in ben fechsiger 3abren be# neunten 3abrbunbcrt# bie erften Keime be# beutfchen geiftlichen ©ra* ma# entftanben, in ben Sequenzen dotier# be# Stammler#. 3u ben lang au#* gefponnenen ©öttett be# ÄalXelitjah ber ©Jieffe erfanb er neue ©erte unb eine freie muftfalifebe 2lu#geffaltungin freierBewegung ber SJlelobie. 3u gleicher 3eifetwa unb au# ber gleichen beginnenben Freiheit gegenüber bem ererbten 9?itu# fängt

©ie beibnifd)e Komponente bat fomit etwa# urfprünglid) ©ramatifd)e#, ©ar* ftellenbe# unb ©arftellerifche# gehabt; bie d)riftlid)e, zunächft bie ftegreid)e, fängt bie ©ntmidlung nod) etnmal von vorne an. 3n St. ©allen finb in ben fechsiger 3abren be# neunten 3abrbunbcrt# bie erften Keime be# beutfchen geiftlichen ©ra* ma# entftanben, in ben Sequenzen dotier# be# Stammler#. 3u ben lang au#* gefponnenen ©öttett be# ÄalXelitjah ber ©Jieffe erfanb er neue ©erte unb eine freie muftfalifebe 2lu#geffaltungin freierBewegung ber SJlelobie. 3u gleicher 3eifetwa unb au# ber gleichen beginnenben Freiheit gegenüber bem ererbten 9?itu# fängt