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Elm €nbe fteht ba« nod) viel berühmtere:

Owe war sint verswunden alliu miniu jär!

ist mir min leben getroumet oder ist ez wär ? daz ich je wände daz iht waere, was daz iht ? dar nach hän ich gesläfen unde enweiz es niht.

3wifd)en jenem Sieb von ber greube an ber Eöelt unb biefem meland)olifd)en Elbfd)ieb be« Ellternben - um 1230 ift Eßalther geftorben- breitet ficb fc™c2öeriau«, erfte«, gefd)loffene« 93ilb eine« lebenbigenEDlenfd)en, ber fid) mit «Ufeinen Seiten in feinen ®ebid)tenfpiegelt. ©a« ganje ©afein«empfinben be« beutfd>en EOlenfd)en jener 3eit in ber politifdjen EBelt wie im Sehen überhaupt, in ber Ä’ampfftellung ju ben überperfönlidjen ftaatlidjenunb fird)lid)enEJcädjtenwiein feiner E3ejiehung ju greunben,ju grauen fyat in biefemE3anbEprifeinen perfönlicpen unb bleibenben Elu«brud gefunben. Eßalther be=

füjt nicht EBolfram« bicbterifctje ilnmittelbarfeit,feine E3egabung löft ni d) t fo wie bie be« ^arjival--bicbter« ihren ©räger au« ben natürlichen 3ufammenhängen ber 9Jlenfd)cn; er ift gewiffer--mafjeneinEmitter vonber gleichen Elrt wie alle übrigen, mutig,auf­ recht, llug unb barüber pinau«

begabt mit ber gähigfeit, feine

®efühle unb Meinungen fnapp, flar,präjife unb fcbön, erfüllt von feinem ®efühl, au« fid) berau«-- juftellen.Eßolfram fpricf)t julefjt au« einer anbern Qöelt, au«einer größeren, bunfleren, weiteren, von beren©eheimniffen bie neben ihm feine Eignung, ju benen fie mit ihren ERitteln ber Seele

feinen 3ugang ha^en- Eßalther 21u« Sßaltber« Eobgefang auf ©euffcplanb fpricpt au« berfelben Eßelt,Wie ©rohe Äetbelberger £ieberbanbfd)riff CSftaneffe)

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104 Qlufftteg unb erfte ‘Blüte

e« bie berMännerunb grauen neben ipm ift.Qöaltper« £iebe, ba«ift aller £iebe,

<2öaltf>er£ 3orn gegen ben geinb, ba« ift aller3orn. 3n feinem Singen unbSagen ift ba« ©eutfcplanb feiner 3eit. Sr ift bie Stimme jener Sapre, ba ba« £anbfür ein paar fur§e 3aprsepntemieber einmalnad) aufen mie nad> innen, politifd) mie geiftig, in ber ftaatli^en Mad>t mie im feelifc£>en QSeft^ ber Nationeinen feiner riefenpaft aufragenben Äöpepuntte erlebt pat.3n ©ßaltper ift aucp bie Harmonie,bie 2lu«ge-- glicpenpeit ber3eit, bie ipn Q3olf«mäfige« unbQlblige«, Qßeltlidje« unb ©eiftlicpe«, ba« gefamte £eben«gefüpl ber ftänbifcpen QBelt ring« um ipn unter bem großen abligen QDeltfaifertum ber Äopenftaufen §ufammenfaffen läf t, in ber ©rinnen unb

©raufen opne Spannung unb Überfteigerung ju einer <Sint>eifverfcpmiljt.

©ie QBelt feiner £ieber pat Qßaltper felbft einmal in einem Sprucp an grieb-rid), in bem er um Silfe bittet, umfcprieben; £ubmig Uplanb pat bie Q3erfe alfo übertragen:

33 on 9vome33ogt, von ^itlle (Qlpulien) ^önig! £af t Sud) erbarmen,

©af man bei reicher Ä\mft mid) läffetalfo armen!

(Serne mollf icf, möchte e« fein, bei eigenem geuer ermarmen.

3lpi! Qöie id) bannfange von ben Q3ögeleinen,

33onber Äeibe unb von ben 33lumen, mie id) meilanb fang! 3Beld) fdjßne« Qöeib mir gäbe bann ipr Äabebanf,

©erliefeid) £ilienunb 9łofen au« ben Qßänglein fcpeinen.

£Qunreiteid) früp unb komme nid)t peitn;®aft, mep bir, mep!

So mag ber QBirf mopl fingen von bem grünen Älee,

©ie 93ot bebenfet, milber j?önig, baf Sure 9^ot jergep.

33 on ber Äeibe unb von ben 33lumen, von ben Q3ögelein unb von ber £iebe, von fcpönen grauen unb ipren Meißen pat er gcfungen, Minnefänger, ber er mar - unb ebenfo fyat er feine 33erfe mie biefe« ®ebicf>t mieber unbmieber an bie ®rofen ber QBelt gerietet, mit feiner ©icftung tatkräftig in ben Qlblauf ber politifcpen 3eitpänbel eingegriffen. Sine merfmürbige Mifcpung von £prifer unb ©age«autor fteft in ipm ba. Äeute fingt er fein unfterblid>e« ©anbarabei:

Unter ber £inben an ber Äeibe,

©a unfer jmeier Q3ette ma«,

morgen kämpft er für bie Macpt be« Ä'aifcr« gegen päpftlicpe Übergriffe unb geiftlicpen Macptmillen, mirft ber £priker, ber eben nocp bie Äerrlicpkeit be«

9ftaien prie«, ben ©lanj ber 33lumen unb ben nod) viel fcpöneren einer eblen grau bejubelte, ein fliegenbe« 33latt in bie QBinbe, ba« von Munb ju Munb meitermanbert. ©a« Mittelalter patte für biefe politifcpen 33erfe bie OSejeidjnung

„Sprud)"; bie Sprücpe Qßaltper« an bie Äerjöge unb gürften, bie $aifer unb Srofen feiner 3eit finb nicptnur platonifcpe Slnreben unb ©ankfagungcn gemefen, fie maren Mittel ber Politik, ber öffentlichen Meinung. Man barf nie vergeffen, baf in 3eifen, bie baran gemöpntmaren, ^acpricpfen unb Meinungen nur münblicp ju empfangen unb meiterjugeben, ber 2lu«fprucp, ba« politifcpe £ieb eine« aner­ kannten Meiffer« eine unenblicp viel ftärfere QBirkung gepabt pat. 3ßaltper pat

SRtnnefang 105 feine £prif fić^>erIićE> in ber Äauptfacfe felber vorgetragen, nach eigenen ©Beifen, bie er felber tomponierfe; feine Sprüche aber, in ber Äauptfache fnappe, ftraffe 3ehnjeiler ober nocf fürjere ©ebilbe, werben gewanbert fein von einem jum anbern, bebalten unb weitergegebenju immer neuer, immer weiter verbreiteter unb, ba biefe Q3erfe in ben köpfen ftfjenblieben, ju bauernber ©ßirtung.

freilich, ein ©eil gerabe biefer Q3erfe, geboren au# ber 3eit unb bem allju jeitlicf ©ebunbenen, ift tytute verwebt, lebt nur nod) au# unferem Sntereffe an intern 21utor. ©ßirflich lebenbtg geblieben vom ©ßerle ©Balffer# ftnb feine £iebeś--unb feine 01aturlieber, bie Q3erfe be# fabrenben ^Ritter# au# feiner jungen Seit, Qöerfe eine# großen Zünftler#, ber fein Äanbwerf fo beherrfcfte, baf er fpielenb jebe Schwebung feine# ©efüfl#, jebe Stimmung feine# £eben# faffen unb infang- baren ©Seifen vor bie Äörer tragen tonnte, ©a# können gebt bei ihm fo weit, baf er ein ©ebicft vom ©ßinter#überbruf einmal ähnlich auf bie 23enufung ber fünf QSotale feilen tonnte wie fpäter 9łimbaub fein berühmte# ©ebicft an bie Selbftlauter. ©Bałt her fingtfo au# bemQ3ollbefif feiner Tiittel,bafmangemeinfin erft nachträglich jur ‘Jeftftellung ber formalen ^Reije feiner £iebertommt. ©Ba# in ifnenlebt, ift fo lebenbig, baf e# ofneweitere# bie erfte Stelle einnimmt:

Ein niuwer sumer, ein niuwe zit, ein guot gedinge, ein lieber wän, diu liebent mir en widerstrit, daz ich noch tröst ze fröiden hän.

©ie jeitbebingte Iprifcfe ’Jorm be# liet, ber funftvolle, meift breiteilige ©3au ber Sfropfen, bie felbftverftänbliche 'Jvrberung be# Śnnehalten# ber ^Regeln mit ben beiben Stollen am ©Infang, bie ben ©lufgefang bilben, wäbrenb ben britten ©eil ber ©Ibgefang mit neuen ^Reimen unb neuen 'ZReijen einnimmt, ba# alle# gleicht fid) bei ihm mit ber Unmitfelbarleit feiner ßrlebniffe, ber träftigen fnnlid>en ®r--fajfungber ©Belt fo fauber au#, baf ®ebilbe entftefen, bie ba# Äöcbftmöglicfe an Tatur, Tafürlichteif unb Unmiftelbarteif geben, ba# auf biefem 3uftanb ber gei=

ftigen ©ntwidlung möglich war.

Um ju fühlen, wie fehr ba# ber <5all ift, braucht man nur einmal neben feine

£ieber eine ber wenigen groben be# ©Rinnefange# ju ftellen, bie un# au# ©Bolf--ram# ©Bert überliefert ftnb. ©# gibt nur wenige Sebicfte von ihm, fogenannte

©agelieber, ©efänge be# Qöäcfter#, ber bie fiiebenben mahnt, ftch Ju trennen.

©Ran befnbet fid), tvenn man von ©Balther fommf, plöflid) in einer vollfommen anberen, viel persönlicheren ©Belt. ©ewif, aud) bei bem Q3ogelweiber fehlen bie bunleln©önenicht:

bie ©Belt ift aufenfchön, ift weif, ift grün unb rot unb innen fefwarjer <Jarbe, ftnffer wie ber©ob.

©Iber hier fprieft bie £eben#mübigfeit be# ©liter#, ber ^effimiöntu#, ju bem jum wenigften vorübergefenb alle einmal gelangen, in ©Borten von ber <Sinfac£>^eif, bie bie Q3orau#fefung ber ©lllgemeingültigteit ift. Unb nun nehme man baneben

io6 Olufffteg unb erffe 03 litte

nur einen Q3erS QßolframS tvie bas £ieb beś QBädjterS, ber ben $ag verfünbet -neubeutfd) non OSiU Q3efper:

Seine flauen burd) bie Qöolten finb gefd)lagen, (£r fteiget auf mit grofjer Äraft,

3d) fet) iljn grauen täglid) früh, Qöenn ed will tagen,

®en 5ag, ber liebe rRad)barfd)aft (fntmenben mill bem fel’gen3Rann,

®enic£> t>ier einmit Sorgen lief? . . .

2luź ber Qßelt ber Qöirflic^feit ift man plötjlid) in bie (2Belt ber Q3ifion geraten.

®ie Qöorte f>aben eine ganj anbere Qßudjt: man begreift eg fd)on, baf ©ottfrieb von Strasburg fiel) gegen biefe il;m unzugängliche Tonart aufleimte.

£lm bie 3entralgeftalt Qßalt^erg gruppiert ftd) eine SRenge fleinerer ©efftrne, Sänger, bie feine QQeife aufneßmen, meiterbilben, ofme baf? in iftremQßerf Qßefent-- lidieg §u bem fcfyon von ben früheren ©efdjaffenen tyinjufommt. 3fme Flamen fmb aufjerljalb ber £iteraturgefd)id)tevergeffen; nur ba unb bort taudjtnod) einmal einer irgenbivo in ber fpäteren £prif auf roie ^Reinmar von 3tveter, QBaltßers

STteibpart üon 9?euental (Srope Seibelberger Eiebertjartbfdjriff

größter 9Rad)faf)re inberSprud)bid)tung, ber auß QöagnerS ^ann^äufer nod) eine gemiffe ‘iRamenSpopularität befttjt. Old bie vielenanberen, Ulrid) von Singen­ berg unb Sraf Otto von R3oten-lauben, beffen fjerrlicfyeg ©rabmal in

‘Jrauenrotl) bei j^iffingen fjeute mieber Qßallfafmfgäiel vieler getvorben ift,

‘Jriebrid)von Eeiningen unb 9łein=

mar von Q3rennenberg, finb außer­

halb bergelehrten‘Jorfdjmng faum meßr alg tarnen.

Sine befonbere Ołolle nad) Qöaltßer fpielt fein 3eitgenoffe 9^ ei b hart von Neuental, über ben, nad) manchen Stellen in feinen£iebern ju fcßließen, fićĘ>

Qöaltfjer manches ‘SRal geärgert f>at.

Um 1180, alfo taum ein 3af)rgefmt nad) QBalther geboren, gibt er bem3Jiinnefang eine QBenbung, bie bereits eine £öfung ber ©efd)Ioffenf)eit, auS ber heraus noch 'Jöaltber fdjuf, beuflid) fühlbar anfünbigt.

Sr befaß ein fletneS ®ut mit SRamen 9?euental in ber baperifeßen ©berpfalj

gjHnnefang 107 unb fc£>eint fo etmaß wie ein primitiv vergnügter ßanbjunfer gemefen ju fein, bem ber Umgang mit feinen Sauern,bie Schiebungen ju iljren ‘äRäbrfjen, 311 bem gan--jen, erheblich vitaleren unb fräftigeren Eeben offenbar viel lieber gemefen finb alß ber nicht ganz ungefteljte Umgang mit ben feinen ©amen bei Äofeunb bie fanfte, elegante Qßeife, bie fte von ber ©icptung verlangten. QSaltpet ging ebenfalls,

§um Seil menigftenß, vom Soltßlieb auß, aber sule^tborf>mehr vom £ieb al« vom Sott; ber Wellentäler legte ben 2lf§ent auf« Sott; in feiner ©irfjtung fpürt man beuflicE) bie^raft berbäuerlichen QBelt, bie, wennauch unficf)tbar, bie ablig»böfW Kultur recht eigentlich trägt:

Rümet uz die schämel und die stüele!

heiz die schrägen vürder tragen!

hiute sul wir tanzens werden müeder.

Werfet üf die stuben, so ist ez küele, daz der wint

an diu kint

sanfte waeje durch diu übermüeder.

So die voretanzer dann swigen.

so sult ir alle sin gebeten, daz wir treten

aber ein hovetänzel nach der gigen.

©iefe Serfe au« bem ©ebicht vom ®olbf>uf>n, bie einen QBintertanz in ber Sauernftube fdjilbern, tonnten taum bei Qöaltber fteben. Sie beben plöbltd) eine anbere Sielt, eine ber micbtigften «Schichten ber beutfchen Sielt, in baß £id)t ber literarifcfyen ©eftaltung: baß Soll melbet fuf> mieber jum Qöort. ©ie Serfe fteben nicht allein im QBerte 'ffteibbartß, burd) feine ganze ©icbtung faft siebt fid) feine Elußeinanberfetjung mit ber bäuerlichen Qöelt. Er tanzt mit ben Räbchen, er gebt alß Sänger unb Hiebler auf bie $efte ber Eanbleute, fingt bie Schönen an, rauft mit ben eiferfüdjtigen Surfcben, fyat fogar einmal bie 2lbfid)t, ein <37?äb- d)en namenß griberun ehelich an ficb z« binben. 2lber um ^riberun fommt eß offenbar auch zu einem größeren &rad) - 9^eibbart bat ibn wie vielefeiner erlebten 2lbenteuer ineinem Oebicht „Ser Sollmonb" befungen. 2lußber^reunbfchaft mit ben Sauern mirb <5einbfd)aff, bie biß jur Sranbftiftung an 9?eibf)artß Sauß gebt; alß er 1231 überbieß fein Eeben verliert, verlädt er Sapern unb gebt nach Öfterreicb, mo er ein neueß Eeben bei SQlett befommt unb nun zum©auf fid) menig-ftenß etmaß mehran biefeine ©efeUfchafthält. ®ie Schiebungen ju feinen geliebten Sauern gibter aber hoch nicht auf, nur baf? er jept ihreSielt vor berritterlichen

©efellfchaft in berben Silbern lächerlich ma<f)t.3ulept mirb er melancholifd), ernft-baft. Um 1250 ift er geftorben. ©ie Erinnerung an ibn aber fyat fortgelebt; ber Slinnefänger, ber von ben bäuerlichen 'Jrüblingßtänjen auß feine ©icf)tungenfchuf, mirbnach feinemSobe felbft öbjeftvieler Sauernfcbmänfe. Einmeltlidjeß Siaien-- fpiel „9teibbart mit bem Seilchen", baß in feiner älteften Raffung mobl noch auß bem vierzehnten Sabrbunbert berrübrt, zeigt bie Ołache ber Sauern an bem

io8 Slufftieg unb erffe OBliite

Gänger, ber fie einft jum ©egenftanbbeS Spotts für feine pöfifcpe SefeUfcpaft macpte.

g^eibpart finbet barin baS erffe Beilcpen, berft fcfjleunigft feinen fiut barüber unb eilt ju einer fierjogin, um eS ipr ju geigen, ©ie ©ame tomrnt, pebf ben fiut auf unb ftnbet „ein burcpauSniĄt woplriecpenbeS Blümlein, baS einBauer injwifcpen unter ben fiutgefept pat".

©a£ ©egenftüd ju bem 9?euentaler ift fllricp von gieptenftein, ber einem ffeirifcpen ©efcplecpt entftammt. Q3ei 9Mbpart bricpt bie QBirflicpfeit berber unb berber in baS ©efüge ber pöfifcpen ^unft ein: berQßinteriftnicpt mepr Slnlafj ju melancpolifcper Silage, fonbern ebenfalls ©runb ju fräftiger, unmittelbarergebenS- luft. Sie verfeinerte, fultivierte Ginfacppeif QßaltpcrS gleitet ab in bie unmittel­

bare, berb mit greube an ber ©erb^eif empfunbene Ginfacppeit, von ber eS nidjt mef)r weit ift ju ben blof? nocp berben Bauernfcperjen. Xllricp von gieptenftein ba- gegen iftber B?ann, in bem ber BZinnebienft, ber bei ©Öaltper erfüllt ift von leben-bigem, wirHicpem ©efüpl, nun leife Formel wirb, binübergleitet auS bem QBirf-- licfjen ins (Spielerifctje, auS bem Gmpfunbenen inS ©ebicEjtefe. ®S gibt bei Ulrich von gieptenftein wie bei 9?eibpart ein paar Berfe, bie fepr fcpön finb:

In dem walde süeze doene singent kleiniu vogelin.

An der heide bluomen schoene blüejent gegen des meien schin.

Also blüet min hoher muot, mit gedanken gegen ir güete, diu mir richet min gemüete, sam der troum den armen tuot.

2luf ber anbern Seife aber fiept, waS bei ipm Tiinne peifjt,nicpt mehr wirtungS-fräftig im geben,fonbern gept jierlicp unb jugleicpeinbif cpen Iäc£>erlic£> auf Stellen,

©er Slbftieg, ben bie Seif in ber Stifte beS breijepnfen 3aprpunbertS erlebt, wirb bei Ulricp fafterfcprecfenb fieptbar, vorallem in feinemberüpmfen„grauenbienft", ber erften Selbftbiograppie ber beutfcpen giteratur. ©aS Bud) pat feinen ©ßert infofern, als eS unfdpäpbare Ginblicfe in baS geben unb ©icpten eines faprenben BiinnefängerS gewäprt. ©S geigt jugleicp, wie weit bamals -ber „grauenbienft"

ift 1255 vollenbet —bereits ber Berfall beS ©efüplS jur ©efte fortgefcpritten war.

Wricp fcpilbert fein eigenes Scpidfal, feine gaufbapn, wie er befcpliefjt, fein geben im grauenbienft pinjubringen. Gr fommt als ©age §u einer vornepmen ©ame.

Seine giebe äußert fiep unter anberm barin, baf? er baS Qßaffer, baS fte über ipre fiänbe gegoffen pat, nacpper auStrinft. Sein Bhtnb gefällt ipr nicpt; er läfjt fiep feine gippe fcpleunigft operieren. Bei einem ©urnier ipr ju Gpren wirb ipm ber Heine Ringer abgeftoepen. ©ie ©ame bebauert ipn; als fte pört, bafi ber «jinger leiber wieber angepeilt iff, bepauptet fte, er pabe gefcpwinbelt. ©arattf gept Ulricp pin, parft fiep ben wieber angepeilten ginger erneut ab unb fepieftipn jugleicp mit einem 93ücpletn ber ©ame feines fierjenS. Gr barf fte fcplie^licp auf iprer Burg befuepen, aber nur als Bettler verbleibet unter ben SluSfäpigen, bie ba Slltnofen empfangen. 3um Scpluf? wirb ipm bie Sacpe bann boep über, er gibt ben ©teuft

9Rinnefang 109

Ulrich von Eichtenftein

©rofie Seibelberger Eieberhanbfchrift

auf unb mirb elegifcl). 3ur Erholung non biefen 9Rinnefal)rten lehrt er jmifchem DurĄ - benn er ift »erheiratet - immer mieber bei feiner 6f>efrau ein unb ruht ftch

bei if>r von feinen Sfrapajen auß. ,

©iefe ®ef<f)icbte fchmantt natürlich jmifchen Qöirflicljicit unb Srome, jmtfcpen

©arftellung unb Vomantit, bie fdjon verfpottetmirb. Ulrich marin Vlaftrheif ein höchft orbentlicher, tapfer jufaffenber bitterunbFamilienvater, berfür feine °Per«

[on an ber gefteljten Eiteratur biefeß 3Jiinnebienfteß wenig Anteil gehabt h«»«n mirb. ©afür fpricftt auch feinetmaßfpäter entftanbeneß Frauenbuch,in er,fcic Klagen eineß Vitterß über baß Veneftmen ber Frauen von berFrau bamit Jttrücf--meifen läftt,baf? bie Schulb an bem Ver-

fall ber höfifchen 3u<ht lebiglichauf feiten ber ^Ritter läge, ©ie jögen am borgen auf bie 3agb, lehrten fpät heim, tränten ftch»oll unb entfchliefen fdmarchenb. ©ie gminne ber heutigen bitter märe ber Qöein, unb menn einer nicht mitmachen molle, fo hiefje eß, er fei nicht Äerr im Saufe. Ulrich felbft tritt hier burchauß auf bie Seite ber Frau,moraußman mohl fcfliefen barf, bah fein Frauenbienft im mefentlićhen Narobię beß männ­

lichen ©reibens ohne ©efühlßgehalt, im fchlimmften Fall aber VZitmachen einer literarifcf»en ‘SRobe gemefen ift.

3n oReibhart von Neuental unb Ulrich von Eichtenftein treten bie beiben ©en-benjen, biein ben 3ahrjehnten ber Vlüte vor allem bei Qöalther mit fefter Sanb jufammengefaftt maren, beutlich fichtbar außeinanber: jurgemichtlofen, nicht mehr gefühlgetragenenSpielerei mit höfifchen Vierten unb jum Voltßmäftigen im Sinn beß ©erben. 3mifchen ben beiben

leuchtetmenigfpäternocheinmaleineauß--gleichenbe ©eftalt auf, ber Scfmei jer ©CRerfter SohanneßSablaub,ber jmifcpen bem allju bitterlichen unb bem allju Vollßtümlichen bie bürgerliche Vbart beß VZtnnefangß unb bamit beinahe fein enbgültigeß Snbe barfteHt. Sablaub^mar 3üricher, hatte Vejiehungen ju bübiger VZaneffe, bem ^atrijier ber Schmeijer- ftabt ber, reich unb funftliebenb,bie berühmte - nach ihmauch ORanefftfchegenannte -SeibelbergerEieberhanbfchrift anlegte, bei beren Serftellung thm Sablaub rnabr- fAeinlich fogar behilflich» war. 3n ben Eiebern Sabtaubß verlltngt bte ritterliche Qöelt im Feinbürgerlichen; bläh unb jart lebt in feinen Verfen noch ber ritterliche QBille mehr jur Verfeinerung beß ©efühlS alß ju feiner Vertiefung. Sn einer eng umgrenjten Vnmut verllingt, maß einft berStolj einer über bie Vielt hinblidenben Seit grober Vienfchen mar. €ß ift lein 3ufaU, bah ©ottfneb Heller, ber bemüht

IIO Qluffticg unb erfte Q3(üte

JürgerliJe ©icpter beS neunzehnten3ahrhunbertS, tiefen lebten SRinnefänger, ber fäon nicht mehr am Sof eines dürften, fonbern am Sof eines ftäbtifAen reichen Jannes lebte unb ben eine Urfunbe von 1302 als SauSbefUer bezeichnet, zum Selben ferner erften 3üricher Novelle gemacht hat. ©erganze freunbltch-bürgerliche

J be? tf* m biefer Novelle, in ber hübfcpen SefAichte von Sablaub unb feiner £tebe zu ber frönen «JibeS, bieHeller auSSablaubS eigenen (öebuhten übernommen fyat.

Sbenfotvenig hat ber lehrhafte ‘SluSflang ber ©icptutig beS breizefmten Sahr- hunbertSnoch vielmit ber großen 3eit ber Anfänge zu tun. 3n biefen £ehrgebicf>ten ftehtnurnoch £ebenStt>eiSheit, TZoralphilofophie auS berQ3ibel, auS ber ^rebigt auSunmittelbarer ßebenSerfahrung. SaSbefanntefte'Seifpielift’JreibanfS 93e-- 1Jetbenheit", richtiger QßeiSheit unb £ebenStlugheit genannt. Unzählige "mehr ober weniger finge Sprüche, einfach unb verftänblich sufammengefafü, ftehen barin.

Sbenfotvenig hat ber lehrhafte ‘SluSflang ber ©icptutig beS breizefmten Sahr- hunbertSnoch vielmit ber großen 3eit ber Anfänge zu tun. 3n biefen £ehrgebicf>ten ftehtnurnoch £ebenStt>eiSheit, TZoralphilofophie auS berQ3ibel, auS ber ^rebigt auSunmittelbarer ßebenSerfahrung. SaSbefanntefte'Seifpielift’JreibanfS 93e-- 1Jetbenheit", richtiger QßeiSheit unb £ebenStlugheit genannt. Unzählige "mehr ober weniger finge Sprüche, einfach unb verftänblich sufammengefafü, ftehen barin.