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„Steht mir ju Säupten ber Seerfchtlb gebvrften:

Sinb braufgejäbltjebnmal acht, Bautet Blänner, benenic£> Blörber mar.

Biegt pier ber Sopn felbft mir ju Säupten, Srbfprofj er, benicp eigen gehabt...

Xlnmollenb fein 6nbe fcb>ufich."

®ie gennanifdje ‘Jrübjeit J9

®ic jroeite Seite beö Äilbcbtcinbeliebeä. Q3ru^ftüd einer Äanbfc^rift bes 8.9t>ś.

Eanbeśbibliottjet Äaffel

2

*

20 Qlufflteg unb erfte Q3lüte

©ad Hitbebranbdlieb ift bad einzige größere Srud)ftitd altgermanifcher ©id)--tung an ber ©renjfcheibe jwifcpen Heibenfunt unb ©hriftentum, bad fid) erhalten hat. QBad fonft geblieben ift, ftnb Heinere ©ebilbe, 3auberfprüd)e, Słatfel, bad Sruchftüd eined ©ebetd, lauter ©inge, aud benen wir von ferne etwad vom fprad)Iid)en ©lang unb von ber bić^terifćĘjen &raft jener Sabrljunberte vor bem hriftentum ahnen fönnen, bie aber nur für Qlugenblicfe blitzartig bad ©unfel erhellen, bad im übrigen für und überber germanifchen bichterifcpen Kultur bid jur

^arolingerjeit liegt, ©a ftnb, aufgejeictmet im jehnfen Sahrhunbert, bie beiben SRerfeburger 3auberfprüd)e, in benen bie Heibenjeif, bie Qßelt ber alten

©öfternod) unverhüllf lebt, unb bie inihrer Knappheit unb ihrem funftvollen, faft bramatifdjen Sau wieber einen ftarfen ©inbrud geben von ber geiftigen Höhen­ lage, aud ber fyvauü nod) folcbje volfdmäfng, glaubendmäfng beftimmten Qßort--gebilbe entftanben. ©er erfte 3«uberfpruch war offenbar beftimmt, Ueffeln bed Se-- fangenen ju löfen; bie Sbifen,von benen erfprid>f, ftnb bieQßaltüren, bie Sd)lad)t-- jungfrauen, benen hier Öbin bie Hdaft bed £öfend ber Sanbe gegeben hat- ©er althod)beutfd)e Qßortlaut unb feine Überfettung lauten:

Eiris sazunidisi, sazun hera duoder.

suma hapt heptidun, suma heri lezidun, suma clubudon umbi cuniouuidi:

insprinc haptbandun, inuar uigandun!

©inftend fafjen Sbifen, fafjen hier herum,bort herum.

9Rancf)e Hafte hefteten,mancheHeere fcbjläferfen, 9Rand)e, bie flaubten um bie flammernben Schnüre:

©ntfpring ben Haftbanben, entfahr ben^einben!

©ie 3auberformel ift auf ben Schlufwerd befd>ränft; ber Spruch aber fcfjafft für ben, ber ihn audfprid)t, bie Q3ifton ber überall herumfitjenbenHelferinnen, bie gleich ihm an ben Schnüren nefteln, unb wirft mit biefer Sifton fraftverftärfenb auf ben Sprecher jurüd.

^bnlid) verfährt ber jweite SRerfeburger 3auberfprud); er gibt eine ganje ©e--fd)id)te, ein ganjed fleined Qlbenteuer in ben wenigen 3eilen, in bie er jufammen--gebrängt ift. ©r laufet in neuhocf)beutfd)er Übertragung:

$ol unb ‘JOoban fuhren ju Holje.

©ort warb bem Salberd-^ohlen fein ■Jufj verrenft.

©a befprad) ihn Sinthgunt, Sonne ihre Schweflet;

©a befprad) ihn *5rija, goiła ihre Schwefter;

Sa befprad) ihn Qöoban, ber ed wohl verffanb:

Qßie bie Seinrenfe,fo bie Slufrente, So bie ©liebrenfe!

‘Sein ju Seine, Stuf ju Stufe,

©lieb ju ©liebem, ald ob fte geleimt wären.

®ie germanifcfje ^rütjjeit 21

®S fdjeint, baf) ein Sauberfpructy um fo fräftiger mar, je metyr man ityn mit einem galle in Serbinbung bractyte, in bem er feine 3auberfraft fctyon ein­ mal bemätyrt fyatte. ©aS trifft tyier bei bem §meiten Śterfeburger Spructy gan§

befonberS ju: Sßoban ift mit 'Jol, baS tyeifjt Salbet, in ben Qöalb geritten;

SalberS $otylen verrenft ftd) ben ‘Jufj.

Qllle verfugen, ityn ju feilen, offenbar umfonft - ba greift Qßoban ein, unb alles ift in Orbnung. Stan fann fctymer

auf fürjerem 9?aum fo viel ®efd>etyen unb Silbtyaftigfeit jufammenbrängen, mie eS bie alte 3auberformel tut.

Qöie fremb bie Sßelt beS einbringenben StyriftentumS urfprünglicty für bie ger-manifctyen Sejirteunb ityre geiftige Stmofptyäre gemefen fein muf, empftnbet man fefmftarf aus bem munberbaren fragment, baS unS ber inStünctyen aufbematyrte fonft tateinifdje Sßeffobrunner ®obeę auS bem actyten 3atyrtyunbert erhalten tyat, bem Sßeffobrunner ©ebet.

ęiRir geftanb ber Sterblićtyen (Staunen als baS ®röf)te:

©aft Srbe nictyt mar, nod) oben Äimmel, 9?octy irgenbein 'Saum, nocty Serg nictyt mar, 97octy Sonne nictyt fctyien,

'zQocty Stonbnictyt leuctytete,nocty baS 9ftärctyen--SZeer,

©a bort nirgenb nictytS mar an €nbenunb Sßenben - 'Pfalman-flänge batyinmie eine Sifton vom erften SctyöpfungStag ober vom Sßeltuntergang, vom Snbe alles 3rbifctyen - bis

man auf ben letyten SerS ftöfjt.

©ie Formel von bem einen, all­

mächtigen ©oft ftetyt mit ber gro­

ßen Sbftraftion, bie fte umfaßt, in biefer Sßelt beS &onfreten, Silbtyaftenmieein Ołiefenfctyatten, ber ficty über biefe ganje tyarte, völlig anberS geartete germanifctye Qöelt gelegt tyat. Som Sßeffo- brunner ®ebet auS befontmf man einen Sinbrud von ben Sßiber-ftänben, bie bie auf völlig anbern Siegen ju ityren Śrgebniffen ge=

fommene germanifctye Sielt bem

22 Qlufftieg unb erfte 93 litte

Stabtircpe in Vorgunb, Vortoegen (gebaut um 1100

einbringenben (Etmiftentum entgegenfetfen nutzte. Vlan begreift,baf? e« 3ahrhunberte mährte, bis au« bem ©egenfat) »on (Eingeborenem unb frembSinjugefommenem mieber eine (Einheit ftef) ergeben tonnte, unbbaf? trot? aller(Efmiftianifierung ba« ger--manifche (Erbeba, rooba« (Ejmiftentum nichtftänbig burd) neue 3ufuf>r »on Kräften au« bem Süben, bem Süboften gefpeift merben tonnte, nod) jahrhunbertelang ftd) fo ju erhalten »ermod)te, baf? e« möglich >»«r, nod) fo fpät feine alten ßieberunb Sagen, 9?ätfelfprücf)eunb ©efct>ict>ten aufjujeichnen unb »or ber Vernichtung unb bem »ölligen Untergang ju bemalten.

(E« ift einer ber märchenhafteften ©lüd«fälle ber geiffigen ©efchichte, baf? lange nad)bem bie germanifd)e Qöelt auf germanifd)em Voben, in ben Vereichen be«

heutigen ®eutfd)lanb« »erfunten mar, ihre Spuren unb ®oturnente, mie fte fid) abfeit« in ber Stille einer abgele-- genen ©ermanetifieblung erhalten hat' ten, in genauen Vieberfd)riften »on berufenen Männern, Sammlern unb

®id)tern aufgejeid)net mürben, ©eutfeh--lanb mar um bie Qßcnbe »om jmölften jum breijehnten 3ahrf)unbert bereit«

d>riftlid)e« ßanb; um biefe 3eit mar 3«lanb ebenfall« feit langem d)riftia-- nifterf. Offenbar aber herrfchte unter ben freien £Qorblänbertt, ben 3iad)fom-- men jener erften Siebter, bie einft »on 91ormegen au« hinübergegangen maren, um unbehinbert»on Kirche unb Ä’öitigs-- gemalt ihr alte«, freie« Vauernbafein ju führen, ein ©hriftentum, ba« ju bem (Erbe be« alten ©lauben« eine fried­

lichere, meniger feinblidje Vejiehung hatte, unbbeffenVertreter felber ‘Jreube empfanben an ben Ooturnenten unb 3eugniffen ber alten ©öttermelt. 2lu« biefer

‘Jreube heran« fyat man um biefe 3eit unb noch fpäter in 3«lanb begonnen aufju--jeichnen, ma« »on Selben-- unb ©ötferliebernberVorjeit nochin münblicher Über-- lieferung lebenbigmar, unb hat un« foitt letzter Stunbe in berSprache be«Sorbett«

erhalten, ma« einft mohl mehr ober meniger ©emeingut aller großen Sermanen--ftämme gemefen ift. 3m breijehnten 3ahrhunbert mürben in 3«lanb bie Sieber ber (Ebba aufgejeichnet.

®ie Vebeutung biefer Sieber, bie ber ‘Jleif? ber 3$länber un« erhalten hat, ift

»on jmeifad)er 2lrt. (Einmal hat fid) in ihnen eine Unmenge »on Sagenmaterial erhalten, ba« fonft für un« ebenfo »erlorengegangen märe mie bie Selbenlieber ber germanifchenStämme. Sobamt aber ffeht inbiefernorbifchen Raffung ber Selben- unb ®ötterbid)tung ber ©ermanen ba« S’unftroollen unferer Vorfahren ungetrübt

»or un«. Sier im hohen3iorben hat ficf> auf ben Söfe?t freier Vauern lebenbig erhalten, ma« im eigentlichen ®eutfd)(anb in ben Stürmen ber Völfermanberung

®ie germanifcpe 'Jrüfjjeit 23 unb unter bem Sinflufj beß Shriftentumß fpurloß verfunfen ift; unb jmar hanbelt ficb bei biefem erhaltenen ®ut urn bićE)terifct>en Qßefi^, ber vom ‘Jeftlanb, von ben großen Kämpfen ber germanifchenQSruberftämme ju ber fernen3nfel hinüber- gelommen mat. Sie Sagen vonSiegfriebunb ben QSurgunben, bie um bie gleiche 3eit in Seutfcplanb fchon bie mittelhochbeutfche ‘Jormung im 9?ibelungenliebe fanben, von 'Jßielanb bem Scpmteb, von Srmanaricp unb ber Äunnenfchlad>t maren bie Sbemen, bie auf Sßlanb in ben ebbifcpen Eiebern, in ben Sicptungß-formen ber alten ©ermanen in einem fpäten Elußtlang rein unb mohl menig nur veränbert aufgejeićhttefmürben. Saß Stoffliche ber germanifchen ©ichtung mieihr formaleß Sefüge lebt in biefen Eiebern fort, in einer bei aller bemühtenFormung boch vom QSolfßtümlichengetragenen Straft, bie fich beutlich abhebt vonber meifter-- fängerhaft ftilifterfen Äitnft berSfalben, bie gleichseitig in‘ćRormegen unb 3ßlanb ihre Sl’unft übten. 93ei ihnen löft fich baß QSoIfhafte bereitß in anfpruchßvoller Scpnörfelei.

©runblage ber germanifchen Sichtung, ber Q3erßbichtung, ift ber Stabreim.

Ser Sttbreim gleichflingenber Silben taucht erft viel fpäter auf. Ser Stabreim binbet je jmei Q3erfe ju einem QSerßpaar jufammen, meniger für baß Eluge alß für bać Shr:

Sin hart ©efchicf Sen Selben traf;

QSerften foll, 93ruber, Ser blinfenbmeifje Scpilb.

©aß ift baß epifcpe SEQafj; ber 9?ebe= ober Spruchton bagegen ftellt hiuter jebe folctje Eangjeile einen unpaarigen, nur in

fich ftabenben Q3erß:

Qöunbertier heifr ich, Sasi gleiffenbe ®olb

©emanbertbin ich, £lnbberglutrote Schah -Sin mutterloferEDtann. Sß bringt ber Äort bicf>

jur Äel.

Qöenn man folche Q3erfe mit ber ganzenQßucht ihreß Olpplhmuß fich langfam lauf vorlieft, be­ greift man, maß anStraft beß Elußbrucfß unb an 'JBucht ber ^onjentrationßmöglichfeitenin biefen verfunJenen germanifchen Sprachen lebte,unb emp-- ftnbef, maß ber Sichtung burch ben Sinbruch beß Eateinifchen auf Sahrhunberfe an ©Jlöglichfeifen in eben biefen Sprachen verlorengegangenift.

Sie Eieber ber Sbba ftnb in ber Sprache beß alten Sßlanbß unb fRormegenß aufgejeichnet.

Sinige von ihnen ffammen mobl auß älteren 3eiten alß ben Sagen, ba fie niebergefchrieben mürben, finb nur in 23ritchftücfen mit großen

Oberteil einer ftlbernen Sdjwert- fdjeibe auß (Sufenftein, 93aben SQorbifch-germanifch. bltn 600

24 Qlufftieg unb erfte Q3 litte

Eücfen ertyalten, anbere finb beutticB) fpürbarfctyon auS fpäterer3ett troty ber rnpttyi-- fćĘ>en Q3orjeitgeftalten, von benen fte berictyten. ©urcty fte metyt fctyon eine meictyere Euft; bie xRätye ju Selben unb©Öttern iftQlbftanbunbftretfenmeife fogar fctyon Uber- tegenfjeit getvorben.21tS 23eifpiel fürben©on ber alten 3eittnag ftier berEinfang beS Sambtr--£iebeS fielen, in bent bie norbifctyen ©ictytereinealte gotifcE>e Gage an ben 91ibelungenfreiS gefnüpft tyaben, inbent fie bie beiben jugenblićtyen Selben unb ityre Sctymefter Sctytvantyilb ju Stubern ber ©ubrun, mie bie norbifctye Orient-tyilb tyeityt,maćtyen. ©ieUntat, von ber ju QSeginn bie ^Rebe ift, mirb in ber Sage von 3örmunref - ©rmanaricty - berictytet. ©er tyätte Sctymantyilb, bie ©octyter

©ubrunS unb SiegfriebS, jum Eßeibe genommen; fie tvarb ber £iebe51t ityretnStiefc fotyn bejictytigt, unb ber 3?önig lieft fte von ben Sufen feiner ERoffe vertreten, ©ie Sötyne, an bie ftcty ©ubrun um ERactye tvenbet, entflammen ttyrer brüten ©tye, von ber bie ©bba metft, mit 3onafer. 3n ben erften E3erfen beS Sambir--£iebeS fommt baS urfprünglicty ©ermanifötye ber ©bba befonberS ftarf jum EluSbruct:

©aS mürbenictyt tyeut unb mar nictyt geftern,

£ange 3eit verlief feitbem,

grütyer als alles mar’S, älter iftnichts: -

©aff ©ubrun reijte, ®jufiS ©octyter,

3tyre jungen Sötyne jur Sütyne SctymantyilbS.

©ure Sctymefter mar Sctytvantyilb getyeifjen,

©te ©rmenricty etnft aufbem Seermeg Q3on grauen, gejätymten gottfctyen Sengften, Eictyten unb bttnfeln, lief vertreten.

3tyr artet ixicf>t nacty unfern alten dürften, Unb bocty feib ityr bie einzigenunferS ©efctylectyts.

©infam bin icty morben mie bie ©fpe im S0I3,

©erffreunbeberaubt mie bie 'Jötyreber 3meige,

©erEöonne beraubt mie bte Qöeibe beS EaubS, EBenn ber3meigfeinb tyerfätyrt am tyettyett ©ag.

©ie 3ünglinge, Sambir, nacty bem baS £ieb tyetfÜ, unb Sörli, maćtyen ficty auf ben Eöeg unb fommen jur Salle ©rmenrictyS:

£ärm mar in berSalle, bie Selben trunffrötylicty, E3on ben natyenben xRoffett vernatymett fie nictytS, E3iS baSSorn ertöntebeS betyerjten EKäctyterS.

©S eilten bie 9Rättner, ©rmenricty ju melbett, Sie tyätten Selben unter Seimen gefetyen.

„Seib bebactyt auf ©tat! ©ortreiten ©emaltige!

3tyr tyabfmäctytigen ESRännern baS ‘füiäbctyen jerfreten!"

®te germanifche Jrübjeit 25

©a lachte ©rmenrid), ffrtrf) ab ftd) ben Schnurrbart, 5?ampffühn vom <2öetn wünfd)t er ftd) Schoben,

Schüttelte fein Q3raunhaar, fah auf ben (ScEjilb, ben weiften,

£lnb fchwenftein berÄanb bie Schale von Solb.

„Selig büntt id) mid) -tvenn ich fefjen fönnte Äambir unb Sörli im Saale hier

©ie ^urfcben bänbich mit ‘Sogenfträngen

£lnb hängt an ben ©algen ©jutiS ebleSftnber!"

©etümmelwarb im Äaufe. ^rinffcEjalen jerfprangen.

3m Q3lut ipreS EeibeS lagen bie ©oten.

©a fprach bieg Äantbir, ber Äodtgemufe:

„Sn roünfd)teft ©ir, ©rmenrid), unfere Slntunft, Leiber ©ebrüber, in ©einer 23urg innen.

Siep nun ©eine Jüf?e,fiep nun ©eine Aänbe,

©rmenricp, geworfen inS offne Jeuer!"

©a brüllte auf in ber Brünne ber Jiirft,

©er ©öttergeborene, alsbrüllte ein Q3är.

„So fteinigt bie beiben, beiden bie ©ere nicht, 9?id)t €rj nod) Sifenbie ©rben 3onaferS!"

3ulet)t fpricpt Äambir:

„Qßir fod)tengut'; aufgefallenen ©oten,

Sd)Wertmüben, fielen wir oben wie bie Qlbler im ©eäft.

Ilnfer 9?upm ift tjerrtief), ob wir fymt ober morgen fterben.

91iemanb erlebt ben Elbenb,wenn bie tRornefprad)."

9J?an ahnt vor biefem in ber Übertragung SdanS ‘ćRaumannS wiebergegebenen

©orfo etwas von bem, waS germanifdje ©icpfung war, wenn fid) ein Eieb von folctjer <2ßud)t unb ©röfje bis in fo

fpäte cpriftlidje 3eiten erhaltentonnte.

©afj freilich ber©eift, in bem biefe Q3rud)ftüdeaufgejeiepnef würben, felbft in 33lanb fepon gewanbelt war, er­

gibt fiel) beutlićh auS anberen Eiebern ber ©bba, in benen von ber harten Xlrjeit, von ber ftarren, l;eroifd)en Haltung jum Eeben, bie jum wenig- ften bie Sichtung forberfe, nur nod) einblaffer Qlbglanjgebliebenift. 'löenn man neben baS Äambirlieb baS offen­ bar erheblich fpätere Sferbelieb

©ubrunS ftellt, fo fiept man, wie­

viel weicher, fühlenber in unferem

9lorbifd>e Satte auö ber Sagajett gietonffruttion

26 Qlufftieg unb erfte T3lütc

Sinne, man möchte faft fagen, mieviel christlicher bie Qlußeichmmggepoche bereifg mar alg bie 3eit,bie einft bie Urform ber ßieber gebilbetf>at. ©ubrrtng Sterbelieb ift ein Monolog ©ubrung, unterbrochen burch e*u lurjeg 3mifd)enfpiel; berSc£>lufj beg Ciebeg mag hier alg ©egenbeifpiel ju bem älteren ^lat} ftnben:

©reiSeimefah ich, brei Serbe fah ich • brei Serrfchern roarb ich ing Saug geführt.

Sigurb mar mir mert vor allen, be^ Q3Int vergoffett bie Q3rüber mein.

Schirre, Sigurb, bag fchmarje 9łop, ben hurtigen Sengft.

Cent ihn herju mir!

Glicht fitd bei mir Sohn noch Tochter, bie ©ubrun ©olbfchmud geben tonnten.

Sntfinne ©id), Sigurb, mag ©u fagteft, alg auf bem 93ett mir beibe fafjen!

©u mollteft, kühner, tommen 31t mir, von Sei jur ©rbe, unb id) 311 ©ir.

Schichtet, Sble, (Sichenfcheite!

Unterm Serrfcher laf?t fie hoch fid) türmen!

©ieleibvolle ‘Stuft brenne ‘Jener:

eg fchmelje imSerben fchmere Sorge!

21UenMännern minbre ben Sarm, allen Qßeibern menbe bag £eib ber ©rauertroft, ber ertöntnun ift.

©ieg ©ebid)t ift eineg ber ©ofumente, in benen bag urfprünglid) ©ermanifche mit bem ©eift ber neuen 3eit, bem meicheren, milberen, ju einer erften Einheit

©ie gerinamfdjc Jrübjeit 27 jufammengemachfen ift,bieahnen lüft, baf? biefeö

flrfprüng--licfje,bieferinnere Q3oft«befif) ftarfgenug ift, um ba« Jrembe,

»on aufen her it>m Überbrachte foin fid) aufjunehnten, baf am Snbe mieber eine neue fćĘ>0pferifc£>e ßinfjeit »on ganj ftarfer, menn auch anberer &raft al« bi«f>er enfftept.

21ufer ben Äelbenliebern bringt bie Sbba S öfter-- unb Sprud)bid)tung, Eieber unb atterfanb Jragmente, Sitten»

gebiete, 9?ätfel.©arunter fitben fid)fo grof e QSifionen mie ba«®efid)t ber Seherin, ba« in fünfzig Strophen flrjeitunb Qßeltenbe, Schöpfung unb ®öfterbämmerung jufammen--faff unb in feinem bitnfel tragifchen Son an bie Stimmung be« Qßeffobrunner Sehet« erinnert:

Urjeit mar e«, nicht Srbe unten ba Q^mir häufte:

nicht mar Sanb noch See nod) Saljmogen,

©ie Sötterbämmerung ift gröfer geftalfet al« hier:

©ie Sonne »erlifd)t,

ffeigt himmelan. ©ürboblen au« ber

^ircpe Äbteffab, 9tor=

Äier ift noch einmenig »on berllrjeitftimmung erhalten -obmofl auch in biefe Q3ifonen fchon ba« Shriftentum ein»

gebrochen ift; ba« kleinere Seficfjt ber Seherin enbet fchon mie ba« QBeffobrunnerSehet mitbem Q3er«:„Sinererftanb, höher al« alle - ben hchrften öherrfcfer heifen fte ihn."

Sieben biefen QSiftonen aber ftehen Eieber, in benen beutlid) berElbftanb »on ber Qöelt berSöffer unb bem Slauben an

fte fichtbar mirb. ©a ift ba« S()rt)m--£ieb »on Spor« EOZifgefcpid- ba« QSeifpiel einer erften Sra»eftie au« einer 3eit, in ber noch niemanb berarfige« »ermuten fönnte.

©ie ©iftanj ju ben Söffern pat fid) offenbar bereit«fo »ergröferf, bafihre9?olle gemiffermafen fcfon literarifcp gemorben ift, unb baf niemanbmehr an ber ftperj»

haften 23epanblung ber einft in Scheu »ereprten Singe Elnftof nimmt.

9J?an muf ftch P überhaupt hüten anjunepmen, baf bie ganje Qöelt ber See­

manen lebiglid) Ołattm für Sragifcb*6eroifd)e«, für ba« grofe Eeben unb bie pel»

bifcpe Saltung jum ©afein gehabt pat. ^«n barf nicht vergeffen, baf abfeit« »on

28 Qlufftieg unb erfte Q3lütc

ben Söfett ber dürftenunb ber Sblen bei tarnen wie überall baS Q3olt lebte, unb bort wie überall ben urfprünglidjen lebensnahen Sinn für Attmor, für ©erbheit, für baS allju3rbifc£>e int weiteften SlRafje befafj. SQebeit Königen, dürften unb Selben gab eS eben auch ©efolgSmänner unb ^Bauern unb Äanbwerfer unb Bürger, Schmiebe unb EBagenbauer unb 3immerleute, beren Qßelt n>ah>rfc£>einlicf> genau fo war, wie fte immer gewefen ift unb immer fein wirb, ©ie Eieber unb Sprüche ber Sfopen unb Sfalben waren für eine ©berfcf>idt>t; fchon in ben Gaffeln unb Sprüchen aber, bie bie Sbba aufbewahrt fyat, Hingt von ferne ber baS ®anje tragenbe QSolfSton hinburcf).

9}ontanif<f)et Saufftein auS bem 11.3t).

Stabttirdfe fyreubenftabt

©ie Eieber ber Sbba unb ihre Sprüche finb nicht bie einzigen ©enfmäler beS ElltgermanentumS, bie unS bie 3$länbererhaltenhaben, ©ie langen, buntlen Sage ber iSlänbifd>en QBinter, in benen man in bem vereiften Eanb brinnen im Äaufe hotfen unb bie Seit ver­

bringen nutzte, haben im zwölften 3ahrhunbert bei ben 3Slänbern offenbareinefehr grofje Schreibluft erzeugt, ber wir eine gülle ber wert-- vollften Elufjeichnungen von Sagengut auch in ^rofa verbanden; man braucht nur an baS vielleicht betanntefte E3eifpiel, bie Q3ölfungen = f a ga,ju bent en,berOłichar b EBagner biemeifteEinregung für feine9?ibelungenbichtung entnahm, wie er benn aud) bieEieber ber Sbbavon Si--gurb unb Q3rpnhilb bis ju wörtlichenEntlehnungen benutjt hat. ©ie 3Slänberhaben regelrechte Selbenromane gefdjrieben, SagaS, in benen fie ®efd)id)ten auS ber ESorjeit, Sagen auS ben 3ahrhunbertenvor ber 'Befiebelung beS EanbeS unb alte

®efchid)fen auS 3älanbfelber fefthielten. ©ie würben bann wiebie Q3erfe bei Äocb--jeiten unb feftlichen ©elegenheiten vorgetragen, ©ie Q3ölfungenfage beifpielSweife beruhtauf altennorbifdjen Äelbenliebern, bie fpäter in 'profa aufgelöftunb langfant veränbert ttwrben finb; aber bte alte £lrbtd>fung, baS alte germanifche Äelbentum leuchtet nod) burd) biefe fpäte fform hinburd), ftellenweife mit einer $raft unb ilnmittelbarfeit, von ber bie füblicheren Raffungen wenig befitjen. Sin ©egenftüd ju ihr ift bie Sptbre tsfage, bie bie Sefdnchte von Shibret von E3ern, bem großen Eintelungen Sheoberid), aufgejeicfmet hat in ber ffornt, bte fie auf ihrer

®efchid)fen auS 3älanbfelber fefthielten. ©ie würben bann wiebie Q3erfe bei Äocb--jeiten unb feftlichen ©elegenheiten vorgetragen, ©ie Q3ölfungenfage beifpielSweife beruhtauf altennorbifdjen Äelbenliebern, bie fpäter in 'profa aufgelöftunb langfant veränbert ttwrben finb; aber bte alte £lrbtd>fung, baS alte germanifche Äelbentum leuchtet nod) burd) biefe fpäte fform hinburd), ftellenweife mit einer $raft unb ilnmittelbarfeit, von ber bie füblicheren Raffungen wenig befitjen. Sin ©egenftüd ju ihr ift bie Sptbre tsfage, bie bie Sefdnchte von Shibret von E3ern, bem großen Eintelungen Sheoberid), aufgejeicfmet hat in ber ffornt, bte fie auf ihrer