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Buren, Deutsche und Engländer — ein Kapitel zur Beleuchtung der Wahrheit über den „verhaßten Deutschen“

Die Portugiesen waren die ersten, die sich an der Südspitze Afrikas nieder­

gelassen hatten. Ihnen folgten die Holländer, die als „Buren“ eigene Natio­

nalstaaten gründeten, von denen Transvaal unter dem Präsidenten Ohm Krüger und der Oranje-Freistaat unter dem Präsidenten Steyn in dem Heldenkampf um ihre Freiheit gegen Engländer 1899 sich die Bewunderung der weiten Welt errungen haben. Nach den Holländern waren die Engländer gekommen, die in den Kolonien Natal und Kapland die Buren verdrängten.

In langen Kämpfen, die das ganze neunzehnte Jahrhundert hindurch an­

dauerten, drängten die Engländer die Buren immer weiter zurück. Diese nahmen immer von neuem ihre Zuflucht zum „Treck“, zum Auswandern in eine neue Heimat. Auf die Dauer nutzte es ihnen aber nichts. Besonders nach der Entdeckung von Gold und Diamanten hatten die Engländer nur das eine Ziel im Auge, die reichen Lande in ihre Gewalt zu bekommen.

Cecil Rhodes führte diesen Plan aus.

Die Portugiesen haben von der Spitze Südafrikas wenig behalten. An der . westlichen Küste besitzen sie Angola, das zwischen Deutsch-Südwest, Fran- zösich-Äquatorialafrika und dem Belgischen Kongostaat liegt. An der Ost­

küste erstreckt sich das portugiesische Mosambik von Natal bis Deutsch- Ost an der Küste entlang. Vom Oranje-Fluß nordwärts liegt ein weites, ödes, unwirtliches Gebiet, das zum großen Teil von wüstenartiger Steppe bedeckt ist und von den kriegerischen Stämmen der Herero und Hottentotten be­

wohnt wird. Weder Buren noch Engländer noch Portugiesen hatten sich um das wüste Gebiet gekümmert. Aus ihm wurde das Schutzgebiet von Deutsch-Südwestafrikagebildet. Zwischen Deutsch-Südwest und dem Trans­

vaal erstreckt sich weit nach Norden hin das große Gebiet, heute als Bet- schuanaland bekannt, das von mächtigen Negerfürsten regiert war. Um dieses Gebiet rangen Engländer und Buren lange Zeit miteinander.

Die Buren von Transvaal hatten vor den Engländern in dem Betschuana- land, das an Größe Südwest überragt, Fuß gefaßt. Mafeking wurde eine

Buren, Deutsche und Engländer

seiner Hauptstationen, und durchzogen wurde es vom „Missionaries Boad”, der in das Innere Afrikas führte. Die Buren hatten hier die beiden unabhän­

gigen Republiken Stellaland und Goschen errichtet, nachdem sie sie in zähem Kampfe den Engländern entrissen hatten. Sie sahen viel lieber die Deutschen als Nachbarn als die Engländer, die sie ein Jahrhundert lang von Land zu Land gehetzt hatten und sich auch jetzt ihren Expansionsplänen nach Norden entgegensetzten. Unter Ohm Krüger, ihrem Präsidenten, schlossen die Transvaal-Buren einen Bund mit dem Oranje-Freistaat. Krüger selbst war begeistert von der Aufnahme, die er in Deutschland 1883 gefun­

den hatte. Im Jahre 1894 hatte er seinen Staatssekretär nach Berlin zur Information gesandt, und dann bei einem Bankett im Deutschen Klub im Jahre 1895 gesagt: „Ich habe das sichere Gefühl, daß, wenn die Zeit für die Republik kommt, weitere Kleider zu tragen (das heißt, die englische Bevormundung abzuschütteln, meint der Engländer Williams), Ihr Deut­

schen viel zu der Ausführung beigetragen habt. Die Zeit naht, wo unsere Freudschaft fester wird als je.“ Durch die Freundschaft der Buren mit Deutschland fühlte sich England in seinen Weltplänen bedroht. Cecil Rhodes sagte, um die Buren zu gewinnen: „Glauben Sie, daß Transvaal das Bet- schuanaland lange behalten würde? Würde Bismarck nicht Streit mit Transvaal suchen? Ohne Hilfsquellen, ohne Mannschaft, was könnte es auch tun? Deutschland würde aus seiner Kolonie Angra Pequena vorrücken.

Immer wäre ein Vorwand zum Streit, irgendeine Frage um Schnaps oder Waffen oder sonst etwas; und dann würde Deutschland von Angra Pequena zur Delagoabai vorstoßen. Nie war ich zufriedener mit meinen Ansichten, als wenn ich die neue Entwicklung der deutschen Politik sah. Was war die Schranke in Deutschlands Weg? Betschuanaland. Würden wir im Westen im Grikaland stehen bleiben, würden die ehrgeizigen Pläne Deutschlands erfüllt.“

Die Buren gingen auf den Köder nicht ein. Einzig von England drohte ihnen Gefahr. Das bewies der „Raid“, der Raubzug, den Rhodes 1896—mitten im Frieden - als Ministerpräsident des Kaplandes nach Transvaal durch Jameson ausführen ließ. Die Buren stützten sich um so fester auf Deutsch­

land, das die Burenrechte hochhielt, wie das Telegramm des Kaisers an Krüger bewies, als die Engländer von den Buren bei Doornkoop gefangen genommen und als Hochverräter vor Gericht gestellt wurden. Die Engländer haben uns das Telegramm nie verziehen. Und doch war es nur eine An­

erkennung der Hoheitsrechte der Buren im eigenen Lande, die ihnen Rhodes durch „Trug und Verrat“ entreißen wollte. Die Engländer suchten den

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Deutsch-Südwestafrika

Überfall auf das Burengebiet, den Cecil Rhodes durch Jameson, den späte­

ren Ministerpräsidenten des Kaplandes, ausführen ließ, damit zu entschul­

digen, daß Rhodes als Privatmann, nicht als Ministerpräsident gehandelt habe. Dennoch mußte Rhodes von seinem Präsidentenposten in Südafrika zurücktreten; aber nicht, weil er den „Raid“ inszeniert hatte, sondern weil er mißglückt war. Wäre der „Raid“ gelungen und Johannesburg eingenom­

men worden, so würde England auch den „Raid“ anerkannt haben.

Es ist interessant, die Auslassungen der englischen Zeitungen über den Präsidenten Paul Krüger bei Gelegenheit seiner hundertjährigen Geburtstags­

feier zu lesen: „Ein Vierteljahrhundert hat genügt, alles Grauen von einer Gestalt zu nehmen, die zwei oder drei Jahre lang von der großen Mehrheit der englischen Zeitungsleser als das schrecklichste Geschöpf unter den Menschen betrachtet wurde. Es muß für unsere jungen Männer und Frauen schwer sein, sich einzubilden, als was für ein Werwolf am Beginne des Jahr­

hunderts von ihren Eltern Präsident Krüger hingestellt wurde. Er wurde als verschlagen, treulos, verdorben, bäurisch, pharisäisch, blutdürstig und schmutzig in seinen persönlichen Gebräuchen hingestellt. Kühn wurde behauptet, daß er Neger zu Tode gepeitscht, daß er eine junge Frau in zwei Stücke zersägt habe. Erhob er irgendeinen Anspruch für sein Land, so wurde das unverschämt genannt; und wenn er keine Ansprüche erhob, wurde das als kriechende Unterwürfigkeit bezeichnet oder Listigkeit, dem Kriege zu entgehen. Der Kaiser der späteren Tage war ein reines Unschulds­

kind im Vergleich zu ihm. Und jeder, der nicht in diese Lobestitel von Krüger einstimmte, wurde als burenfreundlich, Anti-Engländer bezeichnet, dem das Temperament für das Imperium fehle, als ein Freund jeglichen Landes, nur nicht des eigenen.“ So schreibt „The Manchester Guardian Weekly“

vom 16. Oktober 1925 zum hundertjährigen Geburtstag Krügers. In der­

selben Zeitung schreibt der seit 1888 in Afrika naturalisierte Bure Leo Weinthal, der Herausgeber der „African World“: „Drei große Persönlichkei­

ten in Europa machten auf den Präsidenten, der in dieser Art nicht leicht zugänglich war, einen dauernden Eindruck. Er war ihnen begegnet während seiner Mission nach London im Jahre 1884. Es waren die Königin Victoria, Gladstone und zuletzt, aber hauptsächlich, Fürst Bismarck, der eiserne Kanzler des Deutschen Reiches. Er erzählte mir oft, daß Bismarck, den er in Berlin getroffen, auf ihn einen größeren Eindruck gemacht habe, als je ein anderer Mensch. Er verglich ihn mit einem ausgewachsenen Büffel, dem Schreck des afrikanischen Dschungels, der selbst vom Löwen gefürchtet ist. ,Bismarck4, sagte er, ,ist der einzige Mann, den man niemals vergessen kann, wenn man

Buren, Deutsche und Engländer 69 ihn einmal gesehen hat, der einzige Mann, den ganz Europa fürchtet/ Und in den tragischen Tagen von 1900, als Cron je sich bei Paardeberg Lord Roberts ergeben hatte, sagte Ohm Paul zu mir: ,Wenn Bismarck gelebt hätte, wie anders würde jetzt die Sache stehen! Eine scharfe Note von Berlin nach London im Oktober 1899 hätte den Burenkrieg unmöglich gemacht.“ So dachte Ohm Paul.“

Diese Auslassung zeigt, wie sehr Krüger und die Buren auf die Gerechtigkeit des deutschen Volkes gebaut hatten. Das ist wieder eine Rechtfertigung des damals viel beanstandeten Telegramms des Kaisers im Jahre 1896 an Krüger.

Und ebenso die Worte, die in derselben Zeitung stehen: „In dem letzten süd­

afrikanischen Kriege mit seiner polternden Diplomatie im Anfang und den pestilenzialischen Konzentrationslagern am Ende waren die Buren wesent­

lich der beleidigte Teil und wir die Angreifer; und es ist sprichwörtlich schwieriger, denen zu vergeben, die uns beleidigt haben, als denen, die wir beleidigt haben.“

So lautet ein englisches Urteil.

Das Telegramm des Kaisers war übrigens nicht feindlich gegen England gedacht. Kein anderer als Rhodes bestätigt uns das. Er verstand sich später gut mit dem Kaiser, der ihm in der Verbindung seines Telegraphen vom Kap bis Kairo durch Deutsch-Ostafrika bereitwilligst entgegenkam, während der belgische König Leopold ihm jedes Entgegenkommen verweigerte, so daß Rhodes von ihm sagte: „Satan, ich sage, dieser Mensch ist der Satan.“

Daß nicht Deutschland der Staat war, der „einen Streit vom Zaun brach gegen die Buren“, hat der Burenkrieg 1899 bewiesen. Im Oktober 1899, als Roberts Pretoria genommen hatte, hielt Rhodes folgende Rede: „Ihr glaubt, ihr habt die Holländer besiegt. Nicht so ist es. Die Holländer sind nicht geschlagen; geschlagen ist der Krüperismus, eine schlechte, verderbte Regierung, nicht mehr holländisch als englisch in ihrem Wesen. Die Hollän­

der sind so stark und unbesiegt heute wie immer, das Land ist so gut das ihre wie das euere, und ihr müßt mit ihnen leben und arbeiten wie früher.

Denkt daran, wenn ihr in euer Heim in Stadt und Land und Farm zurück­

kehrt; laßt keine Worte vulgärer Triumphe aufkommen über euere Nach­

barn! Laßt sie fühlen, daß die Erbitterung vorbei und die Notwendigkeit zum Zusammenarbeiten größer ist als je!“

Der Engländer Williams bemerkt dazu: „Welch ein Heuchler dieser Mann sein muß,“ sagte ein englischer Freund, dem diese Szene geschildert wurde, ein Freund, noch heiß vor Zorn über die Schmach des ,Einfalls“ und über­

zeugt, daß der Burenkrieg fast ganz die Schuld von Rhodes war.“ Und der

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immer „getreue und enthusiastische“ Lord Grey schrieb: „Der volle Bericht über die Rede, die mit der letzten Post ankam, hat mehr als je den guten Ein­

druck befestigt, als er kurz herübergekabelt war, und hat die Annahme Ihrer Freunde bestätigt, daß Sie der einzige Mann sind, der die Eigenschaften von Herz und Hirn und Erfahrung hat, die erforderlich sind, um Bur und Brite zu versöhnen. Ihre Rede, nach meiner Meinung die beste, die Sie gehalten, wird nicht verfehlen, diese Ansicht populär zu machen, und zwar in Kreisen, wo kürzlich und vielleicht natürlicherweise in Erwägung aller Umstände, ein starkes Vorurteil gegen Sie bestand. Ich hoffe, daß Sie weiter Gelegen­

heit finden, um die Notwendigkeit zu erweisen, in Ihrer charakteristischen und zwingenden Art, daß jeder Mann jegliches in seiner Kraft tut, nicht um die Gegnerschaft zu besiegen, sondern um das Vertrauen der Buren zu gewinnen.“

Mit dem Vertrauen der Buren zu den Engländern hatte es noch weite Wege. „Die Buren hassen uns Engländer wie die Teufel,“ sagten mir 1914 noch englische Offiziere, die jahrelang in Südafrika geweilt hatten. Die Revolten und die Streiks 1913—1914 in Südafrika und die „erregte Lage” der Neger in den „Randminen“, die Behandlung der Inder, das waren Zeichen, die auf alles andere denn auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in Süd­

afrika deuteten. Die Verbannung der Arbeiterführer, die bei Nacht und Nebel ausgehoben wurden, um nach Europa verschickt zu werden, wurde als eine

„griechische Banditentat“ der Regierung gebrandmarkt. Der alte Rassenhaß lebte lodernd auf. Als die Kriegserklärung kam, erwachten Hoffnungen in , den Buren, ihre alte Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Die Geschichte des Krieges der Union in Südafrika und Deutsch-Südwestafrika ist eines der lehrreichsten, aber auch unbekanntesten Kapitel für uns. Denn sie zeigt uns, daß die Worte „vom verhaßten Deutschen” im Ausland weiter nichts als ein Propaganda-Trick gegen uns waren. Die große Masse der Buren stellte sich von Anfang an entschieden auf den Standpunkt, daß die Union nie am Kriege gegen Deutschland teilnehmen dürfe. Ein anderer Teil der Buren sympathisierte offen mit den Deutschen. Ein dritter Teil, darunter die be­

rühmtesten Burenführer, stellten sich offen auf die Seite der Deutschen.

Nur Botha und seine einflußreiche Umgebung in der Regierung war für einen Krieg gegen uns. Von England empfing die Union die Weisung, den Krieg gegen Deutsch-Südwest zu eröffnen. Am 10. August telegraphierte Botha nach London, daß er die Weisung der britischen Regierung befolgen werde. Aber die Stimmung gegen England war so gereizt, daß er nicht den Mut fand, den Krieg zu verkünden. Im Parlament hatte Botha am

Buren, Deutsche und Engländer 71 9. September gesagt, daß eine Expedition gegen Deutsch-Südwest gesandt wer­

den sollte. Hertzog und die nationalen Buren bekämpften bitter diesen Ent­

schluß, wurden aber überstimmt. Daraufhin legte der Oberkommandierende der Truppen, der hochangesehene General Beyers, den Oberbefehl nieder mit der Begründung, „daß die große Mehrheit der holländisch sprechenden Bevölkerung der Union eine Expedition gegen Deutsch-Südwest mißbillige.“

„Die Entscheidung der Begierung, die Offensive gegen die Deutschen zu ergreifen, beschleunigte die Rebellion, wenn sie auch nicht die eigentliche

Ursache derselben war“, sagt ein englischer Bericht.

Die paar deutschen „Agenten“ im Burenland hätten niemals, wie die Eng­

länder so gern sich und die anderen glauben machen wollen, die besonnenen Buren zum Aufstand getrieben. Die Unzufriedenheit mit der englischen Re­

gierung war riesengroß. In wenigen Tagen flammte der Aufstand durch das ganze Gebiet der Union. Die berühmtesten Burenführer im großen Kriege ge­

gen England stellten sich an die Spitze. Am 9. Oktober rief Maritz, der Kom­

mandeur der Union-Truppe an der deutschen Grenze, mit seinen 1600 Mann zum Aufstand gegen England auf. Am 23. Oktober erklärte der alte Freistaat- General, der berühmte De Wet, im Freistaate den Krieg gegen England, am folgenden Tage riefen Beyers und Major Kemp in Transvaal zum Kampfe gegen England auf. Sie alle traten ein für Hertzogs Politik, für eine südafrika­

nische freie Buren-Republik. Der große Führer dieser Bewegung war der überragend große General De la Rey, der einen ungeheuren Einfluß in Trans­

vaal besaß. Umsonst bemühten sich Botha und Smuts, den alten Engländer­

hasser für ihre Sache zu gewinnen, ihn, den die beiden vor allen fürchteten, den einzigen, der ihnen, wenn nicht überlegen, so doch gewachsen war. Er sammelte die Transvaal-Truppen in Potschefstroom. Am 16. Sep­

tember sollte der große Aufstand beginnen. Am 15. September, des Abends, brach De la Rey im Kraftwagen nach Potschefstroom auf. Sein Weg führte über Johannesburg. Dort wurde der Wagen von der Polizei angerufen. Der Führer achtete des Rufes nicht. Die Polizei schoß. Aber nicht den Führer, ausgerechnet De la Rey traf die Kugel. Den Engländern hatte ein „blinder Zufall oder ein tragisches Geschick“, wie schon so oft, geholfen. Die Engländer sagen, die Polizei hatte es auf Verbrecher abgesehen, die im Auto geflohen waren. Heute dürfte es nur wenige Buren geben, die glauben, daß die Polizei den berühmtesten Mann Transvaals nicht von einem Verbrecher unterschei­

den konnte. Tatsache ist es, daß der Tod des großen Führers eine große Sorgenlast von Englands Herzen nahm. Ein Bericht sagt: „Der dramatische Tod von De la Rey desorganisierte die Pläne der Verschwörer. Er beraubte

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sie des einen Mannes, der den ganzen Westen von Transvaal gegen Botha aufgebracht hätte, des einen Mannes, dessen militärische Talente die von Botha und Smuts in den Schatten gestellt hätten.“

Heute schreiben die Engländer, General De la Rey sei nicht mehr ganz zurechnungsfähig gewesen, als er den Aufstand leitete. Der Aufstand war nach dem Tode des großen Führers nicht niedergeschlagen. Der alte Bure Nikolas van Rensburg, der 1899 unter De la Rey gegen die Engländer gekämpft hatte, begeisterte als „Seher“ seine Landsleute zu dem Kampfe. Er verkün­

dete, daß der „graue Stier“, nämlich Deutschland, den „roten Stier“, näm­

lich England, besiegen werde. In dieser Not wandte sich Botha an den Ex­

präsidenten Steyn, der still auf seiner Farm bei Bloemfontein lebte, der aber noch großen Einfluß im Freistaat hatte. „Ein Wort von Ihnen klingt weit hinaus“, so beschwor Botha den alten Steyn. Der aber sprach anders: „Ich werde dem Volke erzählen, daß ich auf das stärkste die Politik der Regie­

rung mißbillige, die einen Angriff auf Deutsch-Südwestafrika beabsichtigt, daß ich Sie vor drei Jahren schon vor einer solchen Politik warnte, daß ich beim Ausbruch des europäischen Krieges diese Warnung vor General Smuts wiederholte. Als eine Folge dieser Politik ist eine Zahl von Offizieren und Mannschaften, die, soviel ich weiß, loyal waren, zu Rebellen geworden.“

Das klingt doch ganz anders, als ob die Deutschen die Buren aufgewiegelt hätten, und ganz anders, als Botha erklärte, „daß die große Majorität des Volkes der Union die Politik der Regierung nicht nur unterstützte, sondern förderte“, wie er der Welt glauben machen wollte. Er beschwor den Exprä­

sidenten, das Volk zu warnen „gegen Verrat, gegen den ewigen Schand­

flecken an unserer nationalen Ehre, gegen die unberechenbar bösen Folgen.“ Der alte Präsident schwieg, obwohl Botha ihn immer aufs neue beschwor, einzugreifen in den Aufstand, der geleitet wurde von Männern,

„die damals unsere geehrten Führer waren“, und sie zurückzuführen „von den Pfaden des Verderbens, auf denen sie jetzt stehen“. Doch der alte Ex­

präsident schwieg. General Hertzog beteiligte sich nicht am Aufstand, for­

derte aber unentwegt Freiheit und Trennung von England, so daß er oft als Rebell verschrien wurde.

Botha übernahm nun selbst das Oberkommando gegen die aufständischen Buren, da eine friedliche Unterwerfung ausgeschlossen war, was ihn um den letzten Rest des kärglichen Ansehens bei seinen Landsleuten brachte. In schweren Kämpfen wurden die Buren besiegt, ihre Führer gefangenge­

nommen, mit Ausnahme von Maritz, der nach Deutsch-Südwest zog. „Dort nicht benötigt, ging er nach Angola und Lissabon.“ Diese kurze englische

Afrikanische Schutztruppe

Parade

DerNachfolgervonHeydebreckAufdemDurchmarsch1914inSüdwest OberstleutnantFranke,KommandeurinDeutsch-Südwest

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Notiz besagt mehr als lange Artikel, wie ferne die Deutschen dem Buren­

aufstand eigentlich standen. Beyers ertrank auf der Flucht im Vaalflusse.

De Wet wurde auf dem Wege nach Deutsch-Südwest gefangengenommen.

Am 16. Dezember 1914 wurde der letzte Burenführer Fourie gefangenge­

nommen und standrechtlich erschossen. De Wet wurde zu sechs Jahren und 2000 Pfund, Kemp zu sieben Jahren und 1000 Pfund verurteilt. Über 10 000 Buren hatten unter Waffen gestanden, darunter waren drei Parlaments­

mitglieder. Unter Botha standen 30000 Mann, die an Verlusten 132 Tote und 242 Verwundete hatten. Die Verluste der Buren, die weit größer waren, wurden nicht bekanntgegeben. Der Aufstand kostete der Regierung 100 Millionen Goldmark.

Das Streben nach Selbständigkeit war aber mit der blutigen Nieder­

Das Streben nach Selbständigkeit war aber mit der blutigen Nieder­