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Der Streit um Jap, die Karolinen und Marianen, Neuguinea, Samoa

Inwieweit England und die Alliierten sich Japan gegenüber gebunden fühlten durch Verträge, durch die sie Japan den Lohn für seine Teilnahme am Kriege zugestanden haben, wird sobald wohl nicht enthüllt werden, da diese Verträge von den Alliierten, wie so viele andere, bisher geheimge­

halten werden. Zweifellos bestanden solche Verträge. Andernfalls hätte Japan schwerlich das Pachtgebiet von Kiautschou im Vertrag von Versailles zugesprochen erhalten und zwar gegen den Widerspruch Chinas. Trotzdem erhielt es diese Gebiete, wie auch gegen den Widerspruch Amerikas, die Insel Jap.

Der Völkerbundsrat, der am 17. September 1920 in Genf tagte, hielt sich an die Entscheidung des Obersten Rates vom 7. Mai 1919, wodurch die Ge­

biete Deutschlands in der Südsee Großbritannien, d. h. Australien, Neusee­

land, und Japan zugesprochen wurden. Japan erhielt die Inseln südlich des Äquators „als einen integrierenden Teil seines Territoriums“. Darunter fielen die Karolinen und Marianen, die, wenn auch klein, doch als wichtige Flottenstützpunkte in Betracht kamen. Präsident Wilson war dafür einge­

treten, daß die Insel Jap, statt unter das Mandat Japans gestellt zu werden, internationalisiert werden sollte. Als Grund führte er die Wichtigkeit der kleinen Insel für den Weltverkehr an. Zudem behauptete er, daß die Ent­

scheidung des Obersten Rates vom 7. Mai 1919 nicht endgültig sei. Wie außerordentlich wichtig die kleine Insel in den Augen der Amerikaner war, zeigt eine Erklärung der Regierung in Washington, in der diese sich auf den Standpunkt stellte, daß sie den Vertrag von Versailles nicht unterzeichnet hätte und sich darum auch an seine Bestimmungen nicht gebunden fühlte.

Dazu erklärte die Regierung, daß „selbst in dem Falle, wo Jap unter das Mandat des Völkerbundes gestellt würde, auch alle anderen Mächte freien und uneingeschränkten Zutritt zu der Insel in Fragen der Landung und der Kabel haben sollten.“ Dagegen stellte sich Japan auf den Standpunkt, daß

„die Kabelfrage eine solche sei, die von der Nation frei gehandhabt werden solle, die im Besitze des Platzes wäre“. Trotzdem erhielt Japan die Insel

Jap, Karolinen und Marianen, Neuguinea, Samoa 125 unter der Bedingung, daß es in den fraglichen Punkten Amerika Entgegen­

kommen zeigen müsse. Aber die Lage wegen der Insel Jap war des öfteren so gespannt, daß es zwischen Amerika und Japan zum Kriege zu kommen schien.

Wie wichtig das Jap-Problem für die Amerikaner ist, ersehen wir aus dem Buche des Direktors der amerikanischen geographischen Gesellschaft in NewYork, in dem er die „Probleme in politischer Geographie“ behandelt.

Darin schreibt er: „Die Stellung Japans im mittleren Pazifik, wohin es der Besitz der Marschall- und Karolineninseln geführt hat, ist von großer Bedeu­

tung für die Flottenstrategie der Vereinigten Staaten. In früheren Jahren beruhte die Verteidigung des amerikanischen Territoriums im Pazifik auf der Idee des sogenannten amerikanischen Vierecks. Dieses besteht aus vier weit auseinanderliegenden Besitzungen: Dutch Harbor auf den Aleuten mit Alaska; Guam, 1620 Meilen im Osten der Philippinen; Hawai, 2100 Meilen südwestlich von San Franzisko, und Samoa, 1600 Meilen nordöstlich von Neuseeland. Die amerikanische Sorge um einen Flottenstützpunkt im Pa­

zifik zeigte sich vor 50 Jahren, als ein Teil von Samoa unter amerikanische Verantwortung fiel. Die Philippinen und Guam kamen 1898 hinzu und die Panamakanalzone 1903. Diese Besitzungen können nicht ausreichend ge­

schützt werden außer durch Flottenstützpunkte im Pazifik. Von San Juan auf Puerto Rico nach Manila auf den Philippinen ist ein Weg um die halbe Welt. Um diese weitgetrennten Gebiete zu verteidigen, bedarf es einer großen Flotte von Kriegsschiffen, mächtiger Abteilungen von Wasserflug­

zeugen, ausreichender Kohlenstationen und Kabelverbindungen, großer und starker Radiostationen an den strategischen Punkten.

In die Mitte dieser Besitzungen hat Japan seine Hand gelegt; sobald es im Besitze der Marschall- und Karolineninseln war und die deutsche Auto­

rität hinausmanöveriert hatte, fing es an, die Städte und die Industrien zu japanisieren und den Verteidigungscharakter der strategischen Punkte zu erhöhen. Als Mandatsmacht unter dem Völkerbund muß Japan bestimmte Bedingungen einhalten: die Inseln sollen unbefestigt bleiben, die Bevölke­

rung soll ein bestimmtes Maß von autonomer Regierung erhalten, die Rechte anderer Nationen sollen beschützt werden, eine vernünftige Annäherung von Gleichheit für den Handel soll bestehen.

Wäre die Kontrolle des Pazifik nur eine Sache von strategischer Bedeu­

tung, würde das Eindringen der Japaner von wenig Interesse sein. Aber un­

gleich den europäischen Mächten, die ihre Besitzungen als Handelsnieder­

lassungen oder zur Entwicklung des Ackerbaues durch Eingeborene be­

126 Die Schutzgebiete in der Südsee

trachten, sind die Japaner selbst tropische Kolonisatoren. Sie bilden die Hälfte der Bevölkerung auf den Hawai-Inseln und breiten sich nach den Philippinen aus. Wären nicht die Ausnahmegesetze, würden sie viel zahl­

reicher im Norden von Australien sein. Ihre heidnische Durchdringung von Ländern anderer Mächte wird durch ihre Lebensweise und die zwingende Notwendigkeit des weißen Pflanzers in den Tropen begünstigt, der sich klimatisierte Arbeiter suchen muß. Eine solche Durchdringung wird un­

fehlbar von der eigenen Regierung wohlwollend angesehen und als Basis für die Ansprüche auf gleiche Behandlung und auf territoriale Kontrolle im Falle eines erfolgreichen Krieges benutzt. Als Handelsstationen haben die Inseln außerhalb Ostindiens und der Philippinen nur einen bescheidenen Wert. Der ganze Handel der Hauptgruppen betrug 1913 40 Millionen Dollar.

Die Inseln, die mit der Zustimmung Großbritanniens Japan zugesprochen wurden, haben eine Bevölkerung von 70 000 Bewohnern; ihr Außenhandel beläuft sich auf 2 500 000 Dollar und besteht hauptsächlich aus Kopra und Phosphaten. Die Inseln sind von großer strategischer Wichtigkeit.

Als Kohlen- und Kabelstationen sind Inseln von Wichtigkeit, wenn sie nahe oder direkt an Dampferlinien liegen. Die Vereinigten Staaten z. B.

sind an kleinen Haltestellen interessiert, da sie die Verbindung zwischen den Hawai-Inseln und den Philippinen herstellen. Das Pazifik-Kabel der Handelskabelgesellschaft läuft von Hawai über eine Zwischenstation nach Jap in der Palaugruppe. Von Jap erstreckt sich eine amerikanisch-britische Linie nördlich nach den Bonin-Inseln, wo sie mit der japanischen Linie nach Tokio verbunden ist. Noch eine andere Verbindung gibt es in Jap, die der britischen Linien nach der chinesischen Küste; und das amerikanische Kabel nach Manila hat Verbindungen mit Neu-Guinea und Menado im Nor­

den von Celebes.

Inseln haben auch deshalb an Wichtigkeit gewonnen, weil Luft- und Wasserflugzeuge in modernen Kriegen verwendet werden. Die unzähligen Inselchen und die geschützten Wasserwege, die im Pazifik in Überzahl vor­

handen sind, bilden ideale Verstecke für Unterseeboote; und es ist undenk­

bar, daß der Gebrauch von Unterseebooten auf den langen Handelswegen, die den Pazifik kreuz und quer durchziehen, erlaubt werden sollte.

Wenn diese Erwägungen die amerikanische Meinung beeinflussen, um wieviel ernster müssen sie von der kleinen Nation Australiens, die nur ein Zwanzigstel der Bevölkerung Nordamerikas bildet, auf gefaßt werden! Die australischen Führer haben die britischen Staatsmänner nicht immer sym­

pathisch gefunden; und eine weitausholende Anschauung der japanischen

Jap, Karolinen und Marianen, Neuguinea, Samoa 127 Frage ist nur möglich in dem Maße, inwieweit einer von der Drohung der Einwanderung geographisch entfernt steht.“

Die anderen deutschen Besitzungen in der Südsee kamen unter England, d. h. Neuguinea kam unter das Mandat Australiens, Samoa unter das Neu­

seelands. Bei Beginn des Krieges hatten die Australier, die das Festsetzen frem­

der Mächte in der Südsee immer unangenehm empfanden, die Gelegenheit wahrgenommen, sich an unsere Stelle zu setzen. Ein Expeditionskorps wurde ausgerüstet, das Deutsch-Neuguinea besetzte, das dann alsMandat des Völker­

bundes Australien zugesprochen wurde. Der australische Ministerpräsident Hughes, der 1864 in Wales geboren war und mit 20 Jahren als armer Lehrer nach Australien auswanderte, wo er auf alle mögliche Weise sein Leben fristete, bis er sich in der politischen Laufbahn emporarbeitete, war 1915 der oberste Leiter der australischen Politik geworden. Kaum einer im eng­

lischen Weltreiche war ein so grimmiger und erbitterter Feind Deutsch­

lands, wie er. Sein Ziel war, die ganze Macht Australiens auf die Schlacht­

felder zu werfen. Aber sein Versuch, in Australien die gesetzliche Militär­

pflicht einzuführen, scheiterte an dem Widerstand der Arbeiterpartei und der Iren, die in Australien sehr einflußreich waren. Er wurde später sehr stark angefeindet, sogar als Verräter verschrien, weil er 1915 dem englischen Vorschläge zugestimmt hatte, Japan als Lohn für seine Kriegshilfe die Pazifik-Inseln südlich des Äquators zu geben. Bei den Friedensverhand­

lungen in Versailles protestierte Hughes heftig gegen den Vorschlag, die deutschen Schutzgebiete als Mandate des Völkerbundes zu vergeben. Er ver­

langte, daß die deutschen Besitzungen einfach und vollständig in das bri­

tische Weltreich einverleibt würden. Ihm war es bitterer Ernst mit diesem Vorschläge. Aber seine Landsleute, die Australier, betrachteten dies jetzt als leere Geste. Als nun die Japaner im Vertrag von Versailles nicht nur Kiaut- schou, sondern auch die Karolinen erhielten, ging ein Sturm der Entrüstung durch Australien. „Können wir ein weißes Australien aufbauen“, so hieß es,

„durch die Errichtung eines schwarzen Reiches an unserer Nordgrenze?“

Aber etwas hatte Hughes doch durchgesetzt, die Lahmlegung des deut­

schen Handels. Nicht nur in der Südsee, sondern auch in Australien hatten die Deutschen einen ganz bedeutenden Seeverkehr und Handel, so daß man von einem deutschen Monopol in Roherzen sprach. Von Anfang des Krieges an wurden die deutschen Interessen in Australien gründlich vernichtet, und die Gesetzgebung in bezug auf die Internierung der Deutschen und die Be­

schlagnahme des deutschen Eigentums war in keinem Teil des britischen Weltreiches so maßlos feindlich wie in Australien. Bei den Friedensverhand­

128 Die Schutzgebiete in der Südsee

lungen verlangte Hughes kategorisch die volle Deckung aller Kriegskosten durch Deutschland.

Samoa war im Anfang des Krieges durch ein Expeditionskorps von Neu­

seeland aus besetzt worden. Neuseeland erhielt auch das Mandat über Samoa zugesprochen. Daß die Mandate nicht auf Grund idealer Zivilisations­

befähigung verteilt wurden, ersehen wir aus einigen Sätzen des Engländers Hugh Edward Egerton, der in seinem Buche „Britische Kolonialpolitik im zwanzigsten Jahrhundert“ schreibt: „Die strategische Wichtigkeit von Samoa konnte nicht übersehen werden. Nehmen Sie eine Karte des Pazifik und studieren Sie dieselbe genau. Sehen Sie nach dem Panamakanal, be­

trachten Sie die Lage von Neuseeland, bedenken Sie, wie nahe Samoa an der Linie Neuseeland-Panama liegt und bedenken Sie, wie leicht es für einen Feind, in dessen Händen Samoa wäre, sein würde, unsere Verbindung zwi­

schen Neuseeland und der übrigen Welt zu zerstören.“

Der Amerikaner Isaiah Bowman bemerkt über die Insel Nauru, die südlich des Äquators liegt, die also eigentlich Japan hätte zugesprochen werden müssen: „Neuseeland erhob Anspruch auf die Insel Nauru. Auf den Grund hin, daß die reichen Phosphatlager für die Ackerwirtschaft Neu­

seelands unentbehrlich seien, da auch die Regierung Australiens auf den Besitz dieser Insel oder um ein Mandat über sie gedrängt hatte, wurde das Mandat endgültig der britischen Regierung überwiesen. In einem nach­

folgenden Abkommen wurde die Ausbeute der Phosphatwerke unter Eng­

land, Australien und Neuseeland verteilt. England und Australien erhielten jeder 42% der Ausbeute, Neuseeland die übrigen 16%. Schätzungsweise ent­

hält die Insel 42 Millionen Tonnen Phosphat, die bei dem gegenwärtigen Gang der Ausbeute 200 Jahre ausreichen würden.“

Unter der deutschen Verwaltung war Land und Volk von Samoa zu wirk­

licher Blüte herangewachsen. Die Bevölkerung war christianisiert und zivili­

siert und lebte in gesunden wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen.

Einen Grund, die deutsche Herrschaft gegen eine andere zu vertauschen, dürfte man schwerlich finden. Recht sonderbar mutet es an, wenn ein Maori, Dr. Pomare, am 9. Dezember 1918 verkündet: „Wenn im Rat der Völker die Frage der Zukunft über die Inseln des Stillen Ozeans erörtert wird, muß ich es für die Pflicht unserer Führer halten, den Räten als autoritative Stimme der polynesischen Rasse zu erklären, daß nie mehr ein Polynesier unter den Fuß der verächtlichen Hunnen gebracht werden soll. Wir wissen um die östlichen und westlichen Eingeborenen von Deutsch-Afrika, wir wissen um die Samoaner, unsere Stammessippe, wir kennen die Ausrottung der Hereros,

SdiitferdoifinSdiantung

Erlegter Löwe

Kinder mit-Marabu

Verirrte Schäflein!

Zwei junge Geparden, die sich eines Tages in die Schafherde der Farm des Barons von Örtzen-Südwest verliefen

Jap, Karolinen und Marianen, Neuguinea, Samoa 129 und das genügt uns. Wir stehen 78 Jahre lang unter England, nicht unter englischer Herrschaft, sondern anteilnehmend an der Herrschaft über uns;

und wir wissen aus Erfahrung, daß die Aufrechterhaltung der britischen Souveränität auf die ewigen Gesetze von Freiheit, Gleichheit und Gerechtig­

keit gegründet ist.“ Es ist 100 gegen 1 zu wetten, daß Dr. Pomare genau die­

selbe Rede gehalten hätte, wäre Deutschland im Kriege Sieger geblieben.

Nur hätte sein Loblied auf Deutschland geklungen statt auf England, und die „Hunnen“ wären nicht die Deutschen gewesen, sondern die „Britishers“, wie die Eingeborenen der Südsee die Engländer nennen.

Eine andere Ansicht hatten allerdings die Mitglieder der Arbeiterpartei, die im Parlament von Neuseeland die schwersten Anklagen gegen die eng­

lische Regierung erhoben, worauf ein Maori entgegnete: „Ich habe einmal irgendwo gelesen und oft ist es mir erzählt worden, daß Selbstkritik der Charakter des ,Britishers* ist. Wenn man dem ehrenwerten Parlaments­

mitglied zuhört, so meint man, daß es in der ganzen Welt keinen unfähigeren Mann gibt, die Geschäfte eines Reiches zu führen, als einen ,Britisher*.

Unsere Erfahrung sollte uns außerordentlich stolz machen, daß dieser Teil der polynesischen Rasse an die Brüder und Vettern hier in Neuseeland ge­

kommen ist.“

Daß die Freude der polynesischen Brüder und Vettern in Samoa über den Wechsel der Regierung doch nicht so ungetrübt ist, wie der Maori es hin­

stellt, das sehen wir aus den Worten des Kolonialpolitikers Eg ertön, der vor­

sichtig tastend bemerkt: „Nur in einem Punkte stimmten die Maoris nicht mit der Ansicht der britischen Bewohner überein. Die Maori wünschten auf einer der letzten Inseln von Romantik im Stillen Ozean ein Experiment zu bewerkstelligen, in dem ein glückliches und sorgloses Volk ohne das Element von Konkurrenz und Handelswettbewerb leben könnte. Die Farmer der Insel verlangten die Fortsetzung des Systems, nach dem die Deutschen chinesische Arbeiter verwandt hatten. Nur ungern stimmten die Regierungen von England und Neuseeland zu. Da es schwer war, chinesische Arbeiter wegen der Kämpfe in Nord- und Südchina anzuwerben, wurde die Erlaubnis gegeben, 2000 chinesische Kulis einzuführen. Für die Gegenwart war es un­

möglich, Vertreter Samoas in das Parlament von Neuseeland zu senden;

aber zweifellos werden sie im Laufe der Zeit zugelassen werden.“

Daß die Begeisterung der Südseeinsulaner für die neuen Herren nicht übermäßig groß ist, sagt uns der Amerikaner 1. Bowman, der etwas deut­

licher spricht: „Wie viele der Lokalgruppen sonstwo, hat auch das Volk der Kronkolonien auf den Fidschiinseln solange von der Gleichheit der Rassen

9 Abs

130 Die Schutzgebiete in der Südsee

gesprochen, bis es sich in Kriegsbegeisterung hineingeredet hatte, die in ernste Unordnung und selbst Menschenverluste ausartete. Die Unruhe be­

gann mit einem Streik der Inder, in den fast die ganze Rasse, 60000 an der Zahl, verwickelt wurde. Die Inder forderten gleiche Rechte mit den Weißen, mit denen sie sich auf die gleiche Stufe stellten. Die Sache erreichte ihren Höhepunkt im Februar 1920, als es notwendig wurde, die Unruhen durch Militärmacht zu unterdrücken. Die Leute arbeiteten hauptsächlich in den Zuckerfeldern des Rewa-Flusses. Einmal gab es 80 000 Streikende außer­

halb der Hauptstadt Suva.“

Ob die Südseeinseln unter den neuen Mächten Japan, Neuseeland und Australien besser emporblühen werden als unter Deutschland, ob sie sich heute besser entwickeln als früher unter deutscher Verwaltung, ob sie sich wohler fühlen, ist doch mehr als fraglich. Mit besonderem Mißtrauen kann man die Entwicklung in Neu-Guinea verfolgen. Seine noch sehr tiefstehen­

den Eingeborenenstämme hat uns kürzlich der Amerikaner Merlin Moore Taylor in seinem Buche „Bei den Kannibalen von Papua“ in fesselnder Weise geschildert. Neuguinea stand vor dem Kriege unter Engländern, Deut­

schen und Holländern. Am meisten Kulturarbeit hatten wir Deutsche dort vollbracht, besonders durch die großzügige Art der Missionsarbeit von StepZ, wenn auch unsere Arbeit noch nicht tief ins Innere vorgedrungen war. Viel Interesse für die Eingeborenen ist von australischer Seite nicht zu erwarten.

Wir brauchen bloß an die Eingeborenen in Australien selbst zu denken, für die die australische Regierung im letzten Jahrhundert nicht nur nichts getan hat, sondern sie so bedrängte und bedrückte, daß sie bald eine ausgestorbene Rasse sein werden. Zudem ist es das Nationalprinzip der Australier, ihre Gebiete ausschließlich für den „weißen Mann“ zu reservieren, was den großen Zündstoff im Ringen um die Herrschaft mit dem „schwarzen Mann“

bildet. Dessen typischer Vertreter ist der Japaner, um den sich die großen Probleme der Südsee drehen.

Am Schlüsse dieses Kapitels möge eine kleine Rückerinnerung aus der Zeit der Besetzung der Karolinen durch die Japaner stehen. Wenn die Japaner sich auch im Anfang der Besetzung den Deutschen gegenüber sehr wohlwollend zeigten, so wurde das bald anders, wie wir aus einem Berichte von P. Callistus, der damals auf den Philippinen weilte, vernehmen. Der Bericht lautet: „So gab auf Palau ein Offizier im Gespräche dem Pater eine Ohrfeige, ohne daß dieser wußte, warum es sich handelte. Später erst erfuhr er, der Offizier habe den Umstand, daß er die Arme kreuzte, statt stramm zu stehen, als Mangel an Achtung aufgefaßt. Auch der Küchenbruder Kleophas

Jap, Karolinen und Marianen, Neuguinea, Samoa 131 wurde bei einer Untersuchung des Vorratsraumes mit schallender Ohrfeige bedacht, weil dem Beamten alles nicht schnell genug vonstatten ging. Ein angetrunkener japanischer Offizier kam eines Tages ins Schwesternhaus und fiel dessen Bewohnern sehr lästig. Die Mädchen riefen schnell nach dem Obern des Postens. Den Priester empfing der Unhold auf dem Wege, warf ihn zu Boden, schlug ihn mit Fäusten, gab ihm Fußtritte und ließ ihn liegen. Als P. Carl von Rota nach Saipan kam, das man seiner Seelenhirten schon beraubt hatte, verbot man ihm, während seines Aufenthaltes irgend­

welche gottesdienstlichen Handlungen vorzunehmen. Sobald dies bekannt wurde, eilte ein großer Teil der Dorfbewohner zum Bezirksamt, um die ent­

schiedene Erklärung abzugeben, man wolle beim Pater beichten. Der tapfere japanische Bezirkshauptmann fürchtete einen Volksaufstand und rettete sich in den Busch. Als er die Ursache des Auflaufs erfuhr, hob er sein Verbot auf und die Ruhe war wieder hergestellt.“

Die deutschen Missionare wurden teils schon im Kriege nach Yokohama abgeschoben, teils wurden sie nach dem Friedensschluß „wie Schafe im engen Raume zusammengepfercht auf einem japanischen Dampfer nach Europa geschafft“.

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Das koloniale Sündenregister Deutschlands