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Mit den verschwindend kleinen Streitkräften, die wir in unseren Schutz­

gebieten zur Zeit desAusbruchs des Weltkrieges stehen hatten, war, so schien es, an einen Kampf gegen den Weltbund der Feinde ringsum gar nicht zu denken. Noch schlimmer war die Sache insofern, als alle unsere Schutz­

gebiete von vornherein von jeder Verbindung mit dem Heimatlande abge­

schlossen waren und an Hilfe von dorther, auf Nachschub von Mannschaft und Material, gar nicht zu denken war. Deshalb war, von rein strategischer Seite aus gesehen, ein Kampf unserer Schutzgebiete anscheinend ein Unding.

England hatte sicher damit gerechnet, mit geringen Kräften und in kurzer Zeit unsere Schutzgebiete, besonders Deutsch-Ost und Deutsch-Südwest, die ihm als Verbindungsstrecke des großen Weltplanes Kap—Kairo von unersetz­

licher Wichtigkeit waren, in seine Hand zu bekommen, zumal da es über die meerbeherrschende Flotte und eine gute Flottenbasis an allen Orten und all­

überall verfügte. England hatte jedenfalls auf die Unterstützung der Einge­

borenen gerechnet. Wenn nämlich nur ein Zehntel von dem wahr war, was man als sichere Tatsache immer in die Welt posaunt hatte über die Unfähig­

keit der Deutschen, über ihre Unbeliebtheit, über ihr Verhaßtsein unter den Eingeborenen, dann war jetzt unfehlbar der Augenblick gekommen, wo die Eingeborenen Rache an ihren Unterdrückern nehmen konnten. Die ganzen Schutzgebiete mußten in einem einzigen hellen Aufstand emporlodern, um das verhaßte Joch der Deutschen abzuschütteln. Die Gelegenheit war günstig.

In keinem der Schutzgebiete stand eine größere Truppe. Nicht einmal als Polizeitruppe wäre sie im Ernstfälle an Zahl und Ausrüstung genügend ge­

wesen. Der Kampf gegen die Deutschen wäre nicht nur nicht von England und den Mächten niedergehalten worden, im Gegenteil, er wäre auf großes Ver­

ständnis und die bereitwilligste Mithilfe gestoßen. Nichts von alledem geschah. Die gesamte Eingeborenenbevölkerung stand trotz der verlockend­

sten Angebote der Feinde wie ein Mann zu den Deutschen, selbst unter schwersten Opfern an Gut und Blut, die sie freiwillig, nicht notgedrungen und gezwungen, brachte. Es gibt keine glänzendere Rechtfertigung für die deutsche Kolonialpolitik, als dies heldenhafte Ausharren der Neger Schulter an Schulter mit den Deutschen bis zum letzten Augenblick des Waffen­

stillstandes, wie wir es in Deutsch-Ostafrika erlebt. Das gibt dem anscheinend

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84 Der Kampf um Deutsch-Ostafrika

sinnlosen Krieg in den Schutzgebieten Sinn und Zweck. Der bestand darin, daß das Mutterland durch die Fesselung ganz bedeutender Feindkräfte auf den europäischen Kriegsschauplätzen eine gewaltige Entlastung fand.

Nirgends kam das mehr zum Ausdruck als in Deutsch-Ost. Und keiner hat diesen Zweck klarer gesehen und ihn verfolgt, als der große unbesiegte Führer der Heldenschar der weißen wie der schwarzen Truppen, v. Lettoiv- Vorbeck, „der eine deutsche Soldat, der in dem Kolonialkrieg einen großen Ruf erwarb, der wußte, daß seine Gegner von See aus gestärkt wurden, der nichts mehr und nichts weniger plante als eine ,Offensiv-Defensive'", wie die Engländer sich ausdrückten. General von Lettow-Vorbeck sagt darüber in seinem Buche: „Erinnerungen aus Ostafrika“, in dem er den Kampf an­

schaulich und übersichtlich schildert:

„Die Frage, die sich sofort aufdrängte, war die, ob die Kolonie in dem sicher bevorstehenden Weltkriege, in den ja mit größter Wahrscheinlichkeit auch England eingreifen würde, neutral blieb oder nicht. Wie im Anfang bereits ausgeführt, hielt ich es für unsere militärische Aufgabe, feindliche, das heißt also englische Truppen, zu fesseln, wenn es irgend möglich war.

Dies war aber unausführbar, wenn wir neutral blieben. Es würde dann der Fall eintreten, daß wir, die wir die See nicht beherrschten, mit unserer im Augenblick zwar kleinen Truppe, hinter der aber eine über acht Millionen starke loyale, sehr tüchtige und zum Militärdienst geeignete Bevölkerung stand, unfähig verbleiben müßten. Demgegenüber hätte England kein Interesse daran gehabt, aus Rücksicht auf uns auch nur einen einzigen Mann in Ostafrika zu verwenden. England hätte auch den letzten brauch­

baren Askari, soweit nicht die Rücksicht auf die englische eingeborene Be­

völkerung dies verbot, zu anderen Kriegsschauplätzen, die wichtiger waren als der ostafrikanische, heranziehen können. Es hätte also für England zweifellos Vorteil gehabt, wenn irgendein Abkommen uns zur Neutralität verurteilt hätte; das war aber nicht der Fall. Die Kongoakte, die sich auf die äquatorialen Gebiete bezieht, spricht nur davon, daß bei Konflikten von zwei der in Betracht kommenden Mächte eine dritte ihre guten Dienste zur Vermittlung anbieten könnte. Dies ist aber, soweit mir bekannt, von keiner Seite geschehen. Wir waren also nicht verpflichtet, unsere Operationen aus Rücksicht auf irgendein Abkommen zurückzuhalten. Vom militärischen Standpunkt aus war es nicht für uns, sondern für England ein Nachteil, daß auch auf ostafrikanischem Boden Krieg geführt wurde. Der Umstand, daß wir nicht neutral zu bleiben brauchten, setzte uns in die Lage, mit unserer günstigen Küste dem deutschen Kreuzerkrieg im Indischen Ozean als Stütz­

Der Kampf um Deutsch-Ostafrika 85 punkt und Zuflucht zu dienen. Vor allem aber konnten wir mit unseren wenigen tausend Mann während der ganzen Dauer des Krieges eine gewaltig überlegene feindliche Truppenmacht fesseln.“

In demselben Werke berichtet General von Lettow-Vorbeck über die Stärke unserer Truppen in Deutsch-Ostafrika:

„Die Schutztruppe bestand bei Beginn des Krieges aus 216 Weißen (von denen ein Teil als beurlaubt abzurechnen ist) und 2540 Askaris; ferner waren in der Polizeitruppe 45 Weiße, 2140 Askaris; dazu kam später das Personal von der „Königsberg“ (die anfänglich ausgelaufen war) mit 322 Mann und der „Möwe“ mit 102 Mann. Im ganzen wurden im Verlauf des Krieges etwa 3000 Europäer zur Truppe eingezogen und etwa 11 000 Askaris.“

Die militärische Lage unserer Truppen in Deutsch-Ostafrika war sicher keine großartige Erfolge verheißende. Abgesehen davon, daß Deutsch-Ost durch die Blockade der Küste durch die englische Flotte von jeglicher Zu­

fuhr und Hilfe abgeschnitten wurde, war das Land ringsum von feindlichen Mächten eingekeilt. Im Westen lag Belgisch-Kongo, im Süden saßen Portu­

giesen, im Norden lagen die englischen Kolonien. Wenn die portugiesischen Kolonien militärisch auch kaum in Betracht kamen, so hatte Belgisch-Kongo doch die doppelte Truppenzahl wie wir, und die Engländer konnten von allen afrikanischen Kolonien neue Truppenmassen in das Land werfen.

General von Lettow-Vorbeck gibt die englische Truppenstärke folgender­

maßen an: „Für die feindlichen Stärken stehen mir authentische Angaben nicht zur Verfügung, und ich muß den englischen Offizieren und den Presse­

meldungen, auf die ich mich berufe, die Verantwortung für die Richtigkeit der ihrigen überlassen. Nach diesen haben über 130 Generale gegen uns im Felde gestanden; die Gesamtstärke der feindlichen Soldaten betrug rund 300 000, die Verluste an europäischen und indischen Toten 20 000, an Pferden und Maultieren 140 000. Diese Zahlen, besonders die Zahl der Generale, schei­

nen mir allerdings selbst etwas zu hoch gegriffen; ich kann deswegen nur wiederholen, daß sie aus englischer Quelle stammen. Jedenfalls sind es aber recht achtbare Verluste gewesen. Und unter Berücksichtigung des Um­

standes, daß die Zahl der gefallenen und gestorbenen schwarzen Soldaten nicht bekannt gegeben ist, dürfte die Gesamtzahl der feindlichen Toten nicht unter 60 000 Soldaten betragen. Der Gefechtskalender weist schon heute, obwohl die Nachrichten von Tafel und Wintgens noch fehlen, minde­

stens 1000 Gefechte auf.“

Die Engländer geben ihre eigene Truppenstärke folgendermaßen an;

Indier 52 000, Südafrikaner 43 000, Freiwillige der Kolonien 3000, andere

86 Der Kampf um Deutsch-Ostafrika

Regimenter von Afrika 15 000, dazu 15 000 Belgier und 20 000 Portugiesen, ohne die Flotte. Die britischen Verluste betrugen ungefähr 20 000 Mann an Indern und Weißen. Aber eine sehr große Zahl von gefallenen Negern wird nicht angegeben. Diese Zahl kann nicht gering sein, denn die Engländer selbst, die keine ausreichenden Statistiken haben, sagen, daß über 500 000 Neger als Träger bis in die vordersten Linien verwendet wurden. Eine große Zahl der Negerträger wurde aus Deutsch-Ostafrika von den Engländern zum Dienst herangezogen. In den anliegenden englischen Kolonien wurde im Jahre 1917 sogar der Zwangsmilitärdienst eingeführt. General v. Lettow- Vorbeck sagt, daß er für seine paar tausend Mann Truppen Hunderttausende von Negerträgern verwandt habe. Soviel ich aus meinen Erfahrungen sagen kann, sind die Engländer in dieser Beziehung anspruchsvoller als die Deut­

schen. Man kann annehmen, daß die Engländer alles in allem wenigstens eine Million schwarzer Träger im Kriege in Deutsch-Ostafrika verwandt haben, auch ein Zeichen, wie gewaltig der Widerstand der Deutschen in Ostafrika war.

Da der Krieg in Deutsch-Ostafrika außer von General von Lettow-Vorbeck selbst auch von seinem treuen Mithelfer und Mitkämpfer, dem Gouverneur Dr. Heinrich Schnee, in seinem Buche „Deutsch-Ostafrika im Weltkriege“

ausgezeichnet geschildert wird, will ich hier nur noch einige kurze Notizen nach englischen Berichten folgen lassen.

Wie schwierig der Kampf in Deutsch-Ostafrika war, zeigen folgende eng­

lischen Sätze: „Das Land war für eine längere Verteidigung vorzüglich ge­

eignet, wenn es einen entschlossenen und harten Kommandeur hatte, als der von Lettow sich erwies. Ein großer Teil des Landes ist mit ,Busch4 be­

deckt, das heißt mit Unterholz, mehr oder wenig offen, aber durchwegs dicht, aus dem Bäume bis zu 30 Fuß Höhe emporragen. Dieser ,Busch4 bedeckt Berge und Täler, selbst dürre Steppen und schießt an der Küste in üppige Dschungel auf. Einige Gebiete sind mit dichten Wäldern bedeckt, andere mit Elefantengras von 6 bis zu 10 Fuß Höhe und darüber. Fast alle Flußtäler sind sumpfig und fieberverseucht. Während der Regenzeit sind weite Gebiete überschwemmt. In der Trockenzeit herrscht oft Wasser­

mangel. Wilde Tiere bilden eine schwere Gefahr, besonders für die Ver­

wundeten. Das Klima ist tropisch und sehr ungesund, ausgenommen einige wenige Hochebenen; in einigen Berggebieten ist sogar Malaria heimisch.

Solcher Art war die Lage in Deutsch-Ostafrika, einem Lande von doppelter Größe als Deutschland selbst. Der ,Busch4 war der größte Aktivposten für die Verteidigung.44 General Smuts schrieb 1918: „In dem afrikanischen

Der Kampf um Deutsch-Ostafrika 87 ,Busch* mit seiner beschränkten Übersichtlichkeit ist es praktisch unmöglich, einen Feind einzuschließen, der entschlossen ist, zu entkommen. Die Methode ist einfach. Wenn einer Truppenmacht so hart zugesetzt wird, daß die Ver­

nichtung unvermeidlich erscheint, der Widerstand aber fortgesetzt werden soll, so wird der Befehl gegeben: ,Schlagt euch in den Busch*, worauf die Truppe sich in Partien zu dreien und vieren auflöst und im ,Busch4 ver­

schwindet. Verfolgung ist hoffnungslos, und der versprengte Feind, wenn er gut geschult ist, sammelt sich wieder an einem verabredeten Punkte.

Noch mehr, so dicht ist der ,Busch* auf vielen Tausenden von Quadrat­

meilen, daß beträchtliche Streitkräfte bei einer Meile Entfernung aneinander vorbeimarschieren können, ohne einander gewahr zu werden. Diese Fak­

toren erklären es, warum bei genügender Bewaffnung und Nahrungs­

versorgung von Lettow noch im Felde stand, als der Waffenstillstand in Europa unterzeichnet wurde, trotz der Isolation und der weit überlegenen Kräfte, die seit dem Jahre 1916 ins Feld geschickt wurden.“

Hier steht bei dem englischen Bericht folgende kurze Anmerkung:

„Von Lettow berichtet, daß im Anfänge viele Offiziere nur ungern seinem Befehle gehorchten, weil sie, abgesehen von der Haltung des Gouverneurs, glaubten, daß sie unter der ,Kongoakte* verpflichtet wären, neutral zu bleiben.“ Tatsächlich hatte die deutsche Regierung am 23. August 1914 Neutralitätsvorschläge gemacht. Diese wurden von den Alliierten zurück­

gewiesen. Der obige englische Bericht stellt uns vor Augen, wie gut das

„Buschgelände“ für die Verteidigung geeignet war. Aber es bot auch die­

selben Vorteile für gewaltig überlegene Streitkräfte, eine kleine Gruppe zu umzingeln und einzuschließen. Dieses war auch der strategische Feldzugs­

plan der englischen Oberleitung, der immer wieder versucht wurde und immer wieder mißglückte und an der Entschlossenheit des großen deutschen Führers und seiner Offiziere, Soldaten und der treu zu ihm stehenden Neger­

massen von Deutsch-Ostafrika scheiterte.

Gouverneur Schnee schreibt: „England hatte sich doch ganz gewaltig ge­

täuscht, als es am 7. August durch den belgischen Gesandten mitteilen ließ:

,Die Regierung in London glaubt, daß die Kräfte, die sie nach Afrika sendet, hinreichen werden, jeden Widerstand zu brechen. Sie wird alle Anstren­

gungen machen, um kriegerische Erhebungen unter der Eingeborenen­

bevölkerung zu verhindern.* “

Dr. Schnee gibt folgende Übersicht über den ganzen Feldzug in Deutsch- Ostafrika:

88 Der Kampf um Deutsch-Ostafrika

„Der Krieg in Deutsch-Ostafrika läßt sich in vier Zeitabschnitte einteilen.

Der erste Abschnitt umfaßt die Zeit vom Kriegsausbruch bis zum Beginn der großen englischen Offensive, das ist von August 1914 bis März 1916.

Innerhalb dieses Abschnittes verblieb das Schutzgebiet, abgesehen von klei­

nen, unbedeutenden Teilen, in deutschem Besitz; es gelang der Schutztruppe nicht nur, feindliche Angriffe auf die Kolonie abzuwehren, sondern auch erfolgreiche Vorstöße in die dem Schutzgebiete benachbarten feindlichen Kolonien zu machen und ein kleines Gebiet in Britisch-Ostafrika zu besetzen.

Der zweite Abschnitt umfaßt die Zeit vom Beginn des feindlichen Vor­

dringens in den nördlichen Teil des Schutzgebietes bis zum Verlust der Zentralbahn und damit des größten Teiles der Kolonie, das ist von März 1916 bis September 1916. Innerhalb dieser Zeit drangen starke feindliche Kräfte sowohl von Norden (Kilimandscharo) wie von Nordwesten (Kiwusee), Westen (Tanganjikasee) und Südwesten (Njassasee), wie auch vorüber­

gehend von Süden (Portugiesisch-Ostafrika) in das deutsche Gebiet ein.

Obwohl dem Feind jeder Fußbreit Bodens streitig gemacht wurde, mußte die Schutztruppe doch unter beständigen Kämpfen vor den an Truppen­

zahl wie an Kriegsmaterial jeder Art weit überlegenen feindlichen Streit­

kräften allmählich zurückweichen. Ende September 1916 befanden sich im wesentlichen die Gebiete südlich des Rowuma und kleinere Teile nördlich des unteren Rowuma, sowie der westlich angrenzende Mahengebezirk noch in deutschem Besitz.

Der dritte Abschnitt reicht bis zur Räumung des Schutzgebietes durch die Reste der Schutztruppe und Übergang dieser über den Rowuma in portu­

giesisches Gebiet, von September 1916 bis Ende November 1917. Während

■ dieses Zeitraumes hielt die Schutztruppe unter ständig schwieriger werden­

den Verhältnissen den weit überlegenen Gegner auf und brachte ihm trotz seiner gewaltigen Überzahl wiederholt schwere Verluste bei, so daß der Feind über ein Jahr brauchte, um unsere Truppe zur Aufgabe dieses letzten Teiles der Kolonie zu zwingen.

Der vierte Abschnitt umfaßt die Zeit von dem Übergang über den Rowuma bis zum Waffenstillstand, das ist von November 1917 bis November 1918.

Die kleine noch mobile Truppe hielt sich nach dem Rowumaübergang 10 Monate lang in portugiesischem Gebiet, ihre Munition und Ausrüstung durch Wegnahme feindlicher Bestände und Eroberung portugiesischer Forts er­

gänzend und die Verpflegung aus dem Lande entnehmend. Teile der Truppe gingen östlich bis zur Küste, westlich bis in die Nähe des Njassasees, die ganze Truppe dann bis in die Gegend von Quelimane nach Süden und

Englisch-indische Kavallerie in Deutsch-Ost

Englisdi-indisdte Vorposten in Deutsch-Ost

ChristenwohnunginTosa-Deutsdi-OstafrikaMatumbi-TanzinDeutsch-Ostafrika

Der Kampf um Deutsch-Ostafrika 89 schließlich, nachdem stärkere englische Truppen in Portugiesisch-Ostafrika zu ihrer Einkreisung zusammengezogen waren, über den Rowuma nach Deutsch-Ostafrika zurück. In den letzten V/z Monaten wurde der Südwesten von Deutsch-Ostafrika durchquert und dann nach Nordostrhodesien hinein­

marschiert. Bei Kasama in Rhodesien (etwa 10 Tagemärsche von der deutsch-ostafrikanischen Grenze entfernt) erreichte uns die Nachricht vom Abschluß des Waffenstillstandes.

Der Krieg wurde von den Engländern durch Angriffe an der Küste wie im Innern begonnen. Am 8. August 1914 wurde der Funkenturm in Dares­

salam von feindlichen Kreuzern beschossen, am 13. August 1914 am Njassa- see der in der Sphinxbucht auf Land gezogene deutsche Dampfer „Hermann von Wißmann“ genommen und die Besatzung zu Gefangenen gemacht. Mit diesen beiden Handlungen begann der Krieg zwischen England und Deutsch­

land in Deutsch-Ostafrika. Die am 15. August 1914 erfolgende Besetzung von Taveta in Britisch-Ostafrika durch deutsche Truppen fand erst nach diesen beiden englischen Angriffshandlungen statt. Auch von belgischer Seite erfolgte die erste feindliche Handlung im Krieg durch die Gefangen­

nahme des in friedlicher Mission nach dem Kongoufer gesandten Assessors Dr. Dieterich und seiner Dhaubesatzung durch die Belgier am 7. August 1914.

Von unserer Seite wurde mit Feindseligkeiten erst begonnen, nachdem durch dieses belgische Vorgehen klar geworden war, daß wir auf neutrales Ver­

halten der Kongobelgier nicht rechnen konnten.“

Bemerkenswert ist die erste Schlacht des Feldzuges bei Tanga im No­

vember 1914, die, kann man sagen, den ganzen Verlauf des Feldzuges ent­

schied. Von Lettow schreibt: „Schon bisher war die Art meiner aktiven Kriegführung mißbilligt worden. Kam hierzu noch eine große Niederlage im Gefecht, so war es mit dem Vertrauen der Truppe wahrscheinlich endgültig vorbei.“ Dies Vertrauen aber bewährte sich glänzend, als von Lettow mit ungefähr 1000 Mann dem englisch-indischen Expeditionskorps von 8000 Mann eine sehr schwere Niederlage beibrachte. Die Engländer geben selbst ihre Verluste folgendermaßen an: „Die Verluste in dem Heer von General Aitken waren nach dem Bericht der indischen Regierung 795, davon 141 englische Offiziere und Mannschaften. 16 Maschinengewehre waren ver­

loren. Von Lettow beziffert seine Truppen auf wenig über 1000 Mann; 15 Deutsche und 44 Askaris wurden getötet.“ Die Zahl der Verwundeten ist nicht genannt. Nach dieser Aktion wurde General Aitken von seinem Ober­

postenkommando entfernt; aber im Dezember 1920 wurde er nach einer er­

neuten Untersuchung durch das englische Kriegsministerium als „nicht

90 Der Kampf um Deutsch-Ostafrika

schuldig einer schuldbaren Nachlässigkeit und nicht verantwortlich für den Fehlschlag“ befunden.

Anfangs 1916 kamen die südafrikanischen Verstärkungen. „Der englische Oberkommandierende General Tighe“, sagen die Engländer, „hatte damals einen schweren Standpunkt, und die Moral seiner Truppen, besonders der indischen, hatte schwer gelitten, da sie so lange in der Defensive standen.“

Bei der nun einsetzenden Offensive der Engländer ist die Schlacht im Kilimandscharogebiet bemerkenswert, wo der deutsche Major Kraut am 11. März mit seinen geringen Kräften gegen die erste Brigade der zweiten ostafrikanischen Division sich so energisch verteidigte, daß der englische General Malleson, „der ernstlich unpäßlich war, bat, von seinem Kommando entfernt zu werden.“

Der Geist von Lettows Truppe war noch ungebrochen. Seiner hinschwin­

denden Munition brachte in schwerer Not der deutsche Dampfer „Maria“

eine kaum zu überschätzende Hilfe. Der Dampfer war von Amerika über Ostindien und Madagaskar gekommen und lief den Hafen von Lindi im Süden der Küste an, wo er von der britischen Flotte entdeckt und beschossen wurde. Aber er löschte die ganze Ladung und bahnte sich den Weg durch die britische Flotte unbeschädigt zurück.

Von einer anderen Heldentat berichten die Engländer also: „Ein be­

merkenswerter Versuch, Medizin und andere notwendige Dinge auf dem Luftwege zu Lettow zu bringen, mißlang. Zeppelin L 59, bekannt als der ,Balkanschrecken4 unter dem Führer von Butlar, verließ Yambol in Bul­

garien am 21. November 1917, überflog das Mittelmeer und befand sich nach einer Fahrt am Rande der libyschen Wüste entlang am 23. November über Khartum. Da erhielt von Butlar die drahtlose Botschaft ,Umkehren, Ost­

afrika ist besetzt. Er kam am 25. November nach einer ununterbrochenen

afrika ist besetzt. Er kam am 25. November nach einer ununterbrochenen