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Die Zukunft, 12. Februar, Jahrg. XXIV, Bd. 94, Nr 19.

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Herausgehen

Maximilian THE-irden.

Inhalt-"

Seite

VorderEntscheidung.....-................... 67

viealten Sprach-m vonKarl Jentsch . ............... 75

willkolmundKaroline vonHumboldL voncudwig Geiger ..... 87

Levis-m Vonladen ........................ 92

Uaclzdruckverboten.

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ErsxcheinijedenSonnabend»

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

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Verwesens-Verwaltungen. Vermittelung von Hypotheken und Grundstücke-s-

Hildesheimer Bank.

DieAktionäre unserer Bank werden hierdurch zur

Zo.ordentlichenGeneralversammlung

auisonnahend,den 26. Februar 1916,mittags12Uhr,

in Hildesheim im Bankgebäude eingeladen.

Tagesordnung:

l.Geschäftsbericht desVorstandes und VorlagederBilanz nebst Gewinn- und Verlust-Rechnung für 1915.

.Bericht desAufsichtsrats.

.Beschlussiassung über die Bilanz und die Gewinn- und Verlust-Rechnung für 1915.

.Entlastung desAufsichtsrats und desVorstandes-

.Beschlussfassung überVerteilungdes ReingewinnsundAus- Zahlungder Dividende.

.Autsichtsratswahlen Hildesheim, den 2.Februar 1916.

Hilcleslseimess Baalh Der Aufsichtsrat v.Voigt, Vorsitzenden

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Berlin, den 12.Februar 1916.

« VI .

Vor der Entscheidung.

I UderPariser-RettungLe Matin erzählten neulichdreinamen-

)losNeutrale, wassieinDeutschland gesehen haben.Einer rühmtsich,mitdem Geleitbrief einer DeutschenGesandtschaftin das Reichgeschlüpftzufein,von dessen Zustandereingetreues Bild zugeben trachtet.DieZüge gehenundkommenpünktlich;

dasz auchderSpeise-sundSchlafwagendienstnichteingeschränkt ist,wirdverschwiegen.AnkunftinBerlin aufdemAnhalterBahn- hof. KeinAutomobil zuhaben.Was von solchen Gefährten sicht- barist, scheintaus vorgeschichtlicher Zeitzustammen;keucht, auf zweiholzräderminSchlängellinienüber dasPflaster.DerKümm- lingwill in einem GasthausamVahnhofFriedrichstraßewohnens denWeg(ingemächlichemTrabzwanzigMinuten) braucht

erdreiDroschken;weildas Pferd dererstenübermüdet,dasder zweitenlahm ist« (Während ichdasgetreueBild des berliner Lebens beschaute,kam zumir,in einen Vorort,einAeutraler in einerAutodrofchkezund alserfort mußte,rief ihmdasTelephon eineandere herbei.)Jn derFriedrichstraßeund Unter denLinden wimmelt der Orient;Türken,Egypter,Levantiner beherrschendie Fußwege.KeineTrauerkleiderz auchdieserWunschdesKaisers, heißts,ist erfüllt worden;dieWitwen und Mütter gefallenerKrie- gertragen Noth, Gelb, Veilchenfarbe. Das Volksollvortrüber Stimmung bewahrtwerden. Dennoch erblicktderFremderingsum eineungemeingroßeMenge Verwundeterz in einem Lazaretdes

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68 DieZukunft,

WestensneunzigUnterofsiziere,die, sämmtlich,an derOstfront das Augenlichtverloren haben.Wer nun nichtan dieAllgewalt derRussenleistungglaubt,lerntwohlselbstvoszwolskijsWahrs hastigkeitniemals Andacht.DerzweiteAeutrale berichtet:Nur GreiseundKinder sindnochzusehen (also wohl auchallerüsti- genFrauen schonimFeld); wo leckereNährmittel ausgestellt sind,werden dieLadenscheiben zerschlagen (von Greisenund Kin- dern,versteht sich); jedes Geräth,dasirgendein Metalltheilchen hat, wird, sogar SpiegelundWanduhr, vom Staat inVeschlag genommen; Steuerbeamte gehenvonHauszuHausundfordern demBürger zweiDrittel seinesGeldes ab(gegenQuittung:auf deren Einlösungergeduldigwarten mag);das Ergebnißdieses Zwangesnennt sichdann Anleihe;diegefangenen Franzosen wärenlängst verhungert,wenn sie nichtaus derHeimathLebenss mittelerhielten;Alltagsschauspiel:die Wärter erbetteln vonden Gefangenen ZwiebackoderBrotrinde. Der dritteNeutrale hat diegroßeberliner Januarschlachterlebt.(VonderwißtJhrnichts?

Was erfahrtJhr,Bocl1es, denn? Hier isteinAugenzeuge;hier giebts keinGeslunker.)AlleSchänkenundKasfeehäusergeschlossen.

Jnallen HauptstraßenNeiterpostewNützi nicht:eineungeheure Menschenwogewälzt sich durchsVrandenburger Thor,wodie WachmannschastdenWehrdienstweigert;und brandet bisvor dasZeughaus.WeilzweiLandsturmcompagniendemBefehl,in dieMenge zuschießen,nichtgehorchen,knattern zweiMaschinen- gewehrelos ;sechzig Toteunddreihundert Berwundete werden vomPlatzgeschleppt.DemNeutralen fehlendieWorte,diesei- nem EntsetzenAusdruck gäbenzerkannnur nochstammeln,das Stadtbild sei,mitdenabgesperrten Straßen,denzumSchußbe- reitenWachposten,düstereralsjeeins,das erimGebiet des Be- lagerungzustandessah...DieVerichte sindamsiebenundzwans zigsten Januar undamersten Februarveröffentlichtwerden.Nicht einer ihrer Sätze ähneltderWahrheit. Millionen istsManna.

AuchLeTempshat seinenNeutralen. Dernennt sichHendrik Hudson (istabergewißnicht Skandinave, Niederländer,Ameri- kaner)undschreibt»von derholländischenGrenze« wahrschein- lich alsoaus derSchweiz).Was? Daß,imvorigenFrühling, derReichstagdenEintritt derFraktionführerindieRegirung

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Vor derEntscheidung. 69

erzwungen hätte,wenn dieRussen nicht durchdenFrontbruch bei Gorlice zumRückzug genöthigtworden wären. (Der Plan ist, wiemancherandere zuvorund danach, aufgetaucht, beplaudert undstillwieder beigesetztworden.)»Ein Zeugnißvon derWand- lung deutschenWesens« Für Herrn Hendrik Hudson.Der hat allerleiTratsch erlauschtundbautdenFranzosennun seinnettes Deutschland auf;einSpielschachtelreichinfalsch gestellteCou- lissen.(Beispiel: DieZeitungcensurwird insPolizeipräsidium seinquartirt.) Aus demMunde derJournalisten tönt dieKlage-

»Wirwerden von denBehördenwieKinder oderSchafsköpfe behandelt.«DasAuswärtigeAmtistinstetemZwistmit denMi- litärcensorenundkannsichnur mitdem General vonMoltke ver- ständigen.DerKanzler hat schoninFriedenszeitdieGunstder Juden erschmeichelt,die denwichtigsten TheilderPressebeherr- schen, underntet jetztdenErfolg langenMühens. Die ersten Kriegsmonate brachtendiegrößtenTageszeitungen inLebens- gefahr.DieAnzeigen schwandenundHerr Rudolf Mosseselbst mußtedenZusammenbruchseinesHauses fürchten.EinBischen hatsichsseitdemgebessert;fastalleAnzeigenabergeltendem Kriegsbedarf. DiedreimächtigstenPreßconcernswerden von Herrengeleitet,derenMeinungWachs inderHandderRegiren- denist;Einer war RathimAuswärtigen Amt,derZweiteer- sehnt Orden, derDritte ist selig,wenn eram Tischdes Staats- sekretärsmitessendarf.Harden zeigteimAugust1914dasfrechste Siegesbewußtsein;ersagte voraus,daßdieArmee desGenerals von KluckdieFranzosen bisnachToulon jagenwerde. Nachden Kämpfenan der Marne undamYserwurde ervernünftigen Jn seinerseitschriftzinöffentlichenRedensprachersokriegerischwie zuvor.Dieses Doppelspielwarschlau,dochnichtgeradeanständig.

Ais eresaufgegebenundzugestanden hatte, daß noch nirgends Entscheidungerstritten sei,wurde seineWochenschrift verboten;

fortan soll siein derSchweizerscheinen.Wieder einWandlungs zeichen.DerMann, dersichselbstverbannt, istdurchausnichtder einzige,der dieNiederlageahnt.DieZuversicht,inderAlles pa- radirt, isterheuchelt.DemVolkwird dieWahrheitgehehlt;durch diesesDunkel straucheltesingrause Gefahr...Sagt Hend rik Hudson. Haben Pascal undVoltaire sofürAufklärunggewirkt?

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70 DieZukunft-

Frankreich,das dieBundesgenossenmitBerichten speist, ist gewiß,daßnurderSchrecken nochdieEnthüllungderReichsohns macht hindert. »Manheuchelt,entstelltundfälscht; mitallerGe- waltwillman denEinsturzverzögern,denman dochalsunver- meidlich erkennt;dasAugesollanderWirklichkeit,diesich-ihm aufdrängt, zweifelnlernen.« (Zweifelnlernen, daßfranzösische UndrussischeProvinzen,daßBelgien,Serbien,Montenegro von denHeerenDeutschlandsundseinerWaffengefährtenbesetztsind?)

»Die Deutschenwollen auchdenScheinderUnruhemeiden und hoffen, ihreLarve werde uns täuschen.«Verlogene Kanibalen.

Sowarensieimmer.Jm Tempswurden amerstenFebruarVruch- stückeaus einem neuenVuchdesHerrnDr.LeVonveröffentlicht.

Der weiß,daß schonLouvois nur durch Germanenwildheit ge- nöthigt wurde,diePfalz hart anzupacken. (,,WenndieDeutschen sich nichtzuanständiger Kriegführung entschließen,müssenwirsie anGrausamkeitüberbieten«:daßderKriegsministerdes Sonnen- königs diesenSatzschrieb,genügt doch wohlalsBeweis) Herr LeVon, dessenPsychologenversucheinDeutschland allzu freund- lich beurtheilt wurden, weiß auch, daßVismarck gesagt hat: »Die richtige Strategie fordert nicht nur,daßman diefeindlicheStreit- kraftschlägt,sondern auch,daßman dieVewohnerdes feindlichen Landes drückt undpeinigt,bis das UebermaßdesLeidens sie zwingt, ihreRegirung umFriedensfchlußzu bitten. Man darf diesen Leuten nichtslassenals dieAugen,die denKriegbeweinen. « DieSätzesindaus VuschserstemBismarckbuchzdoch hat nicht derKanzlerdesNorddeutschenBundes sie gesprochen, sondern, amachtenSeptember 1870, inReims, deramerikanischeGeneral Sheridan, dessenLehrediePreußen »beachtenswerth,dochein Wenig herzlos«fanden.Thutnichts:Der Märkerwird verbrannt undLouvois indie Glorie gehoben.»MußimKampfgegen sol- chen Feind nichtjedesMittel angewendet werden,das dieZer- malmungderBarbaren beschleunigenkann?«Keinerlangbares wäreunversuchtgeblieben.Wortzauberhextesnicht herbei.Des- halb mahnt selbstGeneralDeLacroixdieLandsleute, nicht,unge- duldig,auf raschen Siegzurechnen. WieimamerikanischenAb- fallkrieg,sprichter,wirds. Von 1861bis 64hatder Süden fast immer gesiegt, derNorden Fehlergemacht, Enttäuschungund Niederlageerlebt.Dochdie vereinten Nordstaaten hattendieSee- herrschaft,denAusfuhrhandel, diehöhereMenschenzahl und

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Vor derEntscheidung. 71

waren drum schon Sieger, als sieflüchtigemBlicknochbesiegt

schienen.DerSüden konnteSchlachten gewinnen, nieaber das Heerdes Feindesvernichten.Eben so unerreichbar fern ist diese Möglichkeitheute denDeutschenz trotz ihrerbewundernswerthen Organisation, ihrergründlichenErziehungzumKriegundderBe- hendheit ihresGeneralstabes.Was war,wirdwieder sein.Was indemAmerikanerkrieg war?Jndemhatte Sheridanmitgefoch- ten;unddieErfahrung gesammelt, derenFruchterinReims die Deutschenschmeckenließ.Wer demGeneral DeLacroix glaubt, darfimDrangderNothvor demRathdes Amerikaners nicht schaudern. Dernicht,demeines Volkes Schicksalanvertraut ist.

JnderLügenmauer,aus derheutewieder ein paar Stein- chengelöstwurden,nistetderFeindesglaube an Sieg.Seit die Russenaus denKarpathen getrieben wurden, hatkeineder wi- deruns verbündeten Mächte irgendeinen Vortheilaus Europa geheimstzund alleschwörendennoch,nichtnur mitderLippe:»Der Sieg istunsgewiß.«Waskönnen wirdagegenthun?JederGe- wissenhafte müßtenach einerForscherfahrtdurchsDeutscheReich bekennen, daßdieLebensführungzwartheurerundminder be- quem,dochvonallgemeinerNothnichtszuspürenist«-Woherkäme sieeinemLande,dasinachtzehnMonaten einpaarDutzendMil- liarden inUmlaufgebrachtundnur Vruchtheilchendavonüber die Grenzen geschickthat? Männermangelund Aährstofsschwund, Angst undAufruhr: erlogen.Die Angabe,dasz denVürgernVar- geld,Uhren,Spiegel,Lampen,Nahmen, Erzeugnissedes Metall- kunstgewetbesabgefordert werden, klingtdemOhrErwachsener soglaubllchwiedieGruselmärvon Pslichtweigerungdeutscher Kriegerundvon Maschinengewehren,dieFrauen und Kinder aufsPslasterschichtem noch wüsteralsdie Kunde vondemZei- tunghäuptling,demFrühstückdieUeberzeugungabkauft,undvon

demWochenschriftleiter,den»schlau«dünkt,inRedeundSchrift, vorderselbenMenschenschaar,seinUrtheilzuspalten.Aiewaren ansehnlicheLandgüterso hochimPreis. Niewurden Juwelen- händlern sovielelPrunkstückeaus demGlasschrank geholt.Ein- schrumpfenden Gewerben schafftStaat oder Gemeinde Ersatz- austräge.MütterundMädchen finden leichteralsjeLohnstellen.

DieErnährung weicht manchmal (nicht oft genug)von Alltagss gewohnheit. EssenwirElephantenundRatten undzahlen,wie

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72 DieZukunft.

diebelagertenPariser(die auchBrotkarten hatten),für einfrisches EidreiFrancs undeinen halben? Kann in einem Gebiet,das vonAntwerpen bisnachKleinasien,voszonzo bisandie Dwina reicht,anOst-undNordsee, Adriatisches undSchwarzes Meer- AlpenundKaukasus grenzt,5ungersnoth werden,die dasLeben gefährdet?Kommt, ehrlich Neutrale,zuschauen.Jhrwerdet nicht darben,sogar,wenn JhrLustundGeldhabt, schiemmen;undden kräftigenPulsallesSeins bestaunen.EuerZeugnißkönnte dem Erdtheil ungeheuren Dienst leisten.DieLügenmauerinTrümmer posaunen. »Unwahrscheinlich. DeutschlandwillFrieden; seine FeindewollenFortsetzungdesKrieges.Damit istbewiesen..

Daß DeutschlanddemZiel nah,derFeindihmferneralsam erstenKriegstagist.AndiesesZieles Schrankewarnie derWunsch geklebt,England,Frankreich,Jtalien,NußlandnebstihrenSchütz- lingenzuvernichtenoderinHörigkeitzuschnüren.DerGewinner hatdasRecht (und,woesumunwiederbringliches Menschheit, gutgeht, auchdiePflicht), Frieden anzubieten.SolchesAngebot erniedert ihnnicht, sondern breitet seinAnsehen; zeugtvonKraft, nichtvonzagerSchwachheit. »Die Deutschen möchtenUnvetmeid- lichesmeiden.« Richtig:imFortgang desKrieges-Unverweids liches,das aber durchausnicht ihnen allein Schaden androht.

Sie möchtennichtgezwungen sein,neue Erdtheilsstreckenzu verwüstenunddenNeigendesTodes insDoppeltezulängern.

Vor sechsMonaten konnten sie sichinVertheidigung bescheiden; dasEroberte halten,nützenunddemFeindsagemWirregen uns nicht,bisDuuns inAbwehr schwingst.Jetzt istszuspät-DieBor- bereitungdesHandelns, das Entscheidung bringenkönnte,watd vondenFeindenverzaudertz heute noch stöhnen sieüberEinheit- mangelundberathen,wieDichtungder Lücke erwirkbar sei.Alle OzeaneundvierKontinente sindihremWillensdrang offen;die HälftederMenschheit istihnenverpslichtet. Dürsenwirwarten,bis siedemFeinde denGestus,dieLiniederKriegswirthschastabgeguckt habenund unsleisendlichdierthbeschieicht, diejetztnur Lügen- spuk ist?Männer könnennicht leugnen, daßdie dritteAeckerbes stellungschwierigerals diezweite würde,daßzwarnichtdie Mann- schast, doch wichtiger Rohstosf schwerzuergänzenwäre undder GeldauswaudinsunerschwinglichewüchseAachdreiSpettchhsen wären aufdenHauptmärkten auchdiePlätze besetzt,von denen Deutschlands GewerbeundHandel nichtzuverdrängen schien.

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Vor derEntscheidung· 73 Dürfenwirwarten? DesFeindes Sehnen nach Hinauszerrung giebtdie Antwort: Nein. Niemals derBollstrecker feindlichen Willens zuwerden, mahntdas obersteKriegsgesetz(Bonapar- tesundClausewitzens).SelbstdieGewißheit,gegenErschöPfungs-.

krieg gefeitzusein,darfunsnichtbestimmen,ihn alsFremdlings- gebothinzunehmen. »Noch istFristzuVerständigung;kurze.Wir wollen nicht,daßEuropaarm undwüst,Weltbummlern einCan- nae undPompeji werde. Unsere Heere haben gewaltige Siege erfochtenundsind nirgends geschlagenworden.(AnMarne und Yserwar Fehlschlag,nichtAiederlage.) Staatsvernunft warnt uns abervorUeberspannungderVogensehne.EureStreitkraft ist nichtzerschellt;derSchildEurer Wassenehreunverbeult. Aus der Erkenntniß, daß diesem Krieg,als demgrausesten Unheil inallerMenschheitgeschichte,schnelldas Ende bereitet werden muß,undaus nüchternerWägungderKräfteundEntwickelung- möglichkeitenkannFriede werden; haltbarer,derkeineWürde besudelt,keinWurzelrechtausjätet,denWeginmählicheBer- söhnung,inEuropäereintrachtnicht verriegelt. Einedenneuen MachträngenangepaßteBegrenzungderWehrkrastistdenkbar (im Besitzdes unentbehrlichenAthemraumes brauchteineNa- tionsichnicht mehr so hartzupanzern, alsmüssesie ihn erstdem Schwertanderer Gerüstetenabtrutzen);denkbaraucheineKriegs- schuldgemeinschast,diedemWillen zumFrieden einfesterGurt würde.Wollt Jhr aus LügennebelinKlarheit,aus demmor- schen Schaupomp unterspülter Palästeinsaubere Hallen ehrlich schlichterArbeitgenossenschaft,die ineinemMenschenalter einen TheildesSchadens von gesternundheutezutilgenvermöchte?

Jhrwerdet unsnichtunbilligfinden.Sollen dieUeberlebenden fühlen,daßderKrieg, trotzallseinen Gräueln, Europens weiße Menschheitvorwärts geführt,denGefallenen alsoein nie verwit- terndes Denkmal errichtet hat,odersollEurenLeuten,in Gruftund Wohnstatt, auchfortan vorgegaukelt werden,diestarken, eigen- sinnig tüchtigen Deutschen seien soniederzuwerfen,daß sieinab- sehbarerZeitnichtwieder aufstehenkönnen?Noch istzuVerstän- digungFrist;kurze.«SomüßteDeutschland jetzt sprechen; nicht inGewisper: laut,daßdieVölker, nichtnur deren Schmarotzer undSchmeichler,eshören. Ohne GequalmdieGrundmauer zei- gen,aufderFriederuhen könnte.Wird dieLadungalsSchwach- heitzeichen vers chriemeinerlei.Wird sie abgelehnt:imGlanzdes

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74 DieZukunft-

Siegers hätteDeutschlanddieletztePflicht erfüllt,die es inseinem GewissendemErdtheil,derMenschheit schuldigwar.

Bor derVernunft,vordemEthosallerErdenbewohnerwäre dann erwiesen, daßunsere Feinde nicht,wiederEdle, derinSchick- salsverhängnißgeschleudert ward,das Ende allgemeiner Pein, sonderndieBerstümmelungdeslästigStarken erstrebenzdaßwir ums Lebensrechtkämpfen müssen.Wer dürftedanachje noch wagen, denDeutschenGeduld undWahrungaltenBraucheszu empfehlen?DannwürdeKrieg,wienochheutekeinHirnihnträumt.

Krieg,dessen Rechtjederneue Taggehöre,wiedergeböre.Wie nur Mythos undGeschichte derThierheit ihn ahnen ließ.Jndie ZangederWahlzwischenjämmerlichemFriedenundZermürbung durchlangenKrieg (mitdemTrost, daßerauchdenErdtheil, FeindewieFreunde, versiecht) sindwirnichtzuklemmen. Wir warten nicht,bisEuch beliebt,dieGewichteaufdenWägschalen zuprüfen. Muß gestorben sein:wirbestimmendie Stunde. Kein neutraler Staat könnte uns zumuthen,an seinen Bortheil, sein Behagen eherals an unseres Lebens Sicherung zu denken. Jst derHadermitdenBereinigten Staaten (an deren Waffenund MunitionunsereFeindenichtmehrangewiesen,derenMilliarden- aufträge,bisaufBleibsel, ausgeführt sind)mitirgendeineran- ständigenFormelzuüberpflastermwederWortknicker nochReu- geldknauserwollenwirsein; dieanglo-amerikanischeZwiesprache überAusfuhrachtundBaumwollbann würdedanach rasch hitzig.

SehntBritanien sichaberindenBeweis,daßwirs ausTauchs booten undLuftfahrzeugennichtindas Herzkammerrohrtreffen können,willeserst nach diesemBeweis dieFriedensfrage er- örtern,dann müssendieBereinigtenStaaten sichindieGewißheit schicken,daßkeinBedenken nochdenUnterseekrieg lähmen,kein Stern undkeinStreifeinSchiffinderKriegszoneschützenwird.

Was ihnenvor fünfzigJahrengegen dieSüdstaaten gelang, soll imDauerkrieg widerDeutschlandderUebermacht nicht gelingen.

DieHoffnungder DeLacroixankert inSchlamm.Wir sind nicht matt, nichtfurchtsam; neunzehnMonde haben unserenEntschluß nicht gebleicht.Würdigglimpflicher Friede,dergesundaltern kann:willkommen. Entmarkungderdeutschen Schlagkraft:Nein.

Unversehrt soll sie Muthigen Schicksal erstreiten.

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Diealten Sprach-en. 75

Die alten Sprachen.

mletzten HeftdesvorigenJahrganges der»Zukunft« habe ich gezeigt,wie.der Neuhumanisinus aus aber-gläubigenund verschrsobenenFanatikernwieder Menschenund Christengemacht hat.Dabei erwähnte ich, dsaß PaulssendenAeuhumansismus ein Wenig spöttisch behsan"d-le.Der Spott des Pätdagogen giltder Aengstlichrkeit,miitder dieBegründer des HumanistischsenGyms nasisums, um dessen Grundidee, dsieErziehung zur Humanität, vor Berunreinigsung zubewahren,jedse Rücksicht auf denprak- tischen Nutzen abswehirten Eine dahin zielendse Aeußersung Passows fertigtermitderBemerkung ab: »Man sieh-t,derBer- fasser istein rechtschaffenerSohn jenes fichtischen sogenannten Jdealismus,dernichts mehr verachteteals gesunden Mensch-en- verstand und faßliche Ueber-legng einer Sache ausldem Nütz- lichenund Möglichen.«

So wollen wir denn im Sinn Paulsens diegroße päda- gogische Streitfrage der Gegenwart ganz praktisch anfassen. Drei Stände brauchendiealten Sprachen zur Ausübung ihresBe- rufes: Theologen,Philologen und Historiker; so langeman diese drei Stände nicht abschafft, mußesSchulen. geben,indenen La- teinischund Griechiisch gelehrtwird-. Angehörige anderer Stände würden dieseSprachen wenigstens nichtgern entbehren. Unsere Juristen habenja jetztstatt des corpus Jurisdas Bürgerliche Gesetzbuch;aber diewissenschaftlich Gerichtet-enunter ihnenwer- denaufdsieKenntnißderaltrsömsischenGesetzbücher,dieso großen Eins luß aufdieGesetzgebungdereuropiäischenVölkerhatten, nicht verzichtenwollen ;undvieleAerzte, Physik-er, Ehemiker, Biologen würden esals ein-en unwürdigen Zustand empfinden, wenn sie die vielen Fachausdrücke ihrer Wissenschaft auswendig lernen müßten, ohneBedeutung und Ableitung zukennen. Bild-en sie doch täglichneue. Haeckelwäre gewiß sehrbetrübt gewesen,wenn er Glücllicheren hätteüberlassen müssen, seine Hypothesenmitso klangvollen Namen wiePerigenesis derPlastidule zuschmücken.

Eduard von Hartmann hatzur Erleichterung der Jugend vorgeschlagen,dasLatein zustreichenundnur dasGriechischehei- zubehalten,daswegen desWerthesdergriechischen-Literatur nicht entbehrt werden könne. Erhat nichtdaran gedacht, daßdasLa- teinischedie-KirchensprachederKatholiken ist.Oder vielleicht hat ihm geradedieAbsicht,demKatholizismus einen Streichzuver- setzen, diesen Vorschlag eingegeben Denn erhaßtedieKatholische Kirche,weiler zwar zweigroße Fächer,diePhilosophie und die

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7 6 DieZukunft.

Naturwissenschaften, vollkommen b-eh-errsch.te,historischaber nicht genügendgebildetwar, um dieLeistungenderKircheinderVer- gangenheit würdigenzukönnen,und mitdem katholischenLeben derGegenwart niemals inBerührung gekommenwar. Die Ka- tholikenimReich sind mächtiggenug, ein solchesAttentat abzu- wehren,und siewürden esum so sicherer thun,weil dielateinische Sprach-eeinElementder Stärke des Katholizismus ist. Täglich beten Tausend-eVon Priestern-:,,In te,Domine, speravi,non con-

fundar inaeternum; diesesnon confundar klingtUndwirkt ganz

anders alsdasmatt sich hinsch.leppende: »Ichwerde inEwigkeit nichtzuSchandenwerden« Jedenfalls aberhat Hartmann daran nicht gedacht, daß ohne Kenntnißdes Lateinischen die deutsche Geschichte nicht studirtwerd-en kann. Sind dochderen Quellen bis insdreizehnte Jahrhundert fast sämmtlich-lateinischeSchrift- merke;und heißeBaterslandliebe trieb den Freiherrn vom Stein zur Gründung der Monumenta, inden-ensie gesammelt werden.

Die LiteraturschsätzedesAlt-erthums,meinen diseGegner des Humanistischen Gymnasiums, vermittle ja unseremVolkeReclam wirksameralsdieses Gymnasium. Doch«Uebersetzungen sindnicht ohne Uebersetzerzuhabenund die alten Uebersetzungen können nichtinalle Ewigkeit immer wiederunverändert abgedrucktwer- den, weiljede lebendige Sprachkesich langsam ändert und die Ansprüche,die derneue Stilerhebt,nur durchneue Uebers etzungen befriedigt werden können. DaßkeineUebersetzungdas Original ersetztund daßdarum keinKenner aufdieses verzichtenmag, braucht Wissenden nicht gesagtzuwerden. Außerdemeignen sich nichtalle alten Literaturwierke zur Verbreitung im Volk. So möchteichvonzweienderdreiplatonischen Dialoge, diealsKunst- werkeunvergänglich-en Werth habenund nochvon keinem Nach- ahmererreichitworden sind: Phaedon, Phaedrus und Symposion, eine NeclamØUusgabenicht empfehlen,weilbeidedasgefährliche Themavom Eros behandeln-AUnddochbildet dieKenntniß gerade

I·«)Aus demselben Grund verzichte ich darauf,ineiner allgemein zugänglicherZeitschrift ausführlichnachzuweisen, daß dieserEros nichts gemein hatmit orientalischen .Laftern, wenn auch (wiedenn in dermenschlichenNatur Göttlichesund Thierischeswunderlich ver- 4knüpftsind)sdievon ihnr Ergriffenen inGefahrschweben,jenenzu verfallen, vor welch-er GefahrSokrates sehrnachdrücklichgewarnt hat.

ZweiAnekdoten wenigstens jmögen zeigen, daß.derEros nischckGewiser Drüsen des Unterleibs, sonderndierästhetischen RegionderGroßhirn- rinde entstammt· Unter Gefangenen, diederVarbarenkönigSeuthes niedermetzelnließ,war einschöner Knabe,denderOlynthier Episthenes

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