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Juristische Wochenschrift : Organ des Deutschen Anwaltvereins, 1928.12.08 H. 49

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Academic year: 2022

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(1)

8. $eftettt6et 1928. r57. 3ttl)r9ang.l 3081

f > c f t 4 9

3urifttfd)C lUodjenl’djnft

£)craus0e<jeben vom Deutfcfyctt Slnuxtltuereitt»

Schri ftl ei ter:

^ u j t i j r c i t D r . J u l i u s H l a g m t s , B e r l i n , H e d } t s a m » a l t D r . D i t t c n b c r g c r , C e i p j i g

unter IHitmirfung pon Hedjtsantpalt D r. JUny Qad^cnlmrQ, Xttannfyeim._______ ________ _

D erlag: tt>. Jltocfc* 8ud?l?anM uiis, ®scar Branöftetter, £etp3«3 & Dresöner Strafe ü / l 3.

$ tm fp ttd ) e t Sammet.Hr. 72566 / Deal|tan|d)irift: J m p t lm a tu t / pom djeA lonto Celpat 9 nt. 65675.

» « 3ID. e rfa h rt »ödjentltd,. Bejugspreis monatlich. HL 4.50; (Ein3elt,efte leiten ben ff^ i^ c ^ e rtc " t Referenbare unb flffefioren im Dorbereitungsbienft ift ein Do^ugspreis oon monatlich 1H. 3 . - her D «iaa

< M *»

° ^ 1 1 auf Poftjd}ecifonto ID. moefer Bud)i)anMung, £cip3tg 63 673, erbeten.

JSSBäTSSÄ

5 ü r ben D e u t z e n T In tn a ltn e re ln Jinb 3 u |^rtften nad) Cctpjig ( t t , nttt1cf,ptai5 3, Saipmigen auf poinfo& fonto £etp3ig 10102 3* ridjten.

D e r K e l b g g - p o t t Bon ©ei). §ofrat Bwfeffor Dr. 91. SJlenb

®te (Staaten, bie bent ^Sarifer Baft b. 27. Slug. 1928 beitreten, betennen gunädjft, nach altem angelfächfifchem @e»

fekgeBungShraudj, feierlich unb redgtlicC) üerpflicljtenb bie @e*

ftnnung, in ber fie ben Vertrag fchliefjen:

„ im BeWufjifein ihrer feierlichen Pflicht, ba§ 9Bol)t*

ergeben ber SKenfthheit ju förbern, überzeugt, baf ber Stugenblid getommen ift, um §u einem freien SS e r g t dj t a u f ben g r i e g a l s ^ n f t r u m e n t ber n a t i o n a l e n B o t i t i f ju fdfreiten, bamit bie gegenwärtig jwifchen iljren Böllern iterrf(f»enben frieblicijen unb freunbfdjaft*

licfien Beziehungen unoergängtid) gefaltet werben tonnen;

überzeugt, baff jebe Säuberung in ihren gegenfeitigen Beziehungen nur burefj f r i e b liehe SKi t t et ' gcf udj t unb in Orbnung unb im ff rieben berwirilk£)t werben mufj, unb bafi jebe ©ignatarmaeijt, welche inStünftig berfudjen füllte, ihre nationalen’ Sntereffen burdj baS b it t e t beS grtegeS ZU öerfediten, ber Vorteile biefeS BertrageS beraubt wer*

ben fo ll;

in ber Hoffnung, burefj ihr Beifpiel alle Nationen ber S33clt zu ermutigen, fidj biefert humanitären Beftrebungen anzufchliefen unb bem oortiegenben Bertrag, fobalb er in g ra ft getreten ift, beizutreten, womit fie ihre Böller in bie Sage oerfefen, bie B$of)ttaten feiner Beftimmungen zu genießen."

®ie beiben materiettredjttidjen Strtifet beS BattS lauten:

„Slrt. 1. ®ie fünfzehn hoijert, öertragfcfjließenben Bar*

teien ertlären feierlich namens ifjren Böller, baff fie baS

«Kittel beS g r i e g e S zur Siegelung öon ©treitigteiten ZWifdien Nationen b e r u r t e i l e n unb auf t p aB ^n * ftrument ber nationalen SSolitif in ihren gegenfetttgen Be*

Ziehungen ber gi ci j t en.

9irt. 2. Sie hohe«/ bertragfdfiiefjenben Barteten an*

ertennen, baß bie Regelung ober Beilegung alter Streitig»

leiten, welcher Slrt ober welken UrfptitngeS fie auch immer fein mögen, bie gtüifdjen ihnen entftehen tonnten, nie burcf anbere als burd) f r i e b l i d ) e S K i t t e l gefudjt werben fo ll."

®er britte Strtifet hält allen Sänbern ber SBelt ben B e itritt offen unb tr ifft nähere Beftimmung über bie Katifitation.

©ie Berfchiebenheit beS SJlaßftabS, m it bem ein folcfjer

®taat§bertrag bon ber fßolitif, »on ber SBirtfchaft, bom Ked)t ßemeffen Wirb, geigt fic£) beim geltogg=Baft befonberS beutlicfj.

Sftan fdjeint gerabezu berfchtebene ©egenftänbe be§ Urteils bor fidf zu haben, je nadjbem ob man ben fßoiitiler, ben SSirt*

läf ohn SBartJjotbb, L.L.D . Hamburg.

fd)aftsfad)berftänbigen, ben Suriften über ben (Sinn unb bie Tragweite biefeS fo einfach, faft fchwurartig Etingenben Slb*

lommenS fforedjen läfjt.

fjü r ben K olititer finb in ben testen acht «Konaten1) bie tnberungSüorfchtäge zur erften bon ©taatSfelretär t e l t o g g beröffcntlidjten Raffung beS SejteS unb bor altem bie Bor*

'behalte grantreich§ unb ©rofBritanniens biel wichtiger ge*

worben als ber In h a lt beS BatteS felbft. p t bie Betrad)*

tung be§ ffuriften aber ift nur ber B«ft ba, wie er fleht. Sie Borbehatte finb nicht Bötterrecht; fie finb nur ©taatSrecft beS einzelnen ©taateS, beffen Regierung fie ertlärt i)at. ^Saf fie baS leftere finb, barin r u ft auch Zum gröften Seit ih r poti*

tifeper ©inn. Nehmen w ir bie „britifefe 5Dlonroe»®oftrin“ * 2), bie ber englifche Slufenminifter als einen ber Borbehalte er*

ertlärt hat, unter benen feine Regierung bem Baft zuftimme, unb berftehen Wir biefe 9Konroc*©hamberIain»®oftrin als befonberS für Sgtjpten, ben ©ueztanat, baS §interlanb bon

?lben geltenb: wenn ©rofBritannien baS gegenwärtige Ke*

gime biefer ©egenben angegriffen glaubte, zum grieg gegen ben Singreifer fc£)ritte, biefen grieg ooit ber. SBelt m ifb illtg t fäfe unb berlöre unb nun ber SJUnifter, ber il)n ertlärt hatte, unter ©taatSanilage geftetlt würbe, weil er ben geltogg»Batt gebrochen habe, fo Eönnte er fid) zweifellos bor feinem natro»

naten ©erid)t wirtfam m it jenem Borbehalt berteibigen, per ihm baS «Kittel beS griegeS innerhalb ber «Konroe^SJoitrtn*

©ppäre offen h ie lt3), ^nfofern ift ber Borbehalt öffentliches Stecht beS ©taateS, beffen ^Regierung ihn ertlärt, beffen Bat*

lament ihn gebilligt hat. ©ein ©taatSgeri^tShof Würbe, wenn er trofbem jenen angeflagten fKihifter — etwa ber SBelt*

meinung zuliebe — berurteilte, einen KecbtSbrud) begehen,

©oldje Sßiberfprüche Wirb eS geben, folange überhaupt Bölter*

recht unb ©inzelftaatSrecht nebeneinanber gelten.

5Der Borbepalt, m it bem eine Regierung ihre Sinnahme beS BafteS begleitete, ift aber nicht Bötterrecht; er ift nicht

1) ®ie Siteratur .¡um Babü>orfd)lag beginnt im San. 1928 leb»

haft su werben. SSgt. bie Bibliographie im ©onberljeft ber ©uro*

päifdhen Oefpräclje zum M o g g » B a iit V I, 429 ff. (im fotgenben zitiert

©urop. ©efpr. a. a. €■)■

2) Sßctl. ( S it © p a r l e S S r c b e t p a n , The K ellogg Pact in England, ©urop. ©efpr. a. a. D. 325, unb 91. S R e n b e iS fo I)«

S S a r t h o l b p , ®er 18. (guli 1928, ©urop. ©efpr. a.a. D. 400ff.

8) SBörtlich „® ie Freiheit beS §anbeln§ in biefer §inficht", nämlich in bezug auf „gewiffe ©ebiete, beren_ SBopIergehen unb Unberfehrtheit int befonberen unb bitaten gntereffe unfereS. yrtebenS unb nuferer ©icherijeit liegen", ©urop. ©efpr. a. a. £>. 421, 422.

386

(2)

3082 Größere 2luffSße fguriftifdie 2Borifienf(firift

Sftedjt trgenbetneg anberen ©ignatarftaateg4 *); er ift nicht

Siedet irrt Berßältnig ätoifc^en ©roßbritannien, «Reufeelanb ober ^nbiert unb einem ber anberen ©ignatarftaaten. feiner biefer anberen ©ignatarftaaten hat bie engtifc^en Porbeßalte angenommen ober audj nur p r fem ttnig genommen. 3 n ber Antwort ber tfdjedjofiowaiifchen ^Regierung 0. 20. f j u l i 8) mirb augbrüditd) bie Auffaffung oertreten, baß bie Auslegung, bie

©taatgfe£retar f e i l o g g bem S e jt be§ pafteg in feinem SRantelbrief b. 23. fju n i 1928 gegeben ^at, eine autfjentifc^e Auglegung ift, unb baß bag, trag biefer Brief enthält, alg ebenfo binbenb gelten muß, wie eine ©teile in ber Präambel ober bem S e jt beg Pafteg feibft. Aber and) bie Antwort ber tfchedjoftowafifchen ^Regierung, bie hierin bon alten Antworten am toeiteften ge£>t6), behauptet fein ©leidfeg bon ben Aug*

legungg-erflärungen ber englifcEjen «Rote. Sag ift auch bon

©taatgfefretär f e i l o g g in feiner eigenen Augtegungg»

erftärang treffenb bemerft worben: tnenn ein ©ignatarftaat fiinftig (raft eineg inbibibuetten SSorbel) attg p m f r ie g fctjreite, fo Werbe er ber SBelt b a rp tu n haben, baß feine ©adfe gut fei.

Prozeffuat gefprocßen, wirb er bie Beweiglaft bafür tragen, baff feine frteggerflarung ober feine fonftubenten friegg*

erfiärnngg^anbtungen feine Beilegung beg pafteg finb. Stuf feinen g a ll aber wirb eg ber SBett unb ben übrigen Signatare mähten gegenüber, alfo im üölferredjtltdfen ©inne, genügen, baß biefer eine Staat feibft erftärt, er halte fid) fraft beg bon itjm feinergeit gemalten Borbeßaltg jeßt p m frie g für berechtigt.

Sag Urteil beg ffuriften über ben fe!togg»Paft barf atfo nid^t auf bie SSorbefiaite 'eingetner ^Regierungen Rieten, fonbern eg muß auf ben S e jt beg Pafteg, einfcE) liefe lieb ber Präambel, unb m it ben felloggfcßen Erläuterungen, bon benen alte Signatare augbrücflich ober ftittfcbweigenb A ft genommen haben, gegrünbet fein.

§ ie r ift nun breiertei befonberg beachtengwert:

1. Sie fog. Adlung (outlawry) — ein werbefräftiger, aber im ©runb irrefübrenber Augbrud — g ilt nicht bem f r i e g a l g Satfacße, fonbern bem frie g atg SRecßtgeinridjtung.

S ie ©taaten. üerfprecßen ftd) nicht, baß eg feinen friegg»

guftanb mehr geben wirb — bag wäre über ihre f r a f t ; man Würbe in früheren Setten, atg man noch leichtherziger bon biefen Singen rebete, gefagt haben: bag fteßt bei ©ott allein — ; aber bie Staaten üerfprecßen fid), baß fie einanber nid;t ben frie g erflären werben, Weber augbrüdlid) uoeß bureß

4) Keufeelan& unb .gnbien afferbtngS fyabm fid§ ißrerfeits bte grofjbritannifdjen S5orbef)atte, m it alten „te rm s “ ber englifdjen Kote 0. 18. g u ti, angeeignet, mag üerntutltiß bamit zufammenßängt, baß einerfeits bie Kegterungen gerabe biefer beiden britifdßen 9tei<^§=>

gtiebftaaten teils de iure, ieü3 de facto nodß in engerem Sufantmen»

hang m it ber geniratregierung in Sonbon ftefjen alä bie ber übrigen Sominien, unb baß anbererfeitS ber oben feßon befproeßene „«Konroe*

®oktrin"»Bprbeßait räumlich gerabe für bte Kacbbarfdßaft QnbienS unb bie britifeße gntereffenfpßäre in ber Sübfee gemeint zu fein feßeint. Allerdings ift bag legtere nicht auSgefprocßeit; ber Sprecher ber Dppofition im engiifdfen Unterhaus hat auf feine grage nach bet räumlichen ©eltung ber &ritifcE)en «Konroe»®oktrin keine Ant»

Wort z« erhalten bermodht. ©utop. ©efpr. a. a. D. 385 b) ©urop. ©efpr. a. a .€ . 426.

6) Sie Antwortnoten ber urfprüitgltcß zur Unterzeichnung ein»

getabenen 14 Staaten finb in ©utop. ©efpr. a. a. D. 416 ff. zu*

fammengeftettt. Sie fdjeiben fidj in ber A rt ihrer Annahme beg aettogg»«ßorfchtagg in hier ©ruppen: erfteng bie kurzerhand an»

nehmenden (grlanb, fanaba), zmeiteng bie bon ber amerikanifchen Kote A kt neßrnenben unb ihr allgemein zuftimmenben (®eutfcßtanb, gtalten, Belgien, gapan); drittens bie Stkt neßmenben, zuftimmenben, aber ißrerfeits bte fettoggfehen ©rtäuterungen in eigener ffaffunq t äRädfte (grankreiih, «Polen, Stuftratien, Südafrika, STfchechoftomakei, m it jtemliti) berfchtebenem USorttaut); eitblicß biertenS ©roßBritannien m it Keufeeianb unb Snbten („hat mit Qttterefie bte in 3hrer Kote enthaltenen Aufklärungen über ben S in n beg -3ettragsentmutfg getefen", erklärt durch ben Sufajs zur fßräambet fein früheres erfteg iBebenken für Befeitigt, gibt nach reif»

liehet Überlegung zu, bafj bag zroeite SSebeitken — etwaiger fo n ftik t ZWifchen dem neuen Sßakt, ben Socarno»i8erträgert unb bem SBötker»

Bunbftatut — unbegrünbet mar, nimmt ben neuen SJorfcftlag „upon the understanding“ — „ in ber Annahme“ — an, baß bie

§anbtunggfreiheit ber großbritannifchen «Regierung in geroiffen «Re»

gionen außerhalb beg Britifcßen «Reichg baburch nidht beeinträchtigt werbe, unb ftefjt „ in böüiget Übereinftimmung m it ben Anfihten, bie «Kr. fettogg in feiner fRebe b. 28. A p ril über bag «Reift oet SSerteibipng auggefprochen hat")-

fonfiubeitte §anbtung. ©ie berzichten barauf, aug bem Sct^

beftanb, ber higher frie g i. ©. beg ©taatg» unb 3Söt£errccf)t§

war, fiinftig nodf bie fRedftgfotge etneg „legitimen“ fr ie g f|

herzuleiten. Ser £ünftfg „zum frie g greifenbe“ ©taat m

£eine friegfüßrenbe XRacßt im fReißtäfinn. feine feiner fr ie g ^ maßnaßpen ift rechlgwirtiam7); er genießt feinen ber teile, bie bag frteggoölferredjt htgßer bem frtegführenbert Zuhilligte, gleießbiel ob er ben frie g erflärt hatte ober mcßt- Sag ßat p r notwenbigen f^otge, baß biefer ©taat, bem $ berweßrt ift, feinen frie g alg ein redfttid) anerfannteg SSer^1 ßaltnig geltenb zu machen, fteß bei ber Surcßfüßrung beg fampfeg ebenfallg nießt meßr redjtticß gebunben füßten lantt- 3 ft ber frie g atg ©efamtßanblung feine redjtmäßige §anbs lung, fein Sölferrechtgberhältntg meßr, fo fallen einerfeitg ganz fou feibft alte fonoentionen, bie ben reeßtiidß an*

erfannten frte g regelten, oßne weitereg ßin — ein frie g , iu Wetcßem eine «Partei atg „Angreifer“ außerhalb beg «Recßt?/

bie anbere Partei alg Angegriffener innerhalb beg SRecßtg ftünbe, ift unbenfbar — , unb anbererfeitg werben alle ein*

Zeinen ¡panblungen, bi,e fonft bureß frieggreeßt gebeeft wären, alg §anblungen beg gemeinen iRecßtg zu beurteilen unb f?

audß ftrafrecßtifcß berfolgbar unb zioilrecßtlid) berpflicßtenb fe in 8).

2. Ser «ßaft w irft änbernb auf bie ©tellung ber gnatarmäeßte im SJölferbunb ein. Sabon fprtcßt man nicht gern, zumal biefe ©tnmirfuttg bon ben ^Bereinigten ©taaten auggehh bon benen man fie begreiftidjerweife, alg oon einem Siichtmitglieb, nur unw illig erträgt. SBare ber urfprüngiühc felloggf^e IBorfchlag borbehatttog unb ohne SRücffrage an*

genommen Worben, fo fönnte man zur «Rot ein paralleteg, ftcE) nirgenbg überfdßneibenbeg «Rebenetnanberlaufen ber «Pflich”

ten unb SRecßte aug bem IBöIferbunbftatut unb bem fellogg*

Paft anneßmen. Aber bie IRücffragen fjranfreichg unb ©roß*

britannieng, bie Antwort beg ©taatgfefretärg auf fie unb bie Annaßme biefer Antwort bureß alle ©ignatarmäeßte beg fe!logg»pa£teg machen je |t eine foldfe parallelitätgauglegung ber beiben Pölferredjtginftrumente unmöglich- Alte Signatar*

machte I;aben in ihren Antworten auf bie «Rote f e i l o g g ^ üom 23. Qum oon ben ©rtäuterungen unb „präziíionen/, biefer «Rote zuftimmenb A ft genommen9 * *). 3 n bem gtreiten Punft biefer «Rote ift nun auggeführt, aug welchem ©runb bie Unterzeichnung beg Pafteg bie IBölferbunbftaaten nicht i rt SBiberfprud) m it ihren ftatutarifdjen Pflichten bringt. «Raft bem ©tatut beg SBölferbunbeg, ingbef. nad) A rt. 10, finb bie IBölferbunbftaaten unter Umftänben üerfaffunggmäßig be*

r e d ß t i g t , zum frie g zu fdfreiten. ©ie finb aber nicht baz«

b e r p f t i c h t e t ; auch ift ilpen nicht etwa jene S3ered)tigung bureß bag SBöIferbunbftatut erft Oerließen ober aueß nur be*

i'räftigt Worben; fie ift tßnen nur gelaffen worben, wie fie ißnen, fraft ißrer ©ouüeränität, ganz unabhängig üomlBöifer*

bunb, zuftanb. «Run fönnte aber ber SBerzicßt auf ben frieg atg 8ted;t, wie ißn ber feltogg»paft augfprießt, nur banü m it bem Pölferbunbftatnt in f o n f lif t fommen, wenn bieffg eine Pflicht zum frie g für bie IBölferbnnbftaaten einfdjtöffe-

© ibt eg, wie f e l l o g g je |t unter allgemeiner ffuftimmung

^ Soweit SSöIkerrecßt in bem betreffenden Staat bor Staat?*

reeßt ginge, waten fie e§ aircß im Qtmetn nießt.

8) ®abei ift nießt zu überfeßen, baß tm konkreten gaff b,c grage, ob ber betreffende Staat in Verlegung be§ Pakts zum gefeßritten ift, ober ob feine friegSßanDluitgeit erlaubte Selbft*

oerteibigung im Kaßmen beS Paktes finb ebeitfo wie Die gragt/

ob ber Pakt im 33erßaltniS zu einem Beftimmten Staat, ber ty 1 augebtieß gebrochen ßat, nod) gilt ober nießt, eine offene grage iß-

©in zu ißrer ^Beantwortung zuftänbigeS ©erießt gibt eS nidjt; ooffenb«’

feßlt bie Qußänbigkeit zu ißrer Slenrteilung beit Snfianzen ^ PölkerbttnbeS. Ka'cß bem 83organg beS legten frtegeS fteßt zu f 1*

warten, baß bie «Dtacßt ober «Käcßtegruppe, oie ben gnßalt beS grie*

benSoertragS zu beftintmen bermag, in ißm and; baS Urteil ü&ct bie Unrechtmäßigkeit beS bon bem unterlegenen Staat gefüßrtf11 friegS fällen wirb, g ü r bie gefcßiditlicße Betrachtung iß baS t>,e Stüdskeßr »oit rattonalißifdjen Verfeinerungen und Befdfönigungrrt beS KriegSrecßteS zur primitioen Auffaffung beS KricgSauSgangeS «I?

©otteSurteil. Vet ber polttifcßen Betradjtung aber wirb baraut ßauptfäcßltcß zu, aeßten fein, baß — wiederum naeß bem Vorgang beS legten Kriegs — feßon Beim Beginn ber geindfeligketto11 bie öffentliche «Keinung fieß oorläuftg über jene grage entfeßeibru Wirb; habet Wirb fie künftig ben ¡gatt ßaben, ben tßr ber S ejt ^ feffogg»PakteS bietet.

■ 9) Bgl. näßereS oben Anm. 6.

(3)

57. Soíirg. 1928 ©eft 49]

©rößere Sluffäße 3083

ouSbrüdElicf) feftfteltt (gang Befonberg ift bag auch ber beutfcfje,

ker fcfjtüetgertid^e, ber ffanbinaoifdpe ©tanbpunft Bort jeher ge«

toefett), feine Bölferbunbgpf I i cE) t gum Srieg, fo gibt eg auch deinen Stonflift gwifcpen Bölferbunbftatut unb ißaft. ®e_nn

&te ißaftftaaten Baben fitf), inbetn fie gelobten, nicht gum frie g äu fcpreiten, ber aug ißrer ©ouBeränität an ficE) foigenben Ermächtigung (authorization) gum $rieg nunmehr begeben.

^>ag Bölferbunbftatut Batte ll netl biefe Ermächtigung ge*

taffen, aber eg gwingt fie iBnen nidjt auf; ber S5er§tcf)t anf bie Slugiibuug biefer bigperigeu tRecpigmacpt tut ®eltogg»)ßa£t gilt auch für bie Fälle, bie bigper oom Bölferbunbftatut offen geiaffen toaren. Siucp oon Bölferbunbg wegen föntten bie Signatarmäcpte be§ Mlogg»Sßafteg nicijt nteBr m it bem Krieg broBen; ber Krieg ift feine „© an ftio n" nteBr.

®ag fcpeiut ein Einbruch in bie red)tiidp gefcpüßte SRacpt»

fppäre beg Bölferbmtbeg gu fein; praftifcp ift eg infofern opne große SSebeutung, als bie Fälle, in benen eg gu einem all*

gemeinen ober bocB überwältigenb mehrheitlichen (ginftfjreiten ber SSölferbunbmädpte m it SSSaffengeroalt gegen einen Baft*

ftaat gefontmen Ware, iberttiftf) finb m it bem Satt, itt welchem ber fßaft felbft biefem ©taat gegenüber außer Kraft tr itt: er Bat felbft guerft ben ipaft gebrochen, inbem_ er gum itriege fdpritt. ©in Unterfcpteb gegenüber bem Bisherigen Stecpt bleibt allerbingg nocp p beachten, wom it w ir beim britten unb wicp»

tigften Ißunft angefotnmen finb, bem ißunft ber Bertragg»

berleßung unb beg ertaubten Berteibigunggfriegg.

3. $ ie Qweibeutigfeit aller bisherigen Krieggoerpütungg»

formein tag an ber UnBefftmmtpeit beg Begriffg „E ingriff"

(attack) unb ber StPpängigfeit beg Begriffg ber Berteibigung bon biefem Slngriffgbegriff. FW ben früheren Berfucpen p einer allgemeinen ftaatgoertraglidjen Ftiebengficperung wollte man nicht fowopi bie oölferrecptlicpe ©eitung beg Kriegg felbft treffen, atg einen potentiellen „Singreifer", unb bie ©ejäpr»

lichfeit biefer Sluffaffung beftanb barin, baff man babei, wie eg in unferem ©pricpwort Beißt, ben Seufet an bie SBanb matte, nämlich ben ober bie möglichen Singreifer, ob eg nun F)eutfdptanb ober IRußlanb, fßoten ober Sapan war, fo lange atg folcße in Berbacpt nahm, big fie fcpließlicp — traft eineg oft beobachteten pfpdjoiogiidfert SSorgangg — genötigt waren, ben Berbacpt waprgumacpen. Se^t aber ift m it biefer Swet«

beutigfeit aufgeräumt, fofern man fiep überhaupt noch an ftar auggefprocheneg unb gegebeneg SBort palten fann. Sin bie ©teile beg unbeutlicpen „S lngriffg" tr itt im ®etlogg*fßaft bag „$um»Krieg»fdpreiten" (resort to w ar; B r i a n b fpracp in Ißarig am 27. Stuguft oon „guerre volontaire“ ). Sin bie Stelle ber Berteibigung, bie einfach atg Slbwehr eineg Sin*

Sriffg beftimmt war, tr itt bie „Berteibigung beg ©ebietS Gegen Singriff ober FnPafion"10). Sag f l i e ß t nicpt in ftd)

10) ®ie Stntworten ber ©ignatarmädjte auf bie ¡Mogg^Stote 0.

2 7 .3iuni finb aud) in biefem B unkt keineswegs einpcitlid). ©ine

©ruppe oon fünf äRädjten ftimmt ftiüfcpweigenb gu: ©eutfcplanb, Ita lie n , Belgien, fanaba nnb Fapan. ©ine ¿weite ®ruppe Wieber*

halt äuftimmenb baS oon fellogg gebrauchte SBort ber „©elbftoer»

teibigung" (self-defence), bie burcp ben ißakt nicht beeinträchtigt Werbe: Srlanb, ißolen, ® ro prita nn ien m it ^nbien unb Steufeelanb, Sluftralien unb ©übafrika. (IjSoIen unb ©übafrtka gebrauchen babei fileichlautenb bie üBenbung „legitim e" ©elbftoerteibigung, ioobutih

■beftätiat wirb, baf nicpt feber 9lbroel)takt, fonbern offenbar nur ber Slkt ber Slbwehr eineg ben feüegg*ißakt brecpenben friegäangriffg

«uf bag eigene ®ebiet gemeint ift). Frankreich ttneberholt biefeüogg«

W>e SBenbuitg öoit ber SSecteibigung be^ (5)ebietö ( t e r r i t o i r e ) Segen Angriff ober 3 nöai^on- ^ ur Xfcijec^ofioioaKet nimmt ijier eine eigentümliche ©onberfteüung ein, ba ihre ®ntK,ort, nach SSe*

ftätigung ber feltogfchen Formet, fagt, eg muffe feber SKacpt ,,boff»

kommen freiftehen, fid) gegen einen fremben Slngnff _ ober ©mfalt ihrem belieben unb ihren SBebürfniffen gemäp ju SKait Wirb inbeffen kaum annehmen können, baff fper abfcditnd) nur Jon Singriff unb nicht oon SBerteibigung beg ® e b t e t g bie Siebe }ft; bie Sfdjechoftowakei ift territorial fo feft nmgrenp bap gerate m if,rem F-aü biefer ¿ufah atg felbftoerftänblid; hiuaugebadjt wer»

®en kann.

ben politifchen „S ingriff", ber in angeblich bebrofsticfjer tung, in fRüftungen, in Qottmaßuahmeu, im SBopfott, im S3e»

Berbergen Pon Flüchtlingen, in feindlich flingenben ißarla»

mentgreben unb in pünbert auberen fReigpftänbeu pnfcpen ben SSölfern gefudpt unb p r ^Rechtfertigung eineg fßräoentiö*

friegg öerwenbet würbe; eg fcpließt aucp nicpt irr fiep einen angeblichen Singriff auf ©pre ober SBürbe ber Station; fcpließt nicpt in fiep ben angeblichen Singriff auf_ einen ©taatgoertrag pifepen p e i Staaten oon feiten beg eineni Bon ihnen, ©g peißt nur wag eg fagt: Slngriff auf bag ©ebiet unb ©inhrnep in bag ©ehiet, heibeg feiteng eineg ©taateg, ber bamit „ju m frie g fepreitet". SBill nmgefeprt ein ©taat fünftig in angeh»

licper Slbwepr eineg .Slngriffg gum trie g fipreiten, fo muß er feinerfeitg ben übrigen fßaftuntergeicpnern, b.p. ben fRegpe»

rungen ber fJSaftftaaten, fcplüffig barlegen fönnen, baß ein Slngriff auf fein ©ebiet ober gar eine Fnoafion in fein ©ebiet unter augbrücflicper ober burep fonflubente §anblungen ge»

gebener Strieggerflärung fepon Borliege. §ier gewinnt ber oben befproepene britifepe SSorbepalt nod) einmal befonbere SSe*

beutung. ©r befräftigt nämlicp alg Slugnapme bie IRegel, baß ber SCejt, in bem fein foldier fßorbepalt gemacht ift, nur bie fßerteibigung beg ©ta'atggebieteg felbft — einfcpließli^ ber Kolonien —, nicpt aber bie Serteibigung außerhalb beg

©taatggebietg liegenber räumtid)er Fntereffenfppären unb Bollenbg nicpt bie Serteibigung bloß ibeett*politifcher ober Wirtfcpaftticper Sntereffen11) gelten läßt.

3Ruß nnb barf ber S urift, wie eg pier geidpepen ift, ben

£ e jt genau unb eng augtegen, woburep fiep bie fünftigen Casus belli oerringern, fo ift daran freilich eine w irtfipaftti^e unb eine potitifepe SBarnung p fnüpfen. SBirb ber Stieg aug»

gefipaltet, fo befommt bie wirtfepafttiepe Übermacht ber rop»

ftoffreiepen unb leiept ergeugenben Staaten über bie befiplofen Schwerarbeiter unter ben SSölfern ben Sparafter einer Spran»

nei, gegen bie eg gu reootutionären Bewegungen fommen muß, fofern nicpt ein gefepmäßiger Sluggleicp an ©teile ber Pigperigen ©ewaltoerfcpiebungen burdp ben Srieg gefnnben Wirb. Sie Bereinigten ©taaten werben an biefem Sluggleicp füprenb mitwirfen müffen, wenn fie ben $etlogg*Bait gu einer Wapren Foiebettgoerfaffung maepen wollen, ipolttifdp aber ift gu bebenfen, baß, wie einer ber SSorfämpfer beg fßatt*

gebanfeng, F a m e g © p o t w e l l , felbft Bor furgem betont p a t12), in ber SSergangenpeit bie Kriege burepaug nicpt nur ben böfen ©elüften gieriger SR ad) tp ab er gebient paben, fon*

bern in Bieten Fällen aucp bag SRittel waren, unerträglich geworbenen 9Rad)tbrucf ober ftarre SRecptpaPerei gu bredjen unb ben ftaatlicpen Quftanb neuen Sßtrflidpfeiten beg Böller*

lebeng angupaffen. F ür biefe Fwnftion beg Slriegeg muß, Wenn man ipn nicpt nur fünfttidp gurüefbrängen, fonbern bauernb aug ber SSelt fepaffen w ill, ein Erfaß gefunben wer»

ben: Bermittlung, ©epiebgoerfapren, ©eriepte müffen bie Auf­

gabe erpaiten, nicpt nur gettenbe ©efeße gwifepen ben Bölfern aufrecptguerpalten, fonbern aucp neneg Siedjt an bie ©teile unwahr geworbener Borfcpriften eineg Bergangenen guftanbg gu feßen. ®enn. fo wapr ber ©taat auf ber ©ieperpett unb Feftigfeit beg IRecptg rupt, fo wapr fauu aucp bag Bedpt ben

©taat nur tragen, wenn eg in ber Statur lebt, fidp bewegt unb änbert, wäcpft, ftirbt, um gu werben.

11) ©er Britifepe BorBepalt w ill nicpt nur ben Slngriff auf ben

®e6iet§guftanb (in te g rity ) ber Sntereffenfppäre, fonbern aucp auf ihr „SBopIetgepen" (welfare) als ®runb gu rechtmäßigem Berteibi*

gunglkrteg angefepen wißen. SRan kennt ba§ ©cputbeifpiel, m it bem babei eine Beftimmte SIBteilung im Foreign O ffice operiert: bte an»

gebtid) Bon her ruffifepen Slegierung auggepenbe kommuniftifepe Bropaganba in Slfien ift eg, bie man vgmar nid)t alg Singriff auf ein Territorium , wopl aber aB Slngriff auf 3tupe unb Drbnung in biefem Territorium konftruieren kann.

12) The World, Slew Dork, g u li 1928; ©urop. ®efpr.

a. a. D. 397.

886*

(4)

8084 ©röfjere Shipge ßuriftifcße SBocßenfcßvift

D a s p o l n f f d ) * U U n ö e t ^ c i i e f ^ u I t o e f c n f n p r c u g c m SSon SRinifterialrat Dr. Statßenau, SSerlin.

®ie preußifcße ©taatgregierung hat unter bettt 20. SloB.

1928 eine Drbnung gur Siegelung beg polnifißen SRinberßeitg*

fcßutmefeng befcßloffen. ©ie i»at bannt einen außerorbentlicß bebeutfamen ©et) r itt getan, tro|bem fßreußen m it einer immer*

Bin ni<ßt unerfjeblicfjen, agitatorifcß außerorbentlicß rührigen unb m it bem SRutterlanbe in engften Begießungen fteßenben potnifcßen SRinberßeit gu rechnen ^at. Segt man nur bie SRutterfpracßenftatiftif o. 16. Qinni 1925 gugrunbe, fo ent*

falten auf ißreugen 209 087 beutfcße Sleicßgangeßörige m it polnifcßer unb 507 598 beutfcße Steicßgangeßörige m it beutfcBer unb polnifcßer SRutterf praeße1). Stimmt man bie Biffern ber SBaßl gum preufsifcfjen Sanbtag B. 20. SJtai 1928 gum Slug*

ganggpunft, fo finb auf bie faolnifcEje Sifte 71545 ©tirnmen aBgegeBen toorben. 2Ran wirb atfo bie poütifiße SRinberßeit auf ßöcßfteng 700000 ©eelen gu fdjci^en haben, — eine ftafyl, bie allerbingg um mcßt meniger atS 1/2 SRillion hmter ber gurücfbieibt, bie bie nationalen äRinberßeiten auf ber ißreffa in Sböln in großer Slufmaißung angegeben hatten!

SBenn ißreu^en jeßt — unb gtoar für fein gangeg ©taatg*

gebiet, nicBt nur für feinen Dften, fonbern and) für ben SBeften, mo in Slßetnlanb unb XBeftfalen eine ftarf maffierte, Borneßmlicß in inbuftrietten betrieben tätige, foolnifcEje 9Rin*

berßeit fiß t2) — eine SRinberßeitenfdßuiregelung trifft, fo nimmt eg bamit nationaiüolitifcBe ©efaßren auf ficB, bie in feinem ßanbe ber SBett in annäBernb gleicher ©dfmere ficB auftun; fein ©iegerftaat Bat big^er feinen SRinberßeiten Stirn*

licEjeä gemäßrleiftet! Sabei fa ll natürlich nicBt Berfannt mer*

ben, baß and) aug eigenem ©taatgintereffe Breußen gut baran tut, eine folcße Siegelung gu fdjaffen. g ft gtoar bag Steicß — anberg alg bie neu entftartbenen Dftftaaten unb abgefeBen Bon ber ©enfer Sionöention über Dberfcßlefien ü. 15. SRai 1922 (St@33I. II, 238 ff.) — burcB feine internationalen Bittbungen gu einem SRinberBeitenfcßul Berpfücßtet3), unb fann ingbef.

toeber 2trt. 113 SlBerf. bie rechtliche ©runblage für bie Bier Bon ißreufjen getroffene Siegelung abgeben, ba er Bon „frcmb*

fpracßigen SßoIfSteiten beg Steicßeg“ fbricht, noch Strt. 73 BrBerf., ber fa nur eine „anöere Unterricßtgfpraeße für frembfpracßige Bolfgteile" im Sluge Bat, fo toirb hoch feben*

fatlg bie Drbnung gu ber Bereinigung beg beutfd^polnifcßett StabBbarBerBältniffeg beitragen. S)ieg um fo mehr, alg bie preußifcße ©taatgregierung anerfennt,- baß bie [gnanfprud)*

nähme ber Siechte aug biefer Drbnung unter ftaatlicßem ©cßuß fteßt ©ie ertoartet begßalb Bon allen ©taatgbürgern, baß bie SRinberßeitgangeßörigen in ber ©eltenbmachung ber ihnen Bier gemahnten ftaatgbürgerlicßen Siechte nicht geßinbert unb toegen ihrer Slugübuttg in feiner SBeife gurüdgefeßt tnexben.

Db unb inmiemeit ißnen bafür ftrafrec£)tlicE)er Schuß gemährt merben muß, toirb bei ber Schaffung beg neuen ©t@B. gu entfcheiben fein.

Sie Siegelung ift im B e r o r b n u n g g m e g e getroffen;

Bon lanbegg ef eß ließ er Siegelung ift Slbftanb genommen, r) ®ie entfpreeßenben Saßlen fü r baS Steicß lauten: 214115 Bgto. 507 721. Qnggefamt Befanben fid) i>oInifc£)e Staatsangehörige int Sleicb: 259 804, in^reuß en: 186 973; tperfonen m it Bolnifcber SRutter*

fpraeße (etnfcßl. ber Sluglanber): 356314 bgto. 301968, mit beutfeßer unb Bolnifcber SRutterfpracße (einfebl. ber Sluälcmber): 545 698 bgtu.

545 447.

2) Slfö SRutterfpracße haben angegeben: im 3teg.*S3eg. Sltfenftein:

17 385 beutfeb unb polnifd), 12 271 nur polnifcß; in ben 8leg.*83eg.

Strngberg, Stüffelborf, SRünfter: 54308 beutfeb unb polnifcß, 14 871 nur polnifcß.

3) (fn ben Bemerkungen ber beutfdjen griebensbelegation gu ben griebengbebingungen, Einlage gu ber Bote ber beutfdjen g-riebeng»

belegation 0. 29. SBai 1919 beißt e§ u. a.: „iBeutfcblaitb tr itt att*

gemein für ben ©ebnß ber nationalen SBinberbeiten ei n. . ®eit bureb bie Abtretung unter frembe ©taat^bobeit gelangten beutfeben

„SKinberbeiten ift bie pflege ihrer beutfeben Slrt gu ermöglichen, inöbef.

bureb ©inräumung beg Sleibtg, beutfeße ©djulen unb Sfircßen gu unter*

Balten unb gu befudjen ■ ■ • ®eutfcblanb ift feinerfeitä entfdjloffen, frembftämmige SRinberßeiten auf feinem (¿ebiet nach ben gleichen

©runbfäßen gu beßanbeln." Bgl. S t r a n g , ®ag Stecht ber SÖtinber*

ßeiten, 1927, ©. 42.

auch «ne r ei ch § rechtliche Siegelung ift nicht in Slntrag ge*

braeßt morben, troßbem Berfuiije gu einer folchen (ogl. 2lm trag © r f e i eng b. 19. gebr. 1926, SISOrucfi. Sir. 1936) Borlagen. ®g ift bieg üorneijmlid^ aug ber ©rmägung 3e*

fcheßen, baß bag Sleicb ja nur bie ©runbfaßgebung in ©djitl*’

fachen befißt [Slrt. 10 g iff- 3 SIBerf.] unb m it ©runbfäßeü allein auf biefent ©ebiet ffSraftifdje§ nicht geleiftet merben

fann. Überhaupt erfcheint ber SBeg ber ©efeßgebuitg äf1 fchmierig unb urnftänblich- ©g müffen auf biefem Sleulanb erft

©rfahrungen gefammelt unb auggemertet merben. §at e?

fich hoch feßon feßt gegeigt, baß bie erfte preußifche Siegelung ber SHinberheitenfchulBerhältniffe, bie unter bem 9. $ebr- 1926 für bie bänifche SHinberheit getroffen ift, in ber gelten*

ben p r m nicht Befteßen bleiben fann, fonbern — mie noch gu geigen — grunblegenb geänbert merben muß. ®araug,_baß ber 28eg ber ©efeßgebung troß gtoeifellofer außenpolitifihrt Borteile nießt eingefctflagen mürbe, bürfte. jeboiß fein ben ermachfen: benn an ben ©runblagen ber BD. mirb, felbft menn fie noch niißt gefeßlicß feftltegen, auch in ß niu nft faurt gerüttelt merben fönnen, meil fieß bag Stab ber ©efcßidp' aueß bag ber allgemeinen Sleißtgentmidiung, nidit gurfid^

feßrauben läßt. «

Qu biefen ©runblagen gehört in erfter Steiße bie 2ln*

erfennung beg ©aßeg „ S J t i n b e r ß e i t i f t , mer m i l l " . © n e ber.feßmierigften [fragen beg gefamten SHinberßeitenredßtg ift bie, ben Begriff ber SJtinberßeit gu beftimmen unb einbeutig gu fenngeießnen; gmeifellog fönnen gur SJlinberßeit nurSleicß^*

angeßörige gehören; Sluglänber finb grembe, benen Befonbere politifcße Slecßte gegenüber bem ©aftftaat nicht gufteßen. 2luaf bie ©praeße fann fein entfeßeibenbeg Sfriterium abgeben. Be*

bienen fieß boeß ßäufig Slngeßörige fremben ©tammeg nicßlt ber ©pra<ße biefeg Bolfgtumg, fonbern ber ißreg §erbergS^

ftaateg. ©tamme ggugeßörigfeit, Bobenftcinbigfeit, Slaffeu*

Bermanbtfißaft ufm. finb millfürlicße, für bie Bermaltung^

prajig nicht ober faum gu faffenbe SJlerfntale. ©ntfcßeibenö fann baßer n u r4) bag freie Befenntnig beg eingelnen fein, S11 einem fremben Bolfgtum unb feinem Sfutturfreig gereeßuet merben gu mollen, oßne Stücfficßt auf feine ©pradß*, 9 giong* ober Staffengugeßörigfeit5). Ilm bie SJlinberßeit baM»1 gu feßüßen, baß biefeg Befenntnig etma ergmungen ober Brt*

ßinbert, bie SBüIengäußerung beg eingelnen beßörblibß naeß^

geprüft ober gum Slugganggpunft Bon Bepationen, Slecßte nacßteilen, Bebrücfungen ufm. getuaeßt mirb, beftimmt bie BC1-

— unb ber gu ißr ßerauggegebene Slugfüßrunggerlaß betoi»

bag m it befonberem ©rnft —, baß bag Befenntnig, SRinberßeit gu gehören, meber naißgeprüft noch beftritten tt ben barf. ®ie Slnmelbung eineg Siinbeg gu einer SJlinber*

ßeitgfcßule, nießt bagegen feßon gum SRinberheitenfprum*

unterricht, bureß bie ©rgießunggbereißtigten g ilt alg augreießew*

beg Befenntnig ber ßugeßörigfeit biefeg Siinbeg gur SRinbe^

ßeit. SDag Befenntnig erftreeft fieß nur auf bag angemelbd6 * * * * * SHnb; eg fteßt jebem ©rgießunggbereißtigten frei, eineg v°n mehreren ©efeßmiftern gur SRinberßeitgfcßuIe angumelben, ein anbereg gur beutfeßen ©cßule. ©egen feinen SBillen barf niemanb gur Btinberßeit gerechnet merben, felbft menn er ober fein Slinb nur bie ©praeße ber SRinberßeit fprießt. Ser ©tafli barf alfo niemanben gmingen, feine Sinber einem frentbrü Bolfgtum unb Siulturl'reig gugufüßren. Oegßalb ift ber oolt polnifcßer ©eite geäußerte SSunfcß, baß alle Sünber, bered

§augfpraiße polnifcß ift, Bon Stecßtg megen polnifcßen Unter"

rießt erhalten füllen, baß alfo bie pgeßörigfeit j Ur gRiitber*

4) 3 u ogl. bie ©ntfeß. ber Cour permanente tm §ang ’ ’d beutfcb*poInifcben ©cbulftreit 0. 26. Sfprii 1928, bie in einer, a11^

fü r unfete Qweäie feljr merttiollen SBeife kommentiert wirb B.0lJ

©. ©. Sör ü ng in „Slation unb S taat", l.fja b r g . © .6 9 8 ff.

biefem Urteil läßt fieß aueß erfeßen, gu roelcßen feßtoeren BeeintrW) tigungen folcße geftftellungen über bie Qugeßörigkeit gur 3Rinbcrbel füßten können.

5) Sind) Slrt. 2 SÜtinoritätenfcßujsbertrag mit Slolen ü. 28. S1111' 1919 fotoie Slrt. 75 ©enfer DberfcßlefiemSlbkommen fprecßcu

„langage, race ou religion“ .

(5)

¿7. So^rg 1928 Soeft 49! (Größere Siuffäge 3085

iieit fidj nach ©pracpe ober Slbftammung regeln foil, grunb»

fä^lief) unerfüllbar. — SeSpalb ift aber aud) ber Übergang aus einer BänberpeitSfcpuie in eine beutfepe Schule unb um»

gelehrt jebergeit guläffig; ebenfo ift ber SB i ber ruf, gurSRinber»

I)eit gerechnet gu werben, geftattet. ©onad) ift bie bolle y-ret»

beit ber BlinberpeitSangepörigen weiteftgepenb geficEjert. — Ungeheuer groß bagegen ift bie ©efapr, bie auS biefem ©ruttb»

fab für bie Bteprpeit erwaebfen fann: benn eine gewiffenlofe Agitation bon außen ber fönnte m it ben öerfepiebenften 93at»

teln berfueben, ©influß auf bie SBillenSgeftaltung ber ©Itern unb ©rgiepungSber eep tigten babin gu gewinnen, baß fie ipre tin b e r einer aRinberpeitenfcpuIe gufüpren; baburep fönnte Weitere nationale Beruhigung geraffen, möglicperweife aud) bie unberechtigte Snanfprucpnapme öffentlicf}er SRittel (fiepe unten) auSgelöft werben. BefonberS bon fcpwanfenben BoIfS»

teilen fremben BolfStumS fönnte biefeS SelbftbeftimmungS»

retf)t mifjbraudjt lüexbeit; ber ©aftftaat fo il fremuem BolfStum berftatten, feine ©tgenart unb ©pracpe gu Pflegen unb gu bewapren; er brauept aber niept bie §anb bagu gu bieten, eS fünftlid) gu erhalten ober über fein natürliches BkepStum hinaus aufgugiepen unb gu berbreiten. ©ad)e flu»

ger unb weitfidftiger ©taatspolitif wirb e§ baber fein, unter boller äBaprung ber 9Rinberpeitenrecpte unberechtigtem SluS»

beijnung^brang, oi)ite ©djifatte unb ^abeiftic^poiitu, tat*

iräftig unb nadjpaltig entgegenguwirlen.

SCuSnapmSweife fönnen auch n id ) t r e i cf) Sb e u t f d) e, alfo nationalpoluifcpe fin b e r gum Befucp ber prtbaten SRinberpeitSoolfSfcpuie gugelaffen werben; für fie g ilt aber, nicht ba§ ißringip: „SRinberpeit ift, wer w ill" ; ötelmepr muf»

fen ihre ©rgiepungSberecptigten naepweifen, baß fie uaep Slb»

ftammung ober Sprache gum polnifd)en BolfStum gepo*eu.

S a für SluSlänber ein ©cpulgwang in Preußen md)t beftept, rechtfertigt fiep biefe BrüfungSbefugniS ohne Weiteres; äRmber»

peitenreepte werben Ejierburc^ nicEjt berührt. ©etbftüerftanölicp barf bie ¿ab! ber nicptreid)Sbeutfd)en fin b e r niept berart über»

banbnebmen, baß billigerweife nicht mehr bon einer SJhnber»

peitSfdfule gefproepen werben lann. SlnbererfeitS fönnen aber aud) bie SRinberpeiten RicptminberpeitSfinber bom Befucp

ihrer ipribatWulen auSfcpließem m r

SaS © c p u l f p f t e m tennt brei Slrten bon BolfSfcpuIen ber SRinberpeiten: pribate BolfSfcpuIen ohne ©taatSunter»

ftüteung, pribate BolfSfcpuIen m it ©taatSunterftüßung unb öffentlitpe ©dfulen. i ß r i b a t f c b u l e n m it ber polmfcben als UnterricbtSipradje fann bie 9Rinberpeit überall errichten, bor»

auSqefefet, baß nicht bereits in auSreicpenbet SSetfe entfpre»

djenbe öffenttidpe 9RinberpeitSfd)uleinricptungen ootpanben finb. ©ine gßinbeftgapl bon ©Mülern ift niept öorgefcpriebcn, allerbingS muß eS fiel Wirtlich um eine „©cpule", nicht nur um fBribatunterricht — etwa für mehrere fin b e r eines unb beSfeiben ©bepaareS — banbeln. Sie fin b e r brauchen mept einmal ein unb bemfelben ©chulberbanbe angugehören, wenn fie nur in foldjer ©ntfernung bon ihm wohnen, „baß ihr regelmäßiger ©cpulbefwp als gewährleiftet angefehen werben lann" Sabei finb bie BerfeprSmöglidjfeiten m it gu berud»

fiditigen. Ser Unterricht wirb pier durchweg in ‘¡ßolnifd) ge»

geben; eS ift nicht nur Unterrichtsfach. S a bie prtbaten DRinberpeitSfcpulen BolfSfcpuIen finb, muß ihr Seprplan m it bem ber öffentlichen BolfSfcpule übereinftimmen; eine 91b»

Weidmnq ift nur infoweit gugelaffen, als eS notwenbig ift, bte pflege beS poln. BolfStumS, nicht etwa fremben ©taatSlebenS ober fretnber ©taatSgefinnung angemeffen gu bermitteln.

Seutfch muß in auSreidjenber ©tunbengapl erteilt Werben. Sie fin d e t ber 9Rinberpeit genügen ber ©cpulpflid)t burep einen o r d n u n g s m ä ß i g e n Befud) einer pribaten ffltmberheitS»

öoltsfchute. SeSpalb müffen f i e . geiftig»fittlid) fo gefordert Werben, baß fie m it 14 Sapren ben an beutfdjen iBoltSfchulen gur ©ntlaffung tommenben ©djülern gleidjftehen. ©» muß alfo auch ber ©dfulbetrieb m it bem ber öffentlichen beutfehen SSoItsfchule übereinftimmen. Sagu gehört, baß bte yerten nicht abwcid)enb feftgefeßt werben bürfen unb S3eurlaubungen bon ©chulfinbertt ober Unterrid)tSbefreiungen nach ben all»

gemein gettenben Seftimmungen gu hanbhaben finb. Saruber barf man fiep ja nicht täufchen, baß in gewiffen, namentlid) ngrarifdjen SBebölterungSfreifen beS DftenS, bie Tceigung ber­

eitem , bie SIrbeitSfraft ihrer I'inber möglid)ft frühgettig auS»

gunußen, größer ift als ip r SBille, ben Sinbern eine auS»

icid)cnbe ©djulbilbung guteil werben gu taffen. SicS tonnte

gu einer bebentlid)en S3eöorgugung ber KftinberbeitSfcbuien burd) bie ®rgiel)ungSberechtigten füpren, gumal ber Sefud) üon prioaten 5BoliSfd)uten überhaupt nicht bureß ©d)ul»

öerfäumnisftrafen ergwungen werben fann, unb ©chulmft»

tationen feid)t als ©epifane aufgefaßt werben fönnen. Smmer*

pin werben bie fOtinberpeit felbft, wie auch öie ©d)ulaufftcpt, ba ber Sefucp ber prioaten SSolfSf^ute ein „orbnungSmäßiger fein muß, um ben S3ßfucb ber öffentlichen SSoifSfdfule gu er»

{eben, gerabe auf biefen ipunft ein wachfameS 9Cuge richten müffen; gegebenenfalls w irb baS Üiub — burch ©trafen gegen bie ©rgiepungSberecptigten — gum SBefucp ber öffentlichen beutfepen SSolfSfdiuIe angupalten fein; benn bie SWinberpeiten»

orbnung rupt auch bwr auf bem ber ® letcbä/ «icpt ber 93efferftellung ber fKinberpeiten.

S ie S t o n g e f f i o n gur ©rrieptung unb Settung etner prioaten 9KinberheitSOoIfSfchuIe feßt bie ^Befähigung gur 9ln»

ftellung im preußifepen ©djulbienft üorauS; in ber ütegel Wirb alfo ber Seiter ber tprioatfcpule preußifeper Staatsangehöriger fein müffen. Sie ©rlaubniS f a n n jeboep aud) einem 2eprer erteilt werben, ber bie entfpreepenbe Befähigung nur tm pol»

nifepen ©cpulbienft befißt unb gegen ben feine Bebenfen, tnS»

Befonbere fachlicher unb fitttieper 9Irt, beftepen. ©in weiterer BefäpigurtgSnadfweiS ift niept erforberlicp, auep nupt tnfpraep»

licper ^infiept. Sie gteid)en Borfcpriften gelten für bte neben bem Seiter §u befcf)äfttßenbert Seijrer. & ift alfo in ber Xat nicht auSgefcploffen, baß potnifepe Seprer an folgen föfinber»

peitsfipulen tätig werben, — fogar opne baß fie ein beutfdjeS

@pradjejamen abgelegt ^aben; felbftrebenb müffen fie tim ftattbe fein, bie Berechnungen ber beutfepen Bepörbe gu üer»

fieben: aitd^ müffen fie, ba ja au3reid)enber beutfe^er Unter*

rieht erteilt werben muß, tatfädjlicß im Befiße auSretcpenber beutfdfjer ©praepfenntniffe fein. Ilm bie für bie prioaten üßinberpeitSfchuten beftimmten ober an ipnen fdfon _ tätigen Seprer m it ben befonberen 91ufgaben beS 9KinberpeitSfd)ul»

WcfenS Oertraut gu madjen, fönuen auf Soften ber Bänberpeiten befonbere ftänbige Surfe gefepaffen werben. S ie Seilncüline .an folcpen SKinberpeiteneinrichtungen barf febod) üon @d)ul»

auffidjts wegen niept geforbert werben; bie TOnberpett ift ja in ber Sage, bie ©ignung ber Seprer bei ihrer 91nftetlung gu berüdfieptigen. — 9tnberS, um bieS gleid) picr gu betonen, fiept es m it ben Seprern an öffentlichen ©cpulen; benn fie finb (Staatsbeamte, für bie bie allgemeinen Beftimmungen über ipre d u a lififa tio tt gelten; fie werben übrigens m it ber 9luS»

pänbigung ihrer 9CnftellungSurfunbe preuß. Staatsangehörige, wenn nüpt hierbei — gemäß § 14 @t9Cng®. — bie Ber»

leipung ber ©taatSangepörigfeit auSgefdjiofien wirb. bie

©infüprung ber an öffentlichen ©cpulen wirfenben unb ja öom Staat gu ftellenben Seprer in bie befonberen Aufgaben ber SßinberpeitSfdjulen fo il burd) befonbere ©inriptungen an ein»

gelnen päbagogifdjen Slfabemien Borforge getroffen werben.

©§ liegt auf ber §anb, baß oorn nationalpolitifd)en

©tanbpunft auS gegen bie S o ß u n g »an prioaten SKinber»

peitsoolfsfdjulen unb öon polnifd)en Seprern bie fcpwer»

wiegenbften Bebenfen erpoben werben fönnen. ©erabe weil bie Brioatfd)ulen leiept gu 91gitationSgWeden mißbraud)t Wer»

ben fönnen, richtet fiep ber §auptangriffSpunft weitefter beut»

fd)er Greife gegen ipre 3ulaffung überhaupt; ebenfo Wirb, im ö in b lid auf ben ©cputterror, ber in Dftoberfcpieften — trofe beS ©enfer 91bfommenS unb ber burdj biefeS emgefüprten internationalen fo n tro lle — gegen beutfepe BtinberpeitS»

fdmien auSgeübt wirb, bie Sulaffung potnifcper Seprer faft als Berrat an ber beutfepen 6 ad)e, gummbeft als unbegretf»

lieber Seicptfinn betrachtet, ©ine ^Regelung opne biefe beiben

©dpfeiler Oerbot fid) febod), fdjou im § m b lid auf unfer 91uS»

lanbsbeutfdftum, bon fe lbft!6)

B5ar fo ber entf^eibenbe © c p n tt m it ber 3 u la )fu n g pri»

oater BUnberpeitSüolfSfdjulen getan, fo w a r eS n u r eine not»

Wenbige g-olge, gur © rp a ltu n g (niept gur © rrieptung) fobper B r i o a t ü o l f S f c p u l e n aud) © t a a t S u n t e r f t ü ß u n g gu qewäpren. © ie t r i t t bann ein, wenn bie 3 a p l ber eine foltpe prioa te SRinberpeitSOolfSfcpuIe tatfäcplich befud)enben ootfS»

fcpulpflicptigen f in b e r in einem © djuloerbanbe minbeftenS 40 ß) wirb häufig überfepen, baß ißolen burdj ben fog.

9Rinberpeitenfcpu|Bertrag ü. 28. fju n i 1919 opnepin gu einem Weit»

«ehenben iOlinberpeiteitfiijup, namentlich auf bem ©ebiet bep ©ajul»

wefenS, oerpflidjtet if t ; aud) finb an beutfepen SDlinberpettSprtoat»

fdjulen in ißalen beutfepe Seprer gugelaffen.

(6)

3086 ©rötere 9tuffä|e [.guttüifdje SBofienf^rift

Beträgt. Siefe Saßt 40 b eit fidj m it ber im ©enfer DBer»

fd)ieiien»2ib£ommen b. 15. M a i 1922, Slrt. 106, für öffentliche VotfSfcßulen feftgefegten unb ber in faft aiten öftlid^en Mindert) eitSrecßten enthaltenen gaßt; fie hat aifo gewiffer»

maßen internationale unb fafrofanfte Bedeutung. Unter fie herunter gu gehen, tag fein Slnlaß bor. ©S fann nicht Sache beä Staates fein, fteine Splitter» ober gwergfcßuten für eine berßättniSmäßig geringe Sänbergaßt allüberall mit ftaatlidjen ÎOlitteln gu unterhatten; beStjatb muß auch die SHnbergatji ber unterftügten pribaten S0Î inber§ eitSüoli Sfcf)ule in ein Ver»

ßältnis gur BebölferungSgaßl gefegt werben, tno&ei in bie für bie StaatSunterftügung erforbertiche finbergaßt auch bie fcßut»

pflichtigen Sinder einguredfnen finb, bie aus anberen Scgnl»

ber&änben fomnten unb Veränderungen ber finbergaht im Saufe beS Schuljahres unberücfficßtigt Bleiben. Sie gaßt 40 g ilt für Seßutberbänbe Big gu 20ÖG0 ©inwoßnern; Bei Schub üer&änben bon mehr atS 20000 Bis 50000 beträgt fie 80, bon mehr als 50000 bis 100000 minbeftenS 120, bon mehr als 100000, atfo in ©roßftäbten, minbeftenS 240. M it biefer Regelung geht bie^preußifcße Drbnung einen großen Schritt Weiter, at§ baS fonftige internationale Reißt : benn nach Slrt. IX beS fchon erwähnten, baS Seutfcße Reich atterbingS nicht Bindenden MinberßeitenfchugbertrageS b. 28. g u n i 1919 hat bie Minderheit einen Stnfpruch auf öffentliche Strittet für ihre ißribatfbhuien nur ba, „où réside une proportion con­

sidérable“ . Sie preußifcße Drbnung fiefjt babon a&, biefen

©eficßtspunft für Errichtung unb Unterhaltung ber öffent»

lichen VotfSfcßute gugrunbe gu fegen, ba er aïs brüdenbe Be»

fchräntung ber Minderheiten unb ihre SluStieferung an bie SBittîür beS ©aftftaateS wirten fann unb auch oft fo ernp»

funben Wirb. S tatt beffen hat fie — in 2lnte£)nung an §§ 33 Slbf. 2 unb .39 beS SdjutunterhattungSgefegeS b. 28. Quti 1906 — einen feften Maßftab gewählt, ber, BefonberS auf bem Sanbe, irgenbwetcße Streitigfeiten über bie Unter»

ftügungSpfiicßt beS Staates auSfcßtießt unb Beiben Seiten geredjt wirb. SieS geigt fich auch in ber Beftimnrang ü&er bie § ö h e ber S t a a t S u n t e r f t ü g u n g . Sie fott fich in ber Reget auf 60<>/o beS Betrages Belaufen, ber tatfâdjticl) gur Befoibmtg ber boit» (b. h- m it wenigftenS 20 Unterrichts»

ftunben je SBocße) befcßäftigten Seßrer aufgewenbet w irb;

biefe BefotbungSfoften finb ber Sdjwerpunft ber taufenben StuSgaben einer Schute unb machen erfahrungsgemäß etwa VVber ©efamtfoften auS; fie finb ihrer &öße nach ftetS nach»

prüfbar unb unabhängig babon, ob bie ScßuiberWaitung meßr ober weniger fparfam geführt Wirb; bie fachlichen, auf etwa Vs ber ©efamtfoften gu fcßägenben taufenben ÉuSgaBen beS Schulbetriebes hängen bagegen eher bom Belieben ber Scßui=

berwaitung ab, bitben atfo feinen objeftiben Maßftab. ©ine StaatSunterftügung in §öße bon 60o/o ber BefotbungS»

auSgaben bedeutet fonach bie Übernahme bon etwa 48»/o ber

©efamtfoften beS ScßutbetriebeS, — eine ficfjerticf) ßöcßft Be»

amtliche Staatsteiftung, bie nur im geringen Maß baburd) Wieder eingebracht wirb, baß durch tue Einrichtung potnifcher MinberßeitSfdjuten die beutfcßcn öffentlichen VotfSfcßuien eine etwas geringere Scßütergahl aufweifen unb bementfprechenb auch einige Seßrfräfte frei werben. — SBerben für bie Mindert) eitsfdjute bom Staat ober bom Scßulberbanb un»

entgeltlich Räume gur Verfügung geftettt, fo gitt ber Miet»

Wert ber Räume als Seit ber Barunterftügung. Sie r ä u m » l i ehe U n t e r b r i n g u n g ber pribaten MinberßeitSootfS»

fhuten fönnte atterbingS Schwierigfeiten begegnen, weniger auS potitifetjen, als aus tatfäd)tid)en ©rünben. SBürbe man ihnen bon 2tmtS wegen Sdjuträume gur Verfügung (teilen, fo Würbe barin, BefonberS gegenüber den religiöfen unb fon»

feffionetten Minderheiten, eine außerordentlich ftarfe einfeitige Beborgugung, atfo eine Befferfteltung biefer nationalen Minderheit liegen; babureß würbe bsr fonft ftreng gewahrte

©runbfag ber^ ©teich-, nicht Befferfteltung der Minderheit durchbrochen; ja es fönnte, wenn doch im ©ingetfatte Bei ber noch immer unb BefonberS int Often unb im Rheinland unb SBeftfalen herrfeßenben ftarfen SßoßnungSnot die Raum»

befchaffung fich nicht ermögtichen ließe, baS Dbium auf ben Staat gurüeffaiien. S3aS aber noch fhiim m et wäre, eS würbe foldjer ftaatlicßer Bwang 3ur Übertaffung geeigneter Scßul»

räume bie Beoötferung bon bornßerein gegen bie Minder»

heitsfehuten einnehmen; daran fann auch ber Minderheit nicht gelegen fein. Sie neue Drbnung Befcßränft fiel; beSßatb

darauf, bie ScßuiaufficßtSbebörben gu ermächtigen, bie Be»

nugung öffentttc^er Scßulräume für ben Unterricht ber pri»

baten MinberheitSfchute gu genehmigen. Ser U n te rric h t minifter hat in dem StuSführungSertaß gur Drbnung auSbrücf^

tich darauf tjingewiefen, er bertraue darauf, baß, „um den Stngehörigen der Minderheit bie ©urchfühtung ißrer ftaatS»

bürgerlichen fRect)te auf ißftege igreS tSeutfchtumS gu er»

teidjtern, bie Hommunatberwaltungen ba, wo eS angeht, der Minderheit in ber ¡perga&e bon Sdjuträumen ©ntgegenfommert getgen Werden. Sie Schulbehörden haben eS fiep angetege«

fein gu taffen, die Minderheit in ihrem 93eftreben gu unter»

ftügen.“ 2)ie hier getroffene fRegetung dürfte ben beiberfeitigeu 2lnfprüchen ©enüge tun; eS ift gu ^offert, baß, wenn erft ber

„© e ift" der gefamten Minberheitenorbnung ber SSebötferunü gum IBewußtfein gefommen ift unb alte beteiligten bentfeheu Stetten, _ befonberS bie Sdjutberbänbe, bie gwingenbe Siot»

Wenbigfeit erfannt haben, bie einmal ertaffene Drbnung auch topat burdjguführen, etwa beftehenbe Schwierigfeiten über»

Wunden werben, um fo meljr, atS auch dem SluStanbe eine Sicherftettung ber Sdiuträume für bie beutfd;cn Minderheiten nicht Befannt ift unb feine Minderheit, weder im noch in1 SluStanbe, weitergeßenbe fRechte beanfprudjt.

S)ie S c h u t r ä u m e ber ipriöatfdhulen fallen Billigen 21n»

forderungen entfpred;en; babei iß natürtih die gn unter»

ridjtenbe Äinbergaht in 23etracht gu gießen; bie gleichen 21n»

forberungen wie an eine öffentliche Schute finb nicht gu ftetten; die bofte ©teichwertigfeit ber prioaten Minbert)eit2»

. fcljule m it der beutfefjen öffentlichen Schute fott atfo nicht twn 21uffichtS Wegen^ ergwungen, fondern eS fott eine gewiffc Diadjficht für die Minderheit geübt Werben, ohne fetbft»

üerftänbtidh Seben ober ©efunbtjeit ber Sinber gu gefährden,

©igene Sct)uigebäube find nicht 58orauSfe|ung für ben 23e»

trieb einer MinberheitSpribatfchute. dagegen müffen bor ©r»

Öffnung einer folgen bie U n t e r r i c h t S g e g e n f t ä n b e fießer»

geftettt fein, damit nicht etwa eine Schute oßne bie unbedingt erforderlichen Sehrmittet (harten, £afetn ufw.) in Setrieb ge»

nommen wirb. ®ie gu bettugeitben Sehrbücher finb, wie bei jeder rißribatfehute, bon ben Regierungen gu genehmigen. — g u r Vermeidung bon Scheinerrichtungen beftimmt bie Drd»

meng, baß ber MacßweiS ber für den Scßulbetrieb erfordern ließen M itte l u. a. auch bann als erbracht angufeßett ift, wenn ein rechtsfähiger Verein m it minbeftenS 100 reichSbeutfcßen Mitgliedern die ©ewäßr dafür übernimmt.

21ucß MinberheitSpribatfchuten, bereu S t e t e ü b e r die V o I f S f c ß u i e ßinauSgeßen, föniten bon ber Minderheit ein»

gerichtet werben; für ißre ©rrießtung gelten bie gleichen Vor»

feßriften, wie für die ©rrießtung derartiger S}Möatf<huien überhaupt, unter entfpreeßenber Slnwenbung ber oben bar»

geiegten Veftimmungen. ©teicßeS g ilt für bie ftaattieße Unter»

ftiigung fotdjer Schuten. Soweit eS mittlere Schulen finb, findet ber ©rtaß beS S u itM üt. b. 9. 2tprit 1926 (Sbt. 1V1), foweit eS anerfannte höhere Seßranftatten finb, ber ©rtaß bom 12. M a i 1927 (baf. 178) Slnwenbung. £$-ür bie ©rteitung ber

©rtaubniS bon Prüfungen, bie ftaattidje Berechtigungen ber»

teißen, gelten die gleichen ©runbfäße wie für bie übrige«

Vribatfchuten, fofern an ben Minberheitenfcßulen auSreicßen»

der Unterricht im tßeutfcßen erteilt wirb. Selbftrebenb ifh baß folcße. ©eneßmigungen auch den höheren Minderheiten»

feßuien nicht feßon bei der ©rrießtung, fondern, ebenfo wie preußifßen Vribatfchuien, erft nach Verlauf eines SaßreS und nach bötligem StuSbau auf ©runb ber gefamten ©inrießtungeu gegeben Werben fönnen. ®am it ift ber potnifeßen MinberßeU bie Mögticßteit eröffnet, die Scßüter auf pribaten SJrinber»

ßeitenfcßuien bis an bie Uniberfität ßerangufüßren.

Soweit baS Vriöatfcßutwefen! ®ie VD. geßt aber norß Weiter: fie Witt fogar böttig auf Staatsmittel ö f f e n t l i c h M i n d e r ß e i t S b o t f S f c ß u t e n einrießten; unb gwar banw Wenn bei den ftaattieß unterftügten pribaten VoIiSfißuien bie VorauSfegungen für bie ©ewäßrung ber StaatSunterftügung wäßrenb dreier aufeinander folgender Saßre gegeben finb und noch fortbefteßen, atfo bie ©ewäßr ber Sauer einer foteße] 1 Vo'ifSfcßule unb bamit aud) eines bauernden VebürfniffeS anal für die S u n n it dargetan ift. ©ine öffentliche M in d e rh e it bottsfeßute fann fonaeß nur auf bem Umwege unb auf

©rundtage einer fd)on längere öffentlicf) fubbentioniertcjb prioaten MinberßeitSboifSfchuie entfteßen; benn nur bann if*

ein eulfprecßenbeS bauerndes Bedürfnis, unter Berücffii»

(7)

57. gtf&rg. 1928 §eft 49] ©rötere 9Iuffä|e 3087

tigung ber örtlicßen SBerßältniffe, erwiefen. Sie Umwanblung

einer prioaten, ftaatiid) fuboentionierten in eine öffentiicEje SSoXIöf5)uie erfolgt jebodE) nicf)t bon 9tmt§ wegen, fonbecn auf Stntrag ber ©rjießunggberecßtigten non minbefteng 40 bolfg«

feßulpflicßtigen kinbern. ©ine Befragung ber ©rgießungg- beredftigten bon 2tmtg wegen, ob fie ber Umwanblung 5U®

ftimnten, fo ll nidEjt erfolgen. Um febocß einer SRinoriJerurtg borgubeugen, beftimmt bie Dehnung, baß, wenn bie Or*

gießunggberedjtigien einer größeren $aßi, alg öon ben ¿ln«

tragftdlern bertreten werben, ber Umwcnblung wiberfprecßett, biefe gu unterbleiben p t . Sluf bie Unterhaltung einer Jo nmgeWanbelten öffentlichen SRinberßeitgbolfgfeßule, fowie bte Slnftellung unb Sefolbung ber Seßrfräfte gelten bie gleichen SSorfcpiften wie bei ankeren öffentlicpn SSoIfSfcijuIen.

befonbere finbet aueß bag ©eieg, betr. bie ffeftftellung unb Slnforberung für bie ä3olfgfcßuIen ö. 26. SRai 1887 (© ö . 175) Hinwendung; ebenfo gelten bie SSorfcßriften über bie @e«

Währung ftaatiid)er ©rgängungggufeßüffe. SSei ber ©ejepng bon ©eßulftellen ift naeß SRögücßteit auf bie SBünfcße ber SKinberpit Slüdficßt gu nehmen; gu biefem 8 wed ift aug*

brüdlicß beftimmt, baß bor ber Htnftellung bon Seprraften an einer folcpn ©djule bem ©Iternbeirat ©elegenpit gu oor=

fcEjlägen gu geben ift, wie er aueß bor ©infüßrung befonberet Sepbücßer gu p re n ift. — S a nun aber bei Q prafttreten ber SD. bie genannten 3Sorau§fe|ungen für bie Umwanblung noeß nid)t borliegen fönnen, wäre eg unbillig, bie SRinberßeit nidjt algbalb in ben ©enuß beg i p per gugefagten Stecßtg auf öffentliche SRinberßeitgfcßulen gu fepn. Hllg Übergang^»

beftimmung fie p baßer bie SSO. bor, baß bis gum 1. ¿J-pru 1934 and) o p e borprige ©rricßtung bon prioaten, ftaat- ließ fubbentionierten 9Rinberßeitgbol£gfd)ulen eine öffenthdje SRinberßeitgbolfgfcßule bann cinguricpen ober eine ptbate SBolfgfcßuie in eine ö ff entließe bann umguwanbeln ift, wenn bieg bon ben ©rgießunggberecßtigten bon minbefteng 40 bolfg«

fdjulßfliditigen kinbern beantragt Wirb unb bie Qaßl mm»

befteng ö«/o aller bem ©eßuloerbanb angeßörenben, gu ®e«

ginn beg ©cßutjaßreg bol£gfd)ulpftid)tigen kinber betragt.

Saburcß fann bie SRinberßeit, wenn fie an Heineren Orten ftärler oertreten ift, fofort unb unmittelbar bie ©rricßtung öffentlicher SRinberßeitgbolfgfcßuien ßerbeifüßren. —

Sliefer Hlufbau beg ©eßuffpftemg weicht, wie erfießtfid), bon bem in Preußen allgemein gültigen erßebfieß ab; wäßrenb

$ribatf(ßulen im allgemeinen nur alg ©rfa| unb ©rgangung beg öffentlichen Unterricßtg bienen fotlen, fteßen fie für bie Pinberbeit im SSorbergrunb. 21ber einerfeitg bleibt bag öffent­

liche ©cßulmefen ber SRinberßeit nießt oerfcßloffen, anberer*

feit» fann bie öffentliche §anb nießt für Scßulen fleiniter S plitter eingefegt werben, fonbern eg muß ber SRmberßeit überlaffen bleiben, biefe ©onberbebürfniffe aug eigener Straft gu beliebigen; um fo meßr, wenn bamit bag Stecßt ber S3e«

freiung bom Sefucße ber öffentlicßen beutfeßen ©cßute ber«

bunben ift. Hlnfprud) an bag öffentliche SBefen ßat bie SRtn*

berßeit bort, Wo fie bauernb in einem einigermaßen anfeßn«

ließen SBerßältnig gur übrigen SScbölferung fteßt. lie f e t Siege«

lung fteßt aud) Hirt. 147 SlSSerf. nießt entgegen; biefe *or«

feßrift fann nur alg brogrammatifeße »iiibung fü r bte gu«

künftige 9ietd)§gefe^gebung angejeijeu werben, iä&t alfo ba§

geltenbe Sanbegrecßt unberüßrt; reießgrecßtliche Hlugfüßrungg»

borfeßriften gu Hirt. 147, bie bie prioaten SRinberßeitgbolfg«

feßulen, etwa äßnlicß Wie bie SSorfdjulen, ßinbern würben, finb noeß nießt erlaffen. Saß aber oßne b*i»“ te. SRtnberßeitg«

feßulen eine SRinberßeitenregelung auggefcßloffen tft, hegt naeß bem ©efagten auf ber §anb. 3 P übrigen Würbe bem Htuglanbgbeutfcßen ein SSärenbienft geleiftet werben, wenn Wan bet bolnifdjen SRinberßeit bag SRedjt auf ^ribatfcßulen berfaqen wollte. ©d)tießlicß ßat nidjt einmal bie boini|cße Stinberßeit ben ja aueß b ^ftifd ) gar nießt bureßfupbaren SSunfd) geäußert, auf öffentliche IDiinberßeitgfdjuien befeßranft

8u bleiben. ,

Umgefeßrt geßt gerabe bag ©treben ber ©reng« unb '¿lug«

lanbgbeutfdjen baßin, ben ©aftftaat aug ber Siegelung beg SRinberbeitenfbßulwefeng gang auggufcßalten; man wün]cßt bielfaiß, ber ©aftftaat möge ber ÜRinberßeit bie böltige ©elb]t«

berwaltung beg SOÜnberßeitenfcßuiwefeng, wenn aueß unter ftaatlicßer Stufficßt, überlaffen, ieboeß gu feinem Seite an ben Soften beitrggen; gum Seil w ill man fogar bie öffentlichen

^olfgfcßuien gang augfößließen unb nur tprioatfcßulen für bie

SRinberßeiten gulaffen (troßbem ber fDHnoritätenfcßußöertrag m it iBolen öffentliche ©cßulen au§brüdticß borfießt). SKan ßat hierfür bag © plagwort „ k u l t u r e l l e S l u t o n o m i e " ge­

prägt unb eingebürgert. Ser Sftaum öerbietet eg, auf biefe >öe- wegung ßier näßer eingugeßen7). ©g bebarf beffen ßier autß nießt, weil bie $olen — unb m it ißnen bie anberen nationalen SJtinberßeiten in Seutfdßlanb — bie fulturelle Slutonomte nad)brüdlid)ft ableßnen; äßnlibß wie bie beutfdße Piinberßett m io le n fid) gegen eine Siegelung meßrt, wie fie g. 18. in bem eftnifißen Slutonomiegefeß b. 5. ffebr. 19258 9) auf ber ©runb«

läge eineg Slationalfatafterg getroffen ift.

S ie fOlinberßeit fo ll jeboeß nießt auf bie Soanfbrueß«

naßme ßribater ober öffentlicßer SKinberßeitgbolfgfdßulen be«

feßränft bleiben ober genötigt werben, ißre kinber biefen ©in«

riditmtgen §u§ufü^ren. SBid fie Dielmeijr i^re polmfdj fpre*

dbenben Sinter in beutfdje SSoiigfdjulen fd)iden, fo ift bte

©inrießtung ßolnifpen ©cßreib«, Sefe«, ©prad)« unb Sieh«

giongunterrießtg alg fafultatiber llnterricßt an öffentlicßen SSolfgfpulen borgefeßen, wenn er für minbefteng 10 fm ber beantragt wirb. Sie näßeren SSoraugfeßungen, unter benen foidient Anträge entfjpre^en ift, finb in bent (Srian be§

Suttugminifterg b. 31. Seg. 19188) entßalten. ©r g ilt für bie Slegierunggbegirfe ©rengmarf SpfemSBeftpeußen, SBeft«

breußen, Slllenftein, köglin fowie Oppeln; für leßtgenannten SSegirf Wirb bie neue SJUnberßeitenorbnung nießt emgefüßrt, ba für fie neben bem ©enfer Slbfommen m it feiner inter­

nationalen Überwachung fein Slaunt ift. Sie^ Seßrerfcßaft Wirb eg übrigeng peinlip gu bermeiben ßaben, bie kinber ber polnifdjen ÜRinberßeit auf biefen befonberen Unterncßt ßtn«

guweifett, um fieß nießt bem SSerbaeßt auggufeßen, in irgenb«

einer SBeife für ober gegen bie iOünberßeitgbolfgfcßulen (Stellung gu neßmen. ©adje ber SRinberßeit felbft wirb eg fein, gu entfdjeiben, welpe ©djulart ißren gweden am bien«

litßftcn ift.

©g erübrigt fieß fcßließlid) nur noeß, barauf ßtnguwetfen, baß bie neue Siegelung im wefentlipen auf Arbeiten auf­

gebaut ift, bie wäßrenb gweieinßalb gaßren eine gu biefem gwede bon ber Sleicßg« unb ©taatgregierung emgefeßte

©tubienfommiffion geleiftet ßat, ber SSertreter beg preußt- feßen SKinifterg für SBiffenfdßaft, kunft unb SSolfgbilbung, beg preußifdjen SRinifterg beg In ne rn , beg Sleießgmimfterg beg In n e rn unb beg Slugwärtigen Slmtg angeßörten, unb bie bte feßwierige, gunäcßft faft untögbar erfeßeinenbe Aufgabe ßatte, bie wiberftreitenben Sntereffen ber Snnen- unb Slußenpohttf in ©inflang gu bringen. Ser ©ntwurf ber Drbnung ift bann niißt nur m it fämtlicßen S3eßörbenbertretern ber in Setracßt fommenben Groningen, fonbern aueß m it Sßertretern ber beut- fdienffllinberßeiten im Sluglanbe, fowie ber nationalen ffllinber- ßeiten in Seutfd)lanb bureßgefproeßen unb erörtert worben unb ßat im wefentlicßen — abgefeßen bon faft färntlidjen

©teilen Oftpreußeng — beren IBitligung gefunben. Sie bon bem preußifdjen ©taatgminifterium befcßloffene Orbnung hegt 8. 3 . gemäß Strt. 40 21bf. 1 ißriöerf. bem ©taatgrat bor.

Sßegßalb — fo wirb man fragen — ift bte Siegelung nießt aueß auf a n b e . r e S R i n b e r ß e i t e n tn tfsreußen auggebeßnt worben? SBag gunäcßft bie S S e n b e n an­

langt, fo ift eg überhaupt gweifelßaft, ob P alg natio­

nale SRinberßeit angufpreeßen finb: benn eg feßlt tßnen

;a — tt>a^ eine 28e)en£t)orau§feftuttg foldjer ilcinberrjetten überhaupt ift, - ein außerhalb beg Seutfeßen S le ip g borßanbeneg, eigeneg unb felöftänbigeg Solfstunt, bon bem bie SRinberßeit a6gefplittert ift. «wß jft bie ja erft naeß bem kriege bon außen fünfttieß angefaeßte SSenbenbeweguug, bie fieß namentlich auf bie Sfdjeeßoflowafei ftüßt, biel meßr eine Bewegung gur pflege ßeimifeßer ©tgenart alg eine Wirf- ließe SRinberßeitgbewegung. Segßalb Würbe eine Siegelung für fie organifcß nießt in biefe Drbnung ßtneinpaffen. Sag fchheßt nießt aug, baß — in möghdjfter Slnpaffung an bie 00m

7) Sie mettDoüe Seitfcßrift ber beutfeßen SRinberßeiten „Dlation unb S taa t" entßäit in faß jebem §eft intereffante Beiträge gu biefem Problem.

8) OTgebtuctt bei t r a u § a. a. 0 . © .191 ff. ..

9) M tu g m in ifte r War bamaB konrab §aenifcß. ®er enap t|t abgebruebt bei f r a u ä a. a. D . © .269. — SRan wirb ¿,ar“ uLj>u aeßten ßaben, bie Seilnaßme an folcßen ©ptadßburfen meßt buteß is tr- anftaltungen bei allgemeinen ©cßulbetriebä ju ftören ober übermäßig gu erfeßtoeren.

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heberrecht als ein Q m m aterialgüterredit angefeßen toerben, baS fieß nießt n u r als SRefiep ftrafrec^tlicßex F o rm e n gegen einen unbefugten E in g riff

jufefien, Wenn eg fid) nur unt einen unbebeutenben fioßnunterfdjieb ßanbett, ber loirtfdjaftlid) rticßt inS ©ewidjt fällt. enthält fteine *orfd)riften über ben

oerßäitniffe beS öffentlichen StecßteS fü r anroenbbar e rklä rt. ©cßroädje kann aueß auf V crfdjulben berußen, kann ißren SIntaf) ßaben im XRißgtüdien

länbifcßen Sabitatbeteitigung im 3 utanb) in weiten Steifen beS SlotfeS befannt finb. Die gefeßtießen Sßorfcßriften werben pbem ßeute meßr als früßer burd)

feßeS wiberfprechen, zu Berlangen, baß in jebent einzelnen gaHe erft nachzuprüfen Wäre, ob aus einem SBechfel, einem Sched ober einer Anweifung Rechte gelteitb

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©begatten nur baS 3tififo ber Prüfung unb richtigen Beurteilung fol- cber ©igenfpaften aufbürben, bie im Beitpunft ber ©pefpliefeung noch borbanben getoefen finb, toeil

»norben ift, hat baä © rbgefEer. Stber bann m üffen auch Befonbere © idjerungen gegen einen 93iißbrauch gefefjaffen werben. S c| benfe Dabei namentlich an eine