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Die Zukunft, 17. Januar, Bd. 42.

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Berlin, den 17.Januar 1903.

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Mein Wahlkrei5.

chtnock-Machtallcs,

mein alterGönner, klingeltean;soheftig,als würde R -

eineHebammeoderWochenpflegerinverlangt.Obermich sprechen könne. NurfünfMinuten. SehrwichtigeSache.Könnenwirsnichttele- phonischabmachen?Unmöglich.Heutenoch?Nurheute.Gut;ichbin den ganzenVormittagzuHause. AnderthalbStunden danachschickteerseine Karteherein. »VertreterauswärtigerBlätter.« Ein noblerSchmock.Nicht mehrderkleine, schäbigeReporter,dermichanno Tauschinterviewt hatte.

Diefeste Stellung habeerausgegeben. »Das bringt ja nichts,wenn man nichtGlückhatundancherl kommt.Wozu soll ichmirfürandereLeute die Hatten ablaufen? FünfMille istdaschoneinegroßeNummer. Und derNeid!

Liefertman 1nalwasFeines, dannsuchendieKollegenEinenwegzudrängen undman kannschwarzwerden,bismanwieder einenPrima-Auftrag kriegt.

Auchwirdsausdie Dauerlangweilig,immerdiePortiers auszufragen.Mein

FetztckAuftragin der altenStellungwar: StimmungbildervondenKaiser-

1agden.DieFörsterrücktennichtmit derSprache heraus,zumTreiberhatteich kemTalent,dieGrünröcke wurdennachundnach ungemüthlich,undwas ich schickte,wurdein denPapierkorb geworfen,weil derLokalanzeigeresschon

gsbkachthabe.Alsobich dafür könne,daßScherls Reisendebessereinge- futh sind! Seitdem habe ichmichselbständiggemacht.Wenigstens weißman, Wofürman arbeitet.Jchvertrete ein paargroßeFirmen,dievonZeitzu

ZeitNotizenbrauchen,-undausländischeBlätter.England,Amerika. Da

IstnochWaszuholen.Wasthu’ichmit demFreisinn,wenn ernichtsaus-

giebtPNatürlichbinichliberal. Daskann ichdraußenauch sein.Undwenn 7

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ich fürdieschutzzöllnerischeGroßindustriearbeite, halte ichmichganzobjektiv.

Geschäftist Geschäft.Mit denBlättern,woSie betenoiresind, habeichfast gar keineVerbindung mehr;werdealsonur referiren· Sachlich; unpersön- lich,wiedieParteiloseneswünschen.Siewissen doch,warum ichkomme?«

»Nochnicht;aberSiewerdenmirssichersagen.«

»Sie sallendochReichstagskandidatsein?«

»KeinüblerSpaß.«

»Spaß? SpaßlAlleZeitungen bringens.Bitte!«Undergabmir einBlatt,worinwirklichzulesenwar,ich seivonden»Agrarkonservativen«

füreinenponimerschenWahlkreisalsKandidat ausersehen.

»AgrarkonservativundPommern istvielaufeinenSchlag. Wahr- scheinlichAhlwardtsKreis ; oder nebenan. HabenS:es geglaubt?«

»Ob ich...Solche Notizkommtdochnichtvon selbstin diePresse.

Entweder ists wahroderein ballon d’essaivonIhnen.Warum auch nicht?

SiehabendenLeutenDienstegeleistet;undwenn jetztdieschärfereTonart probirtwerden soll,kannman Siegegen Bülowbrauchen.«

»Seht freundlich. Erstensaberwerden dieHerrenvomBunde der Landwirthe nicht finden,daßichihnen Dienstegeleistethabe. Trotzdem ich oft sürihreForderungen eintrat,trenntnns dochVieles.Auchwürdensiesich ,oben«schaden,wenn siesichmitmireinließen.Unddasie nach politischer Macht streben, muß ihr nächstesZieleinfester Parteiverband sein,derdie EinheitdesWollens sichert.Jchkönnte mirsanders denken·Verniinftige Menschen,dienichtrückwärtsmarschiren, unsere bnntbepinselteUnkultur in Kultur wandeln möchten,alldasGerede überZölleundHandelsverträge fürdieBagatellel)ielten,dieesist,unddennochentschlossenwären,fiirden ansschlechtemBodenwirthschastendenLandmann allesMöglicheznthun.

Ganz einfach,weilPreußen dieseSchicht noch einehiibscheWeilebraucht;

weilsonstdieSlavisirung noch schnellerkommt,alswirjetztahnen; und weil dieYankeesunsdieExportwunderträumebald austreiben werden. Solche

wenn mans sonennen will agrarischeGrundstimmung ohne sraktionel- lenZwangwäre aniEndenützlich.Jetzt habendieAgrarierdieweit überwie- gendeMehrheitder Gebildetengegensich,undwerfiirsiespricht,wirdimbesten Fall siireinenWirrkops gehalten. Daß selbstMarx gesagthat,erseinur Freihändler,weil ,der FreihandeldiesozialeRevolution befördert·, daßer inschlechtenLandfrucht-undViehpreisendassichersteMittel sah,met-ebens- haltungderMassen, auchderinIndustrieundHandelthätigcn,herabzu- drücken: daran wirdlängstnicht mehr gedacht.DieAgrarier hausenmit den

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MeinWahlkreis. 91 Konservativen zusammenund die Konservativensindvon derIntelligenz verlassen.MitRecht;dennsie leisten nichts, enthüllenin denParlamenten dieSehnsuchtnacheinerraschenRebarbarisiruugundhabenin denent- scheidendenStunden nichteinmal denMuth eigenerMeinungKampfge- gen denUmsturz (denNiemand plant), hoheZölle (dieniebewilligt werden) undStrenggläubigkeit(dieimGemüthkeineWurzelhat):Dasist ihreLi- tanei.NichtdiegeringsteWitterung fürmoderne Bedürfnisse. Daherdie UUgÜUftigePosition.KeinMacKinley,keinBalfour,kaum einGrafdeMunz esist,alsseidasSpermaganzerGenerationen verbrauchtworden,umden einen Bismarck zuschaffen. Deshalb hütenschlaueHerrenwie Bülowsich WeisevordemRuf altkonservativer Gesinnungundputzensichlieber modern auf-Undichwüßtenicht,wieesinabsehbarerZeit wesentlichanders wer- denfoll. JstdieRegirung so unklug,dieHandelsverträgemitRuszland, Amerika,Ocsterreichüber dieWahlzeit hinzufchleppen geschickteUnter- kländleraus derPraxiskönntenbeigenügendemDampfbiszumersten Aprildamitfertig sein—, danndürftendieKonservativenmanches Man- datanden Bundverlieren. Das wäreaberauchnur einPersonenwechfeL Aufallepolitischen Fragen hättendieHerren,dieIhre Presse ,Bündler·

nennt, keine andereAntwort als dieGouvernementalen vonheute; siewären llöchftenszäherin derVertretung ihrereigenstenInteressen.DieGeschichte vonderschärfer-enTonart wirdinjedemKarneval erzählt;obsje dazu kommt,müssenwir abwarten. Bis zumAbschlußneuer Handelsverträge gewißNicht;Schroffheitkönnte dieMaßgebendenjanochungnädigerstim- men. Undist dieZollpolitikwiederfiirzehnoderzwölfJahrefestgelegt-«was bleibt dem Bunde derLandwirthedannüberhauptnochzuthun?Ob die kleinenBesitzerabermals zehn Jahre hoffenundBeiträge zahlenwerden, ist mindcftenszweifelhaft;dieErdedrehtsichweiter.Heutesiehts schonganzan-

Peksausals1892;damalskonnteman ohneHandelsverträgeauskommen;

IetztwäreeinZollkrieg,den derGegnerauchnur secleMonate aushielte,eine Katastrophe.Dasweißmandraußen,trotzden schönenRedendesKanzlcrs, dersichstolzals einenVolkswirth fühlt,wenn erdieZiffernderEin-und

AuslervomBlattabliest.DieSituation istungemein schwierig,weil

unTMGeschäftsführernichts vorausgesehen haben.Diefandensichineinem ewlgenGchUze-DenAufschwunghabenwir, rechneten sie,anneuen Märkten kanns

Nichtfehlen,denn wir bauenjaSchiffe;undineinpaarJährchenbe- erben wirGroßbritanien,dassachtbröckelt.LeiderhattedieRechnungein Loch.DasSternenbannerwar vergessen.Wirhaben gehandeltwieeinPri-

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vatmann, der überseineVerhältnisselebt,immer aufein rettendes Wunder hofftUndmitten inseinen RiesenplänendenAthemverliert. Gold ist keine Chimäre.DieEnttäuschunghat erst angefangen;dasdickeEndekommt, wenn dieVereinigtenStaaten satt sindundihr Eisen nach Europa verfrachten.

DasistdieböseSackgasse.DemExport sind unübersteigbareGrenzenge- zogen,unseren HauptproduktcndrohtdergefährlichsteWettbewerb unddie Rückkehrindie reineAgrarwirthschaft ist nicht möglich...MeinenSie, daß man mitsolchenAnsichtendieStimmenpommerscherBauern gewinnt?Denen mußmaneinRezeptzeigen,dassichereHeilung verheißt.MeinePartei,muß man sagen,verschasftEuchhohePreise, hält EuchdieausländischeKonkurrenz vomHals,bringtgehorsameArbeiteraustandzurück,drücktdenSozialdemo- kraten den Daumen aufs AugeundlehrtdieBörsensippeMores. Daszieht.

Wergewähltwerdenwill, mußFreibilletszumParadiesin derTaschetragen.«

»Undworan liegts?Eswar dochnichtimmerso.AlsderLiberalis- musnochherrschte,kannten wirsolcheJnteressenpolitiknicht.«

»Das muß ich schonirgendwo gelesenhaben.Nur hatbeiunsder Liberalismus niegeherrscht; ofsiziell:denn hinterderFassade haterdie Hauptmachtja längstansichgerissen.Die Märvonderagrarischen Tyran- nis,unter derwirschmachten,wirddurchewigeWiederholungen nichtwahrer.

Was gemachtwerdenkann,machendieJndustriekapitäneund ihreBank- piloten,diedochwirklichnicht,reaktionär-sindunddenenJunkcrundBauern immermehr weichenmüssen.Wooonfristendie,entschicdenliberalen«Grup- pen dennnochihrarmes Leben?SiemöchtenindiewärmstenStaatsstcllen, dieeinstweilenzurVersorgungdesAdelsundzurZüchtungguter Gesin- nungbenutztwrrden. SieführengegendenSchutzzolleinenKampf, der, wie dasBeispielanderer Länderbeweist,mit Liberalismus garnichtszu thunhat.UndtrotzdemnirgendsdieKraft noch auchnurder Muth zueinem UmsturzderVerfassung sichtbar ist,obennochwenigerals unten,schreiensie:

DasallgemeineWahlrecht istinGefahr!Mitdiesen Ladenhüternhausiren sienun seitJahren. LesenSiedieLeitartikeltAgrarier, Kanal, Börsengesetz, konservativeOberpräsidenten,Wahlrecht, BerufunginStrafsachenund ähnlichrückständigerUnsinn;kein Dämmern schöpferischcrGedanken.Auch keinernster Versuch mehr, dieDemokratisirungweiterzuführen;mit derAze- tylenlaterne fändenSie keinenRepublikancr.UmRichter,in demnochder alteTribunengrollgegen,dieSoldateska«lebt, wirdsoonJahr quahrein- samer.Derzubehaglichem Wohlstand emporgestiegeneHändler hatkein Interesse mehr daran,gegenMonarchie,HeerundFlottezuwettern. Das

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Heer hältdiearmen Leute imZaumundwäreeinewunderschöneSache, wennSchulzesundLevysSöhnenur leichterStabsoffizierwerdenkönnten.

An denSchiffenwirdviel verdientundihreKanonen sollendemHandelja neueMärkteerobern. UndwaswürdeausdemGeschäft,wenn derrocher debronzederMonarchiein dieLuft flöge?Dasist, siehtmans ingrellem Tageslicht,auch Jnteressenpolitik.Diewar ebenimmer,wird immer sein;

Jnteressenpolitiktrieben dieGracchen,dieFührerimBauernkrieg,dertiers Stat, unsereAchtnndvierzigerunddiechinesischenBoxerz JaezovonKöpenick undJaequesBonhomme,Cromwell undRobespierrcwaren von dieser Sünde nichtsfreieralsMarxundWangenheimJndenSchicksalsstunden wirktenideologischeZwangsvorftellungenmit; dochunter derBewußtseins- schwellewühlte stets NothoderGier.Wenn dieDupirungdesaufwärts drijElendenGefühlesgelungenwar,kamdannirgendeinHerrHomais-Sie kennen dochFlauberts prachtvoll typischenLiberalen? Natürlich und bewies imModejargon, daßessichumeinenKampf fürdieAufklärung, dieBefreiungderMenschheit handle. LießenSie, geehrter Herr, sichetwa nichtVomInteresse treiben,alssiedenPlantagendesberlinerFreisinnsent- licch? JneinpaarJahrenwerdenSieschwören,einsittlichesPrinzip,ein ausderSeelentiefe herauftönenderPflichtbefehl habeSiegezwungen,,sich selbständigzumachen.bWasheutesohäßlichscheint,ist uralt;nur siehtmans ebendeutlicher,seitdieSolistenpolitik aufgehörthat.WieimKriege,den PekfönlicherHeroismusnur selten nochadeln kann.DerZweckmoderner Kriegeist,demFeind möglichstfühlbaren Materialschaden zuzufügen,ihm Millionen,Billionenwegzuschießenund·wegzusengenzundpolitischeKämpfe werdenunternommen, wenn eineKlassedie andere von denQuellender MachtunddesReichthumes wegstoßenwill. Da istfür Persönlichkeiten, diesichnicht festaneinParteiproprammbindenwollen,keinRaum. Denken SiesicheinHäuflein,dassichaufdemSchlachtfeld zwischendieHeerewürfe underklärte,aufbeidenSeiten seiRechtundUnrecht; ihmaberseidieAuf- gabcgkstcllhfürdasabsolute RechtgegenWahnund Verblendungzufechten:

vondenersten Schwadroncnwürdeesüberrittcn.Jnallen Ländernhört Manjetztklagen,dieHeroenzeitdesParlamentarismus seidahin,undwo fkÜIJerAdlerhorsteten, pfiffen nunSpatzen DasistkeinZufall.Statt die bcrühmtenNamenderEntschwundenen aufzuzählen,solltemanlieber den GWßthatendieserKoryphäennachforschen.AusdenParlamentenhabendie

Monimsen,Sybel,Trcitschke,Virchow,FreytagsichkeineKränzegeholt;und siebrachtensämmtlichdochdasOpferdesJntellektes,dasbeimEintritt in

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eineFraktionvonJedem verlangtwird.Wer alleånbliebe,würdenochweni- gererreichen, wennihn nicht politischesGeniebefähigt,selbstwiedereine Parteiumsichzusammeln.Dann abermußeraufdieAutonomie derPer- sönlichkeitverzichten;dennnurals AusdruckeinesKlassenbedürfnisfcskann eineParteiinruhigen Zeitenleben. Auch heute sitzenin denParlamenten ja nicht nurTröpfe. DochdieStärksten sindmitdünnen Fäden angebunden unddürfenihr Bestes nichtvonsichgeben.Ein paar intellectuels —nicht vonderSorte,dieausihrem Elfenbeinthürmchenverächtlichaufallespoli- tischeTreibenher-absieht könntennicht schaden,wäreneinangenehmes, dengebildetenSinn tröstendes Ornament. Abersie hättennichts hinter sich alsdiekleineSchaarderKünstler, Gelehrten,Dilettanten undDeklassirten und wärenzurOhnmacht, manchmalzurLächerlichkeitverdammt. Frcytag undTreitschke,derVicomtedeVogiicåundMauriee Barries, sogar die-Her- renDernburgundConrad überragtenalsgeistigePotenzensicherdenDurch- schnittderParlamentsgenossenundkonntensichdennoch nichtimVorder- grundderBühne behaupten. Deinolratie, meinHerr-.chon istimmer mächtigerals einNikias undSokrates,JackCade stärkeralsRuskin; nicht, weilerdiefrechcreZunge hat, sondern,weilereinMasseninteressever- tritt.Dasmachtihn so furchtbarundschütztihn,wenn nicht geradeeinAri- stophanes aufsteht,vor offeneinHohn.Wirwürdendie alteErfahrunger- neuen. DieFrage,obzwanzigtausendliterati mitihren Lebensbedingungen zufrieden sind, bringt fünfzig MillionenMenschen,dieineigenerNothoder Gierkeuchen,nichtinBewegung.Unddawir keinOberhaus haben,keinen Senat, in den dievonGeistesGnadenGekröntenberufen werden,könnte nur eineOrganisation nachdemMusterderFabian societyunserean- tellektuellen dieMöglichkeitschnellen politischenWirkens gewähren.Den GeduldigcnbleibtdieFeder,derPslugschardergrößtenKulturbereitcr,die WaffedernützlichstenTrugzerftörer.Parlamenteabersindnun einmalnicht Gymnasien,woSophronistendenfeinsten Geistern Preisezusprechen,son- dernGeschäftsstuben,in denen umKrippenkonzessionengefeilschtundnach demMachtmaszdasKlassenschicksaldesnächstenTages bestimmtwird.«

»Na·..UndtrotzAlledem möchtenSiehinein.Man merktsdoch!«

»Jeder hat Stunden,woersichs wünscht.Immunität:Dasistdie gewaltige Lockung. JnDeutschlandsind sovieleDingeunausgesprochen;

diewichtigsten.DieoffeneAussprachewürdeweithin widerhallen.Daist dieFeder machtlos. Unser Strafgesetz-—-- aucheinProduktderInteressen- politik sperrtdenWegzukühnerPublizistik.Dembesonders,denkeine

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ParteistütztunddessenSchicksalkeinWuthgeheulweckt. DerStärkstewird durchgehäufteProzessemürbgemacht.DieSozialdemokratenselbstfinden kaumnoch .Miirthrer«,trotzdemderHandarbeiterunter derUnfreiheitnicht foleidet wie derentwurzelte Cerebrastheniker;unddieBonzenallerPar- teienschüttelndieweisenHäupterüber denThoren,der eineKatzelauteine Katzenennt. Nur imParlament ließesichManches sagen; geradevon einemnicht sraktionellGebundenen. DasEmpfindenderzurRevolu- tionirungderGeister berufenen Minderheitkommt dafastnie zum Wort.

Und ein Gebietistganzvernachlässigt:seltennur wirdüber internationale Politik ernsthaft geredet.DieSozialdemokraten rümpfenüber denDiplo- ntatenkrimskrams dieNaseundsindfroh, daßderalteSchwärmerLiebknechtsie nicht mehrmitUrquharts vergilbtem Portfolio ko1npromittirt;vielleichter- fahren sie auch nichtgenugJnternaundscheueneinGelände,dassie nicht genau kennen.

Die anderenParteienaberbeugensichin blinderDemuth vordemdiplomatischenGenie desHerrn GrafenvonBülow. ,Jnder inneren Politik istersehr sterblich;diefeinen SchachzügedesBismarckschülersaber muß Jederbewunderm Wenn derBismarckfchüler,der dasMöglicheer- kennt und dasNothwendigethut,nur endlichsichtbarwürde! Mirscheint:

an diesemeoupirtenTerrain werdendieschlimmstenFehler gemacht.Na- türlichwirdAllesvertuscht wozuhatman einPreßbureau,dasNach- richten spendenoderweigernkann? —, Denen aber,diedraußenPolitik machen,bleibtandie Dauernichtsverborgen. UnangenehmeSachenkommen auch OhneNachhilfeansgefährlicheLicht; ,ich verlassemich aufs Stinken«, pflegtederalteBleichröderzusagen,wenn ereinefaule Geschichtenichtselbst laneirenwollte.Undwir kommenausdenfaulenGeschichtennichtmehrheraus.

DaistjetztwiederVenezuela.EinMärchengipfelderUngeschicklichkeit.Zuerst dashastigeWerbenumdieGunst derYankees,das diePsychologieeinesSekun- danersalsunklug empfinden niußte.NurrafchSteineinsBrett; übermorgen werdenwir drübenmehr geltenalsEngland. Wir, heißts,warenfürEuch,als Jhrmit denSpaniernzuschaffenhattet;dieBritenwolltenEuchKnüppelzwi- schendieBeinewcrfen.DenBotschafterhörensie,dochderGlaubefehlt;natür- licht sieerinnernsichzugutnochderSchimpfreden,die denFeindenedler Kastilianerübers Weltmeer gerufenwurden. Das Ziel istSüdamerika.

Wennwir in denVereinigtenStaaten alszärtlicheVetternbeliebtgeworden sind,dürfenwir darandenken,uns im Süden diebesteallervorhandenen Kolonienzusuchen.WersolchePlänebesinnt, müßtejedenSchrittundjedes Wortzehnmalüberlegen.AlteSchule!Dasmachenwiranders;vielforscher.

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VenezuelawillseineSchulden nicht bezahlenundderPräsidentCastrowird obendrein frech?Denen werdenwirdieFlötentöne beibringen.Eduards müde,vonSalisburys festemHalfterbefreiteMajestätwirdleichtüberredet.

WaffenbündnißgegendenbösenZahler.Das besteMittel, Deutscheund Briten wiederzuFreundenzumachen.Blutistdicker alsWasser.Die VenezolanerhabenkeinGeld? Gut:blokiren wirihnendieHäsen(und hin- dernsie, höchstschlau, durchdenUeberseehandelGeldzuverdienen)undboh- ren alleerreichbarcnSchiffein denGrund. Waffengewalt soll entscheiden.

Erste Folge:ganz AmerikaeintsichimZorngegendeneuropäischen,Er- oberer«,England,sagtOnkelSam, machtnur zumSchein mit, vielleicht, um denungestümenPartnerzurMäßigungzuzwingen;dieDeutschen aber wollennichtnur Schulden einkassiren,sondernimSüden, aufdensie lange schonblicken,Fuß fassen. Darf nicht geduldetwerden. DerFall ist wiegeschaffenfürdieErledigungdurcheinSchiedsgericht Auf nachdem Haag!Das haagerGerichtstehtinBerlin,wieAlles,was mit Nikolais Sentimentalitäten zusammenhängt,in üblemGeruch. Schön,wirdgeant- wortet;also nicht Waffengewalt, sondern Schiedsgericht Abernichtim Hang, sonderninWashington.Wir wünschendenPräsidentenRoosevelt alsSchiedsrichter. Fein ausgesonnen, nicht wahr?Vergessenwirdnur-, daßHerrRooseveltein eitlerNarr sein müßte,wenn ersichdasonus ans- schmeichelnließe.Undwäre ers,sobliebederVorschlag nochimmer bedenk- lich;denn Südamerikawürdesagen:WelcheungeheureUebermacht müssen dieVereinigtenStaaten erlangthaben,daihrem Schiedsspruch sichdie stärkstenGroßmächteEuropas unterwerfen!Wie derKurzsichtigsteaber voraussehen mußte,lehntRoosevelt dasRichteramthöflichab ; undnun bleibt dieWahl:dieForderungabermals um etlichePflöikezurückzusteckenoder nachdemHaagzugehen.AndiesemPunktderTragikomoedie haltenwir heute. AufdemamerikanischenKontinent istdasMißtrauengegendeutsche Erobererpläneerstarktundnichtnur dieGelbePressepredigt denKriegwider Germanentücke. DieEngländer find wüthend,weilihr König, ohne aufden Rath bessererPolitikerzuhören,sichin ein Abenteuer lockenließ,vondem allevernünftigenTraditionen britifcher Erbweisheit abmahnen mußten.

Italien, das,weil derFetischglaubeanDreibündenicht auszuroden scheint, auch herangezogenwordenwar,benutztdaserste freundlichereWörtchendes biederenCastro,umzuerklären,nun seiAllesgut und dieBlokadezwecklos geworden. Jn Petersburg, Paris,Wiensiehtman vergnügtdemSpektakel zu. DieHoffnungauf südamerikanischeKolonienmußmindestens füreine

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MeinWahlkreis. 97

langeWeilevertagtwerdenundkluge hanseatischeKaufleute seufzen,die Hauptzechewerdeauchdiesmal derdeutscheHandelzuzahlen haben,den die Südstaatennur nochalseinnothwendigesUebelhinnehmenwerden. Und damit gar keinZweifelandererlittenen Schlappe aufkomme,wirdmitten in denVerhandlungenderBotschaftcrHollebenabberufen,weilerdieLage nichtrichtiggeschildeit,Rooseveltnichtzu derRichterrolleüberredethat.Jahre langließman ihn Fehler auf Fehler häufen; jetztists unmöglich,ihn noch ein paar Monate aufdemPostenzuhalten, dessenwichtigstePflichtenman ihm dochgeräuschlosabnehmenkonnte...Ungefähr soendetsjedesmal.

DiegroßbourgeoisePresse sagt nach,was irgendeinHammann ihrvorge- fugt hat,undbewundert denneusten ,Markstein«.DasParlament schweigt Undist zufrieden,wenn nachalterChinesensitte,dasGesichtgewahrtwirdk DieWenigen,diehinterdieCoulissen geguekthaben, wissen aber,wiesehr unserePosition sichverschlechterthat. Dazieht einUngewitter herauf,das der Redewerther istalsZolltarifundWestfalenkanal. Jede Ernennung müßte kontrolirt,jede Abberufungkritisirt, nach jedem auffallenden Schrittder KanzlerinterpellirtunddasAeußersteriiekfiehtlosgesagtwerden;derNach- barschaftwürdedadurch nichts verrathen:dieweißschonjetzt besserBe- scheid,alsunsliebsein kann,undnur zuHause glaubtman nochanden GlanzderPhrasenbilanzen. DerMinister desAuswärtigeu hat heutzutage dasbequemsteLeben;anseineGeheimwissenschaftwagtselbstderKeckstesich nicht. Auf diesemGebiet könntevielleichtaucheinEinzelner nützen.«

»Die Sachewird.Jchwerdealsoschreiben:Siekandidiren,weun..

»...derrichtigeWahlkreisgesundenist.Dermüßtemichabernehmen, wieichbin. Mirerlauben,immerdieParteiderarmen Leute zuergreifen

---— deren,Begehrlichkeit«,wenn dieExporthoffnung welkt,derProduzent Uvchschätzenlernenwird—— nnddochnichtfraktionellgedrillter Sozialdemo- krat zusein. SchutzzöllefüreinberechtigtesNothwehrmittelzuhaltenund dochnur sehr seltenmit denAgrariernzustimmen.DieZukunftwederauf dem Weltmeer nochimKanalzusuchen.JmWeddingbezirk,inderWeichel- niederungunddemElendsland hinterBentschenwichtigereKolonialgebiete zusehenalsin den Karolinen. NiedieJnteressenpolitikerzuscheltenund dennoch,ohne RücksichtaufeinKlasseninteresse, auszusprechen,was ist.

Glauben Sie, daßsolcherWahlkreiszufinden ist?Jch auch nicht.«

»Alsosoll ichnichts bringen?«

,,BringenSie:KeinPolitiker hatdenMann je ernstgenommen; die Kandidaturwar einschlechterScherz.Daswirdsichergedruckt.«

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98· DieZukunft.

Schwarz-Weiß

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ZmEingang jeder umfassenden SammlungvonKunstwerkenunserer Zeit sollteeinVorzimmersein, in demPorttaits moderner Künstler zusehen sind.DerEintretende würdedanndurchdiePhysiognomikauf das Wesenderneuen Kunstvorbereitet unddurch solcheAnschauunglehrebesser orientirt werdenalsdurch gelehrteKataloge.DiePortraitsmüßten inzwei Gruppen getheiltwerden. Diese Scheidungkönntepraktisch so leichtvorge-

nommen werden, wiesietheoretischweitläufigzurechtfertigenist;eine Frau,die

nichtdas GeringstevonKunstversteht,dürfte dieWahl treffenundwürde, wenn sienur ihren Weibinstinktenfolgt,einerichtigeGruppirung,imSinn derherrschendenartistischen Tendenzen,zuStande bringen. Rechts fänden dieschönenMänner ihren Platz,linksdiehäßlichen.Sowürdesich zeigen, daß dieKulturkraft einefeincharakterisirendeGesichtskundetreibtunddas MenschenmaterialmitdemPrägestockihresWillensdeutlichzuzeichnenweiß.

Man höredieNamen: BöcklinsundKlingers männlichbedeutendeBildner- häuptereröffnendieReihe aufderrechtenSeite; dannfolgenGreinersedles Schülcrgesicht,Hofmanns stillerAusdruck mitdenblauenRomantikeraugen UndThomasherzlicheVaterzüge;derseminineMoseskoprcinholds Begas, Adolf Hildebrands kluge Bürgerphysiognomie,dasfein modellirte Dichterhaupt WilhelmsKreis,StoevingsblondeLyrikerzüge,Segantinimitdemherben undBurne:Jones mitdemweichlichmystischenChristusprofil, Rossettis het- tischeRenaisfancemaskeunddasinkräftigmoskuliner Vornehmheitblickende BildPuvis’deChavannes. Linksaberwürdeman andereKünstlerfinden:

Rodin,mitdemgenial-brutalen Gnomenkopf,Lautrcc,denZwergmitder hämischklugenHofnarrenmaske,Liebermann,ausdessensorgenvollemHebräer- gesichtforschende,wissende Augenblicken,Manet,derin zerknittertenZügen eineneroöseWillenskraft offenbart,VandeVclde mitschmalemfinderabe-

Kopf,Endell, denengbrüstigenRiesenmit deraufmerkendenVogelphysiognomie, Manch, Leistikow,Minne,HeineundBeardsley.

EsistderGeist,dersichdenKörperbaut· Zur erstenGruppege- hörenKünstlerausdenaltenAdelsgeschlechternderRomantikerundHumanistem Jnlangen Artisten-und Gelehrtengenerationenist eineedleReinheitder Profile erzeugtworden undnun setztsichderFamilienzugindenGeistes- enkelnbeständigfort, selbstwenn diePersönlichkeitdie Formnicht mehrzu füllenvermag. Der harmonischenErscheinung entsprichteineharmonische Seele. «DergroßeGedanke, in dem die Weltsich spiegelt,wirdseiner selbst wegengeliebt,wieetwas Göttliches;wodieGedankenkraft versagt,deklamirt derschwärmendeEnkeldie Verse einesAhnen. DieBegeisterung,derRausch, dasGlückgehörenzurKonstitution dieser Künstler, dieserFrauenlieblinge

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