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Die Zukunft, 3. Januar, Bd. 42.

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Academic year: 2022

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(1)

Mie

Zukunftss-

Herausgehen

Maximilian Kardm

Ep-

ZweiundvierzigllerBank-.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

1903.

!,’-,«s«Pf- ,»-«Ä,'klxj,,-

(2)
(3)

Anhalt

Adel,vom...........330

Anthropologie, Soziale. ..146

Antwort ............163

Aerztesteuer,die........270

Athos, aufdem........107

Babel,- Bebel, Bibel ......129

s.a.Goethes Gott, s.a. Notizbuch 367,483, s.a. Epistel, s.a.Glaube, s.a. Hammurabi. Buhl-Bibel ..........183

Bankbilanzen .........443

Banknoten." .....··...395

Bleichröder..........164

Blumenmedium, das. ,....489

BodenspekulationundWohnung- noth.........·. ..235

Briefe,drei ..........403

Briefkasten ·...... 126,447 Biilow, Graf s.Notizbuch482. Buren undBriten .......419

s.a.TransvaaL Christenthums.Kapitalismus. Crailsheim,Grafs. Notizbuch 364. .create ingioia........177

DeutschlandundderWeltmarkt 249 DeutschthumundWeltgeschichte.277 Dunran, Jsadora .......231

Eisenbahnzuständes. Notizbuch 487. Epistel, die,anHollmann...369

Erdgeist,ders.Theaternotizen 205. Ewtik,Weibliche.......112

Frau,diealte......... 22

Frauen,die,derObrenowitsch.209 Fritzendenkmal s. Briefkasten 448. Gesetz,das, derGüterkonzentration178 Giron,Luise.......... 49

Glaube,der,desKaisers....428

GoethesGott .........329

GoethealsPathe.......465

Großer Stern s.Notizbuch368. Güterkonzentrations. Gesetz. Hammurabi...·......449

Hausirer,der..........187

Hausse, Wermachtdie?....124

HoserundHarren ·..... 85

Hülfen,vons.Theaternotizen 208. Hungernden,die........154

Hypnotismus,Therapeutischer.306 Jahrbuchderbildenden Kunst s· Rodin. Kaffeehaus,im.........281

KaisersBrief überdenOffen- barungsglauben s.Notizbuch 367,s.a.EpisteL Kaisers Geburtstag s.Notiz- buch288. Kaiser, der,imReichstag....169 Kampf, der,um denProspekt.479 KapitalismusundChristenthum 14

s.a.Antwort.

Kaufleute s.Politische 514.

König Georgs Erlaß s.Notiz- buch487.

Konkordat s.Vorgeschichte.

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Kronprinz s.Notizbuch 286.

Kronprinzessin, die,vonSachsen 1 s.a.Giron, s.Notizbuch 487.

LiederaufeineraltenLaute..,.354 Lieder,die,derneuen Frau ..494 Lieutenant,nur ein ...... 31 Loewes. Rathenau.

MariavonMagdalas.Theater- snotizen 326.

Maeterlinck s.Theaternotizen 207.

,- MauthnersWerk........455 Mutterschaftskassen.......357

.,- Nachtasyls.Theaternotizen 319.

Notizbuch......286, 362,482 Obrenowitschs.Frauen.

Ochrida............222 Parteimoral.......... 79 PolitischeKaufleute ......514 J Podbielski,vons.Notizbuch367·

Politik,telegraphirte...... 87 ,-Posen -s. Notizbuch 365.

Pourlo Mårit0s.Notizbuch287.

Preßgesetz,ein.........137 Promotionens. Briese 406, s.a.

Notizbuch485.

Prospekts. Kampf.

Pulver, das gelbe.......468 Racine s.Shakespeare.

RathenausLoewe........ 44 Reichsbanksorgen........246 Reichstags. Kaiser. s. Brief-

kasten447.

Rodin, Auguste....-....348 Salomes.Theaternotizen323.

Schleier,der,derBeatrice ...517 SchopenhauersWille .....294 Schopenhauers vierfache Wurzel260 Schrein,derleere.......115

Schuckert s. Siemens.

Schwarz-Weiß......... 98 Schwindelhausse........360 Selbstanzeigen41,82, 122, 159,

199, 274, 314, 344, 402, 438, 476.

ShakespeareundRacine ....506 Sezession, Berliner s.Schwarz-

Weiß.

SiemensiSchuckert....... SozialeAnthropologies.Anthro-

pologie.

Soziologie s.Zukunft.

SpeckvonSternburg,Freiherrvon s. Briefe 408.

Swinemünder Depesches. Notiz- buch362.

Telegraphirte Politik s. Politik.

Thal,das,desLebens s.Theater- 'notizen327· ·

Theaternotizen205,319.

Transvaal, dasbritische.... s.a.Buren.

Transoaalbahn, die......201 Tschaikowskij,PeterJljitsch.. 57 Vatikana ...........409

s.a.Notizbuch 482.

Venezuela............289 f.a.Briefe 403.

Vorgeschichte,die, desKonkordates 65 316

384

Wahlkreis,mein........ 89 Weibliche Erotiks. Erotik.

Weltenschicksal........399 Weltgeschichtes.Deutschthum.

Weltmarkts.Deutschland.

Wertheim...........284 Wohnungsnoth s.Bodenspeku-

lation.

Zangwill, Israel...·....471 Zeitungroman,der.......512 Zukunft,die, der Soziologie..337

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ZukunftZ««-·.·«"- ,-"-;,;-

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Berlin, den Z.Januar 1905.

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Die Kronprinzessinvon Sachsen.

Wins-Himmelswillennichts Sylvesterliches,hatte Jhre Excellenztele-

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graphirt. Ihre Exeellenz telegraphirte immer;diegleichgiltigsten, uneiligstenDinge;undmiteinerumWorttaxenunbekümmertenAusführ- lichkeit. Briefe fand sievieuxjeuzder moderne Mensch läßtdenDraht arbeiten. Undmodern wolltesie sein,umjedenPreismodern. DerPreis warauchschonbezahltworden. DieSucht JhrerExcellenz,stetsimletzten Boot zusitzen,hattedenManndieMinisterstellunggekostet;aneinemRegen- morgeu warer,vordenfröhlichfunkelndenAugeneinerunschönalternden Prinzessin,aufdemParquetboldendeskleinenHofesausgeglitten.Seine Excellenztrug denVerlustdes Amtesmit derWürde,die Starke ziert;der Mann, dessenhöchstesGliickJahrzehnte lang gewesenwar,dieSchranzen- lioreeanziehenlzudürfen-fand plötzlich,erkönnenichtFürstendienersein, dasHofgetrieliehabeihnvonjeherangewidertunderseiselig,«fortandieLuft derFreiheit athmenzu können.An1StammtischderMißvergniigtenundAbge- sägtenwar erderangestaunte TyrannunddieNeigungzudreiundneunziger RaueuthalerwurdezurtröstendenLeidenschaft. IhrerExcellenzwardsschwe- rer,sichin denWechseldeserischenzuschicken;Tausendmalhatte siedenhöf- isthenZwang, diegrijßlicheStuckprachtihres Fas sadenlebensbeseufztundver- mißteuundoch-Mancherlei:die beiden Säle derDienstwohnung,denPortier mit demDreispitz,diebeamteteBittstellerschaar,dieCourin derTheestunde, Alles,wasMächtigenselbstin derEngedas armeDaseinsiißt.Modernaber durfte sie jetztsein;und warsmitderWuthderEntwurzelten,dienichtzeigen 111öchteu,daß sie ihre Kasteverloren haben.Nur dasJRadikalstegefielihr,

I

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2 DieZukunft.

imLebenundfinderKunst. Persönlichkeitenmüssenwirwerden,Weiberwie Männer,"PersönlichkeitenimiteinheitlicherWeltanschauungzunsausleben;

denMuthjhabemKinder unserer Zeitzusein«RaumfürdieneueFrau!Raum für dieneueKunst! Jhre Dienstmädchendurften jedenSonntagumZwölf für zwanzigStunden dieiArbeiteinstellen.Ueberihrem Schreibtifch,dermodern styleheuchelte, hingeinfrechesfranzösischesPlakatundrechtsundlinksvon derBisitenkartenfchalelagendieKreutzersonateund der kleineZarathustra;da- neben dervonGeorgeundLechtergestickteTeppichdesLebens undMirbeaus Zofenpornographie.Frauenbewegung, sozialeFrage, Sezefsion, Straußund Mahler,Kleiderreform,Monismus,LyrikohneRhythmusundReim,Men- fchenliebesohneGottesfurcht:Daswaren dieihr liebsten Themata;undihr großerSchmerz, daßPensionundZinsenzu»individuellenMöbeln«neusten Stiles nichtreichten.Wersie’«zumerstenMalhörte,hielt siefüreineAnarchistin dersanftenSortezsspätermerkteerdann,daßauchsie,wieseitClavigos Tagen manchen Modefarbigen, »der sichübersoVieleshinaussetzt«,dochaneiner EckeZwirnsfädenfestbanden.Radikalismus ohneWurzel, angeleseneModer- nitätundsunterdem dünnenFirnißdieängstlicheSeeleeinerHausfrau,die entsetztvomStuhl sinken möchte,kwennderDiener aufderfalschenSeite

»servirtfzHöllischlästerlichimReden, doch zaghaftvorjedemvomWegder KorrektenabführendenSchritt; aufderLippedieunstillbare Sehnsucht nach buntem Erleben,imHerzendieReizscheuderMimosa Pudica. DerTy- pus ist nicht mehr selten, dasbesondereExemplarvonZeitzuZeitabereine Erquickung;nur mußteman genauwissen,wie weitman gehen dürfe: sonst wurdesie«schnelljzursteifenExcellenzinnmalwolltesieeinen»rechtordinären«

Ballfmitmachenundliefdann,ganz«verstört,ausderLoge,alsnebenanein trunkenes TricotmädchensichaufdenSchoßdesfetten Fleischpächterssetzte.

Schmollte einVierteljahr,weil ihr so Unsauberes zugemuthetwordenwar.

Kein GedankealsoanMetropoloderPl)ilharmonie:diefütif-9Jiusikco1-ps unddieSchneepolonaisehättensie geärgert.Auchaßsiegerngut, trotzdem röthlichenWesensanftrichnieausdemsMafsentrog;nndSylvesterlichcswar

.

ja strengverboten·Monna Vanna undnachherBorchardt; Besseres schien nichtzuersinnen.DieersteNischehinterderEingangsthür.Daists wenigstens still; keinTafelkonzert,keineNenjahrsiiberras chnngundeinsichererTropfen.

WenneingeschniegelterWirth ihrmit einemSträuszchengratulirte,würde siewild;denChristbaumduldetesie höchstenszuHause,nichtin derSpeise- fabrik,undfiedelndeZigeuner fand sielächerlichunzeitgemiiß.

»VorallenDingeneineCigarette!Nein:nurMelachrinooder Mot«ris.«

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DieKronprinzessinvonSachsenj 3

DerTaschenkammzog dieMittellockedesweißenTituskopfesin die Stirn.

»Die Luftin EurenTheatern ist einfachmörderisch.UndMonna Vanna eingeschminktesSchaf. NachdenFlitterwochenmitHerrnPrinzioalliwird sie sichwundern. Jchtraue demKerlnicht.Sentimentale Bandenführer? Und beidieserJungfernzartheit erotischenEmpfindenswillerdieAngebetete splitternacktunter demMantel derNächstenliebe?PfuiDeibel. Nennen SiemicheinenPiepmatz,wenn eineFraudieseZumuthungjelvergißtNee.

Unmodern. SiemüßtealleBeidesitzenlassen. Schließlichhatderfremde Herraus Florenz ihrdasNachtkostümdochnicht vorgeschrieben,unt sich auszuweinen...Danke: Sofas sindmirgräulichundZöpfe ,DerDame derEhrenplatz«—tragenwirnicht.Dameistdämlich; wirsind zweifreieMen- schen.PunschPDieNase soll wohlanNeujahrswünscheerinnern? Dann schonliebergleich’neSuppenterrinemitUrahnes Schöpflöffel.Heutewie immer,wenn man die Seelemallüftet: Perrier-JouetBt-ut; nichts Süßes, dasnach Brautpaarung schmeckt.UndleichteSachen; nicht mehralsdrei.

UngesalzenenCaviar vorher, meinetwegenaux blinis; läßtandie Eremitage denken.Seezungenfilet.Matelotte vonHiihnchenmitSpargelköpfen.En- diviensalat,ganzgemein,ohneMahonnaise.Undnatiirlich Pückler-Muskau.

Siesind dochnicht etwahungrig?DertviirdigeGentletnan,derhierKellner spielt, hältunsfürmauvais genre, weil wirnichtnachderSchnur essen.«

»Und Dasistverdächtiger—,sichtlichohnegemeinsames Eh eband, indieser Nachtderlegitimen Räuscheeneabinet particulier ..

»Unfinn!Glaubt höchstens,daßGroßmama ihren Tochtersohnab- fiittert.UeberdenZauberbinichglücklichhinaus.EineWonne,SieHerr derSchöpfung.KeinGeschnupper mehr.Niemand siehtEinen mit dem ge- wissenBlickan(,Na?Binichberauschend?«)undzwirbeltmit derSieger- pfotedenSchnurrbart.LeSexe estmort,vivel’individu!"Erträglichen Verkehrgiebts erst,wenndieHiindinnicht mehr hinteruns her ist. Jnjcdem Straßenbahnwagengenießeichs.Keinerbemühtsichnoch, aufkochendeLei- denschaftzu markiren. FrüherrücktensiedieBeine vor, daßman nicht ohne Rockzollvorbeikam. Pstl ,Schlamm ist ausdemGrund Eurer Seele;und wehe,wenn derSchlammgarnochGeist hat.c NietzschekannteEureKeusch- heitzhabtjanichtsAnderesimSinn,wennJhrwasweiblichJungesscht.Ein wahrerSegen,daßesüberstandenist. JrgendEinerstiegimmernach;mer weiß:amEndesuchtdasTöpschendenDeckel.Jchwar froh,alsdererste Schnee aufmeinenKrauskopf fiel;denNormal-mi«stleschreckenweißeHaare ab.Jetztbinich Mensch, jetztdarf ichssein.Profit, letzter Tugendritter!«

risi-

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4 DieZukunft.

»Seine Excellenzist wohlauf?«

»Excelfior!Schon aufdemsonnigsten BergdesRauenthales ange- langt.Jch habemirabgewöhnt,ihneinenüchterneNatur zunennen. Uebri- gensgenirenwir einandernicht.Eristalandividualitätja nichtbeläftigend starkundimlangenHoslebensopolirt,daßman sichankeiner Kante wund stößt.Diesmal wollteereigentlich·mitkommen,bliebaber,weilichzur Fremdenführung nicht Zeit hätte. Ich wollte;,Feuersnoth« hören,die Schwarz-Weiß-AusstellungderSezesfion sehenundhabezweiSitznngen.

Auch könnte dieTafelrunde ihn jetztnicht entbehren. Ahnen Sie,wiesdazu- geht?WildernochalsbeiIhrer Wirthin,die vor grauenJahrensp«—"ein Paar LactstiefelmitDamenknöpfenunddieschriftlicheWeisung,zweiTassen undetwas mehr Milchzubringen, morgensvorIhrer Zimmcrthür sand«

DiehöhereLakaienschaftisteinfachausdemHäuschen.Beiunssind jaalte Beziehungenzumdresdener Hof;undFranzwar alsKabinetsrathin delikater Sendungmal inSalzburgbei der k. undk.toskanischenHoheit.«

»WohlJedem, dendiese Geschichteamusirt. Ichfindesie wederer-

baulich nochlustig. Finde sogar,wirhabenfvondemArtikelnachgeradege- nug.DerholländischeundderenglischeLärm,CleopoldsWitwerleid, Schei- dunginHessen,ScheidunginAnhalt, LuisevonKoburgeingesperrt,Mes- alliancenLonyayundEhotek,Skandale GallierakEulaliaundMonaco-De Lara,"auchdesKanonenkönigsMajestät gehört ja beinahe hierher:eine- längerePausewärejetztnicht unerwünscht.LudwigvonBayern,der kobur- gerSchützenherzogderVorlescrinnen,RudolfvonHabsburg-Lothringen, MiftreßBrown,Milan undGeorg sind auch nochkeineEwigkeit tot,Draga lebt inder Glorie unddiespanischeJfabella spukt noch irgendworum.

Schluß,AllergroßmächtigstelAuchwenn dieZeitungenmitihrerschwarzen. SuppeEinemdieMahlzeit nicht soverekelthätten, müßteman allmählich fragen,obdie Völkernicht nächstensdieEhrfurchtverlernen werden«

»So? Jhre bürgerlicheTugend wirft AllesineinenTopf? Unge- meingerecht.Ungemeineinsichtig.LüderlicheStreicheeinesSchürzenjä-gers, VerirrungkrankerGeschlechtstriebeundderDrangstarkerSeelen insFreiex schnelldieselbemoralinsaure Saueedarüber. Kinder! Undsowasmäste·

ichnochmitZungenfilettOderwissenSievonderSacheüberhauptnichts?-«

»Wasman draußenwissenkannundwasderZufallmirausDres-

denundUmgegendinsOhr trug; also Iiiil;t«viel..AberanKomplizirtheit leidetdie Aventiure janicht.EinErzherzog, ältesterSohneines bis1860 souverainenHauses,dessenChefgegen dieVereinigungToskanasmitSar-

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DieKronpkinzessinvonSachsen. 5

dinienproteftirt hat,liebteinekleineSchauspielerin,dieungefährebensoviel durchgemachthatwie weilandFatinitza,undwilldiesesJuwelin einenEhe- reiffassen. Undsein Schwesterlein, währendderSchlachtvonSedangeboren, immerhin alsoimfünfundlsechzigftenSemester,nebenbeiKronpriuzessinvon Sachsen undMutter vonfünflebendigenKindern,vergafft sichin einenacht JahrejüngerenHauslehrer,dernicht ihr Ersterzusein scheint,densie aber, weilnach ihm vielleichtdieSintfluth käme,nicht loslassen möchte.DieGe- schwisterbrennen durch, setzensichmitihrenTrauten ineingenferHotel, führendieJllegitimitätamSeegestade spaziren, lassen sichinterviewen und

.schimperaufGottunddieWelt,namentlichaberaufdienächsteVerwandt- schaft.Sobaldesgeht,sollgeheirathetwerden.Brauchtman mehr-zuwissen?

l«Esist so ziemlichdertollste Skandal,denwir erlebthaben.Denndieöster- reichischenSachen,Andrassy,Vetsera,dienetten ScherzederThronanwärter undAlles,wasLues undAlkoholimapoftolischenErzhaus wirkten,wurden vertuscht,MonacoiftOperette,BalkanbleibtBalkan, DragaMashin istuns

fastso fernwiedierussischeDragonerdirne Petersundselbst der Leibdiener mitdemHochlandsherzenistniezumGreifen sichtbar geworden.EuerEx- eellenzkennendenBodenbesseralsDeroErgebenfter.-Daist unglaublich vielunglaublich leichtzuverschleiernundabzuftreitenz sogardie 1norgana- tischeEheeinergekröntenWitwehatman weggeletigrret,.trotzde1nesKinder- spielwäre,siezubeweisen,undvonallenKanzeln gerufen,dieFrau—- die

·einTugendediktinszweiteEheband gedrängt hatte habenur einemToten . ,gelebt.Anrecherche delapaternitcåwirderst rechtnicht gedacht; siekönnte

verschiedenenPrinzenundLandgraer hartePriifungen bringen.Wie mür-

’chenhaftmus;aufallenScitendiesmalalsodieUngeschieklichkeitgewesenfein,die derNeugierdessüßenPöbelsdieSchamentblößtekDas dünktmichdas

wesentlichsteUnterscheidungmerkmal;sonst-istsdiealte,ewigneue Geschichte.

I-Niedlichsind nochdieNamenderHeldenundHolden.AlsVerlobteempfehlen sichErzherzog LeopoldFerdinandSalvator MariaJosephJohann Baptist ZenobiusRupertLudwigKarlJakobBibiana, jetztnomine Wölfling,und WilhelmineAdamovic,zuDeutsch:Adamssproß;nndLuiseAntoinette Ma- riaTheresia Josepha Johanna-LeopoldaKarolina FerdinandaAlieeCreu- trudis.S·tephana,ErzherzoginvonToskana, KronprinzessindesKönigreiches Sachsen,nndHerrSprachlehrerAner Giron, zuDeutsch: Schoß,Ruder- grisf, gefleckterAronsstab,—Alles mit der Andreasnuance besondererMänn- lichkeit,dieMancheserklärt. Dasistaberauchdaseinzig Amusante,das ichmitunbcwaffnetemAugeandemFallzuentdeckenvermag.«

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6 DieZukunft.

»EuerGnadensind fertig?«

»Zu Befehl.BisaufWeiteres.«

»Schön; alsoweder amusant noch erbaulich.UnddieEnkelkinder LeopoldsdesErsten hätten dochdieheilige Pflicht,Siezuamusiren; nicht wahr?Nunsind dieseKinder abersogewissenlos,zuerstansichzu denken. An ihr eigenes Schicksal.SichalsPersönlichkeitendurchsetzenzu wollen.Schau- derhaft.Da istderErzherzog WirftAlles hin, Rang,Erstgeburtrecht, Schimmer,umunter MenscheneinMenschzusein. Kleinigkeit? Versuchen Sies,wennSie alsKaiserlicheHoheitausgewachsensindJm fünfunddreißig- stenJahr plötzlichHerr LeopoldWölflingundganzauf sichselbst gestellt..

»Na,na!Einstweilen fordertderbourgeois—archiduestandesge- mäßeAlimente. Oberirgendwasleisten wird, leisten kann,bleibtabzu- warten. Mir verleidetdieAdamssprossindiegroßeEntsagungszene.Die KleinemagbesserseinalsihrRuf;undich habekein TalentzumKeusch- heitkommissar. Zu blinderHeroenbewunderungaberauch nicht.Wiewars mitJohann Orth? Zogmiteinerin Stürmen abgetakelten Operetten- sängerinlos.NatürlichSchiffbruch.Und Derhatte wenigstensEtwas ge- wollt,überArtilleriefragen geschrieben,stattdesDrills Erziehung empfoh- len, nachdemThrondesBattenbergers geschieltund,alserselbstnicht hin- auf konnte, Freund Ferdinandüber dieStufen geholfen.DerNeffekopirt nur diezärtlicheSchwachheitdesOnkels. Sich durchsetzemåi la- bonne heurel AbermüssensolcheGigantenpläneimmer erst entstehen,wenn ein kleinesMädelüber denWeg gelaufen istundman imHermelinkittelder reizendenWitterung nicht schnellgenugfolgenkann ?«

»Sie...Mümmelgreis!Wiewars dennim soi-disant Paradies?

Ohneuns lägetJhreben imSkatz hättet nochheutekeinenanständigenRock aufifem Leibe. Wirbeunruhigen,lockenaufsMeerdesLebenshinaus,ent- wöhnen Euch ungeborener Trägheit.HabenSie Punktmachernievon- Schopenhauers Brennpunkt gehört?AberichschenkeJhnendenErzherzog;

trotzdem ich Wilhelminchen nicht für seinLebensziel halte.NurlassenSie mir meineKronprinzessin.Daist dochnichtzu rütteln.Morgenkonntesie

«

Königin seinz lange hätteessichernicht gedauertundKönigin istwas,Ro- turier.WärefürLuise,unterAnderem,diegroßeRevanchegeworden.DennSie müßtendiesenHosunddieseFamiliekennen,umzuahnen,wasdieToskanerin auszustehen hatte.Frommbis indiePuppen zund dabeisindGeorgsSöhne,bis aufMaxmit denWeihen vielleicht,keineKirchenlichte.UndMathildchenmit denMännerstiefelnundderHundesuitexMahlzeit!DieHändefalten, spar-

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DieKronprinzessinvonSachsen. 7

sam sein,kein neuesBuch lesen,denKindern dieOhren seifen;und, zur Ab- wechselung,anFeiertageneinFläschchenSchieler, Siewissendoch:den Meißcner,den man,derFarbe nach,weder zu denrothen nochzu denweißen und,dem Geschmacknach, überhauptnichtzu den Weinenzählenkann.Die Krönung hättedenTagderRache gebracht; fürAntoinette Marie wiefür MarieAntoinette. Erinnern Siesich,wie Dieaufathmete,alsderHoszwang sie nicht mehrdrückte? WiesieimSchloßKomoedie spielte,inkomischen OperndieRollenleichter DämchenübernahmunddemPublikum erlaubte, sie auszuzischen?Ihre Stützewarin derDauphinenzeitderAbbåVermond gewesen;undauchHerrGironwurde in Dresden Abbegenannt.«

»Icherinnere mich. SogarandieSätze,dieMadame Campanin ihrem allerliebsten BuchüberHofundHofgeistlichespricht.AberistMarie.

Antoinette etwa eingutes,zurNachfolgeeinladendes Beispiel?«

»WeildieSache daschiefging?Lirum,Larum. Unserebraven Sächser machenkeinenTuileriensturm. UndLuisewarimVolkrasendbeliebt.«

»MarieAntoinette auch; einWeilchen.UngefährdieselbeGeschichte.

Daß siedieEtiquette brach, sichvomCeremonialgesetznichtbindenließ,ge- fiel. Famos, daßsiezuFuß gehtoder eineDroschkenimmt, ohne Gefolge nach Paris fährt, aufMaskenbällen Abenteuer sucht,keinenSpaßverdirbt unddemtollstenEinfallfolgt;ganzfamos.Eine,Natur«,keindressirtes Püppchen.Allesentzückt·AlsKaiser JosephdieSchwesterinVersaillesbe- suchte,nannte ersieeinWindbeutelchen,dasdenParisernschmecke.Man schrieb1778. Nachherkamsanders. Windbeutel halten sichnichtmalaus Eis. ZuersteinGefliisterunter hochgezogenenBrauen, dann die keckere Verleumdung, endlich offenerHaß.DieGährung lagin derZeit; gewiß.

AberdieAutrichienne wärenichtzumZielpunktgewordenunddasHals- bandhätte ihr nichtdieKehle zugeschnürt,wenndieFremde nichtgarsogern von derLandstraßegewichenwäre.Seitensprüngeergötzennicht lange.Wer aufdem«SeildieBalancirstange wegwirft,kannleichtdasGenickbrechen.

A et«0wn,goldeninsh0w,is butawreath ofthorns, sagt Milton;und redetvom verlorenen Paradies. WosovieleRechte gewährtsind, müssen wenigstensdieeinfachstenPflichten erfülltwerden. Genialität istkein den Massen geläufigerBegriff.Diesuchen hinterdemMäskchenverborgenen SinnundrümpfendieNase,wenn daobenEinesichallzu menschlichzeigt.«

»Das AllerneustelNochniewas davon gemerkt.Dann sinddie LeutewohlgegendiespanischeElisabethundMariechenStuart?«

,,Schauspielhausoptik.DawächsteinebesondereMoralsorte.Dage-

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8 DieZukunft.

fallendieGefallenensdenenman die GuteStube verschlösse.Werdaeine Mitgiftausschlägt,obauchdasHerz bricht, isteinHeld, fürden alleCom- miserglühen;zuHausehielteman ihn füreinenJdioten.Undich bitte,zu bedenken,daßdie unerlaubten LeidenschaftenderTheaterköniginnenfast immereinschlechtesEndenehmen.Klytaimnestra,Maria Stuart,Hugos Maria vonSpanien, die, nebenbei, Jhr bestes Beispielwäre.RuhBlasist Lakai,Andrå Gironmindestens Hauslehrer. Dafür ist derHofvonMadrid noch langweiligeralsderpillnitzer,derZwangeinerjungenSeeleuner- träglicherundFriedrich AugustkeinScheusalwieDonSalluste.Trotzdem ginge esnicht,wenns nichttragisch schlösseundwennRuhBlasnichtnur im NebenamtLakai, sonstabereingroßartigerStaatsmann wäre;oderschiene.

Ruy Blas,c’estlepeuple, sagteVictorHugo.Eine rollendePhrasc.Der Mannin der LivreeistdasromantischeHeldengespenstmit demrothenKains- zeichenunddemUnheil zeugendenGeniefluch. Deshalb fließenihm heute nochRomanenthränen.WennEinermaleinenwirklichenDienerals Köni- ginliebsten aufdieBühne stellte,könnteerwaserleben. Vieletrauens den hohenDamenjazu; diealtenWitzeüber dieStammbanmpslanzungenhüb- scherReitknechteundstämmigerKutscher.Abersehenwillmans nicht; auch nicht aufderBühne.Das ThierweibchenwürdedenschönenWahn schnell zersetzen.DasAlles,weil Siedavonanfingen.Weiterhilftsuns nicht;ge- malteArgumente. Theatermoral verträgtkeinenJmportinsLeben-«

»DasnenntJhr hier Fürst Pückler? Doppelt so viel, bitte;eskann aucheinBischen mehr sein...Alsobleibenwir imLeben.Jhre Kutscher-ge- schichten,Wertl)er,find unsauberund warenzusparen. AberdcrHauptsatzist ebenfalsch.Gerade dieMenschlichkeitengesallenzund besondersangekrönten Weibern Historie ist nicht mein-Fall Doch welcheRegentinnenfinduns dielebendigsten?DiesichnichtandieSchnur hielten. Theodora, Elisabcth, Katharina,dieschottischeMaria undManche ähnlichenGeblütes. WasJhr EuchalsFrauenideal zurechtgemachthabt,- paßtnur inKinderstubeund Speisekammer. Staublappen,Wäschebuch,Schlüsselbund.Initiativever- beten.Wo die abernöthigist,daspringt auchderGeschlechtswillemalaus derBahn.Das VolkverstehtsundsingtdasLobstarkerSünderinnen.«

»Wirklich?Dann habeichdieberühmteStimme desVolkesnochnie gehört.LassenwirTheodora. Derwar,seitsieausdemCirkus aufdenThron kam, nichts Schlimmes mehr nachzusagen. Wenigstens wissenwirnichtsBe- stimmteszwasProkopin den Anecdota schwatzt,istHofklatsch,wie das MeisteinGeheinigeschichten,nicht nachzuprüfenunddeshalb unbrauchbar.

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Doch es mag nochlange dauern, bis es zur AufspürungdieserUrsachen-.. 113 reihen und auf siegegründetergeschichtlichen Gesetze kommt. Die Frage, die auf diesen Blättern

Diese Hoffnung sei natürlich das Resultat bestimmter ·.Wahrneh1nungen, die er von der hohen Warte seiner exponirten Stellung aus zu machen in der Lage war. Aber diese Wahrnehmungen

wichtigenStreitfrage gründlich zu informiren, wenn es ohne großenZeit- aufwand möglichist; und die Lecture der beiden Kritiken (5l und 41 Seiten) erfordert nicht mehr als eine

zwischen liegt, ist Unwahrhaftigkeit und Heucheleif Hier sind wieder zunächst einige Unklarheiten zu beseitigen. Nicht aus Gewissensdrang glaubt man, sondern, weil man als Kind

erfordern weit mehr Geduld und Beharren als die Einführung eines neuen, die Abschaffung eines veralteten Gesetzes. Und doch wird die Entwickelung in dicfet Richtung vorwärts

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se beantragt. Die Agrarier drohen mit Obstruktion Doch sie werden sich eines Tages indas Unabänderliche fügenmüssen und vielleichtnicht einmal Gelegenheit haben, zum Ausgleich

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