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Volk und Rasse, 15. Jg. Februar/ März 1940, Heft 2/ 3.

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Ko

Its-Masse

Illustrierte Monat-schritt fiir deutlches vathtum

Kassenlkunde Ballenpflege

Ieitlchrift des Reichsaustchukces fiirUollksgecundheitsdienst und der deutschen Ieteltcchaft fiirnassenhygiene

IS. Jahrgang liest M Februar-März Ist-o

Inhatt umcksitqgvitd:nu- vekStinstkikcheicmnasn.- muri-arg.

p. dahr: diemenschlichenstutgrupnem suntergruppen und -falktaren . . . . . . . Seite II Berthald Maul:Fallenlkundliches liber-eine Mozialenssruppe . . . . . . . . . . » As li. penzel: das japanische Bevölkerung-problem und dieAuswandererfrage . . . . » 23 Stilaheth pfeil:dievalhghialagilche wiedergehurt der oftmarlk . . . . . . . . . » 25 charlatte Seidel: Rattenhiolagilche Untersuchungen anfrüh. dartniunder liilfstchullkindern » 26 Bruna Einst:Uergleichzwilchen denSinnenvon tovallkslchiilern und toliilfscchiilern » 28 Fritz Lichint: Unhelkanntes soderverschallenes deutsche-»Um in Spanien? » 29 flus Ballenhugiene und sendllkerungspalitili . . . . . . . . . . . . . . . » so Filmheahachter...,,31

Vuchhelprechungen . . . . . . . . . . . . · . . . . . . . . . . . . » 32 Bildheilage: Baltendeutcche Riichwanderer . . . . . . . . . . . . . . . . » 15

herausgeben Staatsrat präs. prak. Asteh Nin-nat Fehrle, Beichsamtsleiter prof.Brot-,Itaatsceliretär a.d.Sätt, Staatsminister i.R. hartnache, prof.lieu-oh,Reichsiährer H liiminler, prof.maltican, prof.Reche, prof.Mit-imIst-erreg- IlatRuttlke,vherinedslkat Schaum-, prot. A.Schultz,prof. Iz.li.Schultz,prof.Schulue-llaumhurg, prof.Staennnler,

prof.wrede, prof.Zein.

hauptcchriftleiter: prof. dr.s. li.Schnitz,pvtsduM-Vubelsbevg 2, neue sireisltr. IS.

hauptcchriftleiter i.U.:dr. S.pfeil,serlinssrunewald, seymesstrasze so.

J. F. Lehmanng vertag, München IS - paut Heute-Straße 26

Bezug-preis nierteliährlich Blitz-, Sinielheft lim.-.7v,poltcchechlkantadesverlags münchenIng postlparhallens hanta wien IIIgl-;postlcheclkhanta sern Ur.III list-I;äreditanttalt derdeutschen inprag,Sququek FalleIIcpoltlcheclklwnto pragIVsoz.

I

(3)

KolkiiiisNusse15.Jahrgan81940 .Heft sz liebt-März .l. F.Lehmanns Verlag, München-Berlin

P. Dahr:

Die menschlichen Blutgruppen, -Untergruppen Und -fahtoren.

DieBlutgruppenforschung hatbisherauf einigen wichtigen Gebieten, von denen uns insbesondere dieVaterschaftsausschließung und imweiteren

Sinne die Klärung strittiger Abstammung

interessiert,große Bedeutung erlangt.

Auch die Anthropologie und die Abstam- mun gslehre wurden durchdieErgebnissederBlut- gruppenforschung bereichert.

Auf dem Gebiete der Rassenforschung und

einigenanderen rassenhygienisch wichtigenGebieten steht die Blutgruppenforschung noch vor großen Aufgaben.

Wegendersteigenden Bedeutung derBlutgruppen für dieRassenhygieneimweitesten Sinne seiim folgendeneineUbersicht gegebenüberdasWesen,die Vererbung und einigeneuere Forschungsergebnisse.

Um1900entdeckte man, daßbeiVermischung von Blutkörperchen(Blkp.) und Serum verschiedener Menschenteils Verklumpung (Agglutination) der Blkp.indem fremden Menschenserum auftrat, teils fOlche Verklumpung ausblieb. Es bestand also zwischen Blkp. und Serum verschiedener Menschen teils Unverträglichkeit, teils Verträglichkeit. Man hielt diese Verklumpung menschlicher Blkp. inMen- schenserenzunächstfüretwas Krankhaftes, bald er- wies sichaber diese Annahme als irrig, und heute wissen wir,daßessichum normale, physiologische Vorgänge handelt. DieVerklumpungen sind dadurch bedingt, daßdieBlkp.Eigenschaften besitzen, durch derenZusammenwirken mitStoffenin denMenschen- sereneszuderVerklumpung kommt. Man nennt die Blkp.-EigenschaftenAgglutinogene undbezeichnet siemitA und B, währenddieentsprechenden Serum- stoffe Agglutinine heißenund mitdenentsprechenden Buchstaben des griechischen Alphabets, a (Alpha) und B (Beta), bezeichnetwerden. DerSerumstoff (Agglutinin)a verklumpt also Blkp. anderer Men- schen,diedie Eigenschaft Abesitzen, während ein Serum mitB Blkp.mitderEigenschaftBverklumpt.

Je nach dem Vorhandensein bzw. Fehlen dieser Blkp.-und Serumeigenschaften bei denverschiedenen Menschen unterscheidetman folgende 4Menschen-

gruppen oder Blutgruppen; jederMenschist

ineinedieser einzuordnen:

As otts

Auf ein praktischsehr wichtiges Gebiet beider Anwendung der Blutgruppenbestimmung sei hier schon hingewiesen: DieBlutübertragung von MenschzuMensch; beiihrkamesvor Kenntnis der

Blutgruppen nicht seltenzutödlichen Zwischenfällen;

heuteist siebeiexakterBestimmung der Blutgruppe bei,,Spender«und »Empfänger« praktisch gefahrlos.

Nach Kenntnis der Blutgruppenverschiedenheit bei deneinzelnenMenschenkann man sich auchdiefrüher beobachteten Zwischenfälle, fürdieman vorher keine Erklärung hatte, leichterklären: eswurde gelegent- lich ,,gruppenfremdes«Blut übertragen, beispiels- weiseeinem A-MenschenmitBimSerum Blut eines B-Menschen; die B-haltigen Blkp. des Spenders

wurden dann im Blute des Empfängers, das ja

fi-haltig ist, verklumptz es kam dadurch zu Ver- stopfung von Blutgefäßen, die,wenn sielebens- wichtige Organbezirke versorgten, zumTode führten.

Es brauchtwohl hiernicht besondersdarauf hin- gewiesenzuwerden, daß durcheineBlutübertragung nichtetwa Geistes- oder Charaktereigenschaften des Spenders aufden Empfänger übertragenwerden.

Die große Bedeutung der menschlichen Blut- gruppen auf anderen theoretischen wie praktischen Gebieten istder Tatsache zu verdanken, daßdie Blutgruppeneigenschaften erblich sind, daß ihr Erbgang bekannt ist, daß die Entwick- lung der Blutgruppeneigenschaften aus den Erbanlagen vollkommen unbeeinflußt von

der Umwelt vor sich geht, und daß dem-

gemäß auch die Blutgruppeneigenschaften der Blkp. sichim Laufe des Lebens nicht ändern.

Von den verschiedenenüberdieVererbung der Blutgruppen aufgestellten Theorien ist heute all- gemein diejenige anerkannt, Essi-: eine Vererbung lediglich der Blkp.-Eigenschaften annimmt.

DieAgglutinine treten erst sekundär aufund zwar grundsätzlichbeide Agglutinine, aund fi,in jedem Blut. Es wird jedochindem Blut, dessen Blkp.A oder Bbesitzen,dasentsprechende, alsoun- verträgliche Agglutinin, a bzw.Bbei seinemEnt- stehen unmerklichan dieentsprechende Blkp.-Eigen- schaft gebunden, wodurch esnichtzur Entwicklung kommt (Theorieder ,,intravitalen Bindung«). Die -Blkp.-Eigenschaften selbst beruhen aufdem Vor-

handenseinvon Z allelen Genen, A, B, 0,von

denen Aund B dominant über 0sind, während

Aund Bsichgegenseitig nichtdominieren. Jeder Mensch besitztineinem Chromosomenpaar 2dieser Gene und zwar derart, daßdieGene entweder ein- ander gleichen, also Homozygotie besteht,AA, BB, 00,oderdaß sie verschieden sind:A0, B0, AB,wobei DerVerlagbehältsichdasauslchlicbliehe RechtderVervielfiiltigung undVerbreitung derindieserZeitschrift ZumAbdruck gelange-wen Originalbeitröge vor.

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i-· Volks-Mc

Heterozygotievorliegt.Diesen6möglichen Erb- bildern oder Genotypen entsprechenwegen der Rezessivität des 0-Gens nur 4 Erscheinungs-

bilder oder phänotypem A, B, AB,0.

Genotyp Phänotyp

A0 = A

AA = A

A0 = B

BB = B

AB = AB

00 = 0

Ein Mensch der Blutgruppe A kann also

das Erbbild AA oder A0 haben, ein Mensch

der Gruppe Bdas Erbbild BB oder B0, bei dem AB-Menschen istdas Erbbild immer gleich dem Erscheinungsbild, beideAnlagen A und Bhabensichzuzweiverschiedenen Eigenschaften entwickelt, dieim Phänotyp vorliegen. Die Blut-

gruppe 0 ist erbbildlich immer 00. Wäre

nämlichneben einer 0-Anlage ein A- oder B-Gen vorhanden gewesen,dann hätteessich durchgesetzt.

Da von den beiden Chromosomen eines Paares je eines von jeeinem Elter stammt, kann z.B. ein Mensch mit der Blutgruppe AB nicht von

einem 0-Elter abstammen, denn dieser hatja

das Erbbild 00, er kann alsokein Aoder Bver- erben, umgekehrt kann ein Mensch mit der Blutgruppe 0 (mit dem Erbbild 00) nicht

von einem AB-Elter abstammen, denn dieser

kann seinem Nachkommen nur ein A-oder B-Gen vererben, und diesebeiden Gene würden beimNach- kommen phänotypischEs können also nur die

Blutgruppengene bei den Nachkommen vorhanden sein, die auch bei den Eltern vorhanden sind.

Während uns beim AB- und 0-Menschen das Erbbild immer bekannt ist, istuns dasErbbild des A- und B-Menschen (AAoderA(), bzw.BBoderB0) an sichunbekannt. Haben wir jedocheinen A- oder B-Elter miteinem0-Kind, dann müssenwirbei dem Elter Heterozygotie,alsoA0 bzw. B0 annehmen, und ein A-Mensch, dessenbeide Eltern dieBlut- gruppe ABhaben,ist homozygot AA.Es erklärt sich nun nachdieser Vererbungsweise die dem Laien oft unbegreifliche Tatsache, daßKinder ganz andere Blutgruppen haben könnenalsbeideEltern, esalso nichtohne weiteres möglich ist, daßMutter oder Vater den eigenen Kindern, die,sonimmt derLaie an, dasselbeBlut wiedie Eltern habenmüssen,Blut spendenkönnen. So kann einElternpaar: A—I-B Kinder mit folgenden Blutgruppen haben: A, B- AB, 0,aber dann müssenbeideEltern heterozygot sein:

AO BO

Gemäßder vierfachmöglichenKombination der elterlichenGenesinddie vier verschiedenenErbbilder und damit indiesemFalleauchdie vierverschiedenen

1 Ists Blutgruppen möglich. Nach dem Gesetzder freien Kombination der Gene,das natürlich auch fürdie Blutgruppenvererbung gilt, bestehtdieMöglichkeit, daßz.B.alle 5 oder 10Kinder eines Elternpaares A:B die Blutgruppe 0, alsoalle nicht die Blut- gruppe derEltern haben.

Sehrumfangreiche Familienuntersuchungen haben gezeigt, daßdie auf Grund der »Dreigen- Theorie« angenommene Vererbungsweise der Blutgruppen tatsächlich allgemeine Re- gel ist, so daß heute die Blutgruppenbestimmung zumZwecke derVaterschaftsausschließunginDeutsch- land gerichtliche Anerkennung gefunden hat. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daßman durchdie Bestimmung der Blutgruppe niemals eine Vater- schaftbestimmen, sondern lediglich jemand als Vater eines Kindes ausschließen kann.

DieBlutgruppenbestimmungen zur Klärung strit- tiger Abstammung werden nichtnur in Alimen- tationsprozessen verwendet, sondern auch in Meineidsprozessen dann alsBeweismittel her- angezogen, wenn die Mutter im Unterhaltungs- prozeß beschworen hat, während der gesetzlichen Empfängniszeit nur mit einem bestimmten Partner verkehrt zu haben, und die nachträglicheBlut- gruppenuntersuchung ergeben hat, daßderangebliche Kindesvater nichtder natürlicheVater seinkann.

Auch bei Kindesvertauschung zieht man die Blutgruppenbestimmung als Beweismittel heran.

WährendesfrüherdenGerichten wohlinersterLinie darauf ankam, fürdas Kind einen »gesetzlichen«

Vater zu finden, der eben fürden Unterhalt des Kindes sorgensollte, müssenimInteresse der Fami- lien- und Abstammungsforschung dieGerichteheute in ersterLinie darauf bedacht sein,diewirkliche, blutsmäßige Abstammung zu klären. Dazu kann die Blutgruppenbestimmung ihren Teil bei- tragen.

Die Ausschließungsmöglichkeiteiner Vaterschaft ergibt sich nach der oben wiedergegebenen Ver- erbungsweise. Es wurde oben schon dargelegt, daß ein AB-Elter kein 0-Kind und ein 0-Elter kein AB-Kind habenkann. Andere Ausschließungsmög- lichkeiten bestehen, wenn sichdieUntersuchung nur aufMutter, Kind und angeblichen Vater erstreckt, nicht mehr. So istbei einem Befund:

Mutter A Mann B

Kind 0

derMann alsVater nichtauszuschließen,dennman kann beiihmdas Erbbild BO annehmen, während bei derMutter, dasieein0-Kind hat,nur das«Erb- bildAOinFragekommt. DieErbbilder derdreiBe- teiligten sinddann:

·

Mutter Ac) Mann BO

Kind 00

Das Kind hatdann jeein0-Gen von beidenEltern erhalten. Würde aber die Bestimmungder Blut- gkuppe bei denEltern desMannes ergeben,daßbeide dieGruppe AB haben,dann müßtebei dem Manne einErbbild BBangenommen Werden (Weil ja seine Eltern kein0-Gen zuVergehen habe-W;dann kann

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Li-

·« A .:Es-d ntri.

Balkendeutsche Ruckwandereix Us» pas

Bestes Blutserbe kehrte heim in’s grolzdeutlche Reich.

Volkund Rasse. Fedruarmkärz 1940 2

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II Volk-Mc

erauch selbst seinem Nachkommen kein0-Gen ver- erben, also nichtder Vater eines 0-Kindes sein.

Esistalsoinmanchen Fällen möglich, durch Untersuchung von Angehörigen der betei- ligten Personen die Ausschließungsmög- lichkeit zu erhöhen.

Welch ungeahnte Ausschließungeiner Vaterschaft dieUntersuchung Angehöriger ergeben kann, seian einem Beispiel erläutert: Nehmen wir an, eine deutsche Frau hat vor vielen Jahren einen Juden geheiratetz es entstehen drei Kinder; dieseKinder sind demnach MischlingeI. Nun behauptet heutedie Mutter, das z.Kind stammegar nichtvon ihrem Ehemann, sondern stammeaus einem außerehelichen Verkehrmiteinem Arier. Eswäreindiesem Falldie Feststellung der Unmöglichkeitder blutsmäßigen Vaterschaft desgesetzlichenVaters unter Umständen auchdann noch möglich,wenn dieser nicht mehram Leben wäre oder aus sonstigenGründen nichtzu untersuchen wäre, nämlichbei folgendem Blut- gruppenbefund1):

Mutter 0(00) (Jüdischer Ehemann AB)

l. Kind A(A0) 2.Kind B(B0) Z. Kind 0 (00) Wenn eine0-Mutter ineinerEheKinder mitder Blutgruppe AundBbekommt,dann mußder Ehe- mann dieBlutgruppe AB haben; hat einweiteres Kind dieBlutgruppe 0,dann kannesnichtein Kind desEhemannes sein,weil diesernur einA-undein B-Gen besitzt,dasKind ist also unehelich.In dem angegebenen Falle beständedieMöglichkeit,denver- storbenenodernicht erreichbaren Juden, dergesetzlich derVater desZ. Kindes ist,als natürlichenVater auszuschließen.Es istdamit natürlich nicht gesagt, daß nicht aucheinanderer Jude mitderBlutgruppe A,Boder 0derVater seinkann. Jedenfalls wäre aberdieBehauptung derFrau,daßdasZ. Kindnicht von ihrem Ehemann stammt, glaubhaft gemacht.

Das Beispielist übrigens konstruiert und sollnur zeigen, daß auchinFällen,woman dasnicht für mög- lich halten sollte,dieBlutgruppenbestimmung zur Klärung strittiger Abstammung beitragenkann,ins- besondere auch nochdieAbstammung von einem Ver- storbenen auszuschließenvermag.

Neben den Eigenschaften Aund Bbesitzendie menschlichen Blkp. nochandere agglutinable Eigen- schaften, nämlichdie

,,B1utfaktoren--M unsN.

JederMensch besitztentweder nur einedieser Eigen- schaftenoder beidezugleich.DieBlkp.-Eigenschaften Mund N wurden 1927inAmerika entdeckt; im Gegensatz zuden Eigenschaften Aund Bsind sie nicht durch Menschenserennachweisbar. Man weist sie nachmit Kaninchenseren, diegegen Mbzw.N gerichtete,dieBlkp. mit diesenEigenschaften ver- klumpende Stoffe (Agglutinine) enthalten. Diese Agglutinine kommen abernicht natürlicherweisein den Kaninchenseren vor; man muß vielmehrdenKanin-

1) Dieanzunehmenden Erbbilder sindbeidenfolgendenBeifpielen eingeklammert.

Islsc

chenmenschliche Blkp.mitderEigenschaftMbzw.N einspritzen, worauf sichdie gegen die M-bzw.

EigenschaftderBlkp.wirksamen Agglutinine in dem Kaninchenblut bilden. Die Herstellung derartiger

»Anti-M-und Anti-N-Seren« ist sehr schwierigund bedarfbesonderer serologischer Erfahrung.

Schon1928 wurden aus Amerika Familienbefunde veröffentlicht, nachdenen dieEigenschaften M und Nossenbar vererblich sind.Eine bestimmte, schondamals angenommene Vererbungsweise hat sich aufGrund umfangreicher Familienbefunde bis heutealsrichtig erwiesen,so daßneben demA-B-0- Systemauchdas M-N-System inDeutschland seine gerichtliche Anerkennung gefunden hat.

Nachder1928aufgestelltenTheorie beruht das Vorhandensein der Eigenschaften Mund N

auf zwei allelen Genen: M und N. Jeder

Mensch besitztineinem Chromosomenpaar ein Gen- paar. DieGene sindentweder gleich:MModer NN, oder sie sind verschieden:MN.Damit habenwirdie drei möglichenErbbilder: MM, NN, MN. Es entsprechen ihnen auchdreiErscheinungsbilder:

, N, MN. Der Menschmit der Blkp.-Eigen- schaftMist also homozygot MM,d.h.erkann seinen Nachkommen nur M-Gene vererben, ähnlich istes beimN-Menschen;derMN-Mensch ist dagegenhetero- zygot,er kann seinen Nachkommen M-und N-Gene vererben. DasBestehendesPhänotypus MNbeweist, daßdie Gene sich nicht gegenseitigüberdecken.

Da dieVererbung der Blutfaktoren un- abhängig von der Vererbung der Blut- gruppen vor sich geht, ist durchdie Bestimmung der Faktoren von Mund Neineweitere Möglichkeit der Vaterschaftsausschließung gegeben. Ein Bei- spiel mögedas erläutern:

Kindsmutter A(A0) Kind 0(00)

DerMann istals Vater nicht auszuschließen,daer das Erbbild A0 haben kann. Würde nun dieBe- stimmungderFaktoren folgendes ergeben:

Kindsmutter AM (MM) Mann AN (NN)

Kind 0M (MM), dann wärederMann alsVater auszuschließen,denn als N-Menschhat er nur N-Gene, während das homozygote M-Kind nur einen Vater habenkann, der einM-Gen zuvergebenhat,also M-Menschoder MN-Mensch ist. Ebensowäre natürlicheinM-Mann als Vater eines N-Kindes auszuschließen, während

einMN-Mann auf Grund des MN-Systems

allein nie als Vater auszuschließen ist,

denn erkann M-,N-und·MN-Kinder haben.

Da gegen M und N gerichtete, verklumpende

Stosse imMenschenserum nicht vorkommen, istder Besitz von Mund Nfür die Blutübertra- gung bedeutungslos.

Gleichzeitig mit den Eigenschaften M und N wurde 1927ebenfalls inAmerika eineP genannte Bluteigenschaft entdeckt. Nach einigendamals inAmerika durchgeführtenFamilievuntersuchungen ist auch der Faktor P erblich; eine bestimmte Vererbungsweise wurde damals nicht angenommen,

Mann A(A0)

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Heft US

sodaßbis heute der Faktor P keine Bedeutung furdieKlärung strittiger Abstammung erlangt hat.

Dienächstenund bisher einzigen Erblichkeitsunter- spchungenhabe ichvor kurzem selbstimKölner HygienischenInstitut an 300 Zwillingspaaren und 112 Familien mit 434Kindern durchgeführt2).

Meine Untersuchungsergebnisse sindmitder An- nahmevereinbaydaßdieEigenschaftPaufeinem einfach mendelnden Genpaar Pp beruht,

Wobei Pdas dominante Gen für das Vor-

handensein und p das rezessive Gen für das Fehlen von Pdarstellt. Demnach gibtesdrei Erbbilder, PP, Pp(Vorhandensein von P)und Pp(Fehlenvon P).Wenn dieseangenommene Ver- erbungsweise durchUntersuchung sehrzahlreicher Familiensichals gesetzmäßig erweist, dann wäre beiUnmöglichkeitderAusschließung durchdie Blut- gruppen- und dieMN-Bestimmung einMann als

PatereinesKindes dann auszuschließen,wenn bei Ihm und der Mutter P fehlte, es beidem Kind aber vorhanden wäre; also bei folgenden Erb- bildern:

Mutter pp, Kind Pp, Mann pp.

Seit 1911 ist bekannt, daß innerhalb der Blut- gruppe Azwei,,Untergruppen« bestehen,dieman heutealsA1und A2 bezeichnet.Damit bestehennun 6verschiedene Blutgruppen, nämlich:

A1 A2 B o AxB AZB

AufGrund von Familienuntersuchungen überdie Vererbung der Eigenschaften A1und Az haben dänische Forscher 1930 dieHypothese auf- gestellt, daß diesen Eigenschaften 2 besondere sllele Gene entsprechen,von denen A1dominant uberDieAzund beidedominant über0seien.

Familienuntersuchungen überdie Vererbung Von A1Und A2 sind bisher noch so spärlich (wegen der SchWierigkeit der Bestimmung der Unter- gruppen), daßdie auf Grund der ,,Vier-Gen- Theorie« angenommene Vererbungsweise noch nichtals Regel anerkannt werden kann.

Gutachtlichwird man deshalb nur von der Un- w»ahrscheinlichkeiteiner Vaterschaft reden konnen, wenn eine Ausschließung nach dem A1A2-System an sich möglich wäre.

In den letzten Jahren wurden außerdenEigen- schaftenAl, A2, B, 0, M, N, N2 nochandere erb- liche Eigenschaften der menschlichen Blkp.

beschrieben,dieman mitden Buchstaben H,G, Q, E-groß,E-klein,Xbezeichnet hat.

«Nachdem bisherdieVererbung dererblichenBlut- etgenschaften und damit ihre Bedeutung fürdie KlärungstrittigerAbstammung eingehendbehandelt wurde,sei nochdieBedeutung derBlutgruppen für einige andere Wissenschaftsgebiete kurz dargelegt.

Zunächstseidie Zwillingsforschung erwähnt.

Haben wir bei einem Zwillingspaar dieFragezu

klären,ob dieZwillinge eineiigoder zweieiig sind, und es finden sichbei beiden verschiedeneBlut- gruppen oder Faktoren, dann istdieEineiigkeit mit

»2) DieErgebnisseerscheinendemnächst in der Zeitschrift für Immuni-

tatsforfchung. !

p. dadr,diemenschlichenBlutgruppen, suntergruppen und-kqlitoren II Sicherheit auszuschließen. Unwahrscheinlich ist sie bei verschiedenemUntergruppenbefund. Anderseits beweist jedoch der gleicheBlutgruppen-, Unter- gruppen- und Faktorenbefund nochnicht, daß Mehr- linge eineiig sind.

Bei Blutgruppenuntersuchungen an Soldaten der Saloniki-Armee währenddesWeltkrieges erkannte man zuerst, daßdieverschiedenen Blutgruppen bei verschiedenen Völkern in wechselnder Häufigkeit anzutreffen seien. Diese ungleich häufige Verteilung derBlutgruppen riefin derFolge- zeitdas Interesse der Anthropologen und Rassen- forscher wach. Bald gelangte man zu der auf- fallenden Feststellung, daßdie Häufigkeit der

Gruppe A von Westen nach Osten und

Süden abnimmt, die der Eigenschaft B

dagegen zunimmt. Schon innerhalb Deutsch- lands läßt sicheinUnterschied in etwa derselben Richtung erkennen. Ganz offensichtlich istaber die verschiedene Verteilung, wenn man die Blut- gruppenbefunde inDeutschlandmitden Ergebnissen inIndien oderJapan vergleicht.

Im Rheinland bestehtetwa folgendes Verteilungs- verhältnis:

A= 44AUB= ZAUÄB = FAUO= 45cym beiTataren inderKrim fandman folgendeWerte:

A= 43WyB= ZöcxvAB = locxwo =18(X)- währendin Indien etwa folgendes Verhältnis besteht:

A= ZocyoxB= 42AUAB = ZOAWo= 18700 DiehohenProzentzahlen desA-Blutes findetman abgesehen von dem Norden und Nordwesten des europäisch-asiatischenKontinents auchinAustralien und inder Nähe derSüdsee, währenddas B-Blut nichtnur imOstendieses Kontinents, sondernmerk- würdigerweise auchan der SüdspitzeSüdamerikas gehäuftvorkommt. Sehrauffallend istdieTatsache, daßbei denreinrassigenIndianern undEskimos in Amerika fast ausschließlich0-Blut vorkommt.

Was die Entstehung der verschiedenen Blutgruppen imVerlauf derMenschheitsgeschichte betrisst,soherrschtheute wohl allgemein die An- nahme, daßdas0-Blut das älteste ist;aus ihm sei durchMutation inzweigetrennten Erdgebieten, und zwar im Norden Europas dieA-Eigenschaft,inOst- asiendieB-Eigenschaft entstanden. DieBlutgruppe AB seidas Produkt der Vermischung zwischenden beiden neuentstandenen Blutrassen. In diesemZu- sammenhang istdieFeststellunginteressant, daßdie höherenprozentsätzean AB-Blut anscheinendmit den alten großen Wanderstraßen der Menschheit zwischen Ostund West zusammenfallen. DurchAus- lesevorgängeunbekannter Natur seiesdann zuder fast ausschließlichenEntwicklung der A-Eigenschaft im Norden und der B-Eigenschaft imOsten ge- kommen. Wenn die Annahme der mutativen Ent- wicklungdesA-und B-Blutes aus derursprünglich allein vorherrschenden Blutrasse 0 richtig ist,dann scheintdieBesiedelung Amerikas (dessen Ureinwoh- ner, soweit sie sich noch nichtmit fremdrassigenEin- wanderern vermischt haben, reinrassig 0 sind)zu einer Zeiterfolgtzusein,alsdasA- und B-Blut noch nicht entstandenwar. AlssichdieBlutdifferenzierung

2I

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