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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 40, H. 23

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Academic year: 2022

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E e r a u s g e b e r : C u r t R. V in c en t;. — G e s c h ä f t s h a u s : fia n nover. Hm S c b iffg r ab en 41.

(Alle Rechte Vorbehalten.)

V o n d e r W ü r z b u r g e r S i e d l u n g s t a g u n g .

Arbeitsfront übernim m t keine zweite Siedler-Hypothek.

40 . Jahrgang. Hannover, den 4 . November 1 9 3 6 . Heft 23

T n W ü r z b u r g fand in der Stadthalle die feierliche Eröffnungs- kundgebung der Reichstagung „Siedlung i m A u f b a u “ des Reichsheimstättenamtes der D A F , A k a demie für Landesforschung und Reichsplanung statt, w ä hrend der Dr. L e y grundlegende Ausführungen über die L ö s u n g des Siedlungsproblems machte.

Hauptamtsleiter Dr. Ludowici n a h m das Wort. D e r Führer habe, so betonte er, Dr. L e y den Auftrag gegeben, das große Siedlungswerk vorzubereiten u n d zur Durchführung zu bringen.

Zur Durchführung eines solchen Werkes aber gehört eine Sied­

lungsfront. Diese Front sei heute hier in W ü r z b u r g versammelt.

Schon vor Jahren sei die Arbeit begonnen worden. Ueber den Begriff des Reichs-Heimstättenamtes bestehe heute kein Zweifel mehr. Bis heute sei aber nur der erste Schritt getan. N u n ständen wir vor der zweiten Aufgabe: Die Siedlungen m üssen geplant werden. Es k o m m e darauf an, die Siedlungen nicht wie in der Systemzeit durch ein geistloses Aneinanderreihen zu gestatten, sondern in einer Form, in der in früheren Zeiten die Siedlungen wuchsen. Die M ä n n e r aber, die das W e r k durchzuführen haben, müßten erzogen werden. Dr. L e y gebühre der Dank, daß er Schulen einrichten wolle, in der der N a c h w u c h s ausgebildet werde.

In einer großangelegten R e d e stellte Dr. L e y als das F u n d a ­ ment jeglichen Wollens u n d Beginnens die Erkenntnis voraus, daß wir Deutsche g emeinsamen Blutes sind u n d unter allen Umständen Zusammenhalten müssen. N a c h d e m er geschildert hatte, wie aus der lebenden Zelle des Betriebes das L e b e n des Volkes in seiner Gesamtheit herauswächst u n d n a c h d e m er die Notwendigkeit betont hatte, alle Dinge, die wir tun, v o m welt­

anschaulichen Standpunkt aus zu betrachten, erinnerte er daran, daß jeder M e n s c h das Recht habe, an den kulturellen Gütern der Nation teilzunehmen, daß er Gesundheit u n d Gesund-Erhal- tung fordern könne u n d daß wir i h m deshalb durch Berufs­

erziehung seine Qualität geben u n d daß wir i h m gesunde u n d gute W o h n u n g e n geben wollten. A u s diesem Anspruch, gesund und anständig zu wohnen, entwickelte Reichsleiter Dr. L e y dann seine Forderungen, denen er die Erklärung voranschickte, daß das Siedlungsproblem etwa keine Frage der Finanzen u n d der Technik sei, auch nicht eine Frage neuer Gesetze, sondern daß dieses Problem genau wie das W e r k „Kraft durch Freude“ nur die eine Frage aufwerfe, ob es gelingt, die Energien i m Volke zu wecken u n d auf das eine Ziel auszurichten. D a s Siedlungs­

problem stelle eine Erziehung allergrößten A u s m a ß e s dar. Beim Wo h n u n g s b a u sei es nicht anders wie bei der NS-Gemeinschaft

„Kraft durch Freude“ .

D a s W e r k m u ß sich selbst tragen.

Es kä m e nicht darauf an — u n d daß sei auch gar nicht möglich — , daß der Staat große Subventionen leiste, sondern das W e r k müsse so aufgebaut werden, daß es sich aus sich selbst trage. Ein Beispiel nur aus d e m Arbeitsgebiet der N S - G e m e i n - schaft „Kraft durch Freude“ : mit 15 Millionen R M . sind in diesem Jahre anderthalb Milliarden Reichsmark u n d fast 50 Mil­

lionen M e n s c h e n bewegt worden.

Beim Siedlungsproblem müsse lediglich eine Aufgabe ge­

löst werden, nämlich die R e s tbausumme, die der Bauherr i m m e r schwer aufbringen könne, zu beschaffen. Zur erfolgreichen Ver­

wirklichung der Aufgaben, die das gewaltige Siedlungswerk auferlegt, stellte Dr. L e y folgende Forderungen auf:

Erstens: W i r verlangen von Staat u n d G e m e i n d e n u n d Behörden, daß der W o h n u n g s b a u , soweit Arbeitskräfte vorhanden sind, alle Erleichterungen erhält, die überhaupt möglich sind, daß alle einengenden Vorschriften aufgehoben werden.

Zweitens: U m eine Verbilligung zu erreichen, wird der Arbeitsdienst dort eingesetzt, w o keine besonderen Fachkennt­

nisse erforderlich sind.

Drittens: W i r werden die Siedlungen nicht m e h r in die N ä h e der Städte bauen, w o der G r u n d u n d B o d e n teuer ist u n d w o Spekulanten a m W e r k sind, sondern wir werden dank der E r ­ schließung weiten Geländes durch die Reichsautobahnen die Siedlungen überall hinstellen, w o wir es für richtig halten.

Viertens: W i r vertreten den Standpunkt der N o r m u n g der Bauelemente: das soll aber nicht heißen N o r m u n g der Bautypen.

I m Gegenteil: Die Typisierung des äußeren Hauses m u ß eine ganz andere werden. A u c h für die Möbelbeschaffung werden wir sorgen. D e r Siedler braucht nichts anderes als ein anständiger M e n s c h zu sein u n d m u ß nur seine W ä s c h e mitbringen. Für alles andere sorgen wir.

D u r c h alle diese M a ß n a h m e n wird es möglich sein, wenig­

stens 30 Proz. der B a u s u m m e zu ersparen, wahrscheinlich sogar 40 Proz. Es ist klar, daß wir diese 30 bis 40 Proz. d e m einzelnen M e n s c h e n aber nicht schenken können; denn sie sind von der Allgemeinheit erarbeitet w orden u n d m ü s s e n also auch wieder der Allgemeinheit zugute k o m m e n . D a s H a u s wird mit seinem vollen We r t belastet. D e r Mieter oder Siedler m u ß den Wert allmählich abtragen. Dafür hat er ja auch selbst die größten Vorteile. W i r werden i h m auch weiter durch Hilfe bei der Geld­

beschaffung helfen.

W e n n das Siedlungswerk ein Erziehungswerk ist, dann m u ß auch ein Instrument da sein, das diese Erziehung übernimmt.

M i t dieser ideellen Betreuung, mit der Erziehung des M e n s c h e n zu seiner W o h n u n g , ist die Deutsche Arbeitsfront betraut worden.

In jedem G a u werden Siedlerschulen errichtet. D a s ganze Volk m u ß zu Schönheitssinn, m u ß zu Sauberkeitsgeist, ja m u ß zur Sehnsucht nach einem guten H e i m erzogen werden.

W i r dürfen aber die M e n s c h e n nicht loslassen, w e n n wir ihnen die W o h n u n g übergeben haben; wir m üssen sie so lange betreuen, bis sie krisenfest geworden sind. Schließlich wird die D A F Kunstwerkstätten unterhalten u n d fördern, die die N o r m u n g der Bauelemente u n d der M ö b e l vornimmt. Mit einem Wort:

die D A F hat beim Siedlungswerk die große Aufgabe der ideellen wie finanziellen Betreuung. D a ß diese G e d a n k e n keine graue Theorie, sondern wirklichkeitsnah sind, beweist die Tatsache, daß schon i m k o m m e n d e n Jahr in einem der deutschen G a u e an die Durchführung von Siedlungen u n d W o h n u n g s b a u t e n auf dieser Grundlage herangegangen wird.

Dr. L e y betonte z u m Schlüsse, dieses gewaltige W e r k sei nur als ein Teil des großen sozialen Aufbaues zu betrachten, den wir in den k o m m e n d e n Jahren verwirklichen. D e n T a g u n g s ­ teilnehmern gab Dr. L e y folgende Parole für ihre Arbeit: „ W e n n Sie Erfolg haben wollen, so müssen Sie sich auf die rein welt­

anschauliche Grundlage stellen. Vergessen Sie keinen A u g e n ­ blick: W i r verfolgen mit unserer ganzen Arbeit nichts anderes, als die Voraussetzungen zu schaffen für die Ewigkeit unseres Volkes.“

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Zur Finanzierung von Eigenheimen.

W a s d e m B a u h e r r n z u sagen ist.

\ Tor Beginn eines Eigenheim-Neubaues m u ß die Frage der

’ Geldmittelbeschaffung, also die Gesamtfinanzierung, geklärt werden. Viele künftige Bauherren haben in den meisten Fällen bereits ein Grundstück erworben, sind aber über den weiteren Lauf der Dinge nicht unterrichtet. D e r Architekt soll hier als R a t g e b e r u n d T r e u h ä n d e r wirken. D a z u ist notwendig, daß er neben der genauen Kenntnis des G e n e h ­ migungsverfahrens, der städtebaulichen Gesichtspunkte bzw.

Belange der Landes- u n d Bezirksplanung auch über die ver­

schiedenen W e g e der Mittelbeschaffung Auskunft geben u n d die Frage beantworten kann, ob in jedem Einzelfall überhaupt eine Finanzierung möglich ist. U m unnütze Bearbeitung von vornherein zu vermeiden, ist zunächst bei der G e n e h m i g u n g s ­ b e h ö r d e Auskunft einzuholen, ob das Grundstück b a u r e i f ist u n d für das geplante Eigenheim bezüglich Größe, H ö h e und Geschoßzahl die Erteilung der G e n e h m i g u n g zu erwarten ist, w e n n nicht der Bauherr diese Vorarbeit bereits erledigt hat.

U m aber die zugesagte G e n e h m i g u n g schriftlich belegen zu können, empfiehlt es sich, eine Voranfrage mit Stadt- bzw.

Lageplan mit eingezeichnetem U m r i ß des Bauvorhabens u n d einfacher Entwurfsskizze der Eigenheimgestaltung in doppelter Ausfertigung der Genehmigungsbehörde einzureichen u n d die Beantwortung abzuwarten bzw. durch persönliche Rücksprache mit den behördlichen Sachbearbeitern zu fördern. Erst nach Eingang der schriftlichen Zusage sind die notwendigen B a u ­ pläne u n d zeichnerischen Unterlagen herzustellen u n d an H a n d dieser Unterlagen die Gesamtgestehungskosten zu ermitteln.

Z u m leichteren Verständnis ist nachstehendes Zahlenbeispiel angenommen, das einem mittleren Eigenheim entspricht.

Es ergibt sich folgendes Finanzierungsschema:

Grund- u n d Bodenkosten 2 000 R M . B a u k o s t e n ... 12 000 ,, N e b e n k o s t e n ... 1 000 ,, Gesamtgestehungskosten 15 000 R M .

I. Hypothek rund 50 Proz. aus Kapitalmarkt 7 500 R M . II. H y p o t h e k 25 Proz. 3 750 „

Eigenmittel 25 Proz. 3 750 „

G esamte Mittel . . . 15 000 R M . N e b e n d e m Grundwert von 2000 R M . sind an Eigen­

mitteln also noch mindestens 1750 R M . aufzubringen.

D a die I. Hypothek innerhalb der Beleihungsgrenze als mündelsichere Anlage v o m Gesetzgeber festgelegt ist, k o m m e n auch Stiftungs-, Mündelgelder usw. in Betracht. Heute wird vor allem der erststellige Kredit von d e m organisierten öffent­

lichen u n d privaten Realkredit u n d nicht organisierten Privat­

kapital gegeben. Die Stadt-, Kreis- u n d Bezirkssparkassen dienen i m R a h m e n ihrer Beleihungsvorschriften vor allem der B e ­ friedigung des örtlichen Bedarfs. Ist der Bauherr Sparer, so wende er sich zunächst an seine Sparkasse. Die öffentlich-rechtlichen Realkreditinstitute u n d die Hypothekenaktienbanken geben gleichfalls erste Hypotheken, soweit ihnen Neuausgaben von Pfandbriefen erlaubt sind. A n öffentlich-rechtlichen Kreditan­

stalten werden genannt: Landesbanken, Girozentralen u n d Pro­

vinzialbanken, Staatsbanken, Landeskulturrenten-, Landespfand­

brief-, Landeskredit- u n d k o m m u n a l e Kreditanstalten, Stadt- schaften, landwirtschaftliche Kreditvereine. Private Banken:

Hypothekenbanken, Bodenkreditbanken u n d Bodenkredit­

anstalten, Genossenschaftsbanken u n d Kreditvereine. Weitere Geldgeber: Landesversicherungsanstalten u n d die privaten öffent­

lichen L ebensversicherungsgesellschaften.

D e r Darlehnsantrag m u ß vor Baubeginn gestellt werden, denn eine Beleihung k o m m t regelmäßig nicht m e h r in Betracht, w e n n mit d e m Bauvorhaben bereits begonnen ist. V o r Darlehns­

hypothekenschwindel wird gewarnt. Die Mitarbeit eines in der Fachgruppe „Grundstücks- u n d Hypothekenmakler“ organi­

sierten u n d dadurch anerkannten Geldvermittlers ist förderlich.

Vorauszahlungen sind üblich, doch ist die Vermittlungsgebühr erst nach Vermittlung des Darlehns fällig. Die Maklergebühren betragen bei vorstehendem Beispiel 2% Proz. von 11 250 R M . Hypotheken = 281,25 R M . u n d die Kosten in Grundbuch­

sachen, für Beurkun d u n g e n u n d Beglaubigungen der Hypotheken­

bestellung 34 R M . , in diesem Betrage sind aber nicht die G e ­ bühren des Grundstücksankaufes enthalten. M a n kann sich natürlich auch an die Hyp o t h e k e n b a n k e n selbst wenden. Der A n ­ trag für die I. H y p o t h e k wird gestellt, w e n n die II. Hypothek, auch Ia H y p o t h e k genannt, sicher ist. Bezüglich der I. Hypothek hole m a n bei den Geldinstituten Auskunft ein, unter welchen Bedingungen die Gelder gegeben werden. Alsdann reiche m a n nach Beantwortung der v o m Institut gestellten Vorfragen auf Antragsformularen die geforderten Unterlagen ein. Die H ö h e der Auszahlung ist verschieden; sie bewegt sich zwischen 94 u n d 100 Proz. D e r Zinssatz für erststellige Mittel liegt bei öffent­

lich-rechtlichen B anken zur Zeit zwischen 4 % u n d 5 % Proz.

u n d bei privaten zwischen 5 u n d 6 Proz. Die öffentlich-rechtlichen Lebensversicherungsgesellschaften erheben für Neubeleihungen 5 Proz. als Höchstzins unter Verzicht auf Verwaltungskosten­

beiträge. D e r Zinsfuß für I. Hypoth e k e n der Sozialversicherungs­

träger ist etwas niedriger. Oft ist bei demselben Institut, das die I. Hypothek gibt, auch die zweite H y p o t h e k zu erlangen. Die H ö h e der zweiten Hy p o t h e k liegt meistens i m Beleihungsraum zwischen 40 u n d 75 Proz. der Gesamtgestehungskosten. In der Mehrzahl der Fälle liegt der Zinsfuß bei 5 Proz. Beleihungsgeld für zweite Hypotheken wird gegeben von den Sparkassen, den Versicherungsgesellschaften, den Sozialversicherungsträgern und von privaten Geldgebern. V o r allem haben die Bausparkassen durch Ansparung der zweiten H y p o theken Bedeutung erlangt.

Die Fachgruppe „Private Bausparkassen“, Berlin W 15, gibt Auskunft über die d e m Reichsaufsichtsamt unterstehenden Bausparkassen. Diese können aber auch auf Anfrage von der Schriftleitung genannt werden.

D a zweite Hypotheken ohne Sicherung der Reichsbürgschaft auf d e m freien Ma r k t schwer zu haben sind, wird in den meisten Fällen die Durchführung des Bauvorhabens mit der Erlangung der Reichsbürgschaft für zweite H y p o t h e k erreicht. D a s Reich bürgt also d e m Geldgeber zweiter H y p o theken für Kapital und Zinsen. Die Ausschaltung des Wagnisses des Geldgebers durch die Reichsbürgschaft hat Einfluß auf die H ö h e des Zinsfußes.

D e r Bauherr m u ß also darauf hinwirken, daß er die zweite Hypothek in diesem Falle zu einem günstigen, tragbaren Zinssatz erhält. Bei Inanspruchnahme von Reichsbürgschaften ist aber zu beachten, daß hinsichtlich der Gr ö ß e des Eigenheimes Beschrän­

kungen bestehen: Die nutzbare Wohnfläche soll bei Einfamilien­

häusern 100 q m u n d in Ausnahmefällen 120 q m nicht überschreiten.

N u r die Treppenläufe k o m m e n in Einfamilienhäusern bei Ermittlung der nutzbaren Wohnfläche in Abzug. A u c h die H ö h e des zu verbürgenden Darlehns ist nach gegebenen Richtlinien begrenzt, bei einem Einfamilienhaus 5000 R M . , bei einem Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung 7000 R M . Die Zinsen der Hypothek dürfen den landesüblichen Zinsfuß nicht überschreiten.

Die I. u n d II. Hypothekendarlehen m üssen von seiten des Geld­

gebers unkündbar sein u n d mit mindestens 1 Proz. unter Z u ­ wachs der ersparten Zinsen jährlich getilgt werden. Eine höhere Tilgung ist möglich, w e n n die erhöhten Lasten für den Bauherrn tragbar sind.

Hier gerade hat die Belehrungsarbeit des Architekten ein­

zusetzen. Er gibt vor allen genaueren Auseinandersetzungen d e m Bauherrn das neue Merkblatt „Beratung der Bauherren“ . E r weist ihn darauf hin, daß es vorteilhaft ist, v o n vornherein an Ersparnisse zu denken, die die Ausführung des Eigenheims zu einer ungetrübten Freude machen. Die Technik hierzu soll der nächste Abschnitt bringen. (Schluß folgt.)

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D ie F orm des H auses in K lin kerbau w eise m u ßte, um die A u ssich t nach Südosten z u bekommen und um den a lten B au m bestan d zu schonen, dem G elände a n g ep a ß t werden. Von dem H ügel, a u f dem das H a u s errich tet w urde, g e n ie ß t man eine sehr schöne A ussicht nach Südosten und Süden.

1 2 2 0 cbm um bauter R au m . D ie G arage ist in den B erg hineingebaut.

Eigenheim am Elbestrand.

Aufnahmen:

E. Scheel, Hamburg.

A r c h . : H e r m a n n , Blank en ese.

Die Veranda ist vor das Speisezimmer ge­

lagert u n d hat nach S ü d e n ein ca. 3,50 m breites Versenkfenster.

Diele und Garderobe sind mit Solnhofner Fliesen belegt. Die W o h n r ä u m e haben Parkett­

fußboden. Als Putzträger der D e c k e n in den Z i m m e r n ist Rippenstreckmetall verwandt. Da s H a u s ist nur z u m Teil unterkellert. Die A u s ­ führung der einzelnen Arbeiten ist erstklassig.

Für die Beheizung des Hauses ist eine Zentral­

heizung eingebaut. V o n der Zentral w a r m wasser- anlage, die i m Keller vorgesehen ist, werden die zwei Bäder, K ü c h e u n d W a schbecken gespeist.

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S p a n i s c h e B a u k u n s t , s p a n i s c h e s V o l k .

IV. Barcelona, Stätte der Dauer-Revolten.

T Tngleich den anderen spanischen Volksteilen, sind die Kata-

^ lanen die Gegentypen der Kastilianer. In ihrem Kerne von auseinanderstrebenden Elementen der fünf Völker z u s a m m e n ­ geschmolzen, steigt aus ihrem Blute u n d Geiste i m K r a m p f ­ wechsel Unvereinbarliches auf; das ist der Sinn für rauschende Freude und zugleich für hemmungslose Feindschaft, wie für Fortschritt u n d tiefsten Aberglauben zugleich.

Barcelona ist eine Stadt aus der Karthagerzeit mit m ä c h ­ tigem Hafen, erfüllt mit Menschengewühl u n d überragt mit vielen Großbauten. Einst haben hier die Könige der Westgoten H o f gehalten u n d ein königliches Gerichtshaus erbaut. Sie haben hier Steuern eingezogen, als sie

Herren von Gallien u n d Spanien waren; auch sie haben durch Juden v o m Getreideausfuhr­

handel schwere Zölle erhoben.

Aber sie haben diese Stadt bald hassen gelernt und zogen weiter nach Toledo.

Da s römische I m p erium schuf große Bauten. Spanien wurde völlig latinisiert un d lie­

ferte den Römlingen, den fern­

sitzenden Senatoren ihre u n ­ erhörten hohen Einkünfte. Die römischen Grundbesitzer ließen ihre Tribute durch Verwalter u n d Auspeitscher eintreiben.

Als dann die neuen germani­

schen Herren eintrafen, gelang es ihnen bei ihrer L a n d n a h m e mühelos, diese Großbesitzer zu enteignen. Das iberische Volk war von den beiden Urgefühlen geleitet: der Be w u n d e r u n g der Herrengebräuche u n d der Scha­

denfreude, bis dann das dritte Gefühl der aufsteigenden B e ­ gehrlichkeit wieder zu Revolten führte.

Diese Katalanen-Neigungzur Revolte gegen jede herrschende Schicht geht mit den M assen­

m o r d e n der letzten Zeit, mit den Verbrennungen auf die A n a r ­

chie der spanischen Urzeit zu­

rück. W e d e r die M o r d e noch die Folterungen noch die Leichen­

schändungen erregen bei d e m Volk der Tiefe Abscheu. D a der katalanische Anarchist keinen eigenen Besitz hat, so erregt jedes

Niederbrennen un d M o r d e n bei i h m eher Schadenfreude nach krampfhafter Zerstörungswut. I m übrigen vermögen die Zeit­

genossen ja die Tragweite umwälzender Ereignisse nicht zu be­

greifen, weil sie die Zukunft, selbst die allernächste, nicht kennen

— diese Zukunft, die für Wissende Vergangenheit ist. Ist aber eine Revolte zu Ende, so erwacht ein unbegreiflicher Leiden­

schaftsrausch für B l u m e n u n d Feste. Es gibt nichts, was dann der Schönheit des Blumenmeeres von Barcelona entspricht.

Es ist, als ob der Genius der Schönheit herniedersteigt. B l u m e n ­ feste werden gefeiert, verbunden mit den alljährlichen Dichter­

krönungen, mit den Huldigungen ihrer Blumenköniginnen.

W o g e n der Zärtlichkeit breiten sich aus. Die ganze Volksmasse wird dann brünstig bis nieder z u m A b s c h a u m der Menschheit.

Solcher Art steht auch die Baukunst unter von Leidenschaft bedingten Zuckungen. Die wenigen alten Leistungen sind land­

fremd. D a ist ein frühzeitiger Profanbau: das ist die Börse, ein wunderbares D e n k m a l einer kühnen gotischen Konstruktion, deren technische Schönheit bewundernswert ist. Alles ist klug berechnet: A u f n a h m e des Windschubes, der Dachlast, Ueber- kippen des oberen Mauerwerks, Bogenmasse u n d Weitspannung.

A b e r es k o m m t den Katalanen nicht darauf an, diese Halle z u m vorübergehenden Lager von vielen tausend Munitionskisten zu machen.

D e r älteste K i r c h e n b a u ist die große gotische Kathe­

drale von 1228. I m Inneren ist diese Kathedrale außer den Höhlenkirchen die dunkelste Kirche der Welt. D a s riesige Mittel­

schiff verliert sich in Nacht u n d das große Schweigen. Kein Gesicht der Besucher wird unterscheidbar. D e r Unterschied von alt und jung, demütig oder hoffärtig, v o r n e h m u n d gering ist ausge­

löscht. Kein Licht der hochgestellten kleinen Feister geht dorthin, w o iberischer Fanatismus brennt. Es handelt sich u m einen Kunstgriff, den R a umeindruck durch Dunkelheit phan­

tastisch, ja rauschhaft, zu ver­

größern, wie einst für die ekstatischen Feiern von Eleusis.

N u r unter d e m Altar aus der Krypta g l i m m e n drei Kerzen, wahrhaft mystisch u n d geheim­

nisvoll. Die winzigen F l ä m m - chen haben natürlich einen seelenhaften Bezug auf die ekstatische Grundnatur der Katalanen, die in der Masse von Zeit zu Zeit auch von ihrer poetischen Literatur er­

schüttert werden können wie kein anderes Volk in Europa A u s der Kirche herausbe­

tritt m a n einen Kloster-Kreuz­

gang mit einem Palmengarten u n d einem verträumten winzigen Weiher, der durch Wasservögel belebt ist. In diesem Wasser spiegeln sich die hohen B a u ­ glieder in einer Art, als sähe m a n in diesem R a h m e n in ein unwirkliches Altzeitbild. W ü r d e ­ voll k o m m t der Bischof un d seine Kleriker geschritten. A u f d e m Blumenfeste hat er der M e n g e K u ß h ä n d e zugeworfen.

Er hat Gedichte z u m Preise der Liebe angehört. Er hat Blu­

mensträuße mit zarten Seiden­

bändern in der H a n d gehabt, u m die schöne junge Blumenkönigin die Stufen hinaufzuleiten u n d sie einem Dichter zuzuführen.

D e r Nordländer wird das Widerspruchsvolle, das Tosende der Seelengewalt der katalani­

schen Menschen, die heute jauchzen u n d übermo r g e n in W u t geraten, nie begreifen.

Ein Abbild der Verworrenheit des Katalanen ist die Großkirche für die heilige Familie von Architekt Gaudi. D e r Stil heißt natür­

lich katalanisch, n i m m t von der Gotik struktive Elemente, von den spanischen Höhlenstädten, die es noch heute gibt, stilisierte Stalak­

titen, u n d von den Dattelpalmen den Schlankwuchs der Stämme.

Schon das Riesenportal mit seinem G e w i m m e l von M e n s chen- u n d Tiergestalten, das T o r des Lebens genannt, bringt den fremden Besucher z u m Erschrecken. D e r Katalane ist mit diesem Nationalstil ganz einverstanden. D u r c h diese phantastische Vision dringt ein revolutionärer Wille. W a s die T ü r m e betrifft, so sollen sie an die gewaltigen vier Weltspiralen erinnern, die unsichtbar in Strahlenkräften das Weltall in B e w e g u n g erhalten.

D a s ist neue katalanische Architektur. D a s B a u e n geschieht nicht nach einem Generalplan. G a u d i entwarf übergotisch phantastisch w ä h r e n d des Bauens! N u n hat die anarchistische Welle den B a u stillgelegt.

Die Wellen der spanischen Baukunst haben wiederholt die Gewalt der inneren Spannu n g e n des iberischen Grundcharakters offenbart. So gab es einmal zur Zeit Isabellas (mit d e m H e m d ­

P h o t. Ic . E s p . A rc e iu M a s .

H a lle der alten B örse. U eberraschend frü h e, w eitg e­

spannte K o n stru k tio n einer gotischen B a u -In g .-L eistu n g . L in k e W an d später eingezogen.

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schwur) eine aufschießende wilde Dekorationsarchitektur (Beispiel zeigen die Kirchen San Pablo u n d San Gregorio in Valladolid):

ein schäumendes Auflösen ¡der W ä n d e [in heraldische Ornamente mit schönbeinigen Figuren zwischen W a p p e n u n d Friesen, mit aufgeblähten Baldachinen, mit Bogen, Säulenheiligen u n d B ä u m e n mit L ö w e n obenauf. D a s G a n z e ein aufgeblähter Fassa­

den-Zuckerguß.

D a s Ergebnis des neuen phantastischen Stils sieht m a n aber an Wohnhäusern, die es nirgends wieder gibt. Keine Linie an ihnen ist gerade. N e u erfundene Säulen Jstehen schief, die Stockwerke an ihnen sind wellenförmig getrennt. Wild „ver­

zieren“ bizarre Or n a m e n t e in leuchtenden Farben die Fassaden.

D e r U m f o r m u n g s d r a n g bemächtigt sich selbst der großen Gärten;

das sieht m a n an d e m Parke von Barcelona, der der sonderbarste in ganz Europa ist.

M e r k w ü r d i g verkrampft ist diese neue katalanische B a u ­ kunst, fast so wie bei den Wucherbild-Gestalten der Giftpflanze;

Bilsenkraut, Stechapfel, Tollkirsche u n d Verwandter, die in] ihrem Wuchsausdruck scheinbar ihr eigenes Giftleiden i m K r a m p f ­ bild zeigen. D a s ganze W e s e n vieler Katalanen ist K r a m p f der gegensätzlichen Funktionen; ihre Wutanfälle mit weiter Pupille sind geradezu ähnlich der W i r k u n g des Bilsenkrautgiftes. So ist der neue katalanische Stil.

D e r Besucher rettet sich aus der durcheinanderstürzenden Menschenflut der Straßen z u m Aussichtsberg von Barcelona, d e m T i b i d a b o . Hier sieht m a n das endlose Stadt-Schachbrett der Häuser mit d e m M e e r dahinter, an der anderen Seite Berg-

Aufnähme : Weltbild.

D ie G roßkirche S agra F a m ilia im B a u . D ie vier Türme als S y m b o l der g ö ttlic h e n W e lt­

a llsk ra ft. D er B au w ir d als re p rä sen ta tive K u n stleistu n g angesehen.

D er A rc h ite k t erdich tet eine neue L eiden ­ schaftsgotik. E r e n tw irft im provisierend w ährend des B a u e n s: D ie au ffälligsten B a u ­ teile vo rw eg aus Propagandagründen.

ketten u n d tiefe Täler. In der Ferne aber erscheint aus d e m Dunst plötzlich aufsteigend ein Bergmassiv, urhaft schroff u n d gezackt.

D a s ist der Montserrat, ein steinerner Koloß, daliegend wie eine Riesenburg. Er erscheint weglos: „unnahbar euren Schritten steht eine Burg, der Montsalvatsch genannt“ . Hier war nach der f r o m m e n Sage die Burg des Grals mit d e m heiligen Kelch aus Sardonyx geschnitten, mit Perlen u n d Rubinen verziert, den der Heiland in der Nacht des Ab e n d m a h l s seinen Jüngern reichte. D e r Montserrat ist heute mit einer Drahtseilbahn sehr be­

liebt geworden. Es befindet sich ein flottes Heiratshotel da oben, nahe d e m Kloster. N e b e n der Pilgerkaserne steht dies Liebes- hotel mit vielen kleinen gedeckten Hochzeitstafeln, denn die Zahl der Pärchen, die hier den kirchlichen Segen einholen, ist außerordentlich groß.

Sie knien in der Kirche nieder, w o über d e m Hauptaltar der Basilika das schwarze Muttergottesbild i m allerschönsten weißen Seidenkleid steht. „ D e r Evangelist Lukas hat es selbst in Holz geschnitzt und der hl. Andreas oder Jakobus hat es nach Spanien gebracht.“ Ignatius v. Loyola hat der M a d o n n a sein Schwert zu F ü ß e n gelegt. Ein Treppchen führt hinauf zu ihr, u n d der Beter darf sein Gesicht in ihr G e w a n d vergraben, kann ihr Kleid küssen u n d ihre H a n d ; siebzigtausend Wallfahrer sprechen so alljährlich „persönlich“ mit der M a d onna. In der Krypta aber hängen die Brautschleier, Brautkränze u n d Stelz­

füße, H ä n d e aus Gips u n d Herzen aus Wachs, nicht zu vergessen die Schiffchen aus Silber. Die Anziehungskraft dieser kata­

lanischen schwarzen Mutter Gottes steht in unüberbrückbarem Gegensatz zu d e m tobenden Kulturhaß des iberischen A n a r ­ chisten; an die Befriedung ihres Aufruhrblutes ist niemals zu denken.

(6)

W enig unterbrochene ruhige Dachfläche m it V ollpfannendeckung. G u te E in­

teilung der F a ch w erkw an dfelder. V e rze rrt w irken de B ugstellung an den Ecken.

Im G iebel als H eilszeichen die Runenfigur der M u tte rsc h a ft.

Vom Bauerngehöft für 50—60 Morgen ).

"T\er auf der diesjährigen Reichsnährstands-Ausstellung in Frankfurt a. M . aufgebaute Bauernhof einer 50— 60 M o r g e n großen Wirtschaft i m G a u Hessen-Nassau zeigt wie der 1934 in Bad Kreuznach ausgestellte Erbhof W o h n - u n d Wirtschafts­

räume unter einem Dach.

Ein Teil des Viehbesatzes ist allerdings in d e m den H o f ­ r a u m umschließenden Nebengebäude untergebracht. Diese A n o r d n u n g dürfte hinsichtlich der U e berwachung des Pferde­

stalles u n d der Fütterung der Zuchtschweine in anderen Gegenden auf Widerspruch stoßen. A u c h die Zufahrt zur Scheunentenne, die Anfahrt zu den Gärfutterbehältern u n d die mangelnde D e c k u n g bei der V e r w e n d u n g des Saftfutters wird nicht jedes Bauern Beifall finden. Sonst aber sind die arbeitswirtschaft­

lichen u n d züchterischen Forderungen: kurze u n d möglichst geradlinige Arbeitswege, T r e n n u n g der Tiere nach Gattung u n d Altersstufen u n d richtige Lage der Ställe zu den H i m m e l s ­ richtungen erfüllt. Die Tr ennung des äußeren R a u m e s in einen Bauerngarten u n d den Wirtschaftshof wie der knapp bemessene Hühnerauslauf sind wohl nur auf die Verhältnisse auf d e m A u s ­ stellungsgelände zurückzuführen.

Die Gesamthaltung des Hofes ist klar, ausgesprochen bäuer­

lich u n d bodenständig, bedingt durch die langgestreckte G e b ä u d e ­ form mit den geschlossenen Dachflächen u n d d e m in rhein­

fränkischer Art durchgebildeten Fachwerk.

A n betriebstechnisch beachtlichen Einrichtungen sind hervor­

zuheben: D e r v o m Bauern leicht herzustellende Einbau des Rinderlaufstalles i m Bansenraum ermöglicht einen kühlen Stand der Tiere u n d ihre Abhärtung für den Weidegang. Die Kälber­

bucht mit d e m Abteil für das Saugkalb. De r Mittellangstand mit niedriger Krippe, verschließbarem Freßgitter u n d der zur Erhaltung des Stickstoffgehaltes in der Jauche sorgfältig durch­

gebildeten, verdeckten Jaucheableitung. Die Jaucherinne be­

steht aus 10 c m weiten glasierten Tonrohrschalen, die u n a b ­

*) Errichtet von der Stallbau-Beratungsstelle der Landes­

bauernschaft Rheinland, Bonn, Endenicher Allee 60.

hängig v o m Stallfußboden mit einem Gefälle von 2— 3 Proz.

z u m Jauchesammelschacht mit Geruchverschluß verlegt sind.

Die A b d e c k u n g erfolgt mittels Klinkerplatten mit geradem, nach unten sich erweiterndem Schlitz oder mit Betonform­

steinen mit i m Zickzack geführten Einlauffugen oder mit Verschlußplatten, 1 m lang, 10 c m breit mit Einlaufschlitzen.

I m Kälber- u n d Mastschweinestall sind abnehmbare Klinker­

platten, gelochte Stahlbleche oder gelochte Bohlen verwendet.

Die lichte Stallhöhe ist den Bedürfnissen der Belegung angepaßt:

i m Kuhstall u n d in der Kälberbucht 2,50 m , i m Rinderlaufstall 3 m , i m Schweinemaststall 2 m.

Die Lüftung der eingebauten Ställe ist der Schreiderschen ähnlich. Die Frischluft tritt über den Fenstern durch eine Reihe Wandöffnungen ein, die mit gekuppelten K l appen verschließbar sind. Die 51 c m weit verlegten Halbhölzer der D e c k e sind nach oben durch eine Bretterdecke mit Lehrnschlag abgedeckt, zwischen sie eingeschoben sind 5 c m dicke Bimsdielen mit offenen Fugen. In diesen Frischluft-Deckenkanälen „rieselt“

die Luft von oben her in den Stallraum. O b die Stalluft durch einen kurz über Stallfußboden beginnenden Abluftschlot abge­

zogen wird, ist aus den Plänen nicht ersichtlich. Bei diesen Musterställen dürfte Querlüftung auch schon hinreichen. Die Düngerstätte ist als „Spardüngerstätte“ durchgeführt: be­

tonierte Sohle in H ö h e des Hofpflasters mit durch Rundhölzer abgedeckter Rinne für den Sickersaft, abschließende U m ­ fassung aus Holzbohlen zwischen Stampfbetonpfeilern. Zwei- kammerige Jauchegrube.

Z u m gesundheitstechnischen A u s b a u ist zu bemerken:

D a s Familienklosett i m B a d e r a u m des Dachgeschosses läßt auf Spüleinrichtung schließen. Die Badeeinrichtung bedeutet einen Fortschritt. Die volle Auswertung dieser besonders in der Erntezeit wichtigen Einrichtung auch für Dienstboten oder Hilfsarbeiter findet das B a d aber erst, w e n n es i m Erdgeschoß neben der Futterküche u n d i m A n s chluß an deren D a m p f ­ bereiter eingebaut ist.

(7)

319

( y g r l e n a o | i c b I ( Q j l o r > )

Schnitt a— b.

Schnitt g— h.

Längsschnitt,

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l « g b fr. l>ob^e -HioVife ft.

Schnitt e — f.

Kellergeschoß.

1

^«bo-.V »er»!»''

Ifchte llobe. *2..So rr, l^ble HoWa ft.bo*r\

E rdgesch oß und L agep lan . Ijghlfc Aobc. ft 6o

E n tw u rf: Arch. Ritter, Stallbau-Beratungsstelle, Bonn,

Dachgeschoß.

(8)

Bautechnische u n d baustoffliche Würdigung: Die W ä n d e der Ställe mit A u s n a h m e des Schweine-Zuchtstalles u n d des Hühnerstalles sind in Massivbauweisen von h ö herem W ä r m e ­ schutzwert, wie Bims-Hohlblocksteinen oder Ton-Hohlsteinen, ausgeführt, innen nur i m Sockel geputzt, sonst verfugt u n d gekalkt. I m übrigen ist Fachwerk sichtbar oder verschindelt, mit oder ohne S c h w e m m s tein-Ausmauerung verwendet; zur Erhöhung des Wärmeschutzes der Ausfachung bei W o h n - räumen 3,5 c m dicke Heraklitverkleidung. Die Stallbau- Beratungsstelle vertritt die Anschauung, daß uns heute wohl für

A u fn a h m en : L a n desba u ern sch a ft R h ein la n d .

Durch geschlossene G rundrißform gu te D achgliederung, zw eckm äßig und schützend. D irek ter W eideauslauf.

Fachwerk das früher reichlich verfügbare hochwertige Eichen­

holz fehlt, daß aber engringiges, i m Gebirge gewachsenes Kiefern- und Fichtenholz bei sorgfältiger, verständiger A n w e n d u n g unserer hochwertigen Holzschutzmittel u n d Sperrstoffe u n d bei guter, pfleglicher Unterhaltung unbedenklich angewendet werden kann. Soweit bei W ä n d e n auf Wärmeschutz zu verzichten ist, sind eichene Langschindeln auf Lattung, außen mit Xylamon, innen mit Feuerschutzanstrich behandelt, als Wandverkleidung verwendet. Dieser schöne W a n d b e h a n g ist leider nur dort noch preiswert zu haben, w o sich noch Schindelmacher finden.

Diese sind selten geworden, wird doch darüber geklagt, daß i m Harz das ehemals ausgedehnte Schindelmachergewerbe fast ver­

schwunden ist. W i e sich die zuständigen Brandversicherungs­

anstalten zur V e r w e n d u n g des Schindelbehanges stellen, zumal in geschlossenen Ortschaften u n d trotz des die Entflammbarkeit verringernden Anstriches, ist eine für die Wiedereinführung dieses bodenwüchsigen Behanges ausschlaggebende Frage. Das D a c h ist mit dunkelbraunen „Volkspfannen“ eingedeckt. H a n d ­ werksgerecht scheint das Zusammenschneiden des Fußbuges, des Kopfbuges u n d des oberen Riegels auf zwei Seiten des Eckpfostens nicht zu sein.

D e r Langstand ist die älteste Standanordnung. Bei der verfügbaren großen Fläche misten un d nässen die Tiere auf den Stand, also in die Einstreu. Ist der Stand nicht erhöht, dazu nicht oder nur mangelhaft befestigt, so werden in den aufge­

weichten Boden M u l d e n getreten, in denen Jauche stehenbleibt u n d verdunstet. Sauberhaltung des Stalles u n d der Tiere, Sauberkeit bei der Milchgewinnung sind beim Langstand eben­

sowenig möglich wie die zur Erhaltung der Düngewerte er­

forderliche T r e nnung von Jauche u n d Kot.

D e r Kurzstand (Einrichtung u n d Z w e c k als bekannt voraus­

gesetzt). W e g e n der Kürze des Standes versuchen die Tiere aber durch Schrägstellung bequemer zu stehen u n d misten dabei nicht stelten auf die Kante des Standes. U m ein Zurück-

senkrechten Ketten oder Halsrahmen befestigt, daß sie sich k a u m bewegen können. Sie müssen, da der Stand so kurz ist, daß er gerade nur z u m Stehen langt, den K o p f stets über die Krippe halten, während beim Liegen das Hinterteil über die Standkante schwebend hinwegragt. D e r Kurzstand ist nur noch in ausgeprägten Weidegegenden zu vertreten; in diesen Betrieben ist die Einstreu sehr knapp u n d die Zeit der Stall­

haltung so kurz, daß die Nachteile des Kurzstandes als nur vor­

übergehend ohne nachhaltige Schäden in K a u f g e n o m m e n werden können.

D e r Mittellangstand vereinigt die Vorteile vorgenannter Aufstellungsarten u n d schließt ihre Fehler aus, indem den Tieren Bequemlichkeit u n d natürliche Haltung wie auf dem Langstand bleiben u n d die Sauberkeit des Kurzstandes gleich­

falls erreicht ist. Die an der gewöhnlichen (zweitragenden) Kuhkette angebundenen Tiere haben jederzeit Platz z u m Stehen, u n d ruhend liegen sie mit d e m ganzen Körper auf der Stand­

fläche auf. Wesentlich ist die A n o r d n u n g eines verschließbaren Freßgitters, das die Tiere hindert, so weit nach vorn zu treten, daß sie den Stand beschmutzen. Die Standlänge richtet sich nach d e m einzustellenden Viehschlag. D a s meist anzuwendende M a ß beträgt 2,10 m. Für Tiere kleinerer Schläge m u ß es ent­

weder auf 2,05 m verringert oder aber das Freßgitter m u ß je nach Bedarf u m 10— 20 c m nach innen (nach den Tieren zu) schräg gestellt werden. Für besonders schwere Viehschläge ist der Stand bis äußerst 2,20 m zu verlängern. Die Krippe m u ß so beschaffen sein, daß die Tiere in natürlicher Haltung wie auf der Weide daraus fressen können. Die tiefste Stelle der Krippenschale soll d a r u m in Standhöhe oder bis zu 5 c m über ihr, nicht aber tiefer liegen. Die Krippenschale soll 40— 50 c m lichte Weite haben, jedenfalls nicht enger als 40 c m sein; glasierte Tonschalen sind a m besten zu reinigen u n d a m haltbarsten.

Zwecks leichter Reinigung erhält der Krippentrog auf der ganzen Länge ein geringes Gefälle (1:200 bis 1:150 = 5— 7,5 m m auf 1 m ) u n d a m E n d e einen verschließbaren Auslauf.

G esunder, g u t belich teter S ta llr a u m , W än de in H o h l­

blocksteinen m it g ek a lk ten F lächen. H o lz w e r k f ä u ln is ­ sicher behandelt.

Das Freßgitter kann aus Holz oder Eisen hergestellt werden, jedoch ist die Holzausführung der eisernen, die z u d e m Schädi­

gungen durch elektrische Einflüsse verursachen kann, vorzu­

ziehen, weil Holz w ä r m e r ist u n d sich an i h m kein Schwitz­

wasser ansetzt. D a s Freßgitter m u ß verschließbar sein, da sonst die A n o r d n u n g des Mittellangstandes zwecklos wäre. (Von den 3 Ausführungsarten wird nur diejenige gezeigt, bei welcher durch einen gemeinsam beweglichen Hartholzstab die Freß-

öffnung verriegelt werden kann.) n

(9)

321

B A U R E C H T L I C H E E N T S C H E I D U N G E N

W a n n W e r k v e r t r a g u n d w a n n Dienstvertrag ? Als der Müller K. eine M ü h l e nebst Getreidesilo aufführen wollte, zog er den Architekten B. zu Rate. Dieser entwarf Bauzeichnungen, die von der Polizeibehörde genehmigt wurden.

Die Erd-, Maurer- u n d Zimmerarbeiten w u r d e n dann d e m Maurermeister S. übertragen; die Angebote hatte B. beschafft und die Bedingungen angegeben. B. erklärte, er sei der Bauleiter.

Schon 1920 war der R o h b a u des Mühlengebäudes u n d des Silos fertiggestellt. I m Jahre 1930 zeigten sich i m Silo Risse. I m Jahre 1932 fand ein Zu s a m m e n s t u r z der Nordwestecke des Silos statt. D e r Müller K. n a h m an, daß S. die Regeln der B a u ­ kunst nicht beachtet habe, da er statt Zementmörtel einen minder­

wertigen Zementkalkmörtel verwendet u n d noch andere Fehler gemacht habe. F ü r die mangelhafte Widerstandsfähigkeit der Außenmauer gegen D r u c k v o n der Seite habe B. aufzukommen, welcher seine Aufsichtspflicht nicht gehörig ausgeübt habe;

auch liege ein bedauerlicher Konstruktionsfehler vor, so daß die Silokammern den Seitendruck der Getreidemassen nicht haben aushalten können. B. bestritt jedes Verschulden u n d betonte, es k o m m e ein Werkvertrag in Betracht, so daß ein Schadenersatz­

anspruch nach § 638 des Bürgerlichen Gesetzbuches verjährt sei. Das Oberlandesgericht in N a u m b u r g a. d. S. entschied aber zugunsten des Müllers u n d erklärte den Architekten B. für ver­

pflichtet, Schadenersatz zu leisten. Es wu r d e u. a. geltend ge­

macht, es k o m m e kein Werkvertrag, sondern ein Dienstvertrag in Frage; die Verjährungsfrist betrage mithin 30 Jahre. V o n einem typischen Architektenvertrag, der als Werkvertrag an­

zusprechen sei, könne nicht die R e d e sein. B. könne vorliegend nicht als reiner Entwurfsarchitekt bezeichnet werden; er habe dem Bauherrn bei d e m Abschluß der Handwerksverträge ge­

holfen. A u c h habe B. die Bauarbeiten teilweise überwacht und geleitet. B. hatte nicht nur die Zeichnungen für die Bauten an­

zufertigen, sondern auch die Ausführung der Bauarbeiten zu überwachen u n d Garantie für eine gute Bauausführung geleistet.

Nach den vorgesehenen Bedingungen durften Aenderungen nur vorgenommen werden, falls B. es gestatte. B. durfte mangelhafte Arbeiten auf Kosten von S. von anderen Baufirmen vornehmen.

B. habe öfters S. An w e i s u n g e n gegeben u n d die Baustelle etwa 12mal aufgesucht, u m sich zu überzeugen, daß die Bauarbeiten ordnungsmäßig ausgeführt werden. D a s Reichsgericht erklärte die Vorentscheidung für einwandfrei. Zutreffend sei ein Dienst­

vertrag un d nicht ein Werkvertrag a n g e n o m m e n worden. B. sei verpflichtet gewesen, nicht nur die Zeichnungen für die Bauten anzufertigen, sondern auch dafür zu sorgen, daß der B a u ord­

nungsmäßig errichtet werde. B. habe ständig Beistand zu leisten gehabt. Das Oberlandesgericht habe aus der Art der Leistung von B. bedenkenfrei gefolgert, daß ein Dienstvertrag in Betracht komme. (Aktenzeichen: III. 252. 35. — 12. M a i 1936.)

Umsatzs t e u e r f r e i ?

Lieferungen der B a u h a n d w e r k e r a n Heimstättensiedler.

Nach d e m Reichsheimstättengesetz v o m 10. M a i 1920 sind die Lieferungen der Bauhandwerker an Heimstättengesellschaf­

ten, nicht aber an die einzelnen Siedler umsatzsteuerfrei. Es ist nun die Streitfrage entstanden, ob die Leistungen der B a u h a n d ­ werker an Heimstättensiedler d a n n von der Umsatzsteuer be­

freit sind, w e n n die Heimstättengesellschaft die Betreuung der Heimstättenbauten, insbesondere die Ausschreibung u n d Ver­

gebung der Bauarbeiten u n d Lieferungen u n d die Abrech n u n g mit den Unternehmern, ü b e r n o m m e n hat.

Diese Frage hat der Reichsfinanzhof durch Urteil v o m 27. Mai 1936 ( V A 240/35) verneint, da die jeweilige Entscheidung des einzelnen Falles nicht davon abhängig gemacht werden könne, wie weit die Ausgeberin der Heimstätten den Heimstättensied­

lern mit Rat u n d Tat an die H a n d geht. Es wird auch für die Zukunft daran festgehalten, daß nur Lieferungen, die die A u s ­ geberin der Heimstätten bewirkt oder die an die Ausgeberin der Heimstätten bewirkt werden, von der Umsatzsteuer befreit sind.

Rückstellungen für Bürgschaftsverluste bei Architekten.

Das Betriebsvermögen von Architekten wird häufig durch Uebernahme von Bürgschaften u n d Inanspruchnahme aus diesen beeinflußt. Soweit solche Architekten auf G r u n d eines V e r ­ mögensvergleiches zur Einkommensteuer herangezogen werden, wirken sich S c hwankungen i m Betriebsvermögen infolge von Bürgschaftsverlusten ohne weiteres gewinnm i n d e r n d aus. Es dürfen in solchen Fällen auch Rückstellungen für drohende In­

anspruchnahme gemacht werden. Neuerdings wird dies auch bei solchen Architekten für zulässig erklärt, die bisher ohne Vermögensvergleich lediglich nach d e m Ueberschuß der Ein­

n a h m e n über die Ausgaben veranlagt wurden. I m Gegensatz zu kleineren Gewerbetreibenden, freien Berufen, vielfach auch zu Rechtsanwälten, bei denen Geldgeschäfte, insbesondere B ü r g ­

schaftsübernahmen i m Betriebe regelmäßig nicht V o r k o m m e n , hat sich nämlich der Architektenberuf in der Nachkriegszeit in vielen Fällen so entwickelt, daß nicht m e h r ausschließlich ein freier Beruf ausgeübt, sondern ein G e w e r b e betrieben wird, z. B.

durch B a u eigener Häuser usw. N a c h d e m Reichsfinanzhof kann deshalb in solchen Fällen die Zugehörigkeit einer Bürgschafts­

verpflichtung z u m Betriebsvermögen nicht aus grundsätzlichen E r w ä g u n g e n verneint werden. Vielmehr m u ß in derartigen Fällen ein Bestandsvergleich (gegebenenfalls schätzungsweise) aufgestellt werden. Dabei m u ß die Belastung durch B ü r g ­ schaften mit in R e c h n u n g gestellt werden. A u f diesem W e g e k o m m t der Reichsfinanzhof auch zur Zulassung von Rückstellun­

gen ( R F H , 18. M ä r z 1936 — V I A 162/36 — i m RStBl. S. 727).

H ä u s e r s c h ä d e n d u r c h G r u n d w a s s e r s e n k u n g .

Bei Errichtung tiefgehender G e b ä u d e in Berlin, z. B. bei Untergrundbahnbauten, müssen infolge des moorigen Unter­

grundes vielfach Grundwassersenkungen v o r g e n o m m e n werden.

Diese bilden aber große Gefahren für die benachbarten Gebäude, da deren Untergrund dadurch die Tragfähigkeit verliert. N a c h der Errichtung eines großen Neubaues 1934/35 zeigten sich durch Grundwasserentziehung an einem benachbarten 70 Jahre alten G e b ä u d e derartige Senkungen u n d Risse, daß die B a u ­ polizei den Abriß eines Teiles des Gebäudes anordnete. Die Eigentümerin des Gebäudes verlangte daraufhin von d e m B a u ­ herrn den Ersatz des entstandenen Schadens. Es k a m z u m Prozeß, der n u n m e h r zugunsten der Hauseigentümerin ent­

schieden worden ist. In dieser Entscheidung führt das L a n d ­ gericht Berlin aus: D e r Grundstückseigentümer dürfe sein Grundstück nach § 909 des Bürgerlichen Gesetzbuches nicht derart vertiefen, daß d e m Nachbargrundstück die erforderliche Stütze entzogen werde. Anerkannten Rechtes sei es, daß auch die durch eine Grundwasserabsenkung verursachte Entziehung der Stützkraft unter diese Vorschrift falle. „Unter erforder­

liche Stütze ist eine solche zu verstehen, die unter normalen Verhältnissen d e m Grundstück beziehungsweise d e m darauf errichteten G e bäude den genügenden Halt gibt.“ D e r Bauherr habe § 909 B G B schuldhaft verletzt. W e n n er es unterließ, vor Baubeginn in der Nachbarschaft durch Einsichtnahme in die Bauakten sich Gewißheit von der Bauweise, den Fundierungen un d d e m baulichen Zustand der G e b ä u d e zu verschaffen, han­

delte er fahrlässig. Heute sei allgemein bekannt, daß G r u n d ­ wasserabsenkungen für die umliegenden G e b ä u d e Gefahren mit sich bringen. W e n n der Bauherr zur Anlegung unter­

irdischer Anlagen Grundwasserabsenkungen in einer weit über das übliche M a ß hinausgehenden Weise durchführte, so ver­

pflichtete dies den Bauherrn andererseits, außergewöhnliche S c h u t z m a ß n a h m e n zu treffen, wobei die hierfür aufgewendeten Kosten u n d der etwaige Zeitverlust nicht ausschlaggebend sein dürfen. Die Tatsache, daß das Bauvorhaben baupolizeilich genehmigt worden sei, schließe die Widerrechtlichkeit nicht aus.

H a f t u n g für Gebäude-Einsturz.

D a s Reichsgericht verhandelte in dritter Instanz den Pr o ­ zeß gegen einen Architekten, der wegen Einsturzes eines G e bäudes belangt wurde. Das G e b ä u d e war zwar nach den Entwürfen des Architekten erbaut worden, aber der ausführende Meister hatte beim B a u die Pläne in m a n c h e n Beziehungen geändert.

In erster Instanz wurde der Kläger wegen Verjährung ab­

gewiesen. Dagegen hat das Oberlandesgericht der Klage in zweiter Instanz stattgegeben, davon ausgehend, daß die Verpflichtung des Beklagten nicht auf G r u n d des Werkvertrages, sondern nach den Be s t i m m u n g e n über den Dienstvertrag zu beurteilen sei.

A u f die Revision des Beklagten hat das Reichsgericht das Urteil des Oberlandesgerichtes aufgehoben u n d die Sache w e g e n unzulänglicher Begründung eines Verschuldens des Beklagten zur anderweitigen Verhandlung u n d Entscheidung an einen anderen Senat der Vorinstanz zurückverwiesen. A u s der E n t ­ scheidung des Reichsgerichtes sind folgende E r w ä g u n g e n wis­

senswert. „Sicherlich verfehlt sind die Ausführungen des B e ­ rufungsgerichtes in der Richtung, daß aer Beklagte verpflichtet gewesen sei, sich u m die Arbeiten der Spezialfirma zu k ü m m e r n u n d ihre Konstruktionen u n d Berechnungen nachzuprüfen.

Fraglich ist, ob die Spezialfirma die fremde Einmischung zu­

gelassen haben würde. Verfügte der Beklagte aber^ selbst nicht über die nötigen Spezialkenntnisse, so hätte er sich auf eine Hilfskraft verlassen müssen. D a s war nichts anderes, als w e n n er auf W u n s c h des Bauherrn die Spezialfirma beauftragte. D a s Verschulden des Beklagten hinsichtlich der Konstruktionen der A u ß e n m a u e r u n d hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber der Spezialfirma ist mithin nicht ausreichend begründet. A u s den gekennzeichneten u n d aus anderen M ä n g e l n ergibt sich die A u f h e b u n g des Berufungsurteils.“

(10)

BewehrungssSünden im Betonbau zerstören ganze Bauwerke.

V o n W . S p i e c k e r , Bauingenieur.

C s gibt Bauwerke, an denen der F a c h m a n n nicht vorübergehen kann, ohne einen gewissen I n g r i m m hinabzuwürgen. Das sind solche, die nicht nach den Regeln der Baukunst errichtet, d. h. unter Mißachtung der für jeden Einsichtigen selbstverständ­

lichen Forderungen erbaut wurden. Diese Pfuscharbeit, denn anders kann sie nicht bezeichnet werden, ist geeignet, den in unzähligen Fällen bewährten Betonbau in Mißkredit zu bringen.

Mit geringem A u f w a n d u n d fachlicher Erkenntnis könnte gründ­

lich W andel geschaffen werden. D o c h ist es im Baugewerbe so, daß die Fehler mit aufge­

baut werden u n d später nicht oder nur schwer mit erheblichen Kosten, Zeit­

verlust u n d Geschäftsver­

druß beseitigt werden kön­

nen.

Zwei Mittel gibt es, durch die die in den A b ­ bildungen gezeigten Mängel verhütet werden k ö n n e n : a) durch V e r w e n d u n g einer für diesen Z w e c k geeigne­

ten Betonmischung u n d b) durch Einhalten des richti­

gen Abstandes der B ewehr­

ung von derSchalung.

So einfach diese For­

derungen sind, so schwer scheinen sie für m a n c h e n

„ F a c h “ arbeiter einzuhalten zu sein. Es liegt auf der Hand, daß m a n z. B. bei der zerstörten Bunkerwand von 14 c m Stärke keinen Stampfbeton aus grobkörni­

g e m Kies hersteilen darf, dazu noch in zu magerer u n d zu trockner Mischung.

Z w a r liegt es einwandfrei fest, daß ein Zuviel des Wassers die Festigkeit des fertigen Betons herabmin­

dert — aber was für den Probekörper von 30/30 c m gilt, ist noch nicht m a ß ­ gebend für Bauwerke mit geringen Wandstärken. Für solche W ä n d e k o m m t nicht nur die Druckfestigkeit, sondern auch die Dich­

tigkeit des Betonkörpers in Frage, u n d diese war nach Lage der Um s t ä n d e nur bei V e r w e n d u n g einer

breiigen Mischung zu erzielen. Diese Arbeitsweise hat den V o r ­ teil, daß m a n nicht zu stampfen braucht, sondern, daß mit Lattenstücken oder sogenannten „Prickstangen“ aus Rundeisen gestochert wird, wodurch die dichte Ausfüllung der Hohlräume leicht u n d sicher zu erreichen ist.

Legt m a n auf glatte Ansichtsflächen Wert, so benutzt m a n gehobelte Schalung u n d ölt diese; außerdem sorgt m a n durch Feuchthaltung derselben bei trockner u n d sonniger Witterung, daß keine klaffenden Fugen entstehen. Hierdurch wird auch vermieden, daß der Zementbrei, der ja der Verbindung u n d U m h ü l l u n g der Füllstoffe, wie Kies, Splitt oder Sand, dienen soll, aus der Schalung quillt u n d vergeudet wird.

Ist es schon schwer, ohne Hilfsmittel das Eisengeflecht bei plastischem Beton in der vorgesehenen Lage zu erhalten, so ist dies bei d e m Stampfbeton in vielen Fällen nicht möglich. Denn außer d e m seitlichen Druck, der bei d e m plastischen Beton das Geflecht an die Schalung zu drücken versucht, k o m m t bei der S t a mpfbewegung hinzu, daß bei unserem Beispiel nur in der Mitte zwischen den außen liegenden Geflechten gestampft werden kann. Die Verdichtung der Ma s s e geschieht daher von innen heraus dergestalt, daß ein Zurückkehren der Eisenstäbe nach

Aufhören des Stampfens auf G r u n d der Elastizität der Stäbe in die ursprüng­

liche Lage ausgeschlossen ist. Dies ist auch bei plasti­

sc h e m Beton nur bedingt zu erwarten, u n d darum verläßt sich kein erfahrener Betonbauer auf den Zufall, sondern er ergreift die Mit­

tel, die sicher zu d e m ge­

steckten Ziel führen. Ein solches Mittel soll'nachsteh- end beschrieben werden.

Die Entfernung des ein­

zelnen Eisenstabes von der Außenkante des Betons soll nach den ministeriellen Be­

st i m m u n g e n i m Freien min­

destens 20, i m übrigen mindestens 10 m m be­

tragen. Dieser Abstand gilt von Außenkante Bügel bzw.

Verteilungseisen, die keine tragende Funktion haben, sondern lediglich das G e ­ flecht vor d e m Betonieren in der richtigen Lage und Entfernung halten sollen.

Bei wichtigen Bauwerken geht m a n noch erheblich über die genannten M a ß e hinaus. D a der Durch­

messer der Verteilungs­

stäbe je nach der Stärke der tragenden Stäbe schwankt, sind die Abstände zwischen Geflecht u n d Schalung recht unterschiedlich. M a n kann sich diesen Abständen je­

doch leicht anpassen, we n n m a n Betonblöckchen an­

fertigt, die der erforder­

lichen Stärke entsprechen.

D a z u nagelt m a n auf eine Bretterunterlage Leisten der gewünschten Stärke, macht einen feinen Beton an u n d bringt ihn auf die gut angefeuchtete Unterlage, w o er zwischen die Latten gestampft u n d scheit­

recht abgezogen wird. D a n a c h werden Stückchen Bindedraht in die noch plastische Masse gedrückt, so daß die beiden E n d e n nach oben zeigen u n d die Streifen mit der Fugekelle durch­

schnitten. Die fertigen Blöckchen w erden auf der Außenseite des Geflechtes festgebunden. M a n rechnet auf jedes Quadrat­

meter Fläche ein Blöckchen.

Je nach der erforderlichen Stärke macht m a n rechteckige oder schwalbenschwanzförmige Leisten. Obgleich die kleinen Betonkörper sich gut mit d e m Beton verbinden, so daß sie in Schalung

Ibb. t.

¡tiunffe.

luchtes Geflecht

t / e r s f e f / c / n g d a r D a to n ¿ /o c A r c n e /2 -, At. t.'jb J

w i e s i e a u f j e d e r B a u s t e l l e . / e i c h t S ta m p fte n * . r i c h t e n i s t .

k -Wouj

Dünne ftetnef S'fajnpfäefon. , Pas i/ef/adrt Pird

I

a n d i e Scha/ung g e d r ä n g t

.

U rsprung/. L a g e

tage nach dem Stampfen Schalung

t /e f / a c h t ¿ e f e s f i g f e r f o n / s c h e r f / o c h .

Ali- ¿t M. 1 :Z

Bindedraht

yartei-

3 Zungt - eisen.

/fiö.Z. Hort zontatschniit d ’t.ia.! a-l.

AU S ZersforurrQ einer unfeertra/?cE

Die. ße/ lefya/tong des ric/tt/gen.

Abstandes ist ge währte/sArt /

tPorosep Z?efon

er

mdg/rcf/fe /g f.f kosten den f/serj sfä&e

der ffefor? ryorde a.6gesprengt, das dis ert y o m Rost zepr/ort.

a. - ursprünglicher f/atz des Be - WehrungsfalaS.

(11)

der fertigen W a n d nur schwer zu erkennen sind, wählt m a n bei stärkeren A b m e s s u n g e n einen schwalbenschwanzförmigen Q u e r ­ schnitt, da dies den fachmännischen Grundsätzen m e h r ent­

spricht. Die Möglichkeit, daß sich durch irgendwelche U m s t ä n d e ein Herausfallen ergeben könnte, wird hierdurch völlig aus­

geschaltet. Darüber hinaus hat diese oft bewährte M e t h o d e den Vorteil, daß man, sofern nicht ganz besondere U m s t ä n d e eintreten, vor Ueberraschungen bezüglich des Abstandes des Eisens sicher ist. A u ß e r d e m erspart m a n die Arbeitszeit, die auf das N a c h m e s s e n u n d Beobachten der Eiseneinlagen sonst verwendet werden m u ß .

Die genaue Einhaltung des richtigen Abstandes ist deshalb wichtig, weil durch die Schutzschicht die tragenden Stäbe vor der Beschädigung durch Rost bewahrt werden. Natürlich nützt diese M a ß n a h m e nur, w e n n der Beton, durch den diese Schicht gebildet wird, auch möglichst dicht ist. Dies ist, wie schon vorher ausgeführt, durch einen breiigen Beton in richtiger Z u s a m m e n ­ setzung der Mischstoffe i m allgemeinen zu erreichen.

Decke über den R o ststä b en abgesprungen. Eisen liegen bereits fre i.

Leider wird in Unkenntnis u n d vielfach auch trotz der Erkenntnis gesündigt. In m a n c h e n Fällen fehlt die Schalung, u m die gegossenen Teile noch einige T a g e länger eingeschalt zu lassen. Dies ist besonders bei Ze m e n t w a r e n der Fall (Rohre, Pfosten, Zaunpfähle usw.), aber auch i m Betonbau auf der B a u ­ stelle. D a z u versäumt man, n a c h d e m die frischen Körper der schützenden Schalung beraubt sind, die wichtige Feuchthaltung.

Die Schalung hat die Neigung, beim Betonieren d e m Beton Wasser zu entziehen u n d es später, w e n n er es beim Abbinden gebraucht, wieder abzugeben. A u ß e r d e m schützt die Schalung vor Bestrahlung durch die Sonne u n d d e m austrocknenden Wind.

Die Zerstörung der Bauwerke geht so vor sich, daß das Wasser durch die Poren des nicht dicht hergestellten

Betons an die Eisenstäbe gelangt u n d diese z u m Rosten bringt. Rost hat ungeheure Sprengkraft, der keine Festigkeit auf die D a u e r widersteht. Bei unseren Bei­

spielen hat er einfach die äußere Betonschicht abge­

sprengt u n d die Stäbe aus ihrer Lage gebracht, so daß ihre statische Bedeutung gleich Null ist.

Das gleiche Schicksal erlitten Stäbe, die keine oder nur eine zu geringe Betonschutzschicht aufzuweisen hatten. Es braucht nicht einmal die Wetterseite zu sein, an der sie liegen — die gewöhnliche Luftfeuchtigkeit genügt, u m das Rosten des Eisens zu veranlassen. Ist der Rostprozeß einmal begonnen, so ist er nicht m e h r aufzuhalten. Daher k o m m t es darauf an, von vornherein entsprechende M a ß n a h m e n zu ergreifen.

N u n haben viele Beispiele aus der Praxis bewiesen, daß das fachgerecht i m Beton eingelagerte Eisen nicht nur nicht rostet, sondern daß sogar der den Stäben anhaftende Rost vollständig aufgezehrt wird. So waren z. B. bei d e m A b b r u c h einer Brücke die Stäbe silber­

blank; das Bauwerk hatte etwa 20 Jahre gestanden. In Erkenntnis dieser Tatsachen sieht m a n es daher gern,

w e n n die Hauptstäbe bei wichtigen Ingenieurbauten gut angerostet sind, da die Oberfläche der Eisen dadurch auch nach der Verzehrung des Rostes rauh bleibt. Es sind Fälle anzuführen, w o der Rostprozeß künstlich ge­

fördert wurde, u m diese für das bessere Haftvermögen des Betons a m Eisen erforder­

lichen Voraussetzungen zu schaffen. In diesen Fällen müssen die Stäbe aber stär­

kere Betondeckung erhalten.

M a n sieht also, daß es nicht Materialfehler sind, die der Zerstörung von Beton­

werken Vorschub leisten, son­

dern mangelhafte Au s f ü h ­ rung. Dies ist nicht nur bei kleinen u n d von in der Be ­ tonbauweise unerfahrenen Kleinfirmen hergestellten A r ­ beiten zu beobachten, son­

dern auch bei Industriebau­

ten großen Ausmaßes. M a n ­ gelhafte Aufsicht und zu

kurz gestellte Ausführungsfristen sind hierbei die Ursachen.

Es kann nicht scharf genug gegeißelt werden, daß gerade in letzter Zeit durch einen überall zu beobachtenden D r u c k auf das T e m p o es den wirklich fachgerecht arbeitenden Firmen u n ­ möglich gemacht wird, ihrer Tradition g e m ä ß zu rechnen u n d zu arbeiten. Dabei k o m m t es oft vor, daß die Planung eines B a u ­ werks die zehnfache Zeit in Anspruch nimmt, als m a n zur A u s ­ führung bewilligen zu können glaubt. Eigentlich m ü ß t e das Verhältnis dabei umgekehrt sein. K a n n es da wundernehmen, daß sich die Unfälle trotz aller G e g e n m a ß n a h m e n häufen ?

N o c h einen anderen Uebelstand bringt dieses R e n n t e m p o mit sich: Bei der allgemeinen Nervosität, die auf solchen Baustellen herrscht, v o m Chef bis z u m letzten Laufjungen, ist keine M ö g ­ lichkeit mehr, einen Lehrling ordnungsmäßig anzuleiten und auszubilden. W e n n unsere jetzt noch vorhandenen Facharbeiter einmal ausgeschieden sind, haben wir nur noch Leute a m Werk, die durch das rasende T e m p o abgehetzt sind u n d keinen ge­

scheiten fachlichen Ge d a n k e n m e h r zu E n d e denken können.

Erst dann werden die eiligen Bauleiter u n d Auftraggeber, die so leichtfertig unmögliche Fertigstellungstermine festsetzen, einsehen, was sie selbst angerichtet haben durch den W a h n , daß der Segen der Arbeit nur in der Beschleunigung zu suchen sei.

Industriebau. A ußengeflecht der W a n d g eru tsch t. U m fangreiche Sicherungs­

arbeiten gegen V erfall. R ech ts freilieg en d es G eflech t und R oststellen . F ortschreitende Zerstörung.

U nsichtbar arbeitender R ost.

Siehe K leinrisse.

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