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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 40, H. 11

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Academic year: 2022

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H e r a u s g e b e r: C u r t R. V in c en tj. - G e s c h ä f t s h a u s : H ann o ver. H m S c b iffg r a b e n 41.

(Alle Rechte Vorbehalten.)

Zum Bauvereinstag in Duisburg.

B a u v o l u m e n u n d K a p i t a l d e r d e u t s c h e n B a u g e n o s s e n s c h a f t e n .

T e i l n a h m e 6000 Besucher.

T ^ e r rechte Sinn für Gemeinschaft ist uraltes deutsches Kultur- gut. W i r denken an die Allmende oder Gemeindemark, des Mittelalters, die Wald, Wiese, Seen gemeinsam nutzte; wir erinnern uns der Bauhütten u n d Zünfte u n d Gilden, die das Le b e n des H a n d w e r k s bestimmend beeinflußten u n d regelten.

Als i m Jahre 1810 der zwar schon erheblich eingeschränkte Zunftzwang aufgehoben wurde, brach eine der Hauptgrundlagen deutschen Volkstums z u s a m m e n , das Morgenrot einer neuen, regen, aber a m E n d e doch zersplitternden u n d auflösenden Zeit brach an. Schon gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte sich aber der deutsche Gemeinschaftsgeist von neuem. Die Vorschutz- u n d Rohstoffgenossenschaften Schultze-Delitzsch, die Raiffeisenschen Spar- u n d Darlehnskassengenossenschaften, K o n s u m - u n d Bauvereine w u r d e n gebildet.

In den Revolutionsjahren jener Zeiten lernte der Prinz Wilhelm von Preußen, der nachmalige erste deutsche Kaiser, während seines englischen Aufenthaltes die Bestrebungen zur W o h n r e f o r m kennen.

N a c h seiner Rückkehr nach Berlin zeichnet er Aktien der Berliner Gemeinnützigen Baugesellschaft, verpflichtete sich zu laufenden Jahresbeiträgen u n d ü b e r n a h m das tätige Protektorat der Gesellschaft. Trotz entschiedenen Eintretens für die gute Sache gelang es d e m Prinzen jedoch nicht, die Teilnahmslosig­

keit der oberen Klassen zu überwinden. V o n d e m für den A n ­ fang geplanten Aktienkapital von 1 Million Taler w u r d e n nur 211000 Taler aufgebracht. N a c h Errichtung von einigen hundert Musterw o h n u n g e n siechte dieser Bauverein dahin.

Jedoch endgültig abgetan war der Baugenossenschafts­

gedanke damit nicht. — Die neuen Industrien, die gleichsam über Nacht hunderttausende von Arbeitern in die Städte saugten, brachten V e r m e h r u n g der W o h n u n g s n ö t e u n d führten schließ­

lich auch dazu, daß sich in zahlreichen Orten Baugenossen­

schaften bildeten. Eine Schrift jener T a g e (1874) „ D i e G r o ß ­ städte in ihrer W o h n u n g s n o t u n d die Grundlagen einer durch­

greifenden Abhilfe“ unter d e m P s e u d o n y m „Arminius“ ge­

schrieben u n d von d e m Professor der Universität Königsberg, Freiherrn v. d. Goltz, herausgegeben, fordert bessere u n d ange­

messenere W o h n u n g e n in den Außenbezirken auf billigerem G r u n d u n d B o d e n u n d gab erstaunlich zukunftweisende Ziel­

setzungen, die für den Städte- u n d W o h n u n g s b a u von heute noch vielfach gelten.

A n Hinweisen hat es mithin damals nicht gefehlt; m a n beachtete sie kaum.

„ D i e besitzenden Klassen m ü s s e n aus ihrem S c h l u m m e r aufgerüttelt w e r d e n “ , schrieb damals Gustav von Schmoller.

Tr o tzdem ging es in jenen Jahren mit den Baugenossenschaften m e h r rück- als vorwärts. W ä h r e n d zu Beginn der siebziger Jahre in ganz Deutschland 53 Baugenossenschaften bestanden, war die Zahl i m Jahre 1885 auf 33 gesunken. D u r c h die zahlen­

mäßige Ueberlegenheit der Hausbesitzer in den G e m e i n d e ­ vertretungen w u r d e oft die Ueberlassung von billigem Bauland an die Bauvereine verhindert. Vielfältig h e m m e n d wirkte auch die Haltung der Sozialdemokratie, die ihrem Parteiphantom zuliebe ursprünglich die Baugenossenschaften bekämpfte.

Zwei U m s t ä n d e förderten in entscheidender Weise die Ent­

wicklung der Baugenossenschaften: der Erlaß des Genossen­

schaftsgesetzes von 1889 u n d die Einführung des Invaliditäts­

u n d Altersversorgungsgesetzes v o m gleichen Jahre. D a s G e ­

nossenschaftsgesetz brachte an Stelle der bis dahin unbeschränkten Haftpflicht die Zulassung der beschränkten Haftpflicht u n d viele, die bis dahin das Risiko gescheut hatten, w u r d e n n u n B a u ­ vereinsmitglieder. A u s den einfließenden Geldmitteln der Alters­

u n d Invalidenversicherung ergab sich die Möglichkeit, B a u ­ darlehen für die Genossenschaften in stärkerem A u s m a ß e zu beschaffen. E t w a von der Mitte der 90er Jahre machte m a n hiervon stärkeren Gebrauch.

Jede Zeit hat ihre Aufgaben; m a n kann darüber streiten, ob die Baugenossenschaften in jenen Jahrzehnten trotz aller Regsamkeit ihre Aufgaben erschöpft haben, wird aber auch be­

denken müssen, welch große H e m m u n g e n ihnen hinderlich waren. Die Schwierigkeiten der Bodenbeschaffung durch die oft hohen Kosten des Grunderwerbes u n d der Erschließung erschwerten oft die angestrebten preiswerten Mieten. M a n m u ß t e die Miethöhe privater Bauherren, die fast durchweg den H o c h b a u pflegten, als Preisgrenze ansehen u n d ernsthaft rechnen.

So blieb manches unerfüllt, was wir an Zeitforderungen heute für unerläßlich ansehen. Schließlich war jene Zeit „ u m 1900“ ja auch, rein baukünstlerisch gesehen, so voll gärender Probleme, daß m a n mit harten Urteilen zurückhalten m u ß u n d nur das sehen sollte, was uns heute mühelos g e w o n n e n scheint, aber damals eine Tat war: die Wiedererweckung des Gemeinschafts­

gedankens.

D e r Aufstieg der deutschen Bauvereinsbewegung aus den Niederungen des Jahres 1885 bis z u m Weltkriege u n d v o m Jahre 1921 bis heute ist trotz der dazwischenliegenden Krisen­

zeiten einzigartig.

E n t w i c k l u n g der deutschen B a u v e r e i n e seit d e m Jahre 1869.

Jahr Bauvereine Jahr Bauvereine

1869 2 1912 1173

1875 53 1914 1342

1880 36 1921 2545

1885 33 1923 3311

1890 50 1925 3795

1895 132 1927 4128

1900 385 1929 4383

1905 590 1931 4358

1910 994 1933 4054

1935 3757

N a c h d e m Stande v o m Jahre 1934 hatten die deutschen Bauvereine:

Mitglieder... 619448 W o h n u n g e n in Verwaltung . . ... 896298 Häuserkapital ... 375685000 R M . Spareinlagen... 97 338 000 „

I m Jahre 1934 w u r d e n neben 133 542 W o h n u n g e n privater Bauherren u n d 25 760 W o h n u n g e n öffentlicher Körperschaften u n d Behörden 30187 W o h n u n g e n durch gemeinnützige B a u ­ vereine errichtet. M a n erwartet, daß i m Jahre 1935 die Zahl der von Bauvereinen zu errichtenden W o h n u n g e n die des Jahres 1934 übersteigt u n d daß sich hierdurch nicht nur Verminderung der Wohnungsnot, sondern auch für das gesamte Baugewerbe vermehrte Arbeitsmöglichkeiten ergeben. A b e r selbst bei nur derselben Bauleistung wie i m Vorjahre u n d bei a n g e n o m m e n e n Baukosten von 4000 R M . W o h n u n g ergäbe sich ein Baukapital v o n 120 Millionen R M . , ein beachtlicher u n d den deutschen B a u ­

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markt belebender Betrag. Trotzdem bleibt für die Bauvereme ein weites Betätigungsfeld. Es gilt, nicht nur W o h n u n g e n zu bauen, sondern aus d e m Kreise der Baugenossen mit fester ^ an jene auszuwählen, die für geordnete Siedlung Eignung un Neigung zeigen. Es geht u m mehr als u m Wohnungsbesc a fung, es gilt, u m ein abgebrauchtes Wort zu gebrauchen. ie

Entproletarisierung in möglichst g r o ß e m U m f a n g e praktisch durchzuführen. Hierbei sei uns das W o r t des Führers Leitmotiv:

Haltet das Reich nie für gesichert, w e n n es nicht auf Jahr­

hunderte hinaus jedem Sprossen unseres Volkes sein eigenes Stück G r u n d u n d Boden zu geben vermag!“

Dr.-Ing. Erbs, Stadtbaurat.

B a u z e i t e n , A u s f ü h r u n g s f r i s t e n u n d V e r l u s t e .

es wurden vielleicht die besten Kräfte u n d die letzten Reserven eingesetzt; aber das Verhängnis konnte nicnt m e h r aufgehalten

"Pür den Eingeweihten ist es ohne weiteres klar, daß verkürzte oder zu knappe Bauzeiten einen Au f w a n d an Kraft, Zeit und damit an Geld verursachen, die durch die etwa einzusparenden Anteile an allgemeinen Unkosten nicht aufzuwiegen sind. Wird diese wichtige Tatsache bei der Preisermittlung nicht entsprechend berücksichtigt, so sind Verluste nicht zu vermeiden. Bei den eigenartigen Umständen im Bauhandwerk m u ß besonderer Wert darauf gelegt werden, daß diese nach Möglichkeit voll erfaßt sind.

D urch eine gewissenhafte Nachkalkulation läßt sich feststellen, inwieweit dies bei fertigen Bauten erreicht wurde.

Es ist das W e s e n der Baustelle, daß es im allgemeinen keine eigentlichen Arbeitsräume in ihrem Bereiche gibt , sie müssen erst geschaffen werden. U n d sind sie fertig vorhanden, dann haben die Bauarbeiter ihre Schuldigkeit getan und können gehen. D a n n zieht der Betrieb in den fertigen Bau, für den er geschaffen wurde — sei es nun ein W o h n h a u s oder eine Fabrik, eine Schule oder ein Bauernhof. I m m e r ist das Los dasselbe:

Er m u ß wandern! Seine Aufgabe besteht darin, aus den G r u n d ­ stoffen mit Hilfe der Baukunst nach den Plänen des Baumeisters Gebäude zu formen, und zwar in möglichst kurzer Zeit. Es kann oft Jahre dauern, bis sich ein Bauherr zur Ausführung eines Bauwerkes entschlossen hat; aber ist der Entschluß einmal da, dann kann er die Zeit nicht abwarten, bis er das Gebäude handgreiflich vor sich sieht. Er drängt den Architekten und dieser den Unternehmer, notwendigenfalls mit Drohungen und Konventionalstrafen. W e n n es ganz fein hergeht, werden Prä­

mien ausgesetzt für jeden Arbeitstag, der bei schnellerer Aüs- führung gewonnen wird.

So wichtig das Festsetzen und das Einhalten der Termine für gewisse Arbeiten im Baugewerbe auch ist — es kann nicht nachdrücklich genug vor der zu knappen Bemessung der A u s ­ führungsfristen gewarnt werden. Ein gewissenhafter Bauleiter wird sich vor diesem Fehler aus eigenem Interesse hüten, und ein guter Unternehmer wird keine Arbeit zu einem unmöglichen Fertigstellungstermin annehmen. W e n n dennoch dieser Krebs­

schaden das Bauhandwerk schwer belastet, so sind hierfür m e h ­ rere Gründe maßgebend: Es ist zunächst der natürliche W u n s c h aller Bauherren, baldigst das fertige Gebäude zu sehen. Dieser harmlose Trieb wird geschürt durch das Rechenexempel, u m wieviel a m Disagio bei der Finanzierung gespart werden könnte, wenn das Bauwerk einen oder mehrere Monate schneller fertig­

gestellt werden könne. Mancher Architekt geht auf Wü n s c h e des Bauherrn in dieser Hinsicht ein, statt zu widersprechen und abzuraten, und schon sind die Bedingungen formuliert, nach denen in einem Bruchteil der eigentlich zu guter und dauer­

hafter Arbeit erforderlichen Zeit ein Bauwerk erstellt werden muß. Mancher Unternehmer ist sich bewußt, daß es unmöglich ist, das Verlangte zu leisten. Aber nicht alle besitzen den C h a ­ rakter (und Rücklagen in genügender Höhe), u m eines zu knappen Termines wegen sich mit d e m Auftraggeber zu Überwerfen oder gar auf einen Auftrag zu verzichten. Es geht hier ähnlich wie mit d e m angemessenen Preis: W e n n jemand vor die Entscheidung gestellt wird, einen Auftrag zu einem Verlustpreis zu nehmen, so tröstet er sich oft mit d e m Gedanken, daß, w e n n er ihn nicht annimmt, ein anderer einspringt — , und was andere können, kann er schließlich auch. Besser wäre es in jedem Fall, einen anderen in die Falle gehen zu lassen und selbst lieber die H ä n d e in den Schoß zu legen, als zu mü h s a m e r Arbeit und unendlichem Aerger z u m Schluß noch den Verlust zu tragen, der in den w u r d e ^ M , gennger aUSfällt’ als ^nächst a n g e n o m m e n wurde. M a n c h e Existenz wurde durch solche Vorgänge vernichtet­

w erden...

W e n n auch nicht in allen Fällen ein Z u s a m m e n b r u c h des Bauwerks oder der ausführenden Firma zu befürchten oder nach­

zuweisen ist, es steht für den K e n n e r dieser Materie doch fest, daß Schäden in jedem Fall entstehen, die bei wirklich sach­

gerechter Behandlung der Fragen zu vermeiden wären.

W a s nützt es z. B., w e n n ein W o h n h a u s , u m es einen Monat früher vermieten zu können, mit nicht vollständig gelöschtem Weißkalk verputzt wird, u m dann nach kurzer Zeit erfahren zu müssen, daß die nachlöschenden Teile Putz u n d Tapeten ab­

sprengen, so daß die W o h n u n g e n nachher unbenutzbar sind?

Verärgerung u n d Mietverluste außer Prozeß- u n d Instandset­

zungskosten sind die unausbleibliche u n a n g e n e h m e Folge. Auch in diesem Falle war der zu knappe Fertigstellungstermin die erste Ursache, erforderlich infolge zu später Auftragserteilung.

W ä r e diese rechtzeitig erfolgt, hätte der betreffende Unternehmer rechtzeitig auch seine M a ß n a h m e n treffen können. N u n wußte er:

D e r Kalk ist noch zu jung, also eigentlich noch nicht brauchbar.

Er ließ daher zunächst allen Weißkalk, den er in seiner Reserve­

grube hatte, trotz der größeren Gestellungskosten, für den Be­

ginn gebrauchen. Als er zu E n d e war, hätte er, u m wirklich einwandfreie Arbeit liefern zu können, Kalk aus der G r u b e des Händlers beziehen müssen. Hierbei erhöhte sich der Einheits­

preis u m etwa 8 Proz.; der Architekt erklärte sich außerstande, die Verteuerung anerkennen zu können. D e r Unternehmer wollte sie nicht tragen, da er nicht damit rechnen konnte bei der Festsetzung der Preise, daß der Kalk i m Kleinbezug herange­

schafft werden mußte; sein angebotener Preis beruhte auf der üblichen Voraussetzung, den aus d e m W a g g o n angelieferten u n d an der Baustelle eingelöschten Weißkalk verwenden zu kön­

nen. N a h m er n u n Kalk v o m Baustoffhändler, so hätte er nicht nur die Verteuerung des Materials, sondern auch noch den Transport des nu n eingelöschten Stückkalks von d e m Baugrund­

stück entweder zu seinem Lagerplatz oder zu einer anderen Baustelle, kurzum, es wäre in jedem Fall doppelter Verlust gewesen. So wurde denn unter stiller D u l d u n g durch den Bau­

leiter der noch nicht den Anforderungen entsprechende Kalk auf gutes Gelingen verarbeitet.

Das Ergebnis war, daß die späteren Verluste u n d Kosten die zur A b w e n d u n g der Gefahr erforderlichen Mehrkosten gegenüber d e m vorgesehenen Preis u m m e h r als das Zehnfache höher waren. Trotz klarer Erkenntnis des unfachmännischen Handelns wählte m a n den scheinbar bequemeren W e g ; doch erwies sich dieser in der Auswirkung als der ungangbarste, der nur zu finden gewesen war.

Dieses Beispiel ist eines für viele; die Kette könnte un­

endlich verlängert werden mit Fällen, die ähnlich gelagert sind.

I m m e r wieder m u ß der zur Beurteilung der Schuldfrage heran­

gezogene Sachverständige feststellen, daß wider den gesunden Menschenverstand u n d die Regeln des H a n d w e r k s gesündigt und versucht wurde, ein L o c h mit d e m anderen zu stopfen.

W ü r d e der Geschädigte die N u t z a n w e n d u n g aus der bösen Er­

fahrung ziehen u n d in Zukunft die gemachten Fehler vermeiden, so wäre der erste Schaden nicht nutzlos erlitten. D e r Einsichtige wird seinen Ehrgeiz daransetzen, die erkannte Fehlerquelle für seinen Betrieb auszuschalten. Erreicht er dies, so dürfte sich die Müh e w a l t u n g in reibungsloserem Arbeiten mit Bauherrn un d Bauleitung, nicht zuletzt aber auch durch Ertragssteigerung

seines Unternehmens lohnen. W . S.

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Aufn.: Moegle

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Stuttgart.

D ies kleine H aus mit den drei Türen,

hingestellt an den R a n d der Blumenwiese, ist das Eigenhaus des Architekten, sparsam, landschaftstreu u n d schnell erbaut. In stimmungsvoller Einfachheit, mit der durch alle Jahreszeiten sich heiter wandelnden N a t u r u m g e b u n g bildet der B a u einen freien Bund, der ungekünstelt Landschaft u n d H a u s eint.

Z u s a m m e n mit der sanften Seitenterrasse u n d d e m ra h m enden Gerankstaket bildet es einen ausgezeichneten deutschen Haustyp;

denn dies bescheidene feine Haus, über das die weißen W olken i m Himmelsblau dahinziehen, steht wie i m Freien- unter d e m Schutze des großen, selbst R u h e a t menden alten Daches.

Es ist erhaben über alle Weißenhofer Flachkopf-Architektur, die für sich selbst ästhetisches Objekt sein wollte u n d

die Naturbedingtheit des M e n s c h e n in Z e m e n t einbinden wollte.

D e r Baukörper ist zwanglos aber naturgerecht, schmal gerahmt v o m Steinbrech- u n d Staudenflor, der ständig wechselnd seine Blüten erschließt. Ein schöner Rahmen-Grundsatz, der wer weiß wie oft mutwillig u n d aufwändig übertreten wird.

B e q u e m u n d erfahrungsmäßig berechnet für die Tätigkeit ist Arbeitszimmer u n d Büro verbunden u n d v o m Wohnteil leicht getrennt. Dessen Besonderheiten sind die intime Eßnische u n d das Schlafzimmer mit d e m Morgenaufenthalt, was Frauen­

wünschen gehorcht. D a s Wertvolle der Arbeit ist der über­

liefert natürliche, mit seiner U m g e b u n g verbundene Aufbau.

A r c h i t e k t e n h a u s i n S i l l e n b u c h b e i S t u t t g a r t . E n t w u r f ; D e n i s B o n i v e r , S t u t t g a r t .

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E r b a u e r der G e m e i n n ü t z i g e n Siedlung.

"TIL •** • *

A ufn.: Haardt.

B i l l i g e K l e i n w o h n u n g s ^ S i e d l u n g v o r R h e y d t .

T^Xer Abbruch der Gebäude eines in Liquidation geratenen Textilwerkes auf einem 10 pr. M o r g e n großen trapezförmigen Gelände an der Ludwig-Knickmann-Straße wurde die Veran­

lassung, daß Rheydt eine Kleinwohnungssiedlung von 50 meist zu zwei verbundenen Häusern erhielt. Der Boden gehört der Liquidationsmasse, aus welcher die Parzellen verkauft werden.

B e i m Abbruch der Fabrik wurden Ziegel, Steine und sonstiger Baustoff für die Neubauten mitverwendet, soweit sie noch gut brauchbar waren. So entstanden denn nette Häuschen mit Gartenland, die allerdings kein zusätzliches E i n k o m m e n ergeben, aber den Beschäftigten der umliegenden Industrie ein freies W o h n e n schaffen, das bescheidenem E i n k o m m e n entspricht.

I m Inneren der Siedlung ist eine Straße U-förmig geführt;

diese heißt „ I m Winkel“, wonach die ganze Siedlung ihren N a m e n erhalten hat. Die Stadt Rheydt ist für die Bebauung in mehrere Zonen eingeteilt, für die nur die sehr vorteilhafte offene Bauweise in Frage kam.

W e n n J o s e f A d a m s in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung sagt, daß die Aufgabe der G e ­

meinden weniger darin besteht, selbst als Träger der Siedlung aufzutreten, als vielmehr die Hindernisse zu beseitigen, die einer stärkeren Inangriffnahme des Siedlungswerkes aus büro­

kratischen und finanziellen T rägheitsmomenten entstehen, so hat gerade die Siedlung Rheydt auf der Hilfe der Gemeinde fußen können. Die Stadtverwaltung hat ihr Unterstützung für Straßen­

bau und Rohrverlegung an­

gedeihen lassen, desgleichen die Niederrheinischen Licht- und Kraftwerke für den elek­

trischen Strom, Wasser und Gas.

N e b e n Erleichterungen für Straßenbaukosten und Gebühren wird die Preisbil­

dung für Gemeindegrund­

stücke, die vielfach, w e n n auch nicht überall in erster Linie

für Siedlungszwecke in Betracht k o m m e n , den Erfolg des Sied­

lungsgedankens bestimmen. In dieser Beziehung wu r d e die Auffassung vertreten, daß m a n c h e G e m e i n d e n bei der B e ­ schaffung von Siedlungsgelände die N e igung zur Verbilligung m e h r vermissen lassen als private Stellen. Abschreibungen auf die Grundstückswerte, die heute nicht m e h r realisierbar sind, könnten hier Abhilfe schaffen. W e n n das Verhalten der In­

dustrie unterschiedlich beurteilt wurde, so zeigte die Feststellung, daß auf d e m W e g e persönlicher Bearbeitung u n d Verhandlung gute Erfolge sichtbar wurden, daß v o n dieser Seite jedenfalls keine wesentlichen H e m m u n g e n des Siedlungswerkes zu be­

fürchten sind. Bei ungünstiger Lage der für Siedlungen zur Verfügung stehenden Flächen ist auch das Um l e g u n g s - und Zusammenlegungsverfahren als Hilfsmittel zu empfehlen. N e b e n den Gesichtspunkten für die Landbeschaffung behält natürlich die Finanzierung des einzelnen Siedlungsvorhabens seine große Bedeutung. Hier ist vor allem die Beschaffung der 2. Hypothek noch ein schwieriges Kapitel, das durch Bürgschaftsübernahme

seitens des Reiches allerdings schon eine gewisse Erleichte­

rungerfahrenhat. Dieser letzte W e g w u r d e bei der Siedlung Rheydt beschritten, w o vier­

zehn Bauten des kleineren Typs mit Reichsbürgschaft, sämt­

liche andere dagegen mit ersten H y p o t h e k e n versorgt worden sind.

Die Bauplätze sind 40(1 q m groß. Ein Verein von Sied­

lern besorgte den Abbruch der alten Fabrik u n d beauf­

tragte die Architekten mit der Geländeaufteilung u n d Par­

zellierung. V o n 50 Häusern w u r d e n i m Jahre 1934 14 vier- räumige u n d 5 sechsräumige Einfamilienhäuser, ein acht- räumiges Mietwoh n h a u s und ein Geschäfts-Mietwohnhaus fertiggestellt. 29 Stellen harren noch der Finanzierung und Bebauung. Die sechsräumigen Häuser sind als Ein- und

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Zweifamilienhaus verwendbar. Die Kosten der Bauplätze ein­

schließlich Straßenbau waren bisher 1270 R M . u n d schwanken für die Folge zwischen 1400 u n d 1800 R M . Die Häuser sind alle zweistöckig mit gleichmäßiger H ö h e gebaut. A u f einer Grundfläche von nur 40,59 q m (6,15 X 6,60) enthält die T y p e 1 im Erdgeschoß außer d e m Treppenhaus eine geräumige W o h n ­ küche (18 q m ) u n d ein W o h n z i m m e r (10 qm). D u r c h Umstellen einer W a n d entsteht eine Variante mit einer K o c h k ü c h e (9,5 q m ) u n d einem W o h n r a u m (18,5 qm). I m Obergeschoß liegen ein

Elternschlafzimmer (i3 qm), ein Kinderschlafzimmer (9,25 qm), B a d u n d Klosett (4,5 qm). Einschließlich einer K a m m e r i m Dachgeschoß (10,75 q m ) stellt sich die Wohnfläche des Hauses (ohne T reppe u n d Hausflur) auf 65,5 qm. D a s H a u s ist ganz unterkellert, die gesamte Grundstücksfläche beträgt 400 qm.

Au ß e r dieser T y p e wurde als R a n d b e b a u u n g ein Zweifamilien­

haus in der gleichen Bauweise ausgeführt, welches in zwei Stockwerken jedesmal Küche, W o h n z i m m e r , Schlafzimmer, B a d u n d Klosett enthält.

Die Häuser w u r d e n einen Stein dick ausgeführt u n d von innen mit 2 ]/2 c m dicken Heraklith-Leichtbauplatten ver­

kleidet, u n d zwar ohne Luftschichten. A u ß e n ist Kratzputz in Trierer Kalk verwandt. Die Dächer sind mit roten Falz­

ziegeln gedeckt.

Die vierräumigen Häuser haben an Baukosten etwa 5500 R M . , die sechsräumigen 9300 R M . Kosten verursacht. A u c h wurde bereits ein Kolonialwarenladen u n d eine Metzgerei bezogen.

D a s Geschäftshaus kostete 16 300 R M .

W e n n beachtet wird, daß Altmaterial — Ziegel, Stein, Holz — durch Abputz, Bruch, Herrichtung, A u f w a n d an L o h n wenig Ersparnisse bringt, so können die Baukosten als sehr niedrig bezeichnet werden. Mit den geringen Mitteln läßt sich naturgemäß kein architektonischer A u f w a n d treiben. Die äußere Behandlung ist einfach, hat aber durch schützenden D a c h ü b e r ­ stand in der verlängerten Dachneigung, durch handwerksgerechte Ueberdeckung der Giebelwände ohne Windfedern — Flach­

ziegel haben wenig Angriffsflächen — , durch helle Putzflächen, dunklen Spritzsockel u n d zweckentsprechende F o r m u n d Glie­

derung der Fenster ein solides, wohnliches Aussehen. E s ist nicht zu verkennen, daß unter den schwierigen Verhältnissen in der Bauleitung die H a n d eines wirklichen Praktikers gewirkt hat.

Die an sich monotone A n o r d n u n g der Traufen zur Straße tritt

S i e d l u n g R h e y d t .

P h o t o : H a a rd ty M .-G la d b a c h .

durch die weiträumige offene B a u ­ weise u n d den vorhandenen B a u m ­ wu c h s wenig in Erscheinung. Die Farbengebung ist auf leichte U n ­ terhaltung eingestellt. M i t gerin­

gen Mitteln etwas zu leisten u n d d e m Volkswohl z u dienen, ist hier durch Z u s a m m e n w i r k u n g aller Beteiligten gelungen.

A r c h i t e k t e n : H o y e r , W e i c h e r t , F r i e s e , R h e y d t . f l 8 o ± . S 85 -f/o o -f 48s> 4-/50 4-

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Volkswohnungen.

Von Stadtbaudirektor Dr.¿Ing. Conert, Dresden,

m .

Eine Gartenzulage im Flachbau und, w e n n möglich, auch im Geschoßbau ist anzustreben, u m die Freude a m Boden in der Bevölkerung wieder großzuziehen. Es m u ß nicht immer ein Stück L a n d sein, das groß genug ist, u m zusätzliche Nahrung zu bieten; es genügt schon ein Stück Garten.

Die Gewinnung eines Trägers für das Unternehmen wird nicht immer leicht sein. Die öffentliche H a n d scheidet in der Regel aus. Baugenossenschaften scheuen häufig vor einer B e ­ lastung zurück, die sie für die Zukunft fürchten. Für Private ist der Volkswohnungsbau zu wenig erfolgversprechend. Es werden deshalb doch geeignete gemeinnützige Genossenschaften im Interesse der wenig bemittelten Volksgenossen sich zur Verfügung stellen und mit ihren Erfahrungen d e m guten G e ­ danken der Schaffung eines billigsten Wohnungstyps dienen müssen.

D e n Genossenschaften wächst damit eine neue u n d dankbare Aufgabe zu, mit deren Erfüllung sie gerade die Gemeinnützig­

keit ihres Wirkens unter Beweis stellen können. U n d es besteht kein Zweifel: Die deutschen Baugenossenschaften werden nach Ueberwindung einiger Bedenken u n d H e m m u n g e n sich mit großem Eifer der neuen Aufgabe w i d m e n un d ihr Arbeitsgebiet wieder auf die Kreise der Bevölkerung ausdehnen, für deren Wohnungsverhältnisse zu sorgen, sie sich ursprünglich zur Richtschnur gemacht haben.

Die aus den Städten Königsberg, Mannheim, Berlin, H a m ­ burg und Halle aufgeführten Beispiele zeigen die verschiedensten Typen, wie sie sich aus den örtlichen Gewohnheiten und d e m Charakter des Landes und der Bevölkerung ergeben. Die G r u n d ­ risse aus Königsberg, M a n n h e i m und z u m Teil H a m b u r g weisen außer den W o h n u n g e n einen Stallanbau auf, Planungen aus Königsberg, Mannheim, Berlin und H a m b u r g auch je eine Ein­

liegerwohnung i m Dachgeschoß. Einfamilienhäuser mit Zubehör­

räumen im Dachgeschoß (Hamburg, Ma n n h e i m ) sind auf­

wändiger; in diesen Fällen ist größte Beschränkung erforderlich, u m mit den vorgeschriebenen Kosten auszukommen.

In d e m Grundrisse mit Stallanbau liegt in der Regel ein kleiner Vorraum im A n b a u im Anschluß an das Hauptgebäude, an d e m sich an der einen Seite W o h n k ü c h e und Treppe z u m Obergeschoß, an der anderen die Aborte und ein G a n g z u m Stall anschließen. Die W o h n k ü c h e n haben eine Größe von 13— 14 qm, die im Obergeschoß beim Dachausbau auf 10 q m vermindert sind. Z u einem Elternschlafzimmer von 12 13 q m k o m m t noch ein Kinderschlafzimmer von etwa 8 qm. Ein ein­

armiger Treppenlauf führt zur Einliegerwohnung hinauf, deren Grundriß zweckmäßigerweise so gestaltet wird, daß eine K a m m e r zur unteren W o h n u n g geschlagen werden kann, falls das Erdgeschoß von einer kinderreichen Familie bewohnt wird. Die Anordnung

von je einer Waschküche für jede W o h n u n g i m M a n n h e i m e r Fall ist aufwändig u n d nicht notwendig. Die Häuser sind teil­

weise unterkellert; an Stelle des Kellers kann auch ein Schuppen treten. Die Aufstellung einer B a d e w a n n e in der Waschküche dürfte durch den Kostenbetrag nicht gedeckt werden.

M u s t e r e n t w u r f zur K l e i n w o h n u n g bei H a m b u r g . A r c h . : Köster.

Erdgeschoßhohes D oppelhaus m it E inliegerw ohnung im Dach- gesc oß. J ed e W ohnung bestehend aus W ohnküche und 2 ^fnflle r n > 34>8° b zw . 30 ,20 qm W ohnfläche. Baukosten j e Wohnung 3 3 2 5 R M .

Erdgeschoß

K l e i n w o h n u n g s - R e i h e n h a u s in H o r n bei H a m b u r g . A r c h . : A. M ü n n i g .

Erdgeschoßhohe E infam ilienreihenhäuser m it D achausbau, be­

stehend aus Wohnküche u n d 2 K a m m ern . 47,45 qm bebaute F lä ch e; 3430 R M . B aukosten.

Obergeschoß

(7)

Die Gestaltung erfolgt als Zweigeschoßbau oder Ein­

geschoßbau mit Dachausbau. Beide Lö s u n g e n sind gangbar u n d ergeben gute Baukörper. Für Einzelhäuser dürfte nur Erdgeschoß mit Dachausbau in Frage k o m m e n , da zwei Geschosse einen ungeschickten Baukörper ergeben.

D a s Aeußere wird aufs einfachste mit Putz- bzw. Natur­

steinsockel, g u t e m W a n d p u t z u n d Ziegeldach ausgeführt. Fenster­

läden bilden nicht nur einen guten Schmuck, sondern vor allem einen Schutz gegen Sonne, W i n d u n d Regen. D e r Stallanbau erhält ganz oder teilweise Brettverschalung u n d Brett-Türen.

Die beiden M a n n h e i m e r T y p e n von Einfamiliendoppel­

häusern mit Schlafkammern i m Obergeschoß sind vor allem für kinderreiche Familien bestimmt. Z u den obengenannten R ä u m e n im Erdgeschoß k o m m e n noch 1 — 2 K a m m e r n i m Dachgeschoß mit z u s a m m e n 19 q m Grundfläche. In diesen W o h n u n g e n lassen sich b e q u e m 4— 6 Kinder außer den Eltern unterbringen.

Stall u n d Wa s c h k ü c h e können auch als selbständige N e b e n ­ gebäude errichtet werden. Die L ö s u n g mit A n b a u ist i m all­

gemeinen vorzuziehen.

2 M u s t e r e n t w ü r f e z u r K l e i n w o h n u n g bei H a m b u r g . A r c h . : Köster.

Zweistöckiges D oppelw oh n h au s m it 4 W ohnungen, je d e W oh­

nung bestehend aus W ohnküche und 2 — 3 K a m m ern ; 34,20 bzw . 4 3,70 qm bebaute F lä c h e; B aukosten 3 10 0 R M . ohne A u ßen an lagen und N ebenkosten.

Zweigeschossiges V ierfa m ilien h a u s. J e d e W ohnung bestehend aus W ohnstube m it K och n isch e und 2 b zw . 3 K am m ern . 39 qm W ohnfläche. 3000 R M . B aukosten ohne A u ßenanlagen und N eben kosten .

Die Berlin— P a n k o w e r L ö s u n g eines Einfamilienreihen­

hauses mit Einliegerwohnung i m Obergeschoß stellt das Mindest­

m a ß an Wohnfläche dar, das für eine selbständige W o h n u n g möglich ist. Es ist zu hoffen, daß recht bald die Zeit k o m m t , in der die Z u s a m m e n l e g u n g beider Geschosse zu einer W o h n u n g möglich wird. D e n Schauseiten mangelt R u h e u n d Ordnung.

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K l e i n w o h n u n g e n in Halle a m Sarrasaniplatz, K l e i n w o h n u n g s b a u - A . G .

D reigeschoßbau im D reisp ä n n ertyp . J ed e W ohnung bestehend aus W ohnküche, einem b zw . 2 Z im m ern und In n en k lo sett;

W ohnfläche j e W ohnung 3 4 ,3 2 b zw . 4 2 ,0 7 qm W ohnfläche.

Einen sehr ansprechenden T y p hat H a m b u r g in seinem Ein­

familienreihenhaus ausgebildet. Da s erdgeschoßhohe H a u s stellt eine Billigstlösung für ein Einfamilienhaus dar. Die Schau­

seiten sind einwandfrei. Da s zweigeschossige Zweifamilienhaus (mit je einer W o h n u n g i m Geschoß) ist gleichfalls (vor allem auch in seiner architektonischen Gestaltung) vorbildlich. I m D a c h ­ geschoß lassen sich weitere Schlafkammern einbauen.

A u c h das Einfamiliendoppelhaus aus Halle ist gut gelöst.

Au ß e r einer W o h n k ü c h e u n d d e m Elternschlafzimmer i m E r d ­ geschoß befinden sich zwei Schlafkammern für Kinder i m D a c h ­ geschoß. Die zweigeschossigen Gruppenbauten zeigen einen Dreispännertyp mit Küche, W o h n - u n d Schlafzimmer bzw.

W o h n k ü c h e u n d Schlafzimmer für die Mittelwohnung.

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Erdgeschoß Dachgeschoß

K l e i n w o h n h a u s in Halle,

Städt. P l a n u n g s - u n d S i e d l u n g s a m t Halle.

E in fam ilien doppelh au s, bestehend aus W ohnküche und S c h la f­

zim m er im E rdgesch oß und 2 K a m m ern im O bergeschoß.

(8)

K lein sth au sform m it 350 cbm umbauten Raum es (einschl. S t a l l ) , die eine Wohnung von 35 qm m it gem einsam er Waschküche (6 ,25 qm ) und eine E inliegerw ohnung von 27 qm en th ält. D ie reinen B au kosten be­

tragen bei 330 cbm um bauten R aum es und 20 R M ./c b m 7000 R M . oder 350 0 R M . j e W ohnung, bleiben a lso innerhalb der vorgeschriebenen B a u k o sten g ren ze. In der U nterw ohnung sind, die S c h la f kam m er über der W aschküche einbezogen, 5 B e tte n , in der O berw ohnung 3 B ette n au f stellbar.

Z w eckm äßige und leich te B eseitigu n g der A bw ässer ist am ehesten bei Trennung der K ü ch en - und W aschküchenw ässern von den F ä k a lien erreich bar (V errieselung- T ro ck en k lo sett).

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R e i h e n h a u s a , s V u , k s w „ h „ u n g

mit Ein.iege™,h„„„g. Entwurf: Stad,baurat ^ Brandenburg

(9)

D a s m ittlere Siedlungshaus

für 8 -9 0 0 0 RM .

Preisgekrönter E n t w u r f aus d e m W e t t ­ b e w e r b 19 35 de r H a m b u r g i s c h e n B a u b a n k .

■pigenheime i m R a h m e n beschränkter Mittel zu planen,

Aufnahmen: Verlag a . Berg, Pinneberg.

ist nie leicht. Landschaft u n d H a u s steht hier i m gebundenen Verhältnis niedersächsischer Bauart. Das nordische Steildach mit Dachüberstand in roter Pfannen­

deckung überzeugt als sicherer Wetterschutz. Die Glie­

derung,abhängig von der Z w e c k b e s t i m m u n g als Siedlerhaus, beweist trotz Einfachheit Reife. Die giebelseitigen Holzver­

schalungen, inTraufhöhe begonnen, erinnern an das Gefühl innerer Behaglichkeit u n d W ä r m e . Die Ziegelsteinflächen des Erdgeschosses gewinnen durch horizontal betonte, helle Mörtelfugen. D e r dunkle Spritzsockel ergänzt die bodengebundene Gesamtform. D e r einseitig bei gleicher Firstrichtung eingefügte Stallanbau hat auch äußerlich organische Bi n d u n g mit d e m W o h n h a u s . Die Fenster­

läden, waagerecht bzw. diagonal gefügt, bilden belebende Gegensätze zur Flächengliederung. Grundrißgestaltung u n d R a u m a n o r d n u n g zweckentsprechend gelöst. Bei beschränkten R a u m a b m e s s u n g e n bleibt zwischen gut aufgestelltem Hausrat ausreichende Verkehrsfläche i m Erdgeschoß, i m Gegensatz z u m ausgebauten D a c h ­ geschoß, daß vier durch die Dachschräge beengte Schlafräume für Eltern u n d vier Kinder enthält, wobei

auch die Durchlüftungsmöglich­

keit vernachlässigt ist. Wasch-, Futterküche u n d B a d i m Wirt­

schaftsraum flächenmäßig gut vereint als neutrale Z o n e zwi­

schen W o h n - u n d Stallräumen.

Schornsteinlage in der Mitte, in ganzer Länge im Hausinnern, sichert W ä r m e h a l t u n g u n d u n ­ gehinderten Rauchabzug, doch ist die einseitige Küchenlage be­

züglich w a r m e r Zapfstelle u n d schwieriger Ofenanschlüsse weni­

ger praktisch. H e r d u n d A u f ­ wäsche steht a m nicht hellenPlatz.

Bei 25 c m starken gefugten A u ß e n ­ wänden: geringe Wärmehaltung;

die bewährte Ausführung in S c h w e m m s t e i n e n mit dichtem Au ß e n p u t z steigert die Wirtschaftlichkeit.

Die V e r w e n d u n g von Buntfarben erhöht Reiz u n d Stimmungsbild. Für eine kinderreiche Familie — 6 Z i m m e r u n d K ü c h e — bei N a t u rnähe ein gesundes U n t e r k o m m e n !

E n t w u r f : A r c h i t e k t E r n s t K ü n t z e l u n d A r c h i t e k t E r n s t K o e b k e , H a m b u r g ,

(10)

B a u k u n s t u n d U m s a t z s t e u e r .

D

(Das Befreiungsprivileg des Architekten.)

kas Befreiungsprivileg des Architekten bei der Umsatzsteuer ' ist seit d e m 1. Januar 1935 auf G r u n d des neuen Umsatz­

steuergesetzes ( U m s S t G § 4 Z 13) insofern eingeschränkt, als die Umsatzsteuerfreiheit bei „Künstlern“ davon abhängig ist, daß der jährliche Gesamtumsatz im Kalenderjahr 6000 R M . (früher 18000 RM.) nicht übersteigt. In einer neuen Entscheidung v o m

•20. Dezember 1935 (V A 177/35) wendet sich der Reichsfinanzhof gegen eine einschränkende Auslegung der Befreiungsvorschrift bei Architekten.

Die reine Kunst wird nicht von der angewandten, vielmehr die angewandte Kunst v o m H a n d w e r k unterschieden (Rfh v o m 19. Mai 1933 V A 643/32). In d e m neuen Urteil weist der Reichs­

finanzhof besonders daraufhin, daß die gesamte Tätigkeit eines künstlerisch-schaffenden Architekten von der Planung bis zur Vollendung des Baues ein einheitliches Ganzes bildet, das nicht in einen künstlerischen und einen unkünstlerischen Teil zerlegt werden kann. A u c h die Oberleitung bei einem Bau kann nicht in einen begünstigten, rein künstlerischen Teil und einen kauf­

männisch-technischen Teil, für den die Befreiung nicht gilt, auf­

geteilt werden, wie dies seitens eines Finanzamtes geschehen war.

Das gesamte Entgelt, das ein künstlerisch-schaffender Archi­

tekt als solcher bei den Ausführungen von Bauten v o m Entwurf bis zur schlüsselfertigen Herstellung vereinnahmt, ist ungeteilt von der Umsatzsteuer befreit, sofern der Gesamtumsatz die Freigrenze nicht übersteigt. Die Befreiungsvorschrift ist an­

wendbar auf Entwürfe, Gutachten, Wertschätzung sowie die Planung und Oberleitung von Bauten einschließlich der Leitung der örtlichen Ausführung (Bauführung).

W o h l aber unterscheidet der Reichsfinanzhof in der neuen Entscheidung zwischen der freiberuflichen Tätigkeit des Archi­

tekten, die auf die Errichtung des Bauwerkes, nicht aber auf dessen Herstellung (Lieferung), insbesondere nicht auf die eigentliche Bauausführung gerichtet ist, un d der gewerblichen Tätigkeit des Bauunternehmers, gleichviel ob der letztere d e m Bauherrn gegenüber i m eigenen N a m e n auftritt oder nur als selbständiger Erfüllungsgehilfe des Architekten anzusehen ist.

Uebernimmt der Architekt ausnahmsweise entgeltlich auch die Bauausführung, so ist er insoweit Bauunternehmer, also umsatz­

steuerpflichtig, selbst w e n n der Gesamtumsatz 6000 R M . nicht übersteigt. In derartigen Fällen ist es also möglich, daß das von d e m Architekten bezogene Entgelt in einen umsatzsteuerfreien und umsatzsteuerpflichtigen Teil zerlegt wird.

Wesentlich ist in diesen Fällen, in denen der Architekt neben der eigentlichen freiberuflichen Tätigkeit sonstige Leistungen, Bausauführungen od. dgl. übernimmt, die Berechnung der Frei­

grenze von 6000 R M .

Die sonstigen Einnahmen sind hierfür in jedem Falle den freiberuflichen Einnehmen hinzuzurechnen. Wird die Freigrenze durch die Gesamteinnahmen überschritten, so kann Befreiung auch für die freiberuflichen Einnahmen nicht in Anspruch ge­

n o m m e n werden. Umgekehrt besteht Befreiung, auch wenn der Gesamtumsatz die Freigrenze nicht überschreitet, stets nur für die Einnahmen aus der freiberuflichen Tätigkeit.

O b das Befreiungsprivileg von d e m Architekten als Bau­

künstler überhaupt in Anspruch g e n o m m e n werden kann, wird von der Steuerbehörde geprüft, w e n n der Beruf nicht auf Grund einer abgeschlossenen, als vollwertig anerkannten Vorbildung ausgeübt wird. Liegt eine solche vor, so findet eine Nachprüfung der künstlerischen Befähigung nicht statt. Andernfalls stellt die Steuerbehörde Ermittlungen darüber an, ob die Arbeiten des Steuerpflichtigen ausschließlich die mechanische A n w e n d u n g erlernter, handwerklicher Regeln erkennen lassen oder ob sie daneben auch eigenschöpferische Gestaltungskraft ihres U r hebers verlauten lassen. O b die Mitgliedschaft zur Reichs­

kulturkammer genügt, bleibt der Beurteilung der Finanzbehörde

überlassen. Andernfalls m u ß sich das Finanzamt allem oder mit Unterstützung eines Sachverständigen ein Urteil auf G r u n d der Leistungen des Steuerpflichtigen über seine Befähigung bilden.

Anträgen auf V e r n e h m u n g bestimmter Sachverständigen braucht die Finanzbehörde nicht zu entsprechen. Die Grenze von Recht u nd Billigkeit dürfe dabei jedoch nicht überschritten werden.

Dr. jur. et rer. pol. K. Wuth.

A r c h i t e k t u r a u f n a h m e u n d U r h e b e r r e c h t .

F

abrikant X. wollte in der Vorstadt seines Wohnortes ein Haus bauen u n d beauftragt den Architekten Professor Y. mit Ent­

wurf und Ausführung einschl. vollständiger Innenausstattung.

Professor Y. entledigte sich dieser Aufgabe mit künstlerischer Hingabe. N a c h anderthalb Jahren steht die Villa fertig ein­

gerichtet da u n d sollte i m D e z e m b e r bezogen werden. D e r B a u ­ herr befindet sich allerdings auf Reisen, wollte aber gern die Wirkung sehen. D e r Besitzer bat seinen Freund Z., i h m In­

terieuraufnahmen seiner neuen Villa anzufertigen u n d i h m zu­

zusenden. Das geschah. D a b e k a m X. den Einfall, diese A u f ­ n a h m e n zu Reklamezwecken für seine Fabrik zu verwenden.

In einer Wochenschrift erscheint darauf ein Artikel über die neue Villa, reich illustriert durch die gelungenen Aufnahmen.

Professor Y., Tischlermeister V., der Hersteller der Möbel, u n d der Photograph sind in heller Aufregung. Sie schreiben grobe Briefe an den Fabrikanten w e g e n Verletzung von Urheberrechten u n d drohen mit gerichtlichem Vorgehen. D e r E m p f ä n g e r X.

ist nicht minder entrüstet, denn er hat die Villa für sein Geld erbauen lassen u n d kann nicht einsehen, wie er gehindert werden soll, mit seinem Eigentum zu machen, was i h m beliebt. Das Urheberrechtsgesetz ist i h m nicht bekannt. Es handelt sich in diesem Falle u m mehrfache Verletzung von Urheberrechten.

Professor Y., der Urheber des Aeußeren der Villa, hat nach § 15 des Gesetzes v o m 9. Januar 1907 die alleinige Befugnis, das W e r k gewerbsmäßig zu verbreiten u n d gewerbsmäßig mittels m e ­ chanischer oder optischer Einrichtungen vorzuführen. Aber diese Befugnis ist bei Bauwerken eingeschränkt, denn i m § 20 wird bestimmt, daß die Vervielfältigung von Werken, die sich an bleibend öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, durch malende oder zeichnende Ku n s t oder durch Photographie zulässig ist. Die Vervielfältigung darf nur nicht in einem Bauwerk selbst erfolgen. Bei Bauwerken erstreckt sich die Befugnis zur Vervielfältigung nur auf die äußere Ansicht.

Soweit also der Photograph A u f n a h m e n v o m Aeußeren der Villa an einer öffentlichen Straße gemacht hat, steht i h m das Recht zu, über seine A u f n a h m e n zu verfügen, denn auch er hat an den Photogr a m m e n ein gesondertes Urheberrecht. W e n n daher X. die Veröffentlichung dieser A u ß e n a u f n a h m e n bewirkte, so verletzte er nur das Urheberrecht des Z.

Anders liegt die Sache bei den Innenaufnahmen. Die Innen­

dekoration ist in ihrer Gesamtheit ein W e r k des Architekten.

Professor Y. hat allein das Urheberrecht für die ganze A n o r d n u n g sowohl wie für Details, Stuckornamente, Holzschnitzereien, For­

m e n der Möbel usw. D e n n alles ist nach seinen Skizzen, Ent­

würfen, Werkzeichnungen gefertigt. Es handelt sich hier zwar u m Kunstgewerbe, aber auch dieses wird genau wie die reine Kunst geschützt. D e r Photograph durfte daher das Innere der Villa nicht ohne Erlaubnis durch Photographie nachbilden, es sei denn, er bewirkte diese Nachbildung nur für den eigenen s ’ un d zwar unentgeltlich. W e n n also X. die Bilder für einen Reklameartikel benutzte, so verletzte er die Urheberrechte des Professors Y. u n d des Z. an der Nachbildung, doch kann Z sein Nachbildner-Urheberrecht ohne Bewilligung es U rhebers des Originals, des Professors Y., nicht geltend machen.

Aehnlich geht es d e m Tischlermeister V., der an den Möbeln Urheberrecht des berechtigten Nachbildners hat, das konnteC nwjlllgung des Professors Y. nicht geltend machen hahp? ' 6 Urhe.berrechtsverletzung beging also X., u n d zwar VeröflWd;e£ iIUr Rechtsansprüche Professor Y. wegen der

S Ä S U”d Z' W eß5” d" ^

verler7i?r,?e,ii/SC^»*r scheidet aus, denn nur, w e n n sie die Rechts- vorffepanCTpn r zl begangen hat, kann gegen sie strafrechtlich eeltend n Schadenersatzanspruch kann aber hat W e n n ou werden, w e n n sie auch nur fahrlässig gehandelt lichunv einpc Y Resltzer eines Hauses selbst die Veröffent- stellt und dt veranlaßt, der sich als eine Reklame dar- daß der betreff? ie „ r befert, so darf sie wohl annehmen,

ffende Besitzer dazu berechtigt war.

Fritz Hansen.

(11)

A u s s t e i f u n g e i n e r B a u w e r k s = A b b r u c h s t e l l e . T n den meisten Fällen eines Abbruches von Altbauwerken

k o m m t es zu einem Vollabbruch, ganz besonders dann, w e n n ein G e b ä u d e das erste Jahrhundert seines Alters hinter sich hat.

Solcher A b b r u c h erfordert sorgfältige Voraussicht u n d für den Unternehmer bei festem Preis eine gewissenhafte Kalkulation.

Baukonstruktiv ist vorauszusehen, daß die freiwerdenden Schub­

kräfte des Hauses C, wie sie i m Stabilfalle an das H a u s B un d von da z u m Teil auf das H a u s A ableitend lasten, abgefangen werden. Die Ab f a n g u n g dieser Schubkräfte geschieht durch Einziehen von Versteifungsböcken. D a z u m u ß geprüft werden, ob die auf das H a u s durch die Versteifungsböcke übertragenen Schubkräfte v o m H a u s auch a u f g e n o m m e n werden können.

Das trifft zu, denn bei B a u w e r k e n i m Alter von etwa 50 Jahren kann solides Baugefüge a n g e n o m m e n werden. D a aber die v o m Hause C durch die Versteifungsböcke z u m Hause A geleiteten Schubkräfte ebenfalls a u f g e n o m m e n werden müssen, ist es trotz der Standfestigkeit des Hauses A a m Platze, dessen Straßen­

fronten durch kräftige Holzstützen armierend zu versteifen.

Diese Stützen, in nicht zu geringer Fassadenhöhe in die Pfeiler eingreifend, m ü s s e n a m besten einbetoniert werden. Ein Teil der auftretenden Schublast wird i m Hause C verbleiben, doch ist es richtiger, aus Sicherheitsgründen mit der vollen sich auf

das H a u s A auswirkenden Schublast zu rechnen.

Es ist natürlich wünschenswert, die auftretenden Kräfte einigermaßen rechnerisch zu erfassen. Ist das H a u s C noch stabil, so wird infolge seines Alters a n z u n e h m e n sein, daß nach Ent­

fernung des Stürzkubusses B der Teil links der Linie 1— 1 in B e w e g u n g gerät. Diese A n n a h m e kann darauf gestützt werden, daß die durchgehende M a u e r 1— 1 mit den Q u e r m a u e r n eine Art Nahtstelle i m Baugefüge bildet, die gegen Einstürzen als Gelenkpunkte zu werten sind. E s ist nicht schwer, die Kräfte rechnerisch zu ermitteln. Bei Ermittlung der M a u e r m a s s e n sind die Decken- u n d Dachlasten einzubeziehen, denn verlieren erstere ihre Stabilität, so folgen D e c k e n u n d D a c h nach. W ü r d e das Ba uwerk C gegen B Überhängen — A n n a h m e — u n d damit der Schwerpunkt der Gesamt m a s s e stark gegen B verlagert, so wäre ein wesentlicher Teil als Schubkraft einzusetzen. D a s H a u s D ist i m Alter jünger als B, hat also baulich eine gute Beschaffenheit.

Eine Absteifung der Straßenfrontseite in Fortsetzung von S erübrigt sich, weil auch die i m hinteren, verengten Bauplatzteil von C auftretenden Schubkräfte geringeren A u s m a ß e s sind.

Versteifungsböcke in kürzeren Horizontal- u n d Vertikalabständen genügen hier. Gefährlich auswirken können sich spitze u n d stumpfe Mauerecken, weil deren Ma u e r v e r b a n d beim Fehlen jeder Art von Verankeiung nicht der sich aus wirkenden Winkel­

kraftkomponente gewachsen ist. Diese L a g e n werden durch Maueranker eingespannt. Z u beachten ist, daß Versteifungs­

böcke nur von Quer- zu Q u e r m a u e r gesprengt werden dürfen, da in diesen die Schubkräfte auftreten. Dabei sind Hauptquer­

m a u e r n über % Stein Stärke wichtiger als M a u e r n geringerer Abmessung. Füllmauern u n d L e h m w ä n d e sind w e g e n ihres

Anlehnungsbedürfnisses besonders zu beobachten, denn die ge­

ringste Erschütterung kann sie in B e w e g u n g setzen.

V o r Beginn des Abbruches m u ß nach genauen Vorunter­

suchungen u n d Berechnungen ein Versteifungsplan aufgestellt werden. D a s Einziehen der Böcke geschieht entsprechend d e m Fortschreiten des Abbruches. Die Nachbarhäuser m ü s s e n dabei dauernd unter Beobachtung stehen, es können Hilfsstützungen, Mauerwerksfestigungen, HilfsVerankerungen u. ä. bis z u m Spren­

gen eines neuen Versteifungsbockes notwendig sein.

V ersprengte Versteifungsböcke, durch A n k er g e ­ sichert, verhindern die B ewegung d er infolge A lte rs gelockerter F achw erkkonstruktionen.

Bezüglich der Holzstärken der Versteifungsböcke kann m a n auf die üblichen Dimensionen zurückgreifen. Für das H a u p t ­ holz, der stützende Balken des Bockes, ist der Stockwerksbalken­

querschnitt, die Aufplattung von zwei Balken, oder obere u n d untere Balkenverstärkung mit Schnittholz zu empfehlen. Bei A u f ­ plattung schafft m a n gleichzeitig die Stützfüße für die Verstei­

fungsbüge. Gesundes Altholz, aber auch B a u m s t ä m m e sind ge­

eignet. Die sichere Verbindung der Verstärkungshölzer mit d e m Hauptbalken u n d der B ü g e n geschieht in der Regel mit K l a m ­ mern, es kann aber auch je nach der Schwere des Falles eine ab­

gebundene Zimmererkonstruktion notwendig werden. Hori­

zontal sind die Versteifungsböcke untereinander i m Dreiecks­

verband mit Stangen oder Schnittholz unten zu verankern.

O b der Architekt als Bauleiter eingreift oder d e m Unter­

n e h m e r die Arbeit allein überträgt, ist durch Vertrag zu regeln.

A u f alle Fälle m u ß aber der Architekt vor Beginn des Abbruches klare Verhältnisse schaffen, u m Einsturzgefahren u n d Unfälle auszuschalten.

B e i der A n ordn u n g der Q uer- und D iagon al- V erstrebungen und der S c h rä g stü tze n d er F ro n t­

w än de, a u f B etonblöcken fu n d a m e n tie rt, is t nach menschlichem Erm essen je d e S ich erh eit gegen E in stu rzg e fa h r gegeben.

A bbru ch stelle B . S ta tis c h durch A u ssteifu n g und ent­

sprechend g e w ä h lte H o lz-Q u e rs c h n itte v er schieden gesicherte N ach barh äu ser, a u f A lte r und S ta n d Sicherheit berechnet.

n

(12)

D a s V e r t r a g s r e c h t u n d d i e V e r t r a g s f r e i h e i t d e s A r c h i t e k t e n n a c h n e u e s t e r E n t w i c k l u n g .

T^\ie Vertragsparteien sind normalerweise nur kraft eines Ver- träges berechtigt u n d verpflichtet, die vereinbarten Lei­

stungen zu fordern u n d zu bewirken, also nur soweit z. B. A u f ­ träge erteilt sind. Verträge sind g e m ä ß Gesetz formlos gültig, d. h. die Parteien können jede ihnen g e n e h m e F o r m z u m Ver­

tragsabschluß wählen, es m u ß nur der Wille z u m Vertrags­

schluß u n d der Vertragsinhalt zu erkennen sein. D a s gilt aber nur, soweit das Gesetz in einzelnen Fällen nicht F o r m z w a n g vorschreibt. A u ß e r d e m können die Parteien für die von ihnen zu schließenden Geschäfte eine F o r m vereinbaren. Die Nicht­

beachtung der gesetzlichen Formvorschrift hat Nichtigkeit des Ver­

trages zur Folge, z. B. bei der Grundstücksveräußerung, bei der ge­

m ä ß Gesetz gerichtliche oder notarielle B e u r k undung verlangt wird.

Jeder Vertrag des Architekten oder mit d e m Architekten unterliegt diesen Bestimmungen. Ein solcher Vertrag wird als Dienst- oder Werkvertrag gewertet. Entscheidend ist, welcher Art ein solcher Vertrag zuzuweisen ist, ob nach d e m Willen der Parteien ein bestimmter Arbeitserfolg oder eine Arbeitstätigkeit Gegenstand des Vertrages bildet ( R G 86, 78). D e r bauleitende Architekt steht zu d e m Bauherrn i m Dienstverhältnis. Ein Vertrag ist Werkvertrag, w e n n die Anfertigung von Plänen oder die schlüsselfertige Herstellung des Hauses vereinbart ist. Sind Bauleitung u n d Anfertigung von Plänen vereinbart, dann be­

trachtet das Reichsgericht einen solchen Vertrag als Dienst­

vertrag, denn es wertet den Entwurf nur als Vorarbeit. U m einen solchen Vertrag z u m Werkvertrag zu machen, müsse ein klarer dahingehender Vertragswille der Parteien zu erkennen sein, es g e n ü g t nicht ein Hinweis auf diesbezügliche B e ­ stimmungen der d e m Auftrag zugrunde gelegten G e b ü h r e n ­ ordnung der Architekten, wie das jetzt auch wieder in d e m von der R K b K herausgegebenen „Einheitsarchitekten-Vertrag“ v o m Oktober 1935 geschehen ist. Es ist dort gesagt, daß die B e ­ stimmu n g e n über den Werkvertrag ergänzend A n w e n d u n g finden. D a s kann zu Schwierigkeiten führen, w e n n es sich in einem Falle g e m ä ß d e m Vertragsinhalt u m einen Dienstvertrag handelt.

D a s B G B hat dann die Rechte u n d Pflichten aus den Ver­

trägen, Dienst- oder Werkvertrag, festgelegt. Ein Anspruch auf G e b ü h r e n ist dann begründet, w e n n ein Vertrag über Lei­

stung u n d Gegenleistung abgeschlossen ist. Dringend anzuraten ist aber der schriftliche Abschluß eines Vertrages, w o z u ja heute auch jeder Architekt g e m ä ß seiner Standesgesetzgebung ver­

pflichtet ist. Bei nicht schriftlichem Vertrag wird es später oft schwer sein, den Inhalt des Vertrages oder gar den Vertrags­

schluß zu beweisen, wie gerichtliche Entscheidungen zeigen.

Es erhebt sich n u n die Frage, wie sich das Gesetz über die Errichtung der Reichskulturkammer u n d die zu demselben erlassenen Durchführungsverordnungen u n d A n o r d n u n g e n auf die Vertragsfähigkeit u n d -freiheit des Architekten auswirken.

Zu r W a h r u n g des Standesinteresses haben schon in den früheren Jahren Architekten-Berufsverbände es unternommen, ihre M i t ­ glieder zur Benutzung von Gebührenordnungen u n d Einheits­

verträgen anzuhalten. A u c h w u r d e versucht, die G e b ü h r e n ­ ordnungen zu den üblichen Vergütungen i m Sinne der §§ 612 u n d 632 B G B zu erheben. Infolge geringer Disziplinargewalt der Verbände, der sich die Mitglieder durch Austritt jeder Zeit entziehen konnten, war die Auswirkung solcher vertraglichen Verpflichtungen, die die Mitglieder der Verbände ü b e r n o m m e n hatten, relativ gering. I m Zu g e der Verwirklichung des ständischen Aufbaues der deutschen Wirtschaft k a m es dann z u m Erlaß des R K K - G e s e t z e s u n d auf G r u n d seines § 7 z u m Erlaß der Durchführungsverordnungen u n d der weiteren A n o r d n u n g e n der Präsidenten der Einzelkammern. Es handelt sich bei den Gesetzen u m Standesgesetze, die nur die Mitglieder der K a m m e r n allein berechtigen u n d verpflichten. A u ß e r A n g a b e n über die A u f n a h m e von Mitgliedern u n d die Berufsbezeichnung enthalten die Gesetze B e s t i m m u n g e n über Berufspflichten u n d Berufs­

grundsätze. Es sind auch Ehrengerichte vorgesehen, die i m Falle von Verstößen einzuschreiten haben. Die 7. A n o r d n u n g v o m 15. Juli 1935 schreibt vor, daß die Architekten außer zur schriftlichen Abfassung von Verträgen auch verpflichtet sind, das Honorar nach der G e b ü h renordnung zu berechnen, weiter­

hin, daß die G e b ü h r e n die übliche Vergütung g e m ä ß §§ 612 u n d 632 B G B sind.

D u r c h die vorstehenden Be s t i m m u n g e n ist also der Architekt jetzt verpflichtet worden, sich entsprechend zu verhalten. Seine Vertragsfreiheit ist jetzt insoweit begrenzt, als i h m eine ge­

wisse F o r m von Verträgen bei U e b e r n a h m e von Aufträgen gesetzlich vorgeschrieben ist.

Die Be s t i m m u n g e n des RKK-Gesetzes, seiner D u r c h ­ führungsverordnungen u n d der weiteren daraufhin erfolgten A n o r d n u n g e n sind aber nicht für beide Partner eines Architekten­

vertrages zwingendes Recht. Es besteht auch heute noch nicht eine gesetzliche Bestimmung, die besagt, daß ein Vertrag eines Architekten oder mit einem Architekten, der gegen die erwähnten standesgesetzlichen Be s t i m m u n g e n verstößt, aus G r ü n d e n des Verstoßes gegen eine gesetzlich vorgeschriebene F o r m nichtig ist, wie z. B. bei einem Formfehler bei einer Grundstücks­

veräußerung. D a d u r c h wird die Pflicht des Architekten, g e m ä ß seinen standesgesetzlichen B e s t i m m u n g e n zu handeln, nicht berührt, auch nicht ein eventueller Verstoß gegen die Bestim­

mungen, dessen er sich schuldig macht.

Die Gebührenordnung u n d die sonstigen B e s t i m m u n g e n können also nur i m Regelfall Bestandteil eines Architekten­

vertrages werden durch eine entsprechende Einigung der Par­

teien. Die Gebührenordnung ist also nicht Bestandteil des Ver­

trages, sei er mündlich oder schriftlich, w e n n nicht ein ent­

sprechender Ve r m e r k besteht, sie kann auch nicht nachträglich von einer der Parteien als Vertragsbestandteil herangezogen werden. Es kann auch nachträglich nicht der höhere Honorar­

satz der Gebührenordnung berechnet werden, w e n n sie nicht Vertragsbestandteil geworden ist. Die Gerichte w e rden auch nicht ohne weiteres die G e b ü hrenordnung zur Grundlage eines Urteils m a c h e n können. Ein Architektenvertrag, der nicht auf der Grundlage der G e b ü h renordnung abgeschlossen ist, be­

rechtigt auch den Vertragspartner zur Forderung der ver­

sprochenen Leistungen. Alle Rechte u n d Pflichten ergeben sich dann g e m ä ß den B e s t i m m u n g e n des B G B , z. B. das jederzeitige Kündigungsrecht des Bestellers beim Werkvertrag.

Bedenken w e g e n der Anwendungsmöglichkeit werden auch heute bei den Gerichten wohl nicht m e h r bestehen, w e n n es gilt, die Gebührenordnung heranzuziehen bei der Auslegung einer Willenserklärung, u m den wirklichen Willen zu erforschen, den Willen der beiden Vertragsparteien. Gegenüber d e m früheren Zustand ist besonders wichtig, daß die heutige Gebührenordnung existiert auf G r u n d von gesetzlichen Bestimmungen. Wesentlich ist aber dabei, ob d e m Vertragspartner das bekannt ist oder bekannt sein mußte. D a ß alle Architekten heute Mitglieder der R K K bzw. ihrer Einzelkammern sein müssen, dürfte wohl in den Kreisen, die bauen wollen, als bekannt vorausgesetzt werden können. W i e weit einem Partner eines Architekten­

vertrages aber weiterhin die standesgesetzlich festgelegten Berufspflichten u n d -grundsätze der Architekten bekannt sind, ist i m m e r Frage des Einzelfalles.

Zusammengefaßt sei gesagt, daß die standesgesetzlichen Bestim m u n g e n der Architekten nicht ohne weiteres Bestandteil eines Vertrages sind, es ist d a r u m notwendig, sie unter B e ­ nutzung der schriftlichen F o r m eines Vertrages z u m Vertrags­

bestandteil zu machen. Die standesgesetzlichen Bestimm u n g e n der Architekten sind wohl insoweit als ergänzendes Recht, das i m ganzen Reiche gilt, anzusehen, als sie i m Einzelfall bei der Auslegung einer Willenserklärung, z. B. eines Vertrages, heran­

gezogen werden können. Dr.-Ing. u. Dr. jur. K a h l m e y e r .

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