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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 40, H. 9

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Academic year: 2022

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(1)

D ru tfd ie ß a u ln it t c

ocitfclirift oer öcutfctjen JlrdjitcWenJetjoft

H e r a u s g e b e r: C u r t R. V in c e n tj. — G e s c h ä f t s h a u s : H ann over, H m S c htffgraben 41.

(Alle Rechte Vorbehalten.)

Ueber nachstellige Hypotheken.

A u s d e m Bericht der „ D e u t s c h e n B a u - u n d B o d e n b a n k A.-G., Berlin“ u n d der

„ D e u t s c h e n Gesellschaft für öffentliche Arbeiten, Berlin“ . T A e r nachstellige Realkredit ist ein Gebiet, das nach wie vor

der Förderung durch die öffentliche H a n d bedarf. Das Risiko ist zwar bei nachstelligen Hypotheken auf Eigenheime, sorgfältige Auswahl der Objekte vorausgesetzt, nur wenig größer als für erste Hypotheken. Bei Geschoßbauten ist jedoch ein höhe­

res Risiko nicht zu verkennen. D a s Kapital wendet sich daher dieser Anlagemöglichkeit weniger leicht zu als der ersten Hypothek.

N a c h d e m die Beschaffung des erststelligen Realkredites i m m e r weniger Schwierigkeiten begegnet, werden die finanziellen Förde­

r u n g s m a ß n a h m e n der öffentlichen H a n d i m m e r m e h r auf die Beschaffung der nachstelligen Hypotheken abgestellt, während frühere weitergehende Hilfsmaßnahmen grundsätzlich aufhören.

Eine entsprechende Aenderung der Förderungsgrundsätze ist durch das Reich bei der Kleinsiedlung u n d bei den Hauszins­

steuerdarlehen durchgeführt worden. Die Unterstützung erfolgt nach wie vor durch G e w ä h r u n g von Baudarlehen, insbesondere Reichsbaudarlehen in F o r m nachstelliger Hypotheken, u n d durch die U e b e r n a h m e von Reichsbürgschaften für nachstellige, aus anderen Quellen s t a m m e n d e Hypotheken.

D e r Einsatz dieser M a ß n a h m e n erfolgt i m R a h m e n der siedlungs-, wohnungs- u n d bevölkerungspolitischen Ziele. G e ­ fördert werden daher nur Vorhaben für die minderbemittelte Bevölkerung, an denen der Bedarf besonders dringlich ist. A u c h D i e R e i c h s m a ß n a h m e n für d e n W o h n u n g s - u n d S i e d ­

l u n g s b a u

in den Jahren 1932— 1935 (Bereitstellungen) (in Mill. R M . )

1932 1933 1934 1935 V or­

finan­

zierung Haus­

halts­

mittel Ins­

gesamt

Kleinsiedlung... 93,01) 102,25 — 70,0 112.25 153,0 265,25 Eigenheimbau... 20,5 20,0 — 0,72120,0 21,2 41,2 Desgl. aus.Mitteln der

Reichsanstalt... __ 5,0 2,0 _ 7,0 7,0

Not-, Behelfs- u n d

Flüchtlingswohnung. __ 15,0 __ — 15,0 — 15,0 Volkswohnungen . . . — — — 35,0 — 35,0 35,0 Altstadtsanierung . . . — 6,4 — 8,0 5,0 0,4 14,4 Landarbeiter-, H e u e r ­

lingswohnungen us w etwa

10,8

etwa

2,2

etwa

2,2 12,0 27,2 27,2

Grundhafte Instand­

setzung landwirtsch.

Betriebe in Sachsen. 0,5 0,5 0,5

Instandsetzung u.Um-

bau: Bauzuschüsse . 50,0 615,6 _ 1 1,02) 67,0 609,6 676,6 Zinszuschüsse. 2,10b 330,0 332,0 332,0 1176,3 |1096,95| 4,2 1136,7b 219,75 1194,4 1414,15 ') Davon 48 Millionen R M . im Dezember 1931 bereitgestellt.

2) Für Saarland.

3) A u f Grund der Verordnung vom 14. Juni 1932.

•) Durch Erlaß vom 3. M ärz 1936 sind für Umbauten weitere 5,7 Millionen R M . bereitgestellt worden.

wird angestrebt, der Flachbauweise u n d der Ansiedlung in der N ä h e der Klein- u n d Mittelstädte u n d auf d e m L a n d e i m m e r m e h r den Vorzug zu geben.

Die Reichsregierung betrachtet die Kleinsiedlung als die beste Siedlungsform für die werktätige minderbemittelte B e ­ völkerung, weil sie geeignet ist, den deutschen Arbeiter wieder mit d e m Heimatboden zu verbinden, u n d weil sie i h m zugleich die Möglichkeit gibt, zur Ergänzung seines sonstigen E i n k o m m e n s einen wesentlichen Teil seines Lebensbedarfes aus der Scholle zu erarbeiten. Unter den geförderten M a ß n a h m e n steht daher die Kleinsiedlung an erster Stelle. In zweiter Linie folgt der B a u von Volkswohnungen (kleinsten Mietwohnungen), bei denen gleichfalls der Flachbau, d. h. die Errichtung von einfachsten Einfamilienhäusern als Doppel- oder Reihenhäuser mit Garten­

oder Landzulage, bevorzugt wird mit Rücksicht auf den Bedarf u n d die gegebenen Möglichkeiten. I m Zuge der Neuregelung der Bestimm u n g e n für die Vergebung der Hauszinssteuer­

hypotheken ist angeordnet worden, daß auch diese Mittel m ö g ­ lichst für Bauvorhaben vergeben werden, die den Vorschriften für den Kleinsiedlungsbau u n d den B a u von Volkswohnungen entsprechen. Die Förderung der Umbautätigkeit ist gegenüber der der Neubautätigkeit stark zurückgetreten.

D e r Grundsatz der Bevorzugung der kleineren u n d mitt­

leren G e m e i n d e n u n d des flachen Landes vor den Großstädten ließ sich noch nicht überall verwirklichen. Die erforderlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen können sich nur in langen Zeiträumen bilden. Oft bereitet auch die Bodenbeschaffung Schwierigkeiten. H i n z u k o m m t die finanzielle Beengung zahl­

reicher Gemeinden, die nicht in der Lage sind, die erforderlichen Aufschließungsarbeiten durchzuführen.

Die Be s t i m m u n g e n für die U e b e r n a h m e von Reichsbürg­

schaften für den Kleinwohnungsbau erfassen einen weiteren Kreis als diejenigen für den Kleinsiedlungsbau u n d den B a u von Volkswohnungen. Mit diesen Reichsbürgschaften wird das be­

sondere Ziel einer Förderung der privaten Wohnungsbautätigkeit verfolgt. Die mit Hilfe von Reichsbürgschaften hergestellten W o h n u n g e n dürfen daher etwas geräumiger sein, nämlich bei Eigenheimen höchstens 120 q m , bei G e s c h o ß w o h n u n g e n hö c h ­ stens 90 q m Wohnfläche umfassen. N o c h weiter gehen die B e ­ stimmungen hinsichtlich Steuererleichterungen für neuerrichtete Kleinwohnungen u n d kleinere Eigenheime. Die letzteren dürfen bis 175 q m Wohnfläche haben.

D e m Reich standen aus früheren M a ß n a h m e n zu Beginn des Jahres 1935 für nachstellige Reichsbaudarlehen noch größere Beträge zur Verfügung, nämlich für den B a u von Kleinsiedlungen u n d von kleinen Eigenheimen, für die Errichtung von Not-, Behelfs- u n d Flüchtlingswohnungen u n d für die Altstadt­

sanierung. Diese Mittel sind bis E n d e des Jahres mit A u s n a h m e der Altstadtsanierung bis auf geringe Reste ausgezahlt worden.

I m Laufe des Berichtsjahres sind v o m Reich neue Mittel in H ö h e von 185 Mill. R M . ausgeworfen w o r d e n auf G r u n d des Gesetzes

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zur Förderung des Wohnungsbaues v o m 30. M ä r z 1935. V o n diesem Betrag sind zunächst bereitgestellt worden:

70.0 Mill. R M . für den Kleinsiedlungsbau ( V T Bauabschnitt), 35.0 Mill. R M . für den Bau von Volkswohnungen,

12.0 Mill. R M . für den Bau von W o h n u n g e n für Landar­

beiter, Heuerlinge von Erbhofbauern und von landwirtschaftlichen Handwerkern,

11.0 Mill. R M . für W o h n u n g s u m b a u - u n d Instandsetzungs­

m a ß n a h m e n i m Saargebiet, 8,0 Mill. R M . für Altstadtsanierungen,

0,7 Mill. R M . für Eigenheimbauten i m Saargebiet,

5,7 Mill. R M . für W o h n u n g s u m b a u und Wohnungsteilung, 142,4 Mill. R M .

Insgesamt hat die Reichsregierung, wie obige Tabelle zeigt, in den Jahren 1932— 1935 1414,15 Millionen R M . aus­

geworfen, davon 219,75 Mill. R M . mit Vorfinanzierung im R a h m e n der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, 1194,4 Mill. R M . aus Haushaltsmitteln, unter letzteren 7 Mill. R M . aus Mitteln der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen­

versicherung. V o m Gesamtbetrag bestehen 391,15 Mill. R M . in Reichsdarlehen, 1008,6 Mill. R M . in Bau- und Zinszuschüssen für U m b a u - u n d Instandsetzungsarbeiten, während die für die Altstadtsanierung bereitgestellten 14,4 Mill. R M . z u m Teil in F o r m von Darlehen, z u m Teil in F o r m von Zuschüssen vergeben werden. Der Betrag der Reichsdarlehen erhöht sich noch u m die z u m Bau von W o h n u n g e n für Angehörige der W e h r m a c h t und für die ländliche Siedlung ausgegebenen Beträge.

Für 1935 wird m a n a n n e h m e n können, daß etwa ein Viertel der für Neubauten ausgegebenen nachstelligen Hypotheken, Restkaufgelder usw. in öffentlichen Darlehen bestand. Der betragsmäßige Anteil der öffentlichen Unterstützung an den gesamten Aufwendungen für den W o h n u n g s - u n d Siedlungsbau ist unter Mitberücksichtigung der Reichszuschüsse für den U m ­ bau und der reichsverbürgten Hypotheken auf etwa ein Fünftel zu beziffern. Z u m Vergleich sei an die oben getroffene Fest­

stellung erinnert, daß nach der Zahl der geförderten W o h n u n g e n der Anteil der mit Unterstützung aus öffentlichen Mitteln, also durch Darlehen und Zuschüsse errichteten W o h n u n g e n für die Groß- und Mittelstädte mit 37 Proz. berechnet worden ist.

Mit verhältnismäßig kleinem Einsatz ist also ein großer Nutzen erzielt worden.

Ueber die Auszahlungen auf die verschiedenen in den Jahren 1931— 1934 eingeleiteten M a ß n a h m e n unterrichtet die nachstehende Tabelle:

114

V o m e d l e n B a u s t o f f T ^ie flüchtige Betrachtung der Architektur, die bei den meisten

Menschen ihre Oberflächlichkeit offenbart, hält sich bei diesem hübschen Hause nicht auf. M a n c h e r betrachtet einiger­

m a ß e n interessiert die vorgelagerte Terrasse, andere die Giebel mit den Baikonen und das weit überhängende schützende Steil­

dach. Zuweilen sieht ein anderer die werkgerecht abgedeckten und die oben gut geformten Dachaufbauten, die das D a c h ­ geschoß vollständig begradigen. Ein andermal kann durch solch ein Beispiel ein Bauherr zur Baulust gereizt werden, denn diese Ausführung kann als Muster bezeichnet werden. Aber das Haus hat noch einen weit größeren Vorzug und von d e m und seiner Zukunft wissen die wenigsten etwas. Das ist der G r anit!

Granit ist der Stein mit d e m Naturausdruck u n d d e m Gleichnis des starken deutschen Willens. Die Vorliebe für ihn wird sich einmal durchsetzen.

W o unzureichender Putz im Ueberfluß verwendet wird, mit all seinen Schrecken und mit seiner lügnerischen Aufgabe, minderwertige Arbeit zuzudecken, da wird einst der Granit wie ein Held unter den Steinen auftreten. Natürlich soll m a n ihn nicht industriemäßig formen, denn seine Natur wider-

A u s z a h l u n g e n

aus den 1931— 1934 eingeleiteten M a ß n a h m e n der öffentlichen H a n d für den W o h n u n g s - u n d Siedlungsbau

Millionen R M .

Bereitgestellt Ausgezahlt

1931— 1934 1933 1934 1935

Kleinsiedlung...

E i g e n h e i m b a u ...

Not-, Behelfs- u n d Flüchtlingswohnungen Altstadtsanierungen . . . U m b a u w o h n u n g e n ....

Hauszinssteuerhypoth. . Sonstige öffentl. Mittel

( S o n d e r m a ß n a h m e n der Länder u n d G e ­ meinden, Reichsmaß­

n a h m e n ) ...

195 47 15 14 etwa 220

65 4

etwa 60 15

35

77 24 7 etwa 100

15— 20

50

22 16 5 1 etwa 50

30— 40

75— 85 Oeffentliche M a ß ­

n a h m e n z u s a m m e n . . . 179 275 200—220 V o n den i m Jahre 1935 neu bereitgestellten Reichsmitteln ist im Laufe des Jahres nur über ganz geringe Beträge verfügt worden. Sie stehen daher für 1936 noch fast in vollem U m f a n g e zur Verfügung. E n d e 1935 waren von den durch das Reich bereitgestellten Mitteln 155,2 Mill. R M . noch nicht ausgezahlt.

D a v o n waren über 130,7 Mill. R M . noch durch Bewilligungen zu verfügen. I m einzelnen ist der für das Jahr 1936 vorhandene Arbeitsvorrat auf G r u n d der R e i c h s m a ß n a h m e n aus der bei­

gefügten Tabelle zu ersehen.

A r b e i t s v o r r a t aus d e n R e i c h s m a ß n a h m e n für d e n W o h n u n g s b a u für da s J a h r 1 9 3 6

N o c h 1 D a v o n noch auszuzahlen | zu bewilligen

in Millionen R M .

K l e i n s i e d l u n g :

I.— IV. Bauabschnitt... 12,5 4,25 VI. Bauabschnitt... 70,0 67,6 E i g e n h e i m b a u :

Reichsmittel... 2,5 0,5

Mittel der Reichsanstalt... 1,5 0,4 Reichsmittel für das Saarland . . . 0,7 0,68 Not-, Behelfs- u n d Flüchtlings­

w o h n u n g e n ... 3,0 0,6 V o l k s w o h n u n g e n ... 35,0 35,0 Altstadtsanierung... 13,0 7,7 W o h n u n g e n für Landarbeiter usw. 12,0 12,0 U m b a u t e n ... 10,7 8,7

160,9 137,43

f ü r d a s K l e i n h a u s .

strebt den gleichmäßigen Sandsteinläufern, widerstrebt zu schmalen Ecksteinen u n d wird durch zu viele „Aufsteller“ und zu hohe Stoßfugen in eine widerliche F o r m gebracht. Granit verlangt für die Schönheit seiner W i r k u n g unregelmäßige Quadern mit unterbrochenen Läuferschichten. Er verlangt, u m seine königliche Rolle zu spielen, rauhe Steinkanten und Fugen mit Holzspan ausgespachtelt. Da g e g e n ist das gleich­

mäßige Format das wesentliche Kennzeichen des „ K u n s t ­ steines . Eine Granitmauer wirkt u m so schöner, w e n n die Sorten mit verschiedener Färbung gegeneinanderstehen. Ein einzelner dunkler Stein bringt L e b e n in die Fläche, w e n n die rauhe Schönheit der Bossen hervortritt; keine weißen Fugen!

Der Architekt ist verpflichtet, gegen die häufige Schlamperei u n d die ausdruckslose Gesinnung mattherziger Bauherren vor­

zugehen. Er soll ihn für Granit gewinnen. Er selbst aber soll bei der Ausführung darauf sehen, daß die lebendige Kontrastwirkung dieses fürstlichen Materials erhalten bleibt u n d daß die Aus- fugung mit Mörtel rauh bleibt; niemals Glattstrich mit Fugeisen.

Sieht m a n das ganze H a u s an, das in seinem A u f b a u u n d Dreiklang von jener geistigen Selbständigkeit erfüllt ist, die

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dennoch bescheiden bleibt, so bemerkt m a n bald, wie sparsam m a n mit d e m stolzen Granit arbeiten kann! Oberhalb der Keller­

decke besteht das G e b ä u d e aus einem Holzskelett aus 6/14 c m starken kernfreien Pfosten, die auf Eichenholzschwellen sitzen u n d die i m Kellermauerwerk verankert sind. Darüber erhielt das Erdgeschoß 3,5 c m starke gute Holzfaserplatten, die als Träger für Terranova dienten. Sämtliche Innenwände haben

V o n besonderem Werte ist die Grundrißgestaltung, die Lage der H a u p t w o h n r ä u m e nach der Sonnenseite u n d Straße u n d der N e b e n r ä u m e an der Rückseite, während die Diele als Sitzplatz den E m p f a n g s r a u m ersetzt. Die Terrasse verbindet das H a u s mit der Natur. Die in gleichem Material wie bei der Terrasse geplante u n d an der Linienführung gut gelöste Ein­

friedigung steigert den W e r t des Besitzes. Dies zeigt die formende

Photo: Donner.

D A G H Q € S O - I O S S

AP

0

A

über die Holzschalung 1,5 c m starke Leichtbauplatten u n d Ver­

putz erhalten. Solch eine A u ß e n w a n d ist einschließlich beiderseitigen Verputzes nur 22 c m stark, aber ihre Isolierfähig­

keit entspricht einer 90 c m starken Ziegelmauer. Dieses charakter­

volle W o h n h a u s erhielt Doppelfenster u n d eine Sammelheizung*).

*) Die Finanzierung erfolgte durch die Deutsche B a u ­ gemeinschaft AG., Leipzig.

H a n d des Architekten dieses schönen Hauses, das z u m Granit­

bau geradezu auffordert.

R ä u m e : 5 Z immer, Küche, Diele, Bad, Abort, Zubehör u n d ganze Unterkellerung. Die Baukosten betrugen ohne N e b e n ­ kosten u n d Bauplatz rund 14 000 R M . Die Wohnfläche u m ­ faßt 120 q m , u n d der um b a u t e R a u m beträgt 700 cbm. D e r Einzelpreis von 22 R M . für das Kubikmeter u m b a u t e n R a u m e s ist als niedrig anzusehen.

A r c h . : K u r t D o n n e r , C l a u s n i t z i . S a .

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Z a h l u n g s s o r g e n b e i m H a u s b a u .

P f l i c h t z u r L e i s t u n g v o n A b s c h l a g s z a h l u n g e n .

E

ine Hafenstadt hatte ein Baugelände für Wohnhäuser an einem alten Seitenhafen freigegeben, auf dessen anderer Seite sich eine einseitig bebaute Kaistraße entlangzog. Das Hafenbecken wurde zu einem kleinen See umgestaltet. Die vorhandenen Lagerschuppen wurden abgerissen un d ein Be bauungsplan mit Promenadenweg a m See u n d Grünfläche mit Anlagen vorgesehen. Bedingungen w a r e n : Villenartige Häuser bis zu zwei Stockwerken gegebenenfalls noch mit einem aus­

gebauten Mansardenstock zu bauen. Jedes H a u s mußte einen Vorgarten haben und war in der Tiefe so vorgeschrieben, daß genügend Platz für einen Zier- u n d Gemüsegarten hinter d e m Hause blieb. I m einzelnen waren dagegen in der F o r m ­ gestaltung der Häuser den Baureflektanten vorbehaltlich der baupolizeilichen Genehm i g u n g gewisse Freiheiten gelassen worden, und zwar schon deshalb, weil aus ästhetischen G r ü n d e n ver­

mieden werden sollte, daß Serienhäuser entstünden. Die B a u ­ herren sollten auch in der W a h l der Architekten un d der Unter­

nehmer frei sein. Baugelder konnte die Stadt jedoch wegen ihrer angespannten Finanzlage nicht zur Verfügung stellen. Das nicht allzu hoch gehaltene Kaufgeld für den Bauplatz mußte innerhalb einer Frist von längstens zwei W o c h e n nach Kaufabschluß, auf jeden Fall aber vor der Umschreibung i m G r u n d b u c h berich­

tigt werden.

Als der Bebauungsplan u n d die Kaufbedingungen der einzelnen z u m Teil verschieden großen Bauplätze bekannt wurden, setzte wegen der schönen Lage u n d der günstigen Be ­ dingungen sofort eine eifrige Nachfrage nach den Bauplätzen ein, zumal durch den sich i m m e r m e h r belebenden See- und Hafenverkehr Handel und Gewerbe sich ebenfalls in erfreulichem M a ß e belebt hatten. Einer der ersten Reflektanten war ein ver­

heirateter kinderreicher Prokurist einer Eisengroßhandlung, dessen W u n s c h t r a u m stets schon mit Rücksicht auf seine Familie ein eigenes Haus mit Garten gewesen war. Hierfür hatte er ein halbes Menschenalter gespart; er hatte auch eine sofort greif­

bare S u m m e von rund 16 000 R M . zusammengebracht. In d e m Gedanken, einen der neuen Bauplätze zu erwerben u n d zu bebauen, wurde er besonders durch einen Geschäftsfreund bestärkt, der als Architekt erst vor kurzem in dieser Stadt ein Baugeschäft ü b e r n o m m e n hatte. Der Bauunternehmer rechnete d e m Prokuristen aus, daß er für rund 20000— 25000 R M . einen der größten und schönsten Bauplätze unmittelbar a m Ufer des Sees mit der Vorderfront nach der Grünfläche, mit der Hinterfront nach d e m Hausgarten und mit der einen Seite nach d e m See erwerben und mit einem zweistöckigen Haus mit einer schönen Terrasse nach d e m Seeufer hin bebauen könne. Das Haus werde für den angegebenen Preis bezugsfertig sein, w e n n er als Unternehmer auch schon mit Rücksicht auf die w e g e n des Grundwassers unsichere Bodenbeschaffenheit eine G e w ä h r ­ leistung für eine bestimmte B a u s u m m e nicht übernehmen könne.

Der Prokurist trat n u n zunächst mit einer Privatbank in Verbindung, bei der er selbst sein eigenes Sparkonto hatte, die aber auch weiterhin mit seiner Firma in reger Geschäftsbeziehung stand. Die Privatbank versprach die Hergabe eines hypothe­

karisch zu sichernden Darlehns in H ö h e von 10000 R M . Darauf­

hin kaufte der Prokurist den fraglichen Bauplatz für 3500 RM., wobei der Preis für das Quadratmeter so berechnet war, daß in i hm auch die Anliegerkosten mit enthalten waren. D e n Betrag berichtigte der Prokurist sofort, worauf in kürzester Zeit die Umschreibung des Grundstückes auf seinen N a m e n erfolgte.

Mit der Bank k a m auch ein notarieller Darlehnsvertrag mit Hypothekenbestellung über 10 000 R M . zustande, jedoch mit der Maßgabe, daß der Betrag erst drei Monate nach Eintragung der Hypothek zu zahlen, aber schon von der Eintragung an zu verzinsen war.

Der Architekt hatte unverzüglich die nötigen Zeichnungen u nd Pläne gefertigt, ebenso ein genaues Leistungsverzeichnis d e m Bauherrn übergeben. Entsprechend dieser Unterlagen k a m auch ein Bauvertrag zwischen d e m Prokuristen als Ba u ­ herrn u n d d e m Architekten als Generalunternehmer u n d B a u ­ leiter zustande. Der Architekt hatte zunächst zu d e m Vertrage ein übliches Formular benutzt, in d e m auf die Allgemeinen

Vertragsbedingungen Abschnitt B D I N 1961 der V e r d i n g u n g s ­ o r d n u n g für B a u l e i s t u n g e n ( V O B ) Bezug g e n o m m e n war. D e r Prokurist erklärte d e m Architekten aber, daß er sich auf einen solchen Formularvertrag nicht einlassen könne, es könne i h m doch nicht zugemutet werden, die ganzen B e s t i m m u n ­ gen durchzulesen (!), er habe schon soviel davon gehört, daß vor gewissen Formularverträgen, in denen auf bestimmte all­

gemeine Bedingungen verwiesen werde, gewarnt w o r d e n sei.

D e r Architekt versuchte vergeblich d e m Prokuristen klarzu­

machen, daß die hier in Frage k o m m e n d e n allgemeinen Vertrags­

bedingungen wie überhaupt die ganze V O B i m Baufach allgemein bei Vergebungen von Bauaufträgen zugrunde gelegt w ü r d e n u n d daß sowohl staatliche als auch k o m m u n a l e B e ­ hörden die V O B als bindend u n d als sichere Grundlage für ihre Bauvorhaben a n g e n o m m e n hätten. U m sich den Bauauftrag nicht entgehen zu lassen, machte sich schließlich der Architekt die M ü h e , einen besonderen Bauvertrag aufzusetzen, in d e m nicht auf die V O B oder Teile von ihr Bezug g e n o m m e n war.

Er n a h m n u n wörtlich aus d e m Abschnitt B der V O B die i h m a m wesentlichsten erscheinenden B e s t i m m u n g e n in den Vertrag auf, wie z. B. die Vorschriften über Art u n d U m f a n g der Leistung, über die Vergütung, die Haftung u n d Gewährleistung, über die A b n a h m e usw. E r n a h m jedoch vor allem nicht eine d e m § 16 Abschnitt B entsprechende Vorschrift über die Fälligkeit der Zahlung bzw. die Abschlagszahlungen auf. D e r Architekt hatte in dieser Hinsicht keine Bedenken, daß der Bauherr die üblichen Abschlagszahlungen berichtigen werde. Er wußte, daß d e m Bauherrn ein namhafter, sofort greifbarer Betrag zur Verfügung stand, der wohl ausreichen würde, bis die B a n k die Darlehns­

s u m m e auszahlen werde. I m übrigen war i h m der Prokurist bei dessen angesehener fester Stellung auch für einen gegebenen­

falls m e h r erforderlichen Betrag gut. E r glaubte daher, es verant­

worten zu können, den i h m schon durch das Ablehnen des Formularvertrages als reichlich genau, w e n n nicht pedantisch bekannten Bauherrn durch das A u f n e h m e n der B e s t i m m u n g e n über die Zahlungsweise nicht noch vielleicht zu verärgern; auch ein gewisses Trägheitsmoment spielte mit, i h m als Baumeister selbstverständlich erscheinende Bedingungen noch besonders schriftlich zu fixieren. D e r Prokurist ging d a n n auch mit d e m Architekten genau die einzelnen Vertragsbestimmungen durch mit d e m Erfolg, daß er den Architekten- u n d Bauvertrag ab­

schloß.

N a c h eingeholter baupolizeilicher G e n e h m i g u n g wurde mit den Erdarbeiten begonnen. Diese gestalteten sich ver­

hältnismäßig langwierig u n d kostspielig, da w e g e n der G r u n d ­ wasserverhältnisse erhebliche Bodenabsteifungen v o r g e n o m m e n werden mußten, vor allem aber der B a u g r u n d durch E i n r a m m e n von Pfählen gesichert werden mußte. N a c h Beendigung der Erdarbeiten stellte der Architekt Zwischenrechnung u n d ver­

langte eine den nachgewiesenen Leistungen entsprechende A b s c h l a g s z a h l u n g . Die verlangte S u m m e w u r d e auch von d e m Bauherrn anstandslos gezahlt. Ebenso w u r d e n die verlangten Abschlagszahlungen nach Beendigung der Maurer-, Putz- un d Betonarbeiten usw. geleistet.

Der R o h b a u wurde soweit fertig, die Zimmerleute waren an der Arbeit. Es war die Zeit herangenaht, w o das Darlehen gezahlt werden sollte; das Eigengeld des Bauherrn war aufge­

braucht. D a verdichtete sich das Gerücht, daß die Privatbank in Zahlungsschwierigkeiten geraten sei. D e r Prokurist hatte diesem Gerede zunächst keine Aufmerksamkeit geschenkt, da er einmal i m m e r p r o m p t die einzelnen Beträge seines G u t ­ habens ausgezahlt erhalten hatte, ferner aber sowohl leitende Angestellte der Bank als auch sein eigener Prinzipal das Gerücht für Unsinn erklärten. Als aber trotz M a h n u n g e n der Darlehns­

betrag nicht gezahlt w urde u n d das Gerücht nicht ve r s t u m m e n wollte, wurde auch der Prokurist stutzig. Er drang bis zu d e m Inhaber der Bank vor u n d verlangte von i h m energisch Zahlung des vereinbarten Betrages, zu dessen Sicherheit doch schon sein Grundstück mit einer H y p o t h e k belastet sei. D e r Inhaber der B a n k bequemte sich schließlich zu d e m Zugeständnis, daß tat­

sächlich gewisse Zahlungsschwierigkeiten eingetreten seien, die

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Z w eifam ilienhaus

in L ensahl, Ham burger Niederung.

A r c h . : H a n s P h i l i p p , H a m b u r g .

/ g e r u h s a m u n d behäbig steht das H a u s da, den frischen von der Küste her k o m m e n d e n W i n d e n standbietend. Das breitgefügte, weit herunterreichende D a c h mit der warmhalten­

den dunken X y l a m o n getränkten Giebelverschalung entspricht gut dieser Landschaftsforderung. Die Giebelbreite erklärt sich aus d e m Streben, die obere, zweite W o h n u n g als der unteren möglichst gleichwertig zu gestalten, u n d zwar unter ausdrücklicher Vermei d u n g einer vollen Zweigeschossigkeit, die sich hier nur als ,,Kiste“ u n d Störung der N a t u r u m g e b u n g gezeigt haben würde.

Photos

:

Philipp.

A u f einem erhöhten Teil des Geländes gelegen bietet sich v o m H a u s Feiler in der H a m b u r g e r Niederung ein weiter Blick;

direkt unterhalb i m Tal schlängelt sich mit u m g rünten Ufern das klare Wasser der Alster, dahinter dehnt sich eine reizvolle u n d wechselreiche Landschaft.

Da s H a u s enthält eine Zentralheizung u n d W a r m w a s s e r ­ versorgung durch eine Hydrophoranlage. D e r Wasserbedarf wird also selbsttätig beschafft. Küche, Wasserklosett u n d B a d sind mit W a n d - u n d Bodenfliesen ausgestattet.

U eber d e r hellen P u tzflä c h e m it den dunkelgrünen F en sterläden bestim m t d er m assige breite G iebel m it brauner S tü lp sch a lu n g den H a u p tc h a ra k te r des H auses a ls w etterg esch ü tztes H eim . B e i einem R a u m in h a lt vo n 9 14 cbm zu j e 19 ,8 0 R M . kostete das H aus 1 7 366 R M .

(6)

118

jedoch bestimmt in den nächsten T agen behoben wurden;

solange solle sich der Prokurist noch gedulden. A m nächsten Tage aber schloß die Bank ihre Schalter. Das Vergleichs­

verfahren wurde eingeleitet, das aber nicht z u m Ziele, dafür nach einigen Tagen z u m Konkurse führte.

In der Zwischenzeit waren die Zimmererarbeiten beendet, der Bau war gerichtet. Der Architekt, d e m natürlich der Bank­

krach bekanntgeworden war, verlangte Bezahlung der Zimmerer­

arbeiten binnen einer Frist von 10 Tagen, anderenfalls er die Fortsetzung des Baues einstellen werde. D e r Prokurist ver­

suchte nun zunächst, sich anderweit Gelder zu verschaffen, was ihm aber in der gesetzten Frist nicht gelang. Sein Prinzipal, der sonst für ihn eingetreten wäre, war durch den Z u s a m m e n ­ bruch der Bank selbst schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.

Der Prokurist wies den Architekten darauf hin, daß er doch ohne Risiko den B a u fortsetzen könne, da er sich durch Bauhand­

werkerhypotheken ge m ä ß § 648 B G B sichern könne; die für die Bank eingetragene Hypothek stehe i h m nicht im Wege, da diese mangels Valutierung Eigentümergrundschuld geworden sei, die gepfändet werden könne, die er aber als Eigentümer auch gern an ihn in H ö h e seiner Forderung abtreten wolle. D e r Architekt sah die Richtigkeit dieser Darlegungen zwar ein. Er konnte sich aber nicht darauf einlassen, da er seinerseits an die Handwerker u n d Lieferer dringende Zahlungen zu leisten hatte u n d er ferner der Ansicht war, daß der Prokurist sehr wohl unter Ausnutzung seiner Beziehungen in kürzester Frist sich anderweit bares Geld beschaffen könne. Er verklagte daher den Prokuristen auf Zahlung der fälligen Abschlagszahlung.

I m Prozeß machte der Bauherr in erster Linie geltend, daß er zur Z a h l u n g v o n A b s c h l a g s z a h l u n g e n nicht verpflichtet sei. Es sei nichts in dieser Richtung vereinbart worden; er habe doch auch alle Bestimmungen des Vertrages genau mit d e m Architekten besprochen, auch dieser habe kein W o r t von A b ­ schlagszahlungen gesagt. W e n n er trotzdem bislang solche geleistet habe, so habe er dies getan, weil er die jeweils ange­

forderten Beträge bar zur Verfügung gehabt u n d es ih m Freude gemacht habe, wenigstens einen Teil des Baues schon bezahlt zu haben. Hierdurch habe er keine Rechtspflicht zur Zahlung aner­

kannt. Ein „allgemein verbindlicher Brauch“, Abschlags­

zahlungen zu leisten, bestehe auch im Baugewerbe nicht, wie sich aus einem Urteil des Oberlandesgerichtes in Königsberg aus d e m Jahre 1932 ergebe. Er als Bauherr habe daher nach

§ 641 B G B die Vergütung erst bei A b n a h m e des ganzen Werkes zu entrichten, da er auch nicht verpflichtet sei, das W e r k in Teilen abzunehmen. I m übrigen seien die bis jetzt entstandenen Kosten des Baues erheblich höher als vorgesehen, weil bei den Erdarbeiten eine Ueberschreitung der bei den Vorbesprechungen zugrunde gelegten S u m m e u m annähernd 2000 R M . eingetreten sei. Der Ünternehmer hätte zumal auch als bauleitender Archi­

tekt die Pflicht gehabt, ihn darauf hinzuweisen. Hätte der Architekt dieses schon früher getan, so hätte er als Bauherr schon früher dafür gesorgt, wenigstens in H ö h e des über­

schrittenen Betrages anderweit Geld zu beschaffen. D a n n hätte er aber auch die Zimmererarbeiten schon jetzt bezahlen können. Schließlich verstoße es aber auch gegen Treu und Glauben und sei als Schikane anzusehen, w e n n der Architekt ihn gleich auf Zahlung der Abschlagssumme verklage, obwohl er wisse, daß er als Prokurist der großen u n d angesehenen Firma wohl binnen kurzem den angeforderten Betrag beschaffen könne und der Architekt, wie diesem schon vor d e m Prozeß auseinander­

gesetzt sei, Sicherung durch die Eigentümergrundschuld habe, die er als Grundstückseigentümer gegebenenfalls noch heute in der erforderlichen Höht'¡an ihn abzutreten bereit sei.

Der Architekt trat diesen Ausführungen entgegen, wobei er besonders auf seine Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Bauarbeitern und Handwerkern hinwies.

Die Entscheidung des Rechtsstreites steht und fällt mit der Frage, ob Abschlagszahlungen i m Baugewerbe üblich sind oder nicht. Eine ausdrückliche Vereinbarung hinsichtlich der A b ­ schlagszahlungen ist nicht getroffen worden, vor allem sind auch nicht die fraglichen Vorschriften der V O B etwa Gegenstand des Vertrages gewesen. A u c h aus d e m Umstand, daß der Prokurist schon Abschlagszahlungen geleistet hat, kann nicht ohne weiteres geschlossen werden, daß er auch weiterhin zu solchen Zahlungen verpflichtet ist. Trotzdem m u ß eine solche Rechtspflicht aner­

kannt werden, da z u m mindesten seit e i n i g e n J a h r e n es als a l l g e m e i n v e r b i n d l i c h e r B r a u c h i m B a u g e w e r b e ange­

sehen werden mu ß , A b s c h l a g s z a h l u n g e n z u v e r l a n g e n , u n d diesem Brauch auch mangels entgegenstehender ausdrück­

licher Vereinbarung sich der Bauherr fügen m u ß . D a ß dieser Brauch in der V O B verankert ist, macht ihn zwar noch nicht zu einem solchen. M a n m ü ß t e sonst zu d e m Ergebnis k o m m e n , daß bei einem Bauvertrag auch alle anderen B e s t i m m u n g e n der nicht zu einem Gesetz erhobenen V O B , die z u m Teil erheblich von den werkvertraglichen B e s t i m m u n g e n des B G B abweichen, gelten müßten, w e n n für die betreffenden Fragen die Parteien keine besondere Regelung getroffen haben. D e r Brauch, Abschlags­

zahlungen zu verlangen, hat sich aber in den letzten Jahren so verbreitet, daß von einer allgemein gültigen Verkehrssitte ge­

sprochen werden kann. Dieser Brauch hat in der V O B seinen Niederschlag in der hier in Frage k o m m e n d e n B e s t i m m u n g von § 16 Ziff. 1 D I N 1961. M a g m a n in den ersten Jahren seit Inkrafttreten der V O B (1926) auch diese B e s t i m m u n g mangels entsprechender Sondervereinbarung noch nicht als allgemein üblich angesehen haben, vielleicht auch noch nicht i m Jahre 1932, so ist dies aber seit mindestens 1934 der Fall. Es geht heute nicht m e h r an, daß Arbeiter u n d Handwe r k e r gerade bei einem Bau, der doch längere Zeit in Anspruch nimmt, monatelang auf ihren sauer verdienten L o h n warten müssen, bis es nach A b n a h m e des gesamten Werkes, die sich infolge Beanstandungen noch länger hinziehen kann, d e m Bauherrn gefällt, den Werklohn zu zahlen. Dies würde aber die Folge sein, w e n n der B a u ­ meister nicht entsprechend den geleisteten Arbeiten Abschlags­

zahlungen verlangen könnte, da m a n d e m Baumeister nicht m e h r zu muten kann, aus eigener Tasche zunächst alle Werklöhne usw.

zu berichtigen. Diese Erwägungen, hervorgerufen durch die Auswirkungen des nationalsozialistischen U m b r u c h s , der alle Lebensverhältnisse ergreift u n d regelt, haben die hier fragliche B e s t immung der V O B zu einem allgemein gültigen Satz, zu einem Brauch werden lassen, wobei es i m R a h m e n dieses Aufsatzes dahingestellt bleiben kann, inwieweit dies auch hinsichtlich anderer von d e m Werkvertragsrecht des B G B abweichender Bestimmungen der V O B der Fall ist. A u c h für die H ö h e der Abschlagszahlungen hat sich als Brauch die entsprechende Regelung der V O B herausgebildet, nämlich, daß die jeweils nach­

gewiesenen vertragsmäßigen Leistungen abschlagsweise zu be­

zahlen sind.

Geht m a n hiervon aus, so bietet der Fall keine besonderen rechtlichen Schwierigkeiten mehr. D e r an sich richtige E i n w a n d des Prokuristen, daß der Architekt sich w e g e n seiner Forderungen genügend sichern könne, liegt neben der Sache, da es sich gerade d a r u m handelt, daß der Baumeister bares Geld erhält, u m die Baugläubiger befriedigen zu können. Ein Verstoß gegen Treu u n d Glauben oder gar eine Schikane kann in d e m Verhalten des Architekten nicht erblickt werden. A u c h w e n n der Prokurist tatsächlich binnen kürzester Frist den eingeklagten Betrag würde beschaffen können, was i m Interesse aller Baubeteiligten nur zu wünschen wäre, hätte der Architekt schon w e g e n des grund­

sätzlich ablehnenden Standpunktes des Prokuristen in der Frage der Abschlagszahlungen ein schutzwürdiges Interesse, diese Frage grundsätzlich klarzustellen, selbst w e n n der ablehnende Standpunkt des Bauherrn sich erst i m Prozesse ergeben hat.

Schließlich kann d e m Architekten auch dadurch kein Nachteil erwachsen, daß er nicht sofort, als sich eine Ueberschreitung der ursprünglich vorgesehenen S u m m e für die Erdarbeiten herausstellte, d e m Bauherrn Mitteilung machte. Einmal hatte der Architekt von vornherein offengelassen, ob nicht eine E r h ö h u n g der B a u s u m m e besonders mit Rücksicht auf die Grundwasser­

verhältnisse eintreten könne; er hatte keine G e w ä h r für die H ö h e der B a u s u m m e ü b e r n o m m e n , der Bauherr m u ß t e also mit einer Ueberschreitung der vorgesehenen S u m m e rechnen. D a n n aber hatte ja der Prokurist, als er die Zwischenrechnung über die E r d ­ arbeiten erhielt, Gelegenheit, Schritte zur Beschaffung des Ueberpreises zu unternehmen, was er aber nicht getan hat. Es kann also nicht anerkannt werden, daß das Verhalten des Archi­

tekten die nicht rechtzeitige Bereitstellung der Mittel für die hier streitige Abschlagszahlung herbeigeführt hat. D e r G r u n d liegt vielmehr in der Zahlungseinstellung der Bank, ein persönliches Pech des Bauherrn, das er nicht auf den Baumeister u n d damit auch indirekt auf die Arbeiter, H a n d w e r k e r u n d Lieferer ab­

wälzen kann. Dr. jur. W e i d e n b a c h .

(7)

V o lk s W ohnungen.

Von Stadtbaudirektor Dr.?Ing. Conert, Dresden.

T Teber die viel umstrittene Vo l k s w o h n u n g sind in den letzten M o n a t e n zahlreiche Veröffentlichungen erschienen. Trotz aller Einwände, die zur W e c k u n g des Verständnisses der A b ­ sichten der Reichsregierung nur zu begrüßen waren u n d die der Förderung des Gedankens zweifellos dienten, setzt sich der W o h n u n g s t y p i m m e r m e h r durch. Bei einem E i n k o m m e n des größten Teiles der deutschen Arbeiterschaft von monatlich k a u m 100 R M . darf die monatliche Miete 20 R M . nicht wesentlich überschreiten, w e n n der Haushalt des Arbeiters gesund bleiben u n d der N a c h w u c h s nicht darben soll. Bei diesem Mietsatz soll der Arbeiter eine bescheidene, aber gesunde W o h n u n g erhalten in einem Hause, das solid u n d dauerhaft gebaut sein m u ß , keines­

falls Baracken- oder Behelfscharakter tragen darf, aber auf ge­

wisse Annehmlichkeiten zunächst verzichtet.

Eine einfache W o h n u n g von 2 oder 2 % Z i m m e r n in einem N e u b a u in freier Lage wird für zahlreiche Familien eine außer­

ordentliche Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse gegenüber den E lendswohnungen i m Inneren der Städte sein, u n d zwar nicht nur in den Großstädten; auch in zahlreichen Mittel- u n d Klein­

städten bedarf die W o h n u n g s n o t einer dringenden Abhilfe. Die Förderung der Eheschließungen in jungen Jahren bedingt zwingend auch eine Fürsorge auf d e m Gebiete des W o h n u n g s ­ wesens. W a s nützt unserem Volke die Z u n a h m e der Eheschlie­

ßungen, w e n n die jungen Paare seelisch u n d körperlich in u n ­ möglichen Wohnungsverhältnissen krank werden u n d an ein Aufziehen von Kindern in den El e n d s w o h n u n g e n nicht zu denken ist. Hier Vorsorge zu treffen, ist vornehmste Aufgabe des Staates.

Deshalb sind die M a ß n a h m e n des Reichsarbeitsministers zu begrüßen. A u c h die Forderungen nach Einfachheit sind zu verstehen: Bäder, Wasserklosetts, in vielen Fällen auch Do p p e l ­ fenster, Gas u. a. m. sind zunächst entbehrlich, u n d zwar u m so mehr, je gesünder u n d angenehmer die Lage der Häuser in der Landschaft ist, u n d je eher den B e w o h n e r n ein Stück Garten zugewiesen wird.

N a c h den Erläuterungen z u m Erlaß über die Förderung von Volkswohnungen sind diese als Ergänzung der Arbeiter­

siedlung gedacht u n d sollen Ersatz für ausgesprochene Elends­

w o h n u n g e n sein. A n G r ö ß e u n d Ausstattung ist der einfachste Maßstab anzulegen. D e r Volksgenosse, der in dumpfigen engen Stadthäusern notdürftig untergebracht ist u n d sittlich N o t leidet, soll wieder Luft u n d Sonne genießen können, sich i m eigenen H e i m wohlfühlen lernen u n d zur pfleglichen Behandlung seines Heimes zurückgeführt werden, soll aber auf erwünschte, in einer Zeit der wirtschaftlichen N o t jedoch zu entbehrende Einrichtungen verzichten. Es soll nicht nur das Wohnun g s e l e n d an sich behoben werden, sondern die M a ß n a h m e soll auch dazu dienen, möglichst viele M e n s c h e n wieder in Verbindung mit d e m Boden zu bringen. Deshalb ist nach den Ausführungen z u m Erlaß das Kleinhaus, die Flachbauweise bevorzugt zu fördern.

Die Volkswo h n u n g k o m m t damit der Kleinsiedlung nahe, ohne jedoch zu große Ansprüche an den U m f a n g des Gartenlandes zu stellen. Die Geschoßbauweise — 2 bis 3 Geschoß — kann in Verbindung mit der Flachbauweise in besonderen Fällen durchgeführt werden, soll aber hinter der letzteren zurück­

treten. D e n Geschoßbau ganz auszuscheiden, war nicht möglich, da die Schwierigkeiten billiger Geländebeschaffung in vielen Großstädten ihn nicht entbehrlich machen.

Die Beschaffung von Bauland zu einem d e m Vo l k s w o h n u n g s ­ typ angemessenen Preis stößt häufig auf große Schwierigkeit.

Es ist deshalb sehr zu wünschen, daß eine Neuregelung der Bodengesetzgebung bald die Voraussetzungen für eine groß­

zügige Bautätigkeit zur Herstellung billigster W o h n u n g e n schafft.

K o m m t ein neues Bodengesetz in absehbarer Zeit nicht zustande, dann werden m a n c h e große Gemein d e n , u n d zwar in der Regel

i.

Gartenansicht

U t uu-nonj Ucnm-tmt • --lUii) - amjn n m •

M u s t er en tw ürfe der S tiftu n g f ü r G em einnützigen W ohnungs­

bau. E in fam ilien doppelh au s m it je einer E inliegerw ohnung und S ta lla n b a u . W ohnfläche der Erdgeschoßwohnung 38 , 9s qm', D achgeschoßwohnung 3 1,7 4 q m ; je bestehend aus Wohnküche und 2 K am m ern ; A b o rt im A nbau. 3 1 4 cbm um bauter R a u m .

Stadtrandsiedlung Liep b. K ö n i g s b e r g i. Pr.

Straßenansicht

Volks w o h n u n g e n

der Stadt M a n n h e i m . Musterentwürfe der G e m e i n ­

nützigen Baugesellschaft.

Obergeschoß

a ) H a u s nach F orm 1 . E in fa m i­

liendoppelhaus m it j e einer E inliegerw ohnung im O b er­

gesch oß, bestehend aus K ü ch e und 2 K a m m ern und S ta ll­

a n b a u ; A b o rt im A n b a u . W ohnfläche je d e r W ohnung 36 ,90 qm.

r-mn m ir ismn rainil

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(8)

D E U T S C H E B A U H Ü T T E

1936

gerade solche, die in ungünstiger finanzieller Lage sind, die andererseits aber auch den größten Mangel an billigen Klein­

wohnungen haben, die Unterschiedsbeträge zwischen den tat­

sächlichen Beschaffungskosten u n d den tragbaren Kosten des Landes nicht m e h r überne h m e n können.

D a ß mit d e m vorgeschriebenen Betrag von 3000 R M . ohne Landbeschaffung u n d Anliegerleistungen nicht in allen Teilen des Reiches un d in allen G e m e i n d e n a u s z u k o m m e n ist, w e n n die Bauten dauerhaft hergestellt werden sollen, unter­

liegt keinem Zweifel; erhebliche Mehrkosten entstehen jedoch nur an wenigen Stellen des Reiches. Lockerungen der straffen Bestimmungen werden deshalb i m Interesse einer starken A u s ­ wirkung der M a ß n a h m e der Reichsregierung und zur D u r c h ­ bildung des T y p s einer Billigstwohnung überhaupt sehr begrüßt.

D a das Ziel ist, billigste, aber dauerhafte Kleinwohnungen zu schaffen, wäre es verständlich, w e n n es den Gemeinden über­

lassen bliebe, i m R a h m e n der vorgeschriebenen Mietsätze die sich aus den Besonderheiten der G e m e i n d e n ergebenden Aenderungen in Anlage u n d Kosten durchführen zu können.

Diesem W u n s c h e ist inzwischen bis zu einem gewissen Grade Rechnung getragen worden. N a c h den neuesten B e ­ stimmungen können die Baukosten bis zu 3500 R M . , in A u s ­ nahmefällen bis zu 4000 R M . betragen.

Die Durchbildung eines guten Volkswohnungstyps steht noch in den Anfängen. Anknüpfend an die früheren Not- und Behelfswohnungen, aber unter Ablehnung des Not- und B e ­ helfscharakters sind in zahlreichen G e m e i n d e n Planungen herausgebildet worden, die als Studienbeispiele sorgfältige Beachtung verdienen u n d von denen hier einige veröffentlicht werden. So klein die Aufgabe ist, so interessant und erfolg­

versprechend ist sie, w e n n sie mit richtigem Verständnis ange­

faßt u n d durchgeführt wird.

Es m u ß dringend davor gewarnt werden, die Schwierig­

keiten der Aufgabe zu unterschätzen. Selbstverständlich wird jeder junge Techniker den Entwurf zu einem kleinen Volks­

wohnungsbau anfertigen können. W i e ungemein schwer es aber ist, eine in jeder Beziehung einwandfreie Planung aufzustellen, die den wohnungstechnischen, hygienischen, wirtschaftlichen u nd auch ästhetischen Anforderungen genügt, beweisen zahl­

reiche Beispiele; nur wenige, die bekanntgeworden sind, er­

füllen alle Voraussetzungen. Gerade bei diesen kleinen Aufgaben k o m m t es darauf an, jede Einzelheit mit größter Liebe und Sorgfalt durchzubilden. Bei der geringen Baukostenhöhe darf keine M a r k umsonst ausgegeben werden. Sockel u n d Haupt­

gesims, Fenster, T ü r e n u n d Fensterläden sind mit der gleichen Liebe durchzubilden wie der Grundriß, die W a n d - und D a c h ­ konstruktion u. a. m. Die Aufgabe ist so handwerksmäßig be- 1 2 0

c) H aus nach Form 3 . Zweigeschossiges G ebäude m it je einer W ohnung im E rd - und O bergeschoß und selbständigem N ebengebäude. D ie W ohnung bestehend aus K ü ch e und 3 Schlafräum en. 4 3,95 qm bebaute F läche.

V o l k s w o h n u n g e n der Stadt M a n n h e i m .

Musterentwürfe der Gemeinnützigen Baugesellschaft.

b) H aus nach Form 2 . Desgleichen E infam iliendoppelhaus, be­

stehend aus K üche und S ch la f zim m er im E rd - und 2 Kam m ern im D achgeschoß, m it S ta lla n b a u . 49,30 qm Wohnfläche.

Gartenansicht

V o l k s w o h n u n g e n

de r Stadt M a n n h e i m . Musterentwürfe der Gemeinnützigen

Baugesellschaft.

Seitenansicht

d) Haus nach Form 4 . E in fam ilien doppelh au s m it K üche, 2 Schlafkam m ern und 1 S ch lafkam m er im O bergeschoßy m it S ta lla n b a u und 56 ,50 qm W ohnfläche.

scheiden, daß jeder Baubeflissene, auch auf d e m Lande, sie sollte meistern können, was heute aber noch nicht der Fall ist. Das Gesicht unserer Landschaft u n d unserer Städte wird heute u n d in naher Zukunft in erster Linie durch die W o h n u n g s b a u t e n bestimmt. Es kann deshalb nicht genug M ü h e seitens unserer besten Siedlungsarchitekten aufgewendet werden, u m allmählich Volkswohnungstypen herauszubilden, die als Vorbild wirken u n d der Landschaft den Charakter geben. D e r H e b u n g der deutschen Baukultur dient die Verbreitung des K ö n n e r t u m s im Kleinhausbau m e h r als die Schaffung einzelner Großbauten.

(Fortsetzung folgt.)

(9)

D as kleine Siedlungshaus für 6 -7 0 0 0 R M . mit G asschutzsSicherung.

E n t w u r f aus d e m W e t t b e w e r b 1935 d er H a m b u r g i s c h e n B a u b a n k .

E n t w u r f : A r c h i t e k t C a m i l l o G ü n t h e r , H a m b u r g .

TAie Siedlerbauform niedersächsischer Art erhält eine besonders freund­

liche Note durch gegeneinanderstehende Hell- u n d Dunkelteile:

leuchtende Putzflächen, dunkler Spritzsockel, farbige diagonal gefügte Klappladen, Stülpschalung mit dunkel gehaltener Isoliertränkung, rotes Pfannendach mit hellfarbigen Windfedern. D e r Eingang auf der einen, die Hühnerauslaufleiter auf der anderen Seite ist durch herabgezogene Dachflächen geschützt. Die Vereinigung von W o h n h a u s u n d Stall unter einem D a c h mit trennender Geruchsschleuse hat hier überzeugende V o r ­ teile. D e r ausreichende innere Arbeitsplatz i m Stall wird außerhalb er­

spart, liegt i m Winter geschützt. Die Raumteilung zeigt ein sicheres Gefühl für klare Abmess u n g e n . Musterhaft ist die Entlüftung des Flurs (Rest durchsickernder Stallgerüche u n d der D ä m p f e an den Wasch- u n d Futterkochstunden), der W o h n k ü c h e u n d des Luftschutzraumes mit ver­

stärktem Auftrieb durch w ä r m e n d e s Rauchrohr u n d Innenlage bis z u m Dachfirst. Wirtschaftlich ist der von der W o h n k ü c h e aus zu bedienende Mehrzimmerofen. Ge g e n ü b e r diesen V o rzügen treten geringe Nachteile zurück, die z u m Teil durch Selbsthilfe oder geringfügige Aenderungen zu beseitigen sind. Die durchgehende Luftschicht der A u ß e n w ä n d e hat den bekannten Nachteil der Durchgangsfeuchte a m F u ß u n d an den'Mörtel- bändern bei geringer Wärmehaltung, w e n n nicht ein gedichteter, aber doch atmender A u ß e n p u t z hergestellt wird, der durch Silikatanstrich wasser­

abweisend gemacht w erden kann. Die W ä r m e h a l t u n g wird durch die Ver­

w e n d u n g von Natur- oder Hüttenbimsmaterial wesentlich erhöht. DerFlur ist bei Benutzung als W a s c h - u n d Futterkochraum reichlich eng; die D ä m p f e schädigen Anstrich u n d Holztreppe. Die Schornsteinrohre sind i m Querschnitt reichlich groß u n d damit ungünstig i m Auftrieb. D e r Keller mit V o r r a u m als Gasschleuse u n d Luftschutzanlage sichert die Siedler­

familie i m Sinne des Wehrgedankens. Massivdecke mit Benzinger-Be- we hrung als elastischer Widerstand, Notentlüftung durch Kaminluft, zwei durch Hebel schließende Stahltüren mit hermetischer G u mmi-Falz-Dich- tung u n d ähnlicher Verschluß der kleingehaltenen Kellerfenster sind einfache Zusatzleistüngen, die bei N o r m e n w a h l nur geringe Mehrkosten verursachen, die in den Baukosten enthalten sind.

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Vorboden

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P h o to s : A u s „ S ied lu n g sh ä u ser und E ig en h eim e“

des V erlages A . B e ig , P inneberg.

(10)

D

ie Absicht der Reichsregierung, zu beweisen, daß der Aufbau im R a h m e n der verfügbaren Mittel — Volkswohnung 3500 RM . , Kleinsiedlerhaus 5800 R M . — möglich ist, war der Grundgedanke bei Ausführung der Leipziger Musteranlage, u m auch noch bestehenden Zweifel weiter Kreise zu beseitigen.

Jeder Messebesucher hat Anregungen mit nach Haus ge­

n o m m e n , wie m a n es m a c h e n oder nicht m a c h e n soll, wie es besser zu m a c h e n un d wie es auf heimatliche Bauweise anzu­

w enden ist. Das ist der Vorteil u n d Z w e c k der Anlagen, die nicht bestritten werden können.

Nicht allein das Urteil der Fach- u n d Nichtfachleute ist entscheidend für weitere M a ß n a h m e n , hier ist auch die Me i n u n g des Volksgenossen, der diese Art W o h n u n g e n bewohnen soll, wertvoll. Beurteilen wir in diesem Sinne die Anlage un d prüfen wir die angewandte Raumtechnik u n d Hygiene i m R a h m e n der bescheidenen Mittel. D a ß in die R a u m a b m e s s u n g e n der handelsübliche Hausrat hineinpassen soll, kann nicht gefordert werden, obwohl i m R a h m e n der Mittel ein Hö c h s t m a ß an R a u m ­ fläche erreicht ist, die bei der Volkswohnung un d bescheidenen Ansprüchen eine Belegung mit einer fünfköpfigen Familie gestattet. In gesundheitlicher Beziehung wird die Raumbeschrän­

kung durch Naturnähe ausgeglichen.

K r i t i s c h e s ü b e r M u s t e r * A n l a g e n f ü r V o l k s w o h n u n g e n .

M a n denke sich bei fünf meist erwachsenen Personen in der Enae der W o h n k ü c h e die Vorgänge des Aufbruches zur Arbeits­

stätte u n d Schule. Ein auf engstem Flächenraum angelegtes Sitzwannenbad mit hohen W ä n d e n u n d Waschgelegenheit, mit d e m Abort in einem R a u m vereint, w ü r d e den Verkehr u n d der Hausfrau die Arbeit erleichtern, besonders bei fortwährender Säuberung von Säuglingswäsche eine Benutzung der für 20 F a ­ milien vorgesehenen S a m m e l w a s c h k ü c h e zeitweise entbehrlich machen. D e r übergroße Schornsteinquerschnitt, obgleich ein­

seitig lufttechnisch isoliert u n d mittig gelegen, erschwert den Auftrieb. D e r Abstellraum i m Spitzboden bleibt im Zeichen der Entrümpelung u n d aus Luftschutzgründen eine Fehlanlage.

Die Höchstbelegung der W o h n u n g hat ihre Begrenzung im W a c h s t u m der Kinder. D e r Zeitabschnitt der Bewohnbarkeit der Kleinwohnung bleibt also unter Beachtung sittlicher M o m e n t e auf 10 Jahre beschränkt, eine kurze Zeitspanne, die eine gewisse Heimatlosigkeit in sich birgt. Diese Art W o h n u n g e n bleiben also nur Uebergangswohnungen u n d Notbehelf trotz Naturnähe.

Die Raumenge, die i m Erdgeschoß erträglich ist, wird i m Ober­

geschoß bei Höchstbelegung infolge der Dachschräge, auf 1,10 m hoher Drempelhöhe beginnend, i m Elternschlafzimmer u n d in der W o h n k ü c h e b e k l e m m e n d u n d beschränkt die rechnerisch ermittelte Wohnfläche in der Praxis erheblich. Die auf kleinstem R a u m mit Schwungstufen eingebaute Treppe, i m A n - u n d A u s ­ lauf nicht so ganz gelungen, erschwert den Aufstieg u n d steigert das Minderwertigkeitsgefühl. Mit z u n e h m e n d e r Personenzahl steigt auch die Abnutzungsquote. Häufiger Wohnungswechsel ist der Erhaltung der Leichtfügungen auch nicht zuträglich.

Gar zu leicht tritt bei wirtschaftlicher Krise Ueberbelegung ein, u n d wir gehen zwangsläufig mit dieser Art W o h n u n g e n d e m Zustand der Altstadtmiethäuser entgegen, die hier flachgelegt die gleiche Gefahr in sich bergen. Gerade diese Ansichten hörte m a n von einsichtsvollen Besuchern in vielen Fällen.

Die äußere Ansicht des Vierfamilienhauses ist trotz der Ein­

fachheit stattlich u n d kann durch kräftige Buntfarbengebung wirkungsvoll u n d heimatlich gebunden werden.

A n der handwerklichen Ausführung ist nichts auszusetzen, a u s g e n o m m e n die in der Färbung unsaubere Sockelfugung, die; in w e i ß e m Dyckerhoff-Zement ausgeführt, erwünschte Flächenbelebung'ergeben hätte.

Bei beschränkten Mitteln war Sparbauweise Bedingung, die bei den W ä n d e n durch V e r w e n d u n g von besten Hohlblock­

ziegeln allein 45 Proz. Verbilligung ausmacht. D e r Vorteil solchen Hohlsteines liegt bei großflächigem Format in der geringeren Fugenanzahl, in der wirtschaftlichen Verarbeitung u n d den einzelnen übereinandergelagerten, waagerechten Luft­

schichten u n d der guten Putzhaltung. Bei diesem System werden zwar waagerecht durch­

gehende Stoß- u n d Lagerfugen vermieden, j dafür aber, w e n n auch weniger, fallende Fugen­

bänder geschaffen. Die Gefahr des Wetter­

durchganges besteht aber dann, w e n n nicht j ein wasserabweisender A u ß e n p u t z ausgeführt wird, u n d daß eingedrungene Feuchte sich in den Mörtelbändern w e g e n ihrer größeren P o ­ rosität länger hält, bestätigt die noch nicht ausgetrocknete Baufeuchte in den F u g e n (siehe Abbildung).

Photo

:

Meßamt-Blunck.

Die Raumteilung ist klar u n d übersichtlich. Die Arbeit der Hausfrau, auf geringste Verkehrsfläche zugeschnitten u n d erleichtert, wird anderseits durch engste Möbelgruppierung erschwert. Die Fensterbelichtung aus G r ü n d e n der Wirtschaft­

lichkeit u n d Wärmehaltung in Mindestabmessungen angelegt, hat den Nachteil mangelhafter Durchlüftungen u n d stagnierender Luft in den R a u m e c k e n un d Bettwinkeln; störungsfreie Klein­

fenster würden hier Abhilfe schaffen, bei richtiger Anordnung die Wohnlichkeit erhöhen und die zwangsläufige Schlichtheit der Außenfläche m e h r beleben.

Da s Siedlerhaus als ausgesprochenes Eigen­

heim auf eigener Scholle hat naturgemäß ganz andere Werte in volkswirtschaftlicher Be- ... , Ziehung u n d i m Sinne der Volkskraft. Bei Mitteln in H ö h e von 5800 R M . ist Vorbildliches mit Fleiß und Sauberkeit aufgebaut, w e n n sich auch einige Fehler be­

merkbar machen, die für die Gesamtübersicht unwesentlich sind un d sinngemäß den Eigenschaften des Volkswohnungs hauses entsprechen.

Die endgültige Durchführung des Volkswohnungshauses sollte jedoch nochmals reiflich erwogen werden. Es gehen mit dieser Behelfsausführung doch reichliche Werte verloren, die unsere Wirtschaft belasten u n d in der Gesunderhaltung der arbeitenden Volksgenossen wenig Erfolg versprechen.

Fr. A. Prelle, Bauingenieur.

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B e i s p i e l e ü b e r S c h a l l d ä m m u n g i n M i e t h ä u s e r n . C s soll sich in Zukunft n i e m a n d darüber täuschen, daß die

technischen A n s p rüche in bezug auf Schall u n d Kälteschutz steigen. Sie we r d e n nicht nur für Ne u b a u t e n steigen, sondern künftig auch für Altbauten u n d ihre Verbesserung. Früher ist der Schallschutz stiefmütterlich behandelt. D a n n k a m der deutsche Betonverein u n d fand sich gegenüber miserablen E r ­ fahrungen in bezug auf den Zementbau. E r setzte dann seine S.tudienausschüsse ein u n d beauftragte Baurat Doorentz, Prof.

Löser u n d B o r n e m a n n mit der Veröffentlichung der Arbeiten.

D amals entstanden w e g e n des Trittschalls die Unterdecken un d D ä m m l a g e n über der Tragdecke.

’Sf / / / /I Fußbodenbetag Schalldämmung

' / / / / , /1 j Unterbaden / Tragdecke

1 Ü

3 5

Luftraum ^ en Unterdecke | Uängepappe a u f Öen Latten Urrterdecken-

Tragr/and träger

Die Sc h a l l d ä m m u n g von R a u m zu R a u m m u ß so sein, daß Geräusche sich nicht weiterleiten. D a s gilt für W ände, D ecken u n d Fußböden. I m praktisch erprobten Beispiel eines Gemeinschaftshauses ist auf jeder Seite eine Waschgelegenheit u n d ein Wa n d s c h r a n k angeordnet. Die A n o r d n u n g der Anlage an u n d für sich einwandfrei, war durch einen quer durch das Bauwerk laufenden Deckenunterzug bedingt.

PALSC-H ■RICHTIG

Bei den R ä u m e n hat sich die Uebertragung von Geräuschen beim Sprechen, beim Ausfluß von Wasser u. a. u n a n g e n e h m b e m e r k ­ bar gemacht. Als Geräusch­

übertrager k o m m t die Hohl- steindecke mit sachgemäßer Fußbodenanlage nicht in Betracht, ebensowenig sind Eisenbetonunterzug u n d Pfeilerständer daran betei­

ligt. Lediglich die 6 c m starken U m m a n t e l u n g s ­ w ä n d e der Wandschränke u n d Waschgelegenheiten sind die Geräuschüber­

trager. Schon die Waschgelegenheiten mit A n - u n d Abfluß ent­

wickeln starkes Geräusch. A n o r d n u n g von 6 c m starken W ä n d e n ist falsche Sparsamkeit. D e r W a n d s chrank mit Luftraum ist keine ausreichende Isolierung, die Schranktür leitet Geräusche in den Schrank, die in den N a c h b a r r a u m weiterklingen. Die Wasserleitungsgeräusche aus Zuleitung, H a h n u n d d e m Einfall des Wasserstrahles in das Becken werden von der dreiseitig u m ­ schlossenen Nische weitergeleitet. Die Leichtwände ohne D ä m m u n g sind für die Weiterleitung günstig.

Die G e r ä u s c h d ä m m u n g kann durch sorgsame A n o r d n u n g von D o p p e l w ä n d e n aus einer bewährten Leichtplattenart erreicht werden, ohne daß der R a u m zu sehr eingeschränkt wird, wobei nur geringe Mehrkosten entstehen. Wichtig ist die sachgemäße Isolierung der die Waschnische umschließenden Wandteile u n d die Isolierung der Rohre durch U m h ü l l u n g mit Glaswatte.

Bei einer Leichtplattenstärke von 6 c m ergibt sich ein W a n d ­ querschnitt von 2 X 6+ 8 = 20 cm. D a s Isoliermaterial der 8 c m Luftschicht m u ß bewährt sein, wie Glaswatte, Kieselgur o. ä.

Z w e c k m ä ß i g ist es, aus Sta­

bilitätsgründen die Leicht- plattenwandteile i m Verband ineinandergreifen zu lassen.

Starke K r ü m m u n g e n der Rohre sind zu vermeiden.

Z w e c k m ä ß i g ist die W a h l eines neuzeitlichen, geräusch­

losen Wasserhahnes.

Bei Gegenüberstellung der Kosten ergibt sich bei der alten A n o r d n u n g pro Z i m m e r ­ einheit: 1,95 X 3,35 X 2,60

= rund 17 c b m R a u m . Die neue A n o r d n u n g umschließt:

2,25 X 3,5 X 2,6 = 20,50 c b m R a u m ; die Differenz = 3,5 c b m ä 21 R M . = 84 R M . M e h r ­ kosten pro einer R a u m e i n ­ heit. Bei 8 Proz. Zinsfuß ergeben sich 7 R M . Zins pro Jahr mehr. Die Miete pro Z i m m e r u n d Monat würde sich u m 0,58 R M . er­

höhen. Für die sehr geringen Mehrkosten hat m a n aber schalltechnisch einwandfreie R ä u m e .

Die Isolier-Wirkung durchgehender Luftschich­

ten wird in der Baupraxis weit überschätzt. Die Aufteilung in kleine H o h l r ä u m e ist das wirksamste Mittel,um die L u ftbewegung zu h e m m e n u n d dadurch die Luft in ihrer ausge­

zeichneten W i r k u n g für S c h a l l d ä m m u n g dienstbar zu machen. Diese Erfah­

rungen w erden bereits überall ver­

wertet. Siedlungshäuser w e r d e n in den A u ß e n w ä n d e n mit Hohlkörpern, groß­

porigen Bimsbaustoffen, hochwertigen Leichtbauplatten, mithin mit kleinen H o h l r ä u m e n ausgeführt, die großes D ä m m v e r m ö g e n besitzen. Ist aus wirt­

schaftlichen G r ü n d e n eine M a s s i v w a n d mit du r c h g e h e n d e m H o h l r a u m auszu­

führen, so ist aus schalltechnischen G r ü n d e n i m m e r eine Füllung mit groß­

körnigen Isolierstoffen- Natur-, Hütten- bims, Glaswatte u. a. - vorzunehmen.

SchnittA-B

GRUNDRISS :

« O H L S T E iN D E C K E

S C H N I T T E ; A - B C - D .

Dämmatte a

dichter Abschluß gegen Eindringen des Tagmssers

schwache Trockenfuge

■Dämmatte a

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