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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 40, H. 21

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Academic year: 2022

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H e r a u s g e b e r: C u r t R. V i n c e m j . — G e s c h ä f t s h a u s : H ann o ver. H m S c h iffg r a b e n 4».

( A ll* R e c h t ! V o rb eh a lten .)

D i e n e u e n I n i t i a t i v e n

d e s R e i c h s a r b e i t s m i n i s t e r s z u m W o h n u n g s b a u

— Reichsarbeitsblatt Nr. 2 0— 24 — .

40. J a h r g a n g . H a n n o v er, den 7. O k to b e r 1936. H eft 2 1

D

as Reichsarbeitsministerium hat sich die schwere Aufgabe gestellt, den W o h n u n g s b a u nicht nur u m jeden Preis, son­

dern unter Beachtung bestimmter Erfordernisse der neuen Zeit vorwärtszutreiben. W i r haben bereits („Umstrittene Siedlungs­

fragen“) aufgezeigt, in welchen Hauptpunkten das Reichs­

arbeitsministerium z u keinen Konzessionen gegenüber der Bauwirtschaft geneigt ist un d bleiben will. Alle diese besonderen Belange bringen neue Schwierigkeiten. Voran steht die Klein­

siedlung, von deren Wichtigkeit m a n wohl allgemein überzeugt ist ("wenn sie nicht zu primitiv gestaltet wird) u n d auch die A b ­ treppung der Etagenhäuser.

Es ist interessant, aus d e m hier schon mitgeteilten Erlaß (Reichs­

arbeitsblatt Nr. ‘20) zu erfahren, daß von den 70 000000 R M , die für 1935 für die Siedlung zur Verfügung gestellt w o r d e n waren, im Laufe des Jahres 1935 sehr wenig abgerufen werden konnten, so daß noch eine ganze M e n g e Mittel ins Jahr 1936 mit über­

n o m m e n w u r d e n u n d das Kontingent 1936 nur auf 80 000 000 R M . bemessen wird. Diese 1935er Mittel sind aus der bekannten, bereits ab 1. April 1935 geordneten Wohnungsbauanleihe beim Hausbesitz geflossen. A u s Wirtschaft u n d Statistik entnehmen wir, daß 1935 nur 25 000 Kleinsiedlungswohnungen von insgesamt 263000 erstellt w erden konnten. Teils sind die Schwierigkeiten besonders durch die M e n g e des zu beschaffenden Landes ge­

geben, es müssen aber auch Fehler der Organisation unterlaufen sein. D e n n das Gauheimstättenamt hielt mit seinem Tadel i m vorigen Jahre durchaus nicht zurück. Trotz vielen guten Willens bleibt es ein mühevoller W e g ; i m ersten Vierteljahr 1936 wu r d e n von rd. 46000 W o h n u n g e n auch nur wieder 4000 in Kleinsiedler­

stellen gebaut.

Es will uns also scheinen, als ob es nicht allein daran gelegen hat, daß es nur an einem Planen „auf lange Sicht“ bei der Kürze der Zeit, die zwischen Bereitstellung der Mittel u n d d e m B a u ­ beginn gelegen hat, gefehlt hat; im m e r h i n will das Reichsarbeits­

ministerium gerade diesem E i n w a n d z u v o r k o m m e n , i n d e m es bereits für 1937 weitere 80 000000 R M . bestimmt in Aussicht stellt, über die zwar erst 1937 wird kassenmäßig verfügt werden können. Dieses Vorgehen ist sehr zu begrüßen, u n d m a n kann nur wünschen, daß bis 1937 recht viele Planungen fertig werden.

Die Begrenzung der Mittel, die heute d e m W o h n u n g s b a u insgesamt von Reichs w e g e n zugeführt werden können, wird v o m Reichswirtschaftsministerium offen zugegeben, u n d zwar in einem Erlaß v o m 4. August 1936, der i m Anschluß an die bekannte E r h ö h u n g des Bürgschaften-Kontingents des Reiches für nachstellige Hypotheken erschienen ist. D a s Bestreben, mit diesen begrenzten Mitteln möglichst viel W o h n u n g e n zu finan­

zieren, wird deutlich.

D u r c h die zentrale Organisation — i m m e r noch m üssen die zu subventionierenden Planungen nach Berlin gehen — hat jedenfalls die Reichsbehörde bedeutend eingehenderes Material unter die H ä n d e b e k o m m e n von dem, was eigentlich gebaut wird, als früher. M a n hat die Erfahrung gemacht, daß die Höchst­

grenzen der Wohnflächen m e h r als m a n a n n a h m „ausgeschöpft“

worden sind, u n d es n i m m t in der Tat wunder, dies zu erfahren, da diese Grenze erst bei 75 q m liegt. D a s sind schon keine Klein­

w o h n u n g e n mehr, sondern Mittelwohnungen. U n d mit solchen W o h n u n g e n können wir kein B a u p r o g r a m m von 300 000 u n d m e h r jährlich fertigbringen, wie es aber dringend nötig wäre. Daher werden n u n m e h r als durch Bürgschaften „förderungswürdig“

i m m e r wieder kleinere W o h n u n g e n u n d vor allem solche mit be­

scheidenstem Bauaufwande, daher möglichst geringem B a u ­ kapital u n d mit möglichst geringer Miete bezeichnet. I m m e r wieder also die Erfahrung, daß „an der eigentlichen W o h n u n g s ­ not vorbeigebaut wird“ . W o h e r k o m m t das i m innersten G r u n d e ? Die größeren W o h n u n g e n u n d der höhere Ba u a u f w a n d scheinen uns die Folge davon zu sein, daß die Bauenden die Parzellen in den landläufigen G r ö ß e n nicht anders ertragsfähig m a c h e n konnten. Angesichts der beschränkenden Auflagen der Reichsbehörde in bezug auf Geschoßhöhe müssen sich heute in die Kosten der Aufschließung u n d Be b a u u n g der Parzellen weniger W o h n u n g e n teilen. W i r hören es i m m e r wieder aus der Baufachwelt, daß in städtischen Straßen das Abrasieren des III. Obergeschosses in der Planung die ganze Ertragsfähigkeit des Kleinwohnungs-Miethauses über den Haufen geworfen hat.

M a n k o m m t so gezwungenermaßen auf Mittelwohnungen, von denen schon 6 (in Erdgeschoß u n d 2 Obergeschossen) die Jahres­

lasten des Hauses zu tragen vermögen. Natürlich k o m m e n dann Leute hinein, die für die höhere Miete auch m e h r beanspruchen, daher also der Bauaufwand. G e n a u so ist's mit d e m Siedlungshaus.

Die Angst vor zu großer Primitivität u n d die Mißerfolge mit den anfänglich (1932) erstellten Versuchsbauten, die oft schwere Reparaturkosten nach sich gezogen haben, trieb i m m e r m e h r dazu, den Bauaufwand in größerem R a h m e n zuzulassen, sind doch jetzt bis zu 6000 R M . Baukosten ohne Aufschließungs- u n d Landerwerbkosten zugelassen, w e n n der Siedler entsprechend eigene Mittel mitbringt. D a s sind aber schon Beträge zwischen 1000— 2000 R M . und, wer die hat, der verlangt eben auch etwas für seine Behaglichkeit, was das Allerbescheidenste übersteigt.

Leute wiederum, die bescheiden bauen wollen, müssen i m m e r noch etwa 500 R M . Eigengeld aufbringen, u n d die große M enge, die versorgt werden m u ß , hat eben auch so einen kleinen Betrag nicht in der Tasche.

W i e d e r u m stoßen sich auch hier i m R a u m e hart die T a t ­ sachen, u n d es m u ß damit gerechnet werden, daß die Planungen, die als „förderungswürdig“ nach den neuen strengen G r u n d ­ sätzen noch gelten können — also beispielsweise ein 6-Familien- H a u s mit Kleinstwohnungen bescheidenster Ausstattung — , nicht so zahlreich, wie es i m Interesse des G e s a m t b a u p r o g r a m m s wäre, eingereicht werden können.

D e m Ziele kleiner W o h n u n g e n strebt das Reichsarbeits­

ministerium auch mit der Förderung der Altersheime zu. V o n jeher ist ins Feld geführt worden, daß ältere Ehepaare größere W o h n u n g e n für Familien freimachen u n d ins Altersheim ziehen sollen. Indes zeigt sich in der Praxis vor allem als Hindernis die schlechte Verwertungsmöglichkeit des Hausrats. A u c h kann m a n es Eltern u n d Großeltern schließlich nicht verdenken, w e n n sie ihre Familien dann u n d w a n n bei sich sehen wollen u n d dazu eben doch wieder die W o h n u n g brauchen. Es ist dies eben auch eine Geldfrage. Unterstützt werden soll der B a u von Altersheimen durch die Subventionen der V o l k s w o h n u n g e n (Reichsdarlehn u n d Bürgschaften). D e r B a u wird von vornherein den G e m e i n d e n zugewiesen, die in den letzten Jahren schon hin u n d wieder leer­

stehende Fabriken dazu um g e b a u t haben ( U m b a u ist schließlich i m m e r noch billiger als Neubau). Vielleicht interessieren sich aber auch Private hierfür. D e n n es ist schließlich ein Ausweg, kleine W o h n u n g e n in wirtschaftlich großer Anzahl in einem

G e b ä u d e zu vereinigen (s. o.).

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A l p e r s ausgesprochen, daß das Bauen nicht v o m Standpunkte des einzelnen aus, sondern daß die Bautätigkeit erfolgen m u ß v o m Standpunkte der Zweckgebundenheit dieses T u n s i m Organismus der Gemeinschaft. Es dürfe keinem Zweifel unterliegen, daß bei d e m Fehlbedarfe von etwa l1/» Millionen W o h n u n g e n unsere Bautätigkeit nicht herausgelöst werden kann aus den großen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Vorgängen uns, res Volkslebens. Die Aufgabe besteht darin, alle M ä n n e r des deutschen Wohnungsbaues zu d e m deutschen Gemeinschafts­

gedanken zu erziehen und sie zur Verantwortung der Zw e c k ­ gebundenheit ihres T u n s im Volksleben vertraut zu machen.

schaft ihre Aufgabe für eine neue Beratung der Bauherren zu einer Erziehung für ihren meist völlig unbekannten Pflichtenkreis.

D a s kann nicht durch flüchtiges Bereden geschehen. D e r Bau­

herr m u ß einen s c h r i f t l i c h e n H a n d w e i s e r hierfür erhalten, der alles Notwendige sagt, denn es ist eine selbstverständliche Aufgabe, das die meist allzu große individualistische Neigung der Bauherren nicht überwuchern darf. Z u solcher Aufklärung dient daß Merkblatt der deutschen Bauhütte: „ B e r a t u n g der B a u h e r r e n “ . Jeder Architekt m u ß es, u m sich vor Konflikten zu schützen u n d u m Streitigkeiten nicht a u f k o m m e n zu lassen, d e m Bauherrn vorher übergeben. Er wird i h m dafür dankbar sein

Dach und Heimatbauweise.

"^Tiedersachsen, die weite Heide, Friesland, Schleswig-Holstein, die beiden Küstenstrecken und Nordseeinseln waren die Gebiete der großen Urdächer. D e m Heimatboden entwachsen, wettertrennend i m hohen Sattel und in ihrer Steilheit, bis zur Erde herunter schützend in den tief herabüängenden wirklichen Traufen, die in Urväterzeiten fast den Boden berührten, in ihren Wellen un d weichen Linien anschmiegend an die Boden­

formen! Vor hundert Jahren wurde das Ziegeldach billiger als das Strohdach und seine Flickerei. Ret, Holz, Stroh, Schilf blieben Baustoffe, aus Ueberlieferung, die in den Anfängen d e m germanischen Zeitalter entstammen. Altbewährt und erprobt sind sie, diese Zeugen uralter Vergangenheit, sicher Schutz bietend gegen die Stürme der Nordsee, gegen Hitze u n d Kälte, gegen W i n d und Wetter. Das in seinen kräftigen, plastischen F o r m e n entwickelte Reth- oder Strohdach strömt eine R u h e aus, die von keinem anderen D a c h erreicht wird.

Aber es wurde teuer. Gelbbraun und graubraun in seiner Färbung und später allmählich von grünem M o o s bindend u n d festigend überwachsen, fügt sich das Strohdach ohne künst­

liche Mittel in die grüne Landschaft ein, in der Fernwirkung wie ein Stück Natur in eindrucksvoller Bodenverbundenheit.

Diese Heimatkultur verlangt technisches Können, denn ein gutes D a c h erfordert tüchtige dörfliche Fachhandwerker.

Es ist zu lange her, als einst die A h n e n diese Stroh- und Retdächer schufen. Dachschauben nannte m a n sie in alter Zeit, Strohbündel aus starkem, geradem Roggen- und Weizenstroh, an denen m a n die Aehren ließ, die verbandsmäßig zur Ein­

deckung verwertet wurden. Die Lattung bestand aus starken gespaltenen Stangen, die in 28— 37 c m Weite auf den Sparren mit Strohseilen gebunden wurden, auf diese wurden die Schauben, Aehren nach unten, mittels Strohbänder befestigt und durch Bandstöcke parallel d e m First mit Strohseilen an den Sparren gehalten. Die Stärke der Strohdeckung betrug etwa 40 cm.

Firste u n d Grate wurden mit Schindeln eingedeckt, die unten mit Bitterkalk gestrichen wurden. Als N o r m für die D a c h ­ neigung war ein M i n i m u m von 55° festgelegt.

Einiges ist geblieben, so die Verwertung von Roggenstroh, die Dachneigung in etwa 50° und die 40 c m starke Deckung.

Eindeckung u n d Befestigungsart hat sich verfeinert bzw. ist technisch fortgeschritten. Statt der Strohseile wird z u m Binden verzinkter Draht in zwei Stärken verwendet, aber auch Weide wird gewählt, die bei sorgfältiger Ausführung erhöhte Dauer gewährleistet. Eindeckung der Fläche auf Lattung, 3/5 bis 6/e c m stark, deren Lattenkanten gerundet sein müssen, damit die Drähte oder Weiden beim Festbinden nicht reißen. A m First u n d F u ß müssen der stärkeren u n d besseren Bindung wegen die zwei letzten Latten enger, bis zu 10 cm, zusammenliegen, damit der Dachdecker noch durchfassen kann. Lattenweite 25— 30 cm.

D a s Stroh oder Ret wird zu Tafeln oder Platten gebündelt, in eine mit flüssigem Lehmbrei gefüllte Mörtelbank gedrückt u n d so lange gewendet, bis sich die Teile vollgesogen haben.

Die Abschrägung der späteren Dachneigung geschieht während

des Bündelns durch Klopfen mittels des Ret- oder Strohklopf- brettes. N a c h geringer T r o c knung wird mit d e m Festbinden auf den Latten begonnen, u n d zwar S t a m m e n d e n nach unten, also entgegengesetzt der früheren Art. Z u m Niederhalten der einzelnen Lagen wird verzinkter, 5 m m starker Draht gleich­

laufend mit der Lattung über die Ret- u n d Strohlage gespannt u n d dieser wieder mit 1,2 m m starkem Draht an der Latte be­

festigt. Gleichzeitig müssen mit d e m Schlagbrett die äußeren H a l m e n d e n bis zur gewünschten Dachschräge zurückgeschlagen werden. Schwieriger ist die Firsteindeckung, die in verschiedener Art mit bündig geschnittenen H a l m e n entgegengesetzt den vorherrschenden W i n d e n überdeckt u n d mit Lehmbrei zuge­

schlämmt werden, mit über die Firstkante gebogenen Schofen, mit Heidekraut in Pflöcken, die mit Draht oder W e i d e befestigt werden, hergestellt wird. A u c h die Firsteindeckung mit engo- bierten Hohlpfannen oder Biberschwänzen ist üblich, sollten jedoch wegen der störenden W i r k u n g unterbleiben u n d dafür die Schindeldeckung gewählt werden. Eine halbrunde getränkte Ret- oder Strohplatte mit Draht befestigt fügt sich besser ein.

Die Strohschlämme dient zur A b s c h w ä c h u n g der Feuersgefahr.

In neuerer Zeit wird eine T r ä nkung mit „Nie-Stroh-Brand“ ver­

wendet, die befriedigende f e u erhemmende Eigenschaften er­

geben hat, so daß bei alleinstehenden Häusern keine Bedenken m e h r vorhanden sind. Traufen, Kanten u n d Seiten werden sauber entsprechend der gewünschten W i r k u n g beschnitten, u n d je nach Schnitt werden die verschiedensten plastischen Wirkungen erreicht. M a n sieht an den Ausführungen, daß diese Natureindeckung wahre Handwerkskunst u n d Feinempfinden darstellt und nur von besonders geübten Spezialfachleuten aus­

geführt werden kann.

Ein Schmuckstück dieser Handwerkskunst in seiner Natur­

schönheit ist das D a c h des abgebildeten Landhauses; Schnitt u n d abgewogene Formen, kräftige Plastik u n d handwerks­

gerechte Ausführung erfreut das A u g e des Fachmannes. Wirt­

schaftlich gut durchgebildet zeigen die konstruktiven u n d bau- stofflichen Z u s a mmenhänge, Naturdach, durch Kalkschlämme sichtbare Ziegelwandstruktur, trefflich angeordnete kräftige Holzpfosten mit Winkelkopf bändern a m überdachten Vorplatz, u n d Spritzsockel, eine mit Ueberlegung u n d Gefühl für land­

schaftliche Schönheit durchgeführte musterhafte Planung; das trifft gleichfalls zu für die schattenspendenden weiten D a c h ­ überstande, Fenstergrößen entsprechend der Schatteneinwirkung und die geschwungene F o r m der Dachgauben. Die Einfachheit, Wirtschaftlichkeit u n d trotzdem kulturelle Durchbildung macht sich auch in der R a u m a n o r d n u n g , in den Raumabm e s s u n g e n , in der Belichtung u n d in der Ausnutzung des Dachraumes bemerkbar. D e r in der Dachfläche tief austretende Schornstein mit seiner M ü n d u n g in Firsthöhe u n d seinen ^steinigen W a n g e n bildet allerdings eine Gefahr in feuertechnischer Beziehung;, in Schleswig m üssen beispielsweise die Schornsteine nur a m First das G e b ä u d e verlassen, ihn mindestens u m 80 c m über­

ragen u n d 25 c m starke W a n g e n erhalten. Die Ausgänge sind

(3)

Aufnahmen: K. L. Haenchen.

in gleicher Hinsicht mit der Möglichkeit, bei Feuersgefahr das Gebäude an den Giebelseiten zu verlassen, richtig angeordnet, denn an den Traufseiten besteht i m Brandfalle die Gefahr der Verletzung durch herabrutschende brennende Strohteile.

Das Landhaus entspricht zwar nicht in allen Einzelheiten, besonders bei d e m Garageneinbau, den Baupolizeiverordnungen im Norden, die an weichgedeckte Häuser in den Küstengebieten gestellt werden, doch ist bei der freien Lage die Gefahr einer Brandübertragung wesentlich eingeschränkt, u n d w e n n die Deckung mit wirksamen Mitteln getränkt wird, wird die Sicher­

heit erhöht. D e r bodenverbundenen G esamtform entspricht auch die Naturverbundenheit u n d einfache, aber wirksame Gartengestaltung. Heimat, Schönheit, Kultur sind bei diesem Entwurf die Faktoren der Gesundung.

Eine offene u n d überdeckte Terrasse, mit bunten Klinkern ausgelegt, liegen auf der Süd- u n d Westseite des Hauses, mit d e m Blick auf den Glienicker See u n d die Döberitzer Höhen.

D e r offene Altan i m Obergeschoßbietet an g e n e h m e n Aufent­

halt an kühleren Tagen.

Baukosten: etwa 17 000 R M .

Landhaus in Groß-Glienicke bei Berlin.

Entw urf: Architekten S. Gropp und W. Thordsen, Berlin.

(4)

Neues Bauen ohne Mörtel.

D a s künftige T r o c k e n b a u e n i m Winter.

D

ie k o m m e n d e Zeit verlangt für den Kleinhausbau die starke Qio YYrit-rl 71tm *7 WTCt TI CT f lit ir P IV T") 1 P IT lä ch tiß C Verbilligung. Sie wird z u m Z w a n g führen. Die mächtige Gesundungsaktion z u m Schutze unseres Volkstums wird von der Deutschen Arbeitsfront geführt. Sie wird zu einer ein­

zigen W o g e werden, die alle beteiligten Kräfte mitreißt. Es hat sich herausgestellt, daß die vielen Kongresse mit ihren Vorträgen viel zu wenig erreichten. A u c h die S u m m e der im Laufe der letzten zehn Jahre erfolgten Verbesserungen der Bau­

weisen und der Baustoffe konnten den hohen Anteil der Arbeits­

löhne nicht verringern. W e n n es gelingen könnte, W ä n d e ohne Mörtel zu errichten, ohne auf das unwirtschaftliche System der Frankfurter Platten zurückzukommen, so wäre viel geschehen.

Hier zeigen wir a m Eingang das verkleinerte Bild eines billigen Wohnhauses in einer neuen Bauweise, das ohne Mörtel in vier Tagen errichtet ist. Es ist nichts Besonderes an diesem zweigeschos­

sigen Hause, als daß es korrekt aussieht u n d daß seine außer­

ordentliche Nüchternheit und das Mißverhältnis der M a u e r ­ aufteilung durch die Maueröffnungen nicht einmal ahnen läßt, worin seine ungeheure Verbilligung besteht.

Kalkmörtel-Ziegelmauer­

werk wird seit Jahrtausen­

den in gleicher Weise ausge­

führt. Die Herstellungs­

methoden haben sich nicht verändert. D e r Mörtel gleicht in seinem kolloiden Zustand die Unebenheiten der Ziegel aus, verbindet diese bei Er­

härtung, schafft durch seine Haftfestigkeit und seinen Rei­

bungswiderstand den A u s ­ gleich gegen quergerichtete Kräfte u n d gibt damit d e m fertigen Mauerwerk die er­

forderliche Standsicherheit un d in Verbindung mit d e m Mauerverband die Druck­

festigkeit und Tragkraft.

. Die Nachteile des Mörtel-

a u ze it 4 Tage. mauerwerkes, zeitraubende Herstellung der Mauerverbände un d der Mörtelschichtung und besonders die A u f n a h m e großer Wassermengen durch die Mörtel­

herstellung, die durch Austrocknung erst nach langer Zeit wieder beseitigt werden können, sowie Ausführung nur in der frost- freien'Zeit, sind bekannt. Das Ziegelmauerwerk m u ß außerdem aus wärme- bzw. kältetechnischen Gr ü n d e n stärker ausgeführt werden, als es statisch notwendig ist. Schutz gegen L ä r m und Erschütterungen des Verkehrs werden durch Mauerwerk nicht vollkommen erreicht.

Diese Nachteile, die hohen Kosten un d die lange Bauzeit, z u m Teil mit Unterbrechung durch die Wintermonate und den damit zusammenhängenden Kapitalverlusten u n d Verlusten an Volksvermögen und die Ziegelnot haben zwangsläufig zu Er­

satzbauten geführt, die aber nicht vollkommen u n d haltbar das Mörtelmauerwerk und seine Standsicherheit ersetzen können.

Du r c h Versuche in der Praxis und im Laboratorium der Staatlichen Versuchsanstalt haben n u n zwei Wiener Baufach­

leute eine Mauerkonstruktion zusammengestellt, die alle N a c h ­ teile des Mörtelmauerwerkes beseitigen soll.

Das neue System der mörtellosen schnellen Bauweise besteht aus trocken ohne Zwischenraum verlegten Ziegelschichten und 1 c m starken versteinerten Holzfaserplatten — Holzwolle-Leicht­

bauplatten — an Stelle der Lagerfugen, also lediglich aus einer trocknen Aufeinanderschichtung von Ziegelschichten ohne Stoß­

fugen i m Wechsel mit mineralisierten Fugenplatten in der Breite

der Wände. Dieses T r o c k enmauerwerk hat nach praktischen Versuchen erhöhte Druck- u n d Biegefestigkeit aufzuweisen u n d soll sogar den zementmörtelgebundenen W ä n d e n überlegen sein, wie der bekannte Statiker Hofrat Prof. Dr.-Ing. Saliger in einem Gutachten festgestellt hat.

A u f die Trockenwände kann sofort der Putz aufgetragen werden. Bei V e r w e n d u n g von großformatigen Hohlsteinen in 25-cm- W ä n d e n wird eine Gesamtersparnis von 40 Proz. gegenüber Mörtelmauerwerk u n d bei 25 u n d 38 c m starkem Vollziegel­

mauerwerk 16 bzw. 42 Proz. erzielt. N a c h Versuchen des Leiters der Wiener Physikalisch-Technischen Versuchsanstalt für W ä r m e un d Schalltechnik, Prof. Dr. Hofbauer, ist die Schalldämmung u n d Wärmehaltung von N o v a d o m - M a u e r w e r k erheblich größer wie bei Mörtelmauerwerk. D a s Wiener Stadtbauamt hat diese Bauweise zugelassen u n d Belastungen gestattet, die denen in Zementmörtel ausgeführtem Ziegelmauerwerk gleich sind.

N a c h erfolgreich abgeschlossenen Versuchen u n d Er­

richtung von Versuchshäusern wurde unter den österreichischen Architekten ein Wettbewerb ausgeschrieben, u m die Wirt­

schaftlichkeit dieser Bauweise zu beweisen. Die eingegangenen 95 Arbeiten zeigen mit einfachen Mitteln gestaltete Klein­

häuser, deren geringe Baukosten auch den finanziell schwachen Volksschichten die Beschaffung von Eigenheimen gestatten.

U mfassungsm auerwerk in der neuen B au w eise m it P rogreßhohlziegeln 2 5 cm, G a s-, W asser-, E lektro- m stallationen und O efen, teilw eise u n terk ellert.

B ebau te F lä ch e:

90 qm.

G esam tbau kosten : 1 0 8 1 2 R M .

Erdgeschoß.

%

1. Preis: Arch. V. Fritz Janeba, W i e n .

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289

Erdgeschoß. O bergeschoß.

Die Vorhängerinne mit Putzband bildet das Hauptgesims.

Ein Planschbecken macht abkühlend das Sitzen bei S o n n e n ­ bestrahlung erträglich. Die große, gegen Sonne empfindliche Glastür ist durch Markise geschützt. Ausreichende zweck­

entsprechende R a u m g r ö ß e n mit flächensparender praktischer Möbelanordnung. Keller- u n d Bodentreppe auf kleinstem Flächenraum. Raumsp a r e n d e Klapptische i m M ä d c h e n - u n d Kinderzimmer. Breite Fenster für gute Durchlüftung. 2 Oefen, 1 Großofen kann bei geöffneten Schiebetüren 3 R ä u m e heizen.

Die vierteilige Doppelglastür mit freischwingenden Flügeln fördert den gesunden Sommeraufenthalt i m W o h n z i m m e r . D e r Schornstein hätte an der anderen Wandseite besseren u n d für die Heizung wirtschaftlicheren Dachaustritt ergeben. Die frostgefährliche A n o r d n u n g der Rohre u n d Brausen an der Fensterkupplung i m B a d ist technisch fehlerhaft. Es fehlt der Spritzsockel in Hartputz. W a r u m ist das Kellergeschoß voll­

ständig i m B o d e n eingesenkt, w e n n ohne wesentliche M e h r ­ kosten eine H e b u n g des Gebäudes u n d damit eine bessere Belichtung möglich ist?

Z u m 1. P r e i s :

Trotz der beschränkten, aber ausreichenden R a u m a b m e s s u n g e n weisen die R ä u m e große Vorzüge, für die Hausfrau wegsparende Lage der R ä u m e zueinander u n d gute Durchbildung auf. For­

m ung, Ausdruck u n d äußere Gestaltung haben sich aus d e m Inneren heraus entwickelt, wobei unter V e r m e i d u n g über­

flüssiger Vor- u n d Rücksprünge einfache aber schönheitlich befriedigende Baukörper entstanden sind. Die außerordentlich klare u n d künstlerische Darstellung mit ihren zeichnerischen Feinheiten u n d d e m Geschick praktischer Möbelgruppierungen u n d Ausstattung unter Belassung größtmöglicher Verkehrs­

flächen, die Andeutung der Fußbodenausführungen, Vorhänge u n d Teppichbeläge zeigt die Fortschritte u n d das volksnahe Empfinden der österreichischen Fachgenossen. Die Ueber- leitung v o m Hausinnern zur Natur durch Terrassen, G e w ächse u n d B a u m g r u p p e n ist vorbildlich.

Zweigeschossiges Siedlungshaus (Reihenhäuser).

A r c h i t e k t e n : Z. V. H u b e r t M a t u s c h e k u n d Z. V. E. Pock, Wien.

B ebaute F lä c h e : 48 ,25 qm.

G as-, W asser- und E lek tro in sta lla tio n en und O efen, teil­

weise unterkellert.

G esam tbau kosten : 8396 R M . Umfassungsm auern w ie vor.

Z u m S i e d l u n g s h a u s :

Zweckmäßige Raumaufteilung auf kleinster Grundfläche.

D e r eingezwängte W o h n h o f ist in seiner Größe etwas R a u m ­ verschwendung. Die Balkonterrasse i m Obergeschoß zwischen hochgezogenen Giebelwänden wirkt beängstigend. Die Belich­

tung der R ä u m e mit kleinen, z u m Teil kreisrunden Fenstern ist mangelhaft. Die Verstärkung der Giebelwände zwischen den Schornsteinen nicht zu begründen. Die Ausstattung mit Polster-Wandbänken ist für kinderreiche Familien praktisch.

D e r tieferliegende W o h n r a u m bringt Naturnähe. D e r u n ­ günstige hintere Schornsteinaustritt stört erheblich bei p a p p ­ gedeckter Flachneigung des Daches.

W e r aus der handwerklichen Praxis heraus die Herstellung von Mörtelmauerwerk kennt, hat gefühlsmäßig schon Zweifel an der Standsicherheit der bis zu Geschoßhöhe lose u n d trocken aufeinander geschichteten Ziegel u n d Fugenplatten, obwohl die Platten die Ziegel in waagerechter Richtung Zusammenhalten.

Erst die Balkenlagen stellen eine Querverbindung der W ä n d e u n d damit eine gewisse Standsicherheit her. D e r Praktiker weiß, wie schwer es hält, Ziegelsteine in 25 c m Stärke aufzu­

stapeln, die, we g e n ihrer Unebenheiten wackelig, schon bei etwa 2 m H ö h e umzufallen drohen. Unebenheiten der Ziegel, A b w e i c h u n g e n in den Stärken u n d erhöhte Kanten sind Faktoren, die einer waage- u n d senkrechten Aufschichtung erheblichen Widerstand entgegensetzen. Ausgesuchtes Steinmaterial u n d Sortierung werden notwendig werden, verteuern aber wieder die Sache. Schwieriger wird die Stapelung bzw. Aufschichtung bei Fenster- u n d Türecken. Volle Belastung wird natürlich die Ziegelunebenheiten in die Fugenplatten einpressen u n d so eine stärkere Haftung zwischen den beiden Baustoffen herbeiführen.

Anderseits w ü r d e n vollkommen glatte, in den A b m e s s u n g e n überall gleich große Ziegel trotz starker Belastung weniger

aneinander haften. (Fortsetzung folgt.)

Zweigeschossiges

S iedlungsdoppelhaus.

Erdgeschoß. O bergeschoß.

3. Preis: Z. V. Ing. E r i c h Boltenstern, Wien.

Mitarbeiter: Arch. Z. V. E u g e n W a c h b e r g e r . B ebaute F lä c h e : 4 4 ,22 qm.

G as-, W asser und E lek tro in sta lla tio n en , g a n z u n terk ellert.

G esam tbaukosten : 8808 R M . U m fassungsm auerwerk w ie vo r.

Z u m 3. P r e i s :

Die einfache, aber in den A b m e s s u n g e n gelungene äußere Gestaltung des Baukörpers wird nur belebt durch die Fall­

rohre als Vertikalen u n d farbige Fensterläden. Die flache, für Ziegeldeckung unwirtschaftliche Dachneigung wirkt i m oberen Abschluß des Baukörpers nicht ganz befriedigend. Ge s u n d e Z w e c k r ä u m e mit günstiger Belichtung u n d Durchlüftungs­

möglichkeit. D u r c h große Türöffnung naturnaher W o h n r a u m . Bei bescheidenen Ansprüchen ausreichende Bewegungsflächen in den R ä u m e n . D u r c h Lattenrost mit Weinberankung ge­

schützter Freisitz.

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Teilbild der längeren F ront der M oschee.

D ie nacheinander durch Erweiterungen entstandene d ek o ra tive A bw ickelung g eh t a u f iranische M o tive zurück.

Spanische Baukunst, spanisches Volk.

2. A u s Córdoba.

W

enn jemals menschlicher Reichtum u n d die phantastische F o r m des Lebensgenusses der Baukunst Befehle der Schönheit austeilten, so geschah es in der Stadt Córdoba. Sie gehört zu den Plätzen, die einst die Karthager erbauten und hieß Kartha tuba. Aber tausend Jahre oder m e h r vor ihnen haben einmal dort Etrusker gesessen u n d zweitausend Jahre nach ihnen Goten, u m dort Bodenzins für Toledo zu kassieren. Das Städtchen mit seinen 60 000 Einwohnern hoch über d e m Guadal­

quivir ist in vieler Beziehung eine afrikanische Stadt. Aber in seiner höchsten Blütezeit war es eine Riesenstadt orientalischer Kultur. Damals besaß Córdoba 300 Moscheen, 800 Schulen, 900 herrliche Gemeinschaftsbäder, Hunderte von Gasthäusern für Reisende und 60 große Krankenhäuser, geleitet von arabischen Medizinern, die das Erbe der großen griechischen Väter der Heil­

wissenschaft festhielten. Hier war mit einer Bibliothek von 600000 Büchern ein Sitz der Gelehrsamkeit, der Damaskus überstrahlte.

Größer als alle Bauwerke war der T e m pelbau in Córdoba;

der gewaltigste des Islam. D e r Kalif Abdul R a m a n stand einst in dieser grünen Stadt der Frucht- un d Blumengärten und der Palmenhaine. Er baute zuerst die große Steinbrücke mit 16 Bogen un d gute Straßen. Ein Fürst, besessen von einer Bauidee, deren Phantastik u n d Gewalt nur in einem von Zahlenwunder- Verwirklichungen trunkenen Hirne möglich war. Er ließ eine Moschee mit m e h r als 1200 Säulen bauen, ein Gotteshaus, 174 m lang un d 130 m breit. Diese Moschee, später oft raubhaft angegriffen, ist geblieben. D e r Duft von Orangen steigt auf; aber zu dieser Süße stimmt die Verwahrlosung und der Dreck schlecht. Die Straßen erscheinen menschenleer. M a n blickt in Höfe hinein, die afrikanisch sind. Die Mehrzahl dieser spanischen Städte würde, w e n n ihre M a u e r n reden könnten, von wiederkehrenden Anarchie-Perioden berichten. W i e oft sind Paläste, Schulen u n d Bäder vernichtet worden. Die Me n s c h e n der Tiefe sind gerade i m Süden erhalten geblieben. So sieht m a n sie noch heute herumlungern. Stumpf, melancholisch, blöd; zuweilen erwachen jäh ihre aufschießenden Triebe. Ver­

lauste L ü m m e l , barfüßig, mit Schiebermützen auf d e m Kopfe, u m g e b e n die Brunnen. M ä d c h e n k o m m e n un d holen Wasser,

u n d die Jungen rufen ihnen ihren schmutzigen C o n c h a - G r u ß zu.

Es sind die Bluterben jener Zerstörer, die einst vorgetrieben wurden, u m ihre Herren auszumorden. I m m e r bereit, nach Banditenart die Taschen vollzustecken, w o n a c h dann jedesmal der riesenhafte Herrenbesitz in die H ä n d e der versteckten Nutznießer kam. Es k o m m t nicht vor, daß je ein Blick dieser Schiefköpfe mit den zusammengeschobenen A u g e n auf die Kunstwerke fällt. Die Untaten ihrer Vorfahren haben schon Cäsar in W u t gesetzt, veranlaßten die Goten zu i m m e r neuen Strafgerichten. Bei den Inquisitionsmorden halfen sie als Menschenfänger auf den Fluchtwegen. Sie haben Handgeld g e n o m m e n in allen großen Besitzwandlungskämpfen u n d waren stets bereit zu Ausrottungsarbeiten, an allem, was einst die O r d ­ nung aufrechterhielt. Heute w o h n e n sie in jenen maurischen Höfen, die längst verwahrlost sind; sie hocken dort, der Sonne fliehend, i m Patio des Hauses, d e m kleinen Blumenhofe, voraus­

gesetzt, daß seine Pflege nicht 5 M i nuten Arbeit kostet. Bei jedem Stiergefecht wird ihr Blutdurst aufs neue geweckt;

ihr W u n s c h t r a u m ist, einen Revolver zu besitzen — sonst nichts.

M a n k o m m t vor die große Moschee, tritt in sie ein; jeder wird gleich erfaßt von der Säulen-Raumstimmung, von d e m triumphalen Arbeitsgedanken zu Ehren des einen Gottes Allah.

D er R a u m wird durch diese unübersehbare M e n g e Säulen mit L eben erfüllt. Alle sind sie verschieden. Sie sind weit her­

geholt, selbst von R o m ; sie sind aus M a r m o r , von abweichenden Porphyrarten, von Trachit, von Jaspis, von farbiger Breccie.

Es hat also bei der Errichtung des Tempels, der Mezquita, die Notwendigkeit bestanden, damals die größten Transport­

schwierigkeiten zu überwinden. M a n c h e Säulen sind glatt, andere haben überraschende Bearbeitungstechniken. Es wäre vermessen, innerhalb eines Zeitschriftenbeitrages ein Bild des Grundrisses mit m e h r als 1200 Säulen wiederzugeben. U n d es ist selbst schwer vorstellbar, wie innerhalb eines solchen Säulen­

tausends, die eher einem künstlichen Palmenwalde gleichen, Gläubige Gottesdienst verrichteten. Es ist wie die Unendlich­

keit eines Märchenwaldes! — Es war ein T e m p e l mit 19 Erztoren, die ins Freie führten, u n d ebenso vielen z u m Hofe.

Das Heiligtum mit d e m Orangenhof u n d d e m heiligen B r unnen war einst Anfang des Baues. D a s Allerheiligste w a r d z u m großen

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291

T eilblick in die H a lle m it m ehr als 12 0 0 verschiedenen Säulen m it den doppelten arabischen Hufeisenbogen. D er R au m w urde von 1000 silbernen H ängeam peln erleuchtet.

Juwel dieses Baues; ein Gedicht der Architektur. Seine Stille war seine Feierlichkeit z u m süßen Frieden der Gärten u n d O r a n ­ genhaine.

Die berberischen Eroberer und Araberfürsten sind ja zwei­

fellos einmal mit d e m Iberervolk über die Karthager hin blutver­

wandt gewesen; ihr großes B a u ­ wunder war gleichzeitig ein wei­

ser langdauernder Staatsakt der Menschen-Beschäftigung; Z e h n ­ tausende von Arbeitskräften wurden eingespannt, bis der Tempel u n d die zweitausend Minaretts fertiggebaut waren.

Folglich m u ß t e n für diese Massen 15000 M e n s c h e n i m Tale zur Lieferung der N a h r u n g angehalten werden. W i r können bei diesem Bauwerke noch durch ein anderes Fenster in diese u n ­ tergegangene Welt hineinsehen.

Wir 5 müssen nur Vergangenheit vergleichen. Die A l h a m b r a von Granada war das spät erstan­

dene Paradies der maurischen Fürsten. Córdoba war das reli­

giöse Paradies u n d die Versinn­

bildlichung der M a c h t Allahs.

Die große Verwirklichung eines technischen Raumbildes diente dazu. W i r wandeln zwischen dieser Fülle übereinander geord­

neter rotweißer Säulenbogen.

Wir sehen W ä n d e mit okkulten

M o n o g r a m m e n , die aus gemeißelten Spitzenschleier-Vorhängen bestehen. W i r sehenSteinmetzwerk u n d Sockelreliefs, deren V o r ­ bilder von der griechischen Antike stammen, besonders von Byzanz. U n d dann tritt m a n in der Mitte des Te m p e l s vor ein anderes W u nder.

250 J a h re nach der M a u ren vertreib u n g w urde in der M itte dieses g ew a ltig en T em pels die C h riste n -K a th e d ra le eingebaut.

V orher m u ß ten 60 S äu len herausgebrochen werden.

W e r die zauberhafte Vielfalt der Ornamente hier sieht, wird verwirrt; unser Ordnungsbegriff wird fahl, u n d doch haben alle diese Verzierungen mit ihrem scheinbaren Durcheinander von Linien, B l u m e n u n d Zapfen ein wunderbar durchdachtes System.

Es ist fast i m m e r das Zwölfeck, das strenge Sy m b o l des Jahres u n d der strengen jährlich wieder­

kehrenden Weltordnung.

A m E n d e des Tempels ist das Allerheiligste des Gebetes, der Mihrab, die Versinnbild­

lichung der Vorfreuden des Para­

dieses, reich u n d glänzend mit der sinngefallenden Kuppel.

Die H i n g ebung an die Arbeit war auch technisch von Beson­

derheit. Die Berge seit 2000 Jahren entwaldet. H o c h oben wüten i m Winter bis heute die Eisstürme. Deshalb gibt es dort kein anderes Holz als armseliges Knieholz. Es ist bewunderns­

wert, wie das für die Konstruk­

tion benutzt ist. „ M i t geringem Kraftaufwand Großes zu leisten“ , das ist die gotische Weltidee, die einst über die unerhörte Stein- ver s c h w e n d u n g der R o m a n i k gesiegt hat. D e n persischen Handwe r k e r n dieses Riesenbaues standen nur Ton, Gips u n d Kiesel zu Gebote. So w u r d e n die U m f a s sungswände aus Pisee von T o n u n d L e h m mit durchgreifenden L a g e n von Kalk u n d Kieseln, aber auch mit Binsen, Knieholz-Splittern u n d B a u m z w e i g e n vermischt. Decke u n d Hauptsimse bestehen aus schwachen Hölzern. Zuweilen sind die W ä n d e mit Brettern, häufig mit Gips u n d Stuck verkleidet. Die durch­

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brochenen Arkadenwände bestehen aus Holz mit Gips umkleidet. De r alte deutsche Baumeister Mothes wies zuerst nach, daß selbst die Pfeiler, welche auf den Säulen der Arkaden aufstehen u n d die Decke tragen, so konstruiert sind. Mit solchem schlechten Baumaterial haben die maurisch genannten Baumeister arbeiten müssen. Sie waren nicht nur in ihrer Sehnsucht nach beglückenden F o r m e n hoch kultiviert, sondern, wie m a n erkennt, mit der Mathematik auf das beste vertraut un d technisch hoch erfahren. A n die D ecken von auf- fällig schwachem Holz ist noch eine bedeutende Last von Gips angehängt, ohne daß sie nach sechs Jahrhunderten andere Fehler gezeigt haben als solche, die auf verfaultes Holz hinweisen. Wi e weit kann in einem Volke das V e r a n t w o r t u n g s g e f ü h l zwischen solchen Meistern des Handwerks u n d d e m ihrer genießerischen Herren auseinander klaffen! D e n n diese waren zur selben Zeit von ständigen Streitigkeiten un d Herrschsucht zerrissen! Bei den Tausenden von Handwerksmeistern aber sieht m a n in der Arbeit stets den höchsten Grad der Zuverlässigkeit. Sie kannten die Vorzüge der Backsteine sehr wohl, sie verstanden Ziegel sogar schön zu engobieren u n d mit farbigem Ueberfang zu brennen. Aber der Backstein als Masse war undenkbar, weil es an Brennmaterial fehlte. A u c h findet m a n das alte Kloster­

gewölbe angewendet. Das ist in Backstein mit bewunderns­

werter Akkuratesse un d Kühnheit ausgeführt. Unendlich viel­

fältig ist der Entwurfs-Reichtum. Er hat mit Rosenkreis- Wundern, mit Zwölfeckverschränkungen Motive der schönsten orientalischen Teppiche. Die W u c h t u n d V e h e m e n z der Zeichner, die damals tätig waren, kann aber begriffen werden aus der Uebersetzung der erotischen Ideenwelt ihrer persischen Heimat.

Textilartige Ornamentschöpfungen müssen einst Vorbilder für viele Künstler gewesen sein. De r Glanz des Tempels war magisch, w e n n die 8000 Deckenampeln mit Flimmerlicht leuchteten.

Der Reichtum der maurisch-sarazenischen Herren war sprichwörtlich. N a c h den A u s m o r d u n g e n hatte der Erzbischof

Bischof von Córdoba nur 70 000 Dukaten.

Die große M o s c h e e würde ganz zerstört wo r d e n sein, w e n n es den iberischen Priestern nicht gefallen hätte, darin nach 250 Jahren in der Mitte eine katholische Kathedrale zu bauen, erst jenen Einbau zu errichten, von d e m Karl V. gesagt hat:

„Ueberall gibt es katholische Kirchen, Ihr aber habt mit E u r e m U m b a u etwas zerstört, was einzig in der Welt u n d unersetzbar ist“ . Dabei w u r d e n 1523 ca. 60 Säulen w e g g e n o m m e n . U m das zu schaffen, hatte m a n keine anderen Arbeiter als die Hüter der ario-persischen Schmuck-Ideen mit ihrem Formenzauber.

Die Mezquita war nicht der einzige G r o ß b a u in der v o m Fanatismus zerstörten Welt. Ein anderer der Omajaden- Könige, Abdul R a m a n III., baute ein Lustschloß mit 4300 Marmorsäulen, mit Türen, die mit Elfenbeinplatten verkleidet waren, mit Jaspis-Schalen in den Gärten. In der Palastmitte stand das goldene Prachtbild der schönen Sultanin Az-Zara.

In diesem Lustschlosse waren 3700 Pagen u n d 1200 Eunuchen für die Bedienung beschäftigt. Da s war das Märchenschloß der Liebe, bevölkert von 6000 aus aller Welt d e m Kalifen geschenkten schönen Mädchen, Geschenke für einen Fürsten, dessen Güte un d Weisheit u n d Reichtum i m Orient gepriesen wurde. Dieser B a u beschäftigte 2500 Arbeiter 25 Jahre lang. All seine Pracht ist versunken und seine Steine verschleppt u n d a m Marktplatze verbaut. De r einstige Lebensstrom u n d das Blut ist verströmt;

nicht ganz, denn die U m g e g e n d ist noch heute von Misch­

lingen aller Mittelmeer-Rassen erfüllt.

Geblieben ist nur eine afrikanische Stadt. V o n Trauer bewegt sieht man, daß von d e m Märchenschlosse kein Rest übriggeblieben ist, denn hier hat die Zerstörungssucht und die Mordgier die Millionenstadt in ein bettlerhaftes Drecknest verwandelt, in d e m feurige B l u m e n in alten Königsgärten blühen, Oliven u n d Orangen u n d a m gelben Flusse verfallene Mühlen übrig geblieben sind, dazu 26 ehemalige Klöster, alte T ü r m e und auch noch ein Findelhaus u n d ein Zuchthaus.

Zur Bezahlung im Sachverständigenwesen.

Die Gerichte glauben in m a n c h e n Fällen festgestellt zu haben, daß Sachverständige eine höhere Stundenzahl gerechnet haben, als zur Abfassung des Gutachtens normalerweise nötig war.

Vergütungsfähig ist nämlich nicht die tasächlich aufgewendete Zeit, sondern nur die Zeit, die für einen gut durchgebildeten Sachverständigen erforderlich war. Erscheint die angegebene Stundenzahl zu hoch, so kann das Gericht Abstriche vornehmen, denn die Kosten des Gutachtens sollen möglichst nicht im M i ß ­ verhältnis zu d e m Wert des Streitgegenstandes stehen. N a c h einer Entscheidung des O L G Stuttgart v o m 19. M a i 1934 m u ß ein mit der Gerichtspraxis vertrauter Sachverständiger seine Tätigkeit so einrichten, daß er mit einer der Bedeutung der Sache entsprechenden Entlohnung auskommt. (In dieser B e ­ ziehung sind zahlreiche Entscheidungen ergangen.) Mit R ü c k ­ sicht hierauf m ö g e n die Gerichte im allgemeinen darauf halten, daß ein höherer Zeitaufwand als 9 Stunden nicht vergütet wird.

Indessen kann dies nicht ausnahmslos gelten, u n d die Beschrän­

kung kann sich nur auf Gutachten einfacher Art beziehen. Es lassen sich leicht Fälle denken, in denen ein Gutachten weit me h r als 9 Stunden auch für einen tüchtigen Sachverständigen bei großer Arbeitsintensität erfordert, welche Zeit dann ver­

gütet werden muß.

Unter der Voraussetzung des § 5 aber hat das Gericht keine Prüfung vorzunehmen, ob die berechnete Stundenzahl angemessen war. § 5 schreibt bestimmt vor, daß die Vergütung zu gewähren ist, mit der die Parteien sich einverstanden erklärt haben. Es ist gleichgültig, ob die Vergütung sich nach der aufgewendeten Zeit richtet oder ob eine bestimmte S u m m e im ganzen ausgemacht ist. I m letzteren Falle bedarf es einer A n ­ gabe der Stundenzahl nicht, u n d ist selbstverständlich eine Prüfung, welche Zeit der Sachverständige aufgewandt hat, nicht möglich u n d nicht zulässig.

* p

N a c h § 5 der G e b O f Z u S hat der Sachverständige Anspruch auf Auszahlung einer höheren Stundengebühr für seine Leistung an die Gerichtskasse, als i h m nach § 3 zusteht, w e n n die Parteien ihr Einverständnis damit d e m Gericht gegenüber erklärt und einen ausreichenden Kostenvorschuß gezahlt haben. W e n n n u n der eingeforderte Kostenvorschuß nicht ausreicht, die Forderung des Sachverständigen zu decken, so wird das Gericht i h m den von den Parteien bewilligten höheren Stundensatz nur bis zu d e m Betrage des Vorschusses auszahlen, die über­

schießende Stundenzahl aber nur nach einem aus § 3 e n t n o m m e n e n Stundensatz entlohnen. Es erhebt sich n u n die Frage, ob d e m Sachverständigen, da er einen Anspruch an das Gericht auf die

Differenz nicht hat, ein klagbarer A n s pruch an die Parteien zusteht.

B a u m b a c h ( G e b O f Z u S A n m . zu § 5) entnimmt aus der Erklärung der Parteien d e m Gerichte gegenüber einen Vertrag zugunsten Dritter.

Diese Konstruktion dürfte sehr bedenklich sein. Das Gericht will keinen Vertrag mit den Parteien schließen. Es gibt bloß die Forderung des Sachverständigen auf eine höhere Ent­

lohnung für seine Mühewaltung, als sie i h m § 3 zubilligt, an die Parteien weiter, unter An g a b e eines voraussichtlich ausreichenden Kostenvorschusses. Ist die Z u s t i m m u n g gegeben u n d der Vor­

schuß gezahlt, so hat der Sachverständige einen Anspruch gegen die Gerichtskasse auf Zahlung des höheren Stundensatzes, soweit der Vorschuß ausreicht. Eine Verpflichtung der Parteien d e m Gerichte gegenüber, den Vorschuß zu zahlen oder zu ergänzen, besteht nicht, da das Gericht nicht den Willen hat, mit den Parteien einen Vertrag abzuschließen. Zwischen Gericht und Parteien besteht nur ein tatsächliches Verhältnis.

Ein Vertrag zugunsten eines Dritten bezweckt doch meist eine Vereinfachung, i n d e m der Versprechensempfänger eine Schuld an einen Dritten begleicht durch Leistung des Ver­

sprechenden an den Dritten direkt, statt auf d e m U m w e g über den Versprechensempfänger. Dieser Fall liegt aber hier nicht vor.

Dagegen ist ein Vertragsverhältnis zwischen Parteien und Sachverständigen gegeben. D a s Gericht hat i m N a m e n des Sachverständigen u n d für ihn angefragt u n d ebenso die Er­

klärung der Parteien entgegengenommen. Diese Erklärung ist unwiderruflich. D a m i t haben sich die Parteien d e m Sach­

verständigen gegenüber unmittelbar verpflichtet, seine Forderung für seine Mü h e w a l t u n g zu bezahlen, u n d m üssen daher, wenn der Vorschuß nicht ausreicht, die Differenz an den Sachver­

ständigen entrichten.

Es ist dies selbstverständlich, w e n n die Parteien außer d e m Gericht d e m Sachverständigen selbst ihr Einverständnis er­

klärt haben.

Es würde auch T r e u u n d Glauben widersprechen, wenn

^ ^ rte*en erklärt hätten, die höhere G e b ü h r zahlen zu wollen, u nd dann nach Erstattung des Gutachtens sich weigern würden, das Versprochene zu halten, soweit der Vorschuß nicht aus­

reicht.

Sachverständigen-Gebühren we r d e n in festen Stunden- satzen gewährt. Bei meiner Berechnung für Celle ist wichtig, aaü mir in einigen Fällen die Arbeiten über 9 Stunden hinaus abgezogen wurden. Ue b e r diese hinaus soll i m neuen Reich nicht gearbeitet werden. M ü g e l , Landgerichtsrat i. R-

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S t a m m a r b e i t e r i S i e d l u n g

i n Z w e i b r ü c k e n .

Entw urf und Bauleitung:

B au rat Rau.

Aufnahmen: Nöldechen, Arch.

Die Belastung der Siedler ist gering. Je nach Größe des zugegebenen Landes sind 12— 15 R M . je M o n a t auf­

zubringen. Grundsätzlich w u r d e nicht unter 1000 q m L a n d je Stelle zur Verfügung gestellt. D e r Pachtpreis ist 1 % Rpf- je Quadratmeter u n d Monat. Die Siedler k o m m e n ihren Verpflichtungen i m allgemeinen gut nach, nur bei etwa

4 % sind größere Rückstände vorhanden. Alle Stellen sind gut gepflegt u n d unterhalten, der Kleintierbestand ist aus­

reichend u n d gesund, das Gartenland sachgemäß bebaut.

Die Siedler werden von der Landwirtschaftsstelle hinsicht­

lich landwirtschaftliche Anleitung u n d Kleintierzucht betreut.

N ö . M . i : 2oo.

\7or der Stadt, a m südlichen, leicht nach N W geneigten H a n g einer Tal­

mulde, stehen zwischen altem Ob s t b a u m b e s t a n d die schmucken Häuser der neuen Siedlung. Alle schauen über das Tal hinweg auf die gegen­

überliegenden H ö h e n der Stadt. V o n der künftigen Reichsstraße 10 aus wird m a n einen reizvollen Blick auf die Anlage haben. Die ersten B a u ­ arbeiten w u r d e n 1932 begonnen u n d 1933 u n d 34 fortgesetzt.

De r Gestehungspreis der Häuser beträgt für die Einzelstelle rd. 2600 R M . , hierbei sind aber nur die Beträge für Materiallieferung u n d solche Arbeiten, die ganz durch Unternehmer ausgeführt wurden, berücksichtigt. Die Arbeiten wurden bis auf die Malerarbeiten in öffentlicher Verdingung vergeben u n d die Siedleranwärter den U n t e r n e h m e r n als Arbeiter zur Verfügung gestellt;

auch arbeitete der F A D bei den Erd- u n d Planierungsarbeiten mit.

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Luftschutz und Hausbaufragen.

G e r i p p e b a u als größte Sicherheit.

II.

D

ie Beanspruchung der senkrechten Außenwändepfosten. Be­

rechnungen unter Zugrundelegung einer Last aus feldmäßiger Einteilung der Gefache pro Pfosten mit etwa 550 kg ergibt, daß der übliche Handelsquerschnitt des Holzes mit etwa 12 X 12 c m genügt; n e h m e n wir den höheren Querschnitt von 12/14, odpr gar 14/14 cm, so n i m m t solcher Querschnitt die Höchst­

belastung von 1000 kg/qm spielend auf. D e r Außenwandpfosten sitzt auf der Pfette, er überträgt den Dr u c k nach dort u n d weiter auf Stockwerksbalken. Der Zapfen des Pfostens darf nicht mit Eisennägeln verankert werden, ein Eichendübel von etwa 2 54 c m

Durchmesser n i m m t einen Druck von 115 kg auf (normaler Eisen­

nagel 80 kg); noch besser sind Rohrdübel aus Eisen, ein Rohr­

dübel mit 2 c m Außendurchmesser n i m m t etwa 450 kg Druck auf, entspricht also fast d e m Doppelten des anfallenden Druckes.

Wichtig ist die Pfetteneinkämmung auf den Balken, sie n i m m t Druckkräfte auf; sollen die auftretenden Saugkräfte abgefangen werden, so m u ß der Balkenkopf überstehen, u m eine entsprechend große Abscherfläche zu erzielen. Z u warnen ist also vor d e m bloßen Auflegen der Balken auf die Pfetten.

Die Widerstandsfähigkeit des Gesamtriegelfeldes ist, all­

gemein gesehen, gering. Die mögliche Haftung des Fachmauer­

werkes an die Pfosten wird durch Dreikantleisten gewährleistet.

Wi r d ein Quadratmeter Fachwerkswand allseitig von Dreikant­

leisten gehaftet, so ergibt sich ein Biegungsdruck auf das Q u a ­ dratzentimeter von etwa 3 54 kg- Ma u e r w e r k normaler Art ist wenig biegungsfähig, sofern es nicht in der Biegungszone Eisen­

einlagen besitzt (günstig bei Versuchen haben sich Prüßwände erwiesen). Bei Auswirkung von Explosionskraftfeldern auf Fach­

werkswände wurden die ausgeriegelten Felder stets hinausgedrückt, das Gefache blieb standhaft. Ein Schaden, der in seiner Geringheit leicht zu beheben ist. Holzverschalungen auf ausgemauerten Fachwerksfeldern üben standfestliche Wirkung aus, w e n n die

HETTIIL/DZICH, .

\

Brettfugen geschlossen, also z. B. mit Deckleisten versehen sind.

Indes sind schräg aufgebrachte Verschalungen zweckmäßiger, die schräge A n o r d n u n g erhöht die Fachwerksversteifung besser.

Wesentlich ist weiter für die Z u s a m m e n s c h w e i ß u n g des Dachgestühles in ein luftschutzbautechnisch möglichst (nament­

lich durch die bei Explosionen d e m D a c h e gefährlich werdenden Saugkräfte) widerstandsfähiges Gebilde, daß die Knotenpunkte der Dachkonstruktion soviel wie möglich unzerreißbar sind.

D a bei Zerknallungen an einer Bauwerkseite die dort hoch­

jagende Saugwelle über dieser Dachseite für kurze Zeit ein luft­

leeres Feld herbeiführt, dieses luftleere Feld sucht die i m Dach- innern gestaute Luft auszufüllen. Die Schnelligkeit dieser Aus­

füllung führt, da kein anderer Luftabfluß w e g v o m Dachinnern in das Freie führt, in der Regel zur Dachhautabhebung, bei sehr starken Saugekräften, h o h e m Dachgestühl (großer Luftraum) u n d mangelhaft verankertem Dachstuhl zu dessen Verschiebung, ganz oder teilweisen Zerstörung, Abhub. U m diese Zerstörungen auf ein M i n d estmaß zurückzuführen, m u ß für den Abfluß der i m Dachkubus gestauten Luft in der Weise gesorgt werden, indem in die Dachhaut, wie schon bei anderer Gelegenheit aus­

geführt, Dachluken mit von innen durch den Luftstoß aufklapp­

baren oder stets offenen Jalousien angebracht werden, durch die die Luft ausfließen kann. D a d u r c h entsteht i m Dachraum kein Ueberdruck, denn nur durch diesen w erden die Zerstörungen herbeigeführt. W o Dachkonstruktionen mit Fuß-, Stuhl- und Mittelpfetten, sei die Konstruktion stehender oder liegender Stuhl, zur A n w e n d u n g k o m m e n soll, m ü s s e n die Verbandpunkte durch zusätzliche Eisenarmierung, an Stelle von Nägeln eichene Dübel, noch besser eiserne Dü b e l verwendet werden, wie sie bereits vorgeschlagen wurden. D a m a n die Dächer aus luft­

schutzbautechnischen G r ü n d e n in ihrer H ö h e mit Recht be­

schränkt, kann m a n eine kürzere, freitragende Sparrenlänge herbeiführen, dadurch ist es bei nicht zu tiefen Häusern möglich, auf das Stuhlholzwerk i m D a c h r a u m zu verzichten. Da s bedeutet neben einer Ersparnis eine Vereinfachung des Dachkonstruk­

tionsgefüges dahin, daß jeweils ein Sparrengelege (mit d e m be­

liebig vorspringbaren Hauptgesimse) mit d e m zugehörigen Stockwerksdeckenbalken verplattet w erden kann. Unterstützt m a n die Sparrengelege durch eine v o m Hahnenbalken gehaltene Firstpfette, so hat das Dachgefüge einen vorzüglichen, unkompli­

ziert gefügten Längs- u n d Querverband, der luftschutzbautech­

nisch hohen Ansprüchen genügt. D a z u k o m m t noch, daß der neuzeitliche Ingenieurholzbau eine große Anzahl von zug- und scherfest vorzüglichen Verbindungen ausgebildet hat, es gilt, für den W o h n h a u s b a u die einfachsten u n d billigsten auszusuchen.

Zur annähernden Erprobung eines Wohnhausbeispieles für den Brandernstfall, w o ein wesentlicher Teil der Innen- u n d A u ß e n w ä n d e aus Fachwerk bestand, w o weiter i m D a c h ­ boden eingebautes Holzbrettwerk, Holzgebälke usw. reichlich vorhanden war, wurde in Leipzig ein überaltertes B a u w e r k durch Brand niedergelegt. Die Niederlegung auf solche Art wurde mit Ueberlegung durch L e g u n g von Brandherden an solchen Orten vorbereitet, von w o aus es möglich war, den Brandablauf in seinen Einwirkungen auf die Baukonstruktionen nach Möglichkeit genau zu verfolgen. V o n einer Brandbe k ä m p f u n g w u r d e abgesehen, es war nur für den Nachbarschutz gesorgt, u m so ein bei Luftangriffen vorkommendes Beispiel zu demonstrieren. Dachgebälk und Bretterwerk w urden mit einem Imprägnierungsmittel getränkt, u m auch in solcher Hinsicht praktische Erfahrungen zu s a m ­ meln. Die Wirkung solchen Mittels überraschte einigermaßen, eine mehrmals getränkte normale Bretterwand hat etwa eine halbe Stunde d e m Feuer Widerstand geleistet. D a s Dachstuhl­

holz eines Zwischenbauteiles war zweimal mit demselben Mittel gespritzt worden, dabei war dieser Teil der Mittelteil, die an­

schließenden rechten u n d linken Teile w u r d e n an den T r e n n ­ w ä n d e n durchbrochen, in diesen Teilen Brände gelegt, u m d e m Feuer den Uebertritt in den Mittelteil zu ermöglichen. Eine Brandüberleitung gelang nicht. M a n m u ß t e daher i m imprägnier­

ten Mitteldachstuhl eigene Brandherde legen, die schließlich das Holzwerk in F l a m m e n setzten. D a s Feuer war aber durch den Schutzanstrich stark gedämpft.

(Fortsetzung folgt.)

R i e s e l

(11)

Neues für den Bau zweckmäßiger Stallanlagen.

V o n Arch. W i l h . A r e t z .

M

it Recht kann m a n heute von einer beachtenswerten Ent­

wicklung des W o h n u n g s b a u e s sprechen, sowohl in hygie­

nischer als auch in bautechnischer Beziehung.

I m Gegensatz hierzu sind auf d e m Gebiete des landwirt­

schaftlichen Bauwesens nur sehr langsame u n d bescheidene Fortschritte zu verzeichnen, obgleich feststeht, daß eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine ertragreiche Viehwirt­

schaft gesunde u n d einwandfreie Ställe sind.

Die H e m m u n g i m Fortschritt ist auf mehrere G r ü n d e zurückzuführen. Einmal darauf, daß viele Bauern heute noch zäh an der bisherigen Bauweise festhalten u n d nur schwer davon abgehen. D a s wäre n u n schön u n d begrüßenswert, sofern es sich wirklich u m gute, altüberlieferte u n d bewährte Bauweisen handeln würde; d e m ist aber in den meisten Fällen nicht so. Die M e h r ­ zahl der Ställe w u r d e n früher in Holzfachwerk erbaut u n d ist im Laufe von hundert u n d m e h r Jahren entweder d e m Feuer oder der Baufälligkeit z u m Opfer gefallen; nur vereinzelt findet m a n heute noch alte Ställe mit Eichenfachwerk u n d L e h m - ausstakung. W a s wir sonst sehen an sog. alten Ställen, sind zumeist Bauten aus den siebziger Jahren bis herauf zur Jahr­

hundertwende. Diese W e r k e sind mit wenigen A u s n a h m e n alles andere als Musterbeispiele u n d haben mit Ueberlieferung im gesunden Sinne wirklich nichts zu tun. Es m u ß wohl nicht erst daran erinnert werden an diese Zeit des Kitsches u n d ha n d ­ werklichen Niederganges, von der wir uns heute noch nicht restlos erholt haben; altbewährte Konstruktionsregeln w u r d e n vernachlässigt u n d mißachtet, bodenständige Zweckbauweisen abgetan u n d „Verbesserungen“ getroffen, welche das bau­

handwerkliche K ö n n e n gemeinhin zur Geschäftemacherei de­

gradierten.

W a r u m der Stallbau nicht gleichen Schritt mit d e m W o h n ­ hausbau hält, hat andererseits aber auch noch den Grund, daß ein großer Teil unserer Landmaurermeister dieser speziellen Materie wenig A u g e n m e r k zuwendet. U n d doch ist gerade die Planung u n d Ausführung der allermeisten Stallanlagen eine Angelegenheit dieser Meister, was ganz in der O r d n u n g geht.

W e n n m a n aber bedenkt, daß weit m e h r als fünfzig Prozent aller Ställe (alte u n d auch neue) m e h r oder weniger feucht und ungesund sind, w o d u r c h d e m Volksvermögen Jahr für Jahr Millionenwerte verlorengehen, so ist das gewiß nicht in der Ordnung. Diese Schäden k önnen fast ausnahmslos auf K o n ­ struktionsfehler zurückgeführt werden. Erfahrene Stallbau­

spezialisten werden zumeist nur bei größeren Objekten heran­

gezogen. D e r Bauer wird v o m Unternehmer, d e m er sein Ver­

trauen entgegenbringt, für die Zukunft fordern müssen, daß dieser die volle Verantwortung bezüglich Feuchtigkeits- u n d Wärmeschutz für den von i h m projektierten u n d ausgeführten Stall übernimmt, anders werden wir i m Stallbau nicht vorwärts­

kommen.

Die Kosten für einen zweckmäßigen Stall werden durch seinen Nutzen wieder eingebracht. Trotz größter Sparsamkeit in allen Belangen kann doch den wichtigsten Fragen bezüglich Wärmeschutz u n d Lüftung, nicht zuletzt aber auch d e m ästhe­

tischen Empfinden, gebührend R e c h n u n g getragen werden.

D e r gesamte Fragenkomplex i m zeitgemäßen Stallbau ist natürlich viel zu umfangreich u n d individuell, als daß i m R a h m e n einer Besprechung allgemeingültige Richtlinien aufgestellt werden könnten. Es sollen lediglich einige interessante T h e m e n herausgegriffen werden.

Allgemein betrachtet, bestehen bei uns seit Jahrhunderten zwei Bauweisen nebeneinander, der Massivbau u n d der Holz­

fachwerk- bzw. Holzganzbau; der eine hauptsächlich i m holz­

armen Tiefland, der andere je nach Materialvorkommen, zu­

meist in Mittel- u n d Süddeutschland. Ställe w u r d e n früher ausnahmslos nur aus L e h m , in Riegelfachwerk mit L e h m a u s - stakung, Lehmschindel-, Stroh- oder Schilfdächern hergestellt.

A n noch erhaltenen alten Beispielen kann festgestellt werden, daß sie hinreichend warm, gut durchlüftet u n d meist frei von Feuchtigkeit waren. D e r Feuersicherheit w e g e n bauten dann später zuerst Klöster u n d Grundherren die Ställe aus gebrannten Ziegeln, u n d zwar mit einer Wandstärke von 2— 2 % Stein (altes

Format etwa 8 , 5 X 1 8 , 5 X 2 8 , 5 c m u n d größer) u n d Backstein­

gewölben. W e n n wir heute diese Materialverschwendung be­

lächeln, übersehen wir, daß wärmetechnische G r ü n d e dafür m a ß ­ gebend waren. (Der Gewölbeschub hätte durch Pfeilerver­

stärkungen a u f g e n o m m e n werden können.)

Unter guter Stallbauweise versteht der Landwirt bis heute die Massivausführung der W ä n d e u n d Decken. D a g e g e n wäre nichts einzuwenden, w e n n das Bestreben, gut, aber möglichst billig zu bauen, nicht zu einer Verringerung der Wandstärken geführt hätte, die wohl statisch, keineswegs aber wärmetechnisch tragbar ist. In Deutschland gilt bekanntlich die 38 c m starke Ziegelwand als die normale Bauausführung, die, von Sonderfällen abgesehen, bei W o h n b a u t e n den Anforderungen des W ä r m e ­ schutzes genügt, trotzdem aber nicht die ideale L ö s u n g darstellt.

Ställe weisen n u n eine relativ weit höhere Luftfeuchtigkeit als ein menschlicher W o h n r a u m auf. Bei einer starken Belegung u n d mangelhaften Entlüftung wird sich i m kalten Winter selbst an 38 c m starken Umfassungen die Luftfeuchtigkeit i m Stall an den abgekühlten Wandflächen in F o r m von Schwitzwasser niederschlagen; das hat sich in der Praxis hundertfach erwiesen.

Berücksichtigt m u ß dann noch werden, daß der Isolierwert der M a u e r durch Witterungs-, Bau- u n d evtl. auch aufsteigende Bodenfeuchtigkeit erheblich herabgesetzt wird. Die 1 % Stein starke A u ß e n w a n d ist also i m allgemeinen für Großviehställe wärmetechnisch ungenügend. ( W e n n bei den nachfolgenden Gegenüberstellungen die 38er W a n d in Vergleich gebracht wird, so nur, weil sie, wie schon gesagt, i. a. als die Normalausführung gilt u n d seither für alle Berechnungen der Ausgangspunkt ist.)

I m W o h n u n g s b a u sind bekanntlich seit einiger Zeit B e ­ strebungen i m Gange, aus G r ü n d e n der Wirtschaftlichkeit u n d der Nutzrau m g e w i n n u n g die Mauerstärken auf das statisch notwendige M a ß zu verringern u n d die W ä n d e innenseitig zusätzlich mit Leichtbauplatten zu isolieren. Es ist voraus­

zusehen, daß diese Bauweise bei einer gesteigerten A n w e n d u n g i m W o h n u n g s b a u dann zweifellos auch i m Stallbau Eingang finden wird. Nachstehend einige A n g a b e n u n d Vergleichs­

werte :

5,5 cm s t a r k e n H o l z w o l l p l a t t e n * ) z u s ä t z ­ l i c h i s o l i e r t .

i = Fundam ent, 40 cm. 2 = Isolierpappe.

5 = Ziegelw and, 25 cm. 4 = M ö rtel, 1 cm.

5 = H o lzw o llp la tten , 5,5 cm. 6 = Innen­

p u tz , J,5 cm.

*) Für die zahlenmäßigen A n g a b e n hier u n d bei den weiteren Abbildungen ist die Heraklithplatte zugrunde gelegt (errechnet unter Berücksichtigung eines entsprechenden Sicherheitsfaktors für die Praxis).

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