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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 40, H. 19

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Academic year: 2022

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D e n tfc lie B a u h ü t t e

3eitfctjrift öer öcutfctjcn OrclntektcnjUjaft

H e ra u sg e b e r: C u r t R . V in c e n tj. — G e s c h ä ft s h a u s : H an n o ver, H m S c h iffg ra b e n 41.

■'

(Alle Rechte Vorbehalten.)

Der deutsche Wohnungsbau

im Spiegel der Meinungen der Gemeinden. . .

4 0

. Jahrgang. Hannover, den

9

. September

1 9 3 6

. Heft

1 9

D

ie deutschen G e m e i n d e n sind nach wie vor in vorderster Linie placiert, d e m deutschen W o h n u n g s b a u zu helfen.

Ihre M e i n u n g zur Lage ist daher besonders bedeutungsvoll.

Alle Bauinteressenten, die mit den G e m e i n d e n zu tun haben, hauptsächlich u m Subventionen zu erlangen, werden sich gewiß hierfür interessieren.

D e m Ablauf des Baujahres blickt m a n zuversichtlich ent­

gegen, n a c h d e m sich herausgestellt hat, daß ein ziemlich großer

„Ueberhang“ aus 1935 n u n m e h r der Vollendung entgegengeht und „mitgezählt“ w erden kann (132 000 Wohnungen). Die G e ­ meinden verweisen auf die guten Erfahrungen mit den R e i c h s ­ b ü r g s c h a f t e n für 2. H y p o t h e k e n , deren Kontingent mit 250000000 R M . erschöpft ist u n d bereits auf 400 000 000 R M . erhöht werden mußte. Allerdings darf darauf hingewiesen werden, wie schwer es noch i m m e r ist, trotz der Reichsbürgschaft 2. H y p o ­ theken zu erhalten; vor allem bei größeren Planungen (Miet­

blocks) k o m m e n ja Private nicht in Frage, sondern nur die großen öffentlich-rechtlichen Kreditgeber.

Es wird festgestellt, daß auf diese Weise etwa 60 000 Miet­

wohnungen u n d 40 000 Einfamilienhäuser gefördert werden.

Angesichts des laufenden Bedarfs, der mit über 385 000 W o h ­ nungen jährlich a n g e n o m m e n werden m u ß , bleibt da allerdings noch eine Lücke. In Vorkriegszeiten finanzierte m a n H a u s für Haus — auch b e i m Etagenbau — u n d auf diese kleineren O b ­ jekte gaben dann auch Privatleute ihr Kapital. Diese heute noch fast ganz verschüttete Quelle sollte sorgsam gepflegt werden.

Freilich ist der für den W o h n u n g s b a u erträgliche Zinsfuß 4,5 Proz.

— den z. B. die Kreditanstalten der G e m e i n d e n verlangen — für den Privaten angesichts vorteilhafterer Anlagen nicht ganz aus­

reichend — wohlgemerkt für 2. Hypotheken, b e k a m m a n doch in Vorkriegszeiten für 2. Hypotheken 5— 5,5 Proz. Solange es Aufwertungshypotheken mit 6 Proz. zu kaufen gibt, fehlt für manchen Privatkapitalisten der Anreiz, sich mit weniger zu be­

gnügen.

Die G e m e i n d e n sind sich ferner darüber i m klaren, daß die Reichsbürgschaften nur für die einfachen W o h n u n g s b a u t e n für die minderbemittelte Bevölkerung gegeben werden können.

D e r Wirtschaft wird anempfohlen, sich i m m e r m e h r noch auf ausgesprochene K l e i n w o h n u n g e n u n d K l e i n s i e d l u n g e n zu werfen, damit nicht wieder, wie in früheren Zeiten, an der W o h n u n g s n o t vorbeigebaut werde. Hierzu m u ß gesagt werden, daß sich die Bauwirtschaft i m m e r u n d i m m e r gescheut hat, allzu primitiv zu bauen. Es ist dies nur löbliches Verantwortungs­

bewußtsein vor den Leihkapitalien. Die Tilgung dieser (die jetzt viel m e h r als früher betrieben wird) erfordert etwa 25 Jahre, und dann m öchte der Bauherr auch wirklich „auf schuldenfreiem Besitztum sitzen“ , d. h. noch einen wirklichen W e r t in H ä n d e n haben. W i r d zu primitiv gebaut, so erheben sich Bedenken, ob die Bewirtschaftung des Hauses überhaupt solange nutzbringend möglich ist. W i r haben in den Anfängen der Kleinsiedlung Fälle gehabt, die allseits später als zu primitiv erkannt w orden sind, weshalb auch die Baukosten erhöht wurden.

W o h n u n g e n , die nur 20— 25 R M . Monatsmiete kosten, sind wirklich sehr schwer herzustellen, noch dazu bei der jetzt ge­

forderten „ A b t r e p p u n g “ der Geschosse, u n d selbst die G e ­ m e i n d e n sagen, daß bei solchen Mieten die Reichsdarlehen nicht m e h r zu 4 Proz. Zinsen u n d 1 Proz. Tilgung gegeben werden dürfen, sondern noch billiger. Dieses Ansinnen hat das Reich bekanntlich bisher abgelehnt, da die Gelder aus der Anleihe stammen, die die Hausbesitzer d e m Reiche aus der Mietzins­

steuer geben m u ß t e n u n d die das Reich ihnen — vertragstreu — normal verzinsen m u ß . M i t solchen Forderungen nähern wir uns, das m u ß gesagt werden, wieder den Zeiten fast verschenkter Mietzinssteuer in den Jahren 1924— 1932, u n d solche S u b v e n ­ tionen trüben in einem fort das Bild, was die W o h n u n g s w i r t ­ schaft eigentlich wirklich bieten kann u n d was sich die Mieter leisten können.

I m Spiegel der M e i n u n g der G e m e i n d e n bleibt besonders die Frage der Restfinanzierung noch i m m e r voll von Problemen.

Hier müssen die G e m e i n d e n ja von jeher eingreifen. Früher mit Mietzinssteuerhypotheken von 2— 4000 R M . je W o h n u n g gab

es keine Schwierigkeiten, aber heute stehen außer d e m Reichs­

darlehen nur noch Rückflüsse aus früher ausgeliehenen Mietzins­

steuermitteln in beschränktem U m f a n g e zur Verfügung, u n d da hat m a n den Betrag je W o h n u n g sehr gesenkt. 1000 R M . läßt das Reich (von A u s n a h m e n bei Kriegsverletzten u n d Kinder­

reichen) zu, aber die G e m e i n d e n zwacken, u m m e h r bauen zu können, oft hier noch ab u n d geben nur etwa 750 R M . Für den erwerbsmäßigen B a u von Miethäusern, ohne den wir die großen notwendigen B a u p r o g r a m m e n u n einmal nicht z u s a m m e n ­ bringen können, bedeutet das Eigengeld Festlegung von G e ­ schäftskapital, das bei anderen, künftigen Bauten wieder gebraucht wird. U n d hieraus erklären sich all jene Mittel, die früher auf­

gewandt wurden, u m möglichst wenig Eigengeld festzulegen.

Bei den gemeinnützigen Baugenossenschaften, die ja nicht nur Bauherren sind, sondern auch Grundstückseigentümer bleiben wollen, konnte u n d kann das Eigengeld vielfach auch wieder von den Baugenossen selbst zusammengespart werden. Meist ist es noch nicht beisammen, w e n n die Baugenossen einziehen.

A u c h hier hat die Erfahrung gezeigt — besonders auch in anderen vorbildlichen Ländern (Holland) — , daß derartige Genossen­

schaften leistungsschwach sind, w e n n nicht besondere, reiche Wohltäter, die gar nicht in ihnen w o h n e n wollen, aus G e m e i n ­ nutz die Gelder aufbringen.

M a n sieht nicht zu pessimistisch, w e n n m a n diesen Genossen­

schaften nur etwa 5 Proz. des Bauwertes an Eigenkapital zumutet.

Hier ist seit 1933, w o wieder 25 Proz. Eigengeld verlangt w orden sind, die Erfahrung gemacht worden, daß, n a c h d e m die „ V o r ­ beleihung“ bis auf 75 Proz. des Bau- u n d B o d e n wertes durch Reichsbürgschaften gesichert werden konnte, doch die fehlenden 25 Proz. nicht in einem Ritt durch den Bauherrn aufgebracht werden können. M a n ist — das bekennen jetzt auch die G e ­ meinden — bis auf 10 Proz. Eigenkapital wieder herunter. W e n n aber hier von den G e m e i n d e n der Standpunkt vertreten wird, daß diese 10 Proz. schon kein Problem m e h r seien, so erscheint uns das vielfach noch zu optimistisch. Erfahrene Fachleute be­

haupten: „Je weniger Eigengeld m a n fordert, u m so billigere Finanzpläne b e k o m m t m a n eingereicht.“

D a s eigentliche Problem sehen die deutschen G e m e i n d e n in der Spanne zwischen Vorbeleihung u n d jenen 10 Proz. Es fehlen, w e n n m a n jene günstig mit 70— 75 Proz. des Bau- u n d B o d e n wertes annimmt, dann i m m e r noch 20— 15 Proz. B e i m 8-Familien-Haus z u m Werte von 60000 R M . sind das also 10 000 bis 12 000 R M . Erhält der Bauherr (vgl. oben) 750 R M . je W o h ­ nung, so sind das erst etwa die Hälfte des Fehlenden. D a s Ex e m p e l geht nur auf, w e n n Großgrundstückseigentümer baureifes L a n d bebauen, aber das sind i m m e r nur einige Glückliche, die sich aus alten Zeiten solch wertvollen Besitz herüberretten konnten.

Die anderen müssen auch das L a n d erst kaufen u n d die Kosten der Aufschließung bezahlen. Vorschläge, diese Kosten zu stunden, sind i m Interesse der Gemeindefinanzen nur begrenzt durch­

zuführen. N u n ist m a n auf der Suche nach Kreditgebern auch für obige Kapitalien. Die G e m e i n d e n setzen sich mit zwei V o r ­ schlägen auseinander. M a n will, wie die Bauindustrie vorge­

schlagen hat, solche dadurch in den Kreditinstituten gewinnen, daß hinter der Vorbeleihung ein rasch tilgbarer Personalkredit d e m Bauherrn gewährt werde. Dies w ü r d e allerdings zu einer weiteren Belastung der Mieter führen, denn auch diese Til­

gungen — m a n spricht von 10 Proz. Tilgungssatz — m ü ß t e n natürlich von den Mietern aufgebracht werden. — Die B a u ­ genossenschaften wi e d e r u m verweisen auf ihren Altbesitz, den sie, soweit sie ihn schuldenfrei gemacht haben, erneut belasten wollen. U n s scheint auch dieser W e g nicht bedenkenfrei, wird doch dadurch gerade das vornehmste Ziel des gemeinnützigen Wohnungsbaues, sich zu entschulden u n d Reserven anzusammeln, wieder ins Weite gerückt. Bei m a n c h e m Z u s a m m e n b r u c h in den Jahren vor der nationalen E r h e b u n g haben bekanntlich diese Reserven bitter entbehrt werden müssen, u n d nur durch eine beträchtliche Reichssubvention konnte die Sanierung er­

folgen.

Die G e m e i n d e n befürworten nichtsdestoweniger die wei­

tere Prüfung obiger Vorschläge für die Restfinanzierung.

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W a s l e h r e n d i e s c h l e s i s c h e n S c h r o t h o l z k i r c h e n ?

Von Arch. Hans Henniger.

D

er echte Holzbau ist i m Gegensatz z u m Fachwerk vornehmlich in den Gebirgsgegenden u n d in den östlichen Provinzen beheimatet, was weniger aus nationalen als aus wirtschaftlichen u n d klimatischen G r ü n d e n heraus zu verstehen ist. A n erster Stelle ist Oberschlesien zu nennen, w o sich allein gegen zwei­

hundert Schrotholzkirchen erhalten haben, die zu den urtüm­

lichsten aller Gotteshäuser zählen u n d gemeinsam mit den böh­

mischen u n d rumänischen eine z usammenhängende südöstlich- germanische G ruppe bilden.

Lange hat m a n nach slawischen Vorbildern gesucht, bis sich herausstellte, daß die oberschlesische Bauweise nur so weit nach Polen herüberreicht, als ehemals germanische Volksstämme dort ihren Wohnsitz hatten. D a s gleiche gilt für die rumänischen Holzkirchen, die einst durch deutsche Ansiedler errichtet wurden.

Sie rechtfertigen die An n a h m e , daß wir es mit einem Erbteil der v o m N orden nach Südosten ausgewanderten G e r m a n e n zu tun haben.

Schon ein oberflächlicher Vergleich ergibt eine auffallende Aehnlichkeit mit den norwegischen Holzkirchen, w o v o n wir uns in Schlesien selbst überzeugen können. Eine gute Gelegenheit hierzu bietet das von Friedrich Wilhelm IV. i m Jahre 1842 in No r w e g e n erworbene Gotteshaus, das zu W a n g bei Brückenberg i m Riesengebirge in seiner ursprünglichen Gestalt wieder­

auferstand. Es ist in diesem Z u s a m m e n h a n g von untergeordneter Bedeutung, daß wir bei den norwegischen Kirchen, die nach den Gewohnheiten des Schiffbaues errichtet wurden, den Stab­

bau antreffen. Die norwegischen Bauten offenbaren nur eine höhere Entwicklungsstufe, da sie einer fortschreitenden Weiter­

bildung unterzogen wurden. Aber gerade der Umstand, daß die schlesischen Schrotkirchen nur geringe Aenderungen er­

fuhren u n d derart älteste Bauüberlieferungen bewahrten, macht sie für unsere Forschungen besonders wertvoll u n d erhebt sie zu den bedeutendsten Denkmälern früherer Baukunst.

N a c h den bisherigen Ausgrabungen u n d Wiederherstellungs­

versuchen müssen wir uns die frühgermanische Halle als ein vergrößertes W o h n h a u s über einem quadratischen oder d e m Quadrat angenäherten rechteckigen Grundriß vorstellen. Die Giebel wandten sich nach Osten un d Westen, w o sich auch die durch Vorbauten besonders betonten Eingänge befanden. Diese Vorstellung deckt sich überraschend mit den ältesten schlesischen Holzkirchen, die sich in der G e g e n d von Ratibor erhalten haben.

Das Quadrat können wir dabei als die in der Natur des Holzes begründete Bauform betrachten, das a m Anfang des Blockbaues steht, weil, je m e h r sich der Grundriß v o m Quadrat entfernte u m so größer die Schwierigkeiten bei der Herstellung von Längs­

ter urtümliche Eindruck der H olzkirch e zu Latscha ist durch das mächtige Schindeldach bestim m t, dem A nflug­

moose eine interessante A ltersfärbung verleihen. S ie weicht insofern von den übrigen Anlagen ab, als ihr die Umgänge und Vorbauten fehlen. Besonders z u beachten ist, d a ß das achteckige Zeltdach des Turmes ohne weiteren Uebergang a u f dem viereckigen Unterbau ruht.

verbänden wurden. D e m n a c h zeigt sich hier die U r f o r m des Holzbaues, die schon in vorchristlicher Zeit i m N o r d e n längst Gestalt geworden war. Erst der Machtwille der Kirche brach später mit der alten Ueberlieferung.

I m Laufe der Zeit hat das Christentum die Vorgefundenen ,,Heiden“ -Hallen den neuen Bedürfnissen angepaßt, indem es den östlichen Eingang z u m C h o r erweiterte, in we l c h e m dann der Altar Aufstellung fand. D e r westliche V o r b a u blieb jedoch in den meisten Fällen unverändert.

Besonders zu beachten ist dabei, daß alle erhaltenen Holz­

kirchen eine gerade Apsis aufweisen oder eine solche, die aus drei bzw. fünf Seiten eines Achtecks gebildet ist, da es zutiefst i m W e s e n der Zimmerkonstruktion begründet liegt, Holzverbin­

dungen unter einem Winkel von 90 oder 135° herzustellen.

W o wir diese F o r m e n i m christlichen Kirchenbau später in Stein antreffen, können wir unbedingt auf einen Einfluß des Holz­

baues schließen.

A u c h die Anlage der offenen U m g ä n g e , wie sie der Mikult- schützer Kirche u. a. eigen ist, dürfte altgermanischen Vorbildern entlehnt sein. Die Schrotholzkirchen verwandten die Vorhalle i m erweiterten U m fang, i n d e m sie diese — wie auch das schle­

sische U m g ebindehaus — als Hallengang u m das ganze Gebäude herumführten. Die niedrigen Schutz- oder Flugdächer stellen nur verstümmelte Hallen dar. W i e tief der Ge b r a u c h von Vor­

hallen verwurzelt war, geht besonders daraus hervor, daß selbst an den Glockentürmen die charakteristischen Vorbauten nicht fehlen.

W i r sehen also, daß für den Kirchenbau Gewohnheiten bei­

behalten wurden, die schon lange vorher in heidnischer Zeit be­

standen hatten, was bezüglich der Frage nach d e m Ursprung christlicher Kunst bei den G e r m a n e n von ausschlaggebender Bedeutung sein dürfte, zumal die Holzkirchen den Steinbauten entwicklungsgeschichtlich vorangegangen sind, so daß wir hier an der Schwelle der Kunstgeschichte des deutschen Volkes stehen, was leider bisher meist mit Stillschweigen übergangen ist.

D a die besondere Eigenart der Schrotholzkirchen nur aus der Bauweise heraus zu verstehen ist, verlohnt es schon sich, die Ausführungsart früherer Zeiten ins Gedächtnis zurückzu­

rufen. D e r B a u begann mit d e m Fällen der S t ä m m e i m Walde.

Erforderlich waren vor allem gut gewachsene Hölzer, weshalb Lärche u n d echte T a n n e sich a m besten eigneten, hingegen Laubholzarten nur selten V e r w e n d u n g fanden. Eine A u s n a h m e bildet lediglich Siebenbürgen, w o durchweg Eiche als Bauholz benutzt wurde. M i t guten Axthieben ließen sich den S t ä m m e n

2 Aufnahmen: Hans R etzla ff, Berlin.

D ie S ch roth olzkirch e z u B oitschow äh n elt d er Beuthener A nlage und ste llt den T y p u s d a r, den w ir in Oberschlesien am häufigsten antreffen. D ie H allengänge unter den Fenstern umsc i ief en den g a n zen B a u , am C hor w e ite r ausladend.

D er i m m m it überhängender G lockenstube ste h t organisch an der W estfron t. E in viereckiger D a ch reiter k rö n t das Ge- baude.

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Aufnahme: Techno-Photographisches Archiv.

Die im B euthener S ta d tp a r k stehende Schrotholzkirche aus dem J a h re 1 530 hatte ihren ursprünglichen S ta n d o r t in der G em einde M ik u lts c h ü tz ( j e t z t K la u sb erg ). Im J a h re 18 9 8 w urde sie vom B euthener G esch ich ts- und M useumsverein erw orben und w ieder aufgebaut.

zwei lagerhafte Flächen abgewinnen.

Schroten („der Schröter“ ) nannte m a n das in Schlesien, u n d dementsprechend die Art, aus den so behauenen S t ä m m e n W ä n d e zu schichten: Schrotbau, was gleichbedeutend mit Blockbau ist. Die S t ä m m e w u r d e n waagerecht verlegt in der Art, daß Zopf- u n d S t a m m e n d e übereinander abwechselten. Zu r W a n d ­ mitte leicht ausgehöhlt u n d auf Flech­

tenmoos aufgelagert, ließen sie sich so dicht zusammenpressen, daß weder W i n d noch Regen Durchlaß fanden.

Trotzdem auftretende F u g e n wu r d e n mit L e h m u n d M o o s verstopft u n d mit einem Kalkanstrich überzogen. Die A b m e s s u n g e n der Hölzer schwankten in der H ö h e zwischen 15 u n d 40 cm, in der Stärke zwischen 12 u n d 15 cm.

Zur Erzielung eines festen V e r b a n ­ des wu r d e n die z u s a m m e n s t o ß e n d e n E n d e n an den Hausecken Schwalben­

schwanz- oder hakenförmig über­

blattet, eine konstruktive Lösung, die mit der einfachen Z i m m e r m a n n s a x t ausgeführt werden konnte u n d von

S e it dem N o vem b er 1 9 3 3 dien t die K irch e als G efallen en -E h ren m al. Im Innern w u rde ein w u ch tiger S a rk o p h a g aus oberschlesischer S tein koh le er­

rich tet, und an den W än den bewahren T afeln die N a m en der 1400 B euthener G efallenen. G r u n d r iß : S ta d tb a u a m t B euthen.

zwingender Werkmäßigkeit ist. D a ­ neben finden wir noch andere E c k ­ verbindungen, doch k o m m t die Ueber- blattung a m häufigsten vor. Fenster- u n d Türöffnungen faßte m a n durch Bohlen ein, die seitlich eingenutet, so­

wie oben u n d unten eingezapft, ein regelrechtes G e w ä n d e bilden.

U m die Blockwände der zerstören­

den Einwirkung von W i n d u n d R e g e n zu entziehen, w u r d e n sie nachträglich oft bis auf die Hallengänge herab mit Holzschindeln verkleidet, w o z u i m allgemeinen Lärchenholz verwendet wurde, das sich gut spalten ließ u n d eine lange Haltbarkeit sicherte. Die Traufen der Hallendächer korrespon­

dieren meist mit den Eingangsvor­

bauten, w o sie sich als Flugdächer fortsetzen u n d wirkungsvolle Ueber- gänge bilden. Infolge ihrer geringen H ö h e bewirken sie eine starke Erdver­

bundenheit, w ä h r e n d der rhythmische Wechsel der Stützen u n d die da­

durch bedingte Licht- u n d Schatten­

wirkung gleichzeitig die sonst s c h m u c k ­ lose Fläche gliedern. (Forts, folgt.)

«MIPTALTtkA

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G a s t s t ä t t e f ü r S c h w i m m b a d W i l h e l m s h ö h e . D

as B a d zeigt in seiner äußeren Form, seiner Lage zur Stad ,

eine gewisse Aehnlichkeit mit d e m Opelbad in Wiesbaden.

Es liegt, wie dies, mit der Stadt verglichen auf einer Anhone, von welcher aus sich eine weite Fernsicht darbietet. Das S c h w i m m b e c k e n u n d das Planschbecken sind größer als dort>

der A u f w a n d an Repräsentationsgebäuden jedoch erheblich ge­

ringer. Ein in seinen A bmessungen knapp gehaltenes zweistöckiges G e bäude bildet den Mittelpunkt aller baulichen Anlagen. Hs enthält außer einer geräumigen Eintrittshalle nebst Haupt­

zugangstreppe die zur Verwaltung des Bades erforderlichen Dienst­

räume, eine K ü c h e für den Erfrischungsbetrieb, einige R ä u m e für die U m w ä l z p u m p e u n d für das Personal. I m Dachgeschoß eine kleine W o h n u n g , 3 Z i m m e r und Küche, für den Platz­

wärter. A n dieses Hauptgebäude schließen sich beiderseits die Umkleidehallen für männliche u n d weibliche Badegäste an. Sie sind durch das Hauptgebäude voneinander getrennt, so daß eine besondere M a ß n a h m e zur Trennung der Geschlechter nicht erforderlich wurde. A u c h die Wasch- u n d Duschräume mit den Aborten konnten für beide Abteilungen leicht gesondert angeordnet werden. Die Geländehöhen ließen es zu, den eigent­

lichen Badehof u m eine Geschoßhöhe tieferzulegen als den Zugang z u m Hauptgebäude, so daß die Flügelbauten von der höher gelegenen Zugangsseite aus gesehen als Terrassenanlagen in Erscheinung treten. Sie eignen sich vorzüglich dazu, bei fest­

lichen Veranstaltungen als Zuschauertribünen benutzt zu werden.

V o n der Badehofseite aus betrachtet erscheinen die Flügelbauten als eingeschossige Umkleidehallen. Mit d e m zweistöckigen Hauptgebäude z u s a m m e n ergeben sie eine wohltuende Gebäude­

gruppierung, die durch das in deutscher Schieferdeckung ge­

krönte einzige D a c h des Hauptgebäudes eine die ganze Anlage beherrschende Steigerung erfahren hat. Abwechslungsreich und für das A u g e des Beschauers vergrößernd wirkend, gestalten sich hierbei die Wasserflächen der Schwimm-, Plansch- und Vorwärmbecken, die durch einen Umwälzspfudel, durch groß­

flächige Liegewiesen u n d geräumige mit Sändsteinplatten be­

legte Gehflächen miteinander in Verbindung stehen. Ringtennis­

plätze u n d schattige Pergolen vervollständigen die Gesamtanlage u n d bieten zugleich eine Gelegenheit zur sportlichen Körper­

bewegung. Alter B a u m - und Heckenbestand wurden schonend erhalten. Gärtnerische Neuanlagen, wie Stein-Staudenterrassen, B l u m e n s c h m u c k auf den U m g ä n g e n u n d neue Baumanpflanzun­

gen sind harmonisch in das Ganze eingefügt.

Bei aller Sparsamkeit im R a u m a u f w a n d war es möglich, täglich bis zu 1200 Badegäste aufzunehmen. Wechselzellen bilden die Mehrheit. N u r einige wenige Einzelzellen wurden vorgesehen, u m auch solchen Anforderungen gerecht zu werden.

Für Schüler u n d Schülerinnen sind Gemeinschaftsumkleide- räume angeordnet worden. Die Garderobehallen sind von den Badegästen erreichbar, ohne die Umkleidezellen durchschreiten zu müssen. Sie sind also v o m Gast während seines Aufenthaltes i m Bade jederzeit erreichbar, was sich insbesondere in der Frauen­

abteilung als sehr zweckmäßig erwiesen hat.

Die W a h l der badetechnischen Einrichtungen wie auch die Wasserbehandlung geschah durchweg nach neuzeitlichen Gesichtspunkten:

Das Wasser der Hunrodt- u n d Wiederholdquelle, stündlich 7 g cb m von 1 0° C, tritt aus einer 125 m m weiten Leitung in einen Sammelschacht u n d fließt nach Passieren eines Ueberfalls in das erste Vorwärmebecken. A n der gegenüberliegenden Längsseite dieses Beckens rieselt dann die obere a m stärksten erwärmte Wasserschicht über eine 15 m breite Kaskade von 75 q m Fläche in ein zweites Vorwärmebecken. Beide V o r w ä r m e ­ becken mit einer Gesamtfläche von 1000 q m fassen z u s a m m e n 400 c b m Wasser.

Für die Neufüllung des S c h w i m m b e c k e n s mit 1560 c b m Fassungsvermögen ist also ein Viertel der erforderlichen Wasser­

m e n g e in durch Luft u n d Sonne vorerwärmtem Zustande stets vorrätig. U m eine beschleunigte E r w ä r m u n g des Wassers zu erreichen, kann unter Benutzung der U m w ä l z p u m p e das Wasser aus d e m S c h w i m m b e c k e n in die V o r w ä r m e b e c k e n zurückge­

p u m p t werden. Eine Leitungsverbindung zwischen d e m Ein­

trittsschacht des Quellwassers u n d der Speiseleitung nach d e m S c h w i m m b e c k e n gibt andererseits die Möglichkeit, bei zu war­

m e m Beckenwasser kaltes Wasser direkt zuzusetzen. Jedes der 2 Vorwärmebecken hat einen Ueberlauf, der gleichzeitig zur Entleerung der Becken dient. D e r Vorteil reichlicher V o r w ä r m e ­ becken besteht darin, die Offenhaltung des S o m m e r b a d e s m ö g ­ lichst zu verlängern u n d bei Neufüllung des S c h wimmbeckens mit kurzen Unterbrechungen au s z u k o m m e n , was für die Ren­

tabilität des Bades von Bedeutung ist.

D e r Eintritt des Frischwassers in das S c h w i m m b e c k e n er­

folgt in einer breiten Verteilungsrinne an der flachen Becken­

seite, 10 c m über d e m Wasserspiegel, der Abfluß an der ent­

gegengesetzten Seite gleichfalls in ganzer Beckenbreite. Hier­

durch soll erreicht werden, daß sich das Frischwasser gleichmäßig über den ganzen Wasserspiegel verteilt u n d durch die Strömung Schmutzteilchen nach der Ueberlaufrinne gespült werden. Diese An o r d n u n g wurde bei anderen Bädern nicht genügend beachtet u n d führte zu Beanstandungen. Je m e h r S t r ö m u n g erreicht werden kann, u m so geringer ist die Algenbildung.

W e n n auch in ca. 8 Tagen, durch das verfügbare Zusatz­

wasser, in Verbindung mit der geplanten Z u g a b e von Sole aus d e m benachbarten Tiefbrunnen, eine Erneuerung des Beckeninhaltes erzielt wird, so ist doch der Zusatz von Chlor zur Abtötung von K e i m e n nicht zu umgehen, u m in hygienischer Beziehung einwandfreie Verhältnisse zu schaffen. D e r Zweck wird durch die vorgesehene Chlorierungsanlage (Unterchlorig­

säure) erreicht u n d ist leicht durchzuführen.

E h e der Badegast das S c h w i m m b e c k e n betritt, soll er eine Reinigung des Körpers vornehmen. Hierzu dienen 4 W a r m b r a u s e n u n d 12 Kaltbrausen mit Wasser aus d e m Vo r w ä r m e b e c k e n von ca. 20 0 C. Die W a r m b r a u s e n besitzen je einen Gasautomaten.

Fußbecken sind angeordnet, u m das Einträgen von S a n d und S c h l a m m in das Becken zu verhindern. Die beliebte Ho c h d r u c k ­ brause mit Leitungswasser befindet sich a m S c h w i m m b e c k e n ­ eingang. A u c h für die Trinkgelegenheit ist Vorsorge getroffen.

Z u r Reinigung des S c h w i m m b e c k e n s u n d des Planschbeckens sind mehrere Hydranten mit Schläuchen versehen, auch sind Hydranten z u m Besprengen der Rasenflächen eingebaut worden.

M a ß sta b i : 400

Dachgeschoß.

Erdgeschoß.

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D ie fach lich e K r it ik rühm t diese A n ­ lage a ls glü cklich d isp o n iert, harm o­

nisch g e s ta lte t und technisch gelungen.

F rei und h eiter in seiner g ro ß a rtig e n O ffen h eit der L age m it dem B lick au f das köstliche F ern bild. D a s F re i­

lu ft- und S ch w im m bad v erm eid et alle die U n zu trä g lich k eiten g ro ß e r M a ssen ­ anlagen, in denen sich B evö lk eru n g s­

mengen zusam m endrängen.

Aufnahmen: Fotodienst, Kassel.

Die E r w ä r m u n g der Diensträume erfolgt durch Oefen.

Die gesamte Anlage einschließlich aller badetechnischen Ausstattungen, aber ausschließlich des Grunderwerbs, hat einen Kostenaufwand von rd. 200000 R M . erfordert. Eine Rentabilität ist nicht unbedingt gewährleistet, dürfte aber, gutes Badewetter vorausgesetzt, erreichbar sein, sobald das B a d als echtes Volks­

bad einen noch stärkeren Zuspruch als bisher findet. Trägerin des Unternehmens ist die Stadt. W e r k e A G . der Stadt Kassel.

Bei der Entwurfsbearbeitung u n d der Ausführung der Anlage waren unter der Oberleitung des Stadtbaurates beteiligt die Städtischen Aemter für Hochbau, Heizungs- u n d Maschinen­

bau, Tiefbau u n d Gartengestaltung. Einen wesentlichen Anteil an d e m Z u s t a n d e k o m m e n der Anlage trägt die Städt.

W e r k e A G . selbst, die nicht nur durch die Finanzierung, sondern auch durch reiche technische Erfahrung auf diesem Gebiete das U n t e r n e h m e n stützte.

Entw urf: E. Rothe, Stad tverw altun gsb au rat,K assel

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i.

D

aß das Sonnenlicht auf unser Auge, auf alles tierische und pflanzliche Leben je nachdem eine wohltätige oder schäd­

liche Wirkung ausübt, ist seit alter Zeit bekannt. Es bleibt nur die Frage, bis zu welchem Mindestmaß von Licht herabgegangen werden kann, u m die wohltätige Wirkung zu erzielen. Das Licht, das wir von der Sonne erhalten, wird von der Atmosphäre au g enommen, zerstreut, und unsere R ä u m e werden durch dieses Licht entweder unmittelbar oder mittelbar erhellt. Das Licht, von der Sonne gespendet, ist auch innerhalb der R ä u m e für unsere Gesundheit entscheidend.

Als seinerzeit bei der Weißenhofsiedlung die neuen Reklame­

häuser mit den durchgehenden Fensterbändern u n d den auf­

gelösten vollen Wandflächen in Glas die Sensation gesättigt war, setzte die Erfahrung ein. Die Bewohner, die hohe M i e t s u m m e n gezahlt hatten, wehrten sich mit den seltsamsten Mitteln gegen die brennende Lichtüberflutung. D a n n k a m e n die großen Unter­

suchungen über den Sonnenlichteinfluß von Prof. Dr. Bordier und anderen über die Schäden der,,Verbrennung“ für den mensch­

lichen Körper. Das geschah durch viele Versuchsreihen. Es war wie mit den Sonnenbädern. De r Blutfarbstoff wird verwandelt.

Das Hämoglobin verwandelt sich in Methämoglobin (100 g reines Hämoglobin des Blutes können 140 c c m Sauerstoff aufnehmen).

I m Methämoglobin ist der Sauerstoff viel fester gebunden. Er kann in der Lu n g e nicht m e h r so abgegeben werden. Gegen die Ueberblendung schützt die Pigmentierung der Haut nur z u m Teil.

D a n n wurden weiter Versuche mit großen Lichtfenstern in Schlafzimmern gemacht. Dabei wurde wieder aufs neue die Tatsache erhärtet, daß 20 Proz. aller Erwachsenen nicht gegen das Licht schlafen können. V o n Kindern können dies nur u n ­ gefähr 15 Proz. vertragen. Die großen teuren u n d berüchtigten Mustersiedlungs-Probierhäuser hatten also den Beweis der Sinnlosigkeit der Fronten-Glasbänder erbracht.

Die wohltätige Wirkung des Sonnenlichtes in der ^ W o h n u n g beruht auf seiner bakterientötenden Einwirkung. Bakterien werden v o m Sonnenlicht in 3— 4 Stunden, von diffusem Tageslicht in 3— 4 Tagen getötet. Je mehr Licht also ein R a u m hat, u m so mehr würde die Entwicklung etwaiger Krankheitskeime in den R ä u m e n g e h e m m t u n d u m so m e h r werden Bakterien vernichtet. A u c h psychisch ist die Wirkung von nicht grellen Lichtes wohltuend zu empfinden. In seiner Stimmung, seiner Arbeitsfreudigkeit und Arbeitsintensität zeigt sich die ganze Abhängigkeit des Menschen von Licht und Sonne. D a ß dosiertes Licht die Entfaltung der Arbeit geistiger u n d körperlicher Art fördert, ist so hinreichend bekannt wie die Tatsache, daß d u mpfe dunkle R ä u m e sie be­

hindern. Stehen doch auch Kurzsichtigkeit und ungenügende Belichtung oft in ursächlichem Z u s a m m e n h a n g mit ungenügender Raumbelichtung. D e n n w e n n das A u g e infolge ungenügender Belichtung den Gegenstand nicht ordentlich erkennen kann, nähere ich es ihm; dadurch wächst die geistige Anspannung erheblich und tritt auch eine schnellere Ermüdbarkeit ein als bei genügender Belichtung. Umgekehrt werden bei Sonnen­

strahlen die Sehnerven durch das Licht- u n d Farbenempfinden dadurch gereizt, daß die Sonnenstrahlen sich in chemisch wir­

kende, w ä r mende und optische Strahlen zerlegen, zuviel aber schadet.

Unsere Bauordnungen treffen bezüglich des Lichteinfalles in R ä u m e n weniger Vorschriften präzisen Inhaltes über Licht­

einfallmenge gegenüber d e m Raumverhältnis, als vielmehr Mindestforderungen des Gebäudeabstandes, der Entfernung der Gebäude desselben Grundstückes voneinander, insbesondere in der Beschränkung der Seitenflügel und Hintergebäude, u m hiermit den geforderten Lichteinfall ganz allgemein festzulegen.

A u c h H ö h e u n d Abstand der Gebäude sollen den Lichteinfall in genügendem M a ß e sichern. Präziser darüber hinaus reichen die Vorschriften von „ W o h n u n g s o r d n u n g e n “, soweit diese auf G r u n d des Wohnungsgesetzes v o m 28. M ä r z 1918 im W e g e der Polizeiverordnung erlassen sind. So ist in den Mu s t e r w o h ­ nungsordnungen durchgängig vorgeschrieben, daß jeder W o h n - und Schlafraum ein unmittelbar ins Freie führendes Fenster haben m u ß und daß die lichtgebende Fensterfläche mindestens ein Zwölftel der Bodenfläche des R a u m e s betragen muß. In Dach- un d Mansardenräumen genügt eine lichtgebende Fenster­

fläche von einem Fünfzehntel der Bodenfläche des R a u m e s Es werden nur solche Fenster in Anrechnung gebracht, die d e m

Tageslicht freien Eintritt gewähren. Fenster, die in dunkle Höfe, Winkel usw. führen, werden als nicht vorhanden angenommen.

Die Wohnung s o r d n u n g e n gehen also in ihrer Vorschrift weiter als die Bauordnungen, die nur in wenigen Bezirken eine Belich­

tungsformel vorschreiben. M i r ist nur eine Baupolizeiverordnung bekannt, nämlich jene für den Regierungsbezirk Liegnitz v o m 27. De z e m b e r 1922, die für Aufenthaltsräume allgemein als Sonderforderung den Nachweis einer ausreichenden Belichtung des R aumfußbodens nach der Küsterschen Belichtungsformel verlangt:

L = B S H • - F - S

Hierbei bedeutet L die Tiefe des möglichen Lichteinfalles in den R a u m , B die Breite der vor d e m Fenster liegenden Straße oder des Hofteiles, H die größte zulässige B e b auung an der Hofgrenze oder der gegenüberliegenden Straßenseite oder die Höfe vorhandener G e b ä u d e auf d e m eigenen Grundstück, F die H ö h e des R a u mfußbodens über Gelände u n d S die Sturzhöhe des Fensters.

L, der größte möglichste Lichteinfall m u ß dabei in Bau­

klasse I, welche die stärkste Ausnutzung zuläßt, mindestens ein Drittel der Raumtiefe betragen u n d bei den anderen Bauklassen mindestens die Hälfte.

Diese Belichtungsforderungen lassen sich bei Dachgeschoß­

w o h n u n g e n selbstredend leichter erfüllen als bei Erdgeschoß- W o h n u n g e n . Jedoch werden alle U m s t ä n d e der gegebenen Haus­

belichtung nach Himmelslage u n d Bebauungsdichte auch hierbei einen Individualmaßstab bedingen. A u c h ist der Lichtverlust durch Art u n d Stärke der Verglasung u n d der Fensterkonstruk­

tion mit in R e chnung zu ziehen. Ich erinnere nur an den Licht­

verlust durch einfache oder doppelte Verglasung. Beträgt doch dieser Verlust bei 4/4 starkem hellen Glas 4 Proz., bei 8/4 9 bis 13 Proz., bei Spiegelglas 6 10 Proz., m a t t e m Glas 12 Proz., Kathedralglas 12,5 Proz. u n d bei vielfarbigen Glasfenstern sogar 50— 80 Proz. A u c h die Sprossenteilung der Fenster n i m m t einen Teil der Beleuchtung weg, u n d zwar bei eisernen Fenstern 5— 10 Proz., bei Bleiverglasung 10— 25 Proz. u n d bei g e w ö h n ­ lichen Wohnhausfenstern 25— 35 Proz. Alles Faktoren, die v o m gewonnenen Lichtmaß abzusetzen sind.

Für die Beleuchtung unserer W o h n r ä u m e m ü s s e n aber auch ästhetische Forderungen m a ß g e b e n d sein. Unsere R ä u m e müssen auch eine „ S t i m m u n g “ , begünstigt durch Lichteinfall, haben. Es ist eine allbekannte Tatsache, daß dunkle Farben und rauhe Flächen me h r Licht erfordern als helle Farben u n d glatte Flächen. In einem R a u m e w ü n schen wir helles Licht u n d fröh­

liche Stimmung, i m anderen dagegen gedämpftes Licht und ernste Stimmung. V o n den auf Farbtönen fallenden Licht­

strahlen reflektieren z. B. gelbe Farbentöne 40 Proz., blaue 25 Proz., schwarze nur 4— 1,2 Proz. R o h Umrissen kann m a n sich das Reflexverhältnis der T ö n e graduell in den Zwischen­

farbtönen vorstellen.

Schließlich soll noch der Fensterlage nach der H i m m e l s ­ richtung kurz gedacht werden. Es sei daran erinnert, daß natur­

g e m ä ß die Fensterlage nach N o r d u n d S ü d d e m R a u m während der kalten Jahreszeit eine größere M e n g e von S o n n e n w ä r m e zuführt un d daß die für das A u g e unangenehmen, flach einfallen­

den Morgen- u n d Abendstrahlen der Ost-West-Lage bei Fenster­

anordnung nach diesen Richtungen vermieden werden. U n ­ bestritten gibt zwar die Fensterlage nach Ost u n d We s t im Laufe eines Jahres m e h r S o n n e n w ä r m e als die nach N o r d und Süd, aber dieser Ueberschuß k o m m t nur in der w ä r m e r e n Jah­

reszeit zur Wirkung u n d ist somit kein eigentlicher Gewinn.

Grundsätzlich wird je nach der Anzahl der lichtgebenden U m ­ fassungswände der Sonneneinfall a m meisten ausgenutzt sein, w e n n die Fenster nach S ü d e n angeordnet werden. Südliche W o h n u n g e n sind v o m gesundheitlichen Standpunkt n u n einmal die angenehmsten. Ihre S o n n e n w ä r m e macht sich besonders in der kalten und Uebergangszeit bemerkbar. I m S o m m e r sind sie wärmer als die nach Osten u n d Norden, aber kühler als die nach Westen. So begünstigt der Lichteinfall auch aus der H i m m e l s ­ lage die Raumbelichtung nach unseren abhängigen Bedürfnissen.

Lassen wir daher bei der Fenster- u n d R a u m a n o r d n u n g gestaltend den Lichteinfall zur Geltung k o m m e n . Nicht ein­

engende Vorschriften, sondern lichttechnisches E r k ennen sei ausschlaggebend für die Raumbelichtung. (Fortsetzung folgt.) L i c h t e i n f a l l u n d R a u m b e l i c h t u n g .

Zur Wiesbadener Tagung der Lichtforscher. Von Stefan Banse.

(7)

263

Ein billiges K leinhaus

in A hrensburg b. H bg.

A r c h .: Hans Philipp, Ham burg.

Aufnahmen: Philipp.

Westansicht mit Giebel-Satteldach und allseitig schützendem und werkgerecht gedichtetem Dach­

überstand, Stülpschalung der Giebel in brauner Holzschutztränkung und hellem getünchten Kellen­

putz.

Gesamtbaukosten 8638 RM.

408 cbm Rauminhalt je 2 1,17 RM. pro cbm.

führungsarten u n d in seiner Konstruktion aus d e m Inneren herausgewachsen, hat in der oberen Verbindung der linken Strebe bei fehlendem Stichbalken einen Fügungsfehler. F o r m e n u n d Farben bedeuten ausgesprochene ländliche Stimmung.

A m Ansatz der Stülpschalung fehlt das wasserabweisende Abtropfbrett z u m Schutz der Putzflächen. Mittlere, aber ausreichende R a u m a b m e s s u n g e n der zweckmäßig u n d verkehrsgünstig angeordneten R ä u m e , auch i m D a c h ­ geschoß unter Begradigung u n d Abtren n u n g der D a c h ­ zwickel. Durchreiche in der K ü c h e erleichtert die H a u s ­ frauenarbeit. Einfacher, aber doch hygienischer Ausbau, zeitgemäße Ausstattung u n d Möbelgruppierung, allseitige Belichtung u n d Durchlüftung sichern d e m Eigenheim dauern­

den Wert. D e r Treppenaufgang z u m D a c h b o d e n r a u m ist durch Bett verstellt, bei der geringen B e n u tzung aber kein Fehler. Bei d e m außerordentlich billigen A u f b a u — 408 c b m Rauminhalt ä 21,47 u n d 8638 R M . Gesamtbaukosten — u n d doch räumlichen Wohnverhältnissen u n d solider Ausführung kann m a n von einer scharfen Vorberechnung, praktischem Sinn, Erfahrung u n d besonderer Leistung sprechen.

TAie ungleichmäßige Fensterverteilung ist der inneren Raumteilung unter­

geordnet. D a s Flachdach des Freisitzes wirkt zwar als Fremdkörper, ist aber wirtschaftlich i m A u f b a u u n d zweckdien­

lich; die Gl a s w a n d schützt gegen vor­

herrschende Westwinde. D a s kleine linke Flachdach ist aus G r ü n d e n der Symmetrie angeordnet. Fensterläden u n d Balkon- Doppeltüren dichten bei Schlagwetter.

Der Balkon, eine A n l e h n u n g an alte Aus-

Ostansicht: Hier kommt die Einfügung in die Dorflandschaft stärker zum Ausdruck. Das rechte Kleinfenster ergibt sich aus der gewendelten Treppenführung. Die Pfosten der Ein­

friedigung mit weitmaschigem Drahtgitter und Sockel aus rind- lingen als Selbsthilfe wirken nicht störend.

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TOCHTER 2,90-191

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P a r a d e h ä u s e l m i t

U

nter den besseren Bauherren gibt es weitgereiste Leute. Sie haben zuweilen über den Bau von Herrschaftshäusern, Villen u. dgl. mehr einen Weitblick gewonnen, der d e m an den Ort gebundenen Architekten abgeht. Leider ist das meistens kein Vorteil. Zuviel sehen, schadet auch. Die Erinnerungen werden — flüchtig, die Klarheit des Wissens verblaßt. So ging es mir, als mein Bauherr mich auf eine Reise m i t n a h m und wir uns verschiedene Villenorte ansahen. Es wird noch lange Zeit dauern, bis ich die schrecklichen Bilder, die ich da gewonnen habe, nämlich u m sie m e i n e m Bauherrn auszureden, über­

w u n d e n habe. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß auffällige Gebilde, deren L o b früher in irgendeiner m o n d ä n e n Zeitschrift vorgebracht wurde, doch auf viele Bauherren noch eine propa­

gandistische Wirkung haben. Die Häuser, u m die es sich handelte, waren n u n keineswegs Schöpfungen nach Art von Corbusier, sondern es handelte sich u m Häuser, bei denen falsche G e m ü t ­ lichkeit, altstädtische Frontmotive, romantische kleine Ideen hübsch in allerhand Motivehen aufgelöst waren. Das Puppen- Erkerchen, der Zwillingsgiebel, der Miniaturbalkon, die dörf­

liche F o r m u n g von Hauseingängen, der imponierende Liege­

balkon u. dgl. mehr. Alle solche Villen sind ja teurer geworden durch die Feinheit der Installation, die Sorgfalt der Heizungen, die die kleinsten R ä u m e durchwärmt, den Bäderanlagenluxus.

Die Fürnehmheit der Toiletten wetteifert mit den Ausgaben für verschwenderische Fußbodenbeläge, für elegantes Parkett, für Gummiflure u n d für alle möglichen Plattierungen einschließlich der Tür-Verteuerungen. N u n ist die Zeit vorbeigegangen, w o m a n viereckige Wohnmas c h i n e n errichtete und allerhand T ä u ­ schungen vornahm. M öchte sie nie wiederkommen.

Es ist nicht in allen Fällen Nachahmungstrieb, sondern auch Gedankenträgheit und falscher Bauherren-Ehrgeiz, w e n n deutsches Gebiet durch undeutsche Bauweise verschandelt wird.

Diese Eigenschaften müssen, w o sie auftauchen, mit allem N a c h ­ druck bekämpft werden. Ein Haus steht Menschenalter und spricht zu d e m Beschauer lange von deutscher Gesinnung oder von undeutschem Geist des Erbauers, von den Fehlern und Bausünden seiner Zeit. D a r u m baut einfach, baut schlicht, echt und deutsch, ihr Bauherren!

Sehen wir uns daraufhin einige Beispiele, aus der jüngeren Zeit stammend, mit kritischem Blick an. Sie zeigen Häuser,

k l e i n e n F e h l e r n .

mit einem Rosenspalier versehen, stehen die Häuser hinter einem offenen Vorgarten an der Straße, u n d ihre roten Dächer u n d der zurückgelegte Eingang gelten als gut deutsch. Aber es ist nur die ni e d lic he A u f f a s s u n g davon.

Ein aus G r ü n d e n der Symmetrie u n d rechteckigen Formen- gebung der R ä u m e oft gewählter Grundriß wird i m Aufbau, der mit nordischen Giebel-Satteldächern heimatgerecht geplant, dagegen v o m Bauherrn lieber gewählt ein zweimal heimat­

widrig gebrochenes D a c h zu d e m herausgedrückten Eckfenster, das die anfänglich geplante Symmetrie empfindlich verletzt.

D e m vorwitzigen Schaukasten-Eckfenster fehlt in seiner leichten Ausbildung der organische Anschluß. Die verletzte Hüfte soll durch die spalierumrahmte mittlere Fenstergruppe als Masse betonendes Element gestützt u n d korrigiert werden, etwas miß­

lungen, w e n n wilder W e i n oder Spalierobst eigene W e g e gehend die symmetrischen Linien verdeckt u n d das Schließen der Fenster­

läden verhindert. D e n profilierten Giebel-Stirnbrettern fehlt die deckende Feder. Paßt sich die Aufteilung der Gartenfläche der Hausform gut an, so wirkt dagegen die sozusagen senkrecht angeordnete Straßenpflasterfläche der Terrassenmauer durchaus unschön. Die Auftür m u n g der Pflastersteine in hohler Fugen­

teilung ist handwerkswidrig. Fenster i m Kleinstformat verbergen ein dumpfes Kellergeschoß.

Gemütlichkeit im Straßenbilde mit dem herausgedrückten alten Bäckerfenster der Kleinstadt, das gute Spalierrahmen-Rezept, das Straßenpflaster-Motiv für die Einfriedigung und Treppe vereint.

die m a n c h e n Laien auf den ersten Blick gefallen. Schnell werden solche Häusel geknipst, u m sie d e m befreundeten Architekten vorzulegen, doch auch „etwas Aehnliches zu entwerfen“ ! Es ist eine Art krankes Idol der Gemütlichkeits-Vorstellung, die viele Bauherren mit sich herumtragen. Sauber geputzt, obendrein

Klotzpfeiler für den Vorgartenschutz; für das

Kleinhaus

genügt vollkommen der einfache Zaun (Nachbarhaus).

Der zierliche Kegelbalken als Zutat.

Ein treffliches Seitenstück bildet das zweite Bauherren­

ideal. Bei d e m K a u f des Grundstückes gibt es von vornherein die verlockende Sicherheit des leichten Entschlusses, w o sich W a l d neben d e m H a u s befindet. Für den M a n n aus d e m dichten Miethausviertel ist jedes schüttere Kiefernstück in der Landschaft ein Wald. G e r n wird ein solcher N a t u r z u s a m m e n ­ hang gesucht, weil er Stille verspricht u n d beruhigend wirkt.

Deftige Mauerpfeiler neben d e m T o r w e g werden noch zur Einfriedigung gewählt. D a s ist so eine Art Aberglaube für den Vorgartenschutz. In solchen Fällen handelt es sich fast nie u m Anlagen für B l u m e n w u n d e r oder u m zarte Staudenanlagen, sondern es sind meist bei einer solchen Grünfläche nur ein paar B l u m e n s ä u m e da, weil diese auf die D a u e r billiger zu er­

halten sind. Die innere Aufteilung solcher 5 - R ä u m e - H ä u s e r ist ja typisch geworden. Es gibt kein widerliches U m w e r f e n von Grundrißplänen, wohl aber ein häufiges Hineinreden in die Aeußerlichkeit der Frontbildung, die an der Straßenseite eben- falls merkwürdige Gegensätze zeigt.

Leichte Bildsucherei des Bauherrn wollte über der Halb­

kreisöffnung des Einganges, keck ausschauend, eine Art Orgel­

empore herausschießen lassen, die über der T ü r prahlt. Zierliche

(9)

265

Fenster i m Obergeschoß mit geringsten Holzquerschnitten trennen sich feindlich v o n den behäbigen Holzstärken der E r d ­ geschoßfenster. Konstruktionsblüten sind die Dreikantköpfe der Dachpfetten. Die bescheidenen Holzgitter der Einfriedigung haben sich nur ungern in den schweren R a h m e n der kraft­

strotzenden Pfeiler einfügen lassen (Abb. 2).

Eine zu allen Zeiten aus wirtschaftlichen G r ü n d e n beliebte Verbindung ist das D o p p e l h a u s . I m m e r wieder taucht es seit alter Zeit in den „feineren“ Vierteln auf, w o die Besitzer nicht selten miteinander verwandt sind u n d w o über die Einheitlich­

keit von Anstrich u n d Gardinen u n d namentlich Instandhaltung keine Meinungsverschiedenheiten bestehen. So war die Zeit vor etwa 25 Jahren. D a m a l s hatte die Errichtung von Do p p e l ­ häusern eine ansteckende Ausbreitung a n g e n o m m e n . N a c h dieser Zeit bemerkte m a n dann schon, wie die eine Hälfte front- u n d giebelwärts einen ganz anderen Anstrich erhalten hatte als das H a u s des feindlich gewordenen Nachbarn. A u c h heute taucht das beliebte Doppelgiebelhaus wieder auf; links eine Garage u n d rechts eine Garage. Die sämtlichen Kl a p p ­ läden haben dasselbe Lichtloch, ja die Klappläden-Nützlichkeit artet heute leicht wieder zur M o d e aus. Ga n z e Hausfassaden werden in viele kleine Fensterlöcher aufgeschnitten u n d daneben sitzen dann die grünen oder roten Läden. Es ist richtig, daß solche Fensterläden eine gute Farbeerhalten müssen, aber häufig bemerkt man, daß die Bewohnerschaft der oberen Stockwerke sich nicht viel aus diesem Lichtschutz macht: die L ä d e n hängen täglich unbewegt an ihrer Mauerfläche. Die kluge Lieferanten- Industrie liefert höchst b e q u e m e KurbelöfTner, u m die Läden zu schließen u n d zu öffnen, aber irgend ein Störrischer im Haus will dann diese schöne Sache nicht benutzen.

Ein Doppelhaus ist an sich fast i m m e r eine oft willkommene Bauaufgabe. D e r E n t w u r f ist schnell fertig, die Errichtung zeigt d e m Bauherrn den Fleiß u n d die Umsicht des Baumeisters, das Haus steht d a n n fertiggestellt als S c h m u c k da. N u n , es ist eine gewisse Gemütlichkeit, die oft einen fatalen Stich z u m Banalen hat. Die U m ä n d e r u n g der Gesinnung z u m wirklich guten und doch charaktervollen Ausdruck der M e n s c h e n ist anscheinend doch nicht leicht. Bei der Dachschiftung sieht der Bauherr mit ehrlichem Erstaunen, was da Kunstvolles für ihn gemacht wird. Er verfolgt den Bau, so wie ihn zwei befreun­

dete Besitzer haben wollen, u n d das neue H a u s macht dann Schule

Verdoppelte Gemütlichkeit für die Fassade. Besser sollten vor­

her die Dachschiftung, der Schneesack, die Regenrinne, der Wasserablauf und die Seitentore wirtschaftlich bedacht werden.

Ein siamesischer Zwilling der Architektur mit verrenkten Eingangshüften der sonst glücklich überstandenen Scheinepoche ist das dritte W u n s c h h a u s verbildeten Raumaufbaues. W a s diese in qualvoller Geistesarbeit entstandene treue Mißgeburt an Kubikmeter verbauten u n d unbenutzbaren R a u m verbirgt,

kann nur mit Nachde n k e n überboten werden. Die kümmerlichen Mansardenreste des Hauptdaches mit vielfachen W i n d u n g e n der Anschlußkehlen n e h m e n nur widerwillig die nordischen Steildächer der verwachsenen Giebelzwillinge auf. Die großen Dachflächen der Mansarden, glatt u n d steil mit Doppelkronen­

dach für rasenden Wasserablauf gedeckt, endigen bescheiden in einer kleinen Rinne, die den Wasserstrom überschäumend auf die kranken Hüfteingänge wirft, die, ebenfalls mit Miniaturrinnen ausgestattet, selbst genug a m eigenen Strom zu wü r g e n haben.

W e n n m a n die mit Unbekümmertheit ausgeführte Struktur der Putzflächen, die gewisse verwandtschaftliche Beziehungen zu den tränenden Fenstersohlbänken zeigen, ferner die i m G e g e n ­ satz zur Gebäudemasse leicht geschürzten Fenster u n d Fenster­

läden u n d den Schneesack a m Schultergelenk des Zwillings mit Fallrohr, frei über Tonrohr endend, betrachtet, so k o m m e n auch hier Fragen. D a s war die Ausführung der Baulöwen, die vor 10 Jahren z u m Nachteile der Bauherren gewirkt hatten.

Die Seitentore bleiben krasse Außenseiter i m Wettstreit z u s a m ­ mengesuchter Architektur (Abb. 3).

Zersplitterte Gliederung der Villenkunst.

Zwischen den beiden Richtungen: moderne Sachlichkeit und Deutschheit kann Betonkoketterie nichts entscheiden.

H eimatfremd schließt sich ein weiterer würdiger Vertreter zersplitterter Kunstrichtung neuer Außengestaltung an. V o r ­ nehm, plastisch u m r a h m t u n d würdevoll zurückliegend ist der Eingang mit zierlicher Laterne, hochragend u n d schmalhüftig, u m in der Ausdrucksweise zu bleiben, die Wohnkiste, gedeckt durch südlich mutendes Klappdächlein. Ueberholt wirkt schon die altmodische Beet-Pyramide mit ländlicher Zackeneinfassung vor der Terrasse. D a n n fragt m a n sich weiter, w e n n der Archi­

tekt als Aufgabe einen Balkon zu bauen erhielt, wie soll er in seiner äußeren Gestalt behandelt werden. Hier ist dieser Bauteil wie ein schwerer mächtiger Architrav über den als Portikus wirkenden V orbau gestaltet. Es gibt der Laien zu viele, die solche Schwächen erkennen, denn die Ge s a m t f o r m des Hauses ist leicht, u n d ein Balkon m u ß nicht notwendigerweise wie ein Riesen­

sarkophag aussehen. Es ist nicht gut, daß solche Häuser der Laienkritik ausgesetzt werden; das haben wir seit Stuttgart kennengelernt, das v o m ganzen Volke N e u m a r o k k o genannt wurde. So sehen wir hier an einem solchen kleinen, nicht ohne Koketterie u n d nicht ohne Eleganz hingesetzten K o m p o s i t u m , wie Bauherren leicht zu falschem Ehrgeiz geraten, möglichst Auffälliges zu besitzen. Sie mü s s e n vielmehr wieder alle lernen, daran festzuhalten, daß eine schöne grüne U m g e b u n g mit der Weite des Blickes u n d mit großen alten B ä u m e n a m H a u s e den Bauherrn verpflichten, deutsch zu denken u n d deutsch zu

bauen. D i e t w e e .

(10)

N e u z e i t l i c h e V e r d i n g u n g s u n t e r l a g e n .

Von Reg.-Baurat Th. Weil und Architekt A. Grohmann, Düsseldorf.

E

inwandfreie Verdingungsunterlagen, insbesondere Leistungs­

verzeichnisse, müssen den Willen des Ausschreibenden un d eindeutig z u m Ausdruck bringen. Die Forderungen der Ausschreibung müssen handwerklicher Ausführung entsprechen.

Sie müssen eine richtige Kalkulation des Anbietenden ermog liehen. Eine Gleichmäßigkeit der Ausschreibungen bei den ver­

schiedenen ausschreibenden Stellen ist herbeizuführen, un endlich müssen die Ausschreibungen den Belangen beider heiten, der ausschreibenden wie der anbietenden, Rechnung tragen.

U m solchen Gedanken zur Verwirklichung zu verhelfen, faßte die H a n d w e r k s k a m m e r Düsseldorf i m Jahre 1930 den Lnt- schluß, in gemeinsamer Arbeit mit den Baubehörden, der Archi­

tektenschaft u n d den Fachorganisationen des Handwerks Ver­

dingungsunterlagen herauszugeben, die für ein größeres Gebiet eine einheitliche Ausschreibung aller Arbeiten des Baugewerbes sicherstellen. I m Laufe der Zeit übernahmen die i m damaligen Westdeutschen Handwerkskammertag zusammengefaßten H a n d ­ werkskammern des gesamten Rheinlands einschl. Saargebiet, Westfalen, Hessen-Nassau u n d Lippe die Arbeiten der H a n d ­ werkskammer Düsseldorf auch für ihre Gebiete.

Verdingu ngsu nterlagen oder H andbuch fü r B a u a u ssch re i­

bungen ?

Die Frage wurde zugunsten der Verdingungsunterlagen entschieden, obwohl sehr oft die Ansicht in Fachkreisen vertreten ist, daß ein H a n d b u c h umfassender sein kann, während fertige Verdingungsunterlagen u. U. nur einzelne Hauptausführungs­

arten bringen können oder aber viele Positionen aufweisen, die bei der Ausschreibung dann nicht benötigt werden. Die bisher vorhandenen gedruckten Verdingungsunterlagen schienen diese Ansicht zu bestätigen.

Gegen ein H a n d b u c h spricht der Umstand, daß bei einer vorzunehmenden Verdingung aus d e m H a n d b u c h der Wortlaut der einzelnen Positionen herausgeschrieben werden muß. Diese Arbeit aber ist einmal mit unnützen Kosten u n d Zeitverlust verbunden u n d andererseits besteht die Gefahr, daß Abweichun­

gen v o m Text Vorkommen, die u. U. zu nicht zutreffenden Kalkulationen der Anbietenden führen werden. Gerade dies soll aber vermieden werden.

Für ein Leistungsverzeichnis spricht das Fortfallen unnützer Schreibarbeit und die Sicherstellung eines gleichlautenden Wortlautes z u m mindesten innerhalb eines größeren Wirtschafts­

gebietes. Voraussetzung dabei ist, daß größte Vielseitigkeit und Beweglichkeit hinsichtlich der W a h l der Werkstoffe, Ausfüh­

rungsarten usw. vorhanden ist.

W elche Bedingungen sind an ein b ra u ch b a re s Leistu n gs­

verzeich n is zu stellen ?

Der Wille des Ausschreibenden m u ß klar un d deutlich z u m Ausdruck k o m m e n . — Die Ausschreibung m u ß in ihrem Wortlaut eine handwerksgerechte Ausführung fordern. — Die Belange beider Vertragsparteien müssen gewahrt werden. — D e m A n ­ bietenden m u ß eine richtige Kalkulation so leicht wie möglich gemacht werden. — Möglichst viele Ausführungsarten müssen wahlweise erfaßt werden können; auch darf der Text Neuerungen auf d e m Gebiete der Technik nicht ausschließen. — Es m u ß möglichst allgemeine Gültigkeit haben.

W ie werden die D ü sseld o rfer Leistungsbesch reib ungen diesen Fo rd eru n gen gerech t ?

Ihrem Text unterlegen die Verdingungsunterlagen voll die Reichsverdingungsordnung (VOB). Sie vermeiden jede Wieder­

holung des dort Gesagten. W o nötig, erweitern sie die dort gestellten Forderungen. Es arbeiteten an den Verdingungs­

unterlagen mit:

Bauverwaltungen des Landesfinanzamtes Düsseldorf, Ober­

postdirektion Düsseldorf, Preußische Regierung Düsseldorf, die Rheinische Provinzialverwaltung un d die Stadt Düsseldorf _ Ferner Architektenschaft u n d ihre Vereine.

Fachorganisationen: Die zuständigen Fachverbände des Handwerks.

W i e die V O B es fordert, sind die Leistungen entsprechend d e m handwerklichen Vorgang und der handwerklichen Kal­

kulation aufgegliedert. Haupt- und Nebenleistungen sind klar unterschieden. Der Unternehmer hat eine Preisteilung nach Material und L o h n vorzunehmen, was d e m Ausschreibenden

die Prüfung des Angebots erleichtert. D e r stets gleichbleibende Text vorgedruckter Ausschreibungsunterlagen bei verschiedenen Submissionen erleichtert d e m Anbietenden das Verständnis sowie die Vor- u n d Nachkalkulation. Die verschiedenen jetzt in Gebrauch befindlichen Haus-Angebotsformulare von Behörden u n d Privatarchitekten geben d e m Un t e r n e h m e r nicht die gleiche Sicherheit.

Die A n w e n d u n g von Tabellen ermöglicht z u m erstenmal die wahlweise Erfassung verschiedener Ausführungsarten in der gleichen Position, ohne die Uebersicht zu stören.

Beispiel:

B e to n m a u e rw e rk , D IN 1967.

V o rb e m e rk u n g : D ie M isch u n g sv e rh ä ltn isse beziehen sich a u f R a u m teile. Z ur A n w e n d u n g gelangt... -Zement u n d ... -Kies.

Sch litze aller Art sind kostenlos anzulegen u n d werden i m M a u e r w e r k nicht abgezogen.

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beton, Schlackenbeton oder anderer Art herstellen.

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d 1 :

e über

30 cm Schalung

1 :

f 1 :

I m vorstehenden Beispiel kann zunächst wahlweise der an verschiedenen Orten verschieden angewandte Zuschlagsstoff be­

stimmt werden. Weiterhin tritt der Unterschied, ob der Beton in maßlich vorbereiteten G r äben oder in Schalung auszuführen ist, klar hervor. Sodann können auch verschiedene Mischungs­

verhältnisse bei sonst gleichen Ausführungen in der einfachsten Weise angegeben werden.

Die V O B hat sich bewußt über verschiedene Eigenartig­

keiten handwerklicher Gebräuche u n d Gepflogenheiten zugunsten einer einheitlichen Auffassung entschieden. Die hier behandelten Verdingungsunterlagen bringen den Beweis für die Du r c h ­ führbarkeit dieser Auffassung, wobei die Beweglichkeit der ge­

wählten Ausschreibungsform einer allgemeinen Gültigkeit den W e g bahnt.

F ü r welche B a u v o rh a b e n eignen sich die V e rd in g u n g s­

u n terla gen ?

Sie eignen sich sowohl für kleine wie mittlere als auch größere Bauvorhaben. Es können W o h n h ä u s e r aller Art als auch G e ­ schäftshäuser unter V e r w e n d u n g dieser Vordrucke verdungen werden. D u r c h die Druckanordnung u n d durch geschickte Ver­

teilung der Positionen ist es möglich, ganze Blätter herauszuneh­

men, die z. B. bei kleinen Bauvorhaben u. U. nicht benötigt werden. Leerpositionen ermöglichen jede beliebige Erweiterung der Ausschreibung.

Es empfiehlt sich aber dringend, sich einige M a l e dieser Unterlagen zu bedienen, u m ihren W e r t erkennen zu können, wobei aber zu beachten ist, daß die M assenberechnung auf d e m er ingungsanschlag sich aufbauen m u ß . Es ist aber jedenfalls PnHHnf, n ’ i ^ i?r,.ein ganz Sroßes W e r k geschaffen ist, das endlich einmal Einheitlichkeit in die Ausschreibung für Hochbau- l n m ™ ntgen ?U bw ngtT Y ersucht, d e m niemand, der dafür in Frage ko m m t , seine Mitarbeit versagen sollte.

1(1 Verzeichnisse sind je nach U m f a n g z u m Preise von

zu beziehen Geschäftsstelle H annover, Postfach 87,

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