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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 40, H. 18

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Academic year: 2022

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O m tfrtic ß a u llü t t c

3eitfct)tift öcr öcutfchen jTcd)itektcnpijaft

Rerausgtbtr: Curt R. Vineentj. — ©escbäftsbaus: Hannover, Hm Schiffgraben 4».

(Alle Rechte Vorbehalten.)

Maß, Kraft und Ueberlieferung im Bauen.

Von Prof. Theodor Fischer*).

4 0

. Jahrgang. Hannover, den

2 6

. August

1 9 3 6

. Heft

1 8

T n der Gewohnheit ruht das einzige Behagen des M e n s c h e n “

»-^(Wilhelm Meister, „Wanderjahre“ ) und, mit leichtem Spott gesagt: „ W a s m a n gewohnt war, bleibt ein Paradies“ („Faust“ II).

Ein dritter, vielleicht minder erfreulicher Beleg: „ A u s G e m e i n e m ist der M e n s c h gemacht u n d die Gewohnheit nennt er seine A m m e “ („Wallenstein“).

Ist Gewohnheit mit Ueberlieferung eines Sinnes? Nein, aber sicherlich verwandter Art. Gewohnheitsmenschen zu sein, weisen wir gern ab u n d täuschen uns darüber weg, in welchem M a ß wir der Gewohnheit unterworfen sind. Einziges Behagen und paradiesisches Sein nicht nur liegt in der Gewohnheit, auch Sitte u n d O r d n u n g ruhen auf diesem breiten G r u n d und damit der Z u s a m m e n h a l t menschlicher Gemeinschaft. D a ß Menschen u n d Völker aus ihren verschiedenen Veranlagungen und aus ihren verschiedenen Schicksalen heraus zu verschiedenen Gewohnheiten g e k o m m e n sind, ist kein Beweis gegen die über­

geordnete M a c h t der Gewohnheit. Als solche wirkt sie, wie der Pulsschlag des Lebewesens, stetig v o m Beginn bis z u m Tod.

Jede Ueberlieferung aber ist ein Wechsel. W e n n das Ueber- lieferte durch eine Person geht, ist das Nachherige anders als das Vorherige. Die Leistung u n d die Form, die dann erscheinen, sind gewandelt, je n a c h d e m die Person v o m Ihrigen dazugetan oder von der Ma s s e des U e b e r k o m m e n e n w e g g e n o m m e n hat.

Das geschieht auch, w e n n das Ueberlieferte heilig u n d in be­

wußter oder unbewußter Ehrfurcht überliefert wird. Obgleich in diesem äußersten Fall die Ae n d e r u n g so gering sein mag, daß sie, wenigstens v o n den unmittelbar Beteiligten, gar nicht w a h r g e n o m m e n wird, so ist sie doch nach M e n g e u n d F o r m der Beginn eines fortschreitenden Wechsels des Ueberlieferten, der zur vollkommenen Erneuerung führen kann u n d so die U e b e r ­ lieferung zu verneinen scheint. In solchen Unbestimmtheiten ist m a n gewöhnt, die letzten Gegensätze zu Hilfe zu rufen, als ob zwischen Schwarz u n d W e i ß nicht die ganze Farbigkeit des unerforschlichen Lebens läge. M a n wird sich also gern be­

scheiden, den geringen R a u m dieses Versuches mit freien G e ­ danken über die Ueberlieferung i m Ba u e n auszufüllen, die von enger u n d einseitiger Betrachtung zu befreien geeignet sein mögen.

Gewohnheit u n d Erneuerung, Gegensätze wie Aus- u n d Einatmen, werden durch die Ueberlieferung in unerschöpflicher Vielgestalt vermittelt. Gewohnheiten i m Ba u e n beziehen sich zunächst auf technische, ich setze dafür lieber: handwerkliche Dinge — soweit der Baumeister in Frage k o m m t . Der, für den er arbeitet (das W o r t „Laie“ widerstrebt), beurteilt das B a uwerk auch nach seiner Gewohnheit, insofern sein körperliches Behagen oder M i ß b e h a g e n hervorgerufen wird; daneben wirkt die ge­

wohnte oder ungewohnte F o r m auf ihn, beides meist unbewußt.

*) T h e o d o r Fischer, der Senior der deutschen Baukunst der Gegenwart, gibt mit der folgenden Betrachtung Einsichten, die eine große architekturale Erfahrung bestätigen, zugleich auch die Praxis eines Meisters, dessen b a u e n d e m u n d n a c h d e n k e n d e m Geiste in einer guten Formel einmal „ M a ß , Kraft u n d Ue b e r ­ lieferung“ zu Recht nachgerühmt w o r d e n sind.

D e r erkannte u n d geprüfte künstlerische W e r t entscheidet bei der M e n g e etwa in hohen Zeiten der Kunst, sonst aber nur bei wenigen innerlich Beteiligten; in der Regel ist es die Gewohnheit, die das einzige Behagen gibt. Sie überhebt den z u m Urteilen G e z w u n g e n e n der Unsicherheit; sie erlaubt i h m harmloses Genießen des anerkannten Schönen — sei es, daß die F o r m e n aus unmittelbarer Ueberlieferung oder mittelbar aus geschicht­

licher Bildung herbeigeleitet sind. D a s vorige Jahrhundert, das durch vielerlei Bildung, nicht zuletzt in Kunstsachen, glänzte, war solchem Behagen ergeben. D a m i t war die Teilnahme meist erschöpft. U n d der Architekt k a m d e m Bedürfnis, wie m a n gern sagt, weitgehend entgegen. Faßt m a n übrigens Behagen nicht spießbürgerlich eng, so ist darin m e h r Endgültiges gegeben, als m a n beim Lesen manches kunstwissenschaftlichen Buches u n d bei mancher schöngeistigen Unterhaltung sich vorstellen möchte. Aber wir wissen, daß über das Behagen, auch im edelsten Sinne, hinaus Wirkungen der Baukunst möglich sind:

großes L e b e n kann große F o r m e n zeugen, w e n n die U e b e r ­ lieferung gediehen ist.

Mit einigen Einschränkungen ist der Satz zu wagen, daß beim Laien (der Kürze halber sei er’s) die Gewohnheit, beim Künstler die Ueberlieferung den fruchtbaren B o d e n ergibt, aus d e m die K e i m e der Kunst u n d des Verständnisses wachsen.

Die Ueberlieferung ist zunächst handwerklich, w e n n m a n an die Wort- u n d Sinnverwandtschaft von Kennen, K ö n n e n u n d Kunst denkt, wohl auch künstlerischer Art, sogar i m Sinne bewußter Lehre. Dafür ein Beispiel aus einem Grenzgebiet: die g e o m e ­ trische Bindung des Entwurfes ist, wie wir a n z u n e h m e n geneigt sind, durch Jahrhunderte geübt, als Berufsgeheimnis gehütet u n d von einem Geschlecht z u m anderen überliefert worden.

Ihr Ursprung ist der handwerklich praktische Vorgang der Messung, ohne die ein B a u w e r k von Bedeutung weder geplant noch ausgeführt werden kann. D e r Baumeister entdeckte bei diesem Vorgang in der Mathematik bald Hilfen u n d Gesetze, die ihn beglückend leiteten, ohne daß i h m zunächst der natur­

gesetzliche Sinn von Zahl u n d M a ß für das E m p finden des Schönen ins Bewußtsein getreten sein müßte. (Dies ist eine Angelegenheit für sich, die noch zu sehr der Klärung bedarf, als daß sie hier behandelt werden könnte.) Die Ueberlieferung hat die praktischen u n d deshalb beglückenden Vorteile der mathematischen Bindung des Bauplanes weitergegeben; die tieferen G r ü n d e des Könnens, die Kenntnisse m ö g e n in der Reihe der Ueberlieferer sehr verschieden gewesen sein. Sie schwanden zeitweise auf einige unverstandene Regeln z u s a m m e n , die i m m e r ­ hin noch ihre W i r k u n g taten. Die Ueberlieferung blieb als solche bewahrt, bis sie schließlich nur noch in wenigen lebte als eine verklingende Sage. A b e r sie ist heute i m Begriff, wieder aufzuleben.

DieseTatsache ist wert­

voll als bestimmende Ei­

gentümlichkeit der U e b e r ­ lieferung gegenüber der Gewohnheit: die Ueber-

M e r k b la t t - E in la g e !

Zur

Architekten- Anordnung und Öauhcrren-Belehrung:

B e r a tu n g f ü r den B a u h e r r n . Preis 5 Stück 50 Rpf. postfrei.

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lieferung kann wieder aufleben, auch w e n n sie praktisch ab­

gerissen zu sein scheint. Es ist das Schrifttum u n d ist die ge­

schichtliche Forschung, die solche Wiedergeburten hervor­

bringen, w e n n ihre Zeit g e k o m m e n ist. Aber die wiedergeborene Ueberlieferung ist von anderer Art, als sie es i m lebendigen Lauf durch die Geschlechter war. Die italienische Renaissance ist keine Wiederholung der Antike. Ehedem, i m lebendigen A b ­ lauf, war, u m es mit den nötigen Vorbehalten zu wiederholen, das H a n d w e r k wesentlicher Gegenstand der Ueberlieferung;

bei den Wiedergeburten ist es die Form.

Wandlungen des Stiles nach d e m i m kunstwissenschaft­

lichen Schrifttum eingewurzelten Begriff sind zumeist mit Aenderungen der Einzelform in Z u s a m m e n h a n g gebracht worden. Ein Wandel der Gestalt i m ganzen ist von größerer Tragweite. Ich n e h m e als Beispiel die Reihung der Häuser in unseren alten Städten. Nichts hat die Gesamterscheinung unserer Plätze u n d Straßen m e h r verwirrt als der U m tausch des Giebels mit der Fläche des Satteldaches. Es war die größere Feuersicherheit, die dazu führte, nicht ein Stilwandel. D e n n in Städten, die noch die Giebelreihen erhalten haben, wie etwa Landshut i. B., stehen mittelalterliche Giebel neben Giebeln der Renaissance un d der spätesten Barockzeit, bei aller Ver­

schiedenheit der Einzelform einheitlich in der Gesamtgestalt.

Solchem Verhalten gegenüber erscheint, was m a n Stil nennt, nicht viel m e h r als Mode.

Es gehört zu den Sätzen, die für unantastbar gelten, daß die Bauüberlieferung nach d e m Klassizismus abgebrochen sei, daß Schinkel der letzte Große in der Reihe der Ueberlieferer war. Er war es nur zur Hälfte; zur anderen Hälfte war er einer der Ersten in der Reihe der Ueberlieferungslosen. Durch diese große Persönlichkeit geht der Bruch. Schon vorher war der entscheidende Schlag des Wissens gegen das K ö n n e n gefallen: in England, Frankreich u n d Deutschland. D e r Klassi­

zismus selbst hat die Ueberlieferung aufgelöst. Er konnte nicht erneuernd wirken, weil er nicht von handwerklichem Sachsinn durchdrungen war. I h m ist in seinem Mangel an sicherem Volks­

t u m auch jene Baupolizei des vorigen Jahrhunderts eigentümlich, die m e h r Ueberliefertes vernichtet hat, als aller Heimatschutz wiederherstellen konnte; i h m gehören Vorschriften an, wie etwa jene, die König L u d w i g I. in den zwanziger Jahren erlassen hat u n d die lautet: Die Dächer sind so flach wie nur möglich anzulegen un d nach allen Seiten abzuwalmen. D a s war der T o d des deutschen Stadtbildes von ehedem. Jetzt waren Straße und Stadt nicht m e h r eine Gemeinschaft Gleichgerichteter, sie w urden zur Anhäufung von Einzelwesen. A u f einer anderen Ebene bedeutet das den Sieg des Körpers über den R a u m .

Ueberlieferung u n d Gewohnheit sind weiblicher Natur, tragend u n d erhaltend u n d in diesen Eigenschaften unentbehr­

lich. Aber die Linie des Erhaltens kann nicht steigen, nicht einmal in der Waagrechten bleiben; sie m u ß ohne stete B e ­ lebung früher oder später sich nach unten neigen. Das M ä n n ­ liche erweist sich notwendig zur Erneuerung; denn das, w o r u m es sich handelt, ist das Lebendige.

W e r alt wird, erlebt, w e n n nicht zweimal, so doch sicher einmal, daß ein junges Geschlecht die Arbeit des vorigen über den Haufen wirft. Das ist natürliches Geschehen, dessen U e b e r m a ß sich nach einiger Zeit wieder ausgleicht — , dann nämlich, w e n n das junge Geschlecht anerkennen lernt, wie sehr es selbst auf den Schultern der Väter steht u n d wie sehr auch es selbst Irrtümern unterworfen ist. D e r U m sturz ist u m so gewaltiger, je länger das Mutterrecht der Gewohnheit waltete.

D e r ausschließlich rückwärts schauenden K u n s tübung i m vorigen Jahrhundert folgte als natürlicher Gegensatz die Sach­

lichkeit. (Indem er das Bedenkliche dieses Wortes vermeidet, sagt der Gelehrte: D e m Eklektizismus folgt der Realismus.) D a aber vorher von gesunder Ueberlieferung nicht die Rede un d da an deren Stelle kunstgeschichtliche Gelehrsamkeit ge­

treten war, mußte das Geschehen gewaltsam k o m m e n . Der Stoß wird n u n v o m Gegenstoß des G e w o h n t e n abgelöst, aber

gewirkt hätten.

Erneuerungen werden durch den Wechsel der Lebens­

auffassung angeregt, aber auch, wie mir scheint (und häufiger als der Gelehrte zugeben möchte), durch U m w ä l z u n g e n in der Technik. D a aber die Technik, ich sage lieber: das H a n d w e r k von der F o r m g e b u n g u n d schließlich v o m Formausdruck sich so wenig trennen läßt wie die menschliche Seele v o m mensch­

lichen Körper, ist ein unmittelbarer Z u s a m m e n h a n g i m W e r d e n der Handwerksform u n d der Ausdrucksform klar. Für beide fordert jede neue Aufgabe neue Ueberlegung u n d neuen kühnen Versuch. D e r Bauende wird sich von der Mutter Ueberlieferung, sofern sie ist, u n d wohl auch von der A m m e Gewohnheit bewußt u n d unbewußt leiten lassen; entscheidend aber für große Taten wirkt die väterliche Arbeit des Erfindens. W i r suchen nach einem männlichen W o r t für Erfindung, Vorstellung, Phantasie.

Vergeblich! „Die früheren Jahrhunderte hatten ihre Ideen in Anschauungen der Phantasie; unseres bringt sie in Begriffe.

Die großen Ansichten waren damals in Gestalten, in Götter gebracht, heutzutage bringt m a n sie in Begriffe“ (Goethe). In dieser N o t greift m a n gern zu einem Zeugen, der, was den Wert der Ueberlieferung angeht, sicher einwandfrei ist, Albrecht Dürer: „ S o ich jetzt vornehme, eine Säule oder zwei ma c h e n zu lehren für die jungen Gesellen, sich darin zu üben, so bedenke ich der Deutschen G emüt. D e n n alle, die etwas Ne u e s bauen wollen, wollen auch gern eine neue Fasson dazu haben, die früher nie gesehen wäre.“

Ich erinnere mich gern an häufige Zwiegespräche mit Adolf Hildebrand, der eine Erneuerung der Ausdrucksform ablehnte, weil m a n ja in der ü b e r k o m m e n e n Sprache alles ausdrücken könne. M a n mußte i h m entgegenhalten, daß die Sprache der italienischen Renaissance u n d ihrer Nachfolger, die er meinte, wohl eine Allerweltssprache sei, d e m deutschen Geist (im Dürer- schen Sinne) aber auch dann nicht voll genüge, w e n n sie etwa auf münchnerisch oder berlinisch ausgesprochen werde. Ueberdies sei es — der hinkende Vergleich! — bedenklich, das Verhältnis zwischen F o r m u n d Ausdruck in Sprache u n d in der Baukunst gleichzusetzen. W o bleibt bei d e m Vergleich das H a n d werk?

H a n d w e r k ist noch nicht Kunst; aber K unst — besonders die Baukunst — ist i m m e r Handwerk, höchst gehobenes u n d ver­

geistigtes H a n d w e r k mit unbeschränkter Ausdruckskraft. D a ist n u n der Punkt, w o sich die Technik auf eine Strecke v o m H a n d ­ werk zu trennen scheint. Ist in der neuzeitlichen Steinplatten­

verkleidung noch etwas v o m edlen H a n d w e r k des Steinmetzen?

W i e streng urteilt der Sprachgeist mit d e m Doppelsinn des Wortes Verkleidung!

U n d w e n n die Baukunst n u n doch noch einmal mit der Sprache verglichen werden darf: ohne ein durchaus redliches H a n d w e r k wird die Art, zu reden, zur Redensart.

Selbsthilfe des B au handw erks.

In M ü n c h e n ist mit Genossenschaftsbanken, Sparkassen u n d Handwerksmeistern die „Bauträger A.-G. des bayerischen H a n d w e r k s “ mit 0,1 Mill. R M . Kapital gegründet worden.

Aehnliche G r ü n d u n g e n sind in Frankfurt a. M . (Rhein-Mai­

nische Handwerksbau A.-G.) u n d Düsseldorf (Handwerksbau A.-G.) erfolgt, weitere G r ü n d u n g e n in anderen Landesteilen sind vorgesehen. D e r Reichsstand des Deutschen Handwerks hat Mustersatzungen für diese G r ü n d u n g e n aufgestellt. Diese Bauträger-Gesellschaften sollen danach als Selbsthilfeeinrich­

tungen eine verstärkte Einschaltung des H a n d w e r k s in die B a u ­ wirtschaft ermöglichen. Ihre Aufgabe ist insbesondere, für B a u ­ herren, die mit den Einzelheiten des Baues sich nicht beschäf­

tigen können, einheitlich die Beziehungen zu den verschiedenen a m B a u beteiligten Ha n d w e r k e r n zu regeln, die Arbeitsvergebung durchzuprüfen, die Ab r e c h n u n g zu besorgen u n d je nach den U m s t ä n d e n den fertigen B a u abzustoßen oder auch zu verwalten.

Mit der gleichfalls v o m H a n d w e r k geschaffenen „ T r e u b a u “ A.-G., die auf d e m Gebiete der Finanzierung arbeitet, ist ein Z u s a m m e n w i r k e n vorgesehen.

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245

Kleines H aus

mit schöner B alkon iR ü ck seite in M arkkleeberg i. Sa.

A r c h .: Peter M. Zahn, Leipzig.

'I '•'iOO

In einem G a rte n , der noch u n fertig ist, aber eine nette G e sta ltu n g erm öglicht, en tsta n d dies billige H aus.

Es betont fr o n tm ä ß ig h andw erkliche S a u b erk eit und lä ß t beim A u f tr itt und E ingang die geistige S e lb ­ stä n d ig k e it bescheiden durchblicken. D er H auptsinn des H auses ist die repräsentationsferne T en den z f ü r d a s w eite lan dsch aftlich e R aum gefühl. G r u n d r iß : eine V arian te.

Aufnahmen: Dr. Edg. Lehmann

D ie Z ersprengung der herköm m lich en G ie b e lse ite n -S y m m e trie beim K lein h au s durch den g ro ß en H o lzb a lk o n is t das heutige F o rm m o tiv, das d ie N eigu n g z u r Besonnung beton t. N u r d o rt angebracht, wo die Z a h l der R egen tage erw iesenerm aßen beg ren zt ist. D er vorgerü ckte A u sbau des dreifach en E ß ­ zim m erfen sters z e ig t d ie b ew ä h rte A r t, die das G esicht eines H auses volkstü m lich m ach t.

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Flugaufnahme: Genehmigt vom R LM .

V o l k s t ü m l i c h e r S p a r k a s s e n b a u i m S t a d t b i l d e .

■p\er Sparkassenbau in einer kleinen Stadt, die Erneuerung alter Anlagen, der U m b a u alter Häuser wird noch häufig dankbare Bau-Aufgaben stellen. Die vollkommen geänderte Wirtschaftsweise bringt es ja selbst in Großstädten fertig, daß Anlagen, die vor etwa 12 Jahren geschaffen wurden, vollkommen umgebaut werden mußten.

D e r eigentliche A usbau der Sparkassen zu ihrer großen volkswirtschaftlichen Bedeutung fiel in die Zeit von 1870— 1914.

Die Zahl der Sparkassen wuchs in Preußen von 850 auf 1765 mit z u m Teil recht primitiven Häusern. Die gesamten Ein­

lagen der deutschen Sparkassen erreichten im Jahre 1913 bereits den gewaltigen Betrag von weit m e h r als 19 Milliarden Mark.

Es k a m e n also schon 300 M a r k auf den K o p f der Bevölkerung.

1 WIMDTA**« 2 KUNOEMRAUI

^isire* SrnESORTnepPe 8 CkOSCT. J*UTOM*u(n

Erdgeschoss Sabbutsraum

Erdgeschoß und K eller M . i : 400.

In dieser kleinen Stadt, die mit d e m sorgfältig bewahrten Gesicht der Straßenbilder u n d Plätze das Typische guter Klein­

städte zeigt, galt es, an Stelle eines alten Sparkasse-Geschäfts­

raumes i m Rathaus einen eigenen Sparkassenbau zu schaffen.

A u c h in der kleinen Stadt ist es schwierig, ein altes H a u s zu kaufen, das an guter Lage steht, also leicht erreichbar ist. Es ist interessant, zu sehen, daß für ein solches H a u s mit einem Bauplatz von 22,75 m Länge u n d 11,40 m Breite i m Jahre 1932 10 500 R M . bezahlt werden mußten, was als ein recht günstiger Preis zu bezeichnen ist. N u n ließen sich an dieser Stelle R ä u m e schaffen, die einmal genügend Platz für die ganze Büroarbeit hergaben u n d dazu lichte u n d würdige Arbeits­

stätten mit gutem Z ugang sind. Eine Straßenecke, u n d zwar gerade an d e m Platz mit d e m alten Brunnendenkmal, konnte als bevorzugt den B a u aufnehmen. Es ist eine beobachtete Eigen­

tümlichkeit, daß ein solcher N e u b a u in der Tat eine wirtschaft­

liche Anziehung hat. V o n diesem Augenblick an steigt die Besucherzahl; die Sparanlagen, w e n n auch in kleinen Abschnitten,

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sjttO rTTBO‘HEtM _

L a g ep la n M a ß s ta b 1 : 2 5 0 0 .

Entw urf: Architekt J. Schmeißner, Landesbaurat, Nürnberg.

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B ezirkssparka sse in H ö ch sta d t

a. d. A isch.

E n tw u r f: J. S c h m eiß n er, La n d e sb a u ra t, N ü rn b e rg .

jeder in einem solchen neuen H a u s e gern zu tun hat. Diese erhebliche V e r m e h r u n g in den heutigen Sparkassenhäusern entstammt einmal d e m Scheckgesetz u n d den A n o r d n u n g e n über die zentralen Abrechnungsstellen, ferner der Z u s a m m e n ­ arbeit mit den deutschen Sparkassenverbänden u n d d e m Giro- verbande. D a d u r c h erhält auch die Sparkasse einer kleinen Stadt eine viel schärfere Aufsicht. Es wird gehindert, daß

Aufnahmen: Schmeißner.

große G e l d s u m m e n infolge Vetternwirtschaft, die in der kleinen Stadt leichter entsteht, an solche Stellen geleitet werden, die einem einzelnen m e h r nützen als der Gemeinschaft. I m letzten halben Jahre ist wieder eine erhebliche Steigerung der Spar­

kasseneinlagen zu bemerken.

A u c h die Sicherheitsbedingungen für einen solchen B a u sind ja andere geworden. Früher haben Sparkassen dieser Art nie Tresors gehabt, sondern gute Panzerkassenschränke. D a s Geld wu r d e dann meist schnell transferiert. Heute will ein großer Teil der Bürger, der ja nicht nur Spargelder dort hinter­

legt, sondern auch Zinspapiere aufbewahrt, nicht einfach einen Kassenschrank haben, sondern Anlagen, die feuer- u n d diebes­

sicher sind. Z u r Anlage des Hauses w u r d e n denn 50 c b m Beton benötigt, dazu 1300 m starke gebundene Stahlschienen.

Die 50 c m dicken U m f a s s u n g s m a u e r n u n d solche für B o d e n u n d D e c k e sind notwendig, die Stahlschienen m ü s s e n dicht liegen.

D a s sind ja alles selbstverständlich gewordene Tatsachen.

Bei guter R a u m a u s n u t z u n g ist die Grundrißaufteilung über­

sichtlich. Ein neuzeitlicher Luftschutzraum ist besonders ge­

räumig angelegt. D e r 1. Stock ist für die Kreisleitung der N S D A P u n d ihre Untergliederungen bestimmt. D a s D a c h ­ geschoß enthält eine geräumige W o h n u n g u n d ferner noch einige weitere Z i m m e r für die Kreisleitung.

Architektonisch soll eine solche Sparkasse sich freihalten von jener auffälligen Gespreiztheit u n d Uebertreibung, mit denen früher ja gern ein bißchen Großtuerei betrieben wurde.

S o ist das Aeußere dieses Hauses a m Platze durchaus bo d e n ­ ständig, heimatzugehörig u n d unaufwändig. D a s große D a c h paßt gut in den R a h m e n des Platzbildes hinein, die W ä n d e mit ihrem Terranova-Putz sind blaugrau gehalten, die Fenster­

läden nach der Farbe des Verputzes blaugrau abgestimmt zu w e i ß e m Fensteranstrich. Die Farbe der Dacherker stimmt überein mit der Farbe der Ziegel, u n d über d e m Eingang mit den deutschen Buchstaben steht als S y m b o l der Sparsamkeit die Bildhauerarbeit, das einfache M ä d c h e n mit der Sparbüchse in der Hand. Eine gute solide Arbeit ist geleistet worden, denn es war doch eine Ehre, bei diesen Arbeiten zu zeigen, daß jeder sein Bestes tat. So ist denn dieser Sparkassenbau der kleinen Stadt vorbildhaft u n d eine schöne Aufforderung, an anderen Orten i m gleichen Sinne vorzugehen.

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F r a g e n a u s d e m n e u e n A r c h i t e k t e n r e c h t .

G ü ltigk eit von E n tw ü rfe n .

W e n n nach § 1— 3 des neuen Erlasses ( v o m 28. Juli 1936) derjenige, der irgendwie an Bauwerken in Stadt u n d L a n d ge­

staltend mitwirkt, rechtlich als Architekt anzusehen ist, so ent­

steht die Frage: Soll ein Planbearbeiter sich unter allen U m ­ ständen zur A u f n a h m e in die Architekten-Kammer anmelden, u m vollkommen gleichwertig planen zu können? — Einer sol­

chen A n m e l d u n g bedarf es nicht, w e n n der baugewerbliche Architekt als Mitglied seiner Standesorganisation ( D G f B ) die Beitragspflicht erfüllt. Es soll auf jeden Fall doppelbeitrags­

pflichtige Mitgliedschaft vermieden werden. Die Zeichnungen der baugewerblich Tätigen sind vor der Baupolizei genau so gültig. Die Planungsberechtigung wird durch den braunen N a c h ­ weis bestimmt. Die Hauptbestimmung für die Honorarberechnung besteht für beide Teile gleich, Architekt wie Baugewerbler.

Z w eifel in der A u slegu n g der neuen A rchitekten - A n o rdnu ng.

Seit 1902 besteht ein Angestelltenverhältnis bei einer aus­

führenden Baufirma u n d einem geprüften Baumeister für Pla­

nungen, technische Arbeiten u n d Bauberatung. K o m m e n in solchem Falle die in § 10 Abschnitt 1 u n d 2 der neuen Anordnung verzeichneten Bestimmungen in Frage?

In solchem Falle ist der Baumeister nach § 2 Ziffer 1 u n d 2c der neuen A n o r d n u n g auch i m Dienst- u n d Angestelltenverhältnis als „Architekt“ anzuerkennen, weil er i m Sinne des § 1 tätig ist, aber nach § 4 Ziffer 1 b von der Zugehörigkeit zur Reichskammer der bildenden Künste ( R K b K ) befreit, d. h. nur dann, w e n n er der Organisation der Fachgruppe Deutsche Gesellschaft für Bauwesen ( D G f B ) oder der dieser angegliederten Reichsgemein­

schaft der technisch-wissenschaftlichen Arbeit ( R T A ) bzw. d e m Reichsbund deutscher Baumeister ( R D B ) als Mitglied angehört.

Als baugewerblich tätiger Architekt ist er aber verpflichtet, nach § 4 Ziffer 2 die Anordnungen der K a m m e r u n d nach § 9 Ziffer 1 bis 3 die besonderen Grundsätze zu befolgen.

N a c h § 10 Ziffer 1 ist der Mitarbeiter nach d e m Gesetz über die O r d n u n g der nationalen Arbeit Mitglied u n d Gefolgs­

m a n n der D G f B , die korporativ wiederum der D A F angeschlossen ist. Er kann aber auch als Einzelmitglied der D A F beitreten.

Voraussetzung ist, daß er die Pflichten dieser Organisationen erfüllt.

Ferner ist der Mitarbeiter nach § 10 Ziffer 2 verpflichtet, eine Zweitschrift des Anstellungsvertrages mit der Baufirma d e m Prädisenten der R K b K über den Landesleiter seines Bezirks einzureichen. Als Nichtmitglied der R K b K erhält der Mitarbeiter dann den „Braunen Ausweis“, der künftig bei Einreichung von Bauanträgen zu benutzen ist, siehe Erlaß des Reichsarbeitsmi­

nisters Absätze 3 bis 6 in Nr. 17 der „Deutschen Bauhütte“ . Kein B au p lan u n gs-M o n o p o l.

Die Zahl der eingetragenen Architekten beträgt ca. 16 000, die Zahl der Baugewerksmeister 72000. D e r von Architekten­

mitgliedern der Reichskammer der bildenden Künste erhobene Anspruch auf „alleiniges“ Recht zur Bauplanung ist nicht an­

erkannt worden u n d wird auch in der neuen A n o r d n u n g der Reichskammer der bildenden Künste über den Beruf der Archi­

tekten ( v o m 28. Juli 1936) ausdrücklich nicht m e h r vorgeschrie­

ben. Es wird in der A n o r d n u n g zwischen Architekten i m engen Berufssinne u n d den Bauplanenden, die überwiegend bauge­

werblich tätig sind, unterschieden. Insbesondere sind also auch Bauhandwerker u n d sonstige gewerbliche Bauausführende grund­

sätzlich zur Planung u n d z u m Entwurf von Bauten zugelassen.

S y ste m a tisch e s B eanstanden.

In einer kleinen Stadt wird d e m Stadtbaumeister, der gleich­

zeitig Leiter der Baupolizei ist, eine gewisse Hörigkeit gegenüber

den dortigen Architekten nachgesagt. Es wird befürchtet, daß er in seiner Stellung dahin gedrängt wird, baugewerbliche Zeich­

nungen systematisch zu b e a n s t a n d e n , daß er sie für einen Beschluß der K a m m e r weiterleitet. — D e r Stadtbaumeister hat lediglich pflichtgemäß zu handeln. Eine einseitige Parteinahme ist deshalb nicht zu erwarten, weil es d e m Bürgermeister der Stadt nicht gleichgültig sein kann, w e n n die sämtlichen H a n d ­ werker der Stadt persönlich u n d ihre Vertretung zu einer O p p o ­ sition verbunden werden, u m sich über den Baupolizei-Leiter zu beschweren u n d damit seine amtliche Stellung i m mindesten Falle zu erschüttern. A u c h kann die Reichs-Handwerkskammer im Falle eines solchen Mißbrauches einschreiten u n d höhere Instanzen anrufen. Andererseits ist jede Planungsarbeit, die offenbar minderwertig ist u n d die der beruflichen Kulturauf­

gabe widerspricht, zu beanstanden.

A n g eb lich eigene P la n u n g sa rb e ite n .

Bei der Besprechung der neuen Architekten-Anordnung wird die Frage gestellt, wie es denn mit der Nachprüfung angeblich eigener Planungsarbeiten steht? Eine Anzahl von Architekten einer Stadt hat i m Laufe der Zeit festgestellt, daß ein „K o l ­ lege“ fast alle seine Aufträge nicht durch sein fachliches K ö n n e n erlangt hat, sondern als Junggeselle durch seine leidenschaftliche Ansprache an den weiblichen Teil der Bauherrschaft, Auto­

fahrten ; hier ist die Quelle seiner Aufträge. Tatsächlich ist er i m Zeichnen in keiner Weise ausreichend u n d läßt diese Arbeiten durch einen begabten jungen Angestellten ausführen. Diese Art Konkurrenz gibt i h m also eine starke Bevorzugung i m Wett­

bewerb. — Eine solche Möglichkeit der unsachlichen Bevor­

zugung ist nicht auf lange D a u e r möglich. Ein Vorschieben fremder Leistung als eigene wird künftig unterbunden, denn es handelt sich in solchem Falle u m eine täuschende Benutzung des Geistesgutes.

Zem en tgesch äft b a u t H ä u se r.

Ein Zementröhrenfabrikant arbeitet z u s a m m e n , ohne firmen­

mäßig verbunden zu sein, mit einem Bauplatzvermittler. Der größte Teil der Bauplatzgeschäfte geht durch die H ä n d e der beiden. D e r Zementröhrenfabrikant firmiert seit vielen Jahren unter d e m Titel „Baugeschäft“ ; er verfügt über ein Entwurfs­

büro u n d führt gewohnheitsmäßig nach den Plänen seines Büros Miethäuserreihen u n d -blocks aus. D u r c h ihn wird eine ganze Anzahl tüchtiger Fachleute aus d e m Wettbewerb ausgeschaltet.

K a n n die Reichskammer hier eingreifen u n d namentlich den benachteiligten baugewerblichen F irmen helfen?

F ü h ru n g des T ite ls A rch ite k t ?

Dies ist eine Berufsbezeichnung, aber kein Titel. Sie ist an sich nicht geschützt u n d auch nicht an irgendeine technische Vorbildung gebunden. Sie kann also frei geführt werden, sofern nicht ein M i ß b rauch oder eine nachweisbare Absicht der Täuschung festgestellt wird. Es gab i m m e r Architekten mit fachlichem K ö n ­ nen, die keine Fachschule besucht haben, aber durch eigenen Fleiß ihre fachlichen Kenntnisse erworben haben. Handelt es sich u m eine Firma, so darf die alte Bezeichnung Architektur­

büro usw. weitergeführt werden. D e r Inhaber ist verpflichtet, die Vorschriften zu erfüllen. D e r Architekt, der Behörden- oder Privatangestellter ist, darf die Berufsbezeichnung öffentlich nach wie vor weiterführen, ohne Kammermitglied zu sein.

Ist er freier Künstler für sich, ist er verpflichtet, der R K b K beizutreten u n d die A n m e l d u n g nach § 1 2 bis 1. F e ­ bruar 1937 zu vollziehen. Er m u ß also sein Verhältnis zu einer der beiden Standesorganisationen regeln, u m eine mögliche Bestrafung nach § 1 1 zu verhüten.

(7)

V e r ö f f e n t l i c h u n g e n ü b e r d e n M a s c h s e e z u H a n n o v e r .

249

D

ie Stadt H a n n o v e r hat den größten Zentralpark Europas, einen wunderbar schön geordneten Stadtwald, der sozusagen wenige M i n u t e n hinter d e m B a h n h o f beginnt u n d nach einer meisterhaften Pflanzen-, W e g e - u n d W a s s e r - O r d n u n g aufgeteilt, von ausländischen Besuchern als Sehenswürdigkeit ersten Ranges bezeichnet wird. — A u s alter Zeit ragen weiter die alten königlichen Herrenhäuser Gärten an die Stadt, mit ihren traum­

haften alten B a u m - W i e s e n u n d Grachten, dazu der mit floristischer Geometrie von Meister L e Notre entworfene Garten; zu desesn Instandhaltung waren seinerzeit jahraus, jahrein außer den leitenden Kräften ca. 1200 singende Gärtnermädchen beschäftigt.

Dieses Prachtstück alter Gartengröße ist n u n seit k u r z e m Eigen­

t u m der Stadt geworden!

D a ß aber in einer Stadt einmal der Fall eintritt, gleich hinter d e m Rathaus ein kulturpolitisches Glanzstück als See anzulegen, der städtebaulich modernste G e d a n k e n verwirklicht, das ist jüngst in H a n n o v e r geschehen. Architektonische Fein­

heiten zu Seebild u n d Alleen!

D r e i g r o ß e V e r ö f f e n t l i c h u n g e n über den Maschsee hegen vor. D a die „Bauhütte“ sich nicht von Lesern den Vorwurf eines nachhinkenden Abdrucksverfahrens schuldig machen darf, so sei besonders auf die glänzende Arbeit v o m städt. Oberbaurat M e f f e r t 1), Hannover, hingewiesen. Hier schreibt der große Städtebautechniker als feinster K e n n e r aller Arbeits-Schwierigkeiten, als Pflugmeister der harten Dinge über die Vorgeschichte, als Aufschlußgeber über die wirtschaftlichen Einzelheiten bei der Anlage des Wassergewinnungsgeländes und führt tiefblickend in alle Einzelgestaltungsfragen bis zu den Wurzeln. Hier wird auch in deutlich lesbaren zeich­

nerischen Unterlagen die U e b e r w i n d u n g aller Schwierigkeiten des G e samtwrerkes aufgetan in technischer, verwaltender u n d besonders künstlerischer Arbeit. D a z u bringt Herr Baurat Dr.-Ing. S c h w i e n einen Beitrag, der die hydrogeographischen und hydraulischen Verhältnisse u n d das hochinteressante Erd- und Flutgeschehen zeigt, dazu die 3mal überlegte Art der Abdichtung u n d ihrer Ergebnisse.

Durch den Maschsee ist nicht allein eine wertvolle Erholungs­

und Sportstätte geschaffen, sondern es ist auch das wie ein Sektor bis in die Stadtmitte einschneidende U e b e r s c h w e m m u n g s - gebiet mit seinen unermeßlichen Schäden durch Begradigung und Eindeichung der Ihme, bei der die ausgehobenen B o d e n ­ massen des Sees verwendet wurden, mit einem Schlage be­

*) „Zentralblatt der Bauverwaltung“ , hrsg. i m Finanzministe­

rium 1936, Heft 7.

seitigt worden. Die Wirtschaftlichkeit der Gesamtanlage auf Sicht ist damit gesichert, w e n n die U e b e r s c h w e m m u n g s s c h ä d e n als Ausgleich angerechnet werden.

Die Stadt H a n nover ist in bezug auf Wasser von der Natur stiefmütterlich behandelt. A u s der Vorwelt mit ihren Wasser­

strömen war der kleine Leinefluß zurückgeblieben, der i m Frühjahr in großen U e b e r s c h w e m m u n g e n das Harzgebirgsw’asser herunter in die E b e n e bringt. U n d diese Land- u n d Fluß­

bildschaft ist n u n auf einmal so gründlich verändert worden, kulturell u n d schön. Darüber hat das S t ä d t i s c h e P r e s s e a m t ein geschmackvolles Festbuch „ M a s chsee H a n n o v e r “ 2) ver­

öffentlicht, geschmückt mit zarten, ja fein e m p f u n d e n e n Bildern mit den großen Fernsichten u n d mit für Laien verständlich g e m a c h t e m technischen Beiwerk. Dieses kleine Prachtwerk mit seinem brillant redigierten Bilderschmuck enthält auch eine an­

g e n e h m lesbare Darstellung der technischen L ö s u n g u n d selbst der Finanzierungssorgen. Es sind wundervolle Bildstimmungen darin enthalten, die für den Schöpfer der ganzen Anlage, Prof.

Elkart, nebst Stadtbaurat B e h r e n s u n d Baurat Dr.-Ing.

S c h w i e n u n d Stadtgartendirektor W e r n i c k e sozusagen eine schöne Festgabe bedeuten. D a s ist der edle W e r t dieser V e r ­ öffentlichung.

Etwas weniger als die eigentliche künstlerische Garten­

gestaltungsüberlieferung mit der geistigen Ueberlegenheit ihrer Gestalter bringt dann als drittes ein Büderartikel v o m städti­

schen Oberbaurat L u d w i g D a m m 3).

Es ist gute Photowahl zu einer kühl reservierten, guten objektiven Bautenbeschreibung, die sich bewrußt fern v o m S c h w ü n g e der Begeisterung hält. E s ist natürlich schwer, i m m e r gute Bilder zu liefern, u n d m a n sieht, daß hier das m ö g ­ lich Beste geboten wurde. Zur A b r u n d u n g ist noch allerlei über das heutige Bauen in H a n nover beigegeben worden, recht brav u n d anerkennenswert von Claro Prost.

So ergibt sich dann durch das Gesamtschaflfen der drei Veröffentlichungen trotz der kleinen Auflagen der Berliner Zeitschriften eine gute Propaganda, wobei namentlich Oberbaurat Meflferts Arbeiten den schöpferischen Geist dieser w u n d e r ­ schönen u n d verhältnismäßig billigen Anlage erfreulich ver­

mitteln. Schon heute kann m a n große Wallfahrten v o n fern her beobachten, besonders w e n n a m A b e n d die überfüllten Großboote i m S c h m u c k ihrer bezaubernden Lichterketten die Gewässer dieses schönen Sees durcheilen. Fr. Prelle.

2) Verlag Städt. Presseamt. Preis 50 Rpf.

3) „Deutsche Bauzeitung“ Nr. 33.

S u d s f a d l ^ r i «

G esam tprojektierung von S ta d tb a u ra t P ro f. E ik a rt. ^ In u n m ittelbarer N ä h e des R athauses. Prom enaden, R adfah rw ege. R echts g ro ß er

M u s i k tl a t z f ü r 3000 H örer. L in k s Strandbadbau'en. L änge des Sees 2 400 m , * B re ite n ö r d l i300 m, südlich bis 53 0 m , an der schm älsten S te lle 18 0 m W a sser-In h a lt des S ees 1 , 6 M illion en cbm . F üllune des Se.es aus d er L ein e durch z w e i V erbin du n gs-B au w erke, die auch z u r E ntleerung bis z u r H ohe des Leinespiegels d tenen. R esten tleeru n g durch K a n a l in die 2,90 m ti e f erliegende Ihm e.

(8)

E i n e F r o n t k ä m p f e r s S i e d l u n g i n D a r m s t a d t . A m 21. M ä r z 1934, anläßlich der Eröffnung der Arbeitsschlacht,

wurde v o m R e i c h s s t a t t h a l t e r Sprenger u n d d e m Reichskriegsopfer-Führer Pg. Oberlindober der erste Spatenstich für die von d e m Siedlungsobmann Pg. Kohl vorbereitete Front­

kämpfersiedlung Darmstadt ausgeführt. Damit war in G e m e i n ­ schaft mit S A u n d Arbeitsfront zugleich die erste nationalsozia­

listische Siedlung i m G a u Hessen-Nassau begonnen worden.

Hunderte von Volksgenossen hatten nunmehr, seit Monaten, bei der Waldrodung, den Straßen- un d Bauarbeiten Arbeit und Brot gefunden. Fast 50 Häuser sind heute fertiggestellt un d bewohnt.

Schwierigkeiten in reichem M a ß e waren zu überwinden.

Oberbürgermeister Pg. W a m b o l d stellte das Waldgelände an der Wixhäuser Hausschneide für diesen Zw e c k zu besonders günstigen Bedingungen für die Opfer des Krieges, den Front­

kämpfern u n d den diesen gleichgestellten S A - K a m e r a d e n und K ä m p f e r n der B e w e g u n g zur Verfügung. Reich, Sparkasse und Landesbank gaben Hypotheken. Infolge der Ausdehnung des Waldgeländes waren wir in der Lage, unter Berücksichtigung des Gesamtlageplanes Parzellen von annähernd 1000 q m u n d darüber hinaus für die gesamten 73 Siedlerstellen, Zupachtungsland be­

reitzustellen. O b w o h l teilweise Kanalisation vorhanden ist, wurde mit Rücksicht auf die Art der Siedlung (Nebenerwerbs­

siedlung) auf den Anschluß an diese verzichtet. Alle Abwässer der Siedlerstellen sollen unbe­

dingt zur Verbesserung des Bodens verwandt werden. In Gemeinschaftsarbeit mit den Architekten K ru g , K a r l und Leon Schäfer, Schönleber und Jonas w urden die Pläne fer­

tiggestellt, un d unter O b e r ­ leitung des Siedlungsobmannes der N S K O V , Pg. Reg.-Baurat Kohl, zur Ausführung ge­

bracht. V o n d e m O b m a n n wurde eine Bauart festgelegt, welche als besonders geeignet un d zweckmäßig angesehen werden m u ß . Die vorgenom­

m e n e Zusammenfassung an je 2 Wo h n h ä u s e r n u n d die Z w i ­ schenschaltung der Stallge­

bäude verbindet die Vorzüge des freistehenden Einzelhau­

ses mit denen des Doppel­

hauses. Das W o h n h a u s ist all­

seitig besonnt; alle R ä u m e sind gut belichtet. Die Möglichkeit einer späteren organischen Erweiterung ohne U m b a u ist gegeben, ohne daß dadurch die ausgeglichene Wirkung der Baugruppe gestört wird. Die Nachteile einer dünnen T r e n n ­ w a n d zwischen 2 W o h n u n g e n eines Doppelhauses sind ver­

mieden. D e r ideelle un d m a ­ terielle Wert dieser Hausform ist wesentlich größer als der eines Doppelhauses. Die Nebengebäude sind zwischen den W o h n h ä u s e r n eingebaut, so daß dadurch für W ä r m e ­ haltung in den Ställen hin­

reichend gesorgt ist. A u c h

hier besteht eine günstige Erweiterungsmöglichkeit. N e b e n der W o h n k ü c h e ist eines der beiden Z i m m e r von d e m Flur aus unmittelbar zugänglich. D e r Verkehr nach d e m Ober­

geschoß wird durch eine gerade, übersichtliche u n d gut belich­

tete Treppe vermittelt. Die ca. 13 q m große W o h n k ü c h e enthält eine Koch- u n d Spülnische mit eingebautem Speiseschrank.

Das W o h n h a u s ist mit einer in der K ü c h e befindlichen k o m ­ binierten Koch- un d Heizanlage ausgestattet, so daß durch Warmluftschächte sämtliche R ä u m e beheizt werden können.

Das Dachgeschoß ist auf zweckmäßige Weise für 2 Schlafräume ausgenutzt. D a n e b e n bleibt unter den Dachschrägen noch ge­

nügend R a u m für Vorräte usw. Zwischen W o h n h a u s u n d Stall­

gebäude ist ein überdeckter R a u m eingeschoben, welcher für mancherlei Tätigkeit bei ungünstiger Witterung vorteilhaft ist.

D e r Stall enthält Platz für 1— 2 Schafe oder Schweine, 1— 2 Ziegen u n d 8— 12 Hühner. D u r c h die Hofüberdachung ist er besonders geschützt. Erweiterungsbauten, die gerade bei Stal­

lungen in häßlicher F o r m i m m e r wieder festzustellen sind, fügen sich hier in d e m H o f organisch ein.

Die Häuser sind in Farbe u n d Ansicht abwechslungsreich gestaltet, u m den G e d a n k e n des Eigenheimes i m Gegensatz zur Typisierung besonders zu betonen. Dieser 1. Bauabschnitt u m ­ faßt rund 20 Siedlerstellen. D e r 2. Bauabschnitt, der ebenfalls zu einem wesentlichen Teil bezogen ist, baut sich auf den Erfahrungen sowohl in tech­

nischer als auch in finanzieller Hinsicht auf den des 1. Bau­

abschnittes auf. Bei diesem 2. Bauabschnitt ist in Anleh­

n u n g an den Siedlungstyp ein Doppelhaus mit 2 Ladenge­

schäften geschaffen worden.

Gegenwärtig befindet sich ein 3. Bauabschnitt mit 23 Sied­

lerstellen, der zunächst als Abschluß des Gesamtbauvor­

habens gedacht ist, in Vorbe­

reitung. W ä h r e n d mehrerer Jahre bleibt nach den Be­

st i m m u n g e n die N S K O V Ei­

gentümerin der Siedlerstelle, u m in dieser Anlaufszeit d e m Siedler einmal helfen zu können u n d i m anderen Falle, u m gleichzeitig festzustellen, ob sich der betreffende K a ­ m e r a d mit seiner Familie für die Bewirtschaftung der Stelle tatsächlich eignet. Es sind vor allem w ä hrend der Winter­

monate in der zu einer G e ­ meinschaft zusammengeschlos­

senen Siedlergruppe Schu­

lungskurse vorgesehen, aus seinem G r u n d u n d Boden den höchstmöglichsten Ertrag für sich u n d seine Familie zu sichern, u m dadurch seinen Lebensunterhalt auf einer ge­

sunderen Grundlage aufbauen zu können.

Es standen für jedes Haus mit Stall 2200 R M . als 1. Hy- pothekzur Verfügung. Darüber

Bauleitung: Reg Gemeinnützige Krieger-Siedlung der N S Kriegsopfer-Versorgung : Reg.-Baurat Kohl. Architekten;

K r . . . » r . « k . o .

,

~ . . g . 8

Architekten: Krug, Gebr. Schäfer, Schönleber und Jonas.

(9)

251

Frontkäm pfer*Siedlung D arm stadt.

N eb en erw erb s-S ied lu n g am offenen W a ld g elä n d e. G ru n dstücke ca.

io o o qm. F estlegung der erw eite­

rungsfähigen B a u a r t durch die N S K O V . V ornehm lich zusam m en­

g e fa ß te W ohnhäuser m it zw isch en ­ g esch alteten S ta llg eb ä u J en . A lle R äu m e g u t besonnt. D u rch sch n itt­

liche M o n atsbelastu n g 27 R M

Aufnahmen : Sepp Jäger, Frankfurt.

beträgt somit nur 4400 R M . Es war möglich, i m 1. B a u ­ abschnitt die Siedlerstellen K a m e r a d e n z u k o m m e n zu lassen, die über kein bares Eigenkapital verfügen, jedoch tagaus, tagein arbeiten konnten, während i m 2. B a u ­ abschnitt K a m e r a d e n mit 700 bis 1000 R M . Eigenmittel berücksichtigt wurden. In allen Fällen wird die m o n a t ­ liche Belastung einen Betrag von 25 bis 30 R M . nicht übersteigen. Es bedeutet dies, daß etwa nur ein Fünftel des G e s a m t e i n k o m m e n s des Siedlers hierfür aufzuwenden ist. Bei sachgemäßer Bewirtschaftung m u ß es den ein­

zelnen Siedlern unter Eieranziehung seiner Familie m ö g ­ lich sein, diesen Betrag aus seinem Garten u n d Stall herauszuwirtschaften.

D o p p elh a u s für z w e i F am ilien.

hinaus sind aus Restmitteln der Reichsanstalt für Arbeits­

vermittlung u n d Arbeitsbeschaffung (wertschaffende Arbeitslosenfürsorge) für den 1. Bauabschnitt u n d teil­

weise auch für den 2. Bauabschnitt Reichsbaudarlehen von je 1300 R M . zur Verfügung gestellt worden. D e r 3. Bauabschnitt sowie ein Teil des 2. Bauabschnittes werden mit zusätzlichen Mitteln unter Bürgschaft des Reiches finanziert. D e n Rest brachten die Siedler u n d N S K O V mit durchschnittlich 900 R M . auf. Die Stadt­

verwaltung Darmstadt hat neben d e m zu bevorzugten Bedingungen bereitgestellten Gelände für den 1. u n d 2. Bauabschnitt Wohlfahrts-Erwerbslosengruppen bereit­

gestellt, die den einzelnen Siedlern wertvolle Hilfe leisteten. Diese Volksgenossen k a m e n hierdurch wieder in Arbeit u n d Brot u n d in die übliche Erwerbslosen­

versicherung zurück. (Barersparnis von rund 700 R M . wurde hierdurch erzielt.) D e r zu tilgende Kapitalaufwand

1 Eingang. 2 Wohnküche. 3 Schlafzim mer. 4 K inder schlaf Zimmer,

5 Waschküche und Bad. 6 Durchgang. 7 Abort. 8, 9, 10 Vieh und Hühner.

I___ 3

(10)

D i e b e g e h r t e W o h n u n g u n d d e r G r u n d r i ß .

Häuser wechseln oft bei Belebung des Geldmarktes den Besitzer W o nicht gebaut wird, fehlt es an lebendigen Menschen;

nur er schafft das werktätige Leben. W a s aber jeder begehrt, m u ß auf d e m Baumarkt einen starken U m s a t z auslösen.

Nicht das beliebige, sondern das begehrte H a u s zu schaffen, soll Z w e c k und Ziel des Architekten sein. Eine begehrte Sache schafft Dauer- u n d Festexistenzen. M i t der Anzahl begehrter Häuser wird die Baukonjunktur stabiler.

I.

D

er umsichtige Baufachmann kennt i m allgemeinen den sog.

Immobilienmarkt; häufig ist der B a u m e n s c h ja Berater für Hypothekensachen u n d beobachtet auch den Geldmarkt. D e r Ka u f oder Verkauf von Häusern un d Grundstücken, schon längst ein wichtiger Wirtschaftszweig, hat lange Zeit unter vieler U n ­ ruhe wegen der Bewertungsfrage gelitten. D a s stürmische A n ­ gebot von Häusern, nämlich u m den weiteren Verlusten zu ent­

gehen, ist auch zurückgegangen. Dagegen hat sich an ver­

schiedenen Plätzen in Westdeutschland eine Nachfrage nach n e u e n M i e t h ä u s e r n gezeigt. Gemeint sind dabei niemals große Häuser alter Art, sondern jene kleinen Miethäuser von 3— 8 W o h n u n g e n , die in guter Lage liegen u n d für die Ver­

mietung keine Schwierigkeiten bieten.

Es scheint sich auch für die P r e i s b i l d u n g solcher Häuser eine gewisse Regel auszubilden. D a z u k o m m t , daß noch eine erhebliche Anzahl von Volksgenossen mit einem kleinen Ver­

mögensreste sich, noch mit den Erinnerungen an die Inflation beladen, solche Hausgrundstücke als Sachwerte zulegen möchte.

Es ist nicht überall so, jedenfalls aber in verschiedenen Städten.

Be i m künftigen Hauskauf spielt selbstverständlich der G r u n d r i ß eine Hauptrolle. Die Ansprüche an die Front­

architektur sind nicht groß, m a n liebt das weit gespannte Fenster mit seiner Dreiteilung u n d den Liegebalkon und, was die Innen­

einrichtung betrifft, eine nicht teure Bequemlichkeit. Der Besitzer wünscht Dauermieter.

M a n c h e dieser kleinen Kapitalbesitzer sind auch heute noch wagemutig u n d unternehmungslustig. Mit ihrer ehrlichen Denkungsart sind sie als Bauauftraggeber für die ganze Wirt­

schaft wertvoll. Es hat sich weiter gezeigt, daß die Grundriß­

form, von der m a n noch vor zwei Jahren glaubte, die endgültige N o r m gefunden zu haben, doch i m m e r noch schwankend ist.

Nicht für alle Kleinwohnungen ist eine bestimmte Preislage ohne Schwierigkeit zu halten! W e n n m a n n u n beim Bau vor allen Dingen die Steuerermäßigungen nachrechnet, so wird m a n sehen, w a r u m diese F o r m e n nicht fest sein können u n d die Wandlu n g e n noch eintreten. D a s W o h n p r o b l e m ist eben noch nicht gelöst. Für monatliches E i n k o m m e n von 200— 300 R M . k o m m e n nur wenige Mieter in Betracht. Diese haben alle den Begriff der seinerzeit von Großunternehmern aufgestellten hochherrschaftlichen Ausstattung längst abgelegt. Diese kleinen Mietwohnungen sollen den deutschen Familien R a u m u n d Bleibe verschaffen.

Ein sehr begehrtes Objekt ist heute das H a u s mit den 3— 5- Zi m m e r - W o h n u n g e n u n d Zubehör, u n d doch, welche erheblichen Unterschiede sind bei solchen W o h n u n g e n i m m e r noch zu sehen!

Das Beste ist i m m e r noch, w o durch reifliches Nachdenken die innere Wirtschaftlichkeit eines solchen Mietwohnhauses mit einigermaßen gutem Eindruck der Front verschmolzen ist.

Es werden nicht m e h r Häuser in Auftrag gegeben, die nur etwas vorstellen sollen, u m sie später günstig zu verkaufen, sondern es ist die gewisse Haussolidität, die gesucht wird. Mancher Unternehmer hat solche Häuser errichtet u n d fand bald Lieb­

haber für den Ba u neuer Häuser. In solchen Fällen ist davor zu warnen, daß auch der luxuriöse Begriff des Kleinen über­

w u n d e n werden muß. Das haben wir an d e m alten Neuhaus­

besitz genügend kennengelernt. Hier war es das zu teure Bauen, das durch den Bauindex noch viel kostspieliger gestaltet wurde, als der Dr u c k auf die Vermietung begann u n d die Zahl der leerstehenden W o h n u n g e n sehr stark sichtbar wurde. A u s diesen Erfahrungen ist vielerlei gelernt worden. A u c h der steuerlich bevorzugte Neuhausbesitz will nicht m e h r das Neueste v o m N e u e n darstellen, u m dann später nicht die gleichen bitteren Erfahrungen zu machen. Die Frage der guten Grundrißlösung u n d R a u m berechnung in bezug auf wirtschaftliche Vermietung gewinnt i m m e r neue Gesichtspunkte.

Die Stattlichkeit der Erscheinung eines Hauses soll heute in der Kleinstadt u n d auf d e m L a n d e m e h r ins Gewicht fallen. D e r L a n d m a n n ist beim K a u f eines Bauwerkes anspruchsvoller ge­

worden. Kleine Häuschen, die durch den Z w a n g der Verhält­

nisse zu klein u n d mit wenig Ausdruck gebaut wurden, haben auf d e m Lande wenig Kurs. Bei d e m B a u eines Hauses sollte i m m e r damit gerechnet werden, daß es später auch einmal als begehrtes Objekt verkauft werden kann.

Jedes Wohnhaus, auch mit kleinem Zuschnitt, ist heute so zu bauen, daß es begehrt wird. A u c h ein kleines H a u s kann bei aller praktischen Einrichtung eine stattliche Front erhalten D e r Architekt m u ß bestrebt sein, für den Verkauf so zu bauen daß sein W e r k begehrliche Liebhaber findet. Begehrte B a u ­ werke ziehen Bauaufträge nach sich. „In d e m Schaffen des Architekten m u ß sich auch i m kleinen Bauwerk glückliches Fügen, Ge s c h m a c k u n d Wirtschaftlichkeit, kunstgerechte W e r k ­ arbeit von Dauerwert, gute äußere Erscheinung u n d Gesundheit der Bewohner an Leib u n d Seele vereinigen.“

E n tw ü r fe : W e stfä lisch e H e im stä tte .

Miethausgrundriß. W o h n z i m m e r , 2 Schlafräume, Bad mit Abort, eingebauter Balkon. Beschränkte, aber ausreichende Verkehrsfläche. W e n i g belichteter Einbau der Spüle. Baderaum­

belichtung nach der Balkonseite möglich. Ungünstiger Dach- austri ttdes hinteren Schornsteines. Z i mmer-Flur in ausreichender Verkehrsbreite. Diagonale Durchlüftung der Schlafräume un­

günstig. 1 Steigleitung wirtschaftlich.

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gung. Schalldämmende T rennwand. W a r u m Schornstein a m W a s c h r a u m ? W a r u m übermäßig breite Treppenpodeste? Steig­

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kehrsfläche, nur i m E ß z i m m e r reichlich eng. Ueberall gute Du r c h ­ lüftung, Küchenlage zu den W o h n r ä u m e n verkehrsgünstig.

1 ¿Steigleitung wirtschaftlich. (Fortsetzung folgt.)

(11)

253

F o r t s c h r i t t e

i n d e r T r i t t s c h a l h D ä m m u n g .

B

ei der Hellhörigkeit neuzeitlicher Bauten mit tragenden Teilen aus Eisen oder Eisenbeton ist schon in den ersten Jahren nach d e m Kriege die Notwendigkeit einer Sc h a l l d ä m m u n g er­

kannt. Z u r Trittschallbekämpfung w u r d e n zunächst bekannte Stoffe, die für Zw e c k e der W ä r m e - u n d Kälteisolierung benutzt werden, Kork- u n d Torfplatten verwendet. Es w u r d e ein ge­

wisser Erfolg erreicht, der aber in keinem Verhältnis zu d e m Erfolg stand. A u f die Deckenkonstruktion k a m e n Kork-, Torf­

oder Faserstoffplatten u n d auf diese ein Gips-, Zement- oder Steinholzestrich, der evtl. noch mit Linoleum od. dgl. belegt wurde. Die gepreßten plattenförmigen Dämmstoffe erwiesen sich aber als zu steif; sie wirken unter einem Estrich von stein- artigem Charakter wie starre Körper u n d übertragen die Schwin­

gungen auf die Decke. Diese Erkenntnis führte dazu, die D ä m m ­ schicht unter den Estrichen weicher u n d m e h r federnd zu gestalten.

Größere Federung w u r d e durch plattenförmige Dämmstoffe erreicht, die aus einem festen R a h m e n w e r k bestanden, dessen Felder mit Korkschrot gefüllt waren. Die D ä m m w i r k u n g wurde auf diese Weise gesteigert. Eine größere Elastizität wurde aber durch mattenförmige Dämmstoffe erreicht. In den letzten zwei Jahren wu r d e n bei großen Bauten Untersuchungen angestellt, u m die besten Dämmstoffe für die Baupraxis zu ermitteln. Es wurden möglichst gleichartige u n d gleich große R ä u m e mit den z u m Vergleich herangezogenen Isolierstoffen ausgerüstet. Hierbei zeigte sich, daß die neuzeitlichen mattenförmigen Erzeugnisse den alten plattenförmigen weit überlegen sind („Schalltechnik“

Heft 1/2, 1936). Die Faserstoffmatten bestehen aus Seegras od. dgl., das zwischen zwei Ba h n e n Asphaltpapier mittels vieler Nähte eingesteppt ist.

Es wird einleuchten, daß m a n bei Versuchen den Trittschall nicht in der natürlichen Weise erzeugen kann; denn eine gleich­

mäßige Geräuscherzeugung wäre so nicht möglich. Die Tritt­

schallbeanspruchung der De c k e m u ß durch einen Vorgang bewirkt werden, der i m m e r in gleicher F o r m wiederholt werden kann. „ D e r Schall w u r d e erzeugt durch eine Stahlkugel von 16 m m Durchmesser, die aus einer H ö h e von 1,60 m auf den fertigen F u ß b o d e n fallen gelassen wurde. G e m e s s e n w u r d e dann die Schallausstrahlung unter der Decke. Je wirksamer die Isolierung ist, desto geringer ist bei der konstanten Erregung die Schallausstrahlung unter der Decke. M a n kann also für die Wirksamkeit der Trittschalldämmungen einer Fußbodenkonstruk­

tion einfach die Lautstärke in P h o n messen u n d angeben, die bei einer stets gleichbleibend gewählten stoßartigen Erregung der F u ß ­ bodenkonstruktionin den R a u m unter der De c k e ausgestrahlt wird.“

Das O h r v ermag die A e n d e r u n g der Lautstärke u m 1 P h o n (bei gleicher Schwingungszahl) eben noch zu unterscheiden.

1 P h o n entspricht d e m Schwellenwert (Beginn) der H ö r empfin­

dung. Mit Hilfe von elektrischen Geräuschmessern v ermag m a n die Lautstärken von Geräuschen aller Art zu messen. Bei den hier behandelten Versuchen w u r d e ein Siemens-Lautstärke­

messer benutzt, der die Schallwellen durch ein M i k r o p h o n auf­

nimmt, verstärkt u n d in P h o n angibt.

Die Versuche haben ergeben, daß die mattenförmigen Dämmstoffe viel wirkungsvoller als die plattenförmigen sind.

Dies ergibt sich z. B. aus folgendem Vergleich: A u f eine H o h l ­ steindecke k a m e n eine Sandschüttung, dann mineralisch ge­

bundene Holzfaserplatten, Steinholzestrich u n d Linoleum. Die Schallausstrahlung betrug 49 Phon. Dasselbe Ergebnis zeigte eine Hohlsteindecke, die mit Holzfaserplatten (Holzschliff) u n d Linoleum belegt wurde. Selbst bei Herstellung einer gleich­

artigen Decke mit Korkestrich u n d Bedeckung derselben mit Holzfaserplatten u n d L i n oleum ergaben sich i m m e r noch 46 Phon.

Dagegen verminderte sich die Schallausstrahlung auf 37 u n d 35 P h o n durch V e r w e n d u n g von 6 bzw. 10 m m starken matten­

förmigen D ä mmstoffen unter Asphaltestrich bzw. Magerbeton.

Es hat sich auch gezeigt, daß die geringe W i r k u n g der platten­

förmigen D ä m m s c h i c h t durch eine darunterliegende S a n d ­ schüttung nicht verbessert wird u n d daß auch starke Schichten aus Bimsbeton den G e b äudedecken keinen nennenswerten G e ­ winn an Schallschutz bringen.

Für die Baupraxis ist aus den Versuchsergebnissen zu schließen, daß es keineswegs erforderlich ist, mehrere D ä m m ­ schichten übereinander anzubringen, wie dies vielfach zur Steigerung des Erfolges versucht wurde. A u f die Steindecke

bringt m a n eine bewährte schalldämmende Matte von 6— 10 m m Stärke, auf diese einen Asphaltestrich von 2 c m Stärke u n d auf den Estrich das Linoleum. A n die Stelle des Asphaltes kann auch Magerbeton treten.

In wirtschaftlicher Hinsicht verdient noch hervorgehoben zu werden, daß die W a h l der Massivdeckenart für die Tritt­

schallübertragung nur von untergeordneter Bedeutung ist. Die notwendige Schallsicherheit der D e c k e kann ausschließlich durch die W a h l der geeigneten D ä m m s c h i c h t erzielt werden.

N a c h d e m heutigen Stande der Schalltechnik ist es möglich, unter weitgehender Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit, für jede einzelne Fußbodenart die zweckentsprechende D ä m ­ m u n g s m e t h o d e anzuwenden. F r i e d r i c h .

Hänge* und Sprengw erke in Stahl über stü tzenlosen Räum en.

Soll in größeren R ä u m e n die R a u m h ö h e nicht durch Träger­

querschnitte beschränkt u n d kann die Trägerkonstruktion nicht ver­

deckt eingebaut werden, so kann m a n zur sicheren A b f a n g u n g der M auer- u n d Deckenlasten z u m Hänge- u n d Sprengwerk in Stahl­

konstruktion greifen. Für die über den Freiraum anzuordnenden R ä u m e sind die Begrenzungsmauern so anzuordnen, daß die T ü r e n b e q u e m zwischen das Konstruktionsgestänge angelegt werden können. Bei der großen Lastenabfangung auf Stahl­

ständern (Pfeiler oder Mauerteile) ist der Fu n d a m e n t - u n d Baugrundfrage erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden, des­

gleichen ist Feuersicherheit u n d Luftschutz zu berücksichtigen.

Die Konstruk­

tion selbst besteht aus hänge- u n d sprengwerksmäßig

verbundenen Stahlkonstrukti­

onsteilen, Do p p e l ­ streben aus U-Ei- sen, senkrecht u n d schräg gestellte .1 -Eisen zwischen oberen u n d unte­

ren Längsträgern aus Doppel-U- oder D o p p e l - T - Eisen, die rahmen- mäßig eingespannt sind. Dieser R a h ­ m e n ruht auf D o p - pel-T- oder bl­

öder aber auf Breitflanschprofil - stützen bzw. M a u ­ erpfeilern. D e r U ntergurt derRah- menkonstruktion darf w e g e n den T ü r e n die D e k - kenstärke nicht überschreiten. In diesen Untergurt liegen auf den unteren Flansch die Holzbalken, die Flansch u n d unter sich mit d e m ( A n ­ ker über Ober- u n d Unterflansch) auch i m luftschutztech­

nischen Sinne verankert werden, dabei ist die Verankerung der Decke mit den U m f a s s u n g s w ä n d e n aus Luftschutzgründen e b e n ­ falls wichtig. D e r Obergurt des R a h m e n s ist i m Mauerkörper bündig zu legen u n d m u ß sich in der Konstruktionsstärke der Mauerstärke anpassen. Die De c k e darüber — Holz- oder Massiv­

decke — kann voll auf d e m Obergurt liegen.

Bei R a h m e n in mehreren Stockwerken m ü s s e n die Last­

stützen durchgehen. Die Wirtschaftlichkeit solcher Konstruk­

tionen hat natürlich ihre Grenzen. In vielen Fällen sind deshalb Stehblech- resp. Kastenträger vorzuziehen, die aber i m all­

gemeinen teurer als vorstehende Konstruktionen sind.

Spreng- u n d H ä n g e w e r k e in Stahl w u r d e n außer i m In­

dustriebau bisher nur wenig angewendet, bieten aber wesentliche Vorteile, weil sie die M a m m u t - D i m e n s i o n e n der Stehblech- u n d Kastenträger vermeiden u n d besser zur gegenseitigen Ma u e r - u n d Deckenverspannung beitragen, also auch luftschutz­

technisch höheren W e r t besitzen. Die Konstruktion ka n n ge­

nietet oder geschweißt ausgeführt werden. T h u r n .

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