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Deutsche Bauhütte : Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, Jg. 40, H. 8

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Academic year: 2022

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D n it f r iic ß a u t r iit t c

3citrd)cift öer öcutfcbcit flrdiitckfcnfctiaft

H e r a u s g e b e r: C u r t R. V in c e n tj. — G e s c h ä f t s h a u s : H an n o ve r, H m S c b if fg r a b e n 41.

( A lle R e c h te

Vorbehalten.)

Kommunale Werke als Auftraggeber.

40. Ja h r g a n g . H an n o ver, den 8. A p r il 1936. H eft 8

T'Xurch die Deutsche G e m e i n d e o r d n u n g ist die Art, Rechts­

geschäfte abzuschließen, auf eine vollkommen neue G r u n d ­ lage gestellt, u n d m a n m u ß allen, die mit gemeindlichen Betrieben jetzt Geschäfte abschließen, dringend raten, diese Be s t i m m u n g e n genau zu studieren. N u r zu leicht kann es nämlich in der Ueber- gangszeit V o r k o m m e n , daß Unterschriften abgegeben werden, die für die G e m e i n d e n völlig unverbindlich sind, in d e m sie eine Verpflichtung, Zusagen zu erfüllen, nicht begründen.

Die Deutsche G e m e i n d e o r d n u n g geht nämlich von d e m G e d a n k e n aus, daß Verpflichtungserklärungen genau überlegt sein müssen. D a h e r werden hier, w e n n nicht der Oberbürger­

meister persönlich unterschreibt, zwei Unterschriften verlangt.

A u ß e r d e m m u ß die Zeichnung ausdrücken, daß die Unterschrift für den Oberbürgermeister abgegeben wird.

Ueber all diese nicht einfachen Vorschriften bestehen, zumal in kleineren Gemeinden, vielfach noch Unklarheiten.

U n d gerade die kaufmännisch geleiteten Betriebe haben ohnehin wenig Lust, sich mit „Verfassungsformalitäten“ zu befassen.

Ihnen m u ß i m m e r erst ausdrücklich An w e i s u n g gegeben werden, u n d daran hapert es mitunter.

U m so m e h r m u ß der mit G e m e i n d e n paktierende Unter­

nehmer Obacht geben. D e n n nach den strengen Vorschriften der Deutschen G e m e i n d e o r d n u n g sind Formverstöße in der Ausfertigung der U r k u n d e n (wozu schon Briefe gehören) so schwerwiegend, daß das Schriftstück die G e m e i n d e nicht bindet.

Dies alles geschieht aus d e m wohlverstandenen Grunde, die Verantwortlichkeiten innerhalb der G e m e i n d e genau festzulegen, was früher sehr oft unklar war.

„Verpflichtungserklärungen“ sind natürlich (was hier vor allem interessiert) alle Auftragsschreiben. W e m es als Unter­

nehmer, als Architekt einer Bauaufgabe, als Ausführender oder als Materiallieferant darauf an k o m m t , einen Auftrag „in der Tasche zu haben“, sehe sich das Auftragsschreiben recht genau an! Gerade bei k o m m u n a l e n Betrieben (Elektrizitätswerk, Gaswerk, Wasserwerk u n d Straßenbahn) hatte sich vor der Deutschen Gemeind e o r d n u n g die Sitte eingebürgert, sich recht selbständig von der allgemeinen Stadtverwaltung zu halten.

Diese m ü s s e n jetzt umlernen. Alte Formulare u n d Stempel sind mitunter noch vorhanden u n d bedürfen erst noch der N a c h ­ prüfung. Die Deutsche G e m e i n d e o r d n u n g gilt zwar schon seit d e m 1. April 1935. Ab e r sie enthält so viel des Neuen, daß erst i m Laufe des Jahres 1935 damit begonnen wurde, die Zweifelsfragen zu klären. V o r allem ist das Statut der gemeindlichen W e r k e (das jetzt Pflicht ist) noch nicht, wie beabsichtigt, v o m Reiche in F o r m eines Musters herausgegeben, u n d die örtlichen R e g e ­ lungen warten naturgemäß auf dieses Muster, d e m sie sich an­

passen müssen.

Verpflichtungserklärungen, die nach obigem zweier Unter­

schriften bedürfen u n d die Bezeichnung „der Oberbürgermeister als Leiter des ... W e r k e s “ tragen müssen, sind natürlich nicht nur Schreiben, in denen das W o r t „verpflichten uns“ vor­

k o m m t , sondern z. B. auch alle bindenden „ A e n d e r u n g e n “ bestehender A b m a c h u n g e n (Preisherabsetzungen z. B.). Keine Verpflichtungserklärungen sind aber z. B. sogenannte „ V e r ­ fügungsgeschäfte“ (Kündigungen, Erlasse, Stundungen). M a n lese vorkommendenfalls dies in den erschienenen K o m m e n t a r e n zur Deutschen G e m e i n d e o r d n u n g (die für alle deutschen G a u e

gilt!) nach oder gehe z u m Syndikus des betreffenden Betriebes oder Bürgermeisters, der naturgemäß in diesen Fragen stets Bescheid erteilen mu ß . M a n lasse sich nicht etwa durch die beliebte b e q u e m e Ausrede von Nichtjuristen täuschen: „Ach, es ist doch bisher i m m e r so gegangen, es k o m m t nichts vor!“

Es sei für die Praxis noch auf folgendes hingewiesen: D a s Objekt spielt keine Rolle, in d e m besonderen Sinne, daß die strengen Formvorschriften auch bei kleineren, ja kleinsten We r t e n gelten.

Die hiermit verbundene Umständlichkeit, daß viele Briefe i m Betriebe herumgeschickt werden müssen, bis die Unterschriften b e i s ammen sind, ist noch nicht beseitigt. Z w a r hatte Preußen vor Erscheinen der Deutschen G e m e i n d e o r d n u n g erleichterte Vorschriften für eine Mustersatzung herausgegeben, w o n a c h Objekte unter 5000 R M . nicht den strengen Vorschriften unter­

worfen waren. Indes m u ß heute nach Erlaß des Reichsgesetzes, als das die Deutsche Gem e i n d e o r d n u n g anzusehen ist, diese preußische U e b u n g als aufgehoben gelten. Es ist zu hoffen, daß das Reichsmuster für das Statut der gemeindlichen Betriebe hier die ersehnte Erleichterung bringt. M a n kann aber auch auf Großfirmen verweisen, voran die Großbanken, in denen auch die kleinsten Geschäfte von zwei Unterschriften gedeckt sein müssen u n d die Briefe eben auch i m H ause auf die T o u r gehen müssen, bis sie hinausgehen können.

Natürlich gilt das hier Gesagte nur für die gemeindlichen Eigenbetriebe, die sogenannten Regiebetriebe. D a s sind alle, die keine eigene Rechtspersönlichkeit haben, also keine A G . oder G. m. b. H. sind. W e r d e n solche Betriebe als juristische Personen des Privatrechtes geführt, so gilt die Deutsche G e ­ meindeordnung nicht, sondern der Gesellschafts vertrag. Es macht hierbei dann keinen Unterschied, ob es sich u m sogenannte lOOprozentige k o m m u n a l e Kapitalgesellschaften handelt, deren gesamte Aktien oder Stammanteile sich in den H ä n d e n der G e m e i n d e befinden. Für sie gilt nur Handelsrecht!

Weitere Besonderheiten i m Verkehr mit gemeindlichen Betrieben, die sich aus den Zuständigkeiten ergeben, sollen i m nächsten Heft behandelt werden. Hier dreht sich’s u m die Frage für den Gegenpartner der Gemeinde: W a n n habe ich meinen Auftrag in der Tasche?

★ * ★

W ä h r e n d diese Zeilen i m D r u c k sind, ist n u n eine 2. V e r ­ ordnung zur Durchführung der Deutschen G e m e i n d e o r d n u n g erschienen, die offenbar d e m oben beschriebenen M a n g e l ab­

helfen will. Sie bestimmt hinsichtlich der „Verpflichtungs­

erklärungen“ : Geschäfte der laufenden Verwaltung, die für die G e m e i n d e „geldlich nicht von erheblicher B e d e u t u n g “ sind, bedürfen „bis auf weiteres“ nicht der F o r m des § 36 Abs. 2 D G O . D a s gleiche gilt für Geschäfte, die ein für das Geschäft oder den Kreis von Geschäften ausdrücklich Bevollmächtigter ab­

schließt, w e n n die Vollmacht in der F o r m des § 36 A b s 2 D G O erteilt ist. Eine Klärung ist damit zunächst nicht erreicht, es entsteht sofort die Frage, welche Wertgrenze für Geschäfte von

„geldlich nicht erheblicher Bedeutung“ angeordnet wird. U n d dies wird Aufgabe der Gemeindesatzung sein. M a n wird die D u rchführung dieser B e s t i m m u n g ab warten müssen. Jedenfalls bleibt es für große Aufträge dabei, daß die Bestellungen unter der erwähnten Bezeichnung hinausgehen müssen, u m für die G e m e i n d e verbindlich z u sein. Dr. H e y m a n n .

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D E U T S C H E B A U H Ü T T E 1936

Photos

:

Saebens

,

Worpswede

.

D a s H e i d e b a u e r n h a u s a l s n e u e R o m a n t i k . E i n L a n d h a u s i n W o r p s w e d e .

T aßt sich ein M a n n , der in der Stadt seinen Geschäften nach- geht, auf d e m Lande ein H a u s bauen, aus d e m Bedürfnis nach R u h e etwa oder auch aus Liebe zu einer ganz besonderen Landschaft, so wird er gewiß eine Lösung wünschen, in der die Unvergleichlichkeit u n d der A t e m dieser Landschaft durch Garten u n d H a u s einheitlich Gestalt u n d Ausdruck findet.

Nicht oft werden die Voraussetzungen für eine Lösung so glücklich vorhanden sein, wie auf d e m Klattenhof. Eine lange Senke, i m Osten durch eine Reihe Eichen begrenzt, schwingt aus in eine sanfte Erhebung nach Nordwesten; eine A h n u n g der verebbenden Brandung des nahen Meeres.

Dahinter weiten sich H ecken u n d baumumgrenzte Wiesen, über denen nach Westen zu die weich ansteigende Linie des Weyerberges sich wölbt, bunte Dächer i m G r ü n e n u n d obenauf die kleine Kirche. I m Süden k o m m e n die Häuser des Dorfes

dichtgedrängt heran, aber große B a u m g r u p p e n u n d H e c k e n geben ein mildes, parkähnliches Bild, w o Obstbäume, Birken, Hollunder, Flieder un d Goldregen i m farbigen Wechsel vor ernsten Föhren, T a n n e n u n d Ilex wachsen. Eine B u c h e steht frei a m Wege.

In der R u n d e rings ist also das Wesentliche unserer nieder­

deutschen Landschaft deutlich. I m N o r d e n die Weite, i m Westen die Strenge, i m Süden das Träumerische u n d i m Osten Begrenzung u n d Verschlossenheit durch die Eichen auf d e m K a m p .

Aber a m blanken Wasser steht eine große Eiche in der Mitte des Grundstückes: D a s Herz des Ganzen.

Es war nicht die schöne Vollkommenheit, auch nicht das Eindringlich-Markante, nicht die Besonderheit u n d auch nicht die Einmaligkeit dieses Baumes, die uns zwang, ihn z u m Angel-

■a£Pri.-=t/v/zu^g^ -v o R ^ s C H L ^ T a q - r r av z. um I N H O T~ iav wy o a p s üy t

Arch.: Walter Müller, Worpswede.

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1 0 1

B eim K la tte n h o f is t der Versuch g em ach t w orden, durch die einfache G liederung des H auses, das k lare D ach aus heimischem R eth , das h eiter um säum te Schwim m becken, die schützende und umfassende T errassen­

m au er m it dem schattenspendenden R a n k g erü st, den bäuerlichen Z ierg a rten , den A u ssich tspu n kt in den H eid estrich m it seinen W achholdern, G instern und B irken das G e se tz der S tille z u erfüllen.

punkt der zu gestaltenden kleinen Welt zu machen, sondern dieser B a u m ist hier die alles u n d allein beherrschende Kraft.

Deshalb m u ß t e n B ä u m e u n d H e c k e n fallen, u m i h m sein Recht zu geben. So w u r d e die Senke vergrößert u n d verebnet un d eine weite Wiese gebildet. A u c h das H a u s w u r d e i h m nicht in den Schatten, noch in die Sonne gestellt. D a s Wasserloch an seinem F u ß blieb ungefaßt u n d ohne Schmuck. Einzig u n d frei soll er weiter wachsen u n d sich entfalten.

Aber das Haus, in respektvoller Entfernung errichtet, wendet i h m das Gesicht zu u n d die weiten W o h n r ä u m e breiten ihre Fenster zu i h m hin. A u c h die Terrasse hat es mit i h m zu tun.

Langgestreckt liegt sie in der Sonne vor ihm, der die sommerliche Häuslichkeit, die sich hier ausbreitet, betreuen soll. A u c h die Bank auf der kleinen Höhe, von der m a n den schönen Blick in die Weite hat, wurde in Beziehung zu i h m ausgerichtet. W e r das Grundstück durch das T o r betritt, wird von i h m gegrüßt.

K la r e A u fteilu n g der R äum e. D as D achgeschoß en th ä lt noch geräum iges S ch la fzim m er, F rem den zim m er, B a d und S ch ra n k ­

raum . D a s H au s ist halb u n terk ellert. Es h a t eine W a r m ­ w asserheizung, elektrisch e P u m pan lage, H e r d u n d W a rm - w asserbereitung auch elektrisch. S ä m tlich e F ußböden in den W ohnräum en sind aus P itch p in e. K o ste n einschl. G a ra g e, P erg o la , W asserbecken usw. 35400,— R M .

K l a t t e n h o f , W o r p s w e d e . A r c h . : W a l t e r M ü l l e r , W o r p s w e d e ,

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1 0 2

D E U T S C H E B A U H Ü T T E 1936

Klattenhof, W orpsw ede

A r c h . : W a l t e r M ü l l e r ,

W o r p s w e d e .

Hätte m a n die Verpflichtung diesem lebendigen Wesen gegenüber nicht beachtet u n d ernst g e n o m m e n , so wäre das Haus vielleicht wie üblich, an der Straße errichtet worden. Jedoch hätte m a n dann die vielen heilenden u n d ermutigenden Kräfte entbehren müssen.

W e n n m a n das lebenspendende u n d ruhegebende Herz eines Fleckens Erde entdeckt hat, soll m a n die Stille erfüllen, daß es atmen u n d schlagen kann. Stille! das scheint mir einer der

wesentlichsten Grundsätze u n d die weiseste O e k o n o m i e für die Gestaltung von ländlichen Bauaufgaben zu sein.

De r Architekt ist Berater bei allen wohntechnischen, hygie­

nischen u n d schließlich geschmacklichen Dingen, die fast aus­

schließlich private W ü n s c h e des Bauherrn sind, über die sich sogar streiten läßt. D o c h die Forderungen der Landschaft stehen u n ­ umstößlich fest. A u s ihnen allein schöpfen u n d gestalten wir die Formen, die ein wahrhaftiges u n d schönes L e b e n ermöglichen.

U e b e r K l e i n w o h n u n g s b a u .

D

ie Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern, Aktien­

gesellschaft, wird in den nächsten Ta g e n mit d e m B a u von 140 Volkswohnungen (Einfachwohnungen oder Schlichtwoh­

nungen) beginnen. Bei diesem Bauvorhaben handelt es sich an erster Stelle darum, den dringendsten Wohnungsnotständen minderbemittelter Bevölkerungskreise zu begegnen und die Beseitigung menschenunwürdiger Elendsquartiere, Keller­

w o h n u n g e n usw. zu beschleunigen. Es wird daher besonderes Gewicht darauf gelegt, daß bei aller Gediegenheit u n d Dauer­

haftigkeit der Ausführung durch Einfachheit u n d Schlichtheit in Baugestaltung u n d Ausstattung Mieten erreicht werden, die d e m geringen Durchschnittseinkommen der in Betracht k o m m e n d e n Bevölkerungskreise entsprechen u n d für sie auf die Dauer trag­

bar sind. Die Mieten sollen i m allgemeinen ein Fünftel des durch­

schnittlichen Bruttoeinkommens dieser Kreise nicht über­

steigen.

Das Baugelände ist Eigentum der Stadt u n d wird der B a u ­ gesellschaft im Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. A u c h sonst hat die Stadt in Aussicht gestellt, das Bauvorhaben in jeder ihr möglichen Weise zu fördern.

Die Häuser sind zweigeschossig. V o m A usbau der Dachge­

schosse wurde abgesehen. N u r die Giebelhäuser enthalten auch i m Dachgeschoß eine W o h n u n g . Zwischen den einzelnen Häuser­

gruppen an der Kottenschanze sowie an der Turner- und Fuchs­

straße sind Verbindungsmauern in Aussicht g e n o m m e n .

Die Häuser an der Kottenschanze, an der Bännjerstraße und an der Galgenschanze enthalten i m Erdgeschoß und i m 1. Obergeschoß je z w e i Z w e i z i m m e r w o h n u n g e n (Abb. 2).

Die Häuser an der Turner- u n d Fuchsstraße dagegen enthalten i m Erdgeschoß u n d i m 1. Obergeschoß je eine E i n - u n d eine Z w e i z i m m e r w o h n u n g (Abb. 3). In das Dachgeschoß der Giebelhäuser endlich ist noch je eine E i n z i m m e r w o h n u n g ein­

gebaut. Die in den Grundrissen angegebenen M a ß e sind Licht­

maße. Die 118 Z w e i z i m m e r w o h n u n g e n haben je eine W o h n ­ fläche von 43,26 bzw. 43,18 q m u n d gestatten das Stellen von vier Betten. Die K ü c h e hat ausgesprochenen W o h n k ü c h e n ­ charakter. A u f die Schaffung guter Stellmöglichkeiten (Stell­

wände) wurde besonders geachtet. Bei 22 Einzimm e r w o h n u n g e n wurde in erster Linie an junge Ehepaare gedacht u n d an solche, deren Kinder bereits versorgt sind un d d e m elterlichen Haushalt

nicht m e h r angehören. Die Wohnfläche beträgt in den Voll­

geschossen 34,45 q m u n d bei den Giebelwohnungen 27,38 qm.

Selbstverständlich haben sämtliche W o h n u n g e n einen eigenen Abschluß, Spülklosett, elektrisches Licht u n d Gasanschluß. Z u jeder W o h n u n g gehören ein Keller u n d ein Gartenanteil. In jedem Hause befinden sich z u m wechselweisen G e b r a u c h eine Waschküche u n d ein Trockenspeicher.

Die monatliche Miete für die E i n z i m m e r w o h n u n g e n im G i e b e l beträgt 16 R M , i m E r d g e s c h o ß 20 R M . u n d i m

1. O b e r g e s c h o ß 22 R M . , die Miete für die Z w e i z i m m e r w o h ­ nungen i m E r d g e s c h o ß 24 R M . u n d i m 1. O b e r g e s c h o ß 26 R M . Als künftige B e w o h n e r k o m m i a selbstverständlich nur

Abb- ’ ■ Einheitstyp. Abb.

2 :

Gemischter Typ.

solche in Betracht, die auch bei längerer Erwerbslosigkeit bestrebt waren, ihre Miete zu bezahlen u n d sowohl in ihrer bisherigen W o h n u n g wie in ihrer sonstigen Lebensführung Sinn für Rein­

lichkeit, Zucht u n d O r d n u n g bekundet haben.

Die Planbearbeitung lag in den H ä n d e n des A r c h i t e k t e n r n t z K o h l e r3 d e m auch die Bauleitung übertragen ist.

Die Aufbringung der für das Bauvorhaben benötigten Gelder konnte z u m erstenmal in voller H ö h e a u f d e m freien K a p i t a l ­ m a r k t erfolgen, o h n e d a ß es nö t i g w a r , öffentliche 7 ^ r, e '1? A n s p r u c h z u n e h m e n , ein bemerkenswertes Zeichen für die wirtschaftliche Entwicklung. Jedenfalls wird das ß a u p r o g r a m m der Gemeinnützigen Baugesellschaft zur B e ­ seitigung schreiender Mißstände i m W o h n u n g s w e s e n unserer otadt beitragen u n d auch der Kaiserslauterer Bauwirtschaft beträchtliche Verdienstmöglichkeiten eröffnen.

c

Bj- 4— r - 1 -

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103

D as m ittlere Siedlungshaus

für 8 0 0 0 -9 0 0 0 RM .

W e t t b e w e r b 19 35 der H a m b u r g i s c h e n B a u b a n k . A n e r k a n n t e r E n t wurf.

E n t w u r f : A r c h . W i l l y B e r g , H a m b u r g 1 .

T A a s an sich hübsche H a u s befriedigt in der Gegensätzlich­

keit seiner Bauelemente nicht völlig. Z u der behäbig ge­

lagerten Gebäudeform, d e m schweren großflächigen D a c h e mit geringer K r ü m m u n g über der Traufe wirkt die gewählte Flächenteilung der Fenster, der zierliche Blumenerker u n d die

Ausführung der W ä n d e in Mauersteinen, der Kellerdecke in Beton, der oberen D e c k e n in Balken. D a s H a u s hat O f e n ­ heizung, elektrisches Licht, Kohlenherd, Aufwaschhandstein, B a d in der Waschküche. D e r grundrißmäßig verzerrte Keller genügt räumlich.

Haustür zu neuartig. E s h a n ­ delt sich hier weniger u m ein eigent­

liches Siedlungshaus als u m ein kleines Eigenheim mit Stallanbau.

D e r städtische W o h n h e r r will sich mit Schwein u n d Ziege wirklich ländlich fühlen.

Einige Einzelheiten a m äußeren Baukörper hätten besser durchge­

arbeitet werden können; so ist die zwangsläufig erhöhte Stalltraufe an der Längsseite des Straßenblick­

punktes unschön, wobei der E c k ­ ständer zu lang geschnitten er­

scheint. V o n der Rückseite aus ist allerdings der Gesichtspunkt s y m ­ metrischer Satteldachform z u ver­

stehen, da die Verschiebung des Stallanbaues notwendig wurde, u m die W a s c h k ü c h e besser zu belichten.

Die A n o r d n u n g der R ä u m e ist an sich zweckmäßig, doch reichlich kompliziert für ein Siedlerhaus.

P h o to s : A u s „ S iedlu n gsh äu ser und E igenheim e“ des V erlages A . B eig , P inneberg.

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104 D E U T S C H E B A U H Ü T T 1936

K r i t i k a u f d e r E s s e n e r T a g u n g d e r B a u i n d u s t r i e II.

E

s gibt viele Wohnungsunternehmen, so begründet Dr. Knüttel die Angaben weiter, welche eine sehr starke Abneigung gegen die Pauschalvergabe haben, obwohl erfahrene Vergebungspraktiker i m m e r wieder zu der Ansicht k o m m e n , daß die Generalvergabe bei vielen Projekten genau so berechtigt ist als die Einzelvergabe.

W e n n sich früher oder heute noch in Einzelfällen dabei Mißstände zeigen sollten, so ist nichts einfacher, als diese M i ß ­ stände zu beseitigen.

Die Woh n u n g s u n t e r n e h m e n u n d Heimstätten sollten vor allem berücksichtigen u n d bedenken, daß

mittlere u n d g r ö ß e r e F i r m e n in k o n s t r u k t i v e r H i n ­ sicht wertvolle E r f a h r u n g e n besitzen, w e l c h e preis­

verbilligend w irken, oft u n t e r gleichzeitiger E r ­ h ö h u n g des B a u w e r t e s .

Ueberhaupt sollten W o h n u n g s u n t e r n e h m e n u n d Heimstätten in geeigneter Weise sich auch der Initiative u n d Verantwortung mittlerer u n d größerer Firmen bedienen. Bei der Vergabe durch W o h n u n g s u n t e r n e h m e n u n d Heimstätten sollten diese mindestens in demselben U m f a n g e wie Behörden prüfen, ob die bauaus­

führenden U n t e r n e h m u n g e n ihre Pflichten in steuerlicher u n d sozialer Hinsicht erfüllt haben u n d ob diese Firma nicht schon öfters ihre Gläubiger durch Vermögensverluste infolge Schleuder­

konkurrenz schädigten.

B e z a h l u n g d e r A r b e i t .

Bei den Hauptauftraggebern der Behörden sind wir ver­

schiedentlich vorstellig geworden, daß die Zahlungen pünktlicher geleistet werden. Es geht nicht an, daß die Revision von R e c h ­ nungen doppelt u n d gar dreimal so lange dauert, als m a n uns den Termin zur Fertigstellung der ganzen Bauausführung gestell hat.

Die Zinsverluste, die dadurch entstehen, tragen wesentlich zu der geringen Rentabilität der durchgeführten Bauten bei.

A u c h die Dauer der Anfertigung der Kostenanschläge ist von uns beanstandet worden.

Der empfindliche Mangel an Facharbeitern zwingt uns zur Ueberlegung, wie die

A u s b i l d u n g d e r L e h r l i n g e

verbessert wird. A u s einem Bezirk wird berichtet, daß die Berufs­

schulen in den kleineren Städten katastrophal seien, weil Lehr­

linge aller möglichen Fachrichtungen in einer Schulstunde bei­

sammensitzen u n d die Lehrkräfte schlecht sind. Es wird vor­

geschlagen, diese Berufsschulen aufzulösen u n d dafür Kreis­

schulen für je einen bestimmten Beruf einzuführen. Aus allen Bezirken wird mitgeteilt, daß die Erfahrungen, welche die Wirt­

schaftsgruppe mit der Einrichtung von Lehrwerkstätten macht, glänzend seien. In der Schulungsfrage m u ß noch viel Arbeit geleistet werden. Da s Baugewerbe leidet insbesondere darunter, daß die technischen Be a m t e n bei den Behörden, aber auch in vielen W o h n u n g s u n t e r n e h m e n in der Kalkulation wenig bewandert sind. A u c h sehr viele mittlere Betriebe u n d vor allem kleinere Betriebe haben meist keinen in der Kalkulation geschulten Fach­

mann. Es m u ß darauf hingewirkt werden, daß die D i p l o m ­ ingenieure, Baumeister u n d Techniker in Fragen der Kalkulation besser als bisher geschult werden. In dieser Frage m u ß m a n auf lange Sicht denken.

B a u b e h ö r d e n

Der Reichsarbeitsminister hat a m 12. Januar einen zweiten Erlaß herausgegeben, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigläßt. Solange es nicht möglich ist, daß das Schicksal einzelner Bauanträge einmal unparteiisch nachgeprüft und der betreffende Beamte gegebenenfalls zur Verantwortung gezogen wird, kann m a n eine grundlegende Besserung nicht erhoffen.

In Großstädten sollte diktatorisch die Zusammenarbeit der vielen mit einem einzelnen Bauvorhaben befaßten Referenten sicher­

gestellt werden. Es geht hierbei nicht u m das Interesse des Bauunternehmers, sondern u m das Interesse der Volksgenossen die auf Arbeit warten. Es liegt sicherlich nicht in der Förderung der Schaffung von W o h n u n g e n , daß es heute fast zur Gewohnheit geworden ist, daß die G e n e h m i g u n g e n von Projekten mit den vielen Instanzen doppelt u n d dreimal so lange dauern als in früheren Jahren.

Es ist bekannt, wie stark wir uns für die Förderung des A r b e i t e r w o h n s t ä t t e n b a u e s eingesetzt haben u n d in welchem U m f a n g e die Industrie bereit war, Opfer zu bringen. N u n m e h r übersendet mir ein Bauunternehmer, der für eine große Zahl seiner Gefolgschaftsleute siedeln möchte, seinen Schriftwechsel mit den Behörden, d e m Heimstättenamt u n d sonstigen Stellen Dieser Schriftwechsel zieht sich bereits dreiviertel Jahre hin u n d umfaßt schon zwei Schnellhefter. Es ist wirklich erstaunlich wie wenig Verantwortungsbewußtsein in diesen Fragen oft

gezeigt wird u n d wie wenige Beamte es gibt, welche sich „wirklich“

für die Durchbringung einer guten Sache einsetzen.

W ä h r e n d das Baugewerbe mit A u s n a h m e der entmilitari­

sierten Zo n e n m e n g e n m ä ß i g gut beschäftigt ist, leiden in den Grenzgebieten sehr viele F irmen darunter, daß oitentliche Aufträge nur in ganz beschränktem U m f a n g e durchgefuhrt werden. Es ist auch Aufgabe der Wirtschaftsgruppe, bei größeren Bauherrschaften darauf hinzuwirken, daß solche F irmen bei öffentlichen Aufträgen hinzugezogen werden.

G e s u n d e n W o h n r a u m z u s c h a f f e n ist u m so dring­

licher, als die durch die langjährige Erwerbslosigkeit u n d die drückende Krise i m W o h n r a u m zusammengedrängte Bevölkerung seit d e m Aufstieg der Wirtschaft das natürliche Bestreben hat, das Wohnbedürfnis besser als bisher zu befriedigen u n d seitdem zahlreiche Untermieterfamilien, deren Ernährer wieder in Brot u n d Arbeit g e k o m m e n sind, eine eigene W o h n u n g suchen.

Angesichts dieser Notwendigkeiten m ü s s e n die bisherigen Ergebnisse, die über den W o h n u n g s b a u des Jahres 1935 bekannt­

geworden sind, enttäuschen. O b w o h l erst das Ergebnis des Wohnung s b a u e s in den deutschen G e m e i n d e n mit m e h r als 10000 Einwohnern feststeht, auf die etwas m e h r als die Hälfte des gesamten deutschen W o h n u n g s b a u e s entfallen dürfte, wird sich schwerlich etwas an der Tatsache ändern, daß die W o h n u n g s ­ bauleistung des Jahres 1935 hinter der des Jahres 1934 zurück­

geblieben ist. In den G e m e i n d e n mit m e h r als 10 000 Einwohnern sind 1935 141000 W o h n u n g e n , also 22 000 oder 13,7 Proz. weniger als i m Vorjahr errichtet worden, was in der Hauptsache auf den erheblichen Rückgang in der Erstellung von U m b a u w o h n u n g e n zurückzuführen ist. Vielleicht wird der

R ü c k g a n g des W o h n u n g s b a u e s

in allen deutschen G e m e i n d e n noch stärker sein, als es in den eben genannten Ziffern z u m Ausdruck k o m m t , ist doch in den vergangenen Jahren die Bauleistung in den G e m e i n d e n unter 10000 Einwohnern wesentlich schwächer gewesen als in den mittleren un d größeren Städten.

Es ist aber nicht so sehr die Tatsache eines absoluten R ü c k ­ ganges der Zahl der erstellten W o h n u n g e n , die bedenklich stimmt, sondern vielmehr die Richtung, die i m W o h n u n g s b a u des Jahres 1935 erkennbar ist. So erfreulich es auf der einen Seite ist, daß der Anteil der Eigenheime an der Gesamtheit der gebauten W o h n u n g e n w i e derum sehr hoch ist, wobei für diese Eigenheime offenkundig auch sehr viel Eigenkapital z u m Einsatz gebracht worden ist, so wenig wird damit die W o h n u n g s n o t gelindert, die gerade die breite Masse der Arbeiter u n d kleinen Angestellten drückt. Trotz der vielfach bewundernswerten A n ­ strengung, die von den verschiedensten Seiten u n d nicht zuletzt auch von zahlreichen G e m e i n d e n gemacht w o r d e n sind, u m besonders Kleinwohnungen u n d Kleinsiedlungen herzustellen, trotz der Hilfe, die das Reich dabei durch Zuschüsse, verbilligte Darlehen un d umfangreiche Reichsbürgschaften für zweite Hypotheken gewährt hat, ist m a n auf diesem Gebiet keineswegs so vorangekommen, wie es wünschenswert ist.

D as geht allein daraus hervor, daß der A nteil d e r K l e i n w o h n u n g e n

(bis zu drei R ä u m e n ) an der Gesamtheit der erstellten W o h n u n g e n m den G e m e i n d e n mit m e h r als 10000 E i n w o h n e r n von 49 Proz.

im Jahre 1934 auf 44 Proz. i m Jahre 1935 zurückgegangen ist, während der Anteil an Mittelwohnungen (4— 6 R ä u m e n ) von 47 auf 51 Proz. un d der an G r o ß w o h n u n g e n von 4 auf 5 Proz.

angewachsen ist. A u c h das Ergebnis der Kleinsiedlung war im Jahr 1935 unerfreulich.

M a n fragt sich etwas erstaunt, wie das eigentlich möglich ist I m vergangenen Jahr 1935 standen für die Z w e c k e des Klein­

wohnungsbaues un d der Kleinsiedlung aus Mitteln der Haus- i1J1rssixV.<:fanleiEe> der Ehestandshilfe u n d aus Etatmitteln rund 185 Millionen R M . Reichsgelder zur Verfügung. Bis jetzt sind lerner jund 175 Mill. R M . Reichsbürgschaften für zweite Hy p o - theken in Anspruch g e n o m m e n worden, so daß eine E r h ö h u n g des Burgschaftsbetrages auf zunächst 250 Mill. R M . erforderlich wurde. Die verschiedenartigsten Stellen, die G e m e i n d e n usw., waren u m die Förderung des Kleinwohnungsbaues, w e n n m a n a n m m m t , daß sich in d e m in das Jahr 1936 ü b e r n o m m e n e n großen eberhang an 1935 noch unvollendeten W o h n u n g e n von schät­

zungsweise 120 000 noch eine Anzahl Kleinsiedlungen befinden, kann von einem nennenswerten Fortschritt auf d e m Gebiet der Baeinsiedlung u n d des Kleinwohnungsbaues nicht die R e d e sein, ns gibt Gebiete in Deutschland, in denen die Kleinsiedlung so gut wie überhaupt nicht y o r a n g e k o m m e n ist, u n d nur in einigen 1 eilen unseres Landes sind wirkliche Erfolge erreicht worden.

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B o d e n s t ä n d i g k e i t o d e r T h e a t e r ? ]~)e m deutschen Reisenden, der sich in Spanien u n d besonders

in M a d r i d an den gewaltigen Kirchenpalästen u n d fürst­

lichen Architekturprunk der Vergangenheit satt gesehen hat, er­

scheint die Zwiespältigkeit des Landes in seinen Bauten u n ­ heimlich. Die G u n s t der Freundschaft bringt ihn hinaus in die Landbezirke, w o die alten verlotterten Bauernhäuser stehen, nämlich innerhalb eines verwirtschafteten Bodens. D e r m ü d e A t e m todkranker Mischrasse-Menschen geht von dort aus. Der Reisende denkt dann, i n d e m er seine Blicke v o m H o h e n z u m Niedrigen schweifen läßt, an die alte Wahrheit, daß wir M e n s c h e n aus zwei Teilen bestehen u n d daß wir den einen Teil von der Welt erhalten u n d den anderen selbst in die Welt bringen. Welcher von beiden Teilen ist aber der größere? Die Bodenständigkeit ist natürlich bei den Bauernhäusern, die noch viel lateinisch­

sarazenisches E r b t u m des Volkes zeigen.

W i e aber erscheint das revolutionäre Suchen nach neuen Bauformen? In der Ferne glühen die trostlos entwaldeten Gebirge. M a n findet zerfallene Burgen u n d zuweilen Dorffesten, die zu Ruinen geworden sind. Dort, w o einst G e r m a n e n herrsch­

ten, ist das Bluterbe noch verstreut in blonden Rasseköpfen zu sehen. A u c h der Schöpfer des abgebildeten Hauses, der blonde Architekt M a n u e l Martin Chumilla, kämpft für Bodenständigkeit.

Er hat an einer stillen Bergstraße, 40 k m von Madrid, das abge­

bildete H a u s errichtet. M a n m u ß sich erinnern, daß einst in der gotischen Erobererzeit das Keltenvolk Steine z u s a m m e n ­ klauben mußte, u m für die Herren der eroberten Bezirke wilde feste Steinhäuser zu bauen, die mit ihrem mauergeschützten Hofe d e m Herrscher Sicherheiten schafften. Die Altformen dieser Häuser aber stammten von den Bauten der römischen Legions-Handwerker Cäsars her, die dort beibehalten wurden, w o es wenig Bauholz gab. B e i m ersten Besehen zeigt dies Bild ein älteres H a u s mit beginnendem Verfall. A u s d e m Gebirge heraus gewachsen, ohne Feinheiten handwerklicher Kunst, grob u n d rauh, scheinbar gegen alle Regeln der Technik gefügt, in handwerkswidriger Art i m Verband. U n d doch gibt dieses neuerbaute W o h n h a u s zu Fragen Anlaß, die auch für uns gelten.

Photos

:

M . Chumilla.

U eber dem m assiv betonten K ra ftw a g e n r a u m steh t die a llzu w ild e M a u e r . D ie hochgestellte H a u sg ieb elw a n d m it dem grob abgehackten Laubenbogen z e ig t d as U ngefügige des B a u k ö rp ers.

W i r haben bei uns eine elend niederliegende Steinbruchindustrie, die froh ist, neben d e m Zement- u n d Straßenbau zugelassen zu werden. Ihre Werte als volkhaftes Bauelement u n d Material m üssen wieder zur allgemeinen Erkenntnis gebracht werden!

Es soll auch verhindert werden, daß in Gebirgsgegenden weiter Zementkisten mit elenden D a c h w a n n e n gebaut werden.

D e r spanische Baumeister zeigt mit größtem Selbstbewußt­

sein in seiner eigenwilligen spielerischen Art, wie er die Berg­

natur mit ihren Verwitterungen u n d Zerklüftungen naturhaft in ein Steinhaus umsetzt, mit seiner Schönheit u n d Wildheit:

der Naturverbundenheit. Jeder deutsche Ha n d w e r k e r prak­

tischer Schulung wird die Haltbarkeit derart aufgetürmter Bruch-

D er w ild k lo tzig e Eingang m it dem M önch- und N on n en ­ ziegeldach ze ig t den E in flu ß vo n K in obildsu ch t, g e s tü tz t a u f billige S tein a rb eit als R in a ld in ia rch itek tu r.

steinmassen bezweifeln. Konstruktion, Aufbau, Technik und Verteilung der Baumassen zeigen dennoch den freien Gestalter.

Diese Bruchstücke sind nur mit scheinbar geringer Sorgfalt ausgewählt. Sie haben keine werkmännische Rohbearbeitung zur Schaffung lagerhafter Flächen u n d bringen an Ort u n d Stelle eine große Verbilligung zustande. Keine Verarbeitung u n d echte Versetzung ist zu merken. Es scheint vielmehr, als w e n n urkräftige Fäuste das W e r k getürmt hätten. Die Steine sind d e m Gebirge naturhaft entrissen. D a s H a u s steht an einer stillen Bergstraße. Es gibt aber auch dort zulande keine solche ge­

wissenhaften Werksteinmetzen, die für die Bearbeitung neben d e m Pflichtbewußtsein Geduld aufbringen u n d deren Arbeit richtig bezahlt werden könnte. Unebenheiten bei der Versetzung werden durch verschwenderisches Mörtelpatzen ausgeglichen, denn der Kalk kostet auch fast nichts. D a s Auszwicken großer F u g e n kennt m a n nicht, auch der Fugenverstrich in Spaniens Glutsonne ermüdet gar zu sehr. Ein gewisser Fugenverschluß ist beobachtet. Verband ist das aber nicht zu nennen.

Die schräggestellten Eckpfeiler folgen der N e igung des steilen Berghanges. Die Lagerung der unteren Gesteinsschichten des Gebirges ist i m A u f b a u fortgesetzt ohne konstruktive Z u ­ sammenhänge. Diese wuchtige naturhafte F ü g u n g erhöht jedoch den Reiz der Fernsicht. Die Stufen sind aus d e m Gebirge heraus­

gemeißelt. N a c h unserer Auffassung wenig glücklich gelöst ist das flachgeneigte D a c h als oberer Abschluß, aber echt als spanische Bauart i m Gebirge. Hohlpfannen in M ö n c h - u n d Nonnenfügung, unter reichlicher V e r w e n d u n g von Kalk verlegt u n d gebettet, geben den notwendigen Schutz, der bei der regen­

ar m e n G e g e n d vollkommen ausreicht. Die Verlängerung der linksseitigen Dachfläche bildet den Sonnen- u n d Wetterschutz einer geräumigen Terrasse.

W e r als Besucher Glück hat, findet den W e g ins Haus, w e n n der Herr gerade da ist. Erwartungsvoll tritt m a n durch den Eingang, u m den Raumgeist des Hauses kennenzulernen. W a s aber findet sich da ? Eine Innen-Ausstattung, ganz englisch-modern behandelt, Täfelung, Möblierung, Sitzgelegenheit u n d T ü r ­ beschläge, das alles ist glatt u n d peinlich korrekt u n d steht i m Gegensatz zu aller äußeren Naturverbundenheit. Also Na t u r ­ verbundenheit oder Theater? Welcher Teil überwiegt?

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106 D E U T S C H E B A U H Ü T T 3 936

Z u k u n f t d e r B a u s p a r k a s s e n .

Die L a g e n o c h d u r c h a u s ernst“ - Lebhafte A u s s p r a c h e ü b e r die Umstellungsmöglichkeiten.

A m 28. Februar fand eine außerordentliche Mitgliederver- S a m m l u n g der Fachgruppe Private Bausparkassen statt, in der die gegenwärtig schwebenden Probleme besprochen wurden.

D e r Informationsdienst der Fachgruppe berichtet darüber u. a.:

D e r Leiter der Fachgruppe, Generaldirektor Knoblauch, erstattete einen Bericht über den Stand der mit den zuständi­

gen Regierungsstellen über die Neuregelung des Bausparwesens geführten Verhandlungen. E r schilderte die Lage als für die Bausparkassen i m m e r noch durchaus ernst. A u s der in den maßgebenden Kreisen herrschenden Einstellung zu einer Reform des Bausparwesens ergebe sich als unerläßliche Vorbedingung für eine volkswirtschaftlich ersprießliche Weiterarbeit der Ba u ­ sparkassen u. a., daß als Aufgabengebiet für die Bausparkassen in Zukunft grundsätzlich

allein die Pflege des nachstelligen R e a l k r e d i t s in Betracht k o m m e . D e m Reichsaufsichtsamt sei schon vor längerer Zeit eine Reihe von Schnelltarifen vorgelegt worden, deren G e n e h m i g u n g das A m t jedoch bis z u m Abschluß der

„grundsätzlichen E r w ä gungen über die Ausgestaltung künftig neu einzuführender Bauspartarife“ zurückgestellt habe. So sei sehr z u m Nachteil der Bausparkassen eine organische Ent­

wicklung plötzlich unterbrochen worden, die, sich selbst über­

lassen, weitgehend u n d ohne äußere Nachhilfe dieselben Er­

gebnisse gezeitigt hätte, die jetzt durch die bevorstehende N e u ­ ordnung des Bausparwesens erreicht werden sollten.

Mit der Beschränkung des Aufgabengebietes der Bauspar­

kassen auf die Pflege des nachstelligen Realkredits werde gleich­

zeitig eine Zurückführung der nach Urteil der Behörden unerträglich langen Wartezeiten a u f ein wirtschaftlich tragbares M a ß erreicht. Es w ürden dabei drei- bis vier­

jährige Wartezeiten i m stationären Zustand u n d Längstwarte­

zeiten von etwa sieben Jahren entstehen.

Die zuständigen Stellen seien offensichtlich keineswegs der Auffassung, daß der deutsche Realkreditmarkt das für das nach­

stellige Realkreditgeschäft der Bausparkassen

n o t w e n d i g e V o l u m e n a n v o r r a n g i g e m K r e d i t nicht liefern könne. Es werde in diesem Z u s a m m e n h a n g stets auf die Ergebnisse der Reichsbürgschaftsaktion hingewiesen.

A u f der anderen Seite hätten die Bausparkassen ihren Sparern im letzten Jahr etwa 80— 90 Millionen R M . zugeteilt. D a der Realkreditmarkt auch höhere S u m m e n zur Verfügung stellen könne, werde für die Bausparkassen nicht nur die Aufrecht­

erhaltung, sondern, die nötige Geschäftsgewandtheit der Kassen­

leiter vorausgesetzt, sogar eine erhebliche Steigerung ihres Geschäftsumfanges möglich sein.

Die Einstellung zu der Kapazität des Realkreditmarktes berge, insofern sie zu einer radikalen Beschränkung der B a u ­ sparkassen auf die Teilfinanzierung führen könne, gewisse Gefahren in sich, denen die Fachgruppe begegnen müsse. Vor allem i m Hinblick auf den erheblichen Konsolidierungsbedarf des Reiches erscheine eine Verknappung des erststelligen Kredits, die sich, selbst w e n n sie nur zeitweilig wäre, für die Bauspar­

kassen sehr nachteilig auswirken könnte, nicht ausgeschlossen.

Die Fachgruppe werde sich mit aller Kraft dafür einsetzen, daß d e m durch die G e n e h m i g u n g der Vollfinanzierung in be­

sonderen Ausnahmefällen R e c hnung getragen werde. Die m i ß ­ bräuchliche H a n d h a b u n g einer solchen Klausel könne und werde durch bestimmte Kautelen verhindert werden.

D i e erforderliche Sicherheit des nachstelligen R e a l ­ kredits w e r d e für g e g e b e n erachtet,

w e n n bei der Wertermittlung nicht die Baukosten, sondern der

Beleihungswert zugrunde gelegt werde. D e n Bausparkassen würde unter keinen U m s t ä n d e n ein Depositenrecht in irgend­

einer F o r m zuerkannt oder belassen werden. I m Z u s a m m e n h a n g damit bestehe eine starke Neigung, auch die A n s p a r u n g des sogenannten Eigengeldes bei den Bausparkassen in langer Zeit u n d kleinen Raten zu unterbinden. D a m i t w ü r d e ein wichtiger Teil des eigentlichen Bauspargeschäftes fortfallen. E s sei damit zu rechnen, daß die Kassen in Zukunft von ihren Sparern schon bei Abschluß des Vertrages eine gewisse Kapitaleinlage fordern müßten. Z u hoffen stehe jedoch, daß deren ratenweise Zahlung innerhalb einer begrenzten Zeitspanne gestattet werden würde.

A n dieser für den Bestand der Kassen entscheidenden Forderung werde die Fachgruppe mit allem N a c h d r u c k festhalten.

Weiter dürften die Bausparkassen in Zukunft nur nach eindeutig erkennbaren u n d angemessenen Kostensätzen ar­

beiten. Eine unabänderliche Forderung sei es, daß die Bausparer erst dann mit Kosten belastet werden dürften, w e n n sie von der Kasse ein Darlehen erhalten haben. Die Kosten seien in einem bestimmten Vom-Hundert-Satz des jeweiligen Darlehnsrestes auszudrücken. Die zur Gewährleistung einer soliden u n d ren- tabeln Arbeitsweise erforderliche H ö h e der Kosten werde von ausschlaggebender Bedeutung sein. Die Regierung werde i m übrigen sicher Mittel u n d W e g e finden, u m den Kassen nach der Umstellung

die U e b e r g a n g s z e i t z u erleichtern.

Daher werde innerhalb einer begrenzten Zeitspanne auch die Erhebung von Vorkosten in b e s t i m m t e m U m f a n g zugelassen werden müssen. Eine besonders schwierige Frage sei die der Kapitalausrüstung der Kassen. Welche Sätze hier in Betracht kämen, sei gegenwärtig noch nicht erkennbar. Jedenfalls werde auf G r u n d von § 1 1 des Reichskreditgesetzes in absehbarer Zeit das Mindestverhältnis des Eigenkapitals der Kasse zu ihren Verpflichtungen festgelegt werden. W i e

der alte S p a r e r b e s t a n d

behandelt werden würde, zeichne sich erst langsam ab; zunächst müsse erst einmal die F o r m des Neugeschäftes endgültig fest­

liegen.

A n diese Ausführungen des Leiters der Fachgruppe schloß sich eine angeregte Aussprache. E s wurde, teilweise unter Betonung der grundsätzlichen Uebereinstimmung mit der von den ma ß g e b e n d e n Stellen geforderten Beschränkung auf das nachstellige Hypothekengeschäft geltend gemacht, daß m a n den Bausparern die Beschaffung der ersten H y p o t h e k nicht allein überlassen dürfe. Vielmehr m ü ß t e n die Bausparkassen auch in Zukunft u m die Vollfinanzierung des Bauvorhabens ihrer Sparer be m ü h t bleiben, nur mit der Maßgabe, daß die von dritter Seite heranzuziehenden erststelligen Gelder von den Bauspar­

kassen i m W e g e der Ablösung einzuschalten seien.

E i n e t w a i g e r Fortfall d e r A n s p a r u n g d e s E i g e n g e l d e s w u r d e als ein ä u ß e r s t b e d r o h l i c h e s H e m m n i s für d e n

N e u z u g a n g g e k e n n z e i c h n e t .

Bei der gegenwärtigen Struktur der Bauspar-Interessenschaft sei nur den wenigsten die sofortige Einzahlung des Eigengeldes möglich. Es müsse mit allem Na c h d r u c k darauf hingewirkt werden, daß den Bausparkassen von der A n s p arung des Eigen­

geldes soviel wie irgend erreichbar belassen werde.

S T A B B A N D D E C K E liefern wir zum Preise von 2 , 4 0 R M .

D EU TSC HE BAUHÜTTE, HANNOVER I,

________ Post fach 87, Pos t s c he c kkont o Hannover 123.

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K O N S T R U K T I O N U N D B A U W E I S E

L i e g e n d e r S t u h l o h n e

S t u h l s ä u l e n u n d h o l z t e c h n i s c h e B e t r a c h t u n g e n i m D a c h g e r ü s t .

V o n Dipl.-Ing. R. Pietzsch, Architekt.

J

eder Fa c h m a n n , der sich ein Holzwerk i m fertigen D a c h näher ansieht, wird Dinge w a h r n e h m e n , die sich nicht i m m e r mit einer sachgemäßen statischen Berechnung vereinen lassen, un d zwar nicht nur deshalb, weil sie statisch unbestimmt sind.

Ein Firststiel z. B.

findet m a n c h m a l seine U n - / \ . _ ,

/ i " k

Scheerzapfen

terstützung auf bzw. zwi- sehen Zangen, die einem ganz anderen Z w e c k e die­

nen (Abb. 1). Diese Art

zu konstruieren ist statisch ^ ^

durchaus unbestimmt u n d konstruktiv nicht einwand­

frei, aber — sie hält (Abb. 1).

Oder: Ein Dachstiel, bestimmt, Pfette u n d Sparren zu tragen. — W a s entdecken wir! D e r Sparren, durch Drahtstift mit Pfette u n d Pfosten verbunden, der kontinuierlich durch­

geht, spannt sich nach uns unbekannten Gesetzen u n d hebt Pfette u n d Stiel mit in die H ö h e !

G r a t s p a r r e n A b b . 2 u. 3.

Er trägt naturgemäß die Schifter. G e b e n wir aber d e m Schifter einen festen F u ß p u n k t (Abb. 3) u n d befestigen ihn mit seiner Backe an d e m Gratsparren, so hilft der Schifter in Gemeinschaft mit d e m gegenüberliegenden Schifter den Grat­

sparren tragen. — D e r Schifter bei Abb. 4 ist einem Balken­

ausleger vergleichbar, dessen freies E n d e sich nicht nur frei­

trägt, sondern imstande ist, Lasten, wie z. B. eben diesen Gratsparren, z u tragen.

Spekulativ veranlagte Konstrukteure könnten mit­

hin in Versuchung geraten, den Gratsparren wegzulassen u n d die Schifter unmittelbar in der Gratlinie Z u s a m m e n ­ stößen zu lassen u n d mittels Schwerter gegeneinander ab- zuschwerten. A b e r der Grat­

sparren hat no c h eine andere Funktion. E r bildet z u ­

s a m m e n mit seinem Gegenstück den R a h m e n , sowohl für die Walmfläche als für die gewöhnlich i m rechten Winkel an­

schließende Sattelfläche, einem Bilder- oder Spiegelrahmen vergleichbar. — U n d doch haben nicht alle Spiegel u n d nicht C £) alle Bilder R a h m e n . Betrachten wir n u n m e h r den hegenden

Stuhl (Abb. 5), so ist folgendes z u bemerken: 5 ) Die Sparren brauchen w e g e n ihrer L ä n g e eine Mittel­

unterstützung durch Pfetten. A n Stelle der gewöhnlichen Pfetten- konstruktion ist jedoch eine Binderkonstruktion gewählt, die

sich als ein waagerecht liegender Parallelträger mit Diagonal­

verstrebung ansprechen läßt, dessen Ober- u n d Untergurt die obengenannten Mittelpfetten bilden (Abb. 5).

Da, w o die Diagonalverstrebungen an die Pfetten anstoßen, ist der Pfette ein Sattelholz vorgelegt, mit ihr verdübelt u n d verbolzt gegen eine mögliche Durchbiegung an dieser Stelle gedacht u n d gleichzeitig zur V e r m e i d u n g einer S c h w ä c h u n g an Ober- u n d Untergurt.

D e r Lage der Mittelpfetten — umgekehrt wie gewöhnlich — entsprechen die zu erwartenden Beanspruchungen durch die Diagonalen in waagerechter Richtung.

Die Sparren also, die naturgemäß von den Pfetten ge­

tragen werden sollen, tragen hier die Pfetten. Alles i m allem nur möglich, weil durch Bolzen u n d Nagelung das Tragwerk als ein Dreigelenkrahmen mit biegungsfesten Sparren aus­

gebildet ist. Feste Knotenpunkte a m First u n d a m F u ß sind selbstverständliche Voraussetzungen (vgl. Abb. 5a-b-c).

(10)

1 0 8 D E U T S C H E B A U H Ü T T E 1936

Die Sparren sind also gleichzeitig Streben. U m dies deut­

lich zu machen, sei noch auf eine gewöhnliche, normale B a u ­ konstruktion hingewiesen:

M a n s a r d d a c h (Abb. 6a u n d 6b).

In Abb. 6a sehen wir den senkrechten Stiel der Mansarde durch eine Strebe abgestrebt u n d z u m Tragen des Mansard- daches einen gewöhnlichen Mansardsparren verwendet. In Abb. 6 b hingegen ist Sparren u n d Strebe ein u n d dasselbe

16 Holz, nur mit stärkerem Querschnitt, z. B. — •

Diese Sparrenstreben oder Strebensparren streben die Kehlbalken von unten her unter 60 bzw. 70° zur Horizontalen ab u n d entlasten die Stuhlsäulen. — Fragt m a n nach d e m Zw e c k der in Abb. 5 gezeigten Konstruktionsweise als Drei­

gelenkrahmen, die immerhin als umständliche u n d auch als teurere Konstruktion bezeichnet werden m u ß , so läßt sich folgendes sagen:

D u r c h das Weglassen der in das „Dachlicht“ hin­

einragenden Streben des lie­

genden Stuhles ist eine fast lOOprozentige Loslösung des Daches von der Decke er­

folgt mit ungemein freier Sicht. Ein großer Vorteil, w e n n aus irgendeinem G r u n ­ de — d e m hier nicht weiter nachgegangen werden soll —

unbedingt ein R a u m mit A bb. 6 b. Abb. 6 a.

ganz freier Sicht gefordert werden muß.

Ist die Dachgeschoßdecke gar eine Massivdecke, so würde die Befestigung von Schwellen auf ihr zur A u f n a h m e von Stielen oder Streben einerseits notwendig sein, andererseits Schwierigkeiten bereiten u n d gegebenenfalls als verkehrs­

störend sich auswirken.

sind, jede Abkühlung u n d Verzögerung in der Abzugsgesc tiwindig- keit unterbleibt. Deshalb ist auch kein Niederschlagen von Feuchtigkeitsmengen zu befürchten, die aber auch keinen Schaden anrichten könnten, weil sie an den glatten W a n d u n g e n ablaulen würden. W e g e n der Wasserundurchlässigkeit des Eternits ist ein Durchfeuchten der R o h r w a n d u n g e n u n d des u m g e b e n d e n M a u e r ­ werks ausgeschlossen.

Die wertvollen geringen VC^andstärken der Eternitrohre sind auf die hohe Festigkeit dieses Werkstoffes zurückzuführen.

Hieraus ergibt sich bei V e r w e n d u n g dieser Rohre eine beachtliche Raumersparnis. Diese Vorteile treten besonders in Erscheinung, w e n n Abgas- oder Abluftleitungen an der d e m Hofe zu gelegenen Außenseite der Häuser hochgezogen werden müssen. Ihre Unter­

bringung bereitet hier keine besonderen Schwierigkeiten. Die Rohre passen sich in ihrer silbergrauen Naturfarbe der U m ­ gebung an, wobei aber die Möglichkeit besteht, sie mit einem Farbanstrich zu versehen, der aber zu ihrem Schutze nicht er­

forderlich ist. Eternit ist unempfindlich gegen chemische A n ­ griffe, so daß aus i h m gefertigte Rohrleitungen auch zur B e ­ seitigung säurehaltiger Gase u n d D ä m p f e verwendet werden können.

Das Rundfunkgebäude in Hilversum w u r d e mit einer Be- un d Entlüftungsanlage ausgestattet, die insgesamt ungefähr 1560 lfde. m Eternitleitungen enthält. Besonders bemerkens­

wert sind hier die größeren Frischluftkanäle i m Kellergeschoß, die, siehe Abbildung, mit Eternit-Scheidewänden versehen sind.

N e u e G r o ß s E n t l ü f t u n g s a n l a g e n . V o n Dipl.-Ing. Castner.

E

rst nach eingehenden Untersuchungen über die gesteigerte Leistungsfähigkeit jedes Menschen, auch des Kopfarbeiters, in reiner Luft wurde der planmäßigen Raumentlüftung zunächst in Bürogebäuden die ihr aus gesundheitlichen u n d wirtschaft­

lichen Gr ü n d e n z u k o m m e n d e Beachtung geschenkt. Bei W o h n ­ häusern ist m a n über die ersten Anfänge noch nicht hinaus­

gekommen.

Bei Einrichtung von Entlüftungsanlagen m u ß darauf ge­

achtet werden, daß die verbrauchte Luft zwar reibungslos in u n ­ unterbrochenem Strome entfernt wird, aber doch so, daß dabei unter keinen U m s t ä n d e n Zugluft entsteht.

Die Beseitigung der verbrauchten Luft kann nach zwei Verfahren geschehen: durch Entlüftung oder durch Belüftung.

I m ersten Falle wird die verbrauchte Luft durch den Z u g des Schornsteins abgesaugt, wobei i m R a u m e ein Unterdrück ent­

steht, der dadurch seinen Ausgleich findet, daß frische Luft von außen durch die Poren i m Ma u e r w e r k oder durch Undichtigkeiten in Tür- u n d Fensterrahmen u. dgl. in den R a u m einströmt.

D u r c h den Einbau von maschinellen Lüftern kann der Luft­

umlauf beschleunigt u n d verstärkt werden. I m zweiten Falle wird Frischluft mit Maschinen in den R a u m hineingepreßt, wobei durch den entstehenden Ueberdruck die verbrauchte Luft durch Abluftkanäle hinausgedrängt wird.

In jedem Falle werden also Luftkanäle gebraucht, die u m so besser wirken, je glatter ihre Innenwandungen sind. Gemauerte Schornsteine in üblicher Ausführung entsprechen dieser For­

derung nicht, weil sie viel zu rauh sind und deshalb d e m Abluft­

strom Widerstände entgegensetzen, die bei Beseitigung feuchter Luft zu anschließender Durchfeuchtung des Mauerwerkes führen können. Eternitrohre mit glatten Wandflächen lassen diese Mängel nicht erst aufkommen; infolge ihrer Zusammensetzung aus Asbest u n d Z e m e n t sind sie schlecht wärmeleitend Das hat den Vorteil, daß beim Hindurchziehen des Abluftstromes durch diese Rohre, die in jeder geeigneten Querschnittsform herstellbar

W e r k f o t o

Eine G ro ß a n la g e-E n tlü ftu n g s-L eitu n g aus E tern it.

Bei einer Großanlage in einem Versicherungsgebäude i m H a a g wurde die gesamte Maschinenanlage für die Belüftung mit Gebläsen i m Kellergeschoß untergebracht, von w o aus die Frischluft den einzelnen R ä u m e n zugeführt wird. Daraus er­

klärt es sich, daß die Leitungen in den unteren Gebäudeteilen die größten A b m e s s u n g e n haben u n d nach oben i m m e r kleiner werden. V o n diesen Kanälen zweigen Rohre zu den einzelnen R ä u m e n ab, die an der De c k e aufgehängt sind.

A u c h für Entlüftung w u r d e n Eternitrohre verwendet. Die z u m Absaugen erforderlichen Luftsauger w u r d e n auf d e m Dache aufgestellt. In den Abluftkanälen sind in den R ä u m e n Oeffnungen angeordnet, die später durch kupferne Roste verkleidet wurden.

Insgesamt wu r d e n in dieser Anlage rund 1200 lfde. m Eternit- kanale und -rohre mit Wandstärken von 12, 10 u n d 8 m m ver­

arbeitet.

Eine größere Be- u n d Entlüftungsanlage aus Eternitrohren wurde i m M u s e u m in Rotterdam eingebaut. A n dieser Stelle K - i i11 Luftgebläse u n d Luftsauger für die Entlüftung im aufgestellt, so daß sich der Abluftstrom in diesem Falle ft Urilen b e w e8t- In den Stockwerken sind an die iK.5ei8^ nai wa a8erechte Leitungen angeschlossen, die, unterhalb der Decke angebracht, in die einzelnen R ä u m e führen.

nrHnPf?SD 1 1 er Frischluft geschieht durch an der Decke ange- Ahi„fti™ °stoffnu ngen. Die Abluftöffnungen in den senkrechten durch RosateenveSrklddetht ^ F u ß b o d e n angeordnet u n d

der in diese Anlage eingebauten Eternit-

\ 90 bls 30 '40 c m G r ö ße bei 10 m m Wandstärke erreicht rund 2500 lfde. m

(11)

K l e i n s t w o h n u n g e n i n F l a c h b a u w e i s e i n H e i d e l b e r g .

109

T>ei d e m großen Bedarf an billigsten Kleinstwohnungen werden

<üe G e m e i n d e n dazu übergehen müssen, den B a u selbst aus­

zuführen, w e n n nicht örtliche Baugenossenschaften ihnen diese gemeinnützige Aufgabe abnehmen. Die Errichtung durch private Bautätigkeit wird k a u m in Frage k o m m e n .

1934 hatte die Reichsregierung den G e m e i n d e n zinslose in 10 Jahren zu tilgende Darlehen zur Verfügung gestellt, u n d zwar mit 1000 R M . pro Wohnungseinheit z u m B a u von Kleinst­

wohnungen, die als Not- u n d Behelfswohnungen bezeichnet wurden. In den meisten Fällen w u r d e n diese jedoch aus Z w e c k ­ mäßigkeitsgründen als massive D a u e r w o h n u n g e n ausgeführt.

So hatte z. B. der U nternehmer der Maurerarbeiten außer den Materialheferungen nur einige M a u r e r zu stellen, u n d zwar für den Baublock zu 4 W o h n u n g e n jeweils 2 M a n n , wä h r e n d alle Hilfsleistungen von den W o h n u n g s a n w ä r t e m u n d einigen Wohlfahrtserwerbslosen zu ü b e r n e h m e n waren. Ebenso w u r d e bei den anderen Bauarbeiten verfahren, alle Grabarbeiten sowie alle Hilfsleistungen bei den Ausbauarbeiten w u r d e n von den Vorgenannten ausgeführt. D a die Wohlfahrtserwerbslosen außer ihrer Unterstützung nur eine Aufwandsentschädigung v o n 1 bis 1,50 R M . für den Arbeitstag aus d e m Baukredit erhielten u n d den Mietern neben der ETnterstützung nur Lebensmittelscheine

A b b . i . A b b . 2 .

Photos

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Rottmaniu

h i t i ; : w - Ti s-' ebe

A b b . 3 . A u c h die Stadt Heidelberg hatte Darlehen für den B a u von 12 W o h n u n g e n in Anspruch g e n o m m e n u n d unter Zuschuß städtischer Mittel die nachfolgend beschriebene Wohnungskolonie errichtet. Die Erfahrungen lassen sich für die neue Aktion der Reichsregierung für den B a u v o n Volks w o h n ungen auswerten, da die genannten W o h n u n g e n den für den B a u der V o l k s w o h n u n ­ gen festgesetzten Bedingungen entsprechen. Als Bauplatz wurde ein in unmittelbarer N ä h e vorhandener Siedlungen u n d mit der Straßenbahn leicht zu erreichendes Gelände gewählt. Die drei Reihenhäuser mit je 4 W o h n u n g e n sind zur Hälfte unterkellert u n d mit Ziegeldach versehen. Die N o r m a l w o h n u n g enthält, wie aus beigefügtem Grundriß ersichtlich, je 2 Z immer, W o h n ­ küche u n d Klosett. Bei den mittleren W o h n u n g e n ist je nach Bedarf durch H i n z u n e h m e n des kleineren Z i m m e r s eine W o h ­ n u n g mit 3 Z i m m e r n u n d W o h n k ü c h e u n d eine solche mit einem Z i m m e r u n d W o h n k ü c h e entstanden, wobei die größere W o h ­ n u n g jeweils an Kinderreiche, die kleinere an eine Familie ohne Kinder abgegeben wird. F ü r jedes H a u s mit 4 W o h n u n g e n ist i m Keller eine W a s c h k ü c h e vorgesehen.

Die W o h n u n g e n sind einfachst ausgestattet, haben aber elektrisches Licht, Kochgas u n d Wasseranschluß mit A u s g u ß i m Klosettvorraum u n d Kanalanschluß.

Die Wohnflächen ohne Klosett u n d V o r r a u m betragen:

bei der zweiräumigen W o h n u n g ... 26,50 q m bei der dreiräumigen W o h n u n g ... 36,30 q m bei der vierräumigen W o h n u n g ... 46,10 q m Bei d e m B a u der W o h n u n g e n m u ß t e n den Reichsbestimmungen entsprechend die zukünftigen Mieter mitbeschäftigt werden. Dies erforderte eine gewisse Au s w a h l unter den in Frage k o m m e n d e n Familien, die aus einer in der N ä h e befindlichen, d e m A b b r u c h verfallenen Barackenkolonie entstammten.

v o m Wohlfahrtsamt zur E r h ö h u n g des Arbeitswillens gegeben wurden, war eine, w e n n auch mäßige Senkung der Baukosten erreicht worden. So betrugen die reinen Baukosten für alle

12 W o h n u n g e n ...rd. 30000 R M . A n s c h l u ß k o s t e n ... 1600 R M .

obige Helferzuschüsse ... 1000 R M . z u s a m m e n ... 32 600 R M . für die W o h n u n g durchschnittlich 2715 R M . Die monatliche Belastung beträgt für die 2 - R a u m - W o h n u n g 12 R M . , für die 3 - R a u m - W o h n u n g 18 R M . u n d für die 4 - R a u m - W o h n u n g 22 R M .

Z u jeder W o h n u n g gehört ein Garten v o n ca. 200 q m Größe, es war a u ß erdem möglich, mit geringen Kosten für jeden Mieter einen Kleintierstall mit Sc h u p p e n zu errichten. Hier w*urde le­

diglich das z u m größten Teil aus einem A b b r u c h herrührende Baumaterial zur Verfügung gestellt; die Arbeit selbst w u r d e unter der Aufsicht der Bauleitung nach einheitlichem Plan aus­

schließlich v o n den Mietern ausgeführt. Dies hatte in erster Linie den Zweck, zu verhindern, daß diese Stall- u n d S c h u p p e n ­ bauten nach G u t d ü n k e n u n d G e s c h m a c k der Mieter errichtet w erden u n d in unschöner Weise das Gesamtbild verunstalten, wie dies bei vielen Kleinsiedlungen zu sehen ist, u. a. auch bei einer in unmittelbarer N ä h e der neuerrichteten W o h n u n g e n i m Jahre 1931 mit Mitteln des Reichswohnungszuschußprogramms erbauten Kleinwohnungskolonie (siehe Abb. 3).

Da, wie erwähnt, jeder Mieter ein Stück Gartenland erhält, ist auch ein S c h u p p e n erforderlich, der mit Kleintierstall u n d Futterboden die in Abb. 2 gezeigte einheitliche Gestalt erhalten hat. Es ist anzunehmen, daß insbesondere dieses Z u behör ein­

schließlich der Gartenfläche die Mieter zu einer gewissen S e ß ­ haftigkeit erziehen u n d den gerade in diesen Kreisen häufigen W o h n u n g s w e c h s e l verhindern wird. R o t t m a n n .

(12)

1 1 0

D E U T S C H E B A U H Ü T i E 1936

A R B E I T S V E R F A H R

Putz auf F a c h w e r k w ä n d e n . In m a nchen Gegenden ist es üblich, die Felder der Fachwerkgebäude mit Back­

steinen auszumauern u n d die Fugen zu verstreichen, in anderen Gebieten werden sie ausgestakt u n d mit Strohlehm bedeckt.

Häufig werden auch die gesamten Flächen mit geschnitztem u n d gemaltem Holzwerk verkleidet. In Westfalen und Gebieten des Rheinlandes besteht die Bekleidung aus Schieferplatten, in Südwestdeutschland da­

gegen aus Putz. Jede Bauweise hat ihre Berechtigung un d beruht auf Erfahrungen der Handwerksmeister, die auch meistens von den a m Orte vorrätigen Baustoffen ab­

hängig ist. Das Verputzen der Fachwerk­

flächen ist gebräuchlich u n d zweckmäßig, w e n n die Ausführung sachgemäß erfolgt.

Vielfach haben die Eigentümer alte Fachwerkhäuser nachträglich verputzen lassen, u m ihnen ein vornehmeres A u s ­ sehen zu verleihen, wobei die Nachbar­

häuser in der Regel den Anstoß hierzu gegeben haben. Leider wird bei Putz­

herstellung das Arbeiten des Holzes häufig nicht berücksichtigt; die Folge ist die Rissebildung u n d das Abspringen von Putzstücken. Erneuerungsarbeiten helfen nicht viel, denn es entstehen i m m e r neue Risse, in welche der W i n d den Regen hineintreibt. Das Wasser fließt hinter der Putzplatte a m Holzwerk entlang u n d führt schließlich z u m Verfaulen, da Licht und Luft nicht an das Holz herantreten können.

Bei Frost verwandelt sich das Wasser in Eiskristalle, die den Putz sprengen;

so schreitet das Zerstörungswerk i m m e r weiter vor.

Die Fäulnis beginnt an den Schwellen, weil diese sowohl d e m Niederschlag- u n d Spritzwasser als auch der aufsteigenden Erdfeuchtigkeit besonders stark ausge­

setzt sind. Rechtzeitige Auswechslung der Schwellen kann häufig die ganze Front retten.

Zweckmäßig ist es, nur die Felder zwischen d e m Holzwerk zu verputzen, dieses also unverputzt zu lassen. D e r Putz soll aber nicht aus der Fläche hervor­

treten, u m die einheitliche und ruhige Wirkung der Fläche zu erhalten. Ebenso unschön wirkt es, w e n n die Putzfelder in ihren verschiedenen Größen mit farbigen Linien umrandet werden. Hierdurch wer­

den die Unregelmäßigkeiten der Felder besonders betont.

Soll aber die ganze Fläche über das Holzwerk hinweg verputzt werden, so ist zu berücksichtigen, daß sich dieses unter der Putzschicht frei bewegen kann, sonst sind Risse unvermeidlich. Die Stiele, Riegel, Streben usw. für die Putzhaltung mit Rohrstengeln oder Draht­

gewebe zu benageln, ist völlig verkehrt, denn die dauernd arbeitende Holzkon­

struktion überträgt in diesem Falle alle B ewegungen des Holzwerks auf den Putz, so daß Risse überall da entstehen, w o das Holz mit d e m Ma u e r w e r k z u s a m m e n ­ trifft.

Das Holzwerk m u ß v o m Putzträger u n d Putz überbrückt werden, darf also nicht mit d e m Putzträger benagelt werden.

Vorteilhaft ist es, alle Holzteile mit einem breiten Streifen Dachpappe derart zu überdecken, daß diese beiderseits 3 c m über d e m R a n d des Holzkörpers hinweg­

ragt. Bei 12 c m Holzstärke m u ß also der Pappstreifen mindestens 18 c m breit sein.

Dieser Streifen darf nicht a m Holzwerk, sondern nur an der Ausmau e r u n g der Felder befestigt werden. A u f den P a p p ­

streifen k o m m t der Putzträger, der noch etwas breiter als der Pappstreifen sein m u ß un d gleichfalls nur an der Füllung der Felder befestigt werden darf. D e r Putzträger kann aus Rohrmatte, aus Draht­

gewebe, aus Drahtziegel- oder Beton­

drahtgewebe bestehen. Bei dieser K o n ­ struktion ohne Verbindung zwischen Holz u n d Putz kann das Holz ungehindert arbeiten.

D e r Putz ist in verl. Zementmörtel ohne Oberflächenglättung mit Dichtungs­

zusatz, die eine A t m u n g nicht verhindert, herzustellen. Silikatanstriche wirken wasserabweisend u n d erhärten den Putz.

H u .

Einstürze v o n Kragkonstruktionen.

Unter Kragkonstruktionen sind Bal- kone, Erker, Galerien, Vordächer usw.

zu verstehen. Hie u n d da hört man, daß Kragkonstruktionen herabgestürzt sind, ohne den Ursachen des Einsturzes nach­

zuforschen.

Handelt es sich u m Auskragungen von Holzkonstruktionen, dann ist meistens die Ursache des Einsturzes auf falsche Spar­

samkeit zurückzuführen. Anstatt die Balkenlage der Innenräume über die U m ­ fassungsmauern hinweg vorkragend durch­

zuführen, werden kurze Balkenstücke ver­

wendet. Ist bei größeren Auskragungen u n d kurzen Auslegern nicht genügend Auflast a m Auflager vorhanden, was an Balkontüren und -fenstern der Fall ist dann m u ß der Einsturz über kurz oder lang erfolgen.

M e r k t m a n beizeiten den Fehler in der Kragkonstruktion, dann behilft m a n sich häufig durch unschöne Streben, Z u g - anker-Aufhängungen oder durch Stützen.

Handelt es sich u m Auskragungen von Eisenbetonkonstruktionen, d a n n ist, neben Materialfehlern, meistens eine unsach­

g e m ä ß e A n o r d n u n g der Eiseneinlagen die Ursache des Einsturzes, w e n n sie bei­

spielsweise anstatt nahe an der Beton­

oberschicht durch Unachtsamkeit wä h r e n d der Ausführung heruntergetreten werden u n d so in der Mitte der Konstruktions­

stärke oder an der unteren Betonschicht zu liegen k o m m e n . D e r Einsturz ist in diesem Falle unvermeidlich! Es ist selbst­

verständlich, daß die Eiseneinlagen der Auskragung in der oberen Betonschicht weit genug über die U m f a s s u n g e n in das Deckenfeld durchgeführt u n d verlängert sein müssen.

Bei Auskragung in Eisenkonstruktion ist die Ursache eines Einsturzes sinnge­

m ä ß die gleiche wie bei Holzkonstruktionen.

D e r Einsturz ausgekragter Steinkon­

struktionen beruht meistens auf unge­

nügende Auflagerung u n d Verankernng in

der Umfassungsmauer. H m .

V e r h ü t u n g v o n S c h m u t z s t r e i f e n ü b e r Heizkörpern. — V e r s u c h e i m Berliner

D o m .

D e r Versuch, durch Ablenkbleche über Heizkörpern die Ursache der V e r schmut­

zung zu beseitigen, bleibt meist erfolglos.

K u r z über oder seitlich von d e m Blech kehren die Schmutzstreifen doch wieder.

Dies ist so zu erklären, daß die Heizluft beim Hochsteigen die der Wandseite benachbarte Luft mitnimmt, ohne daß Ersatzluft hierfür genügend nachströmen kann. Diesen Vorgang gilt es zu ver­

hindern. M a n m u ß also zwischen den Heizluftstrom u n d die W a n d neue Luft hinzuführen, die als trennendes Luft­

polster die aufsteigende Heizluft be­

gleitet.

A m D o m in Berlin bot sich n u n Gelegenheit, ein System durchzubilden, das Abhilfe verspricht. U m einen Heiz­

körper i m Treppenhaus w u r d e ein kamin­

ähnlicher U m b a u aus Eisenblech her- gestellt, dessen Seitenteile hohl u n d unten offen sind. Die d e m Radiator zuge­

kehrten Flächen der Seitenteile n e h m e n die W ä r m e des nahen Heizkörpers auf, u n d die eingeschlossene Luft steigt auf­

wärts. U e b e r d e m Ablenkblech ist ein Hohlraum, in d e m diese Luft sich ver­

teilt u n d dorthin fließt, w o die v o m Radia­

tor aufsteigende Heizluft vorbeistreicht.

D e r Heizluft ist dadurch die Möglichkeit g e n o m m e n , sich an die W a n d " heran­

zusaugen. N a c h d e m starken Heizbetrieb dieses Winters ist noch keine Spur von Verfärbung zu entdecken. Ein weiterer u n d vereinfachter Versuch bei einem zwischen Pilastern stehenden Heizkörper bestand darin, hinter d e m Heizkörper und seitlich von i h m ein Ablenkblech so anzu­

bringen, daß die Luft zwischen Blech und W a n d hochsteigen kann. Hier konnte durch Beobachtung an der Kerze und durch Befühlen der W a n d festgestellt werden, daß die Heizluft nicht die W a n d trifft. Vermutlich wird diese einfachere Ausführung in vielen Fällen genügen, besonders w e n n der Heizkörper in einer Nische steht. Zuverlässiger dürfte aller­

dings die zuerst beschriebene Ausführung sein.

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