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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1862, No. 40.

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt

AmtlichesOrgandesDeutschenHumboldt-Vereins.

Brrautumrti. Redakteur E.Fl.Roßmäßlen

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenund Postämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: AusderTagesgeschichte. Schulmeisterachtung thier. Von A.E.Brcl)m. Mit Abbildung.

No. 40

Witterungsbeobachtungcn.

«theilungen. Für HausundWerkstatt Verkehr. BeiderRedaction cingegangcneBücher. VonH.Greue. EinneuesHaus- Gemeiudcwald undPrivatwald. Kleinere Mit-

1862.

Aus der Tagesgeschichte

Bienenzucht

Die,,Bienenzeitung«theiltmit, daßalleininHam- burgdieEinfuhrvonHonigUndWachsimJahre1850 373,890 Mark Banko für2l,1()9 Ctnr. Honigund 532,190 M.B.für 5,518 Ctnr.Wachs,imJahr1860 aber363,790M.B. für18,181Ctnr.Honigund757,580 M.für6,949Ctnr. Wachs betragen habe.Die Ge- sammteinfuhranbeiden Produkten beträgt2,627,450 M.B.oderetwa1,013,725 ThalerinzweiJahren.Da- vonwurde ausDeutschland verhältnißmäßigmäßig,aus Amerika,HaytiundCuba dagegen sehrvielHonig (im Jahr1860 14,000Ctnr.)undausPortugalammeisten Wachseingeführt(1,739 Ctnr.imJahr1860)· Diege- nannten Länderhaben freilich durch ihre größereWärme unddendadurchbedingten Pflanzenwuchs,dieNahrungs- quellederBienen, viel voraus;indeßkönntebessereEin- sicht auchbei unsmehr erzielen.Diegroßen Schäden,die derWinter von 1860-St bei unsgebracht,hättenzum größten Theilvermieden werdenkönnen.JnFrankreich wurdedamals fastdie ganzeBienenzucht ruinirt; esblieb aneinzelnenOrtennurdieHälfte,anandernnur Vg»an denmeistennur Vmbis720 sämmtlicherStöckeübrig.

JnDeutschland hatinFolgederbesseren PflegedieKälte wenigergeschadet.Die Folgen hängengenau mitder

wissenschaftlichenKenntniß zusammen. Jn Frankreichwur- den von Lombards HandbuchderBienenzucht,dembesten Werke, in20Jahren8—9000,inDeutschlandvonDier- zon’sWerk in10Jahren mindestens25,000 Exemplare verkauft.

Dampstsultur Am5.Augustwurden inYorkshirevor einemComite der landwirthschaftlichen Gesellschaft Versuchemitdem Dampfpfluge angestellt, welchevon Neuem diegroßen Vortheile dargethan haben,diesichbeidieserCulturmethode

überall dort,wosie anwendbar ist,ergeben.Ein gutes Tagewerk,welches, mitPferdenbearbeitet, 40——60 Fres«

undmehr kostenwürde,kannjetztmit25,—30Fres·pro Hectare geschafftwerden,was eineErsparnißvonmehrals 1Fre.für jeden HectoliterdesgeerntetenGetreidesaus- macht.Die Dampfculturgewährtaberaußerdemden Vortheil, daßdie Arbeiten vielschnellerausgeführtwerden können unddaß dieAuflockerungdesBodens eineviel tiefere wird. Dieselben Vortheile ergeben sichbeim Eggen, welches,mitDampfausgeführt,fastUmdieHälfte billiger sichstelltalsnach dembisherüblichenVerfahren, Und eineVerhältnißmäßigeErsparunganPferdengOestaZtet

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Hchulmeisteraclitung

VonH. group-.

GegenüberderThatsache,daßsowohlweltlichealsgeist- liche ObrigkeiteinscharfesAuge aufdenSchulmeister hat, weildasRevolutionsjahr1848 seinen mächtigenEinfluß aufdieBewegungoderBeruhigungdesVolkesdeutlich erkennenließ,bleibtseine Nichtachtung trotzdem auffallend genug,umzumNachforschenderGründederselben aufzu- fordern. So sehraucheinzelnePersönlichkeitendie Ach- tungderVorgesetzten einerseitsunddiederSchulgemein- denandererseitsinhohemGrade zuerwerben verstanden habenundnochverstehen, so ist dochimAllgemeinenein MangelanAchtungdesSchulstandes überhauptnicht zu leugnen. Diesen Mangel haterzumTheil selbst verschul- det,zumTheilgründeterauf Verhältnissen,die inder EntwicklungsgeschichtedesVolkeswurzeln.

ZuderZeit,alsaufdemDorfedas Hirtenamtnicht seltenmitdemSchulamte verbunden, wieauchgesetzlich bestimmtwar,irgendeinHandwerk,z. B.dasdesSchnei- ders, nebenbeizu betreiben,ward esganzinderOrdnung gefunden,denBildner derJugendals einnothwendiges Uebelzubetrachten.DieseZeitgehörtzum Theilnoch derheutigen Geschichtean,und diejetzigeGeneration darf ihren gänzlichen Abschlußzuerleben wenig Hoffnung haben, zumalwenn dieBestrebungenderkleinen abermäch- tigen Partei,denBildungsgraddesVolkeswieder aufden desMittelalters zurückzudrängen,nichtdurchGegenbestre- bungenderFortschrittsparteiimSchach gehaltenodergar schachmatt gesetztwerdenkönnen. Diealten Leute,die ihrenerstenSchulunterricht meistensaus derHahnenfibel schöpften, haben durchwegkaum eineAhnungvon dem Stand derBildungdesnebenihnenaufgewachsenenLehrer- personals;ihnenschwebt nochimmer dashalb ehrwürdige, halblächerlicheBild ihresalten ,,Schulvaters«vor, und sie könnensich schwermitdemGedanken andierespectbe- dürftige Stellung desjetzigen Schulmeisters befreunden.

Deshalb sehensieauchgarzuleichtseineneuen Unter- richtsgegenständeundnamentlichfeineihnen fremde Lehr- methodemitschelemAugealseinenutzlose Neuerungan und suchen seineThätigkeit aufmancherleiWeiseals ,,dummesZeug«zucharakterisiren,jedenfallsdann,wenn einjunger Lehrer sounpolitischhandelt, gleichbeiseinem erstenAuftreten,ohne aufdieLehrart seinesVorgängers und aufdieCulturstufederOrtseinwohnerzuachten, Redeweisenzugebrauchen,die weitüber dasFassungsver- mögender.Schülerhinausgehen,stattderenereinfach auf demvorhandenen Wissensfondweiterbauenundsichdurch LehreundLeben dasVertrauen zuseiner herzlichenWohl- gemeintheitinall’seinem Thnnerwerben müßte,worauf LiebeundAchtungunausbleiblichwievon selberfolgen.

Sind dieseerrungen, soistdamitseinguterRufbegründet, undihm gegenüberlegen selbst seine etwaigenbenachbarten Feindeihren böswilligenKritteleien ZaumundZügelan.

Weniger leicht thutdiesdiejenige Menschenklasse,welche, wenn ihr Lesematerialeinenzutreffenden Maaßstab giebt, aufder«BildungsstufederJournalesteht,weil die meisten Redaetionen derselbennichtnur vorzugsweise ihretrocken- stetlAllekdvtengerninderSchuleentstehen, sondern auch inihrenErzählungendenSchulmeister gewöhnlichalsdie

personificirte Einfaltaustreten lassenund somitdieEk- innerungan ihn unwillkürlichmitdemNebenbegriffdes KOMischenzuverbinden geneigt machen. Kommt der SchulmeistermitGelehrteninBerührung, so kennzeichnet ihn seine eintönigeAusdrucksweisesofortals einenSol- chen, derwenig Gelegenheithat, seine Sprachgewandtheit inderUnterhaltungzu«üben.Selbst wenn einergram- matischganzrichtigspricht, erinnert diegeringeModula- tionseinerWorte fast immerandensog.Schulton,welcher ihn häufig ohnealleweiterePrüfungvon demUmgang mitdergebildetenWeltausschließt.DievornehmenRei- chen,diedenWertheinesMenschennur nachseinenTha- lernschätzen,lassendenSchulmeisterseine, inihren Augen unehrenhafte Stellung indermenschlichenGesellschaftbei jedemZusammentreffendurchzurücksetzendeBehandlung fühlenundzwaramempfindlichsten dann, wenn sie seine UeberlegenheitanKenntnissen spüren. Dazukommt noch derUmstand,daßerihnen seltenandersunter dieAugen tritt, alswenn ersieum dieErfüllungeinerBitte an- sprechen muß. Diesist auch oftderGrund, weshalbviele Beamte ihn auffallend herrisch behandeln,welchesBeneh-

men noch durch dieErfahrung bestärktwi-rd,daßsiegroßen- theilsnur mitsolchenPersönlichkeitenzuthunbekommen, diezurHabsuchtundzumQuerelantismus geneigtsind, währendderbessere TheilderLehrer seinen Hauptwerth inderstillen Wirksamkeitsucht.Wenn das Publikum zuderEinsicht gelangt,denLehrstand nicht nachdenSub- jektenzubeurtheilen,welchedurchirgendeinen Fehltritt einGeredeüber sich veranlassen,undwenn die Aufsichts- behördeihnseinerLeistungsfähigkeitgemäßunddenKosten seiner Ausbildung entsprechendinpekuniärer Hinsichtbe- friedigt, sowirder vorausgesetzt daßeranmännlicher Festigkeitin seinemAuftretenimmersicherer, sich ebenso- wohl seinerWürdealsseinerBürdebewußtwird,unddies Bewußtsein durchWortundWandel rechtfertigt nicht in demMißeredit,wieer zurZeitgang undgäbeist, bleiben,sondern gleichberechtigtmitandern Ständen ehren- vollseinen Platzeinnehmenundbehaupten. DieAussicht zurErreichung dieses Standpunktes gewinntimmermehr Bodenunter denFüßen,indemerstensdiePressedieNoth- wendigkeitderSchulmeisterachtung mehrfachvertritt,zwei- tens dieSchulgemeinden sich heutigen Tages merklichschnell vonderWohlthatundUnentbehrlichkeiteinergutenSchul- bildung überzeugenunddrittens dieSchulmeister selbst wissen, welcheAchtungsiehaben, sobaldsie sich der- selben würdig zeigen.Diese Würdigkeitist für den«der nichtvon HausauszumSchulmeistergeborenward,eben soschwer zuerringenalsfestzuhalten.AlleWeltbeobach- tetihnundkannesmitgroßer Bequemlichkeit,dennein altesdeutschesKernsprichwortsagtsehtWahrundrichtig:

»dasSel)ulhausistvonGlas«. —-

EswiderstreitetgewißnichtderTendenzeinesnatur- wissenschaftlichenVolksblattes, einemAufsatz,wiedieser, einwenigRaum zugönnen,dajflgerade dieSchUlMeistek essind,welche dieNaturwissenschaftdemVolke mundge- recht zumachenhaben,undfolglichhiereinerAufmerksam- keitwerth gehaltenwerdendürften.

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Oseinneue-H Haustljier

VonU· E.Izrehnn

»Die MehrzahldernachEuropagebrachtenauslän- dischenStubenvögel«,sagt mein lieberFreund,Dr. B olle, ,,scheintsicheheralsdeporrirt, dennals transpor- tirtanzusehen. Nachdemsieeinige Jahrehindurch jenachdermehroderweniger sorgsamenWartung ihre Pflegererfreut,theilensie überkurzundlangdasendliche Loos allesSterblichen, ohneLustgezeigtzuhaben, ihr GeschlechtinderFremde fortzupflanzenGeschiehtesauch einmal, daß einPaardieserverwöhntenKinderderSonne Und des Palmenklima’shinterdenSpiegelscheibeneines Glashauses, indem« dieAnwendung künstlicherWärme denewigenSommer derTropenländernachzuahmen sucht, ihrNest auf einenOrangenbaum setzt,so ist dies eine sel- teneAusnahmeundnur durch denAufwandvon Mitteln erreichbar, welcheWenigenzu Gebotestehen.Sehr gering dagegen-istdieAnzahl derjenigengefiederten,Fremdlinge, beiwelchenJnnigkeitderMutterliebe undFamiliensinn stark genugsind,sie eineUmgestaltung vergessenzulassen, welcheihrLebendurch dieGefangenschafterleiden muß·

Statt deslianendnrchranktenUrwaldes,stattderblumigen Prairie, mit deren Graswellen diePassatwindekosen, istesjetztirgendeinDachkämmerlein mitvergittertem Fenster,in welchem einTannenbäumchenseineNadeln auf denBodenstreut,odergarein,wenige Schuhins Gevierte messender, lackirterKäfig hinterderGardine einesWohn- zimmers;stattderHöhlunginimmergrünerBaumkrone, farrenkrautumwallt, orchideenumduftet,dieTischlerarbeit eines patentirten Nistkästchensz stattlockender Früchte, tausendfältigenGesämes, schwirrender, goldfarbener Jn- sekten,das ewigeEinerlei dessogenannten Vogelfutters, wiees derMehlhändlerdernächstenEckeverkauft!Wahr- lich, die Vögel, welcheunter so veränderten Bedingungen nicht ohneErfolgineiner Nachkommenschaft sichzuver- jüngen bemühtsind, müssen echte Kosmopoliten sein,von denen es·scheint,alshabedie Natur sie aufgespart fürdie Zeiten mächtigvorwärts schreitender, denErdkreis um-

fasMdeGesittung, damit sieim NordundSüd diefreund- liebenGefährtendesMenschenwürden’undunter seinem Schutze esvermöchten,auchfernvon ihren ursprünglichen VerbreitungsbezirkendieZahl ihrer Individuen zuver-

mehren.« « » ,

,,Jhn enAufmerksamkeitzu widmen,isteinederAuf- gabenderAcclimatisation-,Welche-das Auge nehme mit dem Nützlichen zuverbinden strebt und wohl weiß, daßes für jedeArt von Luxus, sei esder Kunst, seiesderNatur, keine bessere Rechtfertigung giebt, als durchseine Erzeu- gung, für dürftigere Mitbruder eineErwerbs- quelle mehr erschlosse»U834haben- VondemAu- genblickan, wo dieKanarienzuchtekdesHarzesmitder Erziehung jenergoldgelbenSänger, für welchebereits das Gold derHauptstädte zweier Welttheileinihre Hände fließt,dieeinigeranderen zurZeltNochkostbarerenStu- benvögelverwenden werden, wirdihrGewinnsichverdop- peln.AndereGegendenund diesitzendenHandwerkergro- ßerStädtewürdenihrem Beispiel folgen- MancheStunde trübseligerArbeithinterderGlaskugelWürde Verschönert- manche ThränederArmuth aufdieseWeisegetrocknet, und binnenKurzem vielleichteineReihe reizenderGe- schöpfe,derenBesitzbisjetztnur garWenigenvergönnt ist,zu einemGemeingutedesVolkesgemachtwerden«

»Zu diesem ZweckaberdürftekeinVogelempfehlens- werther sein,alsderZebra- oderWellenpapagei, Melopsjttacus undulatus, Gould·«

DieseWorte waren mirwiedereinmal sorechtaus derSeelegeschrieben; undalsichnun vollends das Nachfolgende,von welchem ichweiterunten Einigesmit- theilenwill,gelesen hatte:daerwachte in mirdersich mit seltener Hartnäckigkeiterhaltende Wunsch,doch auch ein.

Pärchendersovielversprechendenanmuthigen Geschöpfe zubesitzen, zunächstumselbstzusehen, selbstzuprüfen.

Jetzt stehteingroßer,schöner,eigensfür den Wellen- papagei gebauter KäsigimZimmer,undinihm sitzt,trau- lichzusammen kosendund plaudernd einPärchendes schmückenVogels,welchesichderGütemeiner Freunde

amzoologischenGarten zuFrankfurt a-M.verdanke.

DerBauer ist großgenug, umdenVögelndiemöglichste Freiheitzugestatten,undihr Betragen berechtigt michzu derHoffnung, daßichdasselbeGlückhabenmag, welches Andere vormirhatten: daßdieaustralischen Fremdlinge Nachkommen erzeugen werden. Aber wäre diesauch nicht derFall:diePapageien haben sichbereits meineZunei- gunginsohohemGrade erworben,daßich vollkommen in dieWorte einesfranzösischenVogelliebhaberseinstimme:

,,Je längerman sieansieht, je längerman siebesitzt,um somehrliebtman sie.«Undweilnun jeder Schatz,wel- chen einForschererwarb, nur dann erst zu seinem vollen Werthe gelangt, we«nnerEigenthum der Gesammtheit wird, will ichversuchen,meinel Vögel undihrTreiben kurzzuschildern,unddeshalballesmir Bekannte über siezusammenstellen,inderHoffnungoder besserErwartung, daß dieseroderjenermeinerLeserauch soangenehmeStunden verleben möge,als ichsiejetzt, dankmeinenWellenpapageien, genieße.

DerWellenpapageiist nichtnurderanmuthigsteund liebenswürdigsteallerStubenvögel,welcheich kenne,son- dernaucheinerderschmuckstenoder schöngefärbtestender ganzen Klasseüberhaupt.vSeineLänge beträgtetwaneun

Zoll;seinKleid isteinbuntes Gemischvon lebendigen Farben.DieganzeUnterseitevonderKehle angefangen ist lebhaftund glänzendapfelgrün,dieOberseitedunkel- grüuundgelb gebändert,derOberkoningleicher Weise fein gewellt,dasGesichtunddieKehle schöneitronengelb unddurcheinengrößerenFleckenund zwei,kleinePunkte von ultramarinblaner, bezüglichblauschwarzerFarbebe- sondersgeschmückt.Die längsten Federndes Stufen- schwanzes sind blaugrünbeimMännchen, hellgrünbeim Weibchen,diekürzerenlichter grünmitgelblichenSpitzen.

Daskleine, aberaußerordentlichlebendigeAugehatlicht- gelbe Jris. JnderGrößegleicht das Thierchen unserem WürgeroderdemGimp el,nur daßderSchwanzlän- ger alsbeibeidenist. Das Männchenunterscheidet sich vomWeibchen durchlebendigere Farben,einenetwas län- gerenunddunkler gefärbtenSchwanzunddieblaugrüne Wachshaut, welchebeidemWeibchennur lichtgelblichist.

DasGesicht hateinen eigenthümlichenAusdruckwegen seinesOberschnabels,welchersenkrechtersteht,als beijedem anderen Vogel-

Vom HausausistderWellenpapagei,wiebemerkt, einAustralienErbewohntdasInneredieses Erdtheils undzwardiemithohem GraseundeinzelnenEuealypten bestandenenEbenen; denndieFrüchtedesGrases gewäh-

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renihm seine Hauptnahrung Aeußerst seltennur kommt

erzwischendieBergeunddieKüsten.Gould, seinEnt- decker,schreibt Folgendesüberihn: »Ich fand MichUm- gebenvon Mengen dieser Vögel,welche inallenhohlen ZweigendergroßenEuealhpten längsdesMok aribrü- teten,undalsichnun späterdie Ebenekreuzte, welchezwi- schen diesem FlusseunddemPeelliegt-,sahich diePapa- geieninHerdenvonvielenHundertenIndieGraswälder einfallen,derenAehren ihnen Nahrung gaben.Siewaren soungemein häufig,daßich zulagernbeschloß,Um sie zu beobachtenundihreSitten kennenzu lernen. DieStelle, woich michgeradebefand,war hierzu besonders geeignet;

denndieBeschaffenheitihres FuttersunddiegroßeHitze derEbeneselbst zwingendiePapageienzumWasserzu kommen. Einige Pfützenin derNähemeines Lagers waren beständigumringtvongroßen Massenderschönen Thiere, welcheinGesellschaftenvon zwanzigbishundert undmehr zusammen sich einstellten, zumalam Morgen undvorderDunkelheitkamen sieingroßerMenge. Ehe sie zum Trinkenniederflogen, erhobensiesich gewöhnlich aufdiebenachbartenBäume, undhier sahman siedann förmlicheKlumpenbilden,wenn sie aufdendürrenAesten oderden verwelkenden ZweigenderEucalypten zusammen saßen. WährendderHelleundHitzedesTages dagegen, wo sieregungslos zwischendenBlättern desGummi- baums saßen,waren sie überausschwerzubemerken;denn ihre Färbung ähneltederFärbungder Blätterinsohohem Grade, daß sieförmlichindieser ausging. Der-Flug der Papageien ist bewunderungswürdigschnellund gewandt, undwenn größereHeerdendavonfliegen,vernimmt man einsehrlautes Geräusch-« Jn diesenWorten ist beinah Allesenthalten,waswirüber dasFreilebenderWellen- papageien erfahren haben.Dr.Bennett fügtnur noch Wenigeshinzu:»DerZebrapapageiist einWandervogel, denderReichthumanSpeiseundTrankoderandere Ur- sachenbalddahinbalddorthintreiben. DiesesJahrsindet man ihnzuTausenden aneinerStelle, welchevoriges Jahrkeineneinzigen beherbergte. JnSüdaustralien, zu- malum denMorumbidschi, sindsieamhäufigstenzn finden.«

»Icherinneremichnochrechtwohl,wie meinFreund Gould imJahr1839 dieerstenlebenden in meinHaus brachte,dieselben,mitwelchenerimfolgendenJahreunsere Landsleute inEuropaentzückte.Erhattesie im Decem- ber zuBrizi inderLiverpoolebene gefangen.«

»Sie brüten imDecember;zuEndedieses Monats giebtesbereits flügge Junge. Dann sammelnsie sich in ungeheureSchaaren für dieWanderung Jhre Eier sindetman in hohlen Euealypten, Gummibäumen und Adansonien;siewerdenaufdasnackteHolz gelegt.«

Mit diesen dürftigen Angaben müssenwiruns be- gnügen. Ungleich mehr wissenwirüberdasBetragender ThiereinderGefangenschaftSchonbald nach Gould kamenWellenpapageien oftnach Europa,fanden Liebhaber undwurden anfangszusehrhohen Preisen verkauft. Jn Folge reichlicherZufuhr sank ihr Preisnachund nach herab, undgegenwärtigkannman ineinemdergrößeren HäsendasPärchenmöglicherWeise für5—6 Thalersich erwerben. Eineinziger Privatmann sollzwischen3und 4000 Stückvon Australiennach Londongeführtundda- durchdenPreissoheruntergedrückthaben, daßDr·Bennett beiseinerletztenAnwesenheitinEngland versichernkonnte, man kaneJetzt die Undulaten billigerinLondon alsin New-South-Wales.wodasStück immer nochzwischen2 und31J2Thaler kostet.

DerWellenpapageigehörtzudenunzertrennlichenVö-

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geln, welcheimmerpaarweise gehaltenwerdenmüssen.Er erträgtzwar denVerlustseines Gefährten ziemlichgut,ist aberallein nur derhalbe Vogel:dennerstwenn man einPärchenzusammen hat,lerntman ihnkennen. Schwer- lichkannman sicheinPaarzärtlichereEhegattendenken, alsdieseVögel.Das Männchen fügt sich achtungsvoll denWünschendesWeibchens,welches essonstmitLieb- kosungenüberhäuft,undversuchtniemals,beidiesemEtwas zuerzwingen. Traulich setztessichan dieSeite seiner Ehegattin,mitvollerLieberuftesihmzu,undwenn die Anrede erwiedertwird, machtesseiner Freude durchein garhübsches,nettes LiedchenLuft,welchesesmitgroßer Hingebungvorträgtundsolangalsmöglichausspinnt.

AmMorgenundgegenAbend sind dieVögel besonders regeUndlebendig;das Männchensingtdann ofthalbe Stunden lang ununterbrochenundbegleitetmit seinem GesangalleHandlungendes Weibchens.Dieses führtun- bedingtdieOberherrschaft;dennderGatte selbstistso artig, daßeresstetsgewährenläßtund, ohnediegeringste Spurvon Unbehagenzuzeigen, selbstUeberschreitungen derweiblichen Gerechtsame ruhig hinnimmt.Garhübsch siehtesaus,wenn es,währenddieGattin frißt,sich über sie hinsetztundeifrig singt,gleichsamals wolleesihr Tafelmusik machen.Freilich belohntdie Gattin aufder anderen Seiteihren zärtlichenFreundmitgleicherLiebe.

Das isteinSchnäbeln, eingegenseitiges Putzen,eintrau- lichesAneinanderschmiegen,einförmlichesKüssenundUm- halsen ohneEnde! Alles SchnäbelnderTaub enverliert nebendiesem innigen KüssenderPapageien seinenganzen Werth.Man kannwirklichsagen,daß diese Vögelsich menschlichli«eben,menschlichumhalsen, mensch- lichliebkosen, menschlich küssen;ja,einanderer Beobachterwill wegenderJnnigkeit der gegenseitigen Hingabe selbstandieMythederAltenvon Ledaunddem Schwan erinnert worden sein:dennbeiGelegenheitum- schlingtdas Männchen sein Weibchenmit den langen Schwingenund beide Gatten hängendann förmlichmit denSchnäbelnzusammen. Sovielist sicher, daßman

stundenlangvordemKäfig stehenunddenverliebten Ehe- leutenzusehenkann,ohne gelangweiltzuwerden, wiees in Gesellschaft menschlicherLiebender so oft geschieht.

DieJnnigkeitundGegenseitigkeit dieserGattenliebe ist so erhaben,daß sieselbstdieZunge des Spötterslähmt.

DerGesangdesmännlichenWellenpapageis istein ge- müthlichesundangenehmes Geschwätz, ohnevielSinn undVerstand,aberreichan Abwechselungundnichtim Geringsten unangenehm, sondern eheranmuthigzunennen.

DerKundige lauscht ihmmiteinergewissenVerwunderung.

weilerdurchdenGesangbaldandiesen,bald anjenen Vogelerinnertwird,ohne eigentlichzuwissenanwelchen.

DerLocktonhat sehrvielAehnlichkeitmitderLockstimme unseresH ausspaz es,wiedieser selbstmirschlagendbe- wies.Jm Anfange nämlichwaren meine Undulatendurch- ausnochnichtan dieGesellschaftdesMenschengewöhnt undziemlichscheu·Dabeibetrachteten sieihrenKäfigmit ganzanderen Augen,alsdiemeistenübrigenStubenvögel:

sieschienensichwirklichals Gefangene zufühlenundmach- tenallerhand Versuchezuihrer Befreiung.Dank ihrem Eifer gelangesauchdemWeibchen wirklicheinmal,die Rolle,welche das Futternäpfchenträgt, herumzudrehen und von der goldenenFreiheit Gebrauchzumachen- Prachtvoll flogesdahin! Jch habemanchePapageienim Freien gesehenundweiß,daß siegutfliegenkönnen: so schönaber, als dieUndulaten,fliegtkeineinzigerdermir bekannten afrikanischen.Der befreitebunteVogeljagte mitderstürmischenEileeinesFalken undmitderGe-

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wandtheiteiner Schwalbe dahin;ererhob sich blitzschnell indieLuft, durchschnittsie wieeinPfeil,undwürde in wenigen Augenblickenverschwunden gewesensein, hättedie Gattenliebe ihn nicht zurückgehaltenUnaufhörlichlockte dasverwaiste Männchen,unddieAnhänglichkeitzuihm überwandwirklich die Liebe zurFreiheit.Mehrmalsum-

schwirrtederdemGefängnißEntflohenedenBauer, zu-

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worteten sieihm,wenn erlockte,näherundnäher hüpften sieanihnheran;eraberbenahm sichganz,wieVor-nehme eszuthun pflegen:erthat,alsoberdasgemeineVolk, indessenMitte ersaß, nicht sähe,alsob es garnichtin seinerWeltzufindenwäre.Ich meinerseitsmußgestehen, daß ichindiesem Augenblickum solieberPartei fürdie Sperlinge nahm,alsichbemerkte,daßnurdieJungenund

Wellenpapagci, MännchennndWeibchen.

(Natürl. Gr.)

nächstohne sich niederzulassen;dannsetzteersichaufeinen dernächstenBäume meines Gartens und antwortete dem lockendenMännchen.Danunwar es,womirdieAehn- lichkeit diesesLocktonsmitdemunseres Sperlin gs so rechtaugenscheinlichwurde. Kaum saßderstolzeAus- länderaufdem Baume, dakamenvon allenSeiten die Spaze herbei»gleichsamalshättensie,derPöbel,einRecht, nebendemstolzen Aristokratenzusitzen- GemüthlichUnt-

Unerfahrenen, Unerzogenen,die noch immer vondeman-

gebornenKnechtsinneBefangenen,dieGesellschaftdeshoch- wohlgebornenHerrnaufsuchten,wahrenddie alten erfah-

renen Häupter,welche ihre Zeit verstanden, ihrerseitsviel

zustolzUndvaterländischgesinntwaren, alsdaß sie sich durchdenbunten,alsLordauftretenden Fremdling hätten bestechenlassen«UmzumSchlUßzu kommen: das Weib- chen wurde wiedergefangen,dankseiner Anhänglichkeitan

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