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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1862, No. 16.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Brruuggrgrtxrunon E. AsRossinäszlen AmtlichesOrgan desDeutschenHnmboldt-Vereins.

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Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: AusderTageogcschichte. LapplandsMorastu VonDr.A.E.Vrchni. Schluß-)

Witternngsbeobachtnngen.

No.16. StoffivechselnndTruggestaltendesSteinreicl)s. Mit Abbildung- Die lLwlzconscrvationVon Dr.Otto Damnier. Kleincre Mittbeilnngen.—- Fiir Hansnnd Werkstatt Verkehr.

Aus der Tagesgeschichte

Fiirden Wald.

»Meißen, 5.April. Jnvergangener Nachthatein wolkenbruchartiger Regen in den benachbarten ThälerndesMeise-undJahnabaehs nichtunerhebliche Beschädigungenan Häusern, Gärtenund Flurenange- richtet. Nur mit Mühehatinmehreren Gehöftendas Viehvorm ErtrinkenausdenStällengerettet werden kön- nen· JnfrühernZeiten,wodiese Thäler beholztwaren, hatman von solchenUeberschwemmungennichts gehört, siestellen sichaugenscheinlichalseineFolge dieserimmer mehr vorgeschrittenenEntholzungdar.« (D· A«Z·)

DerSchlußsatzdieser kurzen Zeitungsnachrichtüber- hebt micheinerRechtfertigungihrer Aufnahmeandieser Stelle. Zugleichaberveranlaßt mich diese Mittheilung zufolgendem Zusatze:

SindsolcheBachthälerbeieiniger Länge zugleichauch sehrgerade, so wird die Gewalt ihrer Wasserläusenatür- lichgrößersein, alswenn sie kürzerundvielfachgekrümmt sind,weil dasmehrmaligeAnprallendesWassekstoßesM dieKrümmungswinkeldieGewaltdesselbenbricht.Wir sehendiesinaufsallendsterWeiseandergrößerenoderge- ringerenSchnelligkeit,mitwelchereineKegelkugelinihrer Rinne zurückkommt,je nachdem dieseentweder schnur-

geradeoder, auchnoch sowenig, hin-undhergebogenist.

Esist daher,in anderer Hinsicht allerdings unangenehm, ausdemebenangegebenenGrunde doch sehr vortheilhaft, wenn auch ingeradenThalgassen,welche eine breiteThal- sohle haben,indieserdieGebirgsbächeselten einenganz sehnurgeraden, sonderneinen etwas geschlängeltenLan haben. Eisenbahnbauten veranlassennun zuweilen, solche Bäche geradezulegenund ihre Ufermitgemauerten Bö- schungenzubefestigen.Beides vermehrtdie Gewalt des Wasserlaufes außerordentlich,namentlich dieglatten,schrä- gen,gemauertenUferböschungen,welche dieReibungver- mindern undmithindieGeschwindigkeit vermehren.Vor zwei Jahren bestätigtesichdiesaufeinernochim Baube- griffenen sächsischenEisenbahnbei einergewaltigenRegen- fluthundzwar inumso stärkererWeise,alsderwohleine halbeStunde weitgeradegelegteGebirgsbachdanneine plötzlicheBiegung macht,gegenwelcheermitfurchtbarem Anprall stürzte.Wiesehranderseit Menschengedenken unerhörtenVerwüstungjeneswildenBachesdieinseinem ThalederEisenbahnwegennothwendiggewesenen theil- weisenAbholzungenderThalgehängebetheiligt seien,ist nicht gutzuunterscheiden,dieBetheiligungaberwohl nicht wegzuleugnen.

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OClapplands Zeloräste

VonDi-.U.E.Brehnu sSchlusiJ

Anders verhältessich,wenn man-dieMoore bereits hintersichhatund aufdenletztenHöhenzumGebirge emporklimmt. Hierist dieArmuth außerordentlichgroß- Man verläßt die letztenGebüsche,welche schonzu kriechen- demGestrüppgeworden sind,unddamitdieWohnstätten des Morasthuhnes, des Baum- und Wiesen- pipers unddesgeradeindieserHöheungemein häufigen Wiesenschmätz ersundgelangtnun auf jenemitscharf- schneidigenSteinen bedecktenHalden-,welchehöchstensvon einem dünnen Moosteppich, gewöhnlichaberblos von Flechten überzogensind;man kommtdamit andieeigent- licheHeimath desRennthiers unddesAlpenschnee- huhns. Hierim Gürtelderduftigen Alpenpflanzenleben nur nochäußerst wenige Thiere. Gemsengleich schweift daswildeRennthier hierinziemlich zahlreichenRudeln voneinerHöhezurandern, sorgsamden«letztenSommer- wohnungendesMenschenausweichend,unddenWandrer, wiedenHirten scheu vermeidend.· Gerade dichtunter den GletschernistseineHeimath, aufdenSchneefeldernsucht esalltäglichseine Ruheplätze; dichtunterdenGletschern dietäglicheAesung. Gewandt undsicherschreitetes über dielosen Geröllmassendahin, rüstigklimmt esauchan densteilstenWandungenempor; behaglichgiebtessich auf höchstenHöhendemeisigen Luftzuge Preis, derihm,wie EisundSchnee, geradezuBedürfniß zusein scheint. Jhm folgtblosnochderVielfraß injene Höhen,dieserErz- feinddesThieres,derzwischendemGesteinseineWohnung aufschlägtundhierinNorwegendie Wälderfast meidet;

ihm folgt nochderEisfuchs, wenn seine Jagd auf Lemmingeindentieferen Gebirgstheilenunergiebigge- worden ist, underweiterobensichbessereBeuteverspricht;

ihm folgt,abernur imWinter, wohl aucheinWolf:

sonsttheilennur noch derAlpenhase und derLem- ming mit ihmdieHöhe.Rennthier, Alpenhaseund Lemming, dieseDreischeinenaus dererstenKlassedie eigentlichenHerrenderHöhezusein,alleübrigen Säuger bleibengernunter ihnen.

Ganz ähnlichistesmitderKlassederVögel.Das Alpenschneehuhn, der.Schneefink, derStein- schmätzer,einhierunddasich zeigender Bussard, zu- mal einRauchfußund endlichderschmucke, fröhliche Morinell-Regenpfeifer, sind dieständigenGäste dieser Höhe.Wennman soüber dieHalden dahinklettert, viel- leicht denRennthierennach,derenJagd jedwedesMannes- herz begeisternmuß, gewahrtman aufdenödestenHalden plötzlicheineKettederAlpenschneehühner,die sichhier ihre dürftige Aesung sucht,undgenügsamvon denBlättern undSaamen derAlpenpflanzen,oderdenKnospenund Blättern derZwergbirkelebt.·Wieverwundert über den seltenenGastdaoben, schauen diese harmlos kindischen VögeldenJägeran; sielassenesruhig geschehen,daß dieseraUf siezuschreitet, näheralsschußgerecht,bisaus 10 oder 12Schritte, undstoßen, ihre Verwunderung gleichsambekräftigend,tiefschnarrende Rufeaus. Man kannsie ohnediegeringste Mühe todtschießen;mnn kann mehrereauseinerKetteerlegen, ehesiegewitzigtwerden.

NureineinzigesMal habe ichein VolkderAlpenschnee- hühner gefunden, welches vorsichtigwar; alleübrigen schautenmirtolldreistindasTodesrohrUndzeigteneine

Gleichgültigkeit,welchegeradezu ohne Beispiel dasteht.

DerSchneefink, ihrBegleiter,ist vielgewitzigter,und derMorinell sogarschlau zunennen ihnengegen- über. Letztereristunbedingtdieanmuthigste Erscheinung imHochgebirge. Paarweisegewahrtman ihnimFrüh- linge, aufdenhöchstenHöhendahinlaufend, oftauch weit überSchneefelderweg,zwischendenüberall abwärtsrieseln- denWässern,und,inderHöhe zwischenvier-undsechs- tausend Fuß, gründeterauchsein Nestlein.Weiter oben imNorden kommt erauch tieferherunterin die Tundra, immer aberwähltersich diepflanzenkahlstenStellen zu seinemAufenthalt. Eristnur imVergleichzumAlpen- schneehuhn vorsichtigzunennen, imGanzenaber keines- wegsscheu. Fast regelmäßigläßterdenMenschen schuß- nahansichherankommen,undwenn ererstdas

Pestge- gründetundmitden3 oder4Eiern belegt hat,oderwenn ergarschonseine schmuckeKinderschaar ausführt,wirder so dreist,daßman oftvermeint,ihnmitdenHändenfan- genodermitdemStockerschlagenzu können. Jeder For- scher weiß,wieschmuckihm sein prächtigesFrühlingskleid steht,abernur Der, welcherihnlebendvor sichsah,oder dasPaar umringtvon denkleinenKüchlein,nur erkann die ganzeLieblichkeitundAnmuth dieses Vogels würdigen.

Ich begnügemich hier,dasUebrigemiraufsparend,mit dereinenBemerkung,daßichesnichtüberdasHerzbrin- genkonnte,denMorinell-Regenpfeiferzuschießen,oder ihmdiefürvieleSammlungensowerthvollen Jungenim Dunenkleide zurauben. Jchhabeblos einem einzigen Paare eines der Kinder nehmenkönnen: dieGeschöpfe

waren zu schmuck, zulieblich,alsdaßichimStande ge-

wesenwäre,ihnen mehralseinmal Leidzuzufügen.Er ist unzweifelhaftdasanmuthigsteKinddesHochgebirges;

dennnur nochderSteinschmätzer istfähig,die Auf- merksamkeitdesReisendenzufesseln.Jch gestehegern,daß auch.der letzterezu meinen ganzbesondern Freundenge- hört,weil erund seine Sippschaftessomeisterhaftver- steht, auchdasödeGebirgezu beleben. Seitdem ichden von mirimmer gerngesehenenVogelabernoch unmittel- barunter denGletscherndes Galdhöpiggen ineiner Höhevonfünf-bissechstausend Fußü. M.auffand,hat

ernoch bedeutendin meinerLiebe gewonnen. DerBus- .sardsteigtbloszeitweiligzudieser Höheempor, Obgleich

einzelne Paare geradein unmittelbarer NähederGletscher wohnen,wenn dieLemminge bisdort hinauf sichge- zogenhaben. Eskommtdann vor, daßdieseVögelden MenschenundseineTückevollständigzuvergessenscheinen;

dennsie nahen sich,wieüberrascht,demWanderer unb be- gleiten ihn oftStunden langunter lautem Schreienund unter Umständenzudessen größtemAerger,weilsie durch ihrTreiben gewöhnlichdasedelste Wildverscheuchen,wegen

.dessenderMann aufklimmtinjene unwirthbarenLand- striche.«

Dieswäre, mitgroben Zügen gezeichnet,dasGebirge undsein Thierleben. VondemübrigenLeben injenen Höhenzureden isthierNichtam Orte: sonst möchte ich wohlnocherzählenvon demfrischfröhlichen-Sennerlebe·n daoben,vondemJauchzenderMädchen,von demHeer- dengeläut,welchesklangreichaus dentiefeingerissenen AlpenthälernzudemeinsamenJäger hinaufdringt,«von

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deinGleiten,Murmeln, Rauschen,Donnerii undDröhnen desWassers,vondenlieblichenblauen Bergesaugen,den Seen,die ausallenThälernEinementgegenschauen,von der ganzfrisch grünen Alpenweltdaunten, densaftigen Thälern,überwelche sichderDuftderFerne sowunderbar breitetkunddenGletschermassen,welchedenBergeshäuptern

«

blendenden Glanz verleihen,von denTinds- oderFels- zacken,von denJägerhöhlenundJägerhüttcheninden einzelnen Schluchten,von derRennthierjagd, ihren Freu-

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den undihrer Last,von dentreuenJägerseelen,diedein Gleichgesinntensobieder-ehrlichdieHandschütteln,wenn sieihm begegnen,da,woalleubrigenMenschensichnicht hinwagen,von denSagenundMahrchen,dieall die PrachtindergläubigenMenschenseelezUMLebeslmeckij- kurzVon allderganzenunnennbarenHerrlichkeitFur unserenZweckmagdasVorstehendegenugemdasUebrige behalte ichmirfürandereGelegenheitvor,

Htoffweclssetund TruggestaltensdeSHteinreicls5.

Bisvornichtgarlanger Zeitwarman derMeinung, daßzwischendenThierenundPflanzeneinerseitsund demSteinreiche andererseitseinehoheundbreiteScheide- wandbestehe,jaman nannte jene organisirteoderbelebte, dieseingrellemGegensatz unorganisirteoderlebloseNa- turkörper. DieohnehinsichnothwendigmachendeArbeits- theilungbei derBehandlungdesunermeßlichenMateriales derzu erforschenden Natur trugauchdasJhrige dazubei, daß dieLehrevom Steinreiche sichganz getrennt undnach anderen leitenden Grundsätzenentwickelte, als dieThier- undPflanzenkunde.So wurde dieobenerwähnteMei- nung zumDogma,überdessenWahrheitman fastwie beidenreligiösenDogmen zuletztgarnicht mehrnach- dachte,unddieEinzelnen, welchediesdochthaten wie ebenfalls beidenreligiösenDogmen verketzertwurden.

Diesist seiteinigerZeitanders geworden,nachdem die sogenannteL ebenskraft, welchebisherdieBegriffever- wirrt hatte, schärferdaraufangesehenwurde, ob siedenn wirklichals etwas Besonderes nebenodergar überder chemischenKraftstehe. Jst jeneScheidewandseitdemauch nicht beseitigt worden, soist sie dennoch nicht mehreine chinesischeMauer, welchezwei völligverschiedene Gebiete trennt, sondern sie istzumSchleiergeworden, durchden hindurch unser geistiges AugeindemGetrennten einen Zusammenhangerblickt.

DerStoffwechselwird gewöhnlichals einhauptsäch- lichesKennzeichenhervorgehoben,wodurchsich die beiden organisierenReichevondemdritten unterscheiden.Wäh- rendwireinenSteinunsererSammlung nicht zu tödten unddannfür dieAufbewahrung zuzubereitenhatten, dieser imGegentheile nach zehn-,nachhundertjährigerAufbe- wahrungnoch genau dieBeschaffenheithat, welcheerbe- saß,alservon seiner Fundstättegenommen wurde, und schonJahrtausende hindurchundvorher besaß, so wissen wir,daßeinThier, welches Jetztalskünstlichzubereiteter Leichnam unsere Sammlung bereichert, vorherimStoff- wechsel durchaufgenommeneNahrungsstoffeseinenKörper- bestandunaufhörlicherneute undverjungte«

Esist wahr,einStein ißtundtrinktnicht,erscheidet nichtaus,ererneuert nicht seineMasseauszurückbehalte- nen BestandtheilenvonNahrungsstofieniMit einem Worte erlebt nicht,wieein Thieroder einePflanzelebt. Seit man aberweiß, daß auchdasThier-undPflanzenleben nurineinemSpielvon Bewegungserscheinungenberuht, welchedasErgebnißchemischerStoffumsehungensind,und man solche,nothwendigmitBewegungserscheinungenver- bundenen, StoffumsetzuugenauchimSteinreich aufgefun- denhat: seitdemdarfman auchindiesemvoneinemStoff-

wechselreden; seitdem istderStoffwechsel wenigstensnicht mehreinwesentliches, sondernnur noch einverhältniß- mäßiges Unterscheidungsmerkmalzwischendenbelebten unddensogenanntenUnbelebtenWesen;einverhältniß- mäßiges deswegen,weilderUnterschiednur indenGrad-

undQualitätsverhältnissenberuht.DieLehre vomMa- krokosmos undMikrokosmos welcheursprünglichim Menschenals einer Welt imKleinen (Mikrokosmos) dasWeltall (den Makrokosmos) wiedergespiegeltfindet, weilinjenem dieselbenGesetzeundErscheinungenrvie in diesem sichimKleinen wiederholen—sie sindetin dembe- schränkten freilichmitVorsichtaufzunehmendenSinne in- sofern gewissermaaßeneineBerechtigung,alsman sagen kann, die Erdeals Ganzes (Makrokosmos)unterliegtin ihrerstarren—- odervielmehrebennicht starren uns alleinzugänglichenAußenrindeebensoeineinStoffwechsel, wieder einzelne Mensch,das einzelne Thier(Mikro- kosmen)·

WieüberhauptOtto Volger inneuesterZeitdas meiste VerdienstumdieWürdigungdes Stoffwechselsim Steinreichehat,sohaterauch indemNachfolgendenam klarstendasVerhältniß desselbenausgesprochen.*)

»Eswar das nothwendige Ergebnißdermenschlichen Kurzsichtigkeit,demRaume wiederZeit gegenüber,daß derStoffwechsel iin Reiche der Steine so lange völligübersehenblieb. WährendimThierreicheundim PflanzenreichederWechselallerstofflichenErscheinungen aufdasUnmittelbarstealltäglichsichkundgiebt, gehendie VeränderungenimSteinreichegroßentheilsin demunserem Auge verborgenen SchooßedesErdbodens undobendrein mitsolcher Langsainkeitvor sich, daß ihre,imWerden

wahrnehmbareWirkung meistensäußerst geringfügiger-

scheint.Wielange hatderMensch geglaubt, seinLeibge- höre ihmvonderKindheitbiszumAlter,undderStoff- wechsel bestehenur inderEinführungunddemAbgange derNahrung,ineinembloßenDurchgange,vonwelchem derBestand desLeibes abersehr wenig berührtwerde.

Aehnlich stellen sichnochheutedieMeistendasSchichten- gebäudeder Erdevor, welches sie für einErzeugaißdes Jugendalters dieses Weltkörpers haltenund dessenBe- stand siebiszum ,,Untergange«derWelt unverändert glauben fortdauernzusehen.Stoffwechselmeintman nur inganzuntergeordneten,denallgemeinen Bestandaber durchaus nichtbeschlagendenVerwitterungserscheinungen und unbedeutenden Wiederherstellungen(Regenerationen)

Ik)O-Volllck, ErdeiiiidEwigkeit Frankfurt a.

beiMeidiiigei«.S.»473 f.

(4)

is«

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anerkennen zumüssen,welchenman kaumeinenwesentlichen Einfluß aufdiegesammte OrdnungderNatur zugesteht.

SchondieBenennungder,,Urgebirgsarten« besagt,daß man dieQuarzekxaus welchendieselbenbestehen,fürur-

sprünglichgebildete hielt.ManchenGesteinen schriebman

wohleinenachträglicheEntstehungzu, abernurin sofern, als man sie für Laven ansah, welchegeschmolzendem ,,Erdinnern« entstiegen seinundaus derenSchmelzmasse sichihre Bestandtheile,dieQuarze, durchdieErkaltung ausgeschieden habensollten-

AllejeneVorstellungenhangen innigst zusammen.Sie bedingenzugleichdieAnnahmeeinernur geringenDauer derErde, eines Alters voneinigenJahrtausenden,welchem in fernererodernähererZeit, vielleichtmorgen, der»Un- tergang«derWeltein Endemachenkönnte.

Aber dieWelt gehtfortwährend unter, seit TausendenvonJahrtausenden, seit Ewigkeiten,unddurch denewigen Untergang istderewigeNeubau- bedingt.So wirdsiefortdauern unterzugehen inewigem Neu- baubisin alleEwigkeiten!

DasBildvom ewigen ,,Untergange«istin allerWirk- lichkeitanwendbar. DieStoffe,welche indenGewässern untergehen, bauen unermüdlich fortandem Schich- tengebäudederErde,welchesselber unaufhörlichimUn- tergange begriffenist, indem seine Grundlagen,vonden Wassern abgezehrtundausgelaugt,zusammensinken.Mit demWasser,welchesvon SchichtzuSchicht in den Erd- bodendringt,werden gelösteStoffeabwärts geführt dieOberflächegeht gleichsam,,unter«. Sotreten neue

StoffezudenSchichtenderTiefeUndnehmendieStelle derfrüherenStoffeein, welchegelöstwerden. EineSchicht, welchedieganzeReihederUmwandlungsstufendurch- laufenhat,vom ZustandederNeubildungbiszumZU- standeder,,Urbildun«g«,besitztkeineSpur mehrvondem Stoffe, aus welchemsiebeiihrerAblagerung bestand.

Könnten wir; was imLaufederMillionen von Jahr- tausendengeschieht,im Raume einerunsübersehbarenZeit zusammengedrängterblicken,sowürde uns dieErdeer-

scheinenwie ein siedendesWasser,in welchem ein beständi- ges NiedersinkenderObermasseundeinbeständigesEm- porsteigenderUntermasse stattfindet,mitrastlossicher- neuerndem Wechsel.So wechselnauch dieStoffe, aus welchendas SchichtengebäudederErde besteht.Ander Oberflächetreten sie,·aus demStoffwechseldesStein- reiches, einin denStoffwechselderPflanzenundder Thiere,durchwelchen sie wieder dem Stoffwechseldes Steinreiches zurückgegebenwerden. Der Kreislauf des StoffesinderNatur durchläuftdieganze Natur und verflichtineinegemeinsameKette dieStoffwechseldes Thierreiches,desPflanzenreichesunddesSteinreiches.«

Gewiß,diese geistvolle AuffassungeinesStoffwechsels imSteinreichewirdvielen meiner Leserund Leserinnen demBegriffedesStarren, Todten, densiemitdemStein-—- reiche verbanden, Lebeneinhauchen. Diese Auffassung knüpft Leben undTod aneinanderx daßman denAn- knüpfungspunktnichtmehr sieht,verbindetdie ,,dreiReiche«

zueinemeinzigenGebiete, durchfluthetvon denauf-und absteigendenWellendesgestaltendenLebens.

Des gestaltenden Lebens.-DieseWorteleitenunszum zweiten Theile dieser Betrachtung,zudenTruggestalten.

Umzuwissen,waswirunsunter diesenzu denken haben, müssenwirunsandieGestaltungsgesehebeiThie-

renundPflanzenerinnern.- «

«·)Quarzist fiirPolger diedeutsche Uebersetzungvon Krystall, währenderdieSteinart Quarz Strahler nennt.

248 EsberuhtaufderStetigkeitinderWiederkehräußerer undinnerlicherGestaltungen,daß wirThiereundPflanzen nach Arten,Gattungen, Familien,Ordnungen, Klassen unterscheiden. Wirerkennen einenLöwen,einenTiger, einenPantheralssolchenimmer anbestimmten Gestalt- unterschieden, zu denensichVerschiedenheitenderFarben, derGrößenverhältnissedergl.·gesellen.Wenn wirvon einerPflanzegenaudieäußerenKennzeicheneiner Tulpe finden, so wissenwirgewiß,daß wireine Tulpevoruns haben;wir könnendurch dieGestalt nichtbetrogen werden. Nichtimmer soistesimSteinreiche,wo die Gestalt oftnur eine Truggestalt, Pseudomor- phose, ist.

DasGesetz, daßdiechemischeMischungHandinHand mitderGestalt gehtundeineVeränderungderMischung aucheineVeränderungderGestaltzurFolge hat,mag zwar,so wenigwiresnachzuweisenimStande sind, auch imThier-undPflanzenreichegelten,abernachweisbar ist esebennur imSteinr«eiche.

Wir haben schonim 1.JahrgangeunseresBlattes (Nr. 33) indemArtikel »SteinartundGesteinsart« er-

fahren,daß sich die meisten Steinarten alsbestimmte nur auseinemoderaussehrwenigen chemischenElementen ge- bildete Verbindungenzuerkennengeben,und daß diese Verbindungen mehroderweniger ausschließendbestimmte Krystallformen annehmen.WirkönnendaherinderRegel ebensobestimmt nachderKrystallform,wie nachderchemi- schenZusammensetzungdieSteinarten erkennen undunter- scheiden. Diese Regelisthinsichtlichdesersteren dieser bei- denUnterscheidungsmittel allerdings sehr häufigenAus- nahmenunterworfen und zwar indoppelterWeise.Er- stenshatmanchechemischbestimmte Steinart verschiedene Krystallformen,undzweitens haben mehrere solcheStein- arten gemeinschaftlicheine Krystallform. Dieeinfachste Krystallformistdervon sechs quadratischen Flächenum- schlossene Würfel (Sechsflächner, Hexaeder). Eine Stein- art,welcheinWürfelform krystallisirt, ist aberdaran nicht allein unzweifelhaftzu unterscheiden,denn derBlei- glanz (Schwefelblei)nimmt ebenso wohlwiederFluß- spath (Fluorealcium)Würfelgestaltan, undwollten wir blosdieGestalt befragen, sowürdenwiralsonicht wissen, welchevondiesenbeiden Steinarten wirvor uns haben.

Glücklicherweisesind wir insolchen Fällennicht immerge- nöthigt, durcheineumständlicheAnalyseandiechemische Natur derfraglichenSteinarten zuappelliren. Jndem angeführtenBeispielklärtunsdieFarbe,derGlanz,die Schwere, dieHärte,derBruch.dieDurchsichtigkeitleicht auf.DerFlußspathwürfelgleichteinemblauen, violettem grünen,rothen,gelben Glase,derBleiglanzwürfelgleicht frischgegossenemBlei.

Der Bleiglanz krystallisirtabernicht blos inreiner Würfelform,sondern auch inanderen sogenannten»ang- leiteten«Gestalten,denen derWürsel zum Grunde liegt.

Wir könnendurchregelmäßiges Mehroderweniger tiefesAbschneidenderEckenundKanten einesauseiner Kartoffel geschnitzten Würfels solche abgeleitete Formen leicht herstellen,indenen einZweiterdenWürfelkaum wiedererkennenwird.

Jstnun jener Würfel,welcherBleiglanzoder Fluß- spath sänkonnte,odersind dieseabgeleiteten Krystallfor- men, odersind beide die in Rede stehenden ,,Truggestal- ten«?JngewissemSinne waren sieesjetzt fürunswohl, aberwirhaben hiermitanderen Truggestaltenzuthun.

Eine einzelne solche Truggestaltlernten wir schon früher(1861,38)indenSpecksteinkrystallenkennen,Ndie durchUmwandlungausQuarzkrystallenentstandenwaren

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undwelche ihren wesentlichen Charakterdarinhatten, daß derSpecksteinvon demQuarzdieKrystallformentlehnt, jener diesen gewissermaaßenausseiner Formverdrängt hatte. Darin liegt alsodasTrügerische,daßwir(siehedie dortige Abbildung)derForm nach Quarzkrhstallevoruns haben,währendsiedochderMasse(derchemischenBeschaf- fenheit)nachSpecksteinsind.Umaberdiese Truggestalt als einesolchezuerkennen, mußman wissen,daßder Specksteingarkeineeigne Krystallform hat, sondern sonst gewöhnlichblosunkrystallisirt,oderwiederKunstausdruck ist: derb vorkommt. Solche Trug-oderAfterkrystalle sind aberniemalsgleichzuAnfangausderMassegebildet worden,auswelcher siejetzt bestehen inunseremFalle

250 Thonerdeum18Theilezugenommen. Da wirnunwissen, daß Wasser auch fürdiehärtestenGesteineneinLösungs-

mittelist, so liegtesnahe, ihmdieEntfuhrungunddie Zuführungdesminus Und desplusindeanestandtheilen

desFeldspathes, und sodieUmwandlung diesesInKaolin zuzuschreiben.Man nenntdiesen»Vorgangdeshalbauch

alseinendurchdasWasservermittelten chemischenVor- gang dieKaolinisirung desFeldspathesund ver- gleichtihnnichtunpassendmiteinemVerfaulen organi- schek Körper-. BeidemUebergaiigdesFeldspathesin Kaolin behält-letztererdieKrystallformdesersteren voll- kommenbei,dagegen istdieHärte,dasGesüge,derGlanz desFeldspathesverloren gegangen. Zuletzt zerfälltder

TriiggestaltenansdeinSteinreiche.

--Speckstein—-, sondernessindebenumgewandelteKru- stalle, indemSinne, daßunter BeibehaltungderForm einStoffin einenandern verwandelt oderrichtigerdurch einenandernverdrängtundersetztwurde.

Hierkommt esnun bei derWürdigung solcher Trug- gestalten daraufan,inwelchem Grade derverdräiigteund derverdrängendeStoffeinander chemischnahestehenoder hierin-sehrvoneinander verschiedensind.-Esbestehthierin einelange ReihevonUebergängen,von eineinAeußersten

««zumandern.

An dereinenGrenze,derdesgeringsten chemischen Unterschiedes, stehtz. B.derKaolin oderdiePorzellan- erde,dessenBildung darin besteht, daßzudenBestand- theilendesFeldspathes gewisseandereBestandtheile hin- zugetretenunddabeidieMischungsverhältnissederFeld- spathbestandtheileandere gewordensind. MitHinweg- lassungderBruchtheileundeiniger sehruntergeordneter BestandtheilebestehtderFeldspatvhausimTh. Kiesel- erde,17Th. Thonerdeund12Kali; derKaolin (von Aue inSachsen)aus47Kieselerde,35Thonerdeund13 Wasser.Eshat daherneben demZutrittvon 13Waser dieKieselerdedesFeldspathes19Theileverloren unddie

Kaolin ineinfeines erdiges-Pulver,dieeigentlichePor- zellanerde.Dadiesederwesentliche BestandtheildesPor- zellans ist,undeinekünstlicheUmwandlungdes Feld- spathesinKaolin äußerstumständlichseinwürde, sosehen wirhierausnebenbei,daßwirdiesem Stoffwechselallein diesenkostbarenGeschirrstoffverdanken.

Hierist ein nochgeringerer StoffwechselimFeldspathe zuerwähnen Was man früherunter demNamen Feldspath als eineSteinart zusammenfaßte,ist jetzt nachdemVorherrschendesKalioderdesstellvertretenden Natron inihminzwei Gruppen getheiltwordenymitje3 Arten. Man findet zuweilen Orthoklaskrystalle(ein Kali- feldspathlmiteiner Rinde von Oligoklas(ein Natron-

feldspath).umhüllt,sodaßman annehmenkann,derOr- thoklas sei äußerlichineiner UmwandlunginOligoklas begriffen·

«Unsere4Figuren veranschaulichen-unsBeispielevon

Afterkrystallen,welchewirin einemzweitenArtikelüber dieinteressante ErscheinungdesStoffwechselsimStein- reiche besprechenwollen.

(Scl)ltißfolgt.)

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Yie Holzconservatioir

VonDr.Otto Damme-r-

EshießeEulennachAthentragen, wollte man in unsererZeitschriftvonderBedeutungderHolzconservation

sprechen;« »wirwissenalle,daßessichbeidieserFrageum vielweiter tragendeInteressenalsum dieErsparung

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