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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1862, No. 43.

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Academic year: 2022

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Berriutmnrti.Redakteur E. AeRoßmäszlen AmtlichesOrgandesDeutschenHnmboldt-Vereins.

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: Aus derTagesgeschichte. Künstliche Eiscnkrvstalle.

Nov 43s Kleiner-eMittheilungeu. Für HausundWerkstatt Witterungsbeobachtungcu.

Mit Abbildung. EinTyphoon.

1862.

Aus der Tages-geschichte.

Dasvierte Huinboldt-«Hesj.

VonTheodor Delsner inBreslau.

Zwei schöne,reicheTageliegenhinteruns. Zwar war diesmal nicht,wie vor’mJahre inLöbau, die Commune selber ausgestanden,dieGäste zuempfangen, aberesströmtendiebegrüßenden,singenden,willkommen- heißenden,mitfeiernden, bewirthendenKräfteso zahlreich zusammen, daßdiezwei,für Manche sogardiedreiTage inununterbrochenerKette von LernenundGenießenvoll anregendstenLebensverrannen, einePerlenschnurschöner Stunden.

Das Büreau des»Humboldttages«befandsich im alterthümlichen»Goldenen Ringe« am alterthümlichen MarktplatzzuHalleanderSaale, woRoland Schwert- halter thront(dasWahrzeichenehedemderpeinlichen Ge- richtsbarkeit)-und diedurch Heinrich Heine berühmten ,,zwei großenLöwen«sammtder»großenKirche«stehen

—dieser sonderbaren Kirche, die nichtmehr vorhandenund .dochso schönist.Frei aufdemPlatze strebtüberoblongem

Grundriß derThurm schlankempor.Vielleicht200Schritt weiter liegt, sagtman, dieKirche; aberwas heut diese darstellt,sammt denzwei Thürmen,dasistnur derHoch- chor. Zwischen ihmund dem »Marktthurm«baut die Phantasie sichinvoller Pracht blühenderGothikdie

schmalen, schlankenSchiffeauf,dievom Erdboden ver- schwunden sind·DannfliegtdasAugeweiter,umheran denhöchstinteressanten,reichlichgehäuftenBauwerken des ausathmenden,verendenden deutschen Baustyls kaum irgendwowirdessovieleundsodeutlich redende Reste desselben so nahebeieinander finden: diesesGemischder Formenim sich verlierenden Verständnißihres Bestimmt- seins, dieses AufschwellenundAbmagern zugleich, diese durchblickendeArmuthan Mitteln desGeistes unddes Geldes, dieda denaltenPlan vergaßundseine Unerreich- barkeitempfindendnach einem Abschlußsucht,eineunbe- hülflicheForm drauf setzt, die sich fasthumoristischaus- nimmt. EinNonplusultra solch traurigerGestaltistder

»Dom«;halbkreisförmige,zinnenartige Krönungender Umfassungsmauerüberragenihnundsein Dachinriesiger Dimension, und verdeckenhintersichSpureneinesChaos unfertiger Strebebögen.Unweit davontrauert die»Mo- riizburg«, einst alsZwing-Halle errichtet,überihren Verfall.VierstarkeRundthürmebildetenihre Ecken;deren einerist gänzlichdahin.VonderStadt,vomJägferberg wievondenweiten,üppigenSaalwiesenheran hängtdas Auge gefesseltan denschönenTrümmernundsuchtaus derenLineamenten dieUmrissedesganzenBaueswieder zusammenzu weben. WeiterdraußenschwebtdieRuine desGiebichensteinmithohemwohlerhaltenen Thurme

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steilüber der Saale, einen dichten Wald von Flieder (syringa)umschließend,vonfernen Höheneinem grünen Moospolster gleichzuschauen.Man wirktdurch Unter- mauerung daunddortetwas deinVerfalleentgegen.Noch wölbt sich überdemschroffenFelsdasFenster,auswel- chemLudwig derSpringer seinen Weg nahm. Den HochbauderVorzeitaberüberragt jetzteingewa«ltigek, höherer—- Fabrikschornstein,undaufderSaale jubeln FesttagsdieGondeln undNachenfurchtlosundfriedlich vorüber,derNachtigallenheimath,derWaldinselGimni - ritzzu,oderdenFluß hinab durch saftige Wiesenund jenen Wegentlang, welchen ein Privatmann, der BanquierLehmann, demFelsen abgewonnenund der freien Benutzung übergeben hat.

Aber—- dasHumboldt-Fest..·... JmBüreau flogendiefremdenundheimischenBienen einundaus,letztereimSchweiße ihrerArbeit, schonam Vortagebis zuspäter Nachtstunde. Wirthe führten ihre zugetheiltenGäste liebreichmitsich.

WeißrothswieinBreslau)schlangen dieStadtsarben sichdurch dasKnopfloch,undmitdiesemErkennungszeichen strebteman dem,,Jägerberge«zu(LocalderLoge),wo derobereSaal für dieSitzungen eingerichtetwar. Hier fand auch, inanderem Raume,dasFestmahl desersten Tagesstatt-,dasdeszweitenimKursaaledesSoolbades Wittekind oberhalb Giebichensteins Dererste Aben dversammeltedieFestleutemitderHallenserWelt indenreizenden,am UferabhangederSaale bergaufund bergab steigendenAnlagen,,zurWeintraube«, beidenGe- sängender vereinigten Liedertafelnund Sängerbunde Halle’s,derenes dreioderviergiebt,dieinEinigkeiteine starke,wohlgeübteMannschaft bilden;—- derzweite in dengeschlossenenRäumen am »Schießgraben«,d.h.dem alten Schießhause,wo unter den Siegestrophäenalter ScheibendieTafelrundederHumboldtianeralsbald zu einemjovialen Commers sich gestalteteunter’m Präsidium ihres»ältesten Herrn«,eines Schleswig-Holsteiners, des ArztesDr.Reichenbach von Altona, zugleich wohldes

amweitestenhergekommenenMitgliedes;denneinSchiffs- eapitänund Vertrauter des Königsvon Siam, Herr Wagener, derauchzugegen war, befand sichzuHalle besuchsweiseinseiner richtigen Heimath.

Noch gedachtenwirindemKranze wohlbereiteterGe- nüsse nicht desFrühconcertes, welchesam zweiten TageaufdemJägerberge stattfand,... Dochzurückzu den ernsterenBeschäftigungenund zurgeordnetenReihe!

Roßmäßler leider war, andas Schmerzenslager seiner gefährlicherkrankten Gattin gebanntk), nichter-

schienen,undsofehltedemFesteeingut Stückseines histo- rischenFadensund diekörperlicheGegenwart seinesbe- lebendenMittelpunktes. AuchSchlesien,die erstePflanz- stättedesHumboldttages, hattenur einenVertreter ge- sandt.—-

Um11Uhrward dieSitzung eröffnet. Zu Häupten desSaales thronte,vonPflanzenwuchsumgrünt, wieder- umHuniboldt’sBüste,undvorihrbreitetenSammlungen von GabenderNatur und desKunstfleißesdieser Gegen- densichaus.

»Dr.Otto UleführtedenVorsitz.ErundJustizrath Godeckehattendas Jahres-Eomitiå gebildetund alle

VorarbeltjürdasFest geleitet. ,

INsZMemEröffnungswortewies derErstere,nach- demerdleEntstehungsgeschichtedes »Humboldt-Tages«

HTtheilllebmflldmFreundenundFreundinnendieNach- richt,dasz dieGefahr glllckllch uberstandenwurde. D.H.

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kurz gezeichnet, aufdenGewinn hin, welcherderden Wunder-Versammlungen eigenthümlicheist: sie pflegen nichtnur, wieandere auch, aberinbestimmtem, örtlichgeschlossenemKreise thun, ihres Zweckes,sondernsie gewährenihren Theilnehmerndabei einestets wachsende Mannigfaltigkeit der Eindrücke.

DerBoden, aufwelchemdieVersammlungdiesmal tagt, ist ein reiches,gesegnetesLand schon ein Blick ausdiehiergeordnetekleineAusstellung seiner Produkte, wiegeringauchihr Umfang, bezeugtes;eristzugleich einealtePflanzstättederWissenschaft, und so ein Träger materiellen wiegeistigenLebensundSchaffens.

Dieser UmstandführtdenRedner aufdasVerhältniß vonWissenschaftUndPraxis, unddamit aufdie Bestre- bungendesHumboldt-Vereines, welcheganzindemGe- bietedieses Verhältnissesliegen. Allerdingssoll dieWisen- schaftdemLeben dienen, für praktischeResultate fruchtbar sein;abersiesollauch dieintellectuelle Veredlungdes Menschengeschlechtesanstreben.Allesmaterielle Wohlsein desMenschen,alleBlüthederIndustrieunddesHandels sindnichts werth,wenn dasHerzkaltundleergelassenist, wenn siesich nichtschmückenmitdenhöheren,edelsten Ga- benderWissenschaft,die einSegen sind zugleichfür Ver- standund Herz. InsolchemSinne waltet der,,Hum- boldt-Verein«, in solchem Sinne will erwirken an der Verknüpfung derMänner der Forschung mit denen derPraxis.

NachdemderSchriftführerDr.BauerdieSatzungen desVereins verlesen(siehe»Aus d.Heimath«1862,Nr.

35),gingDr.Ulezu einerDarstellungDessenüber,was Alexan derHumboldt fürdieWissenschaftunddurch dieWissenschaftfür dieMenschheitgeleistet,undesgelang ihm diesen ungeheurenStoffineinem gerundeten Bilde klarundwohlgegliedertzubewältigen,von demwirhier

nur andeutungsweise,skizzirendBerichtgebenkönnen.

Vornun 93Jahren ward Humboldt unsererNa- tionnichtnur, sondernderMenschheitgeschenkt-,derReich-—- thum seiner geistigen Errungenschaftenwirdnicht allein seineignes hohesLebensalter,erwird dasderdeutschen Nation selberüberdauern. Neue Gebiete hater dem Wissen erschlossen,dieGrundanschauungen haterin vielenTheilen umgeformt.

Er istderVater deswissenschaftlichen Reisens,

beiwelchem Sammeln und Beobachten Handin

Handgehen,das erschaute,erfahrene Einzelnedann zur Totalität verknüpfend,undwiederum diese,denGesammt- organisnius desGegenwärtigen,mitderVergangenheit, mitihremsie erklärendenUrsprung.

Eineneue Landschaftsm alereihat-Humboldtge- schaffen,indem er, durchgroße Naturanschauungenbe- reichert,VerständnißundEmpfindung fürdasNaturschöne klärteundhob.

«Dievergleichende Erdkunde, durch KarlRitter dannaufihre Höhe gehoben,eineneue Wissenschaft,ver- danktHumboldt ihre Begründung.Er zeigte,wiedie physikalischen VerhältnissedesErdballsund seiner Theile gewichtig mitbestimmendsindfürdieEntwickelung derWeltgeschichte.Erschuf,einwesentlichesCapitelhier- von,dievergleichende Klimatologie unddieLehre vondenisothermen Linien.

Humboldtwar es, welchem dieLehrevomErdmag- netismus ihrewissenschaftlicheAusbildungverdankt:

seinerwissenschaftlichenAutoritätgelanges,zu bewirken, daßüber die ganze Erde, über alleGrenzender Länderund Staaten hinaus,einNetzvon Observatorienfür die ge- naue Ausmittelung dermagnetischenVorgängesichspannte,

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dasseine FädenbisPekingundbisauf den kaum ent- deckten, unwirthlichenBoden amSüdpolhinstreckte.

JnderGeologie trat er ebenfalls reforniatorisch auf.Erzeigte,wieumfassende,dauernde undvielgestaltige Einflüssedievulkanische Thätigkeit aufdieFormation derErdoberflächegehabt hatundnochhat.

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DieMannigfaltigkeitder Erdobersiächeaber führt wiederumzumMenschen- dessenWohnplatzundfürdessen verschiedenartigeEntwickelungdieGrundbedingungsie ist.

Jm Menschen,inderBeziehung aufdenMenschen erhält Alles,waszuerforschen,erst seinewahre Bedeutung.So istderMenschmitseiner Geschichtein dasGebietderNa- turforschung hineingezogen.

TausendneueBezügesindhiermit erschlossen,einre-

formatorischerGedanke ist ausgesprochen,welcherallem menschlichenWissen-undallemVerhältnißdesWißbaken, eineneue Gestalt,einenneuen, und nun erst einenwirk- lichenZusammenhang giebt. DieserGedanke war eine nothwendigeRückwirkungDessen,was Humboldtselber geschaffen,einGegengeschenk,welches ihmdieWissenschaft machte.Erselber faßtedasindenAusspruch:,,Größere AusbildungderWissenschaftleitet, wiediepolitischeAus- bildung,zurVereinigung Dessen,waslangegetrenntwar.«

Soschufer den,,Kosmos«,inwelchemerdieseAlles unter Einem zusammenfassendeWeltanschauungzurGe- sammtdarstellungbrachte.

WowirgegenwärtigimBereichedesWissens hin- blicken,sehenwirjenenAusspruchbestätigt;die Gren- zender Wissenschaften sindverwischt, dieehe- mals getrennt erscheinendenGebiete fließenin einander, und innerhalbderWissenschaftenvollzieht sicheinähn- licherProzeß.Der Chemie verschwimmenbereitsdiefür stabilgeglaubtenElemente, undnichtweißman zusagen, obOzonundSauerstoffeins, obzwei seien.Wärme, Licht werden nicht mehralsimponderableStoffebehandelt, son- derndurchZahlen ausgedrücktAlleErscheinungwirdauf Bewegung zurückgeführt.

Wie inderWissenschaft, soist in densocialen Verhältnissen Aenderung vorgegangen.

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Ehedem wollte derEinzelnegenießen; jetzt hatdiefortgeschrittene Cultur dieEinzelnenvereiniget, indemsieeineMengevon«

Bindemitteln schuf,denen sie sich nichtentziehenkönnen und sowohldurchdieGemeinsamkeitdieGenüsseselbst vermehrte,alsauchdadurch,daßsie dieEmpfänglichkeit für dieselben steigerte,derenderroheMenschmnur einge- schränktemMaaßebesitzt.DasgleicheStreben inVielen, sich Genüssezuverschaffen,wieesdieEultur begleitet, führtzumAustauschederCulturwohlthaten, welche, wech- selseitig, durchdieArbeit gewonnenworden sind. Gleicha- maßenabertrachtetes,sichsicherzUstellen,unabhängig zu machen,denBedarfdesGenusses Im eigenenLandezu schaffen:sobereiten wirPorzellan,so bereiten wirZucker 2e.,ehedemodernochvor kurzemtheureEinfahrartikeL nunmehrin derHeimath,undmitdiesernationalen Ge- meinsamkeitvon Arbeit undGenuß wächstdienationale Einheit,wieumgekehrtVölker- denenBezugderwesent- IjchstenLebensbedükfnisse,z. B.desSalzes,ausderFerne nothwendigist (wieeinigen afrlkamschen),nichtzueiner nationalen Einheitzu kommen vermögen-

DieWissenschaftunddieihr folgendeKultur hebtauch diesocialenUnterschiedeauf,indemsie dieMenschenzu-«

sammenführtdurch dieGemeinsamkeitderGenüsse,wie durch die leichtereBeweglichkeitimRaume,wiein der MittheilungdesGedankensdurchSchVIfkUndTebng phie.Mit derGelegenheit wächstdasVerlangen.Die Massenwerdensich bewußt,daßsie gemeinsameInteressen

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678 haben,unddiesBewußtseinist es, was Menschenund Völker einandernäher bringtdurchAufgebender Sonder- ansprücheunddurch Verträge.

AbernocheineandereEinigungvonlangeGetrenntem fand stattoderbereitet'sichvor: imInnern derMen- schendie von Glauben undWissen. DieWissenschaft führtzurHarmoniedes innernMenschen;da,wo sieihr Licht hinwirft, giebteskeineGottesleugner mehr,sieführt aufihremungestörtenGange schließlichzuderUeberzeu- gung vonderEinheit alles Lebens undvon der Geistigkeit derWelt.

Das Ziel-einer wahrhaft praktischen Wissenschaftin Beziehungauf denM enschen istmithin, ihnzu bildenzu einemG anzen ineinernormalen,gewandtentwickelten Körperlichkeit, zueinemGanzen desinHarmo- niedesVerstandesundHerzensentwickelten Geistes; in Beziehungauf dieMen sehheitist sie einediese ebenfalls zumGanzentreibendesoeialeMacht, einigend auch auf politischemGebiete.

Diesem mitgroßerAufmerksamkeitvernommenen tief- ernstenVortrage folgtenun ein anderer,von Dr.Müller, denfürdenLeser einigermaßencharakteristisch wiederzu- gebennichtnur nochschwieriger, sondern geradewegsun-

möglichist, weilerinseiner jovialen FärbungeineMenge von Scherz- und«Witzfunkenspielen ließ,die, zum Theil auchganz lokaler Beziehung,losean einander gereiht, selbstwenn das Gedächtnißdes Berichterstattershierzu hinreichte,dochnur getrocknetenBlumen gleichenwürden, währendanderseitsderVortrag ohnesieseiner,,Blume«, seines Hautgout entbehrt. »

Erfaßtein einenfesten Rahmendensichreich gestal- tenden Inhalt derNaturverhältnisfe derHallen- serUmgegend zusammen,überallan das Bekannte, Nächstliegendeanknüpfend, buntund gedrängt,wiebe- lehrendundanregend, interessant fürdenFremden gleich- wiefürdenEinheimischen.

Allerdings gehöredieGegend,worin Halle liegt, geognostischwenigstensnichtzudenbedeutsamsten,durch GroßartigkeitderGestaltungenauffallenden. DerNatur- forscher aber,der imGeiste Humboldt’sauf Reisensei, habedieAufgabe,nichtdemJmponirenden nachzujagen, sonderndem Einfachen Aufmerksamkeitzuschenkenund rechteigentlichin denStraßendanach zu suchen.Das sollenun inBeziehung auf Halle geschehen.Ueberdiessei esja MitaufgabedesVereins, die LiebezurHeimathzu nähren.

VonHalle rühmedieErdbeschreibung,daßessichaus- zeichnedurchWeizenstärke,durch Leberwurstund durch Pfefferkuchen.Dabei seiein Viertesvergessen:das Stra- ßenpsiaster,daszwar einmalvor einerAnkunft Königs Friedrich WilhelmIV.ausgebessertworden, gleichwohl noch immersehrnachWasserstiefeln verlangeuudaufdie GewerkederSchuhmacherundderWagenbauervonför- dernderWirkungsei.Dashabe seinenguten Grund, den dieNaturwissenschaft aufschließe,indem sie dieBestand- theilederFelsart,welcheresentnommen ist,und ihrer Zersetzungsprodukte,dieseinen morasterzeugendenUnter- grundbilden, auseinanderlegt,dabeiaberzugleichver- sichert,wie wirebendenselbenUmständen denReichthum

-antrefflicherPorzellanerde,diebisBerlin·versandtwird, unddieAlaunfabrikation, sowiedensehr fruchtbarenAcker- bodendieses unseresWeizenlandesverdanken. Weiterun- tenfindetsichderPlastische ThonderBraunkohlenforma- tion, dertrefflicheKlinker (wasserfeste,poppelgebrannte Ziegeln) liefert,undunterihmdieBraunkohle selbst,die Mutter deshiesigenBergbaues,wie zumTheildesStra-

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ßenschmutzesdurchdieHundertevonWägen,die sieherein- bringen,unddes ewigen BitumengeruchesderHalle’schen Atmosphäre,denndieseBraunkohleliefertunsfür3Mil- lionenThaler Photogen,Solaröl undParaffin.

Jstnun dafür gesorgt, daßdieHallenser schwerfüßig durchdasLebenstiefeln, soauch, daßihnendieBäume nicht indenHimmelwachsen. Gerade unter derStadt undihren PromenadenistderGrund vonderArt,daß die Wurzelnnur sparsamfinden,was siesuchen,und so habendenndie Bäumedortnicht allein einkümmerliches Ansehen,sondern sie—- platzen--sehrhäusigvorHunger, nichtvorUeberfluß,indemdernahrungarmeSaft inihren Gefäßen,einwässerigerInhalt, im Winter leichtgefriert unddabeidie Rinde sprengt.

Einanderes Gliedderhiesigen geognostischenForma- tion istderKupferschiefer, Zechstein,wie derselbe auch beiEisenachund imsüdlichenTheiledes Harzgebirges wiederkommt und dort aus den Mannsfelder Gruben 30,000 Ctnr.Kupferund300Ctnr.Silber jährlichliefert.

Ferner,wer könntebeiHalledesSalzesundder Halloren vergessen?Vonden5Soolquellenwirdnur die eine,der Brunnen ,,Gutquell«, noch-benutztt),und von demihm abgewonnenen Salzedarf dieKörperschastder Halloren2285 Lastoder 34,700 Ctnr. altGewicht für sichbehalten,das Uebrige mußsieandieStaatsfamilie abliefern.H)

DieHalle’scheSalzproduktion hat verschiedeneFolgen gehabt:erstensdievolksthümlicheEintheilungderEin- wohnerschaftin,,Hallenser (dieStudenten), Halloren (die Pfännerschaft)undHallunken« (alle Uebrigen); zweitens, daßdietrefflichebronzeneStatue desTonmeisters Hän- delaufdemMarkte raschso schwarzgeworden ist,zufolge derExhalationen schwefliger Gase,unddaßeinGleiches mitderZeitallenhiesigen Oelgemäldenwiderfahrenmuß;

ferner,daßman beidenEinwohnernkeineKröpfe bemerkt, sievielmehrdurcheinenschlankenHalssichauszeichnen, indemdasJod,welches inderSoole enthaltenist (und alleshiesigeTrinkwasseristeigentlichSoole),dieDrüsen- entwickelungnichtbegünstiget. DaßimUebrigendas Trinkwafsereineanmuthige grünlicheFärbung zeigt, rührt vonGehaltanschwefelsauremEisen her, welchesesaus derBraunkohle auslaugt,undebendiesem Umstandever- danktderHalle'sche Kassee,insbesonderederimKrausen'- schenGarten, seine Vorzüglichkeit,weilsolch Wasserdie BestandtheiledesKaffeesbesserausschließt,als gewöhn- liches.—-

Wirverlassennun den Boden,auf welchemdieHalle’- scheGemüthlichkeitgedeiht,denAluminit nämlich,derwie gesagtmitten Unter derStadt liegt,und wandern den

M)Erliefert täglich5366Maaß.27Pfo.oder1Kubik- fuß seinerSoole geben14Pfo. Salz;sie enthältalso nicht ganz50Procent Wasser. (Nachhallor11·chet»Mittheilung.)

")Beide Salinen zusammen erzeugen jahrlichetwa220,000 Ctnr. Salz.

680 Ufern der Saale entlang. DafindenwirzunächstPor- phyr,denbuntenSandstein,Zechsiein,undtertiäres Ge- birg.EinneuesBildaberbietetsichweiterunterhalbdar, unweit demGiebichenstein. Hier stuftdieLeipzig-Halle’- scheHochebenesichallmähligabundesgewinntdieGe- gendeineganz veränderte Physiognomie Nichtallein, daßwirhier auf hohem FelsenderRuine derBurg-Gie- bichenstein begegnen(vondereshieß: »Werdakommt aufGiebichenstein,derkommt niemals wieder heim«), höherhinaufdemSoolbade ,,Wittekind«undseinemPart, längsdesFlussesMühlen,Stärke-,Papier-,Zucker-und Spinnfabriken,einemLadeplaye für Braunkohle,Soda 2e.,was allesunswiederanunseregeschilderteBodenbe- schaffenheiterinnert; estrittaucheinprägnantanderer, undzwar einsehr bemerkenswerthergeognostischerCharak- terzuTage,von welchemderberühmteMur chisonan- erkannthat, daßerin denFelsenumHalledasvollstän- digsteBilddesUeberganges vom Rothliegenden zum Porphyr zeige.Andenblosgelegten Felsenunter Banquier Lehmann’sGarten zeigensich grünlicheTinten, sie stammenVoneinerbreiartigen sedimentärenMasse,die ausdempermischen Urmeere,dasmeistdortflutete, in die auseinandergewaschenenPorphyresichlagerte.Wittekind selbstliegtaufSteinkohlengebirge,dessenVorkommen unter demRothliegendennormal,und derKursaal selbst steht unmittelbar über einemFlöhe.EinenDurchschnittdieses Kohlengebirgs siehtman nebenderneuen Kastanieapllee

DerVortragendeentwarfnun einBildderUrzusiände undUebergängedesgeologischen Processesbiszurheuti- genGestaltung diesesStücksderErdrinde, wiesbeiläufig auf einkräftig gedeihendes Bäumchenvon Taxodium distichum im Wittekinder Garten zugelegentlicherBe- schauung hin,undgingdannzuderausgezeichnetenFlora undFauna über,welchedenBoden dieserGegendbelebt.

Ehemals bedecktenihnzahlreicheLaubwälder,anwelche nochdie,,DölauerHaide« erinnert, welcheinvielfacher BeziehungeinenTypus fürdienorddeutsche Wald- flora darstellt.Eigenthümlichdemdortigen Moosteppiche sindjene weißenPolster, dievon einem Leucobryum (vulgare) herrühren.Anderfeits,inihrerNackheit,bietet diePorphyrhaideeindenHaiden Schottlands ähnliches Bild.

JnkleinemRahmen einewunderbar mannigfaltige Natur, werthderBetrachtung! Der alkalireicheBoden liefertAllesfürdieLandwirthschaft, so insonders Zucker- rüb"en, Gerste die nachBayernundEngland verfandtwird, Cerealienüberhaupt,so daßHalleeineCentralstelle fürGe- treidehandelzanObstbau,an Handelsgärten istdie Um- gegend reich. Nichtdurch eineUeberfüllevonNaturschön- heitenerdrücktsie, siewillgesuchtundstudirt seinund bietetso selbsteinenkosmischen Grundfür dieWissenschaft AllenExtremen fremd,bildetedieseNatur auch geschicht- lichkeineExtremedesGeistesaus.

(Fortsetzungfolgt.)

LünsilicheDisenkrystalle

Manhört sohäufigdieMeinung aussprechen: »die Steine wachsen«-dsßIchmichschonzuAnfangdes Er- scheinensunserer Zeitschrift(1859,Nr. 5)veranlaßt sah,

in einembesondernArtikelmichMit meinenLeserndarüber zuverständigen.Mit diesemGlauben andasWachsen derSteine, welches also dochwohleinenochfortdauernde

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Größenzunahme(z.B.deraufdenAeckernumherliegenden Steine) sein müßte, stehtesineinemsonderbarenWider- spruch, daßman gegenüberdenThierenundPflanzendas Steinreich für uranfänglichundstarrundunveränderlich hält,unddaßinihmetwas Neues gar nicht vorgehen könne,wasdochderFall ist.

DieAllgewaltderChemie,diemitihrer Zwillings- schwesterderPhysik unseren Gewerbfleißsomächtigfördert, hat sichinderunterscheidendenSteinkunde geradehinzur

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einechemischeVerbindung ist—- derindenmeistenFällen einegewisse Krystallform zukommt wie z. B.Fluß- spath eineVerbindungvonCalciummitFluor, Apatit eineVerbindungVon Kalkerde mit Phosphorsänre:so müssenwirfolgerichtigeine MengechemischerVerbin- dungen,welchewir inunserenLaboratorien künstlich bereiten, alsneue, alskünstlicheSteinarten gelten las- sen.Denn daßsie ebenkünstlichbereitetesind undsich

-— wie wirsagen »von selbstentstanden-« inderErd-

l.Einauf Vz verkleinertesStückeinesgußeisernenMaschinentheils. EisenkkystalleineinemDrusenraumedesselben;

natürl.Gr. 3.Eineeinzelne Eisenpyramidezetwas schenmtisirtnnddreifach vergrößert-.

BeherrscherinderFormgemacht,welche»sonstin der be- schreibendenNaturgeschichteimVereinmitderZahlmaß- gebend istzdennwenn auch beidenSteinarten vin sehr vielenFällendieFormihrerKrystalledasUnterscheidungs- mittel ist,so läßtinebensovielenFällendieFormin UngewißheitUndesbleibtzuletztkein anderes Mittel als diechemischeZerlegung übrig,um dieSteinarten sicher voneinander zuUnterscheiden.WennsomiteineSteinart vordemForumder unterscheidendenNaturbeschreibung

oberfIächenichtfinden,kannunmöglichin derAuffassung etwas ändern. DerUnterschied liegtaberlediglichdarin, daß unsere chemischenExperimentedenStoffen Veranlas- sungzuneuen Verbindungen geben,dieindemfreien Walten derErdrindenbildungnichtgegebenwaren» Als

man nachdemBrande von HamburgdenGrund zuden

neuen Häusern grub,sindmehrere durchdiefurchtbare

GlUth hervorgebrachte chemifcheVerbindungen gesunden worden, dieman alsneue Steinarten betrachtenkann.

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