DEUTSCHE B A U Z E IT U N @ r^R 7
M IT D EN V IE R B E IL A G E N
KONSTRUKTION UND AUSFÜHRUNG ™ WETTBEWERBE 64
j a h rSTADT UND SIEDLUNG ’ 1930
BAUWIRTSCHAFT UND BAURECHT 26A PnJj
HERAUSOEBERpROFESSOR ER|CH BLU|ICK f j p j j ^ f
s c h r,f t l e.t e r r e o . B A U M 8t r FR|TZ E|SELEN
A LLE R EC H TE V O RB EH ALTEN • FÜR NICHT VER LA N G TE BEITRAGE KEINE GEW AHR
BERLIN SW 48
DAS V ER W A LTU N G SG EB Ä U D E DER H A M B U R G ER
ELEKTRIZITÄTSWERKE IN H A M B U R G
AR CH ITEKTEN H ER M A N N DISTEL IN G EM EIN SCH AFT MIT DER BAU A BTEILU N G DER H. E. W., AR CH ITEKT
F. HEROLD, H A M B U R G MIT 15 A B B ILD U N G E N
H am b u rg s h eu tige C ity is t n ac h keinem ein h eit
lichen P la n gew orden, is t auch n ic h t n a tü rlic h u n d allm ählich gew achsen. D er große B ran d sch uf S tra ß e n rä u m e n a c h eigenem , spätklassizistischem Id e a l, beließ ab er die an sto ß en d en u n v erseh rten S ta d tte ile in ih ren gotisch-rom an tischen V erw inke- lu ng en. D er D u rc h b ru ch der M önckebergstraße v o r dem Kriege- vo llendete die V ern ich tu n g alter E in h eiten u n d fü g te zum allgem einen W irrw arr neue S tra ß e n rä u m e u n d neue H au sg rö ß en hinzu. D enn n ic h t so sehr die V erän d eru n g der S traß enzüg e u n d P lä tze w ar das K ritisch e bei all diesen M aßnahm en, so nd ern d aß die p rim äre E in h e it allen S tä d teb au e s, das E in zelhaus, den lebendigen Z usam m enhang m it dem S tra ß e n ra u m verlor. So ist es denn n ic h t v e r
w underlich, d aß der v ielbew underte B au der M önckebergstraße zw ar in sich zu einer gewissen
E in h e it erw uchs, aber d afü r a n den A n schlußstellen an den vorh an d en en R au m g ebild en diese grü n d lich v erd arb . A m schm erzlichsten m uß dies am a lte n P fe rd e m a rk t festg estellt w erden, dessen u n re g el
m äßiger G ru nd riß m it den kleinen m alerischen, den B erg erklim m enden F a c h w e rk b a u te n u n d der alles ü b erragend en, gew altigen Jac o b ik irc h e zum K u n s t
w erk sich ein st verschm olz. H e u te is t der P la tz ein starres V iereck. Die riesigen K ä ste n der M öncke
b erg straß e verdecken die K irche. S chw ind süch tig schm ale B a u te n lehn en sich a n b re itg e la g erte oder w ild-lo trecht geteilte in k ra u ser Folge an . So b o t d er P fe rd e m a rk t fa st den A nblick eines H ofes m it planlos g e sta lte te n H in terfassad en .
D er N eu b au des K o n to rh au ses der H . E . W . g ib t m it einem Schlage dem P la tz A nsehen u n d B e
d e u tu n g w ieder zu rü ck. D ie große H a u se in h eit en t- I I W I I I I I I I II
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STRASSENA NS ICH T PHOTO GEBR. DRANSFELD, H A M B U R G
DAS VERW ALTUNGSGEBÄUDE
HAM BURGER ELEKTRIZITÄTSWERKE
AR CH ITEKTEN H E R M A N N DISTEL UND F. HERO LD, H A M B U R G
L A G E PLA N 1:2000
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Durchfahrt
GRUN D R ISS VO M
1. O BER G ES CH O SS
1:400
G RU N D R ISS V O M
ER D G ES C H O S S
spricht dem schlichten, nicht weiter untergeglie
derten Platzgrundriß. Sie entspricht auch m aßstäb
lich der Mönckebergstraße. So bringt der B au P latz und Straße zusammen. In der breitgelagerten H a l
tung paß t er besonders gut zu der klaren Gliederung des Platzvierecks und schafft zu diesem die Brücke!
Dennoch schwimmt er nicht haltlos in der P la tz
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w and, sondern weiß aus dem ganz kleinen F o rm a t des blau v io letten b reitg e fu g ten W estfälin ger K lin kers von 4 cm H öhe, aus den w aag ere ch t m it Sprossen geteilten g edrü ckten F en stersc h eib en den gleichen zarten M aßstab zu entw ickeln, d en die N a c h b a r
schaft h a t in ih ren b esten B a u te n , w eiß a b e r auch kraftvolle F lügelstücke zu g estalten , die ih n ener-
ARCH ITEKTEN H ER M AN N DISTEL UND F. HEROLD, H A M B U R G H AU PTEIN G AN G
HALLE IM ERDGESCHOSS
gisch von der Umgebung wieder lösen und auf sich selbst stellen.
So spiegelt die Fassade die dynamischen K rä fte
linien wieder: starke Steingesimse weiten den B au und verwischen seine aus dem alten Grundriß ü b er
nommene Dreiteilung der H auptfront. Die letzten Achsen rechts und links sind für sich vertikal zu
sammengefaßt. Das oberste Gesims verkröpft sich
als tren nend e V ertik ale a u f N a ch b arg ren ze. A us
gleichend zwischen lo tre c h t u n d w aag ere ch t schieb t sich eine von u n te n ex zen trisch au sstra b le n d e d ritte B ew egung: v on den drei ü b e rd a c h te n E in g än g en zu den L ic h tträ g e rn a u f den b re ite re n P feilern , zu den hochgekröpften E cken a u f G renze u n d zu d en in schm alen F ensterg alerien ausk lin g en d en beiden Obergeschossen, v on denen das le tz te zurück-
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gestaffelt und in Kupferblech verkleidet ist (Abb. 1, S. 265).
Dieser Eigenbewegung in der Fassade entspricht eine M annigfaltigkeit der inneren Organisierung.
Die Grundrißgestaltung war um so schwieriger, als der rechte Bauteil aus einem solid gebauten W erk
steinbau der neunziger Jahre bestand, den abzu
reißen wenig wirtschaftlich gewesen wäre u n d in dem während des Baues der ganze Kassen- und Ver
waltungsbetrieb der H. E. W. obne Störungen auf
recht gehalten werden m ußte. N ur die linke H älfte konnte von Grund auf neugebaut werden. Geschoß
höhen und Fensterachsen waren som it von v orn herein festgelegt wie auch die Lage der Flure u nd der Treppen. Im Erdgeschoß fü h rt der Zugang durch die offene Vorhalle in den breitgelagerten Windfang m it Pförtnerloge; zur Linken Hegen, durch breite Glastüren sofort sichtbar, die Kassen m it allseitig offenen Schaltern und Schreibpulten und Sitzplätzen des Publikums in der M itte. Zur Rechten befinden sich derVerkaufs- und V orführr aum und die Aborte für Personal und Publikum . Die achsial gelegene Treppenhalle enthält außer der breiten H aupttreppe das Paternosterw erk u n d den Lift. Große Fenster und helle W erksteinverkleidung erhellen den Raum bis in die letzte Ecke.
Die nächsten Geschosse sind für die D irektion b e
stimm t. So enthält die Treppenhalle die A nm elde
loge Der Sitzungssaal Hegt zum ruhigen H of hin und h at eigene Garderobe und A bortanlage, darüber in halber Geschoßhöhe den eingebauten Kinovor-
fü h rap p ara t. Die H olzvertäfelung der Schm alseite des Saales ist verschiebbar u n d g ib t d a n n die B ild
fläche fü r den P ro je k tio n sa p p a ra t frei.
In den D irektorenzim m ern sind die K leid erab lagen, die W aschgelegenheit u n d die B üchereien eingebaut h in ter v ertä felten W än d en . A uch das Mobiliar is t von den A rc h ite k te n n eu entw orfen.
Die F lure sind in d ek o rativ er F o rm u m g estaltet.
L ebhaftfarbiges L inoleum is t in ta rs ie n a rtig zu a p a rten M ustern zu sam m en g esetzt; die W ände gehen u n m itte lb a r in eine R a b itz to n n e ü b er, die durch das ind irek te, eing ebaute L ic h t in origineller F orm belebt ist (Abb. 14 u. 15, S. 272).
Die obern Geschosse e n th a lte n das B au b ü ro u n d die zahlreichen V erw altungen u n d W erkräum e.
Insbesondere sind als W o h lfa h rtsein rich tu n g en hier die elektrischen M usterbetriebe fü r das K asino zu nennen, m it elektrischen K o ch k ü ch en fü r m ehrere h u n d ert M enschen m it E ß rä u m e n , K affeestuben, W erkm eisterberatun gszim m ern , D a ch terrasse, B ä dern aller A rt u n d B ibliothek. D as zurü ckgestaffelte Dachgeschoß e n th ä lt die A k ten k a m m e rn .
In seiner liebevollen D u rc h d a c h th e it is t der B au ebenso sehr ein Zeugnis fü r das wissenschaftU ch- gründliche A rbeiten un serer A rc h ite k te n sc h a ft, fü r ih r ingenieurm äßiges K ö n n en wie au c h fü r die innere K u ltu r, die sich n ic h t b eg n ü g t, einen B a u sch lech t
hin so gu t als m öglich zu schaffen u n d die V ielheit eines m odernen W irtsch a ftsb etrieb e s re p rä s e n ta tiv zu gestalten , sondern d a rü b e r h in au s m ita rb e ite n will am Bilde der H e im a ts ta d t. D r.-In g . B ah n
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ANSICHTEN AU S EINEM DIREKTORZIMMER
DAS VERW ALTUNGSGEBÄUDE DER HAM BURGER
ELEKTRIZITÄTSWERKE
K O PFS TÜ C K VO M FLU R
IM 1. O B ER G ES C H O SS
s n £ L£ fL :. £ EUTSCHE BAUZEITUNG G .M .B .H ., BERLIN
S K R & S S E S S S ' ™ +z — ■ FLUR IM 1. OBERGESCHOSS
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