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Vierteljahrschrift für die Praktische Heilkunde. Jg.5, 1848, Bd. 3

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(1)

praktische Heilkunde

V . J a h r g a n g 1 8 4 8 D ritter B and

neunzehnter Band der ganzen Folge,

(M it e i n e r S t a h l ta f e l .)

(2)
(3)

V iertelj ahr schrift

für die

prak tisch e Heilkunde,

h e r a u s g e g e b e n

von der

medicinischen Facultät In P ra g.

R e d a c t e u r : Dr- J. I l a l l a .

unter Mitwirkung von Dr. J. Kraft.

Fünfter Jahrgang 1 8 4 8 .

D ritter B an d

o d e r

neunzehnter Band der ganzen Folge.

Mit einer Staliltafel.

IP IE J

2

t, ©a

V e r l a g v o n B o r r o s c h & An dr e .

(4)

m

B ib lio te k a J a g ie llo rts k a

1002113299

(5)

V orw ort.

D urch die Gewährung der P r e s s f r e i h e i t und die Ertheilung einer C o n s t i t u t i o n fd ie, w ie wir zuversichtlich hoffen, auf den liberalsten Grundsätzen beruhen w ird) sind die heissesten W ünsche, die seit langen Jahren Tausende und Tausende in Oesterreich im Herzen trugen, einer uner­

wartet raschen Erfüllung entgegengeführt worden. W a s zu begehren noch vor wenigen T agen dem Einzelnen entweder als Verbrechen oder als W ahnwitz gedeutet worden w äre, es ist uns zu Theil gew orden, fast in dem A ugenblicke, als die immer lauter werdende Stimme des zum Bew usstsein seines Rechtes und seiner Kraft gelangten V olkes an das Ohr des Monarchen zu dringen vermochte. •— D er unbe­

schreibliche Jubel, welchen das durch das kaiserliche W ort verpfändete Zugeständniss hervorgerufen, ist der vollgültigste B ew eis, w ie gründlich verhasst und w ie unhaltbar das ohne­

hin längst nur mit schlecht verhehltem Unmuth ertragene B e ­ vormundungssystem geworden war.

In F o lg e der durchgreifenden, blos durch die moralische Macht eines energischen V olksw illens auf eine eben so rasche als ruhmvolle W e is e zu Stande gekommenen Metamorphose unseres ganzen Staatsorganismus werden bald alle Theile desselben , durchdrungen von dem belebenden Hauche der Oeffentlichkeit, zu neuer Jugendkraft erstarken.

Fine baldige Rückwirkung auf die sämmtlichen V er­

hältnisse des ärztlichen Standes kann unmöglich ausbleiben}

die bei uns w ie fast überall längst tiefgefühlte Nothw endig-

(6)

I V

keit einer totalen Reform des gesammten M edicinalwesens maclit sich gegenw ärtig mit Rücksicht auf die neuen con- stitutionellen Formen um so gebieterischer geltend.

In Beziehung auf die A rt und Vertheilung der medicinischen Studien, die Verhältnisse der Lehrer und der Lernenden, die Stellung der A rzte zu einander, zu den Kranken, zum Staate, die öffentliche Gesundheits - und K rankenpflege, so w ie in Beziehung auf die Einrichtung und Verwaltung nicht blos der P rivat- sondern selbst der vom Staate unter­

haltenen Kranken- und Unterrichtsanstalten (w elcho aller­

dings namentlich in der neuesten Z eit durch die erfolgreichen Bemühungen einiger hochverdienter Männer auf eine selbst vom Auslande rühmlichst anerkannte Stufe der Vervollkomm­

nung gebracht wurden) bleibt trotzdem noch gar V ie le s zu thun übrig. S o manche M ängel uud Unzukömmlichkeiten in allen diesen Beziehungen werden erst mit der Z eit an den T a g kommen; manche Bedürfnisse werden sich erst allmälig herausbilden oder neu entstehen. Licht darüber zu verbreiten und so die Herbeiführung besserer Verhältnisse anzubahnen, bleibt die A ufgabe der freien P resse.

A b er selbst in rein wissenschaftlicher Hinsicht wird die Aufhebung der Censur, und noch mehr die Aufhebung des bisherigen geistestödtenden Schulplanes auf die künftige Ent­

wicklung und Gestaltung der Medicin in Oesterreich noth- w endig den wesentlichsten Einfluss üben. D ie zwar oft g e ­ hörte Behauptung, dass die Realwissenschaften überhaupt unter dem bisherigen Drucke nicht zu leiden gehabt haben, ist g ew iss eine ganz unrichtige. Hat auch des Censors Griffel an der Charakteristik eines Minerals, an der anatomischen Beschreibung eines K nochens, an der Verzeichnung der Symptome einer Krankheit nichts zu ändern gefunden, so stehen doch über dem blos empirischen Material überall noch die leitenden und befruchtenden Ideen. W oh l hat Oester­

reich namentlich im Bereich der Medicin eine nicht unbedeu­

tende Anzahl der tüchtigsten Leistungen aufzuw eisen, doch

ist es bekannt, dass sich gerad e unsere hervorragendsten

(7)

V

Männer grösstentheils unabhängig von dem officiellen Unter­

richte entwickelt haben, auch darf man nicht vergessen , w ie bedeutend immer der Einfluss der eingeschm uggelten G eistes- w aare auf die Verbreitung höherer Bildung war.

D ie freiere R egung, welche dem Geiste fortan in allen ändern Sphären möglich sein wird, muss nothwendigerweise die Lust und Befähigung zu literarischer Thätigkeit (Von der sich übrigens so Mancher, zw ar unter dem willkommenen Vorwande der Pressbeschränkung, in der That aber aus ganz anderen Gründen zurückgezogen hatte) in höherem Grade w ecken und beleben, w as g ew iss auch der Vierteljahrschrift

£ d ie , w ie wir dankbar anerkennen m ü ssen , von S eite der Censur nie irgend eine directe B eschränkung, sondern im Gegentheile mancherlei aussergewöhnliche Begünstigungen # ) erfahren hatte) zu Gute kommen und selbst an den derselben zufliessenden wissenschaftlichen Arbeiten mehr oder w eniger hervortreten wird.

D ie Redaction, deren eifrigstes Streben stets dahin ging, mit den jew eiligen Zeitanforderungen möglichst gleichen Schritt zu halten, würde indess glauben ihrer schönen Mission untreu zu w erden, wenn sie sich mit einer solchen passiven Theilnahme an dem allgemeinen Umschwünge zufrieden stel­

len würde.

W e r es immer gut meint mit der jungen Freiheit und dem V aterlande, der ist gew iss gerade in der ersten Zeit der Erlösung mehr als je verbunden, sich nach Kräften an der entfesselten P resse zu bethätigen, um die Segnungen, welche dieselbe zu vermitteln berufen ist, durch Vermehrung der Aufklärung und Förderung des Gemeinwohles rascher herbeizuführen, den Missbrauch, welchen Unberufene und ITbel-

*) Uebrigens darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass österreichische Schrift­

steller und namentlich Journalisten allmälig ihr Fahrwasser kennen, die Klippen vorsichtig umschiffen und so jeden Anstoss vermeiden lernten, was aller­

dings, wenn man seine G esinnung bewahren und der Wahrheit ihr Recht widerfahren lassen w ollte, oft eine iiusserst sc h w ie r ig e , i m m e r aber eine eben so unangenehm e als undankbare Aufgabe war.

(8)

VI

gesinnte von diesem kostbaren Gute zu machen w agen, zu paralysiren, und so den Gegnern desselben, die Waffen aus den Händen zu winden.

D ie Redaction glaubt den ihr neu erwachsenen V er­

pflichtungen am B esten entsprechen zu können durch die E r­

öffnung eines eigenen Beiblattes unter dem T it e l:

F o ru m fü r M e d lc in a l - A n g e le g e n h e it e n

im Interesse des Gemeinwohles und des ärztlichen Standes.

D ie ses Beiblatt wird in zw anglosen Nummern, monat­

lich wenigstens einmal, nach Umständen auch öfter erschei­

nen und die erste Nummer, die zugleich das nähere Pro­

gramm enthalten wird , schon mit dem vorliegenden Bande (d essen Druck übrigens gerade vor dem Beginn unserer grossen T a g e beendet w urde) ausgegeben werden.

Schliesslich erübrigen uns noch einige W orte in A n g e - legenheiten der Redaction selbst. — D ie Gründe zur ferneren Einhaltung der bisherigen Anonymität, welche grösstentheils auf die A rt der erlangten Concessionsertheilung beruhten, sind nunmehr entfallen. Unter allgemeiner Zustimmung der Facultät wird schon von dem vorliegenden Bande an die Redaction mit offenem Visir erscheinen. B ei dieser G e­

legenheit hält es der Unterzeichnete , welcher an derselben seit dem Entstehen der Vierteljahrschrift betheiligt w a r, für seine erste Pflicht zur gerechten W ürdigung der früheren

Verhältnisse einige Erklärungen voraus zu schicken.

Nachdem von Seiten der medicinischen Facultät bereits seit Jahren die Begründung einer eigenen Zeitschrift wieder­

holt und ernstlichst berathen, nachdem im Jahre 1 8 3 8 sogar

schon die hochortige Bew illigung zu den damals in A ntrag

gebrachten v med -chirurgischen A n n a len d e r böhmischen

A e r z t e , herausgegeben von dem D ir e c to r un d den P r o ­

fessoren des med. S tu dium s an d e r k. k. U niversität z u

P r a g “ erlangt worden w a r , mancherlei Hindernisse aber

das .Zustandekommen dieses Projectes wieder vereitelt hatten,

brachte zu Ende des J. 184 & H err Dr. L ö s c h n e r dasselbe

(9)

VII

unter zeitgem ässen Modificationen wieder in A nregung und insbesondere seiner energischen Bevorwortung ist es zu dan­

ken, dass endlich diesfalls ein definitiver Beschluss (d er im G egensätze zu den früher beabsichtigten zw anglosen Heften für eine regelm ässig erscheinende Vierteljahrschrift ausfiel) gefasst, und noch am 3 1 . Decem ber mit der dafür gew onne­

nen V erlagshandlung der Contract abgeschlossen wurde.

Mit Berücksichtigung der früher gepflogenen Verhandlungen (b e i welchen insbesondere Herr Prof. K o s t e i et z k y sehr thätig w ar) verfasste Hr. Dr. L ö s c h n e r ein Programm für die beschlossene neue Zeitschrift, entwarf die Grundzüge einer allgemeinen Geschäftsordnung und einer durch g eg en seitig es Uebereinkommen festgesetzten Instruction bezüglich der F a s ­ sung der Analekten, für welche bereits die nöthigen Kräfte gewonnen waren und leitete ausserdern noch mehrere V or­

arbeiten ei n, fand sich jedoch noch vor deren Beendigung zu dem m itgrossem Bedauern vernommenen, aber nicht mehr zu erschütternden Entschlüsse veranlasst, von der Redaction, zu der ihn und den Unterzeichneten das Vertrauen der Facultät berufen hatte, sich zurückzuziehen. — Gemeinschaftlich mit dem Letzteren übernahm hierauf in F o lg e vielseitiger A uf­

forderung Herr Dr. R y b a die Leitung des Unternehmens, das unter ihm eigentlich erst factisch ins lieb en trat. Ihm gebührt das Verdienst, der Vierteljahrschrift (d e r e r durch mehr als 2 Jahre seine ganze Kraft und M üsse widm ete) durch so v iele Hem m nisse, die besonders A nfangs der Verwirklichung des ihr zu Grunde gelegten P lanes entgegenstanden, glück­

lich die Bahn gebrochen und mit der definitiven schärferen F assu n g des Prospectus jene Form gegeben zu haben, welche seither (ab geseh en von verschiedenen im Laufe der Z eit nöthig erschienenen inneren V erbesserungen) in den ur­

sprünglich bestandenen Theilen unverändert festgehalten wor­

den ist.

Vom 7, Bande an begann (nachdem Herr Dr. R y b a

in F o lg e seiner Erwählung zum D ecan unserer Facultät zu

(10)

V I I I

einem anderen W ir k u n g sk r eise berufen w orden w a r ) , unter B eizieh u n g d es Herrn D r. K r a f t die W irk sam k eit der g e g e n ­ w ärtigen R e d a c tio n , die g e w is s auch künftighin keine Mühe und kein O pfer scheuen w ir d , um sich d es ihr gesch en k ten ehrenvollen V ertrauens werth zu erw eisen , und darzuthun, d ass sie die A u fg a b e der Z e it begriffen habe. U eb rig en s w äre das b ish erige G edeihen der V ierteljahrschrift durchaus unm öglich g e w e s e n ohne die en ergisch e einsichtsvolle V erw en d u n g und E inw irkung d es D irectors der m ed .-ch ir. Studien an unserer H o c h sch u le, Herrn G u b .- R a t h e s R itter von N a d h e r n y , ohne die thatkräftige U nterstützung sow oh l d es gesam m ten L eh rk ö rp ers, a ls d es D irectors und der A e r z te unserer für die w issensch aftlich e F orsch u n g so erg ieb ig en öffentlichen K ran ­ kenanstalten, ohne die freundliche T heilnahm e so v ie ler anderer M itarbeiter aus dem I n - und A u sla n d e. In d ess steht mit Z u versicht zu erw arten, d ass die b ish erig e U nterstützung, die b ish erigen H ülfsquellen auch fernerhin der V ierteljahrschrift zu G ebote stehen w erden. S o und indem e s fortan ihre A u fg a b e sein w ird, mit allen K räften und M itteln und nach allen R ichtungen hin den Fortschritt in der W is s e n s c h a ft zu verm itteln und zu erleich ter n , die g rösstm ög lich e F re ih eit unserer In stitu tionen , die g le ich e B erech tig u n g A lle r zu A lle m und unter steter B erü ck sich tigu n g d es G em einw ohls die z e itg e m ä sse V e r b e sse r u n g der so c ia le n und politischen S te llu n g u n seres S ta n d e s zu erstreben , w ird e s d erselb en nicht sch w er w e r d e n , den bisher errungenen ehrenvollen Standpunkt zu behaupten und jed er C oncurrenz die S ta n g e zu halten. B ild et sich eine so lch e im S in n e d es Fortschrittes, so kann sie nur dazu b eitragen , den E ifer A lle r anzuspornen und so die E rreich u n g d es gem einschaftlichen Z ie le s zu er­

leichtern. E in den T en d en zen der V ierteljahrschrift im A l l ­ gem einen und W e sen tlich en e n tg e g e n g e ste llte s S treb en ist aber jetzt, w o die F ein d e d es L ic h te s, d es R e ch tes und der F reih eit

a lle M acht und allen A n h a n g verloren h a b en , undenkbar.

K n d e M ä r z , i . S ' i S .

D r. H a l l a .

(11)

I ii li a I t.

I. Original-Aufsätze.

! • Bericht über die unter Prof. O p p o l z e r s Leitung stehende med. Klinik für die Jahre 1845, 1846 und 1847. Von Dr. W i s s h a u p t . S. 1.

2. Ueber das Vorkommen des Schw efelarsens in den Leichen der mit arseniger Siiure Vergifteten. Von Mag. Pharm. L e r c b. S. 50.

3. Zur A etiologie und Pathologie der Unterschenkelgeschw üre. Von Dr. G r ü n . S. 55.

4. Beitrag zur P athologie der angeborenen Verengerung der Aorta. Von Prof. O p p o l z e r . S. 65.

5. Vergleichende D iagnose der wichtigsten Lämmerkrankheiten. Von Dr. H a n f f.

S. 71.

6. Kritische Bemerkungen zu Dr. J. H a m e r n j k ’s „ p h ysiologisch -p ath ologi­

schen Untersuchungen über die Verhältnisse des Kreislaufs in der Schäd el­

höhle." Von Prof. K i w i s c h Bitter v. B o t t e r a u in W ürzburg. S. 77.

7. Einige Betrachtungen über die Entstehung des angeborenen Zwerehfell- bruches. Als Beitrag zur pathologischen Anatomie der Hernien. Von Prof. B o c h d a l e k . S. 89. (Mit einer Stahltafel.)

8. Beobachtungen über Krebsablagerungen. Von Dr. D i l t r i c h . S. 97.

9. Bericht über die auf der chirurgischen Klinik zu Prag in den Schuljahren 1845— 1847 behandelten Krankheitsfälle. (Fortsetzung.) Von Prof. P i t ha.

S. 130.

10. lieber das Chloroform. Von Prof. P i t h a . S. 150.

II. Analekten.

Allgemeine Physiologie und P athologie, von Dr. H a l l a . S. 1.

Pharm akologie, von Dr. R e i s s . S. 9.

Balneologie, von Dr. R e i s s . S. 17.

P h ysiologie und Pathologie des Blutes (üyskrasien), von Dr. C e j k a . S .2 1 . (Syphilis, von Dr. K r a f t . S. 23.)

P hysiologie und P athologie der Kreislaufsorgane, von Dr. W e b e r . S. 27.

P h ysiologie und Pathologie der A thm ungsorgane, von Dr. W e b e r . S. 36.

Physiologie und Pathologie der Verdauungsorgane, von Dr. C h l u m z e l l e r . S. 36.

P h y s i o l o g i e und Pathologie der Harn- und m ännlichen Geschlechtsorgane, von Dr. M a s c h k a . S. 45.

Physiologie und Pathologie der w eiblichen G eschlechtsorgane (Gynackologic), von Dr. S c a n z o n i . S. 53.

Geburtskunde, von l)r. S c a n z o n i . S. 56

(12)

P hysiologie und Pathologie der äusseren Bedeckungen (Hautkrankheiten), von Dr. C e j k a und Dr. M o r a w e k . S. 07.

Physiologie und Pathologie der B ew egun gsorgan e, von Dr. M o r a w e k . S. 73.

Augenheilkunde, von Dr. A r I t. S. 81.

P hysiologie und Pathologie des Nervensystem s, von Dr. Kr a f t . S. 89.

Psychiatrie, von Dr. N o w a k . S. 102.

Staatsarzneikunde, von Dr. N o w ä k . S. 106.

III. Medicinalwesen, Personalien, Miscellen.

Verordnungen. S. 114.

Personalnotizen. S. 115.

Preisaufgaben. S. 116.

Preisvertheilungen. S. 118.

Miscellen. S. 118.

N o t i z e n ü b e r n i e d i c i n i s c h e E i n r i c h t u n g e n in B r ü s s e l* O r i g i n a l m i t t l i e i l u n g v o n P r o f . H e y f e i d e r . S* 118. — S t a n d d e s P r a g e r allg. K r a n k e n h a u s e s im J . 1847.

S. 122. — N o t i z e n ü b e r h e r r s c h e n d e K r a n k h e i t e n . S. 122. — K i n d e r s p i t a l bei S t . L a z a r u s i n P r a g . S. 127. — N a c h t r a g z u d e n P e r s o n a l n o t i z e n . S. 128.

IV. Literarischer Anzeiger.

v. N e y . Die gerichtliche Arzneikunde in ihrem Verhältnisse zur Rechts­

pflege, mit besonderer Berücksichtigung der österr. G esetzgebung. 2. Bd.

Besprochen von Dr. B i e r m a n n . S. 1.

Ca n s t a t t . Handbuch der m edicinischen Klinik. Die specielle P athologie und Therapie vom klinischen Standpunkte aus bearbeitet. Bespr. von

Dr. K r a f t . S. 17.

v. H a s n e r. Entwurf einer anatom ischen Begründung der Augenkrankhei­

ten. Bespr. von Dr. fl y b a. S. 23.

Verzeichniss d e r in den Analekten b e sp ro c h e n e n Werke. S. 40.

V. Forum für Medicinal - Angelegenheiten. Nr. I.

Programm S. 1. — Verordnung, betreffend die Einführung des ital. Pacht­

system s bei Arzneilieferungen, begleitet von einigen Bemerkungen der Re d . S. 3. — Ein Wort für Behebung der Taxen bei Erlangung der akad. Grade.

Von Dr. S c h i n d l e r . S. 0. — Vorschläge zur Regulirung unseres Medici­

n a l-W e se n s, insbesondere unseres Studien - W esens. Von Dr. H a m e r n j k . S. 8. — Protocoll der Plenar- Versammlung der m ed . Facultät v. 20. März

1848. S. 11. — D esgleichen v. 31. März 1848. S. 15. — Programm der Versammlung v. 8. April. S. 22. — Ministerialerlass bezüglich der Prager Studentenpetition. S. ‘23. — Neue Docenlen an der Prager medicinischen Facultäl. S. ‘24.

(13)

Original - A ufsätze.

Bericht über die unter Prof. Oppolzer’s Leitung stehende med.

Klinik für die Jahre 1845, 1846 und 1847.*)

Von Dr. Wisshaupt, Assistenten der medicinischcn Klinik für Aerzte.

Ucbersicht der behandelten Kranken.

K r a n k h e i t s f o r m .

Zahl der

Kranken geheilt gebessert ungeheilt gestorbenj

E n c e p h a l i t i s ...

Commotio c e r e b r i ...

11 1

2 1

4 1 4

M e n in g it is ... 0 1 ___ 5

Delirium potatorum c. tremoro. t 5 2

Haernorrhagia c e r e b r i ... 20 5 7 3 5 E p i l e p s i a ... 2 2 E c la m p s i a ... 1 1 C .b o r e a ... 1 1 7 2 1 1 Paralysis extremitat... ;> 2 3 Paralysis nerv, fac... 4 3 1 P r o s o n a l g i a ...

Neuralgia intermitt. lypica . . . . I s c h i a s ...

5 2 4

2 2 3

1 1

2

P le u r itis ... 31 21 7

3

P n e u m o n ia ... 102 84 2 1 15

Tuberculosis 28 10 12

Catarrh. pulm on... 23 10 4 1 2 L a r y n g o s te n o s is ... 0 2 2 2 Angina membran...

Angina f a u c i u m ...

2 10

1

9 1

1

Vitium organ. c o r d i s ... 47 9 20 12 Aneurysma a o r t a e ... 1 . —. 1

Phlebitis 9 8

_. _

. 1

Scorbutus . Chlorosis Hydrops . .

(i 11 2

4 9 1 2

1 2

1

Fürtrag . | 350 | 185 02 | 42 07

*) Vergl. diese Vicrteljahrschrifl Bd. V. Orig. p. I.

1

(14)

2 Dr. Wisshaupt: Klinischer Bericht.

K r a n k h e i l s f o r m .

Zahl der

Kranken geheilt gebessert ungeheilt gestorben

IJcbertrag . 350 185 62 42 07

P y a e m ia ... 0 0 R h e u m a t i s m u s ... 30 29 -7- 1 l’ericarditis ... 2 2

Noma ... 1 1 P a r o titis ... 2 2 Catarrh. ventric... 2 2

C a r d ia lg ia ... 13 2 10 1 Stenosis o e s o p h a g i ... 3 1 2 Carcinoma ventric... 8 1 i Carcinoma recli . ... 2 --- 2 Inllammatio tubi aliment... 4 2 --- 2 Colic. s a t u r n m a ... 8 8

Catarrh. inlestin... 4 4

Cholera . ... 4 3 --- 1 D y s e n t e r ia ... 4 3 --- 1 Typhus ... 72 62 --- 10 P e r i l o n a e i t i s ... 35 20 1 --- •>

Febris p u e r p e r a l i s ... 55 39 10 Icterus ... 40 30 1 9 Hepar granulös... ... 7 1 0 Hepar lardac... 2 1 --- 1 I n t e r m i l t e n s ... 28 27 1

Taenia s o liu m ... , . . . 4 2 2 ftlorb. B r ig h t ii... 20 2 9 D ia b e te s ... 0 3 3 Cab ul. renal... 1 I

P e r in e p h r i t is ... 1 1 H a em a tu ria ... 1 1

Catarrh. v e s i c a o ... 5 •2 3

Melrorrhagia . . . . . . . . . 7 7

Carcinoma u t e r i ... 0 2 2 5 Tumores f l b r o s i ... 3 3 H yd roovariu m ... 0 5 4 Antroversio u t e r i ... 1 1 O r c h i t i s ... 1 1

Frysipelas f a c i e i ... 18 15 1 2 K r y l h e m a ... 3 3

S c a r l a l i n a ... 0 .5 1 M o r b illi... 1 1

Herpes z o s t e r ... 5 4 1 E c z e m a ... 5 4 1 P em phigus . . , ... 1 1

V a r i o l a ... 5 5 U rticaria... 4 4 Im p etig o ... 6 5 1

P so r ia s is... 0 0 3

Tinea . . . . 4 4

S c a b i e s ... 0 6

S y p h i l i s ... 72 70 1 1

(jesammtzahl . . . 902 507 108 65 102

902

(15)

Dr. Wisshaupt: Klinischer Bericht.

A.

K r a n k h e i t e n d e s N e r v e n a p p a r a l e s .

Acute Hirn- und Rückenm arksentzündung

kam mir Jmal zur Beob­

achtung. Der Verlauf verdient nähere Erw ähnung.

Elisabeth K., 17 Jahre alt, regelm assig menstruirt, soll 8 Tage vor der Auf­

nahme auf die Klinik in Folge eines heftigen Schreckens sofort von einem reissen- en Kopfschmerz in der Stirne, von Schauer und Abgeschlagenheit ergriffen worden sein , a ei wurde das Sehen neblicht, ja am 5. Tage der Krankheit wurde sie ganz Das j , mUSSte ,iufig gähnen und klagte über Schmerzen in den unteren Gliedmassen, ctpiif arnf n wurde immer sparsamer, schmerzhaft, der Stuhl verstopft. Mehrmal kenl,. S'C ^ ®chen ein- Am 7- Tage der Krankheit wurde Patientin ins Kran- mi i M T i ° e t-aC| . " ° sofort der H arn, wegen enormer Blasenausdehnung, mittelst des Katheters ent eert werden m usste. Auf zwei Klystire erfolgte ein Stuhl.

E wurden Blutegel hinter die Ohren gesetzt. Am 8. Tage der Krankheit wurde 1 at. Gegenstand klinischer Beobachtung. Bei der Aufnahme erschien sie wohl- genährt, kräftig gebaut, aber so schw ach, dass sie nicht sitzen konnte; sie klagte über Schw ere des Kopfes, über Schmerzen in den Augen. Gesicht blass, drückte tiefen Schmerz a u s ; Augen geschlossen, mit Höfen umgehen. Automatische Bewegungen der Augenlider. Pupillen sehr erweitert, Sehen aufgehoben. Gesichtsm uskeln nicht gelähmt, Nackenmuskeln contrahirt; die unteren Gliedmassen vollkommen gelähmt, die linke obere Extremität zwar auch ohne Bew eglichkeit, doch noch empfindlich.

Häufiges Gähnen, Brecherlichkeit, Meteorismus; ausser dem Stuhle nach dem gestri­

gen Klystire seit 8 Tagen Stuhlverstopfung. Athmen 24, Puls 140. Das ganze Bild schien uns mehr für Hydrocephalus acutus zu sprechen. — Weder Aderlass, noch Blutegel hinter die Ohren, weder kalte Umschläge auf den Kopf noch Pulver aus Kalomel und Jalappa brachten Erleichterung. Am Abende desselben Tages stellte sich Opisthotonus ein. Die Karotiden pulsirten heftig, die W angen waren kalt und blass. Ein Tropfen Ol. crot. tigh, Luft- und W asserklyslire, kalte Be- giessun0 en wurden verordnet; nur 1 Stuhl erfolgte ohne anderweitige Aenderung. Am 9- Tage der Krankheit verlor sich die Amaurose des rechten Auges. Die Kranke klagte über Schmerzen im Nacken, war heiss im Gesichte, der Puls zählte 120, war klein; der Urin musste täglich mittelst des Katheters entleert werden. Die Be­

handlung blieb antiphlogistisch, ableitend auf Haut und Darmkanal. Am 14. Tage der Krankheit trat grosse Dyspnoe ein ; häufiger Husten und viele Rasselgeräusche sprachen für Katarrh und Oedem, grössere Resonanz der Brust mit Verschiebung des Herzens lür Emphysem. Puls 140. Brechmittel und Expectorantia blieben w irkungslos;

unter \ \ immern und Aechzen collabirte die Kranke gegen den Abend; Meteo- n mus sehr gross, leichter Decubitus auf dem Kreuzbeine; am 15. Tage trat en tc der lo d ein. Sectionsbefuncl: Entzündliche Erweichung im Marklager der ec den Hemisphäre in thalergrossem U m fange; ähnliche Erweichung des Rücken­

d e s von der Brustpartie bis herab zum Pferdeschweif. Zahlreiche partielle nn'i3,-0’ rodl*)raune Hepatisationeil in den unteren infarcirten L un gen lappen; Oedem

E m p h y s e m d e r Lunge.

3 h i '° "

chronisc,ier H irnentzündung

wurden 10 Fälle behandelt;

j- e ..r,a ^?n Männer, 7 Weiber. Das jüngste Individuum zählte 8 Jahre, b e s c h u l d i g ' zw ' sc^ en ^

^

Jahre. Heftige Gem üthshew egung

• ’ _lu. ’oten 4 Individuen als Veranlassung ihrer Erkrankung;

in ®mcid alle einen Schlag auf den Kopf; in einem Falle schien t te xran leit mtl unregelmässigen Menstruen zusammenzuhängen. Bet

(16)

4 Dr. lYisshaupt: Klinischer Bericht.

4 der Erkrankten iiess sich g a r kein ursächliches Moment nachweisen.

Alle 10 klagten über beständigen Schm erz und S ch w ere des Kopfes;

G edächlniss und Urtheil w aren bei 4 s e h r g e sc h w ä c h t, ja d e r Eine w a r blöd. Bei 4 Kranken stellten sich zeitweilig unter Congestions- erscheinungen gegen den Kopf s e h r heftige complete Anfälle von Epi­

lepsie ein. Lähmungen d e r Gliedmassen w urden in 5 Fällen beob­

achtet. Mehr od er w en ig er behindert w a r die Sprache in 4 Fällen.

Gefühlsverminderung, Pelzigsein und heftige Neuralgien der unteren Gliedmassen kamen nur in 2 Fällen vor. Häufig erbrochen haben 2 Kranke; ein g rö s s e re r Decubitus entwickelte sich ebenfalls bei 2 Kran­

ken. Mehr o d e r w en ig er Fieberbewegungen w urden in 8 Fällen beob­

achtet. Antiphlogose, theils s tr e n g e , theils milde, Eisumschläge und Abführmittel bildeten die Therapie. — Eine K ranke, welche im Verlaufe an unerträglichen Kopfschmerzen und se h r häufigen epilep­

tischen Anfällen gelitten halte, bekam sp ä te r einen ungewöhnlich a u s ­ gedehnten Decubitus, erholte sich aber nichts desto w eniger, nach 4 W o c h e n , und ist seit nunm ehr zwei Jahren gesund geblieben.

Von den 3 tödtlich abgelaufenen Fällen w aren in dem einen Convul- sionen und hierauf Sopor vorausgegangen; beim zweiten intercurrirte eine Lungenentzündung; d e r dritte, in welchem d e r Tod ganz plötz­

lich erfolgte, verdient physiologisch und pathologisch betrachtet, näher beschrieben zu werden.

K. P., 27. Jahre alt, wurde vor 10 W ochen ohne bekannte Ursache von Fieber­

schauer ergriffen ; dazu gesellte sich ein drückender llalsschm erz, die Stimme wurdo heiser. Vor 5 W ochen trat Schielen am linken Auge ein, und durch 8 Tage sah der Kranke alle Gegenstände doppelt. Vor 4 W ochen bekam er die Empfindung, als sei die Zunge geschw ollen . Seit 14 Tagen sind Schlingbeschw erden vorhan­

den ; seit 8 Tagen fühlt er die linke Hand, besonders ihre Finger schw ächer. Die ganze Krankheit hindurch plagt ihn alle zwei, auch drei T age, besonders Nachts, ein sehr heftiger drückender Kopfschmerz in den Schläfen und im Scheitel, so dass er schlallos bleibt. Am 19. Januar 1845 kam er auf die Klinik : Massige Abmage­

rung, geringes Fieber, kein Kopfschmerz, etw as Schw ere des Kopfes. Schielen und vermindertes Sehverm ögen des linken Auges. Gefühl von Schw äche in der linken oberen Extremität, besonders in den Fingern nebst Ameisenkriechen und Stupor.

Tastsinn gut. Bewegungen der linken lland weniger energisch. Beim Gehen schleppt der Kranke den linken Fuss nach, tritt mit demselben weniger fest auf.

Der linke Mundwinkel hängt herab, die Gesichtslinien dieser Seite undeutlich, links keine m im ische Bewegung. Die Zunge geht schief beim Herausstrecken nach der rech­

ten Seite. Völlige Stim m losigkeit. Kehlkopf normal. Thorax ziemlich gut gebaut, verminderte Resonanz beim Percutiren und unbestimmtes Athmen in beiden Lungen­

spitzen. Herz und Gefässe ausser dem schnelleren Puls keine Abnormität darbie­

tend. Appetit gut, Geschmack normal. Schlingen langsam, beim Schlingen von Flüssigkeit entsteht Husten, feste Bissen bleiben im Jugulum stecken und werden regurgitirt. Kein Schmerz in der Speiseröhre. Leber und Milz normal. Urin alkalisch.

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Dr. IVisshaupt: Klinischer Bericht. 5 D iagnose: Tuberculosis pulm onum ; encephalitis chronica. Dabei wurde ausdrück­

lich bemerkt, dass der krankhafte Process die Basis des Gehirnes betreffe, dass er wahrscheinlich tuberenlüser Natur sei, und dass namentlich folgende Nerven die leidenden seien : Vagus, Accessorius W illisii, Abducens, Facialis, Opticus, Hypoglos- sus. — Die Behandlung bestand theils in temperirenden, theils in purgirenden Mit­

teln. Den zeitweiligen heftigen Kopfschmerz bekämpften wir mit Erfolg durch Blutegel und kalte Umschläge. — Im übrigen Verlaufe stellte sich son st nichts Besonderes heraus, ausser dass die rechte Hälfte der Zunge atrophisch wurde. Der Tod überraschte den Kranken plötzlich nach eingenom m ener Mahlzeit am ‘28. Fe­

bruar 1846. Die Section bestätigte die ausgesprochenen Sätze. Die Krankheit war wirklich tuberculöser Natur. Der rechte Seil- und Streifhügel vergrössert, erweicht, l ons Varoli weicher, schlaffer, in seiner linken Hälfte eine bohnengrosse, graue 1 uberkelinfiltralion ein sch liessen d ; die Arachnoidea daselbst m ittelst einer ‘2 Linien dienen tuberculösen Exsudatschichte mit der Dura mater verwachsen Der linke Vagus fest an die Um gebung des Dr'osselvene'nloches angebeftet und schw äch er;

der obere Theil des N. accessorius Willisii von der Stelle an, w o er sich von der Medulla oblongata nach Aussen gegen das Drosseladerloch einbeugt, mehr als 3fach verdickt, knotig, von einer grauen, halbdurchsichtigen, speckigsulzigen Masse infil- trirt. Der linke Abducens in tuberculöse Masse eingew achsen, eben so der linke Facialis. Im Olivenkörper, also an der Ursprungsstelle des H ypoglossus, rechterseils ein erbsengrosser roher Tuberkel, die nächste Umgebung aufgelockert. — Die rechte Hälfte des Chiasma nerv. opt. und der Anfang des rechten Opticus, ferner der rechte Sehstreif in einer Zoll langen Strecke von einer sulzigen, rohen, tuberculösen Masse infillrirt. Der Anfang des Sehstreifens alrophirt. In den Lungenspitzen Tuberkel und Narben.

Die Erscheinungen einer

Gehirnerschütterung

bot ein 12 Jahre alter,

vom Blitze getroffener

Waisenknabe dar. Er w a r bewusstlos niedergestürzt, sah im Gesichte blass aus, seine Extremitäten w aren krampfhaft gestreckt, der Puls kaum zu fühlen. Die Pupillen erweitert, ohne Reaction. Vor seiner Aufnahme ins Spital kehrte auf kalte Begies- sungen , Essigklystire, einen Aderlass von 8 Unzen das Bewusstsein zurück, doch w a r d e r Kranke amaurotisch. Es trat nun mehrmal Er­

brechen von genossenen Speisen ein. Am nächsten Tage sah man dünne Brandschorfe auf d e r Stirne, auf der rechten Wange, auf der Brust.

Der Kopf w ar heiss, die Augen injicirt, doch die Sehkraft w ied er herg e­

stellt; d e r Puls w enig beschleunigt, unregelm ässig. Der Knabe schlief viel, klagte über keine Schmerzen. Am 3. Tage kehrte d e r Appetit zurübk, und am 4. Tage kehrte er vergnügt zu seinen Kameraden zurück.

Entzündung der Hirnhäute

w urde bei ü Individuen (3 Mädchen und

* Knaben von 4 — 13 Jahren, und 2 Männern von 29 und 44 Jahren) beob­

achtet. l n 4 Fällen w a r die Meningitis tuberculöser Natur, nur in 2 Fällen genuin. In einem dieser letzteren Fälle liess sich als aetiologisches Mo­

ment Sonnenstich nachweisen. Bei 3 Kindern w a r d er Kopf se h r gross, so c ass w ir einen chronischen Verlauf d e r Krankheit, die nun eine acute xacei ation einging, voraussetzen mussten. Gemeinsame Symptome : nru e, ückw ärtshalten und Rückwärtsfallenlassen des Kopfes, rigide

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6 Dr. Wisshaupt: Klinischer Bericht.

Nackenmuskeln (in 2 Fällen zugleich Contractur d e rs e lb e n ), Schmerz­

äusserung hei der Bewegung des Nackens, erhöhte Tem peratur des Kopfes, K o p fsc h m e rz , Lähmungen (und zw ar 2mal der Extremitäten, 1 mal d e r Augenlider, lmal d e r Blase). Pupillenerweiterung in 4, S tra­

bismus in 3 Fällen. In 5 von heftigem Fieber begleiteten Fällen w u r ­ den Delirien beobachtet. An Sluhlverstopfung litten sämmlliche Kranke.

In 3 Fällen w a r d e r Bauch auffallend eingezogen. In 4 F'ällen, und zwar bei den Kindern, kam zeitweilig Erbrechen vor. Was die Behandlung betrifft, so wurden in allen 6 Fällen Abführmittel: Kalomel mit Jalappa, Oel- und Essigklyslire verordnet; die erhöhte Temperatur des Kopfes erforderte in allen Fällen kalte Umschläge, in 2 Fällen Blutegel; bei dem einen e rw ach sen en Kranken w urden w egen des gleichzeitigen hef­

tigen Fiebers zugleich Aderlässe gemacht. Von den 6 Kranken w urde nur das in Folge des Sonnenstiches e rk ra n k te 6 jäh rig e Mädchen g e s u n d ; doch ist es eben nicht unwahrscheinlich, dass in diesem Falle denn doch eigentlich nur ein h öherer Grad von Congestionserscheinungen nach dem Gehirne (Hyperämie) vorhanden war. Kurz vor dem Tode d e r fünf Uebrigen halten sich Convulsionen, Sopor mit

Cpanose

eingestellt. —

Secliom befund:

In 3 F’ällen deutliche Meningealtuberculose, besonders an d er Basis des Gehirnes um die Varolsbrücke h e ru m ; in den zwei letz­

ten Fällen nur plastisches Exsudat ohne S pur von Granulation ; doch liess in einem dieser Fälle die gleichzeitige Tuberculose d e r Lungen auf gleiche Natur des Meningeal-Exsudales schliessen; in dem anderen Falle h atte Pleuritis mit viel Exsudat lange vor dem Eintritte d er Meningitis be­

standen. In 4 F’ällen w aren die Hirnventrikel se h r ausgedehnt, voll s e ­ rö se r Flüssigkeit. Nebst d e r Tuberculose d er Meningen fand man in 4 F'ällen Lungenluberculose , ja in 1 Falle selbst Tuberkeln in d e r Milz und in den Nieren. Bei 1 Falle w ar ein s e h r au sg ed eh n ter b ran d ig er Decubitus vorhanden.

Delirium, potatorum cum trernore

kam 7mal zur Behandlung: insge- sam m t bei seil Jahren dem Brannlweinlrunke ergebenen Individuen, von w elchen 5 jenen eigenlhümlichen Habitus darboten, den man den der

Säufer nennt: Haut schmutzig gelb, rauh, mit Prurigo besetzt, Gesicht leukophlegmatisch, aufgedunsen. — In 3 Fällen trat die g enannte Form von Delirien für sich allein, in 3 F'ällen erst im Verlaufe von anderen E nt­

zündungskrankheiten : 2mal im Verlaufe von Lungenentzündung, lm al von Gesichtsrose, im 7. Falle gleichzeitig mit letzterer auf. Die Leber w a r bei Allen so gross, dass sie 2 — 3 Zoll unter dem Rippenrande vor­

ragte. — Von den 7 Fallen endeten die 2 mit Lungenentzündung compli- cirten tödllich; die übrigen 5 in Genesung. Die Heilung erfolgte, s o ­ bald man den Schlaf erzielt hatte, w a s in 4 F'ällen mittelst Opiate, b e so n ­ ders des essigsauren Morphiums g e la n g ; im 5. Falle reichte dieses Ver­

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Dr. Wisshaupl: Klinischer Bericht. 7 fahren für sich nicht aus. Da dieser letzte Fall sich sonst durch seinen Verlauf auszeichnete, so m öge e r hier eine specielle E rw ähnung finden.

Ein 40 Jahre alter Koch , seit Jahren an Rum und andere geistige Getränke gew ohnt, verfiel innerhalb zwei Jahren jetzt zum dritten Male in die genannte Krankheit, nachdem er mehrere Nächte auf der Reise zugebracht hatte. Am 2.

Tage der Krankheit triefte der Kranke von Schw eiss, war mit Schw eissfriesel ganz besäet; Unruhe und Delirien h eftig; Zittern der Extremitäten und der Zunge aus­

gezeichn et; Puls 120; Respirationsorgane gesund. Ungeachtet der Kranke hinnen 2 la g en '/, Gran Acetas Morphii und 1 ‘/a Gran Opium pur. nebst kalten Um schlä­

gen bekommen hatte, trat die erwünschte Krise, der Schlaf, nicht ein; die Delirien wurden immer h eftig er, tobend er, so dass dem Kranken die Zwangsjacke an ge­

legt werden musste. Als aber nun eine kalte liegiessun g angew endet worden war, beruhigte sich der Kranke alsogleich und verftol w enige Stunden darauf in einen ruhigen Schlaf. Binnen 5 Tagen war selbst alles Zittern verschwunden. Die Rück­

erinnerung an das Geschehene war getrübt.

Von

Gehirnblulschlag

kamen 20 Fällo vor: 5 bei Männern, 15 bei Weibern. Das jü n g ste Individuum zählte 21, das älteste 75 J a h r e ; ü b e r­

haupt gehörten die Mehrzahl d er Fälle, nämlich 15, dem mittleren Alter, 5 dem Greisenalter an. — Als disponirendes Moment muss man in 13 Fällen organische Veränderungen des G efässapparates annehmen, und zw ar w ar bei 8 Individuen an den rigiden Arterien d e r alherom alöse Process, bei 5 Hypertrophie des Herzens in Folge von Klappenfehlern (4mal InsufTicienz der Mitralklappen, lm al d e r Aortaklappen) nachzu­

weisen. In den übrigen 7 Fällen liess sich w äh ren d d es Lebens im Ge- fässsysleme keine organische Veränderung auffinden. — Bei einem Falle dürfte die Verabsäumung d e r seit langen Jahren zu r Gewohnheit g e ­ w ordenen Aderlässe als ätiologisches Moment gewirkt haben. Apoplek- tischer Habitus konnte nur 2mal hervorgehoben werden. Nur 2mal w a r durch längere Zeit heftiger Kopfschmerz vorausgegangen. Bei 18 Indi­

viduen w a r die Krankheit plötzlich aufgetrelen; 3tnal mit halbseitiger Läh­

mung ohne Trübung des Bewusstseins, 15mal mit völliger Bewusstlosig­

keit, so dass die Betroffenen auf die Erde hinfielen. Uebrigens betraf die Hemiplegie, die mehr o d e r w eniger in sämmtlichen 20 Fällen vorhanden war, 11 mal die rechtsseitigen, 8mal die linksseitigen Extremitäten, in 1 einzigen Falle w aren sämmlliche Gliedmassen vollkommen g elähm t; Läh­

mung d er rechten Gesichtshälfte kam lOmal, d er linken 9mal, gleichzeitige Gontractur nur lm a l vor. Die S prache blieb in 10 Fällen norm al; Tinal w a r sie lallend, sc h w e r verständlich gew orden, 3mal ganz aufgehoben. — Hie Zunge w u rd e von 4 Kranken w egen der völligen Bewusstlosigkeit gar nicht gestreckt, von 7 hingegen leicht und g e ra d e ; bei 6 Fällen wich sie hingegen rechts, bei 3 links, nach der gelähmten Seite, aus. Das Schlin­

gen w a r in 2 Fällen s e h r erschw ert, in 1 Falle aufgehoben. Die Ge- sc macksempfmdung fehlte in 2 Fällen. Die Tastempfindung fanden wir nur 3mal g e s c h w ä c h t ; üb er das Gefühl von Pelzigsein d e r gelähmten

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8 Dr. Wisshaupl: Klinischer Bericht.

Gliedmassen klagten C Kranke. Blasenlähmung w urde J mal, unwillkür­

licher Urinabgang 2mal beobachtet. Von sämmtlichen Kranken fieberten nur 7 bei der Aufnahme. In 5 Fällen w urde die Leber bedeutend g rö sse r gefunden, w as wohl mit dem vorhandenen Herzleiden im Zu­

sam m enhänge stand. In einem Falle intercurrirte ein heftiges Gesichts­

erysipel, in einem anderen s tark er Lungenkatarrh. Wo Besserung ein­

trat, kehrte die Beweglichkeit zunächst in d er unteren Extremität zurück.

Die 5 verstorbenen Individuen w aren vom Beginne d er Krankheit bis zum letzten Lebenshauche bew usstlos geblieben. — In der

Behandlung

leiteten uns das Fieber und der Grad von Congestion gegen den Kopf, wobei wir noch die Constitution in Rechnung brachten. In (i Fällen w u r­

den allgemeine und örtliche, in 3 Fällen nur örtliche Blutentziehungen g e ­ macht,; in allen Fällen kalte Umschläge an g e w e n d e t; in 12 Fällen Abführmittel (meistens Scnna od er K lystire, seltener Kalomel mit Jalappa) gereicht. Nur in einem Falle, wo viel lautes Rasselgeräusch ohne Expectoration vorhanden war, wurde ein kräftiges Brechmittel, ab er ohne Erfolg, gegeben. Die

Seclion

wies in allen 5 Fällen Blutextravasat nach: einmal befand sich ein so bedeutender Blutherd in d e r linken Hirnhemisphäre, dass sie ganz zerrissen und zertrümmert, wa r ; i m 2 . Falle w a r der Blutherd im Cenlr. semiovale Vieuss., im 3. im linken Sehhügel, im 4. und 5. im rechten S e h - und im Streifhügel, ln allen

5

Fällen w a r das Herz hypertrophisch; in 3 Fällen w aren die Arterien, in sbesondere auch die des Gehirnes atherom atös en tartet; in 1 w a r Infarctus d er

Lunge vorhanden.

Epilepsie

kam nur bei zwei 14 Jahre alten, w ohlaussehenden Knaben vor. In beiden Fällen zeigte der Bau des Schedels Abnormitäten: in dem einen Falle herrschte der quere D urchm esser des Kopfes vor, in dem anderen w a r der Kopf sehr lang, die Stirne se h r niedrig. Man ver­

suchte Nil ras argenti in Pillenform.

Eklampsie

w u rd e nur bei einer 19 Jahre alten, kräftig gebauten Wöchnerin beobachtet. Am 19. Tage nach der leichten Entbindung be­

kam dieselbe plötzlich klonische Krämpfe in den oberen Extremitäten und verlor dabei das Bewusstsein. Das Gesicht soll beim Anfalle blass, der Puls klein g ew esen sein. Nach dem Anfalle kehrte das Bewusstsein zu­

rück. Eine Stunde darauf trat ein neuer Anfall ein; nun w urden die Krämpfe allgemein, die Respiration slerlorös, sehr mühsam, sehr häufig.

Das Bewusstsein verschw and abermals. Zu Ende des Anfalles Trismus.

Von jetzt an wurden die Anfälle immer häufiger und heftiger. Noch an demselben Tage kam die Kranke auf die Klinik: kein Zeichen von Be­

wusstsein, Gesicht roth und heiss. Augen halb offen, in krampfhafter B ew egung. Pupillen bald eng, bald erweitert. Schlingen schw er. Re­

spiration 48, s e h r mühsam, sterlorüs. Stöhnen und Aechzen. P ercu s­

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Dr. Wisshavpt: Klinischer Belicht. \) sion d er Brust - und Bauchhöhle normal. Mit Blut gefärbte Lochien;

Puls IGO, klein. Allgemeine Krämpfe. — W eder Aderlass und Blutegel, noch ein Brechmittel führten irgend eine Remission herbei; schon 2 S tu n ­ den nach der Aufnahme trat Collapsus ein, die Krämpfe w urden immer heftiger und unter Erstickungserscheinungen erfolgte d e r Tod. Die

Section

ergab Entzündung d e r oberflächlichen Hirnmasse, Entzündung d e r Ria mater und ein Blutextravasat in der rechten H em isphäre; Oedem der Lunge, Oophoritis, Lymphangioitis und Malacia uteri.

Veitstanz

kam l l m a l vor; bei 8 Mädchen von 7 — IG Jahren, 2 Kna­

ben von 10 und 16 Jahren, und einem Manne von 31 Jahren. Drei Mädchen w aren schwächlich gebaut, w enig entwickelt; die übrigen Individuen kräftig, sonst gesund. In 3 Fällen w u rd e Schrecken als Ursache b e ­ schuldigt. Die nicht coordinirten, unwillkürlichen Bewegungen betrafen in 9 Fällen beide Hälften des Körpers, in 2 Fällen w aren sie nur auf die linke Seite beschränkt. W äh ren d des Schlafes w urden diese Bew egun­

gen nicht beobachtet. In 3 Fällen w aren die letzten Halswirbel und die ersten Rückenwirbel beim Drucke empfindlich, in 2 Fällen die S prache gestört. Bei einer Kranken reichten wir Krebsaugen ohne Erfolg; bei einer zweiten (in Berücksichtigung der chlorotischen Erscheinungen) kohlensaures Eisen, ohne Erfolg; 3 Kranke (wovon einer zugleich mit kalten Begiessungen im w arm en Bade behandelt wurde) bekam en Tart. stib. in kleinen Gaben und w u rd e n gesund ; d e r 5. Fall b e sse rte sich bei Anwen­

dung von Bädern mit Zusatz von Schwefelleber; Strychnin nahmen 4 K ranke; 2 genasen, 2 besserten sich nicht einmal, trotzdem, d ass der Eine binnen 27 Tagen 3 % Gran genom m en hatte. — Ein chlorotisches Mädchen von 16 Jahren ohne Menstruen, trank eisenhaltiges Mineral­

w a s s e r (Franzensbrunn) durch 20 Tage ohne Erfolg, obschon sich ihr Aussehen g e b e sse rt hatte. — Ein Mädchen starb, nachdem sich S c h a r­

lach hinzugesellt hatte; w e d e r Gehirn noch das Rückenmark boten e tw a s Abnormes dar, das die Chorea hätte erklären können.

An

Lähm ung der unteren Gliedmassen

behandelten wir 5 Kranke (3 Männer, 2 Weiber) im Alter von 2 0 — 3G Jahren. Zwei leiteten ihre Krankheit von einem Sturze auf die Wirbelsäule her, und wirklich w aren Oei einem die ersten drei Brustwirbel, bei dem anderen die ersten zwei Lendenwirbel e tw a s geschwollen, beim Drucke schmerzhaft. Der 0. Kranke gab als Ursache Verkühlung an, im 4. Falle schien Mangel d e r Menstruen im Zusam m enhänge zu sein. Im 5. Falle nahmen wir bei gleich- zeilig vorhandener Lungentuberculose und bei dem Umstande, d ass die ersten Brustwirbel geschwollen und schmerzhaft waren , eine tuberculöse

• pondj litis an. Als das zuerst eingetretene Symptom d e r Krankheit be- zeichneten alle 5 Patienten zunehm ende S ch w äch e und S c h w e re der Extremitäten. Beim Versuche einer Bewegung, beim Stehen trat ein

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10 Dr. Wisshaupt: Klinischer Bericht.

heftiges Zittern d e r unteren Gliedmassen ein. In zwei Fällen w aren diese ganz steif, nur mit Mühe mechanisch zu beugen. Ueber Ameisenlaufen und das Gefühl von Kälte darin klagte nur 1 Kranker. Verminderung d es Gefühles in den gelähmten Gliedern fanden wir in 2 Fällen. Er­

sc h w e rte s Harnen kam nur lmal dazu. Fieber w a r nur bei dem tuber- culösen Kranken im geringen Grade zugegen. In drei Fällen, wo wir Ent­

zündung der Wirbel voraussetzten, wurden Blutegel, Schröpfköpfe, Bäder, Vesicantien, Brechw einstein- und Quecksilbersalbe durch längere Zeit ohne allen Erfolg an g e w e n d e t; eben so fruchtlos blieb bei der Tuber- culose der innere Gebrauch von L e b e r th r a n ; Elektricität, Aloe nützten eben so wenig je n e r Kranken, welche keine Menstruen halte.

Gesichtslähmung

kam nur 4mal vor. Sämmtliche Kranke weiblichen G eschlechtes; ein Kind von 6 Jahren, 3 E rw ach sen e von 2 2 , 2 4 und 38 Jahren. Die Mutter des Kindes beschuldigte als Veranlassung d er Krankheit eine Contusion der linken Gesichtsseite an der Ecke eines Ka­

s t e n s ; die anderen 3 Kranken meinten hingegen, sie hätten den Kopf verkühlt. In 3 Fällen w a r die linke Seite des Gesichtes, lm al die rechte Seite gelähmt. Gemeinsame Symptome: die Oberlippe, der Mundwinkel d er afficirlen Seite herabhängend, Gesichtslinien daselbst m eh r od er w e n ig e r verwischt, mimische Bewegung aufgehoben, das Auge d e r k ra n ­ ken Seite nicht völlig geschlossen, Unfähigkeit die Stirne zu runzeln, und zu pfeifen. Alle hatten in d er Gegend des Zitzcnfortsalzes an d e r kran ­ ken Seite siechende und reissende Schmerzen, die beim Drucke heftiger wurden. Nach vorausgegangener örtlicher Blulentziehung w u rd e in 3 Fällen die Elektricität angew endet, die 2mal Genesung, das 3. Mal auf­

fallende Besserung herbeiführte, nachdem zuvor Strychnin ohne allen Nutzen genommen worden war. Der 4. Fall w u rd e mit Strychnin bin­

nen 14 Tagen geheilt.

Gesichtsschmerz

w u rd e 5mal (bei 3 männlichen, 2 weiblichen Indivi­

duen von 28, 31 und überäO Jahre) behandelt. In 1 Falle w a r d e rS c h m e rz nur simulirt; im 2. Falle (von welchem weiterhin unter Syphilis noch die Rede sein soll) mussten w ir einen g ro ssen Tophus als Ursache d er Krankheit annehmen. In 2 Fällen w urde als solche Verkühlung a n g e ­ geben. In 3 Fällen betraf die Affection die rechte Seite des Gesichtes, in 2 Fällen die linke im Bereiche des zweiten Astes des Trigeminus. Be­

m erk en sw erth machte sich diese Krankheit bei einem kräftigen, 31 J a h re alten Bauer, welcher vor 4 Jahren nach einer Verkühlung an einer um­

schriebenen Stelle d es Unterkiefers anfallsweise reissen d e Schm erzen bekam. Erst nach einein Jahre verbreiteten sich die Schm erzen beim Anfalle w eiter und zw ar in die Oberlippe, rech te Wange, rechte Schläfe­

gegend, Supraorbitalgegend. Die geringste Berührung, das Anwehen d e r Luft, das Kauen, ja selbst das Sprechen riefen den Anfall h e rv o r;

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Dr. Wisshaupt: Klinischer Bericht.

11

dabei turgescirte die leidende Seite, die Augen Ihränten. Zu Hause w urden Zähne ausgerissen und Aderlässe gem acht ohne allen Erfolg; im Spitale schien die Elektricilät nur in d e r ersten Zeit zu nützen; m ehr e r ­ leichterte innerlich Acelas Morphii, äusserlich die Veratrinsalbe. Einen an d eren Fall, wo die Krankheit erst einige Tage dauerte, heilten hinnen 11 Tagen vollkommen e ssigsaures Morphium beim Anfalle und sonst Abführmittel. Die beiden anderen Fälle blieben ungeheilt.

Glücklicher in d e r Behandlung w a re n wir bei d er

typischen Neural­

gie des Stirnnerven.

Es kamen freilich nur 2 Fälle, bei Männern von 55 und 27 Jahren vor. Der letztere hatte die Krankheit schon lOmal überstanden. In beiden Fällen w a r die linke Seite leidend. In dem einen Falle w a r die Milz nicht grösser, in dem anderen hingegen se h r v ergrösserl. Sulfas chinini versagte in beiden Fällen seine geheimniss- volle Wirkung gegen den typischen K rankheitsprocess nicht.

Ischias

kam 4mal vor: bei 3 Männern von 4 0 —56 Jahren und einem W eihe von 33 Jahren. Verkühlung beschuldigten zwei Kranke als Veranlassung der Erkrankung. In 3 Fällen w a r der linke ischiadische N e r v e , im 4. d e r rechte ergriffen. Die Schmerzen w urden zw ar nur anfallsweise se h r heftig, doch blieb auch ausserdem ein geringer Grad d es Schm erzes zurück, d er beim D rucke, Gehen, selbst beim Sitzen s t ä r k e r wurde. In dem einen Falle gerieth d e r M. glutaeus in zitternde Bewegung, wenn der Nerve gedrückt wurde. In einem Falle, wo das Leiden schon 4 Jahre w ährte, w aren die Muskeln d er Extremität a b g e ­ magert. Bäder, Blasenpflaster, Acetas Morphii innerlich und enderm a- tisch g e b ra u c h t, w urd en in 3 Fällen a n g e w e n d e t, wovon 2 in Gene­

sung übergingen, 1 g e b e sse rt wurde. Im 4. Falle b ew äh rte sich die Behandlung mit Oleum terebinlh. und warm en Bädern. Nach 9 Bädern und nach dem Einnehmen von 2 Unzen dieses Oeles konnte d e r Kranke als geheilt entlassen w erden.

D.

K r a n k h e i t e n d e r R e s p i r a t i o n s o r g a n e .

Die

Brustfellentzündung

und ihr Product (pleuritisches Exsudat) kam 31mal vor: bei 18 Männern und 13 Weihern, im Alter von 18— 70 Jahren. In 17 Fällen w a r die rechte Seite, in 11 die linke, in 3 Fällen beide Seiten ergriffen. Verkühlung w u rd e in 3 Fällen, Zorn in 1 Falle als Ursache a n g e g e b e n ; 27 Kranke w ussten keine zu bezeichnen. Die Diagnose stützte sich vorzüglich auf physikalische Zeichen. In allen allen bekam man in d er Clavicular- und Acromialgegend einen g e ­ dämpft lympanitischen Percussionsschall, ab w ärts nahm die Dämpfung

is zui Leere zu, dabei w a r die Resistenz m ehr oder w eniger vermehrt.

Herz und Mediastinum w aren en tsp rech en d dislocirt; der Herzimpuls nicht seilen bis in d er Magengrube o d e r in d e r linken Seite, ja sogai

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12 Dr. IVisshaupt: Klinischer Bericht.

unter der rechten Brustwarze zu fühlen; die Leber ragte seihst bis 3 Zoll unter dem Rippenrande vor. In der Lungenspitze d e r leidenden Seite hörte man unbestimmtes A lhm en; in der Mitte der Seile, nament­

lich in d e r Gegend des unteren Schulterblattwinkels, in 19 Fällen b ron­

chiales Alhmen mit Bronchophonie, ganz unten gay kein Alhmungs- geräusch. In keinem Falle, fühlte man Vibrationen der Stimme an d er unteren Partie d es Thorax. In 28 Fällen begann die Krankheit mit deut­

lichen Fieherbe wegungen, in 23 Fällen gleichzeitig mit .Stechen, Dyspnoe und Husten. Bei der Abnahme des Exsudates hörten w ir in 11 Fällen Reibungsgeräusch vom zarten Anstreifen bis zum lauten Knarren, d as selbst die Kranken fühlten. 4 Fälle w aren durch einen hohen Grad von Anämie ausgezeichnet. Die Abnahme des Exsudats w ar immer von S chw eiss und reichlicher Diurese begleitet. Nur in 4 Fällen w u r­

den w egen heftiger Fiebererscheinungen und sie c h e n d e r Schmerzen Aderlässe und Blutegel angeordnet, in 6 anderen, w egen Stechen bei m assigem Fieber, Blutegel. Wo noch Fieber war, w urde Mixt, nilrosa g ereicht; sonst übergingen wir zu den diuretischen Mitteln, von welchen auf unserer Schule am häufigsten ein Inf. digit. mit Liquor terr. fol. tart.

verschrieben wird. 21 Fälle wurden geheilt, 7 g eb essert entlassen, 3 Fälle endeten tödtlich. — 1 Fall zeichnet sich durch Verlauf und Er­

folg der Cur so aus, dass er eine nähere W ürdigung verdient.

M. VV. 33 Jahre alt, Mutter von 7 Kindern, hatte zum letzten Male 8 W ochen vor der Aufnahme geboren. Drei Tage nach der Geburt traten Fiebererscheinun­

gen gleichzeitig mit schneidenden Schmerzen im Bauche und Stechen in der Brust ein. Dazu gesellten sich Husten und Abweichen. Blutegel verminderten den Schm erz. Seit 3 W ochen ist Dyspnöe das lästigste Sym ptom ; seit 11 Tagen der Bauch g esch w ollen , seit 24 Stunden sind es auch die Füsse. B efund bei der A u f­

nahme am 20. März 1846: Die sehr zart gebaute Kranke kann vor Schw äche nicht gehen. Gesicht ödem atös, leukophlegm atiscb, Lippen blau. Die Zwischenrippen­

räume der rechten Seite sind ausgeglichen, die ganze rechte Seite sehr erweitert, besonders hinten sehr convex; wegen Dyspnöe m uss Pat. beständig sitzen. Das Alhmen zählt 40, ist sehr m ühsam ; Hals- und Gesichtsmuskeln sind thätig, die rechte Seite bleibt sitzen. Links dagegen die Zwischenrippenräume beim Einalhmen sehr ein gezogen , weniger die Magengrube. Tiefes Einalhmen ist unm öglich. Erstickungs­

an gst quält die Kranke. Kein Husten. Die Percussion gibt bei grösser Resistenz rechts vorne keine Resonanz und eben so auch unter dem Sternum schon von der 4. Rippe an, so wie hinten auf der rechten Seite k ein e ; links bis zur 7. Rippe nor­

male R eson an z, von da an Dämpfung. Das Athmungsgeräusch auf der rechten Seile hinten und oben bronchial bis zur 4. R ipp e; von da an eben so wie vorn fehlend; links vorn stark vesiculär, hinten oben gleichfalls vesicu lär, von der 7.

Rippe an unbestimmt. Keine Vibrationen der Stimme. Der Herzimpuls zwischen der 6. und 7. Rippe in der Axillarlinie in einer Ausdehnung von 2 Zoll fühlbar;

der 2. Pulmonalton verstärkt und gleichfalls fühlbar. Füsse b la u , kalt. Puls 108, klein. Bauch fassförm ig, g esp a n n t, fluctuirend, Nabel vorgetrieben. Einen Zoll unter dem Nabel schon kein Schall, quer beginnt die Dämpfung- schon vom Nabel.

Kein Appetit. Sparsamer Urin ohne Eiweiss. Extremitäten sehr ödem atös, am \ve-

(25)

Dr. Wisshaupt: Klinischer Bericht. 13

nigslen noch die linke obere. Zur Anregung der Diurese ein Infus, d igii. cum iquor. terr. fol. tart. Urinsecretion blieb aber dennoch sehr sparsam , Anasarca nahm zu, orthopnoische Anfälle immer häufiger, besonders in der Nacht, so dass die Kranke schlaflos blieb; das Exsudat im linken Thorax nahm zu, der tödtliche usgang musste bei jedem Anfalle von Orthopnoe besorgt werden. Als Indicatio vitalis galt hier die Punction des Thorax, w elche auch am 23. März mittelst des Schuh sehen Apparats ausgeführt wurde. Es entleerten sich 8 1/, Pfd. eines grünli­

chen Serums. Darauf nahm die Dyspnoe ab, das Alhmen zählte 40, die Percussion 88 i T i|)'S ZUP RlPI) e ’ •'inten bis zur 6. Rippe Dämpfung. Der Herzimpuls

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""w ° nach rechts Zl|rückgegangen, die Leber ragte weniger vor. Schon am t r t ! in V r 'o ,A,hmC;: nur 28’ der Pu,s 8 a (Lifluor fo1- Abends rat ein heftiger asthmat,scher Anfall ein, der durch 5 Stunden anhielt. W enig Er­

leichterung bewirkte Acetas Morphii. Am 25. März wurde auf einmal die Diurese s e h r reichlich; von nun an wurden täglich 6 - 1 4 Pfd. Urin entleert. Der Hydrops minderte sich schnell. Am 27. März erwachte der Appetit, der sich bis zum lästi­

gen Hunger steigerte. Vom II. Mai an trank die Kranke Biiiner W asser, w obei die Diurese gleich reichlich blieb. Auf dringendes Verlangen wurde die Kranke am 23. Mai entlassen. Ihr Aussehen war sehr g u t , die Muskeln waren w ohl genährt sie fühlte sich kräftig. Im rechten Thorax bestand das Exsudat bis zur 3 R ippe’

die Wirbelsäule war nicht gekrümmt, die S eile viel w eniger ausgedehnt, w as Alles dafür spricht, dass sich die durch so lange Zeit comprimirte Lunge nur w e m - aus­

zudehnen verm och te, w ie dies schon voraus als wahrscheinlich behauptet wurde Von Anasarca und Ascites war keine Spur mehr vorhanden, die linke Brusthälfte ganz normal, der Herzimpuls in der Papillarlinie. Zwei Jahre später trat die Ge­

nannte als Wärterin auf der Klinik ein, w o sic bisher dient.

Die Punction der Brust w u rd e auch noch bei einem zweiten Kran­

ken, ebenfalls zufolge einer Indicatio vitalis, vorgenommen.

Der 26 Jallre a |te, kachektische Mann, ein entlassener Sträfling, litt schon fast 4 Monate an pleuritischem Exsudat der rechten Seite. Die letzte Zeit war er -Ieich- falls hydropisch geworden. Ein hinzugekommener Katarrh steigerte die Dyspnoe bis zum Ersticken; Diuretica versagten alle Wirkung. Ohschon sich nur eine - e ringe Menge hämorrhagischer Flüssigkeit, etwa V k P fd ., entleerte, so dass die Leber nun statt 2 Zoll nur 1 Zoll vorragte, so verminderte sich dennoch die Athem- noth, und schon am 2. Tage nach der Punction stieg die Diurese auf fl Pfd. der Puls sank von 120 auf 84, das Alhmen von 48 auf 32. Nach 8 Tagen schon war der Hydrops verschwunden, das Aussehen b esser, der Husten m ässiger. Der Kranke wurde also im gebesserten Zustande auf die Abtheilung transferirt, w o er aber nicht Kran Ur ' f ! ° en GenesunS verb lieb , sondern im Gefühle seiner rückkehrenden uralte nach Hause ging.

w ät H e f ' kann nicht Umhin’ aucl‘ n° ch einen dritlen Fal1 s PecieI1 zu er- lich,n e n ’ als einen sp rech en d en Beweis dafür, dass die Aderlässe nütz- Anöm;111 s f ^ st dort n ‘c ht unbedingt zu verwerfen sind , w o bereits nnamie vorhanden.

ren. Am 3 p 3*lre aR> kat am 23. November 1846 mit grossem Blutverluste gebo- Chcn D y s p n o e M i t t e r n a c h t \vurde sie von Husten und von einer sol- cem ber sah die Kranl'1’ l'aSS S'° ZU crst'c *'cn fürchtete. Bei der Aufnahme am 4. De- Der Husten dabei scL h ü 7fian° ( iSCh aUS’ die R esPiration zahlte 68, war orlhopnoisch.

1 'S, lästig, trocken. Die Percussion w ies pleuritisches Exsu­

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