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Die Zukunft, 25. Juli, Bd. 44.

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Berlin, den 25. Juli t905.

R »-I’ A-

Schultz,Romeick ör Co.

Vorfünf Jahren besuchtenHerrnRomeick,den Direktor derPommer- schenHypotheken-Aktien-Vank,zweiMänner: einGeheimerKom- merzienrathund derGeneralsekretürdesVereinsderchemischenIndustrie.

Siesprachen: »Als AußerordentlichesMitglieddesVereinsBerliner Presse wissenSie,Heerirektor,natürlichschon,daß,in engemAnschlußandiesen Verein,derVerlinerPresse-Klub gegründetwordenist,dem dievornehmsten undnamhaftestenSchriftstellerderReichshauptstadt angehören.Wirsetzen voraus, daßSieMitglieddesKlubswerdenwollen.DaskönnenSie,wie jeder Andere,durch ZahlungeinesVeitragesvonfünfhundertbistausend Markerreichen.VonIhnenerwarten wiraber mehr.DieEinrichtungs- kostensind hochundwirhaben uns,da dieBeiträgezurDeckungnichtaus- reiChr-mgenöthigtgesehen,vonreichenLeutenunverzinslicheDarlehen für den Klubauszunehmen. Vielleichtwerdenauch Sie,HerrDirektor ..

»MitdemgrößtenVergnügen«,antwortete HerrRomeick; ,,wievielbrauchen Sienoeh,meineHerren»FünfzehntausendMark.«»Eswird mir eineEhre fein,dieseSumme demKlub zuschenken.«»Bitte,HerrDirektor:Geschenke könnenwirnicht annehmen; aberwiracceptirendieSumme gernals unverzinslichesDarlehen,bleibenJhrerGroßmuthzu Dankverpflichtetund hoffen,SierechtoftalsGastinunserenKlubräumen begrüßenzudürfen.«

ssAllzUoftwerdeich wohl nichtkommen.SehenSiemal,meineHerreU« derDirektorwiesaufseinen fettenLeib—,t,,mitsolchemGepäcksteigtman

nichtgernTreppen.«»Wennsweiternichtsist:wirhabendieAbsicht,einen

Fahkstuhlbauenzulassen;nur fehltunsleidernochdasnöthigeGeld.«

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»Dann allerdings...HabenSie eineAhnung,wasderList ungefährkosten könnte ?«»Zusällig«,erwidertederGeneralsekretär,»ganzzufällighabe ich denKostenanschlagin derTasche; hier ister:dieAnlage kostetzehntausend Matk.«»Mit besondererFreude stelle ich JhremKlubauch dieseSumme zurVerfügung.«»Wirwerden demVorstand sofortJhre hochherzigeBereit- willigkeitmelden.«»Sehr liebenswürdig.Jch legeübrigenskeinenWerth darauf, daßmein Nameals desDarleihersüber den Kreis derVorstands- mitglieder hinausbekanntwird.«»WieesIhnen beliebt, verehrterHerr Direktor. Adieu.«»Adieu«.DieUnterredung hatteknapp fünfzehnMinuten gedauert.Am AbendwarVorstandssitzungdesBerlinerPresse-Klubs,dem damals HerrSudermann präsidirte.DieEmissäre schildertenihrVor- mittagserlebniß.DasunverzinslicheundunbefristeteDarlehenwurdeein- stimmigangenommen. BalddanachlasHerrSudermann in einerPlenars sitzungdesVorstandesein,,warmherziges Dankschreiben«vor,daseran HerrnRomeickrichtenwolle. Begeistert stimmtendie instattlicherZahler- schienenenMitgliederzu, man hörteHochrufeauf Romeiek,denedlen Spender,und daswarmherzige Dankschreibenwurdeabgesandt.

DieEmissäresind nichtzu tadeln.Der EinestandanderSpitze kauf- männischerVereine,derAnderegiebteinAdreßbuchderchemischeandustrie heraus.Siemachennicht öffentlicheMeinung, sind nichtmit derBerufs- pflichtbelastet,finanzielleUnternehmungen öffentlichzukritisiren.Alsdie inGeschäftenErfahrenstenwaren sie gebeten worden,Geld zuschaffen.Der VereinBerlinerPresse nimthersonen, dieseinenKassengroßeGeldbeträge schenken,alsAußerordentlicheMitglieder auf.DerBerliner Presse-Klub warJedem geöffnet,dermindestensfünfhundertMarkzahlte,undhatte schon allerleireicheLeuteangepumpt. Nurnatürlichalso, daßdieGeldsuchersich anHerrnRomeick,dasAußerordentlicheMitglieddesVereinsBerlinerPresse, wandten: erhattegezahltund würdegewißwiederzahlen.UmdieMoraldes Handelsbrauchtendie Vermittler sichnichtzukümmernzsielegtenihrenVor- schlagdenSchriftstellernvor, die dannnachfreiemErmessenentscheidenmoch- ten.UnddieseSchriftstellernahmendasGeld undjubeltendemedlenSpender zu.NichteinmalimTraum,sagen siejetzt,seiihnenderGedankegekommen,Herr RomeickhabedasGeldimNamenseinerBankgegebenund etwa gardietückische Absichtgehegt,durch dieseSumme sichdasWohlwollen derPressezu erkan- fen.Wundervoll. Warum aberbestanden siedannsoängstlichausder Form desDarlehens?VoneinemMitglied,einemedlen, hochherzigen,nichtsAr- gessinnendenManne,der esfreiwillig anbietet,kann ein Vereingetrostein

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Schultz,RomeickF- Co. 137 Geschenkannehmen.DasthundiefeinstenVereinejedenTag. DieBegrün- der desPresse-Klubsaberdachten,ihnen,den imRichteramt Thronenden, könnemans amEndeverübeln,wenn sievonreichen Kaufleutenund Bank- direktoren Geldgeschenkeannähmen. Deshalb durfteesnur einDarlehen sein.KeinZurechnungfähigerkonntejemitderMöglichkeitrechnen,der Presse-Klub—erist heute so gutwieverkracht werdeindieLagekommen, diegeborgtengroßenSummen zurückzuzahlen.Dennoch:einDarlehennur.

Und warum danndaswarmherzige,in denstärkstenAusdrückenstolzirende DankfchreibendesHerrnSudermann? Wirmöchteneslesen.Esistbei den Akten desPommernprozessesund imArchivdesPresse-Klubs.Warum wirdesnicht veröffentlicht?Warum nicht klippundklargesagt, welche KaufleuteundBankdirektoren außerHerrnRomeicknochzurTributzahlung gepreßtworden sind? GlaubendiegutenLeute imErnst,wir würden uns bei dem albernenGeflenn beruhigen: siehättensichja nichts Bösesgedachtund nichtandenBankdirektor, sondernandenhehren MenschenfreundRomeick UppellirtPUnsvorschwatzenlassen,derName Romeickseigarnichtgenannt worden, dawirjetzt doch wissen,daß DankbriefundAdresse »ineiner sehtzahlreichbesuchtenPlenarsitzungdesVorstandes-«verlesenwurden?

HerrRomeicknahmdieSachesonüchtern,-wiesiezunehmenwar. Noch lebenwirnichtinamerikanischenVerhältnissen;Undlangekönnteman mit derhellstenLaterneden Direktor einerBankzweiten Ranges suchen, der, ohneauchnurseinenNamen öffentlichgenanntzuwünschen,füreinenihm gleichgiltigenKlub,in denergarnichtgehenwill, fünfundzwanzigtausend Mark hergiebt.HerrRomeickmagzuseinemMitdirektor gesagthaben-

»DieLeutevonderPressewaren bei mir. Siebrauchenwiedermal Geld.

KlubodersowasAehnliches. FünfundzwanzigMillediesmal. Natürlichge- ben wirs. Geradejetzt,wounsereBankenvonGehlsenundGenossensoscharf angegriffenwerden, sehr erwünscht.Manhat dochFühlung;unddie Leute werdensnicht vergessenundaufeinInstitut Rücksichtnehmen,dasihrege-

felligenBestrebungensowesentlichgeförderthat. Um gedecktzusein,wollensie dieFtdrtneinesunverzinslichenundunbefristetenDarlehens. Sehr vernünf- tig-Und dasichvonselbstversteht, daßichdasGeldnichtalsPrivatmann gebe, habe ich ihnen gesagt, daßichkeinenbesonderen Werth darauf lege, meinenNamen über denVorstandskreis hinaus genanntzuwissen.Ein- verstanden?«»AbermitWonne,Kollege.«HerrRomeickhat nicht,wie Walluns jetztvorlügenmöchte,verboten, seinenNamenzu nennen, sondern UUkgesagt,erlegeaufdieBekanntmachungkeinenbesonderenWerth.Under

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hat sichüberdieWahl derDarlehnsform sichergefreut.EinGeschenkkonnten diePreßleuteeinsteckenundein paar MonatespätermitgedoppelterWuchtsitt- lichenZornesgegendiePommernbanltobensDenktJhretwa,wirseiendurch Geschenkezu kirren? Onein,wir. ..MankenntjadiebösesteSorte der Zeitungschreiber.DieerpressenFreibillets, Tantiemen, Benefizerträgevon Theaterdirektoren,derenWirthschaft sie nachher trotzdemkatonischschelten.

Ueber einunbefristetesDarlehenaber kämenauchsie nichthinweg.DasGesetz schreibtvor: »Ist fürdieRückerstattungeinesDarlehenseineZeit nichtbe- stimmt, sohängtdieFälligkeitdavonab,daßderGläubigeroder derSchuldner kündigt.DieKündigungfristbeträgtbeiDarlehenüberdreihundertMark drei Monate.« DiePommernbankkonntealso,wenn siemitdemPresse- Klub odermiteinzelnen seinerMitglieder unzufriedenwar,stetsan den Vorstand schreiben:Vonheutein dreiMonaten müssendiefünfundzwanzig- tausendMarkbeiGefahrderEinklagung zurückgezahltsein.Undwoher nahmdermittelloseKlub danndasGeld?Erhates bisheute ja noch nicht zurückgezahlt.Jm Juni1901 brachdiePommernbank zusammen, seitdem Juni1901 saßendie edlenSpenderimGefängniß,seitvierWochenistdie JammergeschichtedurchdieGerichtsverhandlungbekanntgeworden:und nochimmeristkeinPfennig zurückgezahlt.DieLiquidatorenundReorgani- satorenderPommernbank scheinenzuglauben,«Preßvereinenseidie Rück- erstattungvonDarlehen nicht zuzumuthenSiewerdenhiermit öffentlich aufgefordert, ohnelängeresSäumenihrePflichtzuerfüllen.DiePommersche Hypotheken-Aktien-VankundihreRechtsnachfolgerhabenvondemBerliner Presse-KlubfünfundzwanzigtausendMarkzufordern,diedreiMonate nach dem-Kündigungtagefällig sind.Anihre Pflicht seien auchdie Klubmit- glieder gemahnt,dieaufdieEhre ihrer PersonundihresStandes halten:

siehabenausdenGeschäftsbüchernschleunigdieNamen allerKapitalisten undBankenfestzustellen,dieGeldfürdieKlubeinrichtung gegebenhaben, unddafürzusorgen, daßdiesesGeld bis zum Ende desJahres zurückgezahlt ist.Wiesiees,durch welcheVeranstaltungen,aufbringen, ist ihreSache.

DieSchande muß endlichaus derWeltgeschafftwerden- FüreineSchande halte ichs;undkeinRügewort scheintmirfürden eklenHandelzuscharf.WenndieberlinerZeitungleuteein Klublokalhaben wollen, mögen sie zusammenschießen,wohlhabendeSchriftstellerumVei- träge,bekannteum Vorträge bitten, LiterarischeAbendemitzugkrästigem Programm veranstalten,mit BällenoderGartensestenihrGlückversuchen, HerrnScherl,alsdenMann,deraus journalistischerArbeitdenreichsten

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Schultz,RomeickFr- Co. 139

Nutzenzieht, auffordern, ihneninseinem großenGebäudekomplexpassende Räumezuüberlassen,—- wassiewollen. EinWegnur»istihnengesperrt;

unddieseneinengerade haben sie beschritten.SiehabenvonKaufleuten undBanldirektorrn,deren Wirkensie öffentlichzurichten berufen sind,Geld erbettelt. SiehabenvomGeheimrathHinzundvomDirektorKunz,von Personen,derendringendes Geschäftsinteresseist, sichfüralleFälle gutmit derPresfezustellen,Tausendeangenommen, dieihr-Klub nichtzurückzahlen konnte.DiePommernbank hatihnenbisheuteanZinsenalleinmindestens fünftausendMark geschenkt.Und»alsderDirektor Romeickangebettelt wurde,warseineBankschonöffentlichschroffangegriffenworden.Die-Hypo- thekenkatastrophehättenichtdenungeheuren Umfangangenommen, wenn dieseAngrisfeunddieWarnungen Pauls Voigt nichtvonHauptorganen derberlinerPressetotgeschwiegenwordenwären,derenMutter-undTochter- vereinvonRomeick undSchultz undwer weiß,von wie vielenBank- herrschernnoch? Geld bekommenhatten.Wie würdeman über beamtete Richterdenken,die dasRecht suchendePublikumum mildeGabenfür ihre UnterstützungskassenundKlublokale bittenließen?DashatderVerein und der Klub der berliner Presse gethan.UndderMann, der,um sichbei den Theaterrichtcrnbeliebtzu machenund zuzeigen,wasunterseinemPräsidium erreichtwerdenkönne,dieseWirthschaftgeduldetundmitseinemberühmten Namen gedeckthat,diesermitMillionenzinsengesegneteHerrHermannSu- dermann hatsichobendreindannnoch erfrecht,öffentlichin dieMoraltrompete zUstoßenunddurchVerleumdungenundTextsälschungeneinschlechtesLicht aUfMünnerzuwerfen,deren geemgsternochlieberauseinerwirklichenPlan- tage Kulidiensie leistenalssichderZumuthung fügenwürde,aneinen be- stechendhochherzigenRomeick einwarmherziges Dankschreibenzurichten.

JedeUebertreibungschadetderSache,dersiehitzignützenwollte.Viel- leichthattekeineinziges KlubmitglieddenVorsatz,sichinseinerjournalifti- schenArbeitdurchdieGeldgeschenkeundunverzinslichenDarlehender-Bank- direktorenbeeinflussenzulassen.WahrscheinlichhabenauchdieHerrenSchultz undRomeick nicht geglaubt,nun sei fürihreBanknichts,garnichtsmehr zUfürchten.Eher schondarfman annehmen, daßaufbeiden Seiteneinun- bestimmterDolusvorhandenwar.MännervonvielenGradenverhandeln nichtwieSpitzbubenundHehler.DerGeldmannsagt nichtzumSchreiber:

HieristeinbraunerLappen;nunlobemichoderhaltedasMaul.Nein. Die Geldleutedenken:Wenn wir den KerlenvonderPresse Gefälligkeitener- WeifenundinangenehmempersönlichenVerkehrmitihnenstehen,werden

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sie,solangees,ohneaufzufallen, irgend geht, Rücksichtaufunsnehmen.Und diePreßleutnWenndieProtzen sicheinbilden,mit den paar Krötenunser SchweigenfüralleFälle erkaufenzukönnen,sind sieschiefgewickelt.Doch warum sollenwirihren Wahn nicht für unsere gute Sacheausbeuten? Die man in derNähesieht,sindja feineund nette Kerle ; undsogefällig,für unser Standeswohl soliebevollinteressirt.ErpressungP Bestechung?...Schon LessingsRiccaut hatüber diePlumpheitderdeutschenSprache geklagt.

Manbleibt imRahmendesUeblichen,imBereichalterGewöhnungMan nimmt, auf PumpoderalsGeschenk,GeldvonAllen,diesichbei derPresse beliebtmachenwollen odermüssen,versprichtaber wederausdrücklichnoch in derBusens Tiefeeinebestimmte Gegenleistung. Sehr schön.Nurver- schoneman uns gnädigmitKatonenheucheleiundkindischenLügen. Unwahr istdieBehauptung,Verein undKlubderberliner Presse hättennichtsmit einanderzu schaffenin KürschnersLiteraturkalender kann man, unter den,,of- fiziellenMittheilungen«,dievondenVereinsvorständeneingesandtund korri- girtwerden, lesen: »SitzdesVereinsBerlinerPressein den Räumen des Ber- linerPresse-Klubs«;und:»ZweckdesBerlinerPresse-Klubs:imAnschluß anden Verein Berliner Presse dessenMitgliederneinenMittelpunkt für dengeselligenVerkehrzu bieten«.Unwahr istdieBehauptung,dieMotive, dieRomeick undGenossenzuihrenGeldgeschenkentrieben, seienvondenviel- erfahrenen Schreibern jemalsverkanntworden. UnwahrdieAngabe,dieLeih- geschäftederSchultzund Romeickhätten,als dasGeld erbeten undange- nommen wurde,allgemein noch für unantastbar gegolten; HerrRomeick hat selbstvor Gericht gesagt, gerade nach Gehlsens Angriffen sei ihm diefinanzielleBeziehungzumPresse-Klub besonderswillkommengewesen;

undHerr Gehlsen,dessenbona titlesManchem zweifelhaftseinmag,der einem blindenFanatikerabermehralseinemErpresser ähnelt,hatte nicht alsEinzigerdiesHypothekemundImmobilien-BautenüblenHandelnsbe- zichtigt.Unrichtigistschließlichauch,wasHerrFriedrich Dernburgüberseinen VereinsgenossenvonderPommernbankinsBerlinerTageblatt schrieb:

»RomeickhätteseinGeldsparenkönnen. NichteineMinute späteristum seiner BestechungenundBestechungversuchehalber seineBankin dieLuft gegangen.«Falsch. Erweislich wahr aber, daßalle gegen dieHypotheken- bankengerichtetenAngriffe totgeschwiegenwurden unddaßKlubmitglieder einen derAngreiferzu überredensuchten,ermögeso ehrenwertheundartige Männerdochlieberungerupft lassen.WenndieAlarmrufeder-HerrenVoigt, Bernhard, Gehlsenin dergroßenPresseeinEchogesundenhätten,wäre-Herr

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Schultz,Romeick85 Co. 141

Ichultznicht Kommerzienrath,diePommernbank nichtHosbankgeworden, sondernwahrscheinlichschon1899 »indieLuft gegangen.«AlsdieKatastrophe dannkam,wurdendieSittenwächterfreilichsackgrob,gröber,imUrtheilvor- eiliger,alsbesonnenesundmitleidigesMenschengefühlihnenerlaubendurfte.

DieAngellagtendiejetzt,nachzweijährigerUntersuchngundsünfzigtägi- gEkHauptverhandlung,alseinerStrafthat nicht mehr dringend verdächtig, durchGerichtsbeschlußaus derHafterlöstwordensind—- wurden in der PressewieüberführteVerbrecher behandelt;HerrRomeicksank,zum Bei- spiel,in derdernburgischenDarstellungzum,,einfältigen«,»cynischen«, ,,absolutuntergeordneten«,,,offenbarinhohemGrade gemeingefährlichen Menschen«herab.WerdendieseLeute nielernen, daßesunanständigist,einen wehrlosen Angeklagtenzuschimpfen?Hattennicht gerade sieallenGrund, einemManne,demsie sotheuer gewesenwaren,inseinerNothsichbilligzu zeigen?WarderDrang,dieGewissensbelastungunterWuthkrämpfenzu bergen,stärkerals dasGeboteinsachsterMenschenpflicht?Dannmußteman sichwenigstensvonderSchuld befreien.Seitdem Lenz1901saßHerrRomeick imGefängniß.UndimVerein Berliner Presse,imBerliner Presse-Klub ftandKeineraufundsprach:DerMann,derunsGeldgeschenktundgeborgt hat, ist schwerer Vergehen angeklagt, giltdenMeistenunter unsals über- führtund wirdin derPresseeinBetrüger gischolten;wirmüssenihmdas Geldzurückgeben,dasfür ihn,einenverheirathetenMann,derbehauptet, sein ganzes Vermögen eingebüßtzuhaben,jetzteinstattlichesKapital ist.

Jn zwei langenJahren sprachKeinerso.Stinlt auchdasGeld Derernicht, dieman für Verbrecher hält?Oder wußten,so erstaunt sie sichnachder moabiterEnthüllungstellten,dieFabrikanten öffentlicherMeinungen stets, daßnichtein Privatmann, sonderndiePommernbank ihr Gläubigerunddaß derNameRomeicknurdieDeckadressedeswarmherzigenDankschreibenswar?

Einerlei.SiesindimRahmendesUeblichengeblieben.VorzwölfJah- tenwurdeHerrSonnenthal öffentlichals»WohlthäterderPresse«gefeiert, weilervonseinenberlinerGaftspieleinnahmendemVereinBerliner Presse dreitausendMarkgeschenkthatte.VorelfJahrenstandin denZeitungen,Herr HaasehabebeimBeginnseinesGastspielesdiehöchstedervonihmzuerzielenden EinnahmendemVereinBerlinerPresseversprochen.VorzehnJahren enthielt einvomVereinsvorstandinSachenwiderHardendemberliner Landgericht eingeteichterSchriftsatzdasGeständniß,dieBenefizvorstellungen,derenErtrag der Verein Berliner Presse sichvonTheaterdirektoren schenkenläßt, seien

»dasAequivalent«fürdieNotizen,dieCoulissengeschäftsleuteundGast-

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spieler versendenunddie in denFeuilletons pünktlichabgedrucktwerden.

AuchVankdirektoren verschickenmanchmal Notizen;undwenn siedenPreß- kumpaneienGeldschenkenoderzinslos auf unbestimmte Zeit borgen, so istseben einAcquivalentundkann keinAergernißgeben.NurböserSinn wird denSonnenthal,Haase,Lautenburg,RomcickörCo. denfrevleannsch zutrauen,mitihremGeldsichin dieGunstderPresse einzukaufen.Und wie dererste, so entfernt sichauchderzweitederimVerschlcierungprozeßent- schleiertenVorgängenichtvonder Usance.HerrDr.Leipziger,dermit der- bemMutterwitzundflinkerReimspielerkunstbegabteHerausgeberdesKlei-

nenIournals,hatte,als dergrößteTheil seines Vermögensaufgebraucht war,sein Verlagsunternehmenin eineGesellschaftmitbeschränkterHaftung umgewandeltundvierhundert AntheilscheineimNominalwerthvonjetau- sendMark ausgegeben.EinFreund,an dessenNamenersichnicht mehr erinnern kann, rieth ihm, sichandiePomtnernbankzuwenden,der denn ge- schwindauch fünfzigAntheilscheinezumKauf angebotenwurden. DieHerren SchultzundRomeicklehntendasAngebotab; natürlich:dasKleineJour- nalhatte nochnie einenUeberschußgebracht,dieAntheilscheinewaren zunächst alsoziemlichwerthlos.DaerhieltdieBankdirektiondenfolgendenBrief:»Herr Stutterich theiltmirsoebenIhren ablehnendenBescheidwegenDr.Leipziger mit.Ich glaube,SiethunsehrUnrechtundfügendemInstitut unberechen- barenSchadenzu, daerstensHerrDr.Leipzigernichts geschenkthabenwill und dieIhnen offerirte VerpfändungeinesAntheils seinesBlattes alseine mehralsgenügendeSicherheitzubetrachten ist.EinefeindsäligeHaltung desKleinenIournals ist wohl mehralszuvermeiden und dieMacht desVlattes darf nicht unterschätztwerden;eskann unterUmständengerade- zuverhängnißvollwerden. In dieserZeit,wo diemächtigstenInstitute durchZeitungnotizenins Wankengebrachtwerdenkönnen,wäre esgeradezu eingroßerFehler,sichderFreundschaftdesDr.Leipzigernichtzuversichern.Ich sprechedabeinur inIhrem Interesseundglaube, Ihneneinennochgrößeren Dienstzuerweisen,wennSie Dr.Leipzigerganz zu demIhrigen machen. Ich kannnur wiederholen,daßcinResus unabsehbaren Schaden bringenkönnte.

IhrGeorg Goldberger.«Dieser Brief, fürdessenVcröffentlichungwir dem

»Vorwärts«dankbarseinmüssen,istvonfastallenZeitungmachernpflicht- widrig verschwiegenworden. HerrDr.LeipzigerhatalsZeuge beschworen, daßerihn nicht gekannt hat.DerSchreiber,GeneralkonsulGoldberger,ist tot. Erhätte vielleicht manches ErheblichezurSache auszusagen gehabt.

Ietzt ist nicht mehr festzustellen,obernureinehoheProvisionverdienen oder

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Schultz,RomeickFu Co. 143 wirklichderPommernbankeinenDienst leisten wollte;undeinenMenschen, dernicht mehr reden,einenVerdacht nicht abwehren kann, sollman ruhen lassen.DieAuffassung,dieausdemBriefspricht, birgtbeinahejederFinanz- mann imGeheimschreindesHerzens:wer sichdiePreßtyrannennichtzu Freunden macht,kannsichunabsehbarenSchadenzuziehenzundihreFreund- schaftgewinntman durchSubventionen. StaatsanwaltschaftundGerichts- hof haben nicht nöthiggefunden, thatsächlichfestzustellen,ob,wann und wie oftdas KleineJournal fürdiePommern-undJmmobiliengeschäfteeinge- tretenist. Sicher ist jetztnur: dieHerrenSchulzundRomeickhaben, nach- demVoigts SchriftgegendieberlinerHypothekenbankenerschienenwar, fünfzigAntheilscheinegekauftundbezahlt,aberselbst für so werthlos gehal- ten,daßsiedievomDr.Leipzigervorläufigausgestellten Wechsel,die, sobald dieScheine geliefertwaren,zurückgegebenwerdenmußten,alsDeckungbe- hielten;der-Herausgeberdünktesiezahlungfähigerals dasBlatt. SeitJah- rengehört also mindestenseinAchteldesKleinenJournalseiner berliner Bank.Dasist nichts Unerhörtes.DasKleineJournal istvonStrousberg zurFörderungseiner Privatinteressen gegründetworden,alserdie,,Post«

andieDiskontogesellschaftverkaufthatte,ausderenBesitz sieinStumms Hände(und nachdessenTodindieObhutandererGroßkapitalisten)kam. Die NorddeutscheAllgemeineZeitung gehörtderhamburgischenFirma Ohlen- dorff. ReicheCobteniten gaben,unter Bambergers Führung,in Berlin einstdie,,Tribüne«heraus.EineBodenkreditbankfichertesichvordreißigJah- rendieHerrschaftüberdieSpenerscheZeitung.DasDefizitderBerlinerNeu- sten NachrichtenwurdevonKrupp, spätervonkleinerenJndustrickönigenge- deckt.AntheilscheinederFreisinnigen Zeitung sollenimBesitzderBankfür HandelundJndustrieseinUnddieNationalzeitung,dieSpaßvögelein »vor- nehrnesBlatt« nennen, lebtbekanntlichvonBankgeldern;ihrDirektor,Herr ViktorHahn,derschoninOesterreichrechtbekanntwar,dannalsHandels- redakteuransKleineJournal kam,den aberHerrRomeick niegesehenhaben will, hat erstin denletztenWochenwiederin allenmöglichenBankenum Geldfürdie ebenso vornehmewiebedürstigeNationalzeitung gebettelt, aneinzelnenStellen sogaruntererschwerendenUmständen.AlldieseBlätter smitnendiekeuscheTugend; ihre Redakteure,denenim ganzenInteressen- gebietederAushälterdieRichtung vorgeschriebenistunddiegemiethetsind, umalsPutzrnacher,FriseureundParfumeuredenReizderfemmes entre- tenues zuerhöhen,müssenthun, alsholten sietäglichzweimalheiligsteUeber- zeugungausdem tiefstenGrundihrerSeele ; undwennin derNationalzeitung

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dieüberwiegendeMehrheitdernationalliberalen Partei gescholten,gehöhnt undeine demhöchstmobilenBankenkapitalGewinn verheißendePolitikem- pfohlen wird, geberdet sogardieeingeweihtePreßnachbarschaftfich,als rege unterLarvensichdieeinzigdemokratifchfühlendeBrustund alshabeimLager desErzfeindes freier,nieverknechteterMannesmuthdemRecht,derpoli- tischenRedlichkeit,dersittlichenWahrhaftigkeiteine Stättegeschaffen.

DasKleineJournal giebt sichwenigstensnichtfür besondersvornehm aus undistkeinpolitischesBlatt. DaßdieHerrenSchultzund Romeickfür einesolcheZeitung fünfzigtausendMarkübrighatten, mußteausfallen.Sie wußten,daßsieaufDividende nicht rechnen durften,konntendasGeldihrer BankbesseranlegenundließensichvonderVogelscheuche,mitderGeorg Goldberger drohte, gewißnicht schrecken.Warum also?HerrDr.Leipziger schreibt:»DieZusagederLeiterderPommernbank,fünfzig Antheiledes KleinenJournalszuübernehmen,istzurGlanzzeitdesInstitutes, nämlich wenigeTage, nachdemeszurHofbankderKaiserinernannt wordenwar, erfolgt.«DashöfischeWeihezeichenhat ihnen-—dieSpatzenpfeieres von denDächern derFreiherrvonMirbach verschafft.DieserinteressanteHerr, OberhosmeisterundKabinetschefderKaiserin, Exeellenz,Kammerherr,Ge- neralmajorälasuitederArmee, brauchtimmerGeldznicht fürfichnatürlich, sondernfürKirchenbauten,Kirchenausstattung,Kirchenbeleuchtungundfrom- meStiftungen ähnlicherArt.Erift unermüdlichimDienstedeshöchstenHerrn und derAllerhöchstenHerrinundscheutimBewußtseinsohohenWirkensauch dieAusnutzung menschlicherSchwächennicht.ProtestantenundKatholiken, Atheiftenund(namentlich)Juden sindvonihmsehr oftundsehr eindring- lichum mildeGabengebeten worden;undwodreiwohlbegüterteHebräer beisammensitzen,hat mindestenszweienschondasMirbächleinlockendeWeise gemurmelt.DasistinPreußenja auch schonUfanee geworden;man kennt sogardieLeute,die zurAusfchmückung(fonennt mans)berlinerStraßen undPlätzebeigefteuett,unddieanderen,dieGeld undGratislieferungenun- fanft verweigert haben.WerfüreinGotteshausseinScherflein schickt,be- kommteinenDankbrief, wahrscheinlicheinenfast sudermännischwarmher- zigen;werhöhereVerdiensteundbeträchtlichereevangelischeLeistungenaus- zuweisenhat,kannaus sichtbarereAuszeichnungzählen.Ob derHerrJesus sich solchenMühensundMächelnsfreut, mögenTheologenentscheiden;amEnde wäreerlieber hienieden obdachlosals ineinervonSanden, Schmidtund KonsortenerbautenKircheangebetet.Wirmüssenvoraussetzen, daßderFrei- herrvonMirbach nicht weiß,wieoftdievon ihmzugottgefälligemWerk

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Schultz,Romeick Fis- Eo. 145

Auserwähltenknirfchendundsiöhnenddem Rufe folgen,wieoft sieinheller Wuthaufkreischen:Könnteichnur,wieichwollte! Dashat freilichHerr Schultzgewißniemals gethan.Eristdankbarundverschwiegen.Als er,an demselbenTage,woHerrLeipzigeralsZeugevernommen wordenwar,vom Staatsanwalt gefragt wurde, für welche,,wohlthätigenZwecke«erdenn die spurlos verschwundeneMillion ausgegeben habe,verweigerteerhartnäckig dieAussage.Einengroßen,vielleichtdenallergrößtenTheil hat sicherdcr freiherrlicheKirchenpatron bekommen,derinfeiner Arglosigkeitdenur-

chriftlichfrommenHypothekenbankdirektorlieben lernteundin demHoch- gefühl,eineschöneMenschenseelegefundenzuhaben,»anmaßgebenderStelle«

befürwortete,demPommerninstitut fürdie Dauer derfchultzischenAera den ganzungewöhnlichen,privilegirendenTiteleinerHofbankderKaiserin undzugleichdasnichtminderwichtigeRechtzuverleihen,sichder»Staatsauf- fichtdurchdieköniglichpreußischeRegirung«rühmenzudürfen.Auchwurde, gegen denWunschderKaufmannschaftvorstände,Herr Schultzzum Kom- merzienrathernannt. DasgeschahinPreußen,kurzvordemPommernkrach Und ein paarTage nachderVerleihungdesHofbanktitelsließendieHerren SchultzundRomeickfünfzigtausendReichsmarkin dieKassedesKleinen Journals fließen,dasdamals dasOrgandesFreiherrnvonMirbachwar undohne neueZuschüssenichtzuhalten gewesenwäre.Jch behaupte und derhalbeThiergarten weiß—,daßHeerr-Leipziger,derlustigchrsschmied, derVerfasserder»Ballhausanna«,derwitzigeCoupletreimerundSchwänke- sinner,vondemOberhofmeisterundKabinetschefFreiherrnvonMirbach, Excellenz,derGunstdesPommernbankdirektors empfohlenworden ist.

Jch behaupteferner, daßwirnochlangenichtalleJournalistenkennen, dievonSchultzund Romeick baresGeld bekommenhaben.DreiFälle sind erwiesen.HerrJulius Salomon, ChefredakteurdesBerlineerrsen-Eou- riers, erhielttausendMark;eristbisheutenochnichtweggejagtworden.Herr MoritzMeyer, früherHandelsredakteürderBossischenZeitung, stehtmit zweitausendMarkzuBuch;eristProfessorund konntenicht mehr kompro- mittirt werden. Herr MaxWittenberg,derleiderauch fürdie»Zukunft«

BeiträgegeliefertundhierzwarnichtdenPommernconcern,aber dieSpiel- hagenbankenmildenHerzenskritisirt hat, bezogeinenJahressoldvonzwölf- tausend Mark; füreine»WirksamkeitreinwissenschaftlichenCharakters,die außerjedemZusammenhangmit meinerjournalistischenThätigkeitstand«, sagterin einemRundschreiben.EineWissenschaft,dievonderGnade der Bankdirektorenlebt undzufälligdiesenDirektoren günstige»Gutachtenund

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Er ists nicht geworden. Doch soll man die Aengstlichennicht gar so hart tadeln. Das Heer ist ein vorsichtig zu behandelnder Organismus, den man, mit seinenMängeln, seinen

Gliedert man dagegen im vermeintlichen Jnteresse der Einheit der Wissenschaft den Menschen als Zellenhäufchen in die Reihe der Organismen und als winziges Atomhäufchen in den

durch hysterische Reden zu nützen glaubte, fiel, mußte fallen. Durch die Schuld der Liberalen, die nicht begreifen, daß man einen Fehler eingestehen kann, ohne sein

Das mag sein, wird man mir sagen; und doch können die Kriege erst dann aufhören, wenn alle oder die meisten Menschen die Theilnahme am Krieg.. Die Weigerung eines Einzelnen, er sei

feiner Neuheit willen predigt und mit Stentorstimme ruft: »Der Lebende hat Recht!« Der Lebende, dem ja meist eine bessereVergangenheit zum Glück im Wege steht. Man braucht nicht

«Newbutgh,Miramar, Der Gefangene von Sedan), während eine vierte (Der Sergeant von Bourg-la-Reine) lediglich als Gefäß meiner Ansichten über Krieg, Mord, Todesstrafe und

borgt, daß seine religiösenErinnerungen überall an semitischenUeberliefe- rungen orientirt sind, daß aus der durch diese moralischen und religiösen Vorstellungen

an sich mißtrauisch, daß sie nicht versucht, die bestehendenEinzelentwickelungen unter eine neue, höhere Ordnung zusammenzufassen,sondern, daß sie von jenen eine einzigehervorgreift