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Die Zukunft, 23. Juli, Bd. 48.

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Berlin, den 23.Juli 1904(.

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Kriegund Friede.

Wasan

MichaitowitschGan-wuinder-unter Ncrson aIgFreiwiaigek in derbritischenFlotte gedienthatteundspäter,alsKapitäneines russischenSchiffes-,dreiJahre langinJapangefangenwar,hat seineWelt- reifeunddieErlebnissederGefangenschaftin einemBuchbeschrieben,das jetztwiederlesenswerth ist.DeranglisirteSlave hattevondenJapanern natürlichkeineallzu hoheMeinung. TückischesGesindel,sagter, dasman mitäußersterVorsichtbehandeln muß;diesenKerlengiltPersidieals unent- behrlichsteKriegskunstundkein anderes Volkerreichtihre Leistunginsolcher Strategie.Trotzdemsiesichfeierlichverpflichtethaben,unseinen Theildes Küftenhandelszuüberlassen,sperrensieihre Hafen,diesiedenHolländern öffnen,unseren SchiffenundschlagenimVerkehrmitRuszlandsGesandten einenunverschämtenTonan. DaseigensinnigeVolk,"dasdieStimme der WahrheitundderVernunft nicht hörenwill, mußmitGewaltzumAbschluß einesunsvortheilhaftenHandelsvertragesgezwungen werden;Wirkönnen in solchemKriegnurgewinnen; Yeddoiftleichterobert.WennwirdanndieTheil- fürstMgkgen denMiladohetzenund denKaiservonKoreazurEmpörungdrän- gen,wirdderRuf nnsererMachtdieJapaner schrecken;einpaar Erfolge:und siebietenunsselbstwahrscheinlicheinBündnißan.,.Daswurdevorneunzig Jahren geschrieben.Ungefährsohattenaber diemeistenRassensichauch jetzt nochdieEntwickelungderDinge vorgestellt.WasJapanforderte,konnteselbst derfanftcNiki nicht gewähren.Er wollte in einerCirkularnotedenGroß- Mächtenversprechen,ChinasHoheitrechtezuachten; dochin einein mit dem

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Mikado zuschließendenVertragdieUnverriickbarkeit derchinesischenReichs- grenzen anerkennen:unmöglich.EinZar,dersolcheDemüthigunghinnähme, dersichvonJapanals demlegitimenVormund Ehinas Bedingungenvor- schreibenließe,brächteRußlandinOstasienumdieFruchtlangerArbeit und müßtefürKroneundLebenzittern. Größenwahn,spottetederpetersburger TshinzderbilligeLorberausdemChinesenkrieghatdenMakakendasHirn versengt;die kalteTatzedes Eisbärenwirddie-HeerdederSchmalnasenaffen raschzurVernunft bringen.EineguteGelegenheit,dietranssibirischeBahn zuerprobenundKorea zu annektiren.Spazirgang nachTokio ;nurdort unter- zeichnenwirdenFriedensvertrag,derunsRuhe schaffensoll.Dieerwünschteste Abwechselungfür unser tapferesHeer, unsere unbesiegbare Flotte... Sechs Monateists her, seit so geprahltward. NichtderwinzigsteErfolgrussischer Waffenwarzuverzeichnen.KoreagehörteinstweilendenJapanern,eng und engerschließtsichumPortArthurdereiserneReif,dasHeerdesZaren muß vorderUebermachtdesFeindes weichen,derRestderrussischenFlotte sich mit kleinenKaperstreichenbegnügen.SchonwirdzwischenTokioundPeking über dieZukunftderMandschurei verhandelt,alsseiRusslandvondengel- benMännchenbereitsnachSibiricn zurückgedrängt.Schon sieht Europa jauchzendseinen Feindverbluten unddeereutscheStammtischler hält jede WetteaufYamagataund Kuroki.Nichtein einzigesMal, paßtauf,werdendie Russensiegen; könnenfroh sein,wenn siehinterMukdenvonderersten Tracht Prügel verschnaufendürfen.HeilJapan! DaszeigtdenTalglichtfressern endlich,waseineHarkeist.Väterchenwird baldwohlumFriedenbetteln.

DannsollenalleFahnen aufs DachundzwölfStearinkerzeninjedesFenster.

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NikolaiAlexandrowitschistkeinFaktor,mit demderPolitikerrechnen kann. DercerebrasthenischeGossudar hat verschuldet,ergaan allein, daß Rußland so völligungerüstetindenKriegzog.DerHortdesFriedenswollte ersein,mit demOelzweigdieMützedesMonomachos kränzen.Wunder- schön.NurthutsdiePosealleinnicht; ausdieReichspolitikkommtes an.

UndNikolauswollte zwar als Mann sanftmüthigerGerechtigkeitverherr- lichtwerden,alsMonarchundGroßkapitalistaberimOstenProfiteeinsäckeln.

Erhinderte jede ernstlicheVorbereitungdesKrieges.Erließseinen Günst- ling AlexejewinPortArthur schalten,läßtihn, trotzdemdieUnfähigkeitdes gewissenlosenAbenteurers längst erwiesen ist, noch heuteinsKommando pfuschen.DasMonarchentalent scheintmählichauszusterben.EinMann, dernichtdieKraftzudemEntschlußhat,dieAlexejewundBesobrazowweg-

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zujagen, der, währendAbertausende seinerBolksgenossenmitihremBlut den mandschurischenBodendüngen,imSchloßparksitztundbeimSpiritistentrug desGauklersPhilipp Trost findet, einsolcherMannmag reinenHerzens dasBestewollen:zumZarenwardernichtgeboren.Wasermorgenthun wird, istungewiß.Möglich, daßihmdie Nerven erlahmenunderdurch hastigen FriedensfchlußdenHeilandsrufzurettenversucht. Sonstabersollten unsere Kneipenjapaner nochnichtViktoriaschießen.DieLeistungdespetersburger Generalstabes ist für HeerundFlotteja jämmerlich.SchonderGedanke, denRiesenstrangderEisenbahnin derMandschurei ohneeinestarkeArmee haltenzukönnen,dünktUnseinemOblomowhirnentsprungen.DasErsatz- geschwader,dessenErscheinenmit einemSchlagdie ganzeLageändernwürde, kann Monatelang nicht auslaufen, istoffenbarnoch jetztnichtreisefertigJn Wladiwostok,woAdmiral SkrydlowdenFeind wenigstens ärgern,zu Un- bedachtsamkeitenreizen möchte,fehltes anKohle. Auchdafür ist nicht gesorgt.

WohernehmenPUmzehnKriegsschiferdenEisenbauchmitschwarzemFutter zufüllen,brauchtmanzehntausendTonnenKohle.SiebenhundertWagons:

Daskann diemitTruppen-undTraintransportenüberlasteteeingleisigeBahn nichtleisten.Deshalbwird überallinEuropa nachSchmugglerwaareherum- gebirscht.AuchinDeutschland sindUnternehmern,dieeineLandungriskiren wiirden,Fabelpreisegebotenworden;Preise,dienochgutblieben,wennderBer-

such,KohleanLand zubringen,erstdemdrittenSchisfgelänge.Als die Dresde- nerBankheimlichKohlenaktienaufzukaufenbegann,wittertendie Sommer- gästeder berliner Börseetwas geheimnißvollKriegerischesdahinter; sonst, dachten sie, hielte sichauch wohldiePresse nicht so merkwürdigstill.Das warnatürlichUnsinn. SelbstdenhellstenKöpfendämmertnochnicht,warum die Dresdener Bankplötzlichfürdreißig,vierzigMillionenHiberniaundGel- senkircheneingekaufthat.HerrGutmannhatte schonmanchmalMomente,in denenihmdieHemmungvorgängestockten;fürdieunsichereHoffnung aufeine WestfälifcheMamrnutfusiongingeaberaucherwohl nicht soinsZeug.Hat dieUnruheimRuhrrevier vielleichtdenPlan gereift,dieBergwerkezuver- staatlichen?HerrArnhold,FriedländersGegenkönigimKohlenreich,istder JntimusdesHandelsministersMöllcr undimSanhedrinderDresdener Bank ein garmächtigerMann. Wirmüssensabwarten ; biszumJüngstenTag kann dieBörsenpressedaswichtigsteEreignißdieserWochennichttotschweigen.

Mitdem Asiatenkrieghatesganzsichernichtszuthun.DieJapaner haben so vielKohle,wiesie brauchen; undderrussischenFlottewirdnachundnach WahrscheinlichderAthem ausgehen.Aber dieEntscheidungliegt ja nichtan

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demWasser;und demLandheerbringt jeder Tag Verstärkung.Dasfranko- russischeBündniß verpflichtetdenZare"n,einebestimmte Truppenmachtin Europazuhalten.Obman sichmitHerrnDelcassåverständigtodereinen anderen Ausweg gefunden hat: jedenfallswerden jetztdiezuverlässigsten Armeecorpsnach Ostasien geschickt.DerKrieg fängt erstan. DaßdenJa- panern, diedichtanihrerBasis fechtendurften, währenddesVorspielesdas Glücklächelnwürde,hattenalleSachverständigenvorausgese«hen.

die

GeneralKuropatkin ist nichtaucoeur lägenwie einGolownin der Jnfanterie,insFeldgezogen.ErdämpftediehitzigeHoffnung,dieihn auf Bahnhöfenumjubeln wollte,undsagte,vordemAugust feien entscheidende Schlachten nichtzu erwarten. Wieesscheint,wirderRecht behalten; und hat bisher seineSache so gut gemacht,wie diewidrigenUmständegestatteten.

FürdeneinzigengrobenFehler russischerLandstrategie,dervonWeitemsicht- bar war,istnichter,sondernSassulitsch verantwortlich: stattamYaludie Japaner, nachdergewaltigen AnstrengungdesFlußüberganges,wirkung- losindieLuft stoßenzulassen, stellten sichdieRussenunklugzumKampfund erlittendieschmählichsteNiederlage.Derselbe Fehler, durchdenMakarow dieFlottebis zurOhnmacht schwächte,alsersichzwischendie Seeminen wagte. Solche Draufgängergiebtsüberall.AuchwirhatteneinenSteinmetz.

UndgeradenacheinpaarSchlappentreibtder Ehrgeizoder dasBediirfniß,den moralischenMuth,dieStimmungderTruppenzuheben,stetseinenHitzkopf insFeuer. Kuropatkin ist still gebliebenundhatdenSchein mattherziger Schwächenichtgescheut.Dieihntadeln,verkennenseineAufgabe.Wennerbe- hutsam zurückweichtundjedeEntscheidungausschiebt,bisers anZahlmit den japanischenCorpsaufnehmenkann, haterdasMenschenMöglichevollbracht.

Jndenersten fünfMonaten botdierufsischeKriegführungdemvondche- fchichtebelehrtenBlick keineUeberraschung.SofingenalleMoskowiterkriege an.MobilmachungundorganisatorischeArbeitüberjedeVorstellungmiserabel;

überallfehltsamNöthigsten,ist unterschlagenundgestohlenworden« Der Oberst,derinRußlandderErnährerundManager seines Regimentes ist, widersteht schwerderVersuchung,anseinenGeldbeutel öfteralsandieMon- turdesgemeinenManneszu denken.KalterOrient, liebeLeute;Keinerwill da dieKorruption, dieso behaglicheFäulnißwärmeverbreitet,unter den Staatseinrichtungenmissen.Das3dieRussensichgutgeschlagenhaben, lehrtdie Berlustlisteund wirdauchvomFeind nichtgeleugnet.Aber dieOffensivewar, trotzBenderundHadschibei,nieihreStärke.DiezeigtsicherstaufdemRiickzug.

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DerGroßrusseDostojewskij,Nekrassow,Tolstoizeugendafür—istvonNa- turunkriegerisch;nurwoerfür seinenGlauben ficht, schlagenihm Flammen insBlut. DochwiegefährlichderpassiveWiderstand diesesHeeresbreit- stirniger Gottesknechte werden.kann, hat selbst Bonaparte erfahren.Wenn dieZeichennichttrügen(unddiegeldgierigeKamarillanichtwiederdreinredet), wirdKuropatkin handelnwieKutusow einstanderDonauundbei Borodino.

lHordentaktik.Ganze Provinzen verwüstet,MillionenwerthewieMakulatur verbrannt,demnachdrängendenFeind jedes Ouellspältchenverstopft;nnd dannerst,wenn erzwischenFeuersbrünstenermattet,halb schonersticktist,mit gesammelten Haufenüberihnher.Nein:dieRufsenhaben Menschen,Schiffe, Millionen verloren,aberernstlichgeschwächtsindsienochnicht.DerKriegbe- ginnt erstUnd dieJapaner,dieinfünfMonatenkeinerechteSchlachtzuerzwin- genvermochten,können in derMandschureidasSchicksaldesKorsenerleben.

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Das wissen ihre klugenFührer;undlächelndarum wohlüber den Enropäerwahn,Nipponkönne dasReichderRomanows inScherben schla- gen.DieklugeVoraussichtdiesergelbenMänneristdiegroßeUeberraschung desKrieges.Allesist aufsHärchenberechnetundkeinRädchenversagtin der MordmaschinedenDienst.WährenddieRussenvorder modernenTechnik so rathlos stehenwie eintäppischerRiesevorzerbrechlichenSizvresvasen, wirthschastendieJapanermit demAllerneustenup to datewiemitUrväter Hausrath ZuLand undzuWasser führensiedenKrieg nachdenfeinsten wissenschaftlichenMethoden;man möchteglauben, daßeingenialerMathe- matiker überihren Generalstab herrscht.Sie kanntenjedeSchwächedesFein- des,jedeSchwierigkeitdes Geländes undhatten fürAllesvorgesorgt.Die zu- verlässigsteWasfe,dasbestePulver, Kohle,Proviant: nichts fehlte; und Nie- mandhattevonsolcherRüstungEtwasgeahnt.Sogelang ihnen zunächst,was NapoleonvorhundertJahren vergebensplante—dieBriefe,dieerübersein KriegsprojektgegenEnglandanMassenaundandere Vertraute schrieb,sind ebenveröffentlichtworden——:sievermochten,zumerstenMal in derKriegsge- schichte,unterdemSchutz ihrer jungen FlotteeinganzesHeeranderfeind- lichenKüstczulanden.SiebrachtendasschwersteFeldgeschützkaliberüber den Yalu, auf steilePässe,bisnachPortArthur.Dabeiin Armee und Marineeine Tollkühnheit,DisziplinundLebensverachtung,dielaut gegen dieoftwieder- holteBehauptungWilhelmsdesZweiten spricht,nureinguterChristkönne einguterSoldat sein.UnddasWichtigste: nichtswurdeausgeschwatzt,jeder PreßmarodeurbeimKragengenommen und dasWehgeschreiüber denMangel

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an,,Jnformationen«keine Minutebeachtet.(Auchbei unsgeberdensichmanche Schreiber,als würde derKrieg für dieZeitungen geführtundKurokimüsse Entschuldigungerbitten,weil er,trotzdenExcitatorienderPresse,nochimmer- nicht ordentlichlosschlägt.)KeineNachricht; jedeOperationwie einBlitz, derausdickem Nebelniederfährt;imtiefstenDunkelsogardieZahldermo- bilen undnoch verfügbarenTruppen. Manches Rassenvorurtheilwirdzu revidirensein...DieAnfangsarbeitwar freilich nicht allzu schwer.Der Gegner stetsin derMinderheit, TausendevonMeilenweitvonseinerBasis, aufeineneinzigenSchienenstrang angewiesen.Manbrauchtnurandieerste ZeitdesBurenkriegesundanunser schlimmesHereroleidzudenken,umden WerthdesBortheilszuermessen,denschondieUmständedenJapanernge- währten.DieseGunstdesSchicksalskonnteabernichtdauern. Zwarwirdfast täglichausTokioirgendeinsiegreichesScharmützelgemeldet. Dochder Un- befangenehatdenEindruck, daßdenFührernderGelben in all demGlanz bänglichzu werdenbeginnt.DieRufsenflotteist nicht völligvernichtet,istso- garunbequem, PortArthurhält sichlänger,alsmanerwartet hatte, und wenn eskapitulirt, ist auch noch nichts Entscheidendeserreicht.DenBahn- körperaneinemCentralpunkt zerstörenoder dem müdenKuropatkin,bevor neue Massen eintreffen,ein Sedanbereiten: Dasalleinkonnteeinstweilen wenigstensdenSieg sichern.Jetzt sindzwei,dreiArmeecorpsinRußlandver- frachtetworden;frischesKanonenfleischfürOstasien.Nicht mehr zusammen- gewürfelteLumpenausklopfer. Jeder Vormarsch verlängertdenJapanern dieVerbindunglinie nachderHeimathunderschwertdieVerpflegungder Truppen,dieErgänzungdesMaterials ; undsiehabenvielärgereVerluste gehabt,alsihrWillezuwohlthätigerLügeje zugab. Hält sichPort Arthur, bis Kuropatkin dreihunderttausendGewehrehat,danngehtNippondieSonne unter;unddieKoreaner warten nuraufeineGelegenheit,umoffenfür Nuß- landgegen dengelbenTyrannenzu meutern. Jm günstigstenFall müssen dieJapaner sichinLiautung festsetzenundsichgegendenAngrisfderrussi- schenUeber-machtverschanzen.Dann könnte auch dieseMöglichkeithat Kuropatkin vorausgesehen dieSache zweiJahreundlängerdauern. So weitreichtaberJapans Kapitalkraft nicht;undBriten undYankeeswerden nicht so rasch,wieman bei uns meint,insGelbehineinMilliarden ver- pumpen.Auf diesemcoupirtenTerrain hatsRuszlandbequemerzessagt seinen Gläubigern: Jhr habtdrei- bisvierhundertMillionen Zinsenvonunszu fordern;wennJhr sieunsborgt,könntJhrsichersein, daßderfälligeCou- -ponbezahltwird. So ists inParis gemachtworden;unddasRezeptwird nochmanchmalwirken.Jede SchwächedesFeindes, dochnicht seineStärke

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habendieJapaner gekannt.UndamEndewar dasvonfeinsterMeisterkunst vorbereitete Unternehmennur einewundervoll heroischeDummheit.

sc

Ausbluten lassen,sprichtderPolitikerz je schlimmerEisbär und Gelb- fuchseinander zerzausen,um so besser füruns. DerRatheinesWeisen; wenn inLiautungnur nicht auch unserGeldmitverpulvertwürde!Fragt deutscheGroßindustrielleundBankdirektoren,obsiedenAsiatenkriegbis ins nächsteJahr verlängertwünschen,obnicht JederdenFrieden herbeisehnt.

Ein DauerverheißenderSiegdesSonnenreiches ist jetzt,dafast sechsMonate InittheurerGlorie, dochohnerechtenErtrag verthansind,kaumnochdenkbar;

eundnur Kinderkönnenihnwie einenSegenvomChristenhimmel erflehen.

DerPräsidentdesKizokuin,desjapanischenHerrenhauses, hatimMärzge- sagt: »Auf unser Reich,denBannerftaatasiatischerKultur,blickthoffendder ganzeOsten; und wirfühlendieheiligePflicht,Allen,dieunsvertrauen,China, Jndien, Korea, jedem eivilisirten Asiaten,dieHelferhandhinzustrecken,als Freunde sieausdemJochzubefreien,dasEuropa dieseneinstmächtigenVöl- kernaufgezwungenhat,und derWeltzu beweisen,daßderOrientsichauf jedem Kampfplatzmit dem Occidentmessenkann.« So denktjederJapaner.Nach denRussenkämenFranzosen, Deutsche,BritenandieReiheundderOsten würdevondenrothborstigenBarbaren gründlichgesäubert.JnLondonhat man dieGefahrfrüherkanntundwünschtdemgelbenMann längst schon nicht mehrdenSieg. JnTokio würden dieklügstenLeutesichjetztmit dem gemehrten Preftige begnügenundfroh sein,wenn dieMißgunstgroßmäch- tigerReis-undBaumwollproduzenten siebeimFriedensschlußnicht auch nochumKoreaprellt...Und wassollunsere nüchterneVernunft wünschen?

Was dieBörse wünscht:daßbaldFriedewird.Einhaltbarer Friedewürde abernurmöglich,wenn Rußland vorherein paarErfolge hätte,dieihmde- müthigendeBedingungenersparten. Auf Jahre hinauswäre es, mitseinen zerrütteten Finanzen, auchdannnochunschädlichgemachtundkönnte,wenn WittenichtetwaselbstinKriegsnöthennochschlaueralsBiilowist,einPracht- kundeunserer Jndustriewerden. DennesmußHeerundFlotte reorgani- sirenundeine kleine Milliarde für Eisenbahnmaterialverwenden. Wundert sichnun nochEiner, daßalleBörsendesKontinentes,trotzKischenew,jededen RUsseUhalbwegsgünstigeMeldungmiteinerHaussefeiern?UndihrWunsch wirdwahrscheinlicherfülltwerden. WerhältdieWette?WennPortArthur nochvierWochenwidersteht,habenwirvorMariae Geburt,wennKuropatkin erstimHerbst siegreichvor-rückenkann,umdieZeitdes EhristfestesFrieden.

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130 DieZukunft.

Der Frauenkongreß.

Terzwischendemdreizehntenund demachtzehntenJunitagdie Bernburger-

» straße betrat,sahvordenbekanntenRäumenderPhilharmonie Flaggen- mastemitBlumengewindenaufgerichtet,unter denenvomMorgenbiszum AbendSchaaren weiblicher WesenallerAltersklassenaus- undeinfträmten.Die Zugängewaren mitreichem SchmuckvonBlumen undGrünzuWandelgängen hergerichtet,in denenbequeme PlätzezumVerweilen einluden. Der Riesenbau derPhilharmoniewar zueinemParlamentsgebäudederFrauenumgestaltet Währenddie vier großenSäledenallgemeinenund denSektionversammlungen dienten, bliebendie Nebenräume zubehaglichem Aufenthalt bestimmt. Ueberall fandderWanderer Frauenundjunge MädchenzuAuskünftenallerArtbereit- VomMorgenbiszumAbend wogteesindenRäumen hinundher, während indengroßenSälenTausendedenVorträgenundErörterungen folgten-

DenAnlaßzurEinberufungdesinternationalen Frauenkongressesgab dieGeneralversammlungdesJnternationalen Frauenbundes,der 1888begründet wurde undjetztneunzehnNationalverbände umfaßt,dieausderGeneralver- sammlungdurch ihre Vorsitzendenunddurchzwei Delegirtevertreten waren.

DerJnternationale Frauenbund,indemalleKulturländcr vertreten sind,will eineVerbindung zwischendenFrauenorganisationen allerLänderherstellenund FrauenausallenErdtheilendie GelegenheitzumAustausch ihrer Gedanken und Erfahrungenschaffen.Erfolgtdergoldenen Regel:»Daunio others as they should dounto you«undsuchtdergesammten»Frauenbewegungeinen Zu- sammenhaltundgeistige Förderungzugeben-

JnähnlicherWeisewiediese große Weltorganisationsindindenein- zelnenLändernNationalverbände gegründetworden; soinDeutschlandder Bund Deutscher Frauenvereine,derdeninChieago1893gegebenen Anregungen seine Entstehungverdankt. Erumfaßt170Einzelvereine,ausdenennamentlichdie LehrerinnenvereineunddieFrauenbildungvereinehervorragen;dochsind auch Wohlfahrt-nndWohlthätigkeitvereinedarunter vertreten. DerBundbearbeitet inständigen KommissionendieFragederRechtsstellungderFrau, desAr- beiterinnenschutzes,derSittlichkeit,derMäßigkeitbestrebungenunddes Kinder- schutzes. Außerdem hatereineständige Auskunftstelle füralleFraueninter- essenerrichtet.SeinHauptwerthliegtindemBemühen,demweiblichenGeschlecht dieNothwendigkeitderOrganisationklarzumachenundihmdieEinheitlichkeit allerFrauenbestrebungenzumBewußtseinzubringen. Schon zweimal, in Chicago undLondon,waren mitderGeneralversammlungdesJnternationalen Frauen- bundcsallgemeine internationale Frauenkongresse verbunden worden. Dochgeht dieEinberufungnichtvomWeltbund, sondernvomNationalbund aus. Nach Berlin hattederBund DeutscherFrauenvereinedeninternationalen Frauen- kongreßberufen,demdieTagungdesJnternationalen Frauenbundes vorherging.

Werbisher den BestrebungenderFraueninihrer Gesammtheit noch nicht gefolgt ist,wirdüber die großeZahlanziehenderundbetrachtenswertherFrauen- erscheinungenerstaunt gewesen sein, die aufdemKongreßzusehenwaren. Das sindnichtmehrdieLeiterinnen undMitglieder einzelnerFrauenvereine,nkcht mehr wohlthätigeDamen,sondernFrauen,derenThätigkeitüber die engenGrenzen

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ihresVereins oderihrerStadt hinausgewachsenist,Frauen,in deneneinGe- fühlvollerVerantwortlichkeit fürdieHebungdesgesammten Geschlechteslebt- DaistFrauMarieStritt, seit1899 dieVorsitzendedesBundes,die denersten Rechtsschutzvereinfür FraueninDresden gegründet hatundinderorganisa- torischenArbeitVorzügliches leistet;einefestinsich beruhende Persönlichkeit, eineausgezeichnete Rednerin undebenso gute Präsidentin.Jhr stehtzurSeite Frau HelenevonForsteralsStellvertretende Vorsitzende, zugleich Vorsitzendedes Vereins FrauenwohlinNürnberg, die sichJahre lang als Mitarbeiterin ihres Mannes, desbekannten AugenarztesinNürnberg,inernsterwissenschaftlicher Arbeit geübt hat.FräuleinAliceSalomon,derVorsitzendenderMädchen-und Frauengruppen für soziale HilfsarbeitinBerlin,war esvergönnt,inunge- wöhnlichjungen Jahren aneineleitendeStelle zu treten. SiewurdedieNach- folgerinderzufrüh verstorbenen Jeanette SchwerinundhatzurBelebungder weiblichen HilfsthätigkeitinBerlin, desInteressesfürdieFragen der Heim- arbeitunddesArbeiterinnenschutzes sehr Tüchtiges geleistet;alsgute Rednerin UndVersammlungleiterinwar siedenBerlinern längst bekannt· Jnderstolzen undaufrechten GestaltdesFräuleins Helene Lange begrüßenwireinederHaupt- krästederdeutschenFrauenbewegungundinsbesondereallerBestrebungenfür dieFrauenbildunginDeutschland.Sie giebtdieMonatsschrift »Die Frau«

heraus,istVorsitzendedesAllgemeinenDeutschen Lehrerinnenvereins,desBer- linerFrauenvereinsundhat durchdieBegründungundLeitungder Gymnasials kurse fürFraueninBerlin diesenBestrebungenvorAllenfreieBahnzubrechen verstanden.FrauKirschner,dieGattin desOberbürgermeister-Zvon Berlin, wirdihrereinflußreichenStellungdurchihreMitwirkunganvielenWohlthätig- keitbestrebungen gerecht;namentlichhatsie den VereinHauspflege durchihre sachkundigeArbeitzubesondererBlüthe gebracht.Fräulein AnnaPappritzist auf demGebietederSittlichkeitbewegungthätigundhat sich,wiedieihr geistig verwandte JkaFreudenberginMünchen, aufdemberlinerKongreßalse neder beftenundgeschultestenRednerinnen erwiesen. Dr.GertrudBäumer,dierechte HandvonHelene Lange, durch feinsinnigeundgründlicheArbeiten aufdemGe- bietederFrauenbildungwohlbekannt; HeleneSimon undAdeleGerhard,die VerfasserinnendesBuches»Mutterschastundgeistige Arbeit«;Dr.KätheSchir- macher,diein Parisheimischgeworden istund alsRednerin nndSchriftstellerin sicheinefesteStellungerrungen hat;Dr.KätheWindscheid,dieTochterdes be- TühmtenPandektisten,dessenunvergeszlichfeineundgeistvolle Zügeindenihren wiedererscheinen,dieLeiterin derleipziger Gymnasialkurse fürMädchen:Das sind diejugendlichenVertreterinnen der vorwärts drängendenBewegungderge- bildeth Frau. EinEhrenplatz gebührtderFrau Hedwig Hehl,diealsVor- sitzendedes Lokalkomiteeseineebenso anstrengendewiefruchtbringende Thätigi kkitentfaltcte- SieistalsPersönlichkeitderlebendige Beweis fürdieFähigkeit dkkFrau-einemgroßenGeschäftsbetriebselbständigvorzustehen.DurchdieEnt- wickelungdes vonihr geleiteten Fabrikbetriebes gelangte siezurFürsorge für ihre weiblichenAngestelltenundhatnachundnach aufallenGebieten derhauswirth- schaftlichenBildung Beachtenswerthesgeleistet. Bekannt ist ihr ABC derKüche UndihkVolkskvchbuchNeidlos wurdeihrdasHauptverdienstum« die glückliche organisatorischeGestaltungdesKongresseszuerkannt.JhrzurSeite standFrau

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Wentzel Heckmann,dieihrenReichthum noch bei LebzeiteningroßemMaßstab zurFörderung gemeinnützigerZweckeverwendet Jhrnamentlich istdieHeim- stättezuverdanken,diedasPestalozzi-Fröbel-Haus jetzt besitzt. Jch erwähne nochdieBeteranin derFrauenbewegung,Lan Morgenstern,dieBorsitzendedes Berliner Hausfrauenvereins undBegründerinderBolksküchcn,die,wenn sie heutenicht mehrdieselbe praktische Bedeutung habenwiefrüher, dochanpro- grammatischer Bedeutungnichts eingebüßthaben...Natürlich gebendiewenigen Namen,dieichhier herausgriff-, noch keine Vorstellungvon derFülle werth- voller Persönlichkeitemdie inderdeutschen Frauenbewegung thätig sind.

Nicht minder interessantalsdiedeutschensinddieausländischenBer- treterinnen. Vor AllendieBorsitzendeMrs. May Wright SewallausJndianapolis, diedieeigentliche TriebkraftdesWeltbundes war; siewar früher Jnspektorin öffentlicherSchulenundleitetseit zwei Jahrzehnten einevonihrundihrem Gatten gegründeteHöhereSchule für Mädchen. Neben ihralsZweiteBorsitzende dieGattin desfrüheren VicekönigsvonJrland«,Lady Aberdeen,einehöchst sympathischeErscheinung,die,nachdemsieden dienendenHausgenossinnenMutter undFreundingewesenwar, anderSeite ihresGatten fürdasWohlunddie BildungdesFrauengeschlechteszuwirkenbegann. Besondersbemerkt wurde die greife Miß SufanAnthonyaus Rochester,die alsDelegirtedesBundes amerikanischer Frauenvereineherübergekommenwar. Jhre vierundachtzig Jahre hinderten sienicht,denmeisten VersammlungenbeizuwohnenundalsRednerin aufzutreten. Neben ihr sahenwir Mrs.Perkins Gilman,einefruchtbarenational- ökonomischeSchriftstellerin,undReverend AnnaHoward Shaw, die,wieihr Titel zeigt,cingeistlichesAmtbekleidet hat.Beidefindsehr gute Rednerinnen.

AuchMrs. Terrell,dieEhrenpräsidentindesNationalbundes farbiger Frauen unddieerste farbige Frau,diedemVerwaltungrathderwashingtoner Volks- fchulen angehört,wurde vielfach beachtet.Auch hier muß ich mich begnügen, einigemarkante Persönlichkeitenherauszugreifen Ungefähr dreihundert Führe- rinnen undRednerinnen waren zumKongreßgekommen.Uebrigenswar auchdie Presse vielfachdurchFrauenvertreten. AuffallendwardiegroßeZahlderDeutsch sprechenden Frauen;Scandinaoinnrn undHolländerinnen,aberauch Britinnen undAmerikanerinnen leiste-tenimfreien deutschenVortrag Ueberraschendes.Die Kunst freier Rede,dieselteninPhraseoderschwärmerischenAusdruck überging, standüberhaupt auf ansehnlicher Höhe. Fastimmerbewegtendieberichtenden Frauen sichaufdemBodenderThatsachenundgründlicherKenntnisseundmanche vonihnenerzwangen sich durchdenGlanzderRedehöchsteBewunderung.

AnStoffzumRedenfehlteesfreilichnicht.Das vorbereitende Komitee hatttedasgefammte Gebiet,dasdurchdieFrauenbewegungbeherrscht wird,in vierSektionen getheilt: Frauenbildung,FrauenerwerbundBerufe, sozialeCr- scheinungennndBestrebungen,dierechtlicheStellungderFrau. JndenSektionen wurdenwieder einzelne Abtheilungen gebildetunddieGegenstände einzelnan

sämmtlichenKongreßtagenbehandelt.Sowaren in derSektion,,Frauenbildung«

dieThematagegeben:BildungderFraufür ihren Mutterberuf undhäusliche Erziehung, gemeinsame ErziehungderGeschlechter, Aufgabender modernen Fort- bildungschule,höhereMädchenbildung,UniversitätstudiumderFrauen. Jnder Sektion ,,FrauenerwerbundBerufe«wurdedieDienstbotenfrage,die Stellung

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