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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 15, H. 9

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(1)

TECHNIKUM)

WIRTSCHAFT

M ONATSCHRIFT mmmsamm DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE i » « » » SCHRIFTLEITER D*MĘyER mmmmm

15. Ja h rg . Septem ber 1922 9. Heft

Bilanz und Steuerrecht.

Von Generaldirektor a .D . Bergrat Dr.-Ing. h .c . Z ö r n e r , Köln-Kalk.

An Hand der Gesetze und unter Zugrundelegung von Gutachten anerkan nter Sachverständiger auf dem Gebiete des Bilanzivesens und des Steuerrechts w e r­

den die Formen und Grundsätze aufgeführt, nach denen, vor allem in Zeiten dauernder Geldentwertung, Bilanzen aufgestellt werden sollen, die d er W irt­

schaftslage gerecht werden und m it den Steuergesetzen in Einklang stehen. Die den einzelnen Gesetzen zugrunde liegenden W ertbegriffe w erden ausführlich dargestellt und daran anschließend das Problem der Bewertung von U n ter­

nehmen erörtert, insbesondere hinsichtlich der Abschreibungen und Neuanlagen, der Bewertung von Betriebsstoffen und Verkaufswaren und d e r Behandlung von Scheingewinnen.

I.

Die G e ld e n tw e rtu n g hat nicht n u r unsere w irtschaftliche Entw icklung von G ru n d aus beeinflußt, sondern auch auf das bisher so fest g e fü g t e G e ­ bäude der R echtsanschauungen zersetz end g ew irk t. T r e u und G lauben sind in hohem M aß e erschüttert. Die V erk eh rss itte ist w a n k e n d g e w o rd e n . D er Vertragsw ille d e r Pa rteie n steht nicht im m er fest, weil infolge der allge­

meinen Unsicherheit die V ertr agschließenden im A ugenblick d e r V erein­

b a r u n g bei der H a s t unserer Zeit und den w a n k e n d e n Begriffen von Recht und Sitte nicht im m er das Gleiche vora ussetz en o d e r meinen. Auch das neuzeitige Behelfsmittel d e r clausula re bus sic stantibus v e rm a g diese M ä n ­ gel nicht zu b e h e b e n 1).

Noch schw ierig er liegen die Verhältnisse, w enn die m oderne S te u e r­

gesetzgebung die au ftretenden F ra g e n m a ß g e b e n d b estim m t o d e r beherr scht.

Infolge der H ast ih rer H erstellu n g und bei dem M angel d e r g ründlichen V orb ere itu ng sind die m odernen Ste uervorschriften leider nicht m e h r mit

‘ ) Diese ist namentlich von Bedeutung für Verträge aller Art, die auf längere Dauer von den Parteien zu einer Zeit geschlossen wurden, als man das Ausmaß der Geldentwertung und ihre Rückwirkung auf die Industrie noch nicht übersehen konnte.

(2)

d e r fr ü h e r g e w o h n te n Z u v e rlä ssig k e it und G rü n d lic h k e it dem V e r k e h r über- -j g eben. Ist doch d e r Boden so sc h w a n k e n d g e w o r d e n , d a ß s o g a r die A us­

f ü h r u n g s b e s t im m u n g e n des Reic hsf in anzm in isters mit dem Willen des G e ­ setzg eb ers, wie unte n n ach g ew iesen w e r d e n wird, nicht m e h r völlig ü b er­

einstim m en.

D er E rtr a g s - un d d e r Z e it w e r t d e r ältere n G esetze m a c h t dem »gemeinen W ert« o d e r »gemei nen D a u e rw e r t« Platz, un d das V e r m ö g e n s ste u e r g e se tz schafft so g a r in seinem § 15 einen neuen Begriff, den » h ö h e re n dauern den W ert«. Kein W u n d e r, d aß d e r an sein G e w o h n h e i ts r e c h t un d die wenigen liberalen B esti m m ungen des H a n d e ls g e s e tz b u c h e s (H G B ) g e w ö h n te Kauf­

m an n nicht m e h r recht weiß, w o ra n e r sich zu ha lten hat. F rü h e r , d. h.

noch vosi einem J a h r z e h n t, w a re n die B estim m u n g en des H G B fü r Kaufleute, d. h. Einzelkaufleute, offene H an d elsg es ellsch aften , K ommanditg es ellschaften , G e w e rk s c h a fte n neuere n Rechts, und anderseits die B estim m ungen für die K örperschaften, d. h. die A ktienges ellschaften u n d die Gesellschaften mit be­

s c h r ä n k te r Haftpflicht, im g r o ß e n un d g a n z e n einheitlich. W e n n jem an d von ein er offenen H a n d e lsg e s e llsc h a ft zu ein er A ktiengesellschaft o d e r u m g ek eh rt ü b e rtra t, so ä n d e rt e n sich eigentlich n u r die G r u n d s ä t z e in d e r Bewertung d e r B estä nde in Kleinigkeiten (§ § 33, 40 und § 261 H G B ). H e u te dagegen schaf ft je des neue G esetz n eue G r u n d la g e n , so d aß das d urch Überlieferung und das H G B fe s tgele gte G e w o h n h e i ts r e c h t des d euts chen K aufm anns mehr u nd m e h r ins W a n k e n k o m m t. Die ält ere Schule d e r K aufleute mit ihrer ausgezeichneten Prax is hält an den alten G r u n d s ä t z e n fest u n d m u ß oft rat­

los g e ste h e n , d a ß se lbst die B ilan zw ah r h eit d e r Ja h r e s a b s c h l ü s s e durch die friedlich n e b e n e i n a n d e r s t e h e n d e n G old- u n d P a p ie r w e r te in F r a g e gestellt i s t 2).

Die G e s e l l s c h a f t f ü r w i r t s c h a f t l i c h e A u s b i l d u n g in F ra n k ­ furt a. M. su ch t u n te r d e r L eitung von P r o f e s s o r Dr. K. S c h m a 1 e n b a c h , Köln, diesem M angel d urch W o r t u nd Schrift (»G old m ark-B ilanz«) abzuhelfen.

So sieht m an übera ll B e m ü h u n g e n , w ie d e r O r d n u n g in die V erhältniss e zu bringen, zum al d a die Industrie und b e so n d e r s die j ü n g e r e G e n e ra tio n unserer Kaufleute d rin g e n d nach K larheit v erlangt. Die G r u n d s ä t z e d ie ser Gene­

ration sind mei st nicht durc h Ü berlieferung und E r f a h r u n g so fest ver­

an kert, wie es bei d e r älteren d e r Fall ist, weil je n e e n t w e d e r ja h r e la n g mit G u t u nd Blut u n s e r V a te rla n d verteidigte o d e r a b e r d e r g u t e n Lehrmeister u nd d e r Ruhe e rm angelte, die nun einmal für eine g rü n d l ic h e Ausbildung n o tw e n d ig sind. Dies soll kein V o rw u r f für u nsere j ü n g e r e G e n e ra tio n sein, a b e r eine M a h n u n g , d a ß sie grü n d lich die nun einm al b e s t e h e n d e n und im m er neu g eschaffenen G esetze und d eren Z u s a m m e n h ä n g e s tu d ieren möge, um heute Bilanzen aufzustellen, die den re chtlichen u n d steuerlichen G ru n d ­ sätzen en ts prechen. D a ß dies s e h r s c h w e r ist, w ir d o h n e w eiter es z uge­

g e b e n , denn man m u ß heute schon S c h ri ftg e l e h rt e r o d e r R e fe re n t im zu­

st än d ig en Ministerium sein, um den s o g e n a n n t e n W ille n des G ese tz g e b e r s g e n a u erfassen zu kön n en . O ft ist se lbst d ies er Wille sich a b e r ü b e r das A usm aß nach d e r w irtschaftlichen Seite nicht g e n ü g e n d klar. D aß das z u r­

450 Z o r n e r : Bilanz und S feu errech t j g '

2) Vergl. m eine Aufsätze in der Industrie und Handelszeitung vom 3. Juni und 10. Oktober 1921.

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Z ö r n e r : Bilanz und S te uerrecht 451

zeit noch völlig fließen de S teu errech t mit seinen den be ste h e n d e n G esetz en oft w id ers p rech en d en A u sfü h ru n g s b e stim m u n g e n u nd den hiervon a b w e ic h e n ­ den Ansichten d e r F in a n z ä m te r v e rh e e r e n d w irk e n kann, ist b ekannt. Als ru h en d er Pol ist eigentlich n u r d e r Reichsf in anzh of (R F H ) zu b etr achte n, d e r a b er n u r auf G ru n d d e r b e s t e h e n d e n G esetze Recht sprechen kann.

F ehle rhafte G esetz e o d e r G esetz e mit unm öglic h wirtschaftlich em A usm aß k ann auch er nicht ab än d ern , sondern im m er n u r w ieder auf d eren M ängel a ufm e rk sa m machen.

So ist die Lage heute! W e n n zurzeit je m a n d ü b e r Bilanzen in K onfe ­ renzen, V o rstan d - od e r Aufsich tsratsitzungen m a ß g e b e n d ents cheid en soll, so m ü ß te er eigentlich stets G esetzs am m lu n g en mit sich führen. Es g e n ü g t nicht mehr, d aß man die w enig en P a r a g r a p h e n des H G B in ihrem W e s e n und dem W o r t la u t nach kennt, sondern es ist nötig, die kollidieren den P a r a g r a p h e n un d A usfü hru n g s b estim m u n g en zur H a n d zu hab en , w om öglich noch mit K om m entar, um alle Zweifel zu beseitigen. D aß das natürlich nicht im m er möglich ist, und d a ß deshalb m anche falsche E ntscheidung gefällt wird, ist eine offenkundig e T atsache. Anderseits k o m m t auch d e r techni­

sche D irektor, d e r sich bisher n u r seinem Ing e n ie u rb e ru f g e w id m e t hat, häufig, z. B. bei d e r B eru fu ng in den V ors tand, in die Lage, sich pflicht­

m ä ß ig ü b e r solche F r a g e n unte rrichte n zu müssen. K onnte er sich, z. B.

nach seinem A usbildungsgange, nicht ü b er die Einzelheiten auf dem l a u ­ fe nden halten, so ist er zweifellos heu te oft in ein er w en ig an g e n e h m e n Lage.

U m diesem M angel abzuhelfen, sollen im fo lgenden k u rz die w enig en m a ß g e b e n d e n gesetzlichen Bestimm ungen a n g e fü h r t un d e rläu tert w erden.

Das H an d elsg es etzb u ch vom 10. Mai 1897, das das Bilanzrecht m a ß ­ g e b e n d beeinflußt, bestim m t im § 38 die V erp flic htung des K aufm anns zur F ü h r u n g von H a n d e lsb ü c h e r n und stellt im § 39 G ru n d sä tz e ü b er die E rö ff­

n u n g von In ventur und Bilanz und die Z eit hie rfü r auf. Beide P a r a g r a p h e n la u t e n :

§ 38. Jeder Kaufmann ist verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen ordnungs­

mäßiger Buchführung ersichtlich zu machen.

Er ist verpflichtet, eine Kopie (Abschrift oder Abdruck) der abgesendeten Handelsbriefe zurückzubehalten und diese Abschriften sow ie die empfangenen Handelsbriefe geordnet aufzubewahren.

§ 39. Jeder Kaufmann hat bei dem Beginn seines Handelsgewerbes seine Grundstücke, seine Forderungen und Schulden, den Betrag seines baren Geldes und seine sonstigen Vermögensgegenstände anzugeben und einen das Verhältnis des Vermögens und der Schulden darstellenden Abschluß zu machen.

Er hat demnächst für den Schluß eines jeden Geschäftsjahres ein solches Inventar und eine solche Bilanz aufzustellen; die Dauer des Geschäftsjahres darf 12 Monate nicht überschreiten. Die Aufstellung des Inventars und der Bilanz ist innerhalb der einem ordnungsmäßigen Geschäftsgang entsprechenden Zeit zu bewirken.

Hat der Kaufmann ein Warenlager, bei dem nach der Beschaffenheit des Geschäfts die Aufnahme des Inventars nicht füglich in jedem Jahre geschehen kann, so genügt es, wenn sie alle zwei Jahre erfolgt. Die Verpflichtung zur jährlichen Aufstellung der Bilanz wird hierdurch nicht berührt.

S ehr w ichtig ist § 40. Er e n th ä lt a u ß e r d e r für unsere en tw e rte te M ark b esonders w ic htigen Vorschrift, d aß die Bilanz in R eich sw äh ru n g aufzustellen

T. u. W. Heft 9. 1

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452 Z ö r n e r : Bilanz und Steuerrecfat

ist, die A nw eisung über den W ertansatz bei A ufstellung d es Inxentars und der Bilanz:

§ 40. D ie Bilanz ist in Reichswahrung aufzustellen

Bei der Aufstellung des Inventars un d der Bilanz sind säm tliche Vermogens- gegenstände und Schulden nach dem W erte anznsetzen. der ihn en in dem ZQt- punkte beizulegen ist. für den die Aufstellung stattß ndet

Z w eifelhafte Forderungen sind nach ihrem w ahrscheinlichen Werte anzu­

setzen. uneinbringliche Forderungen abzuschreiben.

§ 41 enthält w eitere form ale V orschriften über Inventur und Bilanz und lautet:

D as Inventar un d die Bilanz sind von dem Kauf manne zu unterzeichnen. Sind m ehrere persönlich haftende Gesellschafter vorhanden, so haben sie alle zu unter- zeichnen.

Das Inventar und d ie Bilanz können in e in dazu bestim m tes Buch einge­

schrieben oder jedesmal besonders aufgestellt w erden. — Im letzteren Falle sind sie zu sammeln und in zusam m enhängender Reihenfolge geordnet au fzu b ew ah ioi.

§ 42 g ib t eine erleichternde A usnahm evorschrift für die Rechnungsab­

schlüsse öffentlicher Körperschaften, betrifft also den Kaufmann nicht, w äh­

rend § 43 in seinem nachstehenden W ortlaut die äußere Form der H andels­

bücher festlegt.

§ 43. Bei der Führung der H andelsbücher und bei den sonst erforderlichen

»nfwEM-hnnnaen hat sich der Kaufmann einer leb en d es Sprache und der Schn ft Z eichen einer solchen zu bedienen

D ie Bücher sollen gebunden und Blatt für Blatt oder Seite für Seite mH fortlaufenden Zahlen versehen sein.

An Stellen, die der Regel nach zu beschreiben sind, dürfen keine leeren Zwischenräume gelassen w erden. Der ursprüngliche Inhalt einer Eintragung «huf nicht m ittels Durchstreicheas oder auf andere W eise unleserlich gemacht werden, es darf nichts radiert, auch dürfen solche Veränderungen nicht TOrgenommen werden, deren Beschaffenheit es ungew iß läßt, ob si« bei der ursprünglichen Eintragung oder erst später gem acht worden sind

§ 44 bestim m t die A ufbew ahnm gspflicbt der H andelsbücher:

Die Kaufieute sind verpflichtet, ih re H andelsbücher bis zum Abläufe von zehn Jahren, von dem Tage d a - darin vorgeoom m enen letzten Eintragung an gerechnet aulzubewahren.

D assdb e gilt in Ansehung der em pfangenen H andelsbriefe und der Abschriften der abgesendeten Handelsbriefe sow ie in Ansehung der Inventare und Bilanzen

Besonders w ich tig ist, w ie g esa g t, der § 40, denn er bestim m t, daß die V erm ögensgegenstände und Schulden nach dem Z eitw ert (nach S t a u b ) , b es­

ser dem » G esch äftsw elt;, also nicht nach dem individuellen W ert einer­

seits, noch nach dem gem einen V ersilberungsw ert- anderseits anzusetzen sind; er g ib t die H öchstvorschriften für die B ew ertung der A ktiva und die M indestvorschriften für die der Passiva. D ieser Paragraph is t auch nach

§ 42 d es G esetzes für d ie G esellschaften m it beschränkter H aftpflicht m aß­

gebend, w obei d iese bezüglich der B ew ertung der A nlagew erte den § 261 des H G B ebenso beachten m üssen w ie die A ktien gesellsch aften , für d ie er gesch affen w orden is t

Ehe w ir zu den A ktiengesellschaften übergehen, muß mit aller D eu t­

lichkeit hervorgehoben w erden, daß Literatur und P raxis i auch m ancher Finanzäm ter) den Standpunkt vertreten, daß § 40 H G B steuerredith'ch so

(5)

Z o r n e r : Bilanz und S teu errech t 453 a u sg e le g t w e rd e n müsse, d a ß als W e r t am Stichta ge nicht d e r ge m e in e V e rk a u fs w e rt einzusetz en sei, so n d ern n u r d e r W ert, d en ein fr e m d e r K auf­

man n bei einem Kauf des G eschäfts zum Z w e c k e des W eit e rb e trie b e s an- legen w ürde, u n d z w a r u n te r gew ö h n lich e n Verhältnissen . Bei einem sol­

chen Kauf w ü rd e a b e r d e r Käu fer n u r solche Preise anlegen, die eine R en­

tabilität des U n te rn e h m e n s sichern w ü r d e n ; es w ären also auch W a r e n b e ­ s tände nicht zu g e w öhnliche n V erk au fsp reisen des S tichta ges z u ü b e r n e h ­ men, sondern zu einem Preise, d e r den H erstellu n g s - o d e r A nschaffungs­

kosten entspricht, zuzüglich o d e r abzüglich einer bis zum S tichta ge d e r Be­

w e rtu n g ein g etreten en E rh ö h u n g o d e r V erm in d e ru n g d e r G roßhandelspreise, A rbeitslöhne, Zölle usw .; mit andere n W o rt e n au sg ed rü ck t, w ü rd e d e r K äu fer d e s g a n z e n G eschäfts f ü r die v o rh a n d e n e n W a r e n nic ht m e h r zahlen, als e r au fw en d en müßte, wenn er bei den am T a g e des V ertragschlusses b e ­ ste h e n d e n M a r k t- un d Preisv erh ältn issen usw. die W a re n sich ers t n eu b e ­ schaf fen m ü ß t e 3). Eine a ndere H a n d h a b u n g d e s G esetz es w ü r d e auch zu ein er nicht zu rechtfertigenden Benachte iligung des Einzelkaufm anns, der offenen H andelsgesell schaft un d d e r einfachen K om m anditg esellschaft g e g e n ­ üb er den Aktiengesellsc haften o d e r Gesellschaften mit b e s c h r ä n k te r H a f tu n g führen (siehe T afel auf S. 456). D em Streit ü b e r diese F r a g e h a t endlich eindeutig d e r § 33 a des Reic hs-Einkom m ensteuergesetzes ein Ende gem ac ht, d e r für d a s E in k o m m e n ste u e rre c h t klipp und k la r dem G ru n d sa tz A usdruck gibt, d a ß u n r e a l i s i e r t e G ew inne n i c h t steuerpflichtig sind. D am it ist also entschieden, daß, a b g eseh en von den d a u e rn d e n Anla gew erten, auch d ie W a r e n b e s tä n d e un d V o rräte zum Anschaffu ngs- o d e r H e rs t e llu n g s w e r t in die Bilanz ein zu setzen sind.

Zu derselb en F r a g e g ib t d e r § 261 H G B d e r Aktiengesellschaft die m a ß ­ g e b e n d e n rechtlichen Vorsch riften ü b e r die Aufstellu ng d e r Bilanz.

§ 261. Für die Aufstellung der Bilanz kommen die Vorschriften des § 40 mit folgenden Maßgaben zur Anwendung:

1. Wertpapiere und Waren, die einen Börsen- oder Marktpreis haben, dürfen höchstens zu dem Börsen- oder Marktpreis des Zeitpunktes, für welchen die Bilanz aufgestellt wird, sofern dieser Preis jedoch den Anschaffungs- oder Her­

stellungspreis übersteigt, höchstens zu dem letzteren angesetzt werden.

2. Andere Vermögensgegenstände sind höchstens zu dem Anschaffungs- oder Herstellungspreis anzusetzen.

3. Anlage- und sonstige Gegenstände, die nicht zur Weiterveräußerung, viel­

mehr dauernd zum Geschäftsbetriebe der Gesellschaft bestimmt sind, dürfen ohne Rücksicht auf einen geringeren Wert zu dem Anschaffungs- oder Herstellungspreis angesetzt werden, sofern ein der Abnutzung gleichkommender Betrag in Abzug gebracht oder ein ihr entsprechender Erneuerungsfonds in Ansatz gebracht wird;

4. die Kosten der Errichtung und Verwaltung dürfen nicht als Aktiva in die Bilanz eingesetzt werden;

5. der Betrag des Grundkapitals und der Betrag eines jeden Reserve- und Erneuerungsfonds sind unter die Passiva aufzunehmen;

6. der aus der Vergleichung sämtlicher Aktiva und säm tlicher Passiva sich ergebende Gewinn oder Verlust muß am Schluß der Bilanz besonders angegeben werden.

3) Vergl. hierzu M r o z e c k , Reichsabgabenordnung, §1 7 4 Anmerkung 15 und d ie dort angeführte Rechtsprechung.

l*

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454 Z ö r n e r : Bilanz un d S te u e r re c h t

N eben dem H O B g ib t auch das R e i c h s - E i n k o m m e n s t e u e rg e s e t z § 33 Abs. 2 und die R e ic h s a b g a b e n o r d n u n g (R A O) § § 162 und 163 ein g eh e n d e V orschriften m it fo l g e n d e m Inhalt:

Abs. 2 § 33 RESTG. Bei Steuerpflichtigen, w elche Handelsbücher nach den Vor­

schriften des Handelsgesetzbuches führen, ist der Geschäftsgewinn unter Be­

achtung der Vorschriften des § 15 nach den Grundsätzen zu berechnen, wie sie für die Inventur und Bilanz durch das Handelsgesetzbuch vorgeschrieben sind

§ 162 RAO (teilw eise). Wer nach den Steuergesetzen Bücher zu führen oder Aufzeichnungen zu machen hat, soll die folgenden Vorschriften beachten*).

. . . . Geschäftsbücher sollen keine Konten enthalten, die auf einen falschen oder erdichteten Namen lauten.

In Bücher soll, wo dies geschäftsüblich ist, m it Tinte eingetragen werden.

Trägt der Steuerpflichtige nach vorläufigen Aufzeichnungen ein, so soll er diese aufbewahren. Belege sollen mit Nummern versehen und gleichfalls aufbewahrt werden.

Kasseneinnahmen und -ausgaben sollen im geschäftlichen Verkehr mindestens täglich aufgezeichnet werden.

Die Bücher, Aufzeichnungen und, sow eit sie für die Besteuerung von Be­

deutung sind, auch die Geschäftspapiere sollen 10 Jahre aufbew ahrt werden; die Frist läuft vom Schluß des Kalenderjahres an, in dem die letzte Eintragung in die Bücher und Aufzeichnungen gem acht ist oder die Geschäftspapiere entstan­

den sind.

Das Finanzamt kann prüfen, ob die Bücher und Aufzeichnungen fortlaufend, vollständig und formell und sachlich richtig geführt werden.

g 163 RAO. Wer nach anderen Gesetzen als den Steuergesetzen Bücher und Aufzeichnungen zu führen hat, die für die Besteuerung von Bedeutung sind, hat die Verpflichtungen, die ihm nach diesen Gesetzen obliegen, auch im Interesse der Besteuerung zu erfüllen. § 162 gilt entsprechend.

N eben diesen g ru n d l e g e n d e n G e se tz e n des H G B und d e r R AO ist das R e ic h s- E in k o m m e n ste u e rg e se tz vom 29. M ärz 1920, auch a u ß e r dem bereits e rw ä h n te n § 3 3 , mit seinen Novellen vom 24. M ärz 1921 un d 11. Juli 1921, so­

wie dem N a c h tr a g vom 20. D e z e m b e r 1921 m a ß g e b e n d . B eso n d e rs wichtig ist § 33 a für die B etrie b sw e rte un d § 59 a fü r die R ü c k ste llu n g e n für An­

la gew erte. Beide galten v o r d e m S t e u e r k o m p r o m iß n u r für ph ysisc he Per­

sonen, heute a b e r auch für ju ristische P e rs o n e n des öffentlichen un d bürger­

lichen Rechtes, sow ie fü r alle B e r g g e w e r k s c h a f t e n des K örperschaftss teuer­

gesetzes. D as K ö rp e rsc h a f tss te u e rg e s e tz b e s t im m t in seinem § 9, d a ß bei der E rm ittlu n g des s t e u e rb a re n E in k o m m e n s die § § 31 bis 38 des E in kom m en­

st eu erg esetzes s i n n g e m ä ß e A n w e n d u n g finden. D urc h das n eu este Mantel­

gesetz vom 8. April 1922 w e rd e n im V e r m ö g e n s s te u e r g e s e tz (VStG), das auch f ü r den V e r m ö g e n s z u w a c h s gilt, im § 15 auch w ie d e r n eue Vorschriften geschaffen, die nam entlich die B e w e r tu n g betreffen.

Der § 3 3 a RES tG la u te t n un f o l g e n d e r m a ß e n :

Soweit für Gegenstände des Betriebsvermögens ein Anschaffungs- oder Her­

stellungspreis gegeben ist, gilt bei Berechnung des Betriebsgewinnes und des Ge­

schäftsgew innes im Sinne der §§ 32, 33 als Wert dieser Gegenstände der An­

schaffungs- oder Herstellungspreis nach Abzug der zulässigen .Absetzungen für Abnutzung.

*) Diese Vorschriften bedeuten eine Erweiterung des § 4 3 i u f . HGB

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Z ö r n e r : Bilanz und S te uerrecht 455 Obersteigt für einen Gegenstand der Anschaffungs- oder Herstellungspreis d en gemeinen Wert, so ist der Steuerpflichtige berechtigt, diesen Wert an Stelle des Anschaffungs- oder Herstellungspreises anzusetzen. In diesem Falle ist der für den Schluß eines W irtschaftsjahres angesetzte Wert der Gegenstände am Be­

ginn des folgenden Wirtschaftsjahres in Ansatz zu bringen6).

W enn es auch nicht möglich ist, alle einzelnen G e s e tz p a r a g r a p h e n wörtlich anzufü hren , so schien es m ir im vorlie genden Falle doch g e b o te n zu sein, die wichtigsten zu nennen, um w enig stens eine G r u n d la g e zu haben, auf der z. B. d e r In genieur in seiner neuen Stellung als V o rstan d m itg lied aufbauen kann.

Die A u sw irkung dieser einzelnen G esetz e soll in u m s te h e n d e r T afel in rohen Ziffern darg este llt w erd en an H a n d von Einzelfällen für A n lag e­

w erte, z. B. einem Maschin enpark , für Betriebsw erte, W ertpapiere, Bestä nde usw. Das Beispiel behandelt

a) als A nlagew ert, d. h. den d au ern d dem Betriebe g e w id m e te n W ert, e in e n M aschin enpark im W e r t von 1 Mill. M, d e r 6 Ja h r e in Betrieb ist, in 10 J a h r e n voll a b g e n u tz t sein w ürd e, also mit 60 vH a bgeschrieben sein m ü ß te ,

b) als Betriebswerte,

1. 100 Aktien zu je 1COOM, die zu 100 vH g e k a u f t sind und 450 vH B örsenw ert haben,

2. 20001 Stabeisen, zu 500 M/t g ekauft, die am Stich tage 7000 M /t V e rk a u fsw e rt haben.

F ü r die B ew ertu n g bei offenen H andelsgesellschaften gilt d e r gem eine D au erw ert, bei Aktien gesellschaften und G esellschaften m. b. H. d e r An­

schaffungspreis, verm in dert um einen A bnutzu n g sb etrag .

Nach dem bis herigen Ste uerrecht gilt d e r g em eine W ert, und nach dem V erm ö g en s steu erg esetz erfolgt die B ew ertu n g des V erm ö g en s "jew eils un te r Berücksichtigung d e r allgemeinen Wirtsch aftsverhältnisse« , und z w a r bei landwirtschaftlichen G ru n d stü c k e n nach dem W e r t des E rtr ag es d e r le tzte n drei Jahre, bei d a u e rn d dem Betrieb g e w id m e te n G e g e n stä n d e n , also A n lag e­

w erten, unte r A ußerachtlassung des A nschaffungspre is es zu einem m ög lich er­

weise vorliegenden h ö h eren d a u e rn d e n W e r t (siehe unten).

F ü r die Betriebsw erte, Bestände und W e rtp a p ie r e gilt bei offenen H a n ­ delsgesellschaften nach § 40 höchstens d e r Z eitw ert, d e r diesem P o sten in d e m Z eitp u n k t beiz ulegen ist, für w elchen die A ufstellung gilt.

F ü r die G. m. b. H. gelten, sow eit es sich um V e rm ö g e n s g e g e n s tä n d e h a n ­ delt, die d a u e rn d dem Betriebe des U nte rn e h m e n s g e w id m e t sind, d ie selb en G rundsätze wie für Aktiengesellschaften. F ü r Aktiengesellsc haften gilt für W ertpapiere und W aren , die einen Börsenkurs hab en , höchstens d e r B ö rsen ­ o d er Marktpreis, d e r ab e r nicht h ö h e r sein d a rf als d e r Ansc haffungspre is, also z. B. 100 Aktien, zu 100 vH g ekauft, sind bei Aktiengesellsc haften mit 100000 M einzusetzen, auch wenn am Stichtage d e r B örsenw ert 450 vH sein sollte.

D asselbe gilt nach dem bis herigen Steuerre cht, w ä h re n d die offene H a n ­ delsgesellschaft den Börsenw ert, also den g em einen d a u e rn d e n W ert, den Zeitw ert einsetzen muß, also 450000 M statt 100000 M. Bestände, z. B.

2000 t Stabeisen für 500 M /t ge k a u ft, die am B ila n z -S tic h ta g e 7000 M / t kosten, müssen bei der Aktie ngesellsc haft u nd G. m. b. H. nach

6) § 59 a RESTG u. § 15 des VStG folgen später in anderem Zusammenlia,ng.

(8)

456 Z o r n e r : Bilanz und S te u e r re c h t

(9)

Z ö r n e r : Bilanz und Ste uerre cht 457

den bisherigen Ste uergesetzen mit 1000000 M, bei d e r offenen H a n d e l s g e ­ sellschaft a b er mit 14000000 M eingesetz t w erd en. Bei den W a re n v o r rä te n kann man im Zweifel sein, ob das G esetz im § 42 für die G. m. b. H. die gleiche B ewertu ng vorschreibt. Die Praxis tut es, und auch d e r K o m m e n ta r von P a r i s i u s - C r i i g e r ü b er das Reichsgesetz betr effend die Gesellschaften m. b. H. besagt, d aß nach der Rechtsprechung d e r Anschaffungs- und H e r ­ stellungsw ert m a ß g e b e n d sei.

F ü r das V erm ö g en s steu erg esetz gelten die in d e r Tafel (S. 456) a n g e ­ g e b e n e n Sätze, die n u r als g a n z ro hes Beispiel dien en und z u r g e n a u e n P rü f u n g im Einzelfalle mahnen sollen.

II.

Man sieht, d aß die vers ch ieden en G esetz e für die B ew ertung g a n z v e r­

schiedene G ru n d sätze haben. D er Übersicht h alb er will ich noch einmal kurz die verschieden en Arten d e r B e w e r t u n g w ie derholen:

D er E r t r a g s w e r t gilt nam entlich bei G rundstücken, die d a u e rn d lan d ­ wirtschaftlichen, forstwirtschaf tlichen und gärtnerischen Z w ecken, sowie bei bebaute n G ru ndstücken, die W o h n - o d e r gew erblichen Z w eck en zu dienen bestim m t sind. Dieser E rtr a g sw e rt ist d e r B ew ertung in ve rs chie denen G e ­ setzen, z. B. d e r R e ich sab g a b en -O r d n u n g § 152, dem R eic hsnotopfe r § 18, dem E rbschaftsste uergesetz § 16, zu g ru n d e gelegt. Es w ird z. B. bestimmt, d aß d e r E rtr a g s w e rt in der R eich sab g a b en -O r d n u n g § 152 dem 25 fachen, in dem Reichsn otopfe rgese tz § 18 dem 20 fachen des Rein ertra ges entspricht, den die G ru n d stü c k e nach ihrer bisherig en w irtschaftlichen Bestimmung, bei o rd n u n g s g e m ä ß e r und gem einübli cher Bew irtschaftung, unte r gew öhnliche n V erhältnissen mit entlohnten, frem den A rbeitskräfte n nachhaltig g e w ä h r e n k ö n n e n 6).

D er G , e s c h ä f t s w e r t = Z e i t w e r t ist ein W ertbegriff, d e r in § 40 H G B näher festg ese tzt ist. Es ist d e r so g en an n te o bje ktiv e W e r t für den V e r m ö g e n s ­ stand u nd die Schulden, d e r diesen in dem Z eitp u n k te beizulegen ist, f ü r welchen z. B. die Aufstellung der Bilanz stattfindet. Nach S t a u b ist es nicht m ehr d e r obje ktiv e g em eine W ert, wie er sich bei einer augenblicklichen Z w a n g s v e r ä u ß e r u n g stellen würd e, a b e r auch nicht d e r auf rein s u b j e k ­ tiven E rw ä g u n g e n o d er auf rein su bjektiven Eig enschaften des G e s c h ä ft s ­ in habers b eru h en d e Wert.

Hie rb ei ist nach S t a u b s K om m entar zum H an d elsg es etzb u ch , 7. Aufl., Bd. I, S. 192 von dem G rundsatz a uszugehen:

Der Bilanz liegt die Idee einer fingierten augenblicklichen Realisierung sämt­

licher Aktiva und Passiva zugrunde, wobei jedoch davon ausgegangen werden muß, daß in Wirklichkeit nicht die Liquidation, sondern vielmehr der Fortbestand des Geschäftes beabsichtigt wird, und daß daher bei der Ermittlung und Fest­

stellung der einzelnen Werte derjenige Einfluß unberücksichtigt zu lassen ist, welchen eine Liquidation auf dieselben ausüben würde. Es ist also der Zeitwert, der sogenannte Geschäftswert der Vermögensbestandteile. Es ist nicht der Wert zur Zeit der Aufnahme, sondern der Wert zur Zeit, für welchen die Aufnahme gilt!

6) Wer sich hierfür besonders interessiert, lese die Einzelheiten in der E n t ­ s c h e i d u n g d e s 6. S e n a t e s d e s R e i c h s f i n a n z h o f e s nach, die in der Steuerzeitung 1922, S. 741 veröffentlicht sind, oder Dr. B e u c k , Das Reichsnot­

opfer, Berlin, Otto Elsner. S. 126.

(10)

458 Z ö r n e r : Bilanz u nd S te u e r re c h t

D er g e m e i n e W e r t w ird in § 138 R AO in V e r b in d u n g mit d e n

§ § 139 und 140 e in g e h e n d e r ö r te r t u n d wie fo lg t in § 138 R A O fe s tg e le g t:

Der gemeine Wert w ird durch den Preis bestimmt, der im gew öhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffenheit des Gegenstandes unter Berücksichti­

gung aller den Preis beeinflussenden Umstände bei einer Veräußerung zu erzielen wäre; ungew öhnliche und lediglich persönliche Verhältnisse sind nicht zu berück­

sichtigen. Als lediglich persönliche Verhältnisse sind auch Verfügungsbeschrän­

kungen anzusehen, denen der Steuerpflichtige aus Gründen, die in seiner Person oder der Person seiner Rechtsvorgänger liegen, unterworfen ist. Dies gilt insbeson­

dere für Verfügungsbeschränkungen, die auf letztw illigen -Anordnungen beruhen.

Vor Feststellungen des gem einen W ertes ist bei ausländischen Unternehmungen sow ie bei gewerblichen und landw irtschaftlichen Neuanlagen auf Antrag des Pflichtigen die für ihn zuständige am tliche Vertretung gutachtlich zu hören.

Dr. F r i t z H a u s m a n n , d e r sich mit die ser F r a g e b e s c h ä f t i g t 1), beto n t, d a ß nach A bsatz 2 des § 139 R A O (siehe unten ), fü r die Be­

w e r t u n g d e r d a u e r n d d e m Betriebe g e w id m e t e n G e g e n s t ä n d e g runds ätzlich d e r A nschaffungs- o d e r H ers t e llu n g s p re i s abzüglich a n g e m e s s e n e r A bschrei­

b u n g als m a ß g e b e n d gilt, u n d d aß diese B e w e r tu n g ein F u n d a m e n t a ls a tz der bis h erig en handelsrechtlichen (§261 H G B ) u n d d e r st euerlichen B e w e r tu n g s ­ g ru n d s ä t z e ist.

Seine volle T r a g w e it e e r g i b t sich ers t im Z u s a m m e n h a n g m it den übri­

g e n B e w e r tu n g s g r u n d s ä tz e n d e r RAO, u n d z w a r i n s b e s o n d e re mit d en Be­

griffen d e r w irtschaftlichen Einheit, die d e r § 137, A bsatz 2 wie fo lg t fo r­

m ulie rt:

Bei Bewertungen ist, sow eit nichts anderes vorgeschrieben wird, der ge­

meine Wert zugrunde zu legen.

Jede wirtschaftliche Einheit ist für sich zu bew erten und ihr Wert im Ganzen festzustellen. Was als w irtschaftliche E inheit zu gelten hat, ist nach den Anschauungen des Verkehrs zn entscheiden. Die örtliche Gew ohnheit, d ie tatsäch­

liche Übung sow ie die Zweckbestimmung und w irtschaftliche Zusammengehörigkeit oder Abhängigkeit der eingegebenen Gegenstände sind zu berücksichtigen.

Schw ie rig w ird die F r a g e erst, wie Dr. H a u s m a n n sagt, w e n n z. B.

ein G e b ä u d e in ein em W e r k o d e r eine M aschin e in einem G e b ä u d e e in g e b a u t ist.

»W elc hen g e m e in e n W e r t soll m an d a n n ein er M aschin e be im essen, die u n tr e n n b a r in einem F a b r i k u n t e m e h m e n e in g e b a u t is t? D e r s o g e n a n n t e V e r ­ ä u ß e r u n g s w e r t eines d e ra r ti g e n G e g e n s ta n d e s w ä r e völlig fiktiv, o d e r er w ü r d e n u r dem A b b r u c h s w e r t zum eist h in ter d e m G e b r a u c h s w e r t g le i c h ­ z u se tz e n sein. D a die ser A b b ru c h s w e rt Z urückble ib en wird, u n d a n d e r ­ seits d e r G e b r a u c h s w e r t d e r ein ze lnen M aschin en im V e r t r a g e eines U n t e r ­ ne h m e n s sc h w e r mit den E rträg n iss en des U n te r n e h m e n s als G a n z e s in V e r ­ b in d u n g g e b r a c h t w e rd e n kann, b le ibt ta tsächlich als einzig m ö g l ic h e r g r e i f ­ b a r e r W e r t m a ß s t a b d e r des A nschaffungs- o d e r H e r s t e llu n g s p r e i s e s abzüglich d e r A b sch reib u n g übrig.«

M it d e r w e i t e r g e h e n d e n G e ld e n t w e r t u n g h a t sich d a s B edürfnis nach neuen B e w e r tu n g s g r u n d s ä tz e n g e l t e n d g e m a c h t, d a die a lt h e r g e b r a c h t e n W e r t m a ß s t ä b e nicht g e n ü g te n . M a n h a t d e s h a l b in § 59 a d e r V e r o r d n u n g

T) »Mitteilungen der Steuerauskunftsstelle des Reichsverbandes der D eutschen Industrie« vom 30. September 1921, S. 207 ff. und »Deutsches Steuerblatt«, Juli 1922.

(11)

Z ö r n e r : Bilanz und S te uerre cht 459 zur E inkom m ensteuern ovelle den Begriff D a u e r w e r t gesc haffe n und v e r ­ steht d a ru n t e r nach Dr. H au sm an n , a. a. O. S. 209, den .Wert, d e r nach Be­

urteilung d e r weiteren deutschen W ir tsch a fts en tw ick lu n g un te r Berücksich­

tigung der voraussichtlichen künftig en Preis- und W ä h ru n g s v e rh ä ltn is se dem G e g e n sta n d i m D u r c h s c h n i t t d e r n ä c h s t e n J a h r e beizulegen sein wird, w obei von ungew öhnlichen, v o r ü b e r g e h e n d e n Verhältnissen a b z u ­ sehen ist.

D er Reichsfinanzminister h a t zu dieser F ra g e bei B eratu ng des Reich s­

noto pfers selbst wie folgt Stellung g e n o m m e n :

Der wichtigste Gesichtspunkt sei, w ie überall, der, daß die gewerblichen Betriebe lebensfähig bleiben. Dieser Gesichtspunkt werde auch in der RAO (§ 139) seine ausdrückliche formelle Lösung finden. Er füge dem weiter noch bei, daß bei der ganzen Veranlagung man nicht so Vorgehen könne und nicht so vorgehen dürfe, daß die einzelnen Vermögenswerte in einem Unternehmen irgend­

welcher Art, jeder für sich geschätzt, herausgegriffen werden, und daß die Summe jeder einzelnen Vermögenswerte zusammengestellt werde. Bei einem solchen Ver­

fahren käme man gerade zu phantastischen Zahlen . . . . Die gesamte Schätzung müsse so vollzogen werden, daß die einzelnen Vermögenswerte und Gegenstände wohl den Anhaltspunkt für die Schätzung bilden, aber nicht der momentane Preis des einzelnen Vermögensgegenstandes auch bei der Vermögensveranlagung als solcher zugrunde zu legen sei.

D a s w ü r d e z u m R u i n d e s W i r t s c h a f t s l e b e n s f ü h r e n .

W ie die A usfü hru ngen zeigen, lagen die V erhältnisse schon bis zum S te u e r k o m p ro m iß 1922, d. h. den im Man telg ese tz vom 8. April 1922 v e r ­ einigten neuen Ste uergesetzen, außerordentlic h vers chie denartig . Sie sind du rch die neuen G esetz e noch schw ie rig er g ew o rd en . Von diesen tr itt das V erm ögensste uergesetz , welches das Reichsn otopfe r in eine laufende S teuer um w andelt, mit seinem ersten Stichtage am 31. D e z e m b e r 1922 schon bald in die Erscheinung. F e rn e r müssen diese G ru n d sä tz e des V StG bei der e rste n Ein sc hätzung d e r Z w angs anleihe im O k t o b e r d. J. b each tet w erd en.

Auch g elten die B ew ertu ngsvorschriften zum V e r m ö g e n s ste u e r g e se tz für die V e rm ögens zuw achss teuer, w elche die Nach fo lg erin d e r alten Besitzsteuer vom Ja h r e 1913 g e w o rd e n ist.

W ir sehen also, daß diese neuen V orschriften schon bald von b e s o n d e r e r Bedeutu ng w erden . H ie rbei sind z. B. die G ru n d stü ck e zum E rtr a g s w e rt nach Absatz 3, § 152 RAO, das Betriebsv erm ögen g e m ä ß A bsatz 4, § 15 VStG, sowie § 137 R AO nach dem durchschnittlichen D a u e rw e r t einzustellen.

F ü r die Ber echnung des Kapitalverm ögens s i n d 8)

Ulli »Wertpapiere, abweichend von § 141 RAO mit der durch drei geteilten Summe der

Kurse am Ende der ersten Hälfte der vorangegangenen drei letzten Jahre zu bewerten. Die näheren Bestimmungen trifft der Reichsminister der Finanzen nach Anhörung von Sachverständigen.«

F ü r die B ew ertu n g im V e rm ö g en s steu er g esetz ist also, wie gesag t, § 15

u i m aßgebend, d e r fo l g en d erm aß en lautet:

ich® Bei der Bewertung des Vermögens gelten die Vorschriften der R e i c h s a b - jiiaj g a b e n o r d n u n g über die Wertermittlung mit nachfolgenden ergänzenden Be-

Stimmungen.

sebtö -- -- -

8) § 24 des Gesetzes über die Zwangsanleihe.

T. H. W. H eft 9. 2

(12)

m Z ö r n e r : Bilanz und S teu errech t

Die Vermögensgegeusiände sind jew eils unter Berücksichtigung der allge­

meinen W irtschaftsverhältnisse zu bewerten.

Für die Zeit der Erhebung des Zuschlags findet § 152, Abs. 3 der Reichsab­

gabenordnung mit der Maßgabe Anwendung, daß bei Ermittlung des nachhaltigen Ertrags insbesondere der Ertrag der letzten drei Jahre zu berücksichtigen ist.

Für die d a u e r n d d e m B e t r i e b e g e w i d m e t e n G e g e n s t ä n d e hat eine vom § 139, Abs. 2 der Reichsabgabenordnung abweichende Bewertung stattzu­

finden, wenn und sow eit infolge der Entwicklung der W irtschaftsverhältnisse e i n h ö h e r e r d a u e r n d e r W e r t anzunehmen ist. Die Feststellung der Wert­

erhöhung von einzelnen Betriebsgegenständen hat unter Berücksichtigung der Einheit des ganzen Unternehm ens und der Annahme der W eiterführung des Be­

triebs zu erfolgen. Als dauernd dem Betriebe gew idm ete Gegenstände gelten auch dauernde Beteiligungen an anderen Betriebsunternehmungen.

Die W ertfeststellung der W ertpapiere gemäß § 141 der Reichsabgabenordnung hat derart zu erfolgen, daß die durchschnittlichen Kurse uind Werte der drei letzten Jahre unter Mitberücksichtigung des Erträgnisses und der Bezugsrechte der W ertermittlung nach näherer Anweisung des R eichsm inisters der Finanzen unter Anhörung von Sachverständigen zugrunde gelegt werden.

Für die Zeit der Erhebung des Zuschlags findet § 152, Abs. 3 mit der Maßgabe Anwendung, daß insbesondere bei Ermittlung des nachhaltigen Ertrags der Ertrag der letzten drei Jahre zu berücksichtigen ist.

Bei verpachteten Grundstücken, die dauernd dem land- oder forstwirtschaft­

lichen, oder gärtnerischen Betriebe gewidm et sind, ist der Wert des Betriebsver­

mögens, das im Eigentum des Pächters steht, als ein Teil des zur Vermögens­

steuer veranlagten Gesamtwerts des Grundstücks festzustellen. Dieser Betrag ist von dem Gesamtwert des Grundstücks abzuziehen und dem Vermögen des Pächters zuzurechnen.

Gold- und Silbermünzen sind m indestens m it dem Metallwert einzusetzen.

§ 139 R AO sagt:

Bei der Bewertung von Vermögen, das einem Unternehmen gewidmet ist, wird in der Regel von der Voraussetzung ausgegaugen, daß das Unternehm en bei der Veräußerung nicht aufgelöst, sondern weitergeführt wird.

Für die Bewertung der dauernd dem Betriebe gewidmeten Gegenstände ist der Anschaffungs- oder Herstellungspreis abzüglich angem essener Abnutzung maß­

gebend unter Zulassung des Ansatzes eines niedrigen W ertes, wenn er dem wirk­

lichen Werte zur Zeit der Bilanzaufstellung entspricht.

D er § 139 w ird nun im § 15 des V e r m ö g e n s s te u e r g e s e tz e s fü r die An­

la g e w e rt e dahin u m g e ä n d e rt, d a ß ein n e u e r Begriff, » d a u e r n d e r höhere r Wert«, e in g e f ü h rt wird, statt des A n schaffungs - und H ers t e llu n g s p re i s e s ab­

züglich a n g e m e s s e n e r A bnu tzu n g . *

Dr. B r ö n n e r fü h r t h ie r ü b e r in d e r Z eitschrift M a s c h in e n b a u / W irt s c h a ft 1922 S. 195 au s:

»Der § 139, Absatz 2 der Reichsabgabenordnung schreibe jedoch für die dauernd dem Betriebe gewidm eten Gegenstände vor, daß der »Anschaffungs- und Herstellungswert« abzüglich angem essener Abnutzung m aßgebend sei. Es werde anerkannt, daß diese Vorschrift unter den heutigen w irtschaftlichen Verhält­

nissen für die vor der Geldentwertung errichteten Anlagen billigerw eise nicht uneingeschränkt aufrechterhalten werden könne, daß vielm ehr die Möglichkeit gegeben werden müsse, diese Anlagen höher zu bewerten, falls in Folge der wirt­

schaftlichen Verhältnisse ein d a u e r n d e r höherer Wert als gegeben anzunehmen sei. Dadurch solle aber nicht etwa eine Heraufsetzung auf den Veräußerungs­

(13)

Z ö r n e r : Bilanz und S te uerrecht 461 wert stattfinden. Selbstverständlich sei es auch, daß bei den Gegenständen des Betriebsvermögens, welche zur Zeit der Geldentwertung, also zu Papiermark- Preiseu angeschafft oder errichtet worden seien, auch nicht der Anschaffungs­

oder Herstellungspreis zugrunde gelegt werrden könne, ein Standpunkt, dem ja auch von dem Regierungsvertreter im Ausschuß beigestimmt worden sei.

Weiter wurde besonders auf den § 137, Abs. 2 RAO hingewiesen, wonach der Wert der wirtschaftlichen Einheit im Ganzen festzustellen sei, insbesondere auch auf § 128, Abs. 1, letzter Satz RAO, wonach »ungewöhnliche Verhältnisse«

bei der Bewertung nicht zu berücksichtigen seien. Als solche ungewöhnlichen Verhältnisse würde allgemein auch die gesunkene Kaufkraft der Mark, mit der man als Dauerzustand nicht rechnen könne, anzusehen sein, eine Ansicht, die auch von der Reichsregierung vertreten worden sei.«

D e r d i e B e g r i f f e » E r t r a g s w e r t u n d Z e i t w e r t « e r s e t z e n d e

» g e m e i n e W e r t « w u r d e a l s o s p ä t e r d u r c h d i e P r a x i s d e r R AO i n » g e m e i n e n d a u e r n d e n W e r t « u m g e ä n d e r t u n d e r h ä l t n u n j e t z t d u r c h § 1 5 d e s V e r m ö g e n s s t e u e r g e s e t z e s d i e n e u e B e ­ z e i c h n u n g d e s » h ö h e r e n d a u e r n d e n W e r t s « .

Die se r Zusatz ist nach Dr. B rönner für die M aschin enin dustrie und für alle diejenigen Industrien b edeuts am , die ü b e r zahlreiche A n la g e g e g e n ­ s tände verf ügen, die vor der A usd eh n u n g der G e ld e n tw e rt u n g zu nie drig en Pre ise n e rw orben w u rd en und inzwischen e nts prechend d e r e ingetretenen A b ­ n utz ung buch m äß ig ab geschrie ben sind. Eine kla re A uslegung des Begriffs

» dauern der h ö h e re r Wert« ist w e d e r im G esetz noch aus den V e rh a n d lu n g e n zu entnehm en. Die Pra xis w ird sich von Fall zu Fall ents cheid en müssen, ob und wie w e it sie sich an die bisherig e Bem essung d e r D a u e r w e r te von Betriebsanlagen, d. h. d e r d a u e rn d dem Betriebe g ew id m eten W erte, anlehnt.

D er durch die Ste uergesetze an sich h a rt m itg en o m m en en In dustrie bieten sich also hie r neue Schwierigkeiten. In Zweifelsfällen w ird m a n mit den A u sfü hrungsverordnungen des Reichsfinanzm inisters zu rechnen hab en, von denen aber mit den im § 5 9 a ge m a c h te n E r fa h r u n g e n w en ig G utes zu erw arten ist, o d er aber dem Erm es sen d e r F in a n z ä m te r und V erg leich sv er­

handlu ngen mit diesen überlief ert sein, w en n m a n die jetzt so te u r e n R echts­

mittel nicht in langw ierig en P ro zessen in Ansp ru ch ne h m e n will.

W enn man- diese Übersicht liest, dann m u ß m a n sich sagen, die F r a g e d e r B ewertu ng sei zw a r von dem G e s e tz g e b e r und dem Reich sf in an zm in ister w ie derholt angeschnitten, aber nie p raktisch gelö s t w ord en. Neue Begriffe, die man ruhig als Kinder der V erlegenheit des G e se tz g e b e r s bezeichnen kann, w erd en eingeführt, und statt Klarheit w ird V e rw irru n g geschaf fen.

Der Steuerpflichtige hat natürlich die F olg en die ser U nsic herheit zu tragen.

Im Streitfälle ents cheid et das F in anzam t, dess en Urteil und Erm essen der Steuerpflichtige auf G n a d e und U n g n a d e überlie fert wird. Die F o lg e davon ist natürlich eine Unsicherheit d e r geschäftlichen Kalkulatio nen und M a ß ­ nahmen und zum Schlüsse eine V e rä rg e ru n g u nd V er bitte rung!

(F o r tse tz u n g folgt)

(14)

Die Rohstoffversorgung d e r deutschen P a p ie rin d u strie .1)

Von Dr. G eorg Freitag, Berlin.

I. D i e R o h s t o f f e d e r P a p i e r i n d u s t r i e .

Von ein er deu ts ch en P a p ie r in d u strie k a n n man ers t seit Beginn des 19. J a h r h u n d e r t s sprechen. Bis dahin w u r d e das P a p ie r m a c h e n n u r h a n d ­ w e r k s m ä ß i g betr ie ben, u n d als ein ziger R ohsto ff dienten in D eutschland Leinen- u n d Baum w oll-L um pen. Die L um pen w u r d e n d urch S tam pfen und K ochen in ein er Bütte (B ü tte n p a p ie r ) zu einem F a s e r b r e i h erg erich tet, der Brei mit ein em Siebe aus d e r Bütte g e s c h ö p f t und s o la n g e geschüttelt, bis sich die F a s e r n g e n ü g e n d verfilzt hatten. Auf diese W eis e k o n n te man a b e r n u r Bogen von b e g r e n z t e r G r ö ß e und A nzahl hers te llen, u n d es g e ­ h ö rte volle A u fm e r k s a m k e i t, g r o ß e G esch ick lich k eit u n d S a c h k u n d e des Sch ö p fm eisters dazu, P a p ie r b o g e n von d e r richtigen S ch w e re u n d F o r m a n ­ zufertigen. D e r Nachte il d ies er H e rs t e llu n g s w e i s e la g also in d e r d a m it g e ­ g e b e n e n quantitativen B e g re n z u n g d e r P r o d u k t io n , die noch w e ite r durch die n u r g e r i n g e n M en g en d e r anfallen d en L u m p en in en g e n Bahnen g e ­ h a lte n w u rd e.

Als im J a h r e 1799 d e r F r a n z o s e L o u i s R o b e r t in E ssonne bei Paris die L a n g sie b p a p ie rm a sc h in e erfand, w a r d e r eine M a n g e l b e h o b e n . Bei der P a p ie r m a sc h in e w ird d e r m as chinenfertige P ap iersto ff auf ein Sieb geb rach t, d a s ein en dlo ses D r a h t g e w e b e ist. U n u n te r b r o c h e n lä uft d a s P a p ie r von d e r Bahn ab. J e t z t k o n n te man e ndloses P a p ie r hers te llen, und dazu in g e w a lti g e n M engen. Eine m o d e r n e P a p ie r m a s c h in e g e s t a t t e t eine Arbeit bis zu 200 m G e s c h w i n d ig k e i t in d e r M inute (m ittlere S tr a ß e n b a h n g e s c h w in ­ dig k eit) 2). In 24 Stu n d en k a n n m an mit ihr ein 3,6 m breite s P a p ie r b a n d von rd. 288 km Länge (d. i. rd. 1 k m 2) herstellen.

N ic ht so b a ld g e la n g es ab er, neue R ohsto ffe d e r P a p ie r f a b r i k a ti o n nutz ­ b a r zu machen. Die V ersuche d a z u w u r d e n schon im 18. J a h r h u n d e r t eifrig b etrieben und ha b e n alle das B estreb en g e m e i n s a m , die R o h s to f fm e n g e von d e r B e v ö lk e ru n g u nd d eren W o h l s t a n d u n a b h ä n g i g zu m ache n. In dieser A b h ä n g ig k e it s t e h t a b e r d e r ' L um penanfall d u rc h a u s . M an k a n n z w a r die S a m m e lt ä ti g k e it bis z u r ä u ß e rs te n G re n z e steig ern , nic ht a b e r L um pen b e ­ liebig p ro duzieren. Es g a lt also, einen R o h sto ff zu finden, d e r an sich schon in g r o ß e r M e n g e v o r h a n d e n w ar, u n d d e r in je d e m g e w ü n s c h t e n U m fange h e r v o r g e b r a c h t w e r d e n k o n n te , d. h. d e r neue R ohsto ff m u ß t e ein U rpro- d u k t sein.

D a man u n te r P a p ie r ein künstlich aus vielen F a s e r n gefilztes Blatt v erste ht, k ö n n te n theoretisch alle F a s e r s to f fe z u r P a p ie r f a b r i k a ti o n dienen.

In F r a g e k o m m e n a b e r n u r vegeta bilische F a s e r s to f f e ; anim alische Fasern sind ungeeig n e t, weil ihre O b e rfl ä c h e aus S ch u p p en besteh t, die z w a r g u t filzen, d a s P a p ie r a b e r ra u h un d s c h r e ib u n fä h i g m ache n.

>) Auszug aus der nicht im Buchhandel erschienenen D issertation des Verfassers: »Die Entwicklung der Rohstoffversorgung der deutschen Papierindustrie unter besonderer Berücksichtigung der K riegsverhältnisse«. U niversität Berlin.

*) In Amerika sind bei Zeitungspapiermaschinen Geschwindigkeiten bis zu 300 m /m in üblich.

462 F r e i t a g : Die R o h sto f fv e rs o rg u n g d e r deu ts ch en P a p ie r in d u strie

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D er Erfolg der man nigfa chen U nters u ch u n g en w aren die Erfindungen de r nutzbringenden V erw ertu n g sm ö g lich k eiten von H olz und Stroh. Von H olzsorten kom m en nur W eic hhölz er und u n ter diesen fast ausschließlich N adelh ölz er in Betracht, an erste r Stelle Fichten, dann Tan n en und Kiefern.

Zu Strohstoff wird gew öhnlich W eiz en- und R o g g en str o h ve ra rbeitet.

D er sächsische W e b e rm e is te r K e l l e r e rfand im Ja h r e 1840 die H e r ­ stellung des Holzschliffes. U n ter Z usatz von W a s s e r w erd en H olzstücke auf scharfen Mahlsteinen zu einem Brei geschliffen. Q uantitativ w a r mit dieser E rfindung der R ohsto ffb ezug gesichert. D urc h das Schleifen w ird a b e r das Holz nicht in reine Fasern aufgeschlossen. Es bleiben noch die Inkruste n d e r F asern bestehen, die durch die Einflüsse des Lichtes v e r ­ gilben. A ußerdem w erden die Fasern selbst sehr beschäd igt, so d aß ihre Verfilzung sehr m an g elh aft ist. N u r grobes, w enig festes P a p ie r kann aus ihnen allein herges tellt w erd en .' Man k ann diesen M ißsta nd zw a r du rch eine B eim engung von Lumpen abstellen, a b er einmal z u r V e rw e n d u n g von Holz ü b erg eg an g en , suchte man auch die Q u alität dieses Rohstoffes zu bessern, und da man sich d a r ü b e r k la r war, d aß eine noch so g r o ß e V e r ­ b esseru ng d e r mechanischen M ethode dem Ziele nicht n ä h e r käm e, gin g man zu chemischen Versu chen über.

Den ers te n Erfolg hatten die A m erik an er W a t t und B u r g e s s. Sie kochten das Holz mit k o n zen tr ier ter N atro n lau g e und g e w a n n e n auf diese Weise Holzzellstoff, und zw a r den sogenannten N atronzellsto ff o d e r N a t r o n ­ zellulose. W egen d e r Kostspieligkeit der H erstellu n g fanden sich a b er n u r w enig Interess enten. Ähnlich w a r das Schicksal des A m erik an ers T i l g h - m a n . Er fand z w a r im schw efe lsa ure n Kalk ein billiges A ufschlie ßungs­

mittel, nicht a b e r eine g eeig n e te Art d e r fa b rik m ä ß ig en V erw en d u n g . D ie ­ ser Erfolg w a r ers t im Ja h r e 1875 dem deuts chen P ro f e sso r M i t s c h e r l i c h beschieden. Statt N atro n lau g e und sc hw efe lsa ure m Kalk n ah m er sc hw eflig e Säure und stellte einen Zellstoff h e r (Sulfitzellstoff), d e r dem Holzschliff und dem N atronsto ff den Rang streitig machte. Je tz t k o n n te man endlich aus H olz allein gute s Papie r hersteilen. Das Sulfitverfah ren hat bis h eu te die Spitze behaupte t, wenn auch die H e rste llu n g von N atro nzells to ff mit der Zeit v ervollkom m ent wurd e, indem an die Stelle des Ä tzn atro n v erfah ­ rens das sogenannte Sulfatverf ahren trat (Sulfat ist ein billiges A bfa llpro ­ d u k t der C hlo rkalkfabrik ation).

Auch auf die V erarbeitung von Stroh griff die chem ische B ehandlu ng über. Sie hat viel Ähnlichkeit mit dem N atronzells to ffverfahren. D aneben b esteht noch die H erstellung des sogenannten Q elb stro hstoffes. H ie rz u wird das g ehäckselte Stroh unte r Zusatz von g e b r a n n t e m Kalk g e k o c h t und dann zermahlen.

Tro tz dieser Ungeheuern E rw eite ru n g des R ohsto ffbezuges sind die V e r­

suche, neue Rohstoffe zu finden, nie eingeschlafen. V or allem richtete man sein A ugenm erk auf die W ie d e rv e rw e rtu n g von Altpapier und P a p i e r a b ­ fällen. Eine W ie d e rv e rw e rtu n g d e r bei d e r F a b ri k a ti o n an fallenden P a p ie r ­ abfälle liegt ja se h r nahe, und schon die alten P a p ie r m a c h e r ha b e n A us­

schu ß b o g en w ieder ein gesta m pft und n eues P ap ier d a ra u s herges tellt.

Schw ieriger w a r es schon, M a k u la tu rp a p ie r zur A nfertig ung von b r a u c h ­ bare m w eiß em Schreibpapier zu be nutz en, weil es hierbei d a ra u f a n k a m , F r e i t a g ; Die Rohsto ffversorgung d e r deutschen P apie rin dustrie 463

(16)

Tinte, D r u c k e rs c h w ä rz e un d U nrein lic hkeite n zu beseitigen. O b w o h l E r­

f i ndungen d ie ser Art auch in D e u tsc h la n d bis ins 18. J a h r h u n d e r t z u r ü c k ­ reichen, ha b e n es die deuts chen F a b r i k a n t e n im m e r v o rg e z o g e n , g e r i n g ­ w e rti g e P a p iere u n te r Z u s a tz von A ltpapier herzustellen.

Sind diese u n d ähnliche V ersuche auch noch nic ht für alle Z eiten a b ­ g esch lo ssen — die H e rs t e llu n g von Zellstoff aus S chilfrohr ist n e u e rd in g s in g r o ß e m M a ß s ta b un d mit E rfo lg in D e u tsc h la n d a u f g e n o m m e n w o r d e n —, bei ein er U n te rs u c h u n g d e r R o h s t o f fv e rs o rg u n g d e r d eu ts c h e n P a p ie r in d u strie b ra u c h e n sie nicht b e rü c k s ic h tig t z u w erd en .

Hin sichtlich d e r Q u a litä t d e r R ohsto ffe sei noch e rw ä h n t, d a ß die L u m ­ pen, u n d u n te r ih nen die L ein enlum pen, das höchste M a ß v o rt e il h a fte r V e r­

w e n d b a r k e i t aufw eisen . Je lä n g e r eine F a s e r im V e rh ä ltn is zu ih r e r Dicke ist, um so leichte r k a n n sie sich k r ü m m e n u n d verschlingen. D ieses V e r ­ hältnis ist beim Fla chs 2300, bei d e r B aum w olle 1110, beim N a d e lh o lz und Stroh 60, beim L a ubholz 20. D a n e b e n k o m m t es noch auf die F estig keit, Z ä h i g k e i t un d S p a lt b a r k e i t d e r F a s e r n an; auch hierin ü b e r r a g e n die L u m ­ pen die an d e re n Rohstoffe. T r o t z d e m d a r f n ic ht v e rg e s se n w e rd e n , daß m an aus Zellstoff s e h r g u t e s P a p ie r h erste llen k a n n , so d a ß m it g a n z w e ­ nigen A u sn a h m e n (g u tes Z ig a rr e tte n -, p h o to g r a p h is c h e s usw . P a p ie r ) L u m ­ pen entb ehrli ch sind. A u ß e rd e m h a t sich infolge d e r V e r v o ll k o m m n u n g der V e r a r b e i tu n g S troh im m e r m e h r als ein g u t e r E rsatz für L um pen h e r a u s ­ gebildet.

II. D e r B e d a r f a n P a p i e r r o h s t o f f e n ,

a) D i e t r e i b e n d e n K r ä f t e d e r B e d a r f s e n t w i c k l u n g . Z u r Zeit d e r E rfin d u n g d e r P ap ierm asc h in e, um 1800 h e ru m , w u rd e n in D eu tsch lan d rd. 20000 t P a p ie r u nd P a p p e h e rg e s te l lt; im J a h r e 1913 betr ug die P r o d u k t io n von 495 P a p ie r - u n d 452 P a p p e n f a b r i k e n b ereits rd. 2 Mill. t.

D azw ischen liegt eine S p a n n e von e tw a s m e h r als 100 J a h r e n , u n d um das H u n d e r tf a c h e h a t sich a uch die H e rs t e llu n g ve rm e h rt.

Es ist unm öglic h, alle tr e ib e n d e n Kräfte, die diese B edarfs- u nd P r o ­ d u k ti o n s s t e ig e r u n g b e w i r k t h aben, aufz uzählen. Sie alle z u s a m m e n sind d e r A u sdruck d e r g e w a lti g e n S te i g e r u n g d e r W o h l h a b e n h e i t des ganzen Volkes.

W ä h r e n d v o r 100 J a h r e n d e r Besitz eines Buches in d en u n te r e n Schich­

ten noch eine Seltenheit w ar, g ib t es h e u te w o h l k a u m ein e Fam ilie ohne eine kleine Bibliothek. Man h a t d a s 19. J a h r h u n d e r t n ic ht mit U n r e c h t die klas sische Z eit un se r e r L it e ra tu r g e n a n n t. Die schöne L iteratu r, die W is s e n ­ sc haft u nd die K unst sind an d ies er a u fs tre b e n d e n E n tw ic k l u n g in gleichem M aß e beteiligt. Im J a h r e 1800 w u r d e n 3906 n e u e B ü c h e r h e ra u s g e g e b e n , 1913 bereits 35078. Diese A n g a b e n d e c k e n sich n atü rlich n ic ht mit d e r Z ahl d e r Q e s a m t b ü c h e r p r o d u k t io n . Sie stellen n u r die fü r d e n H a n d e l b e ­ stim m ten un d in den Bücherverzeichnis sen des B u c h h a n d e ls a u fg e f ü h rte n n euen E rsch ein u n g en da r. Die m eisten V e r ö ffe n tlic h u n g e n d e r R e g ie ru n g u nd d e r P a rla m e n te , ein g r o ß e r Teil d e r U n iv e rs itä tssc h r if te n (D is sertatio n e n , V orle sungsverzeichnisse, H abilitatio n s sch riften ), P r i v a td r u c k e usw . sind nicht d arin enth alte n. Die B ü c h e rp ro d u k t io n ist auch um m e h r als d a s Z e h n fa c h e , als es den Z ahle n nach den Anschein hat, g e stie g e n . E n tsc h e id e n d f ü r die 464 F r e i t a g : Die R oh sto f fv e rs o rg u n g d e r deu ts ch en P ap ierin d u strie

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Produktionssteigerung ist nicht allein die Vermehrung der V eröffentlichun­

gen , sondern in w eit höherem Maße die Vermehrung in der H öhe der Auf­

lageziffern. D ie H öhe der Auflagen ist g eg en frühere Zeiten ganz unver­

hältnism äßig gew achsen, doch leider sind statistische U nterlagen über den U m fang der Auflagen, die G ew ichtm engen des verbrauchten Papiers und die Zusam m ensetzung des Papiers in der deutschen Buchproduktion nicht vorhanden. D er w eitaus größte T eil dürfte jedoch aus H olzm asse (Z ellstoff und H olzschliff) hergestellt sein; Ausnahmen bilden vor allem besonders w ertvolle und Liebhaberausgaben.

Mit zu den größten Papierbedarfsgruppen zählt w ohl — um noch das anschaulichste Beispiel herauszugreifen — das Z eitungsw esen. W ährend die ersten Zeitungen im 17. Jahrhundert noch ganz aus Lumpen hergestellt w erden mußten, wird heute — und dies etw a seit Ende des 19. Jahrhunderts

— zur H erstellung von Zeitungen nur H olzpapier verw endet.

Leider fehlt es auch im Z eitungsw esen an um fassenden vergleichbaren Zahlen aus der ersten und der jetzigen Zeit, und man muß sich deshalb m it T eilangaben begnügen.

Solange sich die Z eitungsverleger mit den alten T iegeldruckpressen behelfen mußten, konnten sie nur einen beschränkten A bonnentenkreis b e­

liefern. Ober 200 Abonnenten hatten im Anfang des 19. Jahrhunderts nur w enige, ganz besonders g u t g eleitete Zeitungsunternehm ungen. D ie Kölni­

sche Zeitung hatte beispielsw eise im Jahre 1809 nur 325 Abnehmer, der

»Courier des Niederrheins«, der damals politisch eine nicht unbedeutende Rolle spielte, hatte gar nur 130. D as Anwachsen der Abonnentenzahl ist aber für den Zeitungspapierbedarf mit das Entscheidende, denn sehr viele Gründungen von Zeitungen erfolgten in einer Zeit, als man die H olzverw er­

tung noch nicht kannte und die Gesam tproduktion nur gering g ew esen sein konnte. Nach den Ermittlungen des K riegspresseam tes aus dem Jahre 1917 sind von den bestehenden Zeitungen gegründet:

F r e i t a g : Die Rohstoffversorgung der deutschen Papierindustrie 4 «

im 17. J a h r h u n d e r t... 9

» 1 8 . » 100 1801 bis 1870 ... 982

1871 » 1880 ... 447

1881 » 1890 ... 505

1891 » 1900 ... 424

1901 » 1 9 1 0 ... 349

1911 » 1 9 1 6 ... 106

Vergleicht man die neuzeitlichen A bonnentenzahlen m it denen aus der Entstehungsperiode, so kann man sich ein ungefähres Bild von der g ew a l­ tigen Bedarfsteigerung machen. D as Berliner T ageblatt hatte z. B. Abon­ nenten: 1905 ... 106000

1913 ... 228000

1919 ... 300000

Und das Berliner T ageblatt steht nicht vereinzelt da, die ändern großen Berliner, rheinischen, bayerischen usw . Zeitungen stehen kaum einander nach. Dazu kom m en noch Fachzeitschriften, w ie das G ew erkschaftsblatt

(18)

»Die M etallarbeiter-Z eitu ng«, Zeitsc hriften, wie die »W oche«, die alle in einer A uflage v on m e h r e re n h u n d e r t ta u s e n d E x e m p l a re n ers chein en. Über d a s P o s t z e it u n g s a m t allein g e h e n h eu te 11 889 Z e it u n g e n u n d Zeitsc hriften, d a r u n t e r 1551 in Berlin erschein ende, die mit 682882448 jährlich zu b e fö r­

d e r n d e n N u m m e r n bestellt w e rd e n . Die H ö h e d e r A uflagen verteilte sich im J a h r e 1917 f o l g e n d e r m a ß e n :

H ö h e d e r A u f l a g e Z a h l d e r Z e i t u n g e n 466 F r e i t a g : Die R o h sto f fv e rs o rg u n g d e r de u ts c h e n P ap ierin d u strie

bis 500 63

» 1000 224

» 2000 484

» 5000 623

» 10000 340

» 50000 261

» 100000 42

üb er 100000 19

A ber auch die A ufla geziffern liefern noch kein ab sch ließ en d es Bild.

N e b e n d e r H ö h e d e r A uflage spielt noch d e r U m f a n g d e r ein ze lnen N u m ­ m ern, v o r allem d a s u n g e h e u r e A n w ach sen d e r In sera te nteile, eine b e d e u ­ te n d e Rolle. Z a h le n für die E n tw ic k l u n g ein ze ln er B lä tte r in die ser H in ­ sicht sind a b e r n ic ht zu erlangen. M an m u ß sich mit G e sa m t e r h e b u n g e n au s n e u e r e r Z e it b e g n ü g e n , die d e r V e rb a n d D e u tsc h e r D ru c k p a p ie r -F a b ri k e n an gestellt hat. N ach d e r Sta tis tik dieses V e r b a n d e s err e ic h te d e r G e s a m t­

v e rb r a u c h an Z e it u n g s d r u c k p a p i e r in D eu tsch lan d , d e r im J a h r e 1901 noch 149 570 t b e t r a g e n hatte, 1913 bere its die H ö h e von 337990 t.

F e h le n auch b e d a u e rlic h e r w e ise A n g a b e n aus f r ü h e r e r Zeit, so dürfte g le ic h w o h l z u r G e n ü g e h e rv o r g e h e n , daß, w e n n ein F a k t o r , so das Z eitu n g s­

w e se n in g a n z b e s o n d e r e m M aß e an d e r h u n d e rt fa c h e n B e d a rfs te ig e ru n g im 19. J a h r h u n d e r t bete iligt g e w e s e n ist.

b) D e r R o h s t o f f v e r b r a u c h .

D e r V e rb ra u c h an L u m p e n b e tr u g im J a h r e 1913 n u r 150081 t. Er h a t sich seit d e n a c h tz ig e r J a h r e n des v o rig en J a h r h u n d e r t s k a u m verä ndert, trotz d e r g e s t e ig e r te n P a p ie r e r z e u g u n g . Die im m e r b e s s e r w e r d e n d e V er­

w e r t u n g des H o lz e s u n d die stets k n a p p e n L u m p e n b e s t ä n d e b ra c h t e n das mit sich. Auch h eu te m u ß mit einem ähnlichen V e r b r a u c h g e r e c h n e t w erd en .

D e r Anteil des A l t p a p i e r s an den R ohstoffen belief sich v o r dem Kriege auf rd. 10 vH (rd. 200000 t). N eue A n g a b e n fehlen, je d o c h ist eine S te i g e ru n g des Anteils nicht zweifelhaft, d e r e r f a h r u n g s g e m ä ß u m s o g r ö ß e r wird, je k n a p p e r die ü b ri g e n R ohsto ffe w e rd e n .

An P a p i e r h o l z w u r d e n im J a h r e 1913 5 410789 F e s t m e t e r ve rb r a u c h t, und z w a r entfielen hier von 1751712 F e s t m e t e r auf die H olz schliffin dustrie.

Die n e u e re n Z a h le n stehen hin ter die sen z w a r zu rü c k , je d o c h ist n e u e r ­ din g s w ie d e r eine stä n d ig e A u f w ä r ts b e w e g u n g im G a n g e . Die H o l z a r t e n v e r­

teilen sich auf die ein ze lnen H a lb s to ffe f o l g e n d e r m a ß e n : V o n d en in den H o lz schleif ereie n im J a h r e 1913 v e r b r a u c h te n H o l z m e n g e n entfielen 1 533884 F e s t m e t e r auf F ich ten h o lz und n u r 217828 F e s t m e t e r auf K ie fernholz . D er Anteil des Kiefe rnholz es ist so gerin g , weil es n u r zu s o g e n a n n t e m b r a u n e m

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