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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 15, H. 11

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(1)

TECHNIK UND WIRTSCHAFT

M O N A X S Ö 1 R I F T m m m m m m m

DES V EREIN ES DEUTSCHER INGENIEURE iWOTimi SCHRIFTLEITER D*MEyER mammm

15. Jahrg. November 1922 11. Heft

Konstruktion und Mechanismus der doppelten Buchhaltung1).

Von O berregierungsbaurat P e t e r H e d d e , Kiel.

Z u sa m m en fa ssu n g . Die besondere Eigentüm lichkeit der doppelten Buch­

haltung zeigt sich an einem einfachen Beispiele. Das einzelne Konto w ird durch Vergleich m it der Wage erläutert. Die ganze Buchführung kann als ein Gleich- gew ichtsgstem (sta tisch ) und als ein S ystem bew egter W erte (d yn a m isch ) d a r ­ gestellt werden. Die mechanische Betrachtung liefert eine einfache graphische Konstruktion, die als L eitbild fü r die praktischen Buchungen verw ertet w ird. Die wichtigsten Begriffe der doppelten Buchhaltung werden im Zusammenhänge m it der mathem atisch-mechanischen D arstellung erklärt.

1. Z w e c k d e r A b h a n d l u n g .

Auf allen G ebie te n d e r T e c h n ik w ird kaufm ä n n isc h e r Geist je tzt noch m ehr als f r ü h e r d rin g e n d gefo r d e rt, weil f ü r alle Sta ats- und Priv atb etrieb e die W irtschaftlic hkeit eine L ebensfrage nicht n u r d ie ser Betriebe, sondern des g an zen deuts chen V o lk es ist. D as H au p tm i tt e l des K aufmannes , die W i r t ­ schaftlichkeit seines Betriebes, seinen Erfolg, nach zu w eisen, ist die doppelte Buchhaltung. Sie zu b e herrschen, sollte d a h e r für den In g e n ie u r selb stv er­

ständlich sein. V on diesem Ziele sind w ir a b e r in D eutschland, be so n d e r s in Staat sb etrieben, le ider noch s e h r w eit entfernt. Die U rsach e dafür, d aß der In genieur mit d e r k au fm än n isc h en Buchhaltung oft s e h r w en ig v e rt ra u t ist, liegt sicher mit daran, d aß das Stud ium dieser W issenschaft für den m a t h e ­ matisch g ebildete n, ab e r nicht in d e r k aufm ännisc hen Praxis ste h e n d e n I n g e ­ nieur im m er noch recht m ü h s a m ist. M anche dem In genieur v ollkom m en geläufig e B etrac h tu n g en w e r d e n in d en E le m en tar- L eh r b ü ch ern g ew öhnlich mit g r o ß e r W eitsch w eifig k eit a u s g e f ü h rt; andere ohne p raktische Kenntnisse sc hw er vers tä ndliche Ü berle gungen w e rd e n k a u m angedeutet. G r ö ß e re h e r ­ v o rr a g e n d e L e h rb ü c h e r verm eiden diese Män gel , setzen a b e r meist die Kennt-

*) Vorgetragen im Schleswig-Holsteinischen Bezirksverein deutscher Ingenieure in Kiel am 13. März 1922.

(2)

518 H e d d e : K onstruktion u nd M echanism us d e r d o p p e lt e n B u c h h a lt u n g

Aktiva Pass iv um Aktiva Passivum

a K assen ­

konto

b Bank­

konto

c Kapital­

konto

a K assen­

konto

b Bank­

konto

c Kapital­

konto

Ver- V er­

m ehr. m ind.

Ver- V er­

m ehr. mind. V er­

m ehr. Ver- rnind.

Ver- V er­

m ehr. mind.

V er- 1 Ver

m ehr. mind. Ver- Ver­

min d. mehr.

+ 1 +

T + + - 1

---r Zu Abb. 1 und 2. So". H aben Soll Haben Soll Haben

25 20 2

4

7

20

9 7

25

2 4

9

K assenbestand = V er­

m ögensbestand K assenauszahlung =

B ankeinzahlucg K asseneingang = V er­

m ögens Verm ehrung K assenauszahlung - V erm ögensverm inde- ru n g (V erbrauch) Bankauszahlung = Ver-

m ögensverm inderung (V erbrauch) B ankauszahlung =

K asseneingang

25 20 2

4

7

20

9 7

25

2

4

9

3 4 - 2 4 20 — 16 27 - 1 3 34 24 20 16 13 27

= 10 = 4 14 Differenz Saldo 10 4 1 4 !

34 34 20 20 2 7 27

Abb. 1. F o rm der bürg er lichen Buchhaltung.

nis d e r d o ppelten Buchfü hru ng bereits vora us, o d e r bringen eine so ü b e rw ä llig e n d e Fülle, d a ß d e r A nfänger leicht d en Überblick verliert.

Mehrfach, nam entlich von S c h ä r 2), ist das W e s e n d e r d o p p e lt e n Buchhaltung auf m athem atis cher (algebraischer) G ru n d la g e ers chöpfend d a rg e ­ stellt, auch bildliche E rläu teru n g en sind g e b ra c h t;

eine gra phische K onstruktion aber, w elc he den R e c h n u n g sm e c h a n ism u s übersichtlich vorzeigt, g ib t es m eines W is s e n s bis her nicht.

H ie r soll n u n v ers u ch t w erd en , d e m In­

g e n ie u r die G ru n d la g e n u n d d e n A ufbau der do p p e lte n B uchhaltung in seiner Sprache, der Z eic hnung, zu überm itteln. D ie se gra p h isch e K onstruktion w ird n e b e n der A lg ebra n a m e n t­

lich auch die M echanik als G ru n d la g e ver­

w enden.

Abb. 2. Form der kauf­

m ännischen Buchhaltung (U m stellung des Kapitalkontos).

C2Z1

K J

20 20

c

y j

1ET cp

c n

m m

Abb. 3. Seilzug als Begründung' für die U m stellung der Spalten

des Kapitalkontos 2) J o h a n n F r i e d r i c h S c h ä r : Buchhaltung und Bilanz. Berlin 1921, Julius Springer.

J. F. S c h ä r : Einführung in das Wesen der doppelten Buchhaltung ETZ 1910 S. 1158.

P a u l B e c k : Die Entwicklung der doppelten Buchführung auf mathema­

tischer Grundlage. Technik und Wirtschaft 1908 S. 68.

(3)

D er V ers uch solcher neuen m athem atis ch-m echanisch b eg rü n d e te n D a r ­ stellung soll g e m a c h t w erden, obw ohl b e d e u te n d e B u c h h a lt u n g s - T h e o r e t ik e r 3) e rk lärt h a b e n : » U n serer Ansicht nach wird d e r wissenschaftliche C h a r a k te r und d e r F o rtsc h ritt d e r B uch fü h ru n g s th eo rie nicht durc h V erw e n d u n g von algebrais chen S ym bolen v erb ü r g t, so ndern durc h eine organische A nle hnung an die N a tio n a lö k o n o m ie un d Rechtswissenschaft.« W enn wirklich W is s e n ­

schaft und Fortschritt der Buchführungs­

theorie durch mat hematische Betrachtung nicht gefö rdert werden, so erhoffe ich doch a u s solcher Betrac htungsweise eine wei­

tere V erbreitung der Buchhaltungskennt­

nisse in Ingenieurkreisen.

2. D e r K e r n d e r d o p p e l t e n B u c h ­ h a l t u n g .

Um das Ziel der weiteren Ausfüh­

ru ngen deutlicher zu machen, soll der Kern der »doppelten Buchhaltung« und der Unterschied gegen die »einfache« und gegen die bürgerliche Buchhaltung zu­

nächst an einem einfachen Beispiele klar­

gelegt w erd en (s. Abb. 1 bis 5).

Ein Privatm ann hat sein ganzes V er­

m ögen teils in seiner Kasse, teils auf einer Bank untergebracht. Er kann sich d ann dam it begnügen, ü b e r die V erände­

rung dies er beiden V ermögensteile je eine Rechnung (Konto) a und b zu führen und nach Bedarf die Sum m e beider Rechnun­

g en zu bilden; das w ürde eine •einfache«

Buchhaltung sein, obw ohl manche Posten auf den beiden Konten a und b ein­

g etr agen w erden , also doppelt erscheinen.

Die Übersicht wird aber erleichtert, w enn diesen beiden Rechnungen (Konten) eine dritte fo rtlaufende R echnung ü b er V e rä n d e ru n g des V e rm ö g e n s (K apital­

konto c) h in z u g e f ü g t wird. Diese B u c h h a lt u n g n im m t dann die F o rm an, die A bbildung 1 zeigt. Alle Posten w e rd e n je tzt zw eim al ein getragen, die Form d e r B uchhaltung ist indes noch du rch au s die bürgerliche. Die A us­

tauschgesc häfte zw ischen den Konten a und b bringen kein e Ä nderu ng des V erm ögens mit sich un d ersch einen d a h e r nicht auf dem K onto c; bei den übrigen G eschäften a b er ä n d e rt sich das Konto c. Die beiden Konten a und b, in denen die g a n z e W ir tsc h a fts fü h ru n g zum A usdru ck kom m t, beeinflussen (aktiv) das dritte K onto ; sie sollen d a h e r »Aktiva« g e n a n n t w erd en. Das K apitalkonto c, das an d e r W ir tsc h a fts fü h ru n g nicht teilnimmt, wird (passiv) beeinflußt von den beid en a n d e re n ; es soll deshalb »Passivum« g e n a n n t werden.

H e d d e : K onstr uktion und M echan ism us d e r doppelten Buchhaltung 519

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Abb. 4 5.

Abb. 4. Konstruktion der doppel­

ten Buchhaltung.

■S " ßi/chm gsposte/7 O = obsch/ie/sender Sa/do Grtpfdrger Geber

So// //oben

Abb 5. Rohrnetz, leitet die W erte d erd o p p elten Buchhaltung als Flüssigkeitsmengen in die Hau ptk anäle (Konten).

D er Kreislauf.

3) L e i t n e r : G rundriß der B uchhaltung und B ilanzkunde S. 133.

(4)

In die F o r m d e r k a u fm ä n n isc h e n d o p p e lte n B u c h h a lt u n g g e h t diese A uf­

zeic h n u n g m it einem Schla ge über, w e n n d a s K a p ita lk o n to c d e r a r t um ge­

stellt w ird, d a ß die V e r m e h r u n g des V e r m ö g e n s (-}-) re chts, die V erm inde­

r u n g (—) links ers cheint, also g e r a d e u m g e k e h r t w ie in d en b eiden aktiven Konten. D iese w illkürlic h a n m u t e n d e u n d fa s t u n z w e c k m ä ß i g scheinende U m stellung des hinzugefügten passiven K apitalkontos ist der Kern der kaufm ännischen doppelten Buchführung.

Die U m s t e ll u n g d e r Spa lten nach A b b ild u n g 2 h a t im m e r h in einen V o r­

teil, d ess en B e d e u tu n g freilich e rs t bei ein e r g r ö ß e r e n Z a h l vo n aktiven und passiv en K onte n in die A u g en s p r in g t; es e r g i b t sich näm lic h ein einfaches B uchungsgesetz:

J e d e r B u c h u n g s p o s t e n e r s c h e i n t a u f e i n e m K o n t o l i n k s u n d a u f e i n e m K o n t o r e c h t s .

In A b b ild u n g 1 h in g e g e n erschie n j e d e r B u c h u n g sp o ste n z w a r auch d oppelt, a b e r m a n c h m a l auf glei ch en , m a n c h m a l a u f v e rs c h ie d e n e n Seiten der K o n te n ; d a s B u c h u n g s g e s e tz e r g i b t a b e r ein w e ite r e s ein faches Gesetz.

D a j e d e r B u c h u n g sp o ste n ein m al in eine linke Sp alte u n d einm al in eine r ech te Spalte eines K onto s e in g e t r a g e n ist, so m u ß nach j e d e r D oppelb uchung d i e S u m m e a l l e r l i n k e n S p a l t e n s t e t s g l e i c h d e r S u m m e a l l e r r e c h t e n S p a l t e n s e i n ( K o n t r o l l g e s e t z ) . Ist diese G le ic hheit nicht v o r h a n d e n , so li egt ein B u c h u n g s- o d e r R e c h e n fe h l e r vo r. Beide Gesetze folgen m it m a t h e m a t is c h e m Z w a n g e aus d e r U m s t e ll u n g d e s K apitalkontos , u n d sind u n e rs c h ü tte rlic h e G r u n d l a g e n d e r d o p p e lt e n B u c h h a lt u n g in allen ih ren v e rs ch ied en en F o r m e n u nd A n w e n d u n g e n .

V on d e r U m s t e ll u n g s a g t Leicner, d a ß es »schw ie rig ist, eine in allen T eilen b efr ie d ig e n d e E r k l ä r u n g f ü r die U m k e h r u n g d e r F u n k t i o n zu geben, also d afü r, d a ß auf d e m K a p ita l k o n to rechts d a s Positive, links d a s Negative v e r r e c h n e t wird«. Die F r a g e k o m m t d a r a u f hinaus , o b die se U mstellung W i l l k ü r o d e r Z w a n g , ein Kniff o d e r ein G e s e tz ist. Als v o rläu fig e A n tw o r t a u f diese F r a g e die ne d e r im G le ic h g e w ic h t befindliche Seilzug d e r Abbil­

d u n g 3. Auf j e d e r Achse sitz en zw ei m i te i n a n d e r fe s t v e rb u n d e n e Rollen.

U m die h in tere R o ll e n g ru p p e ist d a s d u r c h g e h e n d e Seil, u m die v o r d e r e sind Einzelseile g esc h lu n g e n , so d a ß d e r g a n z e Seilzug d u rc h Ein zelbela stung ir g e n d ein er Rolle in B e w e g u n g g e r a t e n w ü rd e . D iese B e w e g u n g m u ß durch ein G e g e n g e w i c h t v e r h i n d e r t w e rd e n , w e n n w ie d e r G le ic h g e w ic h t herrschen soll. Die F r a g e w ir d w e ite r unte n n ä h e r e r ö r t e r t w e rd e n , w en n die Elemente d e r B u c h h a ltu n g b e sp r o c h e n sind.

3. D a s K o n t o , W a g e , G l e i c h u n g .

Die K onte n w e r d e n nach v e rs c h ie d e n e n G e s ic h t s p u n k te n a u sg e w ä h lt, auf die sp ä te rh in n ä h e r e in g e g a n g e n wird. Alle w e r d e n a b e r in d e r gleichen W eis e z w e isp a ltig angele gt.

Die F ü h r u n g des ein ze lnen K onto s e n ts p ric h t n un e in er b e s o n d e r e n kauf­

m ännischen D e n k w e ise , die sich o f f e n b a r aus d e r B e r u f s tä ti g k e it e r g e b e n hat.

D as w ic hti gste k a u fm ä n n isc h e G e rä t, die W a g e m it i h r e r gleichen B ela stung b e id e r Seiten, ist im K onto n a c h g e b ild e t. Auch d a s K o n to b e s t e h t a u s zwei Seiten links un d rechts ein er tr e n n e n d e n Mittellinie. D ie eine Seite oder Spalte n im m t die V e r m e h r u n g (die positiven Z a h le n ) auf, die a n d e r e die Ver- 520 H e d d e : K onstru k tio n u n d M e chanism us d e r d o p p e lte n B u c h h a ltu n g

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m in d eru n g (die negativen Zahle n). N ur darin b esteht ein Unters chied, d aß m anche Konten links, und manche rechts die V e rm e h r u n g aufn ehm en. Die Differenz b e id e r Spaltensum m en, die w ir allgemein mit A bezeichnen wollen, gibt den jew eilig en W e r t auf dem Konto an.

1) 2 links — I rechts = ¿ 1

D er K aufm ann hat a b er eine A bn eig u n g g e g e n das S ubtr ahie re n, gegen negative G rö ß en , selbst g e g e n das Minuszeichen. Er re chnet n u r mit positiven G rö ßen und n u r additiv, so lange es irgend geht. Bei jedem E inkauf sehen wir das ja, w en n G eld z u rü c k g e g e b e n wird. W e n n ich für 14 M einkaufe und einen 20 M-Schein hinlege, so gibt

mir jeder kaufmännische Angestellte meine Ware zu 14 M un d zählt un te r Ü bergabe der Markscheine von 14 an weiter, bis er zu dem übergebenen Betrage von 20 M gelangt. Im täglichen Leben bildet man sonst die Differenz 20 — 14 = 6, d. h man bestimmt den Ü b e rsc h u ß des größeren Wertes g e g e n ü b e r dem kleineren W e rt (Abb 6); der Kaufm an n aber bestimmt den Fehlb et rag des kleineren W ertes g e ­ gen über dem grö ß eren W erte un d fügt dem kleineren W erte diesen Feh lb et rag hinzu, 2 0 = 1 4 + 6, um so gleiche W e rte

— das Gleichgewicht der W a g e — zu haben (Abb. 7).

Nach diesem G ru n d g ed an k en wird auch das Konto beim Abschluß b e ­ handelt. W enn die eine Seite um A überw ie gt, so w ird die ser B etrag A auf der anderen Seite h in zugezählt. Beide Seiten erhalte n d a m it den glei­

chen W ert. Die F o rm el 1) wird also in nachstehenden beiden U m fo r m u n g e n angew andt.

2) 2 links = 2 rechts -j- A und 2 links -f- A — 2 rechts.

Man bra u c h t n u r die tr e n n e n d e Mittellinie als G le ichheitszeichen zu d e u ­ ten, um das K onto un m itte lb a r als m athem atis che G le ic hung an sehen zu k ö n ­ nen. Schein bar stehen je tzt auf beiden Seiten positive Zah len. In W ir k li c h ­ keit müssen a b e r die Z ahle n auf d e r rechten Seite d e r G le ic hung und des Kontos als neg ativ zu denen auf d e r linken Seite g e d e u te t w erd en, wie sich ohne w eiteres durc h H in ü b ers ch affen auf die linke Seite d e r G leic hung e r ­ gibt. Positiv und negativ sind eben nicht absolute, sondern relative Begriffe.

Ebenso müssen d a h e r auch die Z ahle n links als neg ativ zu rechts g e d e u te t werden. W ir w erd en die ser Ü berlegung späterh in nochmals b egegnen. D ie ­ ses g egensätzliche V erh ältnis d e r beid en Gle ic hungs- und Konten-Seiten zu einande r tritt w ie d e r deutlich h e rv o r durc h Vergleich mit dem W a g e b a l k e n und mit der festen Rolle. U m die beiden Seiten des Kontos zu unterschei­

den, w erd en in d e r B uchführung niemals die Zeichen -f- und — geb rau ch t, sonder n stets die W o r t e :

S o l l o d e r D e b e t o d e r Belastung H a b e n o d e r C r e d i t o d e r Gut- firr die l i n k e Seite, schrift, G uthaben, E rkennen für die

r e c h t e Seite.

H e d d e : K onstruktion und M echan ism us d e r dop pelten B uchhaltung 521

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Abb. 6.

4 1

i i Abb. 7.

Abb. 6 Bildung der Differenz A nach bürgerlichem Verfahren.

Abb. 7. Bildung der Differenz A durch Saldieren, kaufm. Verfahren.

T, u. w . H e ft n . 2

(6)

522 H e d d e : K onstruktion und M echanism us d e r d o p p e lte n B u c h h a ltu n g Diese Begriffe, die in den L e h rb ü c h e rn n ach ih r e r E n ts t e h u n g erläu tert w e rd e n , tr a g e n z u r A u fk lä r u n g ü b e r den In h alt d e r K o n te n a n g a b e n k a u m bei, in W ir k li c h k e it h a b e n sie fü r je d e s K onto eine eig en e B ed eu tu n g , z. B. für das K a s s e n k o n to : E in n a h m e und A usgabe, f ü r ein S c h u ld n e r k o n to : Schuld un d G u th a b e n , usw.

Die E n tsc h e id u n g d a rü b e r , auf w e lc h e r Seite des K onto s eine E intragung zu m achen ist, w ird nach ein er alten, geheim nisvoll k li n g e n d e n Buchhalter­

re gel getr offen, die sich die ein ze lnen K onte n als P e rs o n e n d e n k t und lautet:

W e r e m p f ä n g t , d e r S o l l — W e r g i b t , d e r H a b e n .

D er d e r k le ineren S u m m e h in z u g e f ü g te W e r t u n te r s c h ie d A h eiß t S a l d o (Ausg leic h), u n d z w a r S o l l s a l d o , w en n die Sollseite die g r ö ß e r e , H a b e n - s a l d o , ' w e n n die H a b e n s e it e die g r ö ß e r e ist. D e r Sollsa ldo w ird also auf d e r H a b e n se ite , d e r H a b e n s a l d o auf d e r Sollseite als le tz te r S u m m a n d g e ­ führt. N ach Ein stellung des Sald os e r g i b t die A ddition die G le ic hheit beider Seiten (G le ichgew icht! ). M it F e s ts te llu n g d e r G leich h e it b e id e r Seiten ist das K onto »abgeschlossen«. Die auf b eiden Seiten g le iche S u m m e se lbst ist für die w e ite r e B u c h fü h ru n g th e o r e tisc h o h n e B e d e u tu n g , d e r S aldo aber, als d a s E rg e b n is d e r R echnung, ist w ic htig. Er k a n n d a s g a n z e K onto ersetzen.

W i r d das K onto z. B. nach d e m A bschluß w ie d e r n e u erö ffn et, so w an dert d e r Sald o in d e r neuen R e c h n u n g als e rs te r S u m m a n d z u rü c k auf die Seite, die u rs prünglich ü b e r w o g , w o h in also die D iffere nz n ach ihrem Vorzeichen g e h ö r t (Abb. 7). D e r Sald o k a n n auch auf a n d e re K onte n ü b e r t r a g e n w er­

den. D e r Sollsaldo tr itt auch d a n n stets w ie d e r ins Soll des neuen Kontos, d e r H a b e n s a l d o ins H a b e n .

M a n c h m a l g e h ö r t eine g e w is s e Ü bung dazu, z u e rk e n n e n , w elcher der S u m m a n d e n »Saldo« ist, w e n n er n ic ht a usdrücklic h als so lc h e r bezeichnet ist. W e r mit G l e ic h g e w i c h ts b e t ra c h tu n g e n w e n i g e r v e r t r a u t ist, w ird die Ein stellung des a b sch ließ en d en S ald o auf die G e g e n s e it e ü b e r h a u p t als un­

g e r e i m t em pfin den. W e n n m an z. B. d a s K a s s e n k o n t o b e tr a c h te t , so erscheint es g e r a d e z u als w id erspruchsvoll, d a ß beim K a ssen ab sch lu ß d e r Kassenbe­

stand (Sollsaldo) zu den A u sg a b e n ( H a b e n ) g e s te llt wird. D as Verfahren ist a b e r doch logisch g u t b e g r ü n d e t ; d e n n beim A bschluß w ird d e r Kassen­

b e s ta n d zum N a c h z ä h le n ebenso w ie die richtigen A u s g a b e n w irklic h aus der Kasse e n tn o m m e n un d nach d e r Z ä h l u n g w ie d e r n e u in die Kasse (Soll) hin­

eingel eg t. D er K a sse n b e sta n d b e w e g t sich also tatsächlic h g e n a u so, wie der Sollsaldo des K assenkontos.

Dieses dem K aufm anne eigentüm liche »Saldieren« ist von d e m algebra­

ischen S u b trah iere n , w ie es in d e r b ü rg e r lic h e n u n d d e r ihr fo lg e n d e n kame- ralistischen B u ch h altu n g üblich ist, z w a r in d e r F o r m v e rs chieden, nic ht aber im E rg eb n is (vgl. Abb. 6 un d 7 unte n). Die k a u fm ä n n is c h e Buchhaltung w ü r d e in ihrem W e s e n nicht b e r ü h r t w e rd e n , w e n n m an in g e w o h n t e r Weise s u b trah ierte, s ta tt zu saldieren. G l e i c h w o h l i s t d a s S a l d i e r e n f ü r d i e p r a k t i s c h e B u c h h a l t u n g u n d f ü r d e n A u f b a u d e r k a u f m ä n ­ n i s c h e n B u c h h a l t u n g v o n g r u n d l e g e n d e r B e d e u t u n g , w eil d a ­ durch d e r Z w a n g e rreich t w ird, die D ifferenz (den Sald o) e b e n s o w ie jeden an d eren B u ch u n g sp o sten ein m al links u n d ein m al re c h ts z u b u c h e n u n d damit im g a n z e n System stets w ie d e r statisches G le ic h g e w ic h t zu schaf fen.

(7)

4. G r a p h i s c h e B u c h u n g , W e r t b e w e g u n g , R o h r n e t z . Nocli fr u c h tb a r e r als d e r Vergleich mit statischen V erhältnissen w ird die V orstellung dyn a m isc h e r B eziehungen: D er dynam ische G e d a n k e schlum m ert in der alten Buchhalterregel. G eb en und Em pfange n deuten die Bew egung des W e rt e s an.

W e n n m an die B uchhaltung als einen R echnungsm ec hanism us auffaßt, der g e sc h e h e n e W e r t b e w e g u n g e n zum A usd ru ck bringen soll, so liegt das Buchungsgesetz als V o rau ssetzu n g , als F o r d e r u n g vor; denn von » W e r t b e ­ wegung« k a n n m an n u r sprechen, w en n die B e dingungen d e r M echanik für die F estste llu ng einer B ew e g u n g erfüllt sind. F ü r jede B e w egung m uß g e ­ geben sein: eine G r ö ß e als B e w e g u n g s o b je k t, zwei O rte , zw ischen denen sich die B e w egung vollziehen kann, und die B ew egungsric htung. Das sind aber zugleich die B e dingungen des B u ch u n g sg esetzes: d e r W ert, die zwei Konten und die Richtung H a b e n —Soll. W e r t b e w e g u n g un d B uchungsgesetz sind also d e r mec hanische und d e r arith m etische A usdruck für dass elb e G r u n d g e ­ setz, dem die B uchhaltung g e n ü g e n muß. Die Buchhaltung h a t mit än dern W orten die F r a g e n w o h e r ? und w o h in ? für je d en W e r t zu b e a n w o rte n und k om m t dam it zw an g läu fig zu d o p p elter un d g eg en sätzlich er V erbuchung.

Der M echanism us d e r B uchhaltung arbeite t ruckw eise. Nach je d e r W e r t ­ bew eg u n g tritt Ruhe, G leic hgew icht ein. D a h e r ist sow ohl die statische als auch die dynam ische B etrac h tu n g möglich.

Man kann die W e r t b e w e g u n g e n du rch Aufzeic hnung ih rer S pure n d e u t ­ lich machen. Ich k o n stru ie r e deshalb die Konten als lotre chte Linien, die Buchungsposten als P u n k te auf ihnen (vgl. Abb. 4). Die beiden z u s a m m e n ­ geh örigen B uchungsposten d e r doppelten V e rb u c h u n g verb inde ich durch einen Linienzug, möglic hst durc h eine G erade, und unte rscheide durch einen Pfeil »W oher?« und »Wohin?«. D er B uchhalterregel e ntsprechend w e i s t d i e P f e i l s p i t z e a u f d a s K o n t o , d a s d e n S o l l p o s t e n t r ä g t , d e n E m p f ä n g e r , d a s P f e i l e n d e a u f d a s K o n t o m i t d e m H a b e n p o s t e n , d e n G e b e r (vgl. Abb. 4). Jed e V erb in dungslinie tr ä g t ihren W e r t und leitet ihn fort zum lotrechten H a u p ttr ä g e r , dem Konto. Der H a u p ttr ä g e r leitet den ü b e rn o m m e n e n W e r t lotre cht w eiter bis zum nächsten Buchungspunkt, vere inig t d o r t die beiden W e rte und tr ä g t diesen S u m m e n ­ wert ebenso weiter. Auch die H a u p t t r ä g e r (K onten) stellen also eine W e r t ­ bew egung dar, die durc h einen Pfeil sichtb ar g e m a c h t wird. Die H a u p t t r ä g e r enden, w en n das Konto durc h einen Saldo abgeschlossen ist. Saldow erte werden kenntlich g e m a c h t durc h b eso n d er e P u n k tb e z e i c h n u n g (vgl. Abb. 4).

Der Saldo w ird wie j e d e r andere Buchungsposten ein zw eites Mal auf einem anderen Konto g eb u ch t. D er W e r t w ird d ad u rch auf ein. a nderes Konto übertra gen, dahin, w o ihn die B uchhaltung haben will. Es bleibt a b e r z u b e a c h t e n , d a ß d i e P f e i l r i c h t u n g n i c h t a n z e i g t , w o h e r d e r S a l d o k o m m t , u n d w o h i n e r g e h t , s o n d e r n o b e r S o l l s a l d o o d e r H a b e n s a l d o ist; so w a r die W e r t b e w e g u n g definiert. S a ld o ­ bew e g u n g und W e r t b e w e g u n g benutz en z w a r dieselben Leitlinien, können ab e r e n tg e g e n g e s e tz t e Richtung hab en . Die Richtung d e r S aldobew egung, die Buch ungsfolge, w ird d a d u rc h zum A usdru ck g ebracht, daß die ganze B uchhaltung von oben nach unte n fortschreitet.

H e d d e : K onstruktion und M ech an ism us der do ppelten B uchhaltung 523

(8)

Aus diesen Ü b erleg u n g en e rg i b t sich nun eine b e s o n d e r s einfache Regel für die D e u tu n g d e r g ra p h i s c h e n K o n s tr u k tio n : D i e S a l d o - B u c h u n g s ­ l i n i e k a n n a l s V e r l ä n g e r u n g d e r K o n t e n l i n i e a n g e s e h e n w e r ­ d e n mit derselb en W e rt ri c h tu n g , w elche das K onto z u le t z t h a tt e ; sie zeigt also u n m itte lb a r den w e ite r e n V erla u f des Kontos, o h n e d a ß m an sich um den S aldo zu k ü m m e r n b rauchte. M an e rh ä l t also eine K o n t e n v e r b i n d u n g ähnlich wie die G le is v e rb in d u n g auf G le is plä nen (vgl. Abb. 9 u nd 10). V on dieser Regel w ird w eiterhin G e b r a u c h g e m a c h t w erd en .

Bei d e r technischen K o n str u k tio n w ü r d e m a n je d e n T r ä g e r t e il in seinem Q u e rsc h n itt so s t a rk ausb ild en, d a ß e r seinen W e r t t r a g e n un d fortleiten ka nn. D e n k t m an sich die W e r t e als F lü s s ig k e i ts m e n g e n , so w ird das T r ä g e r n e t z zum R o h rn e tz mit w e c h se ln d e m Q u e rs c h n i tt (vgl. Abb. 5). Jeder ve rb u c h t e G eschäftsvorfall schlie ßt ein neu es R o h r s t ü c k an. Querschnitte un d D u rc h f l u ß m e n g e n des g a n z e n S ystem s un te r lie g e n bestim m ten leicht e r k e n n b a r e n B edin g u n g en . D e r sp ä t e r e r ö r te r t e A bschlu ß d u rc h die Bilanz schlie ßt d a s R o h rn e tz zum R ingsystem mit ein heitlic her B ew egung, dem

»Kreislauf« d e r B uchhaltung.

Bei vielen U n te r s u c h u n g e n k o m m t es w e n i g e r auf die V erfo lg u n g der einze lnen G eschäftsvorfälle als auf die S a ld e n b e w e g u n g , den Kontenverlauf, an. U m d a n n die Ü bersicht nicht d urch die vielen Linien d e r Geschäftsvorfälle zu e rs ch w eren , soll in so lch en Fällen st a tt e in ze ln er Buchungslinien ein breite s Band, d e r »Strom d e r Geschäftsv orfälle «, in d a s K onte ngitte r' ein­

g e f ü h r t w e r d e n (Abb. 8, S. 526). Es g e n ü g t d a b e i zu wissen, d aß jeder S tr o m fa d e n n u r zwei Lotrec hte (K onte n) trifft, von ein er Einzeldarstellung k a n n a b e r a b g e s e h e n w erd en . E b e n so k ö n n te man fü r viele gleichartige K onten auch ein K o n te n b a n d ein führe n.

Diese hier w o h l e rs tm alig d u r c h g e f ü h r te K o n str u k tio n d e r doppelten B uchung soll z u n ä c h s t lediglich ein Leh r- un d V e r stä n d ig u n g sm itte l, die A ufstellung eines P r o g r a m m e s sein, nic ht e t w a ein E rsa tz für die übliche zw eisei tige z a h le n m ä ß ig e Buchung. D e r N u tz e n d ie s e r g ra p h i s c h e n D arstel­

lu ng liegt darin, d a ß d e r Z u s a m m e n h a n g d e r ein zeln en Konten, die W e r t­

b e w e g u n g e n , die S a ld o b e w e g u n g e n und B u c h u n g sfo lg e n k l a r z u r A nschau­

un g g e b r a c h t w e rd e n , d a ß die G r ö ß e d e r W e r t e z u n ä c h s t völlig gleichgültig ist, u n d d a ß doch je d en A u g en b lick aus dem Bilde auf die zahle nm äßig e, listenförm ig e V e r b u c h u n g im K o n ten sy s tem mit Soll u n d H a b e n ü b e r g e g a n ­ g e n w e rd e n k a nn, weil das Leitbild e in d e u tig ist; aus d en A bbildungen 2 un d 4 k a n n o hne w e ite r e s e n tn o m m e n w e r d e n , w ie in ein em praktischen Falle bei d e r R ü c k ü b e r t r a g u n g in die L istenform v e rf a h r e n w e r d e n muß.

In d e r n e u e re n B u c h h a lt u n g s le h r e w e r d e n die Begriffe S tatik und D y­

n am ik in e tw a s a n d e r e r B e d e u tu n g a n g e w e n d e t. M a n s ie h t a b e r auch d a r a n das allgem eine Bestr eben ein er m e c h a n isc h e n E r f a s s u n g d e r Buch­

h a lt u n g sk u n st. Auf S tatik un d D y n a m ik ist die R elativ ität g e fo lg t. Die sc h w a n k e n d e V aluta, d. i. R ela tiv itä t des W e r t m e s s e r s , stellt die B uchhal­

tu n g v o r n eue A u f g a b e n ; doch soll die sem G e d a n k e n h ie r n ic ht weiter n a c h g e g a n g e n w erden.

5. I n v e n t u r , G e s c h ä f t s v e r m ö g e n , A k t i v a , P a s s i v a . Eine Übersicht ü b e r die V e r m ö g e n s la g e w ird bei B egin n des G esc häfts un d späterhin nach B edarf aus d e r B e s ta n d a u f n a h m e , d e r I n v e n t u r , g e ­ w onnen, die a u ß e r h a l b des S ystem s d e r B u c h h a ltu n g liegt, a b e r ihr die 524 H e d d e : K onstr uktion un d M echanism us d e r d o ppelten B u c h fü h ru n g

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G r u n d w e r te liefert. Sie soll g e m ä ß g esetzlicher A n o rd n u n g die G r u n d stü c k e des K au fm an nes, seine F o r d e r u n g e n und Schulden, den B etrag seines bare n G eldes u n d seine sonstigen V e rm ö g e n s g e g e n s tä n d e g e n a u verzeichnen, den W e r t a n g e b e n und einen d a s V erh ältnis des V erm ögens und d e r Schulden darste llenden Abschlu ß liefern. Bezeichnet man die W erte d e r einzelnen V erm ögensbesta ndteile, wie G ru n d stü ck e, Bargeld, F o rd e r u n g e n usw., mit

At A2 As... u nd die Schulden mit B, B2 B3 ..., so ergibt sich der Abschluß als Differenz

3) Z A - Z B = K,

worin K das ins G eschäft g e ste c k te eigen e K a p i t a l des K aufm annes od e r das R e i n v e r m ö g e n darstellt. D er W e r t K w ird aus G le ic hung 3) als einer »B estimm ungsg leic hung« gefunden.

Nach dem f r ü h e r u n te r »Konto« G e sa g te n ist es natürlich, daß der Kaufmann für seine Z w e c k e die G le ic hung u m f o rm t in:

4) Z A = Z B - f K.

W en n d e r g e fu n d e n e W e r t K hier eingesetz t wird, hat man jetzt eine

»identische« Gleichung.

N u n m e h r steht links die Sum m e d e r V erm ögensbesta ndieile, mit denen der K aufm ann w irtschaften kann, das so g en an n te G e s c h ä f t s v e r m ö g e n , rechts a b er die ebenso g r o ß e Sum m e aus Schulden und Reinverm ögen . Diese Z usam m enstellung von G eg ensätz en, wie Schulden und Reinvermögen, erscheint unzulässig, als ein Fehle r, wie w ir ihn beim K onte nsaldo zu fin­

den glaubten. W enn m an die G le ic hung 4) statisch als Konto deutet, so ist das R einverm ögen K d e r K ontensaldo. Als Bilanzkonto w erden wir die ­ sem Konto sp äter tatsächlich begegnen.

Einen tieferen Einblick in den A ufbau und Z u s a m m e n h a n g g e w ä h r t a b er die dynamische Betrachtu ng. So ve rs chie den Schulden und Rein verm ögen sind, lassen sie sich doch beid e un te r einen Begriff b rin g en : es sind die

»Quellen« des G eschäftsverm ögens, »eigenes« und »fremdes Kapital«. Die Gleichung 4) b e s a g t also, d a ß das G e schäftsverm ögen, welches in den V e r ­ mögensteilen u n te r g e b r a c h t ist, e benso g r o ß ist wie d e r aus den V e r m ö g e n s ­ quellen fließende W ert. Das W o h e r ? und W o h in ? ist gefunden, also eine anfängliche W e r t b e w e g u n g des G eschäftsverm ögens. Auf d e r rechten Seite der Gleic hung steh en die Beträge , w elche die H e r k u n f t o d er die Beschaf­

fung des G esch äftsv erm ö g en s nach w eisen, P a s s i v a g e n a n n t; auf d e r linken die, welche seinen V erb le ib o d e r seine V e rw e n d u n g nachweisen, A k t i v a gen annt (vgl. Abb. 8).

Bezeichnet man die W e rte Bx B: B3 . . . und K, um ihre Z u s a m m e n g e ­ hörigkeit anzudeuten, mit Pi P 2 P 3 und P k , so g e h t die G le ic hung 4) über in die w ie derum »identische« G le ic hung:

5) Z A = Z P A k t i v a = P a s s i v a .

In d e r B uchhaltungslehre ist d e r Begriff Pass iva leider nicht eindeutig ; vielfach w ird e r nic ht n u r für Z B -f- K wie hier, sondern als identisch mit Schulden auch fü r Z B allein ge b ra u c h t. Die m athem atis che Betra chtu ng verlangt a b e r Eindeutig keit.

S ow ohl die Aktivseite, als auch die Passivseite stellt das G e sc h ä fts­

verm ögen dar, n u r nach zwei vers ch ieden en G esic htspunkte n aufgeteilt.

H e d d e : K onstruktion und M echanism us der doppelten Buchhaltung 525

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526 H e d d e : K onstr uktion un d M echanism us d e r d o p p e lte n B u c h h a ltu n g G esc.hqftsrerm ögen = 6eseh< flsi'errnögen

(w ohin?) (w oher?)

Verwendung ^ =«*---^^Seschoßung

/h tiya Pass/ro

jw m e z a-Z M £

|4 M ^ t

-

<7/77 Jahresbeginn .£ /> ' ^ b ' b2 B3 K

Erfolg- Konten (Teile des

Kapital- Kontos)

d-£A -£B ’

-K ‘ ( fte/nrermegen om Jahresabschluß) -K ’ Abb 8. Z u s a m m e n h a n g d e r K onten mit d e r Inventur.

D oppelte A ufzeichnung des G eschäftsverm ögens, aller V erän d eru n g en un d des R einverm ögens am Jah ressch lu ß

Beispiele von K onte n u n d Geschäftsvorfällen.

Die B u ch h altu n g le g t nun nach Abb. 8 fü r alle V e r m ö g e n s w e r t e Konten (g raphisch, lo trechte Linien) an m it d en aus d e r In v e n t u r be z w . d e r Glei­

ch u n g 4) o d e r 5) ü b e rn o m m e n e n A n fa n g s w e rte n Ax Aä A3 . . . Bt B» B3 . . . u n d auch K o d e r k u rz fü r alle W e r t e A u n d P einschließlich Pk; denn die E in fü h r u n g des K a p ita lk o n to s K ist nach A b sc h n itt 2 fü r die doppelte B u ch h altu n g wesentlic h. W ie fü r d en A n fa n g s z u s ta n d , s o g i l t auch für je d e n späteren B u c h u n g s z u s ta n d die identis che G l e i c h u n g 5), w e n n man alle W e r t e A und P als V erä n d e rlic h e au ffaß t. Sie ist u n s i c h tb a r ü b e r dem g a n z e n K ontensys tem sc h w e b e n d , d a s m a t h e m a t i s c h e G e s e t z f ü r d e n i n n e r e n Z u s a m m e n h a n g d e r K o n t e n w e r t e i n j e d e m A u ­

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g e n b l i c k . Sie um schließt alle anderen G esetze, also auch das Kontroll- g esetz un d das B uchungsgesetz ( = W e r t b e w e g u n g ) ; denn form t man G le i­

chung 5) um in die ebenfalls i d e n t i s c h e G le ic hung 5 a) Z A — I P = 0,

so e rk e n n t man, d a ß je d e W e r t ä n d e r u n g ein er G rö ß e gleichzeitig eine e n tg e g e n g e se tz t w ir k e n d e W e r t ä n d e r u n g einer a n d eren G r ö ß e v erlangt (Folge d e r Iden tität!) .

Die K onten b ild u n g und die weiteren Buch ungen zeig t gleichfalls A b­

bildung 8. Die g a n z e W e r t b e w e g u n g übers ieht man am besten, wenn man von dem S ald o d e r In v en tu r aus links und rechts heru m den Verlauf v e r ­ folgt. Aus dem Bilde und d e r G le ic hung 5) können w ichtige G esetz e e r ­ sehen w e rd e n :

V e rm e h r u n g e n des G esc h ä ftsv e rm ö g e n s k o m m e n ins Soll d e r Aktiva, ins H a b e n d e r Passiva, V e rm in d e ru n g e n u m g ek eh rt.

Aktiva und Passiv a sind z u ein a n d er negativ ( W e r tb e w e g u n g e n a b w ärts und aufw ärts!), wie aus F o rm e l 5 a ) un d d e r früheren Ü berle gung beim Konto her vorgeht.

Fü r den R ech n u n g sm ec h an ism u s ist es gleich gültig , ob ein Konto zu den Aktiven o d e r Pass iv en g e r e c h n e t wird, so fern man in Z A und Z P neg ative Summ an den zuläßt.

Das Konto b eh ält seine Stellung im System bei, m a g sein W e r t positiv oder ne gativ sein.

Die Z uteilu n g d e r K onten zu den Aktiven o d e r Passiven erf olg t d a h e r nicht nach m athem atis chen, s o n d e r n nach wirtschaftlichen, rechtlichen und buchhalterischen G esic htspunkte n.

(Schluß folgt.) T h i e r b a c h : V e rw e n d u n g elektrischer Energ ie zu chemischen Z w e c k e n 527

Verwendung eleKtrischer Energie zu chemischen ZwecKen unter Gewährung von Vorzugspreisen.

Von Dr. B r u n o T h i e r b a c h , Beratendem Ingenieur, Berlin-München.

Über »die V e rw e n d u n g ele ktrischer Energ ie zu chemischen Zwecken«

sprach auf d e r Jah r e s v e rs a m m l u n g des V erb an d es deu ts ch er E le k tro te c h n ik e r zu M ünchen Dir. J o h . H e ß , Münch en . Er g a b in tere ss sa nte Einblicke in die te chnischen und wirtschaftlichen W ech selb ezieh u n g en zwischen d e r chemischen G ro ß in d u s trie un d den G ro ß w a s s e rk r ä fte n und erö ffn ete so wertvolle Ausblicke auf eine im m er en g e r w e r d e n d e K nüpfung die ser V e r­

bindungen, d aß ein nä h e re s E in gehen auf einzelne d e r e rö r terten P ro b l e m e wohl am P latze erscheint.

Nach d e r w asserw ir tschaftlic hen D enkschrift d e r bayerischen oberste n Bau behörde w a re n bis Ende 1921 346800 PS W a s s e rk rä ft e in Bay ern b e ­ triebsfertig un d 457300 PS im A usbau begriffen, u n g e re c h n e t d e r gepla nten Anlagen an d e r neuen R h e i n - M a i n - D o n a u - W a s s e r s tr a ß e , die in ihren 15 Kraftstufen rd. 500000 PS liefern wird. Die g e s a m te n ausbaufähig en W a s s e rk rä ft e Bay erns w e rd e n auf 3 Mill. PS geschätzt, mit einer J a h r e s ­ le istung von, vors ichtig gerechnet, rd. 12 Milliarden kW h.

T r o tz die ser b e d e u te n d e n E nergie m engen wird ein Überschuß an Kraft aller V orau ssich t nach nicht eintreten, w enn es beim A usbau der bayeri-

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sehen W a s s e r k r ä f t e gelingt, neben d e r allgem einen L a n d e s v e r s o r g u n g und d en B a h n b etrieb en den noch s t a rk e n tw ic k lu n g sfä h ig e n B edarf d e r chem i­

schen In dustrie rechtzeitig zu erfassen.

Freilich, die in B ayern neu en ts te h e n d e n W a s s e r k r ä f t e u n d chemischen F a b ri k e n ha b e n mit zw ei erns ten, nicht zu u n te r s c h ä t z e n d e n S ch w ie rigkeiten zu rechnen. Einm al fällt ihre H e rs t e llu n g in die Z eit ein e r gew altigen P re i s s t e ig e ru n g ; sie m üsse n daher, um auch in den Z eiten eines besseren G e ld sta n d e s w e ttb e w e r b f ä h ig zu bleiben, un g ew ö h n lich h o h e A b sch reib u n g s­

sätze d e r S e lb s tk o s t e n b e r e c h n u n g ih r e r E le k t r iz i tä t s e r z e u g u n g zugru nde legen. Dies fällt um so sc h w e r e r ins G ew icht, als die g e w a lti g e n Werk e ä h n lich er Art in N o rd a m e r ik a , in F ra n k r e ic h , in d e r Schweiz und in N o r w e g e n schon älteren D a tu m s un d infolg edessen zum g r ö ß t e n Teil bere its a b g e sc h r ie b e n sind. Z w eiten s bie ten die u n g e h e u e r angew achsenen B ahnfrachten dem A bsatz d e r in S ü d d e u ts c h la n d e rz e u g t e n P r o d u k t e eine sc h w e rw ie g e n d e B eh in d e ru n g . H e ß w eist nach, daß, um 1 k g Karbid nach dem m itteld eu tsch en V e rb r a u c h s g e b i e t zu bringen, im F r ü h j a h r 1922 z. B.

eine F r a c h t a u s g a b e von 1,50 M erf orderlic h war. Das bedeute t, d a ß ein in M itteld eu tsch lan d g e le g e n e s B r a u n k o h le n - K a r b id w e r k m it einem ba yeri­

rischen W a s s e r k r a f t w e r k noch w e ttb e w e r b f ä h ig ist, selbst w enn es 0,40 M für 1 k W h m e h r b e z a h le n muß.

Die in S ü d d e u ts c h la n d sich n e u a n sie d e ln d e G r o ß in d u s tr i e w ird sich daher d e r H e r s t e llu n g h o c h w e r ti g e r E rzeugnisse z u w e n d e n u n d mit allen Mitteln d a ra u f hin arb eiten müssen, die E lek trizität so billig als ir g e n d möglich zu bez ie hen. F ü r die K a rb id h e r ste llu n g g a b d e r R e d n e r eine Reihe von V e re d lu n g s v e rfa h re n auf elektrischen W e g e n an.

Die V erbilligung des Stro m es a b e r k a n n n u r d urch ein pla nm äßig es H a n d in H a n d G e h e n d e r n e u a n z u sie d e ln d e n G ro ß in d u s tr i e mit den neu- au s z u b a u e n d e n W a s s e r k r ä f t e n e rreich t w e r d e n ; u nd w e n n d e r R e d n e r auch in d ies er H in sich t w ertv olle F in g e r z e ig e g a b , so m ö g e d ies er G e d a n k e der g e g e n se itig e n A n p a ssu n g doch im n a c h s t e h e n d e n noch n ä h e r e r ö r te r t und erw e ite rt w erd en .

Als die E le k t riz i tä t s w e rk e noch reine L ich tsp en d er w aren, w a r ihre I n a n s p ru c h n a h m e fast auss chließlich auf die Zeit von S o n n e n u n te r g a n g bis 10 U h r o d e r in G r o ß s t ä d t e n bis 12 U h r nach ts b e sc h r ä n k t, un d nur in den W i n t e r m o n a te n t r a t in d en M o r g e n s tu n d e n , e tw a von 6 o d e r 7 U h r bis S o n n e n a u fg a n g , eine n e n n e n s w e rt e B elastung hinzu. D a es sich d a m a ls meist um G le ic h s tro m w e rk e h andelte, k o n n te d e r M a s c h in e n b e t rie b auf die H a u p t ­ b e le u c h tu n g sz e it b e s c h r ä n k t u nd d e r ü b rig e B ed a rf w irtschaftlich durch A k k u m u la t o r e n b a t te r i e n g e d e c k t w erd en . Je m e h r die E le k trizitätsw erk e sich a b e r als Lie fe rer d e r B e trie b sk ra ft d u rch s etzten , je g e r i n g e r w urde d e r Einfluß d e r »Lichtspitze« auf die g e s a m t e T a g e s b e l a s tu n g . Ja bei den Ü b erlan d zen tralen fällt die H ö c h s tb e l a s tu n g bereits biswei len, näm lich w ä h ­ rend d e r D re schzeite n, in die T a g e s s t u n d e n .

In d e r N a c h t a b e r ist und ble ibt w ä h r e n d sech s bis ac h t S tu n d e n der V e rb rau ch ä u ß e r s t g e rin g , u nd die tiefe, die E rz e u g u n g s k o s t e n s e h r u n ­ g ü n s t ig beein flu ssende N a c h ts e n k e tr itt infolge d e r V e r k ü r z u n g d e r A rb eit­

zeit auf acht Stu n d en u n d infolge d e r im m e r w a c h s e n d e n A b n e ig u n g g e g e n N a c h ta rb e ite n noch s t ä r k e r als f r ü h e r in die Erscheinung. B e so n d e rs für W a s s e r k r a f t - E le k t r i z itä ts w e r k e o h n e S pe ic h e r a n la g e n ist eine g le i c h m ä ß i g e T a g - un d N a c h tb e l a s tu n g oder, w en n sie d e r allgem einen L a n d v e r s o r g u n g

5 2 8 T h i e r b a c h : V e rw e n d u n g elektrischer E nerg ie zu c h e m i s c h e n Z w e c k e n

(13)

dienen (w ob ei eine gleichm äßige A usnutzung nie zu erreichen ist), die A bgabe von r e i n e m N achtstrom eine L ebensbedingung; denn der N acht­

strom steht solchen W asserkraftw erken tatsächlich kostenlos zur Verfügung, er verbilligt die G esam tgestehungskosten für die kW -Stunde daher sehr be­

deutend. Bei der heutigen P reissteigerung erbaute W asserkraftw erke können auf eine Rentabilität jedenfalls nur dann rechnen, wenn sie eine volle Ausnutzung der ihnen zur V erfügung stehenden Kräfte auch während der Nacht erreichen.

Für die Ausfüllung der N achtsenke komm en die chemischen Groß­

betriebe nun freilich nur vereinzelt in Frage. D ie elektrotherm ischen Prozesse w enigstens erfordern gleichbleibende Energiezufuhr, und das zeit­

w eilige Abstellen ganzer Öfen für die Nachtstunden würde w egen des Er- k alte cs den Betrieb unwirtschaftlich machen. Mehr zu erwarten ist in dieser Hinsicht von einigen elektrolytischen Verfahren, z. B. der Chlorkali­

gew innung und der W asserzersetzung. B esonders die letztere kann mit stark w echselnden Strom stärken arbeiten, und da die Erzeugnisse, Sauer­

stoff und W asserstoff, sich leicht aufspeichem lassen, könnten derartige Betriebe w ohl zum A usgleich der Tagesschw ankungen und vor allem zum Auffüllen der N achtsenke beitragen. W enn es etw a g elin g t, den er­

zeugten W asserstoff als Ersatz oder w enigstens als Zusatz zum Stein­

kohlengas zu verw enden, so könnten die überall vorhandenen überschüssigen N'achtkräfte zu w esentlichen Ersparnissen der w ertvollen G askohlen führen;

bei geplanten Erweiterungen oder N eubauten von Gasanstalten sollte dieser Frage jedenfalls volle Aufm erksam keit gesch en k t werden.

W esentlich aussichtsreicher als der Ausgleich der täglichen Belastungs­

schwankung erscheint die B eseitigung oder doch M ilderung der Som m er­

und W interunterschiede, m ögen sie durch den V e r b r a u c h , der im W inter stets größer als im Som m er ist, oder aber durch die E r z e u g u n g bedingt werden, die von der V erschiedenheit der in den einzelnen Monaten zur Verfügung stehenden W asserm engen herrührt

Bei W asserkräften an G ebirgsflüssen ist der Durchfluß im W inter stets wesentlich geringer als im Som m er; um gekehrt verhält es sich bei den Niederungsflußläufen. Für die Großw asserkraftanlagen wäre es daher von ganz besonderem Vorteil, wenn sie neben der allgem einen Landes-, Licht-, Kraft- und B ahaversorgung elektrochem ische Betriebe gew innen könnten, die w enigstens ihre starke Strom m engen verbrauchende Hauptarbeit für die Monate der W asserklem m en stillsetzen oder doch einschränken können.

Nehmen w ir beispielsw eise an, eine neue Großw asserkraftanlage an einem Gebirgsfluß könnte so ausgebaut w erden, daß sie in den acht Sommermonaten im Durchschnitt 20000 kW leistet, während ihr in den Wintermonaten nur 12000 kW zur V erfügung stehen. D ie von ihr zu ver­

sorgende Cberlandzentrale läßt für die nächsten Jahre im Som m er einen Spitzenbedarf von 7000 kW , im W inter aber einen von 11000 kW erwarten.

Dieses W asserkraftw erk würde jedenfalls ein recht gutes G eschäft machen, wenn es, selbst durch G ew ährung von V orzugpreisen, einen chemischen Großbetrieb als Abnehm er gew innt, der z. B. sechs Elektroofen von je

2 0 0 0 kW Leistung aufstellt, sich aber verpflichtet, den Betrieb auf die acht Somm ermonate zu beschränken; während der vier W intermonate könnten diesem Betrieb dann immer noch 1000 kW zur Verfügung g estellt bleiben, mit denen er, um während dieser Zeit nicht ganz unbeschäftigt zu sein, T h i e r b a c h : Verwendung elektrischer Energie zu chem ischen Zw ecken 529

(14)

5 3 0 T h i e r b a c h : V e rw e n d u n g ele ktrischer E nergie zu c h e m i s c h e n Z w e c k e n seine Betrieb- u n d R e p a r a t u r w e r k s tä t te n betr e ib e n , o d e r e t w a d a s V e r ­ p a c k u n g s m a te r ia l für die Erzeugnisse des nächsten P ro d u k t io n s a b s c h n it te s herstellen, o d e r a b e r auch ir g e n d einen a n d e re n N e b e n b e tr i e b d u rc h f ü h re n könnte , fü r den ihm ja auch w ä h r e n d des S o m m e r s eine E n erg ie von 1000 k W z u g e w ö h n lic h e n P re ise n z usteht.

W e n n ein solcher Idealfall auch in d e r P ra x is nicht zu erreic hen ist, weil die E rz e u g u n g s k u r v e n u nd auch die B ela stung d e r O b erla ndzentrale sich nicht sp r u n g h a ft, s o n d e r n allmählich än d e rn , so k a n n ein chem ischer Betrieb mit m e h r e re n Öfen o d e r Bädern sich d ie ser allm ählic hen Änderung doch d a d u r c h anpass en, d a ß er g e g e n den W i n t e r hin seine einzelnen V e r b r a u c h s a p p a r a te n a c h e i n a n d e r stillsetzt un d g e g e n den S o m m e r hin w ie d e r einzeln in Betrieb nim mt.

D as hie r b esp r o c h e n e Z u s a m m e n a r b e i te n bei d e r E rric h tu n g von G ro ß ­ w a s s e r k r a f t w e r k e n u n d chem ischen G r o ß b e tr ie b e n lä ß t sich a b e r auf G ru nd fo lg en d er Ü b erleg u n g en noch vertief en. In folg e d e r E ig e n a r t des Betriebes:

g e ri n g e A rb e ite rz a h l u nd einfache, leicht auf- u nd a b b a u f ä h i g e G eb äu de, ist ein O rtw e c h s e l f ü r chem ische G ro ß b e t r i e b e m eist wreit leichter als bei a n d e re n F a b r i k e n d u r c h z u f ü h r e n ; an d ers eits spielen bei chemischen Betrieben die A u s g a b e n f ü r d en E le k t riz i tä t s b e z u g eine so ü b erw ieg en d e Rolle, d a ß bei G e w ü h r u n g eines P re isn a c h la sse s fü r S tr om — wüe mir aus p r a k tisc h e n V e r h a n d lu n g e n b e k a n n t ist — m a n c h e U n te r n e h m u n g e n die Kosten u nd U n b e q u e m lic h k e ite n einer V e r le g u n g w'ohl in d e n Kauf nehmen w ü rd en .

H a n d e l t es sich a b e r n ic ht um d en A u s b a u eines einzeln en Groß- wra s s e rk ra ft w e r k e s , s o n d e r n s t e h t in ein em G e b ie te die E rri c h tu n g m ehrere r solcher W e r k e zeitlich n a c h e i n a n d e r in sich erer Aussicht, w ie es z. B. in Bayern beim Bau des R h ein -M ain -D o n au -K än als d e r Fall ist, u n d w erden die E inzehverke, wie es d u rc h die L eitungen des B a y e rm v e rk e s bereits geschieht, alle z u r g e g e n s e i ti g e n E r g ä n z u n g un d z u m A usgleich mitein­

a n d e r v e rb u n d e n , so ist o hne w eiteres kla r, d a ß es in L än d ern , w elc he die V e r w e r tu n g ih r e r W a s s e r k r ä f t e in so g r o ß z ü g i g e r W e is e in Angriff g e ­ n o m m e n h aben, den chem ischen G ro ß b e t r i e b e n m ö g lich sein w ird, j a h r ­ z e h n te la n g an einer u n d d e rs e lb e n Stelle z u v e rb le ib e n u n d d och die ele k­

trische E nergie zu V o rz u g p re i s e n z u e rh a lte n , in d e m n u r die Lieferer w echseln. S obald das eine K r a f t w e r k seine volle S t r o m e r z e u g u n g bess er v e rw e rte n kann, w ird ein zw eites und d a n n ein d rittes fe r tig g e ste llt sein, die e benso w ie das erste ein w e itg e h e n d e s Interess e d a r a n ha b e n , sogleich z um vollen A u sb a u z u schreite n, so b a l d ihnen die G e w ä h r w ird, die G e s a m t k r a f t so f o rt nach F e rt ig s t e ll u n g des Baues, w e n n a uch z u erm äßigten Pre isen, abzusetzen.

Ein einheitliches un d p la n m ä ß ig e s Z u s a m m e n g e h e n beim A u s b a u neuer Großw ’a s s erk räfte u n d bei d e r E rri c h tu n g n e u e r c h e m isc h e r G r o ß b e tr ie b e würd fü r beid e Teile jedenfalls von W e r t u nd N u tz e n sein. Es ist d a h e r a n zustreben, d a ß beid e G ru p p e n sich ü b e r die s c h w e b e n d e n P lä n e stets g e g e n se itig auf dem la ufenden halten. Die ch em ische G r o ß in d u s tr i e ver- f ü g t ja schon seit lä n g e r e r Z e it ü b e r eine s t raffe S p itz e n o rg a n isa tio n , für die W a s s e r k r a f t w e r k e a b e r k ö n n te d e r d e u ts c h e W a s s e r k r a f t - u nd W a s s e r- W'irtschafts-Verband die F ü h r u n g d e r g e g e n s e i ti g e n V e r s t ä n d i g u n g ü b e r ­

n eh m en . [k o s]

(15)

Indus trie und Bergbau 531

M i t t e i l u n g e n

aus L iteratu r und Praxis; Buchbesprechungen.

Industrie und Bergbau.

William Thom as Mulvany (1806 bis 1885). Ein Beitra g z u r Geschic hte der rheinisch-westfälischen G roßindus trie und der deuts ch - englischen W i r t ­ schaf tsbezi eh ungen im neunzehnten Jahrhundert. Von K u r t B i o e i n e r s . Veröffentlichungen des Archivs für rheinisch-westfälische W ir ts c h a fts g e ­ schichte 1922 Band 8. Essen 1922, G. D. B aedeker. 218 S. Preis 72 M.

Das rh e in isch - w es tfälis ch e W i r t ­ schaftsarchiv und d e r V erfasser h a ­ ben sich durch die H e r a u s g a b e der vorliegenden au ßerordentlic h leh r rei­

chen und fesselnden U n te r n e h m e r b i o ­ graphie in sc h w e re r Zeit ein g ro ß e s Verdienst um die Aufh ellung d e r neueren rh einisch-westfälischen W i r t ­ schaftsgeschichte erw o rb en . Mit le b ­ haftem Interesse k ann man in dem anschaulich gesch rieb en en W e r k e die Einbürg erung des kath olis chen Irlä n­

ders M u l v a n y i n d e m g rö ß t e n d e u t­

schen In dustriebezir ke verfolgen. Die

h e rv o r ra g e n d e n V erd ie nste des sel­

ten ta tk rä f tig e n und chara kterv olle n M annes um Kohlen- und Eisenindu­

strie, Eisenbahn-, Binnen schiffahrts­

und Kommunalpolitik w erden auf G ru n d eines reichen handschriftlichen und ged ru c k te n , sorgfä ltig d u r c h g e ­ arb eite ten und um sichtig verw ertete n M at erials nach allen Seiten hin g e ­ nau ge w ü rd ig t. Die heimatlichen A n­

fänge des bed eu te n d en Ingenieurs g e b e n B l o e m e r s V era nla ssu ng, im ersten Teile auch auf das irische W irtschaftsle ben g e n a u einzugehen.

U e b e r h a u p t w ird das Lebensbild überall in den breiten Rah men der allgem einen W irtschaftsgeschic hte hineingestellt und dad u rch nur noch an ziehen der. D er W is senschaft und d e r Prax is w ird dam it eine w e r t ­ volle G a b e darg e b o te n .

Prof. J. H a s h a g e n ,

[ i m ] Bonn.

R oheisenerzeugung Frankreichs im Jahre 1921.

(in t)

G ra b e n r e v ie r e 1913 1920 1921 V o r r ä te 1921

M e t z - T h i o n v i l l e ...

B r ie y - L o n g w y ...

N a n c y . ...

übrige französische G ruben .

21 136 ono 17 961 000 1 196 000 1 938 0n0

8 074 000 4 180 000 816 000 708 000

7 817 000 4 8 ' 9 000 605 000 865 000

1 561 000 998 000 959 000 863 000 G esam terz eugung . . . . 42 231 000 13 8 6 8 000 14 106 000 4 381 000

W enn auch die R o h eisen erzeu g u n g der französischen H ü tte n im Jahre 1921 g e g e n ü b e r dem Ja h r e 1920 etw as gestiegen ist, so b e tr ä g t sie doch nur 33 vH der E rz e u g u n g von 1913. Ende Dezem ber 1921 w aren 218 H ochöfen vorhanden, davon a b er n u r 61 im Betrieb, 76 b etrieb sb e reit und 61 in N euerrichtu ng o d e r R eparatur. D er G rund d e r gerin g en E rz e u g u n g ist deshal b nicht auf die u n g e nügende Anzahl von H o c h ö fe n z u rü c k z u f ü h ­ ren, sondern auf die b esch rän k te A b ­ satzm öglic hkeit des französischen Roheisens.

[1 3 9 7] B. E.

D ie K ohlenlager und K ohlenberg­

baue O esterreich-Ungarns und ihre Aufteilung aut die N ationalstaaten.

Von Prof. Dr. W i l h e l m P e t r a ­ s c h e c k . W ie n un d Berlin. 1920, V e r ­ la g für Fachlite ratu r. Eine Karte 1:1 500 000 und sechs N eb e n k a rte n , d azu 62 Seiten Tex t.

Den H a u p tb e sta n d te il des W e r k e s bildet die g ro ß e U e b ersich tsk ar te mit ihren N e b e n k a rte n , auf denen die V erb reitu n g und A usd eh n u n g d e r ve rs chie denen Stein- und B rau n ­ k ohlens orten durch vers ch ieden e F a r ­ ben kenntlich g e m a c h t ist, u nd zw a r nur, soweit sie durch Aufschlüsse bis

(16)

532 H a n d e l und V erk eh r, G eld w esen je tz t w ahrs cheinlich g e m a c h t sind.

Die Lage u n d G r ö ß e d e r einze lnen Betriebe ist be so n d e r s g e k e n n z e i c h ­ net. Die z u g e h ö ri g e n statistischen T a fe ln g e b e n die P ro d u k t i o n d e r öst erreichis ch-ungarischen M onarchie im J a h r e 1917 (als d e m le tzte n J a h r e g e m e i n s a m e r W ir tsc h a ft) im V e r ­ gleich m it den Z a h le n von 1913 w i e ­ der, in g e n a u e r A ufteilu ng nach den einze ln en S chächte n u n d mit A n g a b e d e r m u tm a ß lic h e n K o h le n b e stä n d e d e r einzeln en Bezirke . Ein A bc-V erzeic h­

nis aller F u n d o r t e a b b a u w ü r d i g e r Kohle im G e b ie t des alten O e s t e r ­ reic h -U n g a rn v erv o llstän d ig t d a s w e r t ­

volle W e r k . S p .

[l423j

D ie süddeutsche B a u m w o ll-In d u ­ strie. V on Dr. H a n s R o t h s c h i l d . S tu t tg a r t 1922, E rn s t H ein rich Moritz.

77 S. P reis g eh . 25 M.

D iese Schrift b ie te t in sofe rn eine Neuheit, als zum ers ten m a l d e r V e r ­ such g e m a c h t wird, aus d e m g r o ß e n G eb iete d e r d e u ts c h e n B a u m w o ll­

in dustrie die sü d d e u t s c h e B a u m w o ll­

in dustrie he ra u s z u sc h ä le n und dere n E n tw ic k lu n g z u schildern. D abei m u ß noch e r w ä h n t w e rd e n , d a ß es sich nicht einm al um die g e s a m te s ü d ­ d eu ts ch e B aum w ollin dustrie, so n d ern

haupts ächlich n u r um die s ü d d e u t ­ sche B aum w oll spin nerei und -W ebe­

rei handelt. Die D a rle g u n g e n des V erfassers sind u m s o m e h r zu b e ­ g r ü ß e n , als es bis h er an einer Schrift g e fe h lt hat, die nicht n u r die ä u ß e ­ ren s o n d e r n auch die inneren Z u s a m ­ m e n h ä n g e zu schild ern und soweit als mög lich au fz u d e c k e n versucht.

Ein g r o ß e r Teil d e r Leser wird in d em W e r k e zum ers ten m a l den Z u ­ s a m m e n h a n g d e r g e s a m te n w irtschaft­

lichen E n tw ic k lu n g er kennen.

W ä h r e n d im ers ten Teil die E n t­

w ic k lu n g bis zum Kriegsbegin n be­

h a n d e lt wird, b esch reib t d e r V er­

fa s ser im zw eite n A bschnitt die Lage d e r Industrie w ä h r e n d des Krieges.

W a s die in d ie ser Abteilung a ufge­

fü h r te n pole m is chen Bemerk ungen an b ela n g t, so w ird ihnen aus Teilen d e r In dustrie s e h r le b h a f t w id ers p ro ­ chen.

Die am Schlüsse d e r Schrift ein­

g e h e n d b e h a n d e l te F r a g e d e r W e ite r­

en tw ic k lu n g d e r sü d d e u tsc h e n Baum- w ollindustrie und die F r a g e der Be­

z ieh u n g e n d ies er In dustrie zum Zwi­

sc h e n h a n d e l verd ien en volle Beach­

tu n g , gleichviel, ob m an sich der An­

s c h a u u n g des V erfass ers anschließen k a n n o d e r nicht.

[1395] W. E.

Handel und VerKehr, Geldwesen.

7. Frankfurter Internationale M esse.

Die d ies jäh rig e H e r b s t m e s s e (8. bis 14. O k to b e r ) w ar, äußerlich b e t r a c h ­ tet, ein vo ller Erfolg. Die H a l l e n ­ s t a d t auf d e m w eiten F e s t h a l l e n g e ­ lände, d e re n p la n m ä ß ig e r A u sb a u von M esse zu Messe fortschreitet, bot ein übers ic htlic hes Bild v on allen am M e s se g e sc h ä ft bete iligte n Zwei-

g

en des H a n d e ls un d d e r Industrie, las Ereignis d e r H e r b s t v e r a n s t a lt u n g w a r die E rö ff n u n g des H a u s e s d e r T ech n ik , dessen F e rtig ste llu n g b e ­ reits f ü r die letzte F r ü h j a h r s m e s s e g eplant, a b e r n ic ht g e lu n g e n w a r 1).

D a s H a u s d e r T e c h n i k , eine weite z w eig eschossig e H alle mit n e u ­ zeitlichen Kran-, Gleis- u n d V e r l a d e ­ anla gen, g i b t d e m A p p a ra te - un d M a s chinenbau, d e r E le k tro te c h n ik usw. die bis h er auf d e r F r a n k f u r t e r

*) T. u. W. 1922 S. 303.

Messe verm iß te, a usreichende Aus­

stellu n g sm ö g lich k eit, u nd es wäre n u r zu w ü n sch en , d a ß die G r o ß ­ industrie in Z u k u n f t zu ein er s t a r ­ ken B esch ick u n g nicht n u r des Leip­

ziger, s o n d e r n auch des F ra n k f u r te r P la tz e s ü b e r g e h e n m öge. Die er- öffnete H alle ist als Mittelschiff für m e h r e r e Q u e rh a ll e n g e d a c h t , die schon für die n ä c h s t jä h r ig e F r ü h ­ j a h r s m e s s e b e z ie h b a r sein sollen. Die M es seleitu n g h atte diesm al stre n g e r als b is h e r auf eine übers ic htlic he Ein­

teilu n g nach F a c h g e b ie te n gesehen, so d a ß die T e c h n ik in ihren Einzel­

zw e ig e n in sich g esch lo ssen u n d ein ­ heitlich z u r G e ltu n g k a m .

D as geschäftl ic he E rg e b n is der Messe w a r s e h r u n g leich m äß ig . Eine so k u rz le b ig e V e r a n s t a lt u n g wie eine Messe, die von dem V e r k a u f b e d ü r f ­ nis un d d e m W u n s c h nach A n­

k n ü p f u n g vo n V e r b in d u n g e n b e ­

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