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Juristische Wochenschrift : Organ des Deutschen Anwaltvereins, 1919.09.25 nr 11

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Academic year: 2022

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Dir, 11 (klonen 89 b,s 94.^ ^ ^tem ber (¿Bertreterberfcratmiung 33g. 95 bi§ 98.)

[4 8 .^ixgrgmtg.l Vüi

Jurtflifdje Hodp|il)rift.

^ e x a u s g e g e h e n t > o m X t e u t f d j e n H n x v a l t v e x e i n .

6 d ? n fÜ e ite r :

3 u iii3rat 3 u l i u s S H a g m is B r . D f t t e n & e r ö e r

RedjtsamoaU beim Karnmiigeri^t, Berlin Re^tsanwaß beim Combgectdat, Ceipjtg ant« JTHtoir&ung uon

®«h. Surrest Dr. ®MÖ«« § « $ * Rechtsanwalt btto KamraergericM, Berlin

Dr. » lo s ESodjCit&org Rechtsanwalt btto £attbg*ridjt, IKanit^dm

¿ e rla g unfe ®ef<h8ftsftelle: W . K lo b e r B u d ^ a n ö lu n g , B e rlin S 14, Staßfchrefber. Strafe 54. 35

rn« J bei (Einjelnunarttrn jebtr Bogen 30 Pfg. flit3eigen Me 2 gehaltene P*t«3«fo 50 Pfg. (Bit ganjt

£ ie IM leiten.) BejteHungett übernimmt jebe BudjbanMung uni» pojtanftaH fotoit bte tßtidjuftsUeH« Berlin S 14

©runbretfjte unb ©runbfifltttjteu.

S3on Suftijmimfier a. S. Dr. SDüringer, Karlsruhe, 3R. b. 31.

„© ru n b re c b te ", „© ru n b b flic h te n ", finb leine iuriftifcben ¿Begriffe. CSi;ev tonnte man fie ^iftorifj^e ober uolitifd;e begriffe nennen. ¿Knfnüfsfenb an ©ebanfengänge, bte ficb fdfott in ber §abeaSforfmSafte finben, erlernen fie als SBeftanbteil ber ¿Berfaffung guecft bei ben norbam erila=

n ifd je n g re ifta a te n in ber fe ite n Hälfte beS 18. Sab**

bunbertä mit bem ^tcede, bie in b ib ib u e lte n Siebte, foäter a u * bie Pflichten beä einzelnen gegenüber ber 2Ra<ht beS Staates Ilarguftetten unb ju gewährleisten. Sie Unberle^Uwett beä Eigentums, ber SBobnung, ber ©<bub ber perfönlicben Freiheit, fobann bie Sßoftulate ber ©IaubenSfreibeit, ber 33eremS=

freibeit, ber SSerfammlungäfrei^eit, ber diebefreibeit, ber ißrefi»

freibeit, unb (>infi(^tlicb ber ¿Pflichten bie $efttegung ber SBebrmlidit, ber älrmenfürforge bilbeten im WefentUcben ben In h a lt bie) er ¿Rechtsnormen. Sb* Umfang fear belieben,

©r fd;Woß an in ber Seit ber franjöfifcben ¿Rebolutton unb ebbte bann Wieber jurücf im Seitalter ber ¿Reftauration. ©tne grobe unb berhängniSboße Stoße ffnelten bie ©runbrecbte bet ben SBer^anblungen in ber fßaulSiir^e über bie »erfaffung bon 1848. Sie fßrcujjifdje ¿Berfaffung tjat fid) bie in ber Stejtam rationSjeit entftanbenen ©runbrecbte ber ¿Belgifcben ¿Berfaffung jutn ¿Borbilb genommen. Sagegen fdfien baS ganje ©bftem, überhaupt ©runbrecbte unb ©runbfjflicfyten in bie ¿Berfaffung aufjunebmen, bei ber ©rünbung beä ¿Jtorbbeutfcben ¿Bunbeä unb beä Seutfdjen ¿Jieidfcä bereits überiounbcn. Sbr ®*iaff würbe in ben <Spe§iaIgeie^eu gefunben. Slud; bie ©cbWeijerifcbe »ers faffung bat auf fie b e ra te t.

Ser bon ¿jßreufs auägearbeitete Entwurf ber neuen Steicp»

berfaffung bat ursprünglich gieid)faßä feine ©runbrecbte ent=

baßen. Stuf ¿fßunfcb ber Stegierung, bie bamit an bie 21up faffung beä gabreä 1848 antnüpfen tooßte, finb bann einige lapibare ©äffe, bie im wefentlicben bem geltenben, in ben 9ieicpS=

gefetjen feftgefteßten 9te<btSjuftanbe entfbredjen, in einem be=

fonberen jweiten Üfbfcbnitt in ben Entwurf eingearbeitet worben.

$ür bicfen 3ibf*nitt Würbe im 33erfaffungSauäfd)u^ ber Sibgeorbnete Staumann als Slefcrent, icb als Korreferent be=

fteßt. Ser Slbgeorbnete Stau mann war nicht Surift. Er War ein geiftboßer fßolitiier, ein ibeenreidicr ©cbriftfteßer.

©r fanb bie ©runbred)te in ber borgef^lagenen §orm um erträglich- Sie barin niebergelegten ©äije erfcbienen ih>tn als

„antcquarifaje SJiufeumäftücie" einer bergangenen ©podje. ©r mahtf ben 35erfudi, feinerfeitä gemcinberftänblid;e, bolistüm«

liehe ©runbrecbte aufäufteflen, bie ben ©eift ber neuen Seit jum SluSbrud bringen unb jugleicb in breite SSoliSireife tragen foßten. ©ein „Entwurf boltäberftänblicher @runbred)te" macht feinem bemofratifchen unb baterlänbifchen ©mpfinben aße ©bre- Stber bor ben Singen ber im SSerfaffungsauSfchufj tätigen ^uriften fanb er feine ©nabe, ß r entbehrte in ber Sat jebeä rechte

¡liehen ©ehaltä. ©r bot eine Slbhoriämenfammlung f)olitif<h«r

©entenjen, wie „SaS SSaterlanb fteht über ber Partei", „SßoIfä=

bertreter finb feine Jfntereffenbertreter", „SKebrleit entfdjeibet",

„$reie »ahn bem Südctigen", ober bon baterlänbifchen @e=

füblääufierungen, Wie „Seutfchlanb, Seutfchlanb über aßeS", ober bon Wohlgemeinten bolfswirtfdjaftlidjen Erwägungen, Wie

„©djulben ju bejahten ift öffentliche Wie pribate fßflid^t", ober „SBolfSerhaltung ift ©taatäjWecf, Kinbcrjuwachä SiationaD fraft". Sn biefer gorm unb Raffung forberte ber Skumannfdie Entwurf gerabeju jur ©atire bei-auä (bgl. Kahrftebt in

„Ser ©f>iegel" ©. 12). . ^ _ . . .

©egenüber biefern »erfuch, unb bei ber ©rfenntmä, bafi neben bem rei^haltigtu Schalt ber 3lei<h§gefe|e ein Sebürfniä jur Sluffteßung befonberer ©runbredite unb ©runbfjflichten nicht borliege, machte fi<h Wieberholt ber SBunfä) geltenb, nach ^eni fßorbitbe ber »erfaffung bon 1871 ju berfahren. Slßein bie auSfchlaggebenben Sßarteien legten bo^ SSert auf bie Slufnabme bon ©runbrcchten unb ©runbbflichten in bie Serfaffung, teils Weil fie bamit Wefentliche SSeftanbteile ihres fj)artei=

brogramtnS in ber SSerfaffung feftjulegen bufften, teils weil fie bie berfaffungämäfjige ©eWähr geWiffer befiebenber SSerbältniffe unb ©inrithtungen wünf^ten. Saju trat ber SSutifd;, ber SBerbreitung ftaatsbürgerlicher Stlbung im SSotfe ©runblage unb Anregung ju geben, ©o finb bie ©runb=

redete unb @runbf)flichten in ber SSerfaffung, beren JWeiten

§auf)tteil fie iefet bilben, ein Kombromifs berfdjiebenartigcr poli=

tifcher »eftrebungen. ©ic finb ein 3luSf<bnitt unferer be=

ftehenben SledhtSfultur geworben, ©ie finb teils fonfer=

öierenb — atfo oerfaffungämäfiige ©arantie beS SSeftehenben — teils btogrammatifd) — alfo toerfaffungämäfcige ^Richtlinie für bie ©efefcgebung — teils rein beflaratorifch ober belehrenb. ©in befonbereS »erbienft um biefe ihre ©eftaltung bat fich ber SentrumSabgeorbnete fßrofeffor Dr. 33 ab er le er»

Worben, ©r hat nicht nur ben ©ebanfen einer berartigen SiuSgeftattung ber ©runbrecbte juerft fonjifnert, er bat ftch auch mit au^erorbentlidjem ©ifer unb ©efdjicf an feiner 3iuSfübrung beteiligt. Sw ihrer gegenwärtigen ©eftalt finb bie ©runbrecbte unb ©runbfjflichten eine originelle Sd)öbiunS be? beutfaen fRechtS. ©ie fnüofen Wohl an baS SSor&iib anberer »er=

faffungen an; aber fie geftalten eS in einer Sßeife um, bag fte als ein neues unb eigenartiges 2Berf erfcheinen. .

Natürlich bat eS biefer fReufd;öf)fung bon bornheretti ni«)*

an Kritifern unb ©egnem gefehlt- ©owobl tn. für bie

¿Bearbeitung ber ©runbrecbte eingefe^ten Unterau&icimfj, ber .;r juerft ben bargeiegten ©barafter auforägte, als m bem »ex=

faffungSauSfchuf unb fchliehlich iw Penutn Würben bte bagegen fprechenben ©rünbe unb ¿Bebcnfen mit großer ©^arfe «Uenb gemalt. So namentlich oon bem früheren

minifter, bem 2lbgeorbneten Dr. § ein je. i^toegten Jtd) in brei SRicbtungen; einmal Würbe beiworgeboben, baff bte bem

¿Bürgerlichen ©efehbueb, bem ©trafgefehbufy ben fßroje^

orbnungen entnommenen 9fed)tSfahe Wißfurltd) auSgeWalflt

(2)

702 $ u r i ft i f cf) e 23 o cß e n f d) x t f t. N r . 11. 1919.

feien, unb ntan nid;t berfteße, Warum anbere gleich Wichtige nid&t aueß Slufnaßme gefunben hätten, ©obann Wurfe c eS als be=

benflicß bezeichnet, bafs bie aufgenommenen ©runbfäße fuß nicht einmal Wörtlich mit ben entfßrecßenben ©üben beS geltenben SRed^tö bedien, ©nblicß Würbe barauf ßingeWiefen, baß e§ in bieten gälten zweifelhaft erfa'eine, ob bie Verfaffung unmittel*

bare? Necßt feßaffe, ober ob unb Wieweit fie Weitere g efeß ließe SluSarbeitung erforbere. SarauS müffe NecßtSberWirrung ent=

fielen (bgl. auch Kocß in S S8 - 1919, 609).

Siefe Vebenfcn firib feineSWegS bon ber .£>anb ju Weifen, aber fte ßaiten naeß meiner Überzeugung boef) bei näherer Prüfung nicht .ftanb. Unb ba§ ^ntereffe, baS alte bolitifcßen Parteien bon ihrem ©ianbßunfie aus an ber Slufrecßterßaliung ber ©runbreeßte in ihrer gegenwärtigen ©eftalt hatten, toar fo überWiegenb, baß felbft bie Seutfcße VolfSßartei, beren Vor=

fißenber § e in je fte in fo feßarffinniger SSeife im ißtenum ber Nationalberfammlung friiifiert hatte, fteß niefit entfcßliefsen lonnte, bie Konfequettz ber Slbleßnung aus ben borgebrachten Siebenten ju zießen. Sa unmöglich baS ganze gettenbe NecßtS»

fbftem in ber Verfaffung bargefteHt toerben fann, ift eineSluS*

toaht unter ben in Vetracßt fomntenben NecßtSfäßen unber=

meiblich. Ser VorWurf einer geWiffen SßiEfür trifft baßer alle Verfaffungen, bie überhaupt ©runbreeßte aufgenommen haben.

Sie Weiter geäußerten Siebenten müffen bureß bie Veßanblung beS VerfaffungSWerfS im ßraltifcßen ¿eben, burch bicSöiffen»

feßaft unb bie ißrajciS überWunben toerben. SKenn SluS*

IcgungSfragen entfielen, toenn SlnWenbungSfcßWierigleiten fich ergeben feilten, fo teilt bie Verfaffung biefeS ©cßtdfal mit aEen großen ©efeßgebungSWerien. Sie Werben burch b'e juftänbigen orbentlicßen ©erießie, unb Wenn bie berfaffungSmäßigcn VorauSfeßungen borliegen, nadh Maßgabe ber Slrt. 13 unb 19 burch ben ©taatSgericßtSßof enifeßietoett Werben. Sion be=

fonberer ß olitifcß er unb ju rifiifc ß e r Vebeutung ift eS, baß bie in bie SSerfaffung aufgenommenen NecßtSfäße, ©runbfäße unb Nicßtlinien auch nur burch berfaffungSänbernbeS

©efeß Wieber b e fe itig t Werben tönnen (bgl 2trt. 76).

Sie ©runbrechte unb ©runbßflicßten finb ihrem facß=

licken In h a lt entfßrecßenb in fünf Slbfcßnitte eingeteilt, bie bie Überfdhriften tragen: S ie © in je lß e rfo n , SaS @emein=

fehaftäleben, N e lig io n unb N eligionS g efcltfcß aften, V ilb u n g unb ©cßule unb SaS SBirtfcßaftSleben.

@8 ift natürlich unmöglich, iw Naßmen biefeS nur aE=

gemein orientierenben SluffaßeS auf bie einzelnen Veftimmungen beS näheren einzugehen. 8 u feber ließe fuß ein befonberer Kommentar feßreiben. Sie meiften, ja faft aEe, tragen zugleich einen bolitifcßen ©ßarafter ober haben WenigfienS eine gcWiffe ß o lU ifß e Vebeutung. SBenn auch ber VorWurf erßoben Würbe, baß bie SluSWaßl ber aufgenommenen ©äße einen einheitlichen ©eftcßtSßunft bermiffen taffe, fo ift ber leitenbe

©efißtSßunft gerabe in bem bolitifcßen Söert jeber einzelnen Veftim m ung zu fueßen. ünb bie Vielgeftaltig*

teil unfereS bolitifcßen Sehens hatte eben bie SSielfeitigteit ber aufgenommenen NecßtSnormen zur unmittelbaren golge.

Sa nun bie bolitifcßen Slnftßten feßr berfßieben ftnb, fo muß notWenbig aueß bie ¿Beurteilung ber einzelnen Veftimmungen eine feßr berfeßiebene fein, $cß Werbe nueß bei ber folgenben SarfteEung einer möglicßfien Objeftioität befleißigen, bie icß mir übrigen« aueß fonft im bolitifcßen Sieben febergeit zu Waßreit beftrebt bin.

Ser Slrt. 109 gibt bem ©runbfaß ber ©leidhßeit bor bem ©efeß Sluäbrud. @r Wifl aber zugleich feine SluSfüßrung fießern. ©eine S3eftimmungen foEen ben bemofratifeßen

©ebanien ber ©teicßßeit berW irilicßen. Sie grunbfäßlicße

©IcicßfteEung ber ©efcßlecßter, bie Slufßebung aEer Vorrechte ober Nacßteiie ber ©eburt ober bc§ ©tanbeS in ftaatsbürger*

licßer Vezießung, bie Slbfcßaffung beS Slbels (ber in gufunft nur als NamenSbezeicßnung gilt), bie Slbfcßaffung aEer S ite l, bie nießt bloß 2lmt8= ober Sterufsbezeicßnungen finb, bie 3ib=

fdßaffung aEer ftaatlicßen Drben unb ©ßrenzeießen (foWeit eS fuß nießt um folcße für SSerbienfte in ben KriegSjaßren 1914—1919 ßanbelt, Slrt. 175), baS SSerbot ber Slnnaßme auSlänbifdßer Drben unb ©ßrenzeießen Wmben als ipoftulate beS bemo*

iratifeßen ©taateS unb als ein Wefentlidßer gortfeßritt gegen=

übet ben 3 uftänben bor ber Stebolution aufgefaßt. 2tacß meiner ßerfönlicßen Slnficßt ift man ßierin zuWeit gegangen.

Namentlich ßängt bie grage ber S ite l ber Beamten fo eng mit ber Siegelung ber ©eßaltsfragen jufammen, baß man über erftere nießt borWeg hätte entfeßeiben foEen. ©inem u n ita ri=

feßen ©ebanien gibt Slrt. 110 SluSbrud, Wenn er im Slbf. 2

beftimmt, baß jeber Seutfcße in jebem Sanbe be§ NeicßS bie gleichen Necßte unb vBflicßten ßat Wie ber SanbeSangeßörigc.

Samit ift Slrt. 17 Slbf. 2 äufammenzußalten, Wonach 5U ben ißflßlen zur 33ol!Sbertretung unb ben ©emeinbeWaßlen in ben Sänbern aEe reicßsbeutfdßen SJfänner unb grauen zuzulaffen finb. SaS ©ebot beS ©cßußeS ber 3luSlanbS = beutfeßen entßält Slrt. 112; er fteBt zugleich bie 3lu§=

WanberungSfreißeit als ©runbfaß auf unb gibt ben heutzutage fo altucEen gunbamentalfaß beS beutfeßen ©trafgefeßbucßS Wieber, baß fein Seuifdjer einer auStänbifcßen Negierung zur Verfolgung ober Veftrafung auSgelicfert Werben barf. -Dian muß aber leiber hiermit ben Slrt. 178 Slbf. 2 ©aß 2 zu=

fammenßalten: „Sie SSeftimmungen beS am 28. !guni 1919 in SSerfaiEeS Unterzeichneten griebenSbertragS Werben bureß bie SSerfaffung nießt berußet!" Nein ßolitifche Senbenj ßat aueß Slrt. 113, ber ben frembfpracßigen VoIfSteilen freie bollstiimlidze ©ntwidlung garantiert. Ser ©cßuß ber ßerfönliCßen g re iß e it Wirb in Slrt. 114 Slbf. 2 bureß eine SSeftimmung auSgebeßnt, bie unmittelbares Necßt feßafft unb. namentlich gegenüber ber fog. ©cßußßaft bon Vebeutung ift. _ Seber Verhaftete ift fßäteftenS an bem ber greibeiiS- entzießung folgenben Sage in Kenntnis zu feßen, bon Welcher Veßörbe unb aus Weißen ©rünben bie greißeitSentzießung am georbnet ift; aueß ift ißm unberzüglicß ©elegenßeit zu geben, feine ©inWenbungen borzubringen. Ser ©runbfaß beS Slrt. 116, baß eine §anblung nur bann mit ©träfe belegt Werben iann, Wenn bie ©trafbarieit gefeßließ beftimmt War, bebor bie

§anblung begangen Würbe," ßat zweifelsohne nießt nur juriftifeße, fonbern aueß feßr altueEe ßolitifcße Vebeutung. Sie SlbWeicßung ber gäffung bon ber entfßrecßenben Veftimmung beS ©trafgefeßbu^S ßat aber feine materieEe Vebeutung.

Ünbefcßränfte g re iß e it ber SReinungSäußerung „in SBort,

©eßrift, Srud, Vilb ober in fonftiger SBetfe" geWäßrleiftet Slrt 118 Slbf. 1. ©ine garfur farm nur noch geübt Werben ßinftcßtltcß ber Sicßtfßtele, ber ®cßunb= unb ©cßmußliteratur unb z«m ©cßuß ber Qugenb bei öffentlichen ©cßaufteEungen unb Sarbietungen. ©ie feßt aber befonbere Negelung bureß NeicßS= ober SanbeSgefeß borauS. Ser Slbf. 2 beS Slrt. 118 feßafft alfo ßinficßtlicß ber Negel (genfurberbot) unmittelbares, ßinficßtlicß ber SluSnaßmen mittelbares Necßt.

©inen etßifcßen unb zugleich bebölferungSßoIitifcßen ©runb=

faß fpriCßt Slrt. 119 aus, Wenn er bie ©ße als ©runblage beSgamilienlebenS unb ber©cßaltung unb Vermehrung ber Station unter ben befonberen ©ßuß ber Verfaffung fteEt. lprogram=

matifiße Vebeutung ßat ber anfcßließenbe ©aß, „fte berußt auf ber ©leießbereeßtigung ber beiben ©efcßlecßter". Sie ©efeß*

geber beS V ® V . in ber Kommiffton unb im Plenum beS NeiCßStagS ßatten ißn feiner 3eit auSbrüdlicß abgeleßnt. ©eine Slufnaßme in bie Verfaffung bebeutet aber nießt eine Slbänberung beS V©V. in feinen einfeßlägigen Veftimmungen, fonbern ßat, Wie bie Verßanblungen im ißlenum ber Nationalberfammlung ergaben, ben 3Wed, eine Nicßtlinie zu bieten für bie in 3luS=

fußt genommene Neuregelung beS gamilienrecßtS im V®V.

(bgl. VootofoB ®. 2126). ©olcße ßrogrammatifeße Nicßt=

Iinien für fünftige ©efeße geben aueß bte ©äße, baß finber*

reiöße g a m ilie n Slnfpruct) auf auSgleicßetibe gürforge beS

©taatS ßaben (Slrt. 119 Slbf. 2), baß bie SNutterfcßaft ben

©cßuß unb bie gürforge beS ©taateS beanfßrucßen fahn (Slrt. 119 Slbf. 3), baß ben uneßelicßen K inbern bureß bie ©efeß»

gebung bie gleichen Vebingungcr. für ißre leibliche, feelifeße unb gefeEfcßafilicße ©ntwidelung zu feijaffen finb Wie ben eßelicßen (Slrt. 121). Sie NecßtSlage ber uneßelicßen K inber bureß eine Slnberung ber einfeßlägigen Veftimmungen beS V®V. zu beffern, Würbe bon a lle n Varieien als ein fozialeS VebürfniS anerlannt. Slber über ben Umfang biefer VefferfteEung ergaben fieß fofort bie größten NleinungSberfcßiebenßeiten, bie in ber Verfaffung felbft naeß Slnficßt ber Nleßrßeit nießt zunt SluStrag gebracht Werben ionnten.

Sie Negelung ber V e rfa m m lu n g S fre iß e it (Slrt. 123) enifßricßt im Wefentlicßen bem geltenben Neßt. Vei ber ©e=

Wäßrleiftung ber V e re in S fre iß e it, bie „burß VorbeugungS=

maßregeln nicht befeßränft Werben barf", finb bon befonberer politifeßer Vebeutung Slrt. 124 Slbf. 1 ©aß 3, ber biefe Ve=

fiimmung auSbrüdlicß aueß für reügiöfe Vereine unb ©efeB*

fdßaften anWenbbar erflärt, foWie Slrt. 124 Slbf. 2, ber noeß ßerborßebt, baß ber ©rWerb ber NecßiSfäßigleit gemäß ben Vorfcßriften be§ bürgerlichen NecßtS einem Verein nießt aus bem ©runbe berfagt Werben barf, Weil er einen ßolitifeßen, fozialßolitifcßen ober religiöfen 8,Wed berfolgt.

(3)

48. $afjtgang.

3 u r i ft i f ä ) e SB o d) e n f cp r i f t.

703

Sie g u la ffu n g au öffentlichen Ülmtern ift aßen

Staatsbürgern ohne Unterfdfleb nach SJtapgabe ber ©efepe unb entfpredienb ihrer ¡Befähigung unb ihren Seiftungen eröffnet.

Sitte üluSnahmebeftimmungen gegen Weibliche ¡Beamte toerben befeitigt (3lrt. 128 Ülbf. 1 unb 2). Obwohl für bie ©runb»

lagen beS ¡BeamtenberhältniffeS ein befonbereS StepSgefep in ÜluSfpt gefteßt toirb (ülrt. 128 Ülbf. 3), finb hoch in ben folgenben ülrtiieln bereits toptige ©runbfäpe beS ¡Beamten»

rechts feftgelegi, teils m it, teils ohne ben Sorbehalt Weiterer gefeplpe* Siegelung. 3 m lepteren toirb burch bie Verfaffung fofort unmittelbares Stecht gef Raffen. Sahtn gehört bie Unberleplpfeit Wohlerworbener Siechte unb bie Dffenhaltung bcS Sted)tStocge8 für alle bermögenSrechtlpen ülnfprücpe, bie in Ülrt. 129 ülbf. 4 auch ben ¡BerufSfoIbaten getoährleiftet toirb. Sahin gehören bie Veftimtnungen, bap in bte fßerfonalnadhtoeife bem Seamten ungürtfiige Satfachen erft bann eingetragen toerben bürfen, toenn ihm ©elegepeit gegeben toar, fid; barüber ju äupern, unb baf; il;m ©inficht in feine ¡Perfonahtachtoeife ju gewähren ift. ©egen jebeS SDtfgt- plinarerienntniS m p ein ¡Beptoerbetoeg unb bie SRöglpieit eines SBieberaufnalnneberfahrenS eröffnet fein (Ülrt. 129 Ülbf. 3).

linmittelbareS materielles Stecht P a fft auch ber ülrt. 131, ber bie Veranttoortlpfeit für bie V erlcpung ber ÜlmtSpf lid it gegenüber ¡D ritten bei ÜluSiibung ber öffentlichen ©etoalt (borbehaltlich bcS SiücfgriffS auf ben ¡Beamten) grunbfäplid) bem Staat ober ber ^ötpetpafi auferlegt, in bereu Sienft ber Veamte ftebt unb bafür ben orbentlpen StechtStoeg eröffnet. gtoar beftimmt hier ülbf. 2 beS 3lrt. 131, baf; bie nähere Siegelung ber ju»

ftanbigen ©efe^gebung (be$ 9leid)§ ober berSänber) obliegt 2luetn ber 9iedft3anfyru$ be§ Seriellen, tote er in 2lbf. 1 feftgelegt ift, Wirb babup nicht berührt. Er faun inSbefonbere n p t baburch iHuforifd) gemalt toerben, bog bie Steps* ober bie SanbeS»

gefepgebung bie nähere gefeplpe Siegelung berjögert ober unterläßt. ¡Die in Ülrt. 130 aufgeftetllen programmatifchen

©äpe, baf; bie Vcamten ¡Diener ber ©efamtpeit ftnb, n p t einer Partei, unb bah all£n Beamten bie Freiheit ihrer poli»

tifepen ©eftnnung unb bie VereinigungSfreiheit getoährleiftet ift, toirb niemanb in einer bemofratifchen Setfaffung oermiffen wollen. S u ip Ülrt. 130 ülbf. 3 toirb ben Vcamten eine be»

fonbere berufliche Vertretung nadt näherer repSgefepIper Se- ftimmung jugefpert.

¡Der britte ülb p n itt über S leligion unb SteligionS»

gefe llfd ja fte n garantiert ¿unächft allen ¡Bewohnern beS Steps bolle ©IaubenS» unb ©etoiffenSfreiheit, ben ftaatlpen Schuh für ungeflörte SteligionSauSübung im Siahmen ber allgemeinen StaatSgefepe (Ülrt. 135), bie llnabhängigteit ber ftaalSbürger»

licken Siechte unb ¡Pflichten fotoie ber gulaffung su öffcntlpen Ülmtern bom ¡BeienntniS unb ber üluSübung ber SteligionS»

freipeit (ülrt. 136 Ülbf. 1 unb 2). Seine religiöfe Über*

jeugung ju offenbaren, ift niemanb berpflptet (ülrt. 136 Ülbf. 3), auch nicht ben Vepörben gegenüber, fofern nicht Siechte unb

¡Pflichten (inSbefonbere SBahlrecbt, Stmerpflpten in ber Änpengemeinbe) bon ber gugehörigSeit ju einem beftimmten

¡BeienntniS abhängen ober eine gefeplicp angeorbnete ftatiftifdje Erhebung bieS erforbert.

Stad) meiner ülnficpt geht bie Vorfcprift beS 2lrt 136 Ülbf. 3 au toeit, enthält inSbefonbere, ba fie unmittelbares Stecht P P * ' einen fofortigen, Ptoer überfebbaren Eingriff in unfere StecptS»

pflege. SJtan toirb bie Äonfequenj nicht abtoeifen lönnen, bap ber geitge im gibil» unb Strafprojep unter '¡Berufung auf Ülrt. 136 2lbf. 3 ber Verfaffung bie ©eneralfrage nach feinem

¡BeienntniS wirb ablehnen lönnen, ja baf; biefe ¡frage in gu»

lunft gar nicht mehr geftettt toerben barf. $äuflg fpielt aber bie Sugehörtgieit 5« einem VeienntniS eine toptige Stoße für bie ¡Beurteilung ber Unbefangenheit ober ¡Partcilpieit bis Beugen urtb bamit für bie Ermittlung ber materiellen 2Sal)r=

heit. iDafl in gutunft niemanb jur ¡Benupung einer reli=

giöfen EibeSform gcjtoungen toerben iann (Slrt. 136 9lbf. 4), entfprad) ber Üluffäffung a lle r ¡Parteien. 2 lrp mit biefem Sape P a fft bie • StepSOerfaffung unmittelbares, mit ihrem

¡Snirafttreten fofort antoenbbareS Siedrt. Es toar bal)er bie tu ¿Weiter Sefung bon mir beantragte ÜbergangSbeflimmung beS 3lrt- 177 nottoenbig.

¡Die Ülrt. 137 ff. beranlern bas tird)cnpoIitifd)e ¡Programm ber Stefmblii. ¡Der ©nmbfaij ber ¡Trennung bon Üircbc unb S ta a t hfli barin infofern Slnertcnnung gefunben, als

„feine StaatSfirdje befteht" unb „jebe SieligionSgefeßfchaft ib«

Silngelegenbeiten fclbftänbig innerhalb ber für aße geltenben

©efepe orbnet unb bertoaltet" (3lrt. 137 2lbf. 1 unb 3). Slber bie beflehenben SteligionSgcfeßfchaften bleiben Itö rp e rfd ja fte n beS öffentlichen Steflcts, fotoeit fie eS bisher Port toaren.

Sie behalten bie ihnen bisher als foldjen ¿uftebenben Siechte, inSbefonbere bas ¡BefteuerungSrecht. 3lnberen SteligionSgefeß*

fchaften finb auf ihren Slntrag bie gleichen Siechte jugetoiefen, Wenn fle burdh ihre ¡Berfaffung unb bie gahl ib « £ SJiitglieber bie ©etoähr ber ¡Dauer bieten. ¡Den SieligionSgefeßfchaften ftnb ¡Bereinigungen glepgefteflt, bie fi<h bi« gemeinfchaftlpe

¡pflege einer SBeltanPauung ¿ur 2iufgabe machen. Sludi biefe

©runbfäpe fßiaffen unmittelbares Siecht. ®ie SanbeSgefep*

gebung fann fie nicht befeitigen, änbern ober befchränfen; fie fann fid; überhaupt nur infotoeit noch betätigen, als ihre

¡Durchführung Weitere Siegelung erforbert.

3n bem bierten 3lbfd;nitt „¡B ilb u n g unb S fliu le "

toirb bie S ehrfreiheit in SBiffenfchaft unb Äunfl borangefteßt (Ülrt. 142 Sap 1). $ie SBilbung ber gugenb in öffent*

liefen Slnfialten ift gemeinfame Slufgabe beS SieichS, ber Sänber unb ber ©emeinben. ülber bie Sehr er an öffentlichen Schulen haben ausnahmslos bie Siechte unb ¡Pflichten ber S taats»

beamten. Sie 2lrt. 144 bis 149 geben bie Söfung etner Sieihe bebeutungSboßer fcbultedmiper ¡Probleme, bie baS Er=

gebniS langer unb fd)toieriger Äompromiflberhanblungen unter ben ¡DiehrheitSpartcien ftnb. 3hr£ ¡Darfteßung im einzelnen Würbe hwr ju Weit führen unb bem Eharafter biefer geitfderift nidht entfprechen. Slnfchliefenb an bie Schule erftärt bie Schluß beftimmung biefeS 2ibfd;nittS ben S enfm als», Äuttfl» unb Siaturfchufe für Sache beS Staates, unb bie Verhütung ber Slbtoanberung beutfd)en Äunftbefi|e8 ttt baS 2luSlanb fpejieß für Sache beS SieichS (2lrt. 150).

Ser letzte ülbpnitt behanbelt baS 2öirtfd&aftSieben.

Er ift jum größten ¿eil programmatifcher Siatur, enthält aber neben fojial» unb toutfdcaftspolitifdjen ©runbfähen aud; eine Sieihe bon Slcfl'tSfähen pribatrechtlichen E harafterS , bie burd) ihre Slufnahme in bie ¡Berfaffung mit einer befon»

beren ©etoähr (bgl. Slrt. 76) auSgcftattet ftnb. ¡Borangefteßt ift ber Sah, bap bie Drbnung beS SBirtf^aftSlebenS ben

©runbfähen ber ©ercdjtigfeit mit bem giel ber ©etoährleiftung eines menfcf'entoürbigen S afeinS fü r a lle entfprechen müffe, eine Shcorte, gegen bie fein mobem benfenber SJlenP cttoaS eintoenben fann. Sn biefen ©renjen toirb bie inbibi»

buelle F re ih e it beS einjelnen garantiert (Ülrt. 151). Sie

¡Berfaffung getoährleiftet bie ¡B ertragS freihcit «nach ¡Diajj*

gäbe ber ©efepe", erflärt aber glepjettig ßSuhcr für ber=

boten unb flttentoibrige ©efd)äfte für nichtig- biefe

§erborhebung für nottoenbig gehalten tourbe, erflärt flh fluS ben Erfahrungen ber lepten S P r£- ¡Berfaffung gewähr»

leiftet baS Eigentum. Enteignung bat^ nur ¿um SBoln ber üißgenteinheit unb, fotoeit nidfl ein 31 cid) 3 gef eh anbereS be=

ftimmt, nur gegen angemeffene Entfihäbigung erfolgen; biefe ift, fotoeit nicht ein SteichSgefep anbereS beftimmt, burd; ben orbentlpen Stpter feftjufehen. Eine üluSnahme ift aber für Enteignungen beS Steich^ gegenüber Säubern, ©emeinben ober gemeinnühigen Verbänben oorgefehen. §ier ift nur bie eine

¡Bebingung aufgefleßt, bap fte gegen Entfchäbigung erfolgen mup (Ülrt. 153 Slbf. 2 Sap 4). Einem ethifchen ©ebanfen gibt ber Scplupabfap beS Ülrt. 153 mit ben SSortcn ÜluSbrud:

„Eigentum öerpflptet. Sein ©cbraip foß jugleid; Sicnft fein für baS gemeine ¡Befte."

Ser ülrt. 154 getoährleiftet in feinem ülbf. 1 baS Erbrecht nach „SJtapgabe beS bürgerlichen StechtS". Er fügt aber in Ülbf. 2 ben programmatiPen Sap bei, „ber ülnteil beS Staates beftimmt fiep na<h ben ©efepen". Somit toirb bie berfaffungS»

reiptliihe ©runblage für eine ErbpaftSfleuer gepaffen, bie, über ben bisherigen ¡Begriff ber Verteuerung h'nauä8ebenb, ben Staat materieß ¿um SUitcrbcn beruft. Ser ülrt. 155 befenut fleh in getoifjem Umfange jum ¡Programm ber fog.

¡Bobenreformer. SaS ftaatlpe SluffptSredt über bte Verteilung unb Slupung beS VobenS toirb als ® ^ nCinP borangefteßt su bem hoppelten gtoed, einmal yJctpbraip (Sanbtotper, ungefunbe Senainfpefulation) ju berhüten, fobann iebem Scutfcpen eine gefunbe SBopnung unb allen beutpen gamilien, befonberS ben iinberrepen, eine ihren Vebürfniffen entfpredsenbe üBohnungS» unb ¡BirtpaftSheunftatte jtu ermöglichen. Siefer leptere gtoed ift als baS 51t erftrebenbe Sbeal bejeiepnet („bemgiele juftrebt"). §ier toerben alfo ber©efep=

gebung nur Stidfllinien getoiefen, teine unmittelbar bertoertbaren SlechtSfäpe aufgefleßt. Sap aber bie einpiägigen gefepgeberifd;en

89*

(4)

704 8 u r x ft i f dj e 28 o cf» e n f d) r i f t. 9hr. 11. 1919.

Probleme ntd;t nur fernliegenbe Voftulate finb, betoeift baS oon ber SRationalberfammlung Befc&Ioffene SiebelungSgefefc unb baS in Angriff genommene § e im ftä tie n re d t, bei bem nad bem S c h lu ß beS 3trt. 155 Abf. 1 Kriegsteilnehmer befenberS 511 berücfjtcfytigen ftnb. Sie Vefriebigung beS ßBofmungSbebürfniffeS, bie Förbermtg ber Stebelung unb Urbarmachung, bie Hebung ber Sanbioirtfd^aft finb als (Snt=

eignungSgrünbe in Abf. 2 «uSbrücilid anerlanni. gm 2tnfc^tu^

baran ift ber S a | auSgefproden, baff „Fjibeiiommiffe _ aufgu*

heben finb". Ser ioeitergehenbe Eintrag, bie Fibeiiommiffe für aufgehoben ju erilären, iourbe abgelehnt. Sie Aufhebung fe|t alfo ein Weiteres gefehgeberifdeS Eingreifen borauS, baS gunädft ber SanbeSgefe§gebung obliegen toirb. Sie toirb ju befiimmen haben, ob unb ioelcfie Entfdäbigung ben gibei«

!ommif}antoärtern jufteht unb in melier ¿ffieife fie im Eingelfaß feftgufteKen ift. Such toirjb ^ Sanbe2gefe|gebung gu beftimmen haben, toaS überhaupt unter „Fibeilommifj" ju öerftehen ift. Rad ben Verftanblungen ift anjunehmen, bah bäuerliche VorgugSredte, toie ba§ Anerbenredt ober bie ¿RedtS*

berjjältnijfe ber fog. gefdloffenen Sjofgüter, __ überhaupt nicht hierher gehören unb burd bie VerfaffungSbeftimmung nicht berührt Srerben. Sfcegieß gegen bie © ru n b ftü c lfh e iu la tio n richtet fid; S r i 155 Abf. 4 mit ber ¿Beftimmung, baft biejenige ÜEkrtfteigerung beS SBobenS, bie ohne eine ArbeitS* ober Kabitalauftoenbung auf baS ©runbftüct entfteht, für bie

©efamtheit nutzbar gu machen ift. Sie enthält eine Antoenbung beS ©ebanfenS ber SBertgutoadäfteuer. Sie ent*

fpricht einem bon mir im UnterauSfdufj gefteßten Antrag, hat im Sauf ber ¿Beratung erhebliche Ertoeiterungen erfahren, ift aber fd lie p d toefentlid auf bie urftirüngtide Raffung gurüi*

geführt toorben. Sem oben ermähnten, ethifchen ©efidiSbunli

„Eigentum berpflidtet", ift für ba§ ©runbeigentum in Abf. 3 S a | 1 eine befonbere Antoenbung gegeben, inbem bie Ve*

arbeitung unb Ausnutzung be§ VobenS als eine Pflicht beS

©runbeigentümerä gegenüber ber ©emeinfdaft erflärt ioirb.

Vraitifde Folgerungen aus biefem ^Prmgtfj hat bie ©efefz*

gebung fchon toäfirenb beS Krieges burd bie Verorbmtngen über ben Anbau brachliegenber Sänbereien gezogen. Ser Schlufsabfah beS S ri. 155 fießt aße Vobenfdäize unb toirt*

fchaftlich Oertoertbaren ¿Raturiräfte unter bie Auffidt beS Staates unb läfst bie Oberführung fmoater dtegale auf ben Staat im Vkge ber ©efe|gebung gu. Viel toeitergehenb toar bon fogialbemofratifder Seite beantragt toorben, aße Vobenfcfähe unb ¿Raturiräfte in ©emeineigenium gu überführen unb pribate ¿Regale unb ¿¡RutungSredte ohne Entfdäbigung aufguheben.

Art. 156 gibt bem ¿ßrinjib ber S o g ia tifie ru n g feine 0erfaffung8mä|ige ©runblage. Er hält fich im toefentliden innerhalb ber Sdranfen beS SogialifierungSgefehcS. SaS ßteich lann burd ¿Reid§gefe| „fü r bie Vergefeßfdaftung ge*

eignete" hriüattoirtfdaftlidc Unternehmungen in ©emeineigentum überführen — „unbefchabet ber Entfchäbigung in finngemäfjer Antoenbung ber für Enteignung geltenben ¿Beftimmungen".

Siefe Oberführung „in ©emeineigentum" foß aber nidht ber einzige SOSeg ber Sojialifierung fein. Sie rann auch baöurcb erfolgen, bah ba» ßieid; fich felbft ober bie Sänber ober bie

©emeinben an ber SSertoaltung beteiligt ober fich baran „in anberer SSeife" einen beftimmenben Einfiuh fiebert. Sie ¿Borfdcrift charalterifiert fich al? ein ßiahmengefeh, ba§ inäbefonbere ein Ein*

greifen be8 Staates gegenüber Srufts unb Kartellen ermöglicht, yioch toeitergehenb finb bie ¿Beftimmungen be§ Stbf. 2, toelcher ba§ ßicid) ermäd)tigt, „jum ^toed ber ©emeintoirtfdiaft toirt*

fdhaftliche Unternehmungen unb ¿Berbänbe auf ber ©runblage ber SelbftOertoaltung äufammenjuldliehen", alfo berufliche S elbftO ertoa ltungS förher ju bilben. Sag auSgefhrod;ene Siel biefer ©emeintoirtfdhaft ift, „bie SOiittoiriung aßer febaffenben

¿BoliSteile 3U fidern, Arbeitgeber unb Arbeitnehmer an ber SSertoaltung ju beteiligen, Erzeugung, .'gerfießung, Verteilung, Vertoenbung, ißreiSgeftaltung fotoie Ein* unb Ausfuhr ber SBirtfcbaft3güter nach gemeinioirtfchaftliden ©runbfähen ju regeln". Sen ErtoerbS* unb SBirtfchaftSgenoffenfdaften itnb ihren Vereinigungen ift bie Einglieberung in biefe ©emein*

tüirtfdaft geftattet. Audh biefe Vorfdriften finb fog. Nahmen*

»orfdriften. ghr « Ausführung fetgt ein fßeichSgefeh borauS, baS an bie Vorau8fe|ung beS VorliegenS eines bringenben VebürfniffeS geinüfift ift. gm übrigen ift ber Art. 156 in feiner Sragtoeite nur im Sldammenbang mit Art. 165, bem fog. 3lätef>aragrahh«n/ rid)tig §vt Oerftehen.

Sie folgenben Artilel 157— 165 finb bem A rb e ite r*

r e d t getoibmet. Ser Abgeorbnete Dr. S in 3 heim er hat mt ihrer enbgültigen ©eftaltung unb Faiiun0 heeborragenben Anteil. Vorangefteßt finb bie h « 0mmmatifden «Sähe, bah bie ArbeitSiraft unter ben befonberem S d u | beS SReideS fteht (Art. 157 Abf. 1) unb bah baS Sieid ein einheitlideS ArbeitS*

redt fd)afft (Art. 157 Abf. 2). Samit ift jugleidj aus*

gefhroden, bah bie folgenben Sa|e nur ¿Richtlinien einer iünftigen ©efe^gebung ftnb; bod gilt bieS aud h’-er, toie fofort ju geigen ift, nidt ausnahmslos. Sen Sduh unb bie Für*

forge beS SReid^ für bie geiftige A rb e it, für baS ¿RedR beS Urhebers, ErftnberS, fiünftlerS, unb jtoar fotoohl im gnlanb als aud im internationalen Verfehr, hfbt Art. 158 hetbor.

Art. 159 garantiert für febermann unb für aße ¿Berufe bie K o a litio n s fre ih e it; nid;t aud bie Streiffreiheit! Aße Ab*

reben unb ßAahnahmen, bie biefe Vereinigungsfreiheit einju*

fdränfen ober §u behinbern fuden, erklärt er für redtätoibrig.

2Rit biefer ¿Beftimmung beS Art. 159 toirb m. E. unmittel*

bareS unb fofort anioenbbareS ¿Redt gefdnffen. SaS gleidc gilt bon Sah 1 beS folgenben Art. 160. 2Ber als Arbeiter ober Angefteßter in einem Sienfi* ober ArbeitSOerhältniS fteht, hat Anfhrud auf bie jur ¿ffiahrnebmung ftaatsbürgerlider

¿Redte nötige freie Seit, aber aud —■ fotoeit baburd ber Vetrieb n id t erheblid gefdäbigt toirb — auf bie jur Ausübung ihm übertragenen öffentliden Ehrenämter erforberlide ‘ freie Seit.

¿Bei ben ftaatsbürgerliden ¿Redten ift gunäd;ft an bie AuS*

Übung beS ¿BahlredtS gebadt. ¿Kenn biefe regelmähig an Feiertagen erfolgt, tritt eine Sdäbigung beS ¿Betriebs toohl überhäufet nicht ein. AnberS liegt bie Sade bei ber Aus*

Übung übertragener Ehrenämter. Sarunter faßen bie Vflidten ber Abgeorbneten im ¿Reichstag, in ben VoIfS*

üertretungen ber Sänber, in ben VertretungSförhcrn ber ©e*

meinben unb ©emeinbeüerbänbe. Stier toirb bie Sdäbigung beS ¿Betriebs burd bie längere gnanfbrudnahme ober Ab*

toefenheit beS Arbeiters ober Angefteßten bie ¿Regel bilben.

Sie erforberlide freie Seit ioirb aud in biefem Faß n id t ber*

toeigert toerben fönnen, jumal nad Art. 132 ber Verfaffung feber Seutfde nad ¿¡Rafsgabe ber ©efe|e 3ur Übernahme ehren*

amtlider Sätigfeit b e rb fü d te t ift. Aber ber Arbeitgeber toirb, fooft ber ¿Betrieb burd folc^e ehrenamtlide Sätigfeit erheblid gefdäbigt toirb, baS ¿Redt Jur friftlofen Künbigung haben. ¿Senn ber Sdluhfah ber ¿Beftimmung beS ©efe^eS es überläht, intoietoeit bem Arbeiter ober Angefteßten, ber bie freie Seit beanfferudt, baS ¿Redt auf Vergütung erhalten bleibt, fo finb bafür gur Seit bie Veftimmungen ber ©etoerbeorbnung, beS ¿8®V. ober §©¿8. mahgebenb. Art. 161 getoährleiftet bie fogiale V e rfid e ru n a unb hebt neben ben toirtfdaft!ia;en Folgen bon Alter, Sdtoäde unb ¿¡Bedfelfäßen beS SebenS aud bie ¿Wutterfdaft als ¿BerfiderungSgrunb heröor. Anfdliehenb berlangt Art. 162 programmatifd baS Eintreten beS ¿Reid§ für eine internationale ¿Regelung beS ArbeiterredtS, baS für bie gefamte Arbeitertoelt ein aßgemeines SRinbeftmah fogialen ¿RedtS erftrebt.

Sem fdon im SojialifierungSgefeh niebergelegten ethifden

©runbfah ber V f l i d t gur A rb e it — unbefdabet ber perfön*

liden Freiheit — gibt Art. 163 Abf. 1 AuSbruct. Abf. 2 getoährleiftet bie E rtoerbS lofe nfürforge auf nottoenbigen Unterhalt, „fotoeit angemeffene Arbeitsgelegenheit nidt nad=

getoiefen toerben iann". „SaS nähere toirb burd befonbere

¿ReidSgefe^e beftimmt." Sebiglid fogialpolitifde ¿Bebeutung, ohne juriftifden gnt;alt, hat bie jnogrammatifde Veftimmung beS Art. 164, ber bie Förberung beS felbftänbigen ¿ÜRittel*

ftanbeS burd ©efeijgebung unb Verwaltung unb feinen Sdutt gegen Uberlaftung unb Auffaugung oorfdreibt. hierbei ift neben fjanbel unb ©etoerbe aud bie Sanbtoirtfdaft, unb gtoar an erfter Steße genannt.

Ser Art. 165, ber fog. ¿Räteparagraph/ ift im Su=

fammenhalt mit ber fdon erörterten ¿Beftimmung beS Art. 156 Abf. 2 ju toürbigen. Ser Abf. 1 fteßt ben ©runbfafs boran, bah Arbeiter unb Angefteßte gleidberedtigt. in ©emeinfdaft mit ben Unternehmern an ber Regelung ber Sohn* unb ArbeitS*

bebingungen fotoie an ber gefamten Enttoidlung ber frobui*

tioen Kräfte mitgutoirlen haben. Sabei toerben burd ^ beS Abf. 1 „bie beiberfeitigen Drganifationen unb ihre ¿Ber*

einbarungen aneriannt". Sie beiberfeitigen Drganifationen finb toohl bie ber Arbeiter unb Angefteßten einerfeitS, ber Unter*

nehmet anbererfeitS; benn nur gtoifden biefen befiedert „Ver*

einbarungen". biefen freien Drganifationen iommen nun

(5)

48. Jahrgang.

v u r i Í1 i f ci) c SB o cí) c n f cf) r i f t.

705

Itcwfi 3lbf. 2 als 9 le u f# ö p fu n g „gefefcli#e » e rtre tu n g e n

ber SXr&citer unb StngcfteUten ¿ur SBabrneimtung tfoer fosialen unb wirtf#aftli#en Sntereffen. ©ie finb in bretfa#er

©lieberung borgefehen als S e trie b S a rb e ite rrä te , S e jm S * a rb e ite rrä te (na# territorialen 2Birtf#aftSgebieten) unb einem 9 le i# 8 a rb e ite rra t. SDie »ejiriSarbeiterräte unb ber 3lei#8*

arbeiterrat treten bann na cf) 91bf. 3 mit ben Vertretungen ber Unternehmer „unb fonft beteiligten VolfSfreife" ¿ufammen ju S 3esiriSW irtf#<ift8räten unb einem 3 te i# S W irtf# a ft8 » rat. 3118 # r .¿Wed ift bejei#net bie Erfüllung ber gesamten Wirtf#aftlic&en Aufgaben unb SJlitWiriung bei ber aiuSfüJrung ber ©osialifierungSgefehe. ®abei ftnb na# ©ab 2 beS Stof. 3 33eäir!3Wirtf#aft§räte unb 3lei#SWirtf#aftSrat fo ju gepalten, bafs aße ft>id?tigen »erufSgruppen entfpre#enb #rer Wirtf#aft=

lieben unb fokalen Sebeutung barin bertreten finb. ®en Sirbeiter* unb 3Birt1f<^aft§räten iömten auf ben ihnen über*

toiefenen ©ebieten Sontrofl* unb SSerWaltungsbefugniffe über*

tragen werben (2lbf.5). SDer 3tci#smittf#aft8rat hat ¿unä#ft be=

guta#tenbe gunftion bei affen fo5taIpolttii#en unb n>trtfc^aftg=

politifcben ©efefcentwürfen. (Ir bat aber auch bie ©efe^eS*

tn itia tib e . @r fann, falls bie Siegierung feinen ©efefceS*

fcoricbfägen n i# t ¿uftimmt, fie trobbcm beim Slet#Stag ein*

bringen unb bur# eine? feiner SJiitgfieber bertreten loffen (3fbf. 4). Sie nähere Siegelung ift au3f#ltehli# ©ade ber

SfeicbSgefebgebung. r , ,

@3 ift ein fef)t bcbeutenbeS, neues gefehgeberif#e8 »ro=

blem, hoffen grunbfähß#e Söfung fyex berfu#t ift. ©me nähere Stritt! ift im Stabmen biefer SluSführungen fd^on beähalb uniunfid), Weil fie fid) notWenbig auf baS po!itif#e ©ebiet begeben mühte. ©ie Wäre au# nur in »erbinbung mit ber iiingften ©efeüeSborlage über bie «Betriebsräte möglt#. ®erbor=

gehoben fei febo#, bafs Sirtiief 165 bie 3lrbeiter= ufW. Säte auSbriidli# auf baS wirtfdjaftlicfje unb foäialpolüif#e ©ebiet befdränit. ©r Wiß bamit einerfeits bie fog. „Slätebiftatur", anbererfeitS bie „berufgftänbif#e Kammer" abfebnen.

^n borftebenbem ift auäfdVifeffiel) bon ben ©runbre#ten bie Siebe, Ober bie © ru n b p fli# te n ift Weniger ¿u fagen.

Um fo mehr Wirb fie baS beutle » o lf in ber golgejett emp*

finben. ©3 befteht aßgemeine © # ulpfli#t (3lrt. 145 © a | 1) unb aßgemeine '©teuerpfli#! na# SJlahgabe ber ®efe|e (SCrt. 134). 3lße Staatsbürger finb berf>füdf>tet, na# SJfafo gäbe ber ©efefce p e rfö n li# e Sienfte für ben ©taat unb bte

©emeinbe *u feiften (3lrt. 133 3lbf. 1). 2fber eine aßgemetne 3Bebrpfii#t ift in ber »erfaffung nicht feftgelegt, bielmehr ri#tet fid) bie 2Behrpfli#t na# ben »eftimmungen beS »uter*

laffenben 3tei#3Wehrgefei$e8 (3lrt. 133 9lbf. 2). Sie jSfitdp jebeS Seutfcben jur Übernahme ehrenamtlicher Sattgfeit (3lrt. 132) ift bereits oben erwähnt Worben.

2Siel ibealeS ©treben, Viel ef)rfid)er guter SBilfe ringt in ben „®runbre#ten unb @runbpfli#ten" ber »erfaffung jum SluSbrttd. 2Bie tonnte eS au# anberS fein bei einem berartigen ©efehgebungSWer! be§ beutfdicn «Bültes! Db unb Wie Weit fie ft# realpolitif# in ihrer ©efamtheü unb tm einzelnen als lebensfähig unb fru#tbringenb bewähren, barüber fann erft bie Sntunft entfd)eiben.

i i k r bie Üiegeimtg ber ^ofjiewluirti^öft

öom 23. SDiärs 1 91 9 («R<BS5t. 6 . 3 4 2 ).1)

Son sta. Dr. Steier, § irf# 6erg t. © #l.

I. öligem einer fiberßfidt.

Saä ©efcü über bie Siegelung ber KohlenWirtf#aft (5tohi«nWirt;#aftSgefeü = £o®@.) ift ^uglei# mit bem ©ogiali=

fierungSgefeh am 13. SJlärj 1919 in SBeimar in 3. Sefung ber»

abf#iebet Worben unb am 28. Scart 1919 in Äraft getreten (§ 6 ®o2B®.).

3113 ein Sßorläufer be§ ©efe^e? ift bie „SSerorbnung be»

treffenb ben Sergbau" bom 18. 1. 1919 (3t@33l. Sir. 12 ©. 64) anjufehe«. Sn biefer ift eine Segalbefinition beS Segriffä ber

„©ojialifterung" bahin berfu#t, baf unter fie faße:

„eine umfaffenbe SSeeinfluffung be§ gefamten Sehlem Bergbaues burd) ba§ Slei# unb bie geftlegung ber S3e=

teiligung ber SSolfögefamtheit an feinen Erträgen."

Um bie grofie Wirtf#aft§holitif#e, bol!3Wirtf#aftli#e unb re#tli#e SragWeite beS So2B®. als ber erften gefehgebenf#en Sat jur Sludtüßung be8 bur# baS ©ogialifierungSgefelt ße=

fpannten Siahmenä ju eriennen, bebarf c3 junä#ft jWeier ©in*

fteßungen: SJlan muh bor aßem einen Oberblid über ba§ bon bem SoSß®. erfaßte 2Birtf#aftggebiet gewinnen, unb man muh ferner bie ©teßung be§ SoSB®. im ©hftem ber beutf#en

«Re#t§orbnung fiaren.

1. SBaä ba3 3Sirtf#aft3gebiet anlangt, für ba8 baS Soms®.

Seftimmungen trifft, fo bejaht e§ fi# mit ber Drganifation ber „SohlenWtrti#afi" (§ 2 SoSB©.), Wobei unter „Sohle" 5«

berfiehen ift ©teinfohlc, Sraunfohle, iprehtohlc» Sol» (§ 1 SoSß©.).

gur Verlegung beS «Begriffs ber „SohlenW_irf#aft" ftnb in ben ^Beratungen folgenbe Seilgebiete unterfd)ieben Worben, attä benen fte fi# jufammenfeht:

a) S ie 2 B ir tf# a ft ber S ohle n la g e rftä tte n , nament*

li# bejügli# ber 3le#te an fol#en,

b) bie S o h le n b ro b u ftio n g w irtf# a ft, bie #rerfett3 umfaht bie ißro^effe ber ©eWittnung ber Sohle unb ihrer OmWanblung in marttgangige SBare („gßrberung unb ©elbftberbrau#");

c) bie S o h le n b e rtrie b 8 W irtfd )a ft („3!bfa|");

d) bie S o h le n b e rb ra u # 8 W irtf# a ft („Sonfum").

SBährenb bie ©ebiete ju a, c unb d fi# Wirtf#aftli#

unb re#tli# unf#Wer abgrenjen laffen, geigt fi# bei näherem Oberblide über baS ©ebiet ju b eine enge 5BerfIe#tung ber SohlenWirtf#aft mit anf#einenb Weit entfernt liegenben Seilen ber beutf#en Solf3Wirtf#aft, foWie mit ben _fortgef#rittenften Siíbungen ber mobernen í ajpitaliftif# en 3le#t§formen. 3öie ber Slei#3Wirtf#aft3minifter SBiffelt in feiner ©inführungsrebe tum SoSB®. in ber Slationalberfammlung jutreffenb au3führte, ift ein befonbereS Sennjei#en ber ted)nif#=wirif#aftli#en ©ntwidlung be8 heutigen SergbaueS feine innige 33erfle#tung mit anberen SnbuftriejWeigen, bie ihm an fi# gattj wefen§fremb ftnb, bie . jebo# bur# #re unbebingte Slbhängtgfeit bon ber Sohle mit ihm 3ufammengeWa#fen finb. Seils bienen biefe al3 fefte 2ib=

nehmer eines Seils ber Sohlenförberung ^ur §ebung ber eigenen Sraft eines bergbaulidjen OnternehmenS, teils befreien fte bur#

innige te#nif#e SSerbinbung mit ben Sohlengruben ben Sk0*

bultionSgang bon unnötigen ^VDifdfievgltebertr. Verfolgt man biefe 3Seräftelungen na# einigen ^auf)tri#tungen, fo geigt ft#

etwa folgenbeS Silb:

®ie urfprüngli# reinen SohlenbergWerfSunternehmungen finb bielfa# jur fjerfteßung bon Sois unb jur 3lu8nt#ung ber fogenannten „Slebenprobuite" ber SofSerjeuguitg übergegangen.

§ierbürd) finb fte Weitergetrieben Worben jur ©ifen* unb ©tags*

inbuftrie, jur ©aS= unb ©tromerjeugung, jur ©eWinnung unb SBeiterberarbeitung bon wi#tigen #emif#en Slrttfe.n. ®te re#tli#en formen biefeS wirtf#aftli#en ©ntwidlungSprojeffeS Weifen teils me#anif#e ©rWeiterungen ber 3le#tSgebube auf, in benen bie SBergwerie urfprüngli# beftanben (@ewertf#aften, 3lftiengefeßf#aften), teils ¡eigen fie umfaffenbe »Übungen an mobernen ©bnbiiaten unb Prüften, bie „reine" unb ,,gemtf#te' SBerfe umfaffen, teils cnbli# gehen fie — fo namentli# bet ben ©aS= unb ©trontlieferungen — in Sle#tSgebilbe mit teil*

Weife öffentli#*re#tli#em ©haraiter über, Wie gemtf#tWtrt=

f#aftli#e Onternehmungen, gWedüerbänbe u. bgl.

Sßon bem fo gewonnenen Oberblide aus Wirb nunmehr fpäter an ñanb ber pofitiben »eftimmungen beS SoSEB®. ju prüfen fein," We!#e @inf#nitte in biefen wirtf#aftli#en unb re#tli#en Organismus eS bornehmen Will.

2. © u#t man bet ber ¿weiten eingangs erwähnten ©tn*

fteßitng ben tpur.lt, in bem baS So2B®. in ben Stahmen ber aßgemeinen ©tfe|gebung eingeflo#ten ift, fo geigt ft#, Wte_er=

Wähnt, bah eS eines ber 3luSführung8gefe|e ift, bte oas ©o*

¿ialifterungSgefel na# fi# ¿iehen Wirb. 3luS letterem fmb alfo bie grunblegenben 93egriffe beS SoSB®. 3U ^,n!” ebm.en-

®aS ©ojialifierungsgefet) hat in § 2 bem Slet#e bte oe*

fugniS erteilt, im 2Bege ber @efe|gebung _ ,c rir:x „ 1. für eine S8ergefeßf#aftung 0«i0” ete

Onternehmungen, inSbefonbere fol#e ¿ur ©eWtmtung- bon 58obenf#ähen, in ®emeinWtrtf#aft ¿u überfuhren;

2. bie §erfteßung unb Verteilung Wtrtf#aftlt#er ©uter gemeinWirtf#aftli# S« regeln.

Sm Weiteren »erfolg biefeS ©ebanfenS hat eS tn § 4 an*

georbnet. n 2][ugübung ber in § 2 borgefehenen »efugniffe Wirb bur# befonbere Slei#Sgefehe bie SluSnu^ung bon ©tein*

i) ©er Sluffah tft am 1. 3uli 1919 abgei#toffen.

(6)

706

$ u t i ft t f d) e SB o d) e n f cf) r t f t.

Mt. 11. 1919.

Johle, Braunfohle, B e fö h le unb KofS, SBafferfräften unb fonftigen n a tü rlif en ©nergüqueßen unb bon bcr auä fnen ftammenben ©nergie (©nergietoirtff aft) n a f gemeintoütffaftlif en ©ejtftSfmnften geregelt, gunäfft tritt für baS Teilgebiet ber Kohlentoirtffaft ein ©efei) über bie Siegelung ber Kohlentoirtffaft gleif jeitig mit biefem ©efef) in Kraft."

Ter Unterfcljieb jto iff en ben bciben giffcrn beS § 2 beS

©oäialifterungSgefeheS befielt barin, bafs n a f giffer 1 baS Steif unter ©ingriff in bie beftebenben Bribatrefteberhältniffe ein*

jelne Unternehmungen ber Bergefeßffaftung juführen fann, toährenb nad) giffer 2 baS Steif nur eine toeniger einffneibenbe gemeintoirtff a ftlif e Siegelung bon SQ3irtfd^aftggt»eigen bor*

nehmen faß unb batf.ä)

3m Ko2ß®. macht baS Steif nun lebiglid) bon biefer jtoeiten Befugnis bieder ©ebrauf. ©S „regelt bie gemein*

to irtff a ftlif e Drganifation ber Kohlentoirtffaft" (§ 2 Ko2B©.).

TaS giel ift ein hoffelteS: ©inmal faß bem Steidje mafj*

gebenber ©influjs auf bie gorrn ber Sleuorganifierung ber beutffen Kohlentoirtffaft bcrffafft toerben, fobann foß feftgeiegt toerben, in to e lf em ©eifie unb to e lf em Um*

fange baS Steif auf ben ferneren^ Setrieb ber beutffen Kohlentoirtffaft in gemeintnirtfcf;aftlic^em Sinne eintoirien foß.

Stad; biefen ¿eiben Stiftungen tnn toerben alfo bie Slormcn beS Ko2B©. einer näheren Betrachtung ju unterziehen fein.

II. g>ic fgornt ber ftenorganifierung.

TaS ÄoSB®. täfjt nur bie ©runblinien ber neuen Drga*

nifation eriennen. Ten Ausbau im einzelnen foß bie Stegierung in furjer griff, bie utffirünglif nur bi? ¿um 30. 3 um 1919 bemeffen toar (§ 2 Abf. 3 Ko2B©.), burffübren, toobei fte an baS ©inberftänbniS eines probiforiff en „© a fb e rftä n b ig e n * ratS für bie Kohlentoirtffaft", einer A rt lonftituierenben Steifsfohlenrats, gebunben ift (§ 2 Abf. 1 Ko2B©.). Tie gufamtnenfefsung biefeS aus 50 Sltitgliebern beftebenben hoffen*

borparlamenteS lägt baS bis ins Kranfhafte gefteigerie Be*

ftreben ber geit, um feben SßreiS „R arität" ju toahren, beutlif erfennen (§ 3 Ko2ß©.). T a foß befteijen Rarität gtoiff cn Arbeitgebern (15) unb Arbeitnehmern (15) toie AngefteÜten (3) ber eigentlifen 5toE>lenirrbuftrie, Rarität rtoiffen aßen biefen

©rjeugerfreifen einerfeitS unb bem Koblcnbanbel toie ben Kohlenberbrauf ern anbererfeitS, Rarität innerhalb ber Kohlen*

berbtauf er felbft einmal n a f ©rofsgetoerbe, Klehtgetoerbe unb niftgetoerblifen Konfumenten, fobann h in ftfß if beS Sohlen*

bebarfS ber berffiebenen Teile beS SteifS ufto. ©ine ebenfo berfehlte ©runblage geigt ber Aufbau biefer fjrobiforiff en Drganifation auf ber „ ArbeitSgemeinffaft ber beutffen Arbeitgeber* unb Arbeitnehmerberbänbe" (SteifSanjeiger bom 18. 11. 1918 Sir. 272) als beS SBabHörperS jum S a f*

berftänbigenrate. Tiefe „ArbeitSgemeinffaft" — ein beliebtes

©fiagtoort ber StebclutionSjeit — hat fr e bauernbe SebenS*

fähigfeit n o f n i f t entfernt fo ertoiefen, bafs man auf fte eine fo toiftige ©inriftung toie bie Drganifation ber Kohlen*

to irtff aft auf bauen fßnnte!

Ter ©afberftänbigenrat h°t bereits breimal getagt unb feine borbereiienbe Arbeit boßenbet. Ter enbgü ltige SfuSbau ber S teuorga nifation ift bemnaf halb tu ertoarten, für ben baS KohlentoirtffaftSgefe| folgenbe ©runblinien feft*

gelegt fyai:

1. T ie S iationalberfam m lung

ober baS an ihre ©teße tretenbe Drgan ift bie hoffte Kontroß*

inftanj ber beutffen Kohlentoirtffaft. 3hr hat einmal bie SteifSregierung jä h rlif bei ber Vorlegung beS §auSha!tS*

ylaneS einen befonberen B e rift für bie gefeijlif geregelte Kohlentoirtffaft borjulegen. Tiefer B e rift hat f i f insbe*

fonbere über gßrberung, Abfa| unb SJkeiSgefialtung ber Kohle fotoie über bie Sohn* unb fonftigen ArbeitSberhältniffe ju er*

ftreden. ©obantt aber ift ihr ausbrücflif bas Sieft einge*

räumt, a u f abgefehen bon biefen foeriobiff en Seriften feberjeit Slufff lu^ über bie Äohlentoirtff aft ju forbern (§ 5 ÄoSß©.).

2. Tie SteifSregierung

übt bie hoffte organifatoriffe toie bertoaltenbe Tätigfeit in ber fojialifterten Äohlentoirtffaft aus.

3 n o r g a n if a t o r if f er § in ftft liegt f r ber gufammen*

f f Iu | ber Äohlenerjeuger für beftimmte Sejirfe ju Serbänben, 2

bie St;nbifatsbilbung, fotoie ferner bie ©rünbung eines ©efantt*

berbanbeS biefer Stjnbifate (Steif Sfohlenberbanb) ob. Sluf für biefe Tätigfeit ift ihr bie SSeaftung beS ©runbfageS ber

„R arität“ borgeffrieben. 3« toelfer Stiftung fie f i f ju bc*

toegen hat, geigt einmal bie ¿toingenbe Söeftimmung beS Kohlen*

to irtff aftSgefeheS felbft (§ 2 2lbf. 2 Sag 2), bafs an ber $er=

toaltung aßer biefer Serbänbe bie Arbeitnehmer ju beteiligen ftnb. ißor aßem aber ift bieS ju erfennen aus ber „Stefolu*

tion", bie bie Siationalberfammlung gleif zeitig mit bem Kohlen*

toirtffaftSgefefs berabffiebete unb bie bahin ging,

„bie SteifSregierung ju erfufen, ber Stationalberfamm*

lung mit mbgliffter Seffleunigung ben angefünbigten

©efegenttourf, betreffenb bie SSilbung unb bie Tätigfeit ber Betriebsräte (gefenräte für ben Bergbau), ber regionalen BejirfSarbeiterräte unb eines Steifsarbeiter*

rateS borjulegen, toobei auf eine ftra ftiff e ^eranjiehung biefer Drgane jur SJtittoirfung in ben auf ©runb beS

©ojialifierungSgefeheS ju erriftenben gemeintoirtffaft*

life n ©elbftbertoaltungSförbem ©etoift ju legen ift.

gur Bilbung ber Betriebsräte finb bie getoerfff a ftlif en BerufSbereine ber Arbeiter unb AngefteÜten hetanju*

iieben. 3« ber gtoiffenjeit, b. h- folange baS ange*

fünbigte ©efefs betreffenb bie Betriebsräte ufto. n o f n i f t in Kraft getreten ift, hat bie SteifSregierung bie freien Bereinbarmtgen über bie Bilbung unb Tätigfeit bon Betriebsräten ufto. gtoiff en ben Beteiligten (Arbeitern, AngefteÜten unb Unternehmern) tatfräftig ju forbern."

§ i n f i f t l i f ber oberften Oertoaltenben Tätigfeit in ber Kohlentoirtffaft liegt ber SteifSregierung einmal aßgemein ob bie Siegelung ber gemeintoirtff a ftlif en Drganifation ber Kohlen*

to irtff aft (§ 2 Abf. 1 ©ah 1 Ko2B@.), fobann bie gübruttg ber Dberaufftft über fä m tlif e ©eibfibcrtoaitungSförfjer (SteifS*

fohlenrat, Steif Sfohlenberbanb unb ©hnbifate) unb enblif bie Siegelung ber geftfteßung ber greife (§ 2 Abf. 2 Ko2B©.).

3. T e r S te ifS fo h le n ra t

bilbet baS hoffte ©elbftbertoaltungSorgan ber gemein*

toirtffa ftlife n Drganifation ber Kohlentoirtffaft. ©eine gu*

fammenfegung foß ber beS ©afberftänbigenratS entfyrefen (§ 2 Abf. 1 KoSB©.). Bon feinen to if tigften gunftionen hebt baS ©efeh herbor einmal bie „Seitung ber Kohlentoirtffaft"

(§ 2 Abf. 1 KoÄ3®.), fobann bie gührutig ber A u ffift über bie Berbänbe, alfo ber SteifSfohlenöerbanb unb bie ©tmbifnte (§ 2 Abf. 2 Koffi©.).

Bei ben yarlamentariffen Berfanblungen führte ber StegierungSbertreter auS (bgl. Trudf. ber StaiBerf. Str. 133), ba| ber Steif Sfohlenrat jur Betoältigung feiner h o fft to if tigen Aufgaben neben fonftigen Organen f i f borauS ftftlif brei

„ftänbige AuSff üffe" anglicbern toiirbe, n äm lif einen ftänbigen AuSffug bon ©afberftänbigen für bie ifkobuftionStefnif, einen folfen bon ©afberftänbigen für bie gragen ber Kohlen*

bertoertungstefnif unb einen ftänbigen paritätiffen fojialyoli*

tiffe n ©afberftänbigenauSffufs.

Unter bem Steifsfohlenrat fteht als näffteS Drgan ber

©elbftbertoaltung

4. ber S te if Sfohlenberbanb (©efamtberbanb ber ©ynbifate).

©eine Bilbung toirb n a f ben aßgemeinen ©runbfä|en beS

©ojialifierungSgefefeeS in erfter Sinie ber 3nitiatibe ber be*

teiligten Kreife felbft unter übertoafung ber SteifSregierung überlaffen bleiben, gu beobaf ten ftnb hierbei bie oben ffijjierten

@runbfä|e ber ju toahrenben „Barität". ©eine Träger toerben bie ©ijnbifate (BetriebSöerbänbe) unb bie bergbautreibenben beutffen SanbeSfiSci ju fein haben. Uber feine Aufgaben unb feine Steftsform trifft baS ©efe| feine Beftimmungen. ©rfterc ergeben f t f aus feiner gtoiffenfteßung jtoiffen bem SteifS*

fohlenrate n a f oben unb ben ©hbifaten n a f unten.

Stur fotocit feine freitoißige Bilbung n i f t rechtzeitig ober n i f t gefehentfyrefenb geffieht, toirb bie SteifSregierung ih«

als gtoangSüerbanb ju ffaffen haben.

5. T ie B ejirfS öerbänbe (©hnbifate) enblif bilben bie unterfte gefehlif borgefehene ©tufe ber

©elbfttoertoaltungsorganifation.

AIS „B e jirt" eines ©hnbifatS toirb enttoeber baS ganje Steif ober ein beftimmteS ©ebiet innerhalb beS Steif S (Kohlen*

reiner) angefehen toerben fönnen. Tie SJtitglieber eines ©hn=

2) »St. 32B. 1919, 266 f.

(7)

48. Saßtgang. 3 u r t ft 11 o) c f s ö ^ n T ^ n f T t ü t bifatS Werben regelmäßig nur bie Erjeuger tmer beftitnmten

Koßlenart — S tem ple, Btaunfoßle, ©aSfofS — fern (§ 1 Ko«B©.) ^ü r iE>re 3ufammenfeßung gelten Wteber bte oben entWicfelten ©runbfäße ber „«Parität“ .

2U8 Slufgabe ber einzelnen ©ßnbifate tr e ib t baS ©efeß bor bie «Regelung bon görberung, ©elbftberbraucß unb 91 b faß (§ 2 2lbf. 2 Ko«B@).

III. JirßciisgeOiefc uub §iefe ber cnbgäCtigen fSeu- Organisation.

1. T ie 2lrbeitSgebiete.

@g ift oben ju I berfucßt Worben, einen Überblicf über baS ©eiamtgebiet ber KoßlenWirtfcßaft ju gewinnen. SDa ber

©efeßgeber bie toirtjcßaf fließe SEätigieit auf bicfetn ©ebiete tn feiner einfteßt bat ftören, fonbern nur förbern Wollen, )ü be«

barf eS einer befonberS genauen Prüfung ber Srage, für toelcbe Steile ber in ftänbigem giuffc befutbltcßen jpirtfcßaft bie ©ingriffe ber bom Koßlengefeß angeorbneten „Siegelung

einjufeß'en haben, unb in Welchem Umfange bicä Qefcrscrjen folt.

3ln ßanb ber foofitröen gefcßlid;>en yeftlegungen läßt ftjfr biefe graqe nur beantworten, Wenn man neben bem ©cfeßeS«

terte bie barlametttarifcßen Berhanblungen ;u feiner Erläuterung b e ra n k t. «Bit ihrer $ilfe gewinnt man foIgenbeS Ergebnis:

a) T ie «Birtfcßaft ber K oß lenlag erftätten Wirb bureb bie borlicgcnbe ©efeßgebung überbauet tio© m ^t bon 9teid?S Wegen geregelt, unb jwar mit «Rücfftcßt auf bie Bebeutung fceS BergbauberecßtigungSWefenS als fjoßeitörecßt Wie als ginanjqucEe für bie beutftben ©injelftaaten.

b) 2luf bem ©ebiete ber ÄoI>Ienf>robuftion8W irtfe^aft (görberung unb ©elbftberbrauch) Wirb bte „Seitung" bureb ben

«RecchSfohlenrat einfeßen, inbem bie 2lrbeit feiner Wirtfcßaftlicßen unb fosialbolitifcßen 2luSfcßüffe ficb mit ber «Regelung biefeS

©ebieieö befaffen Wirb. Sn Welkem Umfange bieä gefchehen wirb, ift beute noch in feiner SBeife ju erlernten. 3luS ber oben flüjierten ©^Wierigfeit ber hier im giuffe befinbltcßen letbnifcben Wie rechtlichen EntWidlung feßetnt ju folgern 511 fein, baß bie b ire ft regelnbett Eingriffe — foWeit nicht Stillegungen in grage fommen foEtcn - junäthft feinen febr großen Um»

fang haben Werben, dagegen Werben ftd) feßon alsbalb in«

b ire fte EittWirfungen auf bie «Probuftion in md;t utibebeuten»

bem Umfange (3. 33. hinftcßtlicß fcer Zuteilung ber Quoten unb bcS ©elbfiberbraudjS) aus ber «llbfaßregelung ergeben.

c) TaS ©ebiet ber K ohlenb ertriebS W irtfchait (9lbfaß) Wirb als botlftänbig reif für bie gemeinWirtfcßaftliche «Regelung anaefeben. ©eine «Reuorbnung bilbet ben Kerngebanfen beS borliegenben KohlenWirtfchaitSgeießeS. Tie Aufgabe Wirb m erfter Sinie bon bem unter Seitung beS «RetcßsfohlenrateS ftebenben «ReicßSfohlenüerbanbe („©efamtberbanb") mit feinen

©ßnbifaten jur Söfung ju bringen fein, Weshalb bte e *crbanbe in ben Beratungen bireft als „BertrtebSöerbanbe beseicßnet Würben. Ser Umfang ihrer Tätigfeit Wirb fuß auf bte

«Regelung foWohl beS Snlanbs» als auch beS UuSlanbS»

abfaßcö erfireefen. Bon befonberer Bebeutung Wirb auf btefem

«BirtfcßaftSgebiete gerabe bie «Regelung ber KoßlenbretSfeft«

feßmtgen butch bie «Reichsregierung fein.

d) Stuf bem SlrbeitSfelbe ber Koßlenberbraud)!»

W irifcß aft enblicb fteben regelnbe Eingriffe bureß Beem«

flufluttö $tetöfe(ije§ungcn toon feiten fcer Shetcfyäregtetung in erfter Sinie JU erwarten.

3. T ie

3

iele ber enbgültigen neuen KohlenWirtfcßaftS»

D rg a n ifa tio n

finb im KohlenWirtfchaftSgefeße nicht befonberS einzeln feft«

gelegt, 2ßn aEgemeinen Werben fte ju entnehmen fein aus bem Begriffe ber „gemeinWirtfchaftlichen" Drganifation, bie baS

©efeß fchafft. Tie näheren Erläuterungen biefeS Begriffs Wieberum Werben aus bem ©osialtfierungSgefeß hierher 3U übertragen fein, ^n ben fcarlamentarifdien Berßanblungen Würbe namentlid) aus ben Sarlegungen beS «RcihSWirtfchaftS»

minifterS erfennbar, baß bie Siele auf 3 «Richtlinien liegen, einer Wirtfdhaftlichen, einer fo^ialpolitifd;en unb einer finanj»

bolilifcheu- Biatt fönntc hiernach eine BegriffSbeftimmung beS gnbjieleS ber „©emeinwirtfehaft" etwa Wie folgt auffteEen:

«Die ©emeinwirtfehaft bejWedt bie bewußt einheitlich*

Sufammenfafjung aEer Wirtfchaftlich fhaffenben Kräfte einer bestimmten ©emeinfehaft jur größtmöglichen Steigerung beS «föirfungSgrabeS ber ©üterberfteßung

foWie bie «Regelung ber ©üterberteilung nach ben ©ejichtS»

bunften ber görberung beS fokalen «ttuSgleuhe« inner»

halb ber ©emeinfehaft, inSbefonbere bureß erhöhte Jln=

teile ber Arbeiter am Ertrage bet Slrbcit unb ber SIE«

gerne snheit am ©eWinn ber Unternehmungen.

3m einseinen läßt ftch bemach bie robe" «“ 5* afUl5 gesählten 4 ßWeige ber gefamten KoßlenWirtfchaft etwa fol«

genbeS als ©onbetjiel ins Sluge faffen:

a) SDie S agerftättenW irtfchaft Reibet naöh bem bother ©efagten borläufig noch ganj aus ber gememWirtfchaft«

liehen ^Regelung auS.

b) 3 n berK ohlen»«P robuftion8W irtfchaft(?rörberung unb ©elbftberbrau^) Wirb als W irxfchaftlicheS 3iel

3

unad)ft ins Sluge ju faffen fein, bie Etgebniffe ber «arbeiten ber fohlen«

te^nifhen SluSf^üffe beS «Re;d)SfohlenratcS für bte ^afttfeße Steigerung ber Kohlenerjeugung unb «berWertung ttaeß 9Jtog=

lichfeit nußbar tu ntadun. Ebenfo Wirb fytx

3

U erftreben fein, aud) im übrigen ben «ProbuftionSertrag ber Kohlenunter«

neßmungen in jeber fjin fid it burch iß1* gemeinWirtfchaftltche Bufammenfaffung noeß mehr

3

« P ™ » blcä M®«

bureß bie auf Teilgebieten befteßenben hnbatWirtfchaftlicßen KarteEe unb ©iinbifate möglich War. .

3n fo 3ia lh o Iitifd )e r J&inficßt Würbe als 3tel für bie

«ProbuftionSWirtfcßaft bei beit ßarlamentanfchen ® er®tur'0cJ*

ins Sluge gefaßt, bie ßraftifeßen Erfahrungen ber 3lrbeiterf<haft babureß für bie aEgemeine Jßirtfcßaft sur BerWertung 311 bringen, baß bie tücßtigften Elemente ber Sirbeiter 3U Wirt«

idiaftlicßen pß rern emhorgebilbet Würben oßne baß fte bie biSßer für einen folcßen Slufftieg uncrläßlidje fafntaliftifche

©vunblage haben müßten. „ t .

Konfrete fin a n jh o litifc b e 3**1* f*nb n0<^

nießt erfennbar. SDocß unterliegt es feinem Büwifel, baß eine finansholitifcße «HuSnüßung ber im Entfteßen begriffenen großen einheitlichen Drganifation ber KoßlenWittfcßaft tn 3 ll*unü *r5 heblicße SluSbaumöglichfeiten bietet.

c) «BaS bie K o h le n b e rtrie b S W irifcß a ft (3lbfaß) anlangt, fo Wirb als w irtfcß a ftlid je S ©onbersiel hier bte SCuSfhaltung aEer unnüßen Bwifcßcnglieber ber BertrubS«

Wirtfcßaft ins Singe 3U faffen fein, eine EntWtdlung, bie ßh in geraber Sinie auf bem «Bege ber Begebungen Wetter bewegt, bie bisher fdon bie ßribaiWirtfdjaftlicßen Kohlenfhnbtfate unb

«farteEe auf bem ©ebiete beS §anbelS unb beS BerfeßrS«

WefenS erftrebt ßaben.

Bon ben grunbfäßli^en Bebenfen, bie gegen baS ©efeß bei ben barlamentarifdien Beratungen erßoben Worben ftnb, iefet an btefem iu n lte bteUetc^t ba§ tüte^tiöfte etn: @8 tft ntebt 3u berfennen, baß mit aEer Entfcßicbenhett bte ©efaßr emer Bureaufratifierung unb einer Slbtötung ber tretbenben Kräfte beS SBettbeWerbS hier unter aEen llmftänben bermteben Werren muß.

3luf fin a n s ie lle m ©ebiet seigen fteß au(h b* W l W »er SluSnußung ber neuen jufammengefaßtenKoßlenbertriebSWirtidiaft SWeifelloS beträchtliche «Dlöglicßfeiten.

d) 3 n ber K o hlenberbraucß S W irtfbhaft (K o n fu rn ) Wirb in w irtfc h a ftlic ß e r ^inficht befonberS W i^tig fern bie görberuttg ber Kohlenforfcßung, namentlich burd) »urd^fuhrung größerer ßraftifeßer Berfud)c über bte benfbar rattoneSe

2

lu

8

« nußung ber beutfeßen Koßlenfcßäße, 3 B . auf bem ©ebiete ber Bergafung wie auf bemfentgen ber SluSnußung ber „«Reben»

brobufte“ . Bon ben Wiffenfcßaftltcßen unb brafttfößen Arbeiten ber eniföreeßenben fohlentcdnifcßeit 2IuSfd)üffe beS «JtetcßS»

foßlenratS bütften ßier erßeblid)e neue Erfolge

3

U erßoffm fein.

3n erfter Sinie bebeutungSboE ftnb auf btefem ©ebiete bie neuen fo s ia lfjo litifc ß *** 8 **l*> bie bureß ‘Peranjcehung ber Berbraucßer als gleichberechtigter, mitbcftimmenber g-aftoren im fReicßSfohlenrat ßeute fd;on erfennbar finb.

IV . ^efeßgeßerifißer JlMsßau h*s ^leichsßohre»Ö*r4*0' Slucß baS KoßlcnWirtfchaftSgefeß felbft ift

ein gefeßgeberifeßer «Raßmen, Wenn a i^ etn erße 4

gefaßter

als

baS ©osialifterungSgefeß. ©eine 3lusfuEung liegt ob 1. b e r «ReicßSregierung

3ßte Tätigfeit ßat nach folgenben «Richtungen fteß ju be«

'lunäcbft fleht ißr ber Erlaß ber 2luSführungSbcftim«

ntungen über bie Errichtung beS «ReicßSioßlenrateS äu (§ 2 2lbf. 1 ©aß 4 KofB©.);

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218. über bie ©idjerftellung bon ftriegäbebarf b. Sriegäernäprungäamtö über bie SSetoirtfc^aftung bon SJiilcp b. Slufruf beê 93afê ber 53olisbeauftragten b.

fä p lip ©ewinn gcjogen worben fei. c bie Siebe ift, fo muß an ficB ber Serteibigung rc p t gegeben werben, wenn fte behauptet, baß barunter nitBt baä

fonbereS StechtSfchuhbebürfniS für ben einseinen ffall bargetan ioirb, fei eS, baff ber ©traföerfolgung §inberniffe entgegenftehen, toie bei einem Aufenthalt beS

fdjrift nidjt ¿ur 9lufßebung beâ angefodjtcnen SBefdjluffei füllten (Dgl. nidjt entließ ¿uftmibig ift, begrünbet. betreiben, fo ergibt fid) auä biefer Satfadje

fom ntenbenfadg aus ihrem ©efcßäftsbetrieb hätte referoieren m iiffe n, Weit ih r atS Vew oßnerirt beS beutfchen SSäßrujtgSgebietS an fid) Vatutabeträge nicht p

finbungen ober borbefcpiebere ©rbteite für bie ©pefrau unb bie ffinber beg. bereinbart, erlangt burd) biefe Bereinbarung nidjt eine neue, alg ffaufgelbforberung

borauS fe|ung, einer 58orentfiheibung beS ÜRieteinigungSamteS (SWE2I.) über bie ¡göchftmiete ober bereu © runblagen, bie griebenSm iete, fehle. SBenn bie befonbere

Aber aud) wenn man ben ©tanbpunkt oertritt, baß ber STarif- Bettrag atg objektioeg fReißt nicht Veftanbteit beg ArbeitgoertrageS werben könne, muß man bie