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Deutsche Monatshefte in Polen, 1939, Jg. 5 (15), Heft 11/12

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Academic year: 2022

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(1)

D ß u t f d j e t f t o n a t ö f j ß f t e i n P o l m

(Miesięczniki niemieckie w Polsce)

3dtfd)ttft füc Ö5ßf(fytd)te unö (Begentoact 6ßs Dcutfdjtums in Polen

(Czasopismo historii i teraźniejszości niemieckości w Polsce)

3at)rg./Rok 5 (1 5 ) )fnat/M aj/3unt/C zerw iec 1939 ^e ft/Z e szyt 11/12

Ttt&ctf Bctyec

D eutle 2$auemMtut in tfttttelpoten

b o t 1 5 0 J c f y t m .

tOenn mit* por Me ^rage gefteEt werben, roie es gefommen ift, bag taufenbe nnb aberfaufenbe beuffdjer Bauern aus bem affen illutterlanb ben ©eg nad) Polen emgejdjlagen Ijaben, jo fattt uns bie 3lnfwort gar nldjt Jdjroer.

£d)auen wir uns eine Xanbfarte ber bamaligen polnijdjen ilbelsrepublif an.

©lödlidjerwelje befit^en w ir eine jold)e für bas ©ebiet ron bTlittelpolen aus ber

^eit um 1772, bie uon beutjdjen ©opograptjen aufgenommen unb gegeicfjnet würbe,

© tr finb über bie ausgebel)nten ©albgebiete, bie bamals ©ittelpolen bebecften, überrafdjt.

Hur ab unb 311 crbliden w ir jwifdjen bem öunfel ber ©albfläd)en einjetne weiße ijlecfe, bie Tlobungsinjeln uereinfamter Dörfer ober gutsßerrlidjer Dorwerfe.

3n biefes ©albbidid)t würbe ber beutfcße Bauer gefeßt unb Ejat burd) gäfje, unermüblidje Bobearbeit bas Dunfel biefer ©älber gelid)tet, ben ©umpfboben bur^ 'żjitfym von ©räben unb Kanälen entwäffert.

Dies war eine große Kulturarbeit, bie unfere 9lßnen ßier auf polnifdjer ©rbe geleiftet ßaben. Daß ber beutjdje ©enfd) ber iTtitgeftalter (ber gegenwärtigen Kulturlanbfdjaft würbe, wer w ill bies leugnen? ©djmud’e Dörfer unb ladjenbe Fluren beßnen fid) gegenwärtig bort aus, wo früßer ©umpf= unb ©albwilbnis uneingefdgränft oorßerrfd)ten. Das £anb, bas fo bem oon ben polmfd>en ©uts=

befißern ßerbeigerufenen beutfdjen Bauern gu eigen gegeben würbe, war arm, ber Bobenflaffe nad) oon geringer ©üte. 9um überwiegenben ©eil trug unb trägt au<ß ßeute nocß ber fanbige unb fumpfige $cfer nur fargen £oßn. On trodenen 3aßren oerborren Ibie ©efreibeßalme auf bem ßeißen ©anbe, in naffen gibt bas fumpfige

£anb fo gut wie feine ©rträge. Daoon fommt es, baß in ßnnberten oon betttf<ßen Bauernßäufern im Kalifdjer unb ©oftyniner ianb ©(ßmalßans ber Kücßenmeifter ift. On ßarter iebensfron fteßen allentßalben bie beutf<ßen ©enfcßen in iTlittel»

polen, ©roßbem füßren fie ißre ßarte Kulturarbeit unoerbroffen weiter.

©as ßaben bie eingewanberten beutfcßen Bauern an Kulturgütern mit na^

Polen gebratßt? Dielfa^ ßing bies oon ben jeweiligen ö e r m o g e n s o e r ß ä t t - n i f f e n ber Slnfömmlinge ab. ©elbftrebenb fprad; ßier aucß bas ft a m m l i d; e

©rbe mit. ©te bem aucß fei, immer unb überall gingen bie beutfcßen Bauern mit reroollfcmmneten ©etßoben an bie flußbarmacßung bes fcßmererworbenen !fleu=

lanbes. Die Dreifelberwirtf^aft, ber Kartoffelanbau, bie 2lusfaat oo*' Butter»

fräutern unb oor allem eine perbefferte Öießwirtfdjaft mit £)erfteltung pon guter Butter unb Käfe geußneten bamals ben beutfcßen Koloniften aus. ©s famen aucß piele gefcßidte Dorfßanbwerfer mit, bie eine Slngaßl pon ©ewerben pertraten, fo abgefeßen pon ben ©cßmieben, Dreßfier, ©tellmacßer, ©ßneiber, ©ifßler, iein=

wanbweber, ©ßußmaßer, ba oor 15Ó 3aßren bas beutfße Dorf einen beinaße ge=

(2)

fcfjIoJJenen fth'ttfcfjaftsfrefe óarftellte. Die naturalroirtjdjaft übermog 6ie (Bel5roir:t=

fc^aft. 3eöer Sauer mußte in einer Perfon P ik ie r , ©cßufter, Siemer ufro. fein.

Die Öerbinftungen mit 6er 6 ta6t gestalteten fid) [djroer, 6ie fdjledjt befahrbaren

©traßen; 6ie großen Entfernungen gtmfd>en 6 ta6t unö £an6 ftanöen binbernö im IDege.

Einen boßen ©raö 6er ÜerooEfommnung erreichte öamals bas bäuerliche S a uh an 6m e r f. ©er ©eiegenheit hatte, 6ic alten ^oljhäufer un6 ©djeunen unferer öeutf^en Dörfer gu betrachten, 6em geßen formlid) 6ie ilugen auf ob öes hoßen hanbroerflicßen Könnens 6er ^immerleute oon öamalo. Da mürben g. S.

6ie polggebäuöe ohne 6en ©ebraucß non Eifennägeln oöer =S)afpen aufgeführt, als Deribin6ungs= un6 Sefeftigungsmattel famen nur fjolgnägel bi Setracßt. Die

©etter= un6 ©turmfeftigfeit 6iefer 6eutfd)en Raufer ift noch gegenmärtig unüber=

trefflich- ^ie rju fei bemerft, 6aß 6ie Searbeitung bes óamaligen fernigen Hrroal6= holjes rebht müßfam mar. ©er errichtet fteute nod) fo fd^on igemufterte Dad)=

giebel, fo mohlgefügtes Dachgebälf, fo feßmuefe Eüren? ©eld)em Baumeifter oon heute fäEt es ein, fid) mit einem finnigen ©prueß ober menigftens mit einer Hamenemarfe fenntlich 3U uiacßen? 2ln oielen ©teEen ift es m ir geglüeft, 3ahres=

gaßl, Flamen 6es Baumeifters an alten Balfen ju finöen (meid) mittelbares t3er=

6ienft ermarb ßd) fo ein fßmmermann ungemoEt um 6ie ©ieblungsforfchungl); fo 3. B. fan6 id) im Dorfe Deutfd)=©oßfe fd)on in 6en Balfen folgenbes ©prüAlein

„fra ftu rt":

„©ott gefegne 6iefes ^aus 2lEe, 6ie 6a gehen ein un6 aus!

Drum auf ©ott fei? 6ein Dertrauen, 5luf iPenfchenhilf folft bu nießt bauen,

©ott ift aEein 6er ©lauben ßäEt,

©onft ift fein ©laub meßr auf 6er © e it.”

Diefe ünfeßrift ftammt aus 6er um 1785, in 6er 6as Dorf angelegt rour6e. Om alten ©traßen6orf ^imnica fd)rieb icß mir oom Balfen eines alten, um 1770 errießteten fjaufeo, nacßfolgenben befannten ©prueß ab:

© ir bauen ßier fo fefte

£fn6 fin6 nur frembe ©äfte.

Docß roo mir foEen eroig fein, Da bauen mir gar menig ein.

Om 6eutfcßen Dorf Biele, in öer Häße oon ©ompolno, fanben mir in einem alten ißaufe nad) „ßeißem Bemüßen" folgenbe mit gotifeßen Bucßftaben ausge=

füßrte Onfcßrift: „JTlicßael ^enfelmann, Baumeifter anno 1796". Daneben einge=

feßnißt ein Drubenjeicßen, bas 6ie pausbemoßner oor ^exen Ifcßüßem foEte. On 6en meiften alten ^olgßäufetn aus 6er ©rünbungsjeit finbet man äßnlicße 2tuf=

geießnungen. leiber nimmt bie ^ ß l biefer eßrroürbigen aus £frgroßoäter=

geiten immer meßr unb meßr ab. 9lls Äuriofum möge feßließließ eine lateinifeße f)ausinfd)rift in einem 6eutfd)en Bauernhaufe im Dorfe ButterßoEanb, 1779, ge=

grünbet, ßier fteßen. ©ie entßält ben ßlnfang öes Daterunfers: ©ater (nofter, qui eft in ceflis . . .

On biefem lufammenßang roiE icß noeß ber fdjonen bunten £ a 6 e n ge»

benfen, bie nod) ßäufig in ^ufamien, im Salifdjer £anb, aud) in ber Ifliebe»

rung gu finben finb. Dielfad) trifft man aueß gebiegenen alten ^ausrat, roie

©djränfe, gef^nißte ©tüßle, Himmelbetten an, bie oon ber hoßen ©oßnfultur unferer Dorfaßren 3eugnis ablegen. Beicß ift in biefer fEnficßt bie Hieberung, bie aud) gegenmärtig nod) burd) ißre präd)tigen ßolggefcßnißten D a ^ f a ß n e n ben

©anberer entgücft. Seicße ^ulturformen finb immer mit einem geroiffen ©rab oon materieEem Beicßtum oerbunben. Daßer finben mir gerabe bei ben ©eid)fel=

beutfeßen mannigfaltige Erfcßeinungen ber materieEen Kultur, ibie in anberen

©egenben faum angutreffen finb, mie g. B. bie großen Öorräte an ©äfeße. jfließt

(3)

gu »etfieJTen tnäten au<f) 6ie gieclidjen farbigen P a t e n b t i e f er 6ie in ber Piebe^

rung unb anbersroo »on einem rterfeinerten (Befdjmarf unö einem aufgemecften ßunftfinn 6es beutjdien Bauern geugen. 5Iua 6en €rgäf)Iungen alter Plütterdjen erfahren mir non iSen früher als i?irchen= unö ©onntagafrhmuc? getragenen meig gefügten i) a u b e n. öie ^ ö f e l a r b e i t e n mit felbft entroorfenen Hluftern gehörten gur 6 elbftoerftan6lid)feit 6er alten Bauernftube. ö i e ^ o r b f l ed) t e r ei gehörte giei^falla gu 6en beliebten Befchäftigungen 6ea ianömann«. 3n 6er nieöerung un6 im IBartbebrud) fteht biefe Befdjaftigung nod) in ooUer Blüte.

Bequeme, geflodjtene un6 bunt bemalte ©tühle finben amh gegenmartig nod) ihte Abnehmer, öaa © p i n n e n unb 10 e be n mar eine allgemein perbreitete Befd)äftigung in ben Familien oon bamala. itnb f^lieglid) fei baran erinnert, bah bie nad) ITlittelpolen eingeroanberten ©d)lefier unb Pommern eigentlich IO1 a l b = b a u e r n maren, mie ber befannte Pulturbiftorifer 1 0. Piehl biefe 3lrt oon Bauern nennt. „Per lüalbbauer fingt mit ben Dogeln bee lOalbee no^ burd) lange

<5efd)led)ter feinen eigenen ©ang". öiefe löalbmenfdjen brachten eine reidje ^olg=

bearbeitungotedjnif mit, oiele oon ihnen maren ©tabfd)läger, Balfenhauer unb Brettfchneiber, eine Hantierung, bie bie einheimifchen hörigen Bauern nicht be=

herrfchten. (Erft nad) oielen 3ahren erlernte ber polnifche Bauer biefe Holgbear»

beitungalunft. öem ina £anb gefommenen ^oloniften ging and) ein guter P uf ala P b f t b a u mg ü d ) t e r unb O m f e r coran, bie aua ©troh geflochtenen Bienenforbe, bie mir gegenmartig in ben beutfchen, gum ©eil auch 111 ben polnifchen öorfern finben, mürben oon ben beutfchen Bienenoatern im £anbe eingeführt,

lOeldje g e i f t i g e n iMturroerte brachten unfere bäuerlichen Dorfahren mit ina £anb? H 'eröri roill id) bie überreichen ©djä^e an Dolfsgut, mie ©agen, ITlärdjen, Dolfalieber nicht miteinbegiehen. gtir ©rünbung eines aus grüner löurgel entftehenben öorfee maren nidjt eingelne roagemufige Bober notig, fonbern es bilbete fich tfiersu eine Bobegemeinfchaft, bie auf ©ebeih unb öerberb anein=

anber gefettet mar unb eine mahre ©djidfalagemeinfdjaft bitbete. Per alte ©iebler=

auafprud): „€iner für alle, alle für einen” marb hier gur lOirflidjEeit. Pie Bobe^

gemeinfchaft erroählte ftd) einen Porffchulgen, ber ber rebegemanbtfte unb pernünf=

tigfte, aud) forperlid) ber tüchtigfte itlann fein mußte. € t rourbe nun ber uerant»

roortliche Rührer, ber für aEe unb feben ©orge trug. Bedjtlid) genommen ent=

ftanben auf biefe IPeife bie HoUdnberborfer. ©ine anbere Porfart, bas ©d)ulgen=

borf, mirb babur^ gefenngeichnet, baß ein iTtann mitunter als Hauptannehmer unb Solonifator bes betreffenben löalbftücfs auftrat, ©r fud)te fleh bie eingelnen fieblungaluftigen Bauern aus unb grünbete mit biefer ©iebtergenoffenfehaft ein Heuborf. Pafür erhielt bann ber ©djulge gur lebenslänglichen, bes of tern aud) gu erblichem ©igentum ein Canbftüd, genannt bas ©djulgenlanb. Pem Porf=

fdjulgen gur ©eite ftanben bie gemäf)lten ©djoffen ober ©eridjtsleute, biefe regelten bas Heben bes Porfes bis in febe Uleinigfeit hinein:

©ie hielten ©erichtsfihungen ab, fpra^en ihre Urteile, oerhängten ©trafen, feßten ©eftamentaroünfd)e unb Üerfdjreibungen auf, orbneten 3npentur= unb Oer=

mogensaufnahmen an, trugen ©orge um lOaifen, IDifroen unb Busgebinger. Pie

©ingiehung oon ©teuern, bas ilebermadjen ber ©pann= unb Hanbbienfte für ben

©utshof, bie (JeuetpoÜigei, ben ^uiftanb oon lüegen unb ©rengen —• aEes bas hafte ber ©chulge gu orbnen unb gu übermachen. $ür gemiffe Bmtsausübungen erhob bas ©chulgenamf beftimmte Zahlungen, ©iner ber febergeroanbt mar, oerroaltete ben Jdjriftlichen ©eil. ©s gmingt uns gebüßrenbe BdEung ab, menn mir in ben alten ©chulgenlaben bie gierlid) getriebenen Heumunbsgeugniffe, Porfrechnungen, Bnroeifungen ufm. lefen, bie in einem fpradjtid) to n e n ©eroanbe ertetnen. Pie michtigen ©djtiffftücfe trugen ftefs ben Bufbrucf bes P o r f f t e g e l s . Piefes fteEte t ö n getnittene fym b o lite Figuren bar g. B. einen Bober mit ber 5l)ct/

einen H ^ t mitten im lOalbe, ©ichenbäume, ein Hi^f^semeih- Pas Porffiegel trug immer ben Hamen ber betreffenben Haßänbergemeinbe. Bebenfen mir, baß

(4)

öi'efe €i'ni'idjfungen m allen öeutfcf;en öotfern, óte gmffc^en 1750 un6 1800 ge=<

grünöef routben, beftanben, Jo fonnen mir mit ©folg tmö ©enugtuung non eSiner Sofien DorffuJtur unfeoer bäuerif^en 5(t)nen Jprecfjen, einer Kultur, öie leibet

■ber Dergangen!)eit angeijort.

3n mandjen öorfiaben flogt man and; auf genau geführte ©djuljenbüdjet mic^ g. 23. in 23różycgfa bei Ollexanber, mo bas Ibetreffenbe ©xcmplar .bie Oluf=

fdm'ft tragt: „ProtofoI=23ud) für üonigiid) ü[ein=23tugycgfa, iben 1 2. 3uliuls 179Ó".

3n biefem, für bie öorfgefd)id)te ungemein tm'dttigen 23ud)e, ftnb bie 2tbjd)riften gafjireidjer öofumenfe entgalten. 5iud) finben mir genaue Eintragungen über geführte T3rogeffe unb betgieid)en megr. 2ius ^anienty im ^atif<ger £anbe ift uns ein ägnlicges ©cgulgenbud) befannt.

Om foigenben einige 23eiege giergu unb groar als erftes ein £ a u f t> e r 11 a g:

„Om Hag men ber ^eiligen öoeyfaltigfeit. 113 ir @<g tilgen unb ©ebicgten, ber ©rojeger IJoiänber, Sorotuger ©emeine, bejcgeinigen giermit uor 3ebermannig=

lid) fra fft biefes offenen brieffes, bag allgier ein üntBiberrufffidger tau ff unb oerfauf gefcgegen, ttue folget, Es nerfaufft Iber lüogiegrungeaigtete 3 ^ 0 0 1 1 ©eorge 23raun, uon feinem gabenben, Erb unb Eigentgum, Ein Diertei lanbes, baoon nod) nicgt alles gang rein nebft einem fdjiecgten lüogngebaube, an ben 1 0ogIegt=

ungeadjteten lllattgeas UTagancfe, oor 10 öucaten fage 50 rtgi . . . toeicges ber Obengenannte 3ogann ©eorge 23raun rid)tig Empfangen unb nun nacg Empfan=

gung beffelben megmiicg, obgenannte 30 rtgi., fo mögt, beffen (3rau, unb Erben, an ben ITiattgeas ITtagantfe nod) an beffen (frau, unb Erben im geringften feine jptaefenfion gu gaben oermogen finb. ^Effo megrerer Üerftdjerung, unb begiau=

bigung, mir ©d>uigen unb © ersten, uns Eigengänbig ünterfdjrieben, unb mit unferm getoogniicgen ©ericgts=0nfiegel befräftiget. © 0 gefcgegen ©rofeger ^oianb, 23orotoget ©emeinbe. ö . . . 1770.

ITlicgaei Eenufe, ©ericgts ©cgulg ilu'cgaei 23ottd)er

3ogann Eoicf 3ofepg ^ad

©otffrieb üurg, ©amtficge ©ericgte."

Ein ©ericgtsurteii tu egen ber 23eleibigung bes öorffcgutgen befigt foigenben Ongait: „Om ttagmen ber geiligen öreyfaitigfeit. IDir ©djuigen unb ©eridjten ber Biaiaer ^oiänber als linparteyfd)e unb ben bagu gegebenen ©runbifdgen ©e=

rid)ten, famt ben Borotuger ©cguigen unb ©erid)ten, begeugen giermit, bag ber STiartin ©djmibt roebger bei uns allgier als lö irtg unb Eigenfgümer geroognt, fid) fegr ©traffbagr aufgefügrt, barüber uon ben ©erkgten geftraffet, lauf §off Befegl Er ber 211. ©djmibt, ben bamagts Begierenben ©djuigen Bliigaet Eemcfe, feinen egrficgen Hagmen, beraubet, fid) ©cganb unb ©cgambagr gegen benfelben aufge=

fügtet. Bis gat ber ilTl. ©(gmibf in gegenmagrt aller breyen ©ericgten, feine lüorte roieberruffen, unb bem ITtiigaei Eemcfe als einen Egrlidien Blann, bcm er nid)ts ben liebes unb gutes nacggujagen meig, Erfennet, es igm abgebeten, unb mit öffentiicgen ^anbfd)iag, oor ben ©erid)ten gefd)egen; toeicges toir giermit begeugen unb feben toer es aucg feyn mag ficg biefer ©cgmagtoorte gu gebraucgen bey goger

©traffs oerbieten, © 0 gefd>egen ©rofeger igolanb, Borotoger ©emeine, b.

8. B prii 1790."

Bon einer intereffanfen ©ericgtsoerganbtung gibt uns nadjfoigenbes öo=

fument itunbe: „Bctum b. 1 9 3u'fi 1803. B.) ©inb mir ©djuigen unb ©eridjten ber Borotoicer unb Sonorer ©emöinen auf ^o^-©raf[idjen befegl auf ber Blten Butte gu ©rubgieg gegorig et'fdjienen um bie ©treitigen ©acgen gmifcgen bem frang Dgif unb bem Egriftian Eupfa gu unterfudgen. a) öer ö g if geigte an bas ign fcgaben fei gefcgegen burcg bes Eupfes Pferbe unb begegrte bas ber ©djaben begeben toerben foite auf feline Soften. B ) tth'r befonben aifo ben fcgaben bas ber Eupfe eine ©arbe Sorn gu geben oerbunben fei, b) öer Eupfe erbitet ficg bem

(5)

ö,?if 3tod garben Äorn 311 geben. C) (Erbfen fprfd)t 6er D jif 60 0 ibn <S<ba6en gegeben, c) öer lu p fe üerfpn'd)t i'bn 8 0 uarf €rbfen fo bafö er gebroden ju geben, iln ö nn ^ei'beforn 2 ©ebunb. Da nun 6er <S<ba6en nid)t be6euten6 fff, 6er Dgif aber 6t'e $rau 6es lu p fe ala au<b 6’ie locbter gej^fagen tuel^ea unredjf un6 6ern ©efegen guroieber banóelt, inöem fi(b niemanb eigen rächen Joll. IDeil aber 6er lu p fe fid) ebenfalls 6en 1 6. 6. £R. ungebubrKd) aufgefübret, fo baben tuir erfennef, 6as 6ie gebühren enfridjfef tu erben fetten:

Der D?if giebf 6em lu p fe uer 6ie 6 d>Iäge 6er ^rau

unb ©odfter 6 fioren

bem lu p fe bas Stage ©etb gurüd 1 floren bein Borotuicer ©djuljen uor befidjtigung 6er lupfen unb

6er €od)ter — 15 gr.

6em Büttner ©djutgen unb bem ifiettfdjer uor ben ©eg

nnib © rubjiej 311 r £jerrfd;aft 1 floren_____

©iimma 8 floren 15 gr.

Diefes jablet ber Dgif atteine.

ferner bem Bororoijer ©eriebt Doppeltes:

©ebübr als: 4 ftor. 24 gr.

bem Sonarer ©eridjt 4 ft. 24 gr.

bem 2ttt Büttner ©eridjt 2 ft. 1 2 gr.

bem ©djreiber 4 ft. —

©umma 1 6 ft.

Don btefem jabtet ber Dgif jroey ttibett als 1 0 ftor. 2 0 gr.

itnb bet lu p fe uor fein oergeben gegen bem D3tf ein

l'beit als nebmPidj 5 ft. 1 0 gt.

rtaebbem es tbnen oorgetefen genehmigten bribe fbeite unb fd)rieben 5 <Ereu=

3er bey ihre Habmen.

©efdjeben bem I9.ten J u lü 1803 311 a lt ijütte. ©ottfrieb ©djitter ©djutje.

©eorge ©djöffer. ©ottfrieb ©teinbrenner. Otnbreas S urj. ©amuet lenfe, Boro=

toicer ©erid)ten. ©otttob Hfütter, ©djutj. Htarfin Bartmann, Sonorer ©erid)ten.

©aroetfin, ©ebutje. ©otttob Btttfdjer oon alt Bütte."

Diefe alten ©djriftftücfe ftnb Sulturbofumente erften Banges! ©ie finb fo ftar unb einbeutig, bajj fegtidjc Sommentare überflüffig erfdjeinen.

Otttfäbrtidj fanben im Dorfe, getobbnlid) Inbe Bprit ober', 5tnfan,g © a i, H e u m ä h t e n bes © ^utjen unb ber ©eUidjtsmdnner ftatt. ©aren bie „Dorf=

gemattigen" bas^ Jahr über geredjt unb fleißig, fo galt ihre ©iebeitaabt ats ge=

fidjert. £ 3 fam febod) oor — mir aus ben betreffenben Dofumenten 311 erfeben ift

— baß bie ©emeinbe burd) eine ©aßt Bur Heugeftattung ber Dorfregierung ftrebte. Den neuen mit ben 2tmtspflid)ten menig oerfrauten Dorfbeamten fiet es bann mitunter^ ferner, bei biefem ober jenem ©treitfatt ein geredjtes Urteil 31t fattem Die münbtidje itebertieferung ber bis baßin befannten Be(ßtfprüd)e ftanb nießt immer ßetfenb sur ©eite, ba ab unb 311 bas ©ebdeßtnis oerfagte. £s mar baßer roittfommen, roenn bei ber ©erießtsoerbanbtung bie Bicßter fid) auf ge=

fdjriebene Becßtsbeflimmungen berufen unb ftüßen fonnfen. Die ©ntfeßetbungen ließen fieß bann teießter treffen. Don biefer Dorausfe^ung ausgeßenb fam es im laufe ber ^eit gur Bieberf<ßrift ber Dorforbnungen, ©trafen, Becßtsnormen, bie oor ber gangen Hacßbarfdjaft ats oerpftießtenbes ©efeig gu gelten batten.

Das fdjriftlicße §eftßa[ten biefer Dorfgefeige geßt in ©ölen auf bas 16. 3aßr=

ßunbert gurüd^ es fteßt im ^ufammenßaug mit ber ßottänbifeßen unb ftamifdjen

©inmanberung in bie norbbfttidjen ©ebiete Deutfdjtanbs. Dtefe ©eistümer bauer=

tidjer ©erießtsbarfeit merben allgemein © i t t f ü r e n genannt. On unferem ©ieb=

lungsraum ift es oor altem ber ©tamm ber ©bicßfelniebetunger, ber im 16., 17.,

(6)

IS. unó bis Ijinein in 6as 19. 3o£)rf)un5ert auf (Brunb 6sr tn i)en tOillfüren feft=

gefegten Rechtsnormen feine ÖDrfgericfjtsbarfeit führte. (Es roar öies eine 5irt

©eibftfjilfe, ba ber damalige ©taaf gu roen'ig innere ^eftigfeit befaß, um regelnd in ias öorfleben ein^ugreifen. 3m laufe öer 3ai)re ift es mir geiungen, aus 8 öeutfchen fl3eici)fei6orfern Rbfcßriften oon IDiüfüren gu erhalten. € 0 fini> 6ies in geitiidier Reihenfolge 6ie lÜittfüren aus foigenben ©ieblungen: l e n ß en 1 6 3 1, 1 e n g 6 e n = © f i e f 1733, A n t o n i n a ^ ä m p e 1752, © u c h o b o f f d j e r P u f c h 1763, R a i f c h e r o o 1775, B ó g p o m ó ż 1788, Ć r o f c h i n 1788 unb

© r a b i e 1792.

©s roür&e uns gu roeit fuhren, roollten roir auf alle ©ingetheiten 6er tüill=

füren eingehen. ©inige roefenfiiche R3erfmale 6iefer öenfmäier echter bäuerlicher fiuitur mod)te ich fe6o ^ erroähnen. öie ©infeitung in fünf IDiilfüren ift faft gleichiautenö, auch 6er 3nhaft un6 öie 3af)I 6er R rtifei, öie fich auf 44 beiäuft.

Ruf öem ©iteiblatt einer öer IDiilfüten lefen ro!ir: „iD itführ öas ift eine ©rönung unö redjt fo öie gange gemeine unö Hadjbarfchaft auf öer Rntoniner Äämpe fämt=

liehen befd)Ioffen unö beroiüigef ein helliglich un 6 einträchtig gu haften, ©efchehrn im 3ahre Rnno 1752 roelches ©ott öem Rllmachfigen gu lob preiß unö ehre öen menfd)en unö Hachborn gu beffer Jrieö unö öer lieben ©inigfeit öagu h^fff 6er liebe ©ott uon nun an bis in alle ©roigfeit. Rmen." 3n öer Rógpomożetó tD illfü r heißt <es; „öem R limachtigen ©ott gu lo b unö ©hre gur ©tiftung unö ©rhattung guter ©rönung, ^rieöe unö ©inigfeit haben ©chulß, ©Iteften unö ©ange na^bwr=

fchaft öiefem ö o rf Hey Bógpomóż nachfolgenöe tü ill fiüf)r gemadjt, unö öiefelbe in allen R rtiM e n fPuncten unö ©laufulen ©tets unö feft unö unuerbrüch'lich gu halten gelobet unö oerfprochen."

Dollig neugeitlich, obroohl aus öem 3ahre 1775 ftammenö, flingt öie ©in- leitung öer tD illfür aus Raifcheroo: ,,©ute ©rönung, ©erechtigfeit, liebe gu ©ott unö öem Häuften, roeiche öie aKgemeine tDohlfahrt gum erften 3iel unö ©nögroeef fetget, haben uns beroogen, mit attergnaöigften ©rtaubnis Dßrer ^ü rftli^en öunh- taucht unferes ©rb=^erren, folgenöe R rtifel feftgufeßen unö gu beftatigen."

Heben löem ©iteiblatt öer Bógpomóżet IDiEfür hat ein tDifgfopf folgenöes

„©onnet", fo heißt es nämlich, als (Einleitung gefeßt.

Richter, richte recht.

©ott ift £) e r r! öu bift Unecht, llh'rft öu nicht öie Hnfd;ulö retten, Himmt öer ©ifer öid) mit betten, Ungerechter Richter merf, öiefes ift ttein (Jabelroerf

©^inöer roirö man roieöer ©d)inöeu Dßre tjaut ab, roie öen linöen.

JTlit öem, fo öu ausgemeffen;

tüitö öir roillig eingemeffen, Darum fei öu fein ©yrann,

©onöern fieh auf ©ottes lamm, Ruch 6er lo ro aus 3u6as ©tamm töieö gar balö feßr greulich Brüden ilnö öie ifinfterniß ©in füllen;

feine abgefagte ^einö, öie hie bofe RidRer feynö.

unö öem falfd)en ©atan öienen.

©tatus ratio ift erfdyenen öarum thu öie Rügen auf.

"Pro et contra meefe örauf:

Böfe 3uriften finö ©eufels ©hriften.

Röoofaten, ßnö Rollen „braten".

(7)

Sftas enthalt nun fo eine alte Ootfaetfaffung? € 0 ftnö öort oot allem 2lrtlfel Dorf)anöen, 6te m urfa^ili'cfjer Öerbmiung mit iem Alltagsleben .6es 6eut[c^en Bauern an öer tüei'cfjfel fteljen. Öon Heberflutung bet 2(e<fet; öem ^Ibfdjroeininen non ^ o lj unb 0 etrelbe, nan ©djaben beim Dleljmelben, ®änlel)üten, non ftanfem Diel), non ^euersbrunft Ift ble Bebe, laffen mir jebod) ble einzelnen Sapltel felbft fpredjen. Art. 1. Heiligung bes ©abbatbs. 2. Dom ©djul^en unb 6 er{(bt0amte.

5. Dom Derflagen. 4. Dom Becbtfpredjen. 5. Don Bed)t0=£abung. 6. Dom

©djuljen 0ebot, Jo einer md)t fommt. 7. Don ber 3a^ lin0 fät ben <5cbu^en.

8. Dom ©«Bulgen» unb ©erld)ts!lot)n. 9. Don ber 10. Don ben ©rängen.

11. Dom Dieb unb Lleberjpringen bes Diebs. 12. Don ^engften, ipferben unb Bollen. 13. Don fcbmublgen unb ungefunben pferben. 14. Don lDa)ter=£ó'fung.

15. Dom £anb Derfauffen. 16. Dom Aebertrage. 17. Stod) oom £anb Derfauf.

18. Hod) oom £anb Derlauf wenn einem £elb rotrb. 19. Üom Boenbleren. 20.

Don ©Inroobnern. 21. Don ^euersnotb. 22. Don Dater= unbiTtutter lofen iDayfen.

23. Don £üaffers=notb. 24. Dom ölebftabl. 25. Don Beh'fen. 26. Don Olbfter=

bung bes Diebs. 27. Don ©djmdbroorten. 28 Dom ©erldjtsfprud) unb Defret.

29. Dom ©d)ul^enbler. 30. Don ben Dlenftboten. 31. Dom Bofen nacbfagen.

32. Dom Olbftenftlgmadjen bes ©eflnbes. 33. BefdjäMgung ber ©rennen. 34. Dom freien iDeg. 35. ©Inflcbt für ble mitten. 36. Dom ^rlebbofsgelb. 37. tDlebergut=

mad>en ber ©cbeltroorte, 38. Dom Benehmen Im ©dmlgemAmt.

Olus ben B rtlleln fprld)t flttlld)er ©rnft unb ein ftarfes ©emelnf^aftsgefübl.

Sieberall tolrb auf bem Bedjtsberoubtfeln ber öorflnfaffen aufgebaut, bas ©e=

melnfame befonbers unterftrl<ben. Die <Jrau ftebt gleld)berecbtlgt neben Ibtem

©bgrmabl. Das ©eflnbe tmrb geregt unb menfd)lld) bebanbelt, besgleldjen ble

©Inroobner. Oluf IDa'lfenflnber mufj bas ©(butjenamt gute ©bad)t geben. €s 1)1 olef gefunbes Dotfsempfvnben ln ben tülllfüren entbalten. Brucbftüde einer ger=

manlfcben IDeltauffaffung leudden uns aus blefen borflldjen IDelstümem entgegen.

Darum Ift ble Sjelmatforfdjung befonbers ftol? auf blefe Dokumente beutfdjer Bauernfultur ln Hflttelpolen'.

Stnb nun eine Heine Äoftprobe aus ben „IDlltfüren" felbft, ble Ibre ©pra^e unb ble 2lnfd)auungen, ble ben Bedjtsfet^ungen 3u -grunbe liegen, feronljeldjuen foE.

B rt. 2. ^aben ble IXacbbarn au^ bemlElget, fabrllcb einen © ^u lje n nebft

©erfdjtsperfonen aEemal aufn Blay gu mäblen, meld;e bes Dorfes Bedjt unb ©e=

red)tlgfelt fetten batten unb attertey ^anbel unb Bea)tsgange an ^remben foroobl als an ©Inbelmlfdjen Bed)tsfad)en mit gutem Bedjte beytragen unb ©d)lld)ten."

„©ofern ein Hadjbar fein ^o f unb £anb oerfauft unb es Ib m ober f e i n e r 5 r a u gereut, fo mag er 24 ©tunben na<b bem itebertrage fommen unb fl<b beim ©djulgen beflagen, baß es Ibm £elb Ift, fo but er Bedjt fein £anb 311 be=

i)a ltm ", „©ofern aber ein B a rb a r einen ©Inroobner roürbe amnebmen, ber Meine Ślnber bätte, unb Im $atte ble ©Item baoon abftürben unb ble Slnber nad)blleben, fo foli ber !flad)bar für ble Mnber fteben unb fle beftens oerforgen." „©o ein auf ble IDayfen unb ber ©[fern Detlaffenfcbaff (©rbe) auf richtige Slnber Buffld)t, Hacbbar etma mit Feuers Brunft (baoor ©ott ln ©naben behüten unb abroenben rootte) bMmgefud)t mürbe, unb baß er abbrannte, fo fetten ble ftaebbam fcbulblg feyn, bemfelben armen Abgebrannten Stlann gur IDleber Mufbauung non feber

^ube 2 ©t. ^olg als Blegel= unb Balfenbolg gu führen, bagu an ©elb oon ber 4ube 1 $1. geben; mare es aber ble ©acbe, baß er burd) nacblafftgfelt unb 5fMutb=

mitten felbft mit Ifanf unb ^tod)« ßd) angefted’t, ober baß er an einem ©onn=

ober anberem £eft= unb ^eyertage gemafd)en ober ©ebaefen unb atfo ein’' $euers=

brunft babureb entftanben märe, fo ftnb ble Hadjbarn II)m nldjts gu geben fd)ulblg, er foil noch fd)ulblg feyn, fofern femanbem ©djaben befame Ißm benfelben gu be=

gablen". „IDenn aud> Dater= unb Blutterlofe iflnber hintecblelben, unb fo nod) unmünblg, fo fotten ©cbulß unb ©erld)t fdjulblg feyn, gute Bdjtung gu geben, auf ble fÜayfen unb ber ©Item Derlaffenbelt (©rbe) auf richtige ^Inbet Bufftd)t,

(8)

oud) gefteue uitö aufridjtt'ge DormfinÓEr iarguft^en, ,600 b m armen Mnöern i0r beftee gejuxt un6 beforóert weróen un6 follen 6le Slnbet für mönölg erfannt roeróen, ein Snabe non 2 0 3a0ren, ein Jtlaö^en non 18 3a0ren alt feyn, fo füllen öle Älnöergelöer cün 100 fl. 5 $1. aufs 3<i$r Ontereffe abgegeben roeröen” . 2ln bas ^erfunftslanö iöer SDlUfür, an ifjollanö, erinnert bas ©tranöredjt, roo es 0el0t:

„tüenn gu SDaffergelt einem Hadjbar etroas an ^olg auf fein £anö mit öem löaffer gefdjroommen fommt unö öarauf Kegen bliebe, fü füll öerfelbe, öem es roeggefdjtüDmmen Ift, nldjf Jlbadit 0aben, öasfelbe tm'eöer roeg gu nehmen nad) feinem fülllen". „iüenn fld) groey mltelnanöer fcfjelfen unö ftd) von ©Reimen, Dieben ober fjauberftücfe rorbalten unö öa0 ö>er eine öem anöern fold)e ©tüd bemelfen unö mit öer füafirfjelt öarfljun fönne, fo foil öerfelblge, öer bofe C0aten getfjan batte, Innerbalb einem Dllertel=3ab^ öas Dorff melöen unö 1 0 0 ffftar? an öle ^lrd)e unö 1 0 0 fl an öen £)etrn begabten". £lnö fd)lle0ltd): „Belm lanöoer=

faufen füll aud) uerftanöen fein, 6a0 öer Kaufmann ein öeutfcber, <£i>angeHf<bet B'lann fey, öer fl(b ln öle öeutfdje iBelfe unö iTlanler gut gu fd)lcfen ru£ll0 unö fonft fein anörer, unö öer es einem anöern oerfauft, öer Ift öer ©träfe ner=

fatten, hierbei Ift no(b gu rerbalten, Öa0 öer B'lann ofne öen föltten feiner ^rau nl<bt uerfaufen fott." 2lrt 40. „©djlagt ein fremöer JTlann einer $ ta u öle £)aube com l?opfe, üöer Slutrounöen, öer füll einen Dufaten öer Älrd^e unö 5 Pfunö H3ad>s, öen Hadjbarn eine ©onne Bier geben unö folange Im ©tod liegen, bis öer Rapfen auf öen ©lfd) gelegt rolrö, unö nadjgebens öer $rau Abbitte tun oor öer gangen na<bbarfd;aft, unö fo er ttfr etroas gerrlffen an öen Melöern, füll er i'brs neu fdjaffen oöer am te ib e befcbaölgt, fott er fle betten laffen unö ro r öen

©d)merg na ^ ©rfenntm'0 öer ©erüd)te begabten". 2llle ©a^en füllen nacb ©ut=

mlf<ben Ööe^t rule öenn alle ^ottenöer ln ölefem £anö fle gebraud)en, gerietet unö gefcbHd)tet tueröen."

Die SBlttfüren befllgen gegenwärtig nur nod) gefd)ld)tlld)en IBert, fle legen aber bereötes 3eu9nls öaoon ab, rule oor 300 3ab1-'en öle öeutfcben Bauern gum redjtßdfen ©elbftfd)U0 greifen mu0ten, um Ibrem gemelnfamen ©eben fefte Öer=

baltungsnormen gu geben. Dertleft man fl<b ln ölefe alten Denfmäler öeutfdyen 2\ed)tsempflnöens unö =ljanöelns unö glebt einen Dergleld) mit öem gegenwärtigen

©tanö öer Dinge, fo mu0 man untuttlfürllcb fagen: role flnö rolr bod; ln o'lelen

©tücfen erfdjrecfenö gurücfgegangen.

Der ©tamm öer ©d)tefler befa0 oor teld)ll<b 150 3nbien gleldjfatts ln öle Sorrn uon tDlttfuren gefaxte Dorfgefe0e. ©s Ift uns eine fd)Ieflfd)e tOttlfür aus öem Dorfe B r u ż y c g f a ^ S f l ę f t r o o oom 3®böe 1791 befannt unö eine aus öem 3 o b ä n n f e ^ o l l a n ö bei ©oblefenfl, öle aus öem 3®bte 1808 ftammt.

Desgleld)en eine Onbaltsangabe öer tülttfü r aus öer f<bleflf<ben ©leölung ^ammer=

Boruy uom 3ob'-‘e 1765. Das Dorfgefeig ln Brużycgfa roeldjt ln olelen ©töden uon öen fDlttfüren öer Q)el<bfelnleöerung ab. Bor altem Ift es auffällig, öa0 Im Brużycgla=©efe0 recbt oft öle 33eöe uon öen 'Pflldgten öes Dorffd)ulgen gegenüber öem betrfębaftll^en ^o f Ift, roas ln öen nieöerungsöorfern nldjt öer (3att roar.

Dies erflärt fld aus öer befonöeren Derfaffung öer belöen ©tamme. Das iBe=

fentllcbe feöod) roar, öa0 bei öen Hleöerringen öer ©djulg nur oor öer Dorf=

gemelnöe öle Derantroortung trug, ln öen fdjlefifdjen Dörfern öagegen öer

©utsberr öen erften Dorgefeigten öes ©<bulgen öarftettte, öle Dorfgemelnfd^aft ftanö ln ftarfer Ölbbanglgtelt uom ©runöberrn. Das Öleb öes Dorfes roelöete gu=

fammen mit öem öes ©Utes ln öen betrfdjaftl'ldjen tüölöern. Die Dorfberoobner befa0en öas 3\ed)t ©efebolg gu fammetn. Ölrt. 1 2 fagt: „Der ©djulg foil öabln=

feben, öa0 öle ©efen gum ijladgsöorren au0erbalb öes Dorfes angelegt roeröen, unö nlemanö fott fl<b unterfteben ln einem ^ausofen $lad)s oöer ^anf gu öörren, bei groanglg Bflarf ©träfe." Ölrt. 13 „Ölud) rolrö öer ©d)ulg uerpflld)tet feyn, alte groey ©o<ben mit öen Belf{0ern oöer mit öen 3öngften alle Käufer unö

©cbornftrine gu unterfu^en ob ölefe rein ausgefebrt unö gut uerfeb^n flnö, unö roer betroffen roüröe, Öa0 er auf öem ©fen IKenenbolg trodnete, öer fott 1 0 fflbarf

(9)

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€ in Ceumunögeugniß fü r öen B a u e rn B o ll, ausgeftellt 1775 r»om ©cüulgenamt tn © rofe^e r £)oüan6.

(10)

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€ in SIusrDanöererfdjein fü r óen B auern B a^oló,

ausgeftellt 1786 »om © d iu lje n a m t öer £ierfd)tigler £)uttenl)o[ldn6erei.

(11)

©träfe erlegen". Om 5trt. 14 lefen mir: „Die tüege Jollen ln gutem ©tcmö fern un6 mit £möen öfter ^rudjtbäumen befe^t merften." €ine oom oolfspolitljctien

©tanftpunft aus Huge iTtagnafjme enthalt 5lrt. 27. „ö e r ©runft Joli nad) ftem Cofte fter ©Item nld)t unter mehreren iHnftern oertljeilet roerften, Jonftern einer uon iljnen unft gmar m'lt Dorgug ftes 3üngften Joll ftle anftern ausga^len unft ftle

©runftbejl^ung über Ttd; nehmen, es müßte ftenn eine Jeljr tmd)tlge llrjadje uor=

ßanften Jeyn, alsftann bann mit ©InrolHlgung ftes fjerrn eine 2lenfterung getroffen roerften."

öle öorfgefetje oon Brużycjfa befteßen aus 28 Slrtlfetn, hingegen ftle oon 3ol)annfe^^ollanft aus 4 °.

€s Ift eine oolllg anftere Hielt, ftle aus fter IH lllfür oon 3ol)annfe gu uns Jprld)t. öle Bauern treten fjler felbftfüd)tlger unft f)errljd)er auf. On 2lrt. 2 Ift 3. B. eine Derroarnung gegen ftle JTtöglldjfelt fter örofjung mit ftem ©eroeßr ftem Öorffd)ul3en gegenüber ausgefprodjen. On 2lrt. 14 rolrft ftle förperfldje 3öd)tlgung angejagt, aud) foil fter Hebeltäter gebunften fter ©brlgfelt überliefert roerften. öle O llllfür gibt Ins ©Ingelne geljenfte ÖorJdjrlften, Jo 3. B. ftarf ein Hadjbar ftem anftern ftas iBafferneßmen aus feinem Brunnen nld)t oerroeßren. ©ln großer Baum rolrft ftem Bfanften ftes Dleßs, ftem ©cßaftenerfat? bei 3erftorung ftes ©e=

trelftefelftes ufro. gugemeffen. Hnft ferner eine djarafferlftlfdje ©rfdjelnung: ln fter iöHIfür fter Hntonlner Śampe ln Hrt. 43 ßelßt es: ,,©o flnft aud) ftle Hadjbarn eins geroorften, iftaß ftle Helteften begnaftet fein, Jo fle rolefter ftle tö lllfü r tun, ftaß fle ftle Raffte ftraffe geben Jollen oor einige Bräunung." öagegen lautet 2lrt.

45 fter 3of)ännfer tö lllfü r ln gleldjer Hngelegenßelt: „© ^u lß unft ©erlcßt, roenn fle ftleje Derorftnung unft © lllfü r feßleu, müjjen ße ©träfe ftoppelt oorlegen.

Heber ftleje Befehle ßaben fle erftlld) 311 ßalten, unft md>t ftarolfter 311 ßanfteln, roenn fle ftagegen mit öorjaß feßlen, roerften fle nad) jroey mafjHger ©rmafjnung ftas 3. maßt fdßmpflld) entjeßt unft rolrft fter ©brlgfelt ftaoon 2ln3e'lge gemacßt."

öle 3ol)annfer H r fünfte empfiehlt ftem ©diulgen „für ften Hnterrldjt fter 3ugenft 3U Jorgen, ftamlt ftlejelbe Im ■ ©ßrlftentum ergogen roerfte. ©r ßat aud) einen

©d)ulf)alter 311 bejorgen, fter ftem Paftor oorgeftellt roerften muß, fter Ißn prüfen unft ftann über feine Braudjbarfe'lt beftlmmen rolrft. öas ©eßalt Joll ftem Paftor nad) ^ubensaßl oertellt quartaliter 3ugeftellt roerften." Hnft Jdjlleßlld): „3ur Der=

Jcßonerung ftes ©angen muß fefter IPlrtf) ftarauf ernftlld) beftadjt fein, feinen

©arten mit ©bftbäümen 311 oerjeßen." Öen Hbfcßluß fter tö lllfü r bl Ift et folgenfte Bemerfung: „ftaß ftas alles mein ernftllcßer fDllle Jey, roorauf Id) ftets ßalten roerfte, bejcßelnlge Id) mit meines Haßmens HnterJdjrlft.”

Hnft nun nodi einige iPorte gur Bolle ftes leßrers ln fter ftamallgen fteut=

f<ßen öorfgemelnJd)aft. öle metften ©rünftungsurfunften unjerer fteutjdjen öorfer erroäßnen ein ©cßulgrunftftücf öfter role es polnlfd) ftes öfteren ßelßt: grünt ftla bafalarge. Bel fter öorfoermefjung entfiel auf ftas ©cßullanft ln fter erften JJelt 3umtnfteft eine ßalbe ^ufe IDalft, ften 31t roften fld) ftle öorfgemelnfte oerpfllcßtete.

Hacß einiger $eit Ift man an ften Bau ftes ©cßulgebäuftes ßerungetreten, ftann fam ftle Hnftellung ftes ©cßulßalters öfter Dorlejers, fta ftas Dorlejen fter ©onn=

tagspreftlgt mitunter ften leuten rolcßtlger roar als ftas Slnfterunterrld)ten. ©s Ift aud) ln oielen fällen ßeute nod) Jo. !Der roaren nun ftle ftamallgen leßrer? Heber ßoße ©cßulbllftung oerfügten fle felnesfalls, ftle leßrerbllftungsanftalten roaren um 17ÓO erft Im ©ntfteßen. öarum ftellte fter öorfjdiulge unft ftle Helteften oor allem einen Hlenjcßen an, fter ftes lejens unft ftes ©djrelbens funftlg roar, flocß um 18ÓO ßelßt es ln einem ©cßulberldjt: „öer leßrer fann fteutjd) unft polnljd) lefen unft Jdjrdbeu, er beßerrjcßt ftle o'ler Bedjnungsarten." Hus fter $eH uni 1800 fteßen uns 3aßlrelcße leumunftsgeugnljfe über ftle ftamallgen fteutfißen leßrer ln JtHlttelpolen 3111* Derfügung. ©o 3. B. berldjtet paftor Blaffe aus Bablaf ln einet

„Hacßroelfung oon ftem ^ußanfte fter ©<ßulen unft fter ftarln Jeßt uorßanftenen leßrer in ftem ^IrdjJplel fter eoang.HutßerlJcßen ©emelnfte 3U Bablaf gefertigt oom preftlger Blaffe." On iPüftung ©molnlf Ift leßrer 3- ©ßr. ©d)mlftt geboren

(12)

m Cutfjerau in <5a., er ift feit 1ó 3af)ren {)ier, ift ein rufjiger unö fittfamer iTtenfd), allein feine ID'iffenf^aften fin6 traurig, er lebt febocE) fjierin mit ber

©emeinbe in ©inigfeit, ben ifjm febfenben Unterhalt erroirbt er burd) feine

©dfneiber Profeffion." lieber ben öorflebrer oon iip ia ©óra beifjt es ferner:

„3of. S ri eg er 'ift ein fdjroadjet fffienfcf), es fann ibm groar nidjts Bofes in feinem moraUfd)en W svt nad)gefagt merben, allein aus feiner fd)mad)en iüiffenfdjaft ift er gum ©cfmflefjrer ni«^t taugfid). ©r fjat feine Brofeffion unb ernährt fid) na^ft biefem ron feiner ^änbe Arbeit: öie ©efjrergefjälter roaren bamafs red)t t»er=

fd)'ieben bemeffen, je nad) ber materiellen Cage ber öorfgemembe. ©o erfjielt 3. B. ber ©tabtfdjullebrer r>on Babiaf an fabrlid)em ©e^alt: „4 ©c^effel Boggcn, 4 gr für Begrabniffe, 3 ©f)I. an Heufalirsgefdjenfen, 1 ©1)1. ©djulgelb, 1 ©1)1. frei=

roillige 0pfer an f)o^en ^efttagen, 8 ^uber ^olg, 8 Brobte uon ber frifdjen ©rnbte."

On ber Solonie ©eeborf, ©emeinbe JTti^alfi, beftanb bas ©ef)rergef)a{t 1807 aus folgenbem: 7 ©djeffel Boggen, 1 % ©d). ©erfte, 1 % ©d). ©rbfen, ©afenbe 2 ©f)l., 4 $uber ^oig, ©emeinbegefb 2 ©1)1. 60 fl., ©djulgelb 1 ©1)1. 30 fl. Slfgibenjen 15 fl."

öer bamalige paftor Bfoeller in ITfidfalfe m a^f am ©<^lug ber ©d)uf=

tabelle folgenbe Bemerfung: „©s märe gut, menn tauglidje ©ubjeften bei einigen

©djulen angeftellt merben unb bie Cefjrer oorteilfjafte Zulage erfjalten. (Jerner muffen ©Itern if)re Sinber früher gur ©d)ufe fdjiden, aud) rerpffi^tet feyn, jroecf^

mä|ige Büdjer i^ren Sinbern ju faufen. Öle meiften l)aben nid)t einmal eine Bibel, gefdjroeige ben Sinberfreunb ober fonft ein anberes nii^li^es Bud)."

On einem ©d)ulberid>t aus biefer 3eit lefen mir: „ö ie ©djulfinber finb eingeteilt: 1. in fertige Cefer unb 2. in ©djreibenbe unb Bec^nenbe. B lit ben Cefe=©d)ütern finb folgenbe Ceftionen mieberfjolt: öas 1. unb 2. ^auptftücf bes

©atfjesmo Cutljeri. 2 0 ©prüd)e unb 4 lieber, aud) bas ©Inmaleins bis gur £)älfte mit ber anberen ©ruppe."

© 3 mare ungerecht, roenn mir biefe beutfd)en Dolfsfdjüler mit bem BlaB=

ftab ber ©egenroart meffen mollten. On ber 3eit ror 150—200 3alBen maren bie beutfd)en ©djulen bie alleinigen Sulturmittetpunfte in ber gangen Umgegenb. iDiiele mittelpolnif^en ©täbfe roaren bamals nidjt imftanbe, ben änterljalt eines le^rers gu beftreiten. öie beutfdjen Soloniften Ijaben überall oljne Busnaljme aus eigenen Bütteln redjt unb fd)led)t if)re Celjrerfantoren befolbet, if)t ©djulgebäube aufgebaut unb in ©rbnung gehalten. Bebenft man fyierbei ben ferneren mlrtfdjaftlidjen Sampf, ben bie Berooijner gerabe in einem Heubotf gu führen fmUen, |D ^ ej e freimillige Ceiftung als jeidjen ber edjten unb ftarfen Üerbunbenfjeit bes beutfdjen Bauern mit ©pradje unb ©tauben feiner Dater gu merten unb bementfpredjenb gu roürbigen. On biefem ©tücf ging ber beutfdje Blenfdj feinem anbersfpradjigen B a rb a r mit gutem Beifpiel ooran. öiefes f^bne Befenntuis gur Sultur bes beutfd)en Öolfes barf bem beutfdjen Bauern tron bamals nidjt oergeffen merben.

3ebes beutfdje ö o rf braute es fertig, einen eigenen ©djulfmlter unb öorlefer gu erfjalten, roas gegenroärfig m'elen beutfdjen ©Itern redjt fdjmeu fallt. Unb nun gum © ^lu 0 no(| einige Worte gum Sapitel S i r d ) e u n b3) a f t o r . ©inen ©runb=

gug im Wefen bes beutfdjen lanbmannes in Büttelpolen bilbet feine ^rommigfeit.

©r fü^lt fid) feit ©efdjledüern mit ber Sirdje oerroadjfen unb oerbunben. Wer

©elegenljeit Ijatte alte ©efang= ober ©ebetbüdjer aufmerffam burdjgublättern, ben überrafdjt bie 2lbgegriffenf)eit oieler ©eiten, mandje maren 0 0m oielen Bnfeuc^ten förmlid) fdjroarg unb u n k fe rlid ) gemorben. öies erflärt fid) burdj bie bauernbe unb unermüblidie alltagfidje Büdfeljr ber Betenben gu ben alten liebgemorbenen liebem unb ©ebeten.

Wie mag ftd) nun ber in bie $rembe, in bie Walbroilbnis gegogene beutfdje Solonift in ber Bnfangsgeit offne St'rdje unb Bbenbmabl oereinfamt gefüllt Ijaben.

©s rolrb aud) ergafjlt, ba0 um gu bem ©ifd) bes ^errn gu fommen, bes öfteren roeite ©agereifen unternommen mürben. Botgebrungen fanben bie ©aufen in ben iatljolifdjen Sirdjen ftatt. ©onft aber griff man mie geroofmfid) gur ©elbft^ilfe.

(13)

2Us größtes ijeźligtum beßanielten óamats uni> oud) gegenwärtig 6ie äeutje^en Bauern iljrc Bibel, ißr 0elang= un6 ©ebetbudg. öieje B ü^er fehlten in feinem śMoniftenfyaufe. öaraua fd)öpfte alt un6 jung Croft in allen lebensnoten, ötefe Bücfier maren öie feften ©eile, mit benen fie an öie alte Sytimat m ifjm tU d) ober unroiffentlid) gefeffelt maren, öiejen alten ©efangbüdiern oerbanft gegenroartig bie ^erfunfts^

forf^ung mand)en guten ^ingerjeig. föeifen ibod) biefe alten Büd)er mit Be=

ftimmlßeit auf bie ^erfunftsgebiete ber Soloniften l)in. 3 2ber ©tamm fjat feine befonberen alten Budjer: öie Bommerfd)en Bauern bie ©tettiner ©efangbüdjer;

bie Hiebrunger bas ©borner ober Bogalfclje; bie ©djlefier bas Breslauer unb lublidjauer; bie im IBartljebrud) bas Branbenburger. öielfad) finbet man Bibeln oon großem form at mit einem ^oljbedel, bie miditige fd jriftlid ye €in=

tragungen über §amilienbegebenf)eiten enthalten, bie bes öfteren oon großer Be=

beutung für bie fje'imatforfcbung fein fonnen. öie feelforgerifdje Betreuung im 17.

unb bis ins britte Diertel bes 18. Jaßrßunberts gefd)al) burd) bie Paftoren bes

©renggebietes, fo aus ©traßburg in ©ftpr., Pf)orn, ©ramsborf, fOrefdjen, 03it=

foroo, 3buny unb ©ftroroo. ilm 1775 bilbeten fid) bie erften für ibie fird)lid)en Bebürfniffe -ber beutfcf)en Bauern beftimmten Pfarren, fo Oloro 1775, SPlabyfla=

roömöRofterfdjüß 1776, ©taroif^yn 1780, Heubof 1782, Plicbalfe 1784. Polnifdge

©roßgrunbbefißer waren bie ^unbatoren biefer Siribfpiele, biefe eoangefif^en Pfarrfprengel nahmen anfangli<| bie $lad)e einer gegenwärtigen ©oferoobfdgaft ein.

öie Paftoren aus 3low 3. B. bereiften biei)ollänbereien in ber llrngegenb oon £obj, fie tarnen bis Chebeq in Sufamien, ja befudjten bie beutfdjen Dörfer an berpiliga.

Diefe ©aftprebiger, wie ße bamals genannt mürben, famen gumeift in ben befferen 3ahresgeiten, im ©ommer ober ^erbft. Dann mürben im Bethaus famtli^e fird)lid)en 'Slmtshanblungen oollgogen, fo wie bies ja audj heute no<h ber iß- Dafür erhielten fie ein oorher oereinbartes „©alario", fo gafjlten g. B. im 3ahee 1 8 0 9 bie Bauern ber Solonie ©ompolno jahrlid) oon ber £)ube 3 gr. gu Heufahr besgleldjen 9 ©rofehen, alle 4 fBodjen erf<h'ien Paftor Ijornung aus Bofterfchüß gum ©oltesbienft, er erhielt bafür ein befonberes ©pfer. ©r fam mit eigenem Wagen, es mußte febodj für bas gutter ber Pferbe geforgt werben. Daß in ben erften 3c'hien biefe ©aftreifen mitunter lebensgefährlich waren, geht aus einet eigenhänbigen ©intragung oom 3af)re 1777 bes Paftor Ptartin Ptarfgraff heroor;

ber in iip n o bei Solo ein Brautpaar einfegnete: „Diefes war ber erfte actus mini- fterlalis ben ich !in biefer ©emeine unb gwar an geöadjfem ©rte felbft unter großer ©efaßr oerri^tet hübe, ba mich ber fatf)olifd)e ©eiftlidje aus ©roß-Wrgaca inhibiren wollte unb beswegen mit gewaffneter Plannfchaft bahin fam. ©ott aber gab m ir fooiel Pluth, Id) miberftanb bem ©eiftlidjen unb feinen ©emebrttägern, fo baß fie nidjt allein mid) hören fonnten, fonbern baß ich nrid) nachher über mich felbft höbe oerwunbern müjfen."

€s fam auch ror, baß auf biefen ©aftfahrten ber Paftor einfad) fein ©eben laffen mußte, fo g. B. paftor ffaaf aus ^ow, ber unterroegs nach Pawa erfranfte unb ftarb. ©d>wer geftalteten fid) bie Anfänge bes eoangelifdjen Sirchenwefens.

9lus bes öfteren eigenen Ptitteln unb bur<h opferbereites ©ianbelu würben gu=

meift bie Sirdjen unb Bethäufer aufgebaut. Plitunter wie in Pofterfd)üß unb in Babiaf fuhren 5lbgeorbnete in bie alte Heimat gu ben lieben ©laubensgenoffen unb baten um eine milbe ©abe. Das ©treben nad) einem georbneten Sirdjenmefen muß

■barum als ein Reichen innerer Sraft, als aufbauenbes unb orbnenbes Pun, furg als heroorragenbe Sulturleiftung eingefdjäßt werben.

5llles in allem fann feftgeftellt werben, baß oor 150 3uhren ber beutfehe Bauer nach Ptittelpolen fam als Präger einer entwicfelten, reidjen länblidjen Sultur, bie fich ln einem georbneten Dorfleben, einer für bamalige Derhältniffe fortgefdjrittenen 2ld'erbauweife, einet gehobenen Diehwirtfchaft, einem wohlaus- gebilbeten Jfanbwerf, einer fachgerechten Bauweife, einer Pußbarmachung bes großen IPalbreidjtums unb nicht guleßt in ber ©rünbung unb ©rljaltung oon eigenen ©djulen unb S itte n geäußert hat.

(14)

IDi'r, ols öfe Had)faf)ren öiejcr ^DÓŁbauern unö ^anbtoetfer baben feinen 0 mnö uns Ifjrer ju fd)ämen. Obre 2(us6nuer; i'br jäber ^lelß unb i'bve feell[<be

^eftlgfelt, Ibrc £lebe 311 Üolf unb ©tauben mögen uns als teudjtenbes Belfp'lel 0 0c CŚtugen fteben! öle Arbeit unferer Öäter bot bas 5tnttlf3 ber potnlfcben £anb=

Jdjaft mitgeformt, bot ln 6 tabt unb ianb neue Äutturmerte gefd>affen, neue örobuftlonsfräfte ausgclöft. öeutfdte Bauern legten meltenmelt Slrroätber nleber, bauten als fre'le Heute gabtrelcbe füelter unb öbrfer auf, brauten neue ©Itten unb ©ebrflud^e ln bas potnlfdje Hanb. €s maren Äulturbrlnger oon befonberer länbtldjcr 2Iri, felnesfalts arbeltsfdjeues obba(btofes Hanbprotetarlat, mle mandje es roabr boben mosten.

Öletrlcb Reifee

Die óeutfdijen 6tß6Iun0ßn im ^aüfd)ßc £an6ß,

öle bäuerlldje ibeutfdye Beflebtung bes SaHf<ber ianbes ftammt gum über=

mlegenben Celle aus ber groeiten £)alffe bes 18., jum geringeren Cell aus ber erften ^ätfte bes 19. 3abrbunberts. ölefe Beflebtung ber freien <5Id<ben bes Satlfd>er £anbes nertäuft Im Bat)men bes geroaltlgen beutfdjen ^o[onlften=

gugesla), ber bereits 1550 oom öanglger ©erber unb oon ben roeftllcben Banb=

gebieten bes bamallgen Boten ausgegangen mar unb flcb feltbem non ©eneratlon 311 ©eneratlon roelter nad) (Dften unb ©üboften oorfebob. öas ©eblet bes fpäteren ^ongreßpoten erreld)te blefe ©lebtungsbemegung ble ©eld)fet entlang bereits um 1600, rm öobrlner Hanbe erft bunbert 3at)re banad). 3m ©eften gebt bas Öorbrlngen tangfamer oonftatten, bas ifatlfdjer Hanb mlrb um 1740 erreicht.

Öle allgemeinen ©runbtagen für blefe Beflebtung tagen ln bem Bebarf an 5trbelts= unb Robefräften feltens ber potnlfdien ©utsbefltjer unb anbererfelts ln ber Hanbnot bes beutfdjen Bauerntums, aus ber heraus ble Stusmanberungstuft empormudjs. öementfprecbenb flnb ble formen ber Otnflebtung rein prloat; oon einer ftaatlldjen fiotonlfatlon, mle fle gu fübpreujjlfcber 3eit ln ber Sfmgegenb ron Hobg neben ber prloaten elnbertlef, flnb feine ©puren oorbanben. 5tuffd;tu^=

reiche öarftetlungen oerfcblebener Otrt geben uns ein Bltb bes Hamb es aus blefer 3 eit oor 1800: öle „©eograpblfd)=ftatlftlfd)e Befcbrelbung ber neuen preujjlfdjen

©roPlngen" non 5(. C. oon ^olfcbe enthalt olete roertoollen Angaben, ble fld) auf ble bamatlge ©roolns ©fibpreußen Im allgemeinen, aber auch ouf ble 3uftanbe ln eins einen ©eiten bes Hanbes beglehen, telber fehlen Ihm ln feinen ©tatlftlfen in elf ach gerabe aus bem ifatlfdjer ^ammer=öepartement genauere Angaben. Don ber Beflebetung bes Hanbes fonnen mir uns febod> ein bis Ins ©Ingelne genaues Bltb machen an fjanb ber tfartenmerfe, metche bereits feit ben testen 3ohr3ehnten ber Regierung ^riebrldjs bes ©roßen oon preußlfdjen ©fflgleren ln ben an

©reußen grengenben ©ebleten bes Im 3erfolt begriffenen potnlfdjen ©taates hergeftetlt mürben.

$ür blefe Arbeit Ift als attefte öarftetlung ble ifarte bes ©uartlermelfters v. B fau1) oon © ert (aufgenommen 1772— 732)). öurch eine atte ©Ingethelten berücfflditlgenbe Otufnah'me Im großen ©aßftabe geldjnet fleh ble ifarte oon ©Iftrj unb ©ron3) (entftanben ln ben 3ot)ren 1791—932)) aus.

Öle ©atbgeblete umfaffen nach blefen öarftetlungen einen melteren Bereich, aber ble 3onengtleberung ln ©atbtanb unb offenes ©lebtungstanb mar Im

*) Sarte © fau oom 3cibrc 1773. JTtaßftab 1:87 500.

2) ©rofdiel.

8) Karte © tilg nem 3abre 1793. tfllaßftab 1:50 000. ölelc Karte bitbete ble £(nter*>

läge fü r ble fpätere ©peclalfarte oon ©übpreußen, fjrsg. oon öaolb © illg 1802/03 Im JTtafjftabe 1:150 000.

(15)

großen unö gangen 6ie gleite true aucfy ßeute no^. tÜo j'efgt nur no<f) ffeine tOalörefte übrig gebtieben ftnö, na()in fei'nergei't ie r tüatö größeren J^autn ein;

tno ßeute nod) große iDälber befteßen, lag öamalö ein gujammenßängenies tDaIö=

gebiet, öas Me gange 6an6gone einnaßm; aber aud) in 6er leßnigone fanöen ftci) roeit meßr 'tÖatber als ßeute.

€ine georönete ^orfttBirtfcßaft fd>etnt man nid)t gebannt gu ßaben, 6er tOaI6 trmröe nicbt gepflegt, man fd)Iug nad) Be6arf ^otg, fom'ef gebraust rourbe, unö überließ 6en 5inroud)s neuen ^olges öem freien W altm 6er Tiatuv. ^oifdje fcb'iiöert 6iefe Beßanölung 6es tÖaLöes in anfdtauli^er Weife:

„öTtan toir6 in ©üöpreußen feiten einen tOalö antreffen, tuo es nidjt einmal gebrannt ßat; unö wenn aud) 6ie Baume felbft nidjt in Branö gerietben, öod) 6er funge 5luffd)lag an 6er <£o6e fo befdjaóigt muröe, 6aß er öaöurd) entroeöer ueröorrete ober öod) oerfrüppelte: öenn tuenn bei öem jungen Sluffdjlag aud) nur öie Borfe geplaigt ift, fo mirö nie ein guter Baum öaraus. Würbe alles auf 6er=

gleid)en Äanöftellen fteßenöe ^olg gleid) nieöergeljauen unö roeggeraumt, unö frifdjer ©amen ausgeftreuet, fo tonnte roieöer junger 5luffd)lag roadjfen, unö es roare roeiter nidjts öabei o er loten, als baß öas i)Dlg einige 3aßre fpafer tarne.

Diefe tHüße gab man ftd) aber in poliüfdjen 'Seiten nidjt; 6er oeröorrete 2luffd)lag blieb ft eben unö oerfaulte mit 6er 3eit, öie Branöftellen aber touröen mit €fpen unö mit anöerm meicben f)olge, öas aus 6er Wurgel ausfdjlagt, übergogen. öa öutd) öen Branö aud) 6er Sicnfamen oeröorret unö nidjt aufgeljt, fo fommt an foldjen Branöftellen au<b nie ein oröentlidjer 5luffd)lag gum Dorfdjein, toeil er öurcb öas (Efpenftraucbtoerf unterörücft toirö. Stile öiefe Wißbraudie, öie bei uns als Dergebungen mürben beftraft meröen, mürben in Polen nidjt gealjntet"4).

Daß öie Walöer unter öiefen llmftanöen öen polnifdjen aöligen Befißern feinen (Ertrag bringen tonnten, ift oerftanölidj. ©o griffen fie bereits fm 18. J a i) ^ bunöert mit beiöen fanöen gu, als ficb ißnen öie BToglicbfeit öatbof, öurcb 2ln=

fieöelung öeutfeber Bauern, öiefe Wölbungen gu erfd)ließen. Bon Weften, aus öem pofener Canöe tarnen fie b ^ ei»- ^aulänöer ober ijollänöer meröen fie unö ibre Öinfieölungen genannt, öie erften ©ieöler, öie fdjon feit öem 15. 3abrbunöert oon Öangig aus öie untere Weicbfelnieöerung urbar madjten, roaren roirflid)e ijolldnöer, aber im ta u fe öer 3e't lüfte fid) öer flame oon öer ©tammesgruppe unö begeidjnete alle öeutfdjen ©ieöler unö öen iljnen gemeinfamen ©ieölungs=

typ5). Unö öa fidj öer urfprünglidje ©inn öes flamens oerloren batte, beutete man ibn als „fjaulänöer".

3m Uauen öer Walöer, im Boöen beftanö öie Hauptaufgabe öer neuen

©ieöler, milöe, ungenußte Walöflddjen madjten fie in febmerfter Ürbeit gu Uder=

lanö. öurcb ibrer S)änöe Urbeit fdjufen fie fidj bier eine neue Hefmat.

2lus ibrer Wirtfdjaftsroeife (Hopfenanbau), öem Brauchtum, öer ©radjt, öer Bauart öer Häufer, öen ©efangbüdjern unö öen Familiennamen fd)loß Bteijer auf nieöerfcbleßfdje Hei;Uinft öer ©ieöler6), unö bei öurdjficbt öer Äirdjenbüdjer fanö er bann öie ©egenö oon fleutomifcbel, öie bereits im 17. u. 18. 3abrbunöert oon ©cblefien beJTeöelt rooröen mar, unö anöere fdjlefifdje fTtunbartgebiete pofens fomie öie angrengenöen Greife flieöerfdjlefiens in öen H^tunftsangaben roeit überroiegenö. Fü1-' einige öbrfer, g. B. 3ófefóro, Wielopole unö teilmeife Bialo=

bfofy ftellt er feboeb pommerfdje Heefunft feft, in mandien Ungaben mar aud) öas meftlidje Wartljebruib als tfertunftegebiet genannt.

4) ijolfcbe, ©. 493.

5) Ölls (Einfuftung in öas umfangreidje ©djrifttm n über öie £}aulanóete,en eignet fid) öer Uuffaß oon OX JTTaas: 3ur ©ieölungsfunöe Suiatniens unö öes öobrinet

£anöes, ölTt 3fl- 2, 1935/36, © . 237, öer aud) öie polmfd)en Ölrbeiten oon Bara*

noroffi unö Htabyłoiuicg anfüfirt.

G) filb e rt Breyer: ®ftöeutfd)lanö als fllutterlanö öer öeutfeben ©ieölungen in iTTittel- polen, ö f l l 3g- 2, 1935/36, ©. 48— 57.

(16)

Die Derfyćtftmtfe, 6fe '6ie ©feMer üorfcmöen, unö 6ie ©dvtDierigfetten, m it öenen fie pu fampfen tjatten, gefyen aus ie n ituficblungsoertragen hercor. ©cldie Dertrage w u tb tn oft erft lange 3af)te nad) bet tatfäd>lid)en iinfieblung fd>ciftlfd) nieöergelegt. ©d)on ^Dlfd>e fdjrafet7): „^anóen fid) fogenannte ^aulänöet ein, Me fid) gem anfe^en mollten, fo rouröe iijnen Di)ne alle itmftän&e ein C^eil ies ,füal6es angeroiefen, roeldjen fie rodeten, unö auf öen fie fid) anfdffig machten . . . . öiefe ^aiulänöer Ratten oft gar feine ^ontrafte, öfter es mar öod) 5arin bet <Dtt, mo fie roöen, Me ©trede, 6ie fie urbar machen, un6 6ie ©umme, roeldje fie an Abgaben galjlen follten, nid)t genau beftimmt: es entftanöen ibatjer gerooltnlid) nad) Derlauf einiger 3af)re gtuifdjen den tfaulänbetn unb ben ©runbljerrfdjaffen Progeffe . . . in benen bie ^auldnber naturgemäß einen fefjr fdjroeren ©tanb batten, bis es il)nen enblid) gelang, einen feften unb flaren Ślnfieblungsoertrag gumege gu bringen. 3n nid>t feltenen fä lle n allerbings oerarmten fie b u r^ bie üebergriffe ber ©runbbcrren unb burd) bas progeffieren unb mußten ißre 23e=

fißungen oerlaffen8). Die ©runbberrfcbaften batten ben Dorteil baoon, baß meßr

£anb urbar gemad)t rourbe, roelcbes fie oßne einige Soften gu ibren Dorroerfen eingogen; benn ber ö erlu ft bes ^olges fam nid)t in 2Infd)lag.

Die Bebingungen ber blnßeblung unterlagen im eingelnen rielerlei ©d)roan=

fungen unb Otbroeicbungen: Der Dertrag mürbe entoeber mit einem Einnehmer gefclloffen, ber bann für bie 2tnfieblnng rerantroortlicb mar, ober mit Dertretern ber bereits angefiebelten £)aulänber. ©eit ber (Einführung bes Cobe c iril burd) bas ©roßbergogtum tDarfdjau fd)einen bie Bebingungen burAmeg in einem oor bem flotar gef<bloffenen Öertrage feftgelegt morben gu fein, bann finb au<f> bie Baulänber alle eingeln m it Hamen aufgefübrf. 3ur $ e it bes alten polnifcben

©taates trugen fie ben Cbamfter eines rom ©tunbberrn gegebenen "pc^ilegs („Bnefelegium ober ©ered)tigfeit" lautet bie Begeidjnung in einem beutfdjen Derbanblungsprotofoll jener 3eit9).

Die ffauptpunfte jener 5lnfieblungsbebingungen roaren etma fotgenbe (an i)anb ber beutf<b ausgefertigten ilrfunbe oon ©milienbeim rom 3ab« 1805):

Hamen unb ©rengen ber £änbereien merben feftgelegt unb erflärt, baß fie

„auf immermäbrenbe feiten" ben ^aulänbcrn in ©rbpadjt gegeben merben.

Das € in f aufs gelb beträgt „nid>t einen gelter", benn es ift „roüftes mit Holg beroacbfenes £anb, meldjes erft gerobet merben muß". Dagegen mirb ron ber Hufe eine j'äbtlidje 'Pad)tfumme, ein „©rbfanon", „cgynfg rocgny", ron oer=

fcbiebener fyöfye erßcben. H 'n3u fommen meift norb fleinere Haturalleiftungen, bie aber in ©elb ablösbar finb, mandjmal au<b ebenfalls ablösbare 5lrbeits=

leiftungen (bei bem febr ungünftigen Öertrage ron Bialobfoty immerbin 13 ©age j'äbrlid) ron ber Hufe, bagu nocb eine ^ubre oon 45 km). Bei ©milienbeim ift ausbrücflicb ermähnt: ni<bt bie geringften Hufbienfte noch Haturalienlicferung.

§ ü i ben Bau her Huufer findet fid) manchmal bie Öereinbarung, baß fie möglidjft in geraber Beiße erbaut merben follen.

tüäbrenb ber Bobungsgeit mirb bie 'Pacbtfumme no<h nid)t erhoben, fonbern erft nad) Ablauf oon 3—7 ^reifaßren.

Die ^Infprücße auf Brennßolg merben oerfcßieben geregelt, hingegen fteßt ben Bauern rnoßl immer bas Bed)t gu, ißr Dieß in ben berrfdjaftlicßen töälbern gu hüten. Un Biatobloty follen fie bafür in ißrem Bereidje bie ©rengen bes Do=

miniums oor ©cßabenftiftcrn bemadjen.

©elegentluß merben ihnen bcfonbere Becßte, 3 'e9et gu brennen, ©on gu graben ufro. fdjriftlid) beftätigt.

7) Holfdje/ ©• 492.

8) Heifdie, a. a. ©.

8) aus fjamenty.

(17)

©trenge ©trofen fteljen auf bie (Entnahme von Bier un6 Branntoein bei fremöen ^errfd)aften. öiefe gute Einnahmequelle roili (id) ber Bof nid)t entgehen lallen.

Bei einem Derfauf öee ianbes flehen hem £>Dfe 1 0% her Saudumme als Abgabe gu, im Erbgange jehod) ift feine ©ebühr gu Bahlen.

$ür größere Be<htsftreitigfeiten gilt 6er ©utshof als Berufungsgeridjt.

3mmer erhalten 6er Dorlefer (Kantor, 6a er 6ie Ktnhec unterridjtet, oft and) für?: lehrer) unö oielerorts au<h her feroeilige ©d)ulge im6 her Krüger ohne Begahlung unh Olbgabe ein © tüd £anh, (her Dorlefer 6ur<hfd)nittlid) 7 SBorgen, aber oielfad) and) mehr), and) für hen ^riehhof roir6 ein © tüd ilnlanh foftenlos beftimmt.

©elegentlich finöen fid) Beftimmungen roie folgenhe: „^ü t Begahtung öcs Erbginfes fyaftet einer für 2llle unh 01 Ile für Einen foliharifd)"10), in hiefer Be=

ftimmung ift 6em tDefen all hiefer ^autänhereien fid)tbarer Olushrud oerliehen:

©ie fühlen fid) als eine <5ememfd>aft, in her jeher für 6en anhern fteljt, hie geleitet roirh non hem aus ihrer STfitte erroählten ©djulgen, unh heren ©emeinfdjaftsroille fid) oerförpert in her öeutfdjen ©djule unh her heutfdjen Kirdje. © ie Ijod} ent=

roidelt hie ©rhnung hes ©emeinfdjaftslebens in öiefen materiell fo armen £)au*

länöereien roar, geigt eine umfangreidje „© illfü r " (Bedjtsorhnung) hes Dorfes 3ohannfe ^ollanh, hie Bteyer oeroffentli^en roirh.

^roei ©rünhungsurfunhen bringe idj in heutfdjer lleberfehung. Die i l r - funhe her Kolonie ©Djciedjoroo flammt uon 1844, es bcmhelt fid) h i^ nid)t um Ifleueinroanherung, fonhern um Eodjterfiehlung aus fd)on beftehenhen Kolonien.

Dabei famen aus allen ©egenben hes ianhes hie Käufer herbei. Bemerfens=

roert ift, hafj es fid) hier bereits um gablenhe Käufer hanhelt, hie Derfnappung an

£anh mad)t fid) fd)on bemerfbar, hie ©iehler finh nicht mehr fo rar, _ hag her

©runhbefiiger fein la n h umfonft hergeben mug, um haoon Ertrag gu geroinnen. ^ On fadem §alle aber — ob fie nur eine jährliche ipacht oher hagu nod)' eine Kauffumme .gahlen, unh felbft roenn fie einige Eage hes 3abees für has ©ut arbeiten — immer bleiben fie freie Bauern, has geht aus her gangen Einlage her Behingungen hetmoe, eb es aushrüdlid) harin gefagt ift oher nidjt11). Ohre Be=

oorgugung gegenüber hen polnifdjen Bauern auf hem £anh her Olhelsgüter roirh pottig flat, roenn man hie ©diilherung pon ^olfche lieft12): „Die Bauern her Ehelleute hin9E9en maren roirflidje ©flaoen; ihre i)ofe famt hen Onuentarien gehörten hen Herren, unh fie roaren perfonlich £eibeigene. Dermoge hiefer ö ualität hielten fid) hie Ehelleute fü r bered)tigt, hie ś)ofe eingugiehen, unh mit hem Dorroerde gu pereinigen; fie hem einen gu geben unh fie hem anheren gu nehmen; Bauern gu Knechten, unh hiefe gu Bauern gu madjen, fie auch non hem einen ©ut auf has anhere gu perfeigen, fie gu perfaufen, gu pertaufdjeu, gu^ per=

fdjenfen unh gang roie eine ©adje gu behanheln. ©ie roaren gugleidj ©erid)fs=

herren, felbft in ihren eigenen ©achen, unh es ejeiftierte feine offenttidje ©eroalt, welche ihnen hierin ©djranfen feigen fonnte, unh por roelcher hie Bauern hatten Klage erheben fonnen."

Die Hamen her heutfdien ©iehlungen finh heute ohne Olusnahmc polnifd).

Der überroiegenhe Eeil hiefer Hamen erfdjeint in her polnifdjen ^orm feit ©rün=

hung her ^aulänherei. Denn hen Hamen gab her Befifger hes £anhes, her hie ifaulänher anfe^te, in her ©rünhungs=©ered)tfame, unh faft ausfd)liefjtid) roaren hie ©rofggrunhbefitger polen. $ünf Dörfer auf £änhereien hes ©utes Kopoyno trugen heutfdje Hamen: Emilienheim, Olhelhof, ^riehrichsfelhe, £uhroigsluft unh

©ophiental. ©ie finh in her fühpreufgifchen ^eit entftanhen, als hiefes Out hem lu) in her heutfd) gefdjriebenen Hrfunhe pon Emilienheim.

u ) g. B. Emilienheim: „Die Erbpächter unh ihre Hachfommen bleiben oon aller E rb ' untertänigfeit oöllig frei.”

1S) ^olfdie, 6 . 188.

(18)

preujjrfdjen £an6vQt oon Sfomberg gehörte, itugetóem beftanó no^ ein ö o rf Boberfelö auf '6em ©ebiet ibes ©utea ©rabtentce. flaci) 1 9 1 8 toucben Mefe namen t)om ©taate g. ©. polnifd) umgeformt (Bobrotuo!) ober öurcf) neue polnifclje ilamen erfe^t (3. 8 . ©arfgeroo f. ^rieöricijsfelb). Die anöeren Dörfer fd)einen alle oon oomfjerein poinifdje Hamensformen gehabt gu i)<iben. Das fd)^eßt nidjt aus, bag bie Bauern feibft beutfcge Hamen gebrausten (9tIt=Ceforoer —■ Soulanö, Jobanna — ^aulanb, Solonie IDeifern), roie fie fiS aucb umgefegrt bie fSroer aus=

gufpreSenbe poInifSe Jorm munbgereSt mad)ten ("prafuS für P^rażuSy, 8 a=

rafSen für Poroże ober umöeufefen ©runbe aus © rabp. Pbmobi atte biefe beutfcben Hamen unb Hamensformen in 6er Hmgangsfprad)e noś gebraucht roerben, felgen fid) bie amtliSen Hamensformen bod) geute auS in ber ©a_ges=

fprad>e ftarf burd) unb feibft Deuffdge m it ijoijerer ©Suibiibung gort man HtiSa=

linom fagen ftatt ©milieni>eim, ©ISoroo ftatt ©opfjiental, Długa uMeś für £angen=

borf unb Horoa SPieś ftatt Heuborf. (Einem Polen roürbe es bagegen, niemals einfallen, Dangig ftatt ©baftff, ober lHtünd)en für HtonaSfum gu fagen, roenn er potnifS fpn'St.

Die poInifSen Hamensformen tragen oieifaS bie Begeidjnung gotenbry, be=

fonbers bei ©rünbungen bes 18. 3ai)rf)unberto. Um 1 9. 3abri)unbert fSeint bie Begeidcnung Solonie (Solonfa) beoorgugt gu roerben, febenfalls ift beute bie_8e- nennung boienbry begro. im Dt. ^oilanberei nur noś bei einem ©eil ber t)au=

länbereien oorbanben, bei ben anbern entroeber burS ben pufatg Solonfa erfegt roorben ober gang oerfdjrounben (roie g. 8 . pamenty, Danoroiec, 3c,anfo)-

Diefe Dorfnamen finb gum ©eil aus mögiiSrrroeife oor ber 2infiebiung fdjon oorbanbenen Flurnamen entftanben, g. 8 .: Biatobfoty = IPeige ©ümpfe, EDielo=

iqfa = ©roße SPiefe, 3afgcgury = ©ibeSfenort, ©rąby — ©ümpfe, Bororoiec = Üertorffer Beben.

(Eine groeite ©ruppe biiben bie Hamen, roeld)e nad) bem ©ut, oon bem bie

©rünbung ausging, ober nad) in ber Habe liegenben (Drten gegeben rourben (Soi. 3arantóro, ^oienbry pafrgynftie, © tof Hiemiecfi, ©rąbcgynffa Suta)- mit bem Hamen śuta fiuben fiś büufig, biei' ftanben in ben tPalbern ©iasbütten unb ©ifenbämmer, © ie roeit biefe oon Deutfd>en betrieben rourben, ift nid)t befannt.

IPenn bie ©rünber feinen anberen Hamen für bie neue ©ieblung fanben, rourbe er ein fad) von bem Pornamen bes ©rünbers ober feiner Perroanbten abgeleitet. Derartige Hamensformen treten befonbers bei ben jüngeren ©ieb=

lungen auf, aber aud) bei © iliy finben fiS fŚ on Hamen Sagimierg, Jó=

geforoo, 'Hfarcinóro. 2tuf biefetbe IPeife finb auS bie obenerroäßnten beutfdjen Hamen entftanben.

©Son aus ber BetraStung ber ünfiebelungsoerträge ging ßeroor, baß ß6 non prioaten ©runbbefißern getätigt rourben. 3e0Ü'Sor pofitifSe Cßarafter geßt biefer Hautänberfiebiung ab, fie ift au8fd)ließiiS aus ben roirtfSaftiiśen Hotroen=

bigfeiten ber prioaten ©runbbefißer heraus entftanben. Daßer taffen ßS au4) feine pufammenbänge mit bem fPed)fei ber politifSon i)errfSaft feftfteßen. 2ils bas SalifSer Sanb 1793 gu Preußen fam, roaten bie größten Jfauldnbereien bereits gegrünbet. Bisher gilt als bie äitefte Laginff, bie nad) Brey er bereits 1746 eine Hrfunbe erhielt13), ba aber bie Sinßebiungsoertrage nur ©pateft=Daten geben, ßSer fSon Jafyvz oorßer beftanb. Da bie Satte oon ©ißy in ben 3oh^ott 1791—93 aufgenommen unb gegei'Snet rourbe, ift für bie ^aulänbereien, bie ßS barin finben, erroiefen, baß fie fśon oor itebergang bes ©ebietes an preußen beftanben.

©ine ^ußunmenftellung roeift 8 6 Hamen auf, unter benen ßS bie Heb ergabt ber heutigen beutfSen Htehrheitsßebtungen befinbef. Die Dörfer, bie fpdter befonbers naS ©rriStung bes SonigreiSa Polen 1815, entftanben, finb gum guten ©eil

©oSterßeblungen aus bem BeootferungsüberfSuß ber alten beutfSon ©iebtungen.

" ) Breyer, ©. 412.

Cytaty

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