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Die Zukunft, 13. Januar, Bd. 30.

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Academic year: 2022

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Berlin, den 13.Januar 1900.

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Neupreußen

Wie

imDeutschen Reich Mächtigenscheinenzu einerexpansiven Politik nach größerbritischemMuster entschlossen.Siesagen,dasschnelle SteigenderBevölkerungzifferzwinge gebieterischzu einerVerbreiterung desdeutschenWaarenzugänglichenAbsatzgebietesund zurSicherungneuer

Heimstätten,indenen,fernvonEuropenszu enggewordenemGrenzen, deutscheMenschenunterdemSchutzderdeutschenFlaggelebenundihrer Kinder Zukunft bestellenkönnen.In hitziger,mitunter gewißauch aufrich- tigerBegeisterungwird diefast schonmit-HändengreifbareHerrlichkeiteines Jmperialismusgeschildert,derallenSchichteneinTausendjährigesReich UnermeßlichgesteigertenWohlstandes verheißt.DieWeiseist,wieihrEnt- stehen,bekannt:diepersönlicheStimmungdeshöchstenReichsvertreters ist in eindringendes BedürfnißdermitdenklügstenundgeschicktestenBank- leitern assoziirten Großindustriegemündet·Undsowirdwahrscheinlich die StimmederWarner verhallen,diedarauf hinweisen, daßheute Deutsch- landnicht,wieeinstEngland,als es denWegzurHandelsweltmachtbe- schritt,unterdenbestenKolonialgebietendieWahl hatund alsExportstaat keinen ernsthaftenWettbewerb zu fürchtenbraucht.DieAussichtausreichen Gewinn,die einlängeresDauerndessogenanntenindustricllenAufschwunges eröffnet,läßtalle weiterschweifendenBedenkenschnellwiederschwindenund versöhntselbstdiehumanstenGemüthermitdemGedanken,dasnächste Jahrhundert das, trotzdemBundesrathsbeschluß,nichtvordem«ersten Januar 1901 beginnenwird könne das Schauspiel sehen,wiemit

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deutschenKanoneneinKundenmarkt nachdem anderenerobertwird.Viel- leichtmachtderErfolg jede düstereWeissagungzumGespöttderspäterLe- benden;wir werdennicht langegenughinsehenkönnen,umzu einem end- giltigen Urtheil befähigtzusein.Sicher istunsnur Eins: mitdemalten Preußen,demPreußenderLandrätheundLandarbeiter,derUnteroffiziere undRekruten mußesbeidieserEntwickelungzu Endegehen.Esist nicht möglich,daßdiesesehrwürdigeGebildeerhalten bleibt,wenndasReich,dessen stärksterStaat Preußenist, sichrüstet,dasErbe dereinstweilen noch mäch- tigstenHändlernationanzutreten.

Wie dasneuePreußenaussehenwird ?..Sooft ichdieserFrage nach- denke, steigtmeinerErinnerungdasBildderschönenaltenStadt Danzig aus,in derenNähe ich sechsMonate undeinenhalbenzuvegetirengezwun- genwar·EsisteineschöneStadt,vonderenintimenReizenderWestdeutsche selteneinezutreffendeVorstellunghat,eine Stadtvon eigenem,demAugerasch faßbarenCharakter,eineStadt,die im WaldundamMeerliegt.Wernur ein paar Stunden daverweilt,imReichshofoderimRathskeller gegessen, einenflüchtigenBlick in denArtushofunddieMarienkirche geworfenund. dieBeischlägederFrauengassebewundert hat, ahntwenigvondiesenSchön- heiten;ermüßteerstimengenGassengewirrdesHafenviertels,amStockthurm undamHohenThorheimischwerden,dasanmuthigeIaeschkenthaldurchwan- dern,dasvon derSeebespülteBaumbouquetderWesterplatteunddie wundervollen WäldervonOlivaliebenlernen,um zuerkennen,wasdieser LandstrichdemwachenSinndesSchauendenbietet. Undda,zwischender Mottlau undNenfahrwasser,wirdjetztohnevielGeräuschderVersuchge- macht,einemneuenPreußendieGrundlagenzu bereiten.DerProvinzWest- preußenward dasGlück,einenOberpräsidentenzuhaben,der keinBureaukrat istund demesnicht genügt,dievonBerlineingehenden»Sachen«nachder Schnur aufzuarbeiten.HerrvonGoßler isteinMann von ungemeiner Auffassungfähigkeit,eingebildeter, saturirter, regsamerundenergischer Mann ohne persönlichenEhrgeiz.EristimStande,brauchbareMenschen zufinden,sich ihrerimEinzelnen besserenSachkenntnißzufügenund ihnen, auchwenn ihmdaraus UnbequemlichkeitenundAnfeindungener- wachsen,die Treue zuhalten.Er kenntdieseiner Obhutanvertraute Provinzganz genau,hältsichnicht hochmüthigdemLebenihrer Bewohner fernundistüberall zufinden,woesanzuregen, zufördern,zuorganisiren gilt.HättePreußenmehrVerwaltungbeamte solchenSchlages,dannstünde esum dienationaleundwirthschaftlicheZukunftderOstmarken weniger

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Neupreußen. 51 schlimm.Leiderist nicht füreineAuslesederTauglichstengesorgt;undim Allgemeinenherrschtbeiuns nochdierückständigeAnschauung,ein Ober- PräsidenthabedenWeisungenseinesMinisterszugehorchen,für gute Wahlen UndleidlicheRepräsentationaufzukommen,denberühmtenUmsturzgelüsten in Reden undVerfügungenentgegenzutretenundimUebrigendieDinge gehenzulassen, wieesGott und derköniglichenStaatsregirung gefällt.

HerrvonGoßler faßt seineAmtspflichtanders auf.Er mag, alser nach Westpreußenversetztworden war,dasGefühl gehabt haben,in eine Kolonie zukommen, fürderenGedeihen so ziemlichAlleserstzuthun sei.

Zwar hattedieProvinzialhauptstadtinihrem Abgeordneten,demfreisinni- genHerrnRickert,einennichtimmerohnmächtigenSchutzpatron gehabt.

Aber dergefeiertePutzigerhatte seinenlichterlohbrennenden Eiferundseine hastigsprudelndeBeredsamkeit ausschließlichfür dieJnteressendesHandels eingesetzt;unddieserHandel,dem dasHinterland fehltunddieSchiffahrt entschwindet,war selbstaufdenvielfachverschlungenenPfadendesCapri- vismusnicht mehrzu retten. Derneue Oberpräsident,demkein doktri- näresVorurtheildenBlickblendete,sahumsichundmerktebald, daß nur außerordentlicheMittel denNiedergangderProvinz hemmenkönnten.

ErsahinDanzigeinen leerenHafen,eineverarmendeKaufmannschaftund einwachsendeskassubisch-polnischesProletariat,dasdiedeutscheZukunft desWeichsellandesbereitsernstlichbedrohte.Als einfleißigerSchülerBis- marckshatteermitderSumme desjeweiligMöglichenrechnengelcrnt.Eine direkte Einwirkung aufdieStaatspolitikwar ihmversagt;erkonnteden weftpreußischenLandwirthenwederhöhereKornpreise nocheineseßhafte Arbeiterbevölkerungsichern, sondernnur versuchen, zunächsteinzelnein- dustrielleCentrenzuschaffen,derenBetriebspäteraufdasLandhinauszu decentralisirenwäre. Dieses Bemühenstießauf mancheSchwierigkeit.Die alten,in ganz anderenAnschauungenerwachsenenDanzigerhielten sichden Plänen,dieihnenzumgroßenTheilwohl utopischschienen,fernunderst 1896 erstandin dem ausWestfalen eingewanderten FabrikantenMarx demOberpräsidenteneinfachkundigerHelfer.Diesermitungewöhnlicher Willens-kraftund starkemGeschäftsspürsinnausgestatteteMann hatte

dasTerrain sorgsam abgetastetundgefunden,die Stadt Danzig,der dieTote Weichseleinen natürlichen, für Schiffevon beträchtlichem TiefgangbefahrbarenHafenunddieSchiffahrt guteundbillige engli- scheKohle liefert,bieteindustriellen Unternehmungen günstigeChancen.

DaßerdiesenGlaubenhatte, nütztefreilichnochnicht viel;ermußtezuihm 4Is

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erstdie Anderenbekehren,mußtedenZweiflern beweisen,amUferderToten Weichselkönne neues Lebenentsprießen.Herr MarxgründetedieOst- deutfchenJudustriewerke,in denenDampfkessel,Wasserreiniger,Brücken undähnlicheDinge gebaut werden,unddieNordischeElektrizität-Attienge- sellschaft,die baldeinzelnenStädtenWestpreußensCentralen undStraßen- bahnen liefernkonnte. Als daserste Unternehmen sichtbargedieh,wurdees möglich,denRahmenzu erweiternundfremdeKräfteheranzuziehen.Mit der HilfeeinesrheinischenGroßindustriellenwurdeeineWaggonfabrikgebaut,an derenEntstehen sichdieGründungeinerRadsatzfabrikschloß,derBau einer elektrischenBorortbahn,die den Arbeitern einenschnellenundbilligenVer- kehrzwischenWohnungundWerkstättegewährensoll,wurdeinAngriffge- nommen und bis zumJahre1898 waren in denneuen industriellenUnter- nehmungen schonsechsMillionen Markangelegt.Dasistnach westdeutschen Begriffen recht wenig, fürdasWeichselland aber,indessenGewerbedie Kapitalisten lange nichteineMarkinvestiren mochten, sehrviel.Ummehr zuerreichenunddiegroßenUnternehmerdesWestens fürdasöstlicheKolo- nialwerk zuerwärmen, reistederOberpräsidentmitseinemVertrauensmann insrheinisch-westfälischeIndustriegebiet,woerwichtigeHelferwarbund mißtrauischeKonkurrenten fürdieFörderung seines Planesgewann. Das vermehrte Kapital gabdieMöglichkeit,andieSchaffungeinerHüttenindu- striezugehen,vonderRegirungwurdeeineErweiterung derWerftanlagen und dieGründungeinerTechnischenHochschuleinDanzig zugesagtunddie in derDiasporaderOstprovinzenlebendenUnternehmer schlossensichzu einemostdeutschenVerband zusammen, dessenAufgabe sein soll,die vor- wiegend fürdasInlandarbeitende IndustriedespreußischenOstenszu heben.UnddieseschnelleEntwickelungist nachallgemeinemUrtheildersteti- genEnergiedesHerrnvonGoßlerzuverdanken.

DieSchornsteine,diejetztzwischendem GrünenThorunddemLeucht- thurmvonNeusahrwasseraufragen, störendemBetrachterdasschöneBild;

undesfehlt nichtanStimmen,die dasschwarzausdenSchloten steigende GewölkalseinschlimmesZeichendeuten. DieJndustrialifirung, so rufen sie,werdeübereilt undmüssemiteinemProvinzialkrachenden, dessenFol- genunübersehbarseien·Jenejugepas: jeconstate. Wer das altePreu- ßeneinem lockendenLuftgebildeopfert,Dermuß dochmindestens entschlos- sensein,demneuen Preußen,soweitersvermag,denWegins Leben zu ebnen.

Demneuen wird derpatriarchalischeReizdes altenPreußensfehlen;eswird nicht mehr konservativeGrundbesitzerin dieParlamenteschicken,demHeer

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Neupreußen. 53 nichtmehrdiestrammstenUnteroffiziereliefern,nichtmehrdasangestammte Erbgut derHohenzollernsein.Daesanders abervorSlavisirungundNoth- ftand nichtzubewahren scheint,wirdman aufdemeinmal betretenenWeg ohneZaudernfortschreitenmüssen.Die imOstenthätigstenMänner können kein WerkvonnützlicherDauerbarkeit schaffen,wenn ihrWillesichstetsan demzähenWiderstandederberlinifchenBureaukratie brichtundsie nicht durchsetzenkönnen,daßzurBesserung ungewöhnlicherZuständeungewöhn- licheMittelangewandtwerden. SeitJahrenwirdinoffiziellenReden und Schriftstückenvonder»HebungdesOstens«gesprochen;bisher istvon Berlin nochkeineernsthafte Hilfe gekommenundin derThronrede,mit der amneunten JanuarderpreußifcheLandtag begrüßtwordenist,wirdaußer derWeichselregulirungundeinerinRichtungundZiel nicht deutlicherkenn- baren»VervollständigungdesStaatseifenbahnnetzes«denschwerbedräng- tenProvinzennichtdasGeringsteinAussichtgestellt.

Die Steuerleute desNeuenKurses sollten endlicherkennen, daß sie keineZeit mehrverlieren dürfen,wenn siedieOstmarkendemDeutschthum erhalten wollen,unddaßdieseErhaltung fürStaat undReichsehrvielwich- tiger istals derBesitz Kiautschousund derMarianen. Auch Preußenhat KolonialpolitikgroßenStils zutreiben; seineKolonienliegenin denGebieten derOder, derWeichfel,derWarthe.DieMöglichkeiteinerBodenpolitik,die den AckerbauauchinschlechtenJahrenwieder zu einemauskömmlichenGe- werbemacht,wirdvondenmaßgebendenMandarinen bestritten;wollensie nicht wenigstensdenVersucheinerRettungder Städtewagen? Dadurch, daßman geschniegelteHerrenvontüchtigerGesinnungindiePräfidienund Landrathsämterschicktund diegenugsamBelastetenund mitEnquetenund UkasenGeqnältenobendrein nochmit denGeschäftenderFlottenevangelisten bepackt,wirdnichts erreicht. DieMaßgebendenmüssensichgefälligsthöchst- felbst recht häufigin denOsten begebenundda, stattnur zufrühstücken, zu diniren undetlichedenEingeweihten lachlustig stimmende «Besichti- gungen«zuleisten, Landund Leutegründlichkennenlernen. Habensie dazu keineZeit,dannmüssensiedieMachtbesugnifsederProvinzialvorständeer- weitern undihneneinheute nochunbekanntes MaßvonSelbständigkeit gewähren.Neulichlasmanin denZeitungen,esgebeinPreußenungefähr anderthalb DutzendHohenzollernprinzenzwarum residirt nichtEinervon

ihnen,derReichste,in denOstprovinzen?Undwennesaneinergeeigneten Persönlichkeitfehlt:warum setztman nicht fürOst-,WestpreußenundPosen eineStatthalterschaftein,als eine denOberpräsidienleichterreichbareJn-

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stanz,derenLeiter imStaatsministerium SitzundStimme hätte?Die großenUnternehmerdesWestens wissenihreWünschezurGeltungzu brin- gen ;dieBewohnerdesOstens jammern seiteinemJahrzehnt vergebensüber dieerbärmlichenEisenbahnverbindungen,über dieWohnungnoth,dieGeld- knappheitunddieveralteten Form-endes Kreditwesens. GewißkanndieRegi- rungdieKapitalisten nicht zwingen, ihrGeld über die Elbe zutragen;aber sie hatOrdenundTitelzuverleihenundmitsolchem spottbilligenKöder wardschonmancherMillionärfür ,,patriotischeWerke«eingesangen.Und istdasBemühen;jenseitsderElbe eineneue Gentryzuschaffen,die,mag dasProletariat auchimmermehrentdeittschtwerden, wirthschaftlichstark genugist,um derdrohendenVerslavungeinen Wallentgegenzuthürmen, etwanichteine ebenso patriotischeThatwie eineSpende fürdenlöblichen FlottenvereinPEs wäreeinfachdiePflichtderRegirung,keinenStaatsauf- trag,derimOstenausgeführtwerdenkann,ineinen anderen Industrie- bezirkzuvergebenundkeineVerkehrsbesserungingünstigergestelltenLandes- theilen vorzunehmen, ehenichtdiewichtigstenBedürfnissedesOstenseini- germaßenbefriedigtsind.Woein zuernsten Krisen drängenderNothstand zubeseitigenist,kommtmanmitSchemaundAktenzeichennichtaus. Mag Deutschlands Zukunft,wiejetztfast täglichirgendwoverkündetwird,»auf demWasser liegen«:Preußens nächsteZukunftwird davonabhängen,obes gelingt,denOstenausderErstarrungzureißenunddieLebensbedingun- genfüreinwohlhabendesdeutschesBürgerthumzusichern.Daswirderst möglichsein,wennman,ohne nachderParteienGunstoderHaßzufragen, sichentschließt,dieOstprovinzenalseinKolonialgebietzubetrachten,das nurunterAufwendungallerverfügbarenMittel derdeutschenKultur zu gewinnen ist. Ausnahmegesetzehelfengegenfremde Volkssplitterebenso wenigwie gegen dieSozialdemokratie, die, nachderneuesten Ansichtdes Kaisers, »sichaustoben muß«.Das neue Preußenwirdlebensfähigsein unddeutschbleiben,wennesBürgernundBauern dieGewährbietet,unter Bedingungen,dieannähernddenin anderenProvinzen geltendengleichen, sich selbstunddenKindern einsorgenlosesDaseinerarbeiten zu können.

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ChamberlainundderenglischeJmperialismus. 55

Chamberlainund derenglischeJmperialiSmuS.

Dasmuß Englandentwederthunoderesmußuntergehen: so schnell

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THIS wiemöglichundsoweitseineMachtreicht,immermehrKoloniengrün- den, aufgebautvon seinenenergischestenundausgebautvonseinen würdigsten Männern;esmuß jede fruchtbare brach liegendeScholle, woraufesFuß fassenkann, inBesitz nehmenunddortseinenKolonistenalserste Tugend TreuezumMutterlande lehren,damit sievor Allemtrachten,dieMacht EnglandsznWasserundzuLandezumehren,undsich, trotzdem sieauf entferntesterErdscholleleben,ebensowenigderfreiheitlichenVorrechtedes Mutterlandes beraubt dünken wie dieMatroseneinerFlotte, obgleichsieauf fernen Gewässernschwimmen.«

Jchwette,daßkaumEinerdergeneigtenLeser nichtzuwissenmeint, wer dieseWortegeschriebenhabe: natürlich Joseph Chamberlain,derver- rufene FrevlerJoe Ehamberlain, deneinanständigerDeutschernur noch mitmoralischemWiderwillen nennen darf,dieserParvenuunterdenJingoes, diese Ministerkreaturvon derBörse Gnaden.Erhatja aucheinmalseine pathetische,seine demokratischePeriode gehabt,zu derZeit,woihmdieGeschäfts- gewohnheitenderNettlefoldsFrCo.inBirmingham geläufigerwaren als diefeinerendiplomatische-nGepflogenheitenvonDowningstrectundersichmühte, unter Gladstones Schattengroßzu werdenunddemgelehrten,aberdumm- ehrlichen John Morley Freundschaftzuheucheln.Und esistnur zube- wundern —— auchEiner, deretwa einigeReden desklugen Händlersin altenJahrgängendesAnnual Register aufgestöberthätte, würdesichdiesem Gefühlnicht entziehenkönnen—, wie dernochum dieGunstdesgroß- städtischenMassenpöbelsBuhlende leise tastenddievon derimperialistischen FlaggegedeckteLänder- undGoldgierineinepolitisch wirksameSpracheum-

zusetzen verstand, ohne sichseiner kleindemvkratischenUmgebungzuverrathen.

Aberich darfdenLeser nicht länger mystifiziren.Die angeführten Wortewurdenvor geradeeinemMenschenaltervonJohnRuskin gesprochen;»

unddiesergroßeTräumerundMenschenbesserer,dermiterschütternderBe- redsamkeitderHändlerkulturseiner Heimathzu Leibeging,istüberjeden Verdachterhaben,anderen als lauterstenBestrebungen Gehör geschenktzu haben. Ichwollte,- alsich seineWortevoranstellte, zeigen,wiefrüh schon undinwelcherguten Gesellschaft imperialistischeGedankenWurzel gefaßt hatten;wiefrüh schonderGedanke,England müsseWeltmachtwerdenoder untergehen,regewar undwiethörichtesist,einedurch mächtigenational- wirthschaftlicheBewegungenerzeugtePolitikdemüblen Genius eineseinzigen ManneszurLastzulegen.

AenßerlichwirdderJmperialismusinderenglischenPolitiketwaseit

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56 DieZukunft.

1870 einFaktorundtrittindemGegensatzzwischenGladstoneundd’Jsraeli hervor. Daraus hatman schließenzudürfen geglaubt,derRuf »Größer- Britannien«sei konservativenUrsprunges,diekleindemokratischeBescheidung beiGroß-Britannienhabedie Staatsmänner derliberalenundradikalenPar- teienbeherrscht.EinsolcherSchlußhatabernur denScheinderWahrheit für sich; immerhin ist dieserSchein starkgenug,umdieAuffassunginDeutsch- land zubestimmen,geradeindemAugenblick,woessichanschickt,Größer- Deutschlandzuwerden. DieGlanzzeit d7Jsraelis fälltindieJahre1874 bis1880 und inihnenwirdallerdingsderJmperialismus zum Aktion- prinzipinauswärtigenAngelegenheitenAber im Jahre1868, alsnoch die Erregungüber dievon d’Jsraeli durchgesetztezweite große Parla- mentsreformim Lande nachzitterte, erschienein Buchmit dem Titel:

»Greater Britain: arecord oftravel inEnglish speaking countries during 1866——1867«;unddiesesBuch hatdenwohlbekanntenradikal- republikanischenFranzosenfreundSir CharlesDilkezumVerfasser.Wenn Etwas,sobeweistdochderUmstand, daßderGrundgedankedesJmperialismus

Groß-BritannienundseineKolonien: einReich,einewirthschaftsund nationalpolitische Gemeinschaft von einem ausgesprochenenDemokraten ineinlebensfähigesSchlagwort zusammengefaßtworden ist,wietiefin den allgemeinenVerhältnissenerwurzelte. Ja, erist,nochbevorerdenPolitik- macherndesTageszumBewußtseinkommtpam Werke, dienachganz anderen Gegensätzengezogenen Parteischrankenzuverrücken. Man pflegtzusagen, die liberale Partei seiinFolgevon Gladstones Homerule fürJrland auseinandergeborstenund diese PolitikhabedieHartington (Devonshire), Goschen,Chamberlainden Konservativenzugetrieben.Abererstens istdas Motiv ihrerAbschwenkung,schonwas Jrland betrifft,dieSorgeum die ErhaltungderReichseinheit,dannaber und Dasganzbesonders hatte bereits dieegyptischeZauderpolitik Gladstones (81bis85, endigendmit

»demFall Chartums,derPreisgabeGordons,demVerzicht aufdenSudan) nebstseinem muthigen ZurückweichenvorRußlandinAfghanistan,angefangen, den Keilunter dieliberaleGefolgschaftzu treiben. Nursoviel kannman sagen:Unter densogenanntenLiberalen und Radikalenim Landegabundgiebtes einenicht unbeträchtlicheZahlvonKlein:Enghnd-Demokraten,zu denenvorzugs- weise diepuritanisch gesinntenSektirer (Nonkonsormisten)ä- luJohn Bright

der wegen derBeschießungvonAlexandrien1882 ausGladstonesKabinet trat unddiepolitischen MoralistenalaJohn Morley gehören.Aber Beide,John Brightund John Morley,derQuäker und derPhilosoph, sindzugleichFreihändleraus Prinzip. Beidehalten Freihandel füreinen immer und überallgiltigen ökonomischenGrundsatz. Dasheißt: siever- stehendieSituation nicht. Ichwerde Das zubeweisensuchen, möchtezuvor

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Chamberlainundderenglische Jmperialismus. 57 aber daranerinnern, daßdie liberalePartei nach GladstonesAbtreten von derpolitischenBühnenur dadurch regiruugfähigblieb,daß sieeinenImpe- rialistenwieRosebery,denBiographenderPatriotenBurkeundPitt, auf denSchild erhob:derKlein-England:Demokrat Harcourtwirdübergangen, Jvhn Morley,derdochunbestreitbareinsittlicherFaktordes nationalen Lebens ist, fürdieFührerschaftkauminBetrachtgezogen-

WeralsodenJmperialismus verstehenwill, mußvorAllembeachten, daßinBezugaufihndasWählerheerbewunderte undverehrte Führerver-

leugnet;derRumpfempörtsichgegendenKopf.UndlimBekenntnißzu ihm liegtdasGeheimnißderErfolge Beaconssields.Erträumte voneinem Weltteich,das abernicht,wiedasnapoleonische,erst nochzuschaffen,sondern nur abzurunden,zubefestigenundinnerlichzuorganisiren sei.Ermacht dieKöniginvonEnglandzurKaiserin fvon Jndien (76),ersichertseinem Lande denSeeweg dorthin durchAnkauf derSuezkanalaktien,erschütztvor undaufdemBerliner Kongreßdie Türkeidavor,vonRußlandverschlungen zuwerden,erwaffnet sichdemselbenRiesengegenüberinCentralasienzum WiderstandundergewinntmitdengroßenKontinentalmächten,besonders mitDeutschland, bessereFühlung.DieJsolirungpolitik,dieseit Palmer- stons Tagenausbegreiflichen,abernichtimmerbegriffenen,Gründen Tra- ditiongewordenwar, wirdimPrinzipaufgegeben.Und nun kommeich zurHauptsache:denwirthschaftlichenBedingungendesJmperialismus.

Zwischen1850 und1870 beherrschendemokratischeKlein-England- JdealedasöffentlicheLeben, einerlei,welcheParteiamRuderist. Wirth- fchaftlichberuhen sie aufdemFreihandel. 1846 waren dieKornzöllege- fallen,Eobden oder diePolitikdergutenBilanzen hatte gesiegt.Agrikultur- interessen giebtsnun nichtmehr, KulturinteressenalsBestimmungsgrund desöffentlichenLebensgiebteslängst nicht mehr,das Kaufmannsinteresse stehtimVordergrundeundhat,um dieGesetzgebunginseineGewalt zu bekommen,dieDemokratisirungderpolitischenOrganisationindieWege geleitet(Kämpfeum ErweiterungdesWahlrechts zwischen50und70).Der BesitzallerwerthvollstenRohprodukteaus denKolonien, dieum dieseZeit noch ökonomischundintellektuellindenKinderschuhenstecktenundinbeiden Beziehungen,dazu nochinderHauptsache:demMenschenmaterial,von der Mutterinsel abhängigwaren;diebereitshoheEntwickelungstufederseitEnde desachtzehntenJahrhunderts durch EpochemachendeErfindungen geforderten WaarenproduktiontechnikzdasRassenerbtheildesWagemuthes,des Unter- nehmungsgeistes,derReise-undAbenteuerlust.:DassinddieQuellen,aus denen dersprichwörtlichgewordenehalbhundertjährigeVorsprungGroßbritanniens inHandelundIndustrie hervorgegangenist.AlsMarx1859dieersteDar- stellungdesspäterenerstenAbschnittesfeines-»Kapitals«veröffentlichte,durfteer

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58 Die Zukunft.

für feine Analyse kapitalistischerWirthschaftformenEnglandbereitsalscor- pus vile behandeln;unddiese AnalysebietetfastAlles,waszumVerständniß derheutigenLagenöthigist. Englands Jndustriemonopolwarfast unbeschränkt, ganzEuropa,Amerikaunddaseigene schon ungeheure Kolonialreich gehörtenzuseinenKunden. DieBedürfnissedesWeltmarkts leitetenseine heimischeProduktion.—Produziren, exportirenundverkaufen:Daswarfeine Devise; Werthwar mit Tauschwerth,Gut mitWaare eins geworden.

DerWelthandelwar alsoschon längstda,noch ehemitBewußtseindie WeltmachtpolitikalsdieErgänzung,dieeramletztenEndenothwendigmachen würde,erkanntwar. AuchdieErkenntnißhabenwirEnglandzu verdanken, daß WelthandelundWeltmachtpolitikwieEi und Schale nothwendigzu einander gehören.AberderMangel dieser Erkenntniß,dieBlindheitder vom kurzsichtigstenKaufmannsinstinkt geleiteten Tagespolitik fürdieEnt- wickelungtendenzeiner lediglich auf Waarenproduktion fürdenWeltmarkt beruhenden Nationalwirthschaft brauchte solangedasanglosächsischeGemüth nichtzubeunruhigen,alsdieKontinentalmächte,allenvoran Deutschland, Frankreich, Rußlandund dienordamerikanischen Unionstaaten nochkeine Miene machtenundnichtinderLagewaren, sichdurch Großindustrieund GroßhandelvomgroßbritannischemMonopolzuemanzipiren, undihreEnt- wickelungzuunbequemenKolonialmächtennochimSchoßederZukunftlag- DenCobdeniten fehlte dieseEinsicht,wieJohn Morleys Darstellungvom Leben undWirkendesklassischenFreihändlersüberzeugenddarthut; sie dachten sich,wieüberhauptdieManchesterleute, selbstdieTheoretikerunter ihnen, die Weltmatkt- undAbsatzverhältnisfestationäroder höchstenszuGunsten Großbritanniensveränderlich;andiemöglicheindustrielle Emanzipationder eigenenKolonien dachten sie so wenig, daß siekaumnochdieihretwegendexn Mutterlande auferlegtenOpfer für HeerundMarine alsgerechtfertigtund lohnendansahenund ganzruhigvonihrer politischenVerselbständigungsprachen,

sozumBeispielEobdenselbst.Sieglaubten, füralleEwigkeitinihnen sichereAbsatzmärktefür ihre Massenproduktionzubesitzen. AuchdieGruppe unterdenheutigenenglischenPolitikern,die gegen denTransvaalkriegenergisch, aberleidervergeblichprotestirte—- vonLabouchere,demvorlauten Besserwisfer

«

undprinzipiellenNeinsager,derim,,Truth«aufderselbenLiniekämpft,will ich schweigen:eristeinsingulärerFall—: auch dieseGruppederHarcourt undMorley hältdenwirthschaftlichgerechtfertigtenkolonialenEhrgeizEnglands längstfür gesättigt,seine unbändigeExpansiongierfür frevelhaftund anormal, aberstehältamFreihandel, überhauptandermanchesterlichenHandels- undGewerbepolitikfest, obgleichdiegroßenenglischenKolonien nichtnur poli- tisch durchdieSelbstregirung,dieihnen hatte gewährtwerdenmüssen,sondern vorAllemwirthschaftlichinbedrohlicherWeise selbständiggewordensind;so

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