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Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 23. Jahrgang, 1913, Heft 3.

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Academic year: 2022

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(1)

des

Vereins für Volkskunde.

Begründet von Karl Weinhold.

Unter Mitwirkung von J o h a n n e s B o l t e

herausgegeben von

Fritz Boehm.

B E RL IN . B E H R E N D & C °.

1913.

Die Z eitschrift erscheint 4 m al jä h rlich

.

(2)

Inhalt

Seite

F e u e r und L ich t im Judentum e. Yon B erthold K o h l b a c h Zur Sym bolik der F arben, II. Yon H ans B e r k u s k y

Spechtnam en. Yon R ichard R i e g l e r ...

V olksglauben und V olksm einungen aus Schlesw ig-H olstein, II (5. Schw angerschaft, G eburt, Taufe, K indheit. 6. B rautstand und H ochzeit. 7. K rankheit). Von H ein rich C a r s t e n s f K leine M itteilungen:

H exen- und Zauberglaubc der Gegenwart. Von II. B ä c h t o l d . S. 283. — Durch­

ziehkur in W inkel am Rhein (mit drei Abbildungen). Von P. B a r t e l s . S. 288. — Braun­

schw eigische V olksreim e Nr. 1— 7.'). Von 0 . S c h ü t t e . S. 293. — B astlösereim e aus dem Harzgau. Von R. B l o c k . S. 298. — »Karl und E leg a st“ in Pommern. Von W. B e n a r y . 8. 299. — N achträge zur Sage vom Schuss auf den lieben Gott. Von J. J. S t r a u s s . S. 302. — Aus dem V olksglauben der Ladiner. Von R. L o e w e . S. 303. — R eligion s­

w issenschaftliche V ereinigun g in Berlin. Von F. B. S. 301.

B erichte und B ücheranzeigen:

Neuere Arbeiten zur slaw ischen Volkskunde. 2. Südslaw isch (G. Polivka) S. 305. — V. G r u n b e c h , Vor Folkeset i Oldtiden 2 —4 (A. Heusler) S. 327. — F. K o n d z i e l l a , Volkstüm liche Sitten und Bräuche im mhd. Volksepos (H. Lohre) S. 328. — E. F r i e d l i , Bärn- dütsch 3: G uggisberg (0 . Ebermann) S. 330. — L. S ü t t e r l i n , W erden und W esen der Sprache (II. Michel) S. 331.

Notizen:

Abels, Bahlmann, Brietzm ann, de Cock, Edda, K eller, Könnecke, N orlind, Ober­

holzer, Otto, Strassburger, Ühlm ann-Bixterheide, Werner, Zapf S. 332—336.

Abgeordnetenversam m lung des Verbandes deutscher V ereine für Volkskunde und P h ilologen tag in Marburg a. d. Lahn S. 336.

D er N a c h d r u c k der Aufsätze und M itteilungen ist n u r n a c h A n ­ f r a g e b e im H e r a u s g e b e r gestattet.

D er Jahresbeitrag, wofür die Z eitschrift an die M itglieder post- frei geliefert w ird, b e trä g t 12 Mk. Die Zahlung wird bis zum 15. Januar erbeten, und zw ar auf das Konto „G eheim rat D r. R o e d i g e r , Separatkouto“ bei der D epositenkasse NO der D eutschen B ank in B erlin, W . 50, T auentzienstr. 21 — 24. Sie k ann k o s t e n f r e i bei jed er D epositenkasse der D eutschen B ank oder durch Ü berw eisung bei jedem anderen B an k in stitu t erfolgen; dagegen erfordert Zahlung durch P o st­

scheck 25 P f., durch P ostanw eisung 5 Pf. Z u s c h l a g s e i t e n s d e s Z a h le n d e n . Nach jen em Z eitpunkte w erden w ir uns erlauben, den B eitrag o h n e v o r h e r g e h e n d e M a h n u n g a u f K o s t e n d e r M i t ­ g l i e d e r durch die P ost oder P aketfah rtg esellsch aft einzuziehen.

D e r V o r s t a n d . B e i t r ä g e f ü r d ie Z e i t s c h r i f t , bei denen um deutliche Schrift auf Q uartb lättern m it R and gebeten w ird, M i t t e i l u n g e n im I n t e r e s s e d e s V e r e i n s , K r e u z b a n d s e n d u n g e n beliebe m an an den H erau sg eber O b erleh rer D r. F ritz B o e h m , B erlin -P an k o w , P a rk s tr. 12d, zu richten.

225—249 250—265 265—277

277—283

(Fortsetzung auf S. 3 des U m schlags.)

(3)

Feuer und Licht im Judentume.

Y o n ßerthold Kohlbach.

Es gibt in Ü berlieferung und B rauch des Ju den tum es kein Elem ent, dem eine grössere R olle zufiele, als dem F e u e r und dem Lichte. Im F am ilien k reise wie in den B ethäusern, in F reu d und L eid flackern die L ichter, und trotzdem hat das Judentum keine Prom etheussage, enthält der Schöpfungsm ythus k eine F euerlegende. V ielleicht liegt der G rund darin, dass die S childerung des wonnevollen G artens E den in der Genesis das w ärm ende F e u e r entbehren konnte. E rst als d er Mensch das P aradies verlassen muss, um im Schweisse seines A ngesichtes sein B rot zu v er­

dienen, v ersp errt ihm den W eg zum Baum e des L ebens das F l a m m e n ­ s c h w e r t , d. h. der zündende B litz oder die sengende F euersäu le. E rst ein sp äter E n k el findet im F e u e r seinen H elfer: T ubal-K ain schm iedet m it seiner H ilfe das E rz (Gen. 4, 22). E rst Jahrtau sen d e später ver­

ewigt die T radition in einer Zerem onie in der sogenannten H a b d ä l a die E rin n eru n g an die Schöpfung des F eu ers. A nders verhält es sich m it dem L i c h t e . ‘Und die E rde w ar w üst und leer, und F in stern is lagerte ü b er dem Chaos; und der G eist Gottes schwebte ü b er den W assern ’, und die erste Schöpfung dieses Geistes w ar das L ich t (G en. 1, 2f.).

D as F e u e r schwand schon in der U rzeit des Judentum s, der H eb räerzeit, aus dem Mythus und dem K ulte; bloss v erstreu t finden w ir S puren davon, dass es einen B estandteil des Mythus gebildet h atte; die B ibel selbst nim m t entschieden gegen die V erehrung der F eu erg ö tte r Kem osch und Moloch Stellung, wenn auch hin und w ieder in Jahves S puren die F e u e r­

flamme e in h ertritt. D as L icht ist im m er segenspendend, m eh rt in Zeiten der F reu d e die L ust, verscheucht in Stunden der T ra u e r das trostlose D unkel m it seinen S puk- und Schreckgestalten.

I. Die Schöpfung des Feuers.

In der ältesten U rkunde des Judentum s k ann von der H e r­

stellung des F eu ers k ein e R ede sein, wenn auch die Etym ologie des W ortes ‘esch’ auf die Gewinnung des F eu ers durch B ohren hin-

Zeitschr. d. V erein s f. V o lk sk u n d e. 1913. H e ft 3. 15

(4)

•226 Kohlbach:

w e ist1). D ie V erfasser und R ed ak to ren d er einzelnen biblischen B ücher leben doch u n ter dem Einflüsse der vorgeschrittenen K u ltu r Ägyptens, A ssyrien-Babyloniens, P ersiens und H ellas. E ines jedoch ist auffallend, dass L eviticus üb er die B ereitung des heiligen F eu ers nichts enthält, wo doch selbst des kleinsten Nagels im S tiftszelte E rw ähn un g getan wird.

Von einem h e i l i g e n , d. h. von einem auf uralte W eise gew onnenen F e u e r w e is s d ie S c h r i f t . D er H o h ep riester Aaron b e re ite t das W eih e­

opfer und ordnet es auf dem A ltäre nach Mosis V orschrift. ‘U nd Aaron erhob beide H ände gegen das Volk und segnete es; dann stieg er h in ­ unter, nachdem er die verschiedenen Opfer angerichtet hatte. Mose und A aron gingen hernach ins Stiftszelt, kam en w ieder heraus, segneten das Volk, und Gottes H e rrlic h k e it erschien vor dem ganzen Volke. Und F eu er stieg nied er von G ott und v erzehrte auf dem A ltäre das Opfer und die F ettstü c k e. Als das V olk dies gesehen hatte, frohlockte es und fiel aufs Angesicht. Doch da nahm en die Söhne Aarons, N ädab und Abihü, ihre P fan nen, gaben F e u e r hinein und streuten d arau f W eihrauch und trugen vor G ott (frem des) p r o f a n e s F e u e r , d a s n i c h t n a c h V o r s c h r i f t b e r e i t e t w o r d e n w a r (ascher lo ziwwäh ötäm ). U nd ein F e u e r fiel von Gott und schlug sie, dass sie sofort vor G ott starben’ (Lev. 9, 22— 10, 2). E in h e i l i g e s F e u e r brannte auch auf dem A ltäre zu J e r u ­ salem (2. M akk. 1, 19).

D i e S c h ö p f u n g d e s F e u e r s , von der die S chrift schweigt, bild et ein T h em a in der T radition, denn das Ju dentum fühlte den M angel der F euersage, die sich so herrlich bei den A riern und zum al bei den P ärsis entw ickelt hatte. W ie kam nun d er M ensch in den Besitz des F euers?

Zehn D inge schuf G ott unm ittelb ar vor S abbatbeginn, und u n ter diesen D ingen w ird auch das F e u e r aufgezählt. Doch zur A usführung gelangte die A bsicht erst am A usgange des S abbats: G ott gab dem Menschen E insicht; er nahm zwei K iesel auf, rieb sie aneinander, und es löste sich ein F u n k e los (P esächim 54). Nach dem M idrasch (Exodus ra b b a § 15) ging der W eltschöpfung die Schaffung d re ie r D in ge: des W assers, des W indes und des F e u e r s voraus. D e r M idrasch b ea rb eitet diese B e­

m erkung, und w ir bekom m en eine j ü d i s c h e F e u e r l e g e n d e . D e r Ju d e gew ann w ieder Sinn für die N atur und ihre E rscheinungen, und schon der M idrasch w iderlegt T roels L und: „W as endlich zugleich eine S tarke und eine Schwäche der Ju d e n ausm achte, das war die U n abhängigkeit des Volkes

1) V ielleich t hat der Urhebräer im Feuerbohren etw as dem Coitus Entsprechendes gesehen, wie der R igveda 3, 29, 3; s. A. Kuhn, D ie Herabkunft des Feuers (Berlin 1859) S. 44 und 104ff., die Araber, s. F. Nork, Etym ol. R eal-W örterbuch (Stuttgart 1843) 2, 47;

v g l. auch das griech. eayaQa bei Aristophanes Equ. v. 1286 = pudendum m uliebre.

is t nich t ‘sich gesellen ’ = assuescere, sondern = coire und = das Bohr- brett eoxäga, der Bohrer (xQvnavov), das F euer selb st Sogar dafür, dass man den Bohrer m it einer Sehne gew irbelt hat, finden wir eine Andeutung in dem Verb FH2£, nach G esenius urspr. ‘winden’, als ‘brennen’, z. B. Ezech. 21, 3.

(5)

Feuer und Licht im Judentum e. 227

von N atureindrücken. In früher Jugend m it d er W urzel herausgerissen und dann u n te r allen m öglichen N aturverhältnissen herum gestossen, vom E up h rat bis zum Nil und w ieder zurück, hatte das Yolk die u n m ittelbare E in h eit m it der bestim m ten natürlichen U m gebung, welche zugleich fördernd und hem m end w irk t, v erloren.“ (H im m elsbild und W elt­

anschauung im W andel der Z e ite n 4, L eipzig 1913 S. 74.)

‘R a b b i L e v i tra d iert im N a m e n r. S e ir a ’s : S e c h s u n d d r e is s ig S tu n d en w a lte te d ie S o n n e ih r es A m te s ; z w ö lf S tu n d en am F r e ita g , z w ö lf S tu n d en F re ita g n a ch ts un d z w ö lf S tu n d en am S a b b a t. S o b a ld d ie S o n n e am S ab b at u n ter g in g , trat F in ste r n is e in . D a fü rch tete sic h d er M en sc h . . . . W a s tat d er A llm ä c h tig e ? Er le g te ih m z w e i S te in k lu m p e n (r e ä fim ) in den W e g , d ie s c h lu g d er M en sch a n ein a n d er, un d e s e n tsp ra n g d er F u n k e. D e r M en sch sp ra ch e in D a n k g e b e t, w ie w irs le s e n (P s. 130, 11 ): „ N a ch ts en tsta n d e in L e u c h te n u m m ich h e r .“ W ie la u te te d a s D a n k g e b e t? (G e p r ie s e n s e is t du E w ig e r , u n se r G ott, K ö n ig der W e lt),

„ d er du d e n L ic h tq u e ll d e s F e u e r s g e sc h a ffe n h a s t.“ U n d d ie s e n tsp ric h t v o ll­

k o m m e n d em A u ssp ru ch e R . S a m u e ls, d e m g e m ä s s am S a b b a ta b en d b e im A n b lick d e s L ic h ts darum e in S e g e n ss p r u c h g e s a g t w ir d , w e il am S a b b a ta b en d d ie S c h ö p fu n g d e s F e u e r s vor s ic h g e g a n g e n is t (G e n e s is rabba § 11 un d P e - sä c h im 53 b). — ‘D ie R a b b in e n k e n n e n d ie T ra d itio n , n a ch w e lc h e r G ott am S a b b a ta b en d e A d am d e s b e g lü c k e n d e n L ic h te s b erau b t u n d ihn au s d e m E d e n v e rtr ie b e n h a b e ... R . L e v i trad iert im N a m en r. Se'ira’s : S e c h s u n d d r e is s ig S tu n d en w a lte te d ie S o n n e ih r e s A m t e s ... S o b a ld A dam d er S ü n d e v e r ­ fa lle n , w o llte G ott so fo r t d a s L ich t v e rs te c k e n , d o ch er n ah m R ü c k s ic h t a u f den S a b b a t, w ie g e s c h r ie b e n steh t: „u n d G ott s e g n e te d en s ie b e n te n T a g “ (G en . 2, 3).

U n d w o m it se g n e te er ih n ? M it L i c h t . B ald n a c h S o n n en u n terg a n g , am F re ita g ­ n a ch m itta g , b e g a n n j e n e s L e u c h te n . D a w u rd e G ott g e p r ie s e n , w ie u n s d ie S ch rift m e ld e t: „ W o sic h a u ch d er H im m el w ö lb t, v erk ü n d et m an d e in e H errlich ­ k eit, se in G la n z v e rb r e ite t sic h b is zu der E rd e E n d e n “ (H io b 37, 3 ). W a ru m b e d ie n t sic h d er V e r fa s s e r d e s A u sd ru ck es: „ S e in G lan z v e rb re ite t s ic h b is zu d er E rd e E n d e n ? “ W e il in W ir k lic h k e it d ie s e s U r lic h t d en g a n z e n T a g u n d d ie g a n z e N a c h t h in d u rch g e str a h lt h a tte. S o b a ld d ie S o n n e am S a b b a ta b en d e u n ter­

g e g a n g e n w a r, trat tie fe D u n k e lh e it ein . l n d e m M o m en te ersch ra k A d a m ; v ie l­

le ic h t e r fü llt sic h je tz t an ihm d e r F lu c h , d a s s d ie S c h la n g e ihn b e is s e (G en . 3, l o ) , u n d er sc h r ie au f: „A ch , e s erd rü ck t m ich d er D r a ch e d er F in s t e r n is ! “ (P s . 139, 11).

W a s tat nun d er A llm ä c h tig e ? E r le g te ih m z w e i S te in k lu m p e n in d e n W e g , d ie s c h lu g der M en sc h a n ein a n d er, e s en tsp ra n g d er F u n k e, u n d A d am r ie f fr eu d ig a u s: „ N a c h ts e n tsta n d e in L e u c h te n um m ich h e r .“ ... U n d d ie s en tsp rich t d e m A u ssp r u c h e R . I s m a e ls (1. S a m u e ls ), d em g e m ä s s am S a b b a ta b en d e b eim A n b lick d e s L ic h te s darum ein S e g e n ss p r u c h g e s a g t w ird, w e il am S a b b a ta b en d e d ie S c h ö p fu n g d e s F e u e r s v o r sic h g e g a n g e n is t ’ (G e n e s is rabba § 12 [v g l. J o s e f bin G orion , D ie S a g en d e r J u d en 1, 108 f. 1 9 1 3 ]).

D ie grosse B edeutung des F eu ers gibt sich auch darin kund, dass noch heute in den m eisten jüdischen H äusern den sym bolischen Ü bergang aus der S abbatruhe zur Arbeitsw oche ein Segensspruch ü b er die L icht­

erscheinungen des F euers (m eöre ha-esch) bildet, weil nach der talm udischen L egende am S abbatabende zum T röste des aus dem E den vertriebenen, im F in stern sich fürchtenden Menschen Gott das F eu er geschaffen hatte.

15*

(6)

228 Kohlbach:

A uf den E inw and, dass auch andere D inge an einzelnen Schöpfungs­

tagen entstanden seien und doch im Zerem oniell n icht Vorkommen, a n t­

w ortet der scharfsinnige Salomo ben A braham A dreth (13. Ja h rh .), dass es m it dem F e u e r eine ganz andere B ew andtnis h ab e; denn da der Ju d e am S abbat k ein F e u e r m achen darf, gilt der Sabbatabend in bezug au f das F e u e r fü r ihn, als wenn es eine N euschöpfung w äre (T u r O rach- chajjim § 28). D erselbe (a. a. O.) v erm ittelt uns auch die E rin n eru n g an eine der ältesten B ereitungsform en des F euers, näm lich durch R eiben und Schlagen. ‘U ber F eu er, w elches aus Holz oder Stein entspringt, d arf am S abbatabende die B enediktion gesprochen w erden, am A usgange des V ersöhnungstages aber nicht, denn — wie D avid H allevi b em erk t — das F e u e r w urde am S abbatabende erschaffen, indem Adam zwei Steine an­

einander schlug; dies bezieht sich jedoch nicht auf den V ersöhnungstag.’

Im R itus des H eiligtum es spricht für die ausserordentliche W ichtig ­ k e it des F euers die B estim m ung: ‘Und auf dem A ltäre brenn e ein F eu er, es erlösche nicht! An jedem Morgen entzünde der P rie s te r Holz . . . . E in ewig F e u e r brenne auf dem A ltäre; es erlösche n ic h t!’ (Lev. 6, 5 f.).

II. Feuer und Licht im Mythus.

A uf den ersten B lick w irk t es befrem dend, dass in der m ehrere J a h r­

hunderte um fassenden H eiligen S chrift so selten das F e u e r eine m ythologische R olle spielt. Zuw eilen handelt es sich um die einfache N aturerscheinung als B egleiterin der göttlichen Strafe, wie im F a lle Sodoms und Gom orrhas (Gen. 10), oder als schwere H eim suchung zur E rp ro bu ng des F rom m en, wie bei H iob (1, 16). D en Glanz der O ffenbarung erhöht das F e u e r, dieselbe A nschauung k e h rt bei Jesa ja (6, 4) und etwas k om plizierter bei E zechiel wieder. Als T radition m ochten ja F euersagen von Mund zu Mund gew andert sein, aber d er Jahvism us m achte die b eredten L ippen verstum m en, der M ärchenerzähler verschwand von der S trassenecke, die R edaktoren der Schrift verw arfen die heidnischen M ythen, und vor ihrem strengen G ericht fanden bloss je n e spärlichen R este Gnade, die Jah ves Grösse nicht n ur nicht beeinträchtigten, sondern eher hoben.

G egenüber dieser starren Auffassung w agte sich selbst die Agada nicht an die sagenbildende A usschm ückung von F e u e r und L icht. In den m eisten F ällen enthält sie zu den B ibelstellen gar keine B em erku ng ; natürlich w irk t hier auch die P o lem ik gegen den P arsism us m it, der oft genug selbst auf das noch biblische Judentum von Einfluss gewesen war.

E in e einzige A usnahm e k e n n t der M idrasch: A braham ist der T raditio n so sym pathisch, dass sie in seinem L eben einen solchen Vorgang sich abspielen lässt, wie uns das Buch D aniel ihn von Chananja, M ischael und A sarja m itteilt. Zum Opfer Abels lieferten die Analogie die O pfer A arons, Gideons, Salomos und des P ro p h eten Elias.

(7)

Feuer und L ich t im Judentum e. 229

1. G o tt a ls F e u e r o d e r in d e s s e n B e g l e i t u n g .

A b r a h a m s O p f e r . A braham erh ielt das V ersprechen, dass K anaan ihm gehören solle. Als er ein Zeichen hierfür erbeten und Gottes Befehle gem äss verschiedene T ieropfer dargebracht hatte, befiel ihn ein tiefer Schlaf. Und er hörte eine Stim me, die ihm verhiess, seine N achkom m en w ürden in einem frem den L ande Sklaven sein, im vierten Geschlechte a b e r reich und verm ögend zurückkehren. ‘Als es nun tiefdunkel ge­

w orden war, siehe, e in r a u c h e n d e r O f e n u n d F e u e r f l a m m e n , w e lc h e e i n h e r g i n g e n z w is c h e n d e n O p f e r s t ü c k e n . An jenem T age knüpfte G ott m it Abraham einen Bund, sprechend: D einen N ach­

kom m en gebe ich dieses L and vom Strom e Ägyptens bis zum grossen Strom e, dem E u p h ra t . . .’ (Gen. 15, 7f.). — B ek an n ter ist die E r­

scheinung G ottes im f l a c k e r n d e n D o r n b ü s c h e vor M o s e (Ex. 3, 1—3) und als F e u e r s ä u l e , welche dem befreiten Israel den D ekalog gab:

‘Und den B erg Sinai bedeckte vollkom m en der R auch, denn in einer F euersäu le war G ott au f ihn h ernied erg estiegen ’ . . . (Ex. 19, 16— 18), und die au f der W anderung nachts das Volk begleitete (Ex. 13, 21).

D er Jahvism us siegt. Gott ist nicht m ehr das F e u e r; dieses ist selbst sein V ertreter nicht, bloss sein W erkzeug, doch ist dessen R olle noch im m er eine m ythologische. G ott b enutzt das F eu er, um seine From m en auszuzeichnen, sie zu rechtfertigen, ihre T reu e zu belohnen. D as erste B eispiel dafür ist das Opfer Aarons (Ex. 40, 3 4 f.), dem entsprechend A b e ls O p f e r , welches der M idrasch ein wenig ausschm ückt: ‘A uf dem A ltäre Abels lohte das F e u e r zur lichten F lam m e empor, Kains A ltar stürzte d er Sturm um , und die dargebrachten F rü ch te fielen zur E rd e .’ D ie Schrift selbst erzählt n u r: ‘G ott w endete sich zu A bel und seinem G eschenke, zu K ain und seinem G eschenke w endete er sich n ich t’

(G en. 4, 4f.). W ie sich der V erfasser das Zuwenden vorgestellt hat, wissen wir nicht. V ielleicht dachte er sich das F eu er anthropom orph, m it H änden versehen, wie m an die Sonnenscheibe zur Z eit der R eligions­

reform Am enhoteps IV. auf R eliefs dargestellt hatte. D er T radition folgt R aschi, und selbst der k ritische A braham ibn E sra deutet die Stelle so:

‘F e u e r fiel aus der H öhe und verzehrte Abels Opfer, dasjenige K ains nich t.’

G id e o n s O p fe r. Als in der grossen N otlage Israels G ottes Bote dem Gideon erschienen war und ihn aufgefordert hatte, Israel aus der G ew alt Midjans zu erretten, forderte Gideon ein Zeichen, dass G ott zu ihm geredet. „E ntferne dich nicht von hier, bis ich hinauskom m e und d ir mein G eschenk hinausbringe, um es dir vorzulegen“, und die Antwort lau tete: „Ich bleibe, bis du zurückkom m st.“ Gideon b ereitete sein Opfer und bot es ihm dar. A uf die A ufforderung des Boten nahm Gideon das F leisch und das ungesäuerte B rot und legte es auf den F elsen. „D er Bote G ottes streckte den Stab m it der Spitze aus, b erü h rte das F leisch und das

(8)

2 3 0 Kohlbach:

Brot, und aus dem F elsen brach F e u e r und v erzeh rte F leisch und B rot, Gottes Bote jedoch verschwand vor seinen A ugen“ (Judic. 6, 11— 2 1 )x).

A uffallend ist es, dass anlässlich d er E inw eihung des salom onischen Tem pels das Buch der K önige nicht erw ähnt, dass Gottes F e u e r die Opfer verzehrt hatte, was 2. Chron. 7, 1— 2 angeführt wird.

E in e E rscheinung G ottes im F e u e r behan delt das 1. Buch der Könige 18, 18—39. D er P ro p h et E lia versam m elt das V olk an dem Fuss des K arm elgebirges und sprich t: „. . . Siehe! Ich allein blieb ü brig u n ter den P ro p h eten G ottes; die Zahl d er B aalspropheten ist vierhu nd ertun d- fünfzig. Man bringe vor uns zwei S tiere; sie mögen den einen wählen, ihn zerstückeln, auf den A ltar legen, aber k ein F e u e r daru nter geben, und ich b ereite den zw eiten Stier, lege ihn auf den Scheiterhaufen, ohne F eu er darunter zu legen. W e n d et euch an eure G ötter, ich wende mich an den Ew igen, und es sei je n e G ottheit, die im F e u e r sich offenbart, der w ahre G ott.“ V ergebens bem ühten sich die B aalspriester; da w andte sich E lia an den Ew igen, und obwohl O pfer und S cheiterhaufen von W asser troff, fiel Gottes F e u e r herab und verzehrte das Opfer, den Scheiterhaufen, den Staub und sog das im G raben befindliche W asser auf.

Im 2. Buche der M akkabäer 1, 19—23; 31 — 36 w ird b erichtet, dass from m e Exulanten auf dem W ege nach P ersien einige glim m ende Kohlen vom heiligen F e u e r in Jerusalem m itgenom m en und unterw egs in einer leeren Z isterne verborgen hatten. Als nun d er P erse rk ö n ig u n ter L eitun g N ehem ias Ju d en nach Jeru salem h eim keh ren liess, schickte N ehem ia N achkom m en je n e r P rie s te r aus, das F e u e r zu suchen. Als sie aber an Stelle des F eu ers eine dichte F lü ssig k eit fanden, hiess sie N ehem ia daraus schöpfen und dam it das O pfer und den A ltar begiessen. Nachdem dies geschehen und eine k lein e W eile verstrichen war, brach ein so grosses F e u e r aus, als die Sonne aus dem N ebel hervorbrach, dass alles ringsum erstau n t w a r ... D e r K önig liess nach gründlicher U ntersuchung den P la tz um zäunen und dort einen T em pel errichten.

Ü b er das H erabkom m en des F eu ers vom H im m el b erich tet auch der Talm ud (C hagiga 14 b) im A nschlüsse an R. Jochanan ben Sakkai.

‘E in s t ritt R . J o c h a n a n b en S a k k a i a u f e in e m E s e l (a u s J e r u sa le m ), un d e s fo lg te ih m se in S c h ü le r E la sa r b e n A r o ch um d ie L e h r en d e s M e iste r s g e n ie s s e n zu k ö n n e n . E r w ü n s c h te , d a s s ih m d er M eiste r ü b er R ap . 1 in E z e c h ie l (m ä a sz e m erk ä b ä : G ott un d d ie H im m e ls g e s c h ö p fe ) A u fs c h lu s s e rte ile . A ls d ie s der R a b b i m it R ü c k s ic h t a u f d ie E r h a b e n h e it d e s G e g e n s ta n d e s ab leh n t, e rsu c h t ih n d er S c h ü le r , er m ö g e ih m e rla u b en d a s zu w ie d e r h o le n , w a s er v o m M e iste r frü h er g e h ö r t h atte. „ S p ric h ,“ sa g te d er M eister, s tie g v o m E s e l, v e r h ü llte d a s H aup t

1) A uf die A nalogie zwischen dieser S telle und Mosis Sendung (Ex. 3 ,7 bis 4 ,5 ) verw eist D. H. Müller in seinen E zechiel-S tu dien (W ien 1894) S. 31 f. N ach ihm ent­

spricht dem m atteh (Stab) bei Mose hier m isch‘enet; ich halte hier für das W ichtigste die Spitze des Stabes und den Felsen. D ie M etallspitze entschlug dem F elsen Funken, und so entstand das Feuer.

(9)

Feuer und Licht im Judentume. 231 un d se tz te sic h a u f e in e n S te in u n ter ein er O liv e. D a fra g te ihn d er S c h ü ler :

„ R a b b i, w arum s t ie g s t d u v o m E s e l ? “ D e r M eiste r a n tw o rtete: „ V ie lle ic h t sp ric h st du a u ch ü b er m erk äbä, u n d da g e s e llt s ic h u n s d ie G lo rie, u n d m it u n s w erd en d ie d ie n sttu en d e n E n g e l se in , u n d ich s o ll r e it e n ? “ D a hob E la sa r ben A ro ch an und b e h a n d e lte w irk lich d a s T h e m a : M ä a sze m erk äbä. U n d s ie h e , F e u e r fiel vom H im m e l u n d v e r g o ld e te m it se in e m G la n ze a lle B ä u m e r in g su m , d ie B ä u m e b e ­ g a n n en H y m n en zu sin g e n . . . .; un d im F e u e r l ie s s sic h ein E n g e l v e r n e h m e n u n d r ie f a u s: „ D a s is t d ie M y stik der m e r k ä b ä !“ V o n d ie s e m w u n d erb a ren B e ­ g e b n is s e R . J o c h a n a n ben S a k k a is h örte R a b b i J o su a . A n e in e m h e is s e n T a m m u s - ( J u li) t a g e e rg in g sic h R . J o su a m it d em P r ie s te r R . J o s e im F r e ie n . U n ter w e g s b e sp ra c h e n s ie a u c h d a s T h e m a m erk ä b ä ; d o ch k a u m b eg a n n R . J o s u a darüb er zu sp re c h e n , b e w ö lk te s ic h d er H im m e l, d ic h te W o lk e n z o g e n am H o rizo n te auf, u n d am W o lk e n h im m e l w u rd e e in e d em R e g e n b o g e n ä h n lic h e E r sc h e in u n g sich tb ar.

E s v e rsa m m e lten sic h d ie E n g e l; s ie v e rsa m m e lte n sic h , um au ch m ita n z u h ö re n d ie m erk ä b ä -L eh ren , w ie w e n n M en sc h e n zu e in e m H o c h z e its fe s t h erb eiströ m en . D e r P r ie s te r R a b b i J o s e e rz ä h lte d ie s d em R . J o c h a n a n b en S a k k a i, der nu n a u s rie f: „ H e il e u c h , un d g lü c k lic h eu re E lter n . . . J “

2. F e u e r a ls S t r a f e u n d B e l o h n u n g .

D er Mensch sah im verheerenden W irk e n des F eu ers eine Strafe Gottes, und er erle rn te dieses W irk en von der N atu r; die Autodafes er­

folgten genau nach den V orschriften der B ibel (Num. 31, 10: die Städte M idjans, Deut. 7, 5: K anaans blühende O rtschaften m itsam t A ltären, H ainen und Statuen, D eut. 9, 3: A naks Volk, Josua 6, 24: Jericho, Judic.

1, 8: Jerusalem usf.) bis auf die N euzeit. Das erfuhren Städte, F am ilien, einzelne; Ju d e n , H a e re tik e r, G elehrte und ausserdem die vielen un ­ schuldigen F rau en , die auf G rund von Exodus 22, 17 als H exen v erb ran nt worden sind. Die strafende Gewalt des F eu ers herrsch t im Jen seits der auf der B ibel fussenden R eligionen; das H ö l l e n f e u e r h a rrt m it erlesenen Qualen der Seelen der V erdam m ten; als G l o r i e n s c h e i n k rän zt des F eu ers Glanz die H ä u p te r der From m en. G ottes Zorn als F e u e r r e g e n erfäh rt in der S chrift zuallererst das blühende S tädtepaar Sodom und Gom orrha. ‘Und es stieg auf die Sonne am H orizonte, als L o t nach Zöar gelangt war. D a sandte Gott auf Sodom und G om orrha einen R egen h ern ie d er: Schwefel und F e u e r (von Jah v e) aus dem H im m el. Und es vernichtete (das F e u e r) diese Städte und ihr ganzes G ebiet, alle E in ­ w ohner der S tadt und den E rtra g des Bodens’ (Gen. 19, 23—25). — Als freie M enschen gegen die V orherrschaft einer einzigen F am ilie aufgetreten waren, öffnet sich der Boden und verschlingt Korach und die L eiter der B ew egung; die verblendete Masse wird anders gestraft: F e u e r stürzte herab von Jahve und verzehrte die zw eihundertundfünfzig Mann, die (in ihren P fan n en ) R äucherw erk dargebracht hatten (Num. 16, 15). Auch sonst ist die Strafe der A uflehnung das F e u e r (ebd. 11, 1—3).

Es ist wohl wahr, dass die Schrift auch solche F älle anführt, wo M enschengew alt gottesfürchtige M änner zum F eu erto d e verurteilt, doch

(10)

232 Kohlbach:

tu t ihnen das F euer, der B ote Gottes, nichts an, um lodert sie, ohne selbst die K leid er oder das H aar zu sengen. A llb ekan nt ist die biblische L egende in D an. 3, 5— 27 von Schadrach, M eschach und Abed-Nego. Ganz analog b ildete der M idrasch eine A braham legende, nach w elcher Nim rod den ju n g en A bram in einen b renn enden K alkofen w erfen liess (Genesis ra b b a § 38 und 44, gekürzt Talm . E ru b in 5 3 a )1). A nders stehts, wenn ein F eu erw eg ins H im m elreich führt, die Flam m e, die B otin Gottes, der Blitz, seinen W eg zurücknim m t, vom O pferaltare aufsteigt und den m it­

entrückt, der sich dem F eu er anvertraut. D ie B ibel lässt bloss einen Menschen diesen W eg m achen, den P ropheten Elia. E lijäh ü und Elischa

‘lustw andelten und sprachen w ährend des S pazierganges zueinander, als plötzlich vor ihn en ein feuriger W agen und feurige Rosse auftauchten, sie voneinander tren n ten und E lijähü im Sturm e in den H im m el aufstieg’

(2. Reg. 2, l l ) 2). D ie zw eite Stelle der Schrift lässt nicht m ehr einen M enschen, sondern einen E ngel in F lam m en zum H im m el aufsteigen:

‘M an oach sp ra ch zu m B o te n G o ttes: „L a es d ic h d o ch a u fh a lte n , w ir w o lle n dir ein k le in e s B ö c k le in v o r s e tz e n .“ J a h v e s B o te a n tw o rte te d em M an o a ch :

„ W e n n ic h a u ch h ie r v e r w e ile , n e h m e ic h n ic h t te il an d e in e m M a h le, d och w ills t du e s J a h v e a ls O p fer d arb rin gen , m a g st du e s tu n .“ — M an oach w u s s te e s n ä m lic h n ich t, d a s s j e n e r e in B o te J a h v e s w äre. — U n d M an oach s a g te d em B o ten J a h v e s: „ W ie h e is s t d u ? W e n n sic h n ä m lich e rfü llt, w a s du v e r h e is s e n , w o lle n w ir d ic h p r e is e n .“ H ie r a u f s a g te der B o te J a h v e s : „ W a ru m fragst du nach m e in e m N a m e n , d er d och so so n d e rb a r k lin g t? “ — M an oach nah m das B ö c k lein u n d d ie u n b lu tig e n O p fe r stü c k e un d le g t e s ie a u f e in e n F e ls e n für J a h v e h in , d er im A n g e s ic h te M a n ö a c h s un d s e in e s W e ib e s W u n d e r g e w ir k t hat. A ls n ä m lich d ie F la m m e v o m A ltar g e n H im m e l a u fs tie g , s t ie g a u ch J a h v e s B o te in d er F la m m e d e s A ltars e m p o r . . . .’ (J u d ic . 13, 1 5—20).

D ie grösste R olle spielt F e u e r und L ich t im G lauben des Judentum s ü b er das Jenseits. D as S trafm ittel ist das H ö l l e n f e u e r , w orüber h ier w eiter nicht gesprochen w erden soll. Es genügt darauf hinzuw eisen, dass in A dolf Jellin ek s Sam m lung K lein erer M idraschim eine A bhandlung über die H ölle (G e-hinnöm ) in vier K apiteln aufgenom m en ist; es ist eine erw eiterte, ausgeschm ückte E rzählung der W an derun g R. Josua ben Levis in H ölle und Eden, von der der babylonische T alm ud (K etübot 77 b und S anhedrin 98a) berichtet. D e r O rt jen seitig er F reu d e n ist das E den oder P a r a d i e s , das in der A uffassung d er Ju d en über das L eb en im

1) D ieses Wandeln durch Feuer leb t bei vielen Völkern, vgl. V ergils Aen. 11,.785 bis 788; W. W ächter, Das F eu er (Wien u. L eip zig 1904) S. 94 — 102; Frazer, Golden Bough 3, 3 0 7 f. und besonders Andrew Lang, M agic and R eligion (London 1901) Cap. 15. Y gl.

ferner W. Bossm ann, Gastfahrten (L eipzig 1880) S. 21 f.

2) Es ist interessant, das R. Jose (2. Jahrh. n. Chr.) höchstw ahrscheinlich pole­

m isierend die Him m elfahrt E lias zum T eile negiert: Mose und E lia stiegen nicht auf in den H im m el, denn ‘der H im m el ist Gottes, die Erde bloss gab er den M enschensöhnen’

(Ps. 115, 16) in S u k k a ö a . — Über das A u fsteigen m ittels des -Blitzes vgl. E. Rohde, P syche 1, 320 f.

(11)

F euer und Licht im Judentum e. 233 Jen seits eine w ichtige R olle spielt. Auch darüber h andelt ein M idrasch in Jellin ek s Sam m lung, aber ganz belanglos; er enthält nich t das M indeste ü b er F e u e r und Licht. D em Juden tu m e verschaffte Eden und H ölle m it G lorienschein und F eu erq u al der K abbalism us; der Glaube daran fand auch poetische B earbeitungen, besonders durch italienisch-jüdische D ichter, wie durch Im m anuel aus Rom und Mose da R ieti.

III. Feuer und Licht in der Theologie.

1. F e u e r g ö t t e r u n d F e u e r o p f e r .

A uf prim itiven K ulturstufen m ag das F e u e r noch als Lebew esen g e­

golten haben, das biblische V erbot stam m t schon aus ein er viel späteren Z eit und rich tet sich gegen den F e u e r g o t t und seine V erehrung.

„ V o n d e in e n N a c h k o m m en la s s e k e in O p fer d e m M o lo ch d arb rin gen , a u f d a ss d u ja n ic h t e n tw e ih e s t d e n N a m e n d e in e s G o tte s ; ic h bin J a h v e ! “ (L e v . 18, 2 1 ).

‘V e rk ü n d e d en S ö h n e n I s r a e ls : W e r im m er a u ch u n ter den S ö h n e n Isra e ls o d er u n ter d en F re m d e n , d ie in Is r a e l s ic h a u fh a lte n , v o n se in e n N a c h k o m m en e in en d e m M o lo c h a ls O pfer d a rb rin g en lä s s t, s o ll ste rb en ! D ie B e w o h n e r d e s O rtes m ö g e n ih n ste in ig e n . Ic h a b er w e n d e m ich g e g e n je n e n M ann u n d rotte ihn au s a u s s e in e m V o lk e , d ie w e il er d e m M o lo c h von se in e n N a c h k o m m en ein O pfer d a rb rin g en lie s s , a u f d ie s e "Weise m e in H eilig tu m sc h ä n d e n d u n d m e in e n g e ­ h e ilig te n N a m e n e n tw e ih e n d . U n d s o llte n d ie B e w o h n e r N a c h s ic h t m it je n e m M an n e h a b en , n a c h d em er von s e in e n e ig e n e n K in d ern d em M o lo ch op fert, u n d ih n n ic h t töten , dan n w e n d e ich m ich g e g e n ih n u n d s e in e F a m ilie u n d ro tte au s s o w o h l ih n a ls a lle , so ih m le ic h tfe r tig fo lg en , in d em s ie w ie d ie B u h le r in d em M o lo c h a n h a n g en (L e v . 20, 2 — 5 ).

Doch Isra el w urde rückfällig:

‘D e r K ö n ig S a lo m o tat B ö s e s v o r J a h v e ; er fo lg te d em J a h v e n ic h t m it so lc h g a n z e r H in g eb u n g , w ie se in V a te r D a v id . S a lo m o lie s s v ie lm e h r e in en A ltar errich ten zu E h ren d e s m o a b itisc h e n G ö tzen K em ö s ch a u f d e m B e r g e , der in u n m ittelb a rer N ä h e v o n J e r u sa lem lie g t, u n d d e m M o lo c h , d em s c h e u s s lic h e n G ö tzen d e s V o lk e s A m m on . . . U n d a u flo d e r te d er Z orn J a h v e s g e g e n S a lo m o , w e il s e in H erz ab trü n n ig g e w o r d e n w a r von J a h v e , d e m G otte Isra e ls, o b z w a r d ie s e r ih m z w e im a l e r s c h ie n e n w a r u n d ih n daran g e m a h n t h atte, n ic h t zu ändern G öttern ü b e r z u g e h e n ’ (1 . R e g . 11, 6 f.).

D ie Strafe für den M olochdienst ist laut dem P en tateu ch hart. Das V olk selbst m usste den Ü b e rtreter des V erbotes steinigen. Mit dem K önige Salomo geht der V erfasser des Buches der Könige glim pflicher um ; es durfte ja von einer gänzlichen A usrottung k eine R ede sein, sie w iderspräche der G eschichte, blieben doch Ju d a und B enjam in der davidischen D ynastie treu.

‘J a h v e r e d e te zu S a lo m o : W e il e s an dir g e le g e n w a r u n d d u d ic h d en n o ch n ic h t g e h a lte n h a st an m e in e n B u n d u n d an m e in G e s e tz , d ie ic h dir anvertrau t h a b e, e n tr e is s e ic h dir d ie H er rsch a ft u n d g e b e s ie d e in e m K n e ch te. D o c h b e i L e b z e ite n tu e ic h s d ir n ic h t a u s R ü c k s ic h t a u f d e in e n V a te r D a v id ; d e in e m

(12)

234 K ohlbach:

S o h n e e n tr e is s e ich s ie . D o c h s e lb s t dan n e n tr e is s e ic h dir n ic h t d a s g a n z e R e ic h ; e in e n S tam m la s s e ic h d e in e m S o h n e uni der V e r d ie n s te m e in e s K n e c h te s D a v id w ille n u n d J e r u s a le m s w e g e n , w e lc h e s ich lie b g e w o n n e n h a b e ’ (1 . R e g . 11, 1 1 — 13, v g l. 2 9 — 4 0 ).

Um sonst w ar aber jeg lich er K am pf gegen die V erehrung der F e u e r­

g ö tter; Kemösch und Moloch w urden v ereh rt; Achas fü h rt im T ale Hinnom seine Söhne durchs F e u e r (2. Chron. 28, 3), Menasse hiDg auch jenem K ulte an (ebd. 33, 6), bis der K önig Joschia den Unfug, wenn auch nicht gänzlich, einstellte. D as im T ale Hinnöm befindliche T hofeth w ird auf­

gehoben :

‘A u f d a s s k e in e r m e h r s e in e n S o h n o d er s e in e T o c h te r d u rch s F e u e r a ls ein d em M o lo c h d a r g e b r a c h tes O pfer fü h re . . . ., lie s s er au ch d ie A ltäre, w e lc h e a u s se r h a lb J e r u sa le m s r ec h ts v o m B e r g e d e s V e r d e r b e r s 1) S a lo m o , I s r a e ls K ö n ig , d e m s id o n is c h e n G ö tzen A stö re th , d em m o a b itis c h e n G re u e l K e m ö s c h u n d d em s c h e u s s lic h e n G ö tzen der A m m o n iter, M ilk o m , h a t e rrich ten la s s e n , d er V e r ­ n ic h tu n g p r e i s g e b e n ... ; a lle G ö tze n b ild e r , d ie n u r im R e ic h e J u d a u n d in J e r u sa le m g e s e h e n w e rd en k o n n te n , v e r n ic h te te Jösch ijäh ü . d u rch F e u e r , u m G eltu n g zu v e rs ch a ffe n d en W o r ten der T h o r a , d ie sc h r iftlich n ie d e r g e le g t w a ren in j e n e m B u c h e , w e lc h e s d er H o h e p r ie ste r C h ilk ijä h ü in J a h v e s H a u s g e fu n d en h a tte’ (2 . R e g . 2 3 , 10. 13. 2 4 ).

E s ist n u r selbstverständlich, dass der P ro p h et Jerem ias (625—580), der zu r Z eit des Königs Joschia zehn J a h re Gottes W o rt verk ü n d et hatte, den F e u e rk u lt verabscheut (7, 18. 31— 32; 32, 35). Schon zur Zeit H iskias k äm pft H osea (13, 2) gegen M enschenopfer; die ‘M enschenopferer’

sind w ahrscheinlich die M olochpriester, die m aschchiszim (V erd erber) k a te ­ xochen. Z ur Zeit Jöschias lebte der P ro p h et E zechiel; auch er u n te r­

stützt die religiöse R estauration der letzten K önige in Jud a, zum al die Jöschias. In der V erirrung des M olochdienstes sieht er Gottes Strafe.

(E zechiel 20, 24 — 26. 37—38; die F eueropfer geisselt E zechiel 23, 37— 39.) Im H eiligtum e w ar das T i e r - F e u e r o p f e r ‘ischeh’ üblich; das Opfer w urde ganz verbrannt. Selbst jen es Opfer, das der H o hepriester Aaron am T age seiner E ink leid u n g und W eihe d arg ebracht hatte, war ein solches (Ex. 29, 14). D er E xeget N achm äni lässt uns die U rsache ahnen: ‘der G rund des V erbrennens ist derselbe wie bei der r o t e n K u h , und den m ystischen Sinn erk en n t je d e r, der die B edeutung des Sündenbockes erfasst.’ Das O pfer der r o t e n K u h (pära adum m a) ist ausserordentlich geheim nisvoll (Num. 19); die E rläu te ru n g dieses K ultes gehört in den

1) Der M a s c h c h i s (Verderber), die Personifikation M olochs, irgend ein m askierter P riester, besuchte der Reihe nach die Häuser Israels und übernahm die Erstgeborenen, um sie im Tale Hinnom zu verbrennen. V gl. Ex. 12, 14. Ich erörterte dies ausführlicher im Globus 97, 2 3 8 f.: Spuren der Tätow ierung im Judentum . — Den Ausdruck, so auf­

gefasst, verstehen wir 2. Chron. 27, 2: ( J o t h a m ) ...kam nicht in Jahves H eiligtu m , und das Volk brachte noch immer M enschenopfer dem M oloch; vom M enschenmorden g ilt dies W ort auch 1. Sam. 26, 15 u. 2. Sam. 1 1 ,1 ; vom T odesengel ebd. 2 4 ,1 6 .

(13)

Feuer und L ich t im Judentum e. 235 K reis der L ustratio n und ü bersteigt den R ahm en dieser A bhandlung. D ie Institution des S ü n d e n b o c k e s erläuterte ich in V erbindung m it dem T ierschutz im Judentum e (Allg. Z eitung des Judentum s 75, Nr. 50). Doch dort war nicht von dem Symbole des F euers die R ede, indes die be­

glaubigte T radition uns m itteilt, dass man an den K opf des-Sündenbockes ein rotes Band gebunden hat (Jöm a IV. Cap. 2 Mischna und T ra ctat Jöm a 39). Auch in der G ebetsordnung (siddür) des V ersöhnungstages lesen w ir: ‘E in e rote Schnur band man an den Kopf des Sündenbockes, Man stellte ihn so, dass er dem Ausgangstore zub lickte.’ D ie T radition deutet die B estim m ung der roten Schnur in verschiedener W eise, so z. B.

dam it, dass man die beiden Sühneopfer nicht verwechsle, oder dass bloss das eine E nde der Schnur am Kopfe des Sim denbockes b efestigt gewesen sei, das andere Ende an jen e Felszacke, von der m an den Bock in die T iefe stiess (Jöm a 66, 68 b usw.). Sehr häufig wird folgende Stelle aus Jesaja angeführt: ‘W enn eure Sünden gleich Karm oisin sind, w erden sie weiss wie Schnee, wenn sie so rot sind wie P u rpu r, w erden sie w erden wie die W olle’ (1, 18). Es war ein Symbol der V ergebung, dass die rote Schnur weiss wurde, sobald der Sündenbock in den A bgrund gestürzt war. Ich billige diese W underm är der T radition nicht, betrachte auch nicht dieses G leichnis des P ro p h eten Jesa ja als S tilblüte. D ie W irk lich ­ keit, das R eale, bot ihm dieses G leichnis: das m it allen Flüchen beladene, die Sünden übernehm ende O pfer wird im läu tern den F e u e r feuerrot, w ährend nach dem V erbrennen auf dem Scheiterhaufen oder dem A ltäre licht-graue (lichte = weisse) Asche zu rü c k b le ib t1).

D er Sündenbock v ertrat den sündhaften Menschen, war also cherem d. i.

tabu, denn er übernahm ja die Sünden Israels; man tötete ihn nicht.

D en zw eiten Bock opferte m an, sprengte von seinem B lute auf den A ltar, doch das F leisch, die H aut, j a selbst den Mist v erbran n te m an (Lev. 16, 27). Auch der dem Asasel verschriebene Bock verdiente den F euertod, doch da m an dies auf G rund des R ekom pensationsprinzips unterliess, versah m an ihn w enigstens m it dem Symbol der Flam m e, dem flam mroten B ande oder der feuerroten Schnur. Von der r o t e n F a r b e nun wissen wir, dass sie eine bedeutende R olle sowohl als p u rp ur- wie auch als dunkelrot im Gewände des H ohenpriesters und in den Troddeln und Q uasten der L aien (der purpurne F aden der cicit, volksetym ologisch Schaufäden genannt) gespielt h at; finden w ir sie doch auch noch heute im R itu ale der rö m .-k a th . K irche von dem hellroten Cingulum bis zur violetten Cappa. W eniger bekannt, doch in der Archäologie oft w ieder­

kehrend, ist die A nw endung der roten F arbe, besonders im T otenkulte.

1) D ie Asche selbst, d. h. das Produkt des Feueropfers, sühnt, so Num . 19, 9. An Stelle des Aschgrauen tritt im Ritus der kath. Kirche das dem Granblauen verwandte V io lett an den Sühne- und B usstagen. — In s Gebiet der Lustration gehört die Aschc als Zeichen der Trauer, doch ursprünglich als Entsühnungsritus nach einem Todesfälle.

(14)

23 6 Kohlbach:

Typhon w urden in Ä gypten ro thaarige M enschen g e o p fe rt1), in H ellas w ar der P u rp u r die F a rb e d er T o te n 2) ; bei den R öm ern bem alte m an m it ro ter T onerde die L ippen der T oten, und im D evecserer (U ngarn, Kom.

Veszprem ) R öm erfunde lag in einer der k lein eren U rnen ein Stück ro ter F a rb e rd e ; oft finden w ir rotg efärb te S ch äd e l8) usw.

D ies alles führt uns in je n e Z eit zurück, wo die L eichen verbrenn un g durch die E rd b estattu n g noch n ich t v erdräng t w ar; da bestand noch die Sym pathie der roten F a rb e (d. i. der F eu erfarb e ) zum Tode.

2. D i e G l o r i e u n d d e r H e i l i g e G e is t.

D ie Glorie (schechina) und der H eilige G eist (rüach haqqödesch) sind beide sehr interessante Züge der R eligionsgeschichte, doch sollen sie h ier bloss soweit b ehandelt werden, als sie m it L ich t und F e u e r in V er­

bindung stehen. E in unerm esslich w eites F orschungsgebiet der V olks­

k unde ist die Volkspsyche, die jed em A berglauben, je d e r M ystik offen steht. D em H erzen des Ju d en im M ittelalter und in den der w estlichen K u ltu r entlegenen G ebieten steht die K abbala w eit näh er als der ge­

läu terte G ottesglauben. A uf welch ratio n eller und ethischer G rundlage darum auch im m er der m oderne Ju d e die schechina deutet, der Menge ist sie m it der Auffassung des C hristentum s von der him m lischen Glorie identisch. Bloss die D arstellun g ist eine andere, denn einesteils d arf die allgem eine V erkörperung der Schechina, Gott, im B ilde nicht dargestellt w erden, andererseits bieten die w enigen B ild er Mosis in P en tateu c h ­ ausgaben und P esach-haggaden statt des üblichen S trahlenk ran zes bloss zwei S trahlenbüschel, die m ichelangeleske D arstellu ng von Ex. 34, 29 v ariieren d ; die jüdische P le b s sieht das ganze A ntlitz von der Glorie übergossen; es spricht: cdi schichine rü t of e m \ D ie tradition elle Ü b er­

setzung (m it A usnahm e von A quila und der V ulgata) fasst im Sinne von G lorie den A usdruck: k i qäran ‘ör pänäw (Ex. 34, 29. 30. 35) auf.

W as ist die S c h e c h in a ? Sie ist nach H a m b u rg e r4) ‘der Aus­

d ruck für die A llgegenw art Gottes schlechthin, sowie für die gewissen M enschen sich besonders offenbarende G ottheit oder ihnen speziell ver- heissene G egenw art Gottes, auch für die durch deren W e rk e sichtbar w erdende G o tte s n ä h e ... D ie jüdischen V olkslehrer in P alästin a und in den babylonischen S tädten haben nach der Z erstörung und Auf­

lösung des jüdischen Staates in ihren V orträgen, wenn es galt, das Volk

1) P aul Scholz, Götzendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern und den benachbarten Völkern (R egensburg 1877) S. 190; S. Munk, Palästina (1872). — Über rot­

farbige T ieropfer vgl. Rosstnann, G astfahrten S. 36.

2) V gl. Erwin Rohde, P syche 1, 226; 2, 340f.

3) V g l. Ethnol. Mitt. 30, 70. R otfärbung von Knochen. [Unten S. 254f.]

4) J. Ham burger, R eal-E ncyclopädie des Judentum s (Leipzig 1896) 2, 1080 f.

(15)

Feuer und L ich t im Judentum e. 237 zu trösten, m eist von Gott u n ter dieser B ezeichnung gesprochen; es er­

k annte in ih r den in seiner M itte noch im m er w irkenden Gott. W ir schliessen uns daher nicht den G elehrten an, welche die Schechina, soweit von derselben in den T argunim , T alm uden und M idraschen gesprochen w ird, gleich dem phiionischen Logos als eine vom Gotteswesen aus- geström te zw eite G ottheit, ein göttliches M ittelw esen, das den D ienst zwischen G ott und der W elt verm ittelt, h alten .1 Es ist leich t v erstän d­

lich, w arum H am burger sich gegen eine d erartige Auffassung der Schechina ablehnend verhält, doch kann selbst er es nicht leugnen, dass man diese N ähe und A nw esenheit Gottes sich so vorgestellt hat, dass, wie die Sonne m it ihren S trahlen, so die Schechina alles m it ihrem G lanze überflutet. Als ein G egner in einem religiösen D isput G am aliel II.

m it der F ra g e in die Enge treib en w ollte: „Ih r verk ü n d et allenthalben, dass, wo im m er auch zehn Ju d en sich versam m eln m ögen, dort auch die Schechina w eile; nun denn, wie viele G ötter hab et ihr denn ?“ antw ortete der P a tria rc h : „D ie Sonne dringt ü berall ein und ist doch bloss eine D ienerin Gottes, und G ott selbst sollte dazu nicht im stande se in ? “ (San- h edrin 39a.) Ü brigens ist auch nach dem T alm ud (S abbat 22 b) die ewige L am pe im T em pel ein Zeichen dafür, dass die Schechina in Isra el weilt.

S päter aber verblasst im jüdischen V olksleben der sym bolische B e­

griff der Schechina. D ie K abbala verleiht ihr S elbständigkeit, und in diesem Sinne w ird sie noch heute in streng konservativen K reisen gefeiert, wenn z. B. um M itternacht der R ab b in er sein L ag er verlässt, um erst ü b er die E n tfernun g der Schechina aus Israel zu w ehklagen, dann w ieder d arü b er zu frohlocken, dass sie sich m it Israel vereint. In der K abbala ist sie eine der zehn U rkräfte in S trahlenform ; die gesam ten Sefiroth n en n t der Söhar (Glanz) U rlicht oder L ichthülle Gottes. N ach dem Sohar em aniert aus G ott als U relem ent das Licht, das den Keim aller W elten und W esen enthält. Es w ird auf G rund von P s. 104, 2 auch L ichtm antel Gottes g e n a n n t1). D ie Glorie w acht üb er dem K ran k en b ette (S abbat 12 b). R ab b i Jeh u d a ist der Ansicht, dass m an ums tägliche B rot nicht aram äisch b itte ; nach R . Jochanan soll m an deshalb nicht in aram äischer Sprache bitten, w eil die diensttuenden G eister d arau f nicht hören, da sie aram äisch nicht verstehen. Doch anders ists bei einem K ran ken (den darf m an aram äisch grüssen, z. B. racham önö jed ak rin och lischelöm = Es ge­

denke dein G ott zum H eile!); bei dem K ranken w eilt die Schechina selbst.

R. A nan trad ie rt im N am en R äbs: W ie wissen wir, dass die Schechina den K ran ken stützt? Zu diesem G lauben bevollm ächtigt uns P s. 41, 4:

1) V gl. A. Franck, D ie K abbala (Leipzig 1844), besonders S. 109. 113; J. Hamburger a. a. 0 . 2 , 557— 603 und Suppl. Über den H eiligen G eist und die Glorie (rüach haqqödesch, schechina und käböd) vgl. L udw ig Blaus (L. B.) B eiträge in The Jew ish Encyclopedia (N ew York—London 1904) s. v. H oly Spirit.

(16)

2 3 8 Kohlbach:

‘Gott ist ihm Stütze auf dem K ra n k en b ette’. E in e ähnliche T raditio n ist diese: W e r K ran k e besucht, setze sich nicht auf das B ett des K ranken noch auf einen Stuhl, sondern verhülle sein H aup t und b leibe ruh ig vor dem K ranken stehen, dieweil die Schechina ü b er dessen H au pt ist. L ieg t der K ra n k e ab er nicht auf einem höheren B ette, sondern anf dem Boden, dann d arf d er B esucher sich au f einen S tuhl oder au f eine B ank setzen (S chulchan-äruch, Jo rea-d eä § 335, 3). Y or dem Schlafengehen beruhigt man sich bei dem G edank en, dass die Schechina üb er dem S chläfer w acht: ‘Im Nam en Jahves, des Gottes Israels! Zu m einer R ech ten steht Michael, zu m einer L in k en G abriel, vor m ir Uriel, h in ter m ir R aphael und über m einem H aupte Gottes G lorie.’

Es b leib t uns noch übrig, auf den T o ten ritu s hinzuw eisen. E ines der eindruckvollsten G ebete am G rabe ist das m enücha n e c h o n a ...

(V ollkom m ene R u h e ... ); es trö stet den T rauern den dam it, dass der V erklärte u n ter den F rom m en w eiterlebt, deren H ä u p te r K ronen zieren und die den Glanz der Schechina geniessen. (D ie G rundlage dieses T rostes ist B erächot 17a.)

D er H eilige G eist fungiert als K ä b ö d (H e rrlich k e it G ottes) im T raum gesichte E zechiels (1, 26—28):

‘U n d ü b er der F lä c h e ü b er ih r em H a u p te le u c h te te w ie S a p h ir irg e n d ein T h r o n g e b ild e , u n d a u f je n e m T h r o n g e b ild e s c h ie n s , a ls ob je m a n d d a r a u f s ä s s e . U n d ic h sa h e tw a s d e m G la n ze rz (g lü h e n d e m E r z e ) Ä h n lic h e s , w ie F e u e r u m g a b s ih n . V o n d er H ü fte a u fw ä rts sa h ic h g le ic h F eu er , d e s s e n G la n z sic h r in g su m v e rb reitete. W ie d er R e g e n b o g e n , der an e in e m r eg n e r is c h e n T a g e in d er W o lk e sich tb a r w ir d , so w ar d e r str a h le n d e S c h e in — e s w ar d ie s d ie E r sc h e in u n g der G lo rie (k ä b ö d ) G o tte s.’

E ben als F e u e r sah der P ro p h e t E zechiel Gott, als er ihn nach Jeru salem geführt h atte: ‘Und ich sah etwas, gleich F e u e r , von der H üfte abw ärts F eu er, von der H üfte aufw ärts wie L i c h t g l a n z , eine A rt glühendes E rz ’ (8, 2). In Cap. 9, 3 erscheint die Glorie des G ottes Israels und sein T hron ist, als ob er aus lau ter S aphirsteinen bestünde (10, 1).

— Jahves Glorie, die käböd, erhebt sich und verlässt Jeru salem (11,23)*).

D ie A nw esenheit des H eiligen G eistes als L ich t erw ähnt Exodus ra b b a § 15:

‘A ls u n se r e L eh rer d a s Jah r zum S ch a ltja h r d e k la r ie r en w o llten , g in g e n z eh n k a le n d e r k u n d ig e G r e ise in d en H ö rsa a l un d m it ih n en d er V o r s itz e n d e d e s S y n - h e d r io n s. S ie v e r s c h lo s s e n d ie T ü r e n un d b esp ra ch en d ie A n g e le g e n h e it d ie

1) V gl. D. H. Müller, Ezechiel-Studien (W ien 1894) S. 11— 18. Der Thron Gottes strahlt nach D an iel (7 ,9 ) Feuer, seine Räder sind lohende Flam m en: ‘Als die Schechina aus dem H eiligtu m e auszieht, kehrt sie im m er wieder zurück, um flattert es, küsst die Mauern des Tem pels, küsst die Säulen des H eiligtu m es, weint und ruft: Lebe w ohl! Ich m uss von dir scheiden, mein Tem pel! Von dir, meine Eesidenz! Du m eines Glanzes Heim! Lebe wohl für immer!’ (E inleitung zu Midrasch E cha [Threni].)

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