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Die Zukunft, 9. Dezember, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 10.

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xXV. Jahrg sprun,den 9.Yezembirl916. Ir.10.

Jahrgang 26

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Herausgehen

Maximilian Hardew

Inhalt-

Seht perStern von Rumänken ......................sit Ebers-turbin- Krktgsglükk. VonGeorg cischert ·..........26 ist-is pokus-tur- vpnHans sammng ...............sie

nachdruck verboten.

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ErscheintjedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5 Mark, die einzelne Nummer Ist

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Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.

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Berlin, den 9.Dezember 1916.

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Der Stern von Numänien.

Meinanderer VorganghatimWerdender vonmüderSprach- gewohnheitnochimmerKrieggenanntenSintfluthden gegen dasDeutscheReich Verbündeten imUrtheil derNeutralen soge- schadet iviedasUnheil,indasfiedasKönigreichRumänienge- rissen haben. Defer WunschundPlanhielt sichan dieLosung, dieBismarck imMärz1868demFürstenKarlAnton vonHohens zollern,demVater desjungen Walachenfürsten Karl, nach Sig- maringenmitgegebenhatte: »Rumänien mußgleichgutmit allen«

MächtenstehenunderstimletztenMoment,wenn Alleszusam- menbricht,zu derMachthalten,von deresglaubt, daß sieais Sieger aus demKrieg hervorgehenwerde.« DieEhrfurchtvor demHirn,ausdemdiesesVrogramm kam,müßteDeutschehindern, esinVerachtung einzuspeicheln.EinProgrammfürSchwache, die,insKampfgefildvonRiesenverschlagen, ihrerSchwachheit bewußtbleiben.JndemselbenJahr,dasihm dieberlinerLosung bescherte,lasKarl einen langen Brief,worin Marchese Vepoli, Italiens Vertreter inWien, ihn beschwor,dasVerhältnißzu Ungarnund zudessenMinisterpräsidentenJulius Andrassynicht

«

zu gefährden.»Ungarns Hauptinteresse ist,gegen dieSlawens

«überschwemmung,diedenOrient bedroht, Schutzdeichezu erlan- gen. Hilft RumäniemdasjakeinsiawischesLandist,denNach- barnzurAbwehrderSlawenfluth, sohatesAlleszugewinnen undnichtszu verlieren ;sperrtessichdagegen,sokannes indas SchicksalVoiens hinabgleiten.DieVorsehung hatRumänien,

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wieUngarn,alseinSondergebildaufdemOrientwegslawischens Ehrgeizes gestellt. MissionundBedürfnissebeiderLänder sind gleich zwaseinskräftigt,stärktzugleichauchdas andereLand.Nur Auserwählten spartderHimmeleinAmtauf,wie esJhnen zufiel.

«

DiegerechtesteNationalitätfragewürde,wenn siedenFriedenge- fährdenkönnte,vonder liberalen Oeffentlichen Meinung nichtge- stützt.Womaterielles Vedürfniß stöhntundschreit, verhalltdes MitleidsStimme. Italien undRumänien brauchenFrieden, Muße zuinnerer Organisation.Unordnunghat nieReiche gegrün- det;immer nurZusammenbruchvorbereitet.Um denPreis eines unfreundlichenVerhältnisseszuUngarnwürdesogardie Unab- hängigkeitvon derTürkeizutheuergekauft.«JoanVratianu, der

Vaterdes vomKönigFerdinandimMinisterpräsidiumgehaltenen

Mannes,führtedamals dasStaatsgeschäft.Schonließerindem Regirungblatt »Romanul«dasungarische Siebenbürgen»Cen-- traldakien «nennen und denVerein, Transsylvanien«empfehlen, derin einpaarMonaten zwölfhundertMitglieder geworbenhabe»

unddessenZielsei, »dieKulturCentraldakiens ausderskythischen Richtung,indieUngarnsDrucksiegedrängthat,in einenationale, lateinischezuleiten.«Soistsweitergegangen bis zu denSchulkars ten,die das»unerlösteNumänien« indieLandesfarbenrahmten.

Mehrals einmalschien blutigeAuseinandersetzung unvermeid--·

lich; undder alteKönigsagte oft,erkönnedie Anlehnungan die KaiserreicheMitteleurovas nicht verbürgen,wenn österreichische oderungarischeInteressendiedesDeutschenReichesüberwögem WerimKrieg siegenwerde, istnichtimmer leichtzu erkennen. Doch- nur BlindheitkonnteimAugustdieStunde nah wähnen,in der-

»Alleszusammenbricht«undderAusgang so sichtbarwird, daß keinZweifelmehrbleibt. Rumänien mußbelogenworden seinoder verkannt haben,wasin einemHofwinkel Rußlandsgeschah,seit Herr Sasonow weggeschicktunddieSorgefürsJnternationale demunwissenden HerrnStuermer anvertraut wurde. Derdachte wohl,dieEnttäuschungvom Hoffenauf Rumänien werde der- kriegerilcheWillederwestlichenFreunde nichtungeschwächtübek- leben unddieConcernstimmungdann sachter Bestattungdes Krieges günstigerseinals zuvor ; drumhaterdieVorbereitung desMasseneinbruchesindieDobrudscha gehemmtAttderKlippe diesesEntschlussesundandenKaiserproklamationen,diePo-

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DerStern vonRumänien. 283 lensLösungvon NußlandalseinKriegsziel enthülltenund den glimmenden Docht,Prusfiakischen«Sehnens nach Frieden lösch- ten,istderfahrigeVorisStuerm ergescheiteri·;und imMinister- präsidium durchAlexander Fjodorowitfch Trepow ersetztworden, dersichalsMinisterdesVerkehrswesens einJahr langleidlich bewährthatundjetzt,unter demJubelderReichsduma,die be- denkenloseFortführungdesKriengverheißt,Konstantinopelfür Rußlandfordertund den Rumänen dasRechtzufreierFahrt durchdieMeereengen verbürgt.ObdieseBürgschaftsieimLeid tröstet?VerruchterLeichtsinnhatfiegeopfert.Siegerade konn- tenwattenz selbstdieStunde zumEingriff wählen.Dieschlug erst,wenn dieRassenbereitwaren, mit einergroßenArmee und zulänglichemSchwergeschützBulgarien zu überfallen(desfen höchststattlicheHeereszifferihnennichtunbekannt ist).Bisinden TagsolcherBereitschaftwar auchderTriplesEntente ein neutras les,demDeutschen Reich unsicheres, unfreundliches Numänien vielbequemerals eindemKriegsschauplatz zugehörigesDer grobe Strategenfehler,dierumänischeHauptmacht, stattnach Vul- garien, nachSiebenbürgenzuschicken(dasdemwalachischenSies gergewißwar),istvonunserenHeerführernHindenburgsLaden- dorsfmitrascher,dieMeisterlobenden Klugheit ausgenütztwor- ..den. Diedeutsche Ostfrontkannum einbeträchtlichesStückge- kürzt,die Korn- und OelfülleRumäniens dessen Feindennutz- bargemachtwerdenzaus derDobrudschaundMoldau führen vieleWegenachOdessa,Charkow,Kiew,indierussischeKorn- kammer unddas ruf fischeRom;dieGriechen mußdasSchicksal des dritten Balkangefährtenwarnen und schrecken; dieganze Donaustraße wird, füralleTransporte, demVierbund geöffnet;

unddem inSalonikis chmachtendenGeneralSarrail,dem dieun-.

zermorschbareTapferkeitder aus demgraufigen Rückng durch Albaniens WildnißgerettetenSerben imNovember Monastir erobert hat,wirddieVorstellung deutschen Südostsiegesnichtbe- haglich sein.Genosse Hervåmurrt: »WennSarrail dieoft für ihn geforderte halbeMenschenmillionhätte,könnteerdenVulgaren anthun,wasdieDeutschenjetztdenRumänenanthunwollen.Be- eilenwir(nämlich: EnglandundItalien) nichtdenNachschub starkerTruppenverbänd"e,dannverdünnen, nacheinpaarWochen, dieDeutschenihre rumänifcheFrontundfallenmitfünfhundert-

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tausendMann über die SalonikisArmee her.Dasmußnach gerade derblödesteCivilistmerken.Man braucht,wahrhaftig,keinHexen- meisterzusein,umvorauszusehen,welche Keulenschlägedernächste Frühlingdem,deutschen Großen Generalstab ermöglichenwird, dessen kühnerOffensivgeistdann,nachderWirkungdesHilf-i dienstgesetzes,überneue Menschenmillionen undüber ein insol- chemUmfangnochnieerblicktes Kriegsgeräthverfügenkann.Wir müssendendeutschenStiefelablecken oderdieHilfdienstpflicht auchinFrankreicheinführenund dieöffentlicheWohlfahrtmit allenMitteln wahren. DieOffenbarung deutscherKraftinNu- mänien,dieBildungeiner Polenarmee unter deutscherSpitze, dieMobilmachung derdeutschen Bürgerhabeneineneue Lage geschaffen,indie wir unseinrichtenmüssen.«DleRumänenschei-

nen sichbesserzuschlagen,als erwartet wordenwarzundallmäh- lich istdieZahlderrussischenHelfer geschwollen. Dennochist das demFeindunterthane Walachengebietschongrößerals dasin Frankreichvon Deutschen besetzte.Und justdieStädte,Gleis- ftrecken,Straßen, Brücken,Werkstätten,umdieKönigKarlsich besondersemsiggemühthat,find denRumänenentrissenworden.

Amvierten DezembermittagläutetendieGlocken,wehten dieFahnendieKunde vom »SiegeamArgesul« durchs deutsche Land. Karls Tagebuchnennt denFluß Argesch.Dahaterim Sommer 1866,währenddes auftrospreußischen Krieges, sein jungesHeerzusammengezogen,um gegenTürkenanspruchge- wappnetzusein.»JnwahrerWeltvergessenheitliegt hierein JuwelderVaukunst,dieEpiskopalkirchevon Curtea deArgesch.- Sieist1518von demfrommenFürstenAeagoeBasaraberbaut worden; der Stilistby zantinisch,zeigtaber inseinerreichenFülle reizender EinzelheitendieEinflüsse mancheranderen Stile,be- sondersdesarabischen. Leider istdas herrlicheBauwerk in traurigemZustand;das Jnnere ist durch Feuer zerstört,eine Mauer von Erdbeben geborstenundin einen Thurmhatber Blitz eingeschlagen.VondemGold- undFarbenschmuckderfein ziselirten Musterund Arabesken findetman nur anwenigenge- schütztenStellen derWände kleineSpuren;dieRegengüsseund heftigen Schneestürme,diedasweiteThaldes Argesch durchtoben, habendasMeistefortgewaschenundnur dieFormen selbst sind indemergrautenStein geblieben. Jndem Städtchen isteine

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DerStern vonRumäniem 285 KircheausderMitte desdreizehntenJahrhunderts-nochziemlich gut erhalten.Der Ortliegtfreundlichindem breitenFlußthaldes rauschendenArgesch,inderFernevon schöngeformtenBergen umgeben; heute isterdurchdie bunten Trachtendesherbeige- gestömtenLandvolkes maierisch belebt; besonders dieFrauen lieben reichesKleideringrellen, leuchtendenFarben« AmArgesch liegt Flrrika, der Land-sitzderFamilieBratianu. AmArgesch biwakirt Karl imHerbst1872 mitdenTruppen,deren Corpss man övererleitet,undschreibtdortan denDeutfchenKronprinzem

»Endlichwaren aucheinmal einige Engländerhier,was mirum«-«

so erwünschterwar, alsman nun hoffen darf, daß sie gesündere Ideenüber dieorientalischenLänder inihrer HeimathVerbreiten werden« Leider lebtderSalz-attenPalmerstons unter dendipkoss matischenVertretern Englandshier noch fortunddieVewohner Albions sindtürkischerals dieTürkenselber,wasDu, daDu die Türkenherrschaftkennst,richtigzuwürdigenwissenwirst.Jch habe Das Allen,diekamen,gesagtundhoffe, daßman docheinmal einegerechtereBeurtheilung, namentlich derDonauländer,in derForeignOffice erreichenwird-«Lang ists her. Hardingeundj Robert Cecil sahen Palmerston niemals spuken.Am fünften Dezemberabendwurde unsdieVesetzungderBahnlinie Butkarestssf Targolwiftegemeldet.Karlschreibt:Tirgoweschte.Einstwars dies Haupt-und Refidenzstadt derWaiachei. Ineinem Nachba- klosterwird,aus demsechzehnten Jahrhundert, der Schädel Michaels desTapferen aufbewahrt. Ueppig bewachseneReben-:

hügelkränzendie Stadt. JnihrealtenMauern hat Karlander SpitzeallerStabsoffiziere seineFrau ElisabethzuManövers schlußundZapfenftreicheingeholt.JnTirgowefchtewurden vom Schwurgerichtdie Männer freigesprochen,die inPlojeschtidie Dorobanzenkaserne gestürmtunddenBeginnrepublikanischer Negirung verkündet hatten;Bratianu, der in derWirrnißvon Karls eiferndenBeamtenyerhaftetwordenwar, bat,andieDurchs stöbernngseiner Papiere nichtZeitzuvergeuden, daer»einzu erfahrenerBerschwörer«sei,um gefährlicheSchriftstückegreif- barzulassen.JnTirgoweschtewollteKarlgroßeMilitärdepots anlegen; deshalbwar ihmdieVahnlinie, die denOrt mitBu- karest,Pi-etrositaundPiteschti verbindet, besonders wichtig.Vei;

Pietrosita wurde vor bald hundertJahren goldenesTafel-

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geräthausderGotenzeitgesunden;imDezember1875istder vierundzwanzig Pfundschwere Schatzaus dembukaresterMu- seumgestohlenworden. TurnusSeverinx dieerste Rumänens stadt,dieKarlsah.Psingstsonntag 1866. Als KaufmannKarl Hettingen,der inGeschäftennach Odessa(hört!)reise,isterdurch OesterreichsUngarn, anBeigradvorüber gefahren; hatinder ZweitenSchiffsklasse,zwischenFrachtsäcken,an Franz Joseph geschrieben,daßernichtin einerdemHabsburgerreich seindlichen AbsichtdieKrone Rumäniens angenommen habe. Jn Turnu- Severin isteran Land,indenharrenden Wagen gesprungen.

DerSchisssführer,derihn,weilseineFahrkartebisnach Odessa gelte,zurückhaltenwollte, schreit: »Das mußderPrinzvon Ho- henzollernsein!«EineMinute früher:derOesterreicherhätteden preußischenDragonerverhaftetWaiachischeGrenzjägeringrauen Mänteln haltendieMacht«AchtPserdchen,denendie Gurte ost plagen,zieheninwildemLausdenoffenenWagen durchdte eis- kalteMaknacht;zweimalwerden sie gewechselt.Den Nebel durch- kreischtdas Jauchzenderzwei Postillonez siewollen diePferde munter haltenundreibenihnen,lachendundbrüllend,Augenund Ohren. AufderlahmenFähregehtsüber denJiu;nach Krajowa, dergrün umwallten HauptstadtderKleinen Walachei. Jneinem Laubzelt,vor einer jubelnden Menge, hörtKarldenWillkom- mengrußdesBürgermeisters;nimmt erdasFrühstück,dessen nahrhaster Theilvon derNachtkältegefroren ist.Nun scheintdie Sonne, entschleiertdenLenzund läßtdiesernen Karpathenhäup- tersilbern schimmern. DorobanzenimSchnürrock voraus; im Galop, durcheinen HagelvonKränzenundlosenVlumen,über Blachselderan denOlt, nachSlattna undPiteschti.Dahuldigt ihmdasZweite Jnsanterieregiment. Rathe Hosen,stahlblaue Mäntel; schlechteFranzosenkopiez OssiziereundManns chaftein Bischen verwahrlost.Als erwieder imWagen sitzt,sagtKarl zu Vratianu: »Diese-Freudeder Soldaten hat mich gerührt; wenn ichaberdasHeererstinderHand habe,wirds baldanders aus- sehen.«JnderWinzerstadtPiteschtiwirddemFürsten aufeiner Silberplatte Brotund Salz gereicht;MädcheninweißenKlei- dernstreuen Blumen ;alsVertreter derFürstlichenStatthalter- schast meidet sichGeneral Golesku,alsMinisterpräsident Fürst Jan Ghika.Mit Beiden fährt,nun inachtspännigerHoskutsche,

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DerStern vonRumäniem 287 Karldurchdas mitFahnen, Teppichen,Blumen geschmückte Städtchen,auf langer HolzbrückeüberdenArgesch,den Domnei nach-Goleschti,demStammsitzderFamlle Golesku.Dortistder ersteMinisterrathzwirderwogen, waszugeschehen habe,wenn dieTürken,wieihreHaltung anzudrohen scheint,insFürsten- thumeindringen.NochvierundachtzigKilometer bisBukarest.

Zwölf Pferdchen schaffenes, trotz langemUmkieideaufenthaltin einemLandhausderGhikas,infünf Stunden. Demeter Bratis ann, Joans Bruder,übergiebt,auf rothemSammetlissen, dem Fürstendie SchlüsselseinerHauptstadt.AusdreißigtausendMen- schenkehlenbraustJubelauf;undaus schwarzemGewölkPlatz- regennieder:seitdrei Monaten dererste,der die dürreFlur netzt.

Der Himmel selbst schüttetauf diesesKömmlings Weg Wasser;

empfiehlt ihn,mitdemFruchtbarkeit einzieht,demstetsvorallzu langer TrockenheitbangenSinn desOrientalen. Durch Truppem spaliereüberdenKorso, überdenjämmerlichgepflasterten Podu Mogofchoae hin,ausdessenHäusernBlumen, Tauben,Gedichte mitdreifarbigenSchleifendemFürsten zufliegen,an demein- stöckigenGebäude vorüber,dasMilitärschule,Kaserne,Spital, Kommandantur war und jetzt Schloß heißt,indieHaupikirche, indenParlamentssaaL NachdemTedeum dasGelübde;der Fürst legtdierechteHandaufdasvondemMetropoliten Niphom einemWeißbartinGoldstoff,vomAltar herübergebrachteEvan- gelienbuchundspricht: »Ich schwöre,daßich Rumäniens Ge- setzeachten, seine Rechtewahren,sein Gebiet unangetasteter-

haltenwerde.«Auch sein AeffeFerdinand hats geschworen.

ZwölfJahrenachdemEinzug sieht Karl,der SiegerimTür- kenkrieg,vorPiteschti,dasihninfestlichemLichtglanz erwartet, KosakenpatrouillenzinderStadt trifftihndieKunde,daßHödel ausKaiserWilhelm geschossenhabe.AufderFahrt nach Piteschti erblickt erdenersten Schnellzug,dervon Bukarestnach Wien fährtunddieersehnte Verbindungmitdem Westensichert.Zwölf- terJahrestaglDie Blumen fülleneinenWagen (derzuElisabeth rollt). Serben undRumänen feierneinander. Karlempfängtvon Milan dasGroßkreuzdesTakowaOrdens undverleihtdenFah-·

nenderTruppemdie imKampf gegendie Türken gefochtenhaben, dasKreuzzumGedächtnißdesDonauüberganges.Lustiger,heißer Mai. Hundertebunt gewandeter Landleute sprengenhinterder

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Hoskutschedrein.DenRegentaginCurtea deArgescherhellt die Hosfnung,daßVismarck dieEinberufungeinesFriedenskongress sesdurchsehenwerde. Die uralte Bischofskirche ist kunstvollund schön,von demFranzosen Lecomte, wiederhergestelltworden..

Ueber wellenförmiges Waldgebirg,das entzückendenAusblick aufHöhen,inSchluchtenbietet,indieschöneBergstadtKampu- lungund,durchdasThalderlenzlichangeschwollenenDimbo·

witza, aus schlechtemWeg,zuPferd,in dasreiche, durch Land- schaftundVolkstrachtberühmteDorf Nukarz derNationaltanzl derHorngiebtdieGelegenheit,die prächtigeGewandungund die ernste Würde dervornehmenDörflerzu bewundern. Nochsteht, weilRußlandsmürrische HaltungdenVerlustBessarabiens,viel- leicht auchanderen Streit zwischendengesternzumSiegBerbüns detenankündet,das Numänenheer inDefensiostellung anfderLiss niePiteschtisTirgoweschte. SchonabersagtdieguteBotschaft heran:JnBerlin wirdamsechzehnten JuniderKongreß eröffnet.

Wer fürchtetdanochdieDimbowitza,derenschäumendeWuth denWagendesFürstenumbrandet? Jn Maienfrischefunkclt Rumäniens Sonne. Krajowa erdröhntvomHurraderMassen.

Die Berwundeten hebendasHauptvomKissenundwinken dem Fürsten,demKriegsherrnwenigstensmitdemAugeHuldigung zu. Abends ziehen zehntausend MenschenmitFackelndurchdie Straßen.Jndenkrajowaer WerkstättenwerdenGeschützeund andere Waffengeflicktund ergänzt.Der KreisstadtPlojeschti, hinter derenRücken dieKarpathen weißeKöpfehimmelanrecken-, fehlt andererLandschastreizz dochumblüht sieeinKranz wohlha.

benderWinzerdörschen,den die injederJahreszeit befahrbare KunststraßenachKronstadtdurchschneidet,Rumäniens kürzeste Verbindung mitSiebenbürgen.JnPlojeschtiwar1877 dasHaupt- quartierdesGroßfürstenNikolai Nikolajewitschzrieth Karl dem Generalissimus, jenseitsvonder Donau alsnächstesAngrisssziel denStraszenknotenpunktPlewnazuwählen(denfechsMonateda- nachdieRumänen erstürmten).Kotroceni warKlosterundistnun- SommersitzundTruppenexerzirplatz. HierhatKarldie aus dem StahleroberterTürkenkanonen gefchmiedeteKönigskrone gesun- den;achtsalbbügelhaltendasDonaukreuzunddenNeichsapfeL

WozudieErinnerung? Tausende deutscherMänner,Frauen, Kinder möchtenwissen,wiedasLandaussieht-,dessenErdejetzt

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DerSternvonRumänien. 289’

dieihnenLiebstrn stampfen;einBüchlein wenigstensvon dem- Dust dieser romanischenOrientwelt einathmen.Wie schwerwars, aushospodaris cherLaunenherrschaftund Spekulantenseuche siein- Ordnung undGesundheitzufördern!Derjunge,der alte Karl hatnieMühe gescheutzniemals gezaudert, selbstsogarzuerwä- gen,ob dieErlaubnißzu BauundBetrieb derEisenbahnendem wiener Ofenheim,den londoner Brüdern Baringoderdem ber- linerDoktor Strousberg zugebensei,der dieHerzogevon Na- tibor,vonUjestund denGrafen Lehndorfffür sein Konsortium gewordenhatte.(Strousberg machtdas Rennen; undKarler- wirbteineAktie,Nummer Eins, undwilldiesenBesitznicht meh- ren.) Ungemeines istindenfünf Jahrzehnten seinerNegirung für StädteundWege,Acketbau undHandel,Petroleumquellen undSalzbergwerkegethanworden. Jstnun Alles verthan?Jkn Mai 188»0hatteAndrassy,dernicht mehrdasOesterreichundUn-

garn zemeinsameAuswärtigeAmt leitete,ohne(und wohlgegen) Bismarcks Willen denFürstenKarlbehutsamin eineMilitärs konvention zuüberredengesucht,deren Veröffentlichung,weil Rußlandsie »als offensiveBedrohung auffassenkönnte«,nichtzu empfehlen sei,die aberfürtenFallrussischerAbsicht aqungrlfs unbedingt nöthigwerde. Biel später erstwardsieEreigntßzund dieRegirung hatdenhinter ihremunddesParlamentes Rücken abgeschlossenenPakt nichtalsgiltiganerkannt.Karlhättenur im engstenDrangdasSchwert gegenNußlandgezogenzer liebte die Ungarn nicht,derenInteresseer,trotzallenLockliedern aus der Zigeunerfiedel Andrassys,demrumänischenfeindlich fand,und noch wenigerdieihnen verwandten Bulgaren,derenLandergern unter einer serbischenDynastie (nurnichtunter denverseuchten Obrenowitsch)mitSerbien vereint gesehen hätte.DieOptionzwi-s schenRußlandundOesterreichwäreihmebenso unbequemge- wesenwiedemSchöpferdesDeutschen Reiches;und inseiner letzten Lebenszeit hatermanchmalgewißsichdesBriefeserin- nert,denBismarck imFebruar1877 anPeter Schuwalow,·den.

londoner BotschafterdesZaren,schrieb: »UeberdieNothwens digkeitrussischsdeutscherEintrachtwar ichmitdemliebenswür- digstenallerrussischenStaatsmänner stets einig.EinJahrhun- dertlangundnochlänger habendiebeidenReiche einander-Dienste- geleistet,unterdenen ihre Sonderinteressennichtzuleidenhatten..

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4290 DieZukunft-

DieseEintrachtwird vielleichtzudenWerken gehören,deren Zerstörungleichterist,alsihre Herstellungwar;besonders,wenn meinen Nachfolgerndie zurPflege ihnen nichtvertrauter Tra- dition nöthigeGeduld fehlensollteundsievon Eitelkeit nichtso frei wären,wieman seinmuß,um denScheinimmer dem We- senderGeschäfte,dieEmpfindlichkeitdengroßenmonarchischen Interessen untzuordnen.EinalterRoutier meines Schlagesläßt ssichdurchAlarmvortäuschungnichtleichtvom rechtenWegab- schrecken. Jchkümmere michnichtum denFlirt,den meinalter -vetersburger Freund undVormund (Gortschakow)und mein jungerFreund (Orlow)inParis begonnenhat; künftigeKanzler aber wären inihrem volitischenUrtheil vielleichtzubeirren,wenn ihnen,wienun ja seitdreiJahren geschieht,angedeutet würde,

daß RußlanddenfranzösischenNachewunsch bequemzu einem Vündnißausnützenkönnte. DiekühleRuhe,mitderich diese Mög- lichkeitinsAuge fasse, kannichmeinen Nachfolgernnichtvererbem Mit DrohunginosfiziösenBlättern,mitpariser Schmeicheleiin FeuilletonsundVriefenanpoiitisirendeDamenwird esnichtallzu schwersein,nächstenseinmal denKompaßeines deutschenMi- nisterszufälschen,dendieVorstellungderEinsamkeit erschreckt;

--umihrzuentgehen,nimmt ervielleicht unbedachte Verpflichtung aufsich,derenLösung,wennserst soweitist,schwierigwird.«Auch Karlwar derMeinung: »Wennman DeutschlandundRußland Iisolirtbetrachtet, so istesschwer, aufeiner derbeidenSeiten einen zwingendenoderauchnur berechtigtenKriegsgrund zufinden.«

TLeichter, natürlich,wenn DeutschlanddieösterreichischenInter- essenzuseinen macht.»NichtblosderVanslawismus undVul- kgarienoderVosnien,sondernauchdieserbische,dierumänischep diepolnische,dieczechischeFrage,ja, selbstnoch heutedieitalienis scheimTrentino,inTriestundan derdaimatischen Küstekönnen

»zuKristallisationpunktenfürnichtblosösterreichische,sondern auch europäischeKrisenwerden,von denen diedeutschen Jnteressen

nur insoweitnachweislich berührtwerden,wtedasDeutscheReich mitOesterreichineinsolidarischeshaftverhältnißtritt.«Das wollte Karlso wenigwieVismarckzundaucherhätte nichtviellänger alsPreußen1866geschwankt,imKampfumsDaseinfeierlichbe- siegelteVerträgeder nationalen ZukunftzuopfermNachdenVer- trägendesDeutschen Bundes,sagtVismarck,»war dieSchlacht

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