• Nie Znaleziono Wyników

Zeitschrift für Kolonialpolitik, Kolonialrecht und Kolonialwirtschaft, 1906 nr 7

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Zeitschrift für Kolonialpolitik, Kolonialrecht und Kolonialwirtschaft, 1906 nr 7"

Copied!
92
0
0

Pełen tekst

(1)

für fjolotriolpolitth, $oümtalred)t unö foümiolmirtfdjaft.

7. |ttli 1906. V III. |rtJjr0<»«0.

2$<tftevred)t i>e§ amevtfattifcijen heften mit 25e$ug auf $c«titf)=®iti>s28eft=2iittfa*

Sn einem Sfteutanbe, in wetdjem ein @emoijnijeit§red)t erft in ber ©ntwieftung g r iffe n ift, muff ein 9ied)t bag SBotji beS ©emcinwefenS be^ioeefen, Wofern bag

"~anb nidjt in ber ©ntwidiung ftoefen fod. 2>aS ” 93efifereci)t auf ben S3oben nnb boä SBaffcr ift beSijalb, folneit ein pribater 3iecE)tStitci nidjt ejeiftiert, bent Staat äu3ufcf)reiben. $Bem Staat aber nur fo ineit, atg er fidj begrifftidj bedt mit bem

©enteinmefen. 2Bo bag nidjt burdjlucg ber gad ift, tuie in Sronfotonien unb

^dm^gebieten otjne ijinreidjenbe Setbftberwattung, finb Sorfdjriften 51t ertaffen, bie etne Sdjäöigung be§ ©emeinwefen burdf bie SBeamtenfdjaft, fei cS bitrcf) SScrfäumniS ober nidjt, auf bag ©cfamtwotjt gieljenbe §anbtung bertjinbern.

Sn ber Vergebung beg SBobenS bon ®. S. SB. 21. finb oom 9teid) ¡nie bont oubernement fo aufjerorbenttidj biete getjter gemacht trorben, befonberS burd) bie

°n5effionierung bon SpefulationS=Sompanicn, bah eS angejeigt fdjeint, bor $er«

SKbung beg SBafferg ein SQ3afferred;t aufjnfteden, bamit fidj beim SBoffer nidjt ber«

e bc beftagenSWerte Vorgang wieberljoit tbie beim 23oben.

®a ade unfre afrifanifdjen Kolonien in anSgebefjnten ©ebietSteüen ber

‘ll>ft(idjen ©ewäfferung bebürfen, fo ift ba§ SBafferrecijt bon funbamentater SBidjtigfcit TUr bag überfeeifdje ®eutfctjtanb.

b' o ^ b’ e ® ^ ben unftuger Sanbberfdjteuberung offenbar tourben, biibete fidj jS a n ö ^ o m m iffio n ; eg wäre angebracht, baff fidj nun eine SBafferredjt^onimiffion

^uftitnierte 311m cingetjcnben Stubium ber grage unter ßugrunbelegung be§ SBaffer»

i[C,C^ '' anberer Sulturtänber, in beneit S3eriefetung fdotweubigfeit ift, wie Stgtjptcn J ! b’e nriben Seite Spaniens. Sehr biete Slufjattspunftc bürfte baS in ber öcf yIUlQ begriffene SBaffcrredjt bcS wefttidjen fdorbamerifaS bieten, ba ber ©eift Unb ^eö° ^ erun8 unb bie fogiote Sage ber afrifanifdjen Stnfiebter mit ben Slnfdjauungen 1 SJic^em pfinben ber amerifanifdjeu Pioniere biet ähnliches fjat im ©egeufafj

en Suftänben in Sigtjpten unb bem tjiftorifdj getoorbenen in Spanien,

fid s ® ne ^"r ^e Übcrfidjt über bag SSafferredjt ber SBeftftaaten SlmerifaS, roie eg richterliches llrte it in ißrcicebengfädert ertueitert tjnt, gibt S. SD?. Sffiifcoj

■&im !nCm " ^ r r ' 9nt’ on garmiitg", bem id) einige Seitfätje entnehmen mödjte unter

¿ e tllC^ au^ 9elt,Üie SSerfdjiebentjeiten, bie Ijier im Sdju^gebiet eine abweidjenbe riiutuug empfehlenswert machen bürften.

® a ff' 1 ^ Ct oberÜe ®runbfafj be§ nmerifanifcijcit SBaffcrrcdjtS ift ber, baff baS cx natürlicher SBnffernbcrn 93efiti ber Sidgemeinfjcit ift, foiangc, bis eS unter

(2)

442

ber Sebingung, baff es> p r ©ntwidlung beS SanbeS üerroanbt wirb, in fßribaU eigentum übergebt.

2. Qu gewiffen Fällen mag ber 93efi^j Don ©oben unb 3Ba|fer pfammenfatten, roofcrn ber ©runbeigentiimer eben biefer Sebingung nac£)fommt. ffkinaipiell aber finb Sefih be§ SobenS unb be§ 2Saffer§ gefolgerte Siebte.

3. @§ fteijt im Selieben be§ ®rwerber§ be§ 3Baffer§, mo er e§ oerroenben will, ob an ber (Stelle ber ©ewinnuttg ober anberWärtä.

4. Xa§ 9Bafferrec£)t eriijctjt burch Serjidjt- SSerben hinlängliche Semeife beigebrad)t, baff baä 2öafferrecf»t nicht benuijt loirb, fo fomtnt baS bem ®erjicl)t gteicE). Söfft ber SrWerber bie 3eit, bie bei georbneter 23BirtfcE»aft p r fftuipieffung be§ SfBafferS erforbertidj tnäre, öerftreidjen, fo gilt ba§ at§ Serjicht.

5. Xie Slbficht be§ 93eräic^t§ fann in ücrfdfiebcner SBeife ertoiefen loerben.

Xer Serfudj einer münb£icf)en Übertragung ober Serfaitf» ift al§ Serjidd p betracbjtcn.

6. ©§ ift wefentlidj, baff ba3 SBafferredit nur unter ber Sebingung ber Wirt»

fc£)afttid£)en 2lu§nu|ung bergeben toirb. |>at ber erfte SeWerber fein fRedd »erloren, fo geht e3 an ben ¿weiten SeWerber über, fehlt ein fotdjer, an ben Staat.

7. fftaturgemäjf ertifdjt ba§ äBafferredjt burd) äJUffbraudf.

8. Xer Sau bon SernäfferungSWerien ober augenfälligen Einlagen genügt allein nid)t, um ber ba§ 9ied)t berlei^enben Sebingung ber wirtfchaftlidjen 9lu§«

nufpng nachpiommen. Xie @erid)t3l)öfe haben burci) eine Sleilje bon ©ntfcheibungen ben begriff ber „fonftruftioen" Aneignung feftgeftellt im ©egenfah p r tatfäc^Iict)en.

9. Kranlheit unb Kapitalmangel gelten nicht al§ ©ntfdjulbigung für unge*

orbnete SBirtfchaft.

10. Xie SBafferaneigitung muff tatfädjlid) bie Sanbeäerfchlieffung erftreben (benefijiat) unb barf au Umfang meber im 9JÜf;berl)äituiS p m ißrojeit nod) irgenb«

wie fpefulatiöer fJtatur fein. Xie Slrt, ber SBert unb bie SluSbefjnung ber Se*

mäfferungSfulturen unb ilfr 2Bafferbebiirfni§ muffen ebenfalls berücfficfjtigt werben.

äSafferoergenbung bei ben Einlagen unb Seitungen finb auf ba§ (3c£)ulb»Konto ber Unternehmer p fdfreiben.

11. Unter SBafferabern finb fotooljl obcrirbifdje SfBafferlänfe p berftefjen, tuie and) jebe§ unterirbifdfe SBafferboriommen.

SJian fiet)t biefeS ©etboljnbjeitgrecftt fci^üfjt Weniger ba§ Qnbibibuum, Weit mel)r ba§ Seben fpenbeitbe SBaffer unb baburdf bie Sntereffen ber ©enteinbeit. ©§

finb ©efefje, Wie fie fich nur in einem @taat§Wefen entlbidelti fönnen, baS Überfluß an unternehmenben Scannern hbt» bie falt über ben diuiti bielleictjt uuberfd)ulbet

©rfolglofer megfchreitet, nm ben mirtfdjaftlich Xätigften unb Xiid)tigften bie Sauber erfdjlieffung p übertaffen.

Sd) möd)te benterfen

p 1. 3 n Slmerifa erhält ber erfte Seloerber ba§ Sßafferredjt pgeWiefen.

XaS hot ficE) erft im Sauf ber Qahrjelpte fo enttoidelt. 9lnfang§ mar ber Sefitjer, ber es fiep aneignete, ber ben Sewäfferungg»Kanal p g ober fonftmie ba§ äBaffer erfdjloff. Se|t bebarf e§ p jeber neuen SBafferentnahme ber Sefanntgabe be§

SrojeitS unb, wenn nientanb gegen baSfelbe etma§ eintoenbet, unb ber S taate Sngenieur ba§ SBaffer noch für nerfügbar erftärt, fo erhält ber Seroerber ben Sefifditet. @cbül)ren, abgefehn troit folcfjeu für bie Formalitäten, werben nicht erhoben.

(3)

©erabe hierin bftrfte eine Slbtoeidjung im @d)u|gebiet angebracht fein. @§

f^eint an ficE) ungerecht, baff ber, tucicEjer eine SattbeSmelioration Oornef)men mift, für biefeS Siecht auc£) nodj be^a^ien füllte. Sn Slmerifa mürben bie borteilf)afteren

©etegenijeiten für BemäfferungStoerfe bereits tmr ber ©efefjegfigierung auSgenuht.

® iit ben feigen IReugrünbungen ift häufig ein nicEjt geringes Bififo öerfnüpft, unb manche 2Baffer»®ompanie Ijöt groffe ©inbuhen erlitten trotj ber tjerüorragcnben

©ntmidlung ber Sedjuif, bie nnn an ©teilen rentable SSaffermerfe fd^afft, tno nodj bor p tanjig Sohren iebe 9JiögEicE)Eeit fehlte. SRan foXXte im ©dmhgebiet ftreng nfld) Sfngebot unb fRadjfrage gef)n. Bemirbt fid^ jemanb um ein SBafferredjt, fo foEIte man öffentlidj einen BerfteigerungStag auSfcfjreiben. £>at ber Bemerber feine SRitbieter, fo erhält er baS 5Red)t foftenfos. ®a eS aber im ©cf)u|gebiet überaus '»ertboEe SBafferredjte gibt, fo bürfte biefer galt nur feiten eintreten. ©S ift bei Sattbfaufen non ben ©ingeborenen borgefommett, baff bie obrigfeitlidje @enef)migung

°bne triftigen ©runb Qabre lang auf fidj märten lieft, ma§ natürlid) toirtfdjaftlid) üble folgen haben fann, niefjt ttur für ben ©ingeltten, fonbern für jeben, bem at§ Siefernnt ober als Arbeitnehmer am roirtfdjaftiidjen 2Bol)t beS BemerberS iie9t- Um Sntubibuum unb Bublifunt bor ber' ©äumigfeit ber Beamtenfdjaft fdjühcn, märe beSljalb p beftintmen, baff, falls bie gefe^Eidlje g riff nadj ber SInmelbung offne geftfejpng beS BerfteigerungSterminS berftridjen ift, ber Be*

ü’erber legitimer Befif)cr beS nadjgefudjten EtedjteS ift unb baff, menn brittc fid)

^Qbnr^ benachteiligt fühlen, fie ©rfaganfprud) an ben giSfuS haben. ^ebenfalls

’f* jeber freifjänbige Berfauf bon Söaffer unb Boben bon ©eiten ber ^Regierung ungefe|Hd) p erflären. ®aS Beamtentum ber Solonie hat fid) nicht baS Bem Raiten ber gibilbebölferung in bem SRafje erttmrben, als baft freier Berfauf ftntthaft erfchiene.

p 2. ®ie Trennung bon Befift an Boben unb Eßaffer I)at anfd)cinenb

’»andjerlei mifjlidjeS. Aber fie erfd)loert träge ©pefulation, unb meldjen gludj bie

^anbfpefulatiott über baS ©djuhgebiet gebracht hat, baS bat Slffeffor ©erfteitljauer

’n S>er Seitfdjrift für SoloniaUipolitif tc. eittgebenb bargeiegt. AfS Übergangs*

eftitnmung märe p geben, baff bisher erfdjloffeneS SBaffer bem früheren ©igner flehört. SBenn nun jemattb feine garm bracE) liegen Iöfft unb fein SBaffer öffnet, niiiffte jebem anbern ber ©rloerb beS äSaff erredjtS pftebn unb bei ber ©röfk J * formen unb beS SanbbeftfscS, bie üielfach ein Seiten beS EBafferS über bie . lxit3ett hinaus oerbieten, mühte bem SBaffererfchlie^er ein 9fuhuitgSred)t auf eitt c»ötigtes Bobenftiid pjubiEigen fein, für baS er bem Befifjer nur eine ©ntfdjäbigung

!!! ^ °b e beS gemeinen SSerteS oor ber 2Baffererfd)liehung p pfEen hätte. 2>ieS

“ »ute in Antoenbung fomtnen nicht nur für Acfem unb ©artenbau, fonbern and)

‘Ir Bieljpdjt. SBenn nun ber ©runbbefiher nadjmeift, bah er genug SBaffer p

^ x'»»fjmeden für beit Biehftapel, ben bie garnt p tragen oermag, erfdjloffen hot,

<. at,cr trohbem nicht benufet ober benu|en loht, fo entfte£)t bie grage, ob and)

^ » » ber neue ißaffererfdjliehcr baS $RuipngSrcd)t ber Sßeibe erhält. Aucf) ift le tftapet, ben eine garm ju tragen oermag, ein relatiüer bei pneljmenber SanbeS»

' ü’icflung fich auSbehnenber Begriff, fobalb er lanbeSüblidj mirb burd) fünfttidjen ' " ter^a» bie IRot ber Srocfenjeit berfd)loinben ¿u laffen.

(jj P 3. SJfnch preu^ifchem Bei^t muh entnommenes SBaffer in ba§ gleiche Priidgeleitet merben. gallS beftehenbe Sntereffen anbercr baburd) nicht

°rt '»erben, mirb in Sänbertt mit BemäfferungS-®uiturcn mol)t burd) ®unnel»

(4)

444

bauten, bie bte 28äfferf<heibe burc[)bteci)cn, bag SBaffer tu ein aubeve§ (Stromgebiet gleitet. Solche Slnlagen befielen auf Jamaica 3ur SBeriefelung omt $ucfer*Sßiantagen unb in Utaf).

jn 4. @g fommt nidjt allein barauf an, bie SBemäfferunggtoerfe nach (anb*

läufigem SBafürhaltcn redjtjeitig ju ooflenben, bag SBaffer ntuf? and) tatfncijtid) in SBenutjung genommen meröen. ,£>at 3. SB. eine StBaffer»Kompanie eine mächtige Stauanlage errichtet, übernimmt aber roeber bie SBemäfferunggbemirtfchaftung beg theoretifd) gemomtenen SRiefellanbeg in eigner SRegie unb finbet aud? feine Spätster ju ben bon if?r angefe|ten ißacf)tfä|en, fo fommt fie if)reg bei Übernahme beg Sffiafferrechtg eingegangenen 2Bafferrect)t§ nicht nach- SSaffertoerfe müffen eben unter bem @efici)tgputtft gebaut loerben, baf? fie fofort nach SSollenbung rentabel erfdieinen, nicht aber erft nach fpefulatibent SIBartcn auf bag burdf bie Sanbegeutmicflung be*

toirfte Sln^ieijen bei SBaffersinfeS.

3« 5. ®ie SBeftimmitngen über bie Definition oon 93er§icht auf bag 2Baffer*

recht fönneu nicht hart genug fein, um jebc ungefunbe Spefulation 31t berljtnbern.

®urdj träge Sanbfpefulation pat ba§ Sdmhgebtet fo übte ©rfaprungen gemacht, baf? bei ^Begebung beg SBafferredjtg febe 3Röglid?feit 311 üernteiben ift, baf? ber SBe*

merber um bag SRedjt unb ber Unternehmer nicht bie gleiche ißerfon ift

ju 7. ©in ÜRifjbrauch beg 2Bafferred)tg mürbe in ungefe^tidher Söermenbung ober in Schäbigmtg anberer liegen. Qn Kalifornien ift eg 3. SB. berboten, SBaffer unter fmhcm Dritci gegen gelgtoänbe 31t fchleubern 311m Söfen golbhaltigen @eftein§, teitg wegen ber ©efährbitng ber gifd)brut.

3u 8. ©ine 2anb*Kompanie im SRamalanb toar bei ber ©enehmiguitg ihrer Ko^effion burd) bag ©oubernement bie SBerpflidjtung eingegangen, bag ^interlanb bnreh einen SBahnbau oon ber Küfte aug 3U erfchlie^eit. Sie ftreute auch toirftich burch einige gähndjeu aut Sransportmege entlang, auf häufig unmöglicher SBahnroute, alg SBetoeig, baf? bie ®race fdjou abgeftedt fei, ben SBeamten Sanb in bie Singen.

SRaturgemäf? ift bie 2luffid)t über Snnehaltung ber Oon ben SBeloerbern eingegangenen SBebingungen nicht jährlich roechfelnben SBeamten, fonbern an ber Sanbegent»

toidlung tatfädjlid) iutereffierten ©ingefeffenen anguoertrauen mit eingeljenber Sach*

fenntnig. SBcfouberg fchmierig ift bie ©ntfdjeibung über pflichtmäf?ige iRnhung beg 2Bafferred)t§ bei unterirbifchen Silbern unb toedjfelnb mit ber ©ntmicfelung ber Dechnif. ÜRag e§ heute lohnen big aug einer Diefe oon breihunbert guf; 311 pumpen, fo ift eg bielleicht burch Serbilligung ber Sßumpen, ber Kraftftationen, ber drangportfoften, ber geuerunggmatcriaiieu, ber äRotoren in 3ehn fahren lohnenb, aug fechglpinbert guf? 3U pumpen.

31t 10. £>at jemanb bag Stecht auf eine beftimmte Kubifmeter3af)l ermorben, fo fann eg fich heranSftellen, baf? ba§ mehr ift, alg er 3?ir SBetoäfferung feineg Strealg bebarf, inbem ber SBoben bei fteigenbem ©runbtoaffer fich mit SBaffer fättigt. @g ergibt fiel; baraug bie SBerpflichtung, enttoeber ein gröffereg Slreal 3U bemäffern ober bie überfdjüffige SBaffermenge ab3ugeben. ©g muh rationell mit bem SSaffer ge*

mirtfehaftet merben, fo bah meber bie ©runbftüde beg SRachbarn berfumpfen ober berfafgert, noch bag eigene. ®ie SJBaffergaben hoben in ben @ren3en ber bon ben Kulturen geforberten SRenge 31t bleiben. @g ift ein rationeHeg SBeroäfferungg*

Softem unter möglichfter SBermeibung unnüper SBerbunftung ansutoenben.

31t 11. Sin bauernbeu oberirbifdjen SüBafferabcrn befi|t bag Schuhgebiet ben Kunene unb ben Dranien, beibe bon unfchähbarcm Sffiert. SBei allen aubern glitffen

(5)

muff ber SSafferentnaljnie in großem SRafjftabe bie Stauung üorauSgeheit. ®ie SSafferfütjrung rocchfelt in ben einzelnen tRegengeiten aufeerorbcntlicfj greif djen IRuIt it>äi)venb ganger fca£)re unb fefjr beträchtlichen SBerten. ®ie Seftimmung ber SBaffermenge, bie einem Semerber guguteilen ift, fiat beSljalb ©chmierigfeiten. SBirb fie als getoiffe SERenge in geiüiffer ßeit feftgefetjt, fo mag in einem $af)r ber ©tau»

bamm trocfen bteiben. SSiK nun ber ^Berechtigte bie ihm guftehenbe SBaffermenge bes SorjatjreS im groeiten gabt auffangen ober im brüten, fo luirb bie Stntage entfpredjenb foftfpieliger. fRatürtid) entwertet bie ®igentümlict)feit ber ftrichtpeifen Siegen baS glutmafferrecht beträchtlich. 3n einem 3af)r fängt ein ©tauberechtigter alles SBaffer beS SluffeS auf, aber PieUeidjt nicht fo oief als ihm guftei)t. SRufj et flufjabmärt^ ^Berechtigten, bie gar nichts auffingen, SCßaffer abgeben? 3 ft er bagu überhaupt noch im. ©taube? ®en tiefer fiegenben ®amm mürbe baS glutmaffer nur in ungehemmtem ©d)Vuati erreicht haben. ®urdj ein noch fo meiteS 9ioi)r aus

^er ©tauanfage abfaufenb oerfiedjt im ©anbe, beUor eS fein $iel erreidjt. fgnt fotgenbeu Q-ahre Seh.f dn SBoIfeubrudj uieber, ber ben oberen ®amm luegreifit, ob»

ll’°hi er gur Aufnahme ber Summe ber ®urchfchuittstuaffermenge Oort brei fahren errietet mar, unb nach Slnficfjt beS iufpigierenben ©taaM^ngenieurg hinreidjenben 'lustauf hätte. ®urdj biefen ®ammbrudh mirb auch ber tiefer fiegenbe ®amm luc9gefpütt, ber fonft PieUeidjt gehalten hätte. 3ift nun ber Ijöfmr im glufjtal Ühenbe bem anbern fchabenerfahpflichtig? Unb in melchent Setrage? nur für baS Staureer! unb bie Slnfage? ober auch für bie @rnte? bie @rnte poit einem, brei

°ber fedjs fahren? StnberS ift eS mit Duellen unb ©runbreaffer, menn and) bei bü'feit grofje ©dpoanfungen in regdtofen ißerioben bortommen. ßs fommt nun darauf an, mie eine ©erechtfame auf ©ruitbmaffer umfchriebeit mirb. SRau fanii bas 28aff er in einem getuiffen Sering nad) SRenge unb 3eit bergeben ober bis gu bestimmter fßumptiefe ober man fann baS guflufigebict einer getuiffen Ib e r gu»

tdüngen. Qu jebem ffaite luirb eS gu äReinungSPerfdjiebenheiten tommen unb gu

|;l " et Ungabi bon ißrogeffen. Um biefetben nach SRögtidjfeit bmt Porn£)ereiu gu be»

Idtränfert, bürfte eingehenbeS ©tubium ber umfangreichen einfchlägigeit Sitten ber

®erid)tShöfe bon Utah, Kalifornien, ©olorabo unb ber übrigen SetuäfferungS»

Staaten angebracht fein, um SieibungSpuufte tnntichft gu bermeiben unb ein bem

^dtSempfinben angepafjteS SBgfferrec^t aufgufteften. 3 n UM) mürben anfangs Mreitigfeiten in SBafferfragen burd) bie Kirdjenälteften beigelegt unb auf Utaf)3 duohnfjeitSrecht bafiert mit geringen Slbmeidjungen auch baS SSnfferredjt ber um»

te9enben ©taaten. ©o ift ber ibeafiftifche $itg in ber Ütedjtfprechung erElärlicf), {Jn al§ oberfte fRidjtfchnur baS ©emeinmoljl nimmt unb ftreng auf ßinljaltung ber ebingung, baff baS Sßafferredjt gur SanbeSroohlfaijrt bermanbt mirb, achtet. äRan tonnte nun glauben, baf; bei biefer Häufung uott ©djmierigteiten in @üb*2Beft»Slfrifa

| lc SemäfferungS»KuIturen nur geringe gortfepritte machen mürben, ^eboch bie eÜ hohem ©emittne, bie bei richtiger Slutage toinfen, fittb ein ftarter Slnfporn.

g,. jährlichen Koften, um einen £>eftar mit einem halben StReter ®iefe . Ucfel'oaffer gu ocrfeljen, gibt SBilcoj im ®urchfcf)uitt an für ißumpmerfe, getrieben

®u ®ampfntafd)inen ober eleftrifcheu Zentralen au§, auf 21 SRarf. ®ie tenerfte e'näfferung ift aus ®alfperreit, fie ftellt fid) auf 88 SRarf. SBogu noch bei ' Ul'd)eubemäfferuug mie aud) beim Porigen ißuntt bie SluSgabett für ©räbett unb

^ nrtfjen treten, bie allerbingS mit bem fßflug unb äRafdjinen billig hergufteUen finb, ta nur letztere, bie gurdjen, jährlich erneut gu merben brauchen. SSeit billiger als

(6)

446

bie gurcfyenbetoäfferung [teilt fid» baS Kontur»©hftem, üoit bettt SKilcoj faßt, baff eS itt Kalifornien en vogae ift. ©3 befte£)t borin, bafs mau größere Rächen allfeitig mit S eiten umjieht, jene oott SOBaffer laufen Iaht unb, fobalb biefeS eingejogen ift, ben ©runb adert, derartige ©affinS t>at man in Kalifornien bis ju breifjig

§eftar ©röfie. Qto ©üb»2lfrifa ift eine ©ereiufachung biefeS Kontur»©hftem3 i»

ber ©ßeife bräuchlicf), bafs man baS ©eden an einer ©teile anlegt, mo nach brei

©eiten bereits eine ©öfchung oon ÜRatur befiehl, man alfo nur an einer ©eite einen

®amm ju jiehen braucht. SBiefe ®ämme nennt ber Soer am ^a t SRiüier in ber Kah»Kolonie ©aatbämme. 2luch leitet man nicht burch lünftliche Kanäle ©Baffer in biefe ©affinS, fonbern überläßt bie güditug bem fjtuh fetbft, inbem man quer burd) fein Seit non £üget ju Hügel ®amm heiter ®amm jieht unb barauf achtet, bah hinter bem Hügel hmreidjettber SluSlauf auf etroaS erhöhtem IRioeau beftcl)t, bah nie bie gemiinfchte ©tauhöhe, bie einen ®ammbrud) oerhinbert, überfdjritten mirb.

BiefeS ©hftem oerurfacf)t nur einmalige Slnlagcfoften, oon IRebaraturen, bie ja bei jebent ©hftem notlnenbig finb, abgefehen, feine laufenben üluSgaben. ®ie Slnlage»

auSgabe gibt bei Konturen bis 311 fünf fpeftar ©reffe SBilcoj auf 30 Shtarf an pro Heftar. ®ie jährliche ©erjinfnng ju 7°/0 ift runb 2 9Jiarf. ^Rechnet man ju ben übrigen ©hftem bie Koften für jährliche ©rueuerung ber ©emäfferuug3furd)en mit 10 DJlarf einfdjliehlich ber Koften beS Seitens, fo [teilen fleh bie Koften ber ©Baffer»

befd)affuitg burch Salfperren, ®amhfhumhen unb ©aatbämme loie 98 ju 31 ju 2 ffliarf. @3 ift alfo einleudjtenb, toelcheS ©hftem baS mohlfeilfte ift. ©Bilcoj;

fchö|t ben ©Bert eines |>eftarS SliefelianbeS auf oierhuubert ©tarf. ©ei jeher ©e»

mäfferuugSart bleibt alfo eine beträchtliche ©eminncljance, bei ben erftaufgeführten

©hftemen alterbingS nur bei hochwertigen grüchteu. $nt ©dmhgebiet haben mir bereits „Konturen" boit mehr als je hundert |>eftar gläche. $arauS folgt, roie geeignet baS Sanb für billige ©etoäfferung ift.

©in ©3afferrecf)t in roeftamerifanifchem ©eifte mürbe ber ©ittmidlung ber

©emäfferungS=Kulturen fehr förberlidj fein, ®enn miH man ben mächtigen Slnrcij ju r Slrbeit, ber im ißrioateigentum liegt, ber ©Baffererfdiliefjung bemahren, fo muh man fapitaliftifche SluSmüchfe erfchmeren, um freilänblerifcheu unb ähnlichen ©e»

ftrebungen bie SlngriffSjmnfte 311 entjiehen, ba biefe leicht p ber toten Trägheit führen fönnten, mie ihn ber ©enieinbebcfifj am Slder in IRuhlaitb jeitigt. ©Ran oergleiche ben Kulturpftanb ber regenarmen gladjlänber meftlicf) beS © tiffifipn unb ihre fchnell fortfdjreitenbe ©emäfferungStechnif mit ben häufigen Hungersnöten im öftlichen ruffifeijen @d)mar5erbe»©ürtel, ©ebiete auffallenb ähnlicher Klima» unb

©obenbefchaffenheit, unb mau mirb bei all bem ©lenb, baS ber jebe ©Mioration hintanhaltenbe Kommunismus oerurfacht, nicht jmeifeln, bah michtiger als bie iRatur eines SanbeS ber ©eift ift, mit bem eS oermaltet mirb.

g e rb in a n b @ effert»:3nachab.

(7)

neuesten fotomatftaatäveditUtfjcn Sitcvatur.

©eit ©nbe 1905 finb mehrere ©djriften, bie ftci) mit bem beutfctjen ¡Soloitial«

ftaotSrecfjte befaffeti, erfdiienen. ©8 fiitb bie8: 1. 3Uoracf, bie ©dmfsgebiete, ihre Organifation unb Vermattung (1905); 2. (Seih, ©runbfä|e über 91ufftedung unb

®etoirtfchaftung be8 ©tat8 ber bentfcfjen ©d)u|gcbiete (1905); 3. © chioörbel, bie itaotg= unb Döiferred)tiid)e ©tellung ber beutfdjeit ©djuhgebiete (1906).*) Solche Sdjriften mirb ein jeher, beffen Aufgabe e8 ift, beutfdjeö ®olonialred)t 51t lehren, mit g-rcuben begrüben, in ber Hoffnung, baff fie ibn in bem Verftönbni8 biefer

•^ecbtgmaterie förbern loerbett. fSiefclbe ift ja — felbft in ihrem am Ejäufigften be«

otbeiteten Jede, bem ftaatSrecfjtiicfjen — fo reich an Problemen, baff e8 auf ber Seite be8 Sehrenben ber Überminbung erheblicher ©ebenien bebarf, ba8 SMouial«

^ed)t Oorjutragen, ehe eine noch tiefer gehenbe Joiffenfcijaftlictje Verarbeitung be8

°M fe 8 ftattgefunben hat. — @8 möge m ir erlaubt fein, im 9lnfd)Iuffe an bie ge«

'lauuteu ©chriften einige mehr ober meniger midjtige fragen 31t behanbeln, loelche 1Ie ©erfaffer fei e8 nicht berührt, fei e8 in einer SBeife behanbelt hfl6en, ia B ich ber Söfuitg nicht 3uftimmcn iann. S)a e8 fiel) hier lebiglid) gemiffennafsnt 11111 ©rgänjungen f»anbelt, fo barf hmfichtiieb ber Siteratur auf ba8 öon giorad unb ©chioörbel getoiffenhaft beigebradjte SRaterial üertoiefen merben.

I. ® ie © e g r iffe K o lo n ie unb © tu tte rla n b . g io r a d fe|t fiel) mit em °ft umftrittenen ©egriffe ber Kolonie au8einanber (©. 5ff.) $nbeffen erfdjeinen

!',u' hier bie ©rgebniffe nid)t geitiigenb farägife unb eine neue ©eftimmung ift nidft über«

’hfig. ©iner ffeftftedung bebarf itod) ber ©egriff SJtutterlanb.

a) ® ie g o to nie. Um ju einen ©egriffe ber Solonie ju gelangen, muh lllftn gunädhft fehen, ob nidjt ba8 pofitioe ©edft ber ®olonialftaaten bie ©ntmort

” uf ade gragen gibt. föa8 englifche ©echt nennt Kolonien biejenigen ©ebiete, toetche Cllt ®otoniaIftaat§fefretär unterftehen. ®amit ift bann fftibien au8 ber gal)! ber ,vu °nien au§gefd)ieben, ba e8 ja einer anberen ©ehörbe, bem ©taatsfefretär für vUbicn untergeorbnet ift. ftroh biefer ©eftimmung be8 pofitiöen englifdjcn @taat8«

lülrh man unter ©erüdfichtigung ber tatfädhlicljen ©erhättniffe Srtbiert ftetS Kolonie anfeheit.**) ®a8 franjöfifche @taat8red)t redjnet 001t ben überfeeifdjen , .cf%mgen Sllgter nicht ¿u ben Kolonien, fonbern junt ©httterlanbe. 916er auch ..Icr fümmt ba8 pofitiüe ©echt mit ber adgemeinen ©edhtsübergeugung 100hl fanm

I crein.***) ® Qg beutfche ©echt enblich hat überhaupt bie ©ejeichnung Kolonie nicht

*) ©efpredjuitg biefer Sßerte in ber $eutfd)en .ft'oionialjeitung 1906 ©. 38, 66, 106 II ®- 150 ff be8 Ifb. fyaf|rga:ige§ biefer Qeitfdjrift.

**) © chiuftrbel 31 9lßf. 2.

***) ©chloörbel ©. 33 a. ©.

(8)

448

für bie überfeeifchen ©ebiete, fonbern nennt biefelben Schutzgebiete. ©g wirb aber heutzutage faunt ttoctj jemanb ftdj befintten, jette Sänber als Kolonien anzufehen.

@o liegt e§ aber zu Sage, baff ba§ pofitibe IRedjt üielfach nictjt mit ber allgemeinen Slnfdhauung übereinftimmt, unb fo fautt eg für eine Juiffetxfcfjaftiicfje 53egriffSbeftintntung itid)t allein attSfdjlaggebenb fein.

©S finb nun meineg ©racfjteng bie folgenben brei fünfte, toelcEje Wefentlidj fittb.

1. K o lo n ie n fin b © ebiete. 93ielfac£) Werben Kolonien alg 2lnfiebelungen ober Diieberlaffuitgett be§ folottifierenben ®olfeS bezeichnet. Siefe Slnfidjt l)ebt aber nicht bag äBefenttidje herbor. .gmar im ethnographifhen ober wirtfdjaftlidjen Sinne Ijat bie Slufiebelnttg für beit begriff ber Kolonie angfcblaggebenbe SSebeutnng, nicht aber im fftechtSftnne. SlttberS ift eg beim Staate. @r hot Jur notwenbigen (5}ruttb=

tage Sattb nnb Seute, beim nur wo SRenfdjett finb, ift eg möglich, bah ber Staat in ©rfdjeinung tritt, beffen nctwenbigeg Kriterium eine StaatggeWalt ift. Die festere ift aber nicht benfbar ohne äRenfdjen. Sinn ift eg aber nicht erforberlidj, bah überall im Staate bie beiben Soraugfetmngen erfüllt finb. SBenn innerhalb ber ©reitjeit beg Staatggebieteg ein unbewohnter SBegiri oorhanbeit ift, fo wirb er burd) bag gehlen ber SBebötferuug nicht junt ftaatenlofen ©ebiete. Sag ©leidje gilt auch für bie Kolonien, ihr ©ebiet ift Staatsgebiet unb baburd), baf? in ihnen eine augefiebelte ¡Bcbölferuttg fehlt, hört eg nicht auf, Staatsgebiet zu fein. So ift bag SBorhanbettfeiit ber '-Bebölferitttg überhaupt, wie auch einer europäifchen Sltt»

fieblerbebölferung rechtlich unerheblich-

2. K o lo n ie n fin b © ebiete eitteg S ta a te g . Sag Will hethett, fie finb nicht gang ober halb unabhängige ftaatliche ©ebitbe, fonbern Seile ober ‘pSrooingen eines Staateg. hierin liegt ber ©egettfah zu ber Kolonie int ethnographischen Sinne, ber SKnfiebefung oon Singehörigen eines SSolfeS auherhalb beS ÜRutterlanbeS.

g ü r ihre GSgifteng ift ber rechtlidje gufamenhaug mit beut heimatlichen Staate um Wefeittlid). gerner befiehl ein ©egeufah gegenüber beut ©lieb eines SunbeSftaateg, einer Dieal» ober fßerfonalunion, foWie einem ißroteftorate. Sag ©lieb eineg Sunbegftaateg befiht felbft eine Staatsgewalt, bie ihre Kompetenz nicht auf anbere Seile beS 93unbeSgebieteS erftredt. Slufjerbem ift bann noch bie gemeinfame IBunbeS»

ftaatSgetoalt üorhanben. So liegt bie Sadje bei beit Kolonien aber nicht. @S befiehl nicht etwa für bie Kolonie eine auSfchtiefjliche Staatsgewalt unb eine eben»

foidje auch für baS SJtntterlanb unb fchliefjtich noch eine für beibe genteittfame, fonbern eS gibt nur eine einzige Staatsgewalt für ÜOtutterlaub nnb Kolonie. Sam nt ift baS ißerhältniS biefer beiben legieren auch feine iReal» ober ißerfonatunion, bei ber ja für jebeS SRitglieb ber ©efamtheit ibeetl eine gefolgerte Staatsgewalt befteht. @§ bilben bann fchliefjlid) noch rinett ©egenfap bie ißroteftorate. Sie fittb rechtlich frembe Staaten mit einer eigenen Staatsgewalt. SDSeun biefe and] infolge oölferrechtlicher SSerträge in oielen ^Beziehungen burch ben fchüpenbett Staat aus»

geübt wirb, fo befteht bodj feilte gbentttät zWifchen ber Staatsgewalt beS fchühett»

ben uttb beS gefdjühteit Staates; eS ift frembe Staatsgewalt, bie beS ißroteftoratS»

ftaateS, welche ber erftere bertretungSWeife anSitbt, nidü eigene. Sa tatfächlich in Sßrotcftoraten bietfad) bie guftänbe nicht fie l oott betten in wirtlichen Kolonien ab»

toeichen, and) baSfßroteftorat itt einigen geilten als bie SBorftufe ber Kolonie an»

gefehen tuirb, fo toirb eS ja auch häufig mit unter ben '-Begriff ber Kolonie gefafjt, inbeffen ift baS gntereffe einer ftaren Sefittition eine foldje ^Benennung beffer zu oermeibett.

(9)

©g heftet) t bann noch bie grage, atg mag bie ^¡ntereffeiifphären aufgufaffen fittb. g-loracf*) uitb and) Ü ltbert .Qorn**) erfernten feinen Unterfdjieb gmifdfen ihnen unb ben eigentlichen Kolonien an. SBie ungutreffenb biefe Ütuffaffung ift, er»

ft'unt man bei fotgenber Überlegung fofort. SBemt innerhalb beg burcb) notier»

'■'edjtlidjen Vertrag abgegreitgtcit, non ber Kolonialmacht aber nod) nicht offu»

gierten Qntereffengebieteg etwa ficbj ein bebeutenberer ©ingeborenenftaat befinbeit foltte, fo tuürbe nach gtoracf aud) beffen ©ebiet Kolonie fein, b. h- ba and) g Io r a d biefcrt Segriff in bent hier angenommenen ©inne im ©egenfaß sunt ißroteftorate auffaßt,***) in einem ftaatgredjtlichen 9?erf)äitniffe gttm äRuttertanbe fteljeu. Söcnit nun aber bie Kolonialmacht in bag betreffenbe ©ebiet norbriugt, erachtet fie eg 0ieKeid)t politifd) garnid)t für angebracht, bie eintjeimifdje ©etoalt 31t befcitigcn, fonbern begnügt ficb mit ber SBegrünbung eines ißroteftorateg. @0 märe ber nterf«

mürbige 3 uftanb oorfjanben, baß n 0 r ber ©ntfattung ber ©elnatt beg Kolonial»

ftaatcg bag 9lbI)ängigfeitgoerI)äItnig rechtlich ein nie! engereg gctnefen ift atg n a d j»

her — jebenfallg ein t)öd)ft eigenartigeg ©rgebnig. ©g muff ber gtoradfdjcn 9In=

ficht gegenüber an ber £>errjci)enben feftgehatten merben. ®ie Verträge über bie üntereffenfphören begrünben iebiglicf» gmifctjen ben-Kontratjenten ein augfchtießtidicg Offupationgred)t für ben einen Seit. Db bag abgegrengte ©ebiet bann mirftid) Kolonie mirb, ba§ ijängt non bent Sorgefjen bcg ^Berechtigten ab. ©r fann eg gur Kolonie machen, er fann in ihm ißroteftorate begrünben, er fann eg auch nod) un«

berührt taffen, inie g. 93. bie beutfdje ^Regierung bag 2anb ber Doambo in ©üb»

ioeftafrifa. SBettn man mit gtorad fageit tnollte: „SSo ein Staat bie au§fd)tießiiche

^ögtichfeit hot/ feine ©ouüeränität gu entfalten, ba ift er fouOeräu," unb ba ber Ü'otouiatftaat biefe 3Rögtid)feit in ben $ntereffenfphären f)at, fo fittb biefe Kolonie,

^ann toürbe man non bem ©taate auch tue ©rfüttnng alter 93erpftid)tungen forbern Muffen, metche bag Korrelat feiner ©ouneränität fittb. ^nSbefonbere and) mürbe ec attberen ©taaten gegenüber üerbuttben fein, feinen infolge berfetben beftehenben Pflichten ltachgnfommeit, fo g. 93. mürbe niettcicf;t bei einem Kriege, metchen bie

^ortngiefen gegen bie Dnatttbo in @üb*9tngola führen, bie beutfdje ^Regierung bie

®rt'nge bemachen unb bie Äertretenbeu öuantbo entmaffnen müffen. @§ ift tuot)i uid)t mahrfdjeittiid), baß g to r a d ber beutfchen ^Regierung berartige '’pflichten auf»

erügen mottte.

3. K o io ttie n fittb ©ebiete eitteg S t a a t e §, metdje m it bent SDlutter»

taube n u r augnahmgloeife ein e iiti)e itiid )e g fRed)t§gebiet bitbeit. ®ett tuibctt bisher gefunbeneit SRerfmaten mirb hier bag britte hingugefügt unb batnit bie Definition nottftänbig. ®ie§ britte SRoment beutet auf eine ©cheibitttg ber Kolonie l,°nt SRuttertanbe t)iit. ®er teßtere begriff mirb fpäter unter b gu erläutern feilt.

Raffen mir bie Srentiung gmtächft räumlich- @ie fann eine erhebliche fein, fo be»

fonberg bei beit überfeeifdfen Kotoniett. Stber bie geographifcße Sretittung ift nicht notroenbig, fie ift nicht oorhattben bei bett fogenanntett ©rengfotonien. SSetttt hier teoß fehtenber räumlicher ©d)eibitng ein ©ebiet hoch atg Kolonie eitteg ©taatcg be»

äeidjnet mirb, fo fattn bie mehr ober tuettiger große ©ntfernung oont SRuttertaube

*) S to ra c ! ©. 7.

^ **) 9t. Q o rit in ber SSeforedjunq be§ gtoracfjdjen »uc()c§, ®tfcf). Soloniatgeitmtg 1906 66.

***) g lo ra c f ©. 6 SCbf. 3.

(10)

450

fein rechtlich erhebliches BegriffSmerfntal fein, Sogar tuenn man nur überfeeifdfe Befilmungen ai§ SMouiett bejeicijneir tuili, uerfagt eS. So ift 3. B. Hawaii eitt Territorium ber Bereinigten Staaten, b. i). ein Teil beS BlutterlanbeS, alfo jtacf) atnerifanif dient Staatsrechte unb aucE) nach ber wiffenfchaftlidfen Definition feine M o n ie ; bagegen finb bie frangöfifchen Befihuugen in SBeftafrifa, bie bent Btutter*

faube notier liegen als Hawaii bent amerifanifd)en geftlattbe, Kolonien. Bidjt auf bem geograp^ifdjen, fonbern nur auf bem rechtlichen ©ebiete muff man bie Unter*

fdjeibungSmerfntale für bie Xfolottie füllen.

Tie rechtliche Bebeutttng beg Staatsgebietes liegt unter anbcrem baritt, baff feine ©renjen bie räumlichen Sdfranfett für bie oölferrechtlid) ftetS rechtmäffige Betätigung ber Staatsgewalt finb. Betätigt fie fidf aufferfialb ber ©renjen, bann fanit fie in beit 90tad)tbereich eine§ attberett Staates eittgreifen unb bicfen werteren.

SSentt fie aber im eigenen H'oioniafgebiete toirffam wirb, bann begeht fie feine Berle|ung, fie übt itjre Befugniffe rechtinäffig aus. ^nfofern ftetjen fid) atfo Btutter»

tanb unb Kolonie gieicfi. Stuf einem ©ebiete aber fdjränfen bie ©rennen beS Btutter*

fanbeS unb bie ber SMoitie bie -JBirfung ber Staatsgewalt in getniffer Beziehung ein, näntiicE) auf bent ©ebiete ber BechtSfdfaffitng, ber ©efetjgebung int materietten Sinne. SBenn ettoa im beutfdjen Beiche ein ©erichtSberfaffungSgefeh erfaffen wirb, fo t)at eS ©eltuitg für baS gange SJlutterlanb. SBeutt eS 3. B. für Bauern nicht gelten fottte, fo bebürfte es einer befonberen, bie ©ettung auSfchliejfenben Bestimmung,

©ang anberS ift eS mit ben Kolonien, gür fie würbe baS ©efetj feine Sraft fjabett, fonbern bie ©rennen beS BtutterlanbeS würben auch bie feiner ©eftung fein. @s greift itt bie SMonien ebenfo wenig über, Wie in baS ©ebiet eines fremben Staates.

TieS ift ein allgemein gültiger, Wenn auch Wof)i nirgenbS gefc^ficft fixierter Saig.

Tem entflicht eS auch, Wenn twiferredjtlidie Berträge grunbfäiglich nur für baS Slutterlanb ©eltung haben.*) Um bie SBirfung öon ©efeigen unb Berträgen aud) auf bie Kolonien 31t erftrecfeit, bebarf e§ befottberer Beftimmungen, wäljrettb, wie gefagt, foicfje befonberen Bormen für einen ©ebietsteil beS SJtutterlanbeS nur bann notWenbig finb, wenn für it)u bie ©eltung fetter ©efefge unb Berträge nuSgefdjtoffen fein fotl. TaS SBefcntlidie, waS burdf biefett Stanb ber Tittge gunt BuSbrud fommt, ift, baff man eS bei Kolonie unb SButterlanb mit gwei ©ebilben gu tun hat, beren Bed)tSorbmtitg in ber Siegel nidjt bie gleiche fein fanit, Währenb bei ben einzelnen Teilen beS BtutterlanbeS bie Siegel ift, baff BechtSeinljeit für fie befielt.

Tie BedftSberfdfiebenheit gWifdjen Blutterlanb unb Kolonie ift aber baS natürliche

©rgebniS Hon Tatfachen, bie auf foolitifcijen, wirtfd)aftli<heii, religiöfen unb attberett

©rünbett beruhen. SDieift finb bie Unterfdfiebe, welche auf biefen ©ebieten gtoifchen ben Berhättniffen beS BiittterlaubeS unb ben entfftredienben ber Kolonien beftehen, fo groff, baff an eine überwiegettb gleichartige BechtSorbnuttg für beibe nicfit gu beiden ift. SDiit fteigeitber Slnftaffung ber beiberfeitigeit guftänbe fann natürlich auch wehr unb mehr eine BechtSübereinftimntung gefcfjaffeit loerbett, bis fdjliefflid) bie BedftSeinheit bie Siegel, bie BechtSberfdfiebenheit bie SluSnahme ift. Tantt loerbett Btutterlanb unb SMonie gunt borioiegeitb einheitlichen SiecfttSgebicte, bie Kolonie al§ foldfe hört auf, fie Wirb als gleichartiger Teil in baS mutterlänbifdie Staatsgebiet eittbegogen. ©in berartigeS ©ittfügen in ben Btutterftaat wirb am erften natürlich öa üor fidh gehen fönuen, Wo bie SlupaffungSmöglichfeit bie gröffte

*) ©cbtttörbel <S. 21.

(11)

ift, b. I). bei beit ©renjfolonien. Pebeutenb fdjtuieriger, Wenn nicht ouSgefd)ioffcu, ift bie 9iffimilation ba, wo Kolonie unb äRutterlaub burd) bte See getrennt fittb.

b) $aS Ü R u tte rla itb . 2Sie ift baS SOtutterlanb int 94ed)tSfinne tu be*

ftimmen? ®aS Sßort SDtutterinnb brücft au«, baff gtt)if(f)en einem ©emeinWefen unb einem onberen ein aSertjättniS wie jiDifcijen äRutter unb Kittb beftefjt, b. t).

baff baS eilte feine ©giften^ bem onbent berbanft. $a§ SnSlebentreten einer Kolonie fteijt ja bielfad) in Perbinbung bamit, baff -Angehörige eine« Staates fidj in einem fremben ©ebiete uieberlaffen. ®nrd) biefe [entere Satfadje allein cntfteijt aber an ficE) noch feine Kolonie im 94ed)tS», fonbern nur eine foldje im etijno- graübifcfeett Sinne. Unb auch nur im fefeteren Sinne tuirb ein Sanb bnrd) ben PefiebelungSborgang ¿um SJtuttertanbe. S m 94ed)t§fiitne aber fatttt ein Sattb SOfuttertanb fein, offne baff bon if)ttt eine Pefiebeluttg auSgegattgeu ift. So erlieft

©ngfanb biefe (Sigenfcfjaft gegenüber betn faft auSfchliefflid) bon granjofett befiebefteit Kauaba, als biefeS Sanb bon granfreidj abgetreten tourbe. SKatt nutfj bon her etljnograpf)ifci)en Seite bei ber Peftimntung be§ PegriffeS SRutterlaitb affo gattj abfefjen. Sott rechtlicher Pebcutung ift aifeitt golgenbeS. ©§ tourbe feftgefteHt, baff Kolonie unb äRutterlanb troar berfefben Staatsgewalt unterfteljen, baff fie aber gruubfäfelid) getrennte 94ecf)tSgebiete bifbett. ®ie Satfadje, baff eitt jebeS bon litten ein foldjeS gefoitberteS ©ebiet ift, genügt nun itidjt, um baS SJtutterfanb Qegenüber ber Kolonie ju djaraiterifieren. SSielmetjr befielt hierin bie @leid)l)cit SUnfdjett beibett. ®er einzige Unterfdjieb restlicher Statur ift ber, baff im Ptutter»

ianbe bie hödjften Organe ber Staatsgewalt, aud) biejenigen, Welche für bie Kolo*

uiett beftimmt fittb, bon 94ed)tSWegen ihren Sife haben, währenb bieS itt ber KoIo=

uie nicht ber gaff ift. 2luS ber Pefibent biefer Organe im SRutterfaube ergibt fid) i« ber 94egel auch eine tatfächlidje Überorbnung, gewiffermaffett eine Autorität beS iefeteren über bie Kolonie infofern als bie im SRutterfanbe borhanbenen Sntereffen dichter bie 3Ü4öglid)fcit haben, üolitifcfe bie hödiften Staatsorgane in ihrem Sinne iu beeinffuffen, währenb bie fofoniafen ftntereffen in biefer Petiel)urtg ungüuftiger SeftefEt fittb. SBentt man biefe tatfächlidje Übermacht ber mutterfänbifchen Suter»

eifeu in Petradjt tiefet, bann fatttt matt bie Kolonien afS Sefeenbettten, pertinenten

°ber Pebenlänber begeicijneit. 94ed)tliif) aber befielet fein Unterfchieb, bie Kolonien, uub fo auch bie beutfehen Scfeufegebicte fittb ¡tiefet Sättber ¡^Weiter Klaffe, fottbertt ebenfognt ^jaufetlänber wie baS ÜDtutterlanb.

®aS fD tu tte rla n b beftimmen Wir nach afletn im ©egeufafee ju r Kolonie afS

^QSjenige g ru n b fä ^tic h einh e itlich e 94ecfetSgebiet eines S ta a te s , itt Welchem bie h o ffte n S ta a ts o rg a n e recfetlicfe ih re n Sife haben.

I I . ® e r P unbeS ra t a ls P e r tr e te r be§ 94efiefesfouberänS b is ju m

® r la ffe beS ScfeufegebietSgefefeeS. Sowohl S d jw ö rb e l*) wie g lo ra c f**) erörtern noch einmal bie ^frage, ment oor bent Qiufrafttreten beS § l Sdj. ©. @.

bie ©onoeränität in ben Scfeufegcbieten jufam. Sie gelangen beibe tu bem richtigen 'liefultate, baft quoad jus fie bem 9teid)Sfout>eräii, alfo ber ©efamtheit ber berbün»

beten 9iegieruttgen juftanb. Süchtig fagen ferner beibe, bah quoad exercitium ber SEctifer feinerlei Perecfetigung befaff unb bah er 51t ben tton ihm in ben ©efeufe»

Sebieteit borgenommenen ^anblttugen einer Ermächtigung feitenS beS SteichSfottberänS

*) © d jw ö r b e l ©. 12.

* * ) g to r a c t ©. 23ff.

(12)

452

bebnrfte. dagegen behängten fie, aucf) übereinftimtnenb, baf? ber Sunbegrat in biefer Angelegenheit ber legitimierte Vertreter beS jfteichSfouüeränS getoefen fei.

$c£) bin biefer, aKerbiitgS non beit bebeutenbften Autoritäten geteilten Anficht bereits beiläufig entgegengetreten,*) möchte aber fjier bie ©elegeitheit ergreifen, meine Am fcbauung noch eingetjenber gu begrüitben.

^d j ftede mich gunächft auf ben ©oben ber gegnerifc^en Anficht uub fefie beit SunbeSrat aud) alg eingig berechtigten SSertreter beS AeichSfouberäuS bei ber Ausübung ber Solonialftaatggemalt an. $ann mürbe betn Aunbegrate batnit bie Ausübung ber gefamten ©tantStätigfcit in ben beutfd)en Solonien gugefalten fein.

And) im Aeidje ift er ißertreter be3 ©oitüeräitg, aber hier finb feine tßertretungg«

befugniffe meit geringere. ®ie gunftionen ber ©taatStätigfeit finb an mehrere Organe oerteilt.**) @o hat ber Reifer meit umfaffettbe 9tegierungSred)te, fo mirb eine Aechtfgrechung burcf) baS fReid)ggerid)t auSgeübt, unb in all biefen Angelegen­

heiten ift ber SöuttbeSrat nicht ©tefloertreter beg ©ouberänS, fonberti einzig utib allein jene anbereu Organe. SScun nun in ben ©chujjgebieten feine AertretungSbefugniffe fo o.icl meiter geljenbe mareit, luo fatib fici» bie gefe|lid;e Safig ju biefer ermeiterten SRacht? Sßentt im Aeiche eine allgemeine gefetjliche Vermutung für bie ^uftänbigfeit beg SunbeSrateS gegeben märe, fo fönnte man fagen, bah, menit, mie in ben ©d>uh=

gebieten, bie fonftigen AeidjSorgaite feiiterlei guftänbigfeit befifjen, traft ber gruitb- fätjlic'h für if)n 5U Oermutenben Sompeteng, ber Aunbcgrat bie ©taatggemalt bort im bolten Umfange au§guübeit berechtigt märe. Amt ift 31t feilten ©ltnfteit aber feineStoegS eine foldje Vermutung gegeben, fonberit feine ffuftänbigteit beruht auf einzelnen ©efeheSborfchriften. ©o befteljt alfo ein ©egenfah ¿mifchen feiner generellen JBertrctungSbefugnig in ben Kolonien ttttb ber bloff ffaegiellen im Aeiche. diejenigen Aechtgnormen, meldje im Aeiche feine (Stellung beftimmen, finb nad) allem für bie Schutzgebiete nicht mafjgebenb, fottbertt bebeutunggloS. 3 U biefer Folgerung gelangt man fd)ott, meitn man tion ber Anficht auSgel)t, ber AunbeSrat fei gefehlid) ber Vertreter beg AeidjgfotmeränS gemefen. Unb bieg ©rgebnig ftimmt ja auch mit ber mol)l bon feiner ©eite beftrittenen £atfad)e überein, bafj bie AeidjSgefefje, inSbe- fonbere bie AeidjSOerfaffitng für bie ©djuhgebiete nicht geltenbeg Aedjt finb.***) @o läftt fiel) für eine allenteilte AertretungSbefugniS beg SuttbegrateS in ©chutjgebietS- fachen auf feine SBeife eine gefetsliche 23afi§ finben. Sein ©efeig hat ihn <5um <diä gemeinen Vertreter beg Aeid)SfouDeräitS befteKt, märe er regierettb tätig gemorben, fo hätte er bag ohne eine gefetjlidje Segitintation getan, diefe Sage teilte er aber mit beut Saifer. Seibe ftaitben ohne ein gefefdicheS Aertretuuggrecht ba. dafz nun aber bie herrfctjctibe SReinttitg ein Aecfjt be§ AunbeSratc§ hat anerfentten moHeit, läfft fid) pfttchologifd) niclleicht folgenberntahen erflären. Aad) ©rroerbttng ber ©cfjuhgebiete mar ba§ ^ätigroerben ber ©taatggemalt eine Aotroenbigfeit.

SSclchcg unter ben Acich§orgattctt füllte ben felbft jurn ¿paitbcln unfähigen Sotleftiofouoerän hierbei oertreten? sJlttr ber AunbeSrat ober ber Saifer fonnten in grage fotmnen. 2Benn man nun bie Aed)t§ftellmtg biefer beiben Orgcttte int 9teid)e miteinanber oerglid), fo fonnte matt nicht umhin gvt bemerlen, bah ^ er

*) Ü'olonialregieruttg unb Sfoiontalgefeggebung in $af)rg. V II @. 363 Abf. 2 a. @.

uub 365 Abf. 1 a. l£. biefer Seitfdfrift.

**) Sabciub, 3leici)gftaatgvccht § 29.

***) S t o r n i , 17.

(13)

.ftatfer groar Übertreter bc§ SouoeränS ift, baf er aber in fernen fjunftionen rcd)t=

lief) nur teiltoeifc an bie Rtitroirfung be§ SouoeränS gebunben, int übrigen aber bei feinen ©ntfchliefungen frei ift. dagegen ift ber ÜSunbeSrat eng an bie SSeifungen be§ SouoeränS gefeffelt. 2Bäi)renb alfo ber Kaifer etioa iüie ber gefefliche Übertreter eitte§ 9Jtinberjäf)rigen auch gegen ben ÜBillett be§ Sertreteuen gültig für biefen fjanbeln tarnt, hat ber ÜSunbcSrat tnel)r bie Stellung cincS ge»

roißfürten Übertreters, ber non ben ©ntfchliefungen be§ Übertreteuen abf)äugt.

Ha alfo unter biefen Umftänben ber ÜSunbeSrat jebergeit ben toirflidjen Sffiillen be§ 3teid)§fouoerän§ roiebergibt, it>äf)renb ba§ bei beut Kaifer nicht ber f^all ju fein braucht, fo erfd)ien er tl)eoretifd) als ba§ gur Übertretung in erfter Sinic berufene Drgau, toenn ber £tcrrfd)er mitte be§ SortoeränS gegenüber beit Schuf»

gebieten auSgciibt toerben füllte. Unb roa§ auf ©runb biefer ©rroägung al§

ba§ ßroecfmäfigfte erfdjeinen mufte, tourbe bann al§ gcltenbeS Stecht angefeljen.

Ha aber biefeS angebliche Stelloertretungsredjt bcS Ü3unbe§rateS in ber fßrajiS bann bod) nicht al§ brauchbar erfdjien, fo tourbe e§ befeitigt unb ba§ iaiferltdjc au feine Stelle gefegt. Hie mafgebenben Greife toaren babei aber baoott über»

jeugt, baf fie eine ütnberung be§ befteljeubcn Red)te§ oornaljuten.*) Hie Stuf»

faffuug toar aber eine irrige. Hatfäd)lid) i)at bi§ jurtt ©rlaffe beS Sd). ©. @.

fein formell gefeflid) ju r Übertretung be§ Reid)§fouüerän§ bei ber RuSübung ber

®d)ufgemalt berechtigtes Drgan beftanben.

I I I . H ie ß u ftä n b ig fe it beS R eid)S gerid)tS in S c fu h g e b ie tS f ad)en erfte r Q nftang. g lo r a d gibt S. 57ff. eine Überfidjt ber @erid)tSöerfaffung unb führt bei ber einfdfägigcit Siteratur audj S e c lb a d ), ©runbjüge ber Rechtspflege in ben beutfdjen Kolonien (1904) an. Sin biefer Stelle toäre eS angebracht ge»

'Men, auf bie bon Seetbad) bertreteue unb, meines ÜBiffenS, noch nicht.geWürbigte Meinung eingugehen, baf baS Reichsgericht eine guftänbigfeit für bie Schuhgebiete in benfenigett Straffadjen befihe, in beneit eS nach ®- ©■ § 136 3lbf. 1 Sah 1 in erfter gnftang guftänbig ift. HaS öon glorad Unterlaffene fott h i« uad)gei)ott Serben.

©emäf § 6 Ziffer 6 Sch- ®. ®. tann ber Saifer bie nad) bem Sf. ®. ®. be*

gtünbete guftänbigfeit bcS Reichsgerichts einem Sonfulargeridjte ober einem @erid)tS»

hofe in einem Sdfuhgebiete übertragen unb bieS ift ja bttreh § 8 Ülbf. 1 ber ift'aifer»

liefen Rerorbnung b. 9. Roüentbcr 1900 gefcheheu. Hamit ift in a lle n gatten, in benen baS Reid)Sgerid)t auf ©runb bcS @. ®. guftänbig ift, für bie Schuh- Scbiete bie ßuftänbigfeit ber höh« '« 1 SoloniatgeridjtShöfe begrünbet. S eetbad ) feheint nun aber bie Ü3cftiminnngen öon § 6 Ziffer 6 Sd). @. @. unb § 8 ber Saif.

nur auf biefenigen Angelegenheiten gu beziehen, für bie getnäf § 14 ®. ©•

bflS Reid)Sgcrid)t als ÜlerufttngS- unb SSefdjtucrbeinftang guftänbig ift, bagegen nicht Qnf bie gäTCc, j n betreu eine erftinftangtidfe ffuftänbigleit beS Reichsgerichtes be*

grünbet ift, unb baher fiet)t er baS Reichsgericht in ben Sachen beS § 136 Ülbf. 1

®ah 1 © .$ .© . auch für bie Sdjuhgebietc als fompetent an. Hie Seclbnd)fd)e 'inffaffung hat am ©cfehcStejte aber feinen Ülnhalt. üludj öon ben Sbcpörbcn b'i^b fie toohl faum geteilt toerben. §m Reichsmarineamte ift 1901 eine Ausgabe be§ Sd). @ nei)ft' j einen ©rgäugungSgefehen gufammengefteHt worben. S. 19 l fi § 55 8 . abgebrudt, toeld)cr unter anberent befngt, baf, Wenn ber Sor.ful

*) ©ten. ®er. be§ Reichst. 6. Seg. Ißcr. 2. ©eff. ©. 2028.

(14)

454

üoit bem Sßerbaci)te eines ¿ut guftänbigteit beS 9teid)Sgerid)tc§ gehörenben 33erbrecf)enS SentitniS bat, er gemiffe Sitaffregeln treffen fod. ßier tjanbcit es fid) nur um foldje gälte, in benen baS 9teid)Sgerid)t in erfter guftanj pftänbig ift. 3u § 55 S. ©. @. mirb nun in ber genannten 2luSgabe beS ©d). ©• ©. betnerit: „SBejügtid) ber guftänbigteit in 9teid)Sgericf)tSfad)en in ben ©dmhgebietcJn bergl. § 6 9tr. 6 beS (Bei). ®. @. unb § 8 ber faiferiicfjen Serorbnung betreffenb bie 9ted)tSberhättniffe in ben beutfci)en ©chufegebieten." ©S lnirb atfo auf bie Seftfmmungen oerlniefcn, traft bereit bie i)ö£)ere»t Solonialgerichte au bie ©teile be§ 9teid)Sgerichte§ treten.

— Sind) adern ift bie ©eelbad)fd)e 3(nfid)t ju oermerfett.

SBenit ©eetbacf) ber 2Infid)t ift, baff bie be§eid£)neten ©eridjte baS 9teid)S«

geriet mir in feiner 9tode als 33erufungS» unb 33efd)merbegerid)t erfefjen, fo bat er übrigens feine Slnfchauung nicht burchgeführt, luentt er nur für bie gäde beS

§ 136 9lbf. 1 ©ab 1 @. SS. ®. baS 9teid)§gericht juftänbig fein (affen mid.*) ©r überfiebt § 3 ©cf). ©. ©. in Serbinbung mit § 71 &. ©. ©., toonach für 3infprüd)e aus bent dt. ©. betreffenb bie ©ntfdjäbigung ber im 3Bieberaufnahmeberfnhren frei»

geffiroebeuen dßerfoneit üom 20. SRai 1898 (3t. ©. 331- 345) baS 9teid)§gerid)t in erfter unb lejjter gnftanä juftänbig ift. ©eelbadj miifjte biefe SSorfc^rift aud) für bie @d)iibgebiete gelten laffeti. Sind) füer muff matt fid) aber, tnie baS auch bie ermähnte SluSgabebeS @cb- @. ©. (©• 22) tut, für bie höheren Solonialgericf)te entfcheibeit.

gm 2lnfd)luffe an biefen lebten $unft ift noch öie grage ju erörtern, ob bie Dbergeridjte uttb baS Sonfulargeridjt in Schanghai an ©tede beS 3teich§gcrid)teS fompetent fiub für ülnfprüche aus bem 9t. ©. betr. bie ©ntfdjäbigung für nnfchnlbig erlittene UnterfudjungShaft bom 14. g u li 1904 (9t. @. 331. ©• 321). 2)en genannten

©erichten ift ja „bie nach bem ©efebe über bie S o itfu la rg e rid )tS b a rfe it bom 7. 9lpril 1900 b e g rü n b e te guftänbigteit" übertragen morben. g ft nun in bem borliegenben gade bie guftänbigfeit beS 9teidjSgerichteS and) burd) baS S o n fu la r*

g crid jtS b a rie itS g e fe b begrünbet? ®ent mürbe fo fein, toenn baS 3t. ©. b. 4. g u li 1904 traft beS S. ©. ®. in ben SonfuiargerichtSbeäirien ©eltitng hätte. ®iefe

©eltung bejaht g le if chmantt,**) inbetn er baS ©efeb unter bie bem ©trafrechte angeljörenben SSorfc^rifteit ber dteichSgefepe, fomie unter bie SSorfchriften biefer ©efe^e über baS 33erfahren unb bie Soften in ©traffadjen (S. @. ©■ § 19 giffer 2) e^n' orbnet, bie ja auch itt Öen ©d)U|gebieten eingeführt finb (@dj. @. ©• § 2). 33ei ben l)öd)ften SieidjSbehörbett finb nun aber anfdjcinenb gmeifel barüber aufgetaudjt, ob man baS 9t. ©. b. 4. g u li 1904 als unter § 19 giffer 2 S. ®. ®. fadenb unb bemgentäfj als in ben Kolonien geltenb anfeljen barf. SBenn fid) nun auch bie 33 e*

hörbeit im bejat)enben ©ittne auSgefprochen haben,***) fo muff hoch berüdfidjtigt merben, bah auf ber aitberen ©eite nicht unerhebliche 33ebenten geltenb gemacht merben tonnen unb jmar befonbcrS, luenn mau § 71 S. ©. ©. in 23etrad)t sieht, melcher lautet: „$a§ ©efej), betreffenb bie ©ntfdjäbigung ber im 2Bieberaufnahmeberfahren freigeffirod)enett (ßerfoncit, oom 20. SJtai 1898 (9teidj§«@efchbl. ©. 345) finbet mit folgeitben SRafjgabeu SInmenbung. — 2lti bie ©tede ber ©taatSanmaltfchaft beS SanbgeridjtS tritt ber Sonful. Sie im § 5 3lbf. 3 borgefehene ätuSfdjtufjfrift be»

*) © u ib a d ) ©. 50.

**) ®eittfrf)e guriftenäcttmtg 1905 ©. 1037.

***) (Rimbert, ber ®ot. 916t. ü. 3. ®ej. 1904 (®eutfd)e Kot. ®efepgetmng V III, 258).

(15)

txägt fecfjS SRonate. g ilt bie Aufpriidje auf ©utfdjcibigung ift baS 9tcidjSgerici)t in erfter unb lepter Snftauj piftänbig." SJiatt fann biefett Sßaragraphen öerfdjieben nuffaffett, nämlich enttoeber fo, baff man jagt, ba§ 9i. ©. o. 20. SDtai 1898 mirb burd; § 71 in beit KonfulargeridjtSbejirien eingefüijrt unb zugleich abgeänbert, ober aber ntan fafjt eS fo auf, baf? ba§ auf ©runb anbenoeitiger 33eftimmungen be§ K. ©. @. bereits geltenbe ©efetj bio§ abgeänbert mirb. $nt elfteren gälte würbe ber ©efetjgeber eine burd) § 19 K. ©. ©. begrünbete ©eltung uerneiuen, ber ^ n lja lt beS 9t. ©. o. 20. SCRai 1898 mürbe burd) § 19 K. ©. ®. nid)t be=

hoffen unb eS mürbe bann infofern aud) nid)t burd) § 2 ©d). @. ®. in ben beutfdjcn Kolonien cingefüt)rt. 2Bemt baS K. ©. © .in §71 biefe Senbenj i)ätte, bann mürbe man and) fagen müffen, ba§ 9t. ©. o. 14. g u ti 1904, roeldjeS rootil äWeifeUoS bem oom 20. SRai 1898 feinem SBefeu nad) oöttig gleichartig ift, fa llt w it feinen Sßorfchrifteu nicht unter § 19 K. ®. ©. unb menn e§ trotjbem ©eltung befitjt, fo l)at e§ fie n id jt burdj baS K. ©. ©. unb infolgcbeffen g ilt cS n id jt Quf ©runb § 19 K. ©. ©. in ben ©djutjgebicten. Qnbeffeit mirb man mit S le ifd jm a n n bie fo rm e n ber beiben ifteictj&gefe^e als unter ben 93cgriff ftraf*

i’roäoffualifdjer 9Sorfdjriften fallenb anfeljen müffeft. ®emgemäfj ift § 71 St. ©. ©.

Icbtglidj al§ eine Säuberung, nidjt audj als eine ©infütjrung be§ 94. ©. o.

2o- SDtai 1898 ansufehen. ®ementfpred)enb finbet audj auf baS 9t. @. oom

^ u li 1904 ber § 19 St. ©. ©. Anmenbung. SBirb aber baburdj biefeS ganje

®efefj in Straft gefegt? $dj muh biefe grage oerneinen, inbent idj behaupte, b«h fein § 11 nidjt burd) § 19 St. ®. ©. mitbetroffen mirb. ©r lautet: „ $ n ben Öuftänbigieit ber Stonfulargerichte gehörigen Sachen finbet biefeS ©efeh mit foigenben SJtafjgaben Anmenbmtg: An bie ©teile ber ©taatSanmaltfdjaft beS ÖanbgeridjtS tr itt ber Stonful. g ü r bie Anfprüdje auf ©ntfdjäbigung ift baS

^eidjSgeridjt in erfter unb fester ^n fta ig guftänbig." § 19 K. ©. ©. fü ljtt nur

^otfdjriften bon 9teidjSgefet)en ein, melchc für baS ‘ä ltu tte r la n b , b. h- ba§

^teich ober geroiffe preufiifdje SanbeSteile gelten, nidjt etma foldje, meldje nur außerhalb beSfelben Kraft haben, toie $. 33. baS ©dj- ®. ©. Ser § 11 beS 9t. ©.

!4. Q uli 1904 g ilt nun aber, mie auS feinem Qntjalt ohne weiteres erhellt, itidjt für baS Atuttertanb, unb fo mirb er benn audj nicht burd) § 19 K. ©. ©•

j^n8eführt. ©eine ©eltung beruht oielmeljr barauf, baf) er u n m it t e lb a r für jw KonfuIargeridjtSbejirie erlaffen ift, roährenb bie §§ 1—10 unb 12 nur m itte l»

0l' burd) § 19 K. @. @. Kraft hoben, ©ine berartige ßerreiffung beS ©efe^cS U(idj feinem ©eltungSgrunbe ift nidjt ettoa unjuläffig, benn burd) § 19 K. @. ©.

ja nicht gatge ©efetje, fonbern nur SSorfchriftcn oon ©efc|en eingefüijrt.*) aber § l i beS 9t. ©. oom 14. $ u li 1904 nicht unter § 19 ober einen aubereit

•Paragraphen beS K. ©. ©. fa llt, ber in ben ©djuhgebieten eingeführt ift, fo Ijat teine ©eltung für biefe erlangt, Sagegen haben bie fonftigen SBeftimmungen fo j. S8. § 9, auS bem fid) bie ^uftönbigfeit beS 9teichSgeridjteS bei ©nt»

^löbigung§anfp)rüch)en auS ©traffachen ergibt, in beiten baS 9teichSgeridjt in erfter

^|uftmg juftänbig ift. ©oroeit eS fich nicht um Angelegenheit biefer lederen

** ^anbelt, fehlt — roegen mangelnber ©eltung beS § 11 — für bie ©djutj»

Ö^biete eine ju r Acrloirltidjung beS ©ntfdjäbigungSanfprudjeS pftänbtge gnftans.

Salle beS, mie gefagt, für bie Kolonien gültigen § 9 mürbe § 8 ber Kaif.

*) ®gl- mein ®eutfdjeg SMoniaigewerBerecfit (1906) ©eite 6 f.

(16)

456

Verorbnitng ißtat) greifen unb bte Obergeridjtc fotoie ba§ Konfulargcrid)t in Schanghai an bie ©teile beg 9teid)§gerid)te§ treten, im Übrigen aber nicfjt, ba Wegen 9tid)tgelten§ be§ § 11 meber burd) ba§ K. ©. ©. nod) überhaupt eine ursprüngliche reid)Sgerid)tlid)e Kompetenj begriinbet roorben ift.

IY . ® a§ S D tutterlanb unb bie © d p h g e b ie te , fotoie bie © d p t ) “ gebiete u n te r fid) alg @ inl)eiten. ©§ fall t)ier einmal betrachtet merbcn, in roie weit bie ©dphgebiete, fei e§ mit bcm SBtutterlau'. e, fei eg für fid) in§»

gefamt, fei eg aud) in ©ruppen @inl)eiten bilben.

3 uuäd)ft ift feftpftellen, baf? ba§ SDtutterlanb m it ben ©djuhgebieten eine ftaat§= unb oölferred)tlid)e ©inljeit btlbet, fo baf; meber bie ©dju^gebiete nod) ba§ SDtutterlanb l)icr für fid) ein gefd)loffcne§ ©anjeS barftellen.*) Qn oölfer»

rechtlicher Vcsieipug befiehl gritnbfä^lid) wie fdjon l)eruorgel)oben (oben Ia 3), nur bann feine @tnl)eit, menn e§ fid) um bie ©djlicfntng non Verträgen l)anbelt.

©§ fragt fid) weiter, ob bie ©dphgebiete infofern für fid) eine ®inl)eit bilben, at§ bie £)öd)ften Staatsorgane für fie genteinfame finb, roäl)renb für ba§ Ütcici) aubere Organe oot'hanöen finb. $m SRutterlanbe ift bte StuSübung ber .©ouoeränitätgrechte auf ben Kaifcr unb ben VunbeSrat oerteilt. SlnberS ift c§ für bie (Schutjgebiete, in bcneit alten nad) § 1 ©d). ©. ©. allein ber Kaifer ben ©ouoeräu oertritt. § ie r befiehl alfo feine oolle ©emeinfamfeit ^mifdjen bem SDtutterlanbe unb ber ©efamtlfeit ber Kolonien, dagegen befte^t eine folcfye, foroeit e§ fid) um bte p r formellen ©efehgebung befugten Organe l)anbelt;

Vunbegrat, 9tcid)§tag unb Kaifer finb pftänbig. ©ine ©inljcit ift bann and) in bem p r üölferred)ttid)en Vertretung berechtigten Organe, bem Kaifer, oor»

hattbetr. $ ü r ba§ SHeich ergibt feine ßuftänbigfeit fich au§ 2lrt. 11 9t. V. Sic herrfdjertbe SDteinung ficht biefen Slrtifel aud) alb mafigebenb für bie Vertretung ber ©cfmhgebiete an.**) $cf) muff biefer Slnfdfauung wiberfpred)en. 2lrt. 11 be*

ftimmt bie iaiferliche VertretungSbefugniS nad) $nnen, b. fp er legitimiert ben Kaifer gegenüber bem 9tod)Sfouoerätt toie ben fonftigen 9teid)§orgaucn, er bilbet in erfter Sinie einen ©ah be§ innerftaatlidjen beutfdjeu 9ted)te§. 9ll§ Seil ber 9teid)§oerfaffung bat er aber feine ©eltung in ben ©dphgebieten. SBenn ber Kaifer nad) iuuerftaatlid)cm 9ied)te auch für bie ©cbutjgebiete Vertreter be§

©ouoeränb ift, fo ift er ba§ nicht nach 2trt. 11 9t. 33., fonbern auf ©runb oon

§ 1 ©dp ®. ©., ber ilp gur HluSübung ber gefamten Staatsgewalt ermächtigt.

2Ber biefe VefugniS befit)t, ift al§ ©taatSfpitpt grunbfätptid) and) al§ p r t)ölferrechtlicheit Vertretung befugt anpfelfen. ©o ift nach ber inneren ©eite hin bie oölferred)tIiche Vertretung für SDtutterlanb unb ©efphgebiete auf formell oerfchiebener 93afi§ georbnet. Ser materielle ©rfolg ift aber in beiben fjätten ber gleiche: ber In ife r ift ber oölferred)tlid)e Vertreter unb fo erfdjeint nad) aufjen bie Vertretung als eine einheitliche.

©ine ©iuheit bilben in ber Drganifation ber allgemeinen Vertoaltmtg Viutterlaub unb Kolonien bann nod) infofern, alg bie I)öd)fte VerwaltuugSinftang bie gleiche ift, nämlich ber 9teid)§fansler. Unter biefer ©teile hört bann aber bie ©inl)citlid)feit nicht nur §tuifchen bcm 9tcid)e unb ben Sdphgebieten auf, fonbern auch bie le^tern felbft bilben organifatorifd) fein ©anjcS. Sic afrif'a*

*) ©chroörbet S. 20 ff.

**) Vgl. nur gtorad ©. 26.

(17)

HifcEjen unb bie ©übfeebefihungen unlerftehen ai§ ©efamtheii ber Kolonialabtei«

tu»g, Kiautfdjou bagegen bem (ReidiSmartneamtc. ©ine rechtliche ßufammen«

faffung mehrerer bei Kolomalabteilung unterftetjenber ©djutjgebiete finbet nid)t ftatt, jcboci) befielt eine iÄmterunion £)tn|td)t(id) be§ ©oupernement§ oon 9ieu«

©uinea einerfeit§ unb be§jenigen be§ ©ebiete§ ber Karolinen«, ißalau», SRarianen«, SJtarfljad«, Sromn« unb ißrooibenceinfeln anbererfeits. ®ie beiben ©chuijgebiete werben baburd) aber nicht ju einem einheitlichen Organismus, ibeeCt hat ein iebe§ oon ihnen fein befonbere§ ©ouüernement. SBie an anbcrer ©tede nadj«

Seraiefen roorbett ift*), geigt fidj jebod) in ber bortigen ©efetjgebung bie Slenbens,

©anje at§ eine rechtliche ©inheit aufjufaffen.

©ine gemeinfame ©pihe fehlt nod) oödig ber ©ertcf)t§organifation. S)ie i)öd)ften ^nftanjen behnen ihre ^uftänbigfeit nur auf je ein ©djuhgebict au§.

Sind) bei ihnen iommen Unionen ber eben geienn^eichneten 2Irt oor, unb ¿mar ltt ber SGBeife, bah ba§ Obergeridjt für Kamerun gleichseitig biefelbe 9iode für

^ ° 0o hat, fomie baSjenige für diemSuinea ebenfalls für bie m it biefem ©djuts*

Sebiete oereinten Qnfelgruppen guftänbig ift.

$ie ©inl)eittid)ieit fehlt, abgefehen oon bem faiferlichen Oberbefehle, auf bem ©ebicte ber militärifcEjen Drganifation, ba nur für bie eigentlichen ©djuts*

truppen gemeinfam bie Kolonialabteilung begro. bag Oberlommaubo juftänbig d't/ roährenb bie Sefatjitng oon Kiautfdjou bem 94eid)§marineamte unterfteljt.

rfmr bie gnuanjoerloaltung ift eine gemeinfame ©teile in ber Kontrodinftanj

®°rhanben, nämtid) infofern al§ ber 9ied)nung§hof be§ ®eutfc£)en 3teid)e§ mit

®er Koutrode ader ©djuhgebietSredptungen beauftragt loirb. Sei ber .gentral«

Itcde für ba§ Kaffemoefen t r itt bann roieber eine ©djeibung ein, ba bie afrifa«

rrifeijen unb bie ©übfeegebiete bi§her ber SegationSfaffe be§ SluSroärtigcn 3Imte§,

’^ uUitfd)ou roieber ber SRarineoenoaltung unterftedt ift.*") — ©4 ift ein ¿um ounanjtuefen gehöriger ißunit, roeicher ooit © e iij nirgenbtoo ermähnt mirb, ber über ber Seachtung wert ift. $ n ben lebten fahren, ¡$. S. im $al)re 1906

^rtet bie geftftedung be§ |iau§hultSetat§ für bie ©chubgebiete folgenbermafjen:

"'®er biefem ©efeb als SInlage beigefügte |>au§halt§*©tat ber ©djuhgebiete auf Rechnungsjahr 1906 loirb in ©innahmc unb dluSgabe auf 128379929 Süarf Rßefeht." (9i. ®. S l. ©. 512). Üiadj biefem dßortlaute Ijut eS ben Slnfdjein, biibeten bie gefamten ©cijn^gebiete eine dBirtfci)aft§einheit in ber SDBeife, (ß!r ®tnnahmen folctje ber ©efanttfjeit mtb bie UuSgaben ebenfadS folclje ber emmtheit mären. ®ie geftftedung bcS ©tatSgcfetjeS ift aber iniorrcit. ©in eJa'utetat für ade Schutzgebiete tonnte bi§her fd)on beSljalb nidjt befteijen, rocii

^uf bie Sdarfhadinfein, unb früher auch uitf dteu«@uinea gemäfi § 7 be§ dt. ©ef.

^Jlärj 1892 bie Sorfdjriften über baS ©tatSgefeh leine älmoenbung fanbcit.

Cl*ct Qber entfpridEjt bie geftftedung eine§ ©efamtetatS auch nadjbem nun«

^ bag 34. ö. 3o. gjlärs 1892 für ade ©djuhgcbictc in Kraft getreten ift, J V ^ i i e h e n Serhäitniffen nicht, benn nicht bie ©chnhgebicte als ©cfamtheit, ber £rU nur e' n t c^e§ fü r ftd) bilbet ein dßirtfdjaftSganseg.***) frü h e r ift bei Lr ®tatSaufftedung biefem 3 uftuube auch ^Rechnung getragen loorben. SaS

*) ®gl. mein $eutfd)c3 Stolonialgemerberedjt (1906) ©. 32 f.

**) S e ijj ©. 34.

***) Sei6 s . 8 f.

(18)

458

©tat§gefet) ift bon 1892 bi§ 1899 fo gefaxt roorbcn, baff e§ 5. 33. ^ie^: „2>er öiefem ©efeh al§ Slntage beigefügte ©tot ber ©cfmhgebiete für ba§ ©tatSjahr 1892/93 roirb in ©innaf)me unb 21u§gabe, rote folgt feftgefefct: 1. für ba§ ©cfmh“

gebiet oon Kamerun auf 566000 SERarf, 2. für ba§ ©d)U^gebiet oon £ogo auf 116 000 EDRart, 3. für ba§ fübroeftafritanifdje ©djutjgebiet auf 297000 EÖRari."*)

©iue berartige gormulierung entfprach betn wirtlichen rechtlichen unb roirtfcljaft«

liehen ßuftanbe, wenn auch eine folche ßufammenfaffung nicht oöllig io rre it roar, fonbern richtiger SBeife für jebe§ ©cfjuhgebiet ein befonbere§ ©tat§gefeh hätte oerfaht roerben tnüffen. $nbeffen erfdjeint biefe abtür^enbe dtebattion rooi)l nicht al§ unjuläffig. ©eit 1900 ift man aber in ber gufammenfaffung weiter gegangen, ittbem aus ben ©ummen ber ©innahmen unb Ausgaben ber einzelnen ©d)utj=

gebiete burd) ßufammenjählen am ©nbe be§ f)ausl)ait§etat§ roieber eine ©efarnt*

fumme gebilbet unb bann biefe in ba§ ©tatSgefeh, roie gegeigt, eingefügt roirb.

$abttrd) roirb bann ber SInfchein erroeeft, al§ bilbeten bie ©cljuhgebiete finanj^

rechtlich eine ©inheit. 2II§ rechtlich erheblich tann bie im ©tatSgefetje angegebene

©umme nicht angefehen roerben, fonbern 33ebeutung lommt einzig unb allein ben ad)t einjelnen ©ummen ber ©innahmen unb 2tu§gaben eine§ jeben ©chuh5 gcbieteS ju, bie fiel) au§ bem bem ©tat§gefehe al§ Slnlage beigefügten ©tatS^auS*

haltSetat ergeben. Sie jetzige Raffung be§ ©tat§gefehe§ gibt jebenfall§ 51t 3 rr*

tümern dlnlafj.

§ . © b le r v. tp o ffm a n n .

*) 3t. ©.331. 1892 ©. 370; naef) betnjelben $rittätpe 1893 (6 . 123), 1891 (©. 306), 1895 (©. 208), 1896 (©. 87), 1897 (@. 73), 1898 (©. 140), 1899 (©. 174).

Cytaty

Powiązane dokumenty

u rte ilte n ober beffen SSertoanbten geben hierbei ben Stuëfcfelag. Socfe tnufe naefegetoiefen toerben, bafe ber ©efcfeäbigte ohne ©etfeftberfcfeulbung babei

©epiffe bei ben ungünftigen Sanbungsberpältniffen in ©mafopmunb oft meprere SBocpeu. »ei ben toeiter eintreffenben Stacpfcpüben lourben bie SSerpältniffe immer

fepein baS öerfaufen, maS auf bem ©djein angegeben mar, unb biefer ©epein lautete immer nur auf ein ©etoepr unb entfprecpen.be SJtunition.. ®ie fjänbier gaben

®iefen eifernen Seftanb führt, roie gejagt, jeber m it fici). ® ie meiften haben in ihrem großen 93Iatt=Korbe noch eine gange 2Ingat)i fteinerer, auS © rä fe rn

9üter in ben Kolonien borljanben fitib, bereu ©d)u|mürbigfeit anertannt ift. Stuf welche SBeife aber biefe fßedtSgüter in ben ©dufcgebieten ju r ©ntftei)ung

acrtoaltung bie größte Slufnterffamfeit gutoenben. SBir finb gu toenig Rienfchen hier, um an ©elbfiregierung benfen git fönnen. Stuf lange S'ahre hinauf fönnen mir

buiftifchen geßern an Schärfe beS £onS nichts nach, ftimmen mahrattifche iölätter mie ber SBihari unb bie Arunboja in bie nihiliftifche fßropaganba ber

32.. S tid jt anberg berfeält eg [icfe m it ber toirtfcfeaftiicfeen Sfugnüfeung.. fe in © hehinberurtgS grnnb fei.. S ie Sonfeguengen m ein er Slnfcbaitungen brauche