Hefte für Büchereiwesen. Der Volksbibliothekar und die Bücherhalle, Abteilung B, 9. Band, H. 5.

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Bezugsbediugungen

Preis desJahrganges, ^{6 Hekte im}Umkange^{von 21}Bogen,⁶Goldmarlc;^Einzel- hektel«50 Goldmarlc. —- MitgliederderDeutschen Zentralstelle für volkstümliches Büchereiwesen und ihrer Unterverbände sowie derPreuizischen Volksbücherei—

«.vereinigung erhalten die Zeitschrift unentgeltlich. DieMitglieder desVerbandes Deutscher Volksbibliothelcare sowie dieMitglieder derder Zentralstelle ange- schlossenen Landesvollcsbildungsorganisatlonen erhalten bei Bezugdurch Ver-

mittlung ihrer Verbände bedeutende Ermälzigungen

Eserscheinen jährlich 3Hekte der Abteilung ^A:Der Volksbiblio-

thelcar und3 Hekte derAbteilung ^B:DieBücherhalle

Sitz^desDerlages: Wien,I.Bezirk,Schwarzenbergstroßes Sitz^derSchriftleitung: Leipzig,ZeiherStraße28

Inhalt dieses Heftes

Bücherbesprechungem Literatur undTheater —- Geschichte ^— Politik,^soziale Bewegung, Zeitgeschichte ^— Deutsches Land undVollc^— Bildungswesen und allgemeineKulturkragen^—- ReligionundKirche — Philosophie^undPsychologie ^—-

Freimaurertum

Dieser Nummer liegteinVerzeichnis »Unsere Hausbücherei« ^bei

Cinkaufshaus fiir Volksbiichereien,^{G.m. b.}H.

Leipzig^{l Berlin} lStuttgart

JaArbeitsgemelnschoft^mitderDeutschenZentralstellefürvolkstümlichedBüchereltoesen sannst-annimmtIuunsammnsmussussIII-ausm-nInIanIIutIIIIIIIquIIIuns-ununt-IsusnInstit-Instituts-Ist-us

Das Einkaufsbsus will den deutschen Volksbiichereien ermöglichen-

l.scHNELL ZUKAUFEN (Unterhaltung^eines grollen Lagers ausgewählter Bücher, von dembeiEingang^derBestellungen ^sofortexpediert^werden kann).

2.RchTlG ZUKAUFEN (AukbaudesLagersnachdenKatalogenundAuswahl- listen derDeutschen Zentralstelle fürvolkstümliches Bücherelwesen. Beratung derBüchereien durch volksbibliothelcarische undwissenschaftliche Fachleute).

3.TEcl-llecH ZWECKMAsslG ZUKAUFEN iAllmähllcheAblösungdesVer- legereinbandes durch broschierte oder rohe Exemplare3 Vermittlung guter strapaziereinbändedurch die,,Zentralbuchbinderei«derDeutschen Zentralstelle).

status-IIIanstatt-mussmaintainin-Instituts-mun-nun-IIIunanstatt-stattsamamtliaasnaumaasusmImm-I ManverlangedieVerzeichnisse undnäheren Auskünkte von der

Hauptgeschiiftssteilu Leipzig, Zeiger Straße 28 odervon denLandesstellen undVertretungen instuttgart, Hölderlinstrahe so,und

Berlin Wso,NeueAnsbacherstralze 18,lll

Hefte fiir Büchereiwesen

Mitteilungen

derDeutschenZentralstellefiirbolkstiimlichesBüchereiwesen

Geleitet von Walter Hofmann 9.Band

Dsterreichischer Schulbücherverlag, ^Wien

Abteilung ^{B: Die} Bücherhalle Heft 5

Ludo Hartmann T

ImletztenAugenblick^VorAbschlußdiesesHefteserreicht uns dieNachrichtvon dem Tode Ludo Hartmanns, des Führersder älteren »Universitätsausbreitung«ⁱⁿDeutsch- land und österreich,^desSchöpfers^desWiener Volksheims.

Wie lindmit LudoHartmann, besonders^imletztenJahr- zehnt, nichtimmergleichen^Sinnes gewesen^undnicht^immer dieselben Wegegegangen, aber mit tieferDankbarkeit und Verehrunggedenkenwir heute ^{und immer} dieses dem Wohleund^derEntfaltung^{des Volkes} geweihtenLebens und des reinen, jederzeithilfsbereiten,wahrhaft liebens- würdigen Menschen.^Eine eingehendere Würdigungseines Schaffens behalten^wiruns fiireinenspäterenZeitpunktbor.

Deutsche Zentralstelle fiir volkstümliches Büchereiwesen

Robert b. Erdberg ^{Walter Hofmann}

234 AbteilungB:DieBücherhalle

Bücherberichte

iDieBemerkung .Cingestellt' ^oder .Nichteingestellt«am Schlusse einerjedenBesprechungbeziehtsichauf^dieAnschaffungsentscheidung

derStüdtischenBücherhallenzuLeipzig)

Literatur undTheater

S.Restriepke, Dermoderne Theaterbetrieb.47 Seiten. ^— Julius Bab, Arbeiterdichtung.48 Seiten. ^— Artur Holitschek,Das Theaterimrevolutionären Rußland.40Seiten. ^— Sohn Schi- towski, Der neue Tanz.55Seiten. ^— Rudolf Kahser, Das junge deutscheDrama. 43 Seiten. ^— Sämtliche:^{Berlin NW.} 4q,

Volksbigxtenverlagk^und -vertriebs-G. m. b.H.[19241.Preis je^{1.— .}

Diese fünf Hefte sinddieersteneinerBroschürensammlungVolk undKunst-- dievonderBerliner Freien Volksbühne ausgeht,alsoeinGegenstückbildetzu denBroschüren,^dieder(christliche)Bühnenvolksbund herausgibt. (Sieheden Sammelband Gemeinschastsbühne^undIugendbewegung,^derinbeidenLesesälen ausliegt.)^Diefünf Hefte^{wollen in}erster^LiniedasPublikum^derFreienVolks- bühnenüberBewegungen^immodernen Kunstlebenorientieren undtun das lu sehr besonnener,man kann schon sagen nüchternerForm. Nestriepke schildert dieheutezubeobachtenden verschiedenen Theaterbetriebe, ihre Organisation,ihr Menschenmaterlal,ihre ArbeitsweiseundinsbesonderedasEntsteheneinerTheater- vorstellung;denBeschlußmacht^einekurze BetrachtungüberTheater^undPublikum, dienatürlichbesonders dieBedeutungderBesuchergemeinden hervorhebt. ^Bab- gibt^einenÜberblicküber diemoderne Arbeiterdichtung,derdiewesentlichen proletarischen Dichterhervorhebt: Heinrich Lersch,A.Peizold,M. Bartheh K.BrögerundG.Engelke.Wichtigist, daßBab dieaus demProletariat stammenden Dichter,^dieinFormenundKlängenderbürgerlichenRevolutions- dichtung verbleiben, scheidetvon denen,dieihren eigenen Ausdruckfinden,und daßerauch^dieAbhängigkeitdergenanntenHauptgesialtenvonihrenVorgängern andeutet. Holltschergibt auf^Grundeigenen SehensEinblickeindieEntwicklung desrussischen Theaters seit^derRevolution mit lebendigenSchilderungenvon einzelnen bezeichnendenVorstellungen, namentlich^vonMassenaufführungen.Schi- kowski gibteineTheorieundGeschichtedermodernen Tanzkunst.Wahrscheinlich wirdstärkeralsdertheoretischeTeildergeschichtlichefesseln,dernacheinander Isidora Dunran, R.v.Laban,M.WigmanundI.Klamt charakterisiert-

KahsergibteinenÜberblicküber diedeutscheDramatik vonHolz-Hauptmann bisBronnen-Brecht; derWertseiner Ausführungen liegt mehr^{in den}Gruppen- charakteriftikenalsindenWertungeneinzelner DichterundDichtungen.^Dievom christlichenBühnenvolksbundverbreitete Dramatik wirdignoriert^—-was nichtzu billigen ist, trohdem sie bisher nochkeineinzigesWertvon,überzeugendemkünst- lerischenWertaufweist. Bemerkenswert ist, daßvondieserSeiteTollersDramen kühlbeurteilt werden. Kahsers Broschüre fülltetwas aus demRahmen^des Ganzen heraus,insofern sie einigermaßenindenüblichenLiteratenton verfällt-.

behält^aberWert alsknappe Orientierung.

Clngestellt Morgenstern.

Literatur undTheater 235

Hernian Hekkneh Das moderne Drama. AsthetischeUnter- suchungen»Herausgegeben^von Paul Alfred Merbach.Berlin 1924-B·BeerVerlag, Friedrich Feddersen.iDeutsche Literatur- deukmace des18. undIh.Jahrhunderts, Rr. Ist, vierte Folge, Nk— Is)VIII-185Seiten. Preis4.so M.

Dekklleks1851erschienene Schrift^{überdas moderne Drama} findet^man in lede-k»Tiefe-eiodkmgeaoeoBiogkaphie Hei-heimKette-s emoJoseaezitiekr Je demsuchesind GedankenHebbels undKellers, denen beidenHettnernahe- stellöe verarbeitet - auf Jbsen hatesanregend gewirkt,alsersichzumsozial-

klkikiichellGegenwartsdichterentwickelte. Csist^aberauchheute nochnicht gänz-

llch^{bekeckekundmitNutzenzulesen.Das} Geheimnis dieses^dauernden Wertes est Wilh daß Hettnehmit schdpserischenTalenten seiner ZeitⁱⁿVerbindung stehend,das Bedürfnisempfand,imInteresse derSchaffenden sichüber die Aufgabenklarzuwerden, diedemDrama feiner Zeit gestellttoaren; erbe- obachreteeineunsicher experimentierende dramatische Produktion,^derdiesichern LTime-tuefehlten,daeineRückkehrzudengroßenMustern Goethes^undSchillers ausgeschlossenwar, undtoollteklärendeintoirken, indem er indreiKapiteln Mike-suche^ioasdiehisiokischeTeam-die^dasbürgerliche^{Deama kmd}die Komödie tuleistenimstande seien^undunter toelchen Lebensbedingungen; aus diese Weise wollte er dieDichter^beiihrem Vorwärtsdrängen nach^neuen Stoffen und FormenvorJrrtoegen bewahrenundindiesemSinne produktiveKritiküben.

TJerhob sich alsoüber die KritikderTagesproduktionundgelangtezugrund- ialzlichenErörterungen,diederGefahr,inunfruchtbare Begriffsspaltereizuver- fallen,entgingen,daderVerfasserinlebendiger Fühlung standmitschaffenden Kräftenersten Ranges. FürKeller-Freundehat^{das dritte}Kapiteliüberdie Komödie) noch besonderen Wert, ^dadiehiermitgeteilten dramaturgischen^Cr- ivägungenMeister Gottfrieds^imGefüge^derHettnerschen Darlegungen erstⁱⁿ ihrer_ganzenBedeutungerkanntwerden.

DerHerausgeber hat sich seineArbeitleider ziemlich leicht gemacht.Crhat inseiner EinleitungwederdieBeziehungen Hettners zuHebbelundKellerge-

nauer aufgezeigt, noch Hettners Einwirkung auf Ibsenüberhaupterwähnt.Cr

hatwederdieParallelstellen^{aus Kellers BriefenanHettnerangegeben,noch} einNamen-undSachregister^mitdenndtigsten Erläuterungen beigefügt,^under WHettnersVorrede nichtabgedruckt, sondern^{nur ein}paarSätze^{daraus in} feinem Vorwort zitiert.Aber dasVerdienst^bleibt ihm,endlich diese für^die Geschichtedes deutschenDramas imth.Jahrhundert toichtigeSchrift^ivieder letchi zugänglichgemachtzuhaben.

Eingestellt. Morgenstern.

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Helene Richter,Shakespeare^derMensch.Leipzig1923,Tauchniiz.

190Seiten. Preis3.50M.

Helene Richter möchte »durch^diedichterischeSchöpfungzumDichter durch- dkiusethmöchtedemLeserhelfen,ⁱⁿShakespearesWerken denDichter selber zuerleben.Sie schlägtalsoeinenandern WegeinalsderBiograph, ^dervom Leben desDichterszuseinen Werkensühkt·TatHchllch lkemch istderWesnicht iVgar verschieden.Wenn DeleneRichter nachforscht,toiesichderSchauspieler

uni^DramaturgShakespeareinseinenDramen austoirkt, sokannsie^dasnur

geeiniger Sicherheitunternehmen,toeilsieausderBiographie Weiß- daß hakespeareSchauspieler^undDramaturgtoar: schlägtalso ihren eigenenWeg nur-ein«welliiedenandern bereits gegangen ist.^AbervondiesemIneinander- lausen derbeidenMethoden^{kann im}vorliegendenFalleabgesehentverden^— esistbeidemRichtekscheuVeksach tatsächlichWeseatiiches herausgekommen.

Was indenlandesüblichenBiographieninderRegel^totes Wissen bleibt,tvird hie- lebevdigesWissen,wekmdieDeksassekioausdek eikrdekdichtekischeaDak- stellungerschließt,daß dieser Dichter^eben so darstellt,^toeilermitLeibund SeeleSchauspielerundDramaturg^{ioar— ein}lebendiges Wissen, das namentlich

236 Abteilung^B:DieBücherhalle

auch für Schauspielervon Wert sein dürfte.DasBuch isteinesehr glückliche ErgänzungzuBiographlenvon derArtderBrandlschemdiesehrgenaufest- stellt,wiedesDichtersLebenverlaufen istundwas allesauf ihngewirkthat.

Wenn beisolcher DarstellungdasIndividuumShakespeare fastverschwindet^—- hier,^beieinerIorscherin,diedieganzeShakespearewissenschaftkennt,^trittes wieder indenVordergrund,daesbeimSchaffen gezeigt^wird— wiewires unsmitwissenschaftlichgeschulterPhantasie^{vorstellenkönnen.}

DerStoff^wirdin 6Kapitel geglledert:^DerSchauspieler,^DerTheaterdichter, DerFormkünstler,DerWeltmann undWeltweise,DerTragödiendichter,Der Komödiendichter.FürdieLeserdas schwierigsteist wohldasdritte,dasun- gewohnte Bahnen geht. ImallgemeinenaberistdasBuch einfach geschrieben, mitGenuß freilichnur von denen zulesen,diedieHauptwerkedesDichters wirklichkennen. AufdieAnalhsenvonMacbethimfünftenundvonWas ihr wollt imsechsten Kapitelmagbesondershingewiesenwerden.Falls etwa,ge- legentlichvonAusführungen,^dasInteresse für diese^Stückeaußergewdhnlichstark werdensollte,kanndasBuchmitbesonderem Nutzen ausgeliehenwerden.

Eingestellt. Morgenstern.

Leo Tolstoi, EinLeben inSelbstbekenntnissen. Tagebuchblätter und Briefe.Herausgegebenvon Arthur Luther.Leipzig1923, BibliographischesInstitut.445 Seiten. Preis^{4.— M.}

Luther stelltaus Tolstoss TagebüchernundBriefemauchaus denauto- biographischen Schriftenderersten Periode, Dokumentezusammen,^diediegeistige Entwicklung^desDichters belegen^undzugleich^{den Beweis} noch^einmal erbringen, daßdesDichters GesamtwerteineLebensbeichte darstellt.^DerWerteinessolchen Unternehmensliegtmeines Erachtens darin,daß^{man den}stärksten,^unmittel- barstenEindruck davon erhält,wieallmählichLebenundSchaffen^desDichters

—namentlich nachdemEinsetzenderschweren Krisis^— einen einzigen großen Strom darstellen,alleseinem Zielzustrebt.

DieAnordnungdesBandes scheintmir nichtganz geglückt.Zunächstgibt Luthereineallgemeine Lebensübersicht,danndieDotumente, endlichimAnhang imkleinstenDruckdienötigen Erläuterungen.Eswärewohl wirkungsvoller gewesen,wenn auf^eineCharakteristikdereinzelnenLebensabschnittejeweilsdie Dokumente folgten^mitunmittelbar beigefügtenErläuterungen.DiejetzigeAn- ordnung zwingtzueinem unbequemenNachschiagen,das ungeüvte Leserab- schreckendürfte.

Unter denDokumenten sind manche,diehierzum erstenmalindeutscher libersetzungerscheinenundwohl auch künftig^nurhierzusuchen sein werden.^da einedeutsche Ausgabe^derBriefe Tolstois^kaumzuerwarten ist.ObdieAuswahl immerdasWichtigste herausgreift,^kannnurderSpezialistbeurteilen.

Das Buchkommthauptsächlichfür LeserinBetracht, diebereits eineBio- graphie Tolstosskennen undnun näherandenMenschen herankommenwollen.

EswirdnamentlichinBüchereiemdieTolstossTagebüchernicht einstellen,will- kommensein.

Eingestellt. Morgenstern.

LeoTolstoi, Tagebuch Erster^{Band: 1895—1899.}ZweiterBand:

than-thos. AutorisiertevollständigeAusgabevonLudwig^Berndl.

Jena1923, E.Diederichs.184,204 Seiten. Preisse5.—M.

IndenTagebüchernzeichnetTolstoi auf,was ihngeistigbeschäftigt.Siesind dasDokument einesMenschen^von rastloser Gedankenarbeit,dieimmerwieder dieFragenach Wesen,Sinn undBedeutungdesLebensunddasVerhältnis desMenschenzu Gottumkreist. MankanndieTagebücher^alsKommentar zu denSchriften seiner letzten Periodevon derAuferstehung^an nehmen.Ihre Bedeutung geht^aber noch weiter,insofern sie^dieTragik feinesLebens ^—das Verhältnis^desLebens, daserführt,zuseiner Erkenntnis und Lehre^- beleuchten.

DieTagebüchersind nichtetwa einZeugnisruhigerAbgeklärtheit,wieman ver- mutenkännte, sondern andauernden Ringens.Daher sollman sieauchnichtetwa ^-

Literatur undTheater 237

aufschlagen,um .AphorismenzurLebensweisheit«zufinden. Kein größerer Gegensatzals etwa dieAufzeichnungen^ausGoethes letztenLebensjahren^und diese oft unausgearbeiteten_Die Niederschriftem

Hinweise aufeigeneWerte,aufZeitgenossenundZeitereignissewerden indenAnmerkungenhinreichend^erläutert.

Eingesteilt. Morgenstern.

Nu b in dka n nkhTa go re,MeineLebenserinnerungen. MünchenINS- KurtWolfs.371Seiten. Preis^2.—M.

TCSVWWähltseine Entwicklung^bisetwazum25.Lebensjahr^—wieerdie KindheitZUHause,inderHauptsacheunter demRegimentderDienerschaft verlebt,wieersichrnitLehrernundSchulen auseinanderselzt,wiederVaterin seinedeschungeingreift,wieerzumDichterwird undseine ersten Werke schkeibh^wieseinVerhältniszu GottundWeit sichwandelt undallmählichdie

Weckanschauungsich herausbildet,diedenCharakter seiner reifenWerkebestimmt.

Ckschildertalso seine geistige Entwicklung^biszuderZeit,woersichernsthaft mitdemindischen^LebenauseinandersetztAnAbenteuern ist diese Jugend nicht leich,also auch^dieDarstellungohneäußere Spannungsreize. Dafür dürften seineErfahrungen^mitLehrernundSchulen auch europäischeErzieher interessieren, undwaser über dieEntfaltung seines dichterischenVermögens beibringt, ist natürlichwesentlich fürdasVerständnis seinerWerke. Auffällig ist, daßerdie indischenreligiösenund politischenZuständenichtgenauer alsHintergrund schildert^— offenbar,weilerindenersten Jahrenseines öffentlichenWirkens mehrmitsich undseinenpersönlichenSchmerzen beschäftigtwar alsmitseinem^{Volke. Der} deutscheLeserempfindet dieseVernachlässigung^deskulturellen Hintergrunds^als schwerenMangel,^alseinenVerzicht auf festgegründeteDarstellung,^dieTagore freilichausdrücklichablehnt.Esistzubedauern, daßderVerlaghiernicht für eineErgänzungundauch sonst nicht fürErläuterungengesorgt hat,diebeiden Hinweisen aufdasiiterarischeLebenBengalens sehrwillkommen wären.

Eingesteilt. Morgenstern.

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AdolfErman, ^{DieLiteratur der}Åghpter.Gedichte, Erzählungen undLehrbiicheraus dem2. unds.Jahrtausend ^v.Ehr.Leipzig 1923,I.^E.Hinrichs.370 Seiten. Preis7.50 M Hiererhaltenwirdenersten füreinen weiteren Leserkreis bestimmten liber- blick überdiealtäghptischeLiteratur,derenmeiste Stücke bishernurFachtreisen zugänglichwaren ^— einewertvolle ErgänzungzudenDenkmälern altäghptischer Kunst^undTechnik.^Eshandeltich nicht^umeineLiteraturgeschichtederüblichen Art, diebeidemZustandder berlieferung auch nichtzuschreiben ist, sondern um einenachderZeit^desEntstehens^undinnerhalb^dereinzelnen Perioden nach stofflichenGruppen geordnete Auswahl^vonÜbersetzungenaus derGesamtliteratur imitAusnahmedermedizinischenundmathematischenundmitstrengster Auswahl aus derUnmassevon religiösenTextemmitÜberleitungen,Einführungenund Erläuterungen.Zum erstenmal erhältderLaieeinen Eindruck voneinem sehr^- reichen, mannigfaltigen literarischenSchaffen«dasdieWissenschaftimLaufevon Jahrzehnten^unter Schwierigteiten,^diederHerausgeber aufzeigt,wenigstensin Bruchstückenerschlossenhat.^Vieleshat^nur geschichtlichesInteresse, manches,^wie dieDokumente ausZeiteninnererKämpfeundsozialer Umwälzungen,greift auch heuteans Herz;dieHauptsache ist, daßdie verbreitete Meinung,daß^diealten Aghpter^einseltsames,verknöchertesVolkohne rechte Entwicklung gewesen seien, durch_Diedievorgelegten Proben auch für Laienkreise endgültig widerlegt wird.

ZugabendesHerausgebers,dereinanerkannter, dasganzeGebietbe- herrschenderFachmann ist, zeichnen sich durch schlichteSachlichteit^undAllgemein- verständlichkeitaus.

Eingesteilt. « Morgenstern

238 Abteilung^B:DieBücherhalle

Eduard Ertes, ChinesischeLiteratur.Breslau1922, Hirt.104Seiten.

Preis geb.2.50 M.

DieHauptvorzügedesErtesschenWerkchens sind, daßesaufwenigen Seiten dieEntwicklungderchinesischenLiteratur imZusammenhangmitderwirtschaft- lichenundpolitischen Geschichte^desLandes aufzeigtundbis indieGegenwart führt.SeinNachteil ist, daßkein Raumfür eingehende Charakteristik^derfürsrenden Persönlichkeiten^bleibt.Auchvermißt^manschmerzlichAngabenüber diezuverlicssigsten deutscheniibersehungem^Dasklarundeinfachgeschriebene Werkchen,^dassehr geeignetist,dasVerständnis chinesischerWesensartzufördern,kommtalsomehr für Lesermit ausgesprochen geschichtlichemInteresseⁱⁿBetrachtalsfür solche, diein Literatur undPhilosophieden schaffendenPersönlichkeitennahekommen wollen« also ausgesprochen künstlerischeNeigungen haben.

Eingestellt. Morgenstern

Geschichte

Georg^von Stal, DieAchtundvierzigerin Amerika. Frankfurt^a.M.

1923,Frankfurter Sozietätsdruckerei.91 Seiten. Preis1.so M.

iDieParilskirche,eineSchriftenfolge.)

DerBegriffder»Achtundvierziger«,wieerinAmerika gebräuchlichist,um- faßt auch sene Deutschen,dieinfolgederDemagogenverfoigungen^derdreißiger Jahreeinwanderten, sowie diejenigen Einwanderer, welche »unterdemEinfluß dergroßen Zeit ausgewachsen sind«. Diese Einwanderungsweilen^{—- im}Jahre 1840zählte^man 34.aoo Köpfe^—waren kulturell sehrverschieden geartet. Am bedeutendstensind ohne Zweifel^dieechten «Achtundvierziger«,dieinderMehr- zahlausBegeisterung fürdieFreiheit,für demokratische^undnationale Ideen zudenWaffen gegriffen hattenundoft aufabenteuerlichen Wegen^derüber sievommonarchischen Kriegsgericht verhängten Todesstrafe entgangenwaren.

Nach allgemeiner Charakteristik sener Einwanderung schildert^derVerfasser, was dieser starke Zustrom deutscher Intelligenz^undArbeitfür Amerika bedeutet hat.ErverfolgtdiedeutschenLeistungen aufdenverschiedenenGebieten des kulturellen Lebens: Journalismus, Politik(Skiavenbefreiung,Krieggegendie Südstaaten, Kampfgegen dieKorruption),Verwaltung (SrhurzwarvierJahre MinisterdesJnnern), Schulwesen,Musitpflegeusw.Erschließtmit kurzen BiographienderFührer dieser Eingewanderten:KarlSchurz,OswaldDttendorfer,

Franz Sigel. ^.

Das für unser Vaterland so tragische Kapitel ^aus derGeschichteder deutschenDemokratie wirdinersterLiniediejenigen interessieren, welche positiv zuunserer republikanischenGegenwartstehen. Zu ihnen^undinihrem Geiste sprichtderVerfasser.^Dieangenehm^undohneSchwierigkeitenvonsedermannzu lesende Schrift hataberauch BedeutungindenZusammenhängen,^diedurchdie Begriffe .Deutschtum^{desAnstandes« und}.Werden undWesen^derVereinigten Staaten« bezeichnetwerden.

Eingestellt. Bultmann.

Herrnann Cardauns, Köln in derFranzosenzeit.^{Aus der}Chronik des AnnoSchnorrenberg1789-1802. ^Bonn 1923, Schweden

220 Seiten. Preis2.50 M.

DerKölnerAugustinerAnnoSchnorrenberghatⁱⁿeinemmächtigenFolioi band eineChronikseiner Zeit i1780—-——1802)verfaßt,etwa inderWeise,wie mittelalterliche Chronisten ihreWerke verfertigt haben, wahlios hat^eransedern Tage eingetragen,was ihmwertvoll erschien,Ereignisse^aus seinem Kloster,aus derGeschichteoderauchausderSkandaigeschichtederStadt Köln,ausderGe- schichtedesNheiniands, Deutschlands^undEuropas, zugefügthat^erAusschnitteaus Urkunden,Bekanntmachungen^unddergleichen.Schnorrenberghat soeinefürdie Forschung wichtige^QuellezurGeschichtederNheinlande geschrieben.^Ausdiesem

Geschichte 239

Buchhat^nun Hermann Cardauns durchÜberseizeninsDeutscheunddurch Zusammenstreichen^einlesbares kleinesBuch gemacht-s^das nochdasGefühldes unmittelbaren Miterlebens hinterläßt,dasdieChronikauszeichnet. Man^kannein frisches^BilddesNheinlandes,oderbesservonKölninderFranzosenzeih^daraus gewinnen,^abernurwenn man einsolchesBuchzulesen versteht,wenn manaus knnsend^kleinen GeschichkchenGeschichteherauszuerkennen versteht·Wenn man abzurechnen weiß,was Stadtgerüchteüberreizter^Nerven sindundwas inden Urteilen desChronisten durchseinengeistlichenStand unddieCnge seinen- UMkkeisesbedingtist. Der Gesichtskreis^derChronik isteng, esist notwendig- dnß^imLeiek ihnbewußterweitern kann.Anderen LesernkanndieChronik^nur Wenig bieten- zumal^dasiekeineirgendwie fesselndedurchgehendeLiniehat. Cs besteht beieinemunkritischenLeser sogardieGefahreinervorschnellen Vergleichung^Mik denaugenblicklichenVerhältnissendesRheinlandesvonCinzelheitzuEinzelheit- ViinekkikischeCinstellung.^DasBuch ist deshalb außerhalbdesNheinlandsselbst MkgrößerenBüchereienfür Leser^miteinergewissen geschichtlichenBildung inicht Schuthicduaxpzuuns-schien

Nichteingestellt. Waas.

Albert von Nachen, Geschichtedes erstenKreuzzuges Übersth und eingeleitetvon HermannHefele.^Mit 16Abbildungen nach zeitgenössischenVorlagen. Jena 1923, Cugen Diederichs.Zwei Bände. ddh^Seiten. Preis14.—M. iDas alteNeich.) Dieses^{Werk eines}sonstunbekannten Klerikers aus derMitte desIe.Jahr- hundertskannsichkeinerbesonderenSchätzungseitens unserer kritischen Geschichts- sorschungerfreuen. DerVerfasser istinpolitischen Dingen recht ahnungslosund hatkeineCinsichtindenpragmatischen ZusammenhangderEreignisse.Dasheilige Landhaterniegesehen.Crberichtetnur, was dieKreuzfahrer erzählt haben, berichtet getreu,ohne Veränderung^undBeschönigung, selten^iibtermoralische, nie historische^Kritik. Crerzähltⁱⁿepischer Breite, nach unserem^modernen Cmpfinden manchmaletwas unbeholfen^undungeschickt.

DennochschätzenwirdasWerkAlberts hochundglauben, daßesgeradedas InteresseandenKreuzzügenbefriedigt,dasdemLaien^daswesentlicheist.Albert lebtVöikisinderStimmungdesKreuzfahrers,er«ist .imGeisteeinWeggenosse desZEIT sein tiefes Mitempfinden^{belebt die}Crzählungunderwärmtden kcieksCkist Sieich begeistert fiir^diereligiösenZiele^derBewegungwiefiirdas IdealdesritterlichenHelden,^dasihmvorallemGottfriedund Balduin erfüllen.

So Visenbnkksichunsbeiihmunmittelbarer alsvielleicht irgendwo^derGeist sein«Zeit-^net Enthusiasmusdesheiligen Krieges,^dieVerbindung tiefster keiisiöiekImpulseUndgläubigenOpfermutesmithöchstemirdischen^Streben nach EhreundRuhm, aberauchmitbrutalen, fast tierisch ungezügeltenJnstinktender Grausamkeit_Wer unddesBlutdurstes.

befremdetvon derNüchternheit^undFormlosigkeit^desmodernen Lebens, sich befreundenmagmitderblut- undlebensvolleren, zugleich auch spirituelleren WeltdesMittelalters, demwirddieLektiireAlberts reichenGewinn bringen.

Aberauch^{werin der}Geschichteinteressante ErscheinungendesmenschlichenSeelen- lebenssucht,findet^indenuns oft soseltsamen Vorgängen,vondenenAlbert erzählt, reiches Material.

DieBände,von denen dererstedieCroberungdes heiligen Landes«^der zweitedieGeschichtedesKönigreichs Jerusalembiszum TodeBalduins erzählt- sindbvnHefele meisterhast äberseizt^undvomVerlagdurch schönenDruckund wertvolle Bilder ausgestattet

Cingestellt. Bultmann.

Wicht-insbvn Giesebrecht, Geschichtederdeutschen Kaiserzeitⁱⁿ AuswnhisHerausgegeben^undeingeleitet^vonPaul AlsredMarbach.

Berlin I923, R.Hobbing440 Seiten. Preis geb.^{12.— M.}

LeopoldvonNankecharakterisiertdie.Geschichte^dekdeutschenKnisikkseik««

dasLebenswerkGiesebrechts,ineinemBriefandenVerfasserfolgendermaßen-

·Sie haben dazueine doppelte Begabung mitgebracht,^diederKritikundder