• Nie Znaleziono Wyników

Oberschlesien, 1908, Jg. 7, H. 1

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Oberschlesien, 1908, Jg. 7, H. 1"

Copied!
60
0
0

Pełen tekst

(1)

7

. Jahrgang. « Beft i. « jfpril 190$.

W kblcffen

monatsscbrift zur Pflege der Kenntnis und Uertretung der Interessen Oberscblesiens.

Bcrausaebcr: Professor Dr. P. Knötd.

Die IT T o n afsfd jrift „(D b e rfd jle fle n " erfcfjeint im H n fa n g e eines jeben iT lon ats.

ftbounenientspreis u ie rte ljäb rlid ? XTlarP 3 ,— .

€ in }e ln e £>efte iT la r f \,25.

23ejieIIungen nehm en alle 23ud}bcinblungen unö p o fta n fta lte n , forme bie D e rla g sb u cb b an b lu n g

Don (Sebrüber B ö t)m , K a tto tü ift (D.-S., entgegen.

Triibling.

Don

23 r u n o 21 r n b t.

W t m ! Du mein Zlaufd) unb meine §>tid;t!

3mmer bift bu mir trmnberooll,

B is in bie IDurjeht con bir burdjrüttelt, 3 n meinem tDipfel burcfjfauft, burdjfdjüttelt, tüeifj tdE? ja bodj, nur roelfes £aub,

Dürres (Sejroetg unb faulige ^rucljt Heijjeft bu nieber, nrntwoll toll,

Dtr 3 um Haub.

23Iut faugen meine IDurjeln fid? auf 2tus ber <2rbe innerftem (Srunb, Unb id? füi^le bie Stopfen fteigen Selig- in meinen bünnften §u>etgert, Stratjlig aus ifjnen burd? 23Iait um 231ati, Knofpen unb Blüten rinnt itjr £auf, Unb fo ftefye icfy griin unb Bunt SaftnoTI fatt.

(2)

Dr. C>ans B r e v e t ,

Das ift bes Dafeins Seligfeit:

Sonne burdjfodjt mtd? bis ins ÜTarf, 31?res Ctdjies jaud?3enbe (Sluien

Scfyäumeu um mtcfy in golbenen fluten —

£7örft bu nidjt tbr £Dunbergebtaus?

3^tem 2lnptall bebn' idj mid; weit, Bofyr' idj mid? lief unb müfyfam ftarf f?alt' idj aus,

EDoIfen entfteigen bem aimenben Uteer, Steiben ijerbei mit (Senntterfradjt,

(Stegen auf midj ifyte frudjtbaren Stopfen,

B is nad? bem Saufen unb praffeln unb Klopfen Hein toieber leudjtet bes fjimmels Blau.

2IIIe IPoIfen finb regenleer,

Unb id? fdjimmere n>ie nad? bet Had?t

^rüfy im Cljau.

Stet; mtd} blübenöen ^tüfylhtgsbattm!

Sd^toet oon Blüten fyängt mein (Seäft,

Scfyroet üon Knofpen, bie fdjiüellen unb fprirtgen, Unb meine Blüten fpredjen unb fingen

Sag unb Hacfjt, feit fie aufgemad/t:

„2111 unfer £Defen ift ein Sraum Unb bas leben ein großes ^eft Heicfyfter pradjt!"

Ift OberTcbkfien fcbön?

Dort

Dr. £ ja n s D r e £ I e r.

„©berfcfyleften fcbön! Jch banfe! Von meiner Wohnung aus fann tcfy gerabe 3^ Scfyornfteine säfylen. U)ofyin man fietjt: ^abrifen, (Stuben, Sdjlacfenfyalben unb Btudjfelbet. Das ift bie poefie ©bet*

fdjleftens! 3 n ben Eiebern, bie ©berfdjlefien befmgen — es gibt toirf*

lief? foldje! — tjeißt es geroÖIjnlidj: <2s ift jmar nidjt fo fcbön bier rote an bes 21 f) eines Stranb, es finb feine fagenummobenen Burgen fyier, feine

(3)

3 ft ©berfdjleftett fdjön? 3

rcbenbefränjten fjiigel. (Es ift bas nidji ba unb bas nicht ba. 21ber es ift mein f^eimatlanb, mein geliebtes fcfjönes £?eimatlanb!"

So ungefähr entgegnete mir füglich ein HIjeinlänber, ber nadj

©berfcljleften »erfcfjlagen war, unb bem id? uon ©berfdjlefiens Sdjön*

tjciten fprad?.

Kann man benn wtrflich bas oberfdjlefifdje 3 n^uftriegebiet fdjön nennen? ©ber ift es nur unrtfdjaftlidj wertooll, äfthetifdj aber in ber üat fo arm, inte es gewöhnlich bargefteltt nrirb ?

Wix wollen abfehen non benjenigen Ceilen ©berfcljlefiens, bie auch allgemein anerfannte lanbfdjaftlic^e Schönheiten, 3. 23. fcfjöne VOaU billigen, aufweifen. (Serabe bas tnelgefcfjmäljte eigentliche 3 nbuftriegebiet, bie für ©berfdjlefien d?arafteriftifc£?e Sanbfdiaft, mit ihren rauchgefchwär3*

ten ö?erfanlagen, mit ibren Bruchfelbern unb Scftlacfenbalben, wollen mir binficbtlid) ihrer äfthetifdjen tDirfung betrachten.

311 welchem Sinne unb mit welchem Hedjte fann man fie als fdjön be3eidjnen?

Über ben iSefchmad läj3t ficf? nicht ftreiten, fagt ein befanntes Sprich*

wort. 5 er eine nennt fdjön, was ber anbere tjä^iicty finbet. „tPat bem einen fin Uhl is, is bem annertt fin Hachtigall."

Doch gemadj! 2iudj bie Schönheit Ijat beftimmte (Sefe^e. Unb ebenfo wie in ber (Ethif unb philofophie über ben Begriff bes (Suten unb IDahren ftreitet man in ber Slftbetif über ben Begriff bes Schönen.

§war oiel fann uns bie 2Jftheiif bei Beantwortung unferer ^rage nicht helfen* Die berühmten Beftimmungen ber Schönheit, ba§ fie bie (Einheit in ber Utannigfaltigfeit fei unb bie ITTanuigfaltigfeit in ber (Ein*

heit, ober ba§ fie, wie piato unb 21riftoteIes fagen, bas tTCafj, bie Svm*

metrie, bas Begrei^te fei, ober, wie ein neuerer 2tfttjetifer fagt, finnen*

fällige, ausbrucfsüoll harmonifdje ^orm, ober bie 3^ee in begrenjter (Erfdjeintmg, alle btefe gelehrte Definitionen haben mit lanbfdjaftlicher

Schönheit nur fel]t tDenig 311 tun.

Ulan h<rt 3u>ar üerfucfjt, einzelne ber in ber 2lftf|ettf aufgeftellten 5d?önheitsgefe^e auch in einem £anbfd/aftsbilbe nach311 tDeifen, aber oljne rechten (Erfolg. Por allem gilt btes Don bem fogenanuten golbenen Schnitte, ben man an Dielen (Eingelgegenftänben ber Hatur beob*

achtet hat.

(Ein Baum 3. B . fdjön, wenn fein Stamm unb feine Jtfte, feine Blätter unb Blüten eine gewiffe Hegelmä^igfeit unb in biefer Hegel*

mäfjigfeit 3itgleich eine gewiffe Utannigfaltigfeit aufweifen, fobajj er bem non uns gebachten' (Typus eines Baumes, ber 3 bee eines Baumes, mög*

lidjft nahe fommt.

(4)

gu btefer Hegelmäfjigfeit gehört es unter anberem, bafj ber gegen#

fettige 2lbftanb ber Ufte nad? oben hin immer Heiner u>irb, unb 3tpar angenäbert überall im nämlidjeu t)erl;ältniffe; b. 1|. n>enn man etwa ben 2lbftanb bes erften unb 3u>eiten 2lftes, natürlich am Stamme gemeffen, burcfy ben 21bftanb bes 3a>eiten unb britten teilt, erfyält man biefelbe §al]I, u>ie wenn man etu>a ben 21bftaub bes fünften unb fedjften 21ftes burdj ben fecfyften unb fiebenten teilt.

Diefes beftimmte Ceilungsüerbältnis Ijeifji in ber ITCatl^emati!

ftetige (Teilung, ober audj, ba es in ber Hatur häufig »orfommt, (3. B . audj in ber 2luorbnung ber Sdjuppen an ben Sannen3apfen unb ^ifdjen, im Bau ber 2ltme unb Beine bes ITCenfdien, cor allem in ber (Seftaltnng bes menfdjlidjen (Sefidjts) golbener ober göttlicher Schnitt.

<£in3elne Slfthetifer fudjten nun ben golbenen Sdjnitt aud? in einer ibealen £aubfdjaft nnebe^ufinben. geifing ftellte 3. B . bie ITEafje fdjöuer (Sebirgslinien in §al]Ien bar unb rechnete aus ihnen bas befagte fahlen*

uerbältnis heraus.

Doch es ift ohne weiteres flar, ba§ biefe Perfudje, ein allgemein gültiges matljematifdjes (Srunbgefe^ ber lanbfdjaftlicfyert Schönheit auf#

3uftellen, fo intereffant fie auch au fidj fein mögen, nod? oiel 311 unnoll*

fommen unb ujillfürlidj finb, um fie in einem gegebenen ^atle 311m JTtajj*

ftabe ber äftljetifdjen Bewertung einer £anbfdjaft 3U machen.

(£inen Kern non tPabrheit enthalten aber alle biefe philofophifcfjen Untersuchungen über bie Sdjönbeit 3ir>eifellos, auch für bie Beurteilung eines £anbfchaftsbilbes. IDas eine £anbfdjaft fdjön macht, finb nämlich nicht bie fidjtbaren, ftofflidjen (Segenftänbe als foldje, fonbern es ift eine getoiffe ^orm unb 2tnorbnung ber (Segenftänbe, ein getoiffer ber JTleufdjen#

feele im (Srunbe oermanbter (Seift ber f^armonie; ober anbers gefagt:

(Hine ianbfdjaft fann nur bann fdiön genannt werben, wenn fie bas Spiegelbilb einer Seele ift. Diefe Seele liegt natürlich, wie fdjon bas EDort Spiegelbilb fagt, nidjt in ber £anbfdjaft felbft, fonbern ber Befdjauer trägt fie in bie Hatur hinein. 21ber nur fie bringt uns bie Hatur innerlich nab er unb madjt, bajj wir fie lieben unb fdjön nennen.

Ulan betradjte 3. B . eine ^ü^lingslanbfdjaft, wie fie gewöhnlich gefdjilbert wirb: Die Quellen murmeln uralte iüeist^eit unb Schönheit, in ben Bäumen ftreben 3arte (Seifter aus ber bunfeln (Erbe 311m begliicfen#

ben £id?te, fie flüftern in ben Blättern unb fdjlafen in ben Blütenfnofpen.

Durc^ bie gan3e Hatur geht ein heimliches EDeben unb £eben.

Ulan fielet, alles ift in bieferSdjilberung perfonifijiert, üermenfdjlidjt.

Unb bas ift ein (Srunb3ug unferer Haturbetradjtung überhaupt. Uns

(5)

3ft ©bcrfdjlcften fd|ön? 5

felbft wollen wir in ben äußeren (Erfcfyeiuungeu fefien, mitfüfylenbe, per#

roanbte EOefen, (Seift non unferem (Seifte, Blut non unferem Blute.

Berühmte £anbfdjaftsgemälbe beftatigen bas. Spricht nicfyt ein majeftätifdjer, erhabener (Seift aus Böcflins „Soteninfel", eine über#

wältigenbe (Iragif aus feinem (Seftabe ber Dergeffenfyeit? £iegt nid?t auf ben meiften Bilbern ber fyollänbifdjen £anbfd?aftsmaler jener (Seift ber enblofen EPeite, jener Räuber ber Elnenblidjfeit, wie er uns aus ben Scfjriften ber nieb erlänbif djen Dichter unb Denier fo oft entgegen#

u)ef)t, — bie Seele ber Hieberbeutfcfyen? EDer fiefyt Buisbaels ,,^Iu§#

lanbfcfyaft mit EDinbmüfyle" ober Bembranbts „£anbfd?aft mit Buinen auf bem Berge“, ot;ne baf; er einen f?aud? jenes (Seiftes nerfpürt?

EDenben mir nun bas (Sefagte an auf bas oberfdjlefifcfye 3 n^uftrie#

gebiet. Das, was anbere (Segenben fdjön macfyt, üppiger pflanjenmudjs, friftallflares EUaffer, ein tacfyenber Ejimmel, all bas fefylt liier. Die Bäume finb fpärlicfj unb oft nerfümmert, fd^mut^ig gelbes, burdj 21bwäffer ber

^abrifen nergiftetes EDaffer wäl3t fidj ftatt ber murmeluben (Sebirgsbädje träge baljin, bie £uft ift erfüllt non B u§ unb Staub, bie ganje <£rbe burdj#

nuil]It unb 3erftampft. Don eigentlicher Haturfdjönfyeit, non lanbfdjaft#

lidjer Sdjönljeit im engeren Sinne fann besfyalb fyier nidjt bie Bebe fein.

(Einer anmutigen £anbfdjaft, etwa einem rfyeinifdjen £anbfd;aftsbilbe,

©berfefylefien an bie Seite 3U ftellen, ift gan3 urtmöglid], unb nur weil bies bennodj oft gefdpiel^t, wirb immer wieber über ©berfefylefien ber

Stab gebrochen.

Dodj — bas ift bas EDidjtige — ift benn jene anmutige Haturfd^ön#

t|eit, bie nur bisher r>or3ugsweife ins 2luge faxten, unb bie man nielleicfyt bie romantifdje nennen fönute, bie einige Schönheit, bie mir fennen?

EDeit gefehlt! ©nige Beifpiele mögen uns eine in gan3 anberem Sinne fdjöne £anbfdjaft »or 2Iugen führen.

EDer fenrtt nidjt ben Sauber bes £jodjgebirges? 2luf gefafyrüolleu Pfaben, an 2lbgrünben norbei, flimmt ber EPanberer ntüljfelig empor.

iPas er oben fudjt unb finbet, bas ift aud; lanbfdjaftlidje Sdjönfyeit, aber eine gan3 anbere, wie bie ber fanften £}iigel unb anmutigen Hieberungen.

Hidjt ber f^aud? einig fproffenben £ebens, fonbern bie ETTajeftät bes Cobes liegt auf ben milb 3erflüfteten fallen Reifen, bie bas 2luge bort oben erblidt.

Etnb wer fennt nidjt bie Sd?önl]eit bes unerme§licfyen UTeeres?

Des ITCeeres, bas mie ein Urquell ber poefie in ben ^eiligen Sagen ber Dölfer raufdjt, bas ben (Seift bes EKenfd^en meitet unb bem Elnenblidjen 3ufiil;rt, mie außer bem fternenbefäten Firmament unb bem Ejod/gebirge faum ein anberes iDunber ber Hatur.

(6)

6 Dr. f j a n s D r e j I er,

Hub enbltdj — um ein entlegeneres 23eifptel 3U bringen — wer erfennt nicfyt bie ITCajeftät einer Kampffjenerie an, bie gewaltige äftfyetifdje EDirfung bes männermorbenben Krieges? „Der Krieg", fagt ber Slftbetifer Pifd?er, „fei es nun in feiner antifeu ^orm ober mit all feinem fd?wer#

fälligen Hiiftseug bes ETIittelalters, ober mit all feinen mobemen ID affen, tjat eine äftfyetifdje EDirfung gewaltigfter 21rt unb fpielt in ber Kunft eine ungeheure Holle.“

£?ier feljen wir flar: 3 n ^ efe Heifye gehört aud? bie oberfdjlefifdje

£anbfdjaft! nidjt ein ungeheurer Kampfplaij, ben wir l^ter erbliden, ein Scfyladjtfelb »oller (Erümmer unb ieidjen, »oller Sieger unb Befiegte!

EDeldj ein Sdjaufpiel! Die EJüttenfeuer lofyen, taufenb Sdjornfteine fpeien trotzig fetter gegen ben Bimmel. (Ein giftiger Brobem wie ber

£jaud? eines Ungeheuers wälät fid? über bie fallen gelber, neben glühen*

ben (Effert fdjlagen gewaltige Jammer bröfynenb auf (Eifenblöde, ein bumpfes 23raufen unb gifcfyen burd^ittert bie £uft, wie bas Stöhnen eines gefeffelten Ungeheuers. Selbft im 3 nnern podjt unb raffelt unb hämmert es, als tobte eine (Sigantenfdjladjt. (Eaufenb febnige 2Irme greifen-31t, taufenb bleiclje (Sefidjter bltden ernft unb fd?wer, taufenb raulje unb gellettbe Stimmen fingen bas wtlbe gewaltige Kampfeslieb, bas über bie weite (Ebene bafyinbrauft, fdjarf wie Sdjwerterflirren, bumpf#

grollenb wie ber »erhaltene Donner, tofeub wie ITteeresbraufen, erfcfyiit#

ternb wie Cobesftötinen — bas fjofyelieb ber 21rbett!

EDer es be3weifelt, baß es auclj eine poefie bes wilbett fyäßlidjeu Hingens, bes blutigen Kampfes gibt, ber müßte alle bie äfynlid? wirfen#

ben ©bjefte ber Kunft, ben Uteeresfturm, ben Kampf wilber (Eiere, ben Krieg unb tnele anbere, als unfünftlerifdj verwerfen.

UTanuigfadje Etnterfdjiebe befielen 3war, wie fd?on erwähnt, 3wifdjeu bem anfangs gefdjilberten ianbfdjaftsbilbe unb ben 3ule^t .genannten (Segenftänben ber Kunft. Die gefamte äftljetifdje IDirfung bes im engeren Sinne Sdjönen ift wefentlidj uerfdjieben uon ber bes(Sigantifdjen. EPäfyrenb uns bas Sdjöne fogleidj an3teljt unb ergebt, fdjmettert uns bas (Sigan#

tifdje anfangs rtieber. (Erfdjauernb werben wir beim 2tnblicfe riefen#

fyafter Uläd;te nuferes eigenen Hidjts bewußt. 21ber ebenfo wie in ber (Eragöbie burdj (Eob unb dräuen fcfylteßltd} bie fiegljafte UCadjt bes Ulenfdjentums emporleudjtet, ebenfo »erwanbelt fid? aud] ijier bas (Sefüfyl ber ©fynmadjt unb Scfywäd^e, bas uns anfangs befällt, balb in ein £uft#

gefül]!. Das Bewußtfein ber eigenen inneren Stärfe erwacht in uns.

mit uneublicfyem Stol3e erlernten wir, baß wir eine Uladjt in uns tragen, bie größer ift als alle rotje (Sewalt ber Hatur.

(7)

3ft (Dberfcfylejteit fdjön? 7

Die 21ftbetif nennt einen ©egenftanb, ber biefen (Etnbrud heTOor#

ruft, nicht int engeren Sinne „fchön", fonbern „ergaben". (Ergaben ift alfo and; bas granbtofe Sdjaufpiel 31t nennen, bas uns ©berfcblefien bietet, ber 2tnbiicE bes Utenfchen, ber mit ^euer unb <2ifen ben Kampf mit ben nutben ITTädjten ber (Erbe aufnimmt. —

„21ha, haben wir's alfo“, höre idj meinen rfyeinifcfyen 5 r eunb fagen, „nicht fdjön ift ©berfcblefien, fonbern erhaben! Ha, meinetwegen mag es erhaben fein, aber ich möchte um (Sottes willen nicht mein gan3es ieben lang in biefer erhabenen (Segertb feftfit^en."

(San3 recbt, lieber ^reitnb, genau fo benfe idj. 2ludj idj möchte nicht immer ©berfdjlefiens £uft atmen. 2lber was beweift bas gegen meine Behauptung. ITtödjteft bu benn bein gan3es £eben lang auf bem XTteere mohnen, beffen Schönheit bu bodj 3ugibft? ©ber auf ben hohen Sergesgipfeln, bie bu mit trieler IHühe erfteigft? 2luch ber Kampf ift oft nur ein fdjönes Scfyaufpiel für ben, ber uou fidlerer EDarte aus 3ufieht. So fann man auch ©berfdjlefiens Schönheit bewunbern unb preifen, ohne fein gait3es £eben bort »erbringen 3U wollen. ITTan fann unglücflidj fein über ben Hand? unb Staub, ber einen beläftigt, unb bodj bie 2Iugen fooiel offen behalten, um bas granbiofe Sdjaufpiel 3U feh'en unb 31t würbi#

gen, EDer ©berfdjlefien nicht fdjön ftnben fann, weil es manche Unart#

itebmlichfeiten ha*/ &er oerwechfelt eben „fchön“ mit „angenehm“. Diefe Begriffe berühren fich 3war enge, finb aber nicht ibentifdj.

Doch hafy ein 3weiter (Entwurf würbe gemacht: ©berfdjlefien ift ja gar niefjt „fchön“, fonbern „erhaben“. Darauf ift 3U erwibertt: Die Unterfdjeibung 3wifd;en erhaben unb fchön ift eine in ber wiffertfebaft#

lidjen 2'lftbetif gebräuchliche unb notwenbige Klarftellung ber Begriffe, finbet aber in unferer gewöhnlichen 21usbrucfsweife meift feine 23erücffidjtigung. UTit bemfelben Hechte, mit bem bas „erhabene“

ITieer ober Hochgebirge gewöhnlid] mit bem allgemeinen EDorte

„fdjön“ be3eidjnet wirb, fann man alfo and? ©berfchtefien fchledjthin fchön nennen.

Doch mein ftiiifdjer (Segner ift immer noch nicht befehrt. „<Sut“, fagt er, „bu beweift, baß ©berfchlefien fchön ift. 21ber bas ift bodj im (Srunbe genommen alles nur graue Cheorie. EDer hat ©berfdjlefien jemals wirflidj fchön gefunben? Unb bas ift bodj bas (Entfcheibenbe! ETCan faitit bodj feine Schönheit in bie Dinge bineinbisputieren, wenn fie nicht aus ben Dingen heraus auf uns wirft."

Darauf erwibere id;: 3 ^ 3ebe 3unächft 31t, baß es nur wenige Ittenfchen gibt, bie für bie in Hebe ftel]enbc (Sattung bes Schönen Sinn unb üerftänbnis haben. 2lber bas ift fehr wol]l erflärlidj, (Ein widjiiger

(8)

8 Dr. Ejaus D r e j l e r ,

(Srunb ift 3,unäd>ft bie fdjon befprodjene Satfadje, baß bie Unannehmlidj#

feiten bes oberfdjlefifdjeu £ebens in Dielen bie (Empfinburtg bes Schönen überhaupt nicht auffommen laffeu. Das Schöne ift eben für ciele Uieufchen mit bem Ulngenehmen fo innig nerfniipft, baß fie es gar nicht trennen fönnen.

2lußer biefem (Srunbe möchte idj aber noch brei anbere anführen, bie au ber gewöhnlichen äfthetifchen Bewertung ©berfchlefiens in erfter £inie fd?nlb finb.

§)unächft ift eine unerläßliche Porbebingung wahren äfthetifchen (Senuffes bie 3 ntereffelofigf.eit. Hehrnen wir ein Beifpiel. U)er bem Streite einer UEenfdjeugruppe 3ufiebt unb babei Partei nimmt, bem wirb bie (Sruppe nie 311m 23ilb. (Erft wenn man „fid? fo3ufageu ausfdjeibet, Diftanj nimmt, gan3 objeftw bie £eute anfieht, ihre Figuren, Köpfe, iSebärbert, Stimmen, ba3U bie Beleuchtung, ben Haum, bie Umgebung", erft bann „wirb bas (Selige 311m 23tlb, 3um Scbaufpiel“. (^. Sb. Difcher, bas Schöne unb bie Kunft.) (Seuau fo gebt es Dielen bei ber Betrachtung ber oberfchlefifchen 3 nbuftrieanlagen. (Es gibt Utenfchen, bie feinen 2-lugenblid bie materielle Bebeutung beffen, was fie fehen, cergeffen fönnen, bie immer fragen: EDas foftet bas? ED03U bient bas? 3 ft ^as neu? unb bergl. EDie follte ein foldjer Ulenfch Schönheit feigen, ba er boch feinen

Sinn für Schönheit hat?

Der 3weite (Srunb, weshalb manche aucb für Schönheit empfäng#

liehe Ulenfchen bie Schönheit ©berfchlefiens noch nie empfunben haben, liegt in ber oberfchlefifdjen' ianbfdjaft felbft. (Es ift bas nämlich ber UTangel an geeigneten ilusfidjispunften. UTan fielet hier gewöhnlich bie

©bjefte 31t nahe. Unb wenn mau einer ianbfdjaft fo nahe ift, baß man bas Stofflid?e in ihr fielet, baß man bie Hatur unb Befdjaffeuheit bes (Sefteius unb ber pflait3eu erfennt, bann fann ber (Einbrud bes Schönen nicht ungefdjwächt 31t ftanbe fommeu. (Erft wenn fid; ein 3arter Schleier über bie (Segenftänbe gelegt hat, wenn, wie ein Ufthetifer fagt, „ber ibealifierenbe Duft bariiber liegt, ba fagen wir: bas ift wie gemalt“.

2tuch Kant macht in feiner „Kritif ber Urteilsfraft" auf biefen puuft auf#

merffam. (Er fagt: „Daraus (nämlich aus bem, was er über bie (Srößen#

fchät^ung ber Haturbinge ausführte) läßt fid? erflären, was Sanary in feinen Had/richten ron Ägypten aumerft, baß man ben Pyramiben nicht febr nahe fommen, ebenfo wenig als 31t weit banon entfernt fein miiffe, um bie gan3e Hührung dou ihrer (Sröße 31a befommen. Denn ift bas

£e^tere, fo finb bie Seile, bie aufgefaßt werben (bie Steine berfelben iibereinanber) nur bunfel Dorgeftellt, unb ihre Dorfteüung tut feine EPir#

fung auf bas äfthetifdje Urteil bes Subjefts. 3 ft aber bas (Erftere, fo be#

barf bas 2luge einige §eit, um bie 2luffaffung dou ber (Srunbfläche bis 3ur

(9)

3ft ©berfdjleften fdjöu? 9 Spiije 311 üollenben; in biefer aber erlöfdjen immer 311m Seil bie erfteren, ehe bie (Einbilbungsfraft bie le^tern attfgenomnten hat, unb bie Sufammen#

faffmtg ift nie nollftänbig." Hun gibt es aber in ©berfchlefien leiber nur wenige fold?e puufte, r>on benen aus fid? bie (Segenb überblicfen läjgt. ^äl?rt man mit ber Straßenbahn, fo fiefyt man alles 3U nahe unb audj 3U fnr3e Seit, blicft man aber etwa uom Kattowit^er Bismardturm, fo ift bas £anbfchaftsbilb 3U groß unb cerfchwommen. Der befte mir befannte 2lusfid]tspunft ift ber Hebenberg bei Königshütte. £Der bort einmal am 2lbenbe ftanb unb bie (Eifenwerfe unb (Srubenanlagen mit ben weithin lohenben feuern unb ben uu3ähligen bläulich#weißen Sogen#

lampen iiberfdjaute, ber wirb ben 2lnblid nicht fo leicht cergeffen. Der roirb and? bie Bebeutung bes Stanbortes bei Betrad?iung einer £anb#

fdjaft 311 würbigen wiffen.

Der britte unb widjtigfte (Srunb für bie läufige Derfenmtng ber Schönheit (Dberfdjlefiens liegt in ber äfthetifchen Urteilsfähigfeit bes Be#

fd?auers. (Er läßt fidj aber nicht mit fo wenigen unb allgemein cerftänb#

liehen Worten angeben wie bie bisherigen, unb es fei mir bat|er geftattet, etwas ausführlicher barauf ein3ugef)en.

(Es gibt heute im Kunft e mp fin ben gwei gan3 oerfchiebene Hidj#

tungen. Die eine nenne ich bie romantifch#ibea!iftifche, bie anbere bie natnrwiffenfchaftlich#realiftifche. Bei nieten Utenfchen ift bie fünftlerifche Betrachtung unb Bewertung ber Hatur mit ber (Sefamtentwidlung ber XPiffenfchaften, befonbers ber Haturwiffenfchaften, fortgefchritten, unb nur biefe Utenfchen fönnen, wie bie (Segeniiberftellung unb Kenn3eich#

nung ber beiben Hichtungen bartuu wirb, ber Schönheit ©berfchlefiens geredet werben. Hoch mehr Utenfchen aber haben aud? heute noch nur Sinn unb Derftäubnis für bie Schönheit ber Utärdjen# unb Sagenwelt, bet belebten, nermenfchlichten ober nergöttlichten Hatur. Sie fdjwelgett in ihren phantafien unb l?affen alles, was bie »on ihnen bewunberte Sdjön#

beit 31t beeinträchtigen fdjeint.

211s ein typifdjer Vertreter biefer leiteten Hidjtuitg fann Hidjarb IDagner gelten. Sein bttreh unb burd? romantifcher (Seift belebte alles, ben bunfeln h ain unb ben murmelnben Quell, bie nahrungfpenbettbe (Erbe unb bie golbenen Sterne. Unb ba bie IDiffenfdjaft ihm bie Hatur ent#

uölferte, ba fie ihm fagte: Das IDachstum ber Pflansen ift im (Srunbe nur eine cbemifche Umfe^ung, bie Sterne finb nur ungeheure weißglüheube Kugeln ober öbe falte (Sefteinsmaffen, fo haßte er fie als bie Sobfeinbin ber Kunft. 21IIe praftifdj brauchbare IDiffenfchaft war ihm in ber Seele 3uwiber. „(Erlöfung bes Hü^Iid^feitsmenfdjen in ben fiinftlerifchen Utenfchen ber §ufunft", bas war feine £ofung.

(10)

10 Dr. r^cins D r e j l c r ,

3n ber Cat ift biefe romantifcbe Haturbetradjtung bie ältere unb fruchtbarere. Unb es roirb auch in gufunft jeber ITTenfch non ihr aus#

gehen, Kinber toerben ftets nur bie Schönheit ber ITIärchen# unb Sagen#

tuelt empfinben, fobaß auch hier, ailf geiftigem (Sebiete, fich eine 2lrt biogenetifches (Srunbgefetj 311 bewahrheiten fdjeint, baß nämlich jeber ein3elne ETtenfdj bie (Entroicfelung ber ETTenfchheii im großen burchläuft.

Doch es hieße ben genetifchen ^ortfcfjritt ber ETCenfchheit leugnen, wollte mau auf biefer Stufe ber Haturbetrachtung ftehen bleiben unb nur fie als fiinftlerifch unb fchön betrachten. Die JX>iffeufcl?aft hat 2[nttit5 ber (Erbe oeräubert unb noch wehr als biefes ben (Seift bes ITteufchen.

~Sn getüiffem Sinne ift es richtig: Sie entDÖlfert fjimmel unb (Erbe. Sie macht nüchtern unb läßt für ITIätchen unb fabeln nur wertig Haum. EDo früher Hympheu unb Hiren auf monbbegläu3tem 2lnger ben Heigen aufführten, ba maltet jefyt Siegel unb Hetorte, EDa^e, Hab unb Jammer.

Unb überall tritt nüchterne Kaufalität unb ftrenge (Sefetjmäßigfeit au bie Stelle poetifcher Haturerflärung.

ilnb boch ha* EDaguer nicht recht, wenn er bie EPiffenfchaft als ein bin ber Kunft hinftellt. Sie 3erftört 3u>ar ben ITCärchenglaubeu, aber bie EDahrheit, bie fie bafür gibt, ift im (Srunbe nicht minber poetifch-

EDelche noch fo fchöne Sage rom Sonnengott, ber ETCoubgöttin ober anberen perfonifi3ierten E?immelsförpern läßt fich hinfidjtlich ihrer äfthetifchen EDirhmg auch nur annähernb Dergleichen mit ber gewaltigen erhabenen Schönheit bes Kopernifanifcheu EDeltfyftems? Unb welche Eüunber ber Schönheit enthüllen uns bie Kunftformen ber Hatur im ETtifroffopifdpKIeinen? Dor altem: welche ^ütle ber lieblichften Eltärchen er3ählt uns bie Biologie, befonbers in ber Befruchtung ber P fla^ en unb in ber (Entwidlungsgefchidjte ber Ciere! Hidjt mehr um 3*YS Blagt bie Hadjtigall, um ihren Sohn, ben fie erfragen, u>ie E?omer uns er3ählt, fonbern fie flagt unb locft unb jauclj3t unb tDirbt in einfamer Hadjt um

£iebe! Sie fingt Don jener EDtntbermacht, bie bie Blumen fo fdjön itnb 3wedmäßig gemacht hat, ^ie ben ^ifdjen ihr buntes fjod^eitsfleib Der#

liehen unb ben Dögeln ihr farbenfrohes (Setuaub.

Unb ähnlicher Beifpiele ließen fich außerorbentlid] Diele anführen.

Sogar in ben abftrafteften EDiffenfchaften berrfcbt fünftlerifd/er (Seift unb Sdjönheit. Hidjt mit Unrecht hat man manche phitofophifche Spefu#

latiouen als „Begriffsbidjtung" be3eidjnet. (Hin in fidj gefdjloffenes (SebanJenfyftem, wie etwa bas fjegelfdje, ober aud; bie Schellingfcf/e Philofophte, gewährt in erfter ünie äfthetifdje, oft fogar n u r äfttjetifche BefrieÖigung. Selbft in ber Hechtswiffenfdjaft entbecft ber berühmte Hechts#

lehrer d. 3hering (Elemente hoher poefie. Elnb in mathematifchen Formeln

(11)

3 ft (Dbcrfdjleften fdjön? u unb Figuren liegt oft, motauf nacbbrüdlid]ft ber (Englänber fjutdjefort liintpeift, eine größere Schönheit als in ber gemiß fdjönen Sagenmelt.

3m lebten (Srunbe hflt ein gemiffes Sdjönheitsgefühl fogar beim 21uf*

bau ber Htatl]ematif mitgemirft, fobaß fidj bier Schillers tiefer 2Iusfprudj

©örtlich betpat|rl]eitet: „Hur burd? bas Utorgentor bes Schönen bringft bu in ber (Hrfenntnis £anb". Unb ebenfo in ber p h y fif! tüer empfinbet nidjt innerfte fiinftlerifche Sefriebigung, menn er bie HTedjani! bes be*

rühmten (Entbeders ber eleftrifdjen EDellen, £?. ftubiert unb (Einheit in ben pielgeftaltigen Bewegungen ber Klaffe fiefyt? 3 ft es nicht über*

fyaupt lebten (Enbes ein fiinftlerifdjes Bebürfnis, menn ber phyfifer bie Uaturfräfte 311 üereinbeitiid'ien trachtet, wenn er ficht, <£Ieftri3ttäl unb lUagnetismus als eine einige Kraft nadjweift unb wenn er weiterhin eine Urfraft ber Hatur fudjt?

Hein, bie U>iffeufd?aft ift feine ^ ein bin ber Kunft, fie ift nur eine

^einbin einer beftimntten Kunftridjtung, berjenigen, bie wir oben bie romantifdj#ibealiftifcfye genannt haben. „Das §ie l ift ber ftarfe unb fd?öne ItTenfdj!" fürwahr e'11 herrliches giel, bas Hid], IDagner mit obigen JDorten aufgeftellt hat. 21ber bem ift bie tPiffenfdpaft nidjt entgegen.

Unb nur wer ben wahren (Seift ber 2X?iffenfdjaft oerfenut, fann fie in fo maßlofer IDeife als funftwibrig befämpfen, mie bies Hiclj.

IPagner in manchen feiner Schriften tut. („publifum unb popu*

larität“, „Heligion unb Kunft", „Die toiffenfcfjaftlicfje Tierquälerei ber Dioifeftion",)

tUan fönute bem Homantifer Hidj. tPagner als Pertreter ber mobermnaturmiffenfchaftlichen Haturbetrachtung JXHlh* Bölfd^e entgegen*

ftellen. 3 n feiner Sdjrift „Die naturwiffenfd/aftliche (Srunblage ber Poefie“ ( \887) geht er fo weit 31t »erlangen, baß bie Dogmen ber (Ent*

luidlung, ber Dererbung u. f. w. für bie neue Kunft bas werben follen, was für bie alte bie inythologie mar.

ITüan braucht nun nicht bie mythologie 31t perwerfen, wenn mau bie Sdjönheit ber p o u ber IPiffenfchaft beleuchteten Hatur anerfennt.

21uf jeben aber barf man nicht bie neue Haturbetrachtung als äfthetifd?

wertlos im Dergleidj 3ur alten hinftellen. W er 3. B . in jeber 2lnwenbung ber Sedjnif etmas Unfünftlerifches ober gar bie Schönheit ber Umgebung Störenbes fielet, ber hat natürlich fein 2luge für bie äfthetifdje tPirfung einer inbuftriellen 2lnlage. 3 ebes Ding, bas pöllig feinem §med ent*

fpredjenb gebaut ift, ift gewiffermaßen bie Derförperung eines (Sebanfens, eine realifierte 3 ^ee, unb besbalb immer in gemiffem Sinne fdjön. tUit Hed]t fann man bemnach p o u ber Schönheit einer ITTafchine fpredjen,

(12)

bemt bie 111 affen ber ITtafcfyine finb nidjt ftarr unb tot, fonbern fojnfagen burdjgeiftigt, uacfy beftimmten (Sefetjen »erteilt. Das ^afyrrab 3. 23. ift eine folcfy pollfommene Derförperung ber f^ebelgefe^e, ba§ man es mit Hedjt als „fdjön" be3eidjnen fann.

2lucfy ein inbuftrielles IPerf, bas in allen Seilen 3tr>edenifpred}enb gebaut ift, oerförpert, ebenfo mie eine matfyematifdje 5 orTneI °^er ^i3ur, matbematifcben (Seift. tDie wenig man früher ein folcfy einfaches (Se*

bänbe für fdjön galten fonnte, 3eigen bie in geringer 2in3afyl corfyanbenen Btlber foldjer (Sebäube. (Ein gutes Beifpiel ift bie in ber corliegenben geitfdirift (4. 3 afyr9a1l9, 1905— 06r 5 . 692) einem iluffa^e bes f}errn prof. Dr. Knötel beigegebene Heprobuftion eines älteren Bilbes ber Königsbütte. Der ITCaler fannte bie fünftlerifcfye IPirfnng ber einfachen inbuftriellen Einlage nidjt unb glaubte baber ein (Semälbe nur liefern 3U fönueu burdj effeftüolle Beleuchtung unb romantifdjen £?intergrunb, burd? allerfyanb itufputj unb Beiroerf, inbem er 3. S . im Dorbergrunbe einen ^uljrmann mit tfyeattatifdjer (Sefte feine eblen Hoffe antreiben lief;. IHan fyalte gegen biefes Bilb ettua 21b. K ie se ls „(Eifentoerf", rmb man erfennt ben Unterfdjieb 3toifd/en ber romantifdj4 beaIiftifdjen unb ber rtaturroiffenfcbaftlid;*realiftifd)en 2luffaffung. 3 n £TCeu3els (Semälbe wirft 3u>ar audj bie Beleuchtung ftarf, aber alles ift burdjaus ber nadten IPirf*

lidjfeit entfpredjenb bargeftellt.

ITCan muß, mie gefagt, beibe Hidjtungen in ber Kunft als beredjtigt gelten laffeu. 2lber bie Schönheit ©berfdjlefiens fann nur umrbigen, roer bie naturunffenfcbaftlid^realiftifdje Sdjönljeit fennt, roer neben ben 3ierlidjeu Darftellungen nou Hi r e u unb 21moretten aud) JHeuniers fraft*

rolle (Seftalten, feine £aftträger unb (Srubenarbeiter, fdjön finbet, u)er nidjt nur bann bem Dichter Beifall fpenbet, wenn er mit f^eine non Sternenaugeu unb Blumenfeelen fingt, fonbern aucfy, wenn er ficfy allem

„bolben XDabnfinn“ nerfcfyliefjt unb eine Sdjönfyeit befingt, bie »orbem nidjt als Sdjönljeit galt, wenn er beim 2lnblide einer £anbfdjaft, tnie ber oberfdjlefifdjen, in bitbvrambifcben Sönen bie (Söttin Jnbuftrie be*

fingt unb ausruft:

„© Seit, idj lern bidj uerftefjen, 0 etferne blutige Seit, 3dj fefye bie fdjtnar3en Syflopen, erlöfenber Arbeit getneiljt,

3dj fefje fie fcbüren bie (Slut.

Sie fcfjlagen bie fütjnge wölbten Brüden über bie Klüfte, Sie führen bie eifengepau3erteu Sürme Ijodj in bie £üfte,

Sie 3U)ingen (Sebirge unb ITteeresflut.

^2 Dr. £7a n s D r e j t c r , 3ft 0berfd;lefien fdjön?

(13)

Sie jagen auf enblofen Bahnen ums lüeltall bie rollenben IDagen, Pon fernen 3 nfeIn un^ Hüften bie Sdjätje fyerbeigutragen

3n frucbtbar*bereicbernbem Kreife . . .

3fyr ITTänner ber blauen Blufe, ifyr ITCänner ber fdjmieligen 5 auf*, 3fyr feib bie (Sebieter ber (Erbe, um euer Sdjmungrab fauft

Die IDelt im neuen (Seleife!"

B r u n o ( S o a o tin , Die alte fjolgfirdjc tu (Seorgenberg. ^3

Die alte fiolskircfce in Georgenberg.

Don

B r u n o <S o g o I i n.

mit 2lbbilbungen unb einem plane.

as im 3 afyte \ 5öH nom ITIarfgrafen (Seorg ^riebrid? pon Brau*

benburg gegriinbete Bergftäbtdjen (Seorgeuberg war noo 3 al]te lang obne (Sottesbaus, unb bie £eute gingen in bas rtafye Hadjbarborf (Sro^*§Yglin in bie Kirche. tDafyrfdjeinlidj nod] oon nuferem IDobltater (Srafen £ajarus fjendel (*f ^665) funbiert, lourbe im 3 al]te \665 mit bem Bau eines (Sottesfyaufes begonnen. Daß in bem Stäbtdjen nur ein hö^ernes Baumerf gefdjaffen mürbe, 3eugt non ber aucfy l]ier infolge bes 30 jährigen Krieges eingetretenen 2lrmut ber Bewohner. Hoctj 3 a^r3e^n^e nadj Pollenbung ber Kirdje mürben padjtfontrafte gefdjloffeu, bereu (Selber, ebenfo wie bie Strafgelber ber fünfte, 3ur 21b3al|Iung ber Baufdjulb in bie Kircfyfaffe floffeu. Daneben trug aber wol}l audj ber große fjo^reid/tum biefer (Segenb baßu bei, baß man garnidjt an einen Steinbau badjte. Das fielet man aucfj non anberen

©rten (Kofdjentin, Sobom, iublinitj, (Srttteutag, Hofenberg) im oft lieben

©berfdjlefien, mo nur basfelbe gelten fann.

21ns ber (Seorgenberger Kirdjeugefdjidjte ift meiter nidjts Bemer*

fensmertes befannt, Urfunben fehlen, unb bie Kirdjenaften geben feinen Stoff. IPir fönnen baljer nur eine Sefdjreibung bes (Sebäubes geben.

£s ift mie ein Blodbaus non Ijorijontal gefdjidjteten, menig geglcit*

teten Balfen, bie auf einem Steinfodel »erfeilt finb, aufgefiiljrt (fog.

Keißwerfbau). Das Sangbaus bilbet beinahe ein Quabrat, an welches fid?

(14)

23t'uito © o g o lu t, IHe alte Ejoljfirdjc in (Seorgeuberg.

ber faft gleidj lange (Eljor mit 5 Seiten eines Sedjseds anfdjließt. Die Safriftei liegt int tüinfel auf ber Horboftfeite. 3 m lüeften, wo fid? bem fjaupteingang eine fleine, fpäter angebaute Dorl-jalle anfdjließt, befinbet fid; ber ©rgeldjor, t>on mehreren Säulen getragen. Dtefe Ijaben als Bafis eine oieredige (Half*) Steinplatte, einen mit abgefdjrägteu Kanten cerfeljenett IPürfel als poftament unb einen, aus einer rttnben platte, mit leife angebeutetem Birnenprofil, beftebenben Sodel, auf welchem bie Säule fielet, bie in ber ITTitte ftarfe Ausbuchtung geigt. Den 2lbfdjlttß bilbet ein KXürfelfapitäl mit fdjräg abgerunbetem Unterfa^e (^tg. \)*

(Eine anbere Säule (^ig. 2) 3eigt benfelben 21ufbatt, nur etwas ©rnament.

Osten.

Die Dede bes Sdjiffs ift fladj unb wirb t>on einem unter bem (Einfluß ber Henaiffance gotifdj profilierten fjo^balfen (^ig. 3) ge*

tragen; im (£ljor ergebt fie fidj um ein Bebeutenbes 3U einer Bretterwölbung. Dom 3 lt1iern ber Kirche gelangt man auf einer Creppe auf ben Boben. Das Dacfj ift febr fteil unb gerfällt ben beiben

£?auptteilen ber Kirdje ttadj in ein höheres weftlidjes unb niebrigeres oft*

licfjes. Die 2lußettwäube finb nacb 2irt ber poluifdjen Bauernljäufer bet alte einljeimifdje h°l3bau hat uti3wetfelbaft aucfj auf bie Konftruftion ber Stabfirdjen (Einfluß gehabt — mit Scb in bellt befdjlageu. 2luf ber Sübwanb ift nodj eine alte Sonnenuhr angebradjt, bereu (Einteilung fich aber nidjt mit Beftimmtljeit feftftellen läßt, weil bas Brett fefyr riffig ge*

worben ift. Hings um ben Bau läuft ein bebadjter gaterieartiger (Saug, mit Steinen ausgepflaftert. Der ^ußbobeit in ber Kirdje ift uoit £jol3.

Der (Slodenturm ftel]i abfeits nor ber Kirdje unb ift biefem Umftanbe uaefj waljrfdjeinlidj fpäter erridjtet, benn audj bie brei (Sloden, bie er birgt, finb erft \728 gegoffen. (Er bat quabratifdjen (Srunbriß, feljr ftarfes Balfen*

gerüft unb ift mit uerttfal nebeneinanber geftellten Brettern oerfleibet.

2luf bem mit Sdjinbetu gebedten Dadje erljebt fid? eine fleine burdj*

brodjette fjaube, bie, ebenfo wie ber Dadjreiter auf ber Kirdje, Birnen*

ITiajjftab t : 400. (Srunbriß.

(15)

Zu dem Aufsätze: Die alle Holzkirche von Georgenberg.

e r ü s r c

t

Fig. 4.

"Westp o rtal

(16)

\6 B c u ho (S ogolin,

form unb ein Ijübfdjes 21usfebeu bat. Don ber Sterbeglode im (Sloden*

turm fagen bie £eute, baß fie non ben früheren Sdjmieben bergeftellt fei.

3f)rem Klang unb 21usfeben nach 311 urteilen, märe bas angunefymen.

Das 3 nuere ber Kirdje ift mit ber Seit gau3 umgewanbelt worben.

Die früher nur getiindjt gewefenen tüänbe finb mit ©1 gemalt, unb bie erften 2Iltäre, bie Kanzel, Seidjtftufyl, Caufbeden, ieudjter1), bie alle baroden (£l?arafter aufwiefen, abgefdjafft tnorben; fie Ijaben gotifdjen (Seräten plaij gemacljt. (Einen gewiffen Altertumswert Ijat nur nodj ber Hebenaltar mit einem ITTarienbilbe, bas als (Suabenbilb große Dereljrung genießt. (Es ift ein eiufadjes Brett non Sinbenbolj, auf ineldjes Kopf unb fjäube einer ITTabonna gemalt finb; bie Kleiber finb mit (Solbbledj be=

fcblagen ober fie 3eigen bas nerfilberte f j0^* Über bem Kopfe ber tTIabonna ift eine Krone non Silber befeftigt. 3 n ^er ÜTitte bes Bilbes befinbet fidj ein metallenes £?er3, in weldjes fieben filberne Sdjwerter führen; es nerfinn*

bilblidjt bie fieben Sdjmergen ITTariä. 3 nner^alb bes mit Sammt ausgefdjla*

genen Silbraljmens Ijängen nerfdjiebene Dotintafeln, ITtüngen u. a. Das ältefte Aubenfen ift aus bem 3 afyre H.73^. 21us ber (Sefdjidjte bes Bilbes ift befannt, baß es anfangs bes \8. 3 abrbunberts non einem (Seorgen*

berger ©rganiften Sagalsfi geftiftet, famt bem Altar aus Krafau über*

bradjt roorben ift.'2) Der jeijige fjauptaltar befi^t bie Bilber ber Apoftel*

fürften Peter unb Paul, ber frühere enthielt bes bl. Hitters (Seorg Bilb, was Trieft auf bie unridjtige 2lunaljme gebradjt Ijaben mag, baß bie Kirdje

St. (Seorg geweift fei; benn fie ift eine IHarienfirdje.

Bemerfenswert finb an einfadjen Kunftformen: ber «Eingang, bie (£l|orbrüftung unb einige ^enfterfapitäle (f. ^ig. 4 u. 5). (Einige in bem Balfenwerf eingegrabene 3 nfdjriften finb norbanben. Auf bem dljor

i. D. F V N D A M : P B Z Y N : 1665. AN : 1666 D IE 16 S E P : IA K o P R Z Y C IE S Y ZACOZ0N0 I A w BoZE N A R oD Z EN IE D Z IA T K I B0SZ0 W K o S C iE LE B Y L Y JOANN. N oW K N O TA RIU S MP r. u.

b. I7. ^unbament gelegt \ 665. Anno \66S, am \6. September, war bie Balfeulage beenbet. llnb am erften EDeilynadjtsfeiertage waren bie

') Darunter befanb fief? mandjes für ein ITEufeum. LI. a. maren bret große eiferne Orfdjlöffer mit gotifdj geformten Sd)lüffe[n norfyanben, bie (Sraruerungen aus bem 3afyre 1(665 befafjen unb ben Hamen bes Derfertigers erfennen ließen. 2Iudj bie'alten Cragleudjter pobfiattmifi) ber Jnnung finb bamals ipeggefommen.

2) Soldje, fetjr oft nad/roeisbar fatfdje Qbertragungsangaben werben oft bei (Snaben»

bilbern gemadjt. <£s erfdjeint besljatb aurf] bier minbeftens ein gtneifel erlaubt.

Die Stfjriftleitung.

(17)

Die alte fjoljfivcfyc tu (Seorgeuberg.

Kinber barfug in ber Kirdje, 3 °fyann How(a)f, Hotarius ITCp. 3 n ^em lebten Satj fall bie fommerlidje £Ditterung, bie 3U JDeiljnadjten gefjerrfdjt Ijabe, Ijernoraeljobeu werben. Auf bem 3wifdjen Sdjiff unb Presbyterium quer burdj bie Kirdje gefjenben Balfen (^ig. 6) ftebt:

TYN DoM BOZY WYSTAVIONY IEST ADL DE D EI 23 8bris 1G6G ZA VRZI^DV PP. JANA MANKr, BVRUISTRZA, LOR.

TYLEGO, JANA SIWCA, STEPH. PEKATEGO, PAWLA, KRO- MOLOW RADNYCH, JANA NOVATI V SA P. T. PISARZ.

MIESKIEGO w GEORGENBERKV.

hieraus erfietjt man, baß bie Kirdje am 23. September ^666 fertiggeftellt tuorbert ift unb baß 3ur Seit bie Stabtüertretuug aus bem Bürgermeifter lobarm ITTanfa, ben Hatmännern £oren3 Tyle, 3 oI?ann Siwiet;, Stepfjan pefaty, paul (ber Harne ift ausgelaffen) unb bem Stabtfdjreiber 3 ofjamt Houatius (Howaf) beftauben Ijabe. 3 m ©ftober b. 3 S- mußte bas Kreu3 Dom Kirdjtürmdjen Ijeruntergenommen werben, weil bie (Sefafjr beftanb, baß es fjerabftür3te, benn ber ho^nauf, in bem es ftaf, war morfdj ge*

roorben. 3 1lf°l9eM fen ® at es Tiidjt mefjr feft genug unb neigte tjerunter.

(Es ift fdjmiebeeifern, Ijanbwerfsmäßig Ijergeftellt unb befteljt aus Stern,

^aljne, ITtonb unb Kreu3. Die Seidjen auf ber ^abne finb J. S., oielleidjt ber Hame bes Anfertigers, B. St. G., etwa: Bürger ber Stabt (Seorgen*

berg, ^669. (^ig. 7). (Es bürfte wobt efjer B e r g f t a b t S e o r g e n » b e r g 311 lefen fein, wenn bas erfte Seidjen überhaupt ein B ift.

lüeii ftdj biefe Kirdje mit i>er Seit als 3U Hein erwies, würbe uor etwa \2 3 al?ren ein Heubau angeregt. Die alte Kirdje foll nadj Beftim*

mung ber Hegierung, bie bas patronatsredjt fütjrt, als Altertumsgegen*

ftaub erljalten bleiben, besljalb würbe neben ifjr eine 3weite aufgefüljrt, weil fonft fein Baupla^ 3ur Verfügung ftaub. Dabei würbe audj bie alte bei ber Kirdje gewefene Küfterfdjule abgebrodjen. Die neue Kirdje ift bereits fertiggeftellt, ein fdjöner, gotifdjer Bau. 3 et3* ^irb audj angeftrebt, baß bie Pfarrei felbftänbig wirb, benn (Seorgenberg gefjört nodj immer in ben pfarrfprengel Svglin, audj nadjbem es \8^2 non einer Filiale jut felbftänbigen Cofalie erhoben würbe.

(18)

Der BcuibetKr frkaensuertrag von m$.

Von

Hedjtsanwalt ED i I e 1 m 3 nt m e r w a b r.

^ » iS ® B ) n ber erften fjälfte bes 3 ahres \ 589 waren bie Augen ber 9efamien Diplomatie (Europas auf bie Stabt Beutfjen ®.«S.

gericfjtei, bie, menn fie audj läugft nidjt meljr bie in ber

v2*SseBs> geit eigener piaftenfjerrfdjaft burdj ihren regen Blei* unb Silberbergbau gemonnene Bebeutung befaß, bodj als Ausfallstor in bas benachbarte Polen unb einen wichtigen (Srenjübergang beherrfdjenbe Stabt eine nidjt gang unbeträdjtlidje Holle fpielte. Diefe (Eigenfdjaft eines midjtigen (Srengpunftes mar es audj, ber bie Stabt es nerbanfte, ben Sdjauplatj einer intereffanten unb in ihrem Perlauf gan3 außer*

gemöbnlidjen Staatsaltion abjugeben.

3m 3 aljre \587 mar beim Ableben bes polenfönigs Stefan Batljory ber alte plan ber fjabsburger, bie Krone Polens ifjrer fjausmacfjt biuju*

jugeminnen, mit neuer Kraft mieberermadjt unb bie mit bem bisherigen Hegimente 3erfallene mächtige poluifdje Abelsfamilie Sborowsfi für biefe 3bee gemouuen worben. (Ein non §>borowsfi einberufener Abelslanbtag wählte unter tätiger IKitmirfung bes herüorra9enben öfterreidjifdjen Diplomaten, Bifdjofs Stanislaus pawlowsfi non ©Imütj, meldjer als außerorbentlidjer (Sefanbter bas öfterreidjifdje Kaiferhaus wäljrenb jenes polnifdjen 3 'iterreguums uertrat, im Auguft \587 auf bem EDaljlfelbe bei EDarfdjau ben (Er3her3og ITtajimilian t>on©fterreidj, ben Bruber bes bamals regiereuben beutfdjen Kaifers Hubolf, 3umKönige non poIert. ETTajimilian madjte fidj fofort mit einem E?eere t>on einigen Taufenb IKann, mit bem er ber feiner EDahl miberftrebenben (Elemente — es waren bies bie Partei unb bie Truppenmadjt bes Heidjsfanjlers Samoysft — E?err ju werben hoffte, auf ben EDeg. Aber bie (Segner feiner EDaljI waren nodj gefdjwhtber, wie er, bei ber Arbeit, unb in einer non Satnoysfi einberufenen Abelscer*

fammtung mürbe bie EDatjl Enajimilians für ungültig erflärtunb ber (Segen*

bewerber, ber fdjwebifdje König Siegismunb t)on EDafa, auf ben polnifdjen EDahlthron erhoben unb feine Krönung in Krafau bereits auf ben \. 3 aituar

\588 angefet^t. Als biefer Befdjluß gefaßt würbe, ftaub Etlarimilian, mit ber ©rganifierung feiner Streitfrage befdjäftigt unb bas Porriiden

(19)

Der -Seutljener ^riebensnertrag pou (589. \9

auf Krafau »orbereitenb, an ber oberfd;leftfdj=poInifdjen (Srenje. (Et batte Don JTtätjren aus feinen tPeg über Hatibor, (Sleiwift unb Beutben genommen unb lagerte nun mit feinen Truppen nalje an bem polnifdjen (Stetig ftäbtcfjen ©tfufd;. 3 n ©leimt} mar ber Abt non Sanbetj bot IHarimiltan erfdjienen unb fjatte iljm namens ber mächtigen polnifdjen Abelsfamtlie 3orban bas Anerbieten gemadjt, K.000 Heiter ju feinem -E^eere ftoßen 31;

laffen. Dem Vorbringen Maximilians auf Krafau (teilten fidj aber halb unerwartete Sdjwierigfeiten entgegen. Der mädjtige Kanzler gamoysfi batte bie ^üljrer ber an ber fdjle.fifcfjen (Srenje befinblicfjen irregulären Gruppen, Kofafen unb Tataren unb bie tDoywoben in ben ©renjbejirfen für feine unb Siegismunbs Partei gewonnen unb fie 3U Streif3Ügen gegen bie (Öfterreidjer unb 3um Abfcfjneiben iljter pror>iant3ufuljren veranlaßt.

Diefe JTlarobeute erhielten insgeheim Unterstützung oon bem Komman*

bauten unb ber Befatjung ber ftarf befeftigten (8ren3fiabt ©swiectm, gegen bie JTtajimilian uubegreiflidjerweife, nielletdjt burdj bie 3wei*

heutige fjaltung bes Kommaubanten getäufdjt, feinen ernftlidjen An*

griff unternahm. Audj aus bem bei ©swiecim gelegenen befeftigten Sdjloffe Habftein würben Ijäufig Ausfälle non ben Polen unternommen, bie biefe ^efte jum 5 ammelpunfte unb Derfted für bie ben öfterreidjifdjen fjeeresjufutjren in ben Hüden falleuben Kofafen unb Häubetljorben gemadjt batten. Derartige Streifgüge erftredten fidj oft bis Seutfjen, in beffen Hatje wieberljolt bie (Sepädfolonnen ber ©fterreidjer uon ben polen aufgegriffen würben. Am \6. ffiftober \587 fielen in einem foldjen Stfjarmütjel bei Seutljen ber (Sraf Sdjlid unb mehrere Htaunfdjaften, unb bie Überlebenden waren frolj, fjinter ben IHaueru Beutljeus- Scfjutj gegen bie meljrere fjunbert Kofafen gäfjleube feinblidje Hotte 3U finben.

Diefe Unguträglidjfeiten waren anfänglidj nidjt im ftanbe, ben guten Itlut bes (Ergherjogs Utarimilian 311 trüben. (Er äußerte fidj bumoriftifrfj baljin: „(Es geljt uns gut, wenn wir audj nidjts 3U freffen Ijaben. Daß man fein Brot befommen fann, befdjwert 3war feljr unfere £eute, aber man muß fdjauen, wie man Hat finbet."

Trot} ber im Hiiden feiner Truppenmadjt fid; erljebenben Bebräng*

niffe fam ITiarimilian auch wirfltdj bis t>or Krafau. Aber als bie aefdjil*

betten ZTöte ficfj noclj perfdjlimmerten unb ein ausneljmenb falter tPinter bie (Sefaljr ber £age nodj uergrößerte, 30g ber (Er3bet3og, bem eine Überrumpelung einer ber Dorftäbte Krafaus mißlungen war, ab unb marfdjierte norbwärts nadj IPielun, nadjbem er unterwegs EjUfstruppen aus Scbtefien unb bie bereits in (Sleiwitj »erfprodjenen 3 or^anfdjen JTtannfdjaften mit feinem Ejeere Bereinigt fjatte. ITCit biefen Derftär*

hingen gebadjte er, fid; ton neuem gegen Krafau, wo in3wifdjen Siegis*

(20)

2 0 IDiltie lm 3 111 n ic r m a f j r ,

rnunb p o u Schweben, fein (Segenfönig, eingetroffen war, 3U wenben nub bie bereits porbereitete Krönungsfeier 31t uerbinbern. Aber ber K ah ler gamoysfi, eben fo groß als ^elbljerr, ipie als Staatsmann, tjatte in3wifcfjen in aller (Eile ein großes fjeer 3ufammengebradjt, feft entfcfjloffen, feinen (Segnet in offener ^elbfdjladjt auf3ureiben. (Elje lUarimilian fid; es nur uerfah, fab er feinen 8000 JTCann 3wifdjen JDielun unb pitfdjen ©.*5 . bas fjeer §amovsfis, 25 000 lltann ftarf, gegenüber. Hadj einer mörbertfdjen Sdjladjt, in weldjer 5000 Cote (3000 auf polnifcfjer unb 2000 auf Seiten ber ©fterreicljer unb Sdjlefier) blieben, fe^te ber (Er3ber3og mit ben Clrüm*

mern feiner Armee über bie nafye fdjlefifdje (Stenge unb warf fidj in bas Stäbtcfjen pitfdjen in ber Dorausfe^ung, baß gamoysfi nidjt wägen würbe, bas faiferlidje (Sebiet 3U perlenen.

ITCajimilian falfulierte bamit, baß fein (Einbringen in polen nidjt als eine ben Kriegs3iiftanb 3wifdjen ©fterreicb unb polen begrünbenbe Aftion, fonbern lebiglidj als bie 3ur Anerfemutng feiner Königswal;!

notwenbige innere (Ejefution 3U betradjten wate. Aber gSamoysfi ließ fi.rf?

auf fold^e PÖHerredjtlidje v^ineffen überhaupt nidjt ein, iiberfdjritt bie fdjlefifdje (Sren3e, gerftörte pitfdjen in gerabe3U panbalifdjer Art, wobei bie uugliidlidjen (Einwohner ben Beftialitäten ber polen preisgegeben würben, unb naljm IHajimilian, ber fidj nodj immer als König non polen betradjtete, gefangen, als berfelbe beljufs Übergabe bereits einen parla*

mentär entfanbt Ijatte.

Die weiteren Sdjidfate bes nadj ber überaus blutigen Sdjladjt bei pitfdjen ®.= S. (Januar 1,588) Pon ben Polen gefangen genommenen (Er3ber3ogs intereffieren uns 3unädjft nidjt, (Er würbe nad? polen abge«

fiiljri unb in perfcfjiebenen feften ©rten nadjeinanber gefangen gehalten.

Derfdjiebene Befreiungsperfucfje feiner Anhänger führten nur ba3U, bie

£jaft bes (Er3ljer3ogs 31t perfdjärfen. Kaifer Hubolplj, ber bas Unternehmen feines Brubers nidjt all3U leibenfdjaftlicfj unterftiitjt tjatte, war nun genötigt, etwas mehr Satfraft 3U entfalten, ba es um ^eiljeit unb £eben feines Brubers ging. An einen neuen Appell an bas IPaffengliid war angeficljts ber un3ureidjenben Mittel unb ber bem gefangenen JTCajimilian brohen*

ben (Sefaljr nidjt 31t benfen, umfomeljr als ber bisherige Derlauf ber Kampagne bie polte Überlegenheit ber polnifdjen Kriegsfunft unb lüaffen ■ ftärfe über bie Strategie unb bie geringe Kraft bes Keinen öfterreidjifdjen 3nDafionsl|eeres bargetan Ijatte. Der öfterreidjifdje f^of ließ fidj auf umftänblidje Dorperljanblungen 3«r Beilegung bes Konflifts ein. Da3U würbe pon ©fterreiclj bie permittelnbe Üätigfeit bes päpftlidjen Stuljls angerufen, unb wiewohl papft Sijtus nidjt al^ufeljr geneigt war, poleit, weldjes ihm fidjtlidj nodj tneljr am l^e^eu lag, als ©fterreicb, 311 al^u*

(21)

t>cr Beuttjcner (£riebensv>ertrag pon ;589.

großen Konjeffionen 31t bewegen, beftimmten ihn borfj cor allem bie per*

fönlidjeu Svmpatljien für bie faiferlidje ^amilie, fidj ber Dermittelungs*

tätigfeit mit Energie 3U unte^ieljen. (Er beauftragte ben Karbinat 2lIbo*

branbini bamit, an ben fönigIidj*poInifdjen fjof in Krafau 311 reifen, was biefer an ber Spi^e einer großen unb rietföpfigen (Sefanbtfdjaft tat.

gunädjft war nidjts anberes 31t erftreben, als auf ber (Srunblage gewiffer nnuerrüdbarer gugeftänbniffe, bie ©fterreidj abgeben follte, unb W03U uor altem bie Verausgabe ber fcfjou lange t>on ben polen reflamierten

^eftung £ubIou>a in ©ber*Ungarn mit bem ba3U gehörigen Seit ber §ip s geljörte, bie (Hinleitung birefter ^riebenscerljanblungen 3wifcfjen ©fter*

reidj unb polen 3U erwirfen. Diefe Präliminarien gogen fidj meljrere Mortale lang fjin. ITtan fonnte fidj juerft über ben ©rt ber ^riebeusuer*

tjanbtungen nidjt einigen. Schließlich fam mau batjiu überein, baß bie faifertidjen (Sefanbten in Beutljen unb bie Abgeorbneteu Polens in bem ualien S e rb in itjren Aufenthalt netjmen, ber päpftlidje £egat aber, als wermittelnbes ©rgan ber gegenfeitigen Anforberungeu unb §ugeftänb*

niffe, in bem naben polnifdjen ©rte ©tfufdj, bamals ItTittelpunft eines fdjuumgnollen Bergbaus, feine Heftbert3 auffdjlagen follte. Die Dor*

Bereitungen für ben Kongreß 31t treffen, würbe non Kaifer Hubolplj bem Bifdjof non ffilmii^, Stanislaus non pawlowsfi, aufgetragen. (Hs war bes Kaifers IDuufdj, baß ber Bifdjof feine Dafalleu 3ur Begleitung auf forbere unb überhaupt mit (SIan3 31t Beutljeu erfdjeine, um ben polen nidjt nadj3ufteben, bie fidj norgenommen hatten, mit großem (Sepränge in Bertbjin artgufornmen. Der Kaifer wollte nidjt 3ulaffen, „baß eine große unb Uns fowolil, als Unferem gau3en f]aufe ©fterreidj 3ur Derfleinerung gereicfjenbe Ungleichheit in jenem ©rte üerfpürt werbe“.

2(us ber non bem Kaifer für bie Beutbener ^riebensgefanbten erlaffenen Juftruftion ift 31t entnehmen, baß auf feinen Befeljl 311m §wed befonbers fdjneller Beridjterftattung unb 3 nforrnierung ein befonberer Hilpoftbienft gwifdjen ber faiferlidjeu Hefibeug in präg unb ber Stabt Beutben für bie Dauer bes Kongreffes eingeridjtet würbe. (Erwäljnens*

inert ift nodj, baß ber Kaifer feiner (Sefanbtfdjaft unterfagte, ben polnifdjen Jtbgefanbten nadj Benb3in 311 Kottferenjen 3U folgen, jene follteu uielnteljr baju in Beuthen erfdjeinen. Dorfidjtig fctjt aber ber Kaifer tjingu, baß biefer Befeljl nidjt etwa eine folche Tragweite Ijaben follte, baß er unter allen Umftänben maßgebenb fein müßte. Sdjlimmftenfalls fönne er audj fo geljanbljabt werben, baß abwedjfelnb bie ©fterreidjer nadj Beub3in unb bie polen nadj Beutljeu fommen.

iPir Ijeben biefe Details Ijier tjernor, weil fie, wenn audj für ben iMftorifer gan3 bebeutungslos, fo bodj bei bemjenigen, ber fein Jutereffe

(22)

22 10 i 11; e I m. 3 m m e rtu a lj r ,

ber Dergangeuljeit Beuttjens jutuenbei, fofori 3U ber ^rage überleiten, warum gerabe Beutzen 3um Sitje eines fo bebeutfamen ^rtebensfon*

greffes gewäfjlt mnrbe. Da nur geringes ardjioalifcbes Material über biefen punft oeröffentlidjt ift, unb uielleirfjt erft nadj weiterer (Erfdjlteßung bes Ardjios bes ^ürftbifdjofs non ©Imütj 311 Kremfier, wo bie Berichte bes obengenannten Bifdiofs Stanislaus aufbewatjrt finb, mel]t 31t er*

warten ift, finb wir auf Mutmaßungen unb (Erwägungen mehr allgemeiner Hatur angewiefen.

Pon oorntjerein ging man wofyl baoon aus, baß bie (Sefanbtfcfjaften je beiber Pertragsteile ber ungefäljrbeteu perfönlidjen Sidjerljeit falber unb 3ur <Et3telung ooller Beratungsf reifjett unter ben Mitgliebern jeber (Sefanbtfdjaft in 3wei oerfdjtebenen ©rten, ber für jeben Teil in feinem

£anbe gelegen wäre, fidj einfinben unb »01t biefen Ausgangspunften 311 gemeinfdjaftlidjer Derfjanblung fidj nur, foweit notwenbig, oereinen füllten. Unter biefen Umftänben mußten bie beiben ©rte eine biesfeitige unb eine jenfeitige (Sreu3ftabt fein, unb möglidjft nalje bei einanber liegenb. Aus biefem (Seftdjtspunfte fdjeint ber oon bem Könige Siegis*

munb früljer gemachte Dorfdjlag, pitfdjen unb ©swiecim ba3U 31t wäfjlen, oon faiferlidjer Seite abgeletjnt worben 3U fein. Aber audj ber Umffanb, baß auf bem (Sebiete bes oorjäljrigen Kriegsfcfjauplatjes bie peft ausge*

brodjen war amb überbies bie Stabt pitfdjen fidj oon ber furdjtbaren Derwüftung faum wieber fo erljolt Ijaben fonnte, um einer ftattlidjen Sdjar oon IDürbenträgern unb (Sefolge Unterfunft 3U geben, bürften bie Ablehnung mit beftimmt Ijaben. Hun Ijätte nodj mandje anbere anfebn*

lidje Stabt in ber Hälje ber (Sven^e worjl in Betradjt fommen fönnen (man benfe an bie bamals fdjon fo bebeutenben ©rte, wie Sagau, (Sroß*

(Slogau, ©Is u. a.), aber es mag bodj fdjließlidj bie Küdfidjt ber möglidjft geringen (Entfernung oon ber polnifdjen Königsrefiben3 in Krafau für Beutljen unb Benb3iu ben Ausfdjlag gegeben Ijaben.

Beutljen batte feine einftige Blüte, bie es einem febr ergiebigen Silber* unb Bleibergbau oerbanfte, bereits über 3wei 3 abrtjunberte oor*

tjer eingebüßt. Das Ausfterben feiner piaftifdjen fjerrfdjer im Ja'tjre \355 fällt mit bem Beginn bes Hieberganges etwa 3eitig 3ufammen. Aber es war immerhin feine gan3 unanfeljntidje Stabt. Hadj bem großen Branbe oon { 5 8 2 war es beffer, als oormals, aufgebaut worben unb barg in feinen Mauern 3wei ftattlidje Kirdjen, ein Klofter unb oerfdjiebene Ejäufer für gemeinnützige firdjltdje U)otjltätigfeitsanftatten unb ein feljr ftattlidjes neu erbautes Hatljaus. Beutljen unterftanb bamals nidjt ber unmittel*

baren faiferlidjen Ejerrfdjaft, fonbern war mit Jagernborf ietjnsbefitj bes Ejofje^ollernfdjen Marfgrafen oon Ansbadj, (Seorg v^riebridj, 3 C’

(23)

Der 53eutf;ener Jfriebenscertrag oon ^589. 23

bodj tritt ber leitete Umftanb im laufe bes gefamten langbauernben

^riebensfongteffes nidjt weiter Ijernor.

~Sm Dejember \588 erfolgte bie faifetlidje Beftallung ber nadj Beutljen belegierten faiferlidjen (Sefanbten. (Es waren folgenbe perfönlicfjf eiten:

(£bef ber (Sefanbtfdjaft unb mit ber Vertretung ber faiferlidjen ITTajeftät fclbft betraut war IVilljelm, E?ei3°g non Sabionetta unb fjerr ju Hofenberg, bie Vertretung Ungarns führte ber Bifdjof oon Haab, bie Böhmens bie

^reiljerren (Eljriftoptj non £obfowitj unb fjeinrictj non Ku^badj, biejenige (Dfterreicfjs bie Staatsmänner Heinbarb Strein unb Ejans Kobentjl, Ver*

tretet ITCäljrens war ber ermähnte Bifdjof Stanislaus non ©Imiitj unb Sdjlefiens Ejetr Seifrieb non promnitj. (Ein 3 eber erfdjien mit einem prunfnollen (Befolge, fobafj insgefamt mehrere burtbert perfonen fidj auf bem Kongreffe einfanben. Bejüglidj ber Aufjerlidjfeiten im eh^elnen finb ürir nur über ben ffilmii^er Bifdjof, unb jw ar burdj feine eigenen Beridjte unterridjtet. (Er tjielt ein (Sefolge non 200 pferben für „Ijin*

reicfjeub" unb fanbte feinen Vafallen Kafpar Hogorysfi nadj Beuttjen um einen (Saftljof 31t mieten, ber genügenb gro§ wäre, biefen „Train"

aufjunebmeit, bie Verpflegung fidjer 31; (teilen unb enblidj über bie be*

uorftetjenbe Anfunft ber polnifdjen Kommiffäre, fowie über bie öffentlidje Stimmung Beridjt 311 erftatten. Dies erjäblt in feiner Darftellung ber (Sefanbtfdjaftsreife bes Bifdjofs Stanislaus ber ©Imii^et Ardjinar (Ebnarb (Eblernon Mayer, beffen Sudj weiter folgenbes entnommen fei: Hogorysfi beridjtete, bajj bie polen fo 3afjlreidj unb woljlbewaffnet fidj jenfeits ber (Srei^e eingefunben, als ob fie bie Abfidjt Ijätten, ben IVarfdjauer Heidjs*

tag neu in 311 fetten. Diefe Hadjridjt beftimmte ben Bifdjof feines (Scfolges Stärfe 311 erljötjen, foba§ 200 mit Sdjwert unb Büdjfe bewaff*

nete Heiter, unb eine gletdie Au3aljl ^u^nolfes iljm ebenfo 3um Sdju^e bienen follten, als fie geeignet waren, feinem Auftreten (Slan3 3U nerleiljeu.

Pie gufammenfunft mit feinen Vafallen würbe auf ben 28. De3ember 311 Mätjrifdj*®ftrau feftgefeijt, wo er über bie auf feine eigenen Koften blau uniformierten Truppen tTtufterung Ijielt unb barauf in georbnetem unb gefdjloffenem guge — bet Bifdjof felbft in einem fedjsfpännigen reidjne^ierten IVagen faljrenb — bie Heife nadj Beutljeu antrat.

Die Jttfttuftion an bie (Sefanbten ging baljin, au^er ber Befreiung Maximilians unter allen Umftänben ben Titel eines Königs non polen für iljn 3U retten unb im Hotfalle nidjt nur bie Abtretung non £ublowa, fonbern audj ben Ver3idjt auf alle Anfprüdje bes et3bet3oglidjen präten*

beuten auf bie tatfädjlidje f^errfdjaft über polen 3u3ugefteljen. J ^ ^ f ^ e n war befannt geroorben, ba§ gamoysfi nidjt nur nidjt ben Königstitel Maximilian eintäumen, fonbern attfjer £ublowa nodj feljr weitgeljenbe

(24)

24 lt>ilt]c[in 3 m m e r t c a f i t ,

Kon3effionen unb Sdjabettsetfa^üerfpredjurtgen mit Garantien bean*

fprucfjen würbe. ITCan badjte tatfädjlidj einen Augenblid an ben coli*

ftänbigen Abbrucfj bes ^riebenswerfes unb bie tDieberaufnabme ber ^einb*

feligfeiten. Diefe (Sefaljr fdjeint ber Bifdjof r>on Breslau burdj feine Vorftellung an ben Kaifer befdjwoten 3U Ijaben, inbem er einbringKdj barauf tjinwies, baf; „ein Aufgebot bes bem Sdjauplatje 3Urtädjft liegen*

ben fdjlefifdjen Abels unb beffen §>u3ug gegen Beutljen bem wadjfamen Auge bes (Sroftfelbfjerrn (gamoysfi) nidjt entgegen unb itjm einen mel*

leidjt erfeljnten Vorwanb bieten würbe, bie J^itiatioe 31t ergreifen unb feine fampfbereiten Truppen nadj bem gan3 ofjnmädjtigen unb wetjrlofen

Sdjlefien 3U fütjren".

IDätjrenb bie öfterreidjifdje Kommiffarien fdjon am Januar d oII*

3äljlig in Beutljen cerfammelt waren, falj man in Benb3in erft ben Bifdjof oon Tujanien unb ben ITCarfdjall ©palinsfi. Der in ©Ifufdj n>artenbe Karbinal*£egat, burdj biefe Hidjtadjtung feiner perfon unb tUürbe tief perlest, »erlangte, es follten bie feljlenben Abgeorbneten burdj (Eilboten 3ur Anfunft ermabnt werben. Hocfj im Januar traf gamoysfi mit einer Bebedung »on 400 pferben unb \00 Sdjütjen in Benb3in ein, wo audj bie übrigen polnifdjen (Sefanbten, alles weltlidje unb geiftlidje (8ro§»

wiirbenträger bes polnifdjen Heidjes, in3wifdjen eingetroffeu waren.

Hurt fonnte ber Karbinal Albobranbini feine Vermittlerfdjulbigfeit einfetjen, bie aber bei ber Siegesfidjertjeit unb fjartnädigfeit ber polen um fo meljr iljre tVirfung »erfefylte, als ber Karbinal, ein milber unb gut*

miitigerfjerr, iljneu feine ^eftigfeit unb feinen imponierenbenTon entgegen*

3ufe^en wugte. Sdjritt für 5 cljritt mußten bei ben gwifdjen ben beiber*

feitigen (Sefanbtfdjaften 3unädjft fdjriftlidj geführten Ve'rfyanblungen bie

©fterreldjer 3urüdweidjen, bis bie ^rage bes Königstitels für ITlajimilian 3ur (Erörterung fam. Audj Ijier ftiegert fie auf rollftänbige Abweifung unb auf bas Verlangen, baft IHajimilian fogar eiblidj auf alle feine An*

fprüdje an polen unb an ben Königstitel glatt »er3idjtete.

So fjatten bie öfterreidjifdjen Abgeorbneten, in iljr le^tes Bollwerf 3urüdgebrängt, feinen Ausweg, als bem Kaifer oorjuftellen, bafj bie polen feft entfdjloffen feien, oljne ben oollftänbigen Vergidjt auf Titel unb (Erb*

folge in polen, bas Sdjwert entfdjeiben 3U laffeit, ba§ auf bem polnifdjen

£anbtage bereits (Selb unb anbere Jjilfe bewilligt worben, ba§ bagegeu in Sdjlefien nie meljr als 2000 pferbe unb ;600 Utaun ^ujpotf auf3u*

bringen wären unb felbft ba3U nodj alle Anftalten fehlten, wäbrenb bie Polen adjt IHeilen non ber (Stenge fdjlagfertig unb 3U einem (Einfall in Sdjlefien bereit feien, um fidj fogteidj Katibors unb ©ppelns 3U bemädj*

tigen unb »on ba in bas ebenfalls uubefdjü^te irtäfjren ein3ubringen.

(25)

Der Beutfjener friebensoertrag non (589. 25

Der Kaifer formte fidj biefen Vorftellungen nidjt oerfdjliegen unb »er*

3idjtete audj barauf, auf einen ihm non Beutljen aus non einem gewiffen Joljann Habort, nermutlidj einem fcfjlefifdjen ^elbljauptmann, gemadjten Antrag, iljm 3ur Überrumpelung oon Krafau eine bewaffnete Unterftütjung 3U gewähren, ein3ugel}en. (Er überlief; oielmef^r feiner (Sefanbtfdjaft freie fjattb unb befielt fidj blog bie Betätigung bes ab3ufdjlie§enben Vertrages cor. Das fjaupt ber (Sefanbtfdjaft, ber V er3°9 pon Sabionetta, ucrfudjte nodj in einer perfönlidjen Konferen3 mit gamoysfi, bie in (£3elab3 ftattfanb, einige tTCilberungen fjeraus3ufdjlagen unb erwirfte tatfädjlidj, ba§ polnifdjerfeits wenigftens auf bie 3uerft geforberte Sdjabenserfa^

fumme non 300 000 Talern ner3idjtet würbe.

Die e^ielten (Ergebniffe beridjteten bie (Sefanbten iljrem faiferlidjen fjerrn in einem äufjerft weitfdjweifigen Dofumente, bas als f^auptrelation, gegeben 3U Beutljen ben 6. ITtär3 \589, begeidjnet ift. Die £eftüre biefes 2(ftenftiicfes nerftärft nodj ben (Einbrud, ben man fdjon aus ben anberen (Quellen non ber Sdjwäcfjlidjfeit unb Hu^lofigfeit ber Vermittelungs*

tiitigfeit bes Karbinals Albobranbiwi empfängt. (Er Ijat ben ©fterreidjern fortgefetjt 3ugerebet, auf bie polnifdjen ^orberungen ein3ugefjen, er nimmt auf polnifdje (Empfinblidjfeiten allerlei Hüdfidjteu unb wagt es nidjt, ben roieberljolten Bitten ber öfterreidjifdjen (Sefanbtfdjaft, 3U iljr nadj Beutljen ljeriiber3ufotnmen, 311 entfpredjen, aus ^urdjt, bei ben polen an3uftof;en.

2lm 28. ^ebruar fommt er enblidj in aller f^eimlidjfeit auf einige Stunben nadj Beutljen Ijeriiber, um ber öfterreidjifdjen Deputation bie lebten Be*

benfen gegen ben ^riebensabfdjlulg aus3ureben. Damals modjte ber milbe Kirdjenfiirft es nodj nidjt atjnen, bafj er brei 3 afyte fpäter auf ben päpftlidjen Tljron erhoben werben würbe. Als Siemens V III. regierte er oon 1592 bis H605. Dag bie öfterreidjifdjen (Sefanbten übrigens wäljrenb ihres mehrmonatigen Beutljener Aufenthalts iljren religiöfen pflidjten geuiiffentjaft nadjgefommen finb, erfieljt mau ebenfalls aus itjrer ,,-Ejaupt*

relation", in ber non gemeinfdjaftlidjen Kirdjgängen bie Hebe ift. Diefe gewiß fetjr gläubigen Katljolifen ftiefjen fidj alfo nidjt baran, bafj bamals bie Beutljener Kirdjen audj ben proteftanten, bie unter ber bamaligen fjoljenjollernfdjen fjerrfdjaft bie 3Tleljt3abI bort bilbeten, 311t Benutjuug eingeräumt waren.

Ein wefentlidjer Beftaubteil bes Beutljener ^riebenspaftes war bie Beftimmung, bafj er oon Kaifer Hubolplj, bem König Siegismunb unb bem (Eqfye^og ITlajimilian feierlidj befdjworen werben7 mugte. Am 24. fltai \ 589 befdjwor iljn Siegismunb 3U Krafau in feftlidjer Derfammlung in (Segenwart ber (Srofjen bes Heidjes. Als Vertreter bes Kaifers war bei ber Zeremonie ber ^ürftbifdjof Anbreas non Breslau gegenwärtig.

Cytaty

Powiązane dokumenty

merfbaren ITtifdjung au fidj, fonbern audj eine geunffe (Sefe^maßigfeit, nadj ber fidj biefe ItTifdEjung uol^ietji, fie bieten fomti einen angieljenben (Segenftanb

tradjten ber (Entftehung nadj alle jünger.. einen Finnen 3«9t)anfeutljalt genommen. Dabei Ijat er ber fatljolifdjen p farrgem einb e in Carlsrulje eine große ^reube

EDenn man bebeuft, baß bie foeben ausführlicher gefc^ilberien ober nur aufge3ählten S a u te n , bie allein in ben lebten 3 ahren in Heubecf entftanben finb,

bung ber Sterbefafram ente fogar auf ben genannten Sonntag ober einen noch früheren Term in anfetjen, alfo bie g a fjl ber ficE? miberfprechenben Datierungen um

©ualrn, nidjt Sdjm u^ unb S ta u b , nid}t £ärm unb IDofjnungsmifere, nid/t H atu ra rm u t unb C eu eru n g, nidjt ungünftige wirtfd?aftlid?e unb gefunbfyeitlicfye,'

Die ITIonatsfdjrift „(Dberfcfjlefien&#34; erfdjeint im Anfänge eines jeben OTonats. ftbonnenientspreis uierteljät)rlidj Ularf 3 ,—... (Soetbe itt

feit tnaren ZTTomente, roeldje ju r Aufnahm e in öie Heif)eu öer seniores berechtigten. S ie perftanöen es aud), öie ganje ftäötifdje Perroaltung, fogar öie

Abfaffung unö B erbreitung con ^lugfcßriften, roelcße geeignet ftnö, öle geiftige unö fittlicße (Entroicfelung unferes B olfes ju föröern. Ausfenöung con