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Deutsche Bauzeitung, Jg. 61, No. 13

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D EUTSCHE BAUZEITUNG

MIT DEN BEILAGEN: STADT UND SIEDLUNG / WETTBEWERBE

KONSTRUKTION UND AUSFÜHRUNG / BAUWIRTSCHAFT UND BAURECHT

H E R A U SG E B E R : P R O F E S S O R E R I C H B L U N C K . SCHRIFTLEITER: REG.-BAUMSTR. FRITZ EISELEN Alle Rechte Vorbehalten. — Für nicht verlangte Beiträge keine Gewähr.

61. JA H R G A N G BERLIN, DEN 12. FEB RU AR 1927 Nr 13

P. V. Jensen Klint’s Grundtvigskirche bei K openhagen.

Von A rchitekt Hermann S t e u d e 1,

u r Zeit sc h w e re r w irtsc h a ftlic h e r K risen u n d fa s t vollkom m en d a r ­ n ie d erlie g en d e r B a u tä tig k e it ist a u f einer k le in en A nhöhe „Bis- p e b je rg “ b ei K o p en h a g en ein B a u d en k m al v o n b ed e u te n d em k ü n stle risc h e n W e rt en tsta n d en . P. V . Je n se n K l i n t , ein n a h e ­ zu 7 4 jä h rig e r A rc h ite k t u n d ehe­

m a lig e r B au in g en ieu r, h a t d am it eine H ö c h stle istu n g n ic h t n u r seines K ö n n en s, sondern a u c h in d e r d ä n isc h e n A rc h ite k tu r v o llb ra c h t, ein Be­

w eis, d aß hohes, sc h ö p ferisch es K ö n n en w ed e r vom A lte r n o ch v on d e r A u sb ild u n g a b h ä n g ig ist.

D er so eb en fe rtig g ew o rd en e K irc h tu rm is t n u r der A nfang zu ein er g ro ß zü g ig e n A nlage, in d er die K irche als M itte lp u n k t em p o rrag t, d ie d a s Z entrum d e r u m ­ liegenden, im E in v e rs tä n d n is m it dem B au m eister, g e ­ b au ten G a rte n s ta d t b ilden soll. A uf diese W e ise ist für eine harm o n isch e, d e r L a n d sc h a ft en tsp re ch e n d e U m rahm ung des B a u w e rk e s g e s o rg t (Abb. 1, u n ten ).

Im S ep tem b er 1921 w u rd e d e r G ru n d stein fü r die K irche g e le g t u n d d e r T u rm a n g e fa n g e n , um v o rläu fig bis F e rtig s te llu n g d er g a n z e n K irc h e als T u rm k irc h e zu dien en (Abb. 5, S. 123, u n d Abb. 6 u n d 7, S. 124).

D iese is t je tz t fe rtig g ew o rd en u n d is t som it fa st 5 J a h re im B a u g ew esen . F ü r die G esa m tfertig stellu n g der K irc h e re c h n e t m an n o ch e tw a 10 J a h re , so d aß die K irche 1936 zu d en F e ie rn des 400. J a h re s ta g e s der E in fü h ru n g d e r R e fo rm a tio n in D än e m ark in B e n u tz u n g g enom m en w e rd e n k an n .

Berlin-Steglitz. (Hierzu 7 Abbildungen.)

D ie K irche is t als G ed ä ch tn isk irch e des d än isch en T heologen, D ich ters u n d B e g rü n d e rs des G ru n d t- vigianism us, G ru n d tv ig , g e p la n t w orden. Sie w ird teils d u rch S am m lungen u n d P riv a tb e iträ g e , teils d urch S taa tsz u sch ü sse g eb a u t. D er T u rm h a t b ish e r etw a 1 Mill. K r. g e k o ste t, w äh ren d die gan ze K irch e au f e tw a 3 Mill. K r. v e ra n sc h la g t w o rd en ist. H offentlich w erd en die S tiftu n g e n reichlich w eiterfließ en , d a m it der K ü n stle r sein W e rk n och bis zu r V ollendung d u rc h ­ führen k an n .

In diesem B au is t ohne Zw eifel die d än isch e K irc h e n a rc h ite k tu r zu r h ö ch sten V ollkom m enheit g e ­ b rac h t. D eutlich e rk e n n t m a n die V e rw a n d tsc h a ft zur a lten d än isch e n D orfkirche, die als M u tterk irch e an z u ­ sehen ist. D ad u rch w u rz e lt die G ru n d tv ig k irc h e tief in d e r dän isch en K u ltu r; w enn a u c h die G otik in D än em ark v on S üden h er ein g ed ru n g en ist, so w u rd e sie doch im L au fe d er J a h rh u n d e rte in D än em ark b o d en stän d ig . P. V. Je n se n K lin t h a t den G eist der G otik übernom m en, jedoch seine eigene P ersö n lic h k eit, sein eigenes k ü n stle risc h e s E m pfinden zum A u sd ru ck g e b ra c h t u n d d abei gezeig t, d aß au ch ü b erlieferte B a u ­ au ffassu n g e n m odern g e lö st w erd en können.

D er T re p p en g ieb e l d e r d än isch en D o rfk irch e ist als H a u p tm o tiv zu r V erw en d u n g g ekom m en; d u rch die D re ite ilu n g des T urm es is t m it beso n d erem G eschick die hö ch ste W irk u n g dieses M otives g esch a ffen w orden.

Die D u rch b re ch u n g d e r W än d e als lange schm ale Öff­

n u n g en , die g em einschaftlich das E m p o rstreb e n d e e r­

höhen, v erle ih t dem B au einen feierlichen C h a ra k te r, der den E rn s t des B aues in a n g e m e ssen e rW eise b eto n t. —

Abb. 1. Vogelschau der geplanten Gesamtanlage.

121

(2)

Der

P.

122

Abb. 2. Die Kirche, wie sie geplant ist und bis 1936 fertiggestellt werden soll.

Abb. 4.

Plan der Gesamtanlage.

Maßstab 1 : 3300.

(Aus der dänischen Zeitschrift

„Architekten“ Nr. 32, 1926 Diese und Nr. 27/28 enthalten

noch weitere Angaben über K l i n t ’s Schaffen.

Abb. 3. Grundriß.

Maßstab 1 : 500.

schwarz angelegte Teil ist fertiggestellt.

Architekt:

V. J e n s e n Kl i n t .

Nr. 13.

(3)

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Abb. 5. Der Turm von Südwest gesehen.

D i e G r u n d t v i g s k i r c h e b e i K o p e n h a g e n . Architekt: P . V. Jensen K l i n t , Kopenhagen.

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Abb. ß. Ostansicht mit „Stadttor“. Abb 7. Westseite des Turmes mit Haupteingang.

Die Grundtvigskirche bei Kopenhagen. Architekt: P. V. Jensen K l i n t , Kopenhagen.

Brandenburgisches Jahrbuch. Band 2*).

(Hierzu 2 Abbildungen.) m . J a h re 1926 is t das vom

L an d e sd irek to r der P rovinz B randenburg h erausgegebene

„B randenburgische Ja h rb u c h “ erstm alig erschienen. G elegent­

lich der B esprechung des ersten B andes in Nr. 23 des vor. J a h rg . w urde bereits auf die m it diesem W erk v erfolgten A bsichten und die A rt seines In h alts hin g e­

wiesen. Mit dem im V erlag der „D eutschen B au ­ zeitung“ veröffentlichten um fangreicheren zw eiten Band, der w iederum u n te r der sa chkundigen L eitung des P rovinzialkonservators P rof. E rich B lunck von W erner K öhler, Berlin - N eukölln, zusam m engestellt w orden ist, w ird der G edanke, einen Q u erschnitt durch G eschichte, L andeskunde, Bau- u n d H an d w erk sk u n st, überhaupt alle bodenständigen K u ltu räu ß e ru n g e n der M ark zu geben, erfolgreich fortg esetzt. D as W e rk steh t also in erster Linie im D ienste des H eim at­

gedankens, und zw ar so, daß alle G ebiete, die hier in F rag e kom m en, eine gleichm äßig verstän d n isv o lle B e­

rücksichtigung erfahren.

Die M itarbeiter, berufene F o rsch er und F ach k e n n er, haben aus den E rfah ru n g en einer L ebensarbeit ernsten S tudium s u nd S ichversenkens in die D aseinsform en m ärkischer K u ltu r und N a tu r ihre A bhandlungen bci- g csteu ert, d ie u n ter W ahrung des w issenschaftlichen

*1„HpV " kV , V ' ; V v o m L a n d e s d i r e k t o r d e r P - o v in z B r a n d e n b n r i r . 4».

1 - 0 S T e x t m it 90 A b b i l d u n g e n u n d f a r b ig e m U m s c h la g . D e u t s c h e B a u - z e n u n g G . m . b . H ., B e r lin . P r e i s b r o s c h . 3 M. __

124

C h a ra k te rs in le ic h t v e rstä n d lic h e r F o rm so vorg etrag en sind, daß sie m it B eleh ru n g a u c h zug leich G enuß bieten.

E ine stren g e A uslese b ü r g t d a fü r, d a ß d e r In h a lt des W erk es n ic h t in dem falsc h en S inne w irk sa m w ird, die B e streb u n g e n des H e im a tsc h u tz e s a u f die B ahn w eit­

a b g e w a n d te r Illu sio n en u n d u n fru c h tb a re r rom antischer V erstieg en h eiten zu le n k en . Tst doch d e r Sinn dieser B ew egung d arin zu sehen, m it dem le b en d ig e n E rfassen d er in d er H e im a t v e rw u rz e lte n K u ltu r- u n d G eistes­

schätze, d e r lebenden, v on d e n B litz lich tern d e r T ages­

erscheinungen n u r zu le ic h t g e b le n d e te n G eneration einen festen H a lt zu geb en , zug leich a b e r au ch ihre eigenen K rä fte a n z u re g e n , n ic h t zu d u m p fer N ach­

ahm ung, n ic h t so, d a ß m a n — u m ein B eispiel zu nennen — in F a c h w e rk b a u t, w en n eine a n d e re Form d er b au lich e n A u sfü h ru n g n a h e lie g e n d e r u n d w irt­

sc h aftlic h er ist, n u r w eil die A lte n es ta te n , sondern zu eigenen n eu en G e sta ltu n g e n v o n gleichem inneren G ehalt, vo n g leich er te c h n is c h e r S a c h lic h k e it u nd Liebe d er D urch b ild u n g . In solchem S inne sind d ie B eiträge des J a h rb u c h s z u sa m m e n g e ste llt u nd w ollen sie zu uns reden.

D er G e sc h ic h tsfre u n d fin d e t u n te r den reich mit A bbildungen v e rse h e n e n A u fsä tz e n zw ei h isto risch e Ab- liandlungen: „V on U rk u n d e n , C h ro n ik e n u n d alten D ru ck en d er M ark B ra n d e n b u rg “ u n d „S ch w e d en und K aiserlic h e in d e r M a rk “ . A us d e r N a tu rg e sc h ic h te ist der m ä rk isch e n V o g elw e lt eine D a rste llu n g gew idm et w orden u n d ein g eo lo g isc h er A u fsa tz g ib t a u f se h r an ­ sc h au lich er A rt ü b er den U rs p ru n g des R ü d ersd o rfer K alk stein - u nd des S p e re n b e rg e r G ip sv o rk o m m en s Auf- Nr. 13.

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Abb. 1. Farbiger Kratzputz an einem Wohnhause in Berlin-Zehlendorf.

(Aus „Brandenburgisches Jahrbuch“, Band 2.) scliluß. E in e e in g eh e n d e B e h an d lu n g h a t die im V or­

ja h re b e e n d ete, w o h lg elu n g en e W ie d e rh e rste llu n g des Schlosses L ö w en b e rg e rfa h re n , d a s d u rch den P ro ­ v in z ialv erb an d zu ein er m ä rk isc h e n J u g e n d h e rb e rg e a u s g e s ta lte t w u rd e , ein trefflich e s Beispiel, w ie altes D en k m a lsg u t sich zu neu em L eben e rw ec k en lä ß t.

N eben w e ite re n k u ltu rg e sc h ic h tlic h e n B e iträ g e n sind d re i A u fsätz e ü b er H a n d w e rk sk u n d e b em erk en sw e rt:

„B ra n d en b u rg isc h e Z in n g ie ß e r“ , „N eue B ran d en - bu rg isch e K u n s tk e ra m ik “ u n d „ K r a t z p u t z a l s F a s s a d e n s c h m u c k “ .

D er le tz tg e n a n n te , vo n einem u n se re r h e rv o r­

ra g e n d ste n K ü n stle r u n d P ra k tik e r au f dem G ebiete d er d e k o ra tiv e n M alerei v e rfa ß te A u fsatz m ag zugleich u n se re n L esern einen E in b lick in den C h a ra k te r des Ja h rb u c h e s geben. D ie beiden A b b ild u n g sp ro b en stellen d a r ein W o h n h a u s in B erlin-Z ehlendorf vo n P rof. F ra n z S e e c k u n d den G iebel des v on P rof. B l u n c k e r­

b a u te n H au se s d e r F e u e r-S o c ie tä t in J ü te rb o g . Die K ra tz p u tz d e k o ra tio n e n stam m en in beid en F älle n a u s d e r H an d des M alers P a u l T h o 1 in B erlin- T em pelhof. — Die S ch riftleitu n g .

Farbiger K ratzpu tz als F a ssa d en sch m u ck . Von P rof. M ax K u tsch m a n n , B erlin -L ich terfeld e.

as gipserne Zeitalter der Baukunst ist vom Strom der Zeit hinw eggespült worden. Die an den Außenseiten d er Bauten in den letzten vierzig Ja h re n vor dem K riege übliche un­

geheure Gipsverschw endung hat aufgehört.

Die Straßenbilder der Städte sind aber auf lange Zeit nicht von dieser schlimmen Erbschaft zu be­

freien. Die im K riege und nachher ohne pfleglichen An­

strich gebliebenen Gesimse, Konsole »nd K aryatiden bröckeln m ehr und mehr ab und gehen eilig ihrer völligen Zerstörung entgegen, wenn sie nicht durch dauernde und

kostspielige W iederherstellungsarbeiten sorgfältig in Ord­

nung gehalten werden. Aus der W ohlfeilheit des plundrigen W erkstoffes erw ächst dem Besitzer eine dauernde Last.

Schlimmer noch als in den großen Städten, in denen ja ganze Straßenzüge dieser unechten Palastfassaden immerhin einheitlich aneinanderhängen, w irkt diese schäbige, verlogene P rach t einzelner Bauten dieser Zeit in den kleinen alten S tädten oder gar auf dem Lande, zwischen bodenständigen schlichten Bauernhäusern. Aber, wie ge­

sagt, es ist nicht m ehr nötig, gegen diese traurigen te ch ­ nischen Entgleisungen des sogenannten technischen Zeit­

125

(6)

alters viel Worte zu verlieren; denn mit i^t ps irn allgemeinen zu Ende. Nicht zu Ende ö S t 6^ Bedürfnis der Menschen,

schmücken; dies Bedürfnis ist da und " 11. J t h , I f L ren den; und zwar meistens möglichst wohifeil In a teie kulturell hochstehenden Zeiten verstand man p tetischen Schmuck und Farbigkeit zu eindrucksvollen einheitlichen Wirkungen zusammenzufassen. Künstlerisch a imere rioden geben meist einem der beiden Dekorationsmittel d Vorrang. Lange Zeit hat jetzt die einfarbige plastische'G e­

staltung des Schmuckes vorgeherrscht. Die oben gekenn zeichneten bildnerisch ausgestalteten und dann meist m au gestrichenen Fassaden sind ja nur die Entartung eine:

guten technischen Übung handwerklich g esund» Zeiten.

In brandenburgischen Städten, wie z. B. in Luckau Cottbus, Brandenburg (Havel) sind noch vorzüglich erhaltene Bei­

spiele stuckverzierter Fassaden vorhanden. Freilich sind die Schmuck formen hier angetragen, d. h. direkt aut die Wand modelliert, und nicht, wie später üblich, in der Werk- statt in Gips gegossen und dann vom Gipser, der sich

FEUE R-SOCIETÄT

Abb. 2. Giebel des H auses der F euer-S ocietät in Jüterb o g . (Aus „B randenburgisches Jahrbuch, Band 2.) hochstaplerisch Stukkateur nannte, aufgepappt. Heute ist die Vorherrschaft der Plastik beim Fassadenschmuck ge­

brochen. Der dem Menschen innewohnende Drang, seine Umgebung farbig zu gestalten, ist wieder an die Oberfläche gekommen und macht seine Ansprüche energisch geltend.

Nach manchen im Anfang unvermeidlichen Mißgriffen und Übertreibungen hat _ sich jetzt eine gesunde und frische Farbigkeit der Architekturen im allgemeinen durchgesetzt.

Aber mit der fortschreitenden Lösung der ästhetischen Seite der Aufgabe hat die handwerkliche nicht immer

^chritt gehalten. Bei kleinen ein- und zweistöckigen Ge­

bäuden auf dem Lande ist das nicht schlimm; da kann man wie es schon früher allgemein üblich war. den Kalkfarben­

anstrich alle ein bis zwei Jahre zum Oster- oder Pfino-st- feste mit ein paar Eimern Farbe und einem an eine Stange gebundenen Quast leicht und wohlfeil erneuern. Anders ist das bei größeren Bauten, zu deren Anstrich ein mehr oder minder kostspieliges Gerüst nötig wird. Da soll der An­

strich möglichst lange halten und gut aussehen Die Industrie hat. verschiedene brauchbare und dauerhafte r arbenfabnkate zu mäßigen Preisen auf den Markt o-e- bracht, deren Gebrauch sich aber bisher dem viel teueren und nicht sehr haltbaren Ölfarbenanstrich gegenüber nicht so durchgesetzt hat, wie es wünschenswert wäre Jeden- u i s t f s L'.ieute mö£lich- einen dauerhaften, gut aus­

sehenden farbigen Außenanstrich wohlfeil herzustellen Nun meldet sich aber der Wunsch, die Wirkung der 126

o-estrichenen Fassaden zu bereichern und an Stelle des früher üblichen plastischen Schmuckes etwas anderes zu setzen Das Nächstliegende ist da natürlich das Bemalen der gestrichenen Putzflächen mit irgendwelchen Ver­

zierungen. In der reinen L uft der H ochgebirgsdorfer haben sich solche Malereien auch gu t gehalten, aber überall sonst ist die Dauer dieser A rt D ekoration aus mancherlei Gründen deren Besprechung hier zu w eit führen würde, nur sehr begrenzt. Ganz abgesehen aber von der geringen W iderstandsfähigkeit, ist auch die W irkung von Malereien an Fassaden, selbst in neuem Zustande, leicht schwächlich und unorganisch. Sie machen nur zu oft den Eindruck willkürlicher Zutaten und nicht den eines selbstverständ­

lichen unentbehrlichen Bestandteiles der A rchitektur. Das kommt daher, daß solche Malereien, — deren natürliche technische und ästhetische Grenzen so schwer erkennbar sind daß sie selbst vom Fachm ann leicht überschritten werden —, ein so starkes architektonisches Gefühl und so viel Selbstzucht verlangen, wie sie selbst viele Architekten nicht haben, geschweige denn die Mehrzahl der Maler.

Ein anderes Verfahren, die äußeren W and­

flächen von Gebäuden dekorativ aufzuteilen und mit V erzierungen zu schmücken, ist nun die Ver­

wendung von farbigem K ratzputz (Sgraffito).

Diese A rt der D ekoration zwingt den Aus­

führenden durch ihre technischen Forderungen in so strenge Bahnen, daß selbst dem archi­

tektonisch ungeschulten Maler schwere E nt­

gleisungen kaum unterlaufen können. Neben diesem Vorzug leistet diese D ekorationsart bei sachgemäßer Ausführung Gewähr für eine H alt­

barkeit, die erst mit dem Verfall der Putzhaut des Gebäudes ihr Ende findet. Die Verzierung wird eben zum organischen Bestandteil der Fassade. Der Unterschied zwischen farbigem K ratzputz und aufgem alter D ekoration ist am besten m it dem zwischen Tätow ierung und Schminke zu vergleichen. Selbst die ersten tastenden Versuche, die ich vor etw a 15 Jahren in dieser alten Technik gem acht habe (Alt­

städtisches R athaus zu Brandenburg und R at­

haus zu Posen) haben sich ausgezeichnet be­

w ährt, trotzdem bei dem dam aligen Mangel an Erfahrung bei der Anfertigung vielfarbiger W appen am Brandenburger R athaus Anforde­

rungen gestellt wurden, die eigentlich außer­

halb des Rahmens dieser Technik liegen.

Das V erfahren ist äußerst einfach und leicht zu erlernen. V orbedingungen sind ein gutes, einwandfreies M aterial und ein erfahrener, sorgfältig arbeitender Putzer. Die Arbeitsweise ist kurz diese: Die Mauer wird m it Rapputz be­

worfen; dann wird, je nachdem, ob die Deko­

ration hell auf dunkel oder dunkel auf hell stehen soll, entweder eine zweite feinere weiße oder eine kräftig gefärbte Putzsohicht auf­

getragen. Gleich nach dem Anziehen wird dann eine d ritte gefärbte oder ungefärbte Schicht Mörtel darüber gezogen. Nachdem auch diese Schicht angezogen hat, w erden aus dem noch feuchten Putz die Linien und Flächen der Zeichnung aus der oberen Schicht bis auf die untere, andersfarbige mittels zwei oder drei verschieden großer, an Holzstielen befestigter Schlingen aus Uhrfederstahl herausgekratzt. Die A rbeit geht so leicht und schnell vonstatten, daß der A usführende bei einiger Übung dem Putzer stets auf den Fersen bleibt, so daß letzterer seine Tätigkeit nicht zu unterbrechen braucht. Damit ist die Arbeit beendet, denn ein Nachmalen oder gar Ausmalen der Ornamente mit dem Pinsel w äre stilwidrig und muß un­

bedingt unterbleiben.

Vorbedingung für das Gelingen und die Dauer des Werkes ist erstens, daß der Mörtel ohne jeden Gips- oder Zementzusatz ist. Zweitens, daß die dem Putz zugesetzten Farben rein und lichtecht sind. Es kommen im wesent­

lichen nur die bekannten Erdfarben, gelber und gebrannter l 'cker, die roten Eisenoxyde, Englisch R ot und Caput Mortuum und Elfenbein- oder Rebenschwarz in Frage. Auf blaue und grüne F arben verzichtet man am besten; denn die

\ erwendung dieser Farben verbietet sich, wenn sie licht- und säurefest sind, meist schon durch ihren außerordentlich hohen Preis. Zur Prüfung der E chtheit der gelben Ocker genügt es, etwas von dem trockenen F arbstoff'in einem Ge­

misch von Spiritus und Ätzammoniak anzurühren. Sind i 8 J,ark en re'n ' s° bleibt die Mischung nach dem Setzen der Farbe wasserhell, sind sie aber geschönt, so lösen sich die fälschenden Bestandteile und färben die Flüssigkeit. Die gebrannten Ocker und Eisenoxyde p rüft man noch weiter-

(7)

lun, indem man eine leicht befeuchtete Probe des Farbpul­

vers in einem Glasröhrchen zum Glühen bringt. Färben die sich an den kühleren Teilen des Röhrchens absetzenden W assertröpfchen Lackm uspapier rot, so ist die Farbe un­

rein und für unsere Zwecke unbrauchbar. Weiß w ird natür­

lich nicht gebraucht, denn dessen Stelle nimmt der im Mörtel enthaltende W eißkalk ein. Der Saftigkeit der Farben sind gewisse Grenzen gesetzt; denn die Menge des beigemischten Farbstoffes darf die Bindekraft des Putzes nicht beeinträchtigen. Einige praktische Versuche, die man Regen, Sonne und F rost aussetzt, sind hier lehrreicher als noch so viele Rezepte. Zu bemerken ist noch, daß beim Arbeiten pralle Sonne m öglichst ferngehalten werden soll, weil sonst der P utz nicht genügend Zeit zum gründlichen Abbinden findet. Zu große, dauernde Nässe w ährend einer längeren Regenperiode birgt die Gefahr einer grauen V er­

schleierung der F arben in sich.

Der farbige K ratzputz w ird heute fälschlich meist Sgraffito genannt. Unter Sgraffito ist aber die seit langer Zeit hauptsächlich in Italien geübte Technik zu verstehen, bei der eine meist schwärzlich gefärbte Putzschicht nur mit mehreren Lagen heller K alktünche überstrichen wird, aus der dann die Zeichnung herausgekratzt wird. Dieses V er­

fahren h at sich bei uns, besonders an den W etterseiten der Häuser, nicbt immer bewährt. Abgesehen davon w irkt aber auch die Zeichnung des K ratzputzes m it ihren mehrere Millimeter tiefen K onturen viel männlicher und energischer.

Dieses handwerkliche Verfahren zwingt den Ausführenden zur Entschlossenheit und K larheit in der dekorativen Ge­

staltung und verbietet Kleinlichkeit und Spielerei von selbst. Den Entwicklungsmöglichkeiten dieser wunder­

schönen, wirkungsvollen und handwerklich gesunden Tech­

nik den Boden zu bereiten und ihr zu der verdienten V er­

breitung zu verhelfen, ist der Zweck dieser Zeilen. —

Die dritte Deutsche Ziegelbau-Ausstellung zu Berlin.

«B 1 u 5ta inb<j

ubt Ü i?

m 16. Ja n u ar wurde in den Räumen der ver­

einigten Staatsschulen für freie und ange­

w andte K unst in der H ardenbergstraße die noch bis zum 14. Februar d. J. dauernde Deutsche Ziegelbauausstellung eröffnet, die hier zum dritten Male als W anderausstellung vor die O tlentlichkeit tritt, nachdem sie im F rühjahr 1926, veranlaßt und geleitet von A rchitekt Fritz Höger, zum ersten Male in Hamburg, sodann im H erbst 1926 in Leipzig gezeigt w inde. Sie is t reich beschickt, nicht nur von den Herstellern baulicher Keramik, die in weiteren K reisen und zum Teil von alters her sich klangvollen Namens erfreuen, auch eine große Anzahl wenig bekannter und abseits ge­

legener W erke legen Zeugnis dafür ab, wie weite Kreise der Hersteller sich willig und mit frischen starken K räften an dem starken vorw ärtsdrängenden Zuge beteiligen, der den m ächtig Raum gewinnenden Ziegelbau unserer Tage durchzieht. Es zeigt sich d a ein Zusammenwirken von künstlerischem Einfluß und technischem Können, ein erfreulicher Gegensatz zu der nicht sehr fernen Zeit, in der jeder kleine F ortschritt nach künstlerischen Zielen hin der zögernden Industrie mühsam abgerungen w erden mußte.

Sehr sta rk zeigt sich diese Regsam keit schon in der fast unübersehbaren Menge des ausgestellten schlichten F l ä c h e n z i e g e l . An einigen Stellen findet sich noch, wenn auch bescheiden im Hintergrund, der glatte, gleich­

mäßig gefärbte V e r b l e n d s t e i n der kurzvergangenen Zeit, aber er verschw indet fast vor der Fülle von Ver­

suchen, die gem acht werden, Leben und farbige Frische an die Stelle seiner toten Gleichförmigkeit zu setzen. Da­

bei spielt naturgem äß der b r a u n e K l i n k e r s t e i n die Hauptrolle, wie er, der zuerst von Holland aus bei uns Boden gewann, an der W asserkante zu lebhaftester W irkung umgeformt wurde. W ir sehen ihn in allen gang­

baren Form aten und in der verschiedensten Oberflächen­

behandlung. Bald is t er g latt und scharf geform t und sucht seinen Reiz nur im starken Farbenwechsel der ein­

zelnen Steine, der vom frischen Hellbraun durch alle dumpferen Töne bis ins tiefe Schwarz geht, bald ist die Brennhitze soweit getrieben, daß die Steine versintert im- regelmäßige Form, dazu in der Oberfläche oft einen metallisch spiegelnden Glanz angenommen haben. Dazu kommen dann in vielen Fällen starke Unebenheiten der Oberfläche, die bald blasenartig aus dem Inneren heraus­

getrieben, bald wie versinterte Schlacken aufgelegt er­

scheinen. Durch abwechselnde Verwendung solcher stark gerauhten Steine und glatter Schichtfolgen wird dann eine w eitere Belebung der Flächen erstrebt, dies noch stärker, indem man ganz formlos versinterte Binderköpfe in regel­

mäßigem A bstand einige Zentim eter vor die Fläche vor­

stehend, beimischt. An diesem, bis zur Ausgelassenheit gesteigerten Reigen beteiligen sich dann sogar einige Her­

steller von hellen grünlich versinterten H interm auerungs­

klinkern, die dam it zum mindesten ganz reizvolle Aus­

stellungsstücke geschaffen haben. Von ganz eigenartiger W irkung ist endlich eine Probe von Mauerwerk, dessen V orm auerungssteine nicht die Brandhaut, sondern eine Bruchfläche zeigen. So reizvoll solche A nregung ist, wird sie doch wohl, wie ähnliche Versuche, die ich vor zwanzig Ja h re n m achte, an der K ostspieligkeit der Herstellung scheitern. — Zu den künstlerischen Vorteilen, die sich in den vorgeführten Proben darstellen, kom m t noch die tech­

nische Gediegenheit, die sich in der großen Dichte, ent­

sprechend unbegrenzter W etterfestigkeit und höchster Tragfähigkeit, ausspricht. Ist doch die D ruckfestigkeit solcher Verblendklinker nach Angabe einer Firm a bis auf 1200 ks/qcm gesteigert.

Bemerkenswertes findet sich auch unter den aus­

gestellten F u ß b ö d e n - u n d W a n d p l a t t e n . So bricht V i l l e r o y u. B o c h in einem Fußboden ganz mit der Überlieferung der genau ebenen und glatten S interton­

fläche und erzielt mit seinen hell stumpfgrünen quadra­

tischen P latten dadurch einen sehr anm utenden Eindruck und dazu eine ungewohnt angenehme Begehbarkeit. W and­

platten derselben Firm a sind, allerdings wohl unter starker Zuhilfenahme des Töpfermessers sehr fesselnd durch feine schwarze Stäbchen in witziger Verteilung gegliedert, andere von V e l t e n - V o r d a m m geben sehr lebendige Beispiele geflossener Glasuren, solche der M a n u f a k t u r K arlsruhe eigenartig leicht huschende Ziermotive.

Eine höhere Stufe sozusagen der Tonindustrie bildet diie T o n p l a s t i k , die mit sehr bem erkenswerten W erken vertreten ist. Als Freiplastik führt T e i c h e r t , Meißen, einen Brunnen mit schlanker Mädchenfigur vor, in der Oberfläche rauh, wie mit der Hand geknetet, G r u b e J l s e stellt zwei Mädchenfiguren in braunem Ton vor gleich­

farbiges Mauerwerk und führt damit den großen Vorteil der Tonplastik dem Besucher vor, daß sie mit dem Körper des Baues ganz einheitlich zusammenwächst. In ähnlichem Sinne ist auch das riesige Hamburger Wappen, begleitet m it zwei überlebensgroßen Schildhaltern, aufzufassen, das B l u m e n f e l d , Velten, ausstellt. Diese, aus wenigen großen Stücken zusammengesetzten Plastiken sind neben ihrer künstlerischen Bedeutung auch hervorragende tech­

nische Leistungen, wie wir sie gleichermaßen in der tadellos geformten Terrakottenverkleidung eines etwa 1,30111 starken Rundpfeilers bewundern, die U l l e r s d o r f vorführt.

Andere bereichern ihre Bauplastik durch farbige Glasuren;

so zeigt die K i e l e r K u n s t k e r a m i k die schöne W irkung von sparsam verw endeten blauen und grünen Glasuren auf dem braunen Grunde des Klinkertons, die K a r l s r u h e r M a n u f a k t u r geht an einer m it topf­

mäßig dünnen Scherben hergestellten Figur m it weiß, blau und zinnoberrot sehr scharf ins Zeug, wälirend W e s s e 1 y , Hamburg, auf die gehaltene Falbenstellung von Bau­

keram iken des 16. Jahrhunderts zurückgreift. Dieselbe Firm a stellt Proben verschiedenfarbiger echter V er­

goldungen auf Tonscherben aus, die von ihr und auch von anderen zur Hervorhebung von Inschriften verw endet w er­

den: auch hier der Vorteil unzerstörbaren Zusammen­

wachsens mit dem Baukörper s ta tt äußerlichen Anheftens.

Umfangreich ist auch die Ausstellung der D a c h ­ z i e g e l h e r s t e l l e r . Sie bietet im allgemeinen Be­

kanntes, technisch Ausgezeichnetes, wenn auch der K ünst­

ler in der Herstellung eines klingend hartgebrannten Dach­

steines von nur 1 cm Stärke, die zur Erleichterung der Dachlast ihre Vorteile hat, für seine Anschauung keinen F ortschritt sehen kann. Aber sie bietet eine begrüßens­

w erte Neuerung in einem „Kronenfalzziegel“ der a lt­

bekannten Firm a L u d a v i c i. Bei ihm sind die vielen Erhöhungen der Außenfläche, die das Falzziegeldach so un­

angenehm zerreißen, ganz vermieden. Die Oberfläche bildet eine Ebene, der untere Rand, in zwei Stufen abgetreppt, verw ertet die Höhe der in die Falze eingreifenden Stege für die äußere Ansicht so, daß das blecherne Aussehen der gar zu dünnen D eckungen vermieden wird. Abgesehen von der

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wenig a n m u te n d e n Farbe d e r v o r g e f ü h r t e n P ro b e n w ird dieser n eu en Form au s S c h ö n h eatsg ru n d e n ein g u te r E tlo 0

" 'l^ e b e ^ d e if 'A u s s te llu n g s s tü c k e n d e , I n d u s « . J « d ie F a c h p r e s s e a u ß e r ih ren D ru c k sa c h e n w e rtv o lle Zu­

sam m en stellu n g en v o rg e fü h rt, au s d e n en a u c h d e rje n .g e , der b ish er diesen D ingen te rn s ta n d , einen ^ W i c k g w innen k an n in die M öglichkeiten, au s dem gleicheni D m die v e rsch ie d en s te F ä rb u n g zu erzielen, in v e rs c h ie ­ denen F ehler, die aus d e r A rt o d er d er V e ra rb e itu n g des

R o h sto ffe s e n ts te h e n k ö n n e n u n d in die Mittel zu ihrer A bhilfe, b ie te t d ieg e A u s s te llu n g nicht nur eine Übersicht ü ber d e n h e u tig e n S ta n d der Mittel, die dem Ziegelbau ge­

g eb en sin d . S ie b r in g t auch eine Anzahl beachtenswerter neu er A n re g u n g e n u n d veranschaulicht dadurch auch dem F e rn s te h e n d e n d a s fris c h e Leben, das heutzutage die Back­

s te in k u n s t d u r c h p u ls t u n d ih r zweifellos zu weiterem k lü ftig e n F o r ts c h r e ite n , zu starkem Einfluß auf die d e u ts c h e B a u k u n s t d ie W e g e bahnt. — 0. S t i e h 1.

Vermischtes.

Verein der Freunde des Ulmer Stadtmuseums. Mit der seinerzeitigen Berufung von Prof. Dr. B a u m zum Museumsvorstand ging' Hand in Hand die . Zusammen­

fassung aller Freunde der dem Museum anvertrauten Kunst- und K ulturabgaben. Durch Veranstaltungen vor­

zugsweise Vorträge von führenden Männern der Architek­

tur und Kunst, hat er seit der kurzen Zeit seines Be­

stehens das gerade in Ulm so wichtige Allgemeininteresse für die Baukunst zu vertiefen gewußt. Den letzten v or­

trag hatte auf Veranlassung des Museumsleiters Prof. Dr.

F i e c h t e r , Techn. Hochschule, Stuttgart, übernommen, wobei er alte schwäbische Kirchen behandelte. Durch die glückliche Verbindung seines baugeschichtlichen Lehrauf- trags mit der amtlichen Pflege der schwäb. Baudenkmäler im Rahmen des Württ. Landesamtes für Denkmalpflege war Fiechter gleichzeitig auch die Aufgabe der Erforschung dieser Denkmäler zugefallen. Die über den üblichen Rah­

men hinausgellende Bedeutung dieses A ortrages lag nun darin, daß derselbe zum ersten Male in der hierfür geeig­

netesten Stadt des Schwabenlandes die bisherigen Ergeb­

nisse seiner Ausgrabungen und Forschungen einer brei­

teren Öffentlichkeit mit W ort und Lichtbild vorführte. Wie jeder tiefschürfende Forscher ging Fiechter auf die An­

fänge des kirchlichen Bauwesens im Schwabenland, also auf die frühromanische Bauperiode zurück. Von den be­

kannten Mutterklöstern St. Gallen und Reichenau aus­

gehend, untersuchte er zunächst die ersten Niederlassungen der Benediktiner. Die bei ihnen als Regel zu betrachtende Anlage einer Krypta führte er durch überzeugende Gründe auf den Zweck eines Johannes dem Täufer geweihten Tauf­

und Weiheraumes zurück. Zu den Bauten der Cluniazenser und deren Mittelpunkt die Hirsauer Bauschule, übergehend, führte Fiechter seine mit Schülern der Techn. Hochschule ausgeführten neuesten Ausgrabungen der drei Ohorabsiden mit anschließenden Rechtecksräumen von der St.-Aurelius- Kirche zu Hirsau vor, um dann in scharfsinniger Weise die mit der romanischen Klosterkirche zu Alpirsbach ver­

knüpften Baufragen auf Grund der dortigen Untersuchungs­

ergebnisse sachlich klarzustellen durch Rekonstruktion (zwei den Hauptchor flankierende Osttürme, wie ein west­

lich abschließendes Querschiff usw.). Ganz neu war auch die Feststellung der wohl abgewogenen Maßverhältnisse von Länge zu Breite und Höhe. So gelang es unter an­

derem Fiechter die Beziehung zu Haupt- und Seitenschiff auf jene bekannten Verhältnisse des gebundenen Gewölbe­

systems, obwohl die Kirche nur flache Decke besaß, zu­

rückzuführen. Damit dürfte das bisher von der Wölbungs­

technik Abgeleitete: zwei Teile Seitenschiff auf ein Teil Mittelschiff, wenigstens für Alpirsbach, auf den wohl ab­

gewogenen Raumrhythmus 2:1 statt auf wölbungstech­

nischen Zwang zurückzuführen sein, genau wie die übrigen Maßbeziehungen. Auch für den viereckigen Führungs­

turm mit dem Zwecke der Unterbringung des Geläutes des Hirsauer Bauprogrammes brachte Fiechter neue durch­

schlagende Beweisgründe. Die Ausgrabungen im Ostchor der Klosterkirche von Lorch hatten die Auffindung der ehe­

maligen Abside mit romanischem Altar zur Folge.

In das Arbeitsgebiet der Konservierung der Baudenk­

mäler _ führte die Wiederherstellung des Äußeren der lomanischen Kirche Sindelfingens durch Bloßlegung des gesamten ehemaligen Mauerkernes, womit eine Men»-e neuer, bisher unbekannter Ergebnisse für die Baugeschichte sich verknüpften und gleichzeitig der ehemalige monumen­

tale romanische Steinbaucharakter wieder hergestellt wor- l e.n . is t „ ^ uch die bekannten Benediktinerbauten von Klein- und Groß-Komburg, wie Denkendorf, boten Gelegen­

heit zu mancherlei neuen Vermutungen, die die weitere iatig k eit des unermüdlichen Forschers, wie die notwen­

digerweise neuauszugrabende St.-Peters-Kirche zu Hirsau erwarten lassen.

Die gesamte Fachwelt wird es freudig begrüßen, wenn hptnn n ,us' GeourS Hager und so vielen anderen begonnene Untersuchung über diese ältesten, für die Bau­

geschichte so wichtigen schwäbischen Denkmäler in so 128

sachkundiger, in die Tiefe der Probleme eindringender Pflege stehen. Besonders begrüßensw ert ist es auch, daß die 'studierende Jugend in die Lösung solcher baulich hochinteressanten Probleme eingeführt wird. —

K 1 a i b e r , Ulm.

Literatur.

Das Einfamilienhaus des Mittelstandes. Von Julius K e m p f. Mit 288 Abb. München 1926. Verlag von Georg D. W. Calwey. Preis geb. 14 M. —

Im wesentlichen eine Auswahl g uter Vorbilder von bescheidenen Reihen- oder Einzelhäusern zum Gebrauch für Laien und Fachleute mit einigen einleitenden Aufsätzen über die Notwendigkeit des beratenden A rchitekten, über die W asserversorgung und über die Abwässerbeseitigung.

Ein Schlußteil behandelt das Innere der H äuser einschließ­

lich der Heizung und endlich den Garten.

Die Beispiele stammen fast durchw eg aus Bayern und zeigen, wie dort bei sorgsam er Pflege der Tradition doch eigenartige und in bestem Sinne moderne Bauten auch auf diesem Gebiete entstanden sind. Das Buch gibt eine Fülle

wertvoller Anregungen. — Bl.

Tote.

Dr.-Ing. E. h. Karl Koelle f . In Münster i. W. ist der, zuletzt im Ruhestand in S tu ttg art lebende, verdienstvolle Ingenieur, S tadtbaurat a.D . Dr.-Ing. K arl K o e l l e , im 69. Lebensjahre im vorigen Monat gestorben. Ein geborener S tuttgarter tr a t er frühzeitig in den D ienst seiner V ater­

stadt und wurde dort 1890 als 33-Jähriger Vorstand des Tiefbauamtes. Seine dortige erfolgreiche T ätigkeit leitete die Aufmerksamkeit der S tadt F ran k fu rt a. M. auf ihn, und so wurde er dorthin als Nachfolger Lindleys und Rieses zum Stadtbaurat berufen. Die neue Grundwasserversorgung der S tadt und die bedeutende Anlage des Osthafens in ihren ersten Teilen fallen in seine A m tstätigkeit und ent­

standen unter seiner tatkräftigen Oberleitung. Gleich seinem Vorgänger, Dr.-Ing. E. h. Riese, tr a t er dann 1909 ebenfalls in den Dienst der bekannten Großunternehmung Philipp Holzmann A. G., F rankfurt a. M.. ein und war in deren Direktorium bis vor einigen Jah ren tätig, vor allem bei großen Hafen- und sonstigen Anlagen in Südamerika, und hat zur Hebung des Einflusses deutscher Technik im Ausland hervorragend beigetragen.

Koelle w ar ein praktisch besonders begabter Ingenieur von reichem W issen und großer T atkraft. Im übrigen war er auch an allen das Fach und seine V ertreter berührenden Fragen in hohem Maße interessiert. So w ar er besonders eifrig tätig im Verbände deutscher Arch.- und Ing.-Vereine, der ihn 1924 bei der Versammlung in Berlin bei seinem Aus­

scheiden aus dem V orstande, dem er längere Jahre an­

gehörte, zum Ehrenmitglied ernannt hat. E r h at selten auf dessen Versammlungen gefehlt, auf denen er als gewandter und zäher D iskussionsredner häufig hervortrat.

Als Mensch war er in breitesten K reisen des Faches geschätzt und beliebt. W ir werden sein Andenken dn Ehren halten. —

W ettbew erbe.

Einen W ettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zum Bau einer Berufs- und Handelsschule in Cottbus schreibt der Magistrat Cottbus mit Einlieferungsfrist zum 7. Mai 1927 unter den reichsdeutschen A rchitekten aus. I. Preis 10 000 M., II. Preis 7500 M., 111. Preis 5000 M. Für 3 An­

käufe 7500 M. Anderweitige Preisverteilung Vorbehalten.

Unter den Preisrichtern: Prof. B l u n c k . Berlin, Prof. Dr.

K r e i s , Dresden, S tadtbaurat J o s t , Halle, Stadtbaurat B o 1 d t , Cottbus. E rsatzpreisrichter: Prof. R ü s t e r , Berlin, und Prof. M u e s m a n n , Dresden. Unterlagen gegen Einsendung von 10 M. vom Stadtbauam t Cottbus. — In h a lt: P. V J e n se n K iint’s G ru n d tv ig sk irch e b. Kopenhagen.

f a rb ig e r K ratzp u tz als F assadenschm ucK . — Die dritte deutsche Z iegtdbau-A ussttdlung zu B erlin. — V erm ischtes. — L iteratu r. — T ote. — W ettb ew erb e. —

, V erlag der D eutschen B a u z e itu n g , G. m . b. H . in B erlin , ur die R edaktion verantw ortlich: F r i t z E i s e l e n in Berlin.

Druck: W . B ü x e n s t e i n , B er lin S W 48.

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