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Volk und Rasse, 15. Jg. September 1940, Heft 9.

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Va lkisissNusse

Illustrierte Monat-schritt siir deutscheS Uallkstum

liassenhunde Rassenpslege

Zeitschriftdes Reichsausschusses siirdalhsgesundheitsdienst und derdeutschen Sesellschast siirIlassenhggiene

IS. Jahrgang liestg September lgtso

Inhall

llmschlaghild: Im AngesichtdesSehirge5. Ausn. S. Lendaaisdirchsen.

sildheilage: sauer aus dem Elsas-. Ausn. h. Behlass . . . . . . . . . . . . Seite 121 Sang F.li.Sünther: Bedeutung und Srenzen desSeschlechtstriehes in dermenschlichen Ehe » 122 Fritz Lenz: ilher Fartpslanzung und EhehäusigheitinBerlin . . . . . . . . . . » 125 dildbeilage: deutsche Soldaten halten Wacht. Ausn.van dr.I.Schwanitz . . . . . » Its li. Steishal: die wiener Iudensrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 128 sianneg Schmalsusz: Europäische Sehurtenlage,gesehenaam französischen Soldaten-

almanach aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 132

walter Brot-: Säste im deutschen Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . » is- h. Schubert: der Baden ist die wurzel . . . . . . . . . . . . . . . . . » ist- Sherhard Seuer: Zwillingemit verschiedenen vätern . . . . . . . . . . . . » III S.sieverer: die genetischen Srundlagen der Arthildung . . . . . . . . . . . » III SoIahre I. F. Lehmanns derlag, münchen . . . . . . . . . . . . . . . . » 137 AusBassenhggieneund Bevölkerungspalitih . . . . . . . . . . . . » III suchhesnrechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » Itia

herausgeherx Staatsrat präs. pras.flstel,Nin-Rat Fehrle, Beichsamtsleiter pras.Ins-, Staatssehretär a.d.Sätt, Staatsminister i.Il. liartnaclte, pras.hell-oh Reich-sichrer « himmler, pras.mallisan,pras.Beche, pras.Midim vherreg.- liatRuttlke,dhermed.-liat Schatthg, pras.fl.Schulg,dras. s.si.Schullz,pras. Schultzesllaumhurg,pras.Staemmler,

pras.wrede, pras.Zeis-.

hauptschristleiter: pras. dr. Iz.li. Schultz,z.It. imFelde.

hauptschristleiter i. d.:dr. Slisahetllpseil, serlin-Srunewald, Heime-Straße Id.

I. F. Lehmanns derlag, miinchen IS »-paul liegsesStrasze es

sezuggpkeis aierteliährlich Katz-, cinzelhest lim.-.7v,pastscheclkhanten desdalag-: münchenUg; wien USgl-;

danzigIII-; sudapest Inst ;dern dr.III list-S;Reichsbanlkgirahanta mänchen Itzt-; deutsche sank und disc.-l.ies., Zweigstelle Sattawilz spastschechlkanta warschau mstolz sireditanslalt derdeutschen in prag, liralkauer SasseIIspastschechhanla prag627w.

(3)

Aufn.H.Rerzlaff

Bauer aus dem Gegend von Oberleebach bei Weibenburs

(4)

Ko lkiiiichcs s

e 15..l. F.JahrgangLehmanns 1940verlas,Hekt9München-Berlinseptember Hans F. K. Günther:

Bedeutung und Grenzen des Gefchlechtstriebes in der menschlichen Ehe-O

DerMann brauchteineGehilsin,dieHolzimWalde und Wasservon derQuelle oder vom Brunnen holt,dieeßbare Wurzeln gräbtund Beeren pflückt,dieFeuerbereitet oder bewahrt, die denGarten odereinStückFeld bearbeitet. Die Frau braucht einen Beschützerund Gehilfen,einen Jäger oder Hirten, derdieFleischnahrung besorgt. Beide Ge- schlechter brauchen einander, dajadieganze Versorgung desMenschenaufdem Familienleben und dessen Arbeits- teilung beruht. Dies sindLebensumstände, wie siein Europa mehr oder weniger noch fürdas Bauerntum gelten1).Darum auchdashoheAnsehen desverheirateten Standes undderFamiliebeidenBauern.

DerMann ohneeheliche Kinder giltnichtals Voll- mensch, giltimStaate nichtals Vollbürger; ererreicht Ansehen nur als Familienvater; einLediger findetnach dem Tode niemand, derseine Seele, seinenSchatten ver- ehrt, derihnals Ahnengeist verehrt. Diekinderlose Frau wird mißachtetznur dieEhefrau und Mutter giltalsein

voller Mensch. Bei manchen Stämmen wird sinnbildlich

einverstorbener Ledigervon denbeiderseitigen Verwandten miteiner verstorbenen Ledigen verheiratet, damit soaus beiden Verstorbenen vollwertige Menschen würden; oder Väter heiraten eineweitere Frau für ihrenledigverstor- benen Sohn, und diemitdieserFrau gezeugten Kinder gelten alsKinder diesesSohnes. DieVerheiratung nach demTode fand sichinIndien beidendorteingewanderten Ariern beiverstorbenen Junggesellen; siefindetsichim heutigen Indien beiverstorbenen Mädchen2).Bei vielen Stämmen wirdeine Eheerstdann vollgültig,wenn inihr einKind geborenworden ist;dann erstkommt demEhe-

mann volles Ansehen zu. Fürden Junggesellen finden

sich beivielen Völkern verächtliche Bezeichnungen 3). Ehe-

lose ausgenommen gewissePriester und Zauberer —-

werden verspottet undverachtet, sogar bei ihrerBestattung.

Beiden Indogermanen bedeutete Ehelosigkeit soviel wieeinUnglückund Gottlosigkeit. Esgabbeiihnen Ge- setze, welchedie Ehegeboten. Das heilige Herdfeuerver- sinnbildlicht dieDauer derFamilien, dieHestiabeiden Hellenen, dieVesta beiden Römern; ähnlicheBräuche bestanden beiden Germanen 4).AmHerdfeuer imHause seinesVaters entzündetder Sohn sein eigenesHerdfeuer, wenn erheiratet. So wird dieAhnenverehrung eineder stärksten Mächtezur Erhaltung der Geschlechter.Das hat fürHellenen und Römer besonders Fustel de Cou- langes5) betont. Kleisthenes, derdenAdelschädigen will,

’1·)Vorabdruck ausdemdemnächstinJ. F.Lehmanns Verlag er- scheinendemBuchedesVerfassers »FormenundUrgeschichtederEhe«.

I) Vgl.H. F·K.Günther, DasBauerntum alsLebens- undGe- meinschaftsform, I939, S. ISfo.

2) Rivers, (II),1915,S.431.

s) Vgl. Handwörterbuch desDeutschen Aberglaubens, Bd. II, 1932X33,Sp.1003ss»unter «Ledig«.

4) O.Huth, Der Feuerkult derGermanen, Archivfür Religions- wissenschaft,Bd-36- Heft I, l939,S.108ss.

5) Lacitä antique, 1890,S.21, 37 (I. Aufl.1870).

teiltAttika nicht nachdenSitzenderGeschlechterverbände ein,sondern quer durchdiese Verbände hindurch nachge- trennten Landbezirken5 erlegtdamit dieArtandieWurzel der Adelsgeschlechter, dereugeneis.

Bis heutehatsichdieAhnenverehrung bei denChinesen erhalten; derjunge Chinesemuß heiraten. Wird dieFrau

eines Chinesen 40Jahre alt,ohne Kinder geboren zu

haben, so mußer eine Nebenfrau nehmen. Ahnenver- ehrung erhältdieGeschlechter6).

Bei Naturvölkern bleiben außer bestimmten Priestern und Zauberern nur Faule, Arme,Fehlerhafte, Schwach- sinnige und Abartige ledig,sobesonders inVölkern mit Mehrehe inder Formder Vielweiberei, wo inder Regel dieTüchtigerendenUntüchtigen dieFrauen weg heiraten.

Da eben dieVersorgung der Menschen aufder Familie beruht, wird jeder Arbeitsfähige heiraten; gesundeLedige

kommen also beiNaturvölkern kaum vor, und viele

Stämme sorgen auch dafür,daßverwitwete Menschen nicht verwitwet bleiben oder in einer bestimmten ver-

wandten Familie Unterkunft finden. Einrichtungen wie

der Levirat und derSororat und manche nebenehelichen Einrichtungen erklären sich hieraus. Der Levirat (vom

-lateinischen levir »Schwager«) istdieEhe eines Mannes, aucheines Ehemannes, mitderlVitwe seinesverstorbenen Bruders; derSororat (vom lateinischen soror ,,Schwestcr«)

dieEhe eines Ehemannes miteiner Schwester oder mit

Schwestern seinerFrau, diebeimanchen Stämmen neben ihrer Schwester, beimanchen nachdemTodeihrerSchwe- stergeheiratet werden sollen.

So waltet beiallen Naturvölkern nahezu einZwang

zurVerheiratung und Ehe; dasGleiche gilt fürdieKultur- völker inihren Frühzeiten und Mittelaltern. Erst auf höherer Gesittungsstufe oder indenSpätzeitenderVölker vermindert sich dieserZwang. Das giltauchfürdiebloß geschlechtliche Seite desehelichen Lebens. Bei manchen ,,wilden«Stämmen isteineBefriedigung desGeschlechts- triebsfastnur in derEhemöglich. Prostitution inweiterem Ausmaße tritt erstbeihöherer Ausbildung gesellschaft- licherFormen auf,etwa von der Stufe dertotemistischen höheren Jägerstämme ab7).BeidenmeistenNaturvölkern bestehenauchfeste Schranken dergeschlechtlichen Sittlich- keit, viele Stämme bestrafen vorehelichen Geschlechts- verkehr oder strafen uneheliche Geburten an beiden Be- teiligten, und auchdieDurchbrechung oder besserUnter- brechung derüblichen Sittlichkeit bei Festenoder durchGe- bräuche nebenehelicher Art ist durchdieSitte aufsolche bestimmten Fälleund Zeiten eingeschränkt s).So sinddie s) Vgl.Wilhelm, DiechinesifcheEhe,in:DasEhebuch, herausge- gebenvom GrafenKeyserling- 1925;Erich Schmitt, Diechinesische Ehe,192»7;E.Th.Williams, China,1935;vgl.diebeiden Romane:

Buck, DieGuteErde,1937(TheGoodBarth,I931),undWaln, Süße Frucht,bittereFrucht,China,1935(TheHouse of Exile,1933).

7) Westermarck (I), Bd.I, 1925,S.136ff.

s)Westermarck (I),Bd-l, I925,S.139—160;Thurnwald (VI), Bd.VI,l926,S.338ss.unter »Keuschheit«.

DerVerlagbehältsich dasausschlielzliche RechtderVervlelfältigungundVerbreitung derindieserZeitschrift ZumAbdruck gelange-then Originalheltrige vor.

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liestO

Menschen zur Befriedigung geschlechtlicherTriebe haupt- sächlich aufdiegesetzmäßige Ehe angewiesen auchdies einGrund zur Werbung und Ehe.

Betrachtet man dieangeführten Gründe,dieichinder Hauptsache nachWestermarck, jedochnichtindervon diesemgewählten Reihenfolge angeführt habe, einmal vom Einzelmenschen und dessenEmpfindungen aus, so ergebensichalsGründe für Werbung und Ehediegegen- seitigeNeigung von Menschenverschiedenen Geschlechts, dasBedürfnisnach gegenseitiger StützeimLebenskampf und der Wunsch nach Nachkommenschaft. Von diesen zusammenwirkenden Gründen wiegt inder Regel der Wunsch nachNachkommenschaft um so mehr, jeurtüm- licherdieGesittung desbetreffendenVolkes erscheint.Dies ist nicht verwunderlich, weilebenim,,Kampf ums Dasein«

invorgeschichtlichen Zeiten ossenbarnur solche Menschen- gruppen überlebt haben,denen alsErbgut ihrerseelischen Veranlagung derstarke WunschnachNachkommenschaft eigen war. Mindestens für Völker und Stämme mit einfacherer und ungestörter Gesittung (Kultur) läßt sich behaupten, was Thurnwald9) ausgesprochen hat: »Für dieGestaltung von Familie und Verwandtschaft stehtim Mittelpunkt dieSorge um dieFortpflanzung alseinnoch ungebrochener Instinkt«. Für dieIndogermanen hat E. Hermann10) dieseRegelso gefaßt:DerHauptzweck derurindogermanischen Eheschließung seidieErzeugung eines Sohnes als Verrichters derAhnenopfer.

Wenn nachvielen Zeugnissen derVölkerkunde dieSorge um Nachwuchs soimMittelpunkte desLebens mensch- licherGruppen standund steht,so mußesfalsch sein,in

allen diesenDingen dem bloßen Geschlechtstrieb das

Hauptgewicht beiErklärung dermenschlichen Ehe zuzu- schreiben,wie das öfters geschehenistund wieesinder Gegenwart oder jüngstenVergangenheit wieder durch allerhand psychoanalytische Deutungen von Ehe und Familieversucht worden ist. Eheund Familiekönnen aber nichtvon irgendeinem »Panserualismus« aus gedeutet werden. DieEhe istweit mehr alsein FeldfürdieBe- friedigung geschlechtlicher Triebe. Läßt sichschondie abendländische Ehedes 19.und 20.Jahrhunderts trotz vielen Zersetzungserscheinungen nichtso ansehen, wiedie in den Jahren nach dem Weltkriege weit verbreiteten Büchervan deVeldes eswollten, so giltderSatz, daß Ehe undFamilie keineswegs allein oder auchnur überwiegend vom Geschlechtlichen aus erklärtwerden können,um so mehr fürdieeinfacheren Gesittungen außereuropäischer Völker und fürdieFrühgeschichteund Vorgeschichte der europäischenVölker selbst.

DerGeschlechtstriebtritt alssolcher beivielen Stämmen auchaußerhalbder Ordnungen von Eheund Sippeher- vor, so beibestimmten —- durch Sitten bestimmten —- Gelegenheiten, beiFestenund Spielen, als sinnbildliche Handlungen und alsFreundschaftsgebräuche.So kann er sichgleichsam vom Eheleben und Sippenleben abgelöst regen

jedochimmer innerhalb derSchrankenbestimmter Sitten. Innerhalb jeglicher Eheform aber hat sichder Geschlechtstriebmit anderen Antrieben und Mächtendes menschlichen Lebens auseinanderzusetzen, und man kann sagen, daßerdiese Auseinandersetzung nichtführtund bestimmt. Malinowski11) hatmit Recht ausgeführt, Ehe seinieund nirgends allein Beischlaf und nieund nirgends habeeinVolk oder Stamm Menschen verschie- denen Geschlechts erlaubt, inGeschlechtsgemeinschaft zu- sammenzuleben und Kinder zuzeugen ohnegesetzliche Zu- stimmung der Gesellschaft.Die Deutung der Ehe vom

v) (X)-I932,278«

M) DieEheformen derUrindogermanen, Nachrichten vonderGe- sellschaftderWissenschaftenzuGöttingen, Phil.·Hist.Klasse,Fach- gruppe Ill,N.Bd.I,Nr.2, 1936,S.Sz.

n) (IX),1929,S.940-944.

Volk undRasse.September l940.

Hansi. li. Süntlier. Bedeutung und seen-en desIettliletlststriebes dermenschlichen Elle 123

Geschlechtlichen aus istebensounhaltbar wiedievom Wirtschaftlichen aus; dies werde ich spätereingehender erörtern müssen.Eine Vorbedingung jeder Erhebung menschlicher Gesittung überdieStufedesTieres hinaus istdieSelbstbeherrschung des Einzelmenschen und der Menschengruppen. Die Spannkraft menschlicher Grup- pen, diezur Gesittungsschöpfung nötig ist, sinkt, sobald dieseMenschengruppen ihre wesentlichen Wünsche und Triebe völlig befriedigen können. Das hat besonders Unwin12) betont. Diefrühere Vorstellung, diewohl auf Rousseau und dieRomantik zurückgeht, daßdieNatur- völker oder wenigstens diesogenannten Primitiven in geschlechtlicher Fessellosigkeit leben, hat sichvon derVölker- kunde nichtbestätigen lassen. Fürmanche Stämme gilt eherdasGegenteil,nämlicheinestrengeEinschränkungdes Geschlechtslebens, zumalschondieMeisterung rauher Da- seinsbedingungen diemenschlichen Kräfte vielmehr an- spannt als beivielen Kulturvölkern.

Gerade Naturvölker würden sicherlich ihreEheformen nichtallein oder überwiegendvom Geschlechtstriebaus zu

deuten versuchen. Uber derEhe liegtinderRegel die

gewichtige Geltung einer mehr als menschlichen, einer göttlichenOrdnung, dieGeltung eines ritus. Bei den Indogermanen war dieEheeinTeildergöttlichenWelt- ordnung, innerhalb deren eseineOrdnung derSippen und Ordnung derZeugungen gab.Diegöttliche Ordnung hieß beidenIndern ritam, beiden Persern urto oder ascha, beiden Hellenen kosmos oder mojra, bei den Römern ratio;beidenGermanen entsprach demdieMidgard- und Orlogvorstellung13). ZurBestimmung desBegriffs »Ehe«

gehörtebeiden Römern nach den Digesten Justinians (XXIIl, lI, l)bzw. nach Modestinus eine divini et

humani iuris communicatio 14).Durch solcheVorstel-

lungen war derBedeutungsinhalt desWortes »Ehe« be- stimmt: »ewig geltendes Gesetz innerhalb einersinnvollen Lebensordnung«.

DieWerbung und Gatte nwahl derVölker ist zugleich ein Vorgang der Siebung. Schwächliche, krankhafte, häßlicheund abartige Menschenwerden bei dieser Siebung umgangen, wenn sie nichtaus reicher Familie stammen und derWerber esaufeinegroße Mitgift abgesehenhat.Die beiWerbung und Gattenwahl vor sich gehende Siebung kann sich bewußtoder unbewußt aufeinVorbild vom tüchtigenund schönen Menschen richten,wobeiTüchtigkeit und Schönheit beiverschiedenen Stämmen etwas Ver- schiedenesbedeuten. Jedenfalls istvielen Stämmen ein Bewußtsein von der Bedeutung der Gatten-

wahl als einer Siebung und alsAnbahnung einer Aus-

lese eigen.DieGattenwahl soll alsozur Aufartung bei-

tragen, d.h.zu einer Mehrung der höherwertigen An-

lagen des Stammes. Bei den geschichtlichen Völkern höhererGesittung läßt sichdieGeltung eines Auslese- vorbildes meistens von der Frühzeit bisüberdieMittel- alter hinaus verfolgenund ebensodasVerblassendesVor- bildes und schließlichdie Vorbildlosigkeit inden Spät- zeitendieserVölker. DieGeltung eines Vorbildes vom tüchtigen,edlen und schönen Menschen scheintdieGatten- wahl besondersbeidenbronzezeitlichenundeisenzeitlichen Indogermanen bestimmtzuhaben. DieSorgsamkeit der Gattenwahl sowohlderjungen Männer wiederMädchen, diebeideaufdieHerkunftaus bewährtenGeschlechtern achten,läßt sichinGeschichteund Sage undbeidenDich- tern derVölker indogermanischer Sprache verfolgen. Wie sichdieGattenwahl beidenIndogermanen ursprünglich

U) sexandCulture,l9z4,S.428.

1s) H.F.K. Günther, Frömmigkeitnordischer Artung 19z4, S.27X28;W.«H.Vogt, ReligiöseBindungen imSpätgermanentum, ArchivfürReligionswissenschaft,Bd.35,Heft 1X2, l938,20ff.

«)D1gesta Justiniani Augusti,herausgegebenvonTh. Momm sen, Bd.l, 1870,S.657.

10

(6)

124 Volks-Mc Im

und nochinderen Mittelaltern aufdas Auslesevorbild destüchtigen Menschen nordischer Rassegerichtet hat,so gelten beiVielen Stämmen der Erde bestimmte andere leiblicheundseelische Zügealsvorbildlich.Westermarck15) hat hierüberVieleZeugnissezusammengestellt und ebenso Ploß-Bartels16). V.Lebzelter17) gibt bisinEinzel- heiten an,wienachdenVorstellungen derBergdama des Hererolandes (Südwestafrika) dieschönenund tüchtigen MädchendesStammes geartet und beschassen seien.

Mit den Sitten und Gebräuchen der Werbung

ist bewußtoderunbewußt—- beivielen Stämmen schon eineSiebung verbunden. Diegegenseitigen Geschenkeder Ledigen beiderlei Geschlechts lassenoft Tüchtigkeit, Ge- schicklichkeit, Klugheit, Tapferkeit und Kunstsinn derver- fertigendenGeber erkennen,lassenEigenschaften desHaus- herrn oder derHausfrau abschätzen.Bei den Dajak in Borneo beschenkendiejugendlichen Ledigen einander mit selbst verfertigten Gaben;dieWeiblichenschenken Schwert- gürtel, Schwertscheiden oder Halsketten, dieMännlichen Bambusgefäße, Messergrisse, Ruder und Flöten18).Die Frauen derWangoni inOstafrikaspornen dieMänner zu Kampftaten an; einjunges Mädchenerwartet von ihrem Freier,daßerals Ersterineinefeindliche Befestigung ein- dringe, weil sieden Tapfersten gewinnen will19). Die Siegesbeute, selbst abgeschlagene KöpfederFeinde,gelten alsBeweisedesMutes, dievon denumworbenen Mädchen gefordert werden. Bei den Pima-Indianern inArizona wähltdas Mädchenentsprechend betont mutterrechtlichen

Sitten den Ehemann. DieserIndianerstamm erklärt die

WahldurchdasweiblicheGeschlechtdamit, daß auf solche WeiseEhen mitfaulenMännern vermieden würden. Das Wunschbild der heiratswilligen Mädchenistein großer, starker Mann, dunkelhäutigund nichtzufett.Beim gleichen Stamme wird aber das heiratswillige Mädchenvon der

Mutter desgewählten Mannes geprüft; sie muß Proben

ihrer hauswirtschaftlichen Tüchtigkeitablegen20).

Im Ganzenist beivielen Stämmen, wieWestermarck (a.a.O.) gezeigt hat,dieGattenwahl so gerichtet,daßdie Weiblichen nach Möglichkeitdiemutigsten,geschicktestenund schönsten Männer wählenoderderen Werbung annehmen, Männer,dieguteBeschützerund Ernährer, Jäger, Fischer und Arbeiter zuwerden versprechen. Entsprechendes gilt fürdieGattenwahl derMännlichen beivielen Stämmen.

Im Allgemeinen erhalten alsominder tüchtige Männer dieminderwertigen Mädchenund hinterlassen inderRegel mit diesenbeiden Naturvölkern und inden Frühzeiten und Mittelaltern dergeschichtlichen Völker weniger, oft vielweniger Kinder alsdieerblich-wertvolleren Männer und Frauen. (AusKap. III: DieGründe zur Werbung und Heirat und dieSiebung beiderGattenwahl.)

Das Vorkommen von Promiskuität bestimmter Alters-

stufenoder regelloser Vermischung beibestimmten An- lässen darf aber ebensowenig wiedas Vorkommen von Probeehen, Zeitehen, Gruppenehen, nebenehelichen Be- ziehungen oder dasVorkommen von Konkubinaten oder von Frauentausch dieVermutung aufkommenlassen,als obdieNaturvölker allgemein oder als obauchnur viele Naturvölker einhemmungsloses Geschlechtslebenführten.

Wir dürfenuns nichtirre machen lassendurchBerichte über angebliche Sittenlosigkeit undZügellosigkeitoderüber eineangebliche Vorherrschaft desGeschlechtstriebesbeiden Naturvölkern. Zustände in halb europäisierten Hafen- städtenkönnen nichts aussagen über dieangestammte

us) (I), Bd.II,1925,S.1—34.

")DasWeibinderNatur- undVölkerkunde,Bd.I, 1927,S.212ff.

")Eingehorenenkulturen inSüdwest-undSüdafrika, 1934-S.117.

IS) Nieuwenhuis, DieEntstehung derEhe, in:Das Ehebuch, herausgegeben vom GrafenKeyserling-1925,S.68.

u)Thurnwald, (X)-I932,S.47.

")Thurnwald, a.a.S.96.

Sittlichkeit derEinheimischen. Dann aberbedeutet andere Sitte, außereuropäische Sittlichkeit, nicht soviel wie Sittenlosigkeit, was immer wieder betont werden muß.

Diefrühere Vorstellung von einer geschlechtlichen Hem- mungslosigkeit der,,Wilden« ist durchaus widerlegt worden.

Ich habeerwähnt,daß schondieMeisterung der harten Daseinsbedingungen dieKräfte der Menschen mehr an- spannt als beivielen Kulturvölkern, und solche Anspan-

nung der anderen Kräfte drängtden Geschlechtstrieb

zurück. Dazukommt, daß (nachW. Robertson Smith, I. G. Frazer21), E. Crawley22) und anderen) viele Stämme inurtümlicheroder einfacherGesittung dasGe- schlechtlicheals einLebensgebiet ansehen, dem man sich nur vorsichtig nähern dürfeund daszu Zeiten ganz zu meiden sei. Solchen Stämmen giltGeschlechtsverkehr als

etwas Gefahrvolles, gefahrvoll für Leib und Seele.

Wahrscheinlich würde auch einNaturvolk schnellaus- sterben, wenn es geschlechtlicher Hemmungslosigkeit ver- siele,und wahrscheinlich gehörteinegewisse Zügelungdes Geschlechtstriebs durch Sitten und Gesetzeschonzuden Kennzeichen urtümlicher Menschheit, weil Zügellosigkeit erhaltungswidrig ist und zügellose Menschengruppen

immer wieder ausgemerzt worden wären. Zügelung des

Geschlechtstriebs und bestimmte Eheordnungen sinddem- nach nicht Errungenschaften der frühmenschlichenGe- sittung, sondern Vorbedingungen derjenigen Auslesebzw.

Ausmerze, die zur Entstehung der Gattung Mensch (Homosapiens)beigetragen hat. Dies werde ich später besserzubegründen versuchen. AufdieBehauptung Un- wins23), daßeine den Geschlechtstrieb einschränkende Spannung dieVorbedingung jederGesittungsschöpfung sei,habe ich schon verwiesen. Sicherlichhabenererbte An- triebe,d.h. durchAuslese befestigte Anlagen zuAntrieben derVorsorge für Obdach, Nahrung, Kleidung und Auf- zuchtderFamilie und Nachkommenschaft zur Entstehung

der Ehe beieiner Urmenschenart mehr beigetragen als

derbloße Geschlechtstrieb.

Inallem Völkerleben undzwar auch beisolchen Völkern- diefür bestimmte Altersstufen oder beibestimmten An- lässen ungeregelte und siüchtige Geschlechtsbeziehungen zu- lassen,giltdocheinbestimmtes Ehegesetz: eine Eheform regelt dieDauerbeziehungen derGeschlechterzueinander sowiedieBeziehungen derKinder zurGemeinschaft, zuder sie gehören24). Allgemein bestehtdieVorstellung, daßeine Eheform die Geschlechtsbeziehungen regeln und daß Kinder ihregesetzlichen Eltern haben sollen; allgemein werden uneheliche Kinder geringer geschätzt25); allgemein wird derEhebruch verurteilt beiden Stämmen ur- tümlicher Gesittung in der Regel noch mehr als bei Stämmen höher entwickelter Gesittung und bei vater- rechtlicherOrdnung mehr als beimutterrechtlicher, und überall wird der Ehebruch der Frau schärferverurteilt als der desMannes26). AuchdieHeiratsbräuche der Völker deuten daraufhin,daßdieEhe alseinGesetzzur Ordnung der Gemeinschaft angesehen wird; imGrunde haben sie meistens den Sinn und dieAbsicht, dieEhe- schließungder Gemeinschaft kund zu geben —- togive publicity tothe uni0n, wieWestermarck esausgedrückt hat27). Wegen dieserFeierlichkeit istdie Ehe fürviele

21) TheGolden Bough,Bd.VII,2,l913,S.277X78.

22) The MysticRose: Astudyok Primitive Mark-jageand oi Primitive ThoughtinitsBearingonMarriage,Bd.I, I927,S.14ss., 42—87,215-—240, 241——270; vgl.jedoch dazudieBesprechung von B.Z. Seligman inMan,Bd.28, I928,Nr.60,S.87X88. E.Craw- lex-,studies oksavagesandsex,I929,S.68ss.

M) Sexandculture, 1934,S.424,428.

«) Rivers- (II),1915,S.423.

")Malinowski, (VII)-I927,S.212—217.

26) Malinowski, (IX),I929,S.941;Thurnwald, Bd.lll,1925, S.29unter «Ehebruch«.

S;72)3Westermarck(I),Bd.II,I925,S.433; River5, (II),DIS-

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