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Die Zukunft, 26. Januar, Jahrg. XV, Bd. 58, Nr 17.

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IV. Saht-H»

get-lin,den26.Januar1907.

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Herausgehen .

Maximilian Hardew

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Vslxltn .................·..............115

Dorthunst nndTonkunst. VonTun-iproper ...............133

Melan-solle. voazsaxzqett .....................139

Jstdvrui prienkalii. VoyOttosur eFlusse ...............140

Mas-Uebermamu Vongarkztyeffket .................144

Kur-mithe. Vonsit-den ........................ 150

Weimar ......... ............15.3

Nachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend- Peeie vierteljährlich 5Mark,dieeinzeer Nummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1907.

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Berlin, drn 26. Januar 1907.

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Wahlen.

Vergangenheit.

MuteinundzwanzigstenAugust1886warAlexandervonBattenbergaus

,

seinemKonak über diebulgarischeGrenze geschlepptworden.Erkam zurück,fragteinPetereburg demüthigan,oberalsNegentdemZarennoch genehm sei,undverließ,alsAlexanderderDritte dieFrage schroffverneint hatte,amsiebenten September dasMösierland.Hielt sichseitdeminDeutsch- landauf,ging,zumAergerdesKaisersWilhelm,inderUnisormdespreußischen Generals einher;undindenZeitungenstand,erwerdediePiinzessinVictoria

vonPreußenheirathenundinStraßburgalsStatthalter residiren Rußlands Stellungwarin demvomBerlinerVertraggeschaffenenFürstenthumdurch dietäppischeBrutalitätdes Generals Kaulbais schwieriggewordenunddie Panslaoisten schrien,die ganzeUnannehmlichkeit seidemdeutschenPrinzen undseinenberlinerHintermännernzu danken.Schrien, trotzdemKaiserund Kanzler,widerdenWunscheiner lautenVolksminderheit, denRussen wohl- wollendeNeutralitätgezeigthatten.EisteGefahr: austrorulsilcherKonflckL Bismarck schlugvor,denöstlichenTheilderBalkanhalbinselalsrussische, denwestlichenalsösterreichischeCinflußtphäreabzugrenzemeine Demarkas tionsei zunächstwenigstensin deiTheoriemöglich,also aucheinePcälimi- naroerständigungnichtundenkbar·Zu dieserVerständigungkamsnicht(weil Kalnokymitseinen Ungarn nicht einig wurde); dochdemDeutschenReich blieb dieheikleNothwendigkeitoffenerOption erspart. ZweiteGefahr: franko- russischeöBündniß.Seit demsiebentenJanuar 1866warBoulangerfranzösi- scherKriegsminister.Une hainecom mune konntedie Männer derSlaoischen

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116 DieZukunft.

Wohlthätigkeitgesellschastdenpariserrevanehards vereinen.Amzehnten November1886schriebEhlodwigHohenlohe,dervonStraßburgnachParis gereistwar,inseinTagebuch:»Wasmich währendmeinesdiesmaligenAufent- haltesamMei ytenfrappirt hat, ist dieWendung,die in derStellungdesGene- ralsBoulangereingetretenist. Nochim vergangenen FrühjahrwurdeBon- langerals ein farceur angesehen,als keinMann,mitdemman zurechnen habe,als einStreber,derlediglichpersönlicheZweckeverfolge.Jetztwird mir von urtheilsfähigenLeutenversichert,BoulangersStellungseieine andere geworden.Währenderfrüherin einergewissenAbhängigkeitvonClemenceau gestanden habe,hängejetztElemenceau vonihmab.Boulanger habe nicht alleindieäußersteundradikaleLinke, sondernauchdieOpportunistenund damitdieMajoritätderKammer aus«seinerSeite.«Erbleude dieMassen.

»WennernochzweiJahreim Amtbleibt,wirddieUeberzeugung,daß BoulangerderMann sei,derDeutschlandbesiegenundElsaß-Lothringen zuriickerobernkönne,allgemeinwerden;unddaBoulangerein Mann ohne jeglicheSkrupelist, dessenEhrgeizsehr hochgeht,wirder dieMassenzum Kriegsortreißen.Boulangers Fall sei sicher,sobalddasLand, nocheheder KriegsenthusiasmussichaufweitereKreiseverbreitet habe, einsehe,wohines durchBoulanger geführtwerdensolle.Dannwerdeerweggefegtwerden; denn nochfeidasLandfriedlichundscheuedenKrieg.JneinemJahrwerdees anders sein.Nurwenn DeutschlanddenKriegfür unvermeidlich halte,könne es Bon- langerweiterwirthschaftenlassen.Dann werdederKrieg1888kommen«.Jn OstundWesthattesichalsoderHimmelumzogen.Deutschlandmußtezeigen, daßesden Willen unddieKrasthabe, seinenBesitzstandzuwahren.Amfünf- undzwanzigstenNovemberwurdeeineneue Militärvorlagein denReichstag gebracht.Am viertenDezembervonMoltkevertheidigt. »Wirmögenunsnach links odernachrechts wenden,sofindenwirunsereNachbarnin vollerRüstung;

in einerRüstung,dieselbsteinreichesLandaufdieDauer schwernurertragen kann. DasdrängtmitNaturnothwendigkeit auf baldigeEntscheidunghin.

NochindiesenTagensinddiesehrerheblichenAnforderungendesfranzösischen Kriegsministersin denKammernanstandlosbewilligtworden...Die ganze Weltweiß,daßwir keineEroberungenbrabsichtigenMag sieaberauchwissen, daßwirDas,was wirhaben,erhalten wollen; daßwirdazuentschlossenund ge- wappnet sind-«Am drittenJanuar1887schriebderKardinal-Staatsseiretär JacobiniandenmünchenerNuntius DiPictro:»Im Hinblick aufdienah bevorstehendeRevisionderKirchengesetze,die,wie wirannehmendürfen,be-- friedigendausfallenwird,wünschtderHeiligeVater,daßdasCentrurndieSep-

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Wahlen. 1 17 tennatsvorlageinjederihm möglichenWeisebegünstige.DieFührerdes Cen- trurnswürdendurchUnterstützungdesSeptennatesdemHeiligenVater einen großenDiensterweisenunddieSachederKatholikenfördern.«DerNuntius bat denFreiherrnvonFranckenstein(GeorgArbogast,dergegenBayernsEintritt insReichgewesenwar,sichdannfürLudwigdenZweitengegenLuitpolderklärt hatteundnunderCentrumsfraktionvorsaß),denWunschdesPapstesdemAb- geordnetenWindthorstmitzutheilen.Vergebens.Bismarcksagte:»Windthorst hustet aufdaspäpstlicheSchreiben-«;hoffteaber,derrheinische,westfälifche, schlesifcheundbayerischeAdel werde demWelfen nichtfolgen.Das Centrum bot ein Triennat an,wolltesichabernichtfürsiebenJahrebinden. Moltke sprachnocheinmal; Bismarckfechsmal.Allesvergebens.Warum geradeein Septennat?Moltkeantwortete: »Weildie Armee niemals einProvisorium seinkann.BewilligungenaufkurzeFristhelfenunsnicht. Jedetüchtigemili- tärischeOrganisationberuhtaufDauerundStabilität.«Bismarckkonntenicht antworten:»Weilman draußenaufeinenThronwechselwartetundhofft,der nächsteDeutscheKaiserwerdenicht so soldatischfühlenwieseinVater. Des- halbmüssenwirzeigen,daßunsereRüstungfür siebenJahregesichertist.Das wirdunserenFeindendieHoffnung nehmen,unsinabsehbarerZeitschwächen zukönnen«.DieMehrheit(dasCentrummitdenihmAfsiliirten,Deutschfreisin- nigePartei,VolksparteiundSozialdemokratie)bliebfest.NachdemSchlußder ZweitenLesung,amvierzehntenJanuar 1887,wurdederReichstag aufgelöst.

DreiTagevorher hatteMoltkegesagt:,,Wirddasvon derRegirung Verlangteabgelehnt,dann,glaubeich,habenwirdenKriegganzsicher.«Dieses WortdesindreisiegreichenKriegenbewährtenStrategenwardieWahlparole derKonservativenundNationalliberalen (dieeinKartellvertragfürdenWahl- kampf einte).VonderanderenSeite wurde erwidert: ,,Schwindel! Jn Frank- reichdenktkeinMaßgebenderanKriegDie unsRegirendenglaubenauchgar nichtansolcheAbsicht.AllihrGeredevonBoulangersGrenztruppenverstärki ung,Barackenbau undMagazinanlagesollnur das Volkeinschüchtern,da- mitesAbgeordnetenachBerlinschickt,die das Tabak- und Branntweinmono- polbewilligenunddieVolksrechtenochmehr schmälern.«WardieKriegsge- fahrwirktichSchwindeliZChlodwigwar,alsStatthalterimReichsland,den Ereignisfennahundmußtewissen,wasvorging.AmneunzehntenJanuar notiiter(iuBerlin):»Ichhöre,daßdas VerhältnisszwischendemKronprin- zen und Bismarckwiederschlechtist;wegenBattenberg.DerKronprinzist gegendieAuflösung.SeineliberalenRathgeberhetzengegenBismarckDas Mißtrauen gegenFrankreichistallgemein.AmkronprinzlichenHof,sagtBleich-

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118 DieZukunft.

röder,wünscheman, denFürstenvonBulgarienzumStatthaltervonElsaß- Lothringenzumachen,damiterdiePrinzessinViktoriaheirathenkönne,oder zumReichskanzler.«AmzweiundzwanzigstenJanuar,n acheinemBesuchbeim Kanzler: ,,Bismarckhältfür wahrscheinlich,daßderKrieginnichtzuferner Zeitausbrechenwerde.DieZusammenziehungvonTruppen,dieMobilmach- ung,nöthigeunszugleichenMaßregeln.JmAuswärtigenAmterfuhr ich, man habeeineDepeschenachParisgeschickt,umaufdieFolgenaufmerksamzu machen,die dasVorgehenanderGrenze habenwerde.DieSachewird im- mer ernster.«AusStraßburgfragter, in einemamtlichenSchreiben,den Kanzler,wienachderProklamirungdesKriegszustandesdieStellungdes Statthaltersseinwerde.NochandemTagederWahl,demeinundzwanzig- stenFebruar, mahnteinErlaßBismarcks denFürsten,ernstlichandenKriegs- fallzu denken.Daßman inBerlin, PolitikerundGeneralstab,andienahe Gefahrglaubte,ist danach nicht mehrzweifelhaft.NocheinmalschriebJaco- biniandenmünchenerNuntius;damit demSeptennat auchreligiöseFra- genzusammenhängen,habederPapstdemCentrumdie Annahmeempfohlen.

GrafFürstenberg-Stammheimveröffentlichteeinevonsechsunddreißigka- tholischenAdeligenunterzeichneteErklärung,in der,,mitSchmerz-«konsta- tirtwurde, daßsichdas Centrum PolenundWeler verbündet,die natio- nalePolitik bekämpftundnun gar mit derDemokratie zumKampfevereint habe;dieGründungeinerkonservativenKatholikenparteidürfenicht länger aufgeschobenwerden. AuchausdemBereichdesschlcsischenAdelslamen solcheStimmen. Schonhoffteman, dieMachtdesCentrums,dasseit1874 überneunzigMaudate hatte,endlichwanken zusehen.DieserWunschward nichterfüllt.DieKartellparteiengewannen(füreineLegislaturperiode)vier- undsechzigSitze:und damitwardieAnnahmedesSeptennatesgesichert.Diese Mandate waren aber denFreisinnigen(34),derVolkspartei (8), denWelfen (7)undderSozialdemokratie(l4)abgejagt.DasCentrumverlornur einenSitz.

DieErinnerungandieFebruarniederlageschrecktedieSezessionisten- gruppederFreisinnigenPartei,alsCaprivi seineMilitärvorlageeinbrachte.

DieLagederRegirungwar nichtmehrsobequemwiesechsJahrevorheuAm sechstenNovember 1892warChlodwigbeimKanzlerundnotirtedann:»Ca- privi hältdieMilitärvorlagefür absolutnothwendig.Doch habeergroße Schwierigkeitenmit demKaiser gehabt,dersichverschiedeneMalegegen die zweijährigeDienstzeitausgesprochenhabe.Jetzthabeeraberzugestimmtund werdenundaranfesthalten.DieseschwankendeHaltungdesKaisers hat auch veranlaßt,daßsichsoviele Generaledagegenerklären,um sichbeimKaiser

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Wahlen. 119 beliebt zumachenundCaprivizustürzen-«NochnachderHerbstparade auf demTempelhoferFeldhatteWilhelm,mitdeutlicherBeziehungausdiezwei- jährigeDienstzeit,gesagt,einekleine,strammerzogeneTruppeseiihmlieber alseingroßerHaufe,demsanderrechtenZucht fehle.DerKanzlerselbst,der auf diesemGebietimmerhinsachverständigwar,hattedasWortBismarcks citirt, »daßwirmehrGewichtauf gutealsaufvieleTruppenlegenmüssen«;

underklärt,erwolledasGeschaffenenur »innerlichkonsolidiren«.Dann kam dieEinführungzweijährigerDienstzeit.Wieder einVersuch,vonRomaus aufdasCentrumzu wirken.Der(vonden VerbündetenRegirungenange- nommene undzurWahlparole ausersehene)AntragdesFreiherrnvonHuene.

DieBemühungderKirchensürsten.EineNeujahrsrededesKaisers(»Jchwerde dieOppositionzerschmettern-«).Wieder Allesvergebens.DieGegnerderVor- lagehatteneineMehrheitvonachtundvierzigStimmen; trotzdemdieFreisin- nigePartei sichgespaltenundHerrvonKoscielskiseineFreundezurAnnahme überredethatte.AmsechstenMai1893wurdederReichstagausgelöst.Drei TagedanachsagtederKaiserausdemTempelhoferFeld:»EineMinorität pa- triotischerMännerhatgegen dieMajoritätnichtszuerreichenvermocht.Dabei sindleidenschaftlicheWorte gefallen,welcheuntergebildetenMännern ungern gehörtwerden.Jch mußtezurAuflösungschreitenundhoffevoneinemneuen

ReichstagdieZustimmungzurMilitärvorlage.Sollteaberauch dieseHoff- nungtäuschen,sobinichgewillt,Alles,wasichvermag, andieErreichung dersilbenzusetzen;dennichbin zusehrvonderNothwendigkeitder Militär- vorlage,umdenallgemeinenFrieden erhaltenzukönnen,überzeugt«Bun- desfürstenundGeneraleriefendieWählergegen die KoalitionLieber-Richter- Bebel zumKampf;diesmal, hießes, handeltsichsum dieEhre,dieSicher- heit,dieZukunftdesDeutschenReiches.SiebenzehnHerrenausdemBank- bezirkerboten underhieltenGeldfürdenWahlfondsderliberalen Parteien, diefürdieMilitärvorlagegewonnenwaren.Ledochowski,Kopp,Stablewsli redeten denihremWortZugänglicheninsGewissen.Dem Centrum wurde, weil ein paarGrasenund andereEdlevernehmlichmurrten,Schwächung undZerfall vorausgesagt.DerVeitstag,der dieWahlbrachte,entrißihm wirklichzehnMandate; dochbliebes,mitsechsundneunzigStimmen,die weit- ausstärksteFraktion. Zwölf Herren hattenbei derAbstimmungdem Kom- mandoLiebers nichtgehorcht;dieRittmeisterPrinzArenberg,GrafenBalle- stremundChamarå,derMajor FreiherrvonHuene,derKammerherr Graf Adelmann,dreiFreiherrenvonSchorlemerwaren dieFührerdieserkleinen Schaar,die als die»Gruppenational empfindenderKatholiken«gepriesen

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1’2() DieZukunft.

wurde.EineMehrheit,zu der RickertsFreisinnigeVereinigung sichden An- tisemiten,die Nationalliberale Partei sichdenPolen verband, öffnetedem SchmerzenskindCaprivis endlichdieThür.HerrvonStummbekam dasKom- thurkreuzdesHausordensvonHohenzollernHerrnvonKoscielskitelegra- phirtederKaiser: »IchdankeJhnenundJhrenLandsleuten fürJhreTreue zusmirundmeinemHause.SieseieinVorbild fürAlle.FürJhrehingebende ArbeitverleiheichJhnendenKronenorden ZweiterKlasse.«DemGrafenCa- priviwurdeder,,unauslöschlicheDank« und derWunschdesKaisers ausge- sprochen,»JhreunschätzbarenDienstedem Vaterland nochlangeerhaltenzu sehen.«Wartetnur,warunsgesagtworden: sogleichzeigtsichEuchderche- mischeProzeß,in demungleichartigeKörperauseinerVerbindungin einean- derestreben.Wirwarteten; fandenabernur dieLehreder»Wahlverwandt- schaften«bestätigt:»BaldwerdendieseWesensichalsFreundeundalte Be- kanntebegegnen,dieschnellzusammentreten,sichvereinigen,ohneaneinander Etwaszuverändern,wiesichWeinmitWasser vermischt. Dagegenwerden anderefremdneben einander verharrenundselbstdurchmechanischesMischen undReibensichkeineswegsverbinden;wieOelundWasser,zusammengerüt- telt,sichdenAugenblickwiederauseinandersondert.«So kams.DasOel schied sichraschwiedervom Wasser:dasLaugensalz,dasdieVerbindung sichern sollte,warnichtzuhaben.Der Chemiker,dessenMeisterstückangekündetwar, erwiessichalsStümper.UndvonVereinigunglustwarnichtsmehrzuspüren.

Bismarckwollte denFeinden inOstundWestdieWehrkraftdesjungen Reichesbeweisenundkonntedeshalb nicht nachgeben;konnteauchdasTrien- natnichtannehmen.JndreiJahrenstander,standMoltkevielleichtnichtmehr ausdemselbenPlatz;wessenAutoritätsetztedanndasdemReichNothwendige durch?Caprivi waralsPolitikerohneErfahrung,hattederFrage,wiedieKosten derHeeresvermehrungzu deckenseien,nichtfrühgenug eine dengroßenParteien genehmeAntwortgefundenunddurfte,alsderKaiser ausseineSeitegetreten war,nichtmehr zurück.Das CentrumhatinbeidenFällendenKamps aufge-

nommen undohneLebensgefahrdurchgefochten.Die AnnahmederVorlagen

hat esnichtzuhindernvermocht;sichaberalsstarkundstandhaftbewährLNach derSchlachtkonnteesstolzfragen: »NenntJhruns nochdieParteiderUltra- montanen2JhrhabtWeisungenüberdieAlpengeholt.Wirhabenihnennichtge- horcht;nurdemMahnrufunseresBürgergewissens.DenKardinälen«demPapst selbstist nichtgelungen,unserenWillen zubeugen.«DasgefieldemWahlen UnsereAbgeordneten,hießes,sindtüchtigeKerle undfürchtensichnicht.Die paarApostatenbliebenvereinsamtoderrettetensich,alsaneinSchismanicht

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Wahlen. 121 mehrzu denken war,raschwiederindie alteGemeinschaft-DieEinheitder Parteiwar nichtgeschwächt; dieMacht derFraktion wuchsvonJahrzuJahr.

Gegenwart.

Alleswiederholt sichnur imLeben.Dochwasheutegeschieht,gleicht nievölliggesternGeschehenem.SeitderKaiserWindthorstwie denedelsten Patrioten geehrt unddenKardinalLedochowskigebetenhat, »dasVergangene zuvergessen«,lächelndievom katholischenVolkErwählten,wenn man sie Reichsfeindenennt. MitRechtsagtProfessorMartinSpahninseinemBuch

»Das DeutscheCentrum«:»ImMärz1895übernahmdasCentrumdiePrä- sidialgeschäftedesReichstages;esübernahmzugleichdenHauptantheilander gesetzgeberischenArbeit desReichstages,übteauch fortan aufderenformelle BehandlungwiematerielleGestaltungdenstärkstenEinflußaus.DasCen- trumhat«diesenEinflußbisher behauptet, obwohlesniemalsübermehrals einVierteldeiReichstagssitzeverfügte.JnderFraktion lebtedasHochgefühl, daß siesichmehralsdie anderengeschulthatte,ausdenPrinzipiender Ver- fassungherauspolitischzu denken. —LeitenließsiesichalsführendeFraktion vondemGesichtspunkt,daßderReichstag,beimMangeleinerausgebildeten Reichsregirungundkraft seinerbis zumniedrigstenBürgerreichendenVolks- verttetung,mitstärkererVerantwortungundaufwichtigereArt als andere ParlamentedasLeben desReichesmitträgtundmiterzeugt.EinZusammen- arbeitenvonCentrum,KonservativenundNationalliberalen wurde dieRegel.

StetigkeitkamindieGesetzgebungwiein dieBudgetpolitik.«MancherStaats- sekretärwürdediesesstolzeUrtheilimstillenAmtszimmerunterschreiben; und derKanzlerhätteihmvor achtWochennochlautzugestimmt·Dennochwie- derholt sichnun das1887und1893Erlebte.Alles:sogarderWehrufthei- nischerundschlesischerAdeliger,dieBankenkollekteund dieWeissagung,der CentrumsmachthabedieletzteStunde geschlagenUnd wiederhörenwir,die Ehre,dieSicherheit,dieZukunftdesDeutschenReichessteheaufdemSpiel.

AmdreizehntenDezemberhatFütstBülowgesagt:»Es handelt sichum die Frage,ob wirunsereWaffenehre,ob wirunsereStellungin derWelt,ob wir unserAnsehengefährdenwollen«Wodurchgefährden?DurchdenBeschluß, ausdemsüdwestafritanischenSchutzgebietdieTruppen so schnellheimzube- fördern,wie das Centrum verlangthat.Unddarum Räuber und Mörder?

Dadurch sollDeutschlandsWaffenehre,seineStellunginderWelt, seinAn- sehengefährdetsein? SolcheTiraden dürften aufmündigeMenschennicht wirken.Fiianochen nachderAuflösungdröhntediePauke nochlauter.Herr

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122 DieZukunft.

vonWildenbruch,deralsDichter längstbewiesenhat,daßereinsehr guter Patriot, docheinschlechterPolitiker ist, behauptetein einem(zwischenden FormendesBardenliedes unddesLeitartikels schwankenden)Erlaßansein Volk,denDeutschen seizugemuthetworden, »ihreBrüderdrunteninAfrika preiszugeben«. UndderKanzler,der mit dem inpoliticis schlechtenGedächtniß seinerLandsleute rechnet,fragte:»HatnichtdasCentrum-gemeinsammitden SozialdemokratendieRegirung zwingenwollen,dieTruppenstärkeaufdem KriegsschauplatzooroölligerEinstellungderOperationenvoneinembestimm- tenTer min abauf zweitausendfünfhundertMann herunterzusetzen?«Daran istzu antworten: Nein; erstens hatdasCentrum nicht»gemeinsammit der Sozialdemokratie-«gehandelt(nurinderNegationhaben sichdie beidenPar- teienzusammengefunden);zweitenshates nichtdieHerabsetzungderTruppen- stärke,sondernnur diedazunöthigeVorbereitung»von einembestimmtenTers min ab«verlangt;drittenshates angenommen(undkonntenachdenamtlichen Auskünftenannehmen), daßbeimAbschlußdieserVorbereitungendiekriege- rischenOperationenschon»völligeingestellt«seinwürden-Damm sinddieCens trumsmännernicht:undnureinTropfkonnteriskiren,DeutschlandinSüdwest wissentlichwehrloszumachen.Nur eineParteigewissenloserTröpse,dienicht bedächte,wasauch fürsieaufdemblutigenSpiel stünde,wenn die Rebellion derHottentotenmitneuer Kraft ausflackerteunddurchdieSchuld dieserPar- teineue OpferanBlutund Geldnöthigwürden.DerVerlauf derSachewar ungemeineinfach.DasCentrumhat sichgesagt:DerKrieg, soerklärtman uns, hatseineSchreckenverloren;alsowerdenvomJunianzweitausendfünf- hundertMann genügen;unddieseZisfermüssenwireinstweilen sordern,um 1908denWählernbeweisen zukönnen,daßwirfürSparsamkeitgesorgthaben.

Der Glaube andieseMöglichkeitstütztesichaus BriefeausAfrika,in denen OsfiziereundMannschaftenschrieben,solangedrübenErnsteszuthungewesen sei,hättensiegern das elende Lebenertragen,sehntensichjetztabernachHaus undfänden,fürdienochzuleistendeArbeitbrauchemannureinePolizeitruppe nachbritischemMuster.DerKanzlertonnte,wieersJahrelanggethanhatte,mit denFührerndesCentrumsverhandeln;ihnenzeigen,daßsiedieAusdehnungder Kolonie,dieBedürfnissederStationen,dieSchwierigkeitdesRücktraneportes unterschätztemoder wartenund imFebruar, vielleichterstim Märzsagen:Liebe Herren,wirsind nichtso weit,wie wirzuseinhossten,undmüssenleidermehr Truppendrübenbehalten,alsJhrunsgewährenwolltet. JnbeidenFällen wäredieZustimmungsehrleichtzuhabengewesen.SchonimDezember.Ein gutesWort: unddas Centrumliefertedie zurMehrheit nöthigenStimmen.

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Wahlen. 123 DasguteWortwurdenichtgesprochen;man wollte denBruch.Thatbestand:

Das Centrumhatam dreizehntenDezembereineVorlageabgelehnt,dieam siebenundzwanzigstenDezembernichtmehrin denReichstaggebracht,deren KreditforderungnachderKapitulationderBondelzwartsgemindertworden wäre.Heutewürden diemilitätifchSachverständigensichwahrscheinlichmit demvomCentrumAngebotenenbegnügen.DaßeineRegirungsichüber das TempoderRücktransporteauseinereinstweilen nicht mehrgefährdetenKo- lonie mit demParlament nicht sofort einigen kann, istkeinEreigniß,dasdie Waffenehre,dieWeltstellung,dasAnseheneinesgroßenReicheszu beein- trächtigenvermag.Wer unssolchesMärleinerzählt,hältunsfürKinder.

Wortschällesollenunstäuben.Zuerst lasenwir einenBrief«den der KanzlerandenG enerallieutenant vonLiebert,WalderseesSchüler,geschrieben hatte;einenselbstvondenFreundenderFürstenbeseufztenBrief«Vor dem SchreibenmüßtenRhetorendiesesSchlages sichhüten.Solangesie reden, gehtsallenfalls noch;vielleichtwar die Redeimprovisirt,derInhaltnicht präziswiedergegeben.JnGeschriebenemsuchtman irgendeinenGedanken, irgendwelcheSubstanz:unddie könnendieseLeutenichtbieten. DerBrief brachteBanalitäten,ungenaue undunrichtigeAngaben.EinBeispiel. Fürst Bülowbehauptet,bisinsFrühjahr1906habedasCentrum »derBeisuchung, seine parlamentarischeStärke zumißbrauchen,nichtnachgegeben«,denKanz- leralso auch nichtgezwungen,sichnach andererHilseumzusehen.DieseAn- gabeist alsfalscherwiesen,seitHeerernburgausdenAktenmitgetheilthat, wasunterStuebelsDirektionin derKolonialabtheilungdesAuswärtigen Amtesgeschehenist.Stammt derNothschreiüberdasCaudinischeJochetwa ausdemJahr1906?ZweitesBeispiel. EugenRichtersoll,,imletztenJahr- zehnt«·denKampfgegendieSozialdemokratiebegonnenhaben.DiesenKampf führteRichterschon,alsLassalledie liberaleBourgeoisiebesehdeteundgegen derFortschrittsparteiangehörigeBeamteBismarcksHilfeanrief.Dasganze Schriftstückkannnur denGlaubennähren,daßderobersteReichsbeamtedie GefchichtePreußensundfeinerParteiennichtkennt.JederDutzendjournalist hättedieSachebessergemacht;und keinegroßeZeitunghättedenBriefab- gedruckt,wenn ernichtvom Kanzlerunterzeichnetgewesenwäre.Daßein HirnvondieserKapazitätdenimmerhinbeträchtlicherenRobespierre(vondem Mirabeau sagenkonnte:Il croittout cequ’il dil)einen,,wildgewordenen Spießbürger«nenntundBonaparte,demRetterdesKonvents (trotzden1die politische,diecaesarischeRolledcsKorsen erstunterdem Directojre begann),

»die»BefreiungdesfranzösischenVolkesvonderSchreckensherrschaftder

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